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Out of Mind

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Zugegeben: Übler Kitsch! Too much?
Diesmal bin ich wirklich unsicher, also wenn ihr Lust habt, schreibt mir, was ihr denkt! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Warnung:
Für alle, die auf so etwas empfindlich reagieren: Dieses Kapitel beginnt mit der Beschreibung einer Panikattacke!

Aber keine Sorge - danach wird alles wieder gut! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Endlich! Ich habe mal eine FF abgeschlossen!
Eins vorweg. Ganz zufrieden bin ich mit dem Kapitel nicht, denn die Sprache kommt mir ein bisschen gestelzt vor und der Humor bleibt ein wenig auf der Strecke, aber ich habe dran geschraubt und gewerkelt und das ist das Beste, was ich Euch bieten kann.
Ich hoffe, Ihr habt trotzdem Freude daran. Und vielleicht seid Ihr in Eurem Urteil ja auch gnädiger mit mir, als ich selbst?
Ich wünsche Euch so oder so viel Spaß und bin froh, nun mehr Zeit für die anderen beiden FFs zu haben.
Und ich freue mich, dass ich gleich auch noch meinen ersten One-Shot "Schwarze Magie" hinterherschieben kann, der jetzt auch endlich fertig ist!! Komplett anzeigen

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…out of mind

…out of mind

Nachdem Stiles Derek schon nicht nach New York begleiten konnte, wollte er es sich zumindest nicht nehmen lassen, in vom Flughafen in L.A. abzuholen. Es scherte ihn herzlich wenig, dass er hierfür die heutigen Vorlesungen schwänzen musste.

Er war so aufgeregt, Derek heute wieder zu sehen, dass er viel zu früh da war. Der Flieger würde erst in einer halben Stunde landen, also setzte er sich in die Wartehalle vor die großen Panoramafenster, um den Maschinen bei Start und Landung zuzusehen.

Derek hatte nicht den blassesten Schimmer, was er in dem Flugzeug machte. Das letzte, woran er sich erinnern konnte war, das er aus der Bordtoilette gekommen war und plötzlich eine Hand auf seiner Schulter gefühlt hatte. Er wollte nachsehen, wer ihn berührt hatte, doch da hatte er auch schon das Bewusstsein verloren.

Und aufgewacht war er mit rasenden Kopfschmerzen (eine gänzlich neue Erfahrung für den Werwolf) und mit einem blassen, zierlichen Flugbegleiter, der sich ängstlich über ihn gebeugt hatte und versuchte, ihn aufzuwecken:

„Alles in Ordnung mit ihnen, Sir?“ fragte der junge Mann.

Derek nickte und bereute es gleich darauf, weil es mit einer Welle glühenden Schmerzes in seinem Hirn beantwortet wurde:

„Ja, danke, ich bin wieder O.K.!“ behauptete er, doch das war gelogen.
 

Wo zur Hölle war er?

Wieso war er hier?

Und vor allem: Was war mit ihm geschehen?
 

Der schmächtige Steward mühte sich redlich, den mindestens fünfzig Pfund schwereren Werwolf wieder auf die Beine zu stellen:

„Würden sie mich zu meinem Platz begleiten?“ bat Derek ein wenig peinlich berührt.

Es lag weiß Gott nicht in seiner Natur, Hilfe anzunehmen, zumal nicht von solchen halben Portionen, aber er hatte leider keine Ahnung, wo er gesessen haben mochte.
 

Wieder auf seinem Sitz, einem Fensterplatz stellte er fest, dass sich die Maschine im Landeanflug über Los Angeles befand. Ganz offensichtlich war er also auf dem Heimweg nach Beacon Hills. Das war wenigstens schon mal eine beruhigende Vorstellung.
 

Als er die Empfangshalle betrat, entdeckte er dort in der Menge ein vage vertrautes Gesicht. Seltsam! Es handelte sich um diesen merkwürdigen, nervtötenden kleinen Freund des jungen Werwolfs Scott. Und er blickte ihn an, als ob er sich ausgesprochen freute, ihn zu sehen?
 

Oh, Gott, was passierte denn jetzt?

Der junge Mann rannte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Und dann wirkte es fast, als wollte er ihn küssen!!

„Bist du verrückt geworden Junge?“ rief Derek entsetzt aus, packte den Burschen bei den Schultern und schob ihn von sich.

Stiles blickte ihn verständnislos an:

„Was ist denn los mit dir, Derek? Ich dachte wir wären über die `Schüchtern-in-der-Öffentlichkeit-Phase` langsam mal hinaus! Oder bist du wegen irgendetwas sauer auf mich?“ Er schwieg einen Atemzug lang, doch noch ehe Derek etwas entgegnen konnte, fuhr der junge Mann fort: „Ist es, weil ich heute das College geschwänzt habe? Keine Sorge, ich verpasse nicht viel und Scott lässt mich seine Mitschriften kopieren. Ich wollte, dass wir heute ein bisschen Zeit füreinander haben, nachdem wir uns eine Woche nicht gesehen haben!“

Derek runzelte die Stirn:

„Dein Name ist Stiles, richtig?“

Stiles wirkte verstört:

„Du kennst meinen Namen nicht? Verarschst du mich, sag´ mal? Was ist denn hier los, Derek? Hast du Höhenkrankheit, oder was?“

Der Werwolf zuckte mit den Schultern:

„Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung; nicht, was geschehen ist, nicht was ich hier mache und auch nicht, in welcher Beziehung du und ich deiner Meinung nach zueinander stehen. Vielleicht sollten wir uns setzen und versuchen, ein paar Dinge miteinander zu klären.“

„Wenn das ein Scherz ist, dann kann ich echt nicht darüber lachen, Hale!“ sagte Stiles und ein kleines Fünkchen Panik flackerte in seinen Augen auf:

„Kein Scherz! Leider nicht.“ Erwiderte Derek und dirigierte Stiles zu einigen Sitzen in der Nähe. Dann begann er zu erzählen, an was er sich aus dem Flugzeug erinnern konnte, was ja bedauerlicherweise nicht viel war und schloss mit der Frage:

„Was habe ich überhaupt in der Maschine gemacht? Wo war ich?“

„Du warst in New York und hast dich dort mit deiner Schwester getroffen!“ erwiderte Stiles arglos und spürte im nächsten Moment, wie sein Handgelenk gepackt und beinahe zerquetscht wurde:

„Spiel keine Spielchen mit mir Junge! Meine Schwestern sind beide tot, genauso wie meine ganze Familie!“ knurrte Derek bedrohlich:

„Autsch!“ rief Stiles mit einer Mischung aus Ärger und Angst aus: „Lass mich gefälligst los!“

Dann zog er sein Handy aus der Tasche und rief eine Nummer auf. Im Display erschien der Name `Cora´:

„Hallo Liebes. Ich bin`s, Stiles!“ grüßte er: „Ich reiche das Telefon mal an deinen bescheuerten Bruder weiter, der gerade dabei ist, sein letztes bisschen Verstand zu verlieren, O.K?“

Zögerlich nahm Derek das Handy entgegen, als handele es sich um eine Handgranate, hielt es sich ans Ohr und lauschte. Schließlich sagte er:

„Nein, es ist alles in Ordnung Cora. Mach` dir keine Sorgen. Ich rufe dich in den nächsten Tagen wieder an.“ Er schluckte: „Ich liebe dich, Schwesterchen!“ Dann legte er auf, war blass wie Hüttenkäse und wischte sich wortlos eine Träne aus dem Augenwinkel.
 

Das war zu viel für Stiles. Er pfiff für einen Moment darauf, wie eigenartig die gegenwärtige Situation nahm Dereks Hand in seine und drückte sie.

Und Derek ließ es geschehen.
 

Scheinbar nach einer Ewigkeit blickte er zu Stiles auf und fragte mit brüchiger Stimme:

„Was zum Teufel geschieht hier bloß?“

„Das wusste ich auch zu gern!“ erwiderte Stieles bedrückt. Dann begann es in seinem überaktiven Verstand zu rattern: „Sag´ mal, was ist das letzte, an das du dich erinnerst, bevor du im Flieger bewusstlos geworden bist?“

Eine wirklich gute Frage!

„Ich bin nach Beacon Hills zurückgekehrt. Es war das erste Mal, seit meine Familie gestorben ist. Dort habe ich dich und deinen Freund Scott kennengelernt, nachdem ein Werwolf ihn verwandelt hat.“

Stiles riss die Augen weit auf:

„Oh, Mann Derek. Weißt du was los ist? Dir fehlen vier Jahre deiner Erinnerung!“
 

Sie hatten Dereks Gepäck eingesammelt und Stiles holte den Camaro aus dem Parkhaus:

„Du fährst einfach so meinen Wagen?“ fragte Derek fassungslos:

„Ja, Kumpel! Und du wirst lachen, es geschieht mit deinem Einverständnis!“ schnappte Stiles: „Aber wenn du lieber ans Steuer willst: Bitte Schön!“

Derek, in dessen Schädel es immer noch hämmerte, wie in einem Schiffsmotor schüttelte den Kopf:

„Du fährst!“ befahl er:

„Wie sie wünschen, Miss Daisy!“ murmelte Stiles sarkastisch und ließ sich auf den Fahrersitz gleiten.

Die Stadt war brütend heiß und während sie sich durch den zähflüssigen Verkehr kämpften, versuchte Derek immer noch, die Situation zu erfassen:

„Sind wir zwei eigentlich Freunde, oder was?“ fragte er plötzlich unvermittelt.

Stiles warf einen Blick nach rechts auf den Beifahrersitz

Oh, Mann!

„Eher `ODER WAS´ würde ich sagen!“brummte Stiles:

„Bedeutung? Komm` schon; sprich nicht in Rätsel zu mir. Es ist schon alles verwirrend genug, ohne dass du versuchst, witzig zu sein!“ erwiderte Derek ungehalten:

„Glaub` mir, Alter: Mir ist im Augenblick echt nicht zum Lachen. Für mich ist diese Sache auch kein Zuckerschlecken!“ Er hielt kurz inne, ehe er fortfuhr: „Und wenn ich dir die Wahrheit über uns beide sage, würdest du sie mir vermutlich ohnehin nicht glauben.“

„Jetzt erzähl` schon!“ forderte Derek ungeduldig:“ Was ist mit uns beiden? Sind wir Blutsbrüder, Geschäftspartner, Komplizen in einem Mord, hast du meine Schwester geheiratet? Was ist es?“

Stiles presste die Lippen aufeinander, heftete den Blick stur auf die Straße und schüttelte leise den Kopf:

„Du bist mein Liebhaber, du Arsch!“

Derek drehte sich ruckartig zu ihm um:

„Das ist doch ein Scherz?“

Stiles zog einen schlichten silbernen Ring von seinem Finger und blinzelte die Tränen fort, die in ihm aufstiegen:

„Lies` die Inschrift!“ forderte er.

`Für immer! D+S´ stand dort in eleganten Buchstaben.

Derek schluckte und gab Stiles das Schmuckstück wieder. Er realisierte, dass der junge Mann den Ring nicht wieder ansteckte, sondern in der Hosentasche verschwinden ließ:

„Willst du etwa sagen, das ich dir den geschenkt habe?“ erkundigte sich Derek unsicher:

Stiles nickte knapp, ohne sich zu ihm umzusehen und antwortete:

„Zu unserem Einjährigen letztes Jahr!“
 

Derek musterte den jungen Mann neben sich, den er kaum kannte eingehend. Er hatte keine Ahnung, was hier gespielt wurde und war noch immer nicht überzeugt, dass all` dies nicht bloß eine geschickte Täuschung, ein Zauber oder was auch immer war.

Und er fragte sich, ob es wirklich auch nur die kleinste Möglichkeit geben konnte, dass er und dieser komische kleine Bursche neben ihm ein Paar sein konnten?
 

Er war ziemlich jung.

Er wirkte so unerträglich nervös und hyperaktiv.

Er hatte eine ziemlich große Klappe.
 

UND ER WAR EIN KERL, VERDAMMT NOCHMAL!
 

Stiles atmete erleichtert ein wenig auf, als sie endlich den Lärm, die Hitze, die Luftverschmutzung und das `Stop and Go´ der Großstadt hinter sich ließen und es auf Bundesstraßen weiter ging.

Der lange Weg nachhause

“Erklär` mir das mit meiner Schwester.“ Forderte Derek, als sie um die Mittagszeit über die ausgestorbene Interstate brausten: „Wie hat Cora das Feuer überlebt?“
 

Stiles rang um den Mut, Derek anzuschauen.

Das Problem war nämlich, wenn er ihm nun in die Augen sah, dann war da kein Erkennen, keine Vertrautheit, keine Liebe und das war eine der furchterregendsten Erfahrungen, welche er in seinem bisherigen Leben hatte machen müssen. Und angesichts des Lebens, dass er bisher geführt hatte, sollte das wohl etwas heißen.

Ein eisiger Schauder lief über seinen Rücken, als er sich zur Beifahrerseite umwandte:
 

„Cora ist, genauso wie du, bei dem Brand nicht in eurem Haus gewesen. So, wie du geglaubt hast, dass sie tot sei, hat sie es von dir auch angenommen. Ihr habt beide Beacon Hills verlassen, ohne zu ahnen, dass der andere noch lebt.“ Erklärte Stiles erschöpft:

„Und haben noch andere Mitglieder meiner Familie überlebt!“ Dereks Stimme klang so unglaublich hoffnungsvoll und Stiles spürte wie in seinem Inneren etwas klirrend zersprang, weil er derjenige war, der Derek die Zuversicht nehmen musste:

„Es tut mir wirklich leid!“ Murmelte er: „Da ist nur noch einer und das ist dein gruseliger Onkel Peter. Ach ja, und er hat eine Tochter!“

„Soll das heißen, Peter ist aus dem Koma erwacht und hat Nachwuchs gezeugt, oder wie?“

Derek wirkte nicht, als würde er Stiles glauben:

„Nicht so ganz.“ Erwiderte Stiles: „Malia ist bereits neunzehn Jahre alt! Und der gute Peter hat die vergangenen vier Jahre lieber dafür genutzt, seinen Weg mit Leichen zu pflastern und Unheil zu stiften, als mit Familienplanung. Wobei man zu seinem Gunsten sagen muss, dass er in der letzten Zeit nichts allzu Schlimmes angestellt hat. Er ist eher dazu übergegangen, Welpen zu treten und Babys zum Weinen zu bringen; solche Sachen.“

„Hmhmm!“ brummte Derek: „Klingt leider irgendwie nach ihm!“
 

Den größten Teil der Weiterfahrt schwiegen die beiden Männer einander an. Nur gelegentlich stellte Derek eine Frage, über Dinge seines Lebens, die ihm nicht klar waren.

Stiles staunte, wie tapfer sein Freund mit dieser Situation umging. Es musste doch alles wahnsinnig verwirrend und verunsichernd für ihn sein.

Stiles selbst jedenfalls war einfach nur zum Heulen zumute!
 

In Beacon Hills angekommen fragte Derek plötzlich aufgebracht:

„Hey! Wo bringst du mich hin? Ich will zu mir nachhause.“

„Meinst du das Loft?“ fragte Stiles überrascht:“ Das hattest du doch vor vier Jahren noch gar nicht. Außerdem wohnt da mittlerweile Peter.“

„Ich meine mein Haus!“ brauste Derek auf: „Das Haus meiner Familie! Bring mich da hin!“

Stiles sah unbehaglich aus:

„Das Haus wurde vor einem Jahr abgerissen. Es war baufällig und stellte eine Gefahr dar.“ Erklärte er kleinlaut: „Es war schwer für dich, aber du wolltest dabei sein, also sind wir zusammen hingefahren und haben den Abbrucharbeiten zugesehen.“ Stiles schluckte und fügte sehr leise hinzu: „Ich habe dabei deine Hand gehalten.“ Und mit festerer Stimme fuhr er fort: „Alle deine Sachen, all deine Erinnerungen, alles was wichtig ist, befindet sich in deiner neuen Wohnung. Willst du trotzdem zu der Stelle, wo euer Haus gestanden hat?“

„Das macht ja wohl nicht sehr viel Sinn!“ erwiderte Derek bitter.

Stiles wollte irgendetwas sagen, was es für ihn leichter machte,, was den Schmerz lindern konnte, doch es lief lediglich auf ein lahmes, viel zu ungenügendes: „Tut mir leid!“ hinaus.

Derek nickte.
 

Bei Dereks Apartment angekommen, zückte Stiles wie selbstverständlich seinen Schlüssel und spürte dann Dereks kritischen Blick auf sich:

„Entschuldige bitte!“ Murmelte Stiles: „Willst DU aufschließen?“

Derek schüttelte den Kopf und erkundigte sich missmutig:

„Soll das heißen, du wohnst auch hier?“

„Nicht wirklich!“ Stiles klang niedergeschlagen: „Ich teile mir mit Scott ein Zimmer im Studentenwohnheim. Aber ich bin auch häufig hier.“ Mit einem kleinen traurigen Lächeln fügte er hinzu: „Für gewöhnlich hast du mich ganz gern um dich. Aber wenn du willst, dass ich gehe..“

Derek schüttelte den Kopf:

„Nein, bleib hier! Ich bin momentan ein wenig orientierungslos. Vielleicht ist es gut, wenn du in der Nähe bleibst und mir hier und da auf die Sprünge hilfst.“
 

Stiles kannte Derek. Das zuzugeben und um Hilfe zu bitten, musste ihn wohl beinahe umgebracht haben. Darum machte er auch keine große Sache daraus, nickte einfach nur und wies auch nicht darauf hin, dass das Wörtchen `bitte´ in einer Bitte immer ganz gut ankam.

Stiles zeigte Derek die Räume, doch nichts kam diesem bekannt vor. Die Möbel waren beinahe alle neu und ganz offensichtlich angeschafft für die Bedürfnisse eines Paares; ein großes, komfortables Bett, ein riesiges Sofa, ein Esstisch in der Küche mit zwei Stühlen und der unvermeidliche Zahnputzbecher mit zwei Bürsten darin. Im Schlafzimmerschrank befanden sich sowohl Kleider in seiner Größe, als auch in der von Stiles.
 

Derek blickte zur Seite auf den jungen Mann und es schoss ihm durch den Kopf, dass, falls alles was dieser ihm erzählt hatte der Wahrheit entsprach; und zu hundert Prozent überzeugt war der misstrauische Werwolf davon immer noch nicht, dann musste diese Situation für Stiles wohl sehr schmerzhaft sein:

„Erkennst du irgendwas?“ fragte Stiles ihn in diesem Moment hoffnungsvoll.

Derek schüttelte den Kopf.

Da huschte ein Lächeln über Stiles Gesicht:

„Ich habe aber etwas für dich, dass dir auf jeden Fall bekannt vorkommen wird!“ erklärte er und zog aus einem Wandschrank eine große Kiste hervor. Er öffnete den Deckel und verkündete:

„Hier ist alles drin, was wir aus dem Haus deiner Familie retten konnten: Papiere, Fotos, Briefe.“

Dereks Augen leuchteten ein wenig und Stiles atmete das erste Mal ein wenig durch, seit er seinen Freund abgeholt und diese ganze verdammte Sache angefangen hatte.
 

Nachdem Derek ausgiebig in seinen Erinnerungen gestöbert hatte, verkündete Stiles:

„Ich denke wir sollten langsam versuchen herauszufinden, was dir zugestoßen ist. Da du dich an nicht viel erinnern kannst, würde ich mir gern deinen Kopf anschauen. Vielleicht kann ich erkennen, ob dir jemand eins übergebraten hat, oder so.“

Stiles hatte seine Hände bereits ausgestreckt, doch Derek zog sein Haupt beiseite.

Stiles stöhnte und fügte knurrend hinzu:

„Keine Sorge Kumpel! Ich werde die Untersuchung mit einem Minimum an Lustgewinn für mich selbst gestalten, wenn du dich dann besser fühlst!“

Derek erwiderte nichts, doch er ließ die Inspektion nun klaglos über sich ergehen:

„Keine Beulen oder Platzwunden!“ stellte Stiles fest: „Aber es ist auch gut möglich, dass so etwas inzwischen verheilt wäre, bei deiner außergewöhnlichen Konstitution. Tut dir dein Kopf noch weh?“

„Ein wenig!“ behauptete Derek.
 

Die Untertreibung des Jahrhunderts, aber das konnte Stiles sich natürlich denken. Derek und er kannten sich schließlich nicht erst seit gestern und `sich-Schwächen-nicht-eingestehen-können´ war wohl Dereks größte Schwäche. Und natürlich waren Schmerz und Verletzung für ihn das schlimmste Eingeständnis von Machtlosigkeit von allen:

„Warum legst du dich nicht für eine Weile ins Bett?“ fragte Stiles: „Ich habe gestern eingekauft und mache uns dann in der Zwischenzeit etwas zu essen!“
 

Derek schenkte ihm einen gereizten Blick und Stiles wusste genau, was hinter dieser Stirn vor sich ging:

„Du denkst, ich wollte dich im Schlaf ermorden oder später beim Essen vergiften, stimmt` s“ Stiles seufzte schwer und ließ sich auf das Sofa sinken: „Ich weiß, dass das alles hart für dich ist und dass du dich an so gut wie nichts erinnern kannst, was irgendwie mit mir zu tun hat. Aber verdammt nochmal: Irgendwo in dir muss es doch eine Ahnung, einen Instinkt, IRGENDETWAS geben, dass dir sagt, dass ich es gut mit dir meine, dass ich dich...“ Seine Stimme versagte und er verbarg den Kopf in den Händen.

Derek legt ihm eine Hand auf die Schulter, doch Stiiles schlug sie fort:

„Lass` das!“ fauchte er: „Und leg` dich gefälligst ins Bett, Mann. Du brauchst Ruhe! Ich schätze ich werde dann doch lieber abhauen, damit du dich sicher fühlen kannst.“

„Warte!“ murmelte Derek ein wenig beschämt: „Was wolltest du uns denn kochen?“ Und nun klang er beinahe ein bisschen wie der Derek, den Stiles kannte

„Spaghetti al Forno! Wieso?“ erwiderte der Jüngere forschend:

„Das ist mein Lieblingsgericht!“ Derek klang erstaunt:

„Was du nicht sagst, du Genie!“ erwiderte Stiles immer noch ein wenig grimmig:

„Und wie lange dauert das Kochen?“ wollte Derek wissen:

„Etwa eine Stunde.“ Stiles klang bereits wieder ein ganz kleines bisschen versöhnter:

„Weckst du mich, wenn es fertig ist?“ fragte Derek sanft.

Stiles schenkte ihm ein halbes Lächeln und nickte.
 

Als sie später am Esstisch saßen, griff Stiles nach seiner Gabel und nahm den ersten Bissen von Dereks Teller:

„Falls es doch vergiftet ist, sterben wir jetzt beide!“ erklärte er zwinkernd.

Derek lächelte verblüfft:

„Du kennst mich wirklich ziemlich gut, wie mir scheint! Das merke ich daran, wie du mit mir umgehst und wie du erkennst, was in mir vorgeht!“ bemerkte Derek: „Aber ich weiß fast gar nichts von dir. Das ist ziemlich verunsichernd und auch ein bisschen unheimlich!“

„Du hast mich aber ziemlich gut gekannt.“ erwiderte Stiles und fügte ein todtrauriges: „Vorher.“ Hinzu, dass nun schmerzhaft zwischen ihnen stand und scheinbar endlos zwischen den Wänden des Apartments hin- und her-echote

Um die Stimmung ein wenig zu heben, lobte Derek das Essen und fragte:

„Wieso kannst du so gut kochen?“

„Mein Dad kocht nicht gern und auch nicht sehr gut. Und wenn ich nicht ständig auf ihn aufpassen würde, dann würde er sich wohl ausschließlich von `Take-Away´-Zeug ernähren und mit spätestens fünfzig an einem Herzinfarkt sterben. Also habe ich nach dem Tod meiner Mutter angefangen, dass kochen zu lernen. Und naja…ich denke für den Hausgebrauch reicht` s!“

Stiles lächelte Derek von unten her an und sah dabei so jung und spitzbübisch aus, dass der Werwolf für einen winzigen Moment erahnen konnte, was einem anderen Derek wohl an diesem jungen Mann gefallen haben mochte.

Doch ehe er das Gefühl noch fassen und festhalten konnte, war es auch schon wieder verschwunden.
 

„Wie geht es deinem Kopf mittlerweile?“ wollte Stiles nach dem Essen wissen.

„Unverändert!“ erwiderte Derek:

„Meinst du, wir sollten dich zu einem Arzt bringen?“

Derek schüttelte auf diese Frage hin den Kopf:

„Ich denke, was immer mir passiert ist, es war kein körperlicher Angriff. Das verrät mir mein Instinkt. Und das bedeutet, ein Arzt kann nicht viel für mich tun.“

„Dr. Deaton könnte dich aber wenigstens einmal anschauen.“ Schlug Stles vor:

„Wie bitte? Ist das nicht der Tierarzt?“ empörte sich Derek: „Ist das so ein werwolffeindlicher `du-bist-ein-Hund´-Witz?“

Stiles musste lachen:

„Ich gebe zu, dass ich die in der Vergangenheit immer sehr gern gemacht habe, aber nein! Deaton ist mehr, als man im ersten Augenblick vermutet. Er ist so eine Art Magier, oder was auch immer. Er weiß erstaunliche Dinge.“

„Aha!“ erwiderte Derek nachdenklich: „Klingt nach einem Plan! Doch mir wäre es lieber, wenn wir das auf morgen verschieben würden. Ich will eigentlich nur noch schlafen!“

„Ist es dir recht, wenn ich auch hier bleibe, um auf dich Acht zu geben?“ erkundigte sich Stiles vorsichtig:

„Aber wir werden nicht im selben Bett schlafen!“ sagte Derek schnell:

„Beruhige dich, großer Junge! Ich nehme das Sofa!“ entgegnete Stiles ärgerlich und fügte kopfschüttelnd hinzu: „Für was hältst du mich eigentlich? Für irgend so einen perversen Grapscher, oder was. Und selbst wenn: Als ob ich irgendetwas gegen deinen Willen mit dir anstellen könnte. Du musst dich echt ein bisschen entspannen, Derek!“

Derek nickte:

„Tut mir leid! Du hast recht!“ erwiderte er.
 

Stiles blickte ihn an, als sei er von allen guten Geistern verlassen und zum ersten Mal seit das alles angefangen hatte, kam ihm flüchtig der Gedanke, dass dies hier möglicherweise gar nicht sein Derek war, sondern dass die Körperfresser ihn übernommen haben könnten.

Derek entschuldigte sich nicht!

Das war seine größte Schwäche, gleich nach `sich-Schwächen-nicht-eingestehen-können´.

Und überdies war dies ja auch noch der Derek 1.0´, bevor ein gewisser Stiles Stilinski ihn überarbeitet, in jeder Weise besser und gesellschaftsfähig gemacht hatte.
 

Was immer mit Dereks armem Kopf geschehen war ,offensichtlich hatte er wohl einen Hirnschaden davongetragen fürchtete Stiles.
 

Derek befand sich wieder auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer, als Stiles noch etwas einfiel:

„Warte mal! Eine Sache noch.“ rief er ihm hinterher: „Was immer du tust, schaue auf gar keinen Fall in die obere Nachttischschublade rechts!“

„Wieso nicht? Ist da etwas explosives drin, oder wie?“ fragte Derek misstrauisch.

„Vertrau mir einfach, Kumpel! Um deines Seelenheils Willen: lass sie geschlossen!“ insistierte Stiles

Derek nickte.
 

Das erste was er tat, als er sich allein im Schlafzimmer befand war es, diese Schublade zu öffnen.

Und dann schloss er sie errötend sehr schnell wieder.
 

Stiles richtete sich das Sofa für die Nacht her, doch er konnte nicht schlafen.

Er fühlte eine erstickende, quälende, alles verdunkelnde Einsamkeit, die sich von seinen Fingerspitze her bis in sein Herz ausbreitete.

Sie waren zwar jetzt hier, doch Stiles wurde schlagartig klar, dass sie noch einen langen Weg vor sich hatten, ehe sie wirklich wieder nachhause kämen.

Und vielleicht hatten sie sich ja auch auf ewig verirrt?

Berührungsängste

„Du hast DOCH in die Nachttischschublade geguckt!“ stellte Stiles fest.

Derek blickte mit großen Augen von seinem Frühstück auf:

„Nö?!“ behauptete er.

Stiles lachte:

„Du bist echt ein bescheidener Lügner, Hale! Warst du schon immer! Selbst schuld, dass du geguckt hast! Ich hatte dich jedenfalls gewarnt.“

„Wie hast du geschlafen?“ erkundigte sich Derek, in erster Linie, um das Thema zu wechseln:

„Gut, Danke! Das Sofa ist ja zum Glück ziemlich bequem. Beim Einkauf habe ich nämlich darauf bestanden, dass du eins nimmst, das dazu taugt, eine ganze Nacht darauf durchzuschlafen.“ erwiderte Stiles:

„Warum?“ wollte Derek wissen: „Habe ich oft Übernachtungsbesuch?“

Stiles schüttelte den Kopf:

„Das nicht gerade, nein! Unsere Beziehung ist einfach nur ziemlich leidenschaftlich.“ erklärte Stiles: „Und so sind auch unsere Streitereien!“

„Verstehe!“ erwiderte Derek, obwohl er das im Grunde überhaupt nicht tat. Wie sollte er sich das vorstellen? Flogen hier regelmäßig die Einrichtungsgegenstände durch die Gegend? Führte er wohl schon Prozesse mit den Nachbarn, wegen nächtlicher Ruhestörung?

Offensichtlich unterschied sich der zukünftige Derek sehr von ihm, der seinen Frieden, seine Zurückgezogenheit und sein Leben in berechenbaren Bahnen schätzte:
 

„Du hast gestern gesagt, du würdest studieren. Hast du denn heute gar keine Vorlesungen?“ Wollte er ein wenig später von Stiles wissen:

„Nein. Ich habe heute Morgen, als du noch geschlafen hast schon mit Scott telefoniert und ihm alles erklärt. Er passt in der nächsten Zeit einfach für uns beide auf und bringt mir nachmittags dann immer seine Notizen, damit ich in deiner Nähe bleiben kann!“ Plötzlich unsicher geworden blickte er kurz zu Derek auf und fügte hastig hinzu: „Also vorausgesetzt, du willst das?“
 

Derek nickte.
 

Dann wollte er wissen:

„Aber muss ICH denn nirgendwo hin? Habe ich keinen Job oder so etwas?“

Stiles grinste:

„Nö, du bist ein ziemlicher Faulpelz. Obwohl: in deinen Kreisen nennt man so etwas wohl einen `Gentleman of leisure´. Du lebst ganz gut vom Haleschen Familienerbe. Und das ist auch in Ordnung so, denn ein Werwolf zu sein ist in deinem Fall irgendwie so eine Art Vollzeitbeschäftigung.“

„Wie bitte?“ fragte Derek verdutzt: „Wie darf ich das denn verstehen?“

„Naja.“ erwiderte Stiles: „Irgendwie gibt es immer irgendwelche Dramen die deine Aufmerksamkeit fordern, oder jemand trachtet dir nach dem Leben oder es gibt Mysterien aufzuklären, oder,oder, oder. Es wird jedenfalls nie langweilig“

„Und momentan?“ erkundigte sich Derek: „Irgendetwas, was ich wissen müsste?“

„Momentan ist es eigentlich recht ruhig.“ gab Stiles zurück: „Ich meine, wenn man einmal davon absieht, dass du aus geheimnisvollen Gründen dein Gedächtnis verloren hast und wir zusehen müssen, dass wir dich irgendwie wieder herstellen!“
 

Sie aßen eine Weile schweigend weiter, bis Derek mit der winzigen Andeutung eines Schmunzelns fragte:

„Ich habe also Geld und bin eine gute Partie, richtig? Ist es mir auf diese Weise gelungen, mir einen jungen Liebhaber zu angeln?“
 

Ein Scherz von Derek Hale?

Zu DIESEM Thema?

Und noch vor dem dritten Kaffee?
 

Stiles fiel beinahe sein Bagel aus der Hand!

Dann grinste er:

„Du denkst ich bin…WAS? So eine Art `Boy-Toy´. Lustige Vorstellung! Aber hör´ mal Kumpel: Ich weiß, du hast einiges vergessen. Vielleicht ja auch, wie du aussiehst? Schau doch am besten nochmal in den Spiegel, um dich zu vergewissern und dann wird dir klar werden, dass solche wie DU solche wie MICH nicht bezahlen müssen, um mit ihnen zusammen zu sein.“ Dann fügte Stiles noch hinzu: „Eher wäre es umgekehrt, aber das wird in meinem Fall leider nichts, denn ich bin ja bloß ein armer Student.“
 

Nach dem Frühstück saßen Stiles und Derek unschlüssig nebeneinander auf dem Sofa, wobei sie zwischen sich mindestens noch Platz für eine weitere Person gelassen hatten.

Etwas, dass ihnen scheinbar beiden momentan wichtig war!
 

Stiles hatte die Knie unter das Kinn gezogen und die Arme um seine Beine geschlungen. Sein Blick war starr in die Ferne gerichtet.

Derek musterte ihn eine Weile unauffällig aus dem Augenwinkel und versuchte sich vorzustellen wie es wäre, abends neben diesem jungen Mann einzuschlafen, ihm von seinem Tag zu erzählen oder sich mit ihm zur streiten. Und dann gab es ja noch all` die anderen Dinge, die Liebende miteinander taten und bei dieser Vorstellung wurde Derek ganz flau im Magen!

Was um Himmels Willen konnte in den letzten vier Jahren zwischen ihm und diesem Jungen vorgefallen sein, dass er all diese Dinge irgendwann mit Stiles gewollt hatte?
 

„Wann wird Dr. Deaton herkommen?“ fragte Derek unwillkürlich und ließ Stiles dadurch ein wenig zusammenzucken:

„Gegen Mittag!“ antwortete Stiles. Er wirkte matt und unglücklich:

„Vielleicht würde es mir helfen mich zu erinnern, wenn ich mir Fotos, Briefe und solche Dinge anschauen würde?“ schlug Derek vor.

„Du glaubst noch immer nicht, dass ich dir die Wahrheit sage und du willst Beweise dafür, dass es unser gemeinsames Leben wirklich gibt, stimmt`s?“ fragte Stiles bitter.

Derek wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Ihm war selbst nicht wirklich klar gewesen, dass es genau darum ging. Offensichtlich kannte dieser Bursche ihn besser, als er sich selbst:

„Gib´ mir dein Handy!“ Forderte Stiles gereizt.
 

Stirnrunzelnd reichte Derek dem Jüngeren sein Telefon, gespannt was er damit wohl vorhatte. Stiles zückte nun auch sein eigenes Handy und rief in beiden die Fotos auf. Auf den meisten waren Stiles und er selbst oder auch nur einer von ihnen zu sehen. Auf anderen Bildern waren sie auch gemeinsam mit anderen Leuten, von denen Derek die meisten nicht kannte. Sie waren geschickter Weise so aufgenommen, dass der Effekt, den seine Werwolfaugen auf die Kamera hatten umgangen wurde. Es gab Bilder, auf denen Stiles und er sich küssten, sich umarmten oder auf andere Weise intim miteinander umgingen. Derek fühlte sich eigenartig bei diesem Anblick.
 

Und dann war da ein Foto von seiner Schwester Cora; älter, als er sie in Erinnerung hatte, eine erwachsene Frau und sie sah ihrer beider Mutter so wahnsinnig ähnlich.
 

Derek musste ein wenig schlucken.
 

Eines war auffällig an diesen Bildern und das war die Tatsache, dass er auf beinahe jedem von ihnen lächelte oder lachte. Dieser, im Bild festgehaltene Derek wirkte glücklich - ein Gefühl, an welches sich der reale Derek beinahe gar nicht mehr erinnern konnte:

„Du kannst auch die SMSen lesen.“ Unterbrach Stiles Dereks Gedanken: „Aber genauso, wie bei der Nachttischschublade gilt auch hier: Auf eigene Gefahr! Einige sind ein bisschen…“ er stockte:

„…unanständig?“ Warf Derek hilfreich ein:

„So könnte man wohl sagen.“ Nuschelte Stiles und rieb sich verlegen das Gesicht. Dann verschwand er kurz, um einen Moment später mit einem Umschlag wiederzukehren:

„Das ist ein Brief, den du mir geschrieben hast!“ verkündete Stiles schüchtern: „Der ist nicht unanständig, aber ich schätze, er wird dir dennoch unangenehm sein. Ich jedenfalls werde jetzt einen kleinen Spaziergang machen, um dir die Chance zu geben, unbeobachtet von mir ein wenig in deinem Leben herum zu stöbern.“

„Du störst mich dabei doch nicht! Du musst nicht gehen!“ behauptete Derek, doch Stiles schüttelte entschieden den Kopf:

„Doch das muss ich!“
 

Und der Junge hatte recht: Allein mit seinen Erinnerungen zu sein war wirklich hilfreich! So konnte er sich umsehen, ohne sich beobachtet, kontrolliert oder bewertet zu fühlen.
 

Dieser Stiles wusste wirklich, wen er in ihm vor sich hatte.
 

Und trotzdem wollte er offenbar mit ihm zusammen sein.

Seltsam!
 

In dem Brief aus seiner eigenen Feder erkannte er sich einerseits wieder und andererseits auch nicht. Er sprach in den Zeilen über das, was er fühlte, fürchtete und dachte, ganz so, als sei es ein Selbstgespräch.

Er musste unglaubliches Vertrauen zu Stiles haben, wenn er ihn das alles hatte wissen lassen wollen, dachte Derek verblüfft.

Und mit einem Mal fühlte er sich irgendwie nackt!
 

Als nächstes nahm Derek sich die Kurznachrichten in seinem Handy vor und musste zugeben, dass Stiles nicht übertrieben hatte: einige waren so ungezogen, dass der Werwolf rote Ohren bekam, obwohl er sie doch hinter verschlossenen Türen und ganz allein las. Aber sie waren auch sehr liebevoll und in ihnen kamen Verbundenheit, Freundschaft und Respekt zum Ausdruck: Dinge, nach denen Derek sich sehnte.
 

Dann begann Derek die Wohnung zu durchforsten, öffnete Schubladen, Schränke und Fächer, beschnupperte, betrachte und berührte alles.

Und weil er gerade unbeobachtet war, griff er versuchsweise nach Stiles T-Shirt, in welchem dieser in der Nacht geschlafen hatte und vergrub sein Gesicht darin.
 

Nein, leider weckte auch das keine Erinnerungen.
 

Doch ihm gefiel, was seine sensible Nase wahrnahm.

Es gefiel ihm sogar ausgesprochen!
 

Deaton und Stiles hatten sich scheinbar vor der Tür getroffen, denn nun betraten sie das Apartment gemeinsam.

Während Derek sich mit dem Tierarzt im Wohnzimmer einrichtete, zog sich Stiles in die Küche zurück, um Kaffee für alle zu kochen. Während er das tat, spitzte er die Ohren, um mitzubekommen, was nebenan gesprochen.

Derek beschrieb, was im Flugzeug geschehen war und wie er sich danach gefühlt hatte. Stiles stieß genau in dem Moment zu den beiden Männern, als Dr. Deaton zu einer Erklärung ansetzte:

„Ich kenne einen Zauber, der über eine Berührung funktioniert und der Gedächtnisverlust bewirkt. Was mich dabei aber überrascht, ist das Ausmaß des angerichteten Schadens. Es braucht eine ziemlich mächtigen Magier, um jemandem ganze vier Jahre zu rauben. Ich würde vermutlich bereits an einer Woche scheitern.“
 

Derek hatte aufmerksam zugehört, doch nun brannte ihm eine naheliegende Frage unter den Nägeln:

„Was kann ich dagegen tun? Wie kann ich es rückgängig machen?“

Der Veterinär blickte ihn bedauernd an:

„Ich habe noch keinen Schimmer!“ Als er in die müden, unglücklichen Gesichter von Stiles und Derek blickte, schob er rasch hinterher: „Ich werde ein paar Recherchen machen müssen. Ich werde alles tun, um ein paar Antworten für euch zu finden. Versprochen!“
 

Nachdem Deaton sich verabschiedet hatte, saßen Derek und Stiles noch eine Weile schweigend beieinander, bis Stiles schließlich fragte:

„Wer würde dir so etwas antun?“
 

Derek zuckte ratlos mit den Schultern.

Zuviel ist Zuviel

Drama und Kitsch sin ein bisschen mit mir durchgegangen. Ich hoffe, man sieht es mir nach?! ;-)
 

Stiles hatte ein beklemmendes Dejá vu: Er stand am Herd und bereitete das Abendessen zu, als Derek von hinten an ihn herantrat und über seine Schulter linste um zu sehen, was sich in den Töpfen befand. Sie berührten einander nicht wirklich, aber Derek war dennoch nah genug, dass Stiles, seine Körperwärme fühlen konnte, dass er spürte, wie sich ihrer beider Auren vermischten und Dereks Atem seinen Nacken streifte.

Vor einigen Wochen hatte eine Szene genau wie diese dazu geführt, dass er und Derek erst sehr, sehr viel später etwas zu essen bekommen hatten. Stiles hatte gerade noch Zeit gehabt, den Herd auszuschalten und so das Entstehen eines Wohnungsbrandes zu verhindern, während sie beide mit sehr viel angenehmeren Dingen als der Nahrungsmittelzubereitung beschäftigt waren.

Doch so etwas wie das würde heute nicht geschehen, denn alles hatte sich komplett verändert.
 

Und das machte Dereks körperliche Nähe für Stiles mit einem Mal unerträglich, weil sie so brutal offen legte, was er verloren hatte:

„MUSST DU MIR EIGENTLICH DERART AUF DIE PELLE RÜCKEN?“ fuhr er den Werwolf ärgerlich an.

Derek zog überrascht die Augenbrauen hoch:

„Alles in Ordnung bei dir?“

Stiles zuckte mit den Schultern und sah aus, als sei er über seinen Ausbruch selbst erschrocken:

„Ja, klar!“ murmelte er: „Tut mir leid!“
 

Es war Tag fünf, seit Derek ohne seine Erinnerungen nach Beacon Hills zurückgekehrt war und Stiles Nervenkostüm wurde mit jedem Tag, an dem sich an diesem Zustand einfach nichts ändern wollte, ein wenig dünner.

Und je gereizter Stiles wurde, umso sanfter reagierte Derek, denn, und das wollte er im Grunde nicht einmal vor sich selbst eingestehen, er hatte Angst vor dem Augenblick, da Stiles es nicht mehr bei ihm aushielt und ihn mit dieser beängstigenden Situation alleinließ.

So wenig, wie ihm die Dinge auch behagten, die er über sein heutiges Leben erfahren hatte, die Vorstellung, dass vier Jahre seines Lebens einfach verloren sein sollten, ängstigte ihn mehr.
 

Und er gewöhnte sich ja langsam auch an den seltsamen, jungen Burschen, mit dem er in den letzten Tagen beinahe seine gesamte Zeit verbracht hatte.

Wenn man es einmal genau betrachtete, war dieser ja auch wirklich keine üble Gesellschaft: Er war clever, lustig, hartnäckig und tapfer.

Umso weniger gefiel es Derek, den Jungen nun derart traurig und unzufrieden zu sehen. Doch es gab andererseits auch nicht viel, was er dagegen tun konnte, musste er sich eingestehen.
 

Vor zwei Tagen hatte Dr. Deaton angerufen, um mitzuteilen, was er bisher herausgefunden hatte. Er war nämlich überzeugt, dass ein Zauber wie jener, der auf Derek lag nur durchzuführen sei, bei großer emotionaler Beteiligung des Magiers. Es musste also entweder jemand sein, der Derek liebte oder ihn ausgesprochen hasste.
 

Derek und Stiles hatten sich daraufhin das Hirn zermartert, doch keinem von ihnen wollte jemand einfallen, der hierfür infrage käme. Weder gab es abgeblitzte Liebhaberinnen, welche die Macht oder die Gemütsverfassung hierfür besaßen, noch gab es aktuell irgendwelche Feinde, bei denen es nachvollziehbar wäre, dass sie sich bei Derek auf diese Weise rächten.

Und das fehlen einer Verdächtigenliste war insbesondere deshalb bedauerlich, weil Dr. Deaton der Ansicht war, Dereks beste Chance, sein Gedächtnis wiederzuerlangen sei es, den Zauberer, der ihn bewirkt hatte dazu zu zwingen, den Fluch wieder von ihm zu nehmen.
 

Es war schon spät, doch Stiles saß immer noch mit gesenktem Kopf über seinen Büchern und Scotts Aufzeichnungen, um den versäumten Lehrstoff nachzuarbeiten. Derek betrachtete ihn mit schief gelegtem Kopf.

Der junge Mann war noch blasser als gewöhnlich und sein Körper stand unter enormer Spannung. Gerade wippte er nervös mit einem Bein, höchstwahrscheinlich in der unbewussten Absicht, etwas von der quälenden Verkrampfung loszuwerden:

„Ich denke, du solltest langsam Schluss machen und dich schlafen legen!“ sagte Derek sanft.

Stiles hob seinen Kopf und blickte den Älteren an, als habe er den Verstand verloren:

„Och bitte Mom! Nur noch fünf Minuten!“ erwiderte er sarkastisch.

Derek verdrehte die Augen:

„Ich meine es ernst! Was du da machst bringt doch nichts. Wenn einer mit seinem Textmarker jedes Wort anstreicht, dann ist das in der Regel ein Zeichen dafür, dass er nicht allzu konzentriert ist. Und dann kannst du auch genauso gut die Bücher erst mal beiseite legen und versuchen, dich ein wenig auszuruhen!“
 

Stiles seufzte schwer.
 

Doch dann klappte er tatsächlich die Bücher zu.
 

Derek grinste und war ein kleines bisschen zufrieden mit sich selbst. Dann erkundigte er sich:

„Willst du heute Nacht nicht im Bett schlafen Stiles? Das Sofa ist doch auf die Dauer keine Lösung!“ Stiles blickte überrascht zu ihm auf und schüttelte dann den Kopf:

„Es ist dein Bett, deine Wohnung. Da solltest du nicht auf der Couch schlafen müssen.“

„Hatte ich nicht vor!“ erwiderte Derek.

Stiles starrte ihn entgeistert an und Derek beeilte sich hinzuzufügen: „Ich spreche lediglich vom Schlafen. Damit wir uns richtig verstehen!“

Stiles schluckte:

„In Ordnung!“ behauptete er: „Das Bett ist wohl groß genug für uns beide.“
 

Es war beinahe lächerlich, wie sich die beiden Männer an die äußeren Ränder des Bettes klemmten, während zwischen ihnen Platz für einen Kleinwagen gewesen wäre.

Und an Schlaf war nicht zu denken, denn Stiles warf sich unaufhörlich von einer Seite auf die andere:

„Himmel Stiles, was machst du denn da?“ knurrte Derek schließlich: „Versuchst du dich ins Erdreich zu wühlen, wie ein Maulwurf?“

„Entschuldige!“ murmelte Stiles: „Ich kann irgendwie nicht schlafen. Aber darunter solltest du nicht leiden müssen. Ich schätze, ich werde wohl doch besser wieder auf die Couch umziehen.“

Er machte Anstalten, aufzustehen:

„Warte!“ sagte Derek: „Komm´ her!“

Stiles hielt den Atem an und wartete ängstlich ab, was als nächstes geschehen würde. Dann fühlte er Dereks Arm an seiner Taille, der ihn nah zu sich heranzog. Einen Moment lang war er starr vor Schreck und traute der Situation nicht, doch dann vergrub Stiles seinen Kopf in Derek Armbeuge und klammerte sich fest an ihn.
 

Es war nichts Sexuelles daran, wie er das tat. Vielmehr ließ es Derek an einen Sechsjährigen denken, der sich da nach einem üblen Alptraum hilfesuchend an ihn schmiegte.

Einen Augenblick später fühlte Derek die Nässe an seiner Schulter und spürte das Beben, dass durch den Körper des Menschen ging und wusste, dass Stiles weinte:

„Ist in Ordnung!“ murmelte er ein wenig hilflos und zog den jungen Mann noch ein wenig enger an sich heran.

Kurze Zeit später konnte er an seinem Atem hören, dass Stiles eingeschlafen war.

Derek selbst lag noch eine lange Zeit wach und grübelte.
 

Sie sprachen nicht darüber, was letzte Nacht geschehen war, doch es musste eine Bedeutung gehabt haben, denn die beiden Männer fühlten sich mit eine Mal seltsam schüchtern voreinander. Gegen Mittag beschloss Derek das Schweigen zu brechen, denn er hatte eine Idee:

„Sag` mal Stiles, denkst du, wir sollten uns küssen?“

Der junge Mann riss die Augen weit auf:

„Du willst mich küssen?“

Derek wurde ein wenig blass:

„Nein...“ stotterte er: „...nein das nicht, aber vielleicht hilft es mir ja, mich zu erinnern. Es wäre eine Art Experiment. Und wenn` s nicht funktioniert, was macht es dann schon. Es muss ja außer uns keiner wissen!“

Stiles blickte ihn fassungslos an, sprang auf und kickte den Stuhl, auf dem er gerade noch gesessen hatte gegen eine Wand:

„EIN EXPERIMENT?“ schrie er: „BIST DU IRRE?“

Er kehrte Derek den Rücken zu, lehnte sich gegen eine Wand und wirkte, als würde er ohne diesen Halt umfallen:

„Denkst du eigentlich auch mal darüber nach, was diese Situation für MICH bedeutet?“ Er sprach nun sehr leise und aus seinem Tonfall konnte Derek eine unglaubliche Verletzung heraushören:

„Hast du eine Ahnung, wie es sich für mich anfühlen würde, wenn bei deinem kleinen Experiment herauskäme, dass sich bei dir gar nichts regt und du es vielleicht sogar ein bisschen eklig findest, einen Kerl zu küssen? ICH liebe dich nämlich zufällig, du Mistkerl! Und du hast mich einfach vergessen! Ich...ich!“ Stiles würgte ein wenig. Ganz offensichtlich hatte er Mühe zu atmen:

„Hey! Beruhige dich bitte.“ flehte Derek hilflos:

„ICH WILL MICH NICHT BERUHIGEN!“ schrie Stiles: „ICH WILL; DASS DU MICH IN RUHE LÄSST!“

Mit diesen Worten lief er hinüber ins Schlafzimmer, ließ einen verwirrten und erschütterten Derek zurück und schloss die Tür hinter sich ab.
 

Nicht das eine verschlossene Tür einem Werwolf viel entgegen zu setzen hätte, doch Derek beschloss, das Symbol zu respektieren und ließ sich auf das Sofa sinken. Er konnte hören, dass Stiles telefonierte und weil er ihm seine Privatsphäre lassen wollte, stellte er den Fernseher an - sehr laut!

Eine halbe Stunde später klingelte es an der Tür. Stiles kam aus dem Schlafzimmer gerannt, um Derek an der Pforte zuvor zu kommen. Er hatte immer noch sein Handy am Ohr, ebenso wie Scott, der nun eintrat. Beide legten im selben Moment auf und es war offensichtlich, dass sie miteinander gesprochen hatten.

Scott grüßte nicht und warf Derek einen finsteren Blick zu, den er auch dann nicht von ihm nahm, als er seinen besten Freund in eine feste Umarmung schloss.

Nach einer Weile lösten sich die beiden wieder voneinander und Stiles drehte sich zu Derek um:

„Sorry, aber ich kann das gerade nicht mehr! Ich nehme mir jetzt eine Auszeit, aber Scott wird bei dir bleiben. Mach` s gut Derek!“

Und mit diesen Worten war Stiles verschwunden.
 

Scott und Derek ließen sich auf dem Sofa nieder und musterten einander misstrauisch, bis Derek irgendwann knurrte:

„Ich brauche keinen Babysitter, also kannst du auch wieder verschwinden!“

Scott schüttelte den Kopf:

„Ich habe Stiles versprochen, auf dich acht zu geben, also werde ich bleiben!“ verkündete Scott gelassen:

„Das ist doch alles total lächerlich!“ fauchte Derek ärgerlich: „Warum ist Stiles verschwunden? Ich weiß ja noch nicht einmal genau, was ich eigentlich falsch gemacht habe?“

Scott verdrehte genervt die Augen:

„Du warst einfach nur derselbe unsensible Trottel wie immer Mann und normalerweise kann Stiles damit ganz gut umgehen, aber angesichts der besonderen Umstände war` s selbst ihm diesmal zu viel.“

„Wo ist er jetzt?“ Wollte Derek wissen: „Ich will versuchen, ihm alles zu erklären und...“

„ER WILL DICH ABER NICHT SEHEN UND DARUM WIRST DU IHN IN RUHE LASSEN, KAPIERT!“ fuhr Scott den älteren Werwolf lautstark an:

„DU HAST MIR ÜBERHAUPT NICHTS ZU SAGEN!“ brüllte Derek zurück, sprang von der Couch auf und baute sich mit blau funkelnden Augen und ausgefahrenen Krallen über Scott auf.

Scott ließ nicht gern den Rudelsführer heraushängen, aber wenn Derek es so wollte? Er erhob sich ebenfalls und blitzte ihn rotglühend und mit einem donnernden Knurren an.

Derek wich erschrocken ein wenig zurück. Schließlich fragte er verwirrt:

„DU bist mein Alpha? Wie ist das möglich? Das ist doch total lächerlich! Wenn überhaupt, dann müsste es doch wohl eher umgekehrt sein.“

Scott gab ein kleines, nachsichtiges Lachen von sich:

„So war es auch einmal, aber glaub` mir einfach: So herum ist es weitaus besser. Für und beide!“
 

Die beiden Werwölfe setzten sich wieder und schwiegen eine ganze Weile, ehe Derek kleinlaut bat:

„Also gut, wenn ich schon nicht mit Stiles sprechen darf: Erklärst DU mir dann wenigstens, warum ich ein `unsensibler Trottel´ bin und was ich falsch gemacht habe?“

Scott runzelte die Stirn:

„Offen gesagt, habe ich nicht alles verstanden, weil Stiles die meiste Zeit geweint hat.“ der jüngere Werwolf sah mit einem Mal wieder sehr ärgerlich aus: „MANN, DU HAST MEINEN BESTEN FREUND ZUM WEINEN GEBRACHT! Stiles ist nun wirklich keine Heulsuse! Was hast du bloß mit ihm angestellt, du Arsch?“

Derek zuckte ratlos mit den Schultern und Scott fuhr fort:

„Stiles hat gesagt, dass ihr euch letzte Nacht näher gekommen seid? Ich habe mich nicht getraut zu fragen, was das bedeutet.“

„Nicht das, was du jetzt vielleicht denkst!“ warf Derek rasch ein:

„Wie auch immer.“ fuhr Scott fort: „Du hast dann offenbar einen Experimental-Kuss vorgeschlagen, zu rein wissenschaftlichen Zwecken und ihn damit sehr verletzt. Er hatte wohl die Hoffnung gehabt, dass sich in deinem Dickschädel irgendetwas verändert hätte, aber die hast du ihm wohl jetzt sehr gründlich zerstört. Besten Dank auch, Kumpel!“
 

Derek konnte selbst nicht sagen, warum er sich so wahnsinnig schuldig fühlte. Er konnte schließlich nichts für den Zustand, in dem er sich gegenwärtig befand. Und im Grunde genommen konnte es ihm doch auch egal sein, wie Stiles sich fühlte. Von seinem Standpunkt aus kannten sie sich schließlich kaum.

Dennoch nagte es an ihm!
 

„Was kann ich tun?“ wollte er von Scott wissen:

„Du kannst ihm zunächst einmal ein wenig Raum lassen, um sich wieder ein bisschen zu beruhigen. Er ist jetzt bei seinem Dad. Es wird ihm gut gehen!“
 

Es war wirklich albern, wie sehr diese letzte Versicherung Derek beruhigte!

Jeder für sich allein

Stiles saß in seinem Jugendzimmer auf dem Bett und blickte sich um. Irgendwie sah es hier aus, wie im Museum, fand er plötzlich:

Seine Teenagerzeit konserviert für die Ewigkeit!

Sein Dad hatte hier kein Stück verändert.

Aber warum sollte er auch?

Sollte er sein Zimmer vielleicht in einen Billardraum oder sonst etwas Sinnloses verwandeln?

Es musste doch ohnehin schon seltsam genug für ihn sein, dieses große Haus ganz allein zu bewohnen!

Gewiss, sie hatten ihre gemeinsamen Abendessen dreimal in der Woche, aber Stiles war sich sicher, dass es seinem Vater den Rest der Zeit hier sicherlich zu still war.

Er fragte sich, ob er wohl auch manchmal allein in Stiles Zimmer saß und seinen Sohn vermisste?

Mit einem Mal stand das Bild von seinem Dad, der allein und traurig hier oben hockte lebendig vor Stiles innerem Auge und legte noch eine weitere zähe, fettige Schicht Traurigkeit auf die, die er ohnehin schon empfand.
 

Vielleicht konnte er eine Frau für seinen Dad finden? Am liebst wäre ihm natürlich Melissa McCall – eine Sache, von der Scott und er schon ewig träumten, weil es sie dann endgültig und ganz offiziell zu Brüdern machen würde. Aber leider schien es da einfach nicht zu funken!
 

Das Klopfen an der Tür ließ Stiles aus seinen Gedanken aufschrecken. Halb hoffte und halb fürchtete er, es könnte Derek sein, bis ihm einfiel, dass dieser ja nicht zu wissen schien, dass dieses Haus eine Tür besaß und er vermutlich durch das Fenster kommen würde, falls er ihn aufsuchen wollte.
 

Es war Sheriff Stilinski, der seinen Kopf in das Zimmer streckte, nachdem Stiles hereingebeten hatte:

„Eiscreme?“ fragte er und hob diverse Sorten hoch, die er in seiner Rechten hielt:

„Da-aad!“ erwiderte Stiles und schmunzelte ein wenig: „Es macht sich wirklich langsam bemerkbar, dass du nach deinen Nachtschichten, wenn du nicht schlafen kannst stundenlang `Was-Frauen-schauen´ im Fernsehen siehst. Was war es diesmal? Bridget Jones?“

Sein Vater gab ein glucksendes Lachen von sich:

„Na, irgendwo muss ein Kerl diese Dinge doch lernen! Wie soll ich sonst wissen, wie ich meinen Sohn trösten kann, wenn sein Geliebter sich mal wieder wie ein Idiot aufgeführt hat!“

Stiles lachte auch:

„Hast du denn an den zweiten Löffel gedacht? Ich werde nämlich bestimmt nicht hier sitzen und allein drei Eisbecher verputzen. Wenn ich mir jetzt auch noch mein blendendes Aussehen ruiniere, bekomme ich Derek niemals zurück!“
 

Das war natürlich Sarkasmus!

Stiles hasste wie er aussah!
 

Sein Dad hielt die linke Hand mit zwei Löffeln darin hoch, trat endlich ein und nahm neben seinem Sohn auf dem Bett Platz:

„Soll ich mal hinübergehen und Hale die Leviten lesen? Ich denke nämlich, dass er immer noch gehörigen Respekt vor mir hat!“

Stiles gab ein müdes kleines Lachen von sich:

„Er hat sogar eine Scheiß-Angst vor dir denke ich - frag mich nicht wieso? Schließlich ist er ein großer, böser Werwolf und all das!“

Sheriff Stilinski grinste ein wenig ZU selbstzufrieden, kam aber schnell wieder zur Besinnung und erwiderte dann:

„Ich schätze, das liegt daran, dass ich dein Vater bin. Er hat wahrscheinlich Angst davor, dass ich nicht mit ihm einverstanden sein könnte und du ihn dann auch nicht mehr wollen könntest.“

„Na, das Problem wäre dann ja wohl jetzt vom Tisch!“ erwiderte Stiles bitter:

„Dann müsste Derek ja ein noch größerer Trottel sein, als ich immer in ihm vermutet habe!“ rief sein Vater aus.
 

Stiles lächelte und schüttelte den Kopf:

„Ist das eigentlich irgend so eine schräge Konkurrenzsache, die da zwischen dir und Derek läuft, Dad? Bist du genetisch zu gar nichts anderem in der Lage, als den Mann abzulehnen, der dir deinen Sohn wegnehmen will oder etwas in der Art; so, wie es vielen Vätern von Töchtern auch ergehen soll?“

Sein Vater zuckte mit den Schultern:

„Keine Ahnung! Ich schätze ich muss schon aus Prinzip gegen ihn schießen. Macht der Gewohnheit!“ Stiles wartete ab, denn er hatte das Gefühl, dass sein Dad noch mehr zu sagen hatte und er hatte Recht:

„Weißt du, was mir als allererstes durch den Kopf geschossen ist, als deine Mum mir gesagt hat, dass du ein Junge wirst?“ Stiles schüttelte den Kopf: „Ich dachte `Gott sei dank! Einem Mädchen hätte ich eines Tages erklären müssen, dass Männer Idioten sind. Darum komme ich nun herum´!“
 

Stiles blickte ihn mit großen Augen an. Dann schüttete er sich beinah aus vor Lachen:

„Hast du es vergessen Dad?“ fragte er schließlich, als er sich wieder beruhigt hatte: „Ich bin EINER dieser Idioten, also weiß ich die schlimmsten Dinge bereits!“

Nun war es Stiles, der ein wenig zögerte weiterzusprechen, doch dann fasste er sich ein Herz:

„Du bist noch immer nicht ganz darüber hinweg, dass es ein Mann geworden ist, richtig?“

Sheriff Stilinski sah unbehaglich aus:

„Was soll ich dazu sagen, Junge? Ich will, dass du das machst, was dich glücklich macht. Aber als Vater hatte ich natürlich bestimmte Hoffnungen. Ich meine, was ist mit einer Hochzeit? Was ist mit Enkelkindern?“

Stiles lächelte nachsichtig:

„Lernt man so was denn gar nicht bei `Was-Frauen-schauen´? Diese Dinge tun Leute wie ich heutzutage auch. Vor dieser ganzen Gedächtnisverlust-Sache war ich mir noch ziemlich sicher, dass Derek und ich eines Tages heiraten würden. Und ich hatte immer die Vorstellung, dass er und ich dann irgendeine kleine Werwolfwaise adoptieren würden. Oder wäre dir ein Enkelkind, vor dessen Zähnchen du dich in Acht nehmen musst nicht recht?“

Sein Vater blickte ihn verblüfft an:

„Doch...doch sicher!“ murmelte er: „Ich hatte bloß keine Ahnung, dass du über solche Dinge überhaupt nachdenkst.“

„Es ist ja auch bloß Zukunftsmusik.“ erwiderte Stiles: „Ich meine, ich bin zwanzig, geh noch aufs College. Diese Dinge sind noch nicht dran!“ Nachdenklich fügte er hinzu: „Vielleicht wäre das ja ohnehin zu einem Problem zwischen uns geworden. Derek ist einunddreißig. Ich weiß nicht, wie viel das in Hundejahren ist, aber ich wette, er hört seine biologische Uhr längst ticken und früher oder später hätte er mich vermutlich verlassen und sich nach jemanden in seinem Alter umgesehen.“

Sein Vater schüttelte energisch den Kopf:

„Derek ist verrückt nach dir und wird dich niemals loslassen. Er wird schon wieder zu sich kommen! Es kann gar nicht anders sein. Das mit euch beiden ist...Bestimmung!“
 

Stiles riss die Augen weit auf:

„Wer sind sie und was haben sie mit meinem Vater gemacht?“ rief er scherzhaft aus:

„Was denn?“ Konterte dieser: „Denkst du, ich bin zu blind, `Schicksal´ zu erkennen, wenn es mir geradewegs ins Gesicht hustet?“ Und schmunzelnd fügte er hinzu: „Soll ich dir ein Geheimnis verraten, Sohn? Im Grunde habe ich deinen Derek wirklich gern!“

Stiles blickte ihn fassungslos an. Dann verzog sich sein Gesicht schmerzhaft und er hielt sich die Stirn:

„Was denn?“ fragte der Sheriff erstaunt: „Habe ich etwas Falsches gesagt?“

Stiles hielt den Eisbecher in seiner Hand hoch und stöhnte:

„Hirnfrost!!“
 

Derek und Scott saßen beim Frühstück. Der ältere Werwolf starrte finster zu dem jüngeren hinüber und mahlte mit den Kiefern:

„War das jetzt genug Zeit?“ wollte er wissen:

„Wovon sprichst du bitte?“ fragte Scott genervt:

„Was denkst du denn? Ich rede von Stiles! Er hatte einen halben Tag und eine ganze Nacht, um sich abzuregen. Kann ich jetzt endlich mit ihm sprechen?“

„Nö!“ entschied Scott:

„WAS!“ rief Derek empört: „Wer glaubst du, gibt dir das Recht, das zu entscheiden?“

„Ich schütze Stiles!“
 

Kurz, knapp, kompromisslos!
 

Derek erhob sich schnaubend von seinem Stuhl, ließ seinen Teller krachend in die Spüle fallen, ging hinüber ins Wohnzimmer, wo er sich vor den Fernseher sinken ließ. Er zappte grimmig durch die Kanäle, und blieb schließlich bei `Was-Frauen-schauen´ hängen. Dort hatte gerade eine Wiederholung von `Schlaflos in Seattle´ begonnen.

Einen Augenblick später gesellte sich auch Scott zu ihm und ließ sich neben ihn auf das Sofa plumpsen:

„Echt jetzt, Derek?“ fragte er ungläubig:

„Fällt dir was Besseres ein, um meine sensible Seite zu kultivieren?“ wollte dieser wissen:

„Gerade nicht, aber du musst dir ja auch nicht gleich Eierstöcke wachsen lassen, oder?“ neckte Scott:

„Halt die Klappe, McCall. Ich will das sehen!“ knurrte Derek und Scott schwieg tatsächlich.

Mehr noch: Er blieb bei Derek sitzen und hielt den gesamten Film bis zum Ende durch. Es war irgendwie wie ein zauberhafter Verkehrsunfall: Man konnte seine Augen einfach nicht davon lösen!
 

Zwei Stunden später saßen die beiden Werwölfe weichgespült beieinander und Derek gestand:

„Stiles fehlt mir!“

Scott blickte ihn aufmerksam an und Derek wollte wissen:

„Denkst du, das mit ihm und mir ist es wert, dass wir darum kämpfen?“

„Todsicher!“ versicherte Scott: „Ihr habt etwas ganz Besonderes, um das ich euch ehrlich gesagt ein kleines bisschen beneide!“

Derek nickte und sie schwiegen eine ganze Weile.

Schließlich verkündete Derek:

„Auf diesem Kanal kommt jetzt `Love Story´!“

Scott nickte:

„Ich hole die Taschentücher und mache Popcorn!“

Unser Deal

Derek wurde von dem Summton seines Handys geweckt, welcher ihn informierte, dass er eine SMS erhalten hatte:

„Ich weiß nicht, ob es Dir irgendetwas bedeutet, aber ich verzeihe Dir! Du fehlst mir, Du verdammter Dreckskerl!!! S.“
 

Er war noch nicht wach genug und musste die Nachricht ein paar Mal lesen, ehe er sie richtig verstand. Dann lächelte er ein kleines bisschen.
 

Beim Frühstück hielt er Scott mit einer gewissen Genugtuung das Handy vor die Nase:

„Ich denke das bedeutet, er will mich sehen. Scheißegal was du sagst; ich werde gleich hinübergehen!“

Scott schmunzelte:

„Mach´ das! Ich komme mit!“ erwiderte er.

Dereks Miene erstarrte. Damit hatte er nicht gerechnet.

„Was soll der Blödsinn? Wir brauchen dich nicht!“ knurrte der ältere Wolf:

„Das lassen wir lieber Stiles entscheiden!“ erklärte Scott in einem Ton, der im Grunde keine Gegenrede zuließ. Dennoch entgegnete Derek:

„Du bist eine verdammte Glucke! Stiles ist doch kein Baby mehr!“

„Ich sorge für mein Rudel und das schließt euch BEIDE mit ein. Wenn ich das Gefühl habe, überflüssig zu sein, werde ich mich schon diskret zurückziehen, aber vorher nicht!“
 

Scott brauchte nicht zu knurren, die Krallen auszufahren oder laut zu werden. Er war in den letzten Jahren in die Alpha-Rolle hineingewachsen. Seine Autorität war ganz selbstverständlich und unaufgesetzt.

Natürlich passte Derek die Bevormundung des Jüngeren überhaupt nicht, doch der Wolf in ihm konnte gar nicht anders, als dem Rudelsführer zu gehorchen.
 

Als sie vor dem Haus der Stilinskis angekommen waren, versteifte sich Derek plötzlich:

„Jemand ist bei ihm!“ knurrte er und spitzte die Ohren. Auch Scott lauschte und sagte dann:

„Beruhige dich! Das ist bloß Danny!“

„Wer ist Danny“ Wollte Derek wissen:

„Er ist ein Freund und geht mit uns auf` s College.“ erwiderte Scott.

Derek belauschte das Gespräch durch Stiles offenes Schlafzimmerfenster:

„...dann vergiss den mürrischen Kerl doch einfach. Es ist ja nicht so, dass ein Junge wie du keine anderen Optionen hätte!“

Das musste die Stimme von Danny sein. Sie klang flirtend.

Derek knurrte leise.

Es folgte ein kleines Lachen und die Antwort von Stiles

„Komm` schon Danny-Boy! Du hattest deine Chance vor Jahren und hast sie ungenutzt verstreichen lassen! Ich hätte dir meine Unschuld geschenkt, wenn du gewollt hättest. Aber nun ist es zu spät!“

„Die Geschichte meines Lebens!“ seufzte Danny.
 

Scott konnte gar nicht so schnell reagieren, da hatte Derek auch schon das Haus erklommen und war in Stiles Fenster geklettert. Er folgte ihm, so rasch er konnte.
 

Auf dem Bett in Stiles Schlafzimmer saßen die beiden jungen Männer und Danny hatte einen Arm um Stiles gelegt wie eine Krake.

Dieser Danny war ein verdammt attraktiver Kerl, stellte Derek grimmig fest:

„Nimm deine Pfoten von ihm!“ rief er mit blau funkelnden Augen.

Die beiden jungen Männer starrten den Werwolf entgeistert an und als Danny seine Stimme wiedergefunden hatte, brummte er an Stiles gewandt:

„Tu´ mir einen Gefallen und pfeif ` deinen Hund zurück!“

Derek knurrte und Stiles stand in Windeseile vom Bett auf und zischte:

„Ich weiß, du hast unsere Gespräche zu diesem Thema vergessen, zusammen mit allem anderen, was mit mir zu tun hat, darum sag` ich` s dir jetzt noch einmal: Ich bin nicht dein Besitz, kapiert! Also verschone mich mit deiner Eifersucht. Du willst mich ja noch nicht einmal mehr, also was soll der Quatsch Derek?“
 

„Das habe ich so nie gesagt!“ murmelte Derek mit einem Mal seltsam kleinlaut.
 

Er war einfach nicht mehr derselbe, seit ihm diese Sache zugefügt worden war. Er war haltlos, fühlte sich allein, wusste nicht, wohin er gehörte und ständig wurde er von irgendwem angebrüllt!
 

Dereks blendete die anderen beiden Männer im Raum für einen Moment vollkommen aus und richtete sich allein an Stiles:

„Willst du nicht mit mir nachhause kommen?“ Seine Stimme klang sehr weich und der intensive Blick den er Stiles zuwarf, ließ diesen ein wenig weich in den Knien werden.

Stiles nickte lediglich, denn er traute seiner Stimme gerade nicht.

Widerwillig warf Derek einen Blick über die Schulter zu Scott und suchte dessen Zustimmung. Auch Scott nickte und wandte sich dann an Danny:

„Komm´ schon Kumpel! Wir haben Vorlesung! Lassen wir die beiden eine Weile allein!“

Unwillig erhob sich der Angesprochene, verabschiedete sich mit einer Umarmung von Stiles, warf Derek einen finsteren Blick zu und folgte Scott aus dem Zimmer.
 

Stiles und Derek blieben zurück und standen eine ganze Weile unschlüssig voreinander stehen. Sie blickten sich an, ohne etwas zu sagen und Derek bewegte sich kaum merklich immer weiter auf Stiles zu:

„Ich will das du eine Sache weißt.“ Murmelte er und sah so wahnsinnig unbehaglich dabei aus: „Es ist etwas mit mir passiert in der Nacht, als ich dich im Arm hatte.“

Stiles sagte nichts sondern wartete einfach nur ab und ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen. Mittlerweile war Derek ihm so nah gerückt, dass seine Hand es nicht mehr weit hatte, um die von Stiles zu ergreifen. Es fühlte sich mühsam, ungelenk und plump an und so ließ Derek seine Hand wieder sinken, entschuldigte sich mit einem Blick und fuhr heiser fort:

„Du warst so unruhig und zappelig, als du neben mir gelegen hast, doch dann musste ich dich nur festhalten und du wurdest ganz still. Das hat etwas in mir ausgelöst. Es war keine Erinnerung, aber es fühlte sich dennoch vertraut an. Ich hatte plötzlich das Gefühl, eine Aufgabe zu haben; die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass du ruhig schlafen kannst!“ Und beinahe schon flüsternd fügte er hinzu: „Das war schön!“

Stiles wischte sich unwillig mit dem Ärmel über die Augen, in denen nun das Wasser stand:
 

„Das ist unser Deal!“ erklärte er mit zittriger Stimme: „Du machst mich RUHIG und ich mache dich GLÜCKLICH. So funktionieren wir, du und ich!“

„Klingt wie ein verdammt guter Deal!“ erwiderte Derek mit einem kleinen Lächeln.

Stiles nickte:

„Der beste!“ bestätigte er.
 

Und wie ferngesteuert bewegten sich ihrer beider Münder nun aufeinander zu und vereinigten sich schließlich zu einem schüchternen Kuss:
 

Hinterher blickte Stiles ängstlich zu Derek auf und fragte:

„Wie war`s?“

Derek grinste breit, legte die Arme um den jüngeren Mann und küsste ihn erneut; länger diesmal, inniger und sehnsüchtiger.
 

Als sie in Dereks Appartment angekommen waren, nahmen sie nebeneinander auf dem Sofa Platz:

„Du sagst, du machst mich glücklich.“ Sagte Derek unwillkürlich: „Erkläre mir, wie du das machst?“

„Du glaubst mir nicht!“ stellte Stiles stirnrunzelnd fest.

Derek lächelte ein kleines bisschen:

„Es ist tatsächlich schwer zu glauben, aber ich habe die Beweisfotos gesehen! Auf jedem davon grinse ich wie ein Idiot. Also wenn du mich nicht permanent unter Drogen setzt, würde ich sagen, ich bin wohl tatsächlich glücklich auf den Bildern! Verrätst du mir, wie du das schaffst?“

„Drogen wirken bei dir nicht!“ wandte Stiles nüchtern ein.

Derek nickte:

„Siehst du? Also? Wie stellst du es an?“
 

Stiles wurde ein kleines bisschen rot und dann begann er schüchtern:

„Ich lasse dich nicht allein...du weißt, dass du mir vertrauen kannst und das tust du auch...ich kümmere mich um deine strubbelige, zerbeulte, kleine Seele...ich bringe dich zum Lachen.“ Stiles kratzte sich verlegen am Hinterkopf und fügte hinzu: „Und ich denke, es schadet auch nicht, dass wir es tun, wie die Kaninchen!“
 

Er blickte ängstlich zu dem Älteren hinüber und fürchtete, ihn mit dieser Äußerung geschockt zu haben.

Doch Derek...lächelte?
 

„Und wie schaffe ich es, dass du ruhig wirst?“ wollte er nun wissen.

Diese Frage war schwerer zu beantworten. Stiles zuckte ratlos mit den Schultern:

„Ich wünschte, ich wüsste es.“ Antwortete er ein wenig hilflos: „Du bist mein Fels! Das ist alles, was ich sagen kann.“
 

Wärme breitete sich in Dereks Innerem aus. Ein Fels? Er wollte gern ein Fels sein.

Und von nun an folgte er ganz seinem Instinkt und ließ seine Kontrolle fahren:
 

„Lust, diese Kaninchensache auszuprobieren?“ fragte er mit einem schiefen Grinsen.

Stiles Augen wurden groß wie Untertassen:

„Bist du sicher?“

Derek nickte:

„Ganz sicher!“
 

Sie taten es heute nicht wie Kaninchen.

Sie taten es wie Schildkröten: Mit unendlich großer Ruhe und Achtsamkeit. Und sie ließen sich sehr, seehhhr viel Zeit dabei.

Sie schickten ihre Lippen, Zungen und Fingerspitzen auf Entdeckungsreise, als sei es ihr erstes Mal.

In gewisser Weise war es ja auch so.

Während sie miteinander schliefen verloren sie keine Sekunde lang den Augenkontakt.

Sie atmeten wie eins und kamen gemeinsam.

Und als sie das Nachbeben genossen, hielten sie einander im Arm und ließen sich ewig nicht mehr los aus Angst, einander wieder zu verlieren.

Von Anfang bis Ende fühlte sich ihr Zusammensein sentimental, bedeutungsvoll, irgendwie größer als das wahre Leben an.

Und schließlich schliefen sie überwältigt ein.

Rückhalt im Rudel

Stiles erwachte sehr früh am nächsten Morgen mit etwas, dass sich verdächtig wie eine seiner altbekannten Panikattacken anfühlte.

Er war immer noch nackt und es roch deutlich nach dem, was Derek und er in der letzten Nacht getan hatten. Doch Derek selbst war nicht mehr bei ihm!

Stiles Kopf war schlagartig blutleer und er hatte Mühe zu atmen. In seinen Ohren rauschte es, sein Herz raste und seine Innereien krampften sich schmerzhaft ein wenig zusammen.
 

In diesem Moment kam Derek mit nassen Haaren, in Freizeitkleidung und mit zwei Kaffeebechern in der Hand ins Schlafzimmer geschlendert und erkannte sofort, was mit Stiles los war. Er stellte rasch die Becher ab und nahm nah bei Stiles Platz:

„Ist in Ordnung!“ flüsterte er und zog den jungen Mann fest an sich: „Ich bin da! Dein Fels, erinnerst du dich?“

Stiles nickte, klammerte sich fest an Derek und die Wirkung trat sofort ein: Ruhe breitete sich in ihm aus, sein Brustkorb entspannte sich und beim Luftholen fühlte es sich nicht mehr so an, als stünde ein Dreieinhalbtonner auf seiner Brust:

„Ich dachte, du wärst aufgewacht, hättest gesehen, was da neben dir liegt und wärst dann abgehauen!“ nuschelte Stiles in Dereks Brust.

Der Werwolf schüttelte leicht mit dem Kopf, strich Stiles mit einer Hand sanft durch das Haar und erwiderte:

„Falsch! Ich bin aufgewacht, habe gesehen, was da neben mir liegt und habe gedacht, es könnte einen Kaffee vertragen. Und? Habe ich nicht recht?“

Stiles schaffte bereits wieder ein kleines Grinsen. Er nickte und Derek drückte ihm einen der Becher in die Hand.
 

Nachdem das kräftige schwarze Gebräu Stiles restlos wach gemacht hatte, fragte er Derek schüchtern:

„Willst du eigentlich über das sprechen, was letzte Nacht passiert ist?“

Derek blickte ihn unbehaglich an:

„Sorry!“ entschuldigte er sich: „Zu früh denke ich!“

Stiles tat, als mache es ihm nichts aus, doch irgendwo in seinem Hinterkopf fühlte er sofort wieder ein kleines bisschen Angst an den Türen seines Bewusstseins kratzen.

Derek bemerkte es diesmal nicht, erhob und entfernte sich mit der Erklärung:

„Ich werde uns Frühstück machen!“
 

Als Stiles wieder allein war, summte sein Handy. Es war eine Nachricht von Scott:

„Morgen Ihr Zwei! Heute Abend ab 18.00 Uhr großes Rudeltreffen in Dereks Apartment! Haltet euch bereit - die Kavallerie naht! Zwinkernder Smiley“

Stiles blickte ratlos auf die Textnachricht.

`Großes Rudeltreffen´?

Was sollte das denn bedeuten?

Ihr Rudel war doch momentan in alle Himmelsrichtungen verstreut!

Die einzigen, die in der Nähe und die vielleicht so etwas wie Rudel waren, waren Stiles Vater, Scotts Mutter, Dereks Onkel, Dr. Deaton und Danny. Vielleicht noch Chris Argent, aber das wäre dann tatsächlich eine sehr großzügige Auslegung des Rudelbegriffs, denn bei aller Freundschaft war der Mann immer noch ein Werwolfjäger.

Stiles dachte darüber nach, Scott sofort anzurufen und um weitere Erläuterung zu bitten, doch er hatte das Bedürfnis, zunächst einmal zu duschen und den Sex der letzten Nacht abzuwaschen, weil er sich nicht sicher war, ob es sich hierbei nicht nur um einen einmaliger Ausrutscher gehandelt hatte. Und diese Vorstellung machte ihn zu traurig, als dass er sich andauernd daran erinnern lassen wollte.
 

Später beim Frühstück berichtete Stiles Derek von Scotts Textnachricht und gerade als sie aufgegessen hatten und Stiles im Begriff war Scott anzurufen, klingelte es an der Tür.

Stiles und Derek öffneten gemeinsam und im Eingang stand Scott, der wie ein Maulesel bepackt war mit Einkaufstüten und Getränken:

„Gott was schleppst du denn da alles an?“ wurde er von Stiles begrüßt.

Scott schlängelte sich an ihm vorbei in die Küche und legte seine Last ab:

„Ich hab´ euch doch geschrieben: das Rudel kommt!“

„Wer denn alles?“ fragte Stiles verblüfft:

„Na Alle!“ rief Scott freudig aus: „Ich plane das schon, seit diese ganze furchtbare Sache angefangen hat und nun haben endlich mal alle Zeit gehabt, oder konnten sich beruflich frei machen. Rettung ist also nah!“

„Warum hast du denn nichts gesagt?“ fragte Stiles verblüfft:

„Ich wollte euch keine Hoffnung machen, ehe es ganz sicher wäre. Und außerdem: Überraschung!“ Er hielt begeistert die Hände in die Luft.

Stiles lächelte.

Das konnte auch nur Scott einfallen: Aus ihrer Notlage eine Art Kindergeburtstag zu machen!

Er liebte diesen Kerl und sein kindliches Gemüt so wahnsinnig!

„Und was soll das ganze Zeug hier?“ erkundigte Stiles sich, auf die Einkäufe deutend:

„Was glaubst du wohl? Ein Rudel muss auch essen, oder? Der Rest ist noch im Auto!“ Und an Derek gewandt fügte er hinzu: „Kannst du die Sachen bitte holen?“

Derek nickte und verschwand.
 

Hey, Moment mal!´ Dachte Stiles empört. Er mochte zwar nur ein kümmerlicher Mensch sein, aber ein paar Einkaufstüten zu tragen, bekäme er wohl auch noch hin!

Wer war er denn?

Cinderella vielleicht?

Diese Werwölfe, mit ihrer übernatürlichen Stärke waren solche Machos und es wurde wohl höchste Zeit, dass er sich langsam mal emanzipierte.
 

Scott war Stiles Ärger nicht entgangen und er blickte ihn amüsiert an:

„Ich weiß, dass du auch Einkäufe tragen kannst, also reg´ dich ab. Ich wollte doch nur den Grummelwolf für ein paar Minuten außer Hörweite haben, damit du mir sagst, wie es zwischen euch gelaufen ist.“

`Okay! Abregen und durchatmen´ sagte sich Stiles

„Setz´dich!“ forderte er seinen besten Freund auf und ließ sich ebenfalls auf das Sofa plumpsen:

„Letzte Nacht haben wir…“ setzte er an, mit der Tür ins Haus zu fallen, ehe ihm klar wurde, dass er den Satz nicht zuende bringen könnte, wenn Scott ihn so lieb und harmlos anschaute.

Und so tat Scott ihm den Gefallen:

„Ihr hattet Sex!“ stellte er nüchtern fest.

Stiles nickte schüchtern:

„Und heute Morgen macht es schon wieder den Eindruck, als ob es ihm total unangenehm wäre. Ich meine, er ist zwar lieb und alles, aber er kann auch nicht über das sprechen was passiert ist. Oder auch nur meinem Blick längere Zeit standhalten! Ich verstehe den Kerl einfach nicht!“ Stiles schüttelte unzufrieden den Kopf: „O.K.! Man sagt doch, Männer kommen vom Mars und Frauen von der Venus: Aber kannst du mir mal verraten, woher die Werwölfe kommen?“

„Pluto?“ schlug Scott schmunzelnd vor:

„Echt jetzt Mann!“ fragte Stiles mit der Andeutung eines Lächelns: „DU machst Hundewitze? Ich meine: Glashaus? Steine? Sagt dir das vielleicht irgendetwas?“

„Mir macht es nichts aus mit einem Hund verglichen zu werden.“ entgegnete Scott gelassen: „Ich mag Hunde. Man nennt sie doch nicht umsonst` die besten Freunde des Menschen´.“

„Eins steht jedenfalls fest, Kumpel!" Erklärte Stiles grinsend: „Du bist auf jeden Fall der beste Freund DIESES Menschen!“ Und dann drückte er ihm übermütig einen lauten, feuchten Kuss halb auf die Wange und halb auf das Ohr und warf sich an Scotts Brust, wie eine Leinwanddiva:

„Und du meiner!“ versicherte sein bester Freund und zog Stiles fest an sich.
 

Natürlich kam in diesem Moment Derek herein, blickte die beiden eng umschlungenen Freunde skeptisch an und erkundigte sich grummelnd:

„Was passiert denn hier? Irgendwas, dass ich wissen müsste?“

Mit gespieltem Ärger entgegnete Scott:

„Oh, Mist! Ich dachte Stiles und ich hätten Zeit für einen kleinen Quickie!“ Und nach einer kurzen Kunstpause fügte er grinsend hinzu: „Aber wir können ja auch einen Dreier draus machen. Komm doch zu uns, mein Großer!“

„Pfft!“ machte Derek ärgerlich, schnappte sich die Einkäufe und brachte sie in die Küche, wo er sie geräuschvoll polternd verstaute.
 

Scott und Stiles prusteten los.

Eine Wohltat für Stiles, denn mit einem Mal fühlte sich alles weniger schwer an und die Dinge erhielten das richtige Maß zurück.
 

Er brauchte eigentlich nicht viel, dachte Stiles bei sich: Seinen Dad, seine beiden Werwölfe und dann war seine Welt auch schon beinahe in Ordnung!
 

Den Rest des Tage verbrachten die drei Männer damit, aus den Lebensmittelbergen, die Scott herbeigeschafft hatte, ein Abendessen für eine ganze Kompanie zuzubereiten. Und da nur Stiles ein einigermaßen versierter Koch war, gab er die Regieanweisungen und sorgte dafür, dass die anderen beiden nicht allzu viel Blödsinn machten und am Ende noch alles versauten.
 

Es war kurz vor sechs, Stiles vollendete soeben seinen Käseigel, kopfschüttelnd darüber, dass er tatsächlich so einen saudoofen Käseigel hergestellt hatte, als es zum ersten Mal an diesem Abend klingelte. Derek und Scott waren hochkonzentriert damit beschäftigt Gemüsestreifen zu schnitzen und so ging Stiles zur Tür.
 

Und das hätte er lieber nicht getan, denn es war Peter und Mann; hatte der Kerl gute Laune! Er musste wohl einen wundervollen Tag gehabt haben.

Wahrscheinlich hatte er ihn unten am Fluss damit zugebracht, einen Wurf Kätzchen zu ertränken! Oder was immer ein Peter Hale tat, um sich zu amüsieren.
 

Dereks Onkel begrüßte Stiles mit einer Umarmung, die ein wenig zu tief an seiner Hüfte ansetzte und Wangenküssen links und rechts, welche dafür, dass sie von einer Person verteilt wurden, die über überlegene Koordination verfügte, sehr ungeschickt, nämlich eher zwischen Stiles Ohr und Hals platziert waren.

Das machte der kranke Bastard doch mit Absicht!
 

Ehe Peter noch ein paar weitere Hände wuchsen, platzierte Stiles ihn auf dem Sofa im Wohnzimmer und schickte Derek los, seinem Onkel etwas zu trinken anzubieten.
 

Die nächsten beiden die eintrafen waren Sheriff Stilinski und Melissa McCall, welche gemeinsam ankamen, wie Stiles gut gelaunt feststellte; bald gefolgt von Danny, Dr. Deaton und Chris Argent. Und nach und nach trafen dann auch die weitgereisten Gäste ein:

Zuerst Lydia und Jackson, die für diese Hilfsaktion ihren Europa-Trip unterbrochen hatten. Dann Malia, die sich gleich nach ihrem Eintreffen maulig in eine Ecke setzte und einen Streit mit ihrem Vater Peter begann.

Die nächste war Kira, deren Begegnung mit Scott überhaupt nicht unangenehm war, wie man es von Ex-Partnern erwarten könnte, sondern im Gegenteil sehr warmherzig und geprägt von echter Freude einander zu sehen, wie Stiles zufrieden feststellte. Vielleicht gab es für sie und ihren besten Freund ja doch noch eine kleine Chance wieder zueinander zu finden, wie Stiles es sich seit der Trennung dieser beiden immer gewünscht hatte.

Als letztes kam Cora Hale mit ihrem Verlobten Isaak aus New York an. Das Wiedersehen zwischen ihr und Derek hätte Stiles beinahe zum Weinen gebracht, so sehr fieberte er mit, als er erlebte, wie der Mann den er liebte seine totgeglaubte Schwester an sich drückte.

Als alle murmelnd damit beschäftigt waren, einander zu begrüßen und auf den letzten Stand zu bringen, wie es ihnen in den vergangenen Monaten seit ihrem letzten Treffen ergangen war, ließ Derek sich neben Stiles nieder um sich erklären zu lassen, wer diejenigen Personen waren, an die er sich nicht erinnern konnte:
 

„Malia ist meine Cousine, richtig?“erkundigte sich Derek ein wenig verunsichert.

Stiles nickte:

„Aber mir kommt es vor, als sei sie mir gegenüber ein wenig...frostig? Ist das eine Art Sippenhaft, weil sie offensichtlich Ärger mit ihrem Vater hat, oder bilde ich mir das ein?“

„Mit Peter hat das wohl nichts zu tun. Aber ich denke, du könntest recht damit haben, dass sie auf dich ein wenig schlecht zu sprechen ist.“ gab Stiles vieldeutig zurück.

„Aber wieso denn? Habe ich ihr etwas getan?“

Stiles grinste verlegen:

„Naja, sie nimmt dir möglicherweise übel, dass du ihr den Mann ausgespannt hast? In diesen Dingen ist sie ein bisschen kleinlich!“

„Ich habe was? Ich habe sicher nicht...Oh!“ machte Derek: „Du sprichst von dir?“

Stiles zuckte mit den Schultern.

„Wo lebt sie jetzt? Warum ist sie nicht mehr in Beacon Hills?“ Wollte Derek wissen.

„Sie hat unsere Trennung schwer genommen, aber ich denke, jetzt geht es ihr gut. Sie leitet nun ein Straßenkinderprojekt in L.A.!“ erwiderte Stiles: „Es erschien ihr wohl logisch, sich beruflich um elternlose Streuner zu kümmern bei ihrer Geschichte. Und soweit ich das beurteilen kann, macht sie ihre Sache sehr gut.“

Derek blickte ihn fragend an:

„Was ist denn ihre Geschichte?“ Wollte er wissen.

„Dazu müsste ich ein bisschen weiter ausholen.“ Erwiderte Stiles.

Derek schüttelte den Kopf:

„Erzähl`s mir ein anderes Mal. Sag mir lieber, wer der süße Rotschopf ist?“

Stiles lächelte versonnen:

„Das ist Lydia. Meine erste große Liebe! Scott und ich sind mit ihr und Jackson; das ist der blasierte Schönling an ihrer Seite, zur Schule gegangen!“

„So, so!“ murmelte Derek: „Und dann ist da ja auch noch mein Onkel, der dich schon den ganzen Abend mit den Augen auszieht!“

„Upps! Das ist dir aufgefallen, wie?“ fragte Stiles.

„Und ob!“ bestätigte Derek zähneknirschend: „Kannst du mir dann vielleicht eine geschätzte Zahl nennen, wie viele Personen in diesem Raum sonst noch ein romantisches Interesse an dir haben, oder hatten?“

Stiles warf Derek ein freches Halbgrinsen zu und erwiderte:

„Nach meinem Wissen waren das alle, aber man kann natürlich nie wissen. Ich hatte bei Melissa McCall immer so ein Gefühl...“

„Und dann ist da natürlich auch noch dein Kumpel Danny, richtig? Ich frage auch nur...“ erwiderte Derek gespielt ärgerlich: „... für meine Zeitplanung. Wie lange brauche ich wohl, um meine sämtlichen Nebenbuhler auszuknipsen?“

„Unpassender Humor?“ rief Stiles begeistert aus: „Ein klassischer Stilinski! Ich bin begeistert, Kumpel! Du machst echte Fortschritte!“

Derek schüttelte mit einem gutmütigen Lächeln den Kopf, legte einen Arm um Stiles Schulter und drückte sie kurz sanft – eine vertraute, liebevolle Geste, die sich fast wie früher anfühlte und Stiles Herzen damit einen kleinen Stich versetzte.

Schließlich sagte Derek:

„Weißt du, welche Sache ich absolut nicht verstehe? Wie kommt es, dass ein Werwolfjäger in meinem Apartment ist? Der Kerl macht mich ziemlich nervös!“

„Keine Sorge!“ versicherte Stiles: „Chris wird jetzt nicht gleich seine Armbrust rausholen und euch alle über den Haufen schießen. Er ist ein Freund. Sogar dein bester Freund, soweit ich das beurteilen kann!“

Derek schenkte ihm einen skeptischen Blick, sagte jedoch nichts dazu. Und da gab es ja auch noch eine letzte Sache, die ihn beschäftigte:

„Kannst du mir dann vielleicht auch noch erklären, wer die Pfeife ist, mit der sich meine Schwester verlobt hat? Er wirkt wie ein Volltrottel! Welcher Idiot hat so einen überhaupt zu einem Werwolf gemacht?“

Stiles kicherte:

„Ich fürchte, der Idiot warst du, mein Schatz! Isaak war Teil deines Rudels. Und er ist wirklich in Ordnung!“ versicherte der Jüngere: „Erstaunlicherweise passen er und Cora sehr gut zueinander. Eine traumatisierende Kindheit gehabt zu haben ist offensichtlich etwas, dass Menschen verbinden kann.“

Derek verstand zwar immer noch nicht, wie diese ganzen Dinge zusammen hingen, aber ihm blieb für den Augenblick nichts anderes übrig, als sich mit Stiles Auskünften zufrieden zu geben.
 

Als er die Vorstellung zu Ende gebracht hatte, zog Stiles sich für einen Moment allein auf den Balkon zurück. Nach der stillen Verzweiflung, die ihn in den vergangenen Tage umgeben hatte, war die Party, die gerade im inneren des Apartments gefeiert wurde ein wenig mehr, als er verkraftete.
 

„Armer kleiner Stiles! Dein Bett muss doch dieser Tage wahnsinnig kalt sein, oder?“ Schnurrte Peter Stiles plötzlich ohne Vorwarnung ins Ohr:

„Wenn mein Neffe nicht wieder zu Verstand kommt, dann hast du immer noch mich, weißt du?“

Er hatte sich Stiles lautlos von hinten genähert, einen Arm um ihn gelegt , ihn eng an sich gezogen und hatte nun eine Hand auf seiner Brust platziert.

Stiles hielt still und blickte hinunter auf die fremden Finger, welche nun kleine zarte Kreise beschrieben und schüttelte mit einer Mischung aus Amüsiertheit und Ärger den Kopf:

„Danke für dein Interesse an meinem Sexualleben, ONKEL Peter, aber die kleine Durststrecke von Derek und mir scheint nun vorüber zu sein!“.“ Mit der familiären Anrede versuchte Stiles zum einen subtil auf den beinahe inzestuösen Charakter ihrer Beziehung – sie beide waren immerhin fast so etwas wie verschwägert - und zum anderen auf den Altersunterschied zwischen ihnen anzuspielen. Stiles hoffte damit, Peter vor dem was er tat ein wenig zurückschrecken zu lassen, doch gleich darauf hätte er sich für diesen Gedanken auch schon ohrfeigen können, weil ihm klar wurde, dass sowohl das Eine als auch das Andere ein Ekel wie Peter höchstwahrscheinlich bloß noch schärfer machte.

Und so war es natürlich auch!
 

Peter steckte seine Nase in Stiles Nacken und schnupperte, was Stiles einen kleinen gruseligen Schauer über den Rücken jagte:

„Oh, ja richtig!“ flüsterte Peter: „Jetzt rieche ich es auch! Das freut mich aber für eich beide!“

Noch mehr kleine, gezeichnete Kreise auf Stiles Brust.

Dann beobachtete er, wie die Hand des älteren Mannes weiter nach unten wanderte über seinen Bauch, zentimeterweise tiefer und schließlich wurde es Stiles zu bunt:

„Was machst du denn da, Peter? Zieh deine Hand da wieder raus, Mann?“ schimpfte Stiles: „Lieber Himmel, was ist bei dir denn bloß schiefgelaufen. Bist du eigentlich erst froh, wenn du Unfrieden stiften kannst? Warum suchst du dir nicht eine Freundin. Oder einen Freund? Oder von mir aus auch ein Hausschaf; was immer dir den Kick gibt. Aber versuch` doch einfach mal, selbst glücklich zu werden, anstatt immer nur Anderen dazwischen zu funken!“

Peter schüttelte langsam den Kopf:

„Ich fühle mich wirklich missverstanden!“ klagte er ein wenig selbstmitleidig, zog widerwillig die Hand aus Stiles Hosenbund und hauchte in dessen Nacken: „Ich gebe zu, es bereitet mir ein diebisches Vergnügen, Derek leiden zu sehen. Aber das bedeutet doch nicht, dass ich nichts für DICH übrig hätte, Sweetheart!“
 

Tja, das war wohl sein Schicksal, dachte Stiles bei sich: Dass er, vielleicht mal abgesehen von Cora, auf sämtliche Hales unwiderstehlich wirkte. Dumm nur, dass der einzige Hale, auf den ER es abgesehen hatte, sich an diese Gefühle nicht mehr erinnern konnte und Stiles in einem dauerhaften Zustand der Ungewissheit zappeln ließ.
 

„Warum musstest du unbedingt auch Peter einladen?“ fragte Stiles Scott wenig später unglücklich: „Es war noch nie hilfreich, wenn er in der Nähe war.“ Und nach kurzem Zögern fuhr er fort: „Ich weiß nicht einmal, warum du ihn in dein Rudel aufgenommen hast, Scott. Der Kerl ist furchtbar!“

Scott grinste gutmütig:

„Jede Familie hat doch so einen, den alle hassen und der sich an Feiertagen sinnlos betrinkt, um dann ohne Hosen herumzulaufen und sich am Ende quer über die Festtafel zu erbrechen.“

„Richtig! Nur das unser Kandidat kein drolliger Suffkopf ist, sondern ein soziopathischer Massenmörder, der bei mehr als einer Gelegenheit versucht hat, Zwietracht zu sähen und dich abzumurksen, um selbst der Alpha zu werden. Du darfst ihn wirklich nicht unterschätzen, Kumpel!“

Scott winkte ab:

„Das tue ich nicht! Aber ich vertraue auf mein Rudel! Es ist stark und stabil und kann EINEN Störenfried verkraften! Und du musst bedenken: Solange er Teil meines Rudels ist, habe ich ihn im Blick. Du kennst doch die Redewendung: Habe deine Freunde nah bei dir, aber deine Feinde noch näher!“

Stiles verdrehte die Augen:

„Ich kenne dich Scott! Es geht doch vielmehr darum, dass du einen der Deinen nicht im Regen stehen lassen kannst, egal was für ein Fiesling er ist. Ohne Rudel wäre Peter doch weiter nichts, als ein bedauernswerter Omega und bei der Zahl seiner Feinde höchstwahrscheinlich binnen einer Woche tot!“

Scott lachte:

„Es ist möglicherweise etwas von beidem.“ Gab er zu. Dann wollte er wissen: „Was hat Peter denn eigentlich angestellt, dass du so sauer auf ihn bist?“

Stiles zuckte mit den Schultern:

„Es war eigentlich nur das Übliche. Er ist mir an die Wäsche gegangen. Nur aggressiver als sonst, weil er glaubt, die Gelegenheit sei günstig, einen Keil zwischen Derek und mich zu treiben!“

„Willst du, dass ich ihn bestrafe?“ Wollte Scott wissen.

Stiles schüttelte den Kopf:

„Ich denke, er ist schon bestraft genug, weil er mit sich selbst leben muss!“
 

`Aber ein bisschen Strafe muss DENNOCH sein´, dachte Stiles plötzlich ein kleines bisschen gehässig und schritt quer durch den Raum auf Derek zu, der auf dem Sofa in der Nähe seines Onkels hockte und unwiderstehlich aussah:

„Wir haben gerade eine akute Sitzplatzknappheit!“ erklärte er mit kokettem Augenaufschlag, ehe er sich rittlings auf Dereks Schoß niederließ.

Im ersten Moment wirkte dieser ein wenig überrumpelt, doch dann legte er die Arme um ihn und sie küssten sich.
 

Vor aller Augen!
 

O.K. Peter; das hat hoffentlich gesessen!

Mit vereinten Kräften

Das Rudel saß beisammen und tat das, was Stiles und Derek schon erfolglos versucht hatten: Sie überlegten, wer Derek das angetan haben könnte. Es wurden alte Feindschaften wieder aufgerollt und diskutiert. Von Kate Argent bis Deucalion fielen sämtliche denkbare Namen, ganz gleich, ob lebendig oder bereits verstorben, denn wie die Erfahrung gezeigt hatte, blieb in Beacon Hills doch ohnehin kein Feind lange tot.

Aber nichts wollte so richtig Sinn ergeben.

Cora merkte an, dass ihr eigensinniger Bruder mit seinem Aggressionspotenzial ja nun mal gar nicht anders konnte, als sich Feinde zu machen, wo immer er hinkam und gab in diesem Zusammenhang eine kleine Anekdote über seine Woche in New York zum Besten, wo Derek offenbar einen wildfremden Kerl vermöbelt hatte, der ein Mädchen belästigt hatte.

Die meisten anderen Anwesenden gaben Cora recht, dass Derek ein ziemlich unbequemer Typ sei, bis dieser schließlich aufsprang, die Klauen ausfuhr und brüllte, sie sollten doch einfach mal alle das Maul halten und mit dieser Aktion seinen Kritikern natürlich genau in die Hände spielte.
 

Nach einer Weile, die Anwesenden waren gerade für einen Moment in ratloses Schweigen verfallen, fragte Lydia unerwartet in die Stille hinein:

„Habt ihr euch eigentlich mal überlegt, dass der Feind auch mitten unter uns sein könnte?“

Ihr Blick fiel bei dieser Frage auf Peter und sämtliche anwesenden Augenpaare folgte ihrem Beispiel:
 

„WAS?“ rief Peter aus: „Ihr denkt, ich hätte das getan? Wirklich?“ Er schüttelte fassungslos den Kopf: „Oh, Mann! Fühlt ihr auch die Liebe in diesem Raum? Wann immer in eurem Leben etwas schief läuft, soll ich es gewesen sein!“

„In fünfzig Prozent der Fälle ist es doch auch so!“ konterte Lydia kühl:

„Fünfzig Prozent?“ fragte Peter zurück: „Danke für die Blumen mein Schatz, aber diese Zahl halte ich doch für ein wenig hoch gegriffen. Und außerdem: welchen Grund sollte ich wohl haben, Dereks Gedächtnis zu löschen, wie?“

„Ach Dad, komm` schon! Du HAST ein Motiv! Jeder hier im Raum weiß, dass du total versessen auf Stiles bist!“ Rief Malia aus: „Und wenn du an ihn heran willst, musst du Derek aus dem Weg räumen.“

„Sehr nett, mein Kind!“ Erwiderte Peter bitter: „Nicht einmal du glaubst an deinen alten Vater?“

„Du hast mir bisher noch nicht allzu viel Grund gegeben, an dich zu glauben, Dad. Und sei dir gewiss, ich hätte es nur zu gern getan!“ Malia klang niedergeschlagen.

„O.K., ich verstehe!“ sagte Peter: „Jeder in diesem Raum hasst mich und traut mir nur das Schlechteste zu. Aber eine Frage hätte ich noch: WIE sollte ich Derek das angetan haben? Habt ihr dafür auch eine Erklärung? Denn wenn ich wirklich zaubern könnte, dann hätte ich wahrscheinlich in Vegas meine eigene Show mit weißen Wölfen oder so und würde nicht hier mit euch herumhängen!“

„Du kennst so viele zwielichtige Gestalten.“ Bemerkte Chris Argent: „Ich habe keinen Zweifel, das darunter nicht auch irgendein Hexer ist, den du bezahlt haben könntest, um Derek sein Gedächtnis zu nehmen.“

„Ich war`s nicht!“ beharrte Peter mit verbissenem Gesichtsausdruck.

Sheriff Stilinski mischte sich ein:

„Peter, ich denke, wir haben heute Abend alle sehen können, dass Stiles und Derek nach wie vor zusammengehören. Der Zauber hat daran nichts ändern können. Also wenn sie hinter dieser Sache stecken, dann machen sie sie rückgängig. Derek ist immerhin ihre Familie. Und einmal abgesehen von ihrer Nichte und ihrer Tochter ist ihnen niemand weiter geblieben!“

Peter schüttelte unwillig den Kopf und beharrte:

„Ich sage es nun zum letzten Mal: ICH WAR ES NICHT!“

In diesem Moment sprang Derek von seinem Platz auf und baute sich in voller Werwolfsmontur vor Peter auf und brüllte:

„Ich schwöre dir; wenn du lügst, dann bringe ich dich noch einmal um, reiße deinen Körper in zwei Hälften und verscharre diese dann in unterschiedlichen Bundesstaaten!“

Auch Peter war aufgesprungen und hatte sich seinerseits verwandelt. Neffe und Onkel knurrten einander an und waren bereit zum Kampf.
 

In diesem Moment ging Stiles, der sich bislang aus der ganzen Diskussion herausgehalten hatte dazwischen . Er legte Derek ohne Furcht vor Klauen und Reißzähnen beruhigend eine Hand auf die Brust und die andere auf die Wange und bat sanft:

„Beruhige dich bitte! Tu jetzt nichts Unüberlegtes, ja“

Kurz funkelte der Angesprochene Stiles wütend an, doch der sanfte Blick aus den honigfarbenen Augen umspülte ihn wie ein lauwarmer Schluck Kamillentee: Derek konnte gar nicht anders, als wieder ganz ruhig zu werden:

„Bitte lass´ mich einen Moment mit Peter allein sprechen, in Ordnung?“ forderte Stiles nun.

Derek schüttelte den Kopf:

„Nein, kommt gar nicht in Frage. Was versprichst du dir davon?“

„Bitte!!“ wiederholte Stiles:

„Ich halte das auch für keine gute Idee, Sohn!“ Mischte sich Stiles Vater ein: „Dieser Mann ist manipulativ und in keiner Weise vertrauenswürdig. Außerdem gefällt mir überhaupt nicht, wie er dich ansieht!“

„Ich weiß genau, was für eine Person Peter Hale ist, aber vertraut ihr mir?“ wollte Stiles wissen und schaute zwischen Derek und seinem Dad hin und her.

Widerwillig nickten die beiden, doch der Sheriff wollte Peter noch wissen lassen:

„Ich habe meine Dienstwaffe dabei und überhaupt keine Hemmungen, auf ihren Kopf zu zielen, Hale!“

„Es ist in Ordnung, Dad!“ versicherte Stiles, nahm Peter am Arm und führte ihn unter den misstrauischen Blicke der anderen Anwesenden in Dereks Schlafzimmer.
 

Sie nahmen beide Platz und Peter scherzte:

„Da versuche ich seit Ewigkeiten, dich ins Bett zu kriegen und nun ist es so einfach!“

„Lass´ es Peter. Ich will verhindern,dass das Rudel dich lyncht, also verschone mich, sondern sag` mir ganz einfach die Wahrheit!“

„Warum, Stiles? Warum willst du mir helfen? Du hasst mich doch wahrscheinlich noch mehr, als die Anderen da draußen?“wollte Peter wissen:

„Ich habe wohl einen weichen Fleck für böse Jungs in meinem Herzen schätze ich. Und jetzt quatsch´ nicht lange drumherum!“ spuckte Stiles aus: „Warst du es?“

Er blickte Peter eindringlich und prüfend an, doch dieser hielt seinem Blick mühelos stand:

„Ich würde dir so etwas nie antun, Stiles!“ erklärte Peter beinahe tonlos.

Stiles wusste, dass man ihm nicht trauen sollte; dass lügen für ihn die einzige Form der Kommunikation war, dass man besser selbst nochmal aus dem Fenster schaute, ob ein Schirm nötig sei, wenn Peter behauptete, dass die Sonnen schiene. Also warum glaubte er ihm dennoch?

Und warum fühlte er dieses merkwürdige knirschen in seinem sonst so mühelos laufenden Gedankengängen; so, als sei Sand im Getriebe?
 

Er konzentrierte sich.
 

Dann wurde ihm etwas klar:
 

„Ich schätze, ich glaube Dir!“ erklärte Stiles schließlich.

Peter legte überrascht den Kopf schief:

„Ist das ein Trick?“ Wollte er wisse: „Ich hätte im Leben nicht gedacht, dass du mir vertraust!“

Da musste Stiles lachen:

„Wer hat denn gesagt, ich würde dir vertrauen? Ich bin doch kein kompletter Idiot! Ich sage lediglich, dass ich denke, dass du in dieser Sache die Wahrheit sagst. Das ist auch schon alles!“

„Also gut, ich formuliere meine Frage anders!“ erwiderte Peter: „Warum glaubst du mir?“

„Instinkt, schätze ich.“ gab Stiles zurück: „Und weil ich denke, dass ich jetzt eine Ahnung habe, was wirklich geschehen ist.“
 

Peter sah... beinahe glücklich aus!

Stiles war verblüfft.

Man konnte das bei Peter natürlich nicht so genau sagen, weil dieser niemals glücklich war, doch dieser Moment schien tatsächlich eine Ausnahme zu bilden.
 

Eine Sache musste Stiles dennoch loswerden, denn es war immerhin Peter, den er hier vor sich hatte und Instinkt hin oder her - man durfte ihm nicht trauen:

„Sollte ich mich getäuscht haben und du warst doch derjenige, der deinem Neffen das angetan hat, musst du nicht auf meinen Dad oder Derek warten, denn dann werde ich dich umlegen, bevor sie eine Chance dazu erhalten, ist das klar?“

Peter grinste anzüglich:

„Warum macht es mich scharf, mir vorzustellen, wie du es versuchst?“

Stiles verzog angewidert das Gesicht:

„Weil du ein kranker Bastard bist! Darum!“
 

Stiles stand vom Bett auf und wollte eigentlich so schnell wie möglich zurück zu den Anderen, um nicht mehr mit Peter allein zu sein, doch dann ging ihm ein Licht auf: Peter hatte ihn gerade mit Absicht angeekelt, um damit den Status Quo zwischen ihnen wieder herzustellen und Stiles zu erlauben, Peter wieder verabscheuungswürdig zu finden?
 

So ein verdrehter Mistkerl!!!
 

Stiles lachte kurz auf und blickte sich nach Peter um, der ihm ein unschuldiges Lächeln schenkte. Langsam begann er, diesen Kerl zu durchschauen und zu verstehen. Und kurz fragte sich Stiles, ob er sich darüber Sorgen machen sollte.
 

Als sie ins Wohnzimmer zu den Anderen zurückkehrten, ruhten alle Augen auf Stiles und dieser stellte sich in die Mitte des Raumes und verkündete:

„Peter war es nicht!“

Derek erhob sich von seinem Platz und trat an Stiles heran. Sein Blick schien den Jüngeren geradezu zu scannen.

`Wonach suchte Derek wohl?´ fragte sich Stiles, doch dann wurde es ihm klar: Er suchte nach Verletzungen oder irgendwelchen Spuren von Gewalt, die Peter auf Stiles Körper hinterlassen haben könnte:

„Er hat mir nichts getan!“ versicherte Stiles ernsthaft: „Und er hat mich auch nicht manipuliert, bequatscht oder sonst irgendetwas. Er war es einfach nur nicht!“ Er ließ seinen Blick durch die Runde wandern und fügte dann hinzu: „Aber ich denke, ich habe nun eine Ahnung, was wirklich vorgefallen ist.“

Die Spannung im Raum war mit Händen zu greifen und so wollte Stiles die Anwesenden nicht länger auf die Folter spannen, also fuhr er fort:

„Ich bin gedanklich an etwas hängengeblieben, was Cora gesagt hat.“ Er wandte sich an sie und bat: „Kannst du uns die Situation in dem Club genau beschreiben, als Derek sich mit dem Kerl angelegt hat?“

Cora blickte ihn überrascht an und erwiderte dan

„Ach das! Das war doch nichts! Bloß ein unbedeutender Zwischenfall!“

Stiles schüttelte den Kopf:

„Vielleicht auch nicht!“ erwiderte er: „Also erzähl bitte und lass´ nichts aus!“

Cora runzelte die Stirn und begann:

„Wie schon gesagt waren wir in dem Club und wollten uns einfach nur amüsieren und dann war da dieses Mädchen, dass von einem Kerl belästigt wurde, der behauptete, ihr Freund zu sein, doch sie hat das abgestritten. Sie schien richtig Angst vor dem Mann zu haben und hat erklärt, dass er sie schon eine Weile stalken würde. Derek hat die ersten fünf Minuten lang tatsächlich vernünftig mit dem Arsch zu reden versucht, doch er hat immer wieder etwas davon gefaselt, dass das Mädchen sein Schicksal sei, seine große Liebe und so weiter, bis sie schließlich angefangen hat zu weinen und ihn anflehte, einfach aus ihrem Leben zu verschwinden. Als er dann keine Anstalten machte, ihrer Bitte nachzukommen, hat mein lieber Bruder hier ihm eine gezimmert und seinen Arsch aus dem Club geschleift. Insgesamt eigentlich eine ziemlich ritterliche Geste, aber ich glaube nicht, dass es irgendwas mit dem Schlamassel zu tun hat, in dem wir gerade stecken.“

Stiles schüttelte den Kopf:

„Das sehe ich anders!“ erwiderte er: „Ich denke der Kerl, wer immer er ist, ist unser Magier.“

„Wie kommst du darauf?“ wollte Derek wissen:

„Ganz einfach!“ erwiderte Stiles: „Der Kerl ist ein Besessener. Und die sind zu allem fähig!“

Eher unabsichtlich fiel sein Blick dabei auf Peter.
 

Der Sheriff war der erste, der sich dazu äußerte:

„Es ist vielleicht bloß eine vage Möglichkeit, aber es ist trotzdem die einzige, die wir verfolgen können, also schlage ich vor, wir tun es!“ an Cora gewandt wollte er wissen:

„Denken sie, sie erinnern sich an den Mann noch deutlich genug, um eine genaue Beschreibung abzugeben?“

Cora nickte:

„Gut! Der Phantombildzeichner ist ein Freund von mir. Wir sollten ihn morgen früh aufsuchen und sehen, was er tun kann!“ Nachdenklich fügte der Sheriff hinzu: „Es wäre großartig, wenn wir die Passagierliste hätten, um zu sehen, ob wir zu dem Gesicht auch einen Namen finden, aber magischer Gedächtnisraub ist nun einmal kein Verbrechen, also kann ich auf offiziellen Wegen nichts machen.“
 

Hier meldete sich Danny schüchtern zu Wort:

„Ich wüsste vielleicht eine Möglichkeit!“ verkündete er: „Ich könnte versuchen, die Liste zu beschaffen.“

„Und wie?“ fragte der Sheriff: „Solche Informationen kann man nicht mal eben `googeln´.“

„Es ist vielleicht besser, wenn sie es nicht wissen, Sir?“ murmelte Danny kleinlaut:

Stilinski senior nickte:

„Da hast du sicher recht! Ich sollte mit Recht behaupten können, das ich keine Ahnung habe, wie ihr an diese Informationen gekommen seid. Aber wenn du sie hast, werde ich sehen, was ich mit ihnen anfangen kann.“ Mit strengem , aber gleichzeitig auch besorgtem Blick auf Danny fügte er noch hinzu: „Sei bitte vorsichtig, Junge!“

Danny nickte und grinste schüchtern.
 

Dr. Deaton schlug vor, dass sie alle sich morgen nach dem Mittag wieder hier in Dereks Apartment treffen sollten, um zu sehen, ob es verwendbare Informationen gab und um weitere Pläne zu schmieden.

Letztlich mussten sie nur noch die Schlafarragements klären: Widerwillig erklärte sich Malia bereit, ihrem Vater in sein Loft zu folgen, doch sie bestand darauf, dass auch Kira mit ihr kommen solle. Danny gab sein Zimmer in Studentenwohnheim für diese Nacht für Jackson und Lydia auf und würde selbst bei Scott in Stiles Bett schlafen, und Cora und Isaak blieben bei Derek, um dort die Couch zu nutzen:

„Soll ich it meinem Dad gehen und dort übernachten?“

fragte Stiles Derek nun flüsternd.

Der Werwolf blickte ihn mit großen Augen an:

„Warum willst du nicht wieder bei mir übernachten!“ wollte er wissen:

„Ich will!“ erwiderte Stiles schüchtern: „Aber ich dachte, vielleicht willst DU das nicht nach letzter Nacht?“

„Doch! Doch ich denke schon.“ stammelte Derek unsicher:

„Sicher?“ fragte Stiles noch einmal.

In diesem Moment ließ Scott, der unhöflicherweise die Wolfsohren gespitzt und dieser Posse gelauscht hatte, ein genervtes Seufzen vernehmen:

„Hört auf mit dem Quatsch ihr zwei und haut euch nebenan auf` s Ohr: Befehl eures Alpha!“
 

Also gut!

Dagegen ließ sich wohl nichts sagen.
 

Alle halfen noch kurz beim aufräumen und verschwanden dann für`s Erste in die verschiedenen Himmelsrichtungen.

In Dereks Apartment wurde für Cora und Isaak das Schlafsofa hergerichtet und irgendwann lagen auch Derek und Stiles endlich im Bett:

„Ich weiß gar nicht, was mich vorhin so unsicher gemacht hat.“ Flüsterte Stiles: „Mit zwei Werwölfen mit Supergehör nebenan läuft hier doch heute ohnehin nichts, was nicht jugendfrei wäre, richtig?“

Derek nickte:

„So ist es!“ stimmte er zu.

Doch einen Moment später wisperte er in die Dunkelheit hinein:

„Obwohl! Falls du für einen kleinen Augenblick mit dem Kopf unter der Bettdecke verschwinden wolltest, hätte ich nichts dagegen, sofern wir es schaffen, wirklich, wirklich leise zu sein.“

Stiles blickte ihn verblüfft an und fragte sich, ob sein Freund das wirklich ernst gemeint haben konnte. Doch so oder so sollte es nicht dazu kommen, denn im nächsten Augenblick riefen ihnen Cora und Isaak wie aus einem Munde aus dem Wohnzimmer zu:

„Untersteht euch!“

Operation Houdini

Isaak und Cora aßen noch gemeinsam mit ihren Gastgebern Frühstück und wurden dann vom Sheriff abgeholt, um wie besprochen ein Phantombild zu erstellen.
 

Derek und Stiles blieben zurück und blickten einander ratlos an:

„Wir sollten auch irgendetwas tun, um in dieser Sache weiterzukommen, wenn unsere Freunde sich schon alle so bemühen, denkst du nicht?“ fragte Stiles:

„Was schlägst du vor?“ Wollte Derek wissen.

Stiles zuckte ratlos mit den Schultern und sie verfielen für einen Moment in Schweigen, ehe Derek meinte:

„Wir könnten versuchen, meine Erinnerungen zu wecken!“

„Und wie?“ wollte Stiles wissen: „Ich habe doch bereits mein ganzes Pulver verschossen und dir alles gezeigt, was mir eingefallen ist und…“ Er blickte zu Derek auf, der ihn vielsagend, mit einer hochgezogenen Augenbraue anstarrte:

„Ohh!“ machte Stiles: „Das meinst du!“Er lächelte ein kleines bisschen, obwohl er der Sache noch nicht so ganz traute: „Ja, das könnten wir tun. Ich meine, das sollten wir definitiv tun. Unbedingt sogar! Und am besten jetzt sofort!“ murmelte er:

„Guter Junge!“ erwiderte Derek grinsend, griff nach seiner Hand und zog ihn hinter sich her ins Schlafzimmer.
 

Es war, als hätten sie sich seit Monaten nicht mehr gesehen. Sie fielen übereinander her wie ausgehungerte Tiere und vergaßen für den Moment alles um sich herum, bis es um halb eins an der Tür klingelte:

„Fuck!“ rief Derek aus:

„Im wahrsten Sinne des Wortes!“ Stellte Stiles atemlos lachend fest, wofür er einen tadelnden Blick des Älteren erntete.

Beide sprangen in Windeseile in ihre Hosen und gingen zur Tür:
 

„Ist das wirklich euer Ernst?“ erkundigte sich Scott mit einem strengen Blick, während er eintrat:

„Seht zu, dass ihr unter die Dusche kommt!“ Und kopfschüttelnd fügte er hinzu: „Und macht bloß sämtliche Fenster auf. Wir erwarten ein paar sehr empfindliche Nasen!“

Weder Stiles noch Derek wagten es, den Alpha anzuschauen und nickten nur schüchtern, wie Kinder, die man ausgeschimpft hatte.

Als die beiden im Bad verschwunden waren, schaltete Scott den Fernseher an, drehte den Ton voll auf und musste ein kleines bisschen Lachen.
 

„Stiles, was tust du da? Du machst wohl Witze!“

Dereks Augen folgte der Hand auf ihrem Weg über seinen Körper, während das Wasser auf sie beide hernieder prasselte:

„Würde ich in so einer ernsten Angelegenheit scherzen?“ fragte Stiles mit einem absolut unverfrorenen Grinsen: „Selbst ich mit meinen minderwertigen menschlichen Ohren kann hören, dass Scott da drüben gerade einen Tinitus riskiert. Warum denkst du tut er das wohl? Und davon einmal abgesehen: Ich liege zwei zu eins im Rückstand. Und ich kann Schulden nicht ertragen!“

„Dafür kommen wir BEIDE in die Hölle. Ist dir das klar?“ murmelte Derek geschlagen:

„Wenigstens sind wir dann zusammen!“erwiderte Stiles schulterzuckend und machte sich ans Werk.
 

Als die beiden Männer geduscht, rasiert, in frischen Kleidern und überdies hoch zufrieden ins Wohnzimmer zurückkehrten, saßen da bereits Kira, Scotts Mutter und dummerweise auch Peter, der ihnen verschwörerisch zuzwinkerte, was dazu führte, dass augenblicklich jegliche Tollkühnheit, die Stiles bis gerade eben noch empfunden hatte aus ihm verschwand und er am liebsten im Boden versunken wäre.
 

Nach und nach trafen auch die Anderen ein und Stiles hatte inzwischen Pizza für alle bestellt. Als er seinem Vater die seinige vorsetzte, blickte dieser ihn vorwurfsvoll an:

„Spargel, Grünkohl und Tofu und dann noch nicht einmal Käse? Wenn du mich umbringen willst, leihe ich dir gern meine Dienstwaffe, Sohn. Das wäre gnädiger und weniger schmerzhaft!“

„Klingt doch lecker!“ behauptete Kira, die dem Gespräch nur halb gelauscht hatte:

„Ich tausche!“ beeilte sich Sheriff Stilinski zu sagen und Kira schob ihm ihren Karton hin und nahm dafür die triste Veganerversion entgegen.

Begeistert machte sich Stiles Dad über `Salami-und-doppelt-Käse´ her, während Stiles in Kiras Nacken zischte:

„Na großartig! Bisher hatte ich dich immer recht gern, aber mach´ nur so weiter und misch` dich in meine Erziehungsmethoden ein, dann kannst du es dir ganz schnell mit mir verderben!“

Kira blickte schuldbewusst zu ihm auf und der Sheriff beschwerte sich:

„Du kannst mich nicht erziehen! Ich bin erwachsen. Außerdem treibe ich zum Ausgleich Sport!“

Stiles schüttelte den Kopf:

Erstens Dad; wenn du erwachsen wärst, würdest du endlich auch anfangen, wie ein Erwachsener zu essen und zweitens; fünfhundert Meter mit dem Fahrrad von zuhause zum Revier zu fahren macht noch keinen Sportler aus dir!“

„Lass´ deinen Vater in Ruhe!“ mischte Derek sich ein: „Er darf essen, was er will!“

„Danke, Hale!“ erwiderte der ältere Stilinski: „Du bist wie eine Sohn für mich!“

Stiles hätte eigentlich etwas sagen sollen, doch er verdrehte nur genervt die Augen.

Und innerlich freute er sich übrigens wie ein Kind über die kleine Verbrüderung zwischen seinem Geliebten und seinem Vater.
 

Als alle satt waren, reichte John Stilinski Kopien des Phantombildes herum und wartete ab, ob es irgendwelche Reaktionen geben würde. Im Grunde genommen glaubte er selbst nicht daran, doch es war die einzige Spur und er wollte seinen Sohn nicht enttäuschen.
 

Umso überraschter war er dann, als Stiles sagte:

„Ich kenne den Kerl! Ich habe ihn vor ein paar Tagen im Supermarkt getroffen.“

„Ich auch!“ bekannte Danny: „Ich habe nämlich nicht nur die Passagierliste bekommen, sondern auch einen Blick auf die Aufnahmen der Sicherheitskameras vom Flughafen an diesem Tag geworfen...“

Der Sheriff schüttelte den Kopf, denn er hatte eine ungefähre Ahnung, was einem blühen konnte, wenn man sich mit den Typen von der Luftsicherheit anlegte, sagte jedoch nichts. Danny zog dennoch schuldbewusst ein wenig den Kopf ein.

Lydia gab an, den Mann ebenfalls gesehen zu haben. Er habe gestern Abend gleich hier vor dem Gebäude herumgelungert, was ihr verdächtig vorgekommen sei, worüber sie da allerdings noch nicht lange nachgedacht hatte.

Die Runde blickte sich erschrocken an und Chris Argent kommentierte:

„Sieht aus, als habe unser Hexer Spaß an Schadenfreude!“

„Oder er will sich vergewissern, dass er auch den erwünschten Schaden angerichtet hat!“ schlug Derek grimmig vor:

„Wenn er noch in der Stadt ist und sich sogar traut, sich direkt hier vor dem Haus herumzutreiben, dann sollten wir heute noch versuchen ihn ausfindig zu machen.“ Meinte Chris Argent.

Der Vorschlag stieß auf allgemeine Zustimmung und es wurden Teams gebildet. Die klare Ansage lautete hierbei, den Kerl zu finden und ihn möglichst unverletzt in Dereks Apartment zu schaffen.
 

Dr. Deaton wies noch darauf hin, dass, wer immer ihn fände, sich auf keinen Fall von ihm berühren lassen sollte:

„Heißt das, er kann nur dadurch Schaden anrichten, indem er uns anfasst!“ wollte der Sheriff wissen.

Deaton schüttelte bedauernd den Kopf:

„Das zwar nicht, aber nach meiner Einschätzung lässt sich dadurch das Schadensausmaß erheblich reduzieren.“

„Prima!“ schnappte Jackson: „Hat noch jemand das Gefühl, dass wir uns in eine Selbstmordmission stürzen?“

„Du musst ja nicht mitmachen!“ brachte Stiles empört hervor und fluchte innerlich auf das miese kleine Wiesel, das Derek und ihnen Allen seiner Meinung nach so viel zu verdanken hatte; angefangen mit seinem Leben und nun offenbar zu feige war, irgendetwas zurückzugeben: „Wer nicht bereit ist, das Risiko einzugehen, kann verschwinden und soll aufhören, uns unsere Zeit zu stehlen!“ Schob er hinterher und richtete seinen Blick dabei jedoch allein auf Jackson.

„Ist ja schon gut!“ erwiderte dieser beschwichtigend: „Ich wollte ja nur drauf hinweisen, dass es gefährlich werden konnte. Aber ich hab´ nichts gegen ein kleines Wagnis.“

„Ist schon gut!“ mischte Derek sich ein und streichelte beruhigend Stiles Schulter: „Niemand soll sich wegen mir in Gefahr bringen. Ich kümmere mich allein um diese Sache!“

„KOMMT NICHT IN FRAGE!“ brüllte Stiles außer sich.

Zum Glück hatte sich Scott inzwischen an die andere Seite seines besten Freundes begeben, bearbeite nun seinerseits liebevoll die dortige Schulter und erklärte:

„Selbstverständlich nicht! Wir machen uns gleich in Teams auf die Suche, wie besprochen.“ Und an Derek gewandt fügte er hinzu: „Und du wirst nicht nun nicht allein losziehen, sondern du wirst sogar hier bleiben. Wenn wir unseren Übeltäter gefunden haben, sollten wir uns nicht gleich noch mit ihm gemeinsam auf die Suche nach DIR machen müssen.“

Es war keine Bitte des Alphas; das hatte Derek deutlich hören können und natürlich passte ihm das gar nicht, doch statt einer Widerrede beschränkte er sich darauf leise vor sich hin zu knurren:
 

„Doc, ich denke, sie bleiben auch hier in Dereks Nähe, denn wenn wir unseren Hexer haben, wäre es gut, wenn jemand da wäre, der ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen und zur Kooperation bewegen kann!“

Deaton lachte leise:

„Ich danke dir für dein Vertrauen, mein Junge, aber ich fürchte, du überschätzt ein klein wenig meine Fähigkeiten. Aber ich hatte ohnehin vor, hierzubleiben, denn ich habe eine Idee, wie ich unsere Suche mit Hilfe von Magieein wenig vereinfachen kann. Dazu brauche ich einen Stadtplan von Beacon Hills, die Assistenz einer Banshee und…“ er wandte sich um zu Stiles: „…dich!“
 

Die verwirrten Blicke Aller richteten sich in diesem Moment auf Dereks Partner und Stiles seinerseits starrte mit offenem Mund den Tierarzt an.

That old black magic

Nachdem sichergestellt war, dass alle Suchtrupps mit wenigstens einem funktionsfähigem Mobiltelefon versorgt waren, machten sie sich auf den Weg, um die Stadt zu durchkämmen und ließen Deaton, Lydia, Stiles und Derek in dessen Apartment zurück, um den mysteriösen Zauber durchzuführen, welchen der Tierarzt vorgeschlagen hatte.
 

Da Deaton angegeben hatte, sich zuvor ein wenig sammeln zu müssen, saßen nun Derek und Stiles einen Augenblick gemeinsam in Dereks Schlafzimmer und Stiles spottete:

„Und? Fühlst DU dich bereit für dein großes `Abrakadabra´, oder musst du dich auch noch mental einstimmen, Kumpel?“

Derek grinste und dann erkundigte er sich:

„Sag mal, darf ich dich mal etwas fragen, was mich schon die ganze Zeit beschäftigt?“

„Sicher!“ gab Stiles zurück:

„Wenn wir ein Paar sind, was soll das dann immer mit diesem ganzen `Kumpel´-, oder `Alter´-Gerede oder dass du mich mit dem Nachnamen ansprichst. Nennen Partner sich nicht eher `Liebling`, `Schätzchen´ oder `Honigbienchen`.“

Stiles lachte kurz auf:

„Honigbienchen, huh? Würdest du das denn wollen?“
 

„Es würde mich bis ins Mark erschüttern!“ Erwiderte Derek schmunzelnd
 

„Siehst du! Darum! Mich nämlich auch!“ konterte Stiles.
 

Doch mit einem Mal wirkte Derek wieder sehr ernsthaft:

„Es gibt etwas, was ich dir unbedingt noch sagen möchte, ehe wir gleich loslegen. Etwas sehr Wichtiges!“

Der Jüngere fragte sich, was nun kommen mochte und merkte eine kleine Besorgnis in sich aufkommen.

Derek fuhr fort:

„Egal, wie das hier gleich ausgeht und ob ich meine Erinnerungen zurückerhalte oder nicht: du sollst wissen, dass ich mich in dich verliebt habe, Stiles!“ Er hielt kurz inne und blickte prüfend zu Stiles hinüber, der ihn mit großen Augen anschaute: „Ich spüre es schon seit einer Weile. Ich wollte erst sicher sein, dass ich meine Gefühle nicht mit Dankbarkeit verwechsele, weil du dich während dieser ganzen Zeit um mich gekümmert hast, ehe ich etwas sage. Jetzt bin ich es!“ Er schluckte und fuhr dann fort: „Du bist lustig, schlau und liebevoll. Und abgesehen davon muss ich dich nur anschauen und schon kann ich an nichts anderes mehr denken, als daran, dass ich dich schnappen und irgendwo hinzubringen will, wo wir ungestört sind, damit ich dir die Kleider herunterreißen kann.“
 

Stiles klappte die Kinnlade herunter und zur Abwechslung fiel ihm einfach mal überhaupt nichts ein, was er sagen konnte...
 

...außer ein beinahe gehauchtes:
 

„Ich liebe Dich!“
 

Sie umarmten sich und rückten dabei so eng zusammen, wie sie es nur vermochten.
 

Und natürlich klopfte es ausgerechnet in diesem Moment an der Tür. Einen Augenblick später öffnete diese sich einen kleinen Spalt, ohne das jemand hereinkam. Stattdessen ertönte die Stimme von Lydia:

„Ich hoffe, ich störe keinen intimen Moment und ihr zwei seid angezogen?“

„Komm´rein!“ rief Stiles lachend.

Lydia trat ein, legte den Kopf schief und betrachtete die beiden ineinander verschlungenen Männer:

„Süß!“ Kommentierte sie und fügte dann hinzu „Deaton ist bereit! Kommt ihr?“

Stiles nickte und fragte an Derek gewandt mit einem schiefen Grinsen:

„Ich schon. Wie sieht` s bei dir aus, Honigbienchen?“

Derek lachte und knuffte ihn leicht in die Seite.
 

Stiles war gespannt, warum Deaton nun eigentlich darauf bestanden hatte, dass ausgerechnet ER bei DEM zugegen sein musste, was immer sie nun tun würden. Er verstand, dass es dazu Deaton und Lydia brauchte, denn sie waren schließlich schon immer ihrer aller heißer Draht zum Mysteriösen gewesen. Auch das mit Derek konnte er verstehen, denn er war hier ja schließlich das Opfer. Aber was machte er selbst hier? Er war ja wohl mit Abstand die unspirituellste Person, die lebte. Es konnte nur einen Grund für sein Hiersein geben und zwar den, dass er Dereks Partner war. Vermutlich sollte er als eine Art beruhigender Einfluss oder was auch immer fungieren.
 

Na gut, das konnte er!
 

Beim Rest würde er sich eben vornehm zurückhalten.
 

Deaton breitete den Stadtplan auf dem Boden aus und hieß sie alle, Drumherum Platz zu nehmen:

„Ihr schafft das sicherlich auch ohne mich! Was haltet ihr davon, wenn ich uns in der Zwischenzeit einen Kaffee mache?“ schlug Stiles stirnrunzelnd vor.

Deaton schüttelte lachend den Kopf:

„Nein, Stiles, wir brauchen dich hier!“

„Wieso? Fehlt euch sonst einer im Team, der saudoofe „Hippie-Yoga-Körnerfresser-Tarot-Karten-Witze“ vom Stapel lässt, oder wie?“ erkundigte er sich überrascht:

„Es tut mir leid, ich darf dir leider nicht allzu viel verraten!“ erwiderte Deaton mysteriös: „Doch vertrau´ mir einfach: Ohne dich funktioniert es nicht und am Ende wirst du es schon verstehen!“

Stiles hatte keine Ahnung, wieso Dr. Deaton in Rätseln sprach, doch er konnte nicht sagen, dass es ihm sonderlich behagte.

Dennoch gab er sich Mühe, die Sache halbwegs ernst zu nehmen und widerstand sogar dem Drang `Kumbaya´ anzustimmen, als der Tierarzt sie alle anwies, sich bei den Händen zu fassen.
 

Und nun saßen sie da und versuchten, sich mit geschlossenen Augen auf den Aufenthaltsort ihres Hexers zu konzentrieren.

Eine ganze Zeit lang geschah gar nichts. Und dann fühlte Stiles plötzlich eine Wärme an dem Punkt zwischen seinen Augen, erst nur ganz leicht, doch dann immer stärker werdend, bis es sogar ein klein wenig zu schmerzen begann. Ängstlich öffnete er die Augen und erschrak beim Blick auf den, vor ihnen auf dem Boden liegenden Stadtplan, auf welchem nun ein kleines Licht erschienen war, welches sich bewegte:

„Doc! Ist das normal?“ erkundigte Stiles sich alarmiert.

Nun öffneten auch alle anderen die Augen und Deaton nickte:

„Ja!“ erklärte er beruhigend: „Es hat funktioniert. Dieser kleine Lichtpunkt auf der Karte ist unser Hexer. Und wie ihr seht, ist er gerade auf dem Weg hierher. Verdammt! Er ist schon ziemlich nah. Wir müssen die Anderen hierher rufen:“ Er wandte sich an Lydia: „Würdest du die Telefonzentrale spielen? Sag´ allen, sie sollen herkommen und sich um unseren Magier versammeln, einen Kreis um ihn bilden, aber niemand soll ihn angreifen! Das ist sehr wichtig!“ Lydia nickte und entfernte sich und an Stiles gewandt sagte der Tierarzt, auf die Karte deutend: „Das hast du sehr gut gemacht!“
 

Stiles blickte ihn an, als habe er den Verstand verloren:

„Huh? Ich? Ich habe gar nichts gemacht! Das waren sie, Doc!“
 

Deaton kicherte ein wenig, als hätte Stiles etwas Lustiges erzählt und wandte sich dann ab.

Stiles blickte ratlos zu Derek hinüber, doch der zuckte nur mit den Schultern.
 

Nach zehn Minuten kehrte Lydia zu ihnen zurück, um bekannt zu geben, dass das Zielobjekt nun eingetroffen sei, ebenso wie ihre Truppen:

„Also gut!“ erklärte Deaton lächelnd: „Es geht los. Fühlen sich alle bereit?“

„Nö!“ erwiderte Stiles und setzte sich dennoch in Bewegung.
 

Vor dem Haus erwartete die vier ein seltsames Bild: Der Mann von dem Phantombild stand mitten auf der unbefahrenen abendlichen Hauptstraße und alle ihre Freunde hatten sich in einem großen Kreis um ihn versammelt.

Derek knurrte und wollte auf den Magier losgehen, doch Deaton hielt ihn am Arm zurück:

„Stopp, böser Wolf! Das ist nicht deine Schlacht, es ist seine!“ erklärte er und deute mit dem Kopf auf Stiles, dem bei den Worten des Doktors beinahe die Augen aus dem Kopf fielen:
 

„Sie wollen ihn allein auf diesen Kerl loslassen. Kommt überhaupt nicht in Frage!“ protestierte Derek aufgebracht, doch Deaton beharrte: „Fänge und Klauen können gegen diesen Kerl nichts ausrichten. Unser Stiles hier ist der Einzige, der ihm etwas entgegenzusetzen hat. Dein Job hingegen ist es, jetzt mit mir den Kreis zu schließen und Stiles von hier aus mit deiner Kraft zu unterstützen.“
 

„Moment mal Doc!“ Murmelte Stiles: „Ich habe keine Ahnung, was sie von mir erwarten und was sie glauben, was ich ausrichten kann, aber ich bin doch bloß ich: großmäulig und nicht auf den Kopf gefallen vielleicht, aber ansonsten zu absolut zu nichts gebrauchen! Ich schaffe das nicht!“
 

„Wenn du deinem Freund hier helfen willst, dann geh! Es ist der einzige Weg“ forderte Deaton streng.
 

Und tatsächlich setzte sich Stiles nun in Bewegung; mit Unbehagen zwar, doch wenn es Derek helfen würde, war es keine Frage.

Der Werwolf blickte seinem Freund sorgenvoll hinterher und versuchte mit aller Kraft dem Impuls zu widerstehen, ihm hinterherzusprinten und sich wenigstens an seine Seite zu begeben, wenn er schon nicht an seiner Stelle kämpfen sollte.
 

Stiles hatte mittlerweile die Chance, den Magier, der seinem Geliebten das Gedächtnis genommen hatte aus nächster Nähe zu betrachten – kein allzu großes Vergnügen im Übrigen; der Kerl war nicht allzu groß, eher schmächtig, offensichtlich unwesentlich älter als Stiles selbst und er trug ein wahnsinnig lächerliches feines Oberlippenbärtchen:

„Nein wie nett! Der Liebhaber!“ rief der fremde Kerl: „Ich hatte keine Ahnung, dass du so bist, wie ich! Auch wenn du noch eine Jungfrau bist!“

„Huh?“ machte Stiles: „Jungfrau? Was quatschst du da, Kumpel?“

Der Hexer lachte:

„Du hast wirklich überhaupt keine Ahnung oder? Dich werde ich in der Luft zerreißen! Übrigens: nette kleine Armee hast du da! Aber die werden dir auch nicht helfen können.“

„Wenn wir hier schon so nett am Plaudern sind, kannst du mir dann mal verraten, warum du Derek das angetan hast? Ich meine du kennst ihn doch gar nicht. Und bloß weil er dich in einem Club ein bisschen aufgemischt hat, hantierst du in seinem Hirn mit einem Radiergummi herum? Was soll das, Mann?“ Wollte Stiles wissen:

„So was nennt man poetische Gerechtigkeit! Er hat mir meine Liebe genommen, also nehme ich mir seine!“ antwortete der Fremde:

„Hat ja super geklappt!“ kommentierte Stiles: „Wie du siehst bin ich jetzt hier, um dir den Arsch zu versohlen. Wenn überhaupt, hast du Derek und mich nur noch fester zusammengeführt, als vorher schon. Und übrigens: nach allem, was ich gehört habe, ist deine angebliche Liebe ein Mädchen, dass nichts von dir wissen will und eine Heidenangst vor dir hat, du Creep!“

Das Gesicht des Fremden verzerrte sich zu einer zornigen Grimasse:

„Ich werde dir jedes Fünkchen Macht nehmen, dass in dir steckt und dann den Verstand, denn das ist es doch, was dein Wolf so an dir liebt, stimmt` s nicht?“
 

Der Hexer hatte nun offenbar genug vom rein verbalen Schlagabtausch. Er legte seine Hände auf Stiles Schultern und dieser fing augenblicklich an, sich sehr, sehr schwach zu fühlen. Wie durch einen Nebel hörte er die Stimme von Deaton, der den Anderen zurief, dass sie sich nicht einmischen dürften. Stiles blickte mit flackernden Lidern in die Runde und sah die ängstlichen Gesichter seiner Freunde.

Scott versuchte ein aufmunterndes Lächeln, doch in seinen Augen lag die blanke Panik.

Bei Lydia und seinem Dad sah es nicht viel anders aus.

Und als Stiles gerade das Gefühl hatte, jetzt würde er das Bewusstsein verlieren, hörte er hinter sich die Stimme von Derek, die ihm zurief:

„Du musst dich gegen ihn zur Wehr setzen, Stiles!“
 

Ein Befehl, der direkt an sein Herz gerichtet war.
 

Stiles sammelte seine letzten Reserven, konzentrierte sich und packte den Anderen ebenso bei den Schultern, wie dieser zuvor ihn.

Und nach und nach spürte er, wie das, was immer der Andere ihm genommen hatte zu ihm zurückkehrte. Und nicht nur das; da war noch mehr: Die magischen Kräfte des Hexers gingen ebenfalls auf Stiles über. Der Mann mit der lächerlichen Gesichtsbehaarung riss überrascht die Augen auf und einen Moment später ließ er Stiles los und ging in die Knie. Stiles blickte auf ihn hinab und wusste, dass er gesiegt hatte:
 

„Ist O.K. Leute, ihr könnt kommen und nochmal nachtreten, wenn ihr Lust habt!“ rief er seinen Freunden zu, die seiner Aufforderung nachkamen und sich ihm und dem geschlagenen Hexer näherten:
 

„Was war das, zum Henker!“ wollte Derek wissen und starrte seinen Freund entgeistert:

„Ich denke, dass würden wir alle gern wissen!“ sagte Sheriff Stilinski und nun blickten alle, einschließlich Stiles auf der Suche nach Antworten zu Dr. Deaton:
 

„Ich wusste schon seit einer ganzen Weile, dass unser Stiles hier magische Fähigkeiten besitzt.“ erklärte dieser: „Doch ich durfte leider nichts sagen, denn diese Dinge darf man auf keinen Fall forcieren. Tut mir leid Stiles. Und übrigens: Überraschung!“
 

Nun schauten alle auf Stiles und dieser wiederum blickte unbehaglich zu Boden:

„Was glotzt ihr denn alle so?“ grummelte er: „Ich weiß nicht, was der Doc hier im Äther gewittert haben will, aber ich bin mit Sicherheit kein Harry Potter! Eher so ein Ron Weasley mit angeknackstem, wurmstichigen Zauberstab, also lasst mich bloß in Ruhe!“
 

Der Sheriff, der das Unbehagen seines Sohnes nicht nur verstand, sondern auch teilte, wechselte das Thema:

„Was machen wir den mit Mr. Moustache hier? Ein paar Monate Erholungsurlaub im `Eichen-Haus´ vielleicht?“

„Klingt wie eine gute Idee!“ stimmte Chris Argent zu und so machten sich die beiden sogleich daran, den stöhnenden, immer noch zittrigen Fremden abzuführen:
 

„Und was passiert nun mit Derek? Ich meine, er ist doch immer noch nicht in Ordnung?“ Wollte Stiles von Deaton wissen:

„Das ist dein Job!“ ließ der Tierarzt den jungen Mann wissen.
 

Stiles seufzte:

„Ich habe keine Ahnung wovon sie reden, aber ich bin erledigt und habe einen Mordskohldampf. Ich brauche jetzt erst Mal eine Pause!“
 

Und so gingen alle hinauf in Dereks Apartment und Danny übernahm es, die Bestellungen für den Thai-Lieferservice entgegenzunehmen. Als später Chris und der Sheriff wieder zu ihnen stießen, machten sie sich begeistert über die Reste her und berichteten, dass Dereks Angreifer einen mindestens sechsmonatigen Kuraufenthalt im Drei-Sterne-Etablissment `Eichen-Haus´ gewonnen habe und man dort zuversichtlich sei, ihn dort wieder hinzukriegen.
 

Es stimmte wirklich, was man sagte: Essen hielt Leib und Seele zusammen!

Mit gefülltem Bäuchlein sah die Welt für Stiles schon wieder anders aus; er fühlte sich bei Kräften und hatte auch eine Ahnung, wie er seinem Geliebten wieder zu alter Frische verhelfen konnte. Er erhob sich, verkündete vor allen, dass nun Zauberzeit sei und winkte Derek zu sich:

„Ich denke, ich weiß jetzt, wie das läuft, Kumpel.“ erklärte er: „DU bist die verwunschene Prinzessin, die ihr Gedächtnis verloren hat und ICH muss dich retten!“

Die gesamte Mannschaft lachte und Derek fragte mit hochgezogener Augenbraue

„Ich bin die Prinzessin, wie? Ich denke, ich verstehe jetzt langsam, warum ich alles vergessen habe, was mit dir zusammenhängt, Stiles! Verdrängung!“

Der junge Mann grinste und legte dem Werwolf liebevoll eine Hand in den Nacken:

„Da ist er ja wieder, der schlechter Humor zu unpassender Zeit, den ich dich gelehrt habe. Ich denke langsam wirklich, wir machen hier Fortschritte.“

Auf Dereks Gesicht erschien ein breites Grinsen und Stiles fuhr fort:

„Und du LÄCHELST! Yapp! Wir machen definitiv Fortschritte, Hale!“
 

Wieder ein liebevolles, Anteil nehmendes Lachen aus dem Publikum.
 

Dann ging Stiles auf die Zehenspitzen und küsste Derek.
 

Und mit einem Mal kehrten Erinnerungen zurück; an den allerersten Kuss, alle anderen Küsse, die diesem gefolgt waren, an schüchterne erste Berührungen, Gespräche, Blicke, Streitigkeiten, gemeinsame Mahlzeiten, Reisen, Abenteuer, die sie gemeinsam durchgestanden hatten und natürlich an leidenschaftliche Nächte.
 

Derek wurde schwindelig und er musste sich setzen:

„Hexe!!“ murmelte er grinsend:

„Hat es funktioniert? Wollte Stiles wissen:

„Hat es!“ bestätigte Derek.
 

Und als säßen sie in einer Zaubershow in Vegas applaudierten die Freunde um sie herum.
 

Die Truppe blieb danach noch eine ganze Weile zusammen, weil diese Momente, in denen sie alle zusammen waren OHNE das gerade etwas Furchtbares passierte viel zu selten und kostbar waren. Einzig Peter verabschiedete sich früh mit vielsagendem Blick auf Stiles.

Es wurde spät und der Pegelstand von Dereks Hausbar senkte sich im Verlauf des Abends bedenklich, denn Freunde, Rudel und Familie hatten scheinbar beschlossen, dass man die Feste feiern musste, wie sie vielen. Doch irgendwann wurden sie doch müde und brachen auf.

Auch Cora und Isaak beschlossen, dass sie heute Nacht nicht bei Derek übernachten würden, um dem Paar die Chance für ihre eigene kleine Party für Zwei zu geben und nahmen stattdessen die Einladung des Sheriffs in sein Haus an.
 

Als die zwei nun endlich ganz unter sich waren und nebeneinander im Bett lagen murmelte Stiles in Dereks Halsbeuge hinein:

„Du hast doch jetzt, wo ich der „Zauberer von Oz“ bin keine Angst vor mir, oder?“

Derek strich ihm über das Haar:

„Ich habe Reißzähne und Krallen. Wenn dir DAS keine Angst macht, warum sollte es mir Angst machen, dass du magische Fähigkeiten hast?“ und lachend fügte er hinzu: „Es gab auch in der Vergangenheit immer mal wieder Momente, in denen ich das Gefühl hatte, das was du mit mir machst ginge nicht mit rechten Dingen, wenn du verstehst, was ich meine?“

Stiles hob den Kopf und grinste ein klein wenig verlegen:

„Das hast du aber nett gesagt. Dafür verspreche ich auch, dich bei unserem nächsten Streit nicht in eine Kröte zu verwandeln.“

„Gut zu wissen, aber vielleicht könnten wir daraus eine allgemeine Regel machen und uns dabei nicht bloß auf den nächsten Streit beschränken? Was meinst du?“

„Abgemacht!“versprach Stiles und fügte einen Moment später hinzu „Weißt du, was das Gute an dieser ganzen Sache ist?“

„Dass sie dir jetzt ein Stipendium in Hogwarts anbiete werden?“ riet Derek ins Blaue hinein.

Stiles schüttelte den Kopf:

„Nein, diese ganze Magie-Sache macht mir eine Scheiß-Angst. Ich denke nicht, dass ich das weiter verfolgen werde. Lieber verlasse ich mich weiterhin auf meine althergebrachten Tugenden wie Klugscheisserei und Sarkasmus. Nein, ich meine etwas anderes.“ Stiles sah plötzlich ungewohnt ernst aus: „Ich habe immer gedacht, dass du dich in verliebt hast, wäre bloß ein völlig unwahrscheinlicher Zufall gewesen und dass du schon noch dahinter kommst, dass es ein großer Irrtum war. Doch nun ist diese Sache passiert, du musstest mich auf` s Neue kennenlernen und es passiert noch einmal!

Derek zog sein Gesicht zu einem Kuss zu sich heran und erwiderte dann:
 

„Tja, ich denke, dass ist Schicksal!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)

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Von:  Hatschepueh
2016-06-04T09:37:31+00:00 04.06.2016 11:37
Schon bevor das Kapitel anfängt bin ich traurig. Das wird das letzte Mal sein das ich hier ein neues Kapitel zu lesen bekomme. Zwar nicht das letzte Mal das ich diese FF lese oder das letzte neue Kapitel von einer FF aus deiner Feder aber das letzte von dieser FF. Ich weiss nicht mehr ob das die erste FF war die ich von dir gelesen habe aber es kommt mir so vor und ich weiss noch wie ich besonders am Anfang gerade mit Stiles mitgelitten habe und jetzt wird in ein paar Minuten alles vorbei sein. Sie werden ja so schnell erwachsen. *snif*
Und schon bin ich wieder happy. Dereks Liebeserklärung ist super. Es war zwar klar das er sich in Stiles verliebt hat auch ohne sich an ihn erinnern zu können aber ich hatte nicht mehr damit gerechnet das er es aussprechen würde. Dafür war ihr Umgang schon wieder zu vertraut miteinander. Umso mehr bin ich jetzt positiv überrascht.
Ich verstehe zwar nicht wieso ausgerechnet Stiles so eine wichtige Rolle bei dem Zauber und dem folgenden "Kampf" spielt aber es ist schön das er auch mal offensichtlich die Welt retten darf.
Jungfrau? Stiles? Im ersten Moment war ich genauso verwirrt wie Stiles aber dann fiel der Groschen und wow das hat mich wirklich aus den Socken gehauen. Plötzlich hatte ich einen Stiles in Merlinkostüm vor meinen Augen. Ein Bild das gleichzeitig lächerlich und einfach nur cool ist. Das werde ich so schnell wohl nicht mehr aus meinem Kopf bekommen.
Wegen den Dialogen brauchst du dir auch keine Gedanken zu machen. Mich haben sie mehr als einmal zum lachen gebracht. Auch der Vergleich von Derek mit einer Prinzessin war köstlich. Ich habe nicht gedacht das ausser mir und meiner Freundin noch jemand Derek als Prinzessin sieht die gerettet werden muss.
Alles in allem finde ich das es ein schöner Abschluß für eine schöne FF ist und ich freue mich schon darauf die FF in ein paar Tagen, wenn der erste Eindruck gesackt ist, mal komplett an einem Stück lesen zu können.
Antwort von:  GingerSnaps
04.06.2016 12:58
Ach, was für ein netter Kommentar (wieder einmal!). Ich danke Dir dafür. Bestimmt war es nicht die letzte Sterek-, oder TW-FF-Idee, die mir kommt, aber jetzt freu ich mich wirklich erstmal, wieder mehr geistige Kapazität für die anderen beiden FFs zu haben. Persönlich liebe ich ja "Night-Out` am meisten.
Und zu Stiles im Merlin Kostüm: Ich fand, er bräuchte ei wenig EIGENE Macht unter den ganzen machtvollen Kreaturen, die seine Freunde sind. In meinem OS gehe ich auf dieses Thema dann ja auch wieder ein (Ich weiß nicht, ob Du die Absicht hast, da auch mal reinzuschauen)
Liebe Grüße
Ginger
Von:  Hatschepueh
2016-05-26T08:36:34+00:00 26.05.2016 10:36
Schön das Derek und der Sheriff sich so gut verstehen. Und auch das sie den Kerl gefunden haben oder zumindest sehr nahe dran sind. Etwas traurig bin ich aber weil das bedeutet das die Geschichte dann bald zuende ist. Aber nicht sehr. Jede gute Geschichte muss auch mal zuende gehen.
Antwort von:  GingerSnaps
26.05.2016 19:43
Gut erkannt: diese FF ist bald zuende. Dafür schreibe ich aber gerade an einem längeren One-Shot, von dem ich glaube, dass es gut wird. Und das kann ich erst nach ´Out of mind´ veröffentlichen, weil ich sonst das Ende vorwegnehmen würde. (Wird aber ein bisschen düsterer, als alles andere, was ich bisher veröffentlicht habe).
Antwort von:  Hatschepueh
27.05.2016 08:04
Hauptsache du sagst bescheid wenn es dann soweit ist. Hab dich zwar als Autor abonniert aber ich möchte nciht das Risiko eingehen es zu verpassen.
Antwort von:  GingerSnaps
27.05.2016 17:34
Schade, dass Du mich jetzt nicht sehen kannst: Tiefrot vor Scham und sich-geschmeichelt-fühlen!
Von:  Hatschepueh
2016-05-15T11:56:41+00:00 15.05.2016 13:56
Tolles Kapitel. Ich weiss aus eigenen Versuchen das es ziemlich schwer ist eine Szene zu schreiben mit so vielen Personen und jeden gerecht zu werden. Es ist eben viel leichter sich auf wenige Personen zu konzentrieren und die anderen zu vergessen aber für so eine kurze Szene hast du das gut hinbekommen.
Und endlich gibt es einen Hinweiss wie Derek sein Gedächtnis verloren haben könnte. Ich hoffe das wird keine Sackgasse aber es passt.
Und der Schluss war auch super. Erst war Derek angewiedert und überfordert davon das er was mit Stiles am laufen hat aber jetzt scheint er überhaupt nicht mehr abgeneigt zu sein. Eher das Gegenteil XD
Antwort von:  GingerSnaps
15.05.2016 15:17
Ja Massenszenen: ich bin ein paar Tage lang davor zurückgeschreckt, überhaupt damit anzufangen, als ich gemerkt habe, was ich mir eingebrockt habe. Aber dann war`s doch viel leichter als gedacht.
Und zu Derek: Ich denke immer wieder, nachdem er sich in `Magnetismus` so schwer tut, geht es nun zu schnell. Andererseits habe ich auch dort zu keiner Zeit einen Zweifel daran gelassen, dass es die beiden zueinander hin zieht. Und nun ist Stiles ja viel älter, nicht mehr ganz so aufgekratzt und nervig und es ist auch kein Straftatbestand mehr, was für den damaligen Derek ja der größte Hinderungsgrund war.
Ich glaube, angewidert war Derek nie, sondern eher voller Angst vor den eigenen Wünschen, oder so?
Von:  Hatschepueh
2016-05-09T12:37:21+00:00 09.05.2016 14:37
Das Kapitel ist auch wieder mal klasse geworden.
So wenig ich Peter normalerweise mag aber ein Peter der sich an Stiles ranmacht und damit Derek eifersüchtig ist immer wieder schön zu lesen.
Antwort von:  GingerSnaps
09.05.2016 18:15
Ich weiß, alle hassen Pete!. Ich persönlich liebe ihn und finde, er ist ein herrlicher Schurke. Ich verwende ihn zu gern!
Antwort von:  Hatschepueh
11.05.2016 09:26
Ich hasse Peter nicht aber ich mag ihn auch nicht. Ich mag seine psychopathische Seite sogar sehr gerne und wenn er offen böse wäre wie in Staffel 1 würde ich ihn wohl lieber mögen aber zwischendurch weiss man je echt nie was man von ihm halten soll: ist er jetzt doch ein netter Kerl oder bleibt er das Arschloch und dann ist er wieder gar nicht da... Dieses hin und her hat ihn mir irgendwie vergrault. Könnte mir aber vorstellen das er mir dadurch das ich ihn jetzt öfters auf diese Weise in verschiedenen FFs gelesen habe bei einem neuen Durchsehen der Serie doch besser gefällt als bisher. Ich bin da gerne mal etwas wankelmütig. Ausser bei meinen Lieblingen die sind immer toll.
Von:  Hatschepueh
2016-05-08T17:52:36+00:00 08.05.2016 19:52
Danny!!! Ich liebe ihn! Kann mich auch noch gut an die Szene im Umkleideraum erinnern von wegen Unschuld rauben eher schenken und so. XD Eine meiner Lieblingsszenen.
Und endlich sind die beiden sich weder näher. Natürlich soll Derek seine Erinnerungen wieder bekommen aber es ist auch schön zu sehen das sie sich auch ohne diese wieder näherkommen und das auf allen Ebenen.
Anscheinend gefällt mir dein Kitsch ziemlich gut.
Antwort von:  GingerSnaps
09.05.2016 18:13
Wenn du Danny liebst, wirst du dich freuen, denn er bekommt von mir bald sein eigenes "Spin off" (natürlich mit Sterek-Unterstützung)
Antwort von:  Hatschepueh
11.05.2016 09:20
Cool. Sag mir dann auf jeden Fall bescheid damit ich es nicht verpasse. Ich freu mich jetzt schon darauf.
Antwort von:  GingerSnaps
12.05.2016 20:46
Aufgemerkt, Hatschepueh! Das erste Kapitel der Danny-Story ist fertig (Titel: Night out)
Ich hoffe, du hast Spaß beim Lesen!
Von:  Hatschepueh
2016-05-07T10:01:51+00:00 07.05.2016 12:01
Sheriff Stilinski ist einfach super. Ich finde es klasse wie originalgetreu du die Charaktere alle einfängst. Es ist so leicht sie seinen eigenen Bedürfnissen anzupassen aber hier hab ich das Gefühl genauso könnte sich das alles in Staffel XY abspielen.
Schade das mir momentan die Zeit fehlt mehr zu lesen aber ich freue mich schon darauf auch die nächsten Kapitel, die ja schon da sind, noch zu lesen.

Antwort von:  GingerSnaps
09.05.2016 18:11
Ich danke Dir! Deine Kommentare sind immer so wertschätzend. Das erfreut mein Herz!
Von:  Hatschepueh
2016-04-27T09:57:22+00:00 27.04.2016 11:57
Ich kann zwar Dereks Beweggründe verstehen aber dieses Expermiment vorzuschlagen war wirklich gedankenlos und vor allem gefühllos. Da kann ich Stiles Reaktion wirklich nachvollziehen. Manchmal scheint Derek zu vergessen das er nicht der einzige ist der unter dieser blöden Situation leidet und auch wenn er diesmal vielleicht sogar gute Absichten hatte war es ein blöder Vorschlag. Aber es scheint ja trotzdem so als würde ihm Stiles ans Herz wachsen.
Antwort von:  GingerSnaps
27.04.2016 13:51
Es macht gerade richtig Spaß, das alles zu schreiben, denn während ich das tue wird mir selbst erst richtig klar, wie die Dynamik zwischen den beiden funktioniert.
Und Stiles würde Dereks unsensibles Verhalten nicht so schwer nehmen, wenn es die ganze Situation ihn nicht so bedrücken würde.
Von:  Hatschepueh
2016-04-27T08:48:26+00:00 27.04.2016 10:48
Wieder ein sehr gutes Kapitel. Wie immer kann man gut mit den beiden mitfühlen.
Antwort von:  GingerSnaps
27.04.2016 11:44
Danke Dir! Richtig stolz (und auch ein bisschen beschämt, wg. der Überdosis Kitsch) bin ich allerdings auf das Kapitel, dass ich gerade eben eingestellt habe.
Antwort von:  Hatschepueh
27.04.2016 11:59
Habs gerde gelesen. Darauf kannst du auch stolz sein. Super Kapitel das durchaus noch zu meinen Lieblingskapiteln zählen könnte wenn die FF erstmal fertig ist.
Von:  Hatschepueh
2016-04-22T09:17:46+00:00 22.04.2016 11:17
Ach mensch. Am liebsten würde ich Stiles in die Arme nehmen und ganz fest knuddeln. Das ist doch echt schrecklich wenn sich die geliebte Person nichtmal mehr an einen erinnern kann. Und auch Derek. Für ihn muss das ganze auch furchtbar sein und dann steht ihm nur ein kleines Menschlein zur Seite der behauptet das sie früher was zusammen hatten und er selber muss ihn vertrauen weil er sonst nichts hat. Nichtmal mehr ein Elternhaus indem er sich verkriechen könnte.
Antwort von:  GingerSnaps
22.04.2016 14:22
Ja, es zu schreiben macht mich auch ein bisschen traurig.
Aber andererseits liebe ich tragische Liebesgeschichten auch sehr.
Und vielleicht kommt ja auch irgendwann der Silberstreif am Horizont? :-)
Von:  Hatschepueh
2016-04-20T19:07:27+00:00 20.04.2016 21:07
Oh Gott! Armer Stiles. Da freut er sich so auf seinen Derek und der hat ihn einfach vergessen. Hoffentlich bleibt das nicht so.
Antwort von:  GingerSnaps
20.04.2016 21:36
Ich werde ihn wohl noch eine Weile leiden lassen müssen, schätze ich.
Aber das wird schon... ;-)
Antwort von:  Hatschepueh
20.04.2016 21:41
Na solange es am Ende ein Happy End gibt geht das schon in Ordnung. ^^ Freu mich schon auf die nächsten Kapitel.


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