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Die rechte Hand Gottes

Leben im Zwielicht mit dem Tod als Freund
von

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Prolog

„Die ganzen Gedanken ,die ein Mensch immer hat… man kann sie nicht sehen… nur erahnen… und gleichzeitig mögen oder hassen…
 

Schuld ist nichts Schlimmes! Sie wird dich nur niederschmettern, wenn ER rauskriegt, was du getan hast…“
 

Es gibt nur einen Gott, der dich liebt und der dich achtet.

Aber schon mal daran gedacht was er tut, wenn du gegen seine Regeln verstößt? ER wird das garantiert nicht gut finden! Und du hast IHN dann sehr enttäuscht… Aber was ist, wenn dieser EINE Gott nicht wirklich, der EINE ist, sondern diese böse Aufgabe übernimmt jemand Anderes… Damit der Herr sich nicht die Hände schmutzig macht…
 

Ich sage, dass es diesen Einen gibt!

ER wird dich bestrafen und nie irgendwas Nettes zu dir sagen, denn das Trösten ist nicht SEINE Aufgabe. ER wird dich niedermachen und dich klein halten, damit ER dir mit seiner Lehre zeigt, dass das „ganz böse“ war, was du getan hast!
 

Also nimm dich in Acht, wenn dir dein Leben lieb ist… denn das könnte auch „aus Versehen“ ein bitteres Ende haben…

Dein Leben beginnt...und endet gerade

Val, hübsch, groß und eine gute Seele.

Er besucht nun die 13-te Klasse eines Gymnasiums, denn schlau ist er ja. Aber wie kann alles nur so perfekt auf ihn abgestimmt sein?
 

Alle lieben ihn, alle verehren ihn und er gibt sehr viel Liebe und Hingabe zurück…

Doch das Mädchen fürs Leben ist einfach nicht in Sichtweite…

Gut, es gibt viele Mädchen, die ihn gut finden und unbedingt eine Beziehung mit ihm eingehen würden, aber plötzlich… wenn es soweit ist, machen sie einen Rückzieher.
 

„Was ist so schlimm an mir?“
 

Das dachte er sich oft. Es ist nicht so, dass er mit seinem Äußeren oder mit seinem Wissen prahlen würde. Das möchte er auch nicht! Er möchte viel eher… normal sein! Oder anders… nicht der vornehme Musterschüler, der zu Allem "Ja" und "Amen" sagt.
 

„Cool sein… das wäre doch mal 'ne Veränderung!“
 

Ja… dann wäre er auf jeden Fall anders! Das wäre nicht mehr er… aber warum es nicht einfach so belassen? Es hat ja wohl seinen Sinn, dass man grad so ist, wie man ist!
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

„Oje, der Unterricht war schon sehr zäh heute… ich bereue es auf diese Schule gekommen zu sein! Was ist mit dir Val? Ja, gut…wen frage ich da… du hast immerhin zwei Klassen übersprungen und hängst überhaupt nicht hinterher…“,sagt da eine vertraute Stimme.

„Val?“,wiederholt die Stimme, „Val?“

Ein kleiner süßer Blondkopf schaut auf und wartet erwartungsvoll, dass noch mal geredet wird, damit er in dem Dialog neu einbezogen wird.

„Was hast du gesagt? Ich habe grad nachgedacht…“

„Schon ok, Teufel… war nichts Wichtiges“, sagte diese Stimme, die sich als diejenige entpuppte, die seinem guten Freund Leung gehört.
 

„Teufel… Dieser Spitzname ist so nervig und passt überhaupt nicht zu mir!“
 

Warum er so genannt wird ist unklar… vielleicht weil er eben nicht passt. Oder ist das eine Anspielung? Vergessen wir es… Kinderkram würde man jetzt dazu sagen. Und das in ihrem Alter.

„Wollen wir mal wieder was unternehmen,Val? Mir ist langweilig und in letzter Zeit haben wir eh nichts mehr alle gemeinsam unternommen.“

Gemeinsam? Wer jetzt? Es sind doch nur Leung und Val…

„Nee, kein Interesse…“,erwiederte er nüchtern.

Leung legt seinen Kopf schief und sagt nur: „Hast du denn so viel vor oder verheimlichst du was? Oder einfach keine Lust? Du kannst wohl deine „Arbeit“ auf später oder auf morgen verschieben.“

„Nein, es tut mir Leid, ich muss es noch heute erledigen“,sprach er hastig und packte mit der einen Hand seine Tasche, die mit den Jahren immer schwerer wurde.

„Na gut, ich kann dich ja nicht zwingen… Bis morgen dann… ach nein, morgen ist Wochenende! Bis Montag!“

„Ja, bis Montag…“,erwiederte Val mit Mühe.
 

Er macht sich auf dem Weg nach Hause, läuft langsam und schweren Schrittes, obwohl das gar nicht zu seiner Statur passt. Erschöpft, lehnt er sich schon nach lurzer Zeit an die nächstgelegene Wand.

Val weiß selbst nicht, warum er heute so müde ist… Es fällt ihm auf jeden Fall Alles schwerer! Und diese Hitze;das Wetter ist heute besonders drückend…
 

„Ich sollte mich heute mal hinlegen… ich werde bestimmt bald krank… vielleicht kann ich das ja so vorbeugen…“
 

Dieser verführerische Gedanke, ans entspannende Schlafen, treibt ihn an sich in Bewegung zu setzen und so schnell wie möglich nach Haus zu gehen.
 

Dort angekommen schmeißt er die Tasche in eine Ecke, wo Blätter auf dem Boden liegen. Die einzige Unordnung im ganzen Zimmer. Beim genaueren Hinsehen, sieht man dass es Zeichnungen sind, garantiert von Val!

Ohne lange Nachzudenken legt er sich in sein Bett, er schmeißt sich regelrecht rein und nickt unweigerlich ein.

Es fühlt sich an, als würde er eine untragbare Last von sich werfen und als würde sein Körper taub werden. Die Lider brennen nicht mehr und die Lippen sind längst nicht mehr so echt. Die Haut verliert an Farbe und das Herz scheint nicht zu schlagen, so ruhig ist er… Er ist schon in einer anderen Welt…

Was nun beginnt, ist Realität!

Dunkel, wie es nun hier ist, passt diese wunderschöne Stimme nicht rein. Die Stalagmiten und Stalagtiten, die vom Boden und vom Dach wachsen, wirken übergroß und kalt. Die Wände sind mit grotesker Zierde geschmückt und lassen dieses lebendige Gefägnis tot aussehen. Nur diese Stimme lässt alles leben und hell werden.
 

„Mhin vei doo a. Jin ghai too la. Fin shoungh tha. Chi sho ling be ii. Af shoo long kim to. Ahn ahng gang long shu. Tzu zu.“
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

„Hörst du sie? Mein Gott, sie kann einfach nicht aufhören zu singen! Diese verdammten Wörter, die sie sagt, die treiben sogar einen, wie mich in den Wahnsinn! Sie singt immer und immer wieder… Am liebsten würde ich ihr die Kehle aufschneiden und die Melodie aus ihrer Stimme reißen, damit ich sie nicht mehr hören muss!“

„Messiah! Lassen Sie sie einfach dort, wie sie ist. Sie wird eh bald sterben.“

„SIE? Und bald sterben? Hast du denn nicht bemerkt, wie sie leuchtet, immer wenn diese Stimme aus ihr ertönt? Sie kriegt das ewige Leben durch solche Lieder! Sie wird nie sterben!“

„Aber!! Durch das, was sie singt, kann sie doch kein ewiges Leben kriegen! Die Wörter, die sie benutzt sind…“

„Ich weiß, was sie sind, Lunis!! Nun… geh und hol mir meinen Gral; es gibt bald was zu feiern!“
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

„Bitte, lieber Gott der Verdammnis und der Strafe… gib mir noch einbischen Zeit zum Leben! Ich singe dir diese Lieder zu Ehren… gib du mir dafür ein Stück deines Daseins und ich werde dir beweisen, dass ich IHN finden werde!“,murmelte sie zu ihrem höheren Gott flehend.

Die Füße schmerzen;die Ketten sind zu eng angelegt. Sie kann immer noch nichts sehen. Ist sie nun blind oder ist etwas vor ihr, was ihr die Sicht versperrt? Der Hals brennt vom zu vielen Singen und sie hat schon seit Stunden nichts mehr getrunken… Wo bleibt dieses dumme Ding mit dem Wasser?, denkt sie innerlich um nicht laut auszusprechen, was ihr gerade fehlt.

Sie steigt langsam vom Sockel, wo sie zur Schau steht, kriecht vorsichtig auf dem Boden und tastet mit den Händen, was gerade vor ihr ist. Es ist so dunkel, die Sonne scheint hier nicht rein oder durch und wenn, dann kann sie sie sowieso nicht sehen.

Der Boden ist kühl und sehr feucht. Manche Stellen des Untergrundes sind etwas tiefer und mit Wasser gefüllt, es ist salzig und trocknet sie aus.

Sie steht langsam und etwas wackelig auf. Sie stand schon seit längerer Zeit nicht mehr und ihre Beine fühlen sich taub an und können ihr Gewicht nicht halten.

Sie fühlt eine etwas zähe Flüssigkeit auf ihrem Körper. Sie verteilt sich auf fast alle Stellen ihrer weichen Haut, die fast unversehrt ist. Ohne einen Mackel ist sie! Glatt, hell und gleicht Alabaster.
 

Alles wird zum Hindernis, wenn man blind seiner Umgebung vertrauen muss. Man muss alles aus dem Weg räumen, was einem störend vorkommt. Sie zum Beispiel verheddert sich in ihr eigenes Haar, wenn sie versucht ihre Umwelt zu erkunden und um kleine Spalte zu finden, von denen aus sie fliehen könnte. Aber alles scheint so gut durchdacht worden zu sein. Sie findet keine einzige Stelle, bei der sie vielleicht auch nur ein kleines Stück ihres Körpers durchzwängen könnte.

Am schlimmsten ist es für sie, dass der Raum so kalt ist… wie die Worte, die sie ausspricht. Und dass es so eng ist! Sie kann sich kaum bewegen, da sie vom Sockel fallen könnte, aber auch der Boden rings um den Sockel, ist nur begrenzten Platzes. So kann sie auf jeden Fall behaupten, dass sie jedes Stückchen des Raumes auswendig kennt. Sie hat ja schon ein Bild in Gedanken ihres kleinen niedlichen Kopfes entwickelt, dass ihr alle Geheimnisse verraten könnte. Wenn es denn welche gäbe.
 

„Ok, ich gebe zu, ich kann nicht entkommen! Aber ich werde auch nicht sterben!“,sagte sie sich. „Hörst du, Messiah? Ich werde dir dein Leben wegnehmen und es für immer einsperren, so, dass es noch nicht einmal für Gott zugänglich ist und du für immer im Feuer leiden wirst! Albträume des Todes werden dich plagen! Du wirst keine Ruhe haben, nicht bis ich hier in dieser Welt das erreicht hab, was ich will!!“ Sie rennt los und schlägt gegen diese mächtigen Wände, die ihr Leben in einem herrenlosen Raum sperren.
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

„SEI STILL!“,platzt es aus dem Messiah herraus.

Der ewige Schlaf-Du wirst auserwählt

Ganz vorsichtig und von der Stille überrascht, klopft sie an der Tür.

„Val, ich bin es! Du hast noch gar nichts gegessen. Kannst du die Tür aufmachen?“,fragt die Mutter.

Es ist kein Ton zu vernehmen und egal, ob mit oder ohne Zustimmung von Val, tritt sie in das Zimmer ihres Sohnes hinein. Das Erste was sie sieht, ist eine seltsame Unordnung, die sie nicht gewohnt ist. Erst dann erkennt sie Val, der völlig regungslos und blass auf dem Bett liegt.

„Val? Was ist los? Steh mal bitte auf, Schatz!“

Nichts… Die Mutter gerät in Panik. Sie lässt das Tablett mit dem Essen fallen und geht auf ihr Kind zu. Die Stirn ist warm.

„Oh, nein… nicht das schon wieder… Nicht wieder dieser Schlaf!“
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

„Es ist so heiß hier… Warum ist es so heiß hier? Und diese Stimme… Was sagt sie? Was ist das für eine seltsame Sprache? Mein Körper… er fühlt sich so schwer an. Ich muss aufstehen!“
 

In diesem schattigen Nichts ist es so ruhig. Alle Gefühle sind Nebensache. Aber er sollte aufstehen. Fest entschlossen und mit einem heftigen Ruck steht er auf. Völlig verschlafen schaut er sich in dieser geistlosen Umgebung um. Es gibt nichts zu Sehen. Alles ist leer und ohne jede Form. Kein Licht. Aber es ist auch nicht zu dunkel! Er kann gerade noch erkennen, dass Etwas doch einwenig heller ist, als sein Umfeld. Das ist kein Tier oder ein Gegenstand. Es sieht aus wie ein Mensch!
 

„Puh, sehr gut… vielleicht kann der mir sagen, wie ich hier rauskomme…“
 

Er geht langsam, aber fordernd auf diese Gestalt zu, die zunehmend größer wird! Es steht schon fast ein Riese vor ihm. Val versucht noch wegzurennen oder umzukehren, aber je mehr er läuft, desto größer wird dieses DING! Wohlwissend, dass es nicht anders geht, läuft Val zum übergroßen Menschen und spricht ihn an.

Der Boden unter ihm reißt auf und er sinkt in dem Boden, der ihm vorhin noch Halt gab. Das DING kommt näher und man sieht, dass es nur ein dunkles schattenhaftes Wesen ist. Es streckt seine große Hand über Vals Kopf und drückt ein mal fest auf ihn. Es tat nicht weh, es war eher ein Druck, der auf ihn einwirkte. Aber… trotzdem… Val hätte eher erwartet, dass es ihm helfen würde, aber stattdessen schafft er ihn ab! Warum? Was ist das für ein merkwürdiger Traum?
 

Nach einer Zeit, er weiß selbst nicht, was alles passiert ist, nachdem er in den Boden sank. Dann hat es sich einfach angefühlt, als würde er nur noch schlafen. Aber es muss mehr gewesen sein.

Eine Stimme ist zu vernehmen. Sehr leise, aber doch verständlich. Sie spricht in verschiedenen Tonlagen, sie singt. Mühsam steht Val auf und will der Sache auf dem Grund gehen, indem er der Stimme folgt;es kann doch nicht sein, dass er ständig aufwacht und dann seltsame Sachen passieren! Er stolpert in eine unnormale Situation nach der Anderen.

Die Stimme ist, je näher er ran geht deutlicher zu verstehen. Es ist eine merkwürdige Sprache, aber die Melodie ist wohltuend. Das erinnert ihn an diesen Riesen, dass egal in welche Richtung er ging, dass er immer größer wurde! Und hier war es ähnlich… er konnte gehen wohin er wollte, die Stimme wurde lauter.

Wem gehörte diese Stimme? Es war keiner weit und breit zu sehen… Naja, vielleicht musste er noch ein wenig laufen… Irgendwann müsste es doch jemanden geben… Und da bemerkte er in der Ferne, einen bestimmten Punkt, der immer größer wurde und deutlich Formen eines Menschen annahm. Wer weiß, ob das aber nicht wieder so eine übernatürliche Gestalt wird… ein ungeformter Schatten!

Dieser Weg wurde immer länger, obwohl… Weg ist die falsche Bezeichnung, denn die Strecke, die Val zurücklegt ist nicht zu sehen oder anzunehmen.
 

Auf einmal, Vals Augen werden größer, sieht er jemanden Bestimmtes! Nein, er kennt die Person nicht, aber sie ist ein Mensch, eher ein Mädchen, ungefähr sein Alter.

Sie ist wunderschön und passt in diese „Welt“ überhaupt nicht hinein. Sie ist so rein und zierlich. Das genaue Gegenteil, des Wesens, auf das Val zuerst traf. Ihre Haut war blass, wie Marmor. Sie hatte langes blondes Haar. Und plötzlich ist es still.

Sie hat aufgehört zu singen!

Sie dreht sich schweigend um. Ihre Augen sind nicht zu sehen und nicht, weil ihre Haare im Weg sind, sondern es ist was Anderes… es ist ein Band, dass um ihre Augen angelegt wurde.

„Sie kann ja nichts sehen!“,dachte sich Val und tritt noch näher zu ihr. Er fragt höflich, ob er ihr das Band abnehmen kann. Sie nickt. Sie nickt und sagt nichts, als wäre sie stumm, aber… sie hatte doch noch gerade eben gesungen!

Seine Finger fahren hinter ihr Haar und lösen langsam und zaghaft den Knoten. Das Band gleitet leise, ohne einen Ton von sich zu geben, von ihrem Gesicht, an ihrem Körper vorbei und landet direkt zwischen den Füßen der Beiden. Val schaut sie erwartungsvoll an und bittend, dass sie endlich mal ihre Augen öffnet. Sie schlägt langsam mit den Wimpern und plötzlich ist ein grelles, starkes Blau zu erkennen. Wie zwei Lichter, die angemacht wurden. Sie mögen auf dem ersten Blick noch so kalt wirken, hier waren sie plözlich warm. Val bekam eine Gänsehaut, alle seine Haare richteten sich auf und ein starker Strom durchfuhr ihn. Der Blick war auch nicht mit tausend Gedanken oder tausend Worten zu beschreiben, es würde Tage dauern, um jemanden zu beschreiben, was in Einem vorging, als man diesem Mädchen in die Augen schaute.

Starr und still bemerkte Val aber langsam, dass er sich nun lösen muss und sie fragen soll, wie er von hier wegkommt.

Plötzlich schüttelt sie ihren Kopf.

„Nein!!“, denkt er sich.
 

„Das ist nicht wahr!“
 

Plötzlich war es kein Gedanke mehr: „Das ist nicht wahr! Sag mir, wie ich herrauskomme! Es muss einen Weg hier raus geben.“

Er packte sie grob an ihren Armen. Ihre Haut war zart,zu zart und zu menschlich, sie fing an zu bluten, auch nur bei seinem Griff.

„Oh nein! Es tut mir Leid… Ich wollte das nicht! Ich schwöre es dir! Ich tu doch Niemanden weh.“, sagte er flehend.

Das Mädchen löste seinen Griff und ging einen Schritt zurück. Sie legte ihre Arme um sich und plötzlich verschwand das Blut, so als ob es verdunsten würde, und wurde Eins mit der Luft.

„Das war erstaunlich“,dachte sich Val. Und nun ging er in eine andere Richtung mit der Überzeugung, dass er dem Mädchen aus dem Weg gehen sollte. Doch dann griff Jemand an seinen Arm. Sie hielt sich fest an ihm und schaute ihn verträumt an. Sie wechselt ihren Stand auf Zehenspitzen und berührt ihn sanft mit ihren rosé Lippen. Das war fast wie ein brennender Schmerz, den Val empfand.

Sie senkt dann schüchtern ihren Kopf und verschmilzt selbst mit der Umgebung.

So… nun ist auch Vals letzte Hoffnung verschwunden. Er ist allein. Aber… sie hatte ihn geküsst! Einfach so, obwohl er ihr wehgetan hat. Und das Mal, dass sich nun an seinem Körper eingebrannt hat, ist die ewige Erinnerung und der Beweis für ihr Tun.

Zurück in die Wirklichkeit??

„Nein, wo bist du? Komm zurück! Ich muss dich doch noch was fragen!!“
 

Val schreckt hoch, ganz außer Atem und schaut sich um. Er ist wieder zurück! Er ist nicht ein drittes Mal in dieser „Welt“ aufgewacht und ist nicht zum dritten Mal jemanden begegnet. Obwohl… seine Mutter schaut ihn völlig verweint an und schlingt ihre Arme um ihn. Erleichtert lehnt sie sich nun zurück und schaut ihm in die Augen.

„Ich glaub es nicht, dass du es von da weg geschafft hast!“,sagte die Mutter in einem verblüfften Ton. Val schaut in ihre Richtung und kann nicht glauben, was er dort gehört hat! Das klingt gar nicht nach seiner eher langweiligen und vollkommen normalen Mutter. Sie weiß was, was er nicht weiß. Aber es steht fest, man braucht sie gar nicht erst zu fragen. Sie wird es eh nicht verraten wollen! Aber es wäre sehr hilfreich zu wissen, was hinter diesen Phänomenen steckt.

Naja, es war einfach ein seltsamer Traum und am heutigen Tag, ging es ihm einfach nicht gut und das wars. Das ist die einzige Erklärung. Ende. Und keine Diskussionen. Er soll das alles einfach vergessen.
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

Die Mutter steht auf und verabschiedet sich, gibt vor, sie würde kurz in die Küche gehen und noch aufräumen. Draußen, an ihrem Schlafzimmer angekommen, fängt sie an sich Gedanken zu machen.
 

„Wie kann das sein? Dass Val sich in diese Welt katapultiert hat?“
 

Als ihrem Mann das passierte, hat sie ihn nicht wieder zurückgekriegt… Im Grunde, seit dem Moment nie wieder gesehen. Vielleicht ist er immer noch dort und läuft irgendwo in dieser finsteren Welt rum. Lange wird er wohl nicht gelebt haben, denn nach den Erzählungen, die sie gehört hatte, heißt es, dass wenn man erst mal da ist, dass man da auch nicht mehr rauskommt. Es gibt keinen Weg da raus, denn dort soll das ein ewig großer Raum sein. Ohne Ecken oder ähnlichs. Alles ist eben.
 

„Wie ist Val dann da rausgekommen? Ich dachte, es ist unmöglich! Und warum dann auch nicht Vicious?“
 

Vicious ist Vals Vater, den sie vor 16 Jahren durch den gleichen Traum, den Val hatte, an diese misteriöse Welt abtreten musste. Es ist so lange her… und warum musste es jetzt auch noch Val treffen? Er ist doch ganz anders als Vicious.
 

„Und was ist, wenn dieser Traum wiederkommt? Ihn aber mit nimmt?“
 

Tausend zu verfluchende Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Das kann nicht alles sein.
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

„Wir haben ihn verloren, Messiah!“,zischte es aus einer dunklen, von Nebel sprühenden, Ecke.

„Ihr seid Nichtsnutze!! Dann gebe ich euch mal eine Aufgabe, von der ich erwarten kann, dass ihr sie erfüllt und dann kommt ihr mit leeren Händen wieder!“,brüllte der Messiah sichtlich genervt, "Dann bekommt ihr halt nicht, die Herzen!"

„Nein, Messiah!! Wir flehen Sie an! Wir brauchen diese Herzen!“

„Und ich brauche diesen Jungen! Nur diesen Jungen und sein Herz könnt ihr dann haben.“

Dann überkommt ihn aus heiterem Himmel eine Idee.

"Es ist eins der Reinsten!"
 

Ein großes dumpfes Gemurmel geht los unter den kleinen Kreaturen, die zappelig und doch vorsichtig, als würden sie kaputt gehen, sich bewegten.

Das ist eine riesige Beute ein reines Herz mit einzukassieren. Das können sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.

„Also los!!! Geht und holt mir diesen Jungen, andern Falls seht ihr weder das reine Herz, noch ein Anderes!“,beschwörte der Messiah mit seiner hoch ertönenden Stimme und bewegte seine Hand, als würde er sie Alle segnen. Die verkrüppelten Wesen eilten durch dunkle Flecken hinaus aus dem zerfallenen Raum.

Lunis tritt nun näher an seinem zu bewundernden Meister. Vorsichtig, nicht einen falschen Schritt zu machen, beginnt Lunis.

„Messiah? Gibt es denn dieses Herz? Das Reinste??“

„Natürlich, Lunis, was denkst du denn? Ich hab sie nur auf die falsche Spur angesetzt. Der Junge hat nicht das reinste Herz. Aber anders, würden sie nicht für mich arbeiten.“,sagte der Messiah gut überlegend und nur zögernd die Worte aussprechend.

„Aber, Messiah! Gehorchen sie Ihnen nicht? Dann kann ich Ihnen jemanden Anders zur Verfügung stellen.“, rattert Lunis drauf los.

Der Messiah hebt seinen Finger um ihn zum Schweigen zu bringen.

„Nicht nötig! Diese Wesen reichen vollkommen aus. Das Problem ist nur, dass sie keinen eigenen Willen haben und nur ihrem inneren Trieb folgen, Herzen zu sammeln. Aber ich habe das Gefühl, dass sie es nicht wegen ihrem Trieb machen, sondern es ist da Jemand, der den Hebel in der Hand hat und sie kontrolliert.“

Einen kurzen Augenblick senkt der Messiah den Kopf und stützt ihn in seine linke Handfläche. Er überlegt sehr genau, ob das auch richtig ist, was er sagt. Dann hebt er wieder den Kopf und macht eine wegwerfende Handbewegung, die Lunis zeigen soll, dass er raus soll.

Einen kurzen Augenblick verharrt Lunis, aber versteht nach einigen Bruchteilen der Sekunden, was sein alleiniger Herr von ihm will.

Hastig, aber tief verbeugt sich der groß gewachsene junge Mann, ja, ein junger Mann! Lunis ist jung und schön, rothaarig und hat dunkelblaue Augen. Man würde einen kleinen, bucklingen, alten Mann vermuten, wie in diesen schlechten Märchen.

Nun ja… verbeugte sich und ging schnellen Schrittes aus dem Raum und ließ seinen Gebieter allein, so wie er es wollte.
 

„Ach, Lunis… du bist ja so ein treuer Junge. Stellst viele Fragen, aber das stört mich nicht. Ich weiß, dass ich dir vertrauen kann. Wenn du aber wüsstest…“

Die Begegnung zwischen einem schlichten Menschen und einem zwielichtigen Wesen

Leung hatte Recht! Die Schule ist wirklich zäh. Das hat Val gemerkt, während er seine Hausaufgaben machte. Der Sonntag war voll mit ihnen gefüllt. Wenn er aber auch das tun würde, was er tun muss. Er hatte keine Lust das Wesentliche zu machen. Sein Bleistift zeichnete nicht die Parabel, die auf das Koordinatensystem musste, sondern er zog lange Striche. Am Ende sah es aus wie ein Fragment eines Gegenstandes. Was es genau war, wusste er selber nicht. Aber Val empfand es als sehr interessant, dass er sowas zeichnete, während er nicht nachdachte und einfach mal vor sich hin träumte.

Aber was er mit voller Absicht tat, war an dieses wundersame Mädchen zu denken.

Diesmal war sie nicht in einer dunklen Welt, also da, wo er sie kennengelernt hat, sondern in einer warmen Umgebung. Alles war in Terra-Cotta und Aprikot gestrichen. Diese Wärme stand ihr wunderbar und ihre Augen kamen noch viel besser zur Geltung. In der Dämmerung des Tages.
 

„Was tu ich da? Ich hinke einem Traum hinterher! Außerdem muss ich endlich meine Aufgaben fertig machen…“
 

Dieser Traum war aber erstaunlich echt. Und dieser Kuss… Ach ja, der Kuss! Der war besonders echt. Die Empfindung während sie ihn berührte, war mehr als warm. Es war eine Hitze, die ihn wegschmelzen ließ. Sie riss ihn hin und her.

Plötzlich dreht sich Val um.

Da war doch was, dachte er sich. Er wartet eine Sekunde, aber nichts regt sich. Und da! Dieses Rascheln wieder! Er dreht seinen Kopf wieder Richtung Aufgaben.

Irrt er sich oder wird die Luft dünner? Das Atmen fällt schwerer und die Augen können kaum offen bleiben. Er steht langsam auf, kippt zur Seite;verliert fast das Gleichgewicht, aber hält sich fest an seinen Stuhl.
 

„Was soll das? Was sind das für Zufälle?“
 

Und in dem Moment steigt das Gefühl in ihm auf, als ob er verdunsten würde. Der Dunst nimmt Farbe an. Es ist nicht Val, der diesen Dunst absondert, sonder das, was langsam vom harten Material des Tisches aufsteigt. Seine Blätter sind schon nicht mehr zu erkennen.

Ein vermummtes Gesicht schaut ihn an.
 

„Wie - ?“
 

Das Gesicht steigt weiter auf und kriegt auch langsam einen Körper. Schmal und lang. Als der Körper nun vollständig aus dem Tisch ausgetreten ist, hebt es seinen Kopf und schaut ihn schief an.

Val schreckt vor Eckel zurück.

Es beginnt sich zu regen und das in schnellen verstörten Bewegungen.

Die Vermummung löst sich auf und ein Kopf ohne Gesichtszüge erscheint. Das Ding erinnerte Val an das Wesen in der finsteren Welt, nur, dass das hier kleiner war und etwas anders aussah. Aber eins sprang ihm direkt ins Auge. Ein Symbol, das es an der Brust trug. Das sah seiner Zeichnung, an den Hausaufgaben verdammt ähnlich. Auch wenn er es so ansah, konnte er nicht mit Sicherheit sagen, was es darstellen sollte. Und genau da, tauchte eine winzige verkrüppelte Hand auf, sie griff das Symbol an dessen Brust an und versuchte es von dort loszureissen.
 

„Das ist ein schlechter Film! Beim Anderen bin ich mir sicher, dass es ein Traum war, aber das ist echt!“
 

Val griff nach etwas, womit er dieses Ding überweltigen könnte, aber es war weit und breit nichts, was er benutzen konnte. Plötzlich, wie vom Teufel geritten, schlägt er mit der blanken Faust gegen die Brust, des Gegners vor ihm. Es erstarte und drehte vorsichtig den Kopf zur Seite und löste sich zu Staub auf. Dieses Geisterding, dass von seinem Tisch erschien, wurde plötzlich zu Staub?

Das ist unmöglich. Was bedeutet das überhaupt?

Mit seinem Blick durch das Zimmer schweifend, bleibt sein Blick am Boden haften. Da liegt etwas. Das Symbol!

Es ist aus einem festeren Glas, dass etwas Licht undurchlässiger ist. Und hat mehrere Farben und Ebenen.
 

„Warum lässt er das hier? Dann hab ich ja nur noch mehr Beweise, dass etwas mit mir gespielt wird…“

Unausweichlich/Nicht zu Verleugnen

„Diese dämlichen Wesen! Ich werde sie ausrotten!! Mehr Hinweise konnten die nicht hinterlassen!! Da wird sogar ein Mensch, wie er alles verstehen!“
 

Die Welt erzitterte bei dem Dröhnen seiner Stimme. Lunis stöhnte auf.
 

„Oh, man… ich wusste es, ich hätte ihm jemand Anderes besorgen sollen. Diese Nichtsnutze sind nicht zu gebrauchen. Beim schlimmsten Moment würde ich sogar selbst gehen und diesen Jungen holen gehen.“
 

Er ging aus seinem Zimmer und folgte den dunklen Korridoren, des verwunschenen Schloßes. Aus einer Ecke des Flures stieg ein seltsamer Geruch auf. Nichts Vermodertes oder Verschimmeltes. Es war nun trocken, aber es war immer noch gut zu Riechen.
 

„Blut!“
 

Völlig in Panik, nach seiner Erkenntnis rennt er Richtung Königssaal, um dem Messiah darüber in Kenntnis zu setzen. Plötzlich wird ihm bewusst, dass er zu aller erst selbst schauen sollte. Kann ja sein, dass es halb so schlimm ist.

Also läuft Lunis den kurzen Weg zurück, um den Geruch wieder aufzunehmen.

Als die Fährte wieder aufkam, dreht er sich in allen möglichen Richtungen, um das Blut nicht zu verlieren. Er schaut nach rechts und genau dort wird der „Duft“ stärker. Er geht also nach rechts, bis die Wand ihn daran hindert weiter zu laufen.
 

„Natürlich, das hätte ich mir denken können… Aber wie soll man da noch hin?“
 

Im Grunde ist dort die Wand und dort sollte seine Suche auch aufhören. Aber damit gibt er sich nicht zufrieden, denn Blut ist an der Wand nicht zu sehen, genauso wenig wie an den Vasen und Sockeln. Also, muss es auch wo anders sein. Vorsichtig tastet Lunis die Wände ab, aber auch bei genaueren Hinsehen und festerem Tasten bewegt sich nichts und da wird auch nichts sichtbar.

Er entscheidet sich aufzugeben. Dennoch will er die Stelle markieren, vielleicht bekommt er ja später eine bessere Idee, warum es so riechen könnte.

Mit der Rechten zieht er große Kreise und murmelt leise einen Spruch vor sich hin. Ein schwaches rosanes Licht erscheint und deutet auf die Stelle mit Blut.

„Keine Angst, ich werde dieses Geheimnis lüften, wenn es eins ist…“, sagt Lunis zu sich selbst, aber mit den Worten, an diese sonderbaren Wand gerichtet.
 

„Lunis?! Wo bist du?“, ertönte eine raue Stimme, die des Messiahs.

„Ich komme, Herr!“, sagte Lunis, etwas zu spät aus seinem Traum gerissen. Ein letztes Mal schaut er zu diesem sonderbaren Fleckchen Wand und rennt los zum Königssaal, zu seinem Gebieter.
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

„Dieser Geruch, der in der Luft liegt, dringt ja bis hierhin durch…“
 

Dieses Gefängnis ist entsetzlich! Wie lange ist sie schon hier gefangen, in dieser Höhle, wie sie nun endlich sieht. Dieser sonderbare Junge drang bis zu ihr hindurch! Und er hat sich so echt angefühlt. Also kann es ihn nur geben! Er war so feinfühlig und zart. Seine Finger waren geschickt, als er ihr die Binde abnahm. Und endlich hat sie wieder ein Gefühl in ihrem Körper. Bevor sie ihn traf, war alles so unecht.
 

Mit ihrem neugewonnenen Augenlicht schaut sie sich gründlich in ihrem goldenen Käfig um.

Natürlich ist auch so kein Fluchtweg zu ergründen. Noch nicht einmal eine Tür, bei der vielleicht die Dienerinnen des Messiahs durch kommen, um ihr was zu Essen und zu Trinken zu bringen. Bestimmt kommt man nur mit Alchemie hier rein und da sie Alchemie nicht beherrschen kann, kann sie auch nicht raus.

Also gibt es nur eine Sache, die sie machen kann:
 

„Warten…Das ist so ein verdammter Teufelskreis… und das im wahrsten Sinne das Wortes…“
 

Aber um auf den Geruch zurück zu kommen, es ist einfach nur untypisch, dass es hier so riecht, wie es riecht… ,denkt sie sich ganz im Stillen. Sie kann auch nicht wirklich sagen, wo das vielleicht herkommt. Der Raum ist nämlich voll damit! Er bereitet ihr Kopfschmerzen und sie verspührt ein starkes Gefühl von Übelkeit, das sie nicht loswerden kann.

Und jetzt gerade geht’s wieder los… sie legt sich und streckt sich auf ihrem Sockel. Wenn ich ruhig bleibe, wird es mir bestimmt gleich besser gehen… ,sagt sie sich selbst.

Dieser kräftige Geruch scheint immer stärker zu werden.

Es sollte lieber nachlassen sonst…
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

Der Tag geht nur noch träge voran. Alles wirkt, als würde jemand ständig dden Stop-Knopf drücken und dann auf Play umschalten.
 

„Vielleicht wäre es doch besser, wenn ich zur Schule gehen würde…“
 

Ach nun ist es auch zu spät. Zwei Schulstunden sind schon um und es würde sich nicht lohnen für die letzten drei Stunden hinzugehen, dachte sich Val auf dem Bett räckelnd. Dieses schöne Entspannungsgefühl, von der wohligen Wärmer seines Zimmers und seiner Decke ausgelöst, lässt ihn ruhig und doch unbehaglich werden. Die Angst wieder in so einen Traum abzurutschen, ist nun viel größer. Vals Mutter stürmt alle paar Sekunden rein, um auch sicher zugehen, dass er nicht in diese Traumwelt abgedriftet ist. Val fand es sehr nervig, denn so leicht würde er sich nicht dorthin schicken lassen, aber dennoch war das Verhalten der Mutter begründet. Auch wenn Val das noch nicht weiß. Er denkt nur, dass seine Mutter übervorsichtig ist.
 

An den Gedanken geheftet, was in dem Traum passiert ist: der Kuss des schönen Mädchens, diese Wesen und nun auch der lebendige Beweis in seiner Hand und an seinem Nacken… Er kuschelte sich noch weiter in seine Decke hinein, um bloß nichts von sich preis zu geben. Dieses Symbol ist so seltsam und unbeschreiblich, es hat keine bekannte Form und man kann auch nicht sagen, ob es aus mehreren bekannten Formen besteht, es ist zu abstrakt. Und nun dieser Schönheitsmakel an seinem Nacken, es sieht wie eingebrannt aus und doch ist es keine Narbe. Woher das kommt, weiß Val auch nicht. Aber es ist erst seit… Natürlich, seit dem Traum!

Ob das wohl sowas wie ein… „Liebesbeweis“ von dem zauberhaften Mädchen ist?

Ach was! Das könnte genauso gut auch eine Verletzung sein, als dieses Wesen aufgetaucht ist.

Aber irgendetwas muss es bedeuten…
 

„Ach, was für dämliche Gedanken ich jetzt nur noch hab. Ich fühle mich wie ein Psycho. Und das Alles nur, wegen diesem Traum. Was soll das? Kann ich das nicht einfach vergessen??“
 

Die Decke fortschmeißend, steht Val auf und geht ins Badezimmer. Mit seinen zarten Fingern dreht er den Duschhahn auf. Das Wasser läuft strömend in die kalte helle Wanne. Er drehte sich zur Seite und griff nach einem Handtuch, dass er in der Nähe der Wanne legte. Nun stieg und stieg das Wasser, bis es für ihn genug war und er den Hahn wieder zu drehte. Sorgsam mit sich selbst, legte er die schweren Kleider ab und glitt langsam ins warme wohltuende Bad ein. Ein Aroma von Lavendel und Potpurri stieg ihm in die Nase.
 

„Das tut gut.“
 

Eine Weile in sich gekehrt, liegt Val stumm da. Kleine Seifenblasen hüpfen fröhlich in der aromatisierten Luft umher.

Die Hand nach dem Handtuch forschend ausgestreckt, das Gesicht zum höchsten Punkt der Wand gerichtet.

Das Aroma wird stärker. Nicht nur stärker, es ändert sich. Der süße Duft von Potpurri verschwindet und Lavendel ist schon längst nicht mehr wahrzunehmen. Doch eine unheimliche Duftwolke ist zu erriechen. Unangenehm berührt, öffnet Val die Augen und entzieht den Blick von der Wand. Förmlich in Zeitlupe schaut er zum Badewasser, das nun nicht mehr in zartem Violett ist.

Blutrot. Und das wortwörtlich.
 

„Ich blute? Ich blute!!“
 

Entsetzt von dem, mit was die Badewanne gefüllt ist, steht er auf und tastet seinen Körper ab, um zu sehen, wo die verwundete Stelle ist. Es ist keine Stelle zu ertasten, die offen sein könnte. Doch zu sich hinunterschauend, bemerkt er, dass das Blut seiner durchtrainierten Brust entlang rinnt. Verzweifelt packt er sein Handtuch, das er nun endlich erspäht hat und zwei Weitere, bedeckt seinen Körper und versucht die Blutung zu stillen.
 

„Nein,nein… NEIN!!“

Bittersweet Reality

Ein helles, fast grelles Licht knallt ihm auf den Kopf. Val stöhnt leise und richtet sich auf. Eine große Hand schubst ihn sanft zurück, in das weiße Kissen und die etwas harte Matratze. Er wehrt sich nicht, er kann ja auch nicht. Zu schwach ist sein Körper. Jetzt erst bemerkt er, dass das die Hand eines Fremden ist. Bei genaueren Hinsehen, hinter seinen Augen, die zu Schlitzen geformt waren, sah Val, dass es ein Mann in einem weißen Mantel war. Ach was, kein Mantel… ein Kittel. Ein Arzt?, denkt er sich völlig erschrocken. Und plötzlich wirbelt er sich auf und schaut auf seinen geschundenen Körper herab. Er zupft und zieht an allen Kabeln und Strängen, die ihn mit den Maschinen neben sich verbinden. Der Mann und seine Mutter versuchen ihn vergebens davon abzuhalten. Als er von all dem befreit war, steigt er vorsichtig vom Bett runter. Sofort fasst er sich an die Brust. Doch das ist sein geringstes Problem. Er richtet seinen Blick gegen die Tür und was er dort sieht ist unmenschlich. Zwei Personen sind dort, als Wachposten postiert!
 

„Was soll der Scheiß? Darf ich noch nicht einmal aus meinem eigenen…“
 

Dort bricht sein Gedankenfaden ab. Denn weiter wagt er es nicht auszudenken. Das ist nämlich nicht sein Zimmer, sondern ein Raum eines Krankenhauses. Tausend wutendbrante Gedanken huschten durch sein Hirn. Er hätte am liebsten rumgeschrien und alles kurz und klein gehauen, aber dazu mangelte es ihm gerade an Kraft. Egal, er führt seinen Weg zur Tür weiter fort und versucht abzuhauen, obwohl er weiß, dass ihn der Arzt und seine Mutter aufhalten könnten. Ja, sie könnten, aber sie tun es grad nicht. Das ist seltsam… Aber nun ist es zu spät sich Gedanken zu machen, er läuft einfach straight durch. Und sogar die Wachen, machen ihm Platz, so dass er ungehindert passieren konnte. Das war doch wohl zu einfach, dachte sich Val.

Sein Gang beschleunigte sich, er spurtete drauf los, denn ihm war klar, was ihn erwatete, wenn er erwischt werden würde.

Doch die Sterne waren plötzlich erstaunlich nah und hell. Der Kopf schmerzte von der Wucht, als er gegen einen riesigen Uniformierten knallte. Er schaute ihn mit einem breiten Grinsen an und streckte, es wirkte, wie in Zeitlupe, seine große Pranke nach Val aus. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel und wie ein strahlender Blitz, erscheint ein junger Mann mit einer glühenden roten Mähne und geht auf die Bewegung des Uniformierten ein.

„Mein Herr, lassen Sie diesen armen, verwirrten, jungen Mann doch ruhig liegen. Er ist mir entwischt, wissen Sie?“, begann er zu sagen, damit der Mann von Val ablässt.

„Verwirrt?!“, sagen der Uniformierte und Val aus einem Mund.

„Ja“, sagt der Rothaarige und stubst Val, um ihm die Nachricht zu überbringen, dass er mitspielen soll. Val versteht und guckt zur entgegengesetzten Richtung, völlig verträumt und verpeilt. Der Großgewachsene ist sichtlich genervt und geht einfach weg ohne was zu sagen.

Ein kleiner erleichterter Seufzer verlässt die Lippen der beiden Jungen.

„Hey, danke Kumpel! Ich schulde dir was,“ entfährt es aus Val, der nun langsam wieder aufsteht und seinen Weg einschlägt.

Der Rothaarige greift aber nach ihm und hindert ihn daran ihn fortzusetzen.

„Ähm, ja… Du hast mir geholfen und ich bin dir sehr dankbar dafür, aber ich muss jetzt wirklich los.“

„Du gehst nirgendwo hin!“, sagte der Junge forsch, „Ich hab dich gerettet und natürlich hat das einen Grund, also… wie sieht’s aus? Wie lange muss ich noch warten?“

„Worauf? Ich versteh dich nicht. Außerdem hab ich keine Zeit für Spielchen, ich muss los!“

Val macht wieder den Ansatz zu fliehen.

„Was für Spielchen, das ist kein Spiel! Das ist völliger Ernst!! Du sollst mit mir kommen, ist das so schwer?“, sagte auch nun der Junge mit der wilden Mähne sichtlich genervt.

Val baut sich langsam vor ihm auf und schaut ihm in die dunkelblauen Augen. Am liebsten hätte er ihm eine Faust gegeben, um ihn zum Schweigen zu bringen und, um seinen Weg weiter zu führen. Einen Moment lang zögert er auch, aber letztendlich hebt er seine Faust und versenkt sie in das Gesicht, des für ihn neugefundenen Gegners. Der Wilde hält den Kopf eine Zeit lang gesenkt, aber als der Schmerz abgeklungen ist, hebt er den Kopf und schaut Val in die Augen. Seine Wange wurde direkt rot und schwoll einwenig an. Seine Mimik strahlte innere Ruhe aus, es gab keine Anzeichen für Wut und Zorn. Er lächelte plötzlich, sichtlich amüsiert. Val machte Anstalten ihm den Rücken zu kehren, aber der harte Griff seines Gegenübers vertiefte sich in den Arm von Val. Eine mächtige Kraft drängt ihn dann zur Wand und lässt ihn an ihr kleben.

„Ich hab gesagt, dass es einen Grund gibt, dass du mit musst, also sei brav und folg mir, denn ich weiß alles über dich und was mit dir geschehen ist.“,zischte die rote Schlange.

„Und was ist, wenn ich mich weigere?“, protestierte der Hase.

Der rothaarige Junge lächelte amüsiert.

„Dann…“, begann er, „werde ich es wieder aus dir bluten lassen. Ohne jeden Grund. Und du wirst verbluten, mein Freund! Ich weiß nämlich ALLES über dich!“

Ein weiterer Schlag von Seitens Val folgte.

Der Wilde begann wieder zu lachen. Diesmal höhnischer und hohl.

Er sprach die Worte ganz provokant aus: „Dein Spitzname passt zu dir, Teufel!“

Eine blinde Wut, ohne jegliche Kontrolle, strömte heraus und packte Val. Die Fäuste flogen unausweichlich und machten ihren Gegner nieder. Erst als der Wilde reglos auf dem Boden lag, wartete er eine Sekunde. Sein Puls und sein Atem gingen schneller. Er hechelte, wie ein Hund.

„Nenn mich nie wieder so“, schrie Val.

Der Wilde regte sich nicht mehr. Val riss plötzlich die Augen auf und sah, was er nun getan hat. Er ging zu der Person auf den Boden und versuchte sie zu wecken, aber die Körperteile hingen schlaff in seinen Armen.
 

„Was hab ich nur getan? Das wollte ich doch nicht!“
 

Völlig von der Panik ergriffen und von der Angst erwischt zu werden, rennt er durch den Korridor des Krankenhauses auf dem Weg zum Ausgang.

Die bewusstlose Person auf der kalten Erde regte sich immer noch nicht. Diese unheimliche und dunkle Dunstwolke jedoch erscheint und umgibt, das nun fast tote Wesen. In einigen Bruchteilen der Sekunde verschwindet der fast leblose Körper vollständig.
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

„Was ist das denn für ein scheiß Auftrag?! Dieser Junge geht ja mal gar nicht!“, sprudelt es aus Lunis heraus, „Der hat meinen Körper fast vollständig ramponiert! Grün und blau geschlagen ist noch zu lieb und nett ausgedrückt, um die Schmerzen zu beschreiben, die ich gerade spüre!“

Der große, fast unendlich wirkende Raum, wird trotz des spärlichen Lichts hell erleuchtet. Doch der Klang seiner sonst eher ruhig stimme, verdüstert ihn wieder.

Ein kraftvoller Schlag; ein dumpfes Geräusch, ein Brechen; Scherben glitzern auf dem Boden, doch auch das Glitzern verschwimmt langsam, je mehr Blut es regnet. Mit einem einwenig entsetzten Blick schaut Lunis zum dunklen Grund und sieht nur, wie ein rotes Gewässer entsteht.

Das faszinierende dabei war, dass ihm bewusst wurde, dass solche Gewässer auch Lebewesen nähren.

Genauso, wie Jesus Christus‘ Blut, dass man sich bei jedem Gottesdienst einverleibt.
 

„Töricht… So möchte ich niemals enden, wie Jesus, der Barmherzige…“
 

„Dieses Blutvergissen nimmt kein Ende und nur, weil es solche Menschen gibt, die einfach nicht hören wollen…“

„Oder die absichtlich sich abschirmen, weil sie wissen, was sie erwartet!“

Diese Stimme war sanft und melodisch und garantiert nicht seine! Lunis kam plötzlich eine Erkenntnis. Er musste hinaus. Hinaus und dieser Stimme folgen. Endlich konnte er die Jagd nach ihr aufnehmen, die sonst immer ihn, in seinen Träumen, verfolgte. Träume, die ihn erschaudern ließen, die ihm die Augen öffneten und sie ihm doch auch verschlossen. Tod war oft im Spiel, aber die wundersame Stimme errettete ihn und brachte ihn in einen unendlichen Raum von Farben der Dämmerung.

Sein Gehör war scharf. Auch nur, wenn sie atmete, wusste er der Spur zu folgen.

Die Stimme wurde nicht lauter, sie klang stetz gleich und doch folgte er einem unsichtbaren Pfad, der von Hinweisen und Schildern, dem so genannten roten Faden, nur so strotzte.

Plötzlich, höchst enttäuscht, steht Lunis vor der seltsamen Wand, bei der, der Blutgeruch endete.
 

„Ich danke dir… du bist mir ja so eine Hilfe…“
 

Der Gedanke, dass er wieder am Anfang steht lässt ihn klein wirken. Mikrig, um es genau zu sagen.

Dennoch, streift er vorsichtig die starke Mauer, die nun so gebrechlich aussah.

Durch einen zufälligen Blick nach unten, bemerkt er, dass etwas in einem seltsamen Licht schimmert. Eine kleiner Ring oder doch eine Kreole, die weder eine Inschrift in sich trägt, noch irgendwie wichtig aussieht. Im Kopf geht er alle Personen durch, die vielleicht einen Ring vermissen oder einen haben wollen. Keiner scheint aber wirklich zu dem Ring zu passen. An die Wand gelehnt und mit einem skeptischen Blick nach unten, versucht Lunis mit viel Phantasie, sich eine, zu dem Ring passende, Geschichte zusammen zu reimen. Doch keines seiner Hirngespinnste ergibt auch in kleinster Weise Sinn.

Völlig entrüstet, dass er nicht genug Durchhaltevermögen zeigt, lässt er den Ring fallen und geht zum Koridorr der Blüten. Er wird deswegen so genannt, weil er direkt zum Garten führt und dort tausende von Blumen blühen, die nur darauf warten, dass einer sich zu ihnen bückt und ihren Duft in sich einsaugt.

Gerade mal die ersten zehn Schritte hinter sich gebracht und schon, hört man ein Geräusch, dass nicht in diese Umwelt hinein passt. Und da ist schon eine noch nicht dagewesene Tür, mit Goldfasern verziert und einem kleinen Schlüsselloch in der Mitte. Zu Gott dankend, dreht sich Lunis um und rennt zurück, um die eigenartige Tür zu öffnen und ihr Geheimnis zu lüften. Doch kein Knauf ist zu sehen und den passenden Schlüssel, hat er sicherlich auch nicht bei sich. Voller Hoffnung dennoch in die Taschen seiner Kleidungsstücke greifend, wühlt er eine Zeit lang rum, bis er bemerkt, dass die Taschen leer sind. Die leicht zitternde Hand führt er dann zum Schlüsselloch und berührt es, als würde alles zerfallen, wenn seine Berührung anhält. Ein leichtes Klicken ist zu vernehmen und die Tür springt, wie von Zauberhand auf.

Eine gewaltige Duftwolke tritt herraus. Das Blut wird nun stärker und die Stimme ist besser zu hören. Der Geruch und die drückende Wärme schrecken ihn ab. So, kann er nicht hinein treten und dennoch setzt er seine Beine in Bewegung. Der Raum ist nicht besonders groß. Sein Blick wandert umher und Lunis bemerkt, dass etwas auf dem Boden liegt, als er aus Versehen dagegen stößt. Es ist kein Stein, denn er fühlt sich weich an. Er bückt sich daher, um durch die Dunkelheit hindurch zu erkennen, was da liegt. Das Blut gefriert und alle Körperhaare richten sich auf. Ein Mensch, nein, nun ist es ein Leichnam. Bei der Erkenntnis bleibt es nicht, denn der ganze Raum ist, wie eine Vorratskammer mit Menschen gefüllt. Das Bild und die Sinneseindrücke, die auf ihn einströmen, sind gewaltig und lassen ihn innerlich sterben.

Von Panik und dem Schock überwältigt, möchte er fast hinaus rennen und sich übergeben. Aber sein Blick wandert noch flink umher und durch ein Glas hindurchschauend, was die Decke darstellen soll, entdeckt Lunis einen neuen Raum. Eine Frau, die gefangen ist, auf einem Sockel sitzt und mit ihrer Umgebung zu kämpfen hat.
 

„Das ist die Toten-Sängerin…“

Wofür du da bist...

Durch die Flure sprintend und über die Treppen hechtend; er ist garantiert durch das ganze Gebäude des Krankenhauses gelaufen. Doch an eine Pause oder kleine Rast ist nicht zu denken, hauptsache raus und an einen sicheren Ort, wo er keine Angst haben muss, beobachtet oder gesucht zu werden. Völlig erschöpft und seiner Kräfte beraubt, steht Val vor der letzten Tür und richtet sich auf;lässt sich Nichts anmerken, macht sich die Haare und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Dann erst öffnet er die Tür und tritt sanften Schrittes in den Eingang. Die Frau an der Rezeption lächelt ihn freundlich an.
 

„Sie scheint wohl nichts zu wissen…“
 

Val hebt die Hand, winkt höflich und verabschiedet sich von ihr. Sie erwiedert seinen Gruß und lächelt ihm noch einmal zu. Jetzt fällt ihm auch auf, dass sie dem Mädchen aus dem Traum so verdammt ähnlich sieht. Die langen blonden Haare und blauen Augen, obwohl sie längst nicht so stark leuchten, wie die, des „echten“ Mädchens. Dennoch, völlig fasziniert, bleibt er stehen und schaut die Frau an. Sie hingegen, kriegt langsam ein ungutes Gefühl und schaut ihn fast angewiedert an. Val schaudert es, er reißt sich von ihrem Anblick los und geht nun endlich Richtung Ausgang. Der Weg dort hin, reicht plötzlich weit und ist viel zu lang, länger als beim ersten Blick.

Doch das Ziel ist schneller erreicht als gedacht.

Ein letztes Mal aufatmen und schon springt die Tür auf und Val geht hinaus. Draußen ist es viel kälter, als in dem eher kühl wirkenden Krankenhaus.

Da stimmt was nicht…

Seine Arme schlingen sich um seinen Körper, um ihm genügend Schutz vor der Kälte zu geben, aber das ist einfach zu wenig.
 

„Da stimmt wirklich etwas nicht! Warum ist es so kalt? Ich dachte wir stecken mitten im Hochsommer!“
 

Vom leichten Wind angetrieben, landet eine kleine weiche Flocke auf seine Schulter.

Val schüttelt es, während die Flocken immer mehr werden.

„Ja… und jetzt auch noch Schnee im Hochsommer. Da ist was faul… nur… ich weiß nicht was!"

„Da hast du Recht!“, sagt da eine Stimme, aus dem nun verschneiten Eingang. Sie tritt näher und dreht Val zu sich um. Val schaut sich die Person an und bemerkt, dass er ihn an Jemanden erinnert.

„Du!!“, flüstert Val in einem etwas bedrohlichen Ton. Jetzt wird ihm bewusst, wer vor ihm steht.

„Du bist dieser Wahnsinnige, der mich gerettet hat, um mich mitzunehmen. Ich dachte du wärst tot!“

„Sollte ich?“, rutschte es aus dem Rothaarigen herraus, „hättest du mich lieber tot gesehen? Nachher, sah das aber nicht so aus, als ich mich nicht mehr rühren konnte, wegen dir!!“

Denn letzten Satz schrie er herraus.

Val schaute bedrückt zu Boden, aber mit neuem Mut, wieder zu ihm hinauf.

„Das habe ich nicht gesagt! Ich dachte, dass ich dich umgebracht hätte. Denkst du, es ginge mir besser, wenn du tot wärst?“ Sein Blick wurde durchdringlich und voll mit Kraft, die den Wilden fast in die Knie zwang.

Der Rothaarige lächelte aber und antwortete: „Eben nicht! Du bist doch viel zu sanft, um sowas zu tun, Teufelchen.“

„Hatte ich dir nicht schon letztes Mal gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst?!“, platze es aus ihm herraus.

Der Wilde schob seine Hände nach vorne, um sich vor dem bitteren Blick von Val zu schützen: „Wow, ruhig Blut, ist ja schon gut!“

„Nein, eben nicht! Sag mir, wie heißt du und was ist nun los? Warum bist du wieder hier?!“, sprudelte es, wie ein Wasserfall aus ihm herraus.

Der Wilde kam nun einige Schritte nach vorne, auf Val zu, und lächelte wieder in seiner hönischen Art.

„Bist du sicher, dass du das wissen willst?“

Val nickte heftig und ohne zu zögern, bevor der Wilde auch nur noch was hinzufügen konnte.

Er bemerkte, dass Val nicht umzustimmen ist und fing nun an.

„Ich heiße Lunis. Warum ich hier bin, kannst du dir ja wohl denken. Der Grund ist derselbe, wie im Sommer auch. Und was los ist? Du bist nun endlich aufgewacht!“

„Hey, hey, hey!! Warte mal kurz…“, unterbrach ihn Val rasch, „Was meinst du mit all dem…? Sommer?! Warum, was haben wir jetzt, Winter?? Und aufgewacht? Natürlich bin ich das, aber was willst du mir damit sagen?“

Ein leises Stöhnen entfährt dem Wilden und er schüttelt seinen Kopf mit der roten wilden Mähne.

„Du hast es erfasst! Es ist Winter, schön, dass du es auch mal bemerkt hast.“

„Das ist ein Witz, oder? Das letzte mal, als ich eingeschlafen bin, in meinem Badezimmer, als ich geblutet hatte, war es doch noch Sommer und als ich hier auf gewacht bin, war es doch auch Sommer, nicht?“, sagte Val in einem verwirrten Ton, in seiner hilflosen Stimme.

„Eben nicht! Es ist Winter. Dezember, um genau zu sein. Und du hast geschlafen. Ich hatte ewig auf dich gewartet! Wusste gar nicht, dass dir das bisschen Blutverlust, so doll zusetzt…“, sagte Lunis einwenig zu sich selbst sprechend.

„Das ist doch nicht wahr!“, antwortete Val in flehenden Ton, „Wieso das Ganze überhaupt? Ich will einfach nur, dass alles ist, so wie früher!“

Der Wilde geht nun auf Val zu und legt seine Hand auf die Schulter. Die Atmosphäre war plötzlich ganz anders.

„Nichts ist mehr so wie früher… ich weiß nicht, ob das nun gut oder schlecht ist, aber es werden mächtige Veränderungen auf dich zutreffen. Mach dich auf einiges gefasst!“, sprach Lunis in einem freundschaftlichen Ton, auf Val ganz beruhigend einwirkend.

„Und warum bist du denn nun hier?“, sagte Val ebenso ruhig.

Es dauerte seine Zeit, bis Lunis endlich wieder anfing zu sprechen.

„Das kann ich dir nicht sagen, Teufel.“

Sogar das machte Val nichts mehr aus, so eng waren sie jetzt, in dem Moment, gebunden.

„Weißt du es selbst vielleicht nicht oder sagst du es mir einfach nicht?“

Lunis stutzte.

Er grinste, „Einwenig von beidem.“

Val blieb einfach still und wollte nur da stehen. Es kam ihm nicht in den Sinn zu fliehen, Lunis dort allein stehen zu lassen und mehr wollte er auch nicht fragen. Jetzt, war alles auf einmal wie geklärt und die Antworten reichten aus.

„Nun gut…“, flüsterte Val, „Ich werde mit dir kommen. Aber nur, weil ich endlich wissen will, wofür ich auf der Welt bin. Ich will meinen Sinn und Zweck finden.“

Noch ein Lächeln entfuhr dem Wilden.

„Sehr weise deine Entscheidung, Teufel! Um ehrlich zu sein, macht es mich auf eine Art glücklich, dass du mit mir kommst. Ich meine…“

Dort machte er eine kleine Pause, um wieder anzusetzen.

„Ich würde auch nicht mitkommen, wenn ein wildfremder Trottel mit roten Haaren ankommen würde, um mich zu holen. Aber, da es nun für dich andere Gründe gibt, mein Angebot nicht abzuschlagen, ist es gut, dass du mir folgst. Und ich verspreche dir hiermit, auch wenn DU mich geschlagen hattest, ich werde dir kein Haar krümmen. Ich werde… sowas ähnliches wie dein Partner.“

Val konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und lachte laut schalend los.

Die Hand, die Lunis Val entgegen gestreckt hatte, zog er nun beleidigt und peinlich berührt zurück und sagte genervt: „Ja, ja schon gut! Ich wollte nur nett sein!“

Val hört nach dem Satz auf zu lachen, ging noch näher auf den neuen Partner zu und entgegnete, dass er eigentlich froh ist, dass er das gesagt hatte.

Für Lunis wurde es noch peinlicher, so drehte er den Kopf zur Seite und begann zu schmollen.

Mit einem erneuten Lachen, schien die Welt nun ganz anders zu sein, denn aus Feinden wurde… ja schon fast Freunde.
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

Während auf der einen Seite, die Sonne für zwei Leute aufging, ging sie hier, im Zimmer von Lunis des Krankenhauses, unter. Launa klammerte an ihrem Rock, ängstlich, am Weinen und ungewiss, was sie nun jetzt tun sollte, da ihr Sohn aus seinem Koma erwacht ist, nach vier Monaten, aber der nun abgehauen ist.
 

„Er weiß doch gar nicht was geschehen ist…“
 

Noch fester an ihrem Rock klammernd und noch bitterere Tränen weinend, steht sie auf und macht sich auf dem Weg zurück in ihr vertrautes Heim, in der Hoffnung, dass auch ihr einziger Sohn dort hin gelaufen ist.

An der Haustür, in zögernder Bewegung, holt sie den Schlüssel raus und führt ihn Richtung Schlüsselloch. Einige Sekunden darauf verharrend, erscheinen ihr Bilder vor Augen und einge Wortfetzen sind zu verstehen.

In dem Moment, als Val im Koma lag, hatte sie sich gewünscht, sie könnte in seinen Gedanken sein und alles sehen, was er sah und alles hören, was er hörte… ob er wieder „träumte“ oder, ob er einfach nur schlief. An wen er dachte und nach wen er sich sehnte. Wer ihm auf die Sprünge half in diesem langen Schlaf und, ob er durch Glück noch leben durfte.

Da alles nicht möglich war, reißte sie sich von ihrem Gedanken los und öffnete nun die Tür.

Als würde sie schlafwandeln trat Launa in ihre Wohnung und schaute sich dort um. Alles was dort stand, kam ihr abstoßend vor und gab keine Erfüllung.
 

„Ist das nun alles, was mir bleibt? Mein Mann ist weg und mein Sohn ist nun auch nicht mehr da…“
 

In eine Ecke des Hauses starrend, bemerkt sie das Foto, dass sie so sehr liebte. Wo die ganze Familie vereint war. Vicious und sie, mit Val als Baby, auf dem Arm.

Mit einer eleganten Handbewegung greift sie nach dem Foto und nimmt es in beide Hände. Sie setzt sich auf einen Stuhl und schaut es sich an. Die Zeit verstreicht und Vicious verschwindet langsam aus dem Foto. Durch die plötzliche Leere erschrickt Launa und reibt sich die Augen, kaum fassend, was da nun geschehen ist.

Und beim zweiten Hinschauen, sieht sie, dass auch Val nun fast weg ist. Je länger sie draufstarrt, desto blasser wird der Junge auf dem Foto. Und bald ist er gänzlich verschwunden und keiner, außer einer glücklichen Frau, ist auf diesem völlig bedeutungslosen Foto zu sehen. Jetzt ist es wirklich bedeutungslos…
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

„Ach, wie schön! Wir kriegen gleich erfreulichen Besuch.“, spricht der Messiah sichtlich erfreut.
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

„Nein!! Warum hat er ihn früher, als ich!! Ich muss ihn irgendwie aus der Höhle des Löwen rauskriegen und in den Kaninchenbau bringen.“, sprach die wohlklingende Stimme geschockt.

Devil's Hell Gates are open - Ab zur Hölle

"Hm... ist das die richtige Entscheidung? Ihm zu folgen?"
 

Langsam kommen Val die Zweifel, ob es auch so ist, wie er es dem Wilden eingebläut hat. Ob er denn nach dem Sinn sucht. Obwohl er schon gern wissen würde, was das alles zu bedeuten hat. Warum das alles passiert und warum dieser Lunis so wild darauf ist ihn mitzunehmen oder warum er diesen Traum hatte. Ach ja! Und das Mädchen! Vielleicht sieht er irgendwo das Mädchen wieder.

„Wo wollen wir denn eigentlich hin?“, fragte Val, obwohl er sich vorgenommen hatte nichts mehr zu fragen.

Lunis schaute ihn mit einem Grinsen an.

„Sagt dir der Name Fled Shore was?“

„Nein, überhaupt nicht… Wo soll das sein?“, antwortete Val entrüstet. Ein paar Sekunden Zeit nimmt er sich trotzdem, auch wenn er weiß, dass er das noch nie gehört hat, geschweige denn mal irgendwo gelesen.

„Ist das eine entlegene Küste hier in der Nähe, oder was?“, scherzte er und lächelte zuckersüß.

Lunis starrte ihn bitter an. Ihm war nicht gerade nach Scherzen zumute, also wich auch das Lachen von Val schnell. Er entschuldigte sich knapp, aber zu tiefst beschämt.

Lunis begann in einer Tasche, die er bei sich trug, zu kramen und holte einen großen schwarzen Stoff hervor, den er Val in die Hände drückte.

„Zieh das an!“, sagte er flüchtig.

Val schaute ihn nur an und hielt den Stoff in seinen Händen, als hätte er die Schätze der Welt geschenkt bekommen. Lunis gab ihm einen kleinen Klaps auf den Rücken, als Aufforderung es nun endlich anzuziehen. Val breitete den Stoff aus und wusste einfach nicht, wie er hinein schlüpfen sollte. Genervt kam der Wilde und riss es ihm von der Hand, drehte es richitg rum und öffnete einen Knopf, den er nicht auf Anhieb gesehen hatte und legte den Mantel um die Schultern, des nun zu schlottern anfangenden Jungen vor ihm. Als wäre er der große Bruder, knöpfte er es auch sorgfälltig wieder zu und meinte nur, dass Val sich mit dem Ding warm halten soll. Wie ein Kind, das fast zu weinen anfing, starrte er Lunis an und gab ein leises „Danke“ von sich, dass der Wilde zu überhören schien, denn er holte seinen Mantel auch herraus und band ihn sich wortlos um.

„So“, begann er, „Zieh die Kapuze runter bis zu deinem Kinn und verdecke alles von deinem Körper. Wir wollen doch nicht, dass plötzlich ein Bein fehlt, oder so.“

Val bekam riesige Augen und nun auch eine große Angst.

„Was meinst du damit! Warum sollte ich ein Körperteil verlieren?“

Geschockt, wickelt er sich noch enger in diesem schwarzen und düsteren Stoff ein und wartete eine Antwort ab.

„Ey, du weißt ja mal gar nichts! Das ist ein Portfinder. Sag mal lebst du hinter’m Mond oder so?“ , antwortete er hämisch.

Eigentlich wollte er ihm eine gepfefferte Antwort geben, aber er ließ es doch sein.

„Anschluss- oder Schlitzfinder… Was hat das zu bedeuten? Reisen wir irgendwo Fremdes hin oder habe ich einfach nur eine blühende Phantasie?“, sprach er trocken.

„Oh man…“, stöhnte Lunis gereizt auf, „du bist eben doch ein ganz gewöhnlicher Mensch…“

Wenn man Val aber so betrachten würde, wie er grade vor ihm stand, da würde man eher auf einen hellerstrahlenden, aber dennoch verwundeten Engel tippen. Seine Krankenhauskleidung und die Bandagen um seinen Brustkorb gaben ihm ein mystisches Bild. Ein kleiner Gehilfe Gottes halt.

Lunis hingegen, so prächtig seine Kleidung auch war, wirkte wie der kleine böse Anhänger des Teufels, der kleine Kinder erschreckte. Das konnte ja nur zusammen passen.

„Hab doch etwas Geduld mit mir…“, sagte Val sanft, „Du merkst doch, dass ich nicht so viel weiß. Erkläre mir doch einfach, was das ist…“

Ein tiefer Seufzer entfuhr Lunis, als er das hörte.

„Also gut…“

Er atmete tief ein und fing an zu sprechen, als wäre er dabei ein Gedicht aufzusagen oder die Hausaufgabenüberprüfung einigermaßen zu überstehen versucht. Er wirkte so kindlich in dem Moment.

„Der Portfinder ist, wie du schon übersetzt hast, ein Schlitz- oder Anschlussfinder. Er heißt deswegen so, weil eben dies seine Aufgabe ist. Die Erde ist voll mit solchen Anschlüssen und Schlitzen, du kannst ihn im Grunde überall einsetzen, auch wenn du dir nicht sicher bist, ob es einen Schlitz gibt oder nicht. Er transportiert dich zu anderen Orten… die sind aber nicht…“ Er bricht ab.

Val schaut ihn mit einem noch viel größerwerdenden Blick an.

„Nicht auf dieser Erde…“
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

„Val!“, sagt eine glockenhelle Stimme. „Du bist also auch weg?“

Die Hände der wunderschönen jungen Mutter fangen an zu zittern. Es sind keine besonderen Fähigkeiten nötig um zu merken, was das, was auf dem Foto passiert ist, zu deuten.

Die Frage ist nur, ob er auch durch einen Traum verschwunden ist oder, ob es an etwas anderem liegt.

Ob der Vater selbst gekommen ist, um seinen Sohn mitzunehmen?

In einer anderen Welt?

Für ein besseres Leben…

Aber war ihm, seine stetz ihn liebende Ehefrau, egal?

Was ist der Grund, dass alle Ereignisse überhaupt zu Hauf passierten?

So viele Fragen, aber keine Antworten, weil keiner was dazu weiß. Von diesen Träumen und der geheimnisvollen Welt, an einer entfernten Küste, bei der kein Wasser zu sehen ist. Und inmitten dieser Welt, ein Schloß und ein Untergrund, genannt Grace, also Gnade und Anmut, dass aber nichts dergleichen auf es zutraf.

Seltsam, dass aber die Familie von Vicious, so gut über all das Bescheid wusste. Von ihr hatte sie ja die ganzen Geschichten, die sie Val als Kind erzählte, damit sie seiner Kreativität und Phantasie einen Anschub gab. Aber, dass es am Ende alles wahr ist, ist zutiefst schockierend. Und dass er nun in seiner eigenen Phantasiewelt eingeschlossen war, war schon furchtbar genug, denn dort kann ihn kein Mensch erreichen; in seinen eigenen Gedanken.
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

Ein Lied hallt durch den dunklen Untergrund und erhellt die Umgebung. Musik ertönt passend zu der bezaubernden Stimme. Ein weiteres Gebet zu Ehren eines Gottes, der die Zerstörung wünscht, und das von einem so wundervollen Mädchen, dass einem Jungen, völlig den Kopf verdreht hat.

Die Musik endet in einem heftigen Crescendo und das Mädchen legt sich wieder auf ihren Sockel.

„Es ist aussichtslos… Wie lange muss ich denn noch hier sitzen, singen und warten? Der gnädige Gott hilft mir nicht und der Junge ist in den falschen Händen!“

In die linke Seite ihres Gefängnisses schauend, entdeckt sie das Band. DAS Band, das er ihr abgenommen hatte und ihr das Augenlicht wiedergab. Ein kleiner Seufzer war zu hören, als sie das Band in die Hände nahm und sich wieder auf dem Sockel legte. Sie hob es vorsichtig hoch, als wäre es ihr kostbarstes Stück und schaute es mit einem tiefen Blick an.
 

„Bin ich... verliebt?“
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

Vals Kinnlade klappte plötzlich runter. Es sollte nicht witzig sein und er fand das auch nicht lustig. Für ihn war es bitterer Ernst und er merkte, dass das kein Scherz von Seitens Lunis‘ war. Aber diese Antwort machte ihn so baff. Was sollte er in einer anderen Welt machen? Hier war doch sein Zuhause und HIER könnte es doch nur einen geben, der ein Problem mit ihm hatte oder halt mit ihm was vorhatte. Aber eine andere Welt… entweder es war super wichitg oder super dämlich.

„Verwöhnter Teufel, nicht damit gerechnet, dass du nun nach Hause kommst, huh?“, sagte Lunis in einem herrablassenden Tonfall, ganz anders als vorhin, in der freundschaftlichen Stimmung.

„Nach Hause? Das hier ist doch mein Zuhause… ich bin hier geboren und aufgewachsen, alles habe ich hier erlebt… es kann nicht sein, dass ich von wo anders herkomme, ich bin weder magisch noch stark… ich habe nichts, was mich besonders macht!“, schrie er fast.

Mit ruhiger Stimme setzte er fort: „Was ist denn dann mit meiner Mutter…“

„Hey!“,sagte Lunis, während er Val auf den Oberarm boxte, „Sie hat überhaupt nichts damit zu tun, also lass sie erstmal da raus.“

„Erstmal??“, brüllte er. „Man, du merkst nicht, dass ich dich nicht verstehe! Ich weiß doch noch nicht einmal, was mich dort erwartet, wo wir hingehen! Und du sagst, dass ich sie raushalten soll? Sie stirbt grad tausend Tode, weil sie nicht weiß wo ich bin!!“

„DU bist doch grad vom Krankenhaus abgehauen, du Schlauberger!“

Das hat gesessen! Wie eine Ohrfeige trafen ihn diese Worte, aber berührten sein Herz. Für die nächste Zeit war er still und traute sich nichts zu sagen, da er wusste, dass er ständig vom Wilden übertrumpft werden würde.

„Also gut! Ich bin abgehauen und nun will ich auch meinen Weg fortsetzen! Bring mich doch zu diesem Scheißort!“, sagte er mit Zorn in seiner Stimme, der auch für Andere spürbar wäre.

„Pass auf, wie du über diesen heiligen Ort sprichst, Teufel! Nur, weil es deine Heimat ist, heißt es noch lange nicht, dass du sie so in den Dreck ziehen darfst!“

„Hör doch endlich auf!!“, schnitt er ihm den Satz ab.

„Ich glaube dir nicht, was du mir hier, wie auf einem silbernen Tablett präsentieren willst! Bring mich einfach dort hin und lass mich doch bei meiner Meinung!“

Die Wut, die nun in Lunis entfacht wurde, war nicht zu bändigen und dennoch kühlte er sich ab und sagte mit zusammen gebissenen Zähnen: „Folge mir durch den farbigen Nebel…“

Sie wickelten sich noch ein letztes Mal in den übergroßen Stoff, der ein Mantel sein sollte und schritten in den Dunst, der sich in die Luft schnitt.

You're home

Schnelle Schritte und ein Hecheln sind in der großen Halle zu vernehmen. Sie bleiben konstant schnell.

Das Echo wirft die Geräusche quer durch die Halle. Alles zusammen ergibt ein Chaos.

Etwas gleitet über dem Boden; Etwas wird überm Boden geschleift.

Zwei zarte Hände umgreifen den langen Stoff, der ihren kleinen Füßen im Weg ist.

Bei der Gabelung, am Ende des Flures, hält sie inne. Ein kurzer Gedanke um keine Zeit zu verlieren und schon geht es weiter: Die Schritte, das Hecheln und das Schleifen; Gleiten.

Durch den nächsten Flur, durch mehrere Hallen, durch weitere Flure, geschmückt mit Gemälden und immerfrischen Blumen bis nun letztendlich ein Saal erreicht worden ist. Ein lange Teppich, der vom Eingang bis zum Ende des Raumes führt und so aussieht als würde er niemals enden.

„Pelim!“, schreit eine durch Wut bebende, aber dennoch lieblich und wohlklingende Stimme durch die riesigen Mauern. Die Stimme klang, wie ein Lied, gespielt von einer Flöte.

„Wie kannst du es wagen? Was hast du mit den Jungen und dem Mädchen gemacht?“

Nichts ist zu vernehmen, kein Ton, kein Geräusch, aber auch keine Bewegung ist zu erkennen.

Die Zeit verstreicht.

„Pelim, ich hab dich was gefragt! Antworte gefälligst, wenn du schon Mist baust!“, sagte die Frauenstimme, mit derselben Intonation in der Stimme.

Die Räumlichkeit bleibt genauso ruhig, wie vorhin.

Die Frau wiederholt den Namen, diesmal sichtlich ruhiger. Sie greift mit ihren Händen wieder nach dem langen Stoff und geht die Schritte bis zum Ende des Saals. Dieses Mal sind ihre Schritte fester und langsamer, entschlossen und auch voll Groll.

Der Weg scheint kein Ende zu nehmen, wie auch der Teppich, der ausgebreitet ist.

Der Blick der jungen Frau ist starr nach vorn gerichtet. Sie wendet den Blick von ihrem Ziel nicht ab, sondern starrt, als wollte sie jemanden damit dort einfrieren und einfangen lassen.

Etwas kam ihr, in dem Bild vor ihren Augen, störend vor. Oder gab es nichts, was stören könnte?

Jetzt begriff sie, dass in ihrem Blickfeld alles leer war. Der Thron, der Schmuck, kein Licht sondern irgendwelche Kerzen, die nur den Thronplatz erleuchteten.

Über fünfizig Kerzen erleuchteten den Platz um und auf dem Thron; der kristallene Kronleuchter gab kein Licht ab.

Die liebliche Frau geht näher heran, vorsichtig steigt sie auf das Podest, dass sie sich nicht an den vielen Kerzen verbrennt oder ihr Kleid Feuer fängt. Sie steht dann vorm Thronsessel und alles sieht so anders als normal aus. Der Sessel ist dunkler und einwenig kaputt, aber auch breiter sieht er aus. Spitzen gehen von ihm ab, wie die Dornen der Rose, die man seiner großen Liebe schenkt. Nur diese waren sichtlich gefährlicher und man könnte annehmen, dass man sich auch nur beim Ansehen schreckliche Wunden zuzog.

Ein leises Zischen geht durch den Raum; ein leises Stöhnen ist zu hören.

Das Zischen wird zu einem gefährlichen Fauchen und plötzlich springt ein kleiner Schlangenkopf ihrem Gesicht entgegen; das Stöhnen wird zu einem schmerzerfülltem Schrei und da fliegen ihr Hände entgegen.

Die Schlange beißt sich in ihrem Hals fest und die Frau schlägt gegen sie und versucht sie von sich zu reißen. Die Hände umgreifen ihre Taille und die Fingernägel bohren sich tief in die Haut ein. Die Verzweiflung wird immer größer und dann kann auch sie einen Schrei nicht zurückhalten. Sie schlägt um sich, flehend ihren Kopf gen Himmel haltend und ihre Schreie verstummen nun.

Die weiße Haut wird noch blasser, ihre Augen werden leer.

Und plötzlich schießt ihr ein besonderes Bild durch die Gedanken, während Millionen Bilder revue passieren.

Ein Lamm, aus dessern Hals Blut schießt und es in einem goldenen Kelch aufgefangen wird.

Sie erinnert sich.

Das Bild kennt sie aus der Kirche, nicht als Ikone, sondern als ein buntes Fenster der riesigen Kathedrale, wo das Licht der Außenwelt durch es hindurch dringt und es in wunderschönen angenehmen Farben glitzern lässt.

Wahrlich, es ist schön sowas als letztes vor dem Tod zu sehen.
 

„Wenn ich denn sterben würde!“
 

Ihre Hand schnellt plötzlich zu ihrer Brust und greift hastig umher. Ihre Finger suchen und suchen, bis sie den kleinen silbernen Schlüssel an seiner langen Kette finden und es festumschließen. Die Edelsteine fangen an das Licht der Kerzen zu absorbieren und es Tausendfach in sich zu verstärken. Das Kerzenlicht wird immer weniger und der Schlüssel immer heller von dem Licht umgeben. Die Edelsteine geben verschiedene Nuancen ihrer eigenen Farbe ab und gemeinsam lassen die das Licht, dass die Frau umgibt, in einen Regenbogen verwandeln. Die Augen der Frau fallen von allein zu, denn das Licht blendet sie völlig.

Ein brennender Schmerz ist in ihren Augen zu spüren.

Völlig neben der Spur öffnet sie ihre Augen dennoch. Sie wollen das Licht in sich einfangen, wie der Schlüssel das Kerzenlicht aufsog.

Der Moment an dem sie das Licht wahrnimmt, ist von kurzer Dauer, denn plötzlich wird es dunkel und egal wie weit sie ihre Augen aufreißt, das Einzige, was man sieht ist Dunkelheit und ein immerwährender Hintergrund in den dunklen Farben des Mitternachtshimmels.

Der einziege Unterschied zwischen dem was sie nun sieht und dem Mitternachtshimmel ist: Dass der Mitternachtshimmel kleine Lichtquellen hat, namens Sterne. Sie hingegen sieht kein Fünkchen Licht mehr.

Die Hände und das Gebiß haben nun endlich von ihr abgelassen.

Der reglose Körper eines Manes liegt nun, auf dem mit seinem Blut verscmierten Sessel und rührt sich nicht. Die Hände, die bis gerade eben noch den weichen Körper der Frau hilten liegen nun weit weg von den Armen zu denen sie gehören.

Eine Schlange ist immer noch um den Thron umwunden, aber der Kopf, eher was davon noch übrig ist, hängt schlaff über der Lehne des mächtigen Throns.

Von alldem kann sie aber eh nichts sehen.

Ob es nun Erleichterung oder der Schock ist?

Aber ein Schrei geht los und die eigenen Hände fassen um ihren Körper.
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

Knapp zwei Sekunden nachdem sie in den Dunst eintraten, schnellten die Köpfe von Lunis und Val hoch.

„Hast du das gehört?“, entfuhr es Lunis.

Einige Sekunden verharrend, wartet Val, aber dann dreht er lächelnd sein Gescht dem Wilden zu und entgegnet scherzhaft: „Manno man, du hast mir gar nicht gesagt, dass eine Frauenstimme hier herumkreischt, während wir hier durchlaufen.“

„Ich hab das nicht gesagt, weil es nicht so ist, du Schwachkopf!“

Ein letzer langanhaltender Schrei ist zu hören und nur noch ein jämmerliches Schluchzen hält an, sogar ein Wimmern ist zu hören.

„Mutter!“, rutscht es Lunis herraus.

„Mutter!?“

Val reißt die Augen überrascht auf.

„Ist das deine Mutter?“, sagt er sanft, aber dennoch überweltigt von dem, was gerade geschah.

„Was? Nein!“, sagt Lunis als wäre Val mehrere Meter von ihm entfernt.

Val hebt die Hände schützend über seinen kopf und entgegnet leise, um den Wilden nicht zu sehr zu reizen: „Ich hab einfach nur verstanden als hättest du „Mutter“ gesagt. Aber da habe ich mich wohl getäuscht.“

„Wenn du nur wüsstest“, sagte Lunis in sich hinein, „Nun komm, ich will nicht ewig in dieser Hölle bleiben.“

Er macht den ersten Schritt und läuft gerade aus weiter, wo die Nebelwände, wie bunte lodernde Flammen aussehen.

Val legte den Kopf schief, beschließt aber sich später Gedanken zu machen, wenn sie ihr Ziel erreicht haben oder ihre erste Pause vielleicht einlegen werden.
 

„Wie lange dauert es denn noch?“

„Nicht besonders. Es müsste schon bald ein „Luinh“ kommen und ab da dauert es höchstens zehn Minuten bis wir hier raus können.“

„Luinh?“

„Puh, ich hätte mir denken können, dass du fragst… Nun, es ist eine besondere Stelle einer Nebelwand oder eine selbst, da ist der Nebel entweder in einer anderen Farbe, es bewegt sich die Stelle in einer anderen Richtung oder es fehlt ein Stück und wenn du die Stelle findest, dann musst du nach einer kleinen Kiste Ausschau halten, die erscheint und verschwindet, wenn du sie nicht rechtzeitig siehst. In der Kiste ist ein Zettel und da drauf steht, welchen Weg du nehmen musst, zum Beispiel rechts oder links bei einer Gabelung.“

Sekunden des Schweigens vergehen und Val kann nicht anders, als nur da zustehen und nichts zu sagen.

Lunis lächelt plötzlich freundlich und klopft ihm, wie ein guter Kumpel auf die Schulter.

„Bist du denn so fasziniert oder was ist denn nun geschehen?“

Val hebt den kopf und senkt ihn dann doch wieder, den Blicken Lunis weicht er aus und sagt: „Ja, irgendwie schon. Ich bin an sowas einfach nicht gewöhnt, so wie du es bist. Mir kommt sowas halt vor, als hätte ich einen Traum oder als wäre ich plötzlich eine Comic-Figur. Da überrascht es mich einfach, wenn du sagst: „Joa, das erscheint, das fliegt, das ist magisch…blah, blah, blah…“

Als Val fertig war, war eine ungemein peinliche Stille. Lunis schaute nur auf ihn herab und war dann doch getroffen.

„Puh…ich dachte immer du verarscht mich, wenn ich dir sowas erzählt hatte und du meintest, dass du es nicht kennst. Aber du bist echt… wie ein Kind, dass das die riesigen Geschenke unterm Weihnachtsbaum gesehen hat. Es tut mir Leid…“

Vals Kopf schaut nun hinauf und seine Augen in das Gesicht von Lunis.

„Wofür entschuldigst du dich grad?“

„Dafür, dass ich so grob zu dir war.“

Val gibt einen kleinen, immer lauter werdenden Lacher von sich.

Lunis Gesicht wird puterrot und er kann es sich nicht verkneifen „Was gibt es denn da zu lachen!“ zu sagen.

Val kann sein Lachen nicht mehr untersrücken und fasst sich an den Bauch.

„Du bist echt, wie ein großer Bruder oder so. Zuerst streitest du dich mit deinem jüngeren Bruder und dann verträgst du dich mit ihm wieder.“

Das Gelächter von Val hört auf, als er sieht wie aufgedreht und rot Lunis wird bei seinen Worten.

„Aber wir sind keine Geschwister! Wir sind es nicht, ich hab keine, du hast keine und wir werden auch keine haben oder gar sein!“, brüllt er erregt und rennt los.

Val steht völlig allein da, keinen blassen Schimmer, wo er hinlaufen muss und auch nicht wissend, wo sein ziel ist.
 

„Aber das war doch nicht so gemeint…Außerdem, was war denn so falsch dran?“
 

Kurz mit den Achseln zuckend bleibt er stehen.
 

„Ich werde ihn eh nie verstehen. Nicht mal in eine Milionen Jahren!“
 

Naja, solche Gedanken zu haben und weiter über Lunis zu grübeln, brachte ihn auch nicht weiter.

Der einzige Weg der ihm blieb, war den Weg weiterzuführen, den sie gemeinsam begonnen hatten.

Zurück konnte er eh nicht. Außerdem so schwer kann es nicht sein, dachte er sich.

„Wir sind immer gerade aus gelaufen, irgendwann bin ich dann draußen.“
 

So ging er nun langsamen Schrittes nach vorn.

Er bog nie ab. Denn irgendwie entstand auch die Angst durch die Nebel, dass wenn er näher ran geht, dass sie ihn verschlucken.

Außerdem war es jetzt nicht so, dass sich irgendwo ein Weg öffnete oder dass der Weg plötzlich links weiter ging, sondern der Weg vorne war immer offen und keine Nebel versperrten ihm den Weg.
 

Es dauerte so lang, er weiß nicht genau wie lange er nun schon lief, aber es muss schon sehr lange sein, denn die Füße schmerzten und irgendwie wurde es sogar in diesen Nebelschwaden kalt.

Er deckte sich noch weiter zu mit dem Mantel, den er von Lunis bekommen hatte.

Ach ja, Lunis…was er wohl grad macht…wo er wohl hingelaufen ist oder hat er sein Ziel schon erreicht?
 

„Dann werde ich ihn bestimm auch finden! Und wenn er draußen ist, dann kann es auch nur einen Weg raus geben. Lunis hatte ja selbst gesagt, dass es immer einen Anfang und ein Ende gibt in diesen Gängen.“
 

Val hoffte inständig, dass mit dem Ende der Ausgang gemeint war und nicht… der Tod.

Und so gerne er immer nachdachte, musste er es auch jetzt.

Tausend Gedanken, Fragen, Bilder schoßen im durch den Kopf und er konnte einfach nicht aufhören, über das Erlebte zu denken und den wahren Grund zu erforschen.

Doch bei einem Gedanken bleib er hängen.

Ihm fiel ein, dass Lunis ja doch von so etwas, wie einer Gabelung gesprochen hatte.

Also nicht unbedingt von der Gabelung, sondern dass der Weg sich dann doch mal teilt.
 

„Luinh…“
 

Und ganz besonders dann, fing er an die Augen offen zu halten, ob er sowas wie „Luinh“ findet.

Er brauchte noch nicht mal lange zu schauen, denn direkt, als er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, gab es sowas.

Eine Nebelwand, die anders ist als die anderen um die Person herrum.

Und bei dieser hier gab es eine Schwierigkeit. Der Unterschied war klein. Nicht der unterschied an sich, sondern er war klein, weil die Wände auch klein waren. Das lag an den vielen Abzweigungen.
 

„Neun Abzweigungen insgesamt!“
 

Wie sollte man da schauen, wo es zum richtigen Weg durchgeht.

Und überhaupt, was ist denn der richtige und der falsche Weg. Was passiert, wenn man zum Falschen geht? Was erwartet da einen?

Daran wollte Val wahrlich nicht denken. Zum ersten mal, wollte er mal nicht nachdenken, nach Konsequenzen und Folgen.
 

„Hm…wie war das nochmal? Ach ja!“
 

Val tritt ganz nah an alle Wände und versucht jede Kleinigkeit zu erforschen. Doch nichts.

Die Farben sind gleich, es besteht Symetrie und es bewegt sich kein Nebel anders.

Auch als er weiter zurück geht, damit er die Wände besser betrachten kann, erkennt er nichts.

Die Wege hat er auch unter die Lupe genomen, aber auch dort nichts.

Bis er bemerkt, dass er den Boden noch nicht angeschaut hat. Und schon dort erkennt er, dass da was nicht stimmt.

Es sieht so aus, als würde er auf einer kleinen ausgeschnittenen Insel stehen.
 

„Das ist der Unterschied“
 

Hastig schaut er sich in der Gegend um, um nach der Kiste Ausschau zu halten, bevor sie aus irgendwelchen Gründen verschwindet.

Und da hinten in der dunklen Gasse eines Weges, sieht man was glitzern.

Mit beschleunigtem Schritt geht er darauf zu, die Angst entsteht, dass die Kiste vielleicht doch verschwindet, bevor er sie zur Hand nimmt. Aber nein, er nimmt sie zur Hand, spürt das Holz, dass mit Gold verziehrt und eingerahmt und versucht sie zu öffnen, quetscht seine Finger zwischen der Lücke des Deckels, um sie irgendwie aufzureissen. Nach langem Ziehen macht es plötzlich „klack“ und die Kiste ist auf.

Mit schnellen Bewegungen öffnet er die Kiste und sucht nach dem Papier.
 

„Wo ist es?“
 

Ein Anflug von Panik macht sich in Val breit.

„Das kann doch nicht sein! Ich hab doch alles gemacht, wie es Lunis erzählt hat!“, sagt er mit verweinter Stimme zu sich selbst.

Und nun löst sich auch die Kiste auf.

Seine Hände greifen in der Luft nach der Kiste, aber sie ist auch schon längst nicht mehr greifbar.

„Nein, komm zurück!“, schnellt es aus ihm herraus, „Ich muss doch den Weg finden, um hier rauszukommen.“

Nach seiner Stimme kommt nichts.

Stille macht sich breit und auch seine Bewegungen scheinen geräuschlos zu sein.

Verzweifelt schaut er sich in alle Richtungen um, als ob er vielleicht noch einen neuen Fehler entdeckt oder eine zweite Kiste findet.

Egal was, hauptsache einen Hinweis, der ihm weiterhilft.

Und genau so ist es!

Im Grunde hat er ihn schon lange, aber er bemerkt es nur nicht. Er steht nämlich mit beiden Beinen drauf.

Er hebt sein linkes Bein und schaut, was unter ihm ist. Plötzlich ergibt das alles einen Sinn. Die ausgeschnittene Form sieht aus, wie die Kiste selbst.

Der Boden unter ihm glüht, als würde es aus heißem Lava bestehen.

Val geht einen Schritt zur Seite, eine Feuersäule schießt hoch und geht so schnell, wie sie kam wieder runter.

Übrig bleibt der Raum, der nicht wie die Kiste aussah.

Val tritt nach vorn und schaut in die Grube, die da entstanden ist, nachdem die Feuersäule verschwunden ist.

Klares Wasser ist nun da und der Grund ist schon zu sehen. Es ist überhaupt nicht tief.

Und da glitzert in dem Inneren schon wieder was.
 

„Das kann nur wieder eine Kiste sein!“
 

Als er hineingreift, mit seiner Hand in das kühle Wasser, hat er etwas in der Hand, was viel kleiner ist als eine Kiste, nicht kantig hart, aber doch was im Inneren.

Ein kleiner roter Beutel mit goldenem Muster verziehrt.

Voller Anspannung, greift Val in den kleinen Beutel um zu sehen, was denn nun da drin ist.

Als er den sanften stoff um seine Hand spürte und nun, ein etwas härteres Material, merkt er, es ist:
 

„Papier! Die Lösung des Weges!“
 

Er zieht das Papier mit der Nachricht heftig hinaus und fängt an zu lesen, was da drin steht.
 

„Links, rechts, rechts, links, links, links, rechts.“
 

Er schaut wütend hinauf und kann es nicht fassen, was er da gelesen hatte. Was hatte das zu bedeuten und wie sollte man das entschlüsseln. Es gäbe doch tausend Möglichkeiten den Weg zu finden und wer weiß, ob das auch der Richtige wäre.

Er schmeißt den Zettel auf den Boden und tritt heftigst drauf.
 

„So werde ich doch nie rauskommen!“
 

Da fällt ihm was auf. Das Rätsel so zu lösen, wie es auf dem Zettel steht, geht gar nicht. Also, ist des Rätsels Lösung:
 

„Alle Wege sind richtig!“
 

So simpel die Lösung auch war, die ganzen Schritte waren nötig, um die Barieren aufzuheben, die die Wege versperrten. Denn wenn er sich einfach so, für einen Weg entschieden hätte, wäre er soweit gelaufen, bis der dunkle Nebel anfängt und ab da, würde er schon fast gegen eine mächtige unsichtbare Wand durchlaufen müssen.

Erleichtert macht er sich nun auf dem Weg und nimmt den Weg, der gerade direkt gegenüber von ihm ist.

Er springt einmal über den Wassergrabe und läuft in den Tunnel hinein, der nun nicht mehr dunkel ist sondern hell erleuchtet, als würden brennende Kerzen ihm den Weg weisen.
 

Den kleinen engen Gang entlang laufend, brennt er darauf, nicht nur das Licht des Tunnels, sondern auch das Licht der Außenwelt, der Sonne am Himmel, zu sehen.

Nach einigen kleinen Schritte öffnet sich der Tunnel, er wird sichtlich breiter und macht auch Platz für einen Riesen, bis Val in einer riesigen Halle ankommt, die peinlich genau wie ein Kreis aussieht, und auf dem Boden sind eine Rose, die ihr Dornengestrüpp über den ganzen Boden verteilt aufgezeichnet und aus den Fenstern der Halle wachsen die echten Dornenbüsche hinein.

Durch die schwarzen Steine, durch die die Halle gebaut wurde und durch die schwarzen Fliesen, die den Boden bedecken, hat die Halle mit der einzelnen Rose und den Dornen ein extrem unheimliches und groteskes Bild zusammen gebaut.

Wofür dieser Raum nun steht ist Val völlig unbekannt, aber sie sieht aus wie eine verlassene Kapelle.
 

Am anderen Ende des Raumes sieht man den Gang, der nun hoffentlich rausführt.

Lange fackelt Val nicht und rennt einmal quer durch die Halle, über der Rose, hin zu dem Weg der Freiheit.
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

„Oh man, dieser Trottel ist über die Rose getreten. Nun ja, einpaar Jahre mehr Pech sind nun auch nicht das Ende der Welt. Ich werde ihn schon da durchboxen.“
 

Lunis fasst sich an die Stirn und schüttelt den Kopf. Das kleine leuchtende Quadrat lässt die Bilder verschwimmen und hört auf das weiße Licht zu versprüren. Lunis packt ihn in seine Tasche unter dem Mantel und beginnt wieder zu laufen durch eine saftige grüne Wiese.
 

~~~~~~~~~~*~~~~~~~~~~
 

„Da ist der Ausgang! Mein lieber Gott, ich danke dir! Ich sehe ihn endlich!“
 

Total fassungslos rennt er hinaus, schmeißt seinen Mantel zur Seite und japst erst mal nach der frischen Luft, die ihn umgibt.

Aber es ist so dunkel, wie in dem Gang, in der großen Halle und bei der Nebelwanddurchquerung.
 

„Ich weiß jetzt, warum ich dachte, dass es so lange gedauert hatte. Es ist schon Nacht. Kein Wunder, dass ich so müde bin.“
 

Val lässt sich ins Gras fallen und riecht das gesunde Stück Natur, die Wiese mit bunten kleinen Blumen, die ungewöhnlich leuchten im Dunkeln.

Er riecht auch einwenig Salz. Ob es hier einen Strand oder ein Meer in der Nähe gibt?

Aber nun wäre es gut erst einmal zu schlafen, das Erlebte einwenig zu verarbeiten und dann morgen ausgeschlafen, entweder nach Lunis suchen oder nach einer Herberge mit Menschen, die ihm weiterhelfen könnten.

Jetzt aber ist es erst mal wichtig, dass er schläft und die liebe Fee ihn ins Traumland schickt.



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von: abgemeldet
2008-12-25T19:18:26+00:00 25.12.2008 20:18
wieder einmal ein tolles kapitel geschaffen^^
mir kam es vor das du nun wesentlich detailierter die umgebung beschrieben hast als sonst^^° oder ich kann mich auch irren...v.v wenn ja sry.....T.T
jedenfalls ist es genial wie du die umwelt beschreibst^^
hast, wie schon mehrmals geschrieben, ein hamma schreibstil=)
auch das du nun ein neuen charakter eingeführt hast der "evtl" einen beitrag
zum leben von lunis zeigt ist dir gelungen^^ ich frag mich aba dennoch wer sie ist^^°
auch wird hier die beziehung von lunis und val wieder ein bissel deutlicher^^
wie schon val gesagt hatte: sie glichen wie brüder die sich ständig streiten sich aba danach wieder versöhnen.^^
zwar sind hier und da kleine rechtschreibfehler eingeschlichen( es liegt nicht an deinen grammatischen schreiben(hast einen hohen schreibstil >.< !!! ^^) sondern sind eher flüchtigkeitsfehler=)
insgesamt wie schon zu anfang gesagt wieder ein göttliches kapitel^^
ich freu mich schon auf das nächste kapitel^^
Von: abgemeldet
2008-10-13T15:44:27+00:00 13.10.2008 17:44
dieses kapitel ist gut^^
leider passiert hier nicht soviel^^°
aba dadurch das val und lunis jetzt das andere reich besuchen wollen
kommt eine steigende spannung auf die mich groß auf das nächste kapitel
hoffen lassen^^auch find ich es toll das das mädchen val anscheinend
liebt=)
ich freu mich schon riesig wenn das große abenteuer in diese andere welt beginnt und mehr über das mysteriöse mädchen preisgegeben wird^^


Von:  Destiny-Roxas
2008-10-12T17:34:52+00:00 12.10.2008 19:34
ich mag deine geschichte auch ^^
hehe,
du kannst gut beschreiben und es sooo geschrieben, dass man unbedngt weiterlesen mag
und das werde ich auch

wenn du lust hast, kannst du mir ja auch einen kommi hinterlassen
dann lesen wir immer unsere geschichten und schreiben uns kommis
*starke vereinigung*
http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/355686/202133/
Von: abgemeldet
2008-10-08T18:13:34+00:00 08.10.2008 20:13
ui schatz diese kapitel ist cool^^
es ist irgendwie cool das lunis und val nun zusammen arbeiten werden^^
aba du musst einige fehler berichtigen^^°
aba sonst ein perfektes kapitel wie immer schatz^^
auch freu ich mich auf das mädel im evtl nächsten kapitel^^
und viell wird mehr von dem geheimnis um val gelüftet^^
exellent schatz^^
Von: abgemeldet
2008-09-30T15:28:18+00:00 30.09.2008 17:28
nicht schlcht schatzi^^
die geschichte wird immer besser^^
auch gefällt mir das du im grunde 2 geschichten erzählst die eine mit lunis und die andere mit val=)
so macht es spaß die 2 "schicksale" zu erfahren=)
und auch lunis wird mir immer symphatischer=)
ich mag den kerl irgendwie^^
aber wie mir scheint hat er auch eine tragende rolle zu spielen im weiteren verlauf weil er mir einfach menschlicher erscheint als messiah=)
naja ich kann mich ja auch irren ist halt nur ein gedanke^^
deswegen freu ich mich schon auf das nächste kapitel^^
Von: abgemeldet
2008-09-21T21:58:03+00:00 21.09.2008 23:58
oh man es ist echt schwer jetzt noch was zu schreiben^^°
ich versuchs trotzdem^^
also schatz....
die geschichte wird mit jedem kapitel besser^^
mit diesem kapitel finde ich das lunis einen symphatischen charakter hat^^
obwohl er eig ein "böser" ist^^
die charaktere insgesamt werden toll rüber gebracht und sind alle individuell^^
toll gemacht^^
auch die sache mit dem nun "blutenen" val find ich interessant=)erinnert mich wenn man der thematik von religiön verfolgt an eine stigmata^^
*klein sebi noch mehr freu weil katha hasi eine so tolle geschichte erschaffen hat die lebendig und spannend rüberkommt*^^
Von: abgemeldet
2008-09-21T21:42:10+00:00 21.09.2008 23:42
schatz,du übertriffst dich mit jedem kapitel selber^^
es ist interessant zu lesen was dem jungen val so alles wiederfährt=)
aber irgendwie hab ich auch mitleid mit ihm weil er soviel durchmachen muss^^°

Von: abgemeldet
2008-09-21T21:36:24+00:00 21.09.2008 23:36
also dieses kapitel ist dir ebenfalls gut gelungen^^
die enhüllung von den schicksal(en) die vater und sohn tragen ist toll^^
joa und wie schon mehrfach erwähnt trägt deine tolle schreibweise zum lesespaß bei^^(sry,mir fällt nicht so recht ein was ich so sagen soll^^°aba ich werde versuchen dir zu jeden kapitel was zu schreiben weil ich es dir ja versprochen hab^^)
*klein sebi gespannt auf nächste kapitel sei*
*sich frag was mit val passiert und ob er jemals das geheimnisvolle mädchen wieder findet*
Von: abgemeldet
2008-09-21T21:25:31+00:00 21.09.2008 23:25
ojeeee ich weiß nicht so recht was ich noch so schreiben soll^^°
dieses kapitel ist echt toll^^die begnung von val und diesem gehimnisvollen mädchen ist echt gut geschrieben^^und auch das geheimnis des jungen val das er öfter solche träume hat klingt toll^^freu mich zu erfahren was es damit auf sich hat^^
wie gesagt ich kann mir alles richtig bildlich vorstellen was passiert^^
geil geil geil sag ich da nur^^ *klein sebi sich freu auf nächste kapitel weil alles bisher so geil rüberkommt*
Von: abgemeldet
2008-09-21T21:11:20+00:00 21.09.2008 23:11
die spannung steigt mit jedem kapitel mehr^^
und das liegt an 2 faktoren^^
1. an deiner geilen schreibweise^^die ist echt geil da hat man einfach bock die geschichte weiter zu lesen^^
2. an der geschichte selber^^ich find es geil das du auch religiöse themen ansprichst^^(messiah,gott) sowas hab ich nur selten gelesen aba du gibst dieses thema bis jetzt schon spannend wieder=)
freu mich immer mehr auf die weiteren kapitel^^
oki was soll man auch von so einem tollen talent wie dir mehr erwarten^-^


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