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FINAL FANTASY VII REMAKE -- NEUER TRAILER! Final Fantasy, Aeris, Cloud, Final Fantasy VII Remake, Sephiroth

Autor:  tobiiieee

Just look at this beauty:



Was wir Neues sehen:
Aeris.
Wie Cloud und Aeris interagieren. Ob man nun nach all den Jahren für Tifa oder für Aeris ist -- in diesem Trailer ist es absolut süß gemacht.
Sephiroth. Mit einer neuen Stimme. o.O Das ist ziemlich sicher nicht George Newbern, den wir aus Crisis Core kennen. Hoffentlich ändert sich das im fertigen Spiel. Wie kann man jemanden wie Sephiroth umbesetzen?
Andere Kommentare auf YT weisen darauf hin, dass sie auch bei Cloud eine andere Stimme hören als Steve Burton. Die Sätze sind so kurz und unprägnant, dass ich mich da jetzt nicht entscheiden wollen würde. Vielleicht haben sie sich nicht die Mühe gemacht, die originalen Sprecher für jeweils eine Sekunde im Trailer ranzuholen.

Mehr erfahren wir auf der E3! Ist nicht mehr lange hin, also bleibt gespannt ...
 

Bigger Wow: Version zwei

Autor:  tobiiieee

Und die erste überarbeitete Version von Bigger Wow (fertige Version: https://www.animexx.de/fanfiction/389468/1262634/default/#complete)
Die erste Überarbeitung bezieht sich v.a. auf Ausdruck und darauf, weniger Laber-Passagen zu haben. :'D

Bigger Wow

Genesis sah von seinem Buch auf, als es an der Tür klopfte. Er hatte sich gerade erst mit einer Tasse Kaffee und einer alten Nietzsche-Ausgabe aufs Sofa gesetzt. Besuch erwartete er nicht – nun, ganz der Wahrheit mochte das nicht entsprechen, aber er hatte seinen Besuch jedenfalls nicht für diese Uhrzeit bestellt. Er sah sich im Wohnzimmer seines Hauses in Lissabon um und überlegte träge, ob er öffnen sollte oder nicht. Eigentlich war ihm an einem Freitagvormittag nicht danach. Seinen Kaffee hatte er bisher auch kaum angerührt.
            Gerade hatte er den Blick wieder seinem Buch zugewandt, als er von der anderen Seite der Tür eine Stimme hörte: „Jetzt mach schon auf, ich weiß, dass du da bist.“ Genesis hob den Blick wieder von den Buchseiten und hielt einen Moment inne. Das änderte die Situation natürlich. Er legte seinen Nietzsche vorsichtig beiseite, erhob sich vom Sofa und ging zur Tür. Als er sie öffnete, stand Ramon vor ihm, ein Lächeln im gebräunten Gesicht und weiße Turnschuhe an den Füßen. „Was, so umwerfend siehst du aus, wenn du nicht weißt, dass ich vorbeikomme?“, fragte er gespielt entrüstet.
            Genesis zuckte lässig mit den Schultern, als ob er überhaupt nicht wüsste, wovon Ramon sprach. „Offensichtlich ...“ 
            „Was machst du bloß mit deiner Haut?“ Ramon kam einen Schritt auf ihn zu, beugte sich leicht zu ihm herunter und küsste ihn für einen Moment zärtlich auf die Lippen. Dann hob er die linke Hand, an der Schlüssel baumelten. „Willst du fahren?“, fragte er, doch noch bevor er zu Ende sprechen konnte, hatte Genesis ihm schon die Autoschlüssel aus der Hand geschnappt. Daraufhin sah er auch Ramons weißen Wagen in seiner Auffahrt stehen.
            Genesis wies mit der Hand über seine Schulter zurück in Richtung Haus. „Brauch ich irgendwas?“
            „Nein“, erwiderte Ramon gelassen, „ich sorg schon für dich.“
            „Hm.“ Genesis zuckte akzeptierend die Schultern und ging auf den Wagen zu; er nahm auf dem Fahrersitz Platz, Ramon neben ihm. Er ließ den Motor an und legte den Rückwärtsgang ein. „Welche Richtung?“
            „Links“, antwortete Ramon, zögerte aber. Genesis sah ihn zweifelnd an.
            Welche Richtung?“ Ramon hob resigniert die rechte Hand. „Also das andere Links.“
            Ramon seufzte enttäuscht, während Genesis den Wagen aus der Einfahrt steuerte. „Stimmt, die Hand, mit der ich schreibe, ich bin Rechtshänder. Goddamnit.“  
            „Weißt du, für deinen Bildungsgrad ist diese Rechts-Links-Schwäche echt peinlich.“
            „Natürlich weiß ich das“, erwiderte Ramon mit einem Anflug von Ärger in der Stimme. „Nur ist mir das glücklicherweise noch in keinem Kurs passiert.“
            „Ich glaube, Studenten sind unglaublich verständnisvolle Menschen“, sagte Genesis mit einem unschuldig ironischen Ton und einem Seitenblick auf Ramon. Er wirkte nicht begeistert. Genesis wechselte das Thema. „Wohin also?“
            „Erst mal nach Norden raus.“
            „Und dann?“
            „Nach Westen.“
            „Ramon, wohin?“
            Ramon sah ihn vielsagend an. „Wenn ich unangekündigt aufkreuze und dir sage, dass du nach Norden fahren sollst, ist doch wohl klar, dass unser Ziel eine Überraschung ist. Nicht?“
            Genesis seufzte. „Du sagst mir dann, wenn es Richtung Westen weitergeht.“
            „Klar.“ Ramon lehnte sich entspannt in seinem Sitz zurück. Genesis konzentrierte sich auf die Straße, ab und an geleitet von Ramons Kommentaren. Als er ihn nach etwa einer halben Stunde eine Ausfahrt entlang komplimentierte, zählte Genesis zwei und zwei zusammen.
            „Sintra?“ Ramon nickte. „Davon hab ich gelesen.“
            „Und jetzt lernst du es kennen. Das typisch Touristische hast du bisher bestimmt gemieden, dachte ich.“
            „Aus gutem Grund, dachte ich eigentlich.“
            Ramon lächelte ihn nur mysteriös an.

Ihr erster Stopp war eine Bäckerei. „Queijada?“, fragte Genesis mit erhobener Augenbraue, als sie mit einer Auswahl an Süßwaren an einem Tisch saßen.
            „Der Ort ist berühmt dafür.“ Ramon blinzelte ihn unschuldig an.
            „Du hast für heute wirklich das typische Touristenprogramm geplant, oder?“ Genesis biss vorsichtig in das süße Käsegebäck.
            „Ich will dir doch nur Portugal zeigen.“ Ramon sah ihn aus seinen dunklen Augen durch diese dichten langen Wimpern an. „Als Junge war ich häufig in Sintra. Es ist nicht weit weg ...“
            Genesis seufzte. „Ok, ich spiel für dich heute brav den Touristen.“
            „Großartig.“ Ramon grinste zufrieden. „Ich hoffe, du bist gut zu Fuß, es geht ein bisschen hoch.“
            Was, Hügel in Portugal? Wo gibt’s denn so was?“
            Ramon lächelte ihn liebevoll genervt an.

Genesis‘ Blick ging nach oben. „Du weißt, du kannst mich nicht einen solchen Berg hochjagen, wenn ich nur Süßes im Magen habe.“
            Ramon knuffte ihn in die Seite. „Wie war das, Laufen ist deine stärkste Disziplin?“, neckte er ihn. „Es wird dir gefallen, oben ist es unglaublich schön.“
            Seufzend gab Genesis nach; sie machten sich an den Aufstieg zu einer maurischen Burg. Etwas außer Atem kam Genesis nach einer doch gar nicht so langen Ewigkeit oben zum Stehen und stemmte die Hände in die Seiten, um sich aufrecht zu halten. Er drehte sich um. Ramon war zwar noch in Sichtweite, aber deutlich abgeschlagen. Genesis begrüßte ihn mit einem überlegenen Lächeln. „Warum hab ich mich eigentlich beschwert, wenn ich am Ende doch schneller bin als du?“
            Ramon keuchte mehrere Momente schwer, bevor er zu einer atemlosen Antwort ansetzen konnte: „Von uns beiden – bin ja auch ich – der Akademiker – und du nur – der Pseudo-Gasthörer.“
            „Meine Rede, Herr Doktor, du sitzt zu viel am Schreibtisch.“
            Augenverdrehend verzichtete Ramon auf eine Antwort. Aus einer Wasserflasche, die er in einem Rucksack verstaut hatte, nahm er lange Züge. Er seufzte. „Hier oben war ich schon länger nicht mehr.“
            „Das glaub ich dir aufs Wort.“
            „Also“ – Ramon atmete noch ein paarmal tief durch, ehe er aufs Wesentliche zurückkam – „hier oben gibt’s ‘ne Mauer. Und ein Kloster – und eine schöne Aussicht.“
            Auf der von Ramon angesprochenen Mauer war es sehr plötzlich sehr windig. Am blauen Himmel über ihnen war nicht eine einzige Wolke zu sehen. Ramon nahm ihn an der Hand und zog ihn in eine Ecke der Befestigung. Er suchte kurz den Horizont ab und streckte dann die Hand in die Ferne aus. „Da ist Lissabon.“
             „Dann sind wir ja heute doch noch gar nicht so weit gekommen.“
            „Oh ja, der Anstieg täuscht.“
            „Und macht hungrig.“
            „Nun krieg dich aber mal ein. Kannst du noch ein bisschen warten?“
            Genesis hob eine Augenbraue. „Wie lange ist bei dir ein bisschen?“
            Ramon lachte. „Was Zeitgefühl und Pünktlichkeit angeht, bist du sehr viel südeuropäischer als ich.“
            Genesis machte einen etwas betretenen Gesichtsausdruck; ganz unrecht hatte Ramon da nicht. „Aber nicht, wenn ich Hunger hab.“
            Ramon seufzte wieder liebevoll genervt. „Eine Stunde, ok?“
            „Also drei?“
            „Hör mal – wir gehen nur in die am wenigsten besuchte Burg rein, schauen uns die andern beiden Paläste nur von außen an und gehen dann wieder runter, dann kriegst du was zu essen, gut so?“
            „Hat sich dann der Aufstieg überhaupt gelohnt?“
            „Kannst du dich mal entscheiden?“ Ramon sah ihn kurz entgeistert an, bevor er verstand, dass Genesis ihn nur hatte ärgern wollen. Er nahm ihn fest in den Arm und verteilte Küsse auf Genesis‘ Wange und Hals. Dann ließ er ihn los. „Bereit?“

Natürlich dauerte es länger als eine Stunde, bis sie alles gesehen hatten und den Berg wieder herabgestiegen waren. Die Mischung der Architekturstile, der alles umgebende Wald, die Aussicht nach Lissabon und aufs Meer, der klare Himmel, der unendlich ferne Horizont – alles das hatte Genesis tatsächlich mehr beeindruckt, als er zuvor angenommen hatte, doch nun knurrte sein Magen doch beträchtlich. Ramon nahm wieder seine Hand und führte ihn durch die vielen verwinkelten schmalen Gasse am Fuße des Berges zu einem hellen Gebäude mit Tischen und Sonnenschirmen davor.
            „Der Laden steht in jedem Touristenführer drin“, erklärte ihm Ramon, als sie ihre Plätze einnahmen, „deswegen findest du hier auch nur Touristen.“
            Genesis warf einen Blick auf die Karte und sah dann Ramon verschmitzt an. „Du weißt, ich werd teuer.“ Allein im ersten Moment waren ihm gleich Aufschnitt, Octopus, andere Meeresfrüchte und Schwein ins Auge gefallen.
            Ramon zuckte mit den Schultern. „Ja, das dachte ich mir schon.“
            So aßen sie sich durch unglaublich viele, unglaublich gute Gänge, bis sie zu einem Schokoladenkuchen kamen, der in einem Tontopf serviert wurde.
            Ramon lehnte sich in seinem Stuhl zurück, die Finger über dem Bauch ineinander verschränkt. „Auch wenn ich damit gerechnet habe, fasziniert es mich immer aufs Neue, was für eine Menge an Lebensmitteln du vernichten kannst. Wo isst du das bloß hin?“
            „Diskreterweise spreche ich über so was für gewöhnlich nicht“, erwiderte Genesis zwischen zwei Bissen und brachte Ramon damit zum Lachen. Dann löste er die verschränkten Finger voneinander, um unterm Tisch eine Hand sanft auf Genesis‘ Oberschenkel zu legen.
            „Hauptsache, du bist glücklich.“ Er seufzte ermüdet, während seine Hand ihn weiter streichelte. „Ich sollte aufhören, mit dir mithalten zu wollen.“
            „Da sagst du was“, meinte Genesis leichthin, während er den Topf bis auf den letzten Krümel auskratzte. Er stellte das leere Gefäß vor sich auf den Tisch. „So, ich bin gestärkt – wo geht’s als nächstes hin?“ 
            „Ich schaff dich nicht“, sagte Ramon mit einem gequälten Lachen.

Als sie zurück zum Parkplatz gefunden hatten, auf dem Ramons Wagen stand, durchsuchte dieser all seine Taschen, wobei er zunehmend fahriger wurde. Genesis lehnte sich lässig ans Auto. „Suchst du die hier?“, fragte er und hielt die Autoschlüssel hoch. Ramon, erleichtert, griff danach, aber Genesis entzog sie seiner Reichweite. „Du glaubst doch nicht, dass ich dich fahren lasse.“
            „Na ja“, wandte Ramon ein, „es ist immerhin mein Wagen.“
            „Dann hättest du mir die Schlüssel nicht geben sollen.“
            „Komm, so schlimm fahr ich auch nicht.“
            „Mit einem vollen Magen setz ich mich in kein Auto, das du steuerst.“
            „Ok.“ Ramon zog hilflos die Schultern nach oben. „Du hast gewonnen.“
            Als sie ihre Plätze eingenommen hatten, steckte Genesis den Schlüssel in die Zündung. „Wohin?“
            „Westen.“
            Genesis‘ Augen weiteten sich. „Hast du vor, was ich denke, dass du es vorhast?“           Ramon sah ihn kurz nachdenklich an und schien dann eine Entscheidung zu treffen. „Ja.“
            „Wow.“
            „Fahr.“ Ramons Hand fand wieder den Weg zu seinem Oberschenkel. „Du findest es schon.“
            „Siehst du, du bist eh viel zu müde zum Fahren.“
            Bereits mit geschlossenen Augen im Sitz zurückgelehnt, gab Ramon nur ein leises Lachen zur Antwort. Während Ramon neben ihm döste, suchte sich Genesis eine halbe Stunde lang die gewundenen Straßen entlang immer weiter den Weg in Richtung Westen. Als er den Motor abstellte, wachte Ramon ganz von selbst auf. Er schaute aus dem Fenster. „Ich wusste, auf dich ist Verlass.“
            „Es war ausgeschildert.“ Sie stiegen aus. „Ich hab ja schon häufig davon gelesen und das eine oder andere Bild gesehen, aber – wow.“
            „Freut mich“, erwiderte Ramon, den Wagen umrundend, „krieg ich jetzt meine Schlüssel wieder?“
            „Nein“, sagte Genesis knapp und verstaute die Schlüssel sorgfältig in einer Hosentasche.
            „Ach, und du meinst, da komm ich nicht ran, ja?“, hauchte ihm Ramon ins Ohr, während er ihn an der Hüfte umfasste und näher an sich zog. Genesis legte ihm die Arme um den Hals und ließ sich im Sonnenschein lange küssen. Der Wind umtoste ihre verschlungenen Körper, aber ihren Lippen tat das nichts. Ramon knabberte ihm sanft an der Unterlippe; Genesis schloss entspannt die Augen. Sie lösten sich erst voneinander, als der Wind plötzlich auffrischte und die Richtung wechselte und ihnen wieder einfiel, weswegen sie so weit gefahren waren. „Wir hatten ja noch was vor“, sagte Ramon mit einem Lächeln, als hätte man ihn bei irgendetwas ertappt.
            „Du hast den Plan.“
            „Versuch doch einfach, mich weniger davon abzulenken.“
            Genesis sah ihn vielsagend an. „Soll ich raten, was ganz am Ende deines Plans steht?“
            Ramon lachte wieder genauso ertappt wie zuvor. „Darüber können wir ja später reden.“
            „Ich hoffe doch, dass wir nicht viel zum Reden ... kommen.“        
            Ramon sah ihn sehr lange an. „Ich beginne zu verstehen, was ‚Du bringst mich um den Verstand‘ bedeuten soll“, sagte er schließlich.
            Genesis zwinkerte ihm vergnügt zu. „Also. Dein Plan.“
            „Richtig.“ Ramon schien sich kurz zu sammeln. „Cabo da Roca. Folge mir.“
            Ihr Ziel war eine atemberaubende Küstenlandschaft. Groß wie Hochhäuser, ragten die Felsen aus dem Meer, das am Horizont just in den Himmel überzugehen schien. Ein Weg führte an der Küstenlinie entlang. Hand in Hand gingen sie einfach eine Weile schweigend den Pfad entlang, bis sie an einem Kreuz anlangten.
            „Wir befinden uns jetzt also offiziell am westlichsten Punkt des europäischen Festlandes“, stellte Ramon gewichtig fest. „Und wenn du den Abhang so runterschaust, ist das hier wirklich nicht der richtige Ort für Höhenangst.“
            „Ziemlich gefährlich eigentlich“, überlegte Genesis laut, „so ein Abhang ohne Sicherung.“
            „Es gibt solche und solche Abschnitte“, erwiderte Ramon schulterzuckend.
            „Und vielleicht einen mit weniger Menschen?“
            Ramon umfasste ihn mit einem Arm und zog ihn an seine Seite. „Dafür hast du ja mich, deinen persönlichen einheimischen Tour Guide.“
            „Dann, lieber Tour Guide, führ mich an eine solche Stelle.“
            Und Ramon geleitete ihn durch den stürmischen Küstenwind am Abhang entlang, bis sie nach längerer Zeit einen Pfad fanden, an dem sich die Besucher spärlicher verteilten. Und auf jedem einzelnen Meter des Weges war Genesis überwältigt von den ihn umgebenden Gewalten. Er stellte sich gerade vor, wie beeindruckend ein Sonnenauf- oder -untergang von diesem Aussichtspunkt aus sein musste, als Ramon abrupt stehen blieb und sich mit dem Blick in Richtung Meer seufzend auf einem Felsen am Wegesrand niederließ.
            „Muss sich der alte Mann setzen?“, neckte ihn Genesis.
            „Pass auf“, erwiderte Ramon und deutete einen erhobenen Zeigefinger an, „wir sind gleich alt, vergiss das nicht.“
            Genesis setzte sich neben ihn auf den Felsen. „Es ist unglaublich“, fasste er alles zusammen, während Ramon einen Arm um ihn legte. Gemeinsam blickten sie lange aufs Meer – auf die Felsen – auf den Horizont – auf den wolkenlosen Himmel – die ganze Zeit aneinander geschmiegt und mit ineinander gelegten Händen. Irgendwann stupste ihn Ramon von der Seite an. Genesis riss sich von dem Anblick los, der sich vor ihm ausbreitete, und wandte sich Ramon zu. Der sah ihm einfach nur still in die Augen. „Du hast das hier schon ein paarmal gesehen, nicht?“
            Ramon nickte. „Ich kenn den Anblick hier schon mein ganzes Leben; ich kann mich gar nicht daran erinnern, wie es das erste Mal war.“
            „Nicht zu beschreiben“, sagte Genesis mit einem weiteren Blick aufs Meer, ehe er wieder Ramon ansah.
            „Das Dankeschön ist angekommen“, sagte der mit einem liebevollen Lächeln, bevor er sich zu Genesis beugte und ihn erneut in einem zärtlichen Kuss einfing. Ihre Zungen berührten sich sanft; Genesis spürte Ramons Hand über seine Wange streichen. Schließlich drückte er Ramon vorsichtig von sich. Sie mussten beide erst kurz Atem schöpfen, ehe ihre Lippen sich doch nur wieder wie magisch anzogen ...  

„Wie lange wird das jetzt nach Lissabon dauern?“
            „Bis zu dir? Anderthalb Stunden sicher.“
            „Grr. Ich hasse Stadtverkehr.“
            „Du kannst ja mich fahren lassen.“ Genesis schaute Ramon auf dem Beifahrersitz neben sich lange an.
            „Nein.“ Ramon seufzte, diskutierte aber nicht. Genesis war es schwer gefallen, die atemberaubende Küstenlandschaft hinter sich zu lassen. Auf dem Weg durch Sintra deckten sie sich noch bei einem Zwischenstopp mit Süßwaren ein, bevor sie den restlichen Weg nach Lissabon antraten.

Genesis steuerte Ramons Wagen vorsichtig in seine Einfahrt in Lissabon und stellte den Motor ab. Diesmal überreichte er Ramon die Schlüssel bereitwillig. Sie stiegen aus und Ramon begleitete ihn, allerdings nur bis zur Haustür.
            „Du kommst nicht mit rein?“, fragte Genesis skeptisch.
            „Was, nein“, erwiderte Ramon, „oder meinst du, das gehört sich so?“
            „Für einen Liebhaber, meinst du?“ Genesis zog zum wiederholten Male eine Augenbraue hoch.
            „Ja, aber ein Wochenendliebhaber. Es ist Freitag.“
            „Aber –“ Genesis konnte das Bild nicht ganz zusammenfügen. „Es ist schon die ganze Zeit Freitag. Das hat dich doch vorhin auch nicht interessiert.“
            Ramon zuckte mit den Schultern. „Muss immer alles logisch sein?“
            „Ok“, sagte Genesis langsam. „Also kommst du ganz sicher nicht mit rein?“
            Ramon schüttelte den Kopf. Für Genesis ergab immer noch nicht alles einen Sinn. Er schloss die Tür auf und warf einen langen Blick zurück auf Ramon, bevor er die Tür zwischen ihnen schloss. Er hielt kurz inne und sah sich um. Auf dem Sofa lag noch das Buch, das er am Morgen gelesen hatte, daneben stand die so gut wie unangerührte Kaffeetasse. Und auf dem Tisch lag sein Handy. „Oh nein“, seufzte Genesis. Siedend heiß war ihm wieder sein eigentlich bestellter Besuch eingefallen. „Oh nein, oh nein, oh nein ...“
            Doch noch bevor er mehr tun konnte, klopfte es an der Tür. Überfordert von der Situation, wandte Genesis sich um und öffnete.
            Und wieder stand Ramon vor ihm.
            Genesis, fassungslos, gingen viele mögliche Sätze durch den Kopf, aber keiner davon fand den Weg nach draußen. Also starrte er Ramon nur sekundenlang an, im Gesicht ein großes Fragezeichen.
            „Wie ich das sehe“, begann Ramon mit einem überlegenen Lächeln, „ist es jetzt offiziell Wochenende.“ Er hielt Genesis das Zifferblatt seiner Uhr entgegen. Es war achtzehn Uhr. Für Genesis war das alles zu viel.
            „Hör mal“, versuchte er zu erklären, „ich hab grad gemerkt, dass ich jemanden wirklich fies versetzt hab und –“
            „Ach, das erklärt ja einiges“, unterbrach ihn Ramon augenzwinkernd. „Du hast mir immer noch nicht erzählt, was du mit dieser Haut anstellst, dass sie so strahlt ...“
            „Ich weiß deine Flirtversuche wirklich zu schätzen, aber es ist besser, ich ruf ihn zurück, er hat bestimmt schon zehntausend Nachrichten hinterlassen – und wenn ich drüber nachdenke, ist es eigentlich komisch, dass er hier nirgends rumlungert ...“
            Ramon blieb ganz ruhig. „Ein Grund mehr, sich erst morgen damit zu beschäftigen, oder nicht?“ Er schenkte Genesis ein breites Lächeln. Der war sich allerdings immer noch nicht ganz sicher. Ramon ergriff wieder das Wort. „Komm, lass und was essen gehen, du hast doch bestimmt schon wieder Hunger. Wie wär’s mit Fisch?“
            Genesis sah Ramon sehr lange an. Langsam verschwand seine Fassungslosigkeit und alle Teile setzten sich zusammen. Zugegeben, es hatte seinen Reiz, Amar erst später zurückzurufen. Sein Liebhaber für unter der Woche war eine schreckliche Klette und geradezu ein Stalker. Sicherlich war es besser, seinen höchst eifersüchtigen Freund erst abkühlen zu lassen. Ramon hatte vorgeschlagen, dass er sich erst am nächsten Tag bei Amar meldete – doch Genesis schwebte vor, das ganze Wochenende verstreichen zu lassen ...   
            „Von mir aus“, sagte er zu Ramon. „Diesmal darf ich aber ein paar Dinge mitnehmen, oder?“
            „Was brauchst du schon bei mir?“, erwiderte Ramon gelassen. Genesis schaute ihn direkt an. „Na ja, gut.“
            „Kommst du jetzt rein?“
            „Ja, aber mach schnell.“
            Genesis verließ sich darauf, dass Ramon schon die Tür hinter sich schließen würde, und eilte zum Tisch neben dem Sofa, auf dem sein Handy lag. Er fluchte. Amar hatte seit dem Mittag mehrmals pro Stunde angerufen und mindestens ein Dutzend Nachrichten hinterlassen.
            „Und?“, fragte Ramon.
            „Das lass ich besser hier“, antwortete Genesis nur, ehe er ein paar Dinge in seinem Rucksack verstaute und ihn schulterte. „Also auf?“
            „Auf geht’s.“
            „Irgendwie bereue ich jetzt, dass ich dir die Autoschlüssel zurückgegeben habe.“
            „Ich dachte, wir nehmen die Öffentlichen.“
            Genesis verstand genau, was Ramon damit bezweckte. Er lächelte vielsagend. „Ok.“

Genesis setzte sich ermattet auf einen freien Platz in der Tram. Seufzend schaute er aus dem Fenster. Der Tag dauerte nun schon wirklich lange an.
            Ramon setzte sich ihm gegenüber. „Zurück hättest du mich fahren lassen können, um etwas auszuruhen“, sagte er.
            „Ha, guter Witz“, erwiderte Genesis matt.
            Ramon sah ihn mit schräg gelegtem Kopf an. „Fahr ich so schlimm?“
            „Im südeuropäischen Verkehr hab ich lieber selbst die Kontrolle.“
            „Ich schätze, wenn man damit aufgewachsen ist ...“
            „Wahrscheinlich ...“ Genesis schloss für einen Moment die Augen. So gerne er den Abend und das folgende Wochenende mit Ramon verbrachte, verspürte er doch einen kleinen Stich bei dem Gedanken, jetzt ganz in Ruhe bei seinem Nietzsche auf der Couch sitzen zu können oder einen Kaffee zu genießen – allein und ganz entspannt. Er erwachte aus seinen Gedanken, als er spürte, wie Ramon seine Hände in die eigenen nahm. Lange sahen sie sich nur still in die Augen. Ramons dunkler Blick war ein intensiver, der auch durch die große Brille nicht weniger wuchtig werden wollte. Der oberste Knopf seines Hemdes stand offen, sodass Genesis bei Ramons nach vorne gebeugter Körperhaltung einen Blick hinein werfen konnte. Er musste blinzeln.
            Als sein Blick wieder nach oben zurückkehrte, sah er, dass Ramon sehr nah gekommen war und den Kopf wieder schräg legte. Er verschwendete keinen Gedanken an irgendetwas, als Ramon, nur noch Millimeter von ihm entfernt, die Augen schloss und ihn endlich wieder zu küssen begann, eine Hand an seinem Gesicht. Ihre Lippen verbanden sich beinahe lautlos, als sie sanft einen Kuss nach dem anderen austauschten. Es dauerte eine Weile, bis Genesis‘ Verstand wieder mit ihm gleichzog. Er drückte Ramon von sich. Der sah ihn fragend an. „Hier sind noch andere Leute“, sagte Genesis leise.
            Ramon zuckte mit den Schultern, fasste ihn wieder an den Händen und machte Anstalten, ihn von Neuem zu küssen, aber Genesis schüttelte den Kopf. „Vorhin war es doch auch kein Problem“, protestierte Ramon.
            „Da war die Verteilung auch etwas anders.“ Genesis gestikulierte behelfsmäßig. „Die Dichte war nicht so hoch.“
            „Du bist echt kompliziert“, sagte Ramon beinahe anerkennend.
            „Was du nicht sagst.“
            „Kann ich dich jetzt wieder küssen?“
            „Später, ok?“
            „Je später der Abend, desto größer mein Drang.“ Ramon sah ihn vielsagend an.
            „Es ist noch nicht mal ansatzweise dunkel, also krieg dich ein, ja?“
            „Ist doch alles deine Schuld, was siehst du so gut aus?“
            Genesis wechselte gnadenlos das Thema. „Also, wohin?“
            „Ich mach dich hier mühevoll an und du übergehst das so ohne weiteres?“, fragte Ramon empört.
            „Wohin?“
            Ramon fügte sich. „Das wirst du schon sehen.“
            „Ich dachte, dieser Teil des Tages wäre vorbei.“
            „Ach“, stellte Ramon mit einem zufriedenen Grinsen fest, „macht dich das wahnsinnig? Dann hast du ja einen Eindruck, wie es ist, mit dir zusammen zu sein ...“

„Hier war ich aber auch schon mal.“
            „Ja, wir gehen ja auch einen Umweg.“
            Wie bitte?“ Genesis sah Ramon entgeistert an. „Wieso das?“
            „Na ja, das Lokal, zu dem wir wollen, macht eh erst gegen neunzehn Uhr auf, bis dahin ist es noch ein bisschen.“
            „Das mag unreif klingen, aber ich hab jetzt Hunger.“
            „Tja.“ Ramon legte ihm wie so oft gelassen einen Arm um die Körpermitte. „Dein guter einheimischer Guide hat darauf geachtet, dass du kein Geld einsteckst, also bist du von mir abhängig.“
            „Was?“ Genesis ließ Revue passieren, was er zu Hause in den Rucksack gepackt hatte. „Du hast recht.“
            „Klar.“
            „Ich fass es nicht.“
            „Jetzt folge mir.“ Ramon nahm ihn bestimmt an der Hand und führte ihn über die gut gefüllte Einkaufsstraße. Sie gingen an durchaus beeindruckenden oder auch liebevoll gestalteten Schaufenstern vorbei und das war alles gut und schön, aber Genesis wollte sich für die Läden auf der Straße einfach nicht interessieren.
             „So“, sagte er nach einer ganzen Weile, „jetzt ist es aber wirklich sieben durch, was ist mit Essen?“
            „Wo ist bloß das Mittagessen hin?“
            „Ich hab dir schon gesagt, dass ich darüber nicht spreche.“
            „So meinte ich das auch nicht.“ Ramon runzelte kurz die Stirn und nahm dann den vorigen Faden wieder auf. „Jetzt zeig ich dir das echte Lissabon zwischen all den Touristen.“
            „Das ist doch alles, was ich wollte“, erwiderte Genesis entnervt.
            Ramon führte ihn durch verwinkelte Gassen, in die sich tatsächlich kein Tourist verirrte, und Genesis versuchte, sich den Weg zu merken, aber dafür bogen sie zu häufig ab und nahmen Abzweigungen, die er ohne Ramon überhaupt nicht wahrgenommen hätte. Schließlich standen sie vor einem unscheinbaren, sehr kleinen Laden. Genesis hätte von außen überhaupt nicht feststellen können, ob er geöffnet war oder nicht, aber Ramon hielt ihm mit einem Lächeln die Tür auf und ließ ihm den Vortritt.
            Drinnen war der Laden, so überhaupt möglich, noch kleiner als von außen. Es gab unter einer niedrigen Decke nur drei Tische, von denen noch keiner besetzt war. „Bist du sicher?“, hauchte Genesis Ramon zu.
            „Ich bin hier öfter“, erwiderte Ramon nicht viel lauter. Endlich kam der Wirt aus einer Tür am hinteren Ende des Raumes getreten und begrüßte Ramon freudig. Genesis beobachtete die Szene von außen, machte aber keine Anstalten, einzustimmen. Was ihn anging, lief hier etwas falsch. Er ließ sich dem Wirt vorstellen und er ließ sich auch von ihm freundschaftlich begrüßen, aber innerlich konnte er nicht fassen, was Ramon tat.
            Sie setzten sich endlich und Genesis starrte Ramon funkelnd an. „Was?“
            „Was denkt er jetzt?“, fragte Genesis.
            „Was soll er denken?“
            „Du bist hier öfter, sagst du.“ Ramon nickte. „Und bringst einen fremden Mann mit?“
            „Ach so.“ Ramon hatte verstanden. „Mein Gott, was soll er schon denken?“
            Genesis blieb hartnäckig. „Du kannst mir nicht erzählen, dass du darüber nicht vorher nachgedacht hast. Also. Zu welchen Schlüssen bist du da gekommen?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust.
            „Bin ich hier jetzt im Verhör? Oder in einer Prüfung?“
            „Lenk nicht ab.“
             Ramon schaute auf der Suche nach einer Erklärung zur Seite. „Ich dachte“, begann er, den Blick jetzt auf den Tisch zwischen ihnen gerichtet, „dass es ok wäre, mit dir hierher zu kommen, einfach um dir meinen Stammladen zu zeigen.“ Genesis‘ Blick bohrte sich weiter in ihn hinein. „Hör mal, auch wenn ich öfter hier bin, gehört das Personal nicht gerade zu meinem nächsten Umfeld. Wir sitzen nicht ohne Vorwarnung im Wohnzimmer meiner Eltern, ok? – Ok?“, fragte er nach einer Pause nach, in der Genesis ihn weiterhin stillschweigend angefunkelt hatte.
            Genesis war zwar immer noch nicht ganz überzeugt, löste aber zumindest die Verschränkung seiner Arme. Es entstand eine unangenehme Stille, in der Genesis nachdenklich an seinem Wasserglas nippte. „Und was ist der weitere Plan?“
            „Was, wirst du langsam müde?“
            „Ich bin dir immer noch böse, also pass auf.“
            Ramon seufzte. „Ich dachte, wir genehmigen uns hiernach noch irgendwo ein Glas Rotwein – oder auch mehrere, wenn ich’s mir recht überlege – und dann ab nach Hause. Versprochen.“ Ramon sah ihn entschuldigend an, aber Genesis erwiderte den Blick nur kühl. „Komm schon, über einen Rotwein kannst du mir nicht mehr böse sein.“
            Genesis verdrehte die Augen. „Wenn es zu dem Fisch einen guten Weißwein gibt, verkürzt sich die Zeit vielleicht auch dadurch.“
            „Dann brauch ich mir ja keine Sorgen mehr zu machen, der Weißwein hier ist einwandfrei.“

Ramon hatte einige Schwierigkeiten, die Tür zu seinem mehrstöckigen Wohnhaus aufzuschließen; Genesis hatte ganz stark die beträchtliche Menge an Rotwein in Verdacht, die Ramon sich zugeführt hatte. Endlich drinnen, warteten sie eine Weile auf den Aufzug. Dabei fiel Ramons Blick auf Genesis, als ob er ihn das erste Mal an diesem Tag sehen würde. Seine Augen wanderten begutachtend einmal von oben nach unten, ehe er Genesis an sich zog, gröber diesmal als in den Stunden zuvor, und ihn direkt in einen erhitzten Kuss verwickelte. Die Aufzugtüren öffneten sich und auch Ramon wartete nicht damit, Genesis‘ Hemd aufzuknöpfen, während sie nach oben getragen wurden. Als sie sich aneinander drückten, spürte Genesis, dass es nicht nur in seiner Hose langsam eng wurde.
            Der Aufzug spuckte sie auf Ramons Etage aus, auf der er fahrig die Wohnungstür öffnete. Genesis warf seinen Rucksack achtlos irgendwo an der Tür auf den Boden und ließ sich von Ramon den Rest des Hemdes abnehmen. Der zog auch sich selbst Sweatshirt und Hemd über den Kopf, ehe er Genesis unter drängenden Küssen in Richtung Schlafzimmer lenkte. Dort drückte er Genesis aufs Bett, öffnete seine Hose und zog sie ihm mit ein wenig Mühe von den Beinen. „Du und deine engen Hosen“, warf er ihm noch vor.
            „Tu nicht so, als ob dir das nicht gefallen würde ...“
            „Zugegeben.“ Ramon stand kurz vom Bett auf und entledigte sich schnell seiner eigenen, weiteren Hose. „Aber so geht es doch schneller.“ Und er kam wieder zu Genesis aufs Bett und legte sich mit seinem Gewicht schwer auf ihn. Sie küssten sich noch eine kurze Weile wild unter lauten Geräuschen, doch dann wanderte Ramon nach unten und widmete sich der am dringlichsten pochenden Stelle an Genesis‘ Körper. Genesis meinte sich dadurch für einen kurzen Moment leichter zu fühlen, musste dann aber feststellen, dass Ramons Kunst nur noch mehr Verlangen in ihm auslöste, das sie nur auf eine Weise beseitigen konnten ...

„Ich glaube“, sagte Ramon am nächsten Tag in der Küche, eine Tasse Kaffee in der Hand, „das war gestern ein bisschen viel Rotwein.“
            „Das hab ich dir genauso bei den letzten beiden Gläsern gesagt, aber du wolltest nicht hören.“
            „Na ja“, sagte Ramon und setzte sich vorsichtig, „es hat sich gelohnt. Angetrunkener Sex ist doch der beste.“ Genesis sagte darauf nichts. „Oder?“
            „Ich denke, jede Art von Sex hat ihre Vor- und Nachteile.“
            „Sehr diplomatisch gesprochen.“
            „Werd wieder du selbst, dann sagst du auch solche Sachen.“

„Also“, begann Ramon, „ich schätze, das Wochenende ist vorbei.“
            „Wie praktisch, dass du deinen Wagen in meiner Auffahrt hast stehen lassen.“
            „Wie, was, den hab ich hier doch nur vergessen.“
            „Hm, klar.“
            Ramon fasste ihn wieder an der Hüfte und zog ihn nah an sich. „Das war ein sehr schönes Wochenende.“
            „Es war ganz nett, ja.“ Ramon lächelte ihn zufrieden an, ehe er ihn schon wieder küsste. Wie oft nur hatte er das getan, seit er am Freitag unangemeldet aufgetaucht war? Genesis versuchte sich zu erinnern, wie oft Ramon seine Lippen in den letzten Tagen erobert hatte, aber alles verschwamm in seinem Geist, als er seine Arme um Ramons Hals schlang und ihn näher an sich zog. Er schmeckte nach dem Kaffee, den sie sich unterwegs geholt hatten, nach diesem unglaublich guten Kaffee, und nach Sonne und einfach nach Lissabon.
            Ramon legte die Stirn an seine, als sie sich voneinander lösten.
            „Irgendwann wirst du gehen müssen.“
            Ramon küsste ihn wieder, diesmal nur kurz. „Ja, irgendwann schon.“
            „Vielleicht irgendwann, bevor es dunkel wird.“
            Sie küssten sich schon wieder, so zärtlich, aber so kurz. „Da ist noch lange hin.“
            „Wie ich dich kenne, hast du bis morgen noch Arbeit zu erledigen.“
            Ein weiterer Kuss. „Das schaff ich schon, zur Not mach ich die Nacht durch.“
            „Ramon.“ Ramon versuchte ihm die Lippen zu versiegeln, damit er nicht aussprach, was er sagen wollte, aber Genesis ließ sich nicht beirren. „Geh jetzt.“
            Ramon küsste ihn noch mehrmals. „Sicher?“
            „Ja.“ Sie tauschten einen letzten Kuss aus. Diesmal presste ihm Ramon die Lippen mit ungewöhnlichem Druck auf den Mund, um sich zu verabschieden. Das Kaffeearoma auf seiner Zunge erinnerte Genesis daran, dass er drinnen noch eine alte Tasse spülen musste.

Bigger Wow: Version eins

Autor:  tobiiieee

Neue Fanfiction: https://www.animexx.de/fanfiction/389468/1262634/default/#complete

Bei Fanart kann man ja verschiedene Bearbeitungsschritte hochladen, und ich dachte, ich mach das mal mit meiner neuesten Fanfiction einfach auch! :'D

Hier also zunächst der rohe Text:

Bigger Wow

Genesis sah von seinem Buch auf, als es an der Tür klopfte. Er hatte sich gerade erst mit einer Tasse Kaffee und einer alten Nietzsche-Ausgabe aufs Sofa gesetzt. Besuch erwartete er nicht – nun, ganz der Wahrheit entsprach das nicht, aber er hatte seinen Besuch jedenfalls nicht für diese Uhrzeit bestellt. Er sah sich im Wohnzimmer seines Hauses in Lissabon um und überlegte träge, ob er öffnen sollte oder nicht. Eigentlich war ihm an einem Freitagvormittag nicht danach. Seinen Kaffee hatte er auch bisher kaum angerührt.
            Gerade hatte er den Blick wieder seinem Buch zugewandt, als er von der anderen Seite der Tür eine Stimme hörte: „Jetzt mach schon auf, ich weiß, dass du da bist.“ Genesis hob den Blick wieder von den Buchseiten und hielt einen Moment inne. Das änderte die Situation natürlich. Er legte seinen Nietzsche vorsichtig beiseite, erhob sich vom Sofa und ging zur Tür. Als er sie öffnete, stand Ramon vor ihm, ein Lächeln im gebräunten Gesicht und weiße Turnschuhe an den Füßen. „Was, so umwerfend siehst du aus, wenn du nicht weißt, dass ich vorbeikomme?“, fragte er gespielt entrüstet.
            Genesis zuckte lässig mit den Schultern, als ob er überhaupt nicht wüsste, wovon Ramon sprach. „Offensichtlich ...“  
            „Was machst du bloß mit deiner Haut?“ Ramon kam einen Schritt auf ihn zu, beugte sich leicht zu ihm herunter und küsste ihn für einen Moment zärtlich auf die Lippen. Dann hob er die linke Hand, an der Schlüssel baumelten. „Willst du fahren?“, fragte er, doch noch bevor er zu Ende sprechen konnte, hatte Genesis ihm schon die Autoschlüssel aus der Hand geschnappt. Daraufhin sah er auch Ramons weißen Wagen in seiner Auffahrt stehen.
            Genesis wies mit der Hand über seine Schulter zurück in Richtung Haus. „Brauch ich irgendwas?“
            „Nein“, erwiderte Ramon gelassen, „ich sorg schon für dich.“
            „Hm.“ Genesis zuckte akzeptierend die Schultern und ging auf den Wagen zu; er nahm auf dem Fahrersitz Platz, Ramon neben ihm. Er ließ den Motor an und legte den Rückwärtsgang ein. „Welche Richtung?“
            „Links“, antwortete Ramon, zögerte aber. Genesis sah ihn zweifelnd an.
            Welche Richtung?“ Ramon hob resigniert die rechte Hand. „Also das andere Links.“
            Ramon seufzte enttäuscht, während Genesis den Wagen aus der Einfahrt steuerte. „Stimmt, die Hand, mit der ich schreibe, ich bin Rechtshänder. Goddamnit.“  
            „Weißt du, für deinen Bildungsgrad ist diese Rechts-Links-Schwäche echt peinlich.“
            „Klar weiß ich das. Glücklicherweise ist mir das noch in keinem Kurs passiert.“
            „Ich glaube, Studenten sind unglaublich verständnisvolle Menschen“, sagte Genesis mit einem unschuldig ironischen Ton und einem Seitenblick auf Ramon. Er wirkte nicht begeistert. Genesis wechselte das Thema. „Wohin also?“
            „Erst mal nach Norden raus.“
            „Und dann?“
            „Nach Westen.“
            „Ramon, wohin?“
            Ramon sah ihn vielsagend an. „Wenn ich unangekündigt aufkreuze und dir sage, dass du nach Norden fahren sollst, ist doch wohl klar, dass unser Ziel eine Überraschung ist. Nicht?“
            Genesis seufzte. „Du sagst mir dann, wenn es Richtung Westen weitergeht.“
            „Klar.“ Ramon lehnte sich entspannt in seinem Sitz zurück. Genesis konzentrierte sich auf die Straße, ab und an geleitet von Ramons Kommentaren. Als er ihn nach etwa einer halben Stunde eine Ausfahrt entlang komplimentierte, zählte Genesis zwei und zwei zusammen.
            „Sintra?“ Ramon nickte. „Davon hab ich gelesen.“
            „Und jetzt lernst du es kennen. Ich dachte, das typisch Touristische hast du bisher bestimmt gemieden.“
            „Aus gutem Grund, dachte ich eigentlich.“
            Ramon lächelte ihn nur mysteriös an.

Ihr erster Stopp war eine Bäckerei. „Queijada?“, fragte Genesis mit erhobener Augenbraue.
            „Der Ort ist berühmt dafür.“ Ramon blinzelte ihn unschuldig an.
            „Du hast für heute wirklich das typische Touristenprogramm geplant, oder?“ Genesis biss vorsichtig in das süße Käsegebäck.
            „Ich will dir doch nur Portugal zeigen.“ Ramon sah ihn aus seinen dunklen Augen durch diese dichten langen Wimpern an. „Als Junge war ich häufig in Sintra. Es ist nicht weit weg ...“
            „Und von Touristen überlaufen?“
            „Im Sommer vielleicht.“ Ramon bediente sich an den Scones. „Es ist Mai. Die Saison beginnt erst. Außerdem“ – Ramon fuchtelte gedankenverloren etwas mit dem Messer – „ist Portugal sowieso nicht so von Touristen überlaufen wie Paris oder London.“
            „Weil Paris, London und Rom zusammengenommen etwa so groß sind wie ganz Portugal.“
            „Du bist fies.“
            Genesis seufzte. „Ok, ich spiel für dich heute brav den Touristen.“
            „Großartig.“ Ramon grinste zufrieden. „Ich hoffe, du bist gut zu Fuß, es geht ein bisschen hoch.“
            Was, Hügel in Portugal? Wo gibt’s denn so was?“
            Ramon lächelte ihn liebevoll genervt an.

Genesis‘ Blick ging nach oben. „Du weißt, du kannst mich nicht einen solchen Berg hochjagen, wenn ich nur Süßes im Magen habe.“
            Ramon knuffte ihn in die Seite. „Wie war das, Laufen ist deine stärkste Disziplin?“, neckte er ihn. „Es wird dir gefallen, oben ist es unglaublich schön.“
            Seufzend gab Genesis nach; sie machten sich an den Aufstieg zu einer maurischen Burg. Etwas außer Atem kam Genesis oben zum Stehen und stemmte die Hände in die Seiten, um sich aufrecht zu halten. Er drehte sich um. Ramon war zwar noch in Sichtweite, aber deutlich abgeschlagen. Genesis begrüßte ihn mit einem überlegenen Lächeln. „Warum hab ich mich eigentlich beschwert, wenn ich am Ende doch schneller bin als du?“
            Ramon keuchte mehrere Momente schwer, bevor er zu einer atemlosen Antwort ansetzen konnte: „Von uns beiden – bin ja auch ich – der Akademiker – und du nur der Pseudo-Gasthörer.“
            „Meine Rede, Herr Doktor, du sitzt zu viel am Schreibtisch.“
            Augenverdrehend verzichtete Ramon auf eine Antwort. Aus einer Wasserflasche, die er in einem Rucksack verstaut hatte, nahm er lange Züge. Er seufzte. „Hier oben war ich schon länger nicht mehr.“
            „Das glaub ich dir aufs Wort.“
            „Also“ – Ramon atmete noch ein paarmal tief durch, ehe er aufs Wesentliche zurückkam – „hier oben gibt’s ‘ne Mauer. Und ein Kloster – und eine schöne Aussicht.“
            „Ramon?“ 
            „Hm?“
            „Wenn ich mich hier so umsehe, man kommt auch auf fahrbaren Untersätzen hoch, oder?“
            „Schon“, räumte Ramon ein, „aber mit der Familie sind wir hier früher immer hoch gelaufen.“
            „Also hast du dich aus purer Nostalgie so geschunden?“
            „Scheint so.“
            „Na ja, gut, von mir aus.“ Genesis zuckte die Schultern. „Es ist dein Herz.“
            Auf der von Ramon angesprochenen Mauer war es sehr plötzlich sehr windig. Am blauen Himmel über ihnen war nicht eine einzige Wolke zu sehen. Ramon nahm ihn an der Hand und zog ihn in eine Ecke der Befestigung. Er suchte kurz den Horizont ab und streckte dann die Hand in die Ferne aus. „Da ist Lissabon.“
             „Dann sind wir ja heute doch noch gar nicht so weit gekommen.“
            „Oh ja, der Anstieg täuscht.“
            „Und macht hungrig.“
            „Jetzt krieg dich mal ein. Kannst du noch ein bisschen warten?“
            Genesis hob eine Augenbraue. „Wie lange ist bei dir ein bisschen?“
            Ramon lachte. „Was Zeitgefühl und Pünktlichkeit angeht, bist du ja wohl südeuropäischer als ich.“
            Genesis machte einen etwas betretenen Gesichtsausdruck; ganz unrecht hatte Ramon da nicht. „Aber nicht, wenn ich Hunger hab.“
            Ramon seufzte wieder liebevoll genervt. „Eine Stunde, ok?“
            „Also drei?“
            „Hör mal – wir gehen nur in die am wenigsten besuchte Burg rein, schauen uns die andern beiden Paläste nur von außen an und gehen dann wieder runter, dann kriegst du was zu essen, gut so?“
            „Hat sich dann der Aufstieg überhaupt gelohnt?“
            „Kannst du dich mal entscheiden?“ Ramon sah ihn kurz entgeistert an, bevor er verstand, dass Genesis ihn nur hatte ärgern wollen. Er nahm ihn fest in den Arm und verteilte Küsse auf Genesis‘ Wange und Hals. Dann ließ er ihn los. „Bereit?“

Natürlich hatte es länger als eine Stunde gedauert, bis sie alles gesehen hatten und den Berg wieder herabgestiegen waren. Die Mischung der Architekturstile, der alles umgebende Wald, die Aussicht nach Lissabon und aufs Meer, der klare Himmel, der unendlich ferne Horizont – alles das hatte Genesis tatsächlich mehr beeindruckt, als er zuvor angenommen hatte, doch nun knurrte sein Magen doch beträchtlich. Ramon nahm wieder seine Hand und führte ihn durch die vielen verwinkelten schmalen Gasse am Fuße des Berges zu einem hellen Gebäude mit Tischen und Sonnenschirmen davor.
            „Der Laden steht in jedem Touristenführer drin“, erklärte ihm Ramon, als sie ihre Plätze einnahmen, „deswegen findest du hier nur Touristen.“
            Genesis warf einen Blick auf die Karte und sah dann Ramon verschmitzt an. „Du weißt, ich werd teuer.“ Allein im ersten Moment waren ihm gleich Aufschnitt, Octopus, andere Meeresfrüchte und Schwein ins Auge gefallen.
            Ramon zuckte mit den Schultern. „Ja, das dachte ich mir schon.“
            So aßen sie sich durch unglaublich viele, unglaublich gute Gänge, bis sie zu einem Schokoladenkuchen kamen, der in einem Tontopf serviert wurde.
            Ramon lehnte sich in seinem Stuhl zurück, die Finger über dem Bauch ineinander verschränkt. „Auch wenn ich damit gerechnet habe, fasziniert es mich immer aufs Neue, was für eine Menge an Lebensmitteln du vernichten kannst. Wo isst du das bloß hin?“
            „Diskreterweise spreche ich über so was für gewöhnlich nicht“, erwiderte Genesis zwischen zwei Bissen und brachte Ramon damit zum Lachen. Dann löste er die verschränkten Finger voneinander, um unterm Tisch eine Hand sanft auf Genesis‘ Oberschenkel zu legen.
            „Hauptsache, du bist glücklich.“ Er seufzte ermüdet, während seine Hand ihn weiter streichelte. „Ich sollte aufhören, mit dir mithalten zu wollen.“
            „Da sagst du was“, meinte Genesis leichthin, während er den Topf bis auf den letzten Krümel auskratzte. Er stellte das leere Gefäß vor sich auf den Tisch. „So, ich bin gestärkt – wo geht’s als nächstes hin?“ 
            „Ich schaff dich nicht“, sagte Ramon mit einem gequälten Lachen.

Als sie zurück zum Parkplatz gefunden hatten, auf dem Ramons Wagen stand, durchsuchte dieser all seine Taschen, wobei er zunehmend fahriger wurde. Genesis lehnte sich lässig ans Auto. „Suchst du die hier?“, fragte er und hielt die Autoschlüssel hoch. Ramon, erleichtert, griff danach, aber Genesis entzog sie seiner Reichweite. „Du glaubst doch nicht, dass ich dich fahren lasse.“
            „Na ja“, wandte Ramon ein, „es ist immerhin mein Wagen.“
            „Dann hättest du mir die Schlüssel nicht geben sollen.“
            „Komm, so schlimm fahr ich auch nicht.“
            „Mit einem vollen Magen setz ich mich in kein Auto, das du steuerst.“
            „Ok.“ Ramon zog hilflos die Schultern nach oben. „Du hast gewonnen.“
            Als sie ihre Plätze eingenommen hatten, steckte Genesis den Schlüssel in die Zündung. „Wohin?“
            „Westen.“
            Genesis‘ Augen weiteten sich. „Hast du vor, was ich denke, dass du es vorhast?“           Ramon sah ihn kurz nachdenklich an und schien dann eine Entscheidung zu treffen. „Ja.“
            „Wow.“
            „Fahr.“ Ramons Hand fand wieder den Weg zu seinem Oberschenkel. „Du findest es schon.“
            „Siehst du, du bist eh viel zu müde zum Fahren.“
            Bereits mit geschlossenen Augen im Sitz zurückgelehnt, gab Ramon nur ein leises Lachen zur Antwort. Während Ramon neben ihm döste, suchte sich Genesis eine halbe Stunde lang die gewundenen Straßen entlang immer weiter den Weg in Richtung Westen. Als er den Motor abstellte, wachte Ramon ganz von selbst auf. Er schaute aus dem Fenster. „Ich wusste, auf dich ist Verlass.“
            „Es war ausgeschildert.“ Sie stiegen aus. „Ich hab ja schon häufig davon gelesen und das eine oder andere Bild gesehen, aber – wow.“
            „Freut mich“, erwiderte Ramon, den Wagen umrundend, „krieg ich jetzt meine Schlüssel wieder?“
            „Nein“, sagte Genesis knapp und verstaute die Schlüssel sorgfältig in einer Hosentasche.
            „Ach, und du meinst, da komm ich nicht ran, ja?“, hauchte ihm Ramon ins Ohr, während er ihn an der Hüfte umfasste und näher an sich zog. Genesis legte ihm die Arme um den Hals und ließ sich im Sonnenschein lange küssen. Der Wind umtoste ihre verschlungenen Körper, aber ihren Lippen tat das nichts. Ramon knabberte ihm sanft an der Unterlippe; Genesis schloss entspannt die Augen. Sie lösten sich erst voneinander, als der Wind plötzlich auffrischte und die Richtung wechselte und ihnen wieder einfiel, weswegen sie so weit gefahren waren. „Wir hatten ja noch was vor“, sagte Ramon mit einem Lächeln, als hätte man ihn bei irgendetwas ertappt.
            „Du hast den Plan.“
            „Versuch doch einfach, mich weniger davon abzulenken.“
            Genesis sah ihn vielsagend an. „Soll ich raten, was ganz am Ende deines Plans steht?“
            Ramon lachte wieder genauso ertappt wie zuvor. „Darüber können wir ja später reden.“
            „Ich hoffe doch, dass wir nicht viel zum Reden ... kommen.“       
            Ramon sah ihn sehr lange an. „Ich beginne zu verstehen, was ‚Du bringst mich um den Verstand‘ bedeuten soll“, sagte er schließlich.
            Genesis zwinkerte ihm vergnügt zu. „Also. Dein Plan.“
            „Richtig.“ Ramon schien sich kurz zu sammeln. „Cabo da Roca. Folge mir.“
            Ihr Ziel war eine atemberaubende Küstenlandschaft. Groß wie Hochhäuser, ragten die Felsen aus dem Meer, das am Horizont einfach in den Himmel überzugehen schien. Ein Weg führte an der Küstenlinie entlang. Hand in Hand gingen sie einfach eine Weile schweigend den Pfad entlang, bis sie an einem Kreuz anlangten.
            „Wir befinden uns jetzt also offiziell am westlichsten Punkt des europäischen Festlandes“, stellte Ramon gewichtig fest. „Und wenn du den Abhang so runterschaust, ist das hier wirklich nicht der richtige Ort für Höhenangst.“
            „Ziemlich gefährlich eigentlich“, überlegte Genesis laut, „so ein Abhang ohne Sicherung.“
            „Es gibt solche und solche Abschnitte“, erwiderte Ramon schulterzuckend.
            „Und vielleicht einen mit weniger Menschen?“
            Ramon umfasste ihn mit einem Arm und zog ihn an seine Seite. „Dafür hast du ja mich, deinen persönlichen einheimischen Tour Guide.“
            „Dann, lieber Tour Guide, führ mich an eine solche Stelle.“
            Und Ramon geleitete ihn durch den stürmischen Küstenwind am Abhang entlang, bis sie nach längerer Zeit einen Pfad fanden, an dem sich die Besucher spärlicher verteilten. Und die ganze Zeit über war Genesis überwältigt von den ihn umgebenden Gewalten. Er stellte sich gerade vor, wie beeindruckend ein Sonnenauf- oder -untergang von diesem Aussichtspunkt aus sein musste, als Ramon abrupt stehen blieb und sich mit dem Blick in Richtung Meer seufzend auf einem Felsen am Wegesrand niederließ.
            „Muss sich der alte Mann setzen?“, neckte ihn Genesis.
            „Pass auf“, erwiderte Ramon und deutete einen erhobenen Zeigefinger an, „wir sind gleich alt, vergiss das nicht.“
            Genesis setzte sich neben ihn auf den Felsen. „Es ist unglaublich“, fasste er alles zusammen, während Ramon einen Arm um ihn legte. Gemeinsam blickten sie lange aufs Meer – auf die Felsen – auf den Horizont – auf den wolkenlosen Himmel – die ganze Zeit aneinander geschmiegt und mit ineinander gelegten Händen. Irgendwann stupste ihn Ramon von der Seite an. Genesis riss sich von dem Anblick los, der sich vor ihm ausbreitete, und wandte sich Ramon zu. Der sah ihm einfach nur still in die Augen. „Du hast das hier schon ein paarmal gesehen, nicht?“
            Ramon nickte. „Ich kenn den Anblick hier schon mein ganzes Leben; ich kann mich gar nicht daran erinnern, wie es das erste Mal war.“
            „Nicht zu beschreiben“, sagte Genesis mit einem weiteren Blick aufs Meer, ehe er wieder Ramon ansah.
            „Das Dankeschön ist angekommen“, sagte der mit einem liebevollen Lächeln, bevor er sich zu Genesis beugte und ihn erneut in einem zärtlichen Kuss einfing. Ihre Zungen berührten sich sanft; Genesis spürte Ramons Hand über seine Wange streichen. Schließlich drückte er Ramon vorsichtig von sich. Sie mussten beide erst kurz Atem schöpfen, ehe ihre Lippen sich doch nur wieder wie magisch anzogen ...  

„Wie lange wird das jetzt nach Lissabon dauern?“
            „Bis zu dir? Anderthalb Stunden sicher.“
            „Grr. Ich hasse Stadtverkehr.“
            „Du kannst ja mich fahren lassen.“ Genesis schaute Ramon auf dem Beifahrersitz neben sich lange an.
            „Nein.“ Ramon seufzte, diskutierte aber nicht. Genesis war es schwer gefallen, die atemberaubende Küstenlandschaft hinter sich zu lassen. Auf dem Weg durch Sintra deckten sie sich noch bei einem Zwischenstopp mit Süßwaren ein, bevor sie den restlichen Weg nach Lissabon antraten.

Genesis steuerte Ramons Wagen vorsichtig in seine Einfahrt in Lissabon und stellte den Motor ab. Diesmal überreichte er Ramon die Schlüssel bereitwillig. Sie stiegen aus und Ramon begleitete ihn, allerdings nur bis zur Haustür.
            „Du kommst nicht mit rein?“, fragte Genesis skeptisch.
            „Was, nein“, erwiderte Ramon, „oder meinst du, das gehört sich so?“
            „Für einen Liebhaber, meinst du?“ Genesis zog zum wiederholten Male eine Augenbraue hoch.
            „Ja, aber ein Wochenendliebhaber. Es ist Freitag.“
            „Aber –“ Genesis konnte das Bild nicht ganz zusammenfügen. „Es ist schon die ganze Zeit Freitag. Das hat dich doch vorhin auch nicht interessiert.“
            Ramon zuckte mit den Schultern. „Muss immer alles logisch sein?“
            „Ok“, sagte Genesis langsam. „Also kommst du ganz sicher nicht mit rein?“
            Ramon schüttelte den Kopf. Für Genesis ergab immer noch nicht alles einen Sinn. Er schloss die Tür auf und warf einen langen Blick zurück auf Ramon, bevor er die Tür zwischen ihnen schloss. Er hielt kurz inne und sah sich um. Auf dem Sofa lag noch das Buch, das er am Morgen gelesen hatte, daneben stand die so gut wie unangerührte Kaffeetasse. Und auf dem Tisch lag sein Handy. „Oh nein“, seufzte Genesis. Siedend heiß war ihm wieder sein eigentlich bestellter Besuch eingefallen. „Oh nein, oh nein, oh nein ...“
            Doch noch bevor er mehr tun konnte, klopfte es an der Tür. Überfordert von der Situation, wandte Genesis sich um und öffnete.
            Und wieder stand Ramon vor ihm.
            Genesis, fassungslos, gingen viele mögliche Sprüche durch den Kopf, aber keiner davon fand den Weg nach draußen. Also starrte er Ramon nur sekundenlang an, im Gesicht ein großes Fragezeichen.
            „Wie ich das sehe“, begann Ramon mit einem überlegenen Lächeln, „ist es jetzt offiziell Wochenende.“ Er hielt Genesis das Zifferblatt seiner Uhr entgegen. Es war achtzehn Uhr. Für Genesis war das alles zu viel.
            „Hör mal“, versuchte er zu erklären, „ich hab grad gemerkt, dass ich jemanden wirklich fies versetzt hab und –“
            „Ach, das erklärt ja einiges“, unterbrach ihn Ramon augenzwinkernd. „Du hast mir immer noch nicht erzählt, was du mit dieser Haut anstellst, dass sie so strahlt ...“
            „Ich weiß deine Flirtversuche wirklich zu schätzen, aber es ist besser, ich ruf ihn zurück, er hat bestimmt schon zehntausend Nachrichten hinterlassen und wenn ich drüber nachdenke, ist es eigentlich komisch, dass er hier nirgends rumlungert ...“
            Ramon blieb ganz ruhig. „Ein Grund mehr, sich erst morgen damit zu beschäftigen, oder nicht?“ Er schenkte Genesis ein breites Lächeln. Der war sich allerdings immer noch nicht ganz sicher. Ramon ergriff wieder das Wort. „Komm, lass und was essen gehen, du hast doch bestimmt schon wieder Hunger. Wie wär’s mit Fisch?“
            Genesis sah Ramon sehr lange an. Langsam verschwand seine Fassungslosigkeit und alle Teile setzten sich zusammen. Zugegeben, es hatte seinen Reiz, Amar erst später zurückzurufen. Sein Liebhaber für unter der Woche war eine schreckliche Klette und geradezu ein Stalker. Sicherlich war es besser, seinen höchst eifersüchtigen Freund erst abkühlen zu lassen. Ramon hatte vorgeschlagen, dass er sich erst am nächsten Tag bei Amar meldete – doch Genesis schwebte vor, das ganze Wochenende verstreichen zu lassen ...   
            „Von mir aus“, sagte er zu Ramon. „Diesmal darf ich aber ein paar Dinge mitnehmen, oder?“
            „Was brauchst du schon bei mir?“, erwiderte Ramon gelassen. Genesis schaute ihn direkt an. „Na ja, gut.“
            „Kommst du jetzt rein?“
            „Ja, aber mach kurz.“
            Genesis verließ sich darauf, dass Ramon schon die Tür hinter sich schließen würde, und eilte zum Tisch neben dem Sofa, auf dem sein Handy lag. Er fluchte. Amar hatte seit dem Mittag mehrmals pro Stunde angerufen und mindestens ein Dutzend Nachrichten hinterlassen.
            „Und?“, fragte Ramon.
            „Das lass ich besser hier“, antwortete Genesis nur, ehe er ein paar Dinge in seinem Rucksack verstaute und ihn schulterte. „Also auf?“
            „Auf geht’s.“
            „Irgendwie bereue ich jetzt, dass ich dir die Autoschlüssel zurückgegeben hab.“
            „Ich dachte, wir nehmen die Öffentlichen.“
            Genesis verstand genau, was Ramon damit bezweckte. Er lächelte vielsagend. „Ok.“

Genesis setzte sich ermattet auf einen freien Platz in der Tram. Seufzend schaute er aus dem Fenster. Der Tag dauerte nun schon wirklich lange an.
            Ramon setzte sich ihm gegenüber. „Zurück hättest du mich fahren lassen können, um etwas auszuruhen“, sagte er.
            „Ha, guter Witz“, erwiderte Genesis matt.
            Ramon sah ihn mit schräg gelegtem Kopf an. „Fahr ich so schlimm?“
            „Im südeuropäischen Verkehr hab ich lieber selbst die Kontrolle.“
            „Ich schätze, wenn man damit aufgewachsen ist ...“
            „Wahrscheinlich ...“ Genesis schloss für einen Moment die Augen. So gerne er den Abend und das folgende Wochenende mit Ramon verbrachte, verspürte er doch einen kleinen Stich bei dem Gedanken, jetzt ganz ruhig bei seinem Nietzsche auf der Couch sitzen zu können oder einen Kaffee zu genießen – allein und ganz entspannt. Er erwachte aus seinen Gedanken, als er spürte, wie Ramon seine Hände in die eigenen nahm. Lange sahen sie sich nur still in die Augen. Ramons dunkler Blick war ein intensiver, der auch durch die große Brille nicht weniger wuchtig werden wollte. Der oberste Knopf seines Hemdes stand offen, sodass Genesis bei Ramons nach vorne gebeugter Körperhaltung einen Blick hinein werfen konnte. Er musste blinzeln.
            Als sein Blick wieder nach oben zurückkehrte, sah er, dass Ramon sehr nah gekommen war und den Kopf wieder schräg legte. Er verschwendete keinen Gedanken an irgendetwas, als Ramon, nur noch Millimeter von ihm entfernt, die Augen schloss und ihn endlich wieder zu küssen begann, eine Hand an seinem Gesicht. Ihre Lippen verbanden sich beinahe lautlos, als sie sanft einen Kuss nach dem anderen austauschten. Es dauerte eine Weile, bis Genesis‘ Verstand wieder mit ihm gleichzog. Er drückte Ramon von sich. Der sah ihn fragend an. „Hier sind noch andere Leute“, sagte Genesis leise.
            Ramon zuckte mit den Schultern, fasste ihn wieder an den Händen und machte Anstalten, ihn von Neuem zu küssen, aber Genesis schüttelte den Kopf. „Vorhin war es doch auch kein Problem“, protestierte Ramon.
            „Da war die Verteilung auch etwas anders.“ Genesis gestikulierte behelfsmäßig. „Die Dichte war nicht so hoch.“
            „Du bist echt kompliziert“, sagte Ramon beinahe anerkennend.
            „Was du nicht sagst.“
            „Kann ich dich jetzt wieder küssen?“
            „Später, ok?“
            „Je später der Abend, desto größer mein Drang.“ Ramon sah ihn vielsagend an.
            „Es ist noch nicht mal ansatzweise dunkel, also krieg dich ein, ja?“
            „Ist doch alles deine Schuld, was siehst du so gut aus?“
            Genesis wechselte gnadenlos das Thema. „Also, wohin?“
            „Ich mach dich hier an und du übergehst das komplett?“, fragte Ramon empört.
            „Wohin?“
            Ramon fügte sich. „Das wirst du schon sehen.“
            „Ich dachte, dieser Teil des Tages wäre vorbei.“
            „Ach“, stellte Ramon mit einem zufriedenen Grinsen fest, „macht dich das wahnsinnig? Dann weißt du ja jetzt, wie es ist, mit dir zusammen zu sein.“

„Hier war ich aber auch schon mal.“
            „Ja, wir gehen ja auch einen Umweg.“
            Wie bitte?“ Genesis sah Ramon entgeistert an. „Wieso das?“
            „Na ja, das Lokal, zu dem wir wollen, macht eh erst gegen neunzehn Uhr auf, bis dahin ist es noch ein bisschen.“
            „Das mag unreif klingen, aber ich hab jetzt Hunger.“
            „Tja.“ Ramon legte ihm wie so oft gelassen einen Arm um die Körpermitte. „Dein guter einheimischer Guide hat darauf geachtet, dass du kein Geld einsteckst, also bist du von mir abhängig.“
            „Was?“ Genesis ließ Revue passieren, was in zu Hause in den Rucksack gepackt hatte. „Du hast recht.“
            „Klar.“
            „Ich fass es nicht.“
            „Jetzt folge mir.“ Ramon nahm ihn bestimmt an der Hand und führte ihn über die gut gefüllte Einkaufsstraße. Sie gingen an durchaus beeindruckenden oder auch liebevoll gestalteten Schaufenstern vorbei und das war alles gut und schön, aber Genesis wollte sich für die Läden auf der Straße einfach nicht interessieren.
             „So“, sagte er nach einer ganzen Weile, „jetzt ist es aber wirklich sieben durch, was ist mit Essen?“
            „Wo ist bloß das Mittagessen hin?“
            „Ich hab dir schon gesagt, dass ich darüber nicht spreche.“
            „So meinte ich das auch nicht.“ Ramon runzelte kurz die Stirn und nahm dann den vorigen Faden wieder auf. „Jetzt zeig ich dir das echte Lissabon zwischen all den Touristen.“
            „Das ist doch alles, was ich wollte“, erwiderte Genesis entnervt.
            Ramon führte ihn durch verwinkelte Gassen, in die sich tatsächlich kein Tourist verirrte, und Genesis versuchte, sich den Weg zu merken, aber dafür bogen sie zu häufig ab und nahmen Abzweigungen, die er ohne Ramon überhaupt nicht wahrgenommen hätte. Schließlich standen sie vor einem unscheinbaren, sehr kleinen Laden. Genesis hätte von außen überhaupt nicht feststellen können, ob er geöffnet war oder nicht, aber Ramon hielt ihm mit einem Lächeln die Tür auf und ließ ihm den Vortritt.
            Drinnen war der Laden, so überhaupt möglich, noch kleiner als von außen. Es gab unter einer niedrigen Decke nur drei Tische, von denen noch keiner besetzt war. „Bist du sicher?“, hauchte Genesis Ramon zu.
            „Ich bin hier öfter“, erwiderte Ramon nicht viel lauter. Endlich kam der Wirt aus einer Tür am hinteren Ende des Raumes getreten und begrüßte Ramon freudig. Genesis beobachtete die Szene von außen, machte aber keine Anstalten, einzustimmen. Was ihn anging, lief hier etwas falsch. Er ließ sich dem Wirt vorstellen und er ließ sich auch von ihm freundschaftlich begrüßen, aber innerlich konnte er nicht fassen, was Ramon tat.
            Sie setzten sich endlich und Genesis starrte Ramon funkelnd an. „Was?“
            „Was denkt er jetzt?“, fragte Genesis.
            „Was soll er denken?“
            „Du bist hier öfter, sagst du.“ Ramon nickte. „Und bringst einen fremden Mann mit?“
            „Ach so.“ Ramon hatte verstanden. „Mein Gott, was soll er schon denken?“
            Genesis blieb hartnäckig. „Du kannst mir nicht erzählen, dass du darüber nicht vorher nachgedacht hast. Also. Zu welchen Schlüssen bist du da gekommen?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust.
            „Bin ich hier jetzt im Verhör? Oder in einer Prüfung?“
            „Lenk nicht ab.“
             Ramon schaute auf der Suche nach einer Erklärung zur Seite. „Ich dachte“, begann er, den Blick jetzt auf den Tisch zwischen ihnen gerichtet, „dass es ok wäre, mit dir hierher zu kommen, einfach um dir meinen Stammladen zu zeigen.“ Genesis‘ Blick bohrte sich weiter in ihn hinein. „Hör mal, auch wenn ich öfter hier bin, gehört das Personal nicht gerade zu meinem näheren Umfeld. Wir sitzen nicht ohne Vorwarnung im Wohnzimmer meiner Eltern, ok? – Ok?“
            Genesis war noch nicht ganz überzeugt, löste aber zumindest die Verschränkung seiner Arme. Es entstand eine unangenehme Stille, in der Genesis nachdenklich an seinem Wasserglas nippte. „Und was ist der weitere Plan?“
            „Was, wirst du langsam müde?“
            „Ich bin dir immer noch böse, also pass auf.“
            Ramon seufzte. „Ich dachte, wir genehmigen uns hiernach noch irgendwo ein Glas Rotwein – oder auch mehrere, wenn ich’s mir recht überlege – und dann ab nach Hause. Versprochen.“ Ramon sah ihn entschuldigend an, aber Genesis erwiderte den Blick nur kühl. „Komm schon, über einen Rotwein kannst du mir nicht mehr böse sein.“
            Genesis verdrehte die Augen. „Wenn es zu dem Fisch einen guten Weißwein gibt, verkürzt sich die Zeit vielleicht auch dadurch.“
            „Dann brauch ich mir ja keine Sorgen mehr zu machen, der Weißwein hier ist einwandfrei.“

Ramon hatte einige Schwierigkeiten, die Tür zu seinem mehrstöckigen Wohnhaus aufzuschließen; Genesis hatte ganz stark die beträchtliche Menge an Rotwein in Verdacht, die Ramon sich zugeführt hatte. Endlich drinnen, warteten sie eine Weile auf den Aufzug. Dabei fiel Ramons Blick auf Genesis, als ob er ihn das erste Mal an diesem Tag sehen würde. Seine Augen wanderten begutachtend einmal von oben nach unten, ehe er Genesis an sich zog, gröber diesmal als in den Stunden zuvor, und ihn direkt in einen erhitzten Kuss verwickelte. Die Aufzugtüren öffneten sich und auch Ramon wartete nicht damit, Genesis‘ Hemd aufzuknöpfen, während sie nach oben getragen wurden. Als sie sich aneinander drückten, spürte Genesis, dass es nicht nur in seiner Hose langsam eng wurde.
            Der Aufzug spuckte sie auf Ramons Etage aus, auf der er fahrig die Wohnungstür öffnete. Genesis warf seinen Rucksack achtlos irgendwo an der Tür auf den Boden und ließ sich von Ramon den Rest des Hemdes abnehmen. Der zog auch sich selbst Sweatshirt und Hemd über den Kopf, ehe er Genesis unter drängenden Küssen in Richtung Schlafzimmer lenkte. Dort drückte er Genesis aufs Bett, öffnete seine Hose und zog sie ihm mit ein wenig Mühe von den Beinen. „Du und deine engen Hosen“, warf er ihm noch vor.
            „Tu nicht so, als ob dir das nicht gefallen würde ...“
            „Zugegeben.“ Ramon stand kurz vom Bett auf und entledigte sich schnell seiner eigenen Hose. „Aber so geht es doch schneller.“ Und er kam wieder zu Genesis aufs Bett und legte sich mit seinem Gewicht schwer auf ihn. Sie küssten sich noch eine kurze Weile wild unter lauten Geräuschen, doch dann wanderte Ramon nach unten und widmete sich mit eben jenem Mund der am dringlichsten pochenden Stelle an Genesis‘ Körper. Genesis verspürte daraufhin vorübergehende Erleichterung, musste dann aber feststellen, dass Ramons Kunst nur noch mehr Verlangen in ihm auslöste, das sie nur auf eine Weise beseitigen konnten ...

„Ich glaube“, sagte Ramon am nächsten Tag in der Küche, eine Tasse Kaffee in der Hand, „das war gestern ein bisschen viel Rotwein.“
            „Das hab ich dir genauso bei den letzten beiden Gläsern gesagt, aber du wolltest nicht hören.“
            „Na ja“, sagte Ramon und setzte sich vorsichtig, „es hat sich gelohnt. Angetrunkener Sex ist doch der beste.“ Genesis sagte darauf nichts. „Oder?“
            „Ich denke, jede Art von Sex hat ihre Vor- und Nachteile.“
            „Sehr diplomatisch gesprochen.“
            „Werd wieder du selbst, dann sagst du auch solche Sachen.“

„Also“, begann Ramon, „ich schätze, das Wochenende ist vorbei.“
            „Wie praktisch, dass du deinen Wagen in meiner Auffahrt hast stehen lassen.“
            „Wie, was, den hab ich da doch nur vergessen.“
            „Hm, klar.“
            Ramon fasste ihn wieder an der Hüfte und zog ihn nah an sich. „Das war ein sehr schönes Wochenende.“
            „Es war ganz nett, ja.“ Ramon lächelte ihn zufrieden an, ehe er ihn schon wieder küsste. Wie oft nur hatte er das getan, seit er am Freitag unangemeldet aufgetaucht war? Genesis versuchte sich zu erinnern, wie oft Ramon seine Lippen in den letzten Tagen erobert hatte, aber alles verschwamm in seinem Geist, als er seine Arme um Ramons Hals schlang und ihn näher an sich zog. Er schmeckte nach dem Kaffee, den sie sich unterwegs geholt hatten, nach diesem unglaublich guten Kaffee, und nach Sonne und einfach nach Lissabon.
            Ramon legte die Stirn an seine, als sie sich voneinander lösten.
            „Irgendwann wirst du gehen müssen.“
            Ramon küsste ihn wieder, diesmal nur kurz. „Ja, irgendwann schon.“
            „Vielleicht irgendwann, bevor es dunkel wird.“
            Sie küssten sich schon wieder, so zärtlich, aber so kurz. „Da ist noch lange hin.“
            „Wie ich dich kenne, hast du bis morgen noch Arbeit zu erledigen.“
            Ein weiterer Kuss. „Das schaff ich schon, zur Not mach ich die Nacht durch.“
            „Ramon.“ Ramon versuchte ihm die Lippen zu versiegeln, damit er nicht aussprach, was er sagen wollte, aber Genesis ließ sich nicht beirren. „Geh jetzt.“
            Ramon küsste ihn noch mehrmals. „Sicher?“
            „Ja.“ Sie tauschten einen letzten Kuss aus. Diesmal presste ihm Ramon den Mund mit ungewöhnlichem Druck auf den Mund, um sich zu verabschieden. Das Kaffeearoma auf seinen Lippen erinnerte Genesis daran, dass er drinnen noch eine alte Tasse spülen musste.

 

Wer die fertige Fassung liest, wird merken, dass ich a) ordentlich gestrichen und b) die kindischeren Ausdrucksweisen (soweit ich es sehe?) größtenteils getilgt habe. Und es gibt eingefügte Sätze zum besseren Verständnis. Und mehr Bezüge zum Songtext, der mir als Inspiration gedient hat. :'D #BiggerWow #AvrilLavigne #HeadAboveWater

VALENTINSSPECIAL: PAPIER TEIL ZWEI Final Fantasy, Fanfiction, Final Fantasy, Genesis, Romantik, Sephiroth, Valentinsspecial, Valentinstag

Autor:  tobiiieee

Teil eins: https://www.animexx.de/fanfiction/388929/1259901/default/#complete

Vorwort:
Dass sich Mit Liebe Gekocht für ein Valentinsspecial anbietet, ist mir dummerweise erst sehr spät aufgefallen -- hier mein spontaner Beitrag.

Hintergrundmusik:
https://www.youtube.com/watch?v=60VGPE58Mao
Thing I'll Never Say by Queen Lavigne (2002)
(Irgendjemand überrascht? Nein? Dann weiter!)

Genesis war nervös. Er war es nicht oft. In den Spiegel hatte er schon unzählige Male geblickt. Trotzdem fasste er sich schon wieder ins Haar und legte eine Strähne nach links, nur um sie doch wieder nach rechts zu legen, wo sie hergekommen war. Er zupfte an seinem Hemd, zog die Hose ein Stück nach oben, nur um sie wieder nach unten zurückzudrücken. Er trat sehr nahe an den Spiegel heran; seine Gesichtshaut war genauso, wie sie schon vor zwanzig Sekunden gewesen war, der Hals war auch ansehnlich. Natürlich nur vom Nahen; er pflegte seine Hemden ordentlich zuzuknöpfen. Jemand anders als sein Mann brauchte seine Haut nicht zu sehen.   
            Ein Blick auf sein Handy verriet ihm, dass es Zeit wurde. Er atmete noch einmal tief durch, schulterte seinen kleinen Rucksack mit einem Buch und zwei Äpfeln darin, öffnete die Tür und trat hinaus in den Hausflur. Den Weg von ihrer Wohnung in Midgar zum Hauptquartier war er noch gar nicht so oft gegangen. Sein Ziel lag allerdings nicht weit entfernt, sodass er kurze Zeit später in der altbekannten Eingangshalle ankam. Er blieb im vorderen Bereich kurz stehen und atmete noch einmal tief durch. Sein Blick fiel nach links auf Zeyneps kleinen Stand mit den Tischen davor. Nach einem kurzen Plausch ließ er sich mit einer dampfenden Tasse Kaffee auf einem davon nieder.
            Wenn ihn nicht alles täuschte, musste es innerhalb der nächsten Minuten so weit sein. Er sammelte sich zum wiederholten Male und versuchte, möglichst lässig zu wirken: Er setzte sich nicht ganz aufrecht in den Stuhl, schaute in keine bestimmte Richtung, hatte einen, wie er hoffte, unbekümmerten Gesichtsausdruck. Er wusste, dass Klamotten und Haare einwandfrei saßen, seine Erscheinung war umwerfend. Eigentlich musste alles klappen. Nach Sephiroth konnte man für gewöhnlich die Uhr stellen.
            Eine gesicherte Tür im hinteren Bereich öffnete sich und da erschien er. Sephiroth ließ den Blick durch das Foyer schweifen und entdeckte ihn zielsicher in kürzester Zeit. Lächelnd, als ob er es geahnt hätte, steuerte er den Tisch an, an dem Genesis sich lümmelte. Genesis tat überrascht. „Bist du öfter hier?“, fragte er unschuldig, aber mit stark ironischem Unterton.
            „Ist das dein Anmachspruch?“, fragte ihn Sephiroth neckend zurück.
            „Spruch? Pff“, machte Genesis nur. Er legte den Kopf schräg und streckte dabei den Hals etwas. „Ich hab ganz andere Methoden, dich anzumachen.“ Als Sephiroths Blick seiner Bewegung interessiert folgte und anschließend den Rest von ihm in Augenschein nahm, wusste er um den Erfolg seiner perfekt inszenierten Show. Schließlich kam Sephiroth wieder in der Wirklichkeit an.
            „Wenn du eh wusstest, dass ich auftauche, hättest du mir gleich einen Tee holen können.“
            Genesis gluckste belustigt. „Die Rechnung bei Zeynep ist übrigens noch offen.“
            „Wow.“ Sephiroth lachte etwas hilflos. „Klar, was auch sonst?“ 
            Nachdem sich auch Sephiroth seufzend mit einer Tasse an den Tisch gesetzt hatte, musterte er Genesis eingehend. „Erzähl jetzt nicht, dass ich ja dein Geld wert sei“, sagte dieser trocken. Sephiroth lachte darauf, sagte aber nichts. Ihre Getränke waren geleert, als er wieder das Wort ergriff.
            „Wie ich dich kenne, hast du Hunger.“
            „Ach, und du nicht?“, versetzte Genesis skeptisch.
            „Das war ja nicht der Punkt“, sagte Sephiroth ruhig. „Wonach wär dir?“
            „Nach dem Chinesen um die Ecke.“
            „Aber der ist ja gar nicht teuer.“ Nein, dachte Genesis, dafür kann man dort unter sich bleiben. „Ich dachte, du willst den Tag nutzen, um mich zu schröpfen.“
            „Ew, weißt du, wie widerwärtig Schröpfen ist?“ Sie schauten sich kurz vielsagend an, bevor sie sich von den Stühlen erhoben und Genesis das Thema wechselte. „Hast du übrigens die Karten?“
            „Natürlich, wofür hältst du mich?“
            „Hm ...“, machte Genesis gespielt unsicher. Sephiroth zog ihn an der Taille näher an sich heran.

In der Pause zwischen den beiden Teilen des Stückes zog Sephiroth ihn an der Hand in eine lauschige Ecke und, abgeschirmt von neugierigen Zuschauern, legte sanft die Arme um ihn, um ihn sehr nahe an sich heran zu ziehen. Er spürte kurz Sephiroths Lippen unter seinem Ohr und nahm seinen angenehmen Duft wahr, ehe er ihn mit sanfter Gewalt wegdrückte. Während Sephiroth ihn gespielt schmollend anschaute, griff Genesis zu seinem Rucksack und holte einen der beiden Äpfel hervor. Mit einem Taschenmesser halbierte er ihn und reichte eine Hälfte davon Sephiroth. Der nahm sie mit einem schwer lesbaren Lächeln entgegen.
            „Du weißt, ich mag nichts Süßes.“
            „Das ist ein Apfel, nichts Süßes, das ist was völlig anderes.“
            Alles war genauso gelaufen, wie er es geplant hatte. Er hatte Sephiroth auf die Minute genau abgepasst, hatte ihn mit seinem Auftreten von Anfang an verzaubert, ihn entführt und in ihrer Zweisamkeit noch ein Stück weiter um den Verstand gebracht, bevor er unter all den andern Leuten zurückhaltender geworden war und Sephiroths Hand nur um Schutz der dunkleren Szenen kurz gedrückt hatte. Nun standen sie hier, zwei allein unter so vielen, und schauten sich lange in die Augen.
            „Ein Jahr“, sagte Sephiroth schließlich.
            „Ein Jahr ist gar nichts“, sagte Genesis nachdrücklich. Damit und mit allem anderen wollte er alles aussprechen, was zwischen ihnen war: Dass sie so lange zusammen waren, dass sie zwischenzeitlich getrennt gewesen sein mochten, doch dass er erkannt hatte, dass Sephiroth der Mann für ein gemeinsames Leben war, niemand sonst, dass er diesmal alles richtig machen wollte, dass er für seinen Mann perfekt sein wollte, dass er sich bemühte, dass er wusste, dass sie füreinander kämpften, nicht gegeneinander, und zwar noch für eine möglichst lange Zeit und dass er ... nicht immer alles sagen konnte.
            Und Sephiroths Blick sagte ihm, dass er verstand.

Nachwort:
*Hm, Genesis redest du hier noch von diesem Abend oder generell von eurer Beziehung? :3

Schönen restlichen Valentinstag. <3 

So zu finden hier: https://www.animexx.de/fanfiction/388929/1261907/default/#complete

Nachwort zum "Mit Liebe Gekocht"-Kapitel "Warum ich?"

Autor:  tobiiieee

https://www.animexx.de/fanfiction/388929/1260255/default/#complete

Nachwort.

Vielleicht beginnen wir mit einem Kommentar in Kapitelreihenfolge.

Was ist in diesem Glas im Kapitelanfang?
Ich weiß es ehrlich nicht. Könnte Wasser sein, könnte Rotwein sein. Dunno.

So macht man aber keine Tomatensauce.
Doch, doch. Doch, doch.

Lucretia hat nicht die gleiche Augenfarbe wie Seph.
Stimmt leider. Ihre Augen sind braun (s. DoC), aber ich hab mir die Freiheit herausgenommen, ihre Farbe umzubestimmen. Sie sind ebenso grün wie Sephs, nur ohne Mako. Vielleicht liegt es auch daran, dass er träumt und er die Augenfarbe seiner Mutter gar nicht kennt.

Was stimmt nicht mit diesem zweiten Teil?
Tatsächlich muss ich feststellen, dass meine neuesten Ergüsse düsterer sind als noch vor ein paar Jahren, wobei diese Beobachtung schon bei So Suddenly The Wind Blows (nächstes Kapitel) einsetzt, das von 2017 oder 2018 stammen dürfte. Aber wir alle sollten uns eingestehen, dass Seph kein glücklicher Mensch ist. Dass er häufig von Albträumen geplagt wird, ist nur logisch, sicherlich hat er viel Traumatisches erlebt. Aber die berühmte Nibelheimszene und eigentlich ganz Crisis Core legen uns offen, was es ist, das Seph am meisten zerstört: der (vermeintliche und dann wirklich eintretende) Verrat seiner einzigen Freunde und der Verlust seiner Mutter. Nichts kann ihn so sehr aus der Fassung bringen. Führen wir uns vor Augen, dass es nach Crisis Core Genesis‘ Worte über Jenova sind, die Sephiroth dazu bringen, Nibelheim abzufackeln und vollständig den Verstand zu verlieren. (Seph: „Whether your words are lies created to deceive me, or the truth that I have sought all my life, it makes no difference. You will rot.) (Oder Zack: „Sephiroth! Have you completely lost your mind?“ – Yes, he has.)
Was ist es nun, das Sephiroth hier durchlebt? Nun, ich bin keine Psychologin oder anderweitig irgendeine Fachfrau, aber ich schätze, es ist ein Nervenzusammenbruch? Ich denke, den haben wir alle schon mal durch, manche intensiver, andere milder, wenn ich das so sagen darf. Es ist dieser Moment, der uns die Brust zuschnürt und uns zu Boden ringt, wenn wir es nicht erwarten, vielleicht aufgrund einer Farbe oder eines Duftes, ein Gewürz, ein Ort, kurz: eine Erinnerung ist es, die alte Wunden aufreißt, die nicht verheilt sind.
Und ja, die aufklaffende Wunde in der Brust stammt aus Twilight. Irgendwie würde das nahelegen, dass Seph die Twilight-Saga gelesen hat, um dem Nachwort hier mal einen fröhlicheren Touch zu geben. Aber ich sag mal so: Wenn man wissen möchte, warum eine Serie so beliebt ist und andererseits so kritisiert wird, muss man sie selbst lesen, um feststellen zu können, was genau daran eigentlich so schlecht ist. (Mein Nickname auf Twitter ist nicht umsonst Bella Ist Doof)
Ich hoffe jedenfalls, dass ich deutlich machen konnte, dass Seph sich entscheiden muss, ob er die Sache selber klärt oder Genesis zu Rate zieht, und in dem Moment, in dem er die Tür zum Schlafzimmer schließt, ist er auf sich gestellt. Deswegen ist er so allein. Ohne diesen Kontext ergibt das ja keinen Sinn.

Abschließend möchte ich noch eins sagen: Wenn ihr ähnliche Probleme habt, bitte sucht euch Rat. Beschafft euch Hilfe. Redet mit jemandem. Schreibt Tagebuch. Schafft euch diesen Ballast irgendwie von der Seele.

Und nein, mir geht's gut. (:

Alles Liebe,
Tobie

PS: Mein Gott, Seph ist aber ordentlich. Aber mal ehrlich: Könnt ihr ihn euch anders vorstellen?