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Out of Mind

von

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Der lange Weg nachhause

“Erklär` mir das mit meiner Schwester.“ Forderte Derek, als sie um die Mittagszeit über die ausgestorbene Interstate brausten: „Wie hat Cora das Feuer überlebt?“
 

Stiles rang um den Mut, Derek anzuschauen.

Das Problem war nämlich, wenn er ihm nun in die Augen sah, dann war da kein Erkennen, keine Vertrautheit, keine Liebe und das war eine der furchterregendsten Erfahrungen, welche er in seinem bisherigen Leben hatte machen müssen. Und angesichts des Lebens, dass er bisher geführt hatte, sollte das wohl etwas heißen.

Ein eisiger Schauder lief über seinen Rücken, als er sich zur Beifahrerseite umwandte:
 

„Cora ist, genauso wie du, bei dem Brand nicht in eurem Haus gewesen. So, wie du geglaubt hast, dass sie tot sei, hat sie es von dir auch angenommen. Ihr habt beide Beacon Hills verlassen, ohne zu ahnen, dass der andere noch lebt.“ Erklärte Stiles erschöpft:

„Und haben noch andere Mitglieder meiner Familie überlebt!“ Dereks Stimme klang so unglaublich hoffnungsvoll und Stiles spürte wie in seinem Inneren etwas klirrend zersprang, weil er derjenige war, der Derek die Zuversicht nehmen musste:

„Es tut mir wirklich leid!“ Murmelte er: „Da ist nur noch einer und das ist dein gruseliger Onkel Peter. Ach ja, und er hat eine Tochter!“

„Soll das heißen, Peter ist aus dem Koma erwacht und hat Nachwuchs gezeugt, oder wie?“

Derek wirkte nicht, als würde er Stiles glauben:

„Nicht so ganz.“ Erwiderte Stiles: „Malia ist bereits neunzehn Jahre alt! Und der gute Peter hat die vergangenen vier Jahre lieber dafür genutzt, seinen Weg mit Leichen zu pflastern und Unheil zu stiften, als mit Familienplanung. Wobei man zu seinem Gunsten sagen muss, dass er in der letzten Zeit nichts allzu Schlimmes angestellt hat. Er ist eher dazu übergegangen, Welpen zu treten und Babys zum Weinen zu bringen; solche Sachen.“

„Hmhmm!“ brummte Derek: „Klingt leider irgendwie nach ihm!“
 

Den größten Teil der Weiterfahrt schwiegen die beiden Männer einander an. Nur gelegentlich stellte Derek eine Frage, über Dinge seines Lebens, die ihm nicht klar waren.

Stiles staunte, wie tapfer sein Freund mit dieser Situation umging. Es musste doch alles wahnsinnig verwirrend und verunsichernd für ihn sein.

Stiles selbst jedenfalls war einfach nur zum Heulen zumute!
 

In Beacon Hills angekommen fragte Derek plötzlich aufgebracht:

„Hey! Wo bringst du mich hin? Ich will zu mir nachhause.“

„Meinst du das Loft?“ fragte Stiles überrascht:“ Das hattest du doch vor vier Jahren noch gar nicht. Außerdem wohnt da mittlerweile Peter.“

„Ich meine mein Haus!“ brauste Derek auf: „Das Haus meiner Familie! Bring mich da hin!“

Stiles sah unbehaglich aus:

„Das Haus wurde vor einem Jahr abgerissen. Es war baufällig und stellte eine Gefahr dar.“ Erklärte er kleinlaut: „Es war schwer für dich, aber du wolltest dabei sein, also sind wir zusammen hingefahren und haben den Abbrucharbeiten zugesehen.“ Stiles schluckte und fügte sehr leise hinzu: „Ich habe dabei deine Hand gehalten.“ Und mit festerer Stimme fuhr er fort: „Alle deine Sachen, all deine Erinnerungen, alles was wichtig ist, befindet sich in deiner neuen Wohnung. Willst du trotzdem zu der Stelle, wo euer Haus gestanden hat?“

„Das macht ja wohl nicht sehr viel Sinn!“ erwiderte Derek bitter.

Stiles wollte irgendetwas sagen, was es für ihn leichter machte,, was den Schmerz lindern konnte, doch es lief lediglich auf ein lahmes, viel zu ungenügendes: „Tut mir leid!“ hinaus.

Derek nickte.
 

Bei Dereks Apartment angekommen, zückte Stiles wie selbstverständlich seinen Schlüssel und spürte dann Dereks kritischen Blick auf sich:

„Entschuldige bitte!“ Murmelte Stiles: „Willst DU aufschließen?“

Derek schüttelte den Kopf und erkundigte sich missmutig:

„Soll das heißen, du wohnst auch hier?“

„Nicht wirklich!“ Stiles klang niedergeschlagen: „Ich teile mir mit Scott ein Zimmer im Studentenwohnheim. Aber ich bin auch häufig hier.“ Mit einem kleinen traurigen Lächeln fügte er hinzu: „Für gewöhnlich hast du mich ganz gern um dich. Aber wenn du willst, dass ich gehe..“

Derek schüttelte den Kopf:

„Nein, bleib hier! Ich bin momentan ein wenig orientierungslos. Vielleicht ist es gut, wenn du in der Nähe bleibst und mir hier und da auf die Sprünge hilfst.“
 

Stiles kannte Derek. Das zuzugeben und um Hilfe zu bitten, musste ihn wohl beinahe umgebracht haben. Darum machte er auch keine große Sache daraus, nickte einfach nur und wies auch nicht darauf hin, dass das Wörtchen `bitte´ in einer Bitte immer ganz gut ankam.

Stiles zeigte Derek die Räume, doch nichts kam diesem bekannt vor. Die Möbel waren beinahe alle neu und ganz offensichtlich angeschafft für die Bedürfnisse eines Paares; ein großes, komfortables Bett, ein riesiges Sofa, ein Esstisch in der Küche mit zwei Stühlen und der unvermeidliche Zahnputzbecher mit zwei Bürsten darin. Im Schlafzimmerschrank befanden sich sowohl Kleider in seiner Größe, als auch in der von Stiles.
 

Derek blickte zur Seite auf den jungen Mann und es schoss ihm durch den Kopf, dass, falls alles was dieser ihm erzählt hatte der Wahrheit entsprach; und zu hundert Prozent überzeugt war der misstrauische Werwolf davon immer noch nicht, dann musste diese Situation für Stiles wohl sehr schmerzhaft sein:

„Erkennst du irgendwas?“ fragte Stiles ihn in diesem Moment hoffnungsvoll.

Derek schüttelte den Kopf.

Da huschte ein Lächeln über Stiles Gesicht:

„Ich habe aber etwas für dich, dass dir auf jeden Fall bekannt vorkommen wird!“ erklärte er und zog aus einem Wandschrank eine große Kiste hervor. Er öffnete den Deckel und verkündete:

„Hier ist alles drin, was wir aus dem Haus deiner Familie retten konnten: Papiere, Fotos, Briefe.“

Dereks Augen leuchteten ein wenig und Stiles atmete das erste Mal ein wenig durch, seit er seinen Freund abgeholt und diese ganze verdammte Sache angefangen hatte.
 

Nachdem Derek ausgiebig in seinen Erinnerungen gestöbert hatte, verkündete Stiles:

„Ich denke wir sollten langsam versuchen herauszufinden, was dir zugestoßen ist. Da du dich an nicht viel erinnern kannst, würde ich mir gern deinen Kopf anschauen. Vielleicht kann ich erkennen, ob dir jemand eins übergebraten hat, oder so.“

Stiles hatte seine Hände bereits ausgestreckt, doch Derek zog sein Haupt beiseite.

Stiles stöhnte und fügte knurrend hinzu:

„Keine Sorge Kumpel! Ich werde die Untersuchung mit einem Minimum an Lustgewinn für mich selbst gestalten, wenn du dich dann besser fühlst!“

Derek erwiderte nichts, doch er ließ die Inspektion nun klaglos über sich ergehen:

„Keine Beulen oder Platzwunden!“ stellte Stiles fest: „Aber es ist auch gut möglich, dass so etwas inzwischen verheilt wäre, bei deiner außergewöhnlichen Konstitution. Tut dir dein Kopf noch weh?“

„Ein wenig!“ behauptete Derek.
 

Die Untertreibung des Jahrhunderts, aber das konnte Stiles sich natürlich denken. Derek und er kannten sich schließlich nicht erst seit gestern und `sich-Schwächen-nicht-eingestehen-können´ war wohl Dereks größte Schwäche. Und natürlich waren Schmerz und Verletzung für ihn das schlimmste Eingeständnis von Machtlosigkeit von allen:

„Warum legst du dich nicht für eine Weile ins Bett?“ fragte Stiles: „Ich habe gestern eingekauft und mache uns dann in der Zwischenzeit etwas zu essen!“
 

Derek schenkte ihm einen gereizten Blick und Stiles wusste genau, was hinter dieser Stirn vor sich ging:

„Du denkst, ich wollte dich im Schlaf ermorden oder später beim Essen vergiften, stimmt` s“ Stiles seufzte schwer und ließ sich auf das Sofa sinken: „Ich weiß, dass das alles hart für dich ist und dass du dich an so gut wie nichts erinnern kannst, was irgendwie mit mir zu tun hat. Aber verdammt nochmal: Irgendwo in dir muss es doch eine Ahnung, einen Instinkt, IRGENDETWAS geben, dass dir sagt, dass ich es gut mit dir meine, dass ich dich...“ Seine Stimme versagte und er verbarg den Kopf in den Händen.

Derek legt ihm eine Hand auf die Schulter, doch Stiiles schlug sie fort:

„Lass` das!“ fauchte er: „Und leg` dich gefälligst ins Bett, Mann. Du brauchst Ruhe! Ich schätze ich werde dann doch lieber abhauen, damit du dich sicher fühlen kannst.“

„Warte!“ murmelte Derek ein wenig beschämt: „Was wolltest du uns denn kochen?“ Und nun klang er beinahe ein bisschen wie der Derek, den Stiles kannte

„Spaghetti al Forno! Wieso?“ erwiderte der Jüngere forschend:

„Das ist mein Lieblingsgericht!“ Derek klang erstaunt:

„Was du nicht sagst, du Genie!“ erwiderte Stiles immer noch ein wenig grimmig:

„Und wie lange dauert das Kochen?“ wollte Derek wissen:

„Etwa eine Stunde.“ Stiles klang bereits wieder ein ganz kleines bisschen versöhnter:

„Weckst du mich, wenn es fertig ist?“ fragte Derek sanft.

Stiles schenkte ihm ein halbes Lächeln und nickte.
 

Als sie später am Esstisch saßen, griff Stiles nach seiner Gabel und nahm den ersten Bissen von Dereks Teller:

„Falls es doch vergiftet ist, sterben wir jetzt beide!“ erklärte er zwinkernd.

Derek lächelte verblüfft:

„Du kennst mich wirklich ziemlich gut, wie mir scheint! Das merke ich daran, wie du mit mir umgehst und wie du erkennst, was in mir vorgeht!“ bemerkte Derek: „Aber ich weiß fast gar nichts von dir. Das ist ziemlich verunsichernd und auch ein bisschen unheimlich!“

„Du hast mich aber ziemlich gut gekannt.“ erwiderte Stiles und fügte ein todtrauriges: „Vorher.“ Hinzu, dass nun schmerzhaft zwischen ihnen stand und scheinbar endlos zwischen den Wänden des Apartments hin- und her-echote

Um die Stimmung ein wenig zu heben, lobte Derek das Essen und fragte:

„Wieso kannst du so gut kochen?“

„Mein Dad kocht nicht gern und auch nicht sehr gut. Und wenn ich nicht ständig auf ihn aufpassen würde, dann würde er sich wohl ausschließlich von `Take-Away´-Zeug ernähren und mit spätestens fünfzig an einem Herzinfarkt sterben. Also habe ich nach dem Tod meiner Mutter angefangen, dass kochen zu lernen. Und naja…ich denke für den Hausgebrauch reicht` s!“

Stiles lächelte Derek von unten her an und sah dabei so jung und spitzbübisch aus, dass der Werwolf für einen winzigen Moment erahnen konnte, was einem anderen Derek wohl an diesem jungen Mann gefallen haben mochte.

Doch ehe er das Gefühl noch fassen und festhalten konnte, war es auch schon wieder verschwunden.
 

„Wie geht es deinem Kopf mittlerweile?“ wollte Stiles nach dem Essen wissen.

„Unverändert!“ erwiderte Derek:

„Meinst du, wir sollten dich zu einem Arzt bringen?“

Derek schüttelte auf diese Frage hin den Kopf:

„Ich denke, was immer mir passiert ist, es war kein körperlicher Angriff. Das verrät mir mein Instinkt. Und das bedeutet, ein Arzt kann nicht viel für mich tun.“

„Dr. Deaton könnte dich aber wenigstens einmal anschauen.“ Schlug Stles vor:

„Wie bitte? Ist das nicht der Tierarzt?“ empörte sich Derek: „Ist das so ein werwolffeindlicher `du-bist-ein-Hund´-Witz?“

Stiles musste lachen:

„Ich gebe zu, dass ich die in der Vergangenheit immer sehr gern gemacht habe, aber nein! Deaton ist mehr, als man im ersten Augenblick vermutet. Er ist so eine Art Magier, oder was auch immer. Er weiß erstaunliche Dinge.“

„Aha!“ erwiderte Derek nachdenklich: „Klingt nach einem Plan! Doch mir wäre es lieber, wenn wir das auf morgen verschieben würden. Ich will eigentlich nur noch schlafen!“

„Ist es dir recht, wenn ich auch hier bleibe, um auf dich Acht zu geben?“ erkundigte sich Stiles vorsichtig:

„Aber wir werden nicht im selben Bett schlafen!“ sagte Derek schnell:

„Beruhige dich, großer Junge! Ich nehme das Sofa!“ entgegnete Stiles ärgerlich und fügte kopfschüttelnd hinzu: „Für was hältst du mich eigentlich? Für irgend so einen perversen Grapscher, oder was. Und selbst wenn: Als ob ich irgendetwas gegen deinen Willen mit dir anstellen könnte. Du musst dich echt ein bisschen entspannen, Derek!“

Derek nickte:

„Tut mir leid! Du hast recht!“ erwiderte er.
 

Stiles blickte ihn an, als sei er von allen guten Geistern verlassen und zum ersten Mal seit das alles angefangen hatte, kam ihm flüchtig der Gedanke, dass dies hier möglicherweise gar nicht sein Derek war, sondern dass die Körperfresser ihn übernommen haben könnten.

Derek entschuldigte sich nicht!

Das war seine größte Schwäche, gleich nach `sich-Schwächen-nicht-eingestehen-können´.

Und überdies war dies ja auch noch der Derek 1.0´, bevor ein gewisser Stiles Stilinski ihn überarbeitet, in jeder Weise besser und gesellschaftsfähig gemacht hatte.
 

Was immer mit Dereks armem Kopf geschehen war ,offensichtlich hatte er wohl einen Hirnschaden davongetragen fürchtete Stiles.
 

Derek befand sich wieder auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer, als Stiles noch etwas einfiel:

„Warte mal! Eine Sache noch.“ rief er ihm hinterher: „Was immer du tust, schaue auf gar keinen Fall in die obere Nachttischschublade rechts!“

„Wieso nicht? Ist da etwas explosives drin, oder wie?“ fragte Derek misstrauisch.

„Vertrau mir einfach, Kumpel! Um deines Seelenheils Willen: lass sie geschlossen!“ insistierte Stiles

Derek nickte.
 

Das erste was er tat, als er sich allein im Schlafzimmer befand war es, diese Schublade zu öffnen.

Und dann schloss er sie errötend sehr schnell wieder.
 

Stiles richtete sich das Sofa für die Nacht her, doch er konnte nicht schlafen.

Er fühlte eine erstickende, quälende, alles verdunkelnde Einsamkeit, die sich von seinen Fingerspitze her bis in sein Herz ausbreitete.

Sie waren zwar jetzt hier, doch Stiles wurde schlagartig klar, dass sie noch einen langen Weg vor sich hatten, ehe sie wirklich wieder nachhause kämen.

Und vielleicht hatten sie sich ja auch auf ewig verirrt?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hatschepueh
2016-04-22T09:17:46+00:00 22.04.2016 11:17
Ach mensch. Am liebsten würde ich Stiles in die Arme nehmen und ganz fest knuddeln. Das ist doch echt schrecklich wenn sich die geliebte Person nichtmal mehr an einen erinnern kann. Und auch Derek. Für ihn muss das ganze auch furchtbar sein und dann steht ihm nur ein kleines Menschlein zur Seite der behauptet das sie früher was zusammen hatten und er selber muss ihn vertrauen weil er sonst nichts hat. Nichtmal mehr ein Elternhaus indem er sich verkriechen könnte.
Antwort von:  GingerSnaps
22.04.2016 14:22
Ja, es zu schreiben macht mich auch ein bisschen traurig.
Aber andererseits liebe ich tragische Liebesgeschichten auch sehr.
Und vielleicht kommt ja auch irgendwann der Silberstreif am Horizont? :-)


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