Adventskalender 21-24
https://www.animexx.de/fanfiction/393547/
Türchen 21: Please Come Home (Reprise)
https://www.animexx.de/fanfiction/393547/1288365/default/#complete
„Noch ein Auftrag?“, fragte Cloud verdattert, verwundert darüber, dass Tifa ihn noch einmal fortschicken wollte. „Und wo wäre das?“
„Ziemlich weit im Norden, ein Stück hinter Bone Village.“ Es entstand eine Pause, in der Cloud überschlug, wie viele Stunden ihn dieser Auftrag kosten würde. „Die Dame klang etwas schrullig, aber sie hat gesagt, sie zahlt gut, weil die Lieferung unbedingt noch dieses Jahr erfolgen muss.“
„Und wohin?“
Tifa hielt kurz inne; vor Clouds innerem Auge zog sie ihre Notizen zu Rate. „Weiß ich nicht, das wirst du dann wohl dort erfahren. – Wo bist du eigentlich gerade?“
„Graslandregion“, sagte Cloud zähneknirschend.
„Erst?“, fragte Tifa erstaunt. „Warum das?“
„Tifa“, sagte Cloud, während er ein zynisches Lachen unterdrückte, „du würdest es mir nicht glauben, wenn ich es dir erzählte. – Also, nur um das noch mal klarzustellen“, rekapitulierte er, während seine Finger am Handy langsam taub vor Kälte wurden, „du möchtest, dass ich jetzt nicht nach Hause komme, wie ich es seit Tagen versuche, sondern dass ich doch lieber noch mal nach Norden fahre, um für eine seltsame Alte irgendwas auszuliefern, eindeutig Gefahr laufend, dass sie senil ist und überhaupt nicht weiß, was ich dort will, wenn ich ankomme? Ich kenn die Gegend auch nicht, ich kann dir nicht garantieren, wie lange ich brauchen werde.“
„Das hat schon alles seine Richtigkeit, wir können das Geld brauchen, zwischen den Jahren kommen kaum Leute in die Bar, du machst ganz zu, die Kinder sind in schrecklichen Wachstumsphasen und die ganze Zeit nur am Futtern, jeder Gil ist willkommen“, ratterte Tifa hinunter; sie hatte offensichtlich mit seinem Widerstand gerechnet. „Und natürlich kennst du die Gegend nicht, das ist dieses Neubaugebiet kurz vor Modeoheim, wo sie jetzt Leute ansiedeln wollen, wo andere sonst Urlaub machen.“
„Ach, da“, machte Cloud, als ihm dämmerte, wo sein Ziel lag. Sie besprachen die genaue Abbiegung, die er würde nehmen müssen.
„Und danach müsste es ausgeschildert sein“, schloss Tifa.
Cloud seufzte tief. „Das ist alles schön und gut, aber ich will da eigentlich nicht hin, ich bin echt bedient von den letzten Tagen und total erschöpft, ich will nach Hause, Tifa, ein Wort von dir und ich fahre nicht.“
Tifa zögerte. „Ich will dich auch sehen, aber ...“
Cloud wartete mehrere Momente ab, allerdings schien Tifa ihre Meinung tatsächlich nicht zu ändern. „Dann soll es so sein“, gab er seufzend nach. „Ich mach so schnell, wie es nur irgend geht.“ Sie verabschiedeten sich. Cloud steckte das Handy mit einem unguten Gefühl weg. Er wusste, dass es finanziell klug war, zu fahren, aber es war nicht richtig. Allerdings hatte er jetzt schon zugestimmt. Alles, was ihm blieb, war, alles daran zu setzen, diesen letzten Auftrag so schnell wie möglich hinter sich zu bringen und sofort auf dem schnellsten Weg nach Hause zurückzukehren.
Ausgerüstet mit Handschuhen und einer Schutzjacke gegen die Kälte, machte er sich dann auf den direktesten Weg gen Norden. Er wählte eine Route, von der er wusste, dass sie ihn zwischen dem ehemaligen Midgar und Kalm hindurchführen würde; die Versuchung, in Richtung Edge abzubiegen, statt weiterzufahren, war so groß, dass er tatsächlich anhielt und mehrere Minuten in Richtung der alten Stadt blickte. Das Shin-Ra-Hauptquartier war immer noch zu sehen und löste in ihm sehr gemischte Gefühle aus; er hatte seinen Frieden geschlossen, aber seine Narben erinnerten ihn noch immer sehr genau an all die Opfer, die sie gebracht hatten. Waren es nicht genug gewesen?
Tifa und die Kinder tauchten in seiner Vorstellung vor ihm auf; seine Sehnsucht war unbändig. Alles, was er wollte, war, es sich mit den dreien gemütlich zu machen und sich für den Rest des Jahres auszuruhen. Er wollte Marlene zuhören, wenn sie viel zu viel redete, und er wollte Denzel verstehend zunicken, wenn er nicht so viel sagte, wollte Tifa im Arm halten und sie einfach nur festhalten, festhalten für immer – oder zumindest so lange, bis das nächste Jahr anfing ...
„Komm schon, sie hat dich um diese eine Sache gebeten“, redete er sich selbst zu. „Wenn du dich zusammenreißt, verlierst du nicht mal einen Tag, ihr könnt das immer noch alles machen.“ Und er richtete Fenrir gen Norden, ließ Midgar hinter sich, Kalm, fuhr zielgerichtet weiter, zuerst bis Bone Village, dann noch ein Stück weiter, kurz vor Modeoheim fuhr er von der großen Straße herunter und folgte Landstraßen durch die Gegend. Mittlerweile befand er sich in einer Schneelandschaft wie im Bilderbuch. Er wunderte sich selbst, wie gut er durchgekommen war. Zur Attraktivität des Neubaugebiets vor Modeoheim gehörte es wohl, dass man problemlos hinfahren konnte.
Er fuhr an kleinen eingeschneiten Siedlungen vorbei, die ihm einen Vorgeschmack auf sein eigentliches Ziel gaben: Schnee auf den Dächern, Kaminrauch aus den Schornsteinen, helle Beleuchtung hinter den Fenstern und auch an den Fassaden. Der Gedanke an Tifa, die zu Hause ähnliche Beleuchtung abends alleine ausschalten musste, obwohl sie es nicht mochte, durch den dunklen Flur wandeln zu müssen, versetzte ihm einen Stich. Er legte ein wenig an Tempo zu, zumal auf den Straßen weit und breit niemand zu sehen war.
Endlich kündigte ihm ein Schild an, dass er im richtigen Dorf angekommen war; mittlerweile hatte er fast einen halben Tag gebraucht; vielleicht konnte er es doch noch bis zum Abend noch bis nach Hause schaffen ...
Er bremste ab, als er in die Gemeinde einfuhr, und sah sich interessiert um. Das Dorf sah aus wie im Märchen, die Dächer wie mit Zuckerguss überzogen, Kinder spielten in den Straßen, es gab einen Stand, an dem süßer Wein angeboten wurde, eine Bäckerei, eine kleine eingeschneite Kirche mit hübschen bunten Fenstern und so vieles mehr, er wusste gar nicht, wo er zuerst hinschauen sollte. Bevor er allerdings mehrmals um den Hauptplatz im Dorf herumfuhr, stellte er sein Motorrad kurz am Straßenrand ab, sah sich weiter um und rief noch einmal Tifa an, um nach einer genaueren Wegbeschreibung zu fragen.
Als er wieder auflegte, spürte er, wie sein Herz vor Aufregung schnell zu schlagen begann: Nur noch diese eine Sache, dann konnte er nach Hause fahren. Blieb nur zu hoffen, dass die Alte ihn nicht ans andere Ende des Kontinents schicken würde ...
Er fuhr ein Stück aus dem Märchendorf heraus auf eine ruhige Straße, an der vereinzelt Einfamilienhäuser verteilt waren, die er sich schöner in dieser verschneiten Jahreszeit nicht hätte vorstellen können. Am Ende der Straße stellte er Fenrir ab, er stellte den Motor aus und mit Herzklopfen lief er den Weg zum dortigen Haus zu: An der Tür hing ein Kranz aus Tannengrün, er sah an den Fenstern bunte Lichterketten, der gesamte Vorgarten war bis auf den Weg zur Tür voller Schnee, das Dach auch, hinten konnte er sogar einen Schneemann erkennen. Er dachte, dass die alte Dame vielleicht ihre Enkel zu Besuch hatte und war schon froh, dass er so, selbst wenn sie senil sein und ihn vergessen haben sollte, so wahrscheinlich einen Ansprechpartner haben würde, der ihm sagen könnte, was sein Auftrag war, als er auch schon an der Tür läutete. Eine schrullige Alte öffnete ihm allerdings nicht. Und, soweit er das sagen konnte, auch nicht ihre Enkelin. Cloud verstand für den Bruchteil einer Sekunde die Welt nicht, als sich die Tür öffnete.
Dann, als sich Marlenchens Arme um ihn schlossen und er sie instinktiv auch in einen Arm nahm und mit der anderen Hand ihren Kopf tätschelte, der mittlerweile bis zu seiner Brust reichte, setzte sich das gesamte Bild zusammen. Durch die offene Tür hinter ihr sah er auch Tifa mit einer dampfenden Tasse an einem großen hölzernen Tisch sitzen. Sie warf ihm einen Blick zu und winkte unschuldig, als ob an der Situation nichts Ungewöhnliches wäre.
Cloud konnte ein erleichtertes Lachen nicht unterdrücken. Marlene löste sich von ihm und sah ihn etwas besorgt von unten an. „Ihr hättet ein Wort sagen können“, meinte er.
„Alles Tifas Idee“, sagte Marlene schüchtern. Dann fing sie an, übers ganze Gesicht zu strahlen. „Daddy ist auch da!“
„Wunderbar“, sagte Cloud. Er legte Marlene einen Arm um die Schultern und bugsierte sie langsam in Richtung Haustür. „Lass uns besser reingehen, es ist kalt.“ Und mit einem befreienden Atemzug – den Duft von heißer Schokolade in der Nase, in dem Wissen, dass alle da waren, die ihm etwas bedeuteten, mit der Aussicht, endlich zur Ruhe zu kommen – schloss er die Tür.
https://www.animexx.de/fanfiction/393547/1288365/default/#complete
Türchen 22: After All These Years (Reprise)
https://www.animexx.de/fanfiction/393547/1288366/default/#complete
Yuffie kochte noch immer innerlich, als sie an ihrem eigentlichen Ziel ankam, einer kleinen Schlittschuhbahn auf halbem Weg zwischen der eigentlichen Eishalle ihrer Tochter und zu Hause; es waren vor allem viele Kinder auf der Eisbahn zu sehen, die einfach ein bisschen hin und her fuhren. Sie entdeckte May schon von Weitem: Sie war diejenige, die richtige Pirouetten drehte und das Rückwärtslaufen auf Schlittschuhen übte. Als May sie auch entdeckte, kam sie sofort an die Bande gelaufen, an der Vincent bereits gestanden und sie beobachtet hatte und wo sie sich Momente später alle trafen.
„Mama, Mama, Mama!“, rief ihre Tochter strahlend vor Aufregung. „Rate! Ich hab heute mein neues Kostüm gekriegt, es ist traumhaft! Du musst es gesehen haben, es funkelt überall und es ist so ein bisschen blau, ein bisschen lila, der Rock ist ganz leicht und es ist so schön ...“, brabbelte sie und in ihrer Begeisterung wartete sie gar keine richtige Antwort ab, sondern stürmte geradezu auf die Eisfläche zurück, wo sie vor Freude buchstäblich in die Luft sprang.
Yuffie seufzte und wandte sich gedämpft an Vincent. „Und wie viel kostet uns das wieder?“, fragte sie etwas zynisch. Er schaute sie nur stumm an, als wollte er sagen, dass sie wohl keine Wahl hätten, wenn ihre Tochter glücklich war, und zuckte die Schultern. Sie schaute May weiter bei ihren Sprüngen zu. „Das war ein doppelter, oder? ... Ein ... was noch gleich?“
„Ich kann die Sprünge auch nicht auseinanderhalten“, erwiderte Vincent. „Einer ist vorwärts, die andern rückwärts.“
„Du wirst es nicht glauben, so viel hab ich auch schon mitgekriegt.“ Sie grinste, als sie sich ansahen. Vincent zuckte erneut die Schultern. Sie schmiegte sich an ihn und die Wogen in ihrem Innern glätteten sich. Plötzlich spürte sie, wie kalt es eigentlich war. „Noch fünf Minuten“, rief sie, als May das nächste Mal vorbeigefahren kam, „Mama ist kalt.“ Sie sah den Protest in Mays Gesicht, dann die Resignation, weil sie wusste, dass Widerrede nichts bringen würde. Sie zog rückwärts von dannen und schaute Yuffie noch lange böse an.
„Kinder“, sagte Vincent leise irgendwo über Yuffies Ohr. „Sie geben einem so viel zurück.“ Yuffie kicherte verstohlen.
„Du bist gemein“, sagte sie, allerdings grinsend. Die Eisfläche füllte sich zusehends und May hatte kaum noch Möglichkeit, etwas anderes zu tun als zwischen den jüngeren Kindern mit im Kreis um die Bahn zu laufen. Yuffies Blick schweifte ab, in die Ferne, in die Höhe. Sie betrachtete die Sterne, die in dieser Nacht so klar zu sehen waren. „Schau mal“, sagte sie und zeigte nach oben.
Vincent folgte ihrer Geste mit dem Blick. „Sehr romantisch“, sagte er trocken. „So viele Sterne hab ich schon lange nicht mehr gesehen“, sagte er dann doch noch mit etwas weicherer Stimme.
„Es gab immer so viele Sterne über ...“, sagte Yuffie instinktiv, unterbrach sich aber. Es waren diese Momente, in denen sie Dinge ohne zu überlegen aussprach, von denen sie nicht einmal mehr wusste, dass sie sich daran erinnerte. Und sie dachte daran, wie anders es in der großen Stadt war, wie viel Mut es erforderte, alleine herzukommen, und wie schwierig es sein musste, zu akzeptieren, dass die eigene Tochter lieber dort ...
Als May vom Eis kam, beobachtete Yuffie, wie Vincent ihr zuerst die Kufenschoner reichte und sie dann stützte, während sie in ihre normalen Schuhe wechselte. Sie wusste, andere Mütter verurteilten sie dafür, dass sie immer erst so spät auftauchte und ihre Tochter Minuten später zum Gehen bewegte, weil ihr kalt oder weil sie erschöpft war und nach Hause wollte; sie wusste, andere Mütter hielten sie für eine schlechte Mutter, einfach, weil sie anders war ...
„Bereit“, sagte May und riss Yuffie damit aus ihren Gedanken. Sie beschaute sich ihre Tochter und ihren Mann und fällte eine Entscheidung.
„Ich glaube, wir müssen vorher noch woanders hin, bevor es nach Hause geht.“
https://www.animexx.de/fanfiction/393547/1288366/default/#complete
Türchen 23: So This Is Christmas …
https://www.animexx.de/fanfiction/393547/1288367/default/#complete
~ So this is Christmas
And what have you done? ~
Alles war so weihnachtlich – hell – fröhlich. Auf dem Platz stand eine große Tanne, durch die Straßen wehte der Duft von gebrannten Maronen, Stände verkauften heiße Sangria, so gut wie alle Fassaden glitzerten mit Weihnachtsbeleuchtung; das elterliche Wohnzimmer war geschmückt gewesen mit Tannengrün, Krippenfiguren und Engeln; das Festessen war himmlisch gewesen.
Und doch kam Genesis, der aus dem Fenster ihrer Wohnung in Lissabon nach draußen schaute und Weihnachtsspaziergänger beobachtete, alles nur kalt und distanziert vor, als ob ihn nichts davon richtig berühren konnte. Irgendetwas sagte ihm, dass sein erstes Weihnachtsfest so richtig schiefgelaufen war: Ramon und er hatten seit Tagen außer Höflichkeiten kein Wort mehr miteinander gewechselt; er hatte Ramons Blick gemieden, denn wann immer er ihn ansah, kochte in ihm eine unbändige Wut hoch, die er im Kreise der Familie kaum auf ihn loslassen konnte; auch auf der Heimfahrt hatte er stur aus dem Autofenster geschaut, weil Ramon sich auf die Straße konzentrieren musste.
Zu Hause angekommen, war Ramon in seinem Arbeitszimmer verschwunden, hatte die Tür hinter sich zugezogen und war seitdem nicht mehr gesehen worden; und Genesis war zu phlegmatisch, um selbst den Streit zu suchen. Es war nicht seine Aufgabe, Ramon hinterherzulaufen.
Hinter ihm öffnete sich sachte eine Tür. Ohne sich umzusehen, wusste Genesis, dass Ramon am andern Ende des Raumes stand und ihn traurig anschaute mit der stummen Bitte, sich doch umzudrehen und endlich darüber zu reden.
~ So this is Christmas ...
And what have we done?
Another year over ... ~
Genesis wandte sich immer noch nicht um. Von ihm aus konnte Ramon schmoren, bis er vollkommen verkohlt war. „Genesis ...“, hörte er Ramon mit bittender Stimme sagen.
In seinem aufwallenden Zorn wirbelte Genesis herum. Dort stand Ramon, genau wie er ihn erwartet hatte, die Schultern hingen herunter, er hatte diesen elenden Gesichtsausdruck, in einem Wort: Er war schwach. Ramons Verletzbarkeit erzürnte Genesis nur noch mehr.
„Ich will nichts von dir hören, falls du das wissen möchtest!“, fiel Genesis ihm ins Wort, noch bevor er etwas sagen konnte. Er spürte, wie sein Akzent hörbar wurde. „Ich hab es satt. Einfach satt! Tagelang meldest du dich nicht, obwohl wir uns ständig verpassen, dir könnte auch sonst was passiert sein, ohne dass ich es wissen würde, dann tauchst du auf, ein entschuldigendes Lächeln auf den Lippen, eine Flasche von meinem Lieblingswein dabei und sagst, dass es ja nicht so gemeint war und dass es besser wird und denkst, das war es, damit wäre ich zufrieden, und wenn du dich wieder dazu herablässt, Zeit zu haben, soll ich angedackelt kommen, oder wie? Ich steh dir nicht zur Verfügung, wie es dir gerade passt! Ich bin kein verdammtes Buch, das du ins Regal zurückstellen kannst, wenn es grad zu viel wird! Ich bin kein Puzzle, das du wieder hervorholen kannst, genau wie du es verlassen hast und an dem du genau dort weitermachen kannst! Ich bin ein Mensch, ich bin dein Mann, auch wenn du gerade nicht hinschaust! Ich existiere die ganze Zeit, Himmelherrgottnochmal! Das kann dir nicht mal passen und mal nicht, du musst es immer passend machen!“ Genesis rang mittlerweile um Atem.
Ramon hingegen hatte sich nicht das kleinste Stück gerührt. Er wartete geduldig, bis Genesis nichts mehr zu sagen einfiel. „Ich weiß“, pflichtete er ihm dann bei. „Du hast recht.“
Genesis fühlte, wie ihm der Wind aus den Segeln genommen war. Er hielt inne, richtete sich aus seiner Angriffshaltung wieder auf und schaute Ramon ins Gesicht. „Oh“, machte er; er wusste nicht, was er sagen sollte. „Was machen wir dann hier?“
Ramon zog ratlos die Schultern hoch. „Das würd ich auch gerne wissen.“
Eine betretene Stille stand zwischen ihnen. Genesis war nicht mehr sauer. Anscheinend war sein Zorn daran entflammt, dass er angenommen hatte, dass Ramon sich im Recht sah. Wenn sie beide der gleichen Meinung waren, warum hatten sie die letzten Tage zerstritten verbracht? „Jetzt fühl ich mich blöd“, gab Genesis zu.
„Nicht nötig“, widersprach ihm Ramon. Langsam kam er durch das Zimmer auf Genesis zu. „Du hattest ja recht, ich hab mich nicht gut verhalten, ich war nur auch mal zu stolz, das zuzugeben. Du hast jedes Recht, verletzt zu sein.“ Er kam vor Genesis zum Stehen und sie sahen sich in die Augen, Braun und Blau. „Es tut mir ehrlich leid.“
„Ja, ich weiß“, sagte Genesis instinktiv. Er versuchte, Ramon ermutigend zuzulächeln, aber nach mehreren Tagen des Streits war das noch etwas schwierig, obwohl er es wirklich wollte und sein Bestes tat. Ramon nickte trotzdem verstehend. Genesis kam der Raum auf einmal mehrere Grad wärmer vor, als ob jemand ein Kaminfeuer entzündet hätte. Er probierte es mit einem Scherz: „Das ist also Weihnachten, ja?“
„Auch“, räumte Ramon ein. Es trat wieder eine kurze Stille zwischen sie, ehe Ramon hinzufügte: „Aber es geht vorbei. Happy Birthday.“
~ ... A new one just begun. ~
https://www.animexx.de/fanfiction/393547/1288367/default/#complete
Türchen 24: Fall On Me
https://www.animexx.de/fanfiction/393547/1288368/default/#complete
~ Fall on me
Ascoltami ~
Sephiroth hörte Zufriedenheit aus dem Wohnzimmer, als er aus der Küche zurückkehrte. Er versuchte, unauffällig im Flur zu verweilen, um die heimische Szene von Harmonie möglichst lange in sich aufzunehmen. Alle waren versammelt, Angeal, Gillian, Eliza, Ben, seine Schwiegereltern und, am wichtigsten für ihn, Genesis, alle vereint in einer Wonne, die durch etwas zu viel Essen und Alkohol bedingt sein mochte, doch vor allem von ihnen allen herrührte. Glück erfüllte auch ihn: Es war seine Familie.
Hinter ihm kam auch Ergin den Flur entlang und als sie beide im Eingang zum Wohnzimmer standen, wurden sie von allen bemerkt; es brachen spontane Lobpreisungen aus für das Festessen, das sie gemeinsam zustande gebracht hatten. „Ach, ist doch nicht nötig“, sagte Ergin grinsend, während er mit angedeuteten Verbeugungen das Lob entgegennahm. Sephiroth, der Ergin eigentlich nur geholfen und nicht den Hauptpart übernommen hatte, fühlte sich nicht wirklich angesprochen: Alle Ehre gebührte dem Haushälter, nicht ihm.
Als er von einem zum andern in die Runde schaute, bemerkte er, dass Genesis‘ Mutter seinen Blick suchte. Er durchquerte den Kreis aus Stühlen und Sesseln, der das Sofa ergänzte, und ließ sich neben seiner Schwiegermutter nieder. „Mein Engel, es war herrlich“, sagte sie ohne Umschweife. „Ich kenne Ergins Festmähler seit geraumer Zeit und kann ganz genau erkennen, was dein Werk war, es war eine großartige Ergänzung.“
„Ach, das ist lieb, Mama“, sagte er etwas beschämt, „aber ich hab wirklich nur ...“
„Nimm Lob von deiner alten Mutter an“, unterbrach sie ihn mit liebevoller Strenge.
„Ok, ok“, räumte er ein. Er sah seinen Schwiegervater auf sich zukommen; er hielt ihm ein Glas Rotwein hin.
„Das hast du dir verdient, mein Sohn“, sagte er stolz. Als Sephiroth das Glas dankend angenommen hatte, ging er weiter, um Ergin ein Glas Tee zu reichen.
„Das war aber nicht alles, worüber ich reden wollte“, sagte Sephiroths Schwiegermutter und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, näher heranzukommen. Sie senkte die Stimme, damit niemand hörte, was sie sagte: „Was schenkst du denn Genesis zum Geburtstag, mein Lieber?“
Sephiroth musste sich zurückhalten, um nicht in sein Weinglas zu prusten. Grinsend und mit einem Blick quer durchs Zimmer auf Genesis, der sich von Ben alle seine Pläne für nach dem Abschluss erzählen ließ, sagte er: „Ich bin so froh, dass du fragst.“
~ Fall on me
Abbracciami ~
„Das ist ihr Kostüm?“, fragte Godo Yuffie, die neben ihm auf den Tribünen der Eishalle saß.
Yuffie seufzte. „Ja, und wir werden das jetzt so akzeptieren.“ Sie sah, wie ihr Vater herunterschluckte, was ihm durch den Kopf ging, als er Mays luftiges Eistanzkostüm sah. Er versuchte es wirklich, das wusste sie. Nachdem sie es so oft hatte versuchen wollen, als er noch nicht bereit gewesen war, arbeiteten sie nun gut zusammen daran, ihre Familie zu kitten.
„Ein wenig mehr Stoff hätte es schon sein können, es ist kalt“, sagte er trotzdem.
„Wem sagst du das?“, seufzte Yuffie.
~ Fall on me
Finché vorrai ~
„Ich werd nie wieder was essen“, stöhnte Antónia, als sie sich bedröppelt auf dem Sofa ihrer Eltern kugelte. „Nie, nie, nie wieder.“
„Der Trick ist, sich nicht so viel von Mama aufschwatzen zu lassen“, sagte Ramon weise, der selbst beinahe zum Bersten gefüllt war; Platz für ein Glas Sekt war dennoch gewesen. Während er es in der rechten Hand hielt, lag sein linker Arm zärtlich um Justos Schultern. Er richtete das Wort an seinen Mann: „Findest du nicht?“
Der brauchte einen Moment, um zu antworten. „Ich werd nie wieder was essen“, sagte auch er. „Nie. Wieder.“
Ramon grinste. Er beugte sich zu Justo vor. „Komisch, mir ist immer noch nach was Süßem“, sagte er, überbrückte die kurze Distanz zwischen ihnen und versiegelte Justos Lippen mit einem sanften Kuss.
~ Finché vorrai ~
Cloud fühlte Tifa in seinem Arm atmen, aus mehr bestand seine Welt in diesem Moment nicht. Träge schauten sie sich an, vage bewusst, welch ein großes Glück sie gerade erlebten. Zart fuhren ihre kühlen Fingerspitzen an seiner Wange entlang hinunter zu seinem Kinn, wo ihre Hand verharrte, bis sein Blick sie fokussiert hatte. Langsam, immer darauf bedacht, dass er sie betrachtete, ließ sie ihre Hand sinken, bis sie damit über ihren Bauch strich und ihn bedeutungsschwer anschaute. Clouds Augen weiteten sich stumm. Ja?, fragte er mit seinem Blick. Ja, bestätigte ihm Tifa mit einem Nicken, dann führte sie einen Finger an ihre Lippen und nickte in Richtung der Kinder, die mit Barret am Kamin vor dem Sofa saßen. Cloud konnte es immer noch kaum fassen. Lächelnd zog er Tifa näher an sich und küsste sie sanft aufs Haar.
~ See? Everything’s ... alright ~
https://www.animexx.de/fanfiction/393547/1288368/default/#complete
Adventskalender 2020 Final-Fantasy-Edition: https://www.animexx.de/fanfiction/393547/