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Knights of Zion - Chronicles of the Future

von

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Wie alles begann (Teil 1)

Konnichi wa, Ihr Lieben! Noch eine Story von mir, hab ich aus Langeweile zu

schreiben begonnen (das ist mein Ernst)! Spielt in einem anderen Universum und

ist deutlich inspiriert von "He-Man - The Masters of the Universe" und der

Comicreihe "Lanfeust von Troy". Viel Spaß!
 

Knights of Zion
 

Kapitel I: Wie alles begann (Teil 1)

Ein neuer Morgen begann auf dem Planeten Zion. Freundlich und sanft erhellte die Sonne auch die Wiesen, Felder und Städte des Landes Eteria. In dessen Hauptstadt Troy herrschte, wie stets, bereits in diesen frühen Stunden reges Treiben. Doch für manch einen, der arbeiten sollte, war es einfach noch unmenschlich früh. Lady Rill Croford, vom Fürsten für ihre Verdienste als Ärztin geadelt, schob verstimmt den Vorhang zur Seite, der ihre Medizinstube von dem Zimmer ihres Schülers trennte. Wie alle Bewohner Zions besass sie eine bestimmte magische Gabe, und die meisten davon führten auch zum späteren Beruf. Diese Zauberkräfte waren unterschiedlichen Naturells - groß und bedeutend, nützlich oder nur so zum Spaß. Rills Fähigkeit bestand darin, Wunden zu heilen, und zwar jedwede Art von Wunden. Selbst abgefressene Beine, ausgestochene Augen oder ähnliches stellten kein Problem für sie dar. Verschiedene Magien gab es natürlich öfter als nur einmal auf ganz Zion, und zu ihnen zählte auch das Heilen. So hatte die Ärztin bald einen Schüler bei sich aufgenommen, der ihre Gabe teilte, doch zu ihrem Bedauern war er in seinem Gebrauch ein wenig eingeschränkt - seine Kraft ließ sich nämlich nur nachts anwenden. Und weil er ständig zu dieser späten Stunde arbeiten musste, verschlief er am nächsten Tag. Normalerweise ließ sie ihn schlafen, aber in diesem Fall ging das leider nicht.

"ZERO!!! AUFGESTANDEN, UND ZWAR SOFORT!!!"

Er rührte sich nicht, sondern statt dessen kuschelte er sich wie ein Kater noch weiter in seine Decke.

"Noch....fünf Minuten....oder zehn...."

"Das ist nicht der Moment zum Schlafen! Wir müssen Kräuter sammeln, um das Fliegenfieber zu heilen!"

"Was für'n Fliegenfieber?" gähnte Zero, indem er sich aus endlich aus seiner Liegestatt schälte und seine Lehrmeisterin aus müden Augen anblickte.

"Das, an dem dein Freund Roose erkrankt ist, Dummkopf!"

Im Bruchteil der nächsten Sekunde war der Junge hellwach.

"Hä?! Roose ist krank?! Davon weiß ich ja gar nichts! Ich komme natürlich mit, Medikus!"

Rill unterdrückte einen Seufzer, nahm ihren Sammelbeutel, hängte einen zweiten um die Schultern ihres Schülers und gemeinsam verließen sie das hübsche, zentral gelegene Haus der Ärztin. Sie durchquerten den Markt, der trotz des jungen Morgens bereits von den Stimme zahlloser Menschen überflutet war - handelnde, rauchige, energische, empörte, kichernde, unverschämte und neugierige Stimmen, die sich zu einem eigenartigen, summenden Orchester vereinten.

"Die erste Lektion für heute: Welches Kraut benötigt man, um Fliegenfieber zu heilen?"

"......Ähm.....Goldblatt?"

"Richtig. Und wo wächst es und wann entfaltet es seine stärkste Wirkung?"

".....eh....tja.....Es wächst....ich glaube....an einem Strauch.....?"

"Was du nicht sagst!"

"Neinnein, ich meine, ein bestimmter Strauch.....der Einhornbusch!"

"Du scheinst ja ausnahmsweise gelernt zu haben. Und die Wirkung?"

"Wenn es in den frühen Morgenstunden gepflückt und bald zu einem Trank verarbeitet wird, der dem Kranken so rasch als möglich eingeflößt werden muss."

Rill lächelte zufrieden. Auch wenn sie es nicht immer zeigte, war sie insgeheim stolz auf Zero, denn die Ausbildung eines Heilers war nicht eben einfach, und dass er neben seiner nächtlichen Beschäftigung tatsächlich noch lernte, war ihm hoch anzurechnen. Seit seine Eltern von einem Victim getötet worden waren, hatte er niemanden mehr und hatte bereits im Alter von elf Jahren mit dem regulären Studium der Medizin beginnen müssen. Die Victims waren die einzigen Wesen, die den Frieden Eterias und aller anderen Länder wirklich gefährdeten, denn sie stammten aus einer Vergessenen Dimension, in die vor längst vergangenen Jahrtausenden die Legendären Ritter von Zion alles Böse gebannt und mit sieben Siegeln verschlossen hatten. Doch eines Tages war eines der Siegel gebrochen worden und ein Teil der Finsternis, ein Samen des Grauens, hatte sich über den Planeten verbreitet wie eine Seuche. Niemand weiß bis heute, wer oder was das Erste Siegel zerstörte, aber sicher ist, dass seitdem die Victims existieren, deren einziges Ziel Tod und Verderben zu sein scheint. Die Legendären Ritter von Zion starben in der letzten großen Schlacht gegen die dunklen Mächte, und das Volk Zions hätte ihnen gewünscht, dass ihr Opfer nicht umsonst gewesen wäre....
 

Zero berührte ehrfürchtig die golden schimmernden Blätter des Einhornbusches. Sie verströmten einen süßlichen Duft und beschworen Bilder von Licht und Farben herauf. Rill pflückte ein paar, zerrieb sie zwischen den Fingern und schnupperte daran.

"Eine Mischung aus Zimt und Honig. Das ist der Duft in der Reifephase. Die brauchen wir. Pflück achtsam und pass auf, dass die neuen Blatttriebe nicht verletzt werden. Beeil dich! Wir müssen deinem Freund rasch helfen!"

Bald waren die beiden Taschen voll mit leuchtenden Blättern und sie machten sich auf den Weg zu Meister Rottulpe, dem Haus und Hof-Gärtner des Fürsten von Troy. Roose, mit seiner Gabe, Pflanzen wachsen zu lassen, hatte natürlich hier eine Lehrstelle gefunden. Letztens jedoch war er beim Säen von Riesen-Hortensien von einer Fleischfliege gestochen worden und dieses entzückende Tierchen war der Hautüberträger des Fliegenfiebers (daher der Name). Meister Rottulpe stand händeringend vor dem Bett seines besten Lehrlings und kaute auf seiner Mütze herum. Wo blieb nur die Lady? Wo blieb sie nur? Er atmete erleichtert auf, als Rill im Türrahmen auftauchte.

"Da seid Ihr endlich, Heilerin! Ich warte schon ungeduldig auf Euer Kommen! Roose ist schon ganz heiß, es ist, als verglühe er!"

"Das haben wir gleich, machen Sie sich keine Sorgen! Zero, hol heißes Wasser und brüh das Goldblatt zu einem Tee auf!"

Er gehorchte. Seinen Freund schwitzend und unter Schmerzen keuchend auf seinem Lager liegen zu sehen, erschreckte ihn, denn bisher kannte er den grünhaarigen Burschen nur fröhlich und gut gelaunt. Nach sechs Minuten überreichte er der Ärztin eine Schale mit dem dampfenden Getränk. Sie setzte es vorsichtig an die Lippen des Kranken und zwang ihn dazu, den Mund zu öffnen und die Flüssigkeit zu schlucken. Nach und nach beruhigte sich der heftige Atem von Roose und er sank erschöpft ins Kissen zurück.

"Das wäre geschafft. Er braucht noch ein, zwei Tage absolute Ruhe, dann ist er bald wieder auf den Beinen, Ihr Schützling."

"Ich danke Euch, Lady Croford! Und dir auch vielen Dank, Kleiner!"

Zero grinste glücklich und stolz. Seit einiger Zeit ließ ihn seine Lehrerin immer mehr Dinge selbständig tun und verließ sich darauf, wie er eine Medizin anrührte oder einen Verband anlegte. Nachdem sie den Gärtner verlassen hatten, meinte Rill: "Du hast schnell gehandelt heute. Der Trank war perfekt gebraut, der Geruch weder zu streng, noch zu schwach. Daran erkennt man einen guten Goldblatt-Tee. Wenn du es möchtest, kann ich dir für den Rest des Tages freigeben."

"Au ja! Das würdet Ihr tun? Das wäre super! Also dann bis heute Abend!"

Schon war er im Gewimmel der Stadt verschwunden.
 

Seine Füße lenkten ihn direkt zu der großen Schmiede, wo das glühende Metall zischte, sobald es ins Wasser getaucht wurde, wo das Schlagen von Hämmern und das Prasseln von Feuer zu hören war, silberne Dampfschwaden aufstiegen und sein bester Freund arbeitete, Hiead Gner. Er stand, in lange Stiefel, einen ledernen Überwurf und grobe Handschuhe gekleidet, vor einem Amboss und hämmerte auf eine Schwertklinge ein - oder eher das, was später wohl mal ein Schwert werden würde. Der Schweiß lief ihm von der Stirn und sein silbernes Haar war feucht und verklebt. Ganz freiwillig hatte er sich diese Lehre nicht ausgesucht. Da es seine besondere Fähigkeit war, mit dem bloßen Blick Metall zu schmelzen, hatte sich das einfach so ergeben.

"Hallo Hiead! Na, wie geht's?"

"Was machst du denn hier, Zero? Hat dich die Lady jetzt schon gehen lassen? Um halb acht? Echt großzügig! Ich kann leider nicht weg, ich hab ja gerade erst angefangen."

"Papperlapapp! Dein Meister wird sich doch erweichen lassen! Ich will auf keinen Fall, dass du die Vorlesung verpasst!"

Er grinste verschwörerisch und der junge Schmied wurde puterrot im Gesicht.

"Was faselst du da schon wieder?! Ich will nicht zu dieser blöden Vorlesung!"

"Wer's glaubt, wird selig, mein Bester! Nun komm schon!"

In diesem Augenblick betrat ein etwas fülliger, aber heiterer Mann die Szene, mit kurzgeschorenem Haar und einem wild wuchernden Schnurrbart.

"Ein Plausch unter Freunden, wie?" dröhnte er und sein voller Bass waberte durch die gesamte Schmiede.

"Wenn du willst, kann ich dir freigeben, aber dafür machst du morgen Überstunden, verstanden?"

"Meister Grambold! Wie....wieso...."

"Das kann ich dir von der Nasenspitze ablesen, Jungchen! Der Liebe will ich mich nicht in den Weg stellen, ich würde Zeit meines Lebens nicht mehr froh! Ist sie hübsch?"

"Wa-wa-was?! Na, hören Sie mal, was fällt Ihnen ein? Ich bin doch nicht...." Zero unterbrach seinen Kumpel, packte ihn an den Schultern und bugsierte ihn zum Tor hinaus.

"Sei doch dankbar, dass er dich gehen lässt! So kannst du der Vorlesung beiwohnen und deinen Schwarm wiedersehen!"

"Halt du dich da raus! Sie! Ist! Nicht! Mein! Schwarm!"

"Aber klar doch...."

"He! Hast du mich verstanden?!"

Die beiden Jugendlichen kabbelten sich noch eine Weile, schließlich schlenderten sie jedoch einig durch die Stadt. Zero bestand darauf, dass Hiead sich den Schweiß und den Schmutz vom Körper wusch, denn sonst liefen sie Gefahr, nicht in die Universität gelassen zu werden. Es gab ein erstklassiges Thermalbad in Troy, und genau darauf steuerten die Freunde zu. Vor dem Eingang hatte ein bulliger Wächter Stellung bezogen, mit einem Kasten vor den Treppenstufen der Therme. Darüber hing ein Schild mit den Eintrittspreisen.

"He, ihr da! Erst zahlen, wenn ihr rein wollt!"

"Warum denn? Kinder unter sechzehn sind kostenlos!" widersprach Zero ungehalten und zwirbelte eine Strähne seines dunkelbraunen Haares, wie er es stets tat, wenn ihn etwas ärgerte.

"Soso. Zeigt mal eure Ausweise!"

"Haben Sie was an den Ohren? Wir haben keine Ausweise, wir sind erst fünfzehn!"

"Erzählt mir nichts! Ihr seht älter aus!"

"Rah, lassen Sie denn einen Dreizehnjährigen hier rein, bloß weil er dank der launenhaften Natur ein langer Lulatsch ist, den man auf 17 schätzen könnte? Jetzt haben Sie sich nicht so, Mann! Wir machen Ihnen Ihre Heilige Therme schon nicht dreckig!"

"Und der Kerl?"

Er deutete auf Hiead, der angesichts seines Aufzuges tatsächlich keinen sehr sauberen Eindruck machte.

"Der kommt her, um sauber zu werden! Dafür gibt es doch Duschen in eurer komischen Einrichtung, oder?!" erwiderte Zero spitz, dessen Geduldsfaden allmählich zu reißen drohte.

"Was ist denn das für ein Ton?! Hör mal, Kleiner, ich...."

"Nanana, Jake! Was soll denn dieses rauhe Gebaren schon um diese frühe Uhrzeit?"

Die drei Personen unten an der Treppe sahen verwirrt die weißglänzenden Marmorstufen der Badeanstalt hinauf. Ganz oben vor dem Eingang stand eine Gestalt, die einen Überwurf aus blauem Tuch trug, der an den Schultern mit goldenen Klammern befestigt war. Um die Hüfte war eine goldene Kordel gebunden und die weiße Hose und die Schnürsandalen rundeten das Bild ab. An den Handgelenken glitzerten goldfarbene Armschützer. Langsam kam die Gestalt die Treppe hinunter und warf dem "Kassenwart" einen missbilligenden Blick zu.

"Wenn mein Vater wüsste, wie du dich potentiellen Gästen gegenüber verhältst, würdest du sicher gefeuert. Die Größe einer Person hat nichts mit ihrem Alter zu tun, ist das klar? Außerdem stinkst du schon wieder nach billigen Fusel. Hast du die Nacht schon wieder in der Schenke zum Glücklichen Centauren zugebracht? Geh dich ordentlich herrichten und lass meine Freunde zufrieden!"

"Jawohl, Yamagi-sama!"

"Wow! Dem hast du's aber gegeben! Die Angestellten spuren vor dir, was?" fragte Zero mit sichtlicher Bewunderung, als Jake wie die wilde Jagd um die nächste Ecke verschwand.

"Na ja, ich bin der Sohn des Thermenbesitzers. Was anderes bleibt ihnen gar nicht übrig. Und du, Hiead? Du kriegst eine schöne Duschbehandlung gratis, wenn ich euch zu der Vorlesung begleiten darf!"

"Seit wann interessierst du dich für Vorlesungen?"

"Och, an der liegt mir nichts, ich finde es nur so toll, dich dabei zu beobachten, wie du deinen Schwarm anhimmelst. Zum Totlachen!"

"Sie - ist - nicht - mein - Schwarm!!!!"
 

"Überlaute Rechtfertigung klingt nach schlechtem Gewissen, mein Freund."

Die Jungen drehten sich überrascht um und wurden eines vierten Jugendlichen gewahr, der, gekleidet in schwarze Stiefel, eine beige Hose und ein gelbes Hemd mit weit fallenden Ärmeln aber eng anliegenden Manschetten, grinsend an einer Säule lehnte und seine Brille hochschob.

"Clay! Oh klasse, du hast mir noch gefehlt in dem Alptraum!"

"Hast du etwa eine Verabredung?"

"Hat er nicht, aber eine Vorlesung."

"Dann natürlich. Fängt an um Punkt acht, oder? Das will ich nicht verpassen!"

"Womit hab ich das verdient? Wer euch als Freunde hat, braucht wirklich keine Feinde mehr!" rief der silberhaarige Bursche mit einer verzweifelten Geste aus, als trüge er die Last der Welt auf seinen Schultern. Er ließ sich von Yamagi in eine Duschkabine schubsen und ließ sich von dem wohltuenden, warmen Wasser, das aus einem kunstvoll gefertigten Wasserspeier floss, den Schmutz und den Schweiß abspülen.

"Möchtest du es etwas heißer, oder ist es okay so?"

"Alles bestens, Yama-kun!"

"Der erste, der mich nochmal so nennt, ist tot, kapiert!"

Yamagis Gabe bestand darin, Wasser entweder zu erhitzen (und es sogar zu Dampf zu verwandeln) oder es zu Eis gefrieren zu lassen, während Clay die Fähigkeit der Telekinese besass.

"Wie geht es eigentlich Roose? Warst du heute bei ihm?"

"Ja, Clay. Das Fliegenfieber hat ihn ziemlich erschöpft. Die Medizin hat jedoch rasch gewirkt, er wird bald wieder gesund sein."

"Das freut mich. Habt ihr die Nachrichten gehört? Ein neuer Rudel Victims soll Karath überfallen haben, unsere Nachbarstadt. Das gefällt mir nicht. Wenn es wirklich so viele sind, wie die Boten behaupten, hat Troy ihnen nicht viel entgegenzusetzen. Einst beherbergte unser Reich die Legendären Ritter von Zion, aber diese weilen schon seit vielen Jahrtausenden nicht mehr unter uns. Bisher genügte unsere eigene Magie, um die Biester in Schach zu halten, aber sie scheinen immer mächtiger zu werden. Ich mache mir Sorgen."

Plötzlich erschütterte ein heftiges Beben die Grundfesten der Stadt. Hiead angelte nach einem Handtuch, um seine Blöße zu bedecken (*kicher*) und stolperte nach draußen zu den anderen. Entsetzte Schrei erfüllten die Luft und dazwischen war das unnatürliche, kehlige Fauchen von Victims zu vernehmen. Nachdem der Junge in seine Kleider geschlüpft war, rannten die Freunde nach draußen und fuhren zurück vor dem Anblick, der sich ihnen bot.

Ein Rudel der hässlichen Kreaturen war in die Stadt eingedrungen und verbreitete Angst und Schrecken. Flammen griffen auf die Häuser über, Menschen flohen panisch nach allen Seiten oder versuchten, sich zu verstecken. Ein Maultier wurde von einem der riesigen Mäuler erfasst und in einem Haps verschluckt.

"Oh scheiße! Und dabei hatte der Tag so gut angefangen!" fluchte Zero und eilte zu einem Verletzten, dessen rechtes Bein zwischen den Zähnen eines der Angreifer steckte.

"Ich kann ihm nicht helfen, so lange es hell ist! Aber bis die Nacht einbricht, ist er verblutet!"

Er fingerte in dem kleinen Arzneibeutel, den er immer bei sich trug, herum und förderte eine brombeergroße Frucht zu Tage, die seltsam milchig schimmerte und von einem violetten Streifen durchzogen war.

"Essen Sie das! Das ist ein Samen vom Baum der Zeit! Er wird die Blutung verlangsamen, bis sie für mindestens sechs Stunden zum Stillstand kommt! Nun schlucken Sie schon!"

Der Verwundete klammerte sich mit der Kraft eines verzweifelt Hoffenden an Zero und das Leben und aß die weiche Kost.

"Clay! Kannst du ihn in die Schwebe bringen?"

"Das müsste gehen."

Er konzentrierte sich und der Mann wurde wie von unsichtbaren Trägern hochgehoben.

"Ihr wisst ja, wo Lady Croford wohnt! Bringt ihn zu ihr! Ich werde sehen, was ich hier noch tun kann!"

"Bist du verrückt?! Das wirst du nicht überleben!" stieß Hiead entgeistert hervor.

"Aber die Verletzten brauchen mich! Nun macht schon, haut ab!"

Yamagi zappelte unruhig hin und her, als sein Freund das sagte. Dann umarmte er Zero plötzlich und meinte:

"Bleib gefälligst am Leben, du Volltrottel!"

Das war das letzte, was der junge angehende Heiler an diesem Tag von den dreien sehen sollte. Er spürte die Aura von Schmerz, Tod und Blut um sich und hörte die grässlichen Schreie der Victims, die über Troy wüteten. Aber auf einmal war da noch etwas anderes. Es war eine singende, unbeschreiblich schöne und klare Stimme, die ertönte und ihm war, als würden all seine Sorgen hinfort geschwemmt. Ein großer, majestätischer Adler mit türkisfarbenen Federn kreiste über dem erstaunten Jungen.

>> Folge mir.<<

Ein seltsamer Zwang bemächtigte sich Zeros. Wie hypnotisiert rannte er dem herrlichen Vogel nach, ohne auf seine Umgebung zu achten. Er lief und lief, aus der Stadt hinaus, durch das Dickicht, bis tief in den Verwunschenen Wald hinein. Er hatte keine Augen für die Schönheit der grünen, ewigen Bäume, die letzten Tautropfen, die noch auf den Blättern und Gräsern glitzerten, den fremdartigen und doch vertrauten Gerüchen nach Erde und Moos oder für das Spiel des Sonnenlichts, das hier und da durch die Baumkronen spitzte. Nur der Adler hatte mehr eine Bedeutung. Schließlich gelangte er an ein altes Schloss, wo sich das Tier auf einem der wehrhaften Türme niederließ.
 

"Endlich hältst du an....aber....aber....wo bin ich hier? Was....was mache ich überhaupt hier? Ich hätte in Troy bleiben müssen! Ich kann meine Heimat doch nicht den Victims überlassen!"

>> Das wirst du auch nicht. Du musstest diesen Ort finden. Du bist auserwählt.<<

"Was bin ich? Auserwählt?"

Der Adler erglühte in einem grellen Licht und löste sich in Nichts auf, als hätte er nie existiert. Dafür wurde die Zugbrücke auf einmal heruntergelassen. Zero setzte zögernd seinen Fuß darauf, ging aber nicht weiter.

>> Tritt ein. Hab keine Angst.<<

Scheu wanderte der Junge durch die eindrucksvolle Halle. Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn, als er hörte, wie die Zugbrücke wieder hinter ihm geschlossen wurde. Er kam an einer Tür an, die mit schmiedeeisernen Gittern abgesperrt war. Ein dickes, schweres Schloss hing davor. Zu seiner Überraschung tat sie sich auf, als er sie berührte und der Gang mündete in einen Saal mit weißgetünchten Wänden, farbenprächtigen Bannern und Kristallleuchtern. Fünf Throne erhoben sich am Ende und auf jedem dieser Throne sass eine schöne Frau mit langem türkisen Haar und ebensolchen Augen. Sie trugen edle, wallenden Kleider und strahlten eine unendliche Würde aus, obgleich sie noch jung waren - oder jedenfalls so wirkten.

"Wer seid ihr?" fragte er misstrauisch.

"Erkennst du mich denn nicht?" lächelte die Frau in der Mitte der Reihe. "Ich war der Adler, der dich herführte. Mein Name ist Teela und ich bin eine der Hüterinnen der Mächte von Schloss Zion. Es trägt denselben Namen wie unser Planet. Und das ist bei weitem kein Zufall....Meine Freundinnen und ich warten schon lange auf dich."

"Auf mich? Das soll wohl ein Scherz sein?"

"Nein. Sieh her. Du kennst die Legenden dieser Welt. Also kennt du auch sie." Aus dem Boden wurden plötzlich steinerne Sockel herausgefahren, doch tatsächlich waren es keine Sockel. Es waren Totenbetten, auf denen, in all ihrer Pracht - Zero konnte es kaum fassen - die Legendären Ritter von Zion ruhten, deren Heldentaten besungen worden waren und deren Geschichten es überall zu lesen gab. "Das....das...."

"Das sind sie, ja. Die einstigen Ritter von Zion. Sir Erts Virny Cocteau, der Herrscher über die Kosmische Energie, das berühmte Fünfte Element und Krieger der Hoffnung. In seinen Händen das sagenumwobene Schwert ,Ernn Laties'. Sir Gareas Elidd, der Herrscher über das Wasser und Krieger der Wahrheit. Sein Schwert trug den Namen ,Eeva Leena'. Sir Yu Hikura, der Herrscher über das Feuer und Krieger der Tapferkeit. Sein Schwert war ,Tellia Kallisto'. Sir Rioroute Vilgyna, Herrscher über die Luft und Krieger der Freiheit. Sein Schwert hieß ,Agui Keameia'. Und Sir Ernest Cuore, der ältere Bruder von Erts, Herrscher über die Erde und der Krieger der Treue. Sein Schwert war ,Luhma Klein'. Ihre Waffen waren lebende, denkende Geschöpfe, im Besitz einer Kraft wie sie niemals mehr je ein Schwert haben wird. Und ihre Gabe, die Elemente uneingeschränkt zu kontrollieren, machte aus diesen fünf Männern etwas Einmaliges in der Geschichte von Zion. Doch sie opferten ihr Leben für die Versiegelung des Bösen. Und ihre Mühen verlieren an Wert, denn das Erste Siegel wurde zerstört und die Victims in diese Welt gerufen. Über die Jahrtausende hinweg entwickelten sich diese anfangs so niederen Wesen zu intelligenten, vernunftbegabten Kreaturen. Ihr Ziel ist es, die übrigen sechs Siegel zu brechen - und dann wird das Volk dieses Planeten untergehen."

Dem Jungen schwirrte der Kopf von all den Worten, er konnte nicht fassen, dass das real sein sollte, was er gerade erlebte.

"Deshalb braucht Zion neue Ritter, die die Nachfolge der alten Legende antreten. Und einer von ihnen wirst DU sein, Zero."

Wie alles begann (Teil 2)

Hier nun das 2. Kapitel der Chroniken der Zukunft. Viel Spaß.

Zeros POV, Hieads POV und Yamagis POV.
 

Kapitel 2: Wie alles begann (Teil 2)
 

~~ Zeros POV ~~
 

"Deshalb braucht Zion neue Ritter, die die Nachfolge der alten Legenden antreten. Und einer von ihnen wirst DU sein, Zero."

Ich habe ihre Worte verstanden, ganz deutlich. Aber der Sinn ihrer Worte übersteigt mein Fassungsvermögen. Man darf nicht denken, dass ich dumm bin, aber was diese Priesterin namens Teela von mir verlangt, dass....Sie richtet ihre Hand auf Erts' Leichnam und das Schwert "Ernn Laties" löst sich aus seinem Griff und schwebt vor mich hin. Soll ich es etwa in Zukunft führen? Bei allen Göttern, dass kann ich nicht! Die Verantwortung, die damit verbunden ist, erschreckt mich. Ich bin kein Held und ich habe Angst. Ich bin nicht, wie die Ritter vor mir, in den Kampfkünsten ausgebildet worden, ich bin nur ein einfacher Bürger, kein Prinz. Ich bin nicht in der Lage, zu kämpfen. Niemals wäre ich der Nachfolge würdig. Niemals könnte ich einen Victim besiegen. Teela lächelt milde.

"Ich werde bei dir sein, Zero. Fürchte dich nicht. Du vermagst die Kraft dieses Schwertes jetzt noch nicht zu erkennen, doch mit der Zeit wird sich das ändern. Du bist auserwählt worden und wir, das Orakel von Zion, irrt nie. Du bist die letzte Hoffnung, die diese Welt noch hat. Nimm die Klinge in die Hand, halte sie gen Himmel und rufe: Für die Ehre von Zion. Du wirst sehen, die Macht, die daraufhin in dir entfesselt werden wird, wird dir helfen, deine Heimatstadt und deine Freunde zu retten. Aber du musst dich beeilen!"

Meine Finger zittern, als sie sich um den Knauf der Waffe schließen. Plötzlich durchfließt mich eine starke Magie, wie ich sie nie zuvor empfunden habe. Die Schneide glänzt im Licht der Kronleuchter, vibriert durch den unzureichenden Halt meiner zitternden Hand. Das Schwert ist unendlich schwer, sein Gewicht erdrückt mich förmlich, ich kann es kaum hochheben. Angestrengt richte ich die schimmernde Spitze nach oben. Mein Arm scheint taub zu werden, es ist, als hätte man mir befohlen, Hunderte von Felsbrocken auf einmal in die Höhe zu stemmen. Meine Kehle ist wie ausgetrocknet und ich bringe es kaum über mich, die Zauberformel zu rufen. Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn.
 

"FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!"

Ich habe es geschafft, es ist mir geglückt. Ein Blitz schießt in die Spitze des Schwertes und mich packt das Entsetzen. Bin ich am Ende nicht erfahren genug, um mit dieser Macht, die ich nun bekomme, umgehen zu können? Wird mich ihr Gebrauch sogar umbringen? Wieder kriecht die Angst in mir hoch, bis plötzlich Spiralen aus Licht um mich herum zu wirbeln beginnen. Ein unglaubliches Wohlgefühl erfasst mich mit einem Mal. Ein Ruck geht durch meinen gesamten Körper. Kraft explodiert in meinen Armen, Standhaftigkeit in meinen Beinen. Meine Hände werden wissend. Ich weiß plötzlich, wie man ein Schwert führt. Meine Brust schwillt an, angereichert mit einer Stärke, die mir noch völlig unbekannt ist. Ein eigenartiges Ziehen ist in meinen Schultern zu spüren, oder bilde ich mir das nur ein? Ich habe den Eindruck, als würde sich auch meine Kleidung verändern. Ein Panzer umschließt mich. Nein, kein Panzer, es ist eine Rüstung. Die Lichtwirbel legen sich. Die Verwandlung ist vorbei. Ich finde gar nicht mehr in die Realität zurück, um mich ist noch alles verschwommen. Nur langsam klar sich mein Blick wieder auf. Teela nimmt mich an der Hand und stellt mich vor einen Spiegel. Was soll das? Als wenn ich nicht wüsste, wie ich aussehe! Meine Benommenheit läßt endlich nach und ich schaue mich an, neugierig, wie ich wohl so aufgeputzt wirken mag. Doch derjenige, der mich aus dem Spiegel heraus anstarrt, ist ein Fremder. Das bin nicht ich! Ich will die Erscheinung berühren, fahre jedoch vor dem kalten Glas zwischen uns zurück. Was ist mit mir geschehen? Lange Beine, kräftige Arme, eine muskulöse Brust, prunkvoll mit weißem, fließenden Stoff und Gold umrandet, ein wehender Umhang, der von breiten Schultern zu Boden fällt....

Das, was mir gegenüber steht, ist nie und nimmer die Gestalt eines 15jährigen Jungen, denn es hat die Statur eines Mannes. Meine eigenwilligen, stacheligen Haare, die jeden Friseur von Troy zur Verzweiflung treiben, sind verschwunden. Statt dessen wallt eine Flut glatten, dunkelbraunen Haares um meine Schultern, und im Nacken ertaste ich ein Zopfband. Meine Augen haben auch ihre Farbe beibehalten, aber sie sind die eines Erwachsenen. Das Schwert in meiner Hand ist leicht wie eine Feder.

"Wer....wer ist das?" frage ich unsicher und beiße mir im selben Moment verwirrt auf die Lippen. Diese Stimme ist nicht die meine....! Sie ist tiefer, weicher, männlicher....Was ist mit mir passiert? Die Priesterin lächelt wieder geheimnisvoll.

"Das ist deine magische Gestalt als Ritter von Zion, dein Alter Ego. Du brauchst diese neue Gestalt, denn die Victims sind anders als alle anderen Dämonen früherer Zeiten. Sie sind intelligent und lernfähig. Wenn sie allein durch Sehen erkennen können, wer du bist, dann wäre es ihnen ein Leichtes, dich zu töten, bevor du auf deine Kräfte zurückgreifen kannst. Das ist viel zu riskant. Solange du als Ritter von Zion kämpfst, wirst du in dieser Form auch den Namen ,Zero' ablegen müssen. Nach der Verwandlung wirst du in Zukunft Helios heißen, der Krieger der Hoffnung. Lass dein Licht für diesen Planeten leuchten und nun geh und rette Troy!"
 

Mit diesen Worten wird Priesterin Teela vor meinen erstaunten Augen zu einem Drachen und ihre Freundinnen folgen ihrem Beispiel und werden zu Adlern. Ich steige auf den Rücken Teelas und begleitet von den vier Vögeln fliege ich meiner Heimatstadt entgegen. Kurz, bevor wir das Stadttor erreichen, entschwinden die Adler in alle Himmelsrichtungen.

"He! Wo wollt ihr hin?!"

>> Sorgt Euch nicht, Master. Meine Kameradinnen erfüllen ihr Schicksal, ihre eigene Suche. Sie eilen, um Eure Mitstreiter zu erwecken. <<

"Meine Mitstreiter? Soll das heißen....es gibt noch andere Auserwählte?"

>> Oh ja. Die Legendären Ritter von Zion waren zu fünft. Das Orakel hat gewählt. Ihr kennt diejenigen, die Euch helfen werden, Helios. Vertraut auf unser Urteil. <<
 

~~ Hieads POV ~~
 

Zero ist bei den Verwundeten zurückgeblieben. Das gefällt mir nicht. Sicher, wir streiten uns oft und sind eigentlich selten einer Meinung, aber dennoch sind wir die besten Freunde. Wir kennen uns schon von klein auf und ich habe ihn getröstet, als er seine Eltern verlor. Den Verletzten, dem das Bein ausgerissen wurde, haben wir mittlerweile zu Lady Croford gebracht. Clay ist erschöpft, weil er seine Gabe, die Telekinese, so lange einsetzen musste. Im Krankensaal wird es allmählich voll. Die Angst und die panikverzerrten Gesichter der Menschen, die Schreie der Unschuldigen, die getötet werden, das unnatürliche Fauchen des Victims....ein eisiger Schauer rinnt mir über den Rücken.

"Medikus", wende ich mich an die Ärztin, die gerade ermattet, wie immer nach einer Heilprozedur, die nunmehr unnötigen Verbände eines Patienten aufwickelt.

"Euer Schüler, Zero Enna, ist noch da draußen. Erlaubt mir bitte, ihn zu suchen."

Sie nickt und gleich darauf kämpfe ich mich durch das wilde Getümmel in den Straßen, das heute Morgen noch so fröhlich war und nun einem Szenario des Schreckens gewichen ist. Flammen züngeln aus den Häusern und beißender Rauch dringt in meine Atemwege. Ein altbekanntes Bild schiebt sich in mein Blickfeld und ich verhalte entsetzt in meinen Schritten. Die Schmiede! Die Schmiede brennt! Meister Grambold! Er ist nicht mehr der Jüngste, ob er rechtzeitig fliehen konnte....? Plötzlich vernehme ich einen eigenartigen Aufschrei über mir. Es ist ein türkisfarbener Adler.

>> Folge mir. Dein Lehrer ist in Gefahr! <<

Ich weiß, dass ich nicht träume. Und doch kann ich es nicht glauben. Meine Füße machen sich selbständig und folgen dem Tier hinein in die Flammenhölle. Ich weiß, dass ich die feurigen Zungen an meinem Körper spüren, dass ich vor Schmerzen schreien müsste, doch ich merke nichts. Es ist, als wichen die Flammen vor mir zurück. Meister Grambold ist ohnmächtig geworden, sein schwerer Leib liegt reglos neben dem Schmelztiegel. Ich laufe auf ihn zu, unterdrücke ein Husten und schlinge meine Arme um ihn. Der Rauch vernebelt mir die Sicht und die Hitze um mich herum wird unerträglich. Auch wenn das Feuer mich nicht einkreist, die Hitze bleibt und mir ist, als verglühe ich wie ein Stück Eis im grellsten Sonnenschein. Der massige Körper meines Ausbilders wird mir zur Last, die Kräfte verlassen mich. Meister Grambold rutscht von meinen schwachen Schultern. Tränen schießen mir aus den Augen, um mich vor der heißen Aura zu schützen. Ich schwanke, verliere das Gleichgewicht und falle....in den Schmelztiegel....Das....ist....mein Ende....
 

Ich erwache. Es ist angenehm warm und ich fühle mich geborgen und sicher. Ist das der Tod? Vor mir läßt sich der schöne Adler nieder und betrachtet mich. Ist er etwa der Bote für alle Sterbenden? Sah ich ihn deshalb draußen über der Schmiede kreisen? Da strahlt er auf einmal ein helles Licht aus und nimmt die Gestalt einer jungen Frau an. Doch je länger ich sie mustere, um so deutlicher wird mir bewusst, dass sie gar nicht jung ist, sondern einfach nur alterslos. Sie lächelt freundlich.

"Ich bin glücklich, dich zu treffen, Hiead. Es ist an der Zeit, dass du deinem Schicksal folgst."

"Meinem Schicksal? Bedeutet das, dass ich noch lebe?"

"Ja. Dir ist etwas Großes bestimmt. Sag, erkennst du dieses Schwert?"

Zwischen ihren elfenbeinernen Händen erscheint eine Lichtkugel und verwandelt sich in eine Waffe. Es ist eine prächtige Schmiedearbeit, wie ich sie wohl nie hinbekommen würde. Die Klinge glänzt wie feuriges Metall, noch im Glühprozess begriffen, und doch scheint es fest und hart zu sein, wie fertig geformt. Der Griff ist mit Gold überzogen und hier und da rot bemalt; in der Mitte prangt ein kostbarer Rubin. Wer immer es geschmiedet hat, war ein wahrer Meister seines Fachs. Über den Knauf schlängelt sich ein kunstvolles Muster, das mich an Flammen erinnert. Und da erkenne ich es und mein Herzschlag setzt eine Sekunde aus. In zahllosen Büchern habe ich es bereits auf Abbildungen gesehen. Das Schwert von Sir Yu Hikura, dem Herrscher des Feuers und Krieger der Tapferkeit, einem der Legendären Ritter von Zion! Wie kann das sein?!
 

"Hiead....an deinen Augen erkenne ich, dass du weißt, wem diese Waffe einstmals gehörte. Doch das liegt Ewigkeiten zurück. Es ist jetzt an dir, diese Klinge zu führen. Deswegen bin ich hier. Ich bin Megara, eine der Hüterinnen der Mächte von Schloss Zion. Wenn du deinen Lehrmeister und die Stadt wirklich retten willst, dann nimm es in die Hand und rufe: Für die Ehre von Zion. Bitte tu es! Auch Zero wird auf deine Hilfe hoffen."

Ihre Erscheinung beginnt zu verblassen.

"Zero? Was hat das mit Zero zu tun?! Warte! Du kannst doch nicht...."

Doch all mein Protest ist sinnlos, das verstehe ich in diesem Moment. Die Wärme um mich herum wächst wieder zu einer grauenhaften Hitze an. Ich muss es tun! Ich muss und dennoch greifen meine Hände widerwillig nach der Klinge. Ich unterdrücke einen Schrei des Schmerzes, als meine ungeschützte Haut den Griff berührt. Er ist sengend heiß, und Brandblasen bilden sich auf meinen Fingern. Ich verbeiße mir den Gedanken an Flucht, denn ich weiß, dass ich keine andere Wahl habe, jetzt und hier. Ich packe zu und Rauschschwaden steigen von meiner Hand empor, deren Fleisch bis auf die Knochen verbrannt wird. Das Schwert weigert sich. Es will mich nicht akzeptieren.

"Tellia Kallisto!" brülle ich gegen das zischende Geräusch der Flammen an, die um den Knauf züngeln wie giftige Schlangen. Es ist der Name des Schwertes.

"Hör mich an! Vielleicht bin ich nicht würdig, der Nachfolger deines früheren Herrn zu werden, aber bitte! Bitte gib mir die Kraft, meine Heimat, meine Freunde, die Menschen, die mir wichtig sind, zu retten! BITTE!!!"

Die schreckliche Hitze lässt nach. Meine Haut regeneriert sich wieder und die Blasen verschwinden. Die stickige, verrauchte Luft löst sich auf und ich kann frei atmen. Langsam steige ich nach oben und breche durch eine Schicht geschmolzenen Metalls. Ich bin in den Tiegel gefallen, aber ich lebe! Vorsichtig klettere ich aus der Schmelzmasse und betrachte die Waffe. Automatisch halte ich sie in die Höhe.
 

"FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!"

Mein Körper wird, kaum dass ein Blitz in die Spitze eingeschlagen ist, von Feuer eingeschlossen. Eine unglaubliche Kraft erwacht in mir, heiß, verzehrend und unbesiegbar. Ich scheine mit der neuen Magie in mir zu wachsen, Stärke durchflutet mich. Ich fühle, wie eine Rüstung mich schützend umgibt und mit einem Mal weiß ich auch, wie man mit einem Schwert umgeht, obgleich ich es nie gelernt habe. Endlich öffne ich meine Augen und ohne länger darüber nachzudenken, stecke ich die Klinge erst einmal in die Scheide und trage Meister Grambold nach draußen an die frische Luft. Nach und nach kommt er zu sich, hustet krampfhaft und blickt mich aus glasigen Augen heraus dankbar an.

"Habt vielen Dank, edler Herr. Euer mutiges Einschreiten hat mich vor dem Tod bewahrt." Sein respektvoller Ton und die ehrerbietige Anrede verblüffen mich. Er wird doch noch seinen eigenen Lehrling erkennen?

"Geht es Ihnen wirklich gut?" erkundige ich mich, erstarre aber praktisch sofort. Das ist doch nicht meine Stimme, die das eben gesagt hat! Er nickt stumm und erhebt sich mühsam. Um meine Verwirrung noch zu steigern, stelle ich fest, dass ich meinen Lehrer auf einmal sogar um einiges überrage. Das ist unmöglich, ich bin schließlich noch nicht ausgewachsen!

"Wie ist Euer Name?" will er von mir wissen. Was zum Teufel soll das? Er weiß doch, wie ich heiße!

"Mein Name ist Ignis" entgegne ich, erschrecke darüber aber noch mehr. Mein Name ist HIEAD, nicht Ignis! Was hat das alles zu bedeuten?! Ohne auf seinen überraschten Ausruf zu achten, lasse ich Meister Grambold stehen und stürze davon, direkt in die Einkaufsstraße, an einem Laden mit Kleidern und anderem Stoffwerk vorbei. Mein Bild wird von einem der Spiegel zurückgeworfen, die draußen vor dem Geschäft stehen. Aber es bin nicht ich, der mich da ansieht. Er trägt eine prachtvolle Rüstung mit Rot und Gold, einen weiten Umhang und das "Tellia Kallisto" glitzert stolz an seinem Gürtel. Er ist groß und stattlich, mit granatfarbenen Augen und langem, silbernem Haar, das seinen Rücken bedeckt wie ein Mantel. Seine Gesichtszüge sind männlich und fein geschnitten, fast aristokratisch. In seinem linken Ohr leuchtet ein Ohrring. Wer....? Da verschwimmt die Gestalt und Megara taucht im Spiegel auf.

"Erkennt Ihr Euch schon selbst nicht mehr, Master? Das seid Ihr, Euer Alter Ego, Sir Ignis, der Krieger der Tapferkeit. Der Name bedeutet ,Feuer'. Ihr seid nun ein Ritter von Zion und Eure Aufgabe ist es, diesen Planeten vor den Victims zu verteidigen. Seht Ihr den Drachen dort am Himmel?"

Ich schaue hinauf und mein Atem stockt unwillkürlich. Auf dem Rücken des Wesens sitzt ein weißgekleideter Kämpfer, ebenfalls angetan mit einer goldüberzogenen Rüstung. Ich kann es mir nicht erklären, doch er kommt mir seltsam bekannt vor....

"Das ist Sir Helios, Euer Mitstreiter. Ich werde Euch beistehen, Master. Es ist soweit. Eine neue Ära von Kriegern ist geboren worden."

Damit nimmt Megara die Gestalt eines majestätischen Drachen an und ich klettere auf ihren Rücken. Eine mir noch fremde Flamme lodert in meiner Brust. Die Kraft, mit der ich kämpfen werde. Denn....ich bin....auserwählt....
 

~~ Yamagis POV ~~
 

Zero ist blöd! Warum muss er mir solche Sorgen bereiten, indem er mitten im Schreckensumfeld dieser scheußlichen Kreatur bleibt?! Und jetzt ist auch noch Hiead wie vom Erdboden verschluckt! Es gibt doch nichts Schlimmeres als Freunde, die meinen, an sie würde keiner denken! Ich gebe ungern zu, dass ich mich um jemanden sorge und dass ich Zero umarmt habe, Mann, da hat's mich wohl wieder gepackt, so was Peinliches! Argh, ich hänge an diesen Nichtsnutzen und Idioten, ich kann es nicht ändern! Clay schläft. Kein Wunder, seine Gabe den ganzen Weg über einzusetzen, bis wir den Verwundeten zu Lady Croford transportiert hatten, das strengt an. Und wie mag es wohl Roose gehen? Zero hat zwar gesagt, er hätte ihm die Medizin gegen das Fliegenfieber bereits gegeben, aber schlummerte der Bursche tatsächlich der Gesundung entgegen, oder....? Ich stehe auf und marschiere unruhig auf und ab. Wie mich das nervt! Ich kann der Ärztin nicht helfen, weil ich mich mit Heilkräutern und dem anderen Mist nicht auskenne, ich kann nur dumm hier herum hocken und nichts unternehmen! Wie ich das hasse! Die Schreie der Verzweifelten, der Fliehenden, der Sterbenden, der Verletzten, der Männer, Frauen und Kinder, Alte wie Junge, Arme wie Reiche, Gesunde wie Kranke, dringt wie ein übler Geruch in alle Ritzen und hinterlässt ein immer wiederkehrendes, grauenhaftes Echo.
 

Ich fühle mich nutzlos, müde und verbraucht. Ich ertrage es einfach nicht, niemandem helfen zu können. Aber was könnte ich schon tun? Ich bin noch ein Kind, noch nicht einmal alt genug, um dem Gesetz nach als erwachsen zu gelten, und somit würde ich auch nirgendwo eine Waffe ausgehändigt bekommen, selbst, wenn ich die Gelegenheit hätte, zu kämpfen. Ich seufze und trete ans Fenster, das zum Fluss hinausgeht. In Troy wüstet das Verderben und ich verkrieche mich wie ein Wurm in seinem Erdloch! Das Rauschen des unter mir liegenden Stroms dringt an meine Ohren und ich spüre, wie eine Welle der Ruhe und Zuversicht in mir aufsteigt. Wasser übt von jeher eine beruhigende Wirkung auf mich aus, nicht nur, weil es zufällig mit meiner Gabe zusammenhängt. Ich bin verbunden mit diesem Element, es gleicht die anderen Komponenten meines Charakters wunderbar aus. Dahinfließen, über Berge, durch Wälder und Täler....das kühle Nass sieht die ganze Welt, reist an viele Orte und begegnet vielen unterschiedlichen Menschen. Ach verdammt, hör sich das einer an! Ein Monster greift uns an und ich sitze hier und philosophiere! Plötzlich ist mir, als würde in den blauen Fluten etwas schimmern. Ist das möglich? Das Rauschen verdichtet sich in meinem Kopf zu einer merkwürdigen, lockenden Melodie.

>> Komm. Komm herunter. <<

Wie von einem unsichtbaren Zauber erfasst, steige ich auf das Fenstersims und springe hinein in die kristallklaren Wogen. Ich war immer ein guter Schwimmer, doch irgendwie ist es jetzt anders. Kaum, dass ich untergetaucht bin, werde ich von einem Strudel zum Ringelreihen eingeladen und in die Tiefe gezogen. Soll ich auf diese Weise sterben, in den Armen meines geliebten Wassers? Warum nicht? Das ist mir lieber, als von einem Victim gemächlich von oben nach unten aufgeschlitzt zu werden....die Luft wird knapp. Dann weiß ich nichts mehr. Alles ist schwarz.
 

Als ich wieder zu mir komme, befinde ich mich in einer Art Grotte oder Höhle. Hatte ich noch vor wenigen Augenblicken das Gefühl, meine Lunge würde platzen, so merke ich jetzt nichts mehr davon. Unschlüssig wandere ich durch die eisig kalten Gänge dieser unterirdischen Halle. Da! Schon wieder dieses Schimmern! Ich stolpere weiter und gelange zu einem Felsen, der die Form eines Fisches hat. In seiner Rückenflosse steckt ein Schwert, von dem ich glaube, es schon einmal gesehen zu haben. Komisch, dabei bin ich in Waffenkunde nun wirklich nicht sonderlich bewandert. Auf einmal höre ich ein eigenartiges Blubbern und vor dem Stein steigen Blasen nach oben. Nach und nach bildet sich Schaum und schließlich spritzt eine Fontäne reinen Wassers heraus. Aus der nassen Wand heraus tritt eine Frau mit langem türkisen Haar und ebensolchen Augen. Sie lächelt gütig und bedeutet mir, keine Angst vor ihr zu haben.

"Ich freue mich, dich zu sehen, Yamagi. Ich habe schon lange auf dich gewartet."

"Auf mich? Sie verwechseln mich wohl, ich bin Ihnen noch nie begegnet, ganz sicher. Was.... was wollen Sie von mir? Wo bin ich? Und wer sind Sie überhaupt?"

"Mein Name ist Elia. Ich bin eine der Hüterinnen der Mächte von Schloss Zion."

"Schloss Zion? Sie meinen den Palast aus den alten Legenden über die Ritter? Machen Sie keine Witze, veralbern kann ich mich selber!"

"Aber ich sage die Wahrheit. Du kennst doch dieses Schwert, oder?"
 

Widerstrebend betrachte ich die Waffe etwas genauer und ein seltsames Kribbeln durchläuft mich, als ich ihr zustimmen muss. Ja. Ich kenne dieses Schwert - weil ich es bereits zig Mal in Büchern gesehen habe, auf Wandfresken, selbst auf den Mosaiken, mit denen der Boden des Thermalbades ausgelegt ist, das meine Eltern führen....Das Schwert von Sir Gareas Elidd, einem der Ritter von Zion. Hier?! Wie kann das sein? Träume ich? Oder bin ich schon tot?!

"Nein, du träumst nicht. Und tot bist du gewiss nicht." antwortet sie mit einem melodischen Lachen, das jener Melodie, die mich zum Wasser rief, erstaunlich ähnlich ist. Kann sie etwa Gedanken lesen?

"Du bist hier, weil du auserwählt worden bist, Yamagi. Es ist an dir, dieses Schwert erneut zu führen und die Nachfolge Galews als Krieger der Wahrheit anzutreten. Nimm es in die Hand und sprich die Zauberformel: Für die Ehre von Zion. Dann wird die Kraft in dir erweckt werden, die du benötigst, um gegen das Böse zu kämpfen. Du hasst es doch, untätig herumzusitzen, ganz wie dein Vorgänger. Jetzt hast du die Chance, deine Heimat zu beschützen. Zögere nicht, denn die übrigen Ritter werden deine Hilfe brauchen."

Sie löst sich in kleine, silberne Tropfen auf und wird zu einer Pfütze, die in einen Spalt im Boden sickert und verschwindet. Ich starre fassungslos hinterher. Und das soll wirklich kein Traum sein? Ich bin in höchstem Grade durcheinander, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe nie gelernt, wie man eine Klinge einsetzt, denn ich bin ja kein Krieger, sondern nur Thermenangestellter, noch dazu in der Ausbildung. Aber wenn es sich hier um die Realität handelt, bedeutet das, dass ich endlich die Chance erhalte, auf die ich gehofft habe....Ich strecke meine Hand aus und versuche, die Waffe aus dem Felsen zu ziehen, doch es gelingt mir nicht, denn der Griff ist feucht und glitschig, als hätte man ihn aus Meergestein gefertigt. Meine Finger rutschen immer wieder ab. Verdammter Mist! Wie soll ich denn kämpfen, wenn ich nicht mal dieses vermaledeite Ding rauskriege?! Da habe ich eine Idee. Ich konzentriere mich auf meine Gabe und vereise den Felsen, stärker und immer stärker. Endlich platzt er und ein tiefer Riss zieht sich durch das modrig-nasse Gestein. Die Klinge ist von Moos und Algen überwuchert, aber noch tadellos scharf. Sie glänzt matt in dem dämmrigen Licht. Ich halte das Schwert nach oben Richtung Himmel und rufe:

"FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!"
 

Unter der Wucht des Blitzes, der in die Spitze donnert, sacke ich in die Knie, doch bevor ich es von mir werfe, erheben sich Wasserstrahlen um mich herum und schließen mich ein. Eine große Ruhe breitet sich in mir aus. Mein Körper wird, so scheint es jedenfalls, in die Länge gezogen, doch es tut kein bisschen weh. In meinem Gesicht spüre ich ein ähnliches Ziehen, doch ich habe keine genaue Erklärung dafür. Eine unbeschreibliche Kraft entspringt in mir wie eine kleine, neugierige Quelle zunächst, die plötzlich zu einer gigantischen Sturzflut anwächst und sich überall in meinen Gliedern verteilt. Endlich lässt das Wasser von mir ab und ich eile zu dem natürlichen See in der Mitte der Grotte, um mich zu begutachten. Ich neige mich über die spiegelnde Oberfläche und ein Fremder erwidert meinen Blick. Bin das ich? Ausgeschlossen! Ich stehe auf und drehe mich hier hin und dort hin. Die Figur im See macht die gleichen Bewegungen wie ich, also muss ich es sein, aber ich habe mich verändert. Nicht nur, dass ich jetzt groß und breitschultrig bin, mit langen Beinen und muskulöseren Armen, gekleidet in eine Rüstung mit Gold und Blau, auch meine Züge sind anders. Ihre kindliche Weichheit hat sich restlos verloren, meine Augen sind etwas schmaler und insgesamt sehe ich aus wie ein erwachsener junger Mann. In meinem linken Ohr glitzert ein Ohrring mit einem blauen Stein daran, der geformt ist wie ein Wassertropfen. Mein Haar ist länger als früher, einige Strähnen fallen über meinen Nacken (in etwa so wie bei Tasuki aus "Fushigi Yuugi") und in mir ist ein Wissen, das ich zuvor nicht besass, zum Beispiel weiß ich genau, wie ich ein Schwert verwenden kann.

"Elia! Bist du noch da?"

Selbst meine Stimme ist die eines Mannes und ich schlucke erst einmal erschrocken hinunter. Daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen. Die Priesterin erscheint vor mir und schmunzelt.

"Seid Ihr bereit für Euer erstes Gefecht, Master? Dann möchte ich Euch Euren neuen Namen nennen - in dieser Gestalt seid Ihr Sir Lacus, der Krieger der Wahrheit. Der Name bedeutet ,See'. Auf, eilt an die Seite Eurer Freunde!"

Ich will eben etwas erwidern, als sie sich in einen riesigen Drachen verwandelt. Ohne groß zu überlegen, steige ich auf Elias Rücken und wir lösen uns in einen gleißenden Lichtstrahl auf. Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich auf meinem Reittier über den Dächern von Troy schwebe, in einiger Entfernung kann ich zwei andere Kämpfer mit Drachen erkennen, der eine weiß, der andere rot gekleidet.

>> Die Stunde, die Euer Schicksal erwählte, ist gekommen. Folgt Eurer Bestimmung. <<

Ich ziehe mein Schwert, das "Eeva Leena", und mache meinen Feind ausfindig. Jetzt verfüge ich über die Macht, etwas zu tun....!

Wie alles begann (Teil 3)

Und ein neues Kapitel. Diesmal Clays und Roose' POV, und zum Schluss

noch mal Zeros POV. Viel Spaß!
 

Kapitel 3: Wie alles begann (Teil 3)
 

~~ Clays POV ~~
 

Mein Kopf schmerzt und ich richte mich mühsam auf. Lady Croford huscht an mir vorbei, von einem Verletzten zum anderen. Verwirrt blicke ich mich um. Wo ist Hiead? Und wo steckt Yamagi? Mein ganzer Körper ist noch wie von einer ungeheuren Last zu Boden gedrückt. Noch nie zuvor hat mich der Einsatz meiner telekinetischen Kräfte so sehr angestrengt. Der Victim tobt wie Fleisch gewordene Angst und Grausamkeit über meiner Heimatstadt und ich bin so machtlos....! Sicher, innerhalb meiner Freunde bin ich nie der Mutigste gewesen, aber wenn man mit der Gefahr aufwächst, zwingt das einen, schneller heranzureifen und erwachsen zu werden. Vielen wäre es anders lieber gewesen....Ich seufze. Da höre ich, wie jemand gegen die Scheibe des Fensters klopft. Ich drehe mich um und sehe einen türkisfarbenen Adler, der mit seinem spitzen Schnabel gegen das kalte Glas tippt. Neugierig nähere ich mich. In meiner Freizeit beschäftige ich mich viel mit Vögeln, aber solch einer wie dieser ist mir noch nie unter die Augen gekommen. Ich öffne die Läden und das anmutige Tier hockt sich vertrauensvoll auf meinen Arm. Wie zutraulich - so etwas habe ich noch nie erlebt.

>>Ich habe schon lange auf dich gewartet, Clay Cliff Fortran.<<

Ich blinzele und schüttele wild den Kopf. Habe ich das gerade geträumt? Schlafe ich mit offenen Augen? Oder hat der Adler eben wirklich gesprochen? Nein, das kann doch nicht sein!

>>Du hegst Zweifel, nicht wahr? Aber meine Stimme ist real, genauso real wie du. Du glaubst mir nicht?<<

"Wer....nein....WAS bist du?" frage ich, überrumpelt von dieser seltsamen Begegnung, die mir zuteil wird. Meine Stimme zittert ein bisschen.

>>Mein Name ist Silfee. Und dieser Name ist dir gewiss nicht unbekannt, denn du bist belesen und kennst die Legende der Ritter Zions in- und auswendig.<<

Ich nicke mechanisch und krame in meinem Gedächtnis nach dem Namen, den der Vogel mir genannt hat. Ja, ich kenne ihn - ich kenne ihn ganz sicher....Silfee. Wo habe ich das schon mal gesehen? In einem der Geschichtsbücher....'Eine der Hüterinnen der Mächte von Schloss Zion. Sie bewacht das Schwert der Luft, Agui Keameia. Der erste und letzte Träger dieser Waffe war Sir Rioroute Vilgyna, der Krieger der Freiheit.' DAS IST ES!! Aber was sollte die Priesterin von mir wollen?
 

>>Folge mir.<<

"Folgen? Wohin? Was....was...." Weiter komme ich nicht. Vor meinen ungläubigen Augen verwandelt sich der Adler in einen majestätischen Drachen mit glitzernden Schuppen und gigantischen Schwingen.

>>Steig auf.<<

Da mir wohl nichts anderes übrig bleibt, gehorche ich und klettere auf den Rücken des Wesens. Wir fliegen hinauf in den sich rot färbenden Himmel. Aber es ist doch noch heller Tag? Dann blicke ich auf Troy hinunter und begreife. Die Flammen der Zerstörung und des Todes, entfacht vom ungestümen, unbezähmbaren Wüten des Victims, malen ihr Verderben über die Wolken und das ehemals so strahlende Blau. Der Wind ist heiß und unangenehm. Meine Kehle beginnt zu brennen und ich huste krampfhaft.

>>Halt dich fest!<<

Ihre Aufforderung kommt keinen Moment zu spät. Im nächsten Augenblick nimmt unser Flug eine rasende Geschwindigkeit an und ich muss die Augen schließen, weil alles sich vor mir dreht und verschwimmt. Wir steigen höher und immer höher, durchstoßen Wolken und scheinen der Sonne so nah, dass ich meine, sie berühren zu können. Mit einer Hand schütze ich mich gegen das grelle Licht und linse durch meine nun wieder halb geöffneten Lider. In der Ferne erkenne ich ein merkwürdiges Gebilde, das im Himmel schwebt, aber Meilen und Meilen und Meilen über den Menschen, die sich dort unten in Furcht und Schmerz winden, ohne die Hoffnung, gerettet zu werden. Nach und nach vermag ich eine Art Berg auszumachen, aus dessen einer Seite, die sich uns zuwendet, eine Tempelfront aus dem Stein herausgeschlagen wurde. Silfee landet und ich rutsche von ihrem Rücken. Langsam gehe ich auf dieses beeindruckende Bauwerk zu. Es ist tatsächlich ein Tempel, der Eingang flankiert von zwei marmornen Pferden mit Flügeln und ich fühle mich sogleich an Pegasus erinnert.

>>Das ist die Heilige Stätte des Königreiches Avalon, der Ort, an dem die Herrscherfamilie dem fliegenden Pferd huldigte, ihrem Wappentier. Ich habe dich hierher gebracht, weil du auserwählt worden bist, seine Nachfolge anzutreten.<<

Sie, die daraufhin die Gestalt einer schönen Frau mit langem, türkisen Haar annimmt, gewandet in eine elegante Priesterrinnen-Robe, sagt dies in einem Ton, als hätte ich die ganze Zeit nur darauf gewartet, dass sie es endlich ausspräche.

",Seine' Nachfolge? Wessen denn?"

"Sir Rioroutes."

Ihre Stimme klingt jetzt fast menschlich.

"ICH?!?! Die Nachfolge eines Ritters von Zion?! Das kann unmöglich sein!! Du bist sicher, dass du mich nicht mit jemandem verwechselst? Ich bin gewiss nicht der Richtige für diese Aufgabe!"

"Doch, du bist es. Das Orakel irrt nie. Komm mit."

Immer noch ungläubig und keineswegs davon überzeugt, dass sie nicht doch einen unverzeihlichen Fehler begeht, eile ich ihr nach, als sie im Inneren des Tempels verschwindet. Sie führt mich durch einen endlosen Gang, der schließlich doch irgendwann aufhört. Er mündet in einen Schrein, in dem ein Sockel steht, reichgeschmückt mit Gold und Bernstein, verziert mit schönen Verzierungen, die zarten Federn ähneln. Obenauf liegt ein prachtvolles Schwert und ich halte kurz den Atem an, denn es ist nicht irgendein Schwert.

"Das....das ,Agui Keameia'!" hauche ich ehrfürchtig und streiche zögernd mit einem Finger über das kühle, glänzende Metall der Schneide. Der Griff wird von einem Falken mit ausgebreiteten Schwingen geformt, der Knauf ist ein Pferdekopf. Wieder Pegasus, wie ich vermute. "Nimm es in die Hand." befiehlt mir die Hüterin.

Meine Hand packt mehr oder weniger automatisch zu. Ich hebe es hoch....und liege binnen einer Sekunde auf dem Boden. Die Waffe wiegt mindestens mehrere Tonnen!

"Zuerst einmal solltest du das Gleichgewicht in den Griff bekommen."

"Sehr komisch! Ich habe dir doch versucht zu erklären, dass du dich irrst. Wenn ich wirklich auserkoren wäre, dann müsste ich dieses Ding....puh....doch heben können!" presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen ungehalten hervor. Mit aller Kraft stemme ich das zenterschwere Etwas in die Höhe, doch "in die Höhe" ist eigentlich zu viel gesagt, denn ich schaffe es gerade mal, nicht wieder umzufallen. Meine Finger schmerzen bereits von der Anstrengung und Schweißtropfen rinnen über meine Stirn. Es ist, als ziehe ein unbarmherziges Gewicht von bleiernen Ketten mich hinunter, vermutlich würde nicht mehr viel fehlen und ich breche durch den Boden und würde zur Erde hinabstürzen.

"Höher."

"Höher?! Du hast gut Reden, du musst es ja nicht schleppen!"

Ich bin zornig und enttäuscht. Eine winzige Hoffnung hatte in mir gekeimt, dass ich Troy vielleicht doch vor dem Monster retten könnte und jetzt....Ich beiße mir auf die Lippen und fluche leise. Das ist nicht fair! Wenn das hier wirklich meine Chance sein soll, muss ich doch in der Lage sein, das Schwert zu heben! Meine Knochen knacken, als würde ich unter einem Felsblock begraben. Ein heiseres Stöhnen würgt sich aus meiner Kehle herauf.

"Für die Ehre von Zion, Clay. Das ist der Zauberspruch. Er wird dir die Last nehmen, wenn du das Schwert einmal gen Himmel gerichtet hast."

Bei ihr klingt das so einfach. Mit einem entmutigenden, lauten Klirren fällt es zurück auf die Marmorplatten, ich sacke in die Knie und untersuche meine Hände. Obwohl ich es erst für so kurze Zeit gehalten habe, habe ich Schwielen und meine Haut zieht und brennt.
 

"Silfee." flüstere ich schwach. "Ich bin es nicht, versteh doch! Ich kann nicht auserwählt sein...."

"Oh doch, du kannst! Warum versuchst du es nicht einmal auf andere Weise?"

"Was meinst du?"

"Vielleicht läßt sich das ,Agu Keameia' nicht durch bloße Muskelkraft bezwingen. Es ist das Schwert des Kriegers der Freiheit."

"Und was nützt mir das?" entgegne ich gereizt. Sie lächelt nachsichtig.

"Denk darüber nach. Der Mensch ist an seinen Körper gebunden, er ist nicht frei."

"Aber...."

"Ja?" ermuntert sie mich, als warte sie auf meinen Widerspruch. Vielleicht tut sie das tatsächlich. Ihre Augen schimmern so geheimnisvoll, als wäre alles Wissen dieser Welt in ihr eingeschlossen und sicher verwahrt.

"....aber die Seele eines Menschen und sein Geist sind frei. Soll das heißen...."

"Richtig. Hebe das Schwert nicht mit der Kraft deiner Arme, sondern mit der Kraft deines Herzens."

"Ist mein Herz stark genug dafür?" frage ich zweifelnd.

"Du bist hier. Das ist Beweis genug."

Ich schließe die Augen und konzentriere mich. Wenn es mir gelingt, die Macht dieser Waffe zu entfesseln, kann ich meine Heimat beschützen und die Menschen, die mir wichtig sind. Ich rufe mir Momente mit meinen Freunden in Erinnerung, stelle mir vor, wie schön Troy in jeder Jahreszeit ist, im Zauber des duftigen Frühlings, im blendenden Sommer, im bunten Herbst und im grimmigen Winter....Eine unglaubliche Zuversicht durchfließt mich. Ich möchte kämpfen, um das, was mir teuer ist, zu verteidigen....

Meine Hand packt das "Agui Keameia".

Ich hebe es hoch als wäre es leicht wie eine Feder.

"FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!"

Ich fühle mich mit einem Mal so leicht, so unbeschreiblich leicht. Mir ist, als würden mir Flügel wachsen und entschwebe dem Erdboden, hinauf in die unergründlichen Weiten des Himmels, ich werde getragen von einem warmen Wind....nein....ich BIN der Wind....! Ich spüre, dass eine Rüstung meinen Körper umschließt, aber auch sie übt keinen Druck auf meine Schultern aus, es scheint, als wäre sie aus Stoff....Die Windböen um mich herum legen sich und Silfee nickt zufrieden. Sie erschafft einen Spiegel und sagt:

"Betrachte dich."

Ich gehorche und starre offenen Mundes auf die reflektierende Fläche. Ein junger Mann blickt mir entgegen, großgewachsen und stattlich, mit mittellangem hellbraunen Haar, das er im Nacken zu einem Zopf gebunden trägt. Seine Züge sind edel, fein geschnitten und lassen nichts von mir mehr erkennen. Außerdem....he - wo ist meine Brille? Ich fasse mir an den Nasenrücken und ertaste kein Gestell, weil ich dem Spiegel nicht so recht trauen will. Sie ist wirklich verschwunden. Während ich mich noch sprachlos mustere, verwandelt sich die Priesterin wieder in den Drachen und ich steige auf.

>>Jetzt müssen wir zu Euren Freunden, Master. Ihr seid jetzt Sir Vento, der neue Krieger der Freiheit. Der Name bedeutet ,Wind'. Seid bereit für den Kampf.<<

"Das bin ich."

Und wir lassen den Tempel von Avalon weit hinter uns....
 

~~ Roose' POV ~~
 

Meister Rottulpe läuft wild gestikulierend durch seinen Garten und klagt über seine Blumen, die von dem Feuer, das aus dem Maul des Victims über Troy hinab regnet, verbrannt worden sind. Ich tröste ihn damit, dass ich ihm verspreche, die meisten mit Hilfe meiner Gabe wieder nachwachsen zu lassen. Obwohl ich noch geschwächt bin von den Nachwirkungen des Fliegenfiebers, bin ich soweit wieder hergestellt, dass ich aufstehen und meinem Lehrer helfen kann. Auch seine preisgekrönten azurblauen Rosen sind ein Opfer der Flammen geworden. Aber mich drückt eine andere Sorge zu Boden. Ich weiß nicht, wo meine Freunde sind und wie es ihnen geht. Und die verzweifelten Angstschreie der Menschen, das Weinen von Kindern, die ihre Eltern in all dem Tumult verloren haben, das grässliche Gebrüll des Victims, all das verdichtet sich in meinem Kopf zu einem schreckenerregenden Konzert. Warum soll ich über Pflanzen jammern, wenn so viele Menschenleben in Gefahr sind oder gar schon ausgelöscht wurden? Dennoch....meine Ohren hören auch den Schmerz der Natur. Die Bäume stöhnen unter der sengenden Hitze und die Gräser verenden mit einem hohen Schrei.

>>Roose!<<

Ich drehe mich verwirrt um. Hat Meister Rottulpe gerade nach mir gerufen? Das kann nicht sein, er ist zum hinteren Bereich des Gartens gelaufen, ich hätte ihn gewiss nicht verstanden. Auf dem Zaun in meiner Nähe sitzt aber nur ein türkisfarbener Adler. Er kann doch nicht....

>>Du bist erstaunt, nicht wahr? Aber ich bin es, die zu dir gesprochen hat.<<

Ich reibe mir die Augen und beginne mich zu fragen, ob ich nicht doch noch in den Klauen des Fiebers gefangen bin, das mich halluzinieren lässt.

>>Das ist keine Einbildung, glaub mir. Ich bin Wirklichkeit, so wirklich wie das Leid, das sich jetzt über Troy ergießt. Folge mir.<<

Ich weiß nicht, warum ich dem Vogel hinterherrenne. Es ist, als hätten meine Beine ihren eigenen Willen. Das Tier führt mich weg von der Stadt und als ich mich umwende, sehe ich ein Bild, das ich niemals vergessen werde, das Bild einer Stadt, gepackt von den Krallen der Verzweiflung, der Zerstörung und des Todes, ein flammendes Inferno und darüber die furchteinflößende Kreatur. Ich will das nicht mehr sehen! Meine Knie werden weich und ich drohe ohnmächtig zu werden.
 

>>Roose! Lauf weiter! Ich bringe dich zu einem Ort, den du gut kennst!<<

So stolpere ich weiter, den Schmerz hinter mir lassend. Wenn ich doch die Kraft hätte, dem ein Ende zu bereiten....! Endlich erreichen wir einen Platz, der mir tatsächlich bekannt ist - dort, wo der Alte Baum steht, dessen Blätter eine heilende Wirkung haben und der als Geschenk der Götter verehrt wird. In meiner Kindheit bin ich oft hier gewesen. Plötzlich wird aus dem Adler eine schöne Frau in einem kostbaren Gewand und ich weiche in abergläubischer Scheu zurück.

"Fürchte dich nicht. Ich bin eine der Hüterinnen der Mächte von Schloss Zion. Mein Name ist Helteage und ich freue mich, dich kennen zu lernen."

Sie verneigt sich und auch ich versinke in einer respektvollen Reverenz, frage mich aber zugleich, was hier eigentlich vorgeht. Ich kenne den Namen "Helteage" - sie bewachte das Schwert "Luhma Klein" von Sir Ernest Cuore, dem Krieger der Treue, einem der Ritter Zions! Das muss ein Traum sein! Aber wo schlafe ich dann? Mitten im Gurkenbeet? Sie lächelt herzlich.

"Das hier ist kein Traum und du bist auch nicht im Gurkenbeet eingeschlafen." Ich erstarre. Sie kann also meine Gedanken lesen?!

"Du bist hier, weil du auserwählt worden bist, die Nachfolge von Sir Ernest anzutreten. Sieh her."

Damit berührt sie den Stamm des Alten Baumes, die dicke Rinde weicht zurück und eingebettet im Mark des Baumes erkenne ich ein Schwert.

"Das ist das ,Luhma Klein'. Zieh es heraus, halte es in die Luft und rufe: Für die Ehre von Zion. Dann wirst du die Kraft erlangen, die du dir gewünscht hast."

"Die ich....mir....gewünscht habe....?"

"Das hast du doch vorhin gedacht, oder? ,Hätte ich doch die Kraft, dem ein Ende zu bereiten' - das war dein Wunsch. Roose. Jetzt und hier hast du die Chance, deine Heimat vor den Schatten des Bösen zu retten. Es ist eine einmalige Chance, vergiss das nicht."

Zögernd nähere ich mich dem majestätischen Baum. Das Mark leuchtet grünlich und ist von einer magischen Aura umgeben, wie ich deutlich spüre. Ich nehme den Griff in beide Hände und ziehe. Auf einmal überwuchern Lianen die Waffe und drücken sie in den Stamm zurück. Je stärke ich ziehe, um so stärker wird der Widerstand. Aber ich will nicht aufgeben! Ich setzte meine Gabe ein und lasse um die Lianen andere Schlingpflanzen wachsen, die die Triebe zurückhalten. Endlich kriege ich es heraus. Doch als ich stolz mein neues Eigentum betrachte, bemerke ich, wie eine dunkelgrüne Flüssigkeit aus dem Mark heraustritt, in dicken, schweren Tropfen. Der Baum blutet....! Ich lege meine Hand auf die verwundete Stelle und lasse neues Gewebe entstehen. Das Säuseln in den Blättern ist kein Wind, sondern ein Aufatmen.

"Verzeih mir, wenn ich dir wehgetan habe. Das wollte ich nicht. Aber dieses Schwert ist von großer Bedeutung."

Ich richte die Spitze der Klinge gen Himmel, nehme all meinen Mut zusammen und rufe die Beschwörungsformel:

"FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!"
 

Ein Reigen aus Blüten hüllt mich ein. Ich fühle die Kraft der Erde in mir aufsteigen. Vor meinem geistigen Auge ziehen die Wunder der Schöpfung vorbei, die Pflanzen, die Tiere, die Menschen....ich sehe, wie ein einzelnes Samenkorn in die Erde gebettet wird und zu einem schönen Baum heranwächst, dessen Früchte viele Kinder ernährt, die ein böses Schicksal auf die Straße verbannt hat. Die Natur macht keinen Unterschied....Stärke erfüllt meine Arme und meine Beine. Ich werde sein wie dieser Baum, fest verwurzelt im Boden, verankert wie ein Schiff im Hafen, wie ein Fels in der Brandung....

Die Verwandlung ist abgeschlossen und Helteage wird zu einem imposanten Drachen, auf dessen Rücken ich mich rasch schwinge. Als wir die Gärtnerei überfliegen, lasse ich sie landen und betrachte betrübt das, was von der jahrelangen Arbeit meines Lehrers übriggeblieben ist.

Asche.

Er sitzt inmitten der Verwüstung und schluchzt.

"Meister Rottulpe."

Er hebt den Kopf und blickt mich an, als hätte er mich noch nie gesehen. Meine rechte Hand gleitet einmal, fast einer Liebkosung gleich, über die verbrannte Erde und im nächsten Moment lebt der Garten in seiner früheren Pracht wieder auf.

"Diese Pflanzen sind von einem Schutzzauber umgeben. Kein Funken wird ihnen je wieder etwas anhaben."

Seltsam - woher weiß ich das? Mein Ausbilder sieht ungläubig und zugleich glücklich um sich, springt auf die Füße und jubelt und klatscht in die Hände vor Freude, wie ein kleines Kind. Seine Begeisterung rührt mich. Manchmal ist er ein wenig streng, aber ansonsten ein lieber Kerl.

"Ich danke Euch, ehrenwerter Herr. Habt tausend Dank! Wer seid Ihr?"

"Bitte? Aber....Ihr kennt mich doch, Meister Rottulpe."

Er schüttelt den Kopf.

"Ich merke wohl, dass Ihr mich kennt, obwohl Ihr meinen Namen nur von meinem Lehrling haben könnt. Frage mich ohnehin, wo der Junge steckt, ich mache mir Sorgen. Aber Euch habe ich gewiss noch nie hier in Troy gesehen."

Meine Gedanken verwirren sich. Mir ist klar, dass ich nicht mehr nach mir klinge, denn meine Stimme ist wesentlich tiefer, aber mein Äußeres kann sich doch nicht dermaßen verändert haben....oder?

"Wer seid Ihr also?" wiederholt er ruhig.

"Mein Name ist Arbor." antworte ich und verschlucke mich vor Schreck an meinem Atem. Arbor?! Wie komme ich denn darauf?! Da erklingen Worte von Helteage in meinem Kopf:

>>Das seid Ihr, Master. Von heute seid Ihr in dieser Gestalt Sir Arbor, der neue Krieger der Treue. Der Name bedeutet ,Baum'. Wenn Ihr mir nicht glaubt, werft einen Blick in den Teich neben den Margeriten. Jeder sieht Euch so.<<

Ich betrachte mein Spiegelbild im Wasser sehr intensiv, als wolle ich nicht glauben, wie verändert ich nun bin. Erwachsene Gesichtszüge, schmalere Augen und langes grünes Haar, das offen über meinen Rücken fällt. Auch an den Schläfen schimmern mindestens schulterlange grüne Strähnen, die bis zu meiner gepanzerten Brust reichen. Um die Stirn ist ein goldenes Band geschlungen, geformt wie ein Kranz aus Blättern.

"Ihr seid fürwahr eine vornehme Erscheinung, Herr", erklärt hinter mir Meister Rottulpe. "Ich habe eine jüngere Schwester. Sie dürfte zwar etwas älter sein als Ihr, aber Ihr könntet mit ihr eine gute Partie machen...."

Ich verneine höflich.

"Nein, verzeiht. Aber ich bin noch nicht bereit für eine Ehe."

Wie auch? Ich sehe im Moment zwar nicht so aus, aber ich bin erst ein 15jähriger Jugendlicher!

>>Master! Es eilt!<<

Helteage stupst mich mit ihrer Schnauze an und ich klettere zurück auf ihren Rücken. Wir erheben uns in die Lüfte und nähern uns der scheußlichen Kreatur, die sich "Victim" nennt. Ich blinzele erstaunt. Vor mir schweben vier weitere Drachenreiter, die ihre blitzenden Schwerter bereits gezogen haben. Ich KENNE sie....ich WEIß, wer sie sind....

"Helios! Ignis! Lacus! Vento! Ich freue mich, euch zu sehen!"

Wie kommt es, dass ich ihre Namen kenne? Ich TUE es, aber ich habe keine Ahnung, wieso! Der Kämpfer in Rot wendet sich mir zu.

"Bist nun auch du zu uns gestoßen, Arbor? Willkommen in unserer Mitte!"

Ich erwidere sein Lächeln. Irgendwie erinnert er mich mit dem silbernen Haar und den granatfarbenen Augen an Hiead....

"Seid ihr bereit?" erkundigt sich Helios in kämpferischem Tonfall. Ich ziehe mein Schwert und nicke. Der Moment unseres ersten Gefechts ist gekommen. Wir umkreisen den Victim mit gezückten blanken Klingen. Lacus wagt den ersten Schlag und trifft den Schwanz des Monsters, der nach uns geschwungen wird. Unser Feind hat uns im Visier, wütend und bedrohlich....
 

~~ Zeros POV ~~
 

Der Streich von Lacus versetzt das Biest in eine zornige Raserei. Das war zu erwarten. Sie hassen eigenen Schmerz mehr als alles andere. Meine Augen flirren über die Köpfe meiner Freunde hinweg. Ignis entsendet einen Schwall Feuer, der auf den des Victims trifft. Als beide Kräfte aufeinander prallen, wird er zurückgeschleudert und Megara schreit auf, als ihr Herr von ihrem Rücken gestoßen wird. Im selben Moment weicht Vento einer Klaue aus, die für ihn bestimmt war und springt von Silfee herunter, Ignis hinterher. Weiß schillernde Flügel breiten sich um seine Schultern. Natürlich, er kann auch selbst fliegen, er ist Luft. Bevor der Krieger der Tapferkeit aufkommt, fängt er ihn auf und bringt ihn zu seinem Drachen zurück. Ich atme auf, ganz wie Ignis auch. Arbor fliegt einmal über den Erdboden hinweg und reißt daraus mehrere Schlingpflanzen mit sich, die er wohl hat wachsen lassen. Während Helteage in gewagten Manövern um unseren Gegner herumflattert, fesselt Arbor ihn mit den grünen Ranken. Zornig heult es auf und speit eine Portion Flammen nach dem Krieger der Treue, doch Lacus geht dazwischen und stopft dem Victim im wahrsten Sinne des Wortes das Maul mit einer Wasserfontäne, die er anschließend zu Eis erstarren lässt. Teela unter mir, nähert sich vorsichtig dem Ungeheuer.

>>Jetzt, Master!<<
 

Ich ergreife mein Schwert und schlucke meine eigene Furcht hinunter.

"Schwert der Hoffnung...." setzte ich an und die Klinge erglüht in einem fast unwirklichen Licht.

"....schick Verderben!! Lass Gutes siegen...."

Das Leuchten nimmt zu und ich spüre, wie ich selbst langsam zu einem grellen Lichtblitz werde. Einem Kometen gleich fahre ich, getragen von einer unbeschreiblichen Macht, auf das Wesen hernieder.

"....Böses sterben!!!!"

Der Schlag ist präzise und unaufhaltsam. Der Kopf des Victims landet unter uns, der nunmehr leblose Körper donnert zu Boden und begräbt einen Gemüsestand unter sich. Ignis rümpft angewidert die Nase und verbrennt die sterblichen Überreste, während Lacus mit seiner Magie die übrigen Brände löscht, die noch in Troy toben. Nachdem auch das erledigt ist, landen wir und steigen erschöpft von unseren Drachen. Staunende und fassungslose Menschen stehen um uns herum und starren uns an wie ein personifiziertes Wunder. Irgendwo gewahre ich sogar das neugierige, wenngleich auch etwas abgehetzte Gesicht Lady Crofords. Unser Fürst, der Regent der Stadt Troy und der umliegenden Landschaft bzw. Lehen, Hijikata Azuma-dono, schiebt sich in den Vordergrund des Geschehens.

"Edle Herren", beginnt er, "....ich weiß Euch keinen Dank, der angemessen wäre für das, was Ihr getan habt. Die Stadt wurde gerettet durch Euren Einsatz. Möchtet Ihr einen Lohn für Eure heldenhafte Tat? Geld? Ein Gebiet? Äußert nur einen Wunsch."

"Wir sind Euch sehr dankbar für dieses Angebot, ehrenwerter Fürst. Doch wir kämpfen nicht, um uns selbst an unseren Verdiensten zu bereichern. Unsere Aufgabe ist es, Zion zu beschützen und das Böse zu besiegen. Dafür fordern wir nichts. Es genügt uns, die Erleichterung und Dankbarkeit auf den Gesichtern derer zu lesen, die wir retten konnten."

"Eine bewundernswerte Einstellung. Sagt uns, wer seid Ihr?"

"Ich bin Sir Helios, der Krieger der Hoffnung. Hinter mir meine Freunde und Mitstreiter: Sir Ignis, der Krieger der Tapferkeit, Sir Lacus, der Krieger der Wahrheit, Sir Vento, der Krieger der Freiheit und Sir Arbor, der Krieger der Treue."

Ein Gemurmel erhebt sich daraufhin in der Menge und auch Azuma-dono blickt ein wenig verblüfft drein.

"Ich kenne fünf Männer, die diese Titel einmal führten, wenn auch unter anderen Namen. Und ich meine, auch diese Schwerter zu kennen, die Ihr in Händen haltet. Und deshalb frage ich noch einmal: Wer seid Ihr?"

Ein Lächeln umspielt meine Lippen.

"Wir sind die Nachfolger derer, an die Ihr soeben gedacht habt - die neuen Ritter von Zion!"
 

Und so nahm eine neue Legende ihren Anfang....
 

EPILOG (zu Kapitel 3):
 

Teela, wieder in menschlicher Gestalt, sass auf ihrem Thron, umringt von ihren Kameradinnen. Elia warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu.

"Du hast gesagt, wir sollen warten, bevor wir ihnen offenbaren, was es wirklich bedeutet, ein Ritter Zions zu sein. Doch der Tag neigt sich seinem Ende zu, die Auserwählten haben sich zurückverwandelt, um ihr Geheimnis zu hüten und harren weiterer Kämpfe. Warum hast du sie nach dem Gefecht nicht ins Schloss gerufen?"

"Ich glaube nicht, dass sie schon reif dafür sind...."

"Reif! Das ich nicht lache! Teela, das ist nicht gut! Sie wissen nicht, welchen Preis sie für die Macht zahlen müssen, die sie zu Rittern macht!"

"Noch ist Zeit. Sie werden es früh genug erfahren...."

Alliances 1: Tsukasa, Prinzessin der Nixen

Jaaaaa, es geht weiter!!! Die Chroniken der Zukunft werden fortgesetzt - und

die der Vergangenheit auch bald! Viel Spaß beim Lesen!
 

Kapitel 4: Alliances/Teil 1: Tsukasa, Prinzessin der Nixen

PROLOG:
 

Drei Jahre sind ins Land gezogen, Jahre, in denen die Victims nicht von Zion verbannt werden konnten. Dennoch ist durch die Rückkehr der Fünf Ritter die Hoffnung zurückgekehrt und man glaubt sich nicht rettungslos verloren. Fürst Hijikata Azuma, der Regent der Hauptstadt Troy, hat die jungen Männer in seine Dienste genommen, nicht ahnend, wer sich wirklich dahinter verbirgt. Die Priesterinnen der Mächte von Schloss Zion wachen wohlwollend über die Fortschritte ihrer Schutzbefohlenen....

Zero, Hiead, Clay, Roose und Yamagi sind erfüllt und glücklich und erledigen die ihnen auferlegten Pflichten mit Ausdauer, Kraft und Mut, unterstützt von ihrer umfassenden Natur-Magie. Doch auch Schweigen hüllt Teela, die Erste Hüterin, ein. Drei Jahre sind verstrichen, ohne Antwort auf jene Frage, die Elia damals gestellt hatte.

Dass die Jungen einen Preis für ihre Macht zahlen müssen, die sie als Ritter besitzen.

Und dieser Preis könnte sehr hoch sein, denn egal, ob Ritter oder nicht - kann man von ihnen erwarten, ihre Gefühle aufzugeben? Sir Erts Virny Cocteau, der bereits verstorbene Anführer derer, die zu einer Legende wurden, hatte ein "nein" erwidert.

Heute ist ein besonderer Tag für die jungen Herrn, denn der Fürst läßt sie ins Schloss rufen, um ihnen einen Auftrag zu übergeben. Dieser Auftrag wird sie auf eine harte Probe stellen und sie werden erstmals erfahren, was es wirklich heißt, ein "Ritter Zions" zu sein - und welche Last damit verbunden ist....

Und damit beginnt die eigentliche Geschichte....
 

~~ Yamagis/Lacus' POV ~~
 

Die Wasserwirbel um mich herum senken sich und meine Gestalt hat sich prompt verändert, wenngleich ich zugeben muss, dass sie sich, seit ich 18 und fast erwachsen bin, nicht mehr so extrem wandelt wie früher einmal. Zero bzw. Helios schnallt sich sein Schwert um. Wir haben eine Einladung des Gebieters erhalten, in der er uns ersucht, seinen Palast zu betreten. Ich war noch nie dort und bin sehr aufgeregt, denn auch wenn ich zugeben muss, an prachtvollere Einrichtungen gewöhnt zu sein - das Thermalbad meiner Eltern ist schließlich nicht gerade hässlich -, ein Schloss ist sicherlich noch viel großartiger eingerichtet. Hiead/Ignis ist höchst verstimmt. Ich würde ja sagen, er hat es immer noch nicht überwunden, dass die Tochter von Professor Allecto mit sechzehn anderenorts studieren gegangen ist. Vielleicht wollte sie auch nur vermeiden, von ihrem Vater ausgebildet zu werden. Ich hätte nie gedacht, dass mein sonst so kühler Freund (Feuer! Sein Element ist Feuer! Man soll es ja nicht glauben!) Liebeskummer haben könnte. Seit dem gestrigen Kampf gegen den riesigen Victim ist seine Laune aber noch schlechter, weil seine Kräfte plötzlich versagt haben. Ob das mit dem Brief zusammenhängt, den er von Ikhny (der Professorentochter) bekommen hat? Der flatterte ihm gestern äußerst unpassend in aller Herrgottsfrühe zur Tür hinein. Aber bloß weil er miserabel geschlafen hatte, konnte er wohl kaum....? Ach, was zerbreche ich mir darüber überhaupt den Kopf! Ich bin viel neugieriger zu erfahren, was Azuma-dono eigentlich von uns will. Clay/Vento hat eine Kutsche gerufen und kaum hat sich der Wagenschlag hinter uns geschlossen, rollen wir über die Pflastersteine. Vor dem Schloss werden wir von zwei ziemlich grimmigen Wächtern brgrüßt, doch ihre finsteren Blicke berühren keinen von uns - als Ritter Zions sind wir schließlich ganz andere Typen gewöhnt! Im Inneren des prunkvollen Baus ziehe ich hörbar die Luft ein und auch meinen Freunden verschlägt es die Sprache angesichts der Prachtentfaltung in Gold, Silber, Purpur und Marmor, die sich vor uns ausbreitet. Ein in elegant-schwarze Livree gekleideter Lakai erscheint und läßt verlauten, der Fürst "lasse bitten". Der Thronsaal ist, verglichen mit dem Rest des Gebäudes, relativ schlicht eingerichtet, nicht einmal die Vorhänge präsentieren sich in der edlen Farbe der Könige und des Reichtums. Wir verneigen uns vor unserem Gebieter und er erhebt sich würdevoll und lächelnd, erfreut darüber, dass wir seiner Einladung so rasch Folge geleistet haben.
 

"Gut, dass Ihr hier seid, Ritter. Wie Euch gewiss zu Ohren gekommen ist, denken die Victims nicht daran, ihre Eroberungspläne aufzugeben. Das Land Eteria wird ohne die Hilfe anderer Völker wohl kaum große Chancen haben, wenn der Krieg gegen diese Wesen weiter auf derselben Stelle tritt. Zu viele sind schon gestorben. Daher mein Auftrag an Euch. Jeder von Euch soll eines jener Reiche aufsuchen, die einst den Eterianern geschworen hatten, in Notfällen beizustehen - und Krieg ist zweifellos ein Notfall."

"Gewiss, Herr", wirft Roose/Arbor ein, "Doch Ihr hättet Euch längst mit den verschiedenen Reichen verständigen können, nicht wahr?"

"Bevor Ihr kamt, war daran nicht zu denken, allein die Vorstellung! Ja, ich habe Boten entsandt, doch keiner von ihnen erreichte je sein Ziel und sie kehrten auch nie wieder in meine Dienste zurück, denn die Victims hatten sie bereits getötet. Ihr jedoch seid anders, denn Ihr seid die Träger einer Macht, die einzigartig war und ist - uneingeschränkte Kontrolle über ein Element! Ihr allein könnt diese Reise antreten!"

"Warum habt ihr drei Jahre damit gewartet?" setzt Zero/Helios an, der noch nicht ganz überzeugt ist, wie mir ein Blick in seine dunkelblauen Augen verrät. Azuma-dono verschränkt die Arme und mustert uns die Reihe nach.

"Ich musste Eurer sicher sein. Schon einmal hat mich ein Gefolgsmann im Stich gelassen, obgleich er mir bereits seit Jahren zur Seite gestanden hatte. Nach all dieser Zeit bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Ihr wirklich aufrecht und treu seid und deshalb betraue ich Euch mit dieser Mission. Sir Lacus", wendet er sich an mich und ich trete vor.

"Euch schicke ich in den Westen, zum Meer der Unglücklichen Liebe."

"Das ist ein sehr trauriger Name, ehrenwerter Fürst", entgegne ich wenig begeistert. Heißt es nicht "nomen est omen"? Ich bin nicht sicher, ob ich mich um diesen Auftrag reiße. Koalitionsangebote sind ja schön und gut, aber eigentlich mag ich lieber handfestere Sachen. Könnte ich nicht statt dessen ein paar Victims die Köpfe abschlagen? Ich unterdrücke ein missgestimmtes Murmeln und nehme ohne weiteren Protest die versiegelte Botschaft entgegen, die adressiert ist an "Die Königlichen Hoheiten Aquatikas, Poseidon und Amphitrite."

"Euch, Sir Arbor, schicke ich in den Norden, zum Jadewald."

Mein Freund verneigt sich respektvoll und erhält ebenfalls eine Schriftrolle. Mit Mühe kann ich entziffern, an wen diese gerichtet ist - "Demeter, Herrin des Immergrünen".

"Euch, Sir Vento, entsende ich in den Osten, in die Berge der Tausend Stürme." Clay macht kein sonderlich begeistertes Gesicht, was jedoch nicht unbedingt verwunderlich ist, denn von diesem Gebirge erzählt man sich die schaurigsten Geschichten - dass dort Harpyien leben, die jeden Reisenden in Stücke reißen und sich an seinem Fleisch gütlich tun, zum Beispiel. Dann doch lieber das Meer mit dem schwermütigen Namen. Diese Nachricht soll zu "Lord Boreas, den ewigen Tornado" gebracht werden.

"Und Euch beide, Sir Ignis und Sir Helios, schicke ich in den Süden, wenngleich zu verschiedenen Völkern. Ihr, Krieger der Tapferkeit, werdet Euch hinunter zu den Kratern des Höllenfeuers begeben."

"Klingt äußerst einladend, mein Fürst."

"Ich habe nicht gesagt, dass Euch die Namen gefallen müssen, verflixt! Seid froh, wenn Ihr freundlich aufgenommen werdet!"

Das vorletzte Schriftstück wechselt den Besitzer, mit gedämpfter Begeisterung entgegengenommen von Hiead, der die Stirn runzelt, als er den Empfänger erkannt hat - "Hephaistos, Bezwinger der rubinroten Flammen". Hui! Der muss ein enorm hohes Tier sein!

"Und Ihr, Krieger der Hoffnung, werdet einen guten Freund von mir aufsuchen, den weisen Felis. Sein Reich befindet sich mehr im Südosten. Es nennt sich Nekodae ("Nekoday" gesprochen, wie "day" im Englischen). Mit ihm werdet Ihr wohl kaum viel verhandeln müssen. Und nun geht - und erfüllt Euren Auftrag!"
 

Damit entlässt er uns. Auf der Straße senkt sich ein langes Schweigen über uns. Die Reise verspricht, lang und anstrengend zu werden, doch wir haben wohl kaum eine Wahl. Ohne groß zu überlegen, rufen wir Elia und die anderen herbei, um uns auf ihren Rücken in unbekannte Gefilde tragen zu lassen. Ein letzter Blick, ein letzter, freundschaftlicher Händedruck und die Drachen schwingen sich majestätisch in die Lüfte. Mein Herz wird schwer durch diesen Abschied. Ich weiß nicht, wann ich die anderen wiedersehen werde und eine kalte Betrübnis umschließt gleich einem Panzer mein Inneres. Mir ist klar, dass ich gebraucht werde, wenn Eteria nicht untergehen soll, was es ohne Allianzen früher oder später tun wird, dennoch will kein Hochgefühl in mir aufsteigen.

>> Ihr seid traurig, Master? << erkundigt sich Elia und ich nicke leicht mit dem Kopf.

>> Ihr werdet einander wiedersehen, Herr. Freundschaft ist ein hohes Gut - Ihr solltet es immer in Ehren halten.<<

"Das habe ich immer getan, Hüterin, also werde ich das auch weiterhin. Wann werden wir unseren Bestimmungsort erreichen?"

>> In ein paar Stunden. Das Meer der Unglücklichen Liebe trägt seinen Namen nicht umsonst, müsst Ihr wissen. Es existiert eine alte Legende, die von einer Nixe erzählt, die sich in einen jungen Prinzen verliebte und alles dafür opferte, um bei ihm sein zu können, sogar ihre wunderschöne Stimme und ihr Dasein als Meermaid. Mit Hilfe eines Zaubertranks, gebraut von einer ruchlosen Hexe, bekam sie zwei menschliche Beine statt ihres Fischschwanzes und wurde die Kameradin des Prinzen. Aber das Schicksal meinte es nicht gut mit ihr und so musste sie mit an sehen, wie der Mann, den sie liebte, eine andere heiratete. Da es für ihr Überleben wichtig gewesen war, dass er ihre Gefühle erwiderte, blieb ihr nichts anderes übrig, als am Morgen nach seiner Hochzeit an die Reling des Festschiffes zu treten und sich in die Fluten zu stürzen. Dort löste sich ihr Körper in Schaum auf. Seither wird dieser Ozean ,Meer der Unglücklichen Liebe' genannt.<<
 

Ich antworte nicht. Warum bloß gibt es so viele traurige Legenden? Hätte es nicht ein frohes Ende in Harmonie und Freude sein können? Doch ich mache mir nichts vor. Zion hat viel von seinem Glanz und seiner Pracht verloren, seit die Schatten des Krieges und des Verderbens ihre Krallen danach ausgestreckt haben. Die Menschen und alle anderen Wesen, die auf dieser Welt leben, haben zu viele düstere Tage ertragen, als dass sie noch an solche Dinge denken. Zerstörung und Tod breiten die Finsternis über dem Planeten aus wie einen unzerreißbaren, schwarzen Schleier und manchmal frage ich mich, ob meine Aufgabe, meine Berufung als Ritter Zions, wirklich von Nutzen ist. Sicher, wir haben die Kraft, die Victims zu vernichten, doch was bringt es letztendlich, wenn wir das Böse nicht an der Wurzel ausrotten? Außerdem sind es nicht nur die abnormen Kreaturen - korrupte Machthaber, arrogante und selbstgefällige Krieger, Männer wie Frauen, die sich für besser halten als den Rest der Bewohner, ihre Intrigen spinnen und ihr Gift in die tauben Ohren von unfähigen Monarchen träufeln. Die einfachen Leute leiden und das Ansehen von Magie und Schwerterkunst ist auf einen kleinen Teil zusammengeschrumpft, weil es genug unter denjenigen gibt, die diese Fertigkeiten besitzen und sie doch nur für ihre eigenen, gierig-egoistischen Ziele einsetzen. Die letzten drei Jahre als Krieger haben mich gelehrt, dass meine Vorstellungen von dieser Welt sehr idealistisch waren, als ich meine Aufgabe annahm und den Schwur leistete, den Planeten zu beschützen und den Treueid leistete. Ich weiß nicht, weshalb, aber manchmal ist mir, als hätten uns die Priesterinnen nicht alles gesagt....
 

Als wir endlich zu den steilen Klippen gelangen, unter denen sich die Wellen des Meeres der Unglücklichen Liebe brechen, steige ich von Elias Rücken und werfe einen Blick hinunter in die Tiefe. König Poseidon und seine Gemahlin sind Nixen, also muss ich irgendwie ins Wasser.

>>Master, es wäre nicht ratsam, in voller Rüstung schwimmen zu gehen.<<

"Das ist mir auch klar, verdammt! Wofür hältst du mich?! Ich werde mich einfach zurückverwandeln!"

Damit packte ich den Griff meines Schwertes. Es glüht auf und ehe ich mich versehe, habe ich meine normale Gestalt wieder, Sir Lacus ist verschwunden und Yamagi Kushida erscheint auf der Bildfläche. Meine Reflektion in den kristallklaren Fluten betrachte ich nicht ohne Wohlgefallen. Ich bin ziemlich in die Höhe geschossen und mein Gesicht ist jetzt erwachsen und männlich geschnitten, ohne eine Spur der typischen kindlichen Weichheit. Gerade, als ich einen Schritt hinein mache, schäumt das Wasser vor mir auf und eine Fontäne schießt in den Himmel. Ich zucke zurück und sinke auf die Knie, um eine ehrerbietige Pose einzunehmen. Aus der Fontäne heraus taucht eine Meerjungfrau auf, mit grünem Fischschwanz, der Oberkörper bedeckt mit rosa Blüten und Seegras, so drapiert, das man das Ganze als Oberteil bezeichnen könnte. Das blonde Haar ist von Perlen umkränzt und sie lächelt sogar.

"Wer bist du, Fremder?"

"Ich....ich bin ein Gesandter von Fürst Hijikata Azuma, dem Regenten von Troy. Ich bin gekommen, um Euren Herrschern einen Vorschlag zu einer Allianz zu unterbreiten. Bitte führt mich zu ihnen."

"Gerne. Doch leider sind König Poseidon und Königin Amphitrite zur Zeit im Eismeer zugegen, um bei der Geburt der Robbenbabys dabei zu sein. Eine Repräsentationsangelegenheit - aber ich denke, die Prinzessin wird Euch gerne empfangen."

Das auch noch, die obersten Majestäten sind natürlich nicht da! Das hätte ich mir denken können! Als ich hinab tauche, überreicht mir die Meerjungfrau eine Kette mit einer goldenen Perle daran. Kaum hat sie mir den Schmuck umgehängt, spüre ich, wie Sauerstoff in meine Lungen fließt und ich atme auf - es muss ein magischer Gegenstand sein, der es normalen Sterblichen ermöglicht, unter Wasser zu atmen wie die Meermenschen.

Meine Führerin schwimmt mir voraus und ich folge ihr, so schnell es mit meinen Beinen geht, und nach einer Weile taucht ein Palast vor mir auf, den ich mir herrlicher nicht hätte erträumen können. Die hohen Mauern sind aus schimmernden Korallen gebaut, die großen, spitz zulaufenden Fenster gefertigt aus klarem Bernstein, und das Dach besteht aus Muschelschalen, in denen riesige, goldene Perlen leuchten, die offensichtlich für das Licht verantwortlich sind, das alles erhellt. Der Palast erhebt sich auf einer Anhöhe, darunter liegt, ausgebreitet wie ein Teppich aus Licht und Gold, die Stadt Nereide, der Angelpunkt des Reiches Aquatika. Die bedrohlich wirkenden Kraken mit den silbernen Spießen in den Tentakeln, machen den Weg frei, als wir vorbei gleiten. Ich werde in den Thronsaal gebracht und meine Führerin sagt:

"Wartet einen Moment, ich werde die Prinzessin von Eurer Anwesenheit berichten und vom Grund Eurer Reise, die Euch zu uns lenkte."

Ich nicke und setze mich in eine der ausgepolsterten Muscheln, die, wie ich vermute, eine Art Stuhl darstellt. Nach einer Weile ertönen Fanfaren und eine Sänfte, getragen von einem kräftigen Manta, schwebt zur Tür herein. Sie ist kunstvoll gearbeitet, aus Korallen und Perlen in verschiedenen Farben, der Aufsatz oben ist eine Strahlenkrone. Die seidig glänzenden Vorhänge werden zur Seite geschoben und die Prinzessin kommt heraus.
 

Wie soll ich beschreiben, was ich in diesem Moment sehe?

Obwohl mich der violette Fischschwanz zunächst abstößt, wandern meine Augen ihren Körper hinauf. Der obere Teil ist verborgen unter einem großen Seerosenblatt, das mit Seegras und leuchtenden Perlenschnüren befestigt ist, man hat sogar Goldfäden oder was immer man hier unten verwendet, mit hinein gebunden. Dazu eine Flut langen dunklen Haares, wie ein Umhang aus Seide oder Samt, tiefe, atemberaubend schöne Augen, ein zartes, aber dennoch aristokratisches und vornehmes Gesicht mit einer süß geschwungenen Nase und einem verführerischen Mund. An den Ohren schimmert Schmuck in Form von Korallenrosen, um den Kopf ist ein Kranz aus weißen Blumen geschlungen, und in jeder Blüte glitzert eine Perle. Ich verneige mich, bevor ich überhaupt ein Wort der Begrüßung hervor gestammelt habe. Sie hält mir ihre Hand hin und ich küsse sie, wie es das höfische Protokoll verlangt. Eigentlich habe ich mir die Haut einer Nixe schuppiger vorgestellt, doch tatsächlich ist sie nicht viel anders als die eines echten Menschen. Die ihre ist warm, weich und duftend und ich spüre, wie mir die Knie weich werden.

"Ich bin Prinzessin Tsukasa Arista. Und wer seid Ihr, schöner Fremder?"

Sie hat eine sehr angenehme, melodiöse Stimme. Ich glaube, es muss eine Wonne sein, sie singen zu hören.

"Ich bin Yamagi Kushida, ein Bote von Fürst Azuma, dem Herrn von Troy. Diese Nachricht, die seine Bitte um eine Allianz enthält, soll ich Euch überbringen."

Sie nimmt die versiegelte Schriftrolle an sich und gibt sie an meine Führerin von vorhin weiter, wahrscheinlich ist sie so etwas wie eine Kammerdienerin.

"Es ist nicht an mir, über Koalitionen zu entscheiden, Kushida-san, das werden meine Eltern tun. Unglücklicherweise befinden sie sich gerade im Eismeer und werden erst in einigen Tagen zurücksein. Wenn Ihr mein Gast sein wollt, so seid in Aquatika herzlich willkommen. Wenn Ihr es wünscht, lasse ich Euch sofort ein Gemach einrichten."

Ich schüttele den Kopf.

"Nein, Prinzessin. Ich....ich möchte Euch noch ein wenig Gesellschaft leisten, wenn dieses Anliegen nicht zu unverschämt ist."

Sie blickt mich stumm an und ich meine, eine gewisse Verwirrung in ihren Augen zu erkennen.
 

~~ Tsukasas POV ~~
 

Der Tag hat schlecht begonnen mit der etwas planlosen, überstürzten Abreise meiner Eltern ins Eismeer und mich lassen sie hier zurück, mit einem Haufen unerledigter Staatsgeschäfte und den üblichen Diplomatiebriefen an König Triton, der ungehalten darüber ist, dass es meinem Vater nicht möglich war, seiner Einladung zum alljährlichen Delphinrennen zu folgen. Und jetzt erscheint Attina, meine persönliche Dienerin, in meinem Gemach und erzählt irgendetwas von einem menschlichen Gesandten aus dem Land Eteria. Ach, als hätte ich nicht genug damit zu tun, dieses lästige Entschuldigungsschreiben zusammen zu stöpseln! Ich rufe nach meiner Sänfte, um einen königlichen Auftritt zu inszenieren. Gleichzeitig bin ich sehr überrascht, denn die meisten Menschen meiden den Kontakt mit uns, wegen all der Ammenmärchen über die Sirenen, die Unglück bringen. Als ich den Thronsaal erreicht habe, verlasse ich meine bequeme Sänfte mehr oder weniger missmutig. Ich glaube nicht, dass ich mich jemals zur Königin eigne, dazu verabscheue ich die steifen Umgangsformen und Benimm-Regeln viel zu sehr.

Ich will soeben ungehalten fragen, was bei allen Krabbenscheren er denn eigentlich hier will, doch ich beiße mir abrupt auf die Lippen, als ich den Gesandten betrachte. Lilanes Haar und intensive, fast unergründliche Augen in der Farbe von klarem Amethyst, eine gerade Nase und ein wohl geformter, fast....sinnlicher Mund. Ich ringe um Haltung. Also, Tsukasa, schämst du dich denn gar nicht, so etwas auch nur zu denken?! Du kennst den Kerl doch gar nicht und darüber hinaus ist er ein Mensch, kein Meermann! Ah, aber was für ein hübscher! Wenn meine Mutter wüsste, was ich....nun, sie ist ja nicht da, also....Ich weiß, dass ich ihn endlich nach dem Grund seiner Anwesenheit fragen muss, aber ich kann mich nicht von seinen Augen losreißen. Er hat sich respektvoll verneigt, doch sein Blick bleibt auf mir haften, wie ein Seestern auf einem Felsen. Was ist nur los?! Noch nie bin ich durch einen jungen Mann so aufgewühlt worden! Dabei weiß ich von seiner bloßen Existenz erst seit ein paar Minuten! Als er meine Hand küsst, ist mir, als müsse ich schmelzen wie gefrorenes Wasser. Die Wärme und Sanftheit seiner Lippen durchdringen mich wie das Donnergrollen in einer Gewitternacht, heftig und plötzlich. Ich straffe die Schultern und stelle mich ihm vor:

"Ich bin Prinzessin Tsukasa Arista. Und wer seid Ihr, schöner Fremder?"

Schöner Fremder?!

Ich sollte mir die Zunge abbeißen! Warum irritiert er mich so? Gewiss, er....er ist schön, doch mir völlig unbekannt, wieso spüre ich dann diese Verwirrung in mir? Ich bin schließlich keine vorpubertäre Jugendliche mehr, sondern eine junge Frau und meine Backfischgefühle habe ich längst hinter mir gelassen. Aber irgend etwas an ihm zieht mich unglaublich an....da ist eine Kraft in ihm, die im Einklang mit dem Rhythmus der Wellen steht, im Einklang mit der Natur des Wassers....wenn er doch nur aufhören würde, mich so anzusehen....!

"Ich bin Yamagi Kushida, ein Bote von Fürst Azuma, dem Herrn von Troy. Diese Nachricht, die seine Bitte um eine Allianz enthält, soll ich Euch überbringen."

Er besitzt auch eine wundervolle Stimme, kühl und klangvoll, wie das Rauschen eines Baches. Yamagi - ein hübscher Name.

Ich nehme ihm das Schriftstück ab und gebe es an Attina weiter, die es sogleich sorgsam verwahrt, um es später in den Tresor zu sperren, schließlich ist es von Bedeutung.

"Es ist nicht an mir, über Koalitionen zu entscheiden, Kushida-san, das werden meine Eltern tun. Unglücklicherweise befinden sie sich gerade im Eismeer und werden erst in einigen Tagen zurücksein. Wenn Ihr mein Gast sein wollt, so seid in Aquatika herzlich willkommen. Wenn Ihr es wünscht, lasse ich Euch sofort ein Gemach einrichten."

Es soll sich wie ein verbindlicher Vorschlag anhören, aber ich glaube, ich spreche es mehr wie eine Bitte aus. Will ich, dass er bleibt? Aber weshalb? Da schüttelt er den Kopf.

"Nein, Prinzessin. Ich....ich möchte Euch noch ein wenig Gesellschaft leisten, wenn dieses Anliegen nicht zu unverschämt ist."

Darauf vermag ich nichts zu erwidern. Er wünscht meine Gesellschaft, er, der er ein Mensch ist, die unsere schuppigen Schwänze hässlich und abscheulich finden, die uns verfluchen, wenn ein Sturm aufzieht, weil sie unseren Gesängen die Schuld daran geben, die uns für dämonische Wassergeister halten, die alle Schiffbrüchigen zu sich in den nassen Tod ziehen, er will bei mir bleiben?! Mein Herz beginnt, wild zu schlagen. Was ist mit mir? Irgendwo gewahre ich Attina, die mich vielsagend angrinst. Sie soll das lassen, was erlaubt sie sich?! Meine Augen treffen die seinen erneut und es scheint mir, als würde die Zeit stehen bleiben.

Ob es das gibt?

Schicksal?

Alliances 2: Ikhny, Priesterin der Hohen Göttin

Hallihallo, ein neues Kapitel! Schreibt ein paar Kommis, ja?
 

Kapitel 5: Alliances 2: Ikhny, Priesterin der Hohen Göttin
 

~~ Hieads/Ignis' POV ~~
 

Megara und Teela haben beschlossen, uns als Reitdrachen bzw. Transportmittel zu dienen, damit wir unsere Bestimmungsorte schneller erreichen. Letzte Nacht sind wir in ein Gasthaus eingekehrt, wo man uns sogleich als die neuen Ritter Zions erkannte. Logisch - Nachfolger von Legenden werden zwangsweise berühmt. Zero hat gut geschlafen auf dieser unbequemen, steinharten Matratze, weiß der Teufel, wie er das angestellt hat. Ich habe kein Auge zugetan. Wobei....wenn ich ehrlich bin, liegt das weniger an dem ungemütlichen Nachtlager als an meinen Herzenssorgen. Warum nur hat Ikhny, die Tochter von Professor Allecto, Troy verlassen? Natürlich um zu studieren und sich ausbilden zu lassen, aber warum musste sie so weit fortgehen? Ich habe sie immer schon gern gehabt, aber ich fand nie den Mut geschweige denn die Gelegenheit, um ihr das auch zu sagen. Sie benahm sich immer freundlich und hilfsbereit, aber im Grunde war sie zu mir nicht anders als zu den übrigen Jungen. Ob ich ihr je mehr bedeutet habe als ein einfacher Freund? Ich weiß es nicht und ich habe meine Chance verpasst, sie zu fragen. Wie es ihr wohl ergangen ist in den drei Jahren, die wir uns nicht gesehen haben? Ob sie wohl ebenfalls von den neuen Helden Zion und ihren Taten gehört hat? Wahrscheinlich, wo es doch keinen Landstrich mehr gibt, der uns nicht kennt. Leider sind wir insgesamt eine rechte Enttäuschung. Bislang haben wir es nicht geschafft, die Victims zu besiegen, und wenn es stimmt, was Megara erzählte, nämlich, dass es diesen Kreaturen gelungen ist, das zweite der Siegel zu brechen, die einst unserer Vorkämpfer, die ersten Ritter Zions, dazu verwendeten, um das Böse von dieser Welt in eine andere Dimension zu verbannen und damit zu schließen, dann ist unsere Mission langsam aber sicher dabei, zu scheitern. Außerdem....nun, ich schätze die Hüterinnen sehr, doch ich habe dennoch den Eindruck, als hätten sie uns etwas verschwiegen....
 

Gerade überfliegen wir einen der Vororte der "Krater des Höllenfeuers", wo ich mich von Zero trennen werde, um die Botschaft zu übergeben, die mir anvertraut wurde. Mein Freund und Begleiter und treuer, aufopferungsvoller Mistreiter in zahllosen Kämpfen wird mir sicher fehlen, so wie mir die anderen fehlen. Wir fünf kennen uns schon lange und ich war immer kontaktscheu, beschäftigte mich mit meinen eigenen Angelegenheiten und zog mich in mein Schneckenhaus zurück, bis....ja, bis....bis mir Zero, Clay, Roose und Yamagi ihre Hände reichten und wir ein Band zueinander knüpften, das zu einer echten, ehrlichen Freundschaft anwuchs und um nichts in der Welt möchte ich das je aufgeben. Es ist gut zu wissen, dass man Freunde hat, denen man sich anvertrauen kann, wenn sonst niemand ein Ohr für die Probleme und Schmerzen der Seele hat.

"Ignis", spricht mich mein Reisegefährte plötzlich an, "Wir sind da, siehst du? Da musst du hin."

Er deutet nach unten und ich erkenne aktive Vulkane, die ihre Lava in hohen Fontänen in den Himmel spucken oder einen Ascheregen auf alles herniedergehen lassen. Wir müssen eine scharfe Kurve fliegen, um einer extrem hohen Salve glühend heißer, zähflüssigen Masse auszuweichen. Es stinkt abscheulich nach Schwefel und ich wünsche mir, dass Clay hier wäre, denn als Beherrscher der Luft könnte er diesen fürchterlichen Geruch vermutlich wegzaubern. Das hier....ist wirklich die Hölle! Kein Wunder, dass die Bewohner dieses Reiches in den Untergrund gegangen sind! Ob hier auch nur einer weiß, was Sonnenlicht ist? Der stickige, von Staub- und Rußwolken verdüsterte Himmel klart angesichts dieser Urgewalten, die darunter toben, gewiss nicht auf. Wie kann man bloß an so einem Ort leben?

"Viel Erfolg bei deinem Auftrag, mein Freund. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder."

"Danke, Helios. Auch dir viel Erfolg."

Mit diesen Worten trennen wir uns und Teela und ihr Reiter verschwinden bald in dem abscheulichen Grau-schwarz, das meinen Blick trübt und mir in den Augen brennt. Die Dämpfe reizen meine Nase und meine Kehle und ich schlinge meinen Mantel schützend darum herum, um nicht ohnmächtig von meiner geflügelten Kameradin herunterzufallen. Ich setze zur Landung an und steige von Megaras Rücken. So viel Zerstörung, so viel Gefahr....der Zorn der Natur. Egal, wie oft wir glauben, ihr unseren Willen aufgezwungen zu haben, wird sie uns sofort in unsere Schranken verweisen. Der Mensch kann vielleicht in die Schöpfung eingreifen, aber sie wirklich unterwerfen, das ist etwas, dass ihm nie gelingen wird. Als ich mich einem erloschenen Vulkan nähere, der mich eher an einen Palast als an einen Berg erinnert, bricht die Erde unter mir auseinander wie ein unheilverkündendes Inferno. Glutrote Hitze hebt sich ab gegen den verkrusteten Untergrund und eine merkwürdige Übelkeit, beinahe Angst, befällt mich. Die nächsten Sekunden lassen mich um mein Leben bangen, denn ein gigantischer Schwall Magma sprudelt aus dem Ritz, spritzt hoch und fließt schließlich auf mich zu. Ich spüre die versengende Hitze und starre entsetzt auf den grellgelb-rötlich leuchtenden Tod, der sich mir nähert, langsam und kriechend, wie eine Schlange.
 

>> Master! Fürchtet Euch nicht! Ihr seid der Krieger der Tapferkeit und Euer Element ist das Feuer! Ihr könnt das kontrollieren! <<

Ich weiß, dass Megara recht hat, aber ich bin wie gelähmt. Meine Lippen bewegen sich tonlos, formen ungehörte Laute des Schreckens. Obgleich es wunderschön anzusehen ist und eine gewisse Faszination in sich birgt, bringt es mir Verderben. Ich werde verbrennen. Warum vermag ich mich nicht zu rühren?!

>> Master!!! EUER SCHWERT!!! <<

Endlich bricht meine seltsame Trance. Meine Hand packt automatisch die Klinge an meiner Seite, zieht sie rasch und ohne Mühe aus der Scheide und donnert sie auf den Boden. Die glänzende Schneide wird heiß und ein Wirbel aus Flammen, die mir nichts tun, baut eine Art Schutzschild vor mir auf. Ob das die Art der Feuermenschen ist, einen Boten zu begrüßen? Das sind ja fabelhafte Aussichten! Vor meinen erstaunten Augen verwandelt sich die Lava in ein riesiges, abstoßendes Ungeheuer, das es an Hässlichkeit sogar mit den Victims aufnehmen kann. Es ist kohlrabenschwarz gebrannt, hat monströse Hörner und massige Hufe, die jeden sofort zerquetschen, der das Pech hat, ihm in den Weg zu geraten. Umgeben ist es von einer Wolke aus Flammen und aus seinem Maul züngeln ebenfalls die gefährlichen, vernichtenden Zungen. In seiner krallenbewehrten Hand schwingt es eine glühende Peitsche und mir drohen, die Beine schwach zu werden. Ein Balrog....! (Ich geb's zu, ist vom "Herrn der Ringe" geklaut, aber es passt so gut! ^__^) Ich schlucke einmal, als die Angst erneut in mir hochsteigt wie ein Brechreiz und sich meinem gesamten Körper mitteilt. Zwischen mir und diesem Diener der Finsternis steht nur meine eigene, zerbrechlich wirkende Flammenwand und ich weiß mit erschreckender, grauenhafter Gewissheit, dass nichts dieses Biest aufhalten kann. Wenn es mich töten will, wird es mich töten....!

"HEILIGE FLAMME VON EMIGAL!!!"

Wie aus dem Nicht schießt eine Feuersäule herbei, die sich wie ein unheilvoller Tornado um das Balrog legt und es in einen Todestanz führt. Das Biest schlägt um sich, doch wenn das Feuer geheiligt ist, wie man dem Ausruf entnehmen kann, so hat eine Kreatur der Finsternis dagegen kaum eine Chance. Ich verfolge sprachlos, wie das Monster zu Asche verbrannt wird und ich atme erleichtert auf. Irgend jemand hat mich gerettet, aber wer? Die Rauschschwaden verziehen sich nach und nach und ich meine, eine weibliche Gestalt in dem grauen Dunst zu erkennen. Sie hat langes Haar, soweit ich es sehen kann und sie nähert sich mir.

"Wenn Ihr es wagt, Euch einem Balrog zu stellen, dann seid Ihr ein sehr tapferer Mann, ehrenwerter Herr. Dennoch, was hat Euch zu den Kratern des Höllenfeuers gebracht, einem der unwirtlichsten Orte, den man auf Zion zu finden mag?"

"Ich bin Sir Ignis, ein Ritter Zions, der Krieger der Tapferkeit und ich bin hier, um mit Hephaistos-sama zu sprechen. Es geht um eine Allianz."

"Ihr seid ein Ritter Zions? Wie interessant, mein König wird dies mit Freude hören. Von Euren Heldentaten und denen Eurer Freunde hat man schon im ganzen Reich berichtet. Erlaubt, dass ich mich vorstelle...."
 

Nun lichten sich die Schwaden vollständig und ich kann sie uneingeschränkt betrachten. Braunes Haar, das ihren Rücken wie ein Schleier bedeckt, und braune Augen voller Sanftheit und Güte, aber auch von einer inneren Stärke geprägt, die mir seltsam vertraut zu sein scheint. Sie trägt ein rotes wallendes Gewand, in der Taille gerafft durch eine goldene Schärpe, und um ihre Stirn ist ein goldener Reif angebracht, in der Mitte geschmückt mit einem roten Edelstein, der feurig glänzt.

"Ich bin Ikhny, die Oberpriesterin des Tempels der Göttin Akai und Hüterin des Heiligen Feuers. Sehr erfreut."

Sie verneigt sich und ich versinke mechanisch, wenn nicht sogar automatisch, in meiner einstudierten Reverenz. In meinem Kopf dreht sich alles. Das kann unmöglich sein! IKHNY?!?! Aber wie sollte sie....?! Ihre spezielle Gabe hatte bisher darin bestanden, Felsen zu formen, weshalb sie eine Karriere als Bildformerin (von "hauen" konnte ja keine Rede sein) und freischaffende Künstlerin angestrebt hatte und deshalb wollte sie außerhalb von Troy Kunst studieren. Und jetzt?! Niemandem sonst ist es gegeben, seine persönliche Gabe zu erweitern, außer einem Auserwählten, wie ich einer bin. Natürlich erkennt sie mich nicht, davon abgesehen, dass wir uns ohnehin seit zwei Jahren nicht mehr gesehen haben. Sie ist fraulicher geworden und noch schöner als früher. Sie mustert mich eine Weile schweigend und lächelt schließlich.

"Wisst Ihr, Sir Ignis, Ihr erinnert mich an einen alten Freund, der wie ich in Troy beheimatet ist. Er kam ab und zu zu den Vorlesungen meines Vaters und war Lehrling beim Schmied. Ihr habt eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm - das silberne Haar und die granatfarbenen Augen. Manchmal frage ich mich, was er jetzt wohl treiben mag und wie es ihm ergangen ist...."

Ich bin hier.

Das möchte ich ihr gerne sagen, doch ich wage es nicht. Könnte ich denn riskieren, vor ihr das Geheimnis meines Alter Egos zu lüften?

"Ich bringe Euch zu Seiner Majestät, König Hephaistos."

Bevor ich antworten kann, geleitet sie mich zu einem Felsen, der so unscheinbar ist, dass es beinahe wieder auffällt. Sie klopft dagegen und wie von Zauberhand weicht er zur Seite. Sie klettert voraus, eine Leiter hinunter, die in das unterirdische Reich ihres Herrschers führt und ich komme nach, so schnell es möglich ist. Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, schließt sich der Einstieg und ich bin mit ihr allein. Ich hatte eine düstere, schlecht beleuchtete Welt erwartet, doch statt dessen breitet sich vor meinen Augen die Pracht eines marmornen Ganges aus, prachtvoll anzuschauen mit den Verzierungen und Mustern an den Wänden. Das einzige, was fehlt, sind Fenster. Hier gibt es keinen Sonnenschein, in dieser lebensfeindlichen Umgebung. Ikhny, sag mir - wieso bist du geblieben? Du gehörst nicht zu ihrem Volk. Was tust du hier?
 

Still und ohne ein weiteres Wort gelangen wir schließlich zu einem großen, imposanten Tor, das von zwei äußerst grimmigen Wächtern flankiert wird - brennende Wölfe mit orange glühenden Augen. Als Ikhny sich nähert, treten sie respektvoll zurück und die Türhälften schwingen auseinander und lassen uns ein, ohne uns zu hindern. Ein riesiger Thronsaal, eingekleidet in Rot, Gold und Schwarz, präsentiert sich in all seinem Prunk vor mir und am Ende dieses Raumes sitzt König Hephaistos.

"Euer Majestät, dies ist ein Ritter Zions, Sir Ignis, der Krieger der Tapferkeit. Er ist hier, um Euch eine Allianz anzubieten."

"Er soll herkommen."

Seine Stimme klingt überraschend voll und kräftig. Als ich mich vor ihm verbeuge, gewahre ich das lange schwarze Haar, den sorgsam geölten und frisierten Schnurrbart und das purpurrote Gewand und das goldene Amulett um seinen Hals.

"Was ist Euer Begehr, ehrenwerter Ritter?"

"Ich bin ein Bote des Fürsten von Troy, Hijikata Azuma-sama. Er hat Euch einen Vorschlag zu machen, über den Ihr Genaueres in diesem Pergament erfahren könnt."

Ich reiche ihm die versiegelte Botschaft und er nimmt sie mit einem Nicken entgegen.

"Ich danke Euch. Ihr seid gewiss nach Eurer Reise sehr erschöpft. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr Euch einige Zeit ausruhen, denn ich muss dieses Anliegen ohnehin erst meinem Beraterstab vorlegen. Lady Ikhny, seid so freundlich und zeigt ihm seine Unterkunft."

Sie vollführt einen Knicks und nimmt sich meiner an. Und ich bin verwirrt. Wie konnte sie Oberste Priesterin einer fremdstämmischen Göttin und Hüterin einer heiligen Flamme werden, wo sie doch nur eine schlichte Gabe besass? Wie hatte sie die Macht zur Kontrolle von Feuer erlangen können? Bekam sie diese Kraft von der Göttin namens Akai? Dass das Volk der Krater des Höllenfeuers bereits viele Feuermagier hervorgebracht hatte, war nicht neu, aber wie konnte Ikhny, die keinerlei Verbindungen zu diesem Land und seinen Menschen hatte....?

"Hier ist Euer Gemach, Sir Ignis. Sollte etwas fehlen, könnt Ihr Euch jederzeit an einen der Diener wenden. Entschuldigt mich jetzt, ich...."

"Wartet! Ich möchte Euch etwas zeigen."

Ich sollte das nicht tun. Wenn sie meine wahre Identität kennt, könnte sie sie verraten. Jedoch, ich will, dass sie weiß, wer ich wirklich bin, ich will kein Versteckspiel. Ich schiebe sie in das Zimmer und sie nimmt in einem Sessel Platz und sieht mich fragend an.

"Dieser Freund, von dem Ihr mir erzählt habt....möchtet Ihr ihn eines Tages wiedersehen?"

"Ich....ich weiß es nicht. Warum wollt Ihr das wissen?"

"Weil....ich....weil ich derjenige bin, von dem Ihr gesprochen habt."

Damit nehme ich den Griff meines Schwertes in die Hand, es glüht auf und Hiead Gner erscheint wieder auf der Bildfläche. Sie starrt mich an, als könne sie es nicht glauben. Ihre Augen wirken fiebrig und plötzlich bilden sich Tränen darin. Das war nicht meine Absicht! Aber warum beginnt sie zu weinen, wenn sie ihrem Freund von damals wiederbegegnet? Zwischen uns war nie mehr als Freundschaft, weil ich nie den Mut hatte, ihr zu gestehen, was sie mir bedeutet....Dann stürzt sie aus dem Zimmer, schlägt die Hände vors Gesicht und läßt mich durcheinander und verständnislos zurück. Ich hatte gehofft, sie würde sich freuen. Oder.... wollte sie mich vergessen? Warum?
 

~~ Ikhnys POV ~~
 

Ich habe Sir Ignis zu seinem Gemach gebracht, wo er nächtigen kann, während das Anliegen seines Fürsten behandelt wird. Bevor ich jedoch zu meiner Arbeit im Tempel zurückkehren kann, erklärt er, dass er mir etwas zeigen wolle. Was hat er? Er wirkt ein wenig unsicher.

"Dieser Freund, von dem Ihr mir erzählt habt....möchtet Ihr ihn eines Tages wiedersehen?"

"Ich....ich weiß es nicht. Warum wollt Ihr das wissen?" frage ich zurück. Weshalb sollte er ein Interesse an meinen Problemen bekunden, er kennt mich doch gar nicht!

"Weil....ich....weil ich derjenige bin, von dem Ihr gesprochen habt."

Das muss ein Scherz sein. Ich gebe zu, er hat gewisse Ähnlichkeit mit Hiead, aber er ist es nicht. Wie kann er so etwas behaupten? Es ist ja nett von ihm, dass er mich aufheitern möchte, aber das geht zu weit! Seine Waffe gleitet in seine Hand und ein helles Licht erstrahlt. Als ich meine Augen wieder öffnen kann, steht ein junger Mann vor mir. Sir Ignis ist auch jung, aber älter als ich, mindestens schon vierundzwanzig. Doch derjenige, der hier vor mir steht, ist gerade mal achtzehn. Er hat ebenfalls silbernes Haar und granatfarbene Augen, aber das ist nicht der Ritter, der mir draußen mit dem Balrog begegnete. Es ist Hiead Gner, der Lehrling von Meister Grambold, dem Schmied. Er ist es. Ein treuer Kamerad, der mich immer wieder aufgemuntert hat, wenn ich traurig war. Einen besseren Freund als ihn hätte ich mir nie wünschen können. Aber es darf nicht sein....! Er sieht mich an, wie früher. Sein Blick durchdringt mich und zieht mich an, wie schon seit dem Zeitpunkt unserer ersten Begegnung. Mein Herz beginn wild zu schlagen. Nein! Ich habe doch versucht, es zu unterdrücken, habe in all den vergangenen Monaten nur an meine Aufgabe und nicht mehr an das Leben, an die Menschen gedacht, die ich in Troy zurückließ. Ich bin in meine wahre Heimat zurückgekehrt.
 

Niemand weiß es, niemand außer meinem Adoptivvater, Professor Allecto. Niemand sonst ahnt, dass ich die Tochter der letzten Oberpriesterin bin, die wegen des Frevels, den sie begangen hatte, ihre Aufgabe aufgeben und ihre Heimat verlassen musste. Der Mann, dem sie sich trotz ihrer Berufung hingegeben hatte, wurde getötet und sie verstoßen. Sie gebar mich und setzte mich vor den Toren Troys aus, bevor sie sich selbst das Leben nahm. Mein zukünftiger Vater sah das alles mit an. Er hatte versucht, meine Mutter davon abzuhalten, doch es gelang ihm nicht. Statt dessen ließ sie ihn versprechen, mich als seine eigene Tochter aufzuziehen. Nachdem sie sich getötet hatte, verwandelte sich ihr Körper in Flammen, die alsbald verlöschten. Die Oberpriesterin ist die Hüterin des Heiligen Feuers der Göttin Akai und wenn die Hüterin ihre Reinheit verloren hat, ist die Kraft dieses Feuers nicht mehr zu bändigen und richtet verheerende Zerstörungen und Verwüstungen an. Der Professor ließ mich nie im Unklaren über meine wahre Identität und es war immer mein Traum gewesen, eines Tages in meine eigentliche Heimat zurückzukehren, um die schlummernden Kräfte einer Feuermagierin in mir zu wecken und die Schande meiner Mutter zu tilgen - als ihre Nachfolgerin, die niemals nie dieselben Fehler begehen würde wie sie. Und jetzt....jetzt kehrt ein Teil meiner Vergangenheit durch irgendeine verrückte Fügung des Schicksals in mein Leben zurück und erschüttert mein Herz. Hiead war nicht nur ein guter Freund für mich, er war auch der erste Junge, für den ich geschwärmt habe, obwohl ich ihm dies nie gesagt habe.

Ich spüre, wie Tränen in mir aufsteigen. Warum nur? Warum muss die Vorsehung mir so etwas antun? Es war schwer genug, das Vertrauen des Königs zu gewinnen und das der anderen Priesterinnen, ganz zu schweigen von dem Vertrauen der Gottheit selbst. Er ist noch schöner als damals, aber was noch schlimmer ist - er ist ein Held geworden, dem viele unschuldige Menschen ein Stück Hoffnung verdanken, was in diesen düsteren Zeiten ein wertvolles Gut ist.

Er ist kein Kind mehr, sondern ein junger Mann.
 

Die Tränen rinnen meine Wangen entlang. Es ist nicht fair! Warum muss er zu mir kommen? Soll es Schicksal sein, dass ich doch denselben Fehler begehe wie meine Mutter? Nein!! NEIN!! Das darf nicht sein!! Ich drehe mich um und laufe davon, als wäre ein zweites Balrog hinter mir her. Hohe Göttin Akai....! Ist das deine Art, mich zu prüfen? Was verlangst du von mir?! Er....er....er....war....meine....erste....Liebe....und deswegen habe ich Troy verlassen, um meinem Erbe zu folgen, um die Schmach zu tilgen und meiner Familie ihre Ehre zurückzugeben. Und um alles hinter mir zu lassen, alles zu vergessen, was mich in meiner Aufgabe stören oder beeinflussen oder mich von ihr ablenken könnte. Doch nun ist ER hier!! Ist das auch....

....Schicksal?

Alliances 3: Wrecka, die Elfe aus dem Jadewald

So, ein neues Kapitel. Ich habe beschlossen, von den beiden Chroniken jetzt

erst einmal die Zukunft fertigzustellen, bevor ich mit der Vergangenheit

fortfahre - aber keine Sorge, auch diese Geschichte wird weitergehen!
 

Kapitel 6: Alliances 3: Wrecka, die Elfe aus dem Jadewald
 

~~ Roose'/Arbors POV ~~
 

Helteage setzt zum Landeflug an. Vor uns erhebt sich ein Meisterwerk aus Blüten, so farbenfroh und prächtig, wie ich noch keine habe bemerken können, und Bäumen, die ihre starken Zweige bis hoch zu den Wolken erheben. Ihre Blätter haben eine merkwürdige Färbung, wie ein wertvoller Stein, nach dem dieser Wald benannt ist - Jade. Wer in diesem Paradies lebt, muss glücklich sein. Zu oft schon fühlte ich mich eingeengt inmitten der Stadt, ihrer hohen Gebäude, die Karren und Stände, für die viele Bäume sterben mussten. Bei den Elfen, die in diesem wunderschönen Reich wohnen, sind Menschen, selbst wenn sie wie sie Naturmagie beherrschen, nicht gern gesehen, weil wir Wälder roden, Tiere jagen, Flüsse verschmutzen und die Luft mit dem Rauch aus unseren Schornsteinen verpesten. Ich werfe einen kurzen Blick auf die versiegelte Botschaft Azuma-donos und seufze. Ich bin kein bisschen sicher, ob die Elfen dieses Gesuch überhaupt annehmen werden und selbst wenn - einem solchen Bündnis zusagen, wie könnten sie, wo sie doch die Menschen verachten, vielleicht sogar hassen, für all die Fehler und die Frevel, die Verbrechen, die sie an der Natur begehen? Wer weiß, eventuell werde ich gleich in hohem Bogen wieder herausgeworfen. Misstrauen, Angst und Abneigung sind furchtbare Feinde, schlimmer als alle Victims zusammen, tödlicher und vernichtender, denn sie zerstören Hoffnung und Neuanfang, bevor man auch nur einen Versuch machen kann, die Dinge zu ändern. Der Fürst hat natürlich recht, das Land Eteria kann gegen diese Bedrohung nur gewinnen, wenn die einzelnen Völker sich vereinen, aber wenn einzig Eteria diesen Schritt macht, kann das Zion auf die Dauer nicht helfen, wenn nicht die übrigen Länder dieses Planeten diesem Beispiel folgen....und in manchen herrscht Krieg bereits untereinander, da sind die Victims einfach nur ein weiterer störender Faktor, aber kein Grund, um gleich an Frieden und solche Albernheiten zu denken....wie viele Reiche betrachten Frieden als ein falsches Ideal, das die Krieger verweichlicht und die Herzen schwach und angreifbar werden läßt....Und wie soll ich meine Mission erfolgreich ausführen, wenn die Elfen, so tolerant und offen sie anderen gegenüber sind, sich sofort verschließen, sobald es um Belange der Menschen geht?
 

>> Der Wald erlaubt Euch, einzutreten, Master. Offensichtlich haben die Hüter der Pflanzen die magische Kraft in Euch erkannt und akzeptiert, die Euch den Klang der Natur zu eigen macht. Sie werden Euch empfangen. <<

"Ich wünschte, ich wäre davon so überzeugt wie du, Helteage. Warte bitte hier auf mich, denn wahrscheinlich bin ich schneller wieder zurück, als mir lieb ist."

>> Habt Mut, Master, ich glaube an Euch. Ihr seid ein Ritter Zions und auch wenn Ihr ein Mensch seid, so wissen die Elfen um Eure Verdienste und werden sich geehrt fühlen. <<

"Ach wirklich?"

Ich besitze keineswegs dieselbe Zuversicht wie die Priesterin, aber das liegt nicht allein an meiner Aufgabe und den wenig guten Beziehung zwischen den beiden Völkern. Vielmehr liegt es daran, dass ich Helteage zwar vertraue, aber dennoch ein Gefühl von Falschheit nicht los werde. Ständig verfolgt mich der Verdacht, dass die Hüterinnen der Mächte von Schloss Zion uns nicht alles gesagt haben, was unsere Berufung betrifft....auch wenn ich nur erahnen kann, dass da etwas nicht stimmt, so weiß ich nicht konkret, was es ist und so kann ich keinen Verdacht äußern, ohne Beweise. Außerdem möchte ich Healteage und die anderen nicht verletzen. Natürlich bin ich glücklich und stolz, als Ritter ausgewählt worden zu sein und ich kämpfe gerne und mit ganzem Herzen für den Schutz all derer, die mir wichtig sind und für meine Heimat. Aber bisher habe ich immer nur irgendwelche Victims beseitigt, während ich auf meinem Weg zu Meister Rottulpe in den Straßen oft genug über Bettler und dergleichen gestolpert bin, die um jeden Bissen kämpfen müssen wie ich gegen Ungeheuer. Warum tut Fürst Azuma nichts gegen diese Missstände? Oder übersieht er dieses Leid, dieses Elend einfach? Troy ist nicht frei davon, ebenso wenig wie alle anderen Lehen und Herrschaftsgebiete - überall gibt es Hungernde, Kinder, die sich in Lumpen kleiden müssen, weil ihnen das nötige Geld fehlt, um zu essen und sich anständige Gewänder zu kaufen, Frauen, die ihren Körper preisgeben müssen, um überleben zu können und verzweifelt nach dem letzten Rest ihrer Würde greifen, die mit Füßen getreten wird....Warum kann ich solche Zustände nicht ändern?! Was nützen mir meine Kräfte, mein Schwert und die strahlende Rüstung, wenn ich den Menschen, die es am nötigsten brauchen, nicht helfen kann? Davon einmal abgesehen ist uns diese Macht zu leicht zugefallen - die Elemente zu kontrollieren, das ist eine Gabe, die man nicht einfach mal so vergibt, sondern damit könnten wir Zion regieren, wenn wir wollten....Ich weiß nicht, warum, aber ich glaube, wir müssen für diese Macht einen Preis zahlen....
 

Meine Schritte lenken mich direkt in das üppige Grün und als ich mich umdrehe, verschließt sich die Lücke im Blattwerk wieder und Helteage entschwindet meinen Blicken. Ich bin im Jadewald eingeschlossen. Wie soll ich nun die Elfen erreichen? Um zu verdeutlichen, dass ich in friedlicher Absicht gekommen bin, ziehe ich mein Schwert und lege es vor mich ins Gras. Dann hebe ich die Arme und rufe: "Hört mich an, Hüter des Waldes und der Natur! Ich will euch nichts Böses, ich bin hier, um einen Auftrag zu erfüllen! Schickt mir einen Unterhändler oder irgend jemanden, mit dem ich sprechen kann! Ich versichere euch, auch wenn ich ein Mensch bin, ich will euer Reich nicht zerstören!"

Ein Flüstern erhebt sich rings um mich herum. Es könnte der Wind sein, der durch die Baumkronen streicht, oder die singenden Stimmen der Elfen. Plötzlich erblüht vor meinen Augen eine gigantische Glockenblume, doch bevor ich überrascht zurückweichen kann, öffnet sie sich und eine junge Frau tritt heraus. Sie trägt ein himmelblaues knielanges Kleid, das aus einem riesigen Blütenblatt genäht würde, zumindest sieht es so aus. Auch ihre Haare sind blau, ebenso wie ihre Augen, tief und kühl wie das Meer. Wasser ist ein wichtiger Rohstoff für die Elfen und nicht selten haben ihre Haare und Augen Farben, die der Natur entspringen. Wobei, was mich angeht....aber ich bin irgendwie auch ein Sonderfall....Sie hat spitze Ohren und zwei transparente, leicht silbern schillernde Flügel auf dem Rücken. Ihre Füße sind nackt, aber um die Unterschenkel ranken sich Kletterrosen. Ihr wenig willkommenheißender Blick beunruhigt mich etwas, aber was habe ich denn erwartet?

"Eure Worte sind schön, Mensch, aber ob es Eure Absichten sind, davon bin ich nicht überzeugt. Mein Name ist Wrecka und ich bin die Tochter Demeters, der Herrin des Immergrünen. Meine Mutter befindet sich zur Zeit im Regenwald am anderen Ende Zions, um dort ihrem jüngeren Bruder bei der alljährlichen Neupflanzung behilflich zu sein. Falls Ihr sie zu sprechen wünscht, so muss ich Euch bitten, zu anderer Zeit hier vorzusprechen."

"Das wird mir wohl nicht möglich sein."

Sie horcht auf und mustert mich verächtlich.

"Was Ihr nicht sagt! Und weshalb nicht?"

"Weil ich gekommen bin, um Euch eine Botschaft von Hijikata Azuma, dem Fürsten von Troy, zu überbringen, der um eine Allianz ersucht. Ich bezweifele, dass er mich ohne Antwort empfangen wird."

"Eine Allianz mit einem Naturzerstörer, einem Menschen? Macht Euch nicht lächerlich! Die Elfen des Jadewaldes werden dem niemals zustimmen! Da habt Ihr Eure Antwort!"

"Sie ist nicht zu meiner Zufriedenheit ausgefallen, Lady Wrecka."

"Das ist Euer Problem! Und jetzt entschuldigt mich, ich habe noch andere und weitaus wichtigere Dinge zu erledigen, als mich mit einem Menschen zu unterhalten!"

"Wichtigere Dinge als den Frieden?"

Sie hält inne und ich vernehme erneut das Rauschen in den Bäumen. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir nicht allein sind.

"Was wollt Ihr damit sagen, Mensch?!"

"Sprecht mich mit meinem Namen an, wenn Ihr wollt, dass ich weiter mit Euch rede."

"Ich kenne ihn doch gar nicht!"

"Das ist der springende Punkt - Ihr habt mir nicht gestattet, mich vorzustellen. Dabei dachte ich bisher immer, Elfen seien ein höfliches Volk. Wohl nur bei denen, die es verdienen."

Sie zieht verärgert die Mundwinkel nach unten. Ein Mensch mit Verstand, und fähig, ihn zu gebrauchen - das passt ihr ganz und gar nicht.

"Wer seid Ihr also?"

"Ich bin Sir Arbor, der Krieger der Treue und einer der neuen Ritter Zions." Das Wispern in den Baumkronen wird noch lauter und eindringlicher; offenbar wird diese überraschende Eröffnung gerade heftig diskutiert. Ihr Gesicht ist bleich wie ein Leintuch.
 

"Ihr....Ihr seid ein....Ritter?"

"In der Tat." bemerke ich trocken und deute auf das Schwert zu meinen Füßen. "Meint Ihr, ich habe es aus Spaß da hingelegt? Ich wollte damit meine Ehrlichkeit beweisen, aber scheinbar interessiert Euch das nicht sonderlich, Mylady! Ich verstehe Euch und bei Gott, Ihr habt das gute Recht, auf die Menschen wütend zu sein, aber es ist falsch, alles zu pauschalisieren und zu verallgemeinern! Auch Ihr solltet mit offenen Augen durch die Welt gehen, anstatt nur nach dem Äußeren zu entscheiden! Ich mag in der Gestalt eines Menschen hergekommen sein, aber auch ein Mensch kann die Natur lieben! Wenn Ihr mir immer noch nicht glaubt, so liefere ich Euch einen letzten Beweis!"

Ich packe mein Schwert, hebe es auf und lasse es aufleuchten, um mich zurückzuverwandeln. Als es vorbei ist, mustert sie mich erstaunt.

"Was ist passiert? Wart Ihr nicht eben noch einige Jahre älter als ich? Nun wirkt Ihr so alt wie ich, etwa achtzehn. Wie ist das möglich?"

"Sir Arbor ist mein Alter Ego. Das hier ist die Identität, die ich vor den Victims verheimliche, um nicht zu ihrer Zielscheibe zu werden. Mein Name ist Roose Sawamura."

"Aber wir könnten Euch doch an die Victims verraten, damit sie den Jadewald verschonen. Habt Ihr das bedacht?"

"Natürlich. Ich liefere mich Euch aus, Euch und Eurem Einsehen, Eurer Güte und kann nur beten, dass Ihr noch nicht verlernt habt, auf die Stimme Eures Herzens zu hören."

Ihre schönen blauen Augen weiten sich und die Überraschung und Verwirrung in ihren Zügen nehmen viel von ihrer Strenge. Ich glaube, sie muss bezaubernd anzusehen sein, wenn sie einmal lächelt und sich nicht so hart gibt. Stumm starrt sie mich an, als hätte sie vergessen, warum ich hier bin.

"Lady Wrecka....?"

"....Wie? Ach, verzeiht, Roose-san. Nun....ich....ich denke, ich sollte mir die Botschaft wenigstens einmal durchlesen, denn solange meine Mutter nicht hier ist, regiere ich im Jadewald...."

"Oh? Wenn dem so ist, verzeiht meine mangelnde Erziehung...."

Ich verneige mich und küsse sanft ihre Hand. Ihre Haut ist so weich und zart wie Blütenblätter und sie duftet berauschend nach Rosen. Die tiefe Röte, die daraufhin ihre Wangen überzieht, macht sie noch hübscher, jedenfalls aus meiner Sicht. "....Euer Hoheit."

"Lasst diesen Unsinn! Kommt lieber mit, ich geleite Euch zu einem Ort, an dem Ihr schlafen und neue Kraft sammeln könnt, um Eure Rückreise antreten zu können. Ich werde selbstverständlich mit meinen Beratern über den Antrag des Fürsten sprechen müssen, schließlich ist es lange her, seit die letzte Allianz zwischen Menschen und Elfen bestand...."

"Ich weiß, darüber bin ich mir im Klaren. Dennoch....wenn Ihr ebenso klug wie schön seid, dann habe ich ein klein wenig Hoffnung für einen positiven Abschluss meiner Mission."

"Das solltet Ihr nicht sagen...."

"Warum nicht?"

"Übertriebene Höflichkeit ist nicht echt...."

"Ich bin auch nicht höflich, Lady Wrecka. Ich bin ehrlich."

Sie sieht mich an, unsicher geworden und in ihrer gegnerischen Haltung erschüttert. In ihren blauen Augen könnte ich versinken....

"Das ist sehr nett von Euch." erwidert sie endlich mit einem Lächeln und die Sonne kommt hervor. Wenn sie lächelt, ist sie viel schöner, so schön wie ein Frühlingstag. Sie sollte es öfter tun, dann wäre es auch um ihr Herz leichter, denn immerzu nur traurig zu sein, hüllt das Leben in Regenwolken. Ich verneige mich ein weiteres Mal und sie führt mich zu meinem zukünftigen Gemach.
 

~~ Wreckas POV ~~
 

Als er sein Schwert aufhebt, bin ich schon drauf und dran, Alarm zu schlagen. Doch das grelle Licht hindert mich daran und nachdem ich meine Augen wieder geöffnet habe, steht ein junger Mann vor mir, aber nicht Sir Arbor. Dieser Bursche ist etwa achtzehn Jahre alt, also ungefähr in meiner Altersklasse. Was ist geschehen? Und wo ist der Ritter hin? Ich erkundige mich bei dem Fremden, der nun vor mir steht.

"Sir Arbor ist mein Alter Ego. Das hier ist die Identität, die ich vor den Victims verheimliche, um nicht zu ihrer Zielscheibe zu werden. Mein Name ist Roose Sawamura."

"Aber wir könnten Euch doch an die Victims verraten, damit sie den Jadewald verschonen. Habt Ihr das bedacht?" wage ich einzuwenden, denn mir will nicht in den Kopf, dass er sich tatsächlich einfach so preisgibt, nachdem ich doch ein wenig unverschämt zu ihm war.

"Natürlich. Ich liefere mich Euch aus, Euch und Eurem Einsehen, Eurer Güte und kann nur beten, dass Ihr noch nicht verlernt habt, auf die Stimme Eures Herzens zu hören."

Mein Herz macht unwillkürlich einen Sprung. Seine grünen Augen richten sich mit so viel Ernst und Schmelz auf mich, dass mir die Beine schwach werden. Grün wie die schönsten, herrlichsten Blätter unserer stattlichsten Bäume, unendlich, rein und unbeschreiblich faszinierend....Selbst sein Haar ist grün und ich spüre in ihm, obgleich er seine Maske, die verwandelte Gestalt, abgelegt hat, eine große Magie in ihm, die im Einklang mit den Pflanzen, mit der Erde steht, eine Magie, die unserer so ähnlich ist wie keine zuvor. Sein Blick zieht mich an, auf eine fast unheimliche Weise und ich fühle mich erschauern. Noch immer starre ich ihn an, unfähig, mich von dem Zauber dieser leuchtenden Smaragde zu lösen.

"Lady Wrecka....?"

"....Wie? Ach, verzeiht, Roose-san. Nun....ich....ich denke, ich sollte mir die Botschaft wenigstens einmal durchlesen, denn solange meine Mutter nicht hier ist, regiere ich im Jadewald...."

Ich bin sichtlich nervös - was ist bloß los?

"Oh? Wenn dem so ist, verzeiht meine mangelnde Erziehung...."

Er verneigt sich und küsst sanft meine Hand. Was für weiche, behutsame Lippen er hat....! Heiß und zugleich zärtlich....Beim Heiligen Efeu, ich bin dabei, durchzudrehen! Ich weiß, dass ich rot werde, doch ich kann es nicht verhindern, im Gegenteil, mein Herzklopfen wird immer stärker. Er ist so anders als die Menschen in den alten Geschichten, die man mir als Kind erzählt hat....verführerisch anders. "....Euer Hoheit."

"Lasst diesen Unsinn! Kommt lieber mit, ich geleite Euch zu einem Ort, an dem Ihr schlafen und neue Kraft sammeln könnt, um Eure Rückreise antreten zu können. Ich werde selbstverständlich mit meinen Beratern über den Antrag des Fürsten sprechen müssen, schließlich ist es lange her, seit die letzte Allianz zwischen Menschen und Elfen bestand...."

"Ich weiß, darüber bin ich mir im Klaren. Dennoch....wenn Ihr ebenso klug wie schön seid, dann habe ich ein klein wenig Hoffnung für einen positiven Abschluss meiner Mission."

"Das solltet Ihr nicht sagen...." versuche ich, das Kompliment zu schwächen, doch insgeheim kann ich nicht leugnen, es als höchst angenehm zu empfinden, einen attraktiven jungen Mann solche Dinge sagen zu hören. Er ist wirklich ein hübscher Bursche, viel süßer als Sir Arbor, aber vielleicht denke ich auch nur so, weil sein Alter Ego älter ist als ich. Genau genommen sollte ich überhaupt nicht so denken....

"Warum nicht?"

"Übertriebene Höflichkeit ist nicht echt...."

"Ich bin auch nicht höflich, Lady Wrecka. Ich bin ehrlich."

Diese Antwort nimmt mir jeglichen Wind aus den Segeln. Er ist ehrlich....was ist er nur für ein Mensch? Könnte jemand wie er die Natur zerstören, wie all seine Ahnen vor ihm? Nein, ich glaube, dazu wäre er nicht fähig, denn das Gleichgewicht der Erde ist groß in ihm. Noch nie hat mich ein Mann so durcheinander gebracht....! Wenn die Zeit doch stehen bleiben, wenn ich diesen Augenblick für die Ewigkeit festhalten könnte....

"Das ist sehr nett von Euch." antworte ich ihm schließlich und ich lächele, wie ich es schon lange nicht mehr getan habe, denn der Krieg gegen die Victims, die unsere Heimat bedrohen, verdunkelt auch meine innere Welt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal frei von Misstrauen und Furcht war und, befreit von Sorgen und Nöten, herzlich und fröhlich lächeln konnte....Eigentlich ist es schön, dass Mutter nicht anwesend ist....so kann ich wenigstens etwas Zeit mit ihm verbringen....

Das ist nicht sehr vernünftig, ich weiß, aber....aber diese, unsere Begegnung....es ist mir, als hätten sich zwei Seelen gefunden, die bereits eins waren, bevor sie in dieser Welt geboren wurden....Was Roose-san wohl gerade empfindet? Ob er sich auch Gedanken macht? Könnte es vorherbestimmt sein?

Ist es vielleicht....Schicksal?

Alliances 4: Saki, Erbin der Stürme

Konnichi wa, meine Lieben! Die Chroniken des Zukunft gehen weiter und ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen! Der nächste Teil wird dann Zeros Erlebnisse beleuchten, versprochen! ^___^
 

Kapitel 7: Alliances 4: Saki, Erbin der Stürme
 

~~ Clays/Ventos POV ~~
 

Silfee hört mich nicht. Die Hüterin ignoriert mich und ich weiß nicht, weshalb. Nein, das stimmt nicht ganz. Ich ahne es zumindest, denn meine Frage, die ich ihr soeben stellte, lautete:

"Habt ihr uns alles gesagt, was unser Schicksal und unser Dasein als Ritter betrifft?"

Nicht zu antworten ist auch eine Antwort. Das Beben, das ihren Drachenkörper durchrinnt, läßt mich erkennen, dass es da ganz gewiss noch etwas gibt, wovon wir keine Ahnung haben. Mein Herz beginnt heftig zu pochen, als unter uns das Gebirge der Tausend Stürme aufragt. Wie hoch mögen wir fliegen? Dass ich nicht ohnmächtig werde bei der dünnen Luft liegt wohl daran, dass die Luft mein Element ist. Ob all die Geschichten und Erzählungen über die Harpyien wahr sind, die angeblich dort auf einen lauern und mit größtem Vergnügen vor allem junge Menschen verspeisen? Diese Vorstellung jagt mir einen eisigen Schauer über den Rücken. Hoffentlich begegnet mir keine dieser Federdamen, darauf kann ich wirklich verzichten! Silfee senkt sich gemächlich herab auf die zerklüftete Landschaft, in der die Winde schaurig heulen, fast wie ein gequältes Tier.

>> Habt keine Angst, Master. Die Luft ist Euer Freund und Kamerad. Diese Stürme werden Euch nicht verletzen. <<

"Das macht mir auch keine Angst. Es ist....etwas anderes...."

Ich blicke mich suchend um, von einem merkwürdigen Gefühl beschlichen. Warum bloß habe ich den Eindruck, beobachtet zu werden? Ein starker Wind wirbelt um mich herum, doch anstatt mich von den Füßen zu reißen, wie es wohl bei jedem anderen passiert wäre, bleibe ich stehen, am Boden verankert wie ein Fels. Ich höre die kalte, aber sanfte Stimme dieses munteren, unsichtbaren Gesellen und muss lächeln. Hier existieren keine Zwänge, keine alten, überholten Regeln, Konventionen oder Pflichten, die einen erdrücken und einem die Freiheit rauben. Es ist nicht falsch, Regeln zu haben, aber es gibt gute und gerechtfertigte Regeln und schlechte und unbegründete Vorschriften. Etwas, das ich aus meinem Elternhaus nur zu genau kenne. Als Sohn eines Adligen wird von mir erwartet, dass ich stets ein Musterbeispiel an Ordnung, Bildung und Eleganz bin, mich immer gewählter Worte bediene und ständig anderen Leuten meinen ach so großartigen Titel und meinen Reichtum unter die Nase reibe. Meine Eltern sind auch nicht glücklich über meine Freundschaft zu Zero, Hiead, Roose und Yamagi, weil sie zwar nun nicht gerade der untersten Schicht entstammen, aber dennoch nur zu den einfachen Bürgern zählen und es hat mich weiß Gott viele Unterredungen gekostet, um ihnen klar zu machen, dass sie die besten Freunde sind, die ich mir wünschen kann. Meine Mutter hatte mich ursprünglich zum treuen Gefährten von diesem Grafensohn - seinen Namen weiß ich nicht mehr - auserkoren, aber mit diesem Gedanken konnte ich mich nie abfinden. Der besagte Grafensprössling war eine richtige Zierpuppe, er konnte noch nicht einmal einen Degen in die Hand nehmen, ohne sich darüber Sorgen zu machen, ob er damit nicht eventuell seine Seidenstrümpfe ritzen würde. Ich halte mich nicht für den Tapfersten, gewiss nicht, aber das überstieg meine Strapazierfähigkeit bei weitem. Die Freundschaft, die ich mit Zero und den anderen teile, ich sehr wichtig für mich und ich möchte um nichts auf der Welt darauf verzichten. Meine Eltern haben sich nicht damit abgefunden. Sie nehmen es hin, aber sie akzeptieren es nicht. Warum begreifen sie es nicht? Welche Bedeutung hat der Standesunterschied in Zeiten des Krieges? Glauben sie denn wirklich, ein Victim würde sie verschonen, nur weil sie ihm sagen, sie wären adeligen Geblüts? Wohl kaum! Ihnen fehlt der Blick für das Wichtige, das Entscheidende. Sie wählen Menschen nach ihrer sozialen Klasse, nach ihrem äußeren Erscheinungsbild aus - und das funktioniert meistens nicht, aber sie lernen nicht daraus.

Der Wind singt immer noch in meinen Ohren, als wolle er mich von meinen schwermütigen und ganz und gar nicht leichten und freien Gedanken ablenken. Da fliegt mir eine Feder vor die Füße und ich ergreife sie rasch. Es ist eine erstaunlich große Feder, schön gebogen, vermutlich eine Schwungfeder. Welches Wesen könnte solch gigantische Flügel besitzen? Unwillkürlich wird mir mulmig zumute. Eine Harpyie möglicherweise? Ob mein Gefühl, unter Beobachtung zu stehen, mich doch nicht getrogen hat? Bedeutet das, dass ich bereits als neues Opfer ausgewählt worden bin?
 

Ich vernehme ein seltsames Rauschen über mir und meine Befürchtungen bestätigen sich: Im strahlend blauen Himmel kreisen menschenähnliche Gestalten mit riesigen Schwingen und mein Herzschlag beschleunigt sich praktisch sofort. Ob sie mit sich handeln lassen? Andererseits - Monster und verhandeln?

Das Flugmanöver der vier unheilvollen Schatten über mir wiederholt sich, keiner von ihnen verlässt die Formation, bis auf einmal eines der Wesen sich aus dem Reigen löst und auf mich zusteuert, in atemberaubender Geschwindigkeit. Jetzt wird es wohl seine Klauen in mein Fleisch krallen....

Aber ich darf nicht vergessen, warum ich hier bin! Ich bin gekommen, um den Herrn dieses Gebirgsreiches um eine Allianz zu bitten und als Ritter Zions kann ich keine Mission unerledigt lassen! Meine rechte Hand greift nach dem "Agui Keameia" und ich ziehe es in einer blitzschnellen Bewegung aus der Scheide und führe es in einem gewagten Schlag direkt gegen die Harpyie. Zuerst vernehme ich eine Art Krachen, dann einen Schrei und schließlich wütendes Schluchzen. Und ich bin verwirrt. Eigentlich hatte ich mehr ein erbostes Fauchen erwartet, ein zischelndes Ungeheuer mit einem harten Schnabel, gefährlichen Krallen und spitzen Zähnen, eine Kreatur, die sich sofort nach meinem Verteidigungsangriff auf mich stürzen und in Stücke hacken würde. Aber ich lebe und mein Feind ist in zornbebendes Schluchzen ausgebrochen.

"Was seid Ihr nur für ein grober, ungeschlachter, scheußlicher Kerl! Ihr habt mir mit Eurem Hieb beinahe alle Knochen gebrochen!"

Eine Frauenstimme....!

Meine Verwirrung wächst und ich lasse das Schwert in die Scheide zurückgleiten, um zu zeigen, dass ich keinen offenen Kampf wünsche. Vorsichtig nähere ich mich der zusammengesunkenen Gestalt, die vor mir am Boden liegt. Sie schimpft noch immer.

"Verzeiht....Mylady", entscheide ich mich schließlich für diese Anrede, "....ich....ich wollte Euch nicht wehtun. Aber als Ihr wie ein Raubvogel auf mich herabgeschossen kamt, glaubte ich, es wäre aus mit mir - und ich wollte meine Haut so teuer wie möglich verkaufen...."

Um sie sanfter zu stimmen, halte ich ihr meine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Für einen groben, ungeschlachten und scheußlichen Kerl, wie ich einer bin, sicher eine erstaunliche Geste. Ich muss angesichts dieser Überlegung ein wenig lächeln. Sie hebt den Kopf, zögert einen Moment und erhebt sich schlussendlich, ohne meine Hilfe. Jetzt sehe ich sie deutlich und ich bin überzeugt davon, eine Harpyie vor mir zu haben, auch wenn an ihr nicht viel an die Vorstellung erinnert, die sich die Menschen von ihnen machen. Ihre Füße stecken in krallenbewehrten gelben Stiefeln, dazu eine schwarze, eng anliegende Hose und darüber ein Brustschutz aus Metall, mit Gold überzogen. Ihre Hände sind ebenfalls durch Armpanzer geschützt, die bis über die Finger reichen. An deren Enden sind Krallen befestigt. Das einzige, was nicht durch zusätzliches Material hinzukommt, ist das eindrucksvolle Flügelpaar an ihrem Rücken. Ihre Haut schimmert milchweiß und das schöne Gesicht mit den tiefen, rubinroten Augen und dem flammenden Haar, das offen und wie ein Umhang im wilden Spiel der Winde tobt, tun das übrige. Ich muss schlucken und verneige mich respektvoll.
 

"Verzeiht meine Grobheit, Mylady. Ich wollte Euch gewiss nicht zu nahe treten." Während ich mich aus meiner Reverenz erhebe, gleitet mein Blick über ihre "gebrochenen Knochen" hinweg. Ihre Diagnose ist falsch, zumindest aus meiner Sicht - ihre Knochen sind alle in guter Form....in sehr guter sogar.

"Schweigt, Mensch!!!" herrscht sie mich an und zu meiner "Begeisterung" landen nun auch ihre Begleiterinnen und mustern mich wie ihre nächste Beute.

"Was habt Ihr hier zu suchen?! Ihr wisst, dass es riskant ist, sich in unser Reich zu verirren!!"

"Nun, ich habe mich auch nicht verirrt, ich bin freiwillig hier!"

Meine Antwort scheint sie sichtlich zu irritieren. Sie betrachtet mich stumm und mit hochgezogenen Augenbrauen, als wage sie es nicht, ihren Ohren zu trauen. Ihre Gefährtinnen stoßen ein gefährliches Fauchen aus, offenbar bin ich ihnen unsympathisch.

"Erzählt mir nichts, Menschlein!!! Ihr seid sicher nicht freiwillig hierher gekommen!!! Ihr wisst sehr gut, dass das Volk der Harpyien nichts mit Eurer wertlosen Rasse zu tun haben will!!! Ihr seid es doch, denen wir unseren schlechten Ruf verdanken, bloß weil Ihr zu feige wart, um herauszufinden, wie es sich wirklich verhält!!! Alles schlecht machen, wenn es anders ist als ihr, das könnt ihr!!! Verschwindet, bevor ich Eure Anwesenheit meinem Vater mitteile!!!!"

"Wer ist Euer Vater?"

Sie blickt mich misstrauisch an und entgegnet: "Lord Boreas, der ewige Tornado."

"Das ist sehr interessant - genau diesen Herrn wünsche ich zu sprechen."

"Das kann nicht Euer Ernst sein, Narr!! Mein Vater ist einer der mächtigsten Harpyire, die es gibt!!! (^__^ das ist meine männliche Version von Harpyie. Die existiert nicht, soweit ich weiß, aber sie klingt gar nicht mal so übel.) Und er verachtet euch Menschen, weil wir euretwegen überall als verhasste Ungeheuer und blutrünstige Mörder verschrien sind!!! Er wird Euch in der Luft zerreißen, wenn er Euch zu fassen kriegt!!!"

"Tatsächlich? Wenn er das wirklich tut, bestätigt das nur die Gerüchte, die man sich über Euer Volk erzählt."

"....."

"Ich habe dem Lord eine wichtige Botschaft von Hijikata Azuma-dono, dem Fürsten Troys, zu überbringen. Mein Gebieter ersucht darin um eine Allianz mit euch, um gegen die allgegenwärtige Bedrohung der Victims zu bestehen. Und sagt nicht, es ginge Euch nichts an - diese Kreaturen sind eine Gefahr für alle, die auf Zion leben!!"

".....Wer seid Ihr?" erkundigt sie sich endlich, die schimmernden Lippen abwartend zusammengepresst, als ärgere sie sich über meine Erwiderung bezüglich des angekündigten Verhaltens ihres Vaters.

"Ich bin Sir Vento, der Krieger der Freiheit. Sehr erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen."

"Ihr....Ihr seid ein Ritter....?!"

"Er lügt, Euer Hoheit!" zischt eine der anderen Harpyien und fixiert mich mit einem unheilvollen Blick aus ihren goldenen Augen, als wolle sie sich jeden Moment auf mich stürzen. Ich spüre ihre Feindseligkeit und nehme allen Mut zusammen, um nicht unter dem stechenden Strahlen, das mir aus ihren Augen entgegenschlägt, klein beizugeben. Meine Hand packt das Schwert und bevor sie mein Vorhaben erraten können, bin ich bereits zurückverwandelt.

"Seht mich an! Hiermit bin ich in Eurer Gewalt, Tochter des Boreas! Das ist meine wahre Identität, die ich vor den Victims zu verbergen bemüht bin, um nicht ihr Opfer zu werden! Ihr könnt mich Ihnen ausliefern, um Euer Reich vor ihren Angriffen zu schützen! Aber damit werdet Ihr keinen Frieden erkaufen, hört Ihr?!"

"Eure Vorstellung ist nicht schlecht, Mensch - tatsächlich seid Ihr jetzt jünger als zuvor, aber das kann auch fauler Zauber sein. Wir wollen keinen offenen Krieg riskieren, also schert Euch fort mit Eurer nutzlosen Botschaft!!"

"....Offener Krieg steht Euch bevor....ob Ihr ihn riskieren wollt oder nicht!!"

(^^ Und noch was aus dem Herrn der Ringe - es passt so gut!)
 

~~ Sakis POV ~~
 

"....Offener Krieg steht Euch bevor....ob Ihr ihn riskieren wollt oder nicht!!"

Ich beiße mir wütend auf die Lippen. Mensch oder nicht, er ist klug und nicht auf den Mund gefallen. Und ich weiß, ganz tief in mir, dass er recht hat. Eine Allianz zwischen den verschiedenen Völkern Eterias ist nicht die schlechteste Lösung - und zweifellos immer noch besser als ein verlogenes Bündnis mit den Victims, aufgebaut auf den unschuldigen Leben derer, die nicht bereit dazu waren, die Helden des neuen Zeitalters an unseren Feind zu verraten. Er hat mir seine geheime Identität enthüllt, und er wusste sehr wohl, welches Risiko er damit einging, als er seine Verwandlung rückgängig machte....Er ist einer dieser Helden des neues Zeitalters, die Hoffnung so vieler trauriger und schmerzvoller Existenzen....Wie könnte ich zulassen, dass er unseren teuflischen Gegnern in die Hände fällt!

Seine schönen Augen brennen sich in die meinen. Eine mir unbekannte, fremde Leidenschaftlichkeit lodert in ihnen auf. Sie glänzen wie die dunklen Topase meiner Halskette, die meine Mutter mir einst geschenkt hat. Halt mal - SCHÖNE Augen?!?! Bin ich noch zu retten?! Er nähert sich mir und meine Kammerzofen kreischen vor Empörung, als er mich an den Schultern packt und schüttelt.
 

"Verdammt! Ich glaube nicht, dass Ihr so stur seid und das nicht seht!! Welche Hoffnung auf Sieg und Frieden haben wir, wenn die Rassen sich gegenseitig misstrauen und ihre eigenen persönlichen Kleinkriege führen?! Nur gemeinsam kann man stark sein! Das hier ist kein Spiel, Mylady, und es geht hier um mehr als nur kleinliche Reibereien und einen schlechten Ruf!! Es geht um das Schicksal dieses Planeten! Das zweite Siegel ist gebrochen worden und wenn alle Siegel zerstört sind, wird das Verderben in all seiner Macht zurückkehren und diesmal für immer!! Bitte! Bringt mich zu Eurem Vater!!"

Ich betrachte ihn überrumpelt. Welche Entschlossenheit und welche Kraft ich in ihm erspüre, die Magie des Windes, wie mein Vater sie beherrscht, wie sie uns tagtäglich umgibt - aber da ist noch etwas anderes, eine Art innere Kraft....seine Hände sind stark, aber erstaunlich behutsam und sanft....feingliedrig und keiner der brutalen Pranken ähnlich, die ich an unseren Männern bisher gesehen habe....Sein heißer Atem strömt auf meine Wangen. Wer ist er?

"Wie lautet Euer Name in dieser Gestalt, ehrenwerter Ritter?" bringe ich endlich hervor, was meine Zofen dazu veranlasst, mich sprachlos anzustarren.

"Clay Cliff Fortran. Und wie heißt Ihr, temperamentvolle Erbin der Stürme?"

Ich senke verlegen die Lider. Warum muss er mich so nennen? Wie hübsch er ist....genau meine Kragenweite....Argh, nein, was denke ich da?! Er ist ein Mensch!

"Saki."

"Saki - ein schöner Name. Er bedeutet Schicksal."

Seine Hausaufgaben hat er also auch gemacht....seine Nähe beginnt mich zu beunruhigen. Zwar hat er mich mittlerweile losgelassen, aber dennoch steht er noch dicht bei mir und mustert mich erwartungsvoll, um zu ergründen, was ich jetzt vorhabe. Mein Herz fängt an, wild zu schlagen. Was ist denn plötzlich los? Ich erinnere mich mit einem Mal an die Prophezeiung, die am Tag meines fünfzehnten Geburtstages mein Dasein erschütterte. Damals hatte mich Hana, unsere Oberste Priesterin, zu sich in den Phönix-Tempel gerufen. Ich war noch aufgeregt, weil ich gerade erst meine Geschenke - unter anderem die Kette mit den Topasen - bekommen hatte, und lauschte kaum ihren ernsten und eindringlichen Worten, bis sie mich hart zurechtwies und auf den Spiegel des Geweihten Brunnens deutete, der das Zentrum des Tempels ausmacht.
 

Zunächst konnte ich nur Wellen erkennen, doch nach und nach wurden die Bilder deutlicher. Ich beugte mich vor und konnte die Gestalt eines Mannes wahrnehmen, ohne jedoch sein Gesicht zu sehen.

"Lasst mich Euch etwas vorhersagen, Euer Hoheit. Eines Tages werdet Ihr diesem Mann begegnen. Er ist ein Mensch."

"Warum sollte ich einem Menschen begegnen?! Ihnen haben wir es doch zu verdanken, dass wir als Monster betrachtet werden!" ereiferte ich mich, die ich von den Menschen ähnliches dachte wie sie von meinem Volk.

"Er ist nicht irgendein Mensch, sondern er wird einer der Ruhmreichsten unter ihnen sein, ein Krieger, ein Nachfolger der legendären Ritter von Zion. Ihr werdet ihn treffen - und Euch in ihn verlieben."

"In einen Menschen?! Niemals!! Lieber sterbe ich!!"

Ich sprang auf und lief davon, so schnell mich meine Füße tragen konnte. Doch obwohl ich diese Prophezeiung als Unsinn abtat, vergessen konnte ich sie nie. Und jetzt steht derjenige vor mir, der einzige, von dem die Rede gewesen sein kann. Er schweigt noch immer und wartet auf meine nächste Handlung. Was soll ich tun? Mein Herzklopfen hat erschreckend zugenommen und meine Augen versinken ungewollt wieder in den seinen. So tief....so unendlich....so warm....so tapfer....und so schön....NEIN!!

Ich schüttele wild den Kopf, als könne ich dadurch die Prophezeiung auslöschen, aber ich weiß sehr wohl, dass dies unmöglich ist. Ich habe meinem Vater nie von Hanas Vorhersage erzählt, weil ich Angst davor hatte, wie er reagieren würde. Und da die Oberste Priesterin mir seit meiner Geburt eine treue Freundin gewesen war, bewahrte auch sie Stillschweigen darüber. Trotzdem....wenn es sich bewahrheitet....ich meine....bereits jetzt, wo ich ihn gerade kennen gelernt habe, spüre ich eine Bindung zwischen uns, die vorherbestimmt zu sein scheint....

"Lady Saki...." vernehme ich seine weiche, samtene Stimme und mir wird ein wenig schwindelig, "Bitte....bringt mich zu Lord Boreas. Ich bete dafür, dass er einer Allianz zustimmt, denn die Zukunft dieser Welt hängt davon ab."

Er hält mir die Hand hin.

Zögernd und nervös ergreife ich sie und ziehe sie sofort wieder zurück. Den Göttern sei Dank kommt mir eine meiner Zofen zu Hilfe.

"Die Erbin der Stürme darf keinen Sterblichen berühren! Wagt das nie wieder!"

"Entschuldigt, das wusste ich nicht."

Er lächelt, zum ersten Mal seit unserer Konfrontation und ich finde, dass er ein herrliches Lächeln besitzt. Wird die Prophezeiung wirklich in Erfüllung gehen?

Ist das....Schicksal?
 


 

So, das war's. Im nächsten Kapitel wird dann der Krieger der Hoffnung, Sir Helios alias Zero, einen interessante Bekanntschaft machen mit einer uns wohl

bekannten katzenohrigen jungen Dame....^___~

Bis dann!

Alliances 5: Kizna, Kriegerin der Bastet

Hallo, alle zusammen! Ein neuer Teil! Und zum Einstieg: Bastet ist wie Sachmet

eine ägyptische Göttin. Bastet wurde mit Katzenkopf dargestellt, Sachmet mit Löwenkopf. Bastet war eine gutmütige Schutzgöttin, während Sachmet eine Kriegs-,

aber auch Heilgöttin war. So, genug der Bildung, jetzt wünsche ich Euch viel

Spaß! ^^
 

Kapitel 8: Alliances 5: Kizna, Kriegerin der Bastet
 

~~ Zeros/Helios' POV ~~
 

Hiead bzw. Ignis verschwindet in den dichten Rauchschwaden über den Kratern des Höllenfeuers. Ich wünsche ihm leise noch einmal Lebwohl und wende Teela, um mich auf die Reise zu meinem eigenen Ziel zu begeben. Die Nekodaer sind eigentlich ein friedliches Volk, und über ihren Gebieter, Felis-sama, habe ich schon viel gehört. Ein weiser, edler und tapferer Mann, immer um das Wohlergehen seiner Untertanen besorgt, was weiß Gott nicht alle Machthaber sind. Ich frage mich, ob wir alle unsere Mission erfolgreich zu Ende bringen werden - Hass und Misstrauen sind gefährlich und die Angst vor den Victims könnte viele dazu verleiten, lieber einen Nichtangriffspakt mit diesen Monstern auszuhandeln, anstatt sich mit jemandem zu verbünden. Ich habe einen Katzenmenschen noch nie persönlich getroffen und hoffe, dass Felis sich dem Antrag seines Freundes Azuma-dono gegenüber aufgeschlossen zeigt. Teela unter mir schlägt mit ihren gigantischen Flügeln und endlich verschwindet die rauchige Luft und ich kann wieder freier atmen. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick auf die Umgebung. Grüne Wälder tauchen in der Ferne auf, silbern schimmernde Flüsse ziehen ihre glitzernden Schleifen durchs Land und bunte Punkte wandern über die Straßen, Menschen in kostbaren Gewändern vermutlich. Es ist eine Pracht. Und doch....
 

Meine Hände ballen sich zu Fäusten.

Vor drei Jahren, als ich den Schwur leistete, Zion vor dem Bösen zu beschützen, war ich noch voller Tatendrang, voller Ideale, voller Zuversicht. Aber mittlerweile habe ich erkannt, dass die Realität oftmals anders aussieht. Natürlich sind die Victims das Böse - aber es gibt auch Menschen, die andere für ihre Zwecke ausbeuten, die sich ehrgeizige und egoistische Ziele stecken und um ihrer Verwirklichung willen über Leichen gehen, ohne Skrupel, ohne Gewissensbisse, ohne Gnade. Ich besitze gewaltige Zauberkräfte, eine magische Rüstung und ein lebendes Schwert....und doch kann ich nicht gegen solche Verbrecher kämpfen?! Warum?! Natürlich, weil ich sie nie erreiche, weil ich ihre Machenschaften nie selbst aufdecken kann, weil ich vielleicht Ungeheuern die Köpfe einschlagen, aber keinen angesehenen Bürger der Justiz überbringen kann, sobald sich herausstellt, dass er doch ein Betrüger ist. Für solche Sachen ist die Polizei zuständig - aber auch dort gibt es Korruption und Verrat. Damals, als ich noch ein Kind war, dachte ich, ich würde dafür kämpfen, eine reine, ehrliche, gute Welt gegen die Armee der Finsternis zu verteidigen....aber mittlerweile kämpfe ich nur noch für jene, die es in meinen Augen verdienen, gerettet und beschützt zu werden. Das sind nicht viele. Es ist traurig, dass alles so gekommen ist. Ob auch unsere Vorgänger, die ersten Ritter von Zion, mit solchen Missständen zu tun hatten? Ob auch sie sich gefragt haben, wofür sie wirklich auserwählt wurden? Außerdem, nachdem sie die Mächte der Dunkelheit in die andere Dimension gesperrt und versiegelt hatten, gab es keine Kriege mehr auf dem Planeten, nicht einmal die einzelnen Lände haben sich gestritten. Es herrschte Frieden im Reich, Vertrauen und Kameradschaft, Toleranz und Verständnis, diese Werte regierten - aber dann....dann muss etwas geschehen sein, dass das Gleichgewicht zerstörte und die Verderbtheit zurückbrachte.

"Teela", beginne ich, "sag mir - was hat es eigentlich mit diesen Siegeln auf sich, die die Victims brechen wollen? Nachdem das Erste Siegel vernichtet worden war, strömten diese Kreaturen in unsere Dimension und wie du mir erzähltest, entwickelten sie sich über die Jahrtausende zu vernunftbegabten Wesen, die jetzt sogar schon das Zweite Siegel gebrochen haben. Wenn die Victims bereits so lange existieren, warum hat man sich nicht schon viel früher zusammengeschlossen, ich verstehe das alles nicht!"

>> Dabei ist die Antwort sehr einfach, Master. Als das Erste Siegel seine Wirkung verlor, kamen nicht nur die Victims in unsere Welt, sondern auch das, was dieses Siegel außerdem zurückgehalten hatte - eine der Sieben Geißeln: Elend. Und mit jedem weiteren Siegel, das fällt, wird eine weitere dieser Geißeln auf Zion herniedergehen....bis die Menschen, Elfen, Kobolde, Trolle, Harpyien, Katzenwesen, Gargylen, Zwerge und was immer hier lebt, sich gegenseitig umbringen werden....<<
 

"Das....ist nicht dein Ernst!" Meine Stimme zittert vor Entsetzen und meine Augen weiten sich fassungslos. "Aber....das Ziel der Victims....ist das nicht die Herrschaft über Zion?"

>> Nicht direkt. Sie wollen einen Ort, an dem sie leben können....aber das Böse ernährt sich vom Bösen. Ein Mensch, der gute Eigenschaften in sich trägt, nützt ihnen nichts. Deswegen müssen die Siegel zerstört werden....auf das eines Tages kein einziger Mensch, kein einziges Wesen mehr weiß, was Liebe ist, Freundschaft oder Güte....bis das teuflische Vergessen sie heimsucht....und nur eine Welt übrigbleibt, in der die Geißeln regieren....<<

"Wir....sollen ihre Nahrung werden?! Aber das....das...."

>> Das Elend hat die einzelnen Reiche erfasst wie eine Krankheit....an einen Zusammenschluss war nicht zu denken, sie waren mit ihren eigenen Problemen beschäftigt....Die legendären Ritter von Zion haben sich geopfert, um dem Planeten Frieden zu bringen....wir hatten Frieden, 700 Jahre lang....bis das Erste Siegel brach....und seitdem ist es vorbei....die nächsten zweitausend Jahre, die folgten, waren dunkel und schwer....aber diese Zeit haben die Victims für ihre Entwicklung genutzt, für ihr Weiterkommen, während wir alle auf dem Stand eines höheren Mittelalters verblieben sind....So beschloss der Rat der Priesterinnen schließlich, neue Ritter zu rufen....Kinder, die mit einer reinen Seele geboren worden waren....wie Ihr und Eure Freunde, Master. Das Zweite Siegel entließ den Hunger über Eurer Heimat und der Bruch der übrigen fünf Siegel muss um jeden Preis verhindert werden!<<

"Preis...."

Ein grauenhaftes Schweigen senkt sich auf mich herab. Eine seltsame Ahnung beschleicht mich. Ich vertraue Teela, ich schätze und respektiere sie, aber dennoch....mir ist, als hätten uns die Hüterinnen nicht die ganze Wahrheit erzählt....Die Kräfte, die wir unser eigen nennen, könnten uns zu den Beherrschern Zions machen, wenn uns Machthunger und Gier nicht fremd wären....Das ist sicher auch der Grund, warum es Kinder mit reinen Herzen sein mussten....Doch solche Magien verschenkt man doch nicht einfach so? Ich bin davon überzeugt, dass wir dafür zahlen müssen, in irgendeiner Form....und ich werde herausfinden, welcher Art dieser Preis ist! Niemand wird mir das verwehren, nicht einmal Teela!

>> Es ist besser, wenn Ihr es nicht wisst.<<

"He! Halt dich gefälligst aus meinem Kopf raus, verstanden? Ich habe dir verboten, meine Gedanken zu lesen!"

>> Entschuldigt.<<

Sie wirkt ein wenig zerknirscht, trotzdem bin ich nicht zufrieden. Sie hat mir etwas verschwiegen und ich muss die Wahrheit herausfinden! Welchen Sinn hat es, Ritter zu sein, wenn wir doch nichts von der Last wissen, die man uns tatsächlich auferlegt hat? Der Drache kreist über einem Gebiet und blicke erstaunt hinunter. Haben wir meinen Bestimmungsort erreicht? Unter mir erkenne ich ein Dorf und während Teela langsam zur Landung ansetzt, lasse ich meinen Blick darüber schweifen. Schmucke hübsche Häuser mit hell gedeckten Dächern und weißen Mauern, ein schöner Springbrunnen auf dem Marktplatz, ein Tempelkomplex, der sich in einiger Entfernung erhebt, mit zwei bedrohlich aussehenden Riesenkatzen vor dem Tor, und eine Art Burg mit spitzen Türmen und bunt schillernden Fahnen. Ob das der Sitz von Felis-sama ist?
 

Doch bevor ich endlich gelandet bin, schießt ein Pfeil heran, dem Teela gerade noch ausweichen kann. Ich verliere das Gleichgewicht und donnere zu Boden, doch zu meinem Glück bin ich nicht mehr allzu weit davon entfernt, weshalb ich mir wenigstens nicht alle Knochen breche. Ich versuche, meine Benommenheit von dem Sturz abzuschütteln, als ich Schritte vernehme, die sich mir nähern. Instinktiv legt sich meine Hand um den Griff meines Schwertes, des "Ernn Laties".

"Wer seid Ihr, Fremder? Was habt Ihr mit diesem Drachenvieh zu schaffen?!"

Vor mir steht eine junge Frau mit langem rosa Haar, das sie zu einem geflochtenen Zopf gebunden trägt. Ihre Kleidung besteht aus goldglänzenden Schulterpanzern, einem Brustpanzer, darunter einem Rock aus zähem Leder, das mit Eisenmustern beschlagen ist und Schnürsandalen. Um die Knie sind ebenfalls metallene Beinschützer geschlungen, genauso wie um die Unterarme. Sie hält einen Bogen in der rechten Hand, einige Pfeile befinden sich noch in ihrem Köcher. Sie richtet ihre rötlich-braunen Augen auf mich (so stand's im Charakterguide der ersten DVD, aber ich kann mich nicht recht zu einer Farbe entschließen) und dabei fallen mir ihre Katzenohren auf. Jedenfalls bin ich da, wo ich sein sollte - nur die Begrüßung hatte ich mir etwas freundlicher vorgestellt! Bevor ich ihr antworten kann, höre ich ein furchteinflößendes Fauchen und im nächsten Moment werde ich von einer riesigen Katze umgeworfen und zu Boden gedrückt. Ihr Fell ist scharlachrot und ihre grünen Augen starren mich voller Kampfeslust an.

"Zurück, Sachmet! Er soll sich zuerst erklären!"

Widerwillig läßt das Raubtier von mir ab, schmeichelt der Bogenschützin um die Beine und hockt sich schließlich artig neben sie.

Ich erhebe mich missmutig und frage: "Erlaubt mal, warum habt Ihr auf mich geschossen?!"

"Ich habe nicht auf Euch, sondern auf den Drachen geschossen, da ich keinen Reiter sah. Drachen sind gefährliche Kreaturen, das solltet Ihr wissen!"

"Das bestreite ich auch gar nicht. Aber Teela ist kein gewöhnlicher Drache, außerdem ist das auch nicht ihre wahre Gestalt."

"Was sagt Ihr da? ,Teela'? Wie jene Priesterin aus den alten Geschichten über die Ritter Zions?"

"Ihr seid literaturbewandert, wie ich sehe."

"Soll das heißen....Ihr seid....?"

"Ich bin Sir Helios, der Krieger der Hoffnung. Sehr erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen, meine Schöne, wenngleich ich Euren Namen noch nicht kenne."

Ich verneige mich. Nachdem ich wieder in meine aufrechte Haltung zurückgekehrt bin, blicke ich in ein errötetes Gesicht, das pure Verlegenheit ausstrahlt und ich kann mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Plötzlich verbeugt sie sich ruckartig und stottert hervor: "Verzeiht mir!! Natürlich ist mir Euer Name bekannt!!" Ich winke ab.

"Macht Euch doch darüber keine Gedanken. Ich bitte Euch, meine Entschuldigung anzunehmen."

"Eure Entschuldigung?"

"Nun, ich war es schließlich, der dem pflichtbewussten Krieger und Beschützer dieses Dorfes nicht den nötigen Respekt entgegenbrachte."

Ich beuge mich vor und küsse sanft ihre Hand. Vielleicht hätte ich es besser nicht getan, denn in nächten Augenblick habe ich eine Ohrfeige weg.

"Lasst das gefälligst, was fällt Euch ein?! Eine Kriegerin der Bastet schert sich nicht um Männer!!!"

"Verzeiht....Bastet?"

"Die Göttin von Nekodae. Ich bin eine der drei Auswählten, die in ihrem Namen gegen die Victims kämpfen und auf ihren Heiligen Katzen reiten dürfen. Sachmet ist meine treue Tierfreundin und Begleiterin....und misstrauisch gegenüber allen Fremden, daher der Angriff. Aber jetzt, wo ich weiß, wer Ihr seid, habt Ihr nichts mehr zu befürchten."

"Das ist beruhigend zu wissen....sagt mir, wie ist Euer Name?"

Sie streichelt ihrer tierischen Gefährtin über den roten Kopf, was diese zu einem Schnurren veranlasst und mustert mich eine Weile, als wäge sie ab, ob ich es wert bin, ihren Namen zu erfahren. Dann lächelt sie und mein Herz vollführt unwillkürlich einen Sprung. Was ist denn auf einmal los mit mir?

"Ich heiße Kizna und bin die älteste Tochter von Felis, dem Weisen und Führer unseres Volkes. Was trieb Euch her, ehrenwerter Ritter?"

"Ich habe eine Botschaft für Euren Vater, von Fürst Hijikata Azuma, dem Herrn von Troy. Wie ich gehört habe, ist er ein guter Freund Eures Vaters."

"Das ist richtig. Er wird sich sicher freuen, wieder einmal Nachricht von ihm zu bekommen. Worum handelt es sich?"

"Um ein Allianzgesuch."

"Verstehe. Kommt mit, ich bringe Euch zu ihm......und die Ohrfeige tut mir leid...." fügt sie zu meiner Überraschung hinzu. "Mein größer Fehler war schon immer mein Stolz....ich habe mir geschworen, niemals von einem Mann abhängig zu werden....und deshalb....Dabei wolltet Ihr gewiss nur höflich sein."

"Das macht nichts. Euer Temperament gefällt mir."

Damit begeben wir uns auf den Weg zur Burg, deren Fenster im Licht der Sonne strahlen und funkeln. Ein warmer Wind weht durch die Baumkronen und bringt den Duft von Blüten mit sich. Nicht vorzustellen, was aus diesem friedlichen Fleckchen werden könnte, wenn alle Siegel....Nein! Das muss ich verhindern! Gemeinsam mit meinen Freunden wird es mir gelingen....es muss.
 

~~ Kiznas POV ~~
 

"Kizna-sama!"

Bevor ich meine liebe alte Dienerin Careen beruhigen kann, sprudelt sie heraus und erzählt in wirren Worten etwas von einem riesigen fliegenden Dämon, der über unserem Dorf schwebt. Endlich kann ich ihren Redeschwall unterbrechen. "Wovon sprichst du überhaupt?"

"Von einem Drachen!"

Mehr muss ich nicht wissen. Ich ziehe mir mein Krieger-Gewand über, schnappe mir meinen Köcher und meinen Bogen, rufe nach Sachmet und eile nach draußen, durch den Burghof, über die Zugbrücke, bis zum Marktplatz. Ich vernehme das Rauschen von Flügeln über meinem Kopf, wie sie durch die einzelnen Luftschichten gleiten und hebe den Blick. Es ist tatsächlich ein Drache von türkiser Farbe, der sich wohl zur Landung vorbereitet. Blitzschnell lege ich einen Pfeil auf die Sehne und lassen ihn losschwirren. Als das Wesen ausweicht, beiße ich mir verärgert auf die Lippen. Er stürzt zu Boden und ein Schrei dringt an meine Ohren. Bei Bastet, war da ein Reiter?! Ich trete zu demjenigen, der heruntergefallen ist und mustere ihn neugierig. Er trägt eine prachtvolle Rüstung mit Umhang und ein schönes Schwert glitzert an seinem Gürtel. Er hat langes dunkelbraunes Haar, das durch ein Band im Nacken gebändigt wird und dunkelblaue Augen flirren verwirrt zu mir und betrachten mich fragend.

"Wer seid Ihr, Fremder? Was habt Ihr mit diesem Drachenvieh zu schaffen?!" erkundige ich mich, vielleicht etwas zu barsch, aber das spielt keine Rolle. Bevor er jedoch etwas erwidern kann, hat sich Sachmet bereits auf ihn gestürzt und knurrt ihn unheilverkündend an. Erschrocken pfeife ich sie zurück und der junge Mann erhebt sich. Er scheint älter zu sein als ich, aber er ist hübsch. He, bin ich übergeschnappt?!
 

"Erlaubt mal, warum habt Ihr auf mich geschossen?!"

"Ich habe nicht auf Euch, sondern auf den Drachen geschossen, da ich keinen Reiter sah. Drachen sind gefährliche Kreaturen, das solltet Ihr wissen!"

"Das bestreite ich auch gar nicht. Aber Teela ist kein gewöhnlicher Drache, außerdem ist das auch nicht ihre wahre Gestalt."

"Was sagt Ihr da? ,Teela'? Wie jene Priesterin aus den alten Geschichten über die Ritter Zions?"

"Ihr seid literaturbewandert, wie ich sehe."

Das kann nicht sein Ernst sein! Und wenn doch? Immerhin wirkt er vom Äußeren her wie ein Ritter, und er benimmt sich auch so....ob er wirklich....?

"Soll das heißen....Ihr seid....?"

"Ich bin Sir Helios, der Krieger der Hoffnung. Sehr erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen, meine Schöne, wenngleich ich Euren Namen noch nicht kenne."

Er verneigt sich, richtet sich wieder auf und schmunzelt plötzlich. Vermutlich amüsiert ihn mein Anblick, denn das Blut ist mir in die Wangen geschossen und Verlegenheit tönt aus meiner Stimme.

"Verzeiht mir!! Natürlich ist mir Euer Name bekannt!!"

Doch er winkt ab und entgegnet freundlich: "Macht Euch doch darüber keine Gedanken. Ich bitte Euch, meine Entschuldigung anzunehmen."

"Eure Entschuldigung?"

"Nun, ich war es schließlich, der dem pflichtbewussten Krieger und Beschützer dieses Dorfes nicht den nötigen Respekt entgegenbrachte."

Er beugt sich vor und küsst sanft meine Hand. Seine wohlgeformten Lippen sind weich und heiß, zärtlich und doch fordernd....Ein eigentümliches, fremdes, irgendwie süßes Gefühl breitet sich in mir aus....Halt! Ich wollte doch niemals einem Mann in die Falle gehen!! Meine Hand schnellt vor und verpasst ihm eine Ohrfeige, doch praktisch im nächsten Moment bereue ich es wieder.

"Lasst das gefälligst, was fällt Euch ein?! Eine Kriegerin der Bastet schert sich nicht um Männer!!!"

"Verzeiht....Bastet?"

"Die Göttin von Nekodae. Ich bin eine der drei Auswählten, die in ihrem Namen gegen die Victims kämpfen und auf ihren Heiligen Katzen reiten dürfen. Sachmet ist meine treue Tierfreundin und Begleiterin....und misstrauisch gegenüber allen Fremden, daher der Angriff. Aber jetzt, wo ich weiß, wer Ihr seid, habt Ihr nichts mehr zu befürchten."

"Das ist beruhigend zu wissen....sagt mir, wie ist Euer Name?"

"Ich heiße Kizna und bin die älteste Tochter von Felis, dem Weisen und Führer unseres Volkes. Was trieb Euch her, ehrenwerter Ritter?"

"Ich habe eine Botschaft für Euren Vater, von Fürst Hijikata Azuma, dem Herrn von Troy. Wie ich gehört habe, ist er ein guter Freund Eures Vaters."

"Das ist richtig. Er wird sich sicher freuen, wieder einmal Nachricht von ihm zu bekommen. Worum handelt es sich?"

"Um ein Allianzgesuch."

Also ist er hier, um eine wichtige Mission zu erfüllen....und ich habe ihn vom Himmel geholt! Vielleicht stimmt es, was mein Vater immer sagt....dass ich manchmal viel zu überstürzt handele, anstatt geduldig abzuwarten....

"Verstehe. Kommt mit, ich bringe Euch zu ihm......und die Ohrfeige tut mir leid....Mein größer Fehler war schon immer mein Stolz....ich habe mir geschworen, niemals von einem Mann abhängig zu werden....und deshalb....Dabei wolltet Ihr gewiss nur höflich sein."

"Das macht nichts. Euer Temperament gefällt mir."

Was redet er da? Warum sagt er so etwas? Ich merke, dass meine Verlegenheit zunimmt und übergehe das, indem ich Sachmet an die Seite nehme und Sir Helios auf die Straße lenke, die zur Burg führt, wo ich mit meinem Vater und meinen beiden Schwestern lebe. Seltsam, mir ist so merkwürdig in seiner Nähe. Irgendwie habe ich den Eindruck, als wäre unsere Begegnung vorherbestimmt gewesen....woher mag das rühren? Könnte das sein?

Ist es....Schicksal?
 

"Alliances"-Kapitel ENDE

Nächter Teil: "Seals" ^___~ Wir sehen uns!

Prolog: Seals 1

So, ich bin in Schreibelaune, deshalb kommt dieses neue Kapitel so schnell!

Es ist nicht besonders lang, weil es nur ein Prolog für den neuen Handlungsbogen

ist, aber das macht hoffentlich nichts. ^^
 

Kapitel 9: Prolog: Seals 1
 

~~ Nekodae ~~
 

Die gewaltigen Türflügel schlossen sich hinter ihm. Helios blickte sich nicht um, als sie mit einem dumpfen Knall ins Schloss fielen. Vor ihm erhob sich der Thron von Felis-sama, dem Weisen und König über das Reich Nekodae. Seine Tochter Kizna stellte den Ritter vor und der junge Mann trat vor und tauchte in eine tiefe Reverenz. Felis hatte schneeweißes Haar und einen langen Bart, der fast bis zu seinen Knien reichte. Wie Kizna besass er ein Paar Katzenohren, die munter nach vorne wippten, als Zero wieder aufstand.

"Soso....Ihr seid also ein Ritter Zions, wie? Und Ihr habt eine Botschaft von Fürst Azuma für mich? Ich freue mich, wieder von ihm zu hören, nach all der Zeit. Nur immer her mit dem Pergament, ich will es sogleich lesen. Mein Kind, sei so freundlich, und führe den ehrenwerten Herrn in eines unserer Gästezimmer, damit er sich von seiner Reise, und dem Schreck, den dein Pfeil ausgelöst haben dürfte, erholen kann."

Sie lächelte peinlich berührt und gehorchte.

"Euer Vater scheint mir sehr nett zu sein." erklärte er ehrlich und sie nickte.

"Ja, das ist er. Er mag wegen seines hohen Alters schwach wirken, aber er ist es nicht. Ihr müsst wissen, auch er ist Magier und noch dazu ein mächtiger. Er beschützt uns vor allem Bösen, wie es auch seine Töchter tun."

"Zu denen Ihr ja gehört, wie Ihr mir bereits sagtet. Übrigens...."

Er verhielt seinen Schritt und sie musterte ihn erstaunt. Warum sah er so nachdenklich aus? Bekümmerte ihn etwas?

"....ich will kein Geheimnis daraus machen. Eine Allianz kann nur auf Vertrauen aufgebaut werden und deshalb glaube, wäre es angebracht, Euch meine wahre Identität zu offenbaren."

"Eure....wahre Identität?"

Er griff nach seinem Schwert, hielt es in die Höhe und ein gleißend helles Licht erfüllte den Korridor, sodass Kizna sich die Hände vor die Augen halten musste. Als es vorüber war, stand ein Mann vor ihr, der nicht mehr viel mit Sir Helios gemein hatte. Statt des langes Haares war das seine wild, und auch sein Antlitz wirkte jünger, allerhöchstens noch achtzehn. Selbst seine Rüstung war verschwunden, er war jetzt in eine kurze weiße Toga gekleidet, die in der Mitte mit einer blauen Schärpe gerafft wurde, und eine schwarze Hose. Seine Füße steckten in Sandalen und um den linken Arm war ein goldener Armreif geschlungen, der zwei Schlangen darstellte, die sich um eine Art Stab zu ringeln schienen. Eine kunstvolle Arbeit, die normalerweise nur von ganz bestimmten Personen getragen wurde. War das möglich....?

"Was ist mit Euch geschehen, Herr? Wer....wer...."

"Ihr müsst wissen, meine Schöne, dass Sir Helios lediglich mein Alter Ego ist. Damit mich die Victims nicht töten können, bevor ich mich verwandele, brauche ich als Ritter eine andere Gestalt, sonst könnten sie mich leicht erkennen. Mein Name ist Zero, Zero Enna."

"Sehr....sehr erfreut...." erwiderte sie überrumpelt und insgeheim begeistert, denn auch wenn sie Sir Helios recht attraktiv gefunden hatte, war er ihr etwas zu streng vorgekommen. Aber dieser Bursche hier war nicht nur ebenso alt wie sie, sondern ausgelassener, gelöster, heiterer und irgendwie süßer, jedenfalls nach ihrem Geschmack. Doch sein Armschmuck...

"Zero-san....wenn ich mich nicht irre, ist dieses Motiv...."

"Es sind zwei Schlangen, die sich um einen Äskulapstab winden, um genau zu sein."

"Das dachte ich mir. Das ist das äußere Zeichen eines Arztes. Ihr seid also ein Heiler?" Er nickte lächelnd und meinte entschuldigend: "Stimmt. Leider bin ich im Gebrauch meiner Gabe ein wenig eingeschränkt, denn ich kann sie nur nachts einsetzen. Tagsüber muss ich mit konventionellen Mitteln zuwege gehen. Aber....das ist es nicht, worüber ich mit Euch sprechen wollte, Mylady."

Sie senkte scheu die Lider - noch kein Mann hatte sie je mit "Mylady" angesprochen! Es klang so ungewohnt, aber irgendwie auch sehr schmeichelhaft....Sein Blick war ernst und seine Stimme kühl und ruhig. Was mochte ihn beschäftigen?

"Euer Vater ist kein Narr und ich bin sicher, dass er weiß, wie groß die Gefahr für Zion wirklich ist....die Frage ist: Wisst Ihr es auch?"

"Ich verstehe nicht. Was meint Ihr?"

"Denkt Ihr, es ist damit getan, so viele Victims zu töten, wie nur irgend möglich?"

"Selbstverständlich. Sie müssen besiegt werden!"

"Ja. Da habt Ihr natürlich recht, meine Schöne."

Zero trat nahe an sie heran und hob ihr Kinn sanft nach oben, damit sie ihm in die Augen sehen konnte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich auf erschreckende Weise, als ihr Blick frontal auf seine dunkelblauen Augen traf. Zwar hatte sie diese unlängst im Geheimen bewundert, doch wenn er intensiv mit einem bestimmten Gedanken beschäftigt war, bekamen seine Augen zumeist eine geradezu magnetische Leuchtkraft, die seinen Gegenüber unweigerlich in Bann schlug, zumal sich der Grund dafür nicht sofort erklärte. Kizna war für diese Augen, unter deren Glanz sie förmlich erstarb, ein von vornherein verlorenes Opfer. Sie hielt nicht stand.

"Aber lasst mich Euch anvertrauen, dass weit mehr auf dem Spiel steht, als bloß ein paar zerstörte Gehöfte und die Leben von Unschuldigen! Es geht um das Weiterexistieren aller Rassen, die auf Zion leben....und um Zion selbst!"

"Ist....ist das Euer Ernst....?" hauchte sie, aufgewühlt von einer starken Nervosität, die sie einfach nicht begreifen konnte. Lag es an ihm? Und er erzählte ihr von dem, was Teela ihm berichtet hatte. Als er fertig war, spiegelte sich in ihrem Gesicht nichts als Entsetzen.

"Aber....das ist ja furchtbar! Wissen Eure Kampfgefährten das schon?"

"Nein, noch nicht. Aber ich kann sie verständigen."

"Wie?"

"Die Ritter Zions sind durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden. Ich kann sie mittels Gedankenübertragung verständigen."

Damit schloss er die Augen und konzentrierte sich. Da er wusste, wo seine Freunde sich aufhielten, konnte er seine Gedanken auch ohne große Probleme zu ihnen senden.
 

Zum Meer der Unglücklichen Liebe.

Prinzessin Tsukasa blickte sich erstaunt um, als ihr Gast auf einmal zusammenzuckte und sich die Stirn hielt. Seine Augen flirrten durch den Raum und fixierten schließlich ihre besorgten Züge. "Ist Euch nicht gut?"

"Doch, doch, alles in Ordnung...."

Das war Zero...und was er ihm mitteilte, gefiel ihm gar nicht....Sein Atem stockte beinahe. Bei allen Göttern....!
 

Zu den Kratern des Höllenfeuers.

Hiead stand immer noch in seinem ihm zugewiesenen Gemach und sinnierte über Ikhnys überstürzten Aufbruch nach. Endlich nahm er auf seinem bequemen Bett Platz und streckte sich genüsslich darauf aus, da ihm seine Glieder alle weh taten und er außerdem bis ins Höchste durcheinander war. Plötzlich durchdrang ihn ein mentaler Ruf und er richtete sich auf. Zero - aber was sagte er da....? Die Siegel....?!
 

Zum Gebirge des Tausend Stürme.

Clay wurde in Sakis Begleitung zu einem majestätischen Höhleneingang gebracht, der links und rechts von zwei steinernen Greifen flankiert war. Als er eintreten wollte, hielt er inne und wandte seinen Blick in die zerklüftete Landschaft, die ihn umgab. Ein kalter Wind pfiff durch das gesplitterte Gestein. Die Tochter von Lord Boreas stutzte. Es schien, als hätte er etwas wahrgenommen, dass sie nicht bemerken konnte....
 

Zum Jadewald der Elfen.

Roose betrachtete ehrfürchtig das Zimmer, zu dem Wrecka ihn geführt hatte. Es war eine Symphonie aus Blättern, Blüten, Farben und Gerüchen und erfreute alle Sinne.

"Das ist wunderschön. Vielen Dank, Myladay...." erklärte er soeben, als Zeros Stimme in seinem Kopf erscholl. Gedankenübertragung! Aber was....?
 

~~ Elysion, das Reich der Gefallenen Helden ~~

(na ja, eigentlich wäre das wohl Walhalla, aber Elysion gefällt mir besser)
 

Erts' grüne Augen richteten sich besorgt auf den Planeten Zion, der unter ihrem luftigen Reich schimmerte wie ein wertvolles Juwel. Als er Schritte hörte, drehte er sich um und erkannte Prinzessin Rome, gewandet in ein strahlendes, goldgelbes Kleid, das sie zu Lebzeiten immer gern getragen hatte. Sie lächelte ihn betrübt an und drückte einen zärtlichen Kuss auf seine Lippen.

"So besorgt, Liebster?"

"Leider ja. Gareas, Yu, Rioroute, mein teurer Bruder und ich....wir haben dafür gekämpft, um Zion den Frieden zu bringen....wir haben das Böse verbannt und sein Gefängnis und alle Übel, die es mit sich brachte, auch bekannt als die Sieben Geißeln, mit sieben magischen Siegeln verschlossen. Doch die Victims haben das Erste Siegel gebrochen und brachten Elend über die Welt....und auch das Zweite Siegel ist bereits vernichtet....Alles wiederholt sich....Ich habe die Fortschritte unserer Nachfolger in den letzten drei Jahre seit ihrer Erweckung verfolgt und ich muss sagen....bessere Auserwählte hätten wir uns nicht wünschen können. Dennoch...."

"....dennoch sorgst du dich, nicht wahr?"

Rome und Erts fuhren herum und gewahrten eine großgewachsene Gestalt, die neben einer Säule lehnte. Es war ein junger Mann mit blondem Haar und blauen Augen, der eine Rüstung in Grün- und Goldtönen trug. Sir Ernest.

"Onii-san!" rief Erts aus, als sein Bruder näher kam.

"Du sorgst dich, weil sich, wie du bereits gesagt hast, alles wiederholt....Nicht allein die Kämpfe, das Leid und der Schmerz kehren zurück....auch das Schicksal unserer Nachfolger wird sich vollziehen wie das unsere. Genauso wie wir damals wissen sie nicht, welchen Preis sie für ihre Macht zahlen müssen....und wenn der Tag kommt, an dem sie es endlich erfahren, wird es zu spät sein....wie bei uns....Und es wird für sie immer mehr zur Last werden, die Ritter von Zion zu sein....Wir konnten unser Glück erst finden, nachdem wir diese Welt verlassen hatten und in Elysion einkehrten....aber wäre es denn so falsch, sich dieses Glück im Leben zu wünschen und es zu genießen? Ich bete und hoffe für jene, die unseren Platz eingenommen haben, dass es für sie am Ende aller Strapazen eine Belohnung gibt...."

"Das hoffen wir alle...."
 


 

PROLOG ENDE
 

"Ich bin auserwählt. Ich bin, was ich bin. Es ist mir nicht erlaubt, zu lieben. Der Kampf ist mein Schicksal."

Was bedeutet es denn nun, ein Ritter Zions zu sein? Können Zero und die anderen verhindern, dass die Victims die übrigen Siegel brechen? Und wie entwickeln sich ihre Beziehungen zu Kizna, Ikhny, Saki, Wrecka und Tsukasa?

Die Zukunft wird es zeigen.

Vielleicht.

^___~ Bis zum nächsten Mal! Hoffentlich seid Ihr jetzt auch schön neugierig....

Seals 2: Die Prüfung des Herzens

So, hier ist der nächste Teil! Es geht um Hiead und Ikhny! Diesmal....aber nein,

lest es einfach selbst! ^___^
 

Kapitel 10: Seals 2: Die Prüfung des Herzens
 

Ikhny lag auf ihrem Bett und schluchzte. Es war einfach nicht fair! Warum musste ausgerechnet ER hierher kommen?! Er war ihre erste Liebe gewesen....! Sicher, nur eine kindliche Schwärmerei, aber dennoch....! Warum ließ ihr Schicksal so etwas zu? Da klopfte es. Rasch wischte sie sich die Tränen aus den Augen und bat den Gast herein. Es war ein Page, der verlauten ließ, seine Majestät "lasse bitten". Was konnte der König von ihr wollen? Sie zuckte die Schultern und begab sich auf dem schnellsten Weg zum Thronsaal. Hephaistos sass auf seinem erhöhten Sitz und begrüßte sie mit einem Lächeln.

"Das seid Ihr ja, Oberpriesterin. Meine Berater haben mir nahegelegt, den Ritter zunächst einer Prüfung zu unterziehen, um sicherzugehen, dass er reinen Herzens und kein Betrüger ist, der sich in dieser Gestalt bei uns einzuschleichen gedenkt. Unsere Hohe Göttin, Akai, wird ihn prüfen."

Ikhnys Gesicht wurde aschfahl.

"Aber Herr! Ich weiß, dass er kein Betrüger ist!! Wozu soll Akai-O-kami-sama ihn noch testen?!"

"Und mich würde interessieren, welchen Beweis Ihr für seine Rechtschaffenheit habt. Wir leben in unsicheren Zeiten, vergesst das nicht, und die Victims sind wandlungsfähig. Es ist immerhin möglich, dass er ein verkappter Feind ist. Was bringt Euch auf die Idee, dass er der ist, der er vorgibt zu sein?"

Sie biss sich wütend auf die Lippen. Wie sollte sie ihm erklären, dass Sir Ignis in Wirklichkeit Hiead war, ihr Freund aus Kindertagen? Außerdem handelte es sich dabei um eine geheime Identität, sie konnte sie nicht einfach verraten! So schwieg sie und der König nickte, als hätte er etwas ähnliches erwartet.

"Ruft einige Eurer Priesterinnen und lasst ihn für die Prüfung vorbereiten." Hiead war sichtlich erstaunt, als jemand Einlass zu seinem Gemach begehrte, und da er ja als Ignis angereist war, musste er sich wieder verwandeln. Als er die Tür öffnete, sah er drei Frauen vor sich, die in wallende Gewänder gekleidet waren, die dem Ikhnys glichen. Verwirrt folgte er ihnen und aus ihren knappen Erläuterungen konnte er lediglich schließen, dass er wohl einer Prüfung unterzogen werden würde, um die Ehrlichkeit seiner Selbst zu beweisen. Er hatte schon gehört, dass die Sitten der Feuermenschen sehr streng waren, aber damit hatte er nicht gerechnet!

Sie durchschritten einen langen Korridor und erreichten endlich eine große Tür, die von zwei marmornen Säulen flankiert wurde. Der Raum dahinter war ein riesiges Badezimmer. Eine der Frauen sagte: "Entkleidet Euch bitte und steigt ins Wasser. Reinigt Euch gründlich und legt danach diese Robe an, die wir Euch bereitgelegt haben. Alles weitere wird Euch die Lady erklären."

"Die Lady? Meint Ihr Ikhny? Was soll das heißen, alles weitere?"

Doch er erhielt keine Antwort und schon im nächsten Moment war er allein. Was blieb ihm anderes übrig, als zu gehorchen? So transformierte er sich zurück und entledigte sich seiner Kleidung. Er stieß einen wohligen Seufzer aus, als er in das angenehme, heiße Wasser glitt. Wie lästig - ständig verwandeln, zurückverwandeln, wieder verwandeln....Plötzlich vernahm er Schritte und hob den Kopf. Zu seiner Überraschung war es jene, die seine Gedanken soeben noch beschäftigt hatte. Zwar trug sie immer noch das rote Kleid mit der goldenen Schärpe, doch statt der Tiara hatte sie einen goldenen Kopfschmuck, ebenfalls aus Gold, gewählt, besetzt mit Rubinen und Perlen. Um ihre anmutigen Schultern wehte ein durchsichtig wirkender, silberner Umhang und an ihrem rechten Handgelenk schimmerte ein Reif, goldorange-rot, geformt wie Flammenzungen. Ihr Blick war ernst und ein wenig abweisend. Hiead schluckte seine aufsteigende Nervosität hinunter und wartete, was sie ihm zu erklären habe. Innerlich brannte die junge Frau förmlich, denn noch nie hatte sie seine Brust entblößt gesehen, muskulös und von gesunder, dunklerer Farbe. Insgeheim verfluchte sie sich. Hatte sie nicht einem derartigen Verlangen abgeschworen? Hatte sie nicht beschlossen, sich von ihrer Vergangenheit zu verabschieden? Hatte sie sich nicht dafür entschieden, ihr Leben in den Dienst der Göttin zu stellen und allem Weltlichen zu entsagen? War das IHRE Prüfung? Wollte Akai sie verleiten? Nein, sie würde widerstehen und ihren Wert beweisen! Sie straffte ihre Haltung und sprach ihn an: "Hör zu, Hiead, ich sage dir das nun als alte Freundin - die Prüfung wird nicht einfach sein. Die Hohe Göttin wünscht, dein Herz, deinen Verstand und deine Kraft zu untersuchen. Wenn du die Robe angezogen hast, wird dich ein Flammengeist in einen Saal führen, in dem wir immer unsere heiligen Zeremonien abhalten. Du wirst drei Türen dort vorfinden und jede von ihnen führt auf eine bestimmte magische Ebene. Dort wiederum werden dich drei Wesen erwarten, die einen Aspekt deiner Prüfung darstellen. Bist du in der Lage, ihren Anforderungen gerecht zu werden, hast du die Prüfung bestanden. Wenn nicht....wirst du als Betrüger gebrandmarkt und davongejagt."

Hieads Augen wurden finster und starrten sie durchdringend an.

"Was seid ihr nur für ein Volk! Ich weiß, dass die Menschen, die hier leben, unbeschreiblich stolz, stur und eigenwillig sind und sich viel auf ihre Härte und ihren Überlebenswillen einbilden, aber geht das nicht zu weit?"

"Das sind unsere Gesetze. Dir bleibt nichts anderes übrig, als sie zu akzeptieren, wenn du offene Arme vorzufinden hoffst. Schlage dich gut."

"Warte, Ikhny!! Was zum Teufel soll das alles?! Warum bist du überhaupt hier?! Was hast du mit diesem Volk zu schaffen?! Du gehörst nicht hierher!!"

Zorn loderte in ihren sonst so sanften Augen auf und bevor er sich versah, hatte sie einen Feuerball auf ihn abgeschossen. Einzig seine Wendigkeit rettete ihn davor, denn er tauchte rasch unter Wasser. Als er sein Haupt wieder aus dem warmen Nass hob, hatte sie ihren Mund zu einer festen Linie zusammengepresst.

"Du weißt gar nichts!! Ich gehöre sehr wohl hierher!! Du hast doch keine Ahnung davon, wer ich wirklich bin!! Sieh du lieber zu, dass du die Prüfung lebend überstehst!! Ich bete, dass dem nicht so ist!! Ich will dich nie mehr wiedersehen!! Das beste wäre, du würdest sterben!! Und wenn mir das schon nicht vergönnt ist, sollst du wenigstens in Schimpf und Schande vertrieben werden!! Ich bin an den Ort zurückgekehrt, an dem meine Mutter ihr Leben begann!! Ich kenne meinen Platz!! Es wird Zeit, dass auch du den deinen kennenlernst!!"

Damit löste sie sich in Flammen auf und verschwand. Hiead war wie vor den Kopf geschlagen. Wo war ihre Sanftheit geblieben, ihr Verständnis, ihre Freundlichkeit? Konnten die wenigen Jahre bei den rauhen Feuermenschen ihr Wesen bereits so verändert haben? Sie würde es vorziehen, wenn er stürbe? Das konnte doch unmöglich ihr Ernst sein! Hasste sie ihn sosehr?!

Aber warum bloß? WARUM?!
 

Ikhny stürzte davon, in ihr Zimmer und presste ihr heißes Gesicht gegen die kühle Wand. Was war denn nur in sie gefahren, dass sie so etwas sagte?! Beinahe ausgespieen hatte sie ihre Worte, als wäre er nichts weiter als minderwertiger Abfall, eine schwache Ameise, an die sich niemand erinnern würde, wenn man sie zertrat! Es war, als hätte etwas von ihr Besitz ergriffen....oder jemand....'Das beste wäre, du würdest sterben!' Wie hatte nur etwas Derartiges über ihre Lippen kommen können?! Hatte eine unbekannte Macht sie verhext?! Nie hätte sie auch nur vermutet, dass sie dazu fähig wäre, solches Gift zu versprühen!

"Was geschieht mit mir? Hohe Göttin....helft mir...."

Der silberhaarige junge Mann hatte indessen die Robe angezogen und schnallte sich das "Tellia Kallisto" sorgsam um, für den Fall, dass er es benötigen sollte. Wie angekündigt erschien ein lustig tanzender Flammengeist vor ihm, der ihn mit einem zarten Stimmchen aufforderte, ihm zu folgen. Als er endlich den Saal der Zeremonien erreicht hatte, erhoben sich die drei Türen direkt aus dem Boden. Ihre Rahmen waren mit absonderlichen Zeichen und Verzierungen geschmückt, die bedrohliche Dämonen und hässliche Menschenfresser zeigten, offensichtlich, um Fremde abzuschrecken. Doch da er seinen Wert beweisen musste, blieb ihm nur, die Klinke der ersten Tür hinunter zu drücken, über der "Die Endlose Wüste" geschrieben stand. Kaum hatte er sie durchschritten, schlug ihm eine brennende, flirrende Luft entgegen, die in seine Atemwege drang und seine Kehle ausdörrte wie eine Pflaume, der das Wasser entzogen wird. Die Hitze war mörderisch und Hiead fühlte, wie der Schweiß in Bächen an ihm hinab rann, obgleich er gerade erst in diese teuflische Umgebung gestoßen worden war. Das grelle Licht schmerzte in seinen Augen und ihm schien es, als würde seine schutzlose Haut bis auf die Knochen versengt. Auf einmal vernahm er ein gefährliches Fauchen und als er sich umdrehte, kroch das Entsetzen in ihm hoch. Vor ihm erhob sich ein gigantischer Tiger mit orangem Fell, mächtigen goldschimmerndes Krallen und glutroten Streifen. Seine Augen waren tiefgelb und starrten ihn bösartig und unheilverkündend an. Sein langer Schwanz traf eins ums andere Mal drohend den heißen Sandboden und wirbelte die winzigen Körnchen auf, dass eine große Wolke entstand. Das Tier entblößte ein gräuliches Gebiss voller scharfer, spitz zulaufender Zähne und Hiead merkte, dass etwas nach seinem Herzen packte und es unnachgiebig umschloss - Angst. Der Tiger attackierte ihn in diesem Moment und holte mit seinen Krallen aus. Hiead griff nach seiner Waffe, um sich zu verteidigen, doch es lag so schwer in seiner Hand wie noch nie zuvor und die Luft, die ihn erbarmungslos einhüllte, drückte auf seinen Brustkorb wie ein Fels. "Ich schaffe es nicht!" schoss es ihm durch den Kopf. "Ich....ngh....kann....das Schwert....nicht heben....die Hitze ist zu extrem....Aber vielleicht nützt mir meine Gabe etwas...."

Er entfernte eine der goldenen Spangen an seiner Robe und visierte den Tiger an, der sich auf den nächsten Angriff vorbereitete. Wie der Blitz sprang er auf Hiead zu und schleuderte ihn zu Boden, um sich anschließend mit seinem gesamten Gewicht auf ihn zu stemmen. Seine Augen glitzerten tödlich. Der junge Mann nahm all seinen Mut zusammen und richtete seinen Blick genau auf den des Tigers. Er durfte jetzt keine Angst haben! Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, stieß er die Spange mit der Spitze des Verschlusses in die Brust des Wesens. Gleich darauf setzte er seine Gabe ein und das Metall in der Wunde schmolz in wenigen Sekunden. Der Tiger wand sich vor Schmerzen, ließ von seinem Opfer ab und brüllte wie rasend. Dann, Hiead wusste selbst nicht wie, kriegte er die Klinge zu fassen, hob sie auf und ließ sie in einer einzigen, fließenden Bewegung auf die Kehle des Tieres hernieder sausen. Bevor er jedoch treffen konnte, löste sich sein Gegner in Lichtfunken auf, die sich in einiger Entfernung von ihm erneut zu dem Tiger vereinigten. Diesmal war sein Antlitz freundlich und zufrieden. Die Verletzung war auf wunderbare Weise verheilt.

"Beeindruckend. Zwar kam ich nur, um deine Kraft zu testen, die du ohne Frage bewiesen hast - aber du verfügst auch über viel Tapferkeit, eine seltene Tugend. Kehre in den Saal zurück und wähle eine neue Tür. Viel Glück."

Damit verschwand der Tiger und Hiead stand wieder im Raum, doch das Tor zur Endlosen Wüste hatte sich aufgelöst. Er war ein wenig verwirrt, aber doch erleichtert, die Prüfung der Kraft bestanden zu haben. Tapferkeit....trotz seiner Situation konnte er sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Er verkörperte diese Tugend, also musste er Mut besitzen. Wie hätte er sonst die Nachfolge von Sir Yu antreten können?
 

Entschlossen las er die Überschrift an der zweiten Tür, die da lautete: "Der Berg der Drachen". Ohne zu zögern, trat er hindurch, nur um festzustellen, dass er sich auf dem Gipfel eines Berges befand, der wenig einladend wirkte. Auf einmal glaubte er, Schritte zu hören, doch als er sich umdrehte, konnte er niemanden entdecken. Erst, als die Schritte näher kamen, registrierte er überrascht, dass sein neuer Gegenüber erstaunlicherweise durch die Luft spazierte. Behäbig kam ein Tatsu auf ihn zu, ein Drache ohne Flügel, mit vierzehn Beinen, einer schuppigen Haut grün wie Smaragde und ausdrucksvollen Augen, die wie Flammen glommen, stark und unheimlich. Er landete schließlich und musterte Hiead neugierig und belustigt. Dann brach er in schallendes Gelächter aus.

"Nein, zu komisch! Du sollst das Rätsel lösen, das ich dir aufgebe? DU?! Ein schwaches, dummes Menschlein?! Wie albern!"

"Rede nicht lang, stell mir lieber deine Frage!" erwiderte er höflich unterkühlt, was den Tatsu dazu veranlasste, Hiead ein breites Grinsen zu schenken.

"Nun gut, schwaches, dummes Menschlein!"

"Und hör auf, mich so zu nennen, du übergroße Eidechse!"

"Eidechse?!?! EIDECHSE?!?! ICH - BIN - EIN - DRACHE!!!! Keine Beleidigungen, verstanden?! Also wirklich....diese sogenannten Helden werden auch immer unverschämter...."

"Ich warte noch immer auf dein Rätsel!"

"Pöh....Eigentlich hast du deinen Verstand doch schon bewiesen, immerhin war diese Idee mit der Spange nicht von schlechten Eltern. Warum soll ich da eigentlich noch...."

"JETZT MACH SCHON!!!!"

"Ist ja gut! Immer diese Hektik....Nun denn: Wenn man nicht weiß, was es ist, dann ist es etwas. Wenn man aber weiß, was es ist, so ist es nichts. Was ist das?"

Hiead dachte nach. Das klang höchst verwirrend, aber seine Intuition sagte ihm, dass die Lösung an sich ganz einfach war. Aber das war bei vielen Rätseln so....letztendlich war ein Rätsel nur so lange interessant, wie man noch über dessen Lösung nachgrübelte....letztendlich war....? Seine Züge erhellten sich und der Tatsu beäugte ihn misstrauisch. Dieses freche Menschlein hatte doch nicht etwa erraten, was gemeint war?

"Es ist das Rätsel selbst, nicht wahr? Wenn man weiß, was die Lösung ist, ist es kein Rätsel mehr, wenn man aber nicht weiß, was es ist, bleibt das Rätsel bestehen."

Der majestätische Drache starrte Hiead mit offenem Mund völlig sprachlos an. Irgendwann schien ihm bewusst zu werden, wie merkwürdig das aussah und so verbeugte er sich, wobei sein massiger Körper ihn ein wenig behinderte, und sagte: "Nun, hiermit wäre bewiesen, dass du deinen Kopf benutzen kannst, mehr wollte ich gar nicht. Die letzte Tür erwartet dich und dahinter die Prüfung des Herzens, die letzte und schwierigste von allen! Viel Glück, Menschlein!"

Kurz darauf war er in die Halle zurückgekehrt und betrat durch die dritte Tür die "Höhle der Spiegel". Diese magische Ebene unterschied sich gänzlich von ihren beiden Vorgängern, denn es handelte sich um eine Tropfsteinhöhle, düster, grau und eiskalt. Erneut drangen Schritte an seine Ohren und als er sich abermals umwandte, sah er eine Gestalt mit langem braunen Haar, gewandet in ein rotes Kleid mit einer goldfarbenen Schärpe. Ihre braunen Augen schimmerten hilfsbereit und gütig.

"Ikhny....! Was tust du hier? Wirst du es sein, die mich diesmal prüft?"

Er kam ihr entgegen, doch bevor er sie erreicht hatte, loderte ein unbeschreiblicher Hass in ihrem Blick auf, der ihm einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. In der nächsten Sekunde wurde er von unzähligen Flammengeschossen getroffen. Eines donnerte direkt in seine Magengegend und schleuderte ihn brutal gegen eine der kahlen Felswände. Langsam und schön, aber gefährlich wie eine Schlange, näherte sie sich ihm. In ihrer rechten Hand formte sie einen Kreis aus Flammen, der auf ihn zu raste und ihn am Boden umgab wie ein Reifen. Hiead wollte aufstehen, doch in diesem Moment wurde aus dem unscheinbaren Kreis eine gigantische Feuersäule, die ihn zu verbrennen drohte. Durch den explosionsartigen Schmerz hindurch hörte er Ikhnys Gelächter. Ihm war, als würde sein Körper in atemberaubender Geschwindigkeit verbrannt. Sein Fleisch glühte, die Brandblasen platzten auf und er hatte wirklich das Gefühl, als würde er schmelzen. Seine Hände krampfen sich verzweifelt um den Griff des "Tellia Kallisto". Mit einem Mal glühte die Schneide auf und baute ein Schutzschild um ihn herum auf. Die Oberpriesterin bemerkte es und ließ das Feuer sinken. Hiead betrachtete dankbar das Schwert. "Es....es hat mich gerettet...." flüsterte er ungläubig. Seine Beine schrien vor Schmerz, als er sich mühsam erhob. Die Robe war zerrissen, angerußt, teils verbrannt, teils schwarz, und der Körper des jungen Mannes war von Wunden übersät.

"Ikhny....was habe ich dir getan? Wieso hasst du mich so?! Was hat sich in diesen zwei Jahren, die wir uns nicht gesehen haben, verändert? Ich verstehe es nicht! Wir haben uns immer gut verstanden, waren Freunde, haben fröhliche und traurige Momente miteinander geteilt! Du hast mir immer geholfen und ich habe dir geholfen, hatte ich die Gelegenheit dazu! Weißt du das nicht mehr? Warum willst du mich töten? Bitte, sag es mir wenigstens. Ich will wissen, warum ich sterben muss! Und warum ausgerechnet durch deine Hand! Ich bin dein Freund, verdammt! Weshalb willst du das nicht verstehen?!"
 

Ikhny betrachtete ihn abweisend und kalt, als hätte sie einen komplett Fremden vor sich. Um ihre Finger wirbelten weitere Flammenzungen.

"Was für ein Narr du bist! Glaubst du denn im Ernst, ich hätte einen Kerl wie dich jemals gern gehabt?! Mach dich nicht lächerlich! Ich habe dich doch nur benutzt! Es wundert mich, dass du das noch nicht gemerkt hast! Du bist anscheinend tatsächlich so dumm, wie ich dich eingeschätzt habe, als ich dich kennen lernte! Ja, du warst gut genug, um mir als Kummerkasten zu dienen, aber eigentlich habe ich mir aus dir nie etwas gemacht! Ein schmieriger, feiger, unfähiger Trottel ohne Rückgrat! Als wenn mir an so einer Niete etwas liegen würde! Aber ich werde gnädig sein und dich auf einen Schlag töten!"

"Das....das kann doch nicht....dein Ernst sein...."

Er wollte es nicht glauben, konnte es nicht glauben. Aber ihre Augen waren hart, unversöhnlich und voller Zorn. Hätte sie ihn nicht bereits vor der Prüfung so abgekanzelt, hätte er das hier für eine Illusion gehalten, doch in diesem Fall....Sein Herz schmerzte noch mehr als sein Körper. Nein....das durfte einfach nicht sein.... Das musste eine Lüge sein!!!

"Ich werde das Spiel jetzt beenden, mein treuer ,Freund'. Einen schönen Tod wünsche ich dir!"

Damit entsandte sie eine neue Flammenattacke auf ihn. Das Verderben flog heran und er reagierte nicht. Fünf Meter entfernt....vier Meter....drei Meter....er hob die Hand....zwei Meter.... ein Meter....

"FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!"

Das Geschoss wurde von der Energieentladung der Verwandlung zurückgeworfen und Ikhny musste ihm ausweichen. Sir Ignis betrat die Bildfläche, die Klinge schimmerte bleich im dämmrigen Licht, das in die Höhle fiel.

"Nein. Ich glaube dir nicht. Ikhny war meine Freundin und sie ist es noch. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie unsere Freundschaft nicht vergessen hat. Ich werde mich von deinen Lügen nicht fehl leiten lassen! Es ist an der Zeit, dem ein Ende zu bereiten!"

Damit lief er auf sie zu und stieß das Schwert tief in ihre Brust. Grünes Blut brach hervor und besudelte die geheiligte Waffe. Die Gestalt der Oberpriesterin wich der eines warzengesichtigen Kobolds, der mit einem letzten Röcheln zu Boden glitt und sein Leben aushauchte.

Ignis schwang das "Tellia Kallisto", um das Blut zu entfernen und atmete auf, froh darüber, sich nicht geirrt zu haben. Dennoch, ein leiser Zweifel war in ihm geblieben. Der Auftritt im Bad hätte tatsächliche ein solches Ausmaß annehmen können, wie es ihm soeben vorgegaukelt worden war....Plötzlich erstrahlte ein warmes Licht und als er in dieses Leuchten hinaustrat, fand er sich im Thronsaal wider. Seine Wunden waren verheilt, und vor ihm stand König Hephaistos, der ihm in einer kameradschaftlichen Geste die Hand entgegenstreckte, die er gerne annahm.
 

"So habt Ihr nun Euren Wert bewiesen, Ritter. Ihr wurdet geprüft in Kraft, Verstand und Herz und da ich Euch lebend und unversehrt hier vor mir sehe, müsst Ihr erfolgreich gewesen sein. Ich mag einen gewissen Einfluss auf die ersten beiden Tests haben, aber die dritte Prüfung stellt sich jedem auf individuelle Weise. Zumeist wird man mit der Person konfrontiert, die einem am allermeisten bedeutet und zugleich mit seiner schlimmsten Angst, dieser Person nichts zu bedeuten. Und jeder hat einen anderen wichtigen Menschen, neh? Daher weiß ich nichts über Eure letzte Aufgabe, aber ich denke, das wollt Ihr ohnehin für Euch behalten. Geht nun in diesen Raum dort drüben hinein, um von unserer Hohen Göttin, Akai-sama, einige Worte zu vernehmen."

Der Krieger der Tapferkeit gehorchte, wenngleich er nicht den geringsten Wunsch verspürte, sich mit einer Gottheit zu unterhalten. Das Zimmer war klein und dunkel, nur in der Mitte brannte ein Feuer und in diesem schwebte das Gesicht einer Frau. Es war seltsam - einmal schien sie jung, dann alt zu sein, einmal mit schwarzem, blondem, braunem und schließlich rotem Haar und auch ihre Augen wirkten einmal wie der Himmel selbst, ein anderes Mal waren sie wie grüne Blätter und einmal grau wie der Regen.

~~ Ich bin Akai, die Göttin der Feuermenschen. Du hast dich gut geschlagen, junger Kämpfer und deshalb will ich an die Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit deiner Selbst glauben. Du hast dir mein Vertrauen erworben. Dennoch, eine Warnung sei dir mit auf den Weg gegeben: Solange du in meinem Reich weilst, wäre es besser für dich, wenn du dieses Vertrauen nicht brichst. ~~

Aus ihrer Stimme, einmal hell und zart, dann wieder tief und fast ein wenig maskulin, klangen so viel unnachgiebige Strenge und unterschwellige Drohung, dass Ignis unwillkürlich schluckte und sichtlich erleichtert war, als er das Heilige Feuer verlassen durfte. Draußen begegnete ihm Ikhny, sie wirkte ruhig und gelöst, aber ihre Züge machten einen eigenartig maskenhaften Eindruck.

"Ihr habt die Göttin beeindruckt, Herr."

"Warum sprichst du so distanziert mit mir? Außerdem, was sollte das im Badezimmer?"

"Es stand Euch nicht zu, mich nach meiner Vergangenheit und nach meinen Gründen zu fragen. Ich wünsche nicht, dass Ihr das noch einmal wiederholt. Und ich rede mit Euch, wie es mir gefällt."

"Verdammt, Ikhny!! Was soll das?! Dadurch ist nichts gewonnen, wenn wir uns nur anschweigen!! Wir waren Freunde, echte Freunde! Zählt denn das alles nicht mehr?!"

Sie sah ihn an und antwortete: "Es darf nicht mehr zählen."

"Was meinst du damit?!"

Er packte sie im Reflex am Arm, doch sie riss sich los und rannte in die entgegengesetzte Richtung davon, als wäre der Teufel persönlich vor ihr erschienen. Tränen schossen aus ihren Augen und sie unterdrückte einen Schluchzer. Es durfte nicht mehr zählen....! Sie wollte eine hervorragende Priesterin sein und die Schande von ihrer Familie waschen, die ihre Mutter durch ihren Frevel auf sie geladen hatte! Sie hatte sich geschworen, niemals die gleichen Fehler zu begehen wie sie! Niemals durfte sie ihr Herz an einen Mann verlieren!! NIEMALS....! Sie eilte durch mehrere verwinkelte Korridore, bis sie in den Tempelbezirk stolperte. Rasch lief sie zum Zentrum der Anlage, wo eine Statue der Akai stand, einer ihrer vielen Erscheinungen nachempfunden.

"Gebieterin, hört Ihr mich?"

Die leblosen Augen der Skulptur zuckten, als die Seele der Gottheit in sie einfuhr. Ihre schweren Steinlider bewegten sich und sie blickte ihre oberste Hüterin ungerührt an.

~~ Sag nichts, Schwächling! Ich weiß, was du mich fragen willst. Wer sein Gegner war in der Höhle der Spiegel! DU warst es, Närrin - das hast du doch erhofft, nicht wahr?! ~~

"NEIN!! Das habe ich nicht! Wie könnt Ihr das behaupten....?!"

~~ Weil es die Wahrheit ist! Du bist genau wie deine Mutter, die ihr Verlangen auch nicht kontrollieren konnte und sich entgegen ihrer Priesterinnenschaft in einen Mann verliebte und diese Liebe vollzog!! Versuch nicht, mir weiszumachen, dieser junge Mann, ein Überbleibsel aus deiner Vergangenheit, kümmere dich nicht! Gib es doch zu! ~~

"Was meint Ihr? Ich....ich habe mein früheres Leben hinter mir gelassen, es spielt keine Rolle mehr!"

~~ Unsinn! Mit sechzehn gingst du aus Troy fort, vor zwei Jahren erst! Belüge mich nicht, dummes Ding! Du hast IHN niemals vergessen, nicht wahr?! ~~

Ikhny war vor der Statue in die Knie gesunken und zitterte ob der Wut der Göttin, die sich auf sie ergoss wie ein Wasserfall.

"Warum redet Ihr so mit mir? So wart Ihr noch nie! Ihr wart immer gut und freundlich zu mir! Was hat Euch so verändert?"

~~ Schweig!! Du weißt ja nicht, wovon du sprichst! Du liebst ihn doch, oder nicht?! ~~

"NEIN!!!"

~~ Das wird sich zeigen....~~

Die Lider schlossen sich wieder und Akai verließ ihren steinernen Körper. Ikhny schluchze hemmungslos und donnerte ihre Faust gegen den Sockel der Statue. Was war nur geschehen? Diese erbarmungslose, hartherzige Frau war doch niemals die gütige, liebevolle Göttin, die sie kennen gelernt hatte! Was war passiert? Und was Hiead betraf....

Hatte sie sich wirklich insgeheim gewünscht, sie möge die wichtigste Person in seinem Leben sein?

War es so?

Liebte sie ihn....?

Seals 3: Angriff auf Nereide

So, die Chroniken gehen weiter! Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!
 

&#65279;Kapitel 11: Seals 3: Angriff auf Nereide
 

Prinzessin Tsukasa Arista hatte angeordnet, ihren Gast mit ein wenig Musik und Gesang zu unterhalten und er lauschte ehrfürchtig den vollendeten Tönen und Klängen, die den königlichen Konzertsaal erfüllten.

"Ich fühle mich sehr geehrt durch diese künstlerische Darbietung, Euer Hoheit. Ich kenne kein menschliches Wesen, das so herrlich singt wie die Nixen. Vielleicht ist es vermessen, aber ich möchte Euch gerne um einen weiteren Gefallen bitten...."

"Nur zu, Kushida-san."

"Ich wünsche mir, dass Ihr einmal ein Lied für mich singt."

"Was? Aber....ich....ich singe nicht besonders gut...."

"Ich glaube Euch nicht. Ihr habt eine wunderschöne Stimme, so sanft und ruhig wie das Rauschen eines Baches. Ich könnte Euch endlos zuhören."

Tsukasa schlug verlegen die Augen nieder, nicht ohne einen Blick in sein Gesicht zu werfen, in dem deutlich zu lesen war, dass er es ernst meinte mit dem, was er gesagt hatte. Warum begann ihr Herz plötzlich, so wild zu pochen? Er war doch schließlich nur ein Mensch, und wie viele Menschen hatten bereits Jagd auf Meerjungfrauen und Meermänner gemacht, weil sie glaubten, ihr Fleisch würde Unsterblichkeit verleihen? Ihre Eltern hatten sie gelehrt, allen Luftatmern mit Argwohn und Misstrauen zu begegnen, aber war das in diesen Zeiten wirklich der richtige Weg? Sie spürte, dass er von einem Fluss durchströmt wurde, einer großen Macht, die ihn allen Wundern der Tiefe und ihrer Schönheit zugänglich machte - er würde gewiss nichts zerstören

oder gar auf Fischfang gehen. Obgleich es ihr unangenehm war, es zugeben zu müssen, fühlte sie sich doch zu ihm hingezogen und verwünschte sich insgeheim dafür.

"Haltet mich nicht für unhöflich, Kushida-san, aber ich möchte lieber nicht singen....Der Hof könnte tuscheln, sobald bekannt wird, dass ich dem Anliegen eines Menschen Folge geleistet habe...."

"Übertreibt Ihr da nicht ein wenig?"

"Nein....Ich bin eingebunden in unsere Bräuche, unsere Sitten und Traditionen und somit auch in unsere Regeln. Ich bin nicht sicher, ob meine Eltern das Allianzgesuch Eures Fürsten befürworten werden, aber ich werde versuchen, sie davon zu überzeugen...."

Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, als ein gewaltiges Seebeben den Palast erschütterte. Das anschließende, bedrohliche Fauchen ließ die Prinzessin jedoch entsetzt erkennen, dass es sich dabei nicht um ein gewöhnliches Beben gehandelt hatte. Tiefe, eisige Angst breitete sich in ihr aus.

"Ein Victim!" rief einer der Soldaten. "Nereide wird angegriffen!"

Tsukasa überlegte fieberhaft. Bisher hatte sie außer mit einigen Regierungsgeschäften noch nicht viel mit der Verantwortung der Königswürde zu tun gehabt, doch wenn ihre Heimatstadt attackiert wurde, würde auch sie, als Kriegertochter, zu den Waffen greifen und eine Truppe befehligen müssen. Aber dafür war noch nie die Zeit gewesen. Sie konnte einen Speer werfen und ein leichtes Schwert handhaben, aber sie verstand nichts von Kampfführung oder

Formationen, denn sie hatte diesem Teil ihrer Erziehung kaum Sorgfalt gewidmet. Was sollte sie bloß machen? Einer ihrer Leibwächter schwamm zu ihr herüber und verneigte sich, als der Victim außerhalb der königlichen Mauern mit seinem gigantischen Schwanz ausholte und ihn gegen das Dach donnerte.

"Was befehlt Ihr, Mylady?"

"Was ich....befehle? Ich....ich weiß nicht...."

Yamagi begriff, dass die Nixe für derartige Gefahrensituationen nicht ausreichend ausgebildet war, demzufolge würde sie auch wenig bei diesem Kampf helfen können. Aber wozu war er schließlich ein auserwählter Ritter, wenn nicht

für solche Augenblicke, da man seiner Dienste bedurfte? Er zog sein Schwert und trat zwischen die beiden.
 

"Mit Verlaub, Euer Hoheit, so will ich Euch meine Klinge anbieten, wenn Ihr mir genug vertraut, um die Rettung Eurer Stadt in meine Hände zu geben! Ich kann Euch und Eurem Volk beistehen, wenn Ihr mir versprecht, an mich zu glauben!"

"Hört nicht auf diesen Menschen, Prinzessin! Er ist auch nur einer dieser fischfressenden, luftatmenden Bastarde, die unser Meer vergiften und uns erbarmungslos jagen!" widersprach der Soldat energisch. "Ich bin nach wie vor nicht davon überzeugt, dass seine Absichten ehrlich sind und deshalb...."

"Ich beschwöre Euch! Dieses Monster wird nicht aufgeben, bevor es nicht alle Meermenschen getötet hat und wenn Ihr nicht wollt, dass das geschieht, dann erlaubt mir, Euch zu helfen! Ich habe die nötige Macht dazu!" Seine Augen flehten und sie schüttelte verwirrt den Kopf, unsicher geworden, was sie denken sollte.

"Welche Macht hast du schon, Mensch?!" höhnte der andere und hieb mit seinem Speer nach ihm, doch Yamagi wich aus, ohne sonderlich beeindruckt zu sein.

"Wenn Ihr mir nicht glaubt, dann muss ich Taten sprechen lassen! FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!"

Alle Anwesenden im Saal drehten sich zu ihm um und sahen erstaunt und ungläubig

mit an, wie das Wasser, ihr Element, diesem Landwesen seine Kraft lieh. Tsukasa betrachtete ihn irritiert, überwältigt von der prachtvollen Rüstung und der magischen Aura, die ihn umfloss, viel deutlicher und spürbarer als vorher.

"Wer....seid Ihr wirklich?"

"Ihr habt den bereits kennen gelernt, der ich wirklich bin. Diese Gestalt ist mein Alter Ego. Ich bin Sir Lacus, der Krieger der Wahrheit."

"Ihr....seid einer der Ritter von Zion?!"

"Ja. Und ich bitte Euch noch einmal, meine Schöne - lasst mich Euch gegen diesen Victim helfen! Er wird alles vernichten, was Euch lieb und teuer ist und er wird diese Stadt ins Verderben stürzen, wenn ich nichts unternehme!"

"Nun denn, Sir Lacus....kämpft für Nereide. Ich wünsche Euch viel Glück!"

Er nickte und befahl den übrigen Nixen, sich in die Schutzräume zu begeben, die er bei seiner Ankunft in der Nähe des Schlosses entdeckt hatte. Sie waren aus massivem Felsgestein und würden das Untier eine Weile von ihnen fernhalten - lange genug, um es zu besiegen, wie er hoffte. Bevor er aus dem Tor hinaustrat (bzw. schwamm), sandte er einen gedanklichen Ruf an seinen Drachen:

>>Elia! Kannst du mich hören? Ich brauche dich hier! Ein Victim ist

aufgetaucht!<<

>>Ich komme, Master!<<

Die Hüterin stürzte sich in der Gestalt des Fabelwesens hinein in die schimmernden Fluten und Lacus schwang sich behände auf ihren Rücken. In atemberaubender Geschwindigkeit näherte er sich dem Angreifer, der grausam und in blindem Zorn über allem wütete. Häuser stürzten ein, Schreie voller Furcht und Panik erfüllten das Reich unter Wasser und der stachelbewehrte

Schwanz des Monster zertrümmerte ohne Gnade weitere Gebäude, immer begleitet von seinem kehligen, schauerlichen Geheul. Er umfasste den Griff des "Eeva Leena" mit beiden Händen und ließ es in einer geschmeidigen Bewegung auf den Rücken des Victims hernieder sausen. Es schrie auf vor Schmerz und schmetterte, während er sich blitzschnell umwandte, eine seiner Krallen gegen den Krieger der Wahrheit. Von der brutalen Kraft des Schlages frontal getroffen,

wurde er von Elia heruntergeschleudert und trudelte regungslos im Wasser. Prinzessin Tsukasa hatte den Beginn des Gefechts verfolgt und schrie auf, als sie das sah. Doch Lacus war noch lange nicht am Ende. Zwar spürte er, dass ihm Blut an der Schläfe entlang rann, aber er war noch nicht bereit, einfach aufzugeben. Sein Gegner hatte sich wieder seinem zerstörerischen Werk zugewendet und beschwor ein Inferno an Vernichtung und Gefahr. Der Ritter entdeckte voller Bestürzung, dass unter den großen Felsblöcken eines Hauses mehrere Meermenschen begraben worden waren. Wahrscheinlich hatten sie mit ihrem Leben bezahlt. Er paddelte zu der Kreatur hin und erzeugte eine Art Strudel, der sie unbarmherzig herumwirbelte und mit viel Karacho gegen eine Korallenbank warf. Ein dumpfes Knurren quittierte seine Attacke. Bevor Lacus abtauchen konnte, raste der mörderische Schwanz auf ihn zu und er baute rasch eine

Barriere aus kochend heißem Wasser um sich auf. Der Victim kreischte, als seine

schuppenartige Haut verbrüht wurde und spie einen Schwall Tinte aus, wie es die Polypen auch taten, um sich zu verteidigen. Lacus entsandte mit seinem Schwert einen magischen Schlag, der den Meeresboden aufriss und die Tinte zurückstoßen sollte. Zu seinem Ärger schoss die schwarze Flüssigkeit mit einer Geschwindigkeit heran, die ohne Probleme auf seinen Gegenangriff prallte und direkt neutralisierte. Als die dunklen Tropfen auf das "Eeva Leena"

fielen, fraßen sie sich in das Metall. Säure....! Mit einem Mal wurde die Waffe unerträglich schwer in seinen Händen und der Griff wurde glitschig und rutschig, so dass er ihm entfiel.
 

"Was zum....?!"

>>Das Schwert ist verwundet worden, Master. Vergesst nicht, dass es ein lebendes Meisterwerk der Schmiedekunst ist.<<

"Verdammt!" So rasch als es ihm möglich war, schwamm der Krieger der Wahrheit seinem davon treibenden Schwert nach, immer darauf bedacht, dem Victim auszuweichen. Elia nutzte die Gelegenheit, eilte ihrem Gebieter nach und forderte ihn dazu auf, sich an ihr festzuhalten. Er gehorchte und dank ihrer Hilfe konnte er seine kostbare Waffe wiedererlangen, bevor sie in eine

der unzähligen Schluchten hinunter sank. In diesem Moment schwang das Wesen erneut seinen Schwanz, der dick war wie ein Baumstamm, und der Fels neben Lacus zersplitterte in tausend Stücke. Der Drache wurde von einem der herabstürzenden Brocken am Kopf getroffen und sackte zusammen.

"ELIA!!!"

Er hob das "Eeva Leena" an, um die Steine, die ihn zu zerquetschen drohten, mit

einem zweiten magischen Streich zu pulverisieren, doch als er den Griff berührte, spürte er die Qual in der geheiligten Klinge. Die Säure hatte sich zu tief hineingefressen und nur im Schloss von Zion, wo unterirdisch die Schmiede stand, in deren Glut und Hitze die ruhmreichsten Waffen des Planeten hergestellt worden waren, würde die Schneide geheilt werden können. Er

unterdrückte einen Fluch. Dieser verwünschte Victim!

"Sir Lacus!!"

Als er schon glaubte, sein Ende sei gekommen, vernahm er diese wundervolle,

singende Stimme und zwei schlanke Arme ergriffen ihn und zerrten ihn aus der Gefahrenzone. Er schüttelte seine Benommenheit ab und erkannte Tsukasa.

"Euer Hoheit! Was macht Ihr hier draußen? Ihr solltet in einem der Schutzräume sein! Ihr könntet sterben!"

"Und was ist mit Euch?! Das gerade eben hätte Euer Tod sein können! Ich bin vielleicht im Kampf nicht genügend ausgebildet, aber ich bin kein Feigling! Hätte ich Euch Eurem Schicksal überlassen sollen?"

"Und was ist mit Elia?"

"Ich werde ihr einen Heiltrank aus Algen und Korallensaft brauen, der ihr helfen wird. Ihr habt mir Eure Dienste angeboten, also ist es Eure Aufgabe, dieses Monster zu besiegen. Ich kümmere mich um die Priesterin. Sorgt Euch nicht, sie wird wieder gesund werden."

Er wollte eben etwas erwidern, als ein wahnsinniges Brüllen erklang und eine riesige Kralle zwischen die beiden donnerte. Die Prinzessin schwamm, pfeilgleich und flink, zu dem Drachen, der immer noch ohnmächtig war und wich den Stößen des Biests dabei geschickt aus. Ihr Fischschwanz verschaffte ihr einen nützlichen Vorteil. Um die Aufmerksamkeit des Victims wieder auf sich

zu lenken, formte Lacus ein paar Eissplitter und schleuderte sie mit voller Wucht auf seinen Gegner. Blut spritzte in die Höhe und erfüllte das kristallklare Wasser mit dem Geruch von Tod und Beute, der zu allem Überfluss ein paar weitere unliebsame Gäste anlockte: Haie. Als einer dieser Räuber der Tiefe auf den jungen Ritter zusteuerte, warf er dem bedrohlichen Tier einen

intensiven Blick zu und sprach mental zu ihm: >>Nein, mein Freund. Es gibt nichts zu Fressen. Hier winkt euch der Tod, wie allen anderen auch. Sag deinen Kumpanen, dass sie sich zurückziehen sollen.<<
 

Der Hai starrte ihn eine Weile aus seinen gierigen Augen heraus an. Dann machte er kehrt, die stumme Botschaft unter seinen Artgenossen verbreitend. Lacus

atmete auf und überlegte fieberhaft, wie er den Victim besiegen sollte, nun, wo seine Waffe verletzt war und nur am Ort seiner Entstehung repariert werden konnte. Das Wesen ging zum wiederholten Mal zum Angriff über und traf seinen Feind an der Schulter, weil er nicht rechtzeitig nach unten abgetaucht war. Schmerz durchzuckte ihn und er presste seine linke Hand auf die aufgerissene Stelle, wo sein Blut in feinen dünnen Rinnsalen über seine Finger lief und

sich um ihn herum verteilte. Endlich hatte er eine Idee. Lacus schloss die Augen und konzentrierte sich, wobei er sich bemühte, auf die Stimme des Meeres in seinem Inneren zu lauschen und dem Fluss, der ihn durchströmte. Er hob die Arme und staute ein paar Wassermassen darin zusammen. Ein bläuliches Licht begann ihn einzuhüllen. Tsukasa hatte Elia mittlerweile einen Verband aus Seegras angelegt und verfolgte nun verwirrt, was der Ritter wohl

vorhatte. Die Kreatur stieß ein Fauchen aus und raste auf ihn zu, um ihn endgültig zu vernichten. Zwischen seinen Händen war ein gigantischer Eisspeer entstanden, der kalt und tödlich leuchtete. Mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, schleuderte er seine gefrorene Waffe auf den Victim. Ein gellender Schrei war die Antwort. Das Ungeheuer stierte ihn ungläubig an. Es verging ein Augenblick, doch dann brach ein großer Schwall Blut hervor und

der Victim verschied mit einem grausigen Röcheln. Der Eisspeer hatte sich tief in seine Brust gebohrt und ragte jetzt wie ein Mahnmal aus dem sterbenden Körper.

>>Gute Arbeit, Master.<< erreichte ihn das gedankliche Lob Elias und als er zu ihr hinschwamm, hatte sie die Augen wieder geöffnet und obwohl sie die Gestalt des Drachen beibehalten hatte, konnte er in ihrem Blick die Priesterin erkennen, die ihn stolz anlächelte. Tsukasa streichelte ihr über die schuppige Stirn und erklärte: "Einer der königlichen Ärzte wird gleich den Trank für sie brauen. Und was Euch betrifft....Ich danke Euch von ganzem Herzen, Sir Lacus, dass Ihr Nereide davor bewahrt habt, unterzugehen. Wir haben Opfer zu beklagen

und viel ist zerstört worden, doch der letzte Angriff, der eine andere Stadt Aquatikas heimsuchte, ließ nichts zurück außer Leichen und Ruinen. Eures Einsatzes wegen ist meiner Heimatstadt dieses Schicksal erspart geblieben. Aber es bestärkt mich in dem Entschluss, Eurem Allianzgesuch zuzustimmen. Ich werde versuchen, meine Eltern davon zu überzeugen."

"Das ist sehr nett von Euch, Euer Hoheit."

Er verneigte sich und verwandelte sich wieder zurück. Zu seinem Unmut musste er es im Knien tun, da er das Schwert nicht höher heben konnte. Er würde bald zu Schloss Zion zurückkehren müssen, um es ausbessern zu lassen. Aber wenn er ehrlich war, wollte er noch gar nicht fort. Nereide war eine der schönsten Städte, die er je gesehen hatte und es wäre ihm eine Ehre gewesen, beim Wiederaufbau mancher Gebäude zu helfen, all das zu besuchen, was er noch nicht begutachtet hatte und....und die Prinzessin näher kennen zu lernen.

Wenig später befand sich Yamagi erneut im Palast, während Elia außerhalb des Schlosses auf einer Blumenwiese voller blühender Unterwasser-Seerosen den Heiltrank bekam und versorgt wurde. Die Prinzessin hatte auf ihrem Thron platz genommen und betrachtete ihn nachdenklich. Ihre eigenen Soldaten hatten sich feige verkrochen und das warf kein sonderlich positives Licht auf ihr eigenes Volk....Die Menschen gänzlich zu verurteilen, war ebenso wenig in Ordnung,

wie es die Gerüchte und Verleumdungen der Menschen über die Nixen gewesen waren. Dieser Tag hatte sie bisher eine Menge gelehrt....

"Ihr wart sehr tapfer, Kushida-san und kein Wort der Welt genügt, um Euch meinen Dank auszudrücken. Dennoch hoffe ich, dass Ihr wisst, wie viel Dankbarkeit und Respekt ich Euch für Eure Tat entgegenbringe."

"Ich weiß es. Aber auch ich habe zu danken, denn Ihr wart ebenfalls mutig genug, um die schützenden Wände zu verlassen, die Euch umgaben, um mich vor den Felsen zu retten. Außerdem habt Ihr auf Elia aufgepasst, nachdem sie verletzt worden war. Aber...."

"Was ist?"

"Wisst Ihr noch, wie ich zusammenzuckte während der Darbietung? Einer meiner Freunde, der Anführer der Ritter Zions, hat mir mitgeteilt, welche Gefahr tatsächlich auf unserer Welt lastet - und ich will Euch davon erzählen...."

So berichtete er ihr von Zeros eindringlicher Warnung und den Siegeln, welche die Sieben Geißeln zurückhielten und von denen bereits zwei gebrochen

worden waren. Je länger er sprach, umso blasser und erschrockener wurde das Gesicht der Meerjungfrau.

"Aber das....das ist ja....furchtbar....! Das darf niemals geschehen!"

"Deshalb wäre ich Euch sehr verbunden, wenn Ihr Eure Eltern von der Allianz überzeugen könntet! Wenn wir innerhalb unseres Reiches uneins sind, ist ein Sieg gegen diese Gefahr und die Dunklen Mächte noch viel unwahrscheinlicher, als er vielen jetzt schon scheint! Wir dürfen nicht zulassen, dass noch mehr Siegel gebrochen werden! Es ist eine unumstößliche Tatsache, Euer Hoheit - wir sind im Krieg!"
 

Tsukasa erhob sich schwankend, überrollt von einer Welle des Entsetzens und der

Fassungslosigkeit. Wie sollte Aquatika jemals allein gegen eine solche Bedrohung bestehen? Es gab für ihre Heimat gar keine andere Chance, als ein Bündnis einzugehen. Sie musste dringend mit ihren Eltern sprechen, wenn sie aus dem Eismeer zurückkamen! Yamagi bemerkte die Sorge und Angst auf ihrem schönen Antlitz und trat zu ihr. Zögernd legte er ihr eine warme Hand auf die Schulter. Sie sah hoch und wagte ein schmales Lächeln. Seltsam. Irgendwie fühlte sie sich

sicherer und geborgener, wenn er an ihrer Seite war. Lag das daran, weil er heute bewiesen hatte, dass er ein guter Kämpfer war und ein tapferes Herz besass?

"Fürchtet Euch nicht, Prinzessin. Ich kann verstehen, dass Ihr nun erschüttert und schockiert seid und tief in Euch schreckliche Angst verspürt, doch wir dürfen nicht aufgeben. Wenn wir dem Feind zeigen, wie sehr wir ihn fürchten, wird es ihm ein Leichtes sein, uns zu vernichten. Mut und die Bereitschaft, sich zu wehren und wenn nötig, sich für den Frieden zu opfern, ist nicht jedem gegeben, aber wir müssen für diejenigen, denen diese Kraft fehlt, ein Licht sein, ein Hoffnungsschimmer, indem wir ihnen zeigen, dass wir für sie da sind und es jemanden gibt, der sie beschützt. Wir dürfen nicht verzweifeln, denn dann haben wir schon verloren. Und bitte, ich will keine Tränen in Euren Augen sehen. Sie sind viel zu schön dafür."

Er strich ihr sanft über die rechte Wange, an der eine einzelne feuchte Perle entlanggelaufen war. Sie berührte im Gegenzug den Verband, der um seine Stirn geschlungen war. Er war verwundet worden, als er für ihr Reich gestritten hatte....obwohl er eigentlich ein vollkommen Fremder war, dem all das

hier doch gar nichts bedeuten konnte....oder hatte er die Schönheit dieser Unterwasserwelt erkannt, für die so viele andere blind waren? Ihr Herz begann, aufgeregt zu schlagen und sie zog unwillkürlich ihre Hand fort.

"Wartet!"

Er hielt sie fest und ihre Augen versanken in den seinen, tief und unergründlich, von der Farbe des Amethyst, mit dem die Wände ihres eigenen Gemaches ausgekleidet waren.

"Ihr seid mir noch einen Gefallen schuldig. Ihr wolltet mir danken - singt für mich."

Sie konnte nichts erwidern. Wenn es das war, was er sich wünschte und wenn es ihm als Dank für seine Tat angemessen schien, warum nicht? So nickte sie verlegen, er ließ sie los und sie dachte nach, welches Lied sie wohl auswählen sollte. Als ihr schließlich ein Lied eingefallen war, bat sie ihren Zuhörer, sich zu setzen und fing an:
 

"Ich spür dich in meinen Träumen

Ich schließ dich darin ein

Und ich werd immer bei dir sein

Ich halt dich wie den Regenbogen

Ganz fest am Horizont

Weil mit dir der Morgen wieder kommt
 

Für dich schiebe ich die Wolken weiter

Sonst siehst du den Sternenhimmel nicht

Für dich dreh ich so lang an der Erde

Bis du wieder bei mir bist

Für dich mach ich jeden Tag unendlich

Für dich bin ich noch heller als das Licht

Für dich wein und schrei und lach und leb ich

Und das alles nur für dich
 

Und wenn ich dich so vermisse

Bewahr ich die Tränen auf für dich

Du machst ein Lachen draus für mich

Ich hör dich ganz ohne Worte

Ich fühle, wo du bist

Auch wenn es noch so dunkel ist
 

Für dich schiebe ich die Wolken weiter

Sonst siehst du den Sternenhimmel nicht

Für dich dreh ich so lang an der Erde

Bis du wieder bei mir bist
 

Nur für dich
 

Für dich schiebe ich die Wolken weiter

Sonst siehst du den Sternenhimmel nicht

Für dich dreh ich so lang an der Erde

Bis du wieder bei mir bist

Für dich mach ich jeden Tag unendlich

Für dich bin ich noch heller als das Licht

Für dich wein und schrei und lach und leb ich

Und das alles nur für dich
 

Für dich schiebe ich die Wolken weiter

Sonst siehst du den Sternenhimmel nicht

Für dich wein und schrei und lach und leb ich

Nur für dich."
 

Yamagi öffnete die Augen wieder, die er während ihres Gesanges geschlossen hatte, um sich dem Genuss hinzugeben. Sie hatte eine zauberhafte Stimme, sanft und zart, und sie erfüllte ihn mit unsäglicher Wonne. "Das war großartig. Ein wunderbares Lied....aber auch ein wenig traurig. Woher stammt es?"

"Aus der Legende, die man sich über dieses Meer erzählt und die von der unglücklichen Liebe einer Nixe zu einem Menschen handelt. Das waren ihre Gedanken an ihn. Hat es Euch wirklich gefallen?" Er nickte zustimmend und schenkte ihr ein ehrliches Lächeln, das sie erröten ließ.

Was geschah nur mit ihr?

Schon ihrer Ahnin hatten ihre Gefühle für einen Menschen kein Glück gebracht und sie hatte mit ihrem Leben dafür bezahlen müssen. Zudem hatte er eine andere geheiratet und war auch so für sie verloren gewesen, selbst wenn sie nicht hätte sterben müssen. Wasser und Land gehörten zusammen und keines der beiden konnte ohne das andere existieren, aber eine wirkliche Verbindung konnte niemals zwischen diesen zwei Welten bestehen, denn dazu waren die

Bewohner von Land und Wasser zu verschieden. Es konnte ihr nur Leid bringen, sich in einen Menschen zu verlieben....und deshalb....musste sie es unterbinden, egal, wie sehr sie Yamagi - nein, Kushida-san! - auch mochte....Ihr blieb keine Wahl...

Seals 4: Der Vogeldämon

So, der neue Teil ist da! Viel Spaß!
 

&#65279;Kapitel 12: Seals 4: Der Vogeldämon
 

Clay folgte Saki und ihren Begleiterinnen. Die rothaarige Harpyie hatte sich dazu entschieden, ihn zu ihrem Vater zu bringen, obwohl dem jungen Mann nicht entgangen war, dass die anderen drei geflügelten Damen nicht sonderlich begeistert davon waren. Ihre feindseligen Blicke im Rücken, gelangten sie zu einem riesigen Höhlenkomplex, dessen Haupttor von zwei grimmigen

Greifen bewacht wurde. Sie schnappten nach Clay, doch er tat so, als kümmere ihn das gar nicht, wenn er sich auch in Wirklichkeit nur zu klar darüber war, dass dieses Volk den Menschen kaum vertraute. Die schroffen, kalt wirkenden Felsgänge wurden von Fackeln erhellt und überall heulten eisige Winde durch die Ritzen und hallten schrecklich in den Tiefen des Berges wider. Ein Schauer überlief seinen kräftigen Körper. Endlich erreichten sie das Zentrum

des verwinkelten Steinquartiers: Eine himmelhohe Halle mit kunstvollen Verzierungen an den Wänden, unzähligen Flammenleuchtern und einem prunkvollen Thron, über den das Gefieder eines riesigen Adlers ausgebreitet lag. Ein majestätischer Mann sass darauf, mit feuerrotem Haar, einem enormen Vollbart und tiefschwarzen, gigantischen Flügeln, die tatsächlich stark

genug zu sein schienen, um diesen Koloss in die Lüfte zu tragen. Automatisch verneigte sich Clay so tief, wie er es konnte, während Saki ihn vorstellte.

"Vater, dies hier ist Clay Cliff Fortran, ein Bote von Fürst Azuma, dem Herrn von Troy. Bevor du etwas Falsches denkst, er ist nicht irgendwer. Sein Alter Ego ist Sir Vento, der Krieger der Freiheit."

"So, ein Ritter Zions also?! Und was willst du hier, Menschlein?!"

".....Sagt ,Ihr' zu mir, wenn Ihr wollt, dass ich mit Euch spreche." entgegnete er kühl, was Lord Boreas dazu veranlasste, ihn mehrere Sekunden lang verblüfft anzustarren. Saki wandte sich ihm zu und flüsterte: "Bitte, haltet Euch zurück. Ihr vergreift Euch im Ton."

"Wenn sich hier einer im Ton vergreift, dann ist es Euer Vater. Ich bin keine dahergelaufene minderwertige Kreatur, sondern ein Ritter, und ich verlange, mit dem Respekt behandelt zu werden, der mir zusteht."

"Das ist doch nicht zu fassen!!!" erboste sich der Herrscher der Stürme, "Dir steht keinerlei Respekt zu, du verlogenes Stück Menschenfleisch!! Was willst du überhaupt hier?! Ich dulde keine Eindringlinge in meinem Reich, und schon gar nicht einen kümmerlichen Menschen wie dich!!!"

"Ich werde Euch gar nichts sagen, wenn Ihr nicht endlich mit Euren kindischen Beleidigungen aufhört. Ich hatte erwartet, vor einen ehrwürdigen König gebracht zu werden und was finde ich vor? Einen Mann, der nicht die geringste Ahnung davon hat, in welcher Gefahr Zion tatsächlich schwebt und glaubt, alles und jeder müsste nach seiner Pfeife tanzen! Bedaure, aber mit so etwas....Zweitklassigem gebe ich mich nicht ab!"

Er drehte sich - ohne Reverenz - um und trat den Rückweg an. Das Gesicht von Lord Boreas war rot angelaufen vor Zorn und er sah aus, als würde er jeden Moment platzen.

"Deine Arroganz wird dir schon noch vergehen, du vorlautes Stück Menschenfleisch!! Niemand wagt es, so mit mir zu reden!!!"

"Ach? Vermutlich habt Ihr deswegen so schlechte Manieren."

"DU WAGST ES?!?! Das reicht!!! Ich fordere dich heraus!!!! Niemand beleidigt mich ungestraft!!!!"

"Ihr wollt einen Kampf? Gut." Clay war sich durchaus bewusst, dass er einiges riskiert hatte, aber er wusste aus Büchern über die Harpyien, dass sie ein stolzes Volk waren und sehr impulsiv. Aus diesem Grund dachten sie nicht immer über das nach, was sie sagten oder taten, aber sie waren auch fair und respektierten jeden, der dem Tod unerschrocken ins Augen zu sehen vermochte. Lord Boreas würde ihm nur dann ein gewisses Maß an Achtung entgegenbringen und sein Anliegen anhören, wenn er ihn akzeptierte und er sein Geschick als

Krieger bewies. Daher hatte er den "ewigen Tornado" reizen müssen, denn so oder so wäre er nicht an einer Prüfung vorbeigekommen. Er zog sein Schwert und erklärte: "Ich nehme Eure Herausforderung an."
 

Boreas erhob sich von seinem Thron und lächelte hinterhältig.

"Du bist dumm, Menschlein. Glaubst du wirklich, dass du auch nur eine Chance gegen mich hast? Wohl kaum. Außerdem sind unsere Gesetze sehr streng. Wenn eine Herausforderung erst einmal angenommen wurde, dauert der Kampf so lange, bis es einen Sieger gibt."

"Was heißt das?"

"Das es ein Duell auf Leben und Tod wird, Menschlein! Ich hoffe, du weißt, was das bedeutet?"

Clays Magen krampfte sich zusammen. Dass die Gefechtsregeln der Harpyien den Tod eines der beiden Kontrahenten verlangten, hatte er nicht gewusst. Seine Augen blieben an denen Sakis haften. Sie hatte Angst, aber nicht nur um ihren Vater, sondern auch....um ihn? Nein! Er würde kämpfen, aber er würde zudem einen Weg finden, ihrer beider Leben zu retten. Angesichts der wahren Gefahr wäre es einfach lächerlich, wenn ein König wie Lord Boreas wegen eines

solchen Kampfes starb!

"Verwandele dich schon!"

"Nein, Euer Gnaden. Ich werde nicht als Sir Vento gegen Euch antreten, sondern in dieser Gestalt, als Clay. Meine Kräfte sind dazu da, Zion und dessen Bewohner vor dem Bösen zu schützen - und Ihr seid nicht böse." Diese Antwort brachte den Harpyienmann etwas aus dem Konzept, doch er hatte sich rasch wieder in der Gewalt. Er rief einen Diener zu sich und dieser brachte ihm eine gewaltige Streitaxt. Das mochte, verglichen mit dem "Agui Keameia",

vielleicht eine gefährlichere Waffe sein, aber sie würde seinen Gegner durch ihre Schwere auch behindern, wohingegen das Schwert nicht mehr wog als eine Feder. Sie nahmen Aufstellung und visierten sich an, als Boreas plötzlich einen Ausfall machte und die erste Attacke führte.

Clay wich geschickt aus und wehrte den Schlag mit einem geschmeidigen Hieb ab, der ihm unter anderen Umständen den Schädel hätte spalten können, hätte er nicht so schnell reagiert.

"Euer Majestät", begann er unter weiteren harten Schlagabtauschen, "Ihr wisst nicht, was ich weiß! Das Ziel der Victims ist nicht die Herrschaft über diesen Planeten! Sie...." Er tauchte ab, als die Axt erneut auf ihn zu raste und parierte. Die Klingen prallten aufeinander und Boreas grinste triumphal. Mit aller Kraft drückte er gegen die Schneide des Schwertes und drängte

seinen Gegner immer mehr zurück. Clays Arme schmerzten von der Anstrengung,

dagegenzuhalten und er fluchte unterdrückt. "Uns gegenseitig zu bekämpfen, nützt gar nichts! Die früheren Ritter Zions verbannten die Mächte der Finsternis mit Hilfe von Sieben Siegeln in eine andere Dimension, und mit ihnen die Sieben Geißeln! Doch die Victims sind zurückgekehrt, als das Erste Siegel brach und sie werden auch die übrigen noch brechen! Das wird die Rassen, die hier leben, vernichten, uns alle in hasserfüllte, grausame Kreaturen

verwandeln, die sich gegenseitig abschlachten, ohne weiter darüber nachzudenken! Wir müssen...." Schweiß rann ihm an den Schläfen entlang und er verwünschte die übermenschliche körperliche Kraft des Harpyir.

"....wir müssen uns zusammenschließen, sonst werden wir verlieren und diese Welt wird sterben! Seid kein Narr!"

"Du bist der Narr, Menschlein. Deine Geschichte ist ja sehr hübsch, aber du erwartest doch wohl nicht, dass ich sie glaube? Sie ist genauso erstunken und erlogen wie die verdammten Gerüchte, die ihr über mein Volk verbreitet habt. Dank euch hält uns jeder für blutrünstige Mörder!!"

"Das ist nicht wahr!! Nicht jeder ist so dumm, auf diese Verleumdungen hereinzufallen!! Es stimmt, die Menschen haben euch allen diesen Ruf angehängt, aber das bedeutet nicht, dass Ihr ihm durch Eure Abneigung und Verachtung gerecht werden müsst, indem Ihr alles bekämpft, dass Euch fremd ist! Nur Vertrauen kann Zion retten! Azuma-dono will Euch um eine Allianz bitten!"

"Als wenn ich mit einem Menschen ein Bündnis eingehen würde!"

"Aber...."

"Hör zu, Bürschchen!! Das hier sind die letzten Minuten deines armseligen Lebens und ich würde sie nicht damit vergeuden, mir eine Allianz vorzuschlagen, die mich ohnehin nicht interessiert! Wir können uns selbst gut genug gegen die Victims verteidigen, wir brauchen euch schwachen Menschen nicht!! Es ist mir gleichgültig, wenn euer korruptes Volk das Zeitliche segnet!! Ihr seid auch nicht unfehlbar!!"

Clays Augen blitzten. Er war jetzt so weit zurückgedrängt, dass er die scharfen Kanten der Felsen an seiner Haut spüren konnte. Er musste etwas unternehmen! Eine Hand löste er mühsam vom Griff seines Schwertes und der Druck wurde sofort noch stärker, so dass er die Zähne zusammenbeißen musste.

"Richtig. Menschen sind nicht unfehlbar....NIEMAND IST DAS!!!"
 

Und damit setzte er seine telekinetischen Fähigkeiten ein und schleuderte Lord Boreas von sich. Bevor der Harpyir sich von dem Aufprall erholt hatte, eilte der junge Mann mit großen Schritten auf ihn zu und hielt ihm seine Waffe an die Kehle. "Die Menschen sind nicht perfekt. Kein Wesen ist das, auch die

Harpyien nicht! Jeder macht einmal Fehler! Versager sind nur diejenigen, die nicht in der Lage sind, aus diesen Fehlern zu lernen! Ich kämpfe, um zu schützen, was mir wichtig ist! Warum kämpft Ihr, Euer Gnaden? Sind Eure Gründe so anders als meine?"

Der "ewige Tornado" wollte etwas erwidern, als plötzlich ein unheimliches Kreischen alle Anwesenden erzittern ließ. Ein Schwall Feuer, sengend und heiß wie die Hölle, schmolz sich in rasender Geschwindigkeit durch die meterdicken Felsen und riss zusätzlich den Boden auf. Die geflügelten Wesen sprangen in die Höhe und gerieten in Panik. Obwohl der König ihnen befahl, Ruhe zu bewahren, versuchten sie, in wilder Flucht nach draußen zu stürmen. Wieder ertönte

das Kreischen und ein riesiger Schnabel wurde durch das Loch in der Decke gesteckt. Clay gefror das Blut in den Adern. "Was ist das?!"

"Der Vogel Roch!" erklärte Saki und stieß ihn zur Seite, als der Schnabel nach ihm hackte.

"Eines der unzähligen Monster, die hier auf Zion leben! Habt Ihr noch nie von dem Dämonenvogel gehört, der sogar Victims frisst?!"

"Nein, noch nie! Werdet ihr oft angegriffen?"

"Er kommt regelmäßig an unserem Gebirge vorbei, wenn er auf der Jagd ist und jedesmal sterben viele Mitglieder unseres Volkes. Früher waren wir dreimal so viele, doch Roch hat die meisten von uns getötet. Wir haben versucht, ihn zu bekämpfen, aber seine Außenhaut ist resistent gegen jegliche Art von Waffen! Wir sind ihm hilflos ausgeliefert."

Boreas hatte den Kampf vergessen. Im Moment zählte nur, seinen Stamm zu retten. Er flog hoch über die fliehende, angsterfüllte Menge und ordnete mit klarer Stimme an, sofort in die tiefer gelegenen Höhlen des Berg-Unterschlupfes zu verschwinden. Seine unerschütterliche Ruhe in diesem Moment der Gefahr brachte die übrigen Harpyien dazu, ihm widerspruchslos zu gehorchen und sich in Sicherheit zu bringen. Der Monstervogel stieß weiter mit seinem Schnabel durch die Öffnung und pikte einen unglückseligen Zurückgebliebenen auf. Er schrie

grauenhaft und strampelte mit den Beinen, doch das Ungeheuer zog ihn zu sich hinauf. Als das schmatzende Geräusch von zermalmenden Knochen erklang, hielt Saki sich die Ohren zu und biss sich auf die Lippen, um vor Entsetzen nicht zu schreien. Clay schluckte seine eigene Furcht hinunter und packte das "Agui Keameia". Seine Hand war schweißnass, aber er hatte sich entschieden. Er würde diesen Vogel Roch besiegen und seiner Jagd ein Ende bereiten! Er hob

das Schwert in die Höhe und rief: "FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!"
 

Die Rüstung legte sich um ihn und er fühlte, wie die Macht des Windes in ihm entfesselt wurde. Gerade, als die Böen sich senkten, stieß Saki einen schrillen Schrei aus. Der Vogel hatte sie gepackt und quetschte ihr die Rippen zusammen. Explosionsartig breitete sich stechender Schmerz in ihr aus und Tränen traten ihr in die Augen. Boreas wurde kreidebleich.

"Meine Tochter! Nein!!"

Vento hielt sich nicht lange auf. Ein Paar schillernd weißer Flügel erschien auf

seinem Rücken und er flog in die Röhre hinein, die Roch in das Gestein geschmolzen hatte. Sakis verzerrte Schreie fachten seinen Zorn nur noch mehr an und er beschleunigte sein Tempo. Endlich sah er sich dem Monster gegenüber, das die junge Frau nach wie vor erbarmungslos im Schnabel hielt. Als es den Krieger bemerkte, stieß es sein abscheuliches Kreischen aus und hieb mit seinen Krallen nach ihm. Vento wich aus und donnerte die Klinge gegen den fetten Hals des

Vogels, doch sie prallte daran ab, als wäre sie auf Granit gestoßen. Verdammt! Das Biest war wirklich waffenresistent! Er musste eine andere Möglichkeit finden, es auszuschalten. Saki in ihrer Todesangst wand sich hin und her, doch sie verbrauchte dadurch nur ihre Kraft und musste schließlich erschöpft inne halten. Er bangte um ihr Leben und so konzentrierte er sich auf seine

Magie und erzeugte Tausende von Windwirbeln, die er auf die Kreatur schleuderte. Von den Geschossen getroffen, taumelte das Wesen und ließ Saki fallen. Vento fing sie auf und flog durch die Röhre zurück zu den Harpyien.

"Eure Tochter, Euer Gnaden. Ich muss noch etwas erledigen, bevor ich mich ausruhen kann."

Damit kehrte er zu seinem Feind zurück, der ihn wütend anfunkelte, weil er ihm seine Beute streitig gemacht hatte. Es schnappte nach dem Ritter, doch er schlug Saltos in der Luft, vollführte Hacken und lockte Roch auf diese Weise

immer weiter von dem Unterschlupf weg. Das gigantische Tier schnappte nach ihm und benutzte seine gefährlichen Krallen, doch durch seine Größe war es nicht wendig genug, um den flinken Vento zu fangen. Er erinnerte sich daran, dass er von Silfees Rücken aus, auf der er hergekommen war, eine Art Mahnmal gesehen hatte, etwa in der Mitte des Gebirges. Es handelte sich um ein riesiges Strauchgewächs mit zahllosen spitzen Dornen, die geradezu dazu einluden, einen mörderischen Vogel zu beseitigen. Er steigerte seine Geschwindigkeit, während

er der Kreatur voraus flog und landete dann inmitten des Dornengestrüpps. Wie erhofft konnte Roch nicht mehr rechtzeitig stoppen und wurde von den natürlichen Lanzen aufgespießt. Er schrie verzweifelt auf und Vento schickte einen Tornado los, dessen Luftdruck genügte, um das Biest gegen die Dornen zu pressen, bis es endlich verschied. Der Krieger der Freiheit atmete

erleichtert auf, zuckte jedoch plötzlich zusammen und berührte seinen Schwertarm. Rotes Blut sickerte an der Stelle hervor, wo die Krallen des Vogels ihn doch erwischt hatten. In der Hitze des Gefechts hatte er das gar nicht bemerkt. Er steckte das Schwert in die Scheide zurück und entfernte die Teile der Panzerung, die beschädigt worden waren. Wie er befürchtet hatte, war

sein Unterarm aufgerissen und blutete stark. Vento riss seinen Umhang auseinander und band die eine Hälfte um seine Wunde. Dann erhob er sich und begab sich zu den Harpyien, die ihn still musterten, als er wieder in ihrer Mitte landete. Saki, um die sich längst eine Schar von Heilern versammelt hatte, konnte ihren Blick kaum von ihm lösen, als er sich zurückverwandelte. Mit dem Schwert um die Hüfte, der schlichten Kleidung, dem zerzausten

Haar und dem blutenden Arm, der notdürftig verbunden worden war, wirkte er fast wie ein Märtyrer, der sein Leben riskiert hatte, um das ihre zu retten. Einer der Ärzte stürzte sogleich auf ihn zu.

"Ihr seid verletzt, Herr! Was ist geschehen? Was ist mit dem Vogel Roch?"

"Er ist tot." antwortete Clay mit fester Stimme und trat an die Bahre der rothaarigen Schönheit, wo er sich verneigte.

"Ich habe ihn zur Mahnung aller bösartigen Wesen auf dem Dornenpfahl

geopfert, auf dass er Eurem Volk nie wieder schaden möge, Erbin der Stürme."

Ein bewunderndes, dankbares Gemurmel begann die Halle zu erfüllen. Lord Boreas stakste auf steifen Beinen nach vorne und räusperte sich, woraufhin Clay sich zu ihm umwandte.

"Du hast....ehem, ich meine, Ihr habt meine Tochter gerettet, junger Kämpfer und ich danke Euch von Herzen. Und Euch gebührt unser Respekt, denn Ihr habt uns von dieser grauenhaften Plage befreit, die uns so lange heimgesucht hat. Falls Ihr einen Wunsch habt, den ich Euch erfüllen kann, so sprecht ihn aus."

"Ich sehe mit Freuden, dass ich beweisen konnte, dass ich es wert bin, Euer Vertrauen zu genießen. Ja, ich hätte einen Wunsch. Bitte lest Euch das Anliegen meines Fürsten durch und denkt wenigstens darüber nach. Ich habe Euch nicht belogen, als ich Euch von den Sieben Siegeln erzählte. Uns steht ein offener Krieg bevor und wir können nicht gewinnen, wenn wir uneins sind! Zu viel hängt davon ab, dass wir einander vertrauen!"

"Für Euch selbst fordert Ihr nichts?"

"Dies ist keine Zeit für egoistische Wünsche."

".....Ich lebe lange genug, um zu wissen, dass es viel zu viele Menschen gibt, für die nur ihre eigenen Bedürfnisse zählen. Aber Ihr....Ihr könntet mich lehren, Toleranz zu üben....vielleicht werdet Ihr mir zeigen, was diese Zeit wirklich braucht. Ich will mir das Schreiben ansehen, wie Ihr es wünscht. Gebt her."

Clay reichte ihm das Pergament und Lord Boreas entfernte sich. Saki

wurde auf der Bahre in die Höhle der Heilung getragen und der Arzt, der ihn vorhin angesprochen hatte, geleitete den jungen Adeligen ebenfalls dorthin, um ihn zu heilen. In der Höhle selbst duftete es angenehm nach Medizinkräutern und geheimnisvollen Tränken.

Räucherstäbchen wurden entzündet, deren wohliger Geruch durch eine Öffnung im Gestein nach draußen zog. Clay wurde schläfrig, streckte sich gehorsam auf einem Lager aus und ließ sich sanft ins Reich der Träume hinübergleiten.
 

Als er erwachte, sah er Saki an seinem Bett sitzen. Sie lächelte erfreut, als er die Augen aufschlug. Sie trug auch ihre Rüstung nicht mehr, sondern ein cremefarbenes, langes Kleid mit einem Tuch, das elegant um ihre Oberarme geschlungen war.

"Na, habt Ihr etwas Schönes geträumt, ehrenwerter Krieger?" begrüßte sie ihn schelmisch. Er richtete sich auf.

"Mein Schlaf war tief und fest. Wie geht es Euch, Mylady? Sind Eure inneren Verletzungen geheilt worden? Ist alles in Ordnung?"

"Macht Euch keine Sorgen, ich war nicht so lebensgefährlich verwundet, wie die Heiler zunächst befürchtet hatten. Sie haben sich auch um Euren Arm gekümmert. Ich....ich möchte mich dafür bedanken, dass Ihr mir das Leben gerettet habt. Ohne Euer mutiges Einschreiten wäre ich die nächste Mahlzeit dieses Ungeheuers geworden....außerdem habt Ihr mein Volk von diesem schrecklichen Dämon in Vogelsgestalt befreit. Nie hätte ich erwartet, dass uns ein Mensch gleich zwei große Dienste an einem Tag erweist....Ihr habt mich überrascht."

"Ich danke Euch für diese freundlichen Worte, Mylady. Aber ich habe nur meine Pflicht getan, die zu erfüllen mir als Ritter Zions oblag. Zudem war es mir eine Ehre, für Euch kämpfen zu dürfen."

Er ergriff ihre Hand und drückte einen warmen Kuss darauf. Sakis Flügel flatterten vor Nervosität ein bisschen und sie errötete. Warum tat er das? Warum konnte er nicht einfach dem üblichen Muster entsprechen, weshalb musste er so anders sein als die Menschen, von denen sie in den Geschichten gehört hatte? Sie war mittlerweile davon überzeugt, dass er der Mann war, den Hana in ihrer Prophezeiung gemeint hatte, doch das verbesserte ihre Situation in keiner

Weise. Obwohl sie es nicht zuzugeben wagte, fürchtete sie sich auch davor, was geschehen könnte, verliebte sie sich tatsächlich in Clay-san. Auch wenn ihr Vater vielleicht langsam einsah, dass man nicht alle Menschen verteufeln sollte, so bedeutete dies nicht, dass er begeistert wäre, wenn seine Tochter ihr Herz an einen von ihnen verlor - außerdem sträubte sich ihre eigene Natur immer noch gegen diese Vorstellung. Als sie zum ersten Mal davon gehört

hatte, hatte sie es als Lüge, Fantasiegebilde abgestempelt, doch nun, da sie ihn kannte, war sie sich nicht mehr so sicher. Was sollte sie tun? Da spürte sie plötzlich eine weiche Hand auf ihrer Wange und versteinte beinahe vor Schreck.

"Was ist mit Euch? Ihr seht so traurig aus. Kann ich Euch vielleicht helfen?"

"Warum fragt Ihr mich das?"

"Weil Eure Augen von einer....unbestimmten Sorge überschattet sind. Vorhin leuchteten sie noch fröhlich und erleichtert, aber jetzt....jetzt schleicht Unsicherheit hinein. Ihr müsst über etwas Ernstes nachgedacht haben. Kann ich Euch einen Rat geben?"

"Nein....nein. Es....es hatte nichts mit Euch zu tun. Ich bin nur etwas müde. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr heute Abend mit uns speisen und hier übernachten, bis mein Vater Euch seine Entscheidung mitteilt. Ihr solltet Eure Abreise gestärkt antreten."

"Da habt Ihr recht. Vielen Dank."

Saki entschwand, im Inneren aufgewühlt. Er hatte bemerkt, dass sie sich sorgte und hatte ihr seine Hilfe angeboten! Das war ärgerlich, denn das trug nicht dazu bei, dass sie aufhörte, ihn zu mögen. Sie konnte doch keinen Menschen lieben....das war einfach unmöglich....aber ein Herz kannte keine Gesetze und keinen verjährten Hass....es wählte selbst. Sollte er wirklich ihr Auserwählter sein....?
 

Clay blickte ihr nach, während der Vorhang, der den Eingang zur Höhle markierte, wieder zufiel. Ein süßer Duft war zurückgeblieben, ihr Parfüm, wie er vermutete. Sie war eine höchst anmutige Erscheinung, aber nicht gerade zimperlich oder schüchtern, sondern sehr selbstbewusst und energisch. Dennoch war sie eine überaus nette und fürsorgliche Person, klug und vernünftig. Auch wenn ihm bereits das Schlimmste geschwant hatte, als er hierher gekommen war, fand er es jetzt recht angenehm bei den Harpyien, insbesondere in der

Gesellschaft von Boreas' Tochter. Sein Herz begann, schneller zu schlagen. Was war denn bloß los? Lag das etwa an ihr?! Er warf sich auf sein Lager zurück und stieß einen Seufzer aus.

Würde er Saki beschützen können?
 

Sein Gesicht flackerte in einer Kristallkugel auf, doch Rioroute Vilgyna, Clays Vorgänger, bewegte mutlos die Hand und das Bild erlosch. Er hatte von Elysion aus das gesamte Abenteuer verfolgt, doch umso erschütternder war der Wandel, der im Herzen seines Nachfolgers von statten ging. Zwar hatte er erst begonnen, doch er würde wohl auch vollendet werden und dann....Rio donnerte seine Faust auf den nahestehenden Tisch und verwünschte die Tatsache, dass er schon tot war und den armen Jungen nicht warnen konnte. Die Tragödie der Ritter von

Zion würde sich wiederholen und er konnte es nicht verhindern....! Keiner dieser fünf jungen Männer hätte damals vor drei Jahren diese Schwerter annehmen dürfen. Einmal in die Hand genommen, veränderten sie das Leben eines jeden, die sie führten, für immer....und luden somit nicht nur eine große Verantwortung auf deren Schultern, sondern zugleich auch einen hohen Preis....und von einem empfindungsfähigen Wesen konnte man nicht verlangen, dass er ihn erbrachte, es sei denn, ein Individuum entschied sich freiwillig und von sich aus dazu, so wie

Priester es taten....Aber Clay und seine Freunde wussten noch nicht einmal von diesem Preis....und sie wollten gewiss nicht ihr persönliches Glück für ihre Aufgabe opfern, als sie sich dazu entschieden, für Zion zu kämpfen....

Gab es für sie die Möglichkeit, diesem Schicksal zu entgehen? Ober würden sie sich beugen müssen, wie einst Erts, Ernest, Gareas, Yu und er selbst es getan hatten? Betrübt fuhr er sich durch das braune Haar und stellte verzweifelt fest, dass er für beide Fragen die Antworten parat hatte....
 

Ihre Nachfolger wurden auserwählt. Sie waren, was sie waren. Es war ihnen nicht

erlaubt, zu lieben. Der Kampf war ihr Schicksal.

Seals 5: Das Gift des Himmels

Endlich, endlich geht es weiter! Ich hatte eine totale Schreibblockade bei dieser Fic und wusste einfach nicht, was ich schreiben sollte! *knurr* Aber das ist jetzt vorbei und hier kommt der neue Teil! Viel Spaß!
 

Kapitel 13: Seals 5: Das Gift des Himmels
 

Roose sank wie betäubt auf das Bett aus Blumen und Zweigen, über das große Palmenblätter gebreitet waren. Wrecka, die blauhaarige Elfe, richtete neugierige Blicke auf ihn. Warum sah er auf einmal so bestürzt aus? Der junge Mann vernahm in Gedanken die Botschaft, die Zero ihm hatte zukommen lassen und schluckte schwer. Wenn das die Wahrheit war, dann drohte Zion eine Gefahr, die jeder Beschreibung spottete!

"Roose-san? Was ist mit Euch? Fühlt Ihr Euch nicht wohl?"

"Nein, es geht schon....es ist nur....der Anführer der Ritterschaft, Sir Helios, teilte mir soeben durch Gedankenübertragung mit, welche Bedrohung die Victims tatsächlich darstellen....oh Mylady, Ihr habt ja keine Ahnung...."

"Dann sagt es mir! Was hat Euch Euer Freund berichtet?"

Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und erzählte ihr zögernd und widerstrebend von dem wahren Ausmaß der Katastrophe.

"Die....die Siegel? Aber....das ist unmöglich....die Legendären Ritter haben das Böse doch verbannt....! Das darf nicht sein....!"

"Und doch ist es so. Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb Hüterin Teela ihren Herrn belügen sollte. Bei allen Göttern....wenn ich das geahnt hätte...."

Seine Hand krampfte sich um den Griff des "Luhma Klein" und er unterdrückte den Wunsch, sich auf den Rücken von Helteage zu schwingen und sämtliche Victims mit einem Streich zu vernichten. Er wäre gar nicht dazu in der Lage. Vor langer Zeit einmal hatte es Frieden gegeben, wirklichen Frieden....aber alles war einen anderen Weg gegangen....Wrecka spürte eine klamme kalte Angst nach ihrem Herzen greifen und lehnte ihre heiße Stirn gegen einen kühlen Felsen. Ihre Mutter, die eigentliche Regentin des Jadewaldes, Königin Demeter, erwartete von ihr, dass sie in ihrer Abwesenheit die Geschicke der kleinen Elfenschar so handhabte, dass es ihnen nie an etwas mangelte, aber trotz ihrer Verachtung gegenüber den Menschen gab es doch angesichts dieser Bedrohung keine andere Möglichkeit, als ein Bündnis einzugehen? Doch ob ihre Mutter damit einverstanden wäre? Zu dumm, dass sie keine Gelegenheit hatte, sie um Rat zu fragen! Um von dem Problem abzulenken, wandte sie sich an ihren Gast: "Ich werde zu geeigneter Zeit mit meinem Volk darüber sprechen, doch nicht jetzt. Die Zeremonie des Wachstums findet in einigen Tagen statt und es muss noch viel vorbereitet werden. Entschuldigt mich bitte."

"Die Zeremonie des Wachstums? Ich habe davon gelesen....alle Elfen versammeln sich beim tausendjährigen Vaterbaum, um ein geheiligtes Samenkorn zu Füßen seiner Wurzeln einzupflanzen. Ein altes Ritual, um das Gleichgewicht dieses Waldes aufrechtzuerhalten. Ich interessiere mich sehr dafür. Kann ich Euch bei den Vorbereitungen nicht ein wenig zur Hand gehen? Oder ist mir dies als Ausgeschlossener nicht erlaubt?"

Sie starrte ihn sprachlos an. Sie erlebte zum ersten Mal, dass ein Mensch etwas über diese Zeremonie wusste, geschweige denn, seine Hilfe anbot. Seine grünen Augen ruhten still und abwartend auf ihr, voller innerer Kraft und Verständnis. Grün wie die schönsten Blätter ihrer Heimat, unendlich und tief....Warum vermochte sie es nicht, dem unwiderstehlichen Zauber dieser Augen zu entfliehen? Warum konnte sie ihm nichts abschlagen?

"Nein, wenn Ihr wollt....wenn Ihr wollt, könnt Ihr gerne Euren Beitrag leisten. Das wäre sogar sehr freundlich von Euch. Kommt, begleitet mich zu den anderen." Er nickte und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, das sie erröten ließ. Seite an Seite traten sie hinaus in den Sonnenschein. Die Luft war erfüllt von unterschiedlichen Düften und den vielfältigen Geräuschen der Tiere. Roose atmete tief ein und dankte Fürst Azuma im Geheimen, dass er ihn hierher geschickt hatte. Er wagte nicht, sich vorzustellen, was aus diesem Paradies werden würde, wenn die Victims ihre gierigen Krallen danach ausstreckten und die restlichen Siegel brachen, deren Geißeln eine Rettung des Jadewaldes für immer unmöglich machen würden. Diese Kreaturen würden eine Wüste der Zerstörung zurücklassen....Grauenhaft....Eisige Schauer überliefen seinen Körper und er schüttelte den Kopf, um diese düsteren Bilder aus seinem Geist zu verdrängen. Obwohl er spürte, dass er für sein Dasein als Ritter und seine Macht einen hohen Preis zahlen musste, wollte er dennoch für den Frieden kämpfen und Zion vor seinem Untergang bewahren. Er hatte vor drei Jahren einen Schwur geleistet und er würde ihn befolgen, auch wenn es ihn sein Leben kosten sollte....
 

Langsam und bedächtig durchmaßen sie diese prachtvolle Welt voller Leben und Schöpfung, bis sie eine kleine, beschauliche Lichtung erreichten, wo andere Elfen damit beschäftigt waren, große Festtafeln aus Holz und Blumen aufzubauen. Es war das erste Mal, dass Roose die übrigen geflügelten Wesen sah und er spürte, wie ihm Feindseligkeit entgegenschlug, als sie ihm ihre Aufmerksamkeit zuwandten. Seine Anwesenheit bei den Vorbereitungen zu dieser wichtigen Zeremonie wurde negativ aufgenommen und eine Elfe mit langem weißen Haar kam direkt auf Wrecka zu.

"Was muss ich sehen, Euer Hoheit! Ihr bringt einen Menschen hierher, zur Geweihten Lichtung? Das ist nicht erlaubt!"

"Seid nicht wütend auf mich, ehrenwerte Lehrmeisterin. Aber Ihr habt selbst gehört, wie er zu mir gesprochen hat, was er gesagt hat - wollt Ihr bestreiten, dass er recht hatte?"

"Das zwar nicht, dennoch ändert das nichts an der Tatsache, dass er keiner von uns ist. Mensch bleibt Mensch, also schafft ihn fort von hier!"

"Ihr seid Lehrerin?" mischte sich der Gegenstand der Diskussion mit einem freundlichen Lächeln ein. "Darf ich fragen, was Ihr die Lady gelehrt habt?"

"Die Kunst der Naturmagie, Mensch. Etwas derartiges war Euch Umweltzerstörern schon immer fremd. Alles lebt und atmet in einem empfindlichen Gleichgewicht, doch Euer Volk vernichtet dieses Gleichgewicht immer wieder, bis es sich nicht mehr erholen kann. Seht her!" Sie nahm ein Samenkorn vom Boden auf und ließ es in ihrer Hand schweben. "Alle Macht der Schöpfung steckt in einem einzigen winzigen Etwas, für das ihr Menschen nie einen Blick haben werdet. Vergiften, töten und verschmutzen, das ist es, was ihr könnt! Nie werdet ihr...."

"Ihr erlaubt doch?" unterbrach sie Roose und ergriff das Samenkorn, das er sorgsam in die Erde bettete, die von der Sonne bereits erwärmt worden war. Dann hielt er seine Hände darüber und konzentrierte sich auf seine magische Gabe, Pflanzen wachsen zu lassen. Unter ihm wand sich nach und nach ein junger Baumsprössling Richtung Himmel. Der weißhaarigen Elfe verschlug es die Sprache und auch die anderen kamen überrascht näher, um dieses Wunder zu begutachten, dass es offensichtlich ein menschliches Wesen gab, das ihre Fähigkeiten teilte. Wrecka nickte erleichtert, ihr Vertrauen in ihn schien hiermit bestätigt.

"Nun denn....Ihr erstaunt mich und das ist bisher nur wenigen gelungen. Also schön - da unsere Prinzessin das innere Gleichgewicht der Erde in Euch richtig erkannt hat, mögt Ihr bleiben und uns bei den Vorbereitungen helfen. Mein Name ist Maadjie und ich bin die Stammesälteste, sowie Erzieherin und Lehrerin von Demeters Tochter."

"Sehr erfreut, Euch kennen zu lernen." erklärte der junge Mann und verbeugte sich höflich. Gerade wollte er sich an die Arbeit begeben, als der Himmel über ihnen plötzlich von dunklen Wolken überzogen wurde. Rasch türmte sich ein Sturm über ihnen auf und grelle Blitze zerschnitten sirrend und tosend die Luft, während grollender Donner die Stille des Waldes zerriss. Dicke schwere Regentropfen begannen auf die Elfen und ihren Gast hernieder zu prasseln. Heftige, schnell erscheinende Gewitter dieser Art waren nichts ungewöhnliches, doch als der erste Tropfen fiel, zeigte sich, dass niemand diesen Sturm wieder vergessen würde. Maadjie schrie auf, als das kühle Nass sie an der Schulter traf und sich hinein brannte wie Säure. Auch die übrigen Elfen flatterten aufgeregt und angstvoll in der Düsternis umher, suchten verzweifelt Schutz vor diesem giftigen Regen und jammerten und klagten über die bereits aufgestellten Tische und Stühle, die Girlanden und den Blütenschmuck, die regelrecht zerfressen wurden. Wrecka war zunächst geschockt, doch alsbald gewann die Ruhe, die sie von ihrer Mutter geerbt und die sich in Notsituationen bewährt hatte, die Oberhand. Sie befahl ihrem Volk, sich in den magischen Schutz des Vaterbaums zu begeben, so rasch wie möglich. Sie selbst flog hoch hinauf in die Luft, um die Ursache für dieses Unwetter auszumachen. Von Angst und Entsetzen getrieben, in der Hoffnung, die ihren retten zu können, sammelte sie in ihrem Geist alles, was Maadjie ihr jemals beigebracht hatte und wich sogar den Regentropfen aus. Auf einmal wurde ihr Flug jedoch jäh gebremst, denn ihre schillernden, zarten Flügel wurden schließlich von den säurehaltigen Perlen getroffen und mit einem schrillen Schmerzensschrei stürzte sie in die Tiefe. Roose benötigte den Bruchteil einer Sekunde, um zu entscheiden, was er zu tun hatte. Er pfiff auf zwei Fingern, einen langen, spitzen Ton, der Helteage alarmierte. In der Gestalt des Drachen schwang sie sich nach oben, umkreiste den Jadewald, entdeckte die bewusste Lichtung und ließ ihren Herrn aufsteigen. In atemberaubendem Tempo raste er auf die verletzte Wrecka zu und fing sie geschickt auf, ohne darauf zu achten, dass der Regen bereits blutige Spuren in seine ungeschützte Haut malte.
 

"Zum Vaterbaum, Helteage!" befahl er und unterdrückte ein Stöhnen, als das Wasser weiterhin auf ihn einstieß wie mit Millionen von Nadeln. Er durfte jetzt nicht aufgeben! Pfeilgleich näherte er sich dem ehrwürdigen alten Schutz- und Bannkreis der Elfen, unter dessen magischem, heilenden Licht sie eine Zuflucht gefunden hatten. Als Mensch, das wusste er zu genau, war er nicht in der Lage, den Wall zu durchdringen und sich ebenfalls in Sicherheit zu bringen. So warf er die junge Frau durch die türkis schimmernde Barriere hindurch, wo sie von helfenden Händen aufgefangen wurde und stürmte wieder zurück in den geschwärzten Himmel.

"Was habt Ihr vor, Mensch? Im Zentrum des Unwetters ist die Kraft des Giftes noch viel höher! Ihr werdet umkommen! Hört Ihr nicht?!"

Doch Roose reagierte nicht auf Maadjies Rufe. Obwohl seine Haut wie Feuer brannte und er aus vielen kleinen offenen Wunden blutete, packte er das "Luhma Klein", hielt es hoch und sprach die Zauberformel: "FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!"

Die Mächte der Natur wurden in ihm entfesselt und er spürte, wie die Qual verschwand und die Rüstung ihm ihren Schutz gewährte, ihn vor dem Regen abschirmte. Höher und höher stieg Helteage, bis sie gefunden hatten, wonach sie suchten: den Grund des Sturmes und vor allem des himmlischen Giftes, das alle Vorbereitungen für die Zeremonie des Wachstums ruiniert hatte. Ein Victim, schwarz wie die Nacht, mit eisigem Atem, gigantischen Krallen und einem langen Schwanz, an dem wuchtige Stacheln befestigt waren. Arbor schluckte seine aufkeimende Furcht hinunter und brüllte gegen das Tosen des Windes an: "Halt ein, schreckliche Kreatur!! Ich werde nicht zulassen, dass du den Jadewald vernichtest!! Niemand wird die Wunder der Schöpfung verderben, solange ich lebe!! Mach dich bereit!!"

Das abstoßende Wesen drehte sich in einer unheilvollen, geschmeidigen Bewegung zu seinem Feind um, ließ ein schauderhaftes Gebrüll hören und schlug mit seinem Schwanz nach dem Drachen. Dieser wich geschickt aus und der Ritter lenkte das Tier in die Nähe der Schwanzkerbe, wo das Muskelgebilde mit den knochigen Auswüchsen, die ihm als Waffen dienten, ansetzte. In dem Gewitter, das der Victim erzeugte, schimmerte die stählerne Klinge des magischen Schwertes tödlich und kalt. Als die Schneide herniederfuhr, erschütterte ein gellender Schmerzensschrei die Umgebung. Die Kreatur wand sich, als ihr Schwanz zu Boden fiel und sie blutüberströmt und verstümmelt zurückblieb. Ihr Zorn verwandelte sich in rachsüchtigen Wahn und sie schlug mit ihren messerscharfen Krallen wild um sich, so dass Helteage alle Schwierigkeiten hatte, ihnen zu entkommen. Arbor wehrte sich verzweifelt, doch er spürte auch, wie die heftigen Attacken das "Luhma Klein" schwächten und ihn selbst zurückdrängten. Da traf ihn ein mächtiger Stoß und eine teuflische Pein zuckte ihm wie ein Blitz durch sämtliche Glieder. Warmes Blut quoll unter dem Schulterpanzer hervor, der nunmehr in Stücke gehauen und unbrauchbar geworden war. Er presste die linke Hand auf die Verletzung, Schweiß stand ihm auf der Stirn und er ärgerte sich, dass es ausgerechnet seinen Schwertarm erwischt hatte. Die brennende Qual pochte von der Wunde aus durch seinen Körper und raubte ihm einiges an Kraft, die er für den Kampf benötigt hätte. An der Stelle, wo die Rüstung zerstört worden war, drang der giftige Säureregen ein, eigentlich ein Sekret, das von der dicken, lederartigen Haut des Victims tropfte, Wolken bildete und auf die Erde herniederging. Arbor war es, als würde seine Haut zerrissen und seine Schulter der Länge nach aufgeschlitzt. Weitere kleine Wunden bildeten rote Rinnsale auf seinem weißen Fleisch und verklebten den grünen Stoff des Untergewandes.

>>Master! Bitte haltet durch! Ihr könnt dieses Monster besiegen, wenn Ihr nur an Euch glaubt! Die Macht der Erde ist mit Euch! Ersucht ihre Hilfe!<<
 

Doch er hörte sie schon nicht mehr. Geschwächt von der schweren Verletzung, dem endlosen Stechen des grausamen Regens und seiner Erschöpfung, entglitt ihm das Schwert und er wurde ohnmächtig. Wrecka, die aus dem Schutzkreis des Vaterbaumes alles beobachtet hatte, ebenso wie ihre ungläubigen Stammesgenossen, erschrak zutiefst, als die geheiligte Klinge in den Boden donnerte, einem Meteor gleich dort einschlug und in dem so verursachten Riss steckenblieb. Ohne Waffe würde er keine Chance gegen das Ungeheuer haben! Außerdem, wenn er bereits so geschwächt war, dass er das Schwert nicht mehr halten konnte, dann war sein Tod so gut wie sicher! Was sollte sie tun? Wenn doch nur ihre Mutter hier gewesen wäre! Sie konnte Roose-san nicht im Stich lassen, wo er doch dafür kämpfte, den Jadewald, die Heimat der Elfen, ihre Heimat, zu retten! Statt dessen verbargen sie sich hier, feige und würdelos, um jemand anderen die Arbeit machen zu lassen! Wo war der Stolz des Elfenvolkes geblieben, wo seine Tapferkeit und sein Ehrgefühl? Wrecka musterte die verängstigten Gesichter der anderen, Männer wie Frauen, unter denen sich auch Magier und Krieger befanden und die es dennoch vorzogen, sich zu verkriechen wie eine Ratte in ihr Loch, anstatt dem einsamen Ritter dort oben zur Hilfe zu eilen. Aber er war ja nur ein Mensch - warum sollte man einem Menschen helfen? Wut wallte in ihr hoch, Empörung und Enttäuschung verdunkelten den klaren Widerschein ihrer blauen Augen. Das durfte einfach nicht sein! In diesen unruhigen Zeiten waren Verbündete von großer Bedeutung und Freundschaft hatte immer schon einen hohen Wert besessen. Weshalb nicht Freundschaft mit ihm schließen, ihm beistehen, wenn er von sich aus, freiwillig, den Kampf mit diesem abscheulichen Victim aufnahm? In Wreckas zarter Hand erschien ein Schwert, das wie aus Glas gemeißelt wirkte, so hell und durchscheinend war es. Ohne auf Maadjies entsetzten Ausruf zu achten, verließ sie die Barriere und flog hinauf zu Arbor, trotz ihrer schmerzenden Flügel. Sie klemmte sich auch das "Luhma Klein" unter den Arm, um es Roose wieder übergeben zu können. Nachdem sie begriffen hatte, dass er ohnmächtig war und der Victim gerade zu einer neuen Attacke ausholte, trennte sie mit einem lauten Kampfschrei eine der Pranken von dem ungeschlachten Körper der Kreatur, die daraufhin in heiseres Winseln ausbrach. Sie drückte dem türkisen Drachen die Klinge zwischen die Zähne und Helteage verwahrte sie bereitwillig, während Wrecka versuchte, den Bewusstlosen aufzuwecken. Langsam öffnete er die Augen, blinzelte und richtete sich unter einem Stöhnen auf. Als er sie erkannt hatte, sog er überrascht die Luft ein, doch seine Verblüffung wurde rasch von Missbilligung und Angst verdrängt.

"Was habt Ihr hier zu suchen, Mylady?! Das ist viel zu gefährlich für Euch!! Seht Euch nur einmal Eure Schwingen an!! Sie sind bereits blutig und Ihr könntet sie für immer verlieren, wenn Ihr Euch länger diesem Gift des Himmels aussetzt!! Verschwindet!!"

"Niemals!! Ihr habt Euch in dieses Gefecht gestürzt, um meine Heimat zu beschützen, Sir Arbor!! Das ist etwas, dass mein Volk und ich tun sollten, nicht Ihr!! Aber sie alle....sind zu furchtsam, um zu kämpfen, zu verbohrt und zu engstirnig, um einem Menschen zu helfen!! Ich kann nicht einfach zusehen!! Wagt es nicht, mir zu verbieten, den Jadewald zu verteidigen, denn er ist mir teuer und ich werde nicht weichen, nur, weil Ihr und Euer männlicher Stolz es vorziehen!!"

Und sie betrachtete ihn mit erhobenem Haupt, jeder Zoll eine Königin. Sie würde ihrer Mutter, der Herrin des Immergrünen, Demeter, eine gute Nachfolgerin sein....

Helteage warf ihrem Master das Schwert zu, er fing es lässig auf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder ihrem Gegner zu, der immer noch tobend über den Verlust seiner Pranke, wild brüllte. Schließlich starrten seine rot glühenden Augen drohend auf die Elfe und den Ritter, ein dumpfes Knurren kam aus seinem Maul und er fletschte die spitzen, matt glänzenden Zähne. Arbor blieb keine Sekunde mehr, um groß nachzudenken. Er lenkte sein Reittier in einem gewagten Bogen und rasender Geschwindigkeit über die Lichtung hinweg und der Victim folgte ihm sofort.

"Was tut Ihr da?!" stieß Wrecka hervor und glaubte, ihren neuen Kameraden jeden Moment unten aufprallen zu sehen. Statt dessen berührte er den aufgeweichten, schlammigen Boden mit seiner freien Hand und riss einen Schwung Schlingpflanzen mit sich, die er soeben erschaffen hatte. Damit fesselte er seinen Feind, der seinen Unmut hinausschrie und die Gewächse zerbiss und zerhackte. Der junge Mann ließ sich davon nicht beeindrucken. Sein ganzer Leib brannte vor Pein, aber er durfte und wollte jetzt nicht aufgeben! Seine Finger fassten eine der Lianen und mit einem Mal wurden die gutartigen Kräfte des Kriegers zur Waffe, denn plötzlich wuchsen scharfgeschliffene Dornen aus den grünen Ketten heraus und spießten den Victim buchstäblich auf. Dann holte Arbor aus und enthauptete in einem einzigen, mächtigen Streich das grauenhafte Wesen. Kopf und Körper prallten auf die Erde hinunter und verrottete in ungewöhnlichem Tempo, bis nur noch einige unkenntliche bleiche Knochen übrig waren. Die schwarzen Wolken lösten sich auf und auch der schreckliche Säureregen fand endlich ein Ende.
 

Helteage setzte zum Landeflug an und Wrecka tat es ihr nach. Ihr Herz schlug hastig gegen ihren Brustkorb, als sie ihn absteigen sah. Er verwandelte sich zurück und tätschelte die Schnauze des Drachen, das hübsche Antlitz gezeichnet von Müdigkeit, Schmerz und Kraftlosigkeit, das weiche Haar wirr und durchnässt, die dunkelgrünen Augen, die wie Smaragde waren, von dem eben erstrittenen Sieg erfüllt, der geschmeidige Körper übersät von Verletzungen und die rechte Schulter eine einzige, klaffende Wunde. All das hatte er erduldet, um etwas zu retten, das er nicht kannte, das ihm nichts bedeuten konnte....Er lächelte sie kurz an, bevor er endgültig zusammenbrach. Maadjie eilte herbei und befahl einigen anderen Elfen, ihn zu ihrem Lager zu tragen, damit sie ihn dort heilen könne, denn sie war auch die Ärztin des Stammes. Wrecka verfolgte seinen Abtransport mit gemischten Gefühlen. Warum hatte er so gehandelt? Und warum sorgte sie sich sosehr um ihn?!
 

Roose hatte Mühe, wieder in die Wirklichkeit zurückzufinden. Der süßliche, angenehme Duft von blühenden Blumen umgab ihn, warme Sonnenstrahlen fielen durch ein aus Palmblättern gemachtes Dach und neben seiner Bettstaat stand ein Tisch mit Speisen darauf. Jemand hatte ihm sein Hemd ausgezogen und offensichtlich seine Wunden gereinigt und geheilt. Die schwere Verletzung tat noch ein wenig weh und war noch unter einem Verband verborgen, aber ansonsten war er genesen.

"Ihr seid aufgewacht?"

Als er sich umdrehte, gewahrte er Wrecka, deren Flügel ebenfalls einer Heilprozedur unterzogen worden waren. Sie trug ein festliches Gewand in Gold- und Blautönen und hatte goldene Ohrringe in der Form von Rosen angelegt.

"Die Vorbereitungen für die Zeremonie des Wachstums sind wieder aufgenommen worden. Mein Volk ist Euch sehr dankbar für Eure mutige Tat. Und sie schämen sich auch, dass sie Euch nicht beigestanden sind und möchten sich in aller Form bei Euch entschuldigen, indem sie Euch bitten, dieses Jahr der Ehrengast zu sein. Ich hoffe, dass Euch das recht ist."

"Ob es mir....? Das ist eine unaussprechliche Ehre für mich, Mylady, denn ich glaube, dass noch nie zuvor ein Sterblicher an diesem Fest teilgenommen hat."

"Es hatte sich auch noch nie zuvor ein Sterblicher diese Ehre verdient, Roose-san. Ihr hingegen habt uns beschützt, obwohl Ihr heute erst zu uns gekommen seid. Der Jadewald ist Euch völlig fremd und wir haben Euch mit Feindseligkeit begrüßt. Wieso habt Ihr dennoch Euer Leben riskiert, um mein Reich zu verteidigen?"

"....Weil wir im Krieg sind. Wir werden niemals Frieden haben und das Böse bannen können, wenn wir uneins sind und uns gegenseitig bekämpfen. Es muss Schluss sein mit Intoleranz, Misstrauen und Vorurteilen, falschem Stolz und Hochmut! Die Völker Zions stehen einer gemeinsamen Bedrohung gegenüber, die sie alle gleichermaßen betrifft! Niemand darf seine Augen davor verschließen! Und schon gar nicht dürfen alter Hass und Sturheit verhindern, dass wir uns zusammenschließen und als Einheit gegen diejenigen vorgehen, die unsere Welt vernichten wollen! Berichtet den Euren noch heute von dem, was ich Euch erzählte, von den Sieben Siegeln und dem tatsächlichen Ausmaß der Katastrophe! Davon abgesehen....liebe ich die Natur. Denkt Ihr wirklich, ich hätte die Schönheit Eurer Heimat nicht erkannt? Sie ist ein Wunder der Schöpfung und beherbergt in sich selbst viele weitere Wunder des Lebens - wie das Volk der Elfen, aber auch die Tiere und Pflanzen. Die Victims wollen das zerstören....das konnte ich unmöglich zulassen...."

Wrecka schwieg, unfähig zu irgendeiner Antwort. Sie hatte auf einmal das Bedürfnis, ihm mit einer Umarmung zu danken, ihre Haut auf der seinen zu spüren und seine Wärme einzuatmen. Sie runzelte verwirrt und verärgert die Stirn, als ihr ihre Gedankengänge bewusst wurden. Was fiel ihr denn ein?! Er war ein Mensch! Aber andererseits auch ein Mann....ein tapferer und bewundernswerter Mann....Und sie empfand Zuneigung für ihn, obwohl sie ihn erst kennen gelernt hatte....ihre Mutter würde dies gewiss nicht billigen....

Roose beobachtete sie aus den Augenwinkeln. Sie schien ihm die einzige aufgeschlossene Seele unter den Elfen zu sein, vielleicht, weil sie eine der jüngsten unter ihnen war und die meisten Ereignisse, die sie die Menschen zu verachten und zu hassen gelehrt hatten, nur aus Geschichtsbüchern kannte. Warum hätte sie sonst versucht, ihm zu helfen, warum hatte sie ihn beschützt, warum sich freiwillig in Gefahr gebracht, wenn sie nicht ebenso wie er eine Verständigung, eine Allianz zwischen den beiden Rassen wünschte? Er vermutete, dass es sie viel Überwindung gekostet hatte, einem Fremden, noch dazu einem Menschen, zur Seite zu stehen, aber er respektierte sie umso mehr für ihr Einschreiten. Wie zerbrechlich sie gewirkt hatte, inmitten des gewaltigen Sturmes, der monströse Victim hinter ihr, den sie erfolgreich angegriffen hatte, die durchsichtige Klinge in ihren anmutigen Händen, der Griff fest umschlossen von elfenbeinfarbenen Fingern....Sein Herz regte sich unweigerlich und er wandte schnell den Blick von ihr. Konnte er das riskieren? Sich zu verlieben? In seinem Inneren schrie etwas auf, wie eine unbewusste, instinktive Warnung. Roose schüttelte den Kopf. Was hatte das zu bedeuten?

Seals 6: Katzenaugen

Es geht weiter! Ich war inspiriert und wusste total, was ich schreiben wollte, deshalb kommt der neue Teil so früh (im Gegensatz zum letzten)! ^_____^

Viel Spaß beim Lesen!
 

Kapitel 14: Seals 6: Katzenaugen
 

Zero hatte die Gedankenübertragung beendet und wandte sich nun an Kizna. "Ich habe meine Freunde kontaktet. Was immer geschehen mag, ich hoffe, dass die Völker den Allianzen zustimmen werden, denn sonst werden die Victims leichtes Spiel haben...."

"Sorgt Euch nicht, Heiler. Ich bin sicher, dass die anderen Könige dieser Welt einsichtig genug sind, um ihre Stämme auf den richtigen Weg zu führen. Ihr solltet Euch ein wenig ablenken. Vater wollte zwar, dass ich Euch zu Eurem Quartier bringe, aber das kann noch warten. Lasst mich Euch erst einmal die Burg zeigen und den Garten, Trübsal blasen könnt Ihr auch später noch!"

Sie nahm ihn an der Hand, lächelte ihm aufmunternd zu und geleitete ihn durch mehrere endlos scheinende Korridore hinaus in einen großen, eindrucksvollen Innenhof, der von hohen Wehrtürmen umsäumt war. In der Mitte stand die Marmorstatue einer Raubkatze mit einem Kopfreif und einem Halsschmuck.

"Das ist unsere Göttin Bastet, der meine Schwestern und ich die Treue geschworen haben. Da sind die beiden ja auch schon! Vermutlich haben sie ihre Waffenübungen durchgemacht."

Zero sah in die angegebene Richtung und erkannte zwei junge Mädchen, die ähnliche Rüstungen trugen wie Kizna. Auch sie hatten rosafarbenes Haar, jedoch im Gegensatz zu ihrer Schwester blaue Augen. Sie verneigten sich neugierig vor dem Besuch und warteten darauf, dass sie einander vorgestellt wurden.

"Das ist Zero Enna, ein Bote aus Troy, dessen Fürst um eine Allianz ersucht. Außerdem ist er Sir Helios, der Anführer der Ritter von Zion. Und dies sind meine Schwestern, die 17jährige Utena und die 13jährige Momoko."

"Ihr seid tatsächlich einer der legendären Krieger?" erkundigte sich Momoko und ihre Augen begannen sofort zu strahlen. "Ach, wie aufregend! So ein Leben ist doch sicher sehr spannend, oder nicht?"

Er musste über ihre Begeisterung schmunzeln, schüttelte jedoch den Kopf. "Ritter zu sein, mag in deinen Ohren romantisch klingen, aber idealisiere das Bild nicht zu sehr. Wenn du erst einmal eine wahre Kriegerin geworden bist, wirst du das verstehen."

Momoko blinzelte verwirrt. Sie verstand nicht, aber das machte nichts, dafür hatten Kizna und Utena begriffen und wechselten einen Blick. Als Auserwählte der Göttin Bastet oblag es ihnen, das Kampfhandwerk zu erlernen und mit ihren Magien ihre Heimat zu beschützen, aber verglichen mit der Verantwortung, die auf seinen Schultern lastete, war ihre Aufgabe beinahe unbedeutend. Kizna, die dank ihm um die Sieben Siegel wusste, verwünschte ihre Impulsivität erneut, denn dass seine Mission von größerer Wichtigkeit war als alle Gefechte, die sie je bestanden hatte, war ihr nur zu deutlich klar.

"Wenn ihr mit dem Training fertig seid, kümmert euch um eure beiden Katzengefährtinnen und seht zu, dass ihr danach in den Tempel kommt, um Bastet eure Huldigung darzubringen, ihr seid schon seit drei Wochen überfällig! Abmarsch!!" Die jüngeren Geschwister zwinkerten sich gegenseitig zu und Momoko kicherte albern, während Utena sich in den linken Arm kniff, was in ihrer internen familiären Zeichensprache in etwa bedeutete: "Er gefällt dir, was?"

Die Älteste von Felis' Töchtern schleuderte ihren schlimmsten Blick auf die beiden, murmelte verärgert etwas vor sich hin und führte Zero schließlich durch den Innenhof zu einer kleinen versteckten Tür, hinter der sich ein prächtiger Garten erstreckte. Unterschiedliche, angenehm duftende Blumen verwandelten die Umgebung in ein Meer aus Farben, in dem hier und da vereinzelte grüne Grasinseln oder Bäume hervor lugten, von denen die meisten ebenfalls blühten. "Wunderschön. Ich spüre die Liebe, mit der dieses Land bearbeitet wurde....und mit der es regiert wird. Euer Vater ist ein guter Herrscher, wie seine klugen Augen beweisen. Es ist bedauerlich, dass ich das nur von wenigen Männern und Frauen sagen kann, die Macht in ihren Händen halten....Seit ich vor drei Jahren zum Ritter Zions wurde, habe ich zu viele Enttäuschungen erlebt, was das betrifft...."

Seine Stimme wurde schwer und für einen Moment verdüsterte Zweifel die strahlenden Saphire. Zweifel an seiner Bestimmung....denn Teela und die anderen Priesterinnen hatten ihnen noch etwas verschwiegen, davon war er mittlerweile fest überzeugt....Ein Schnurren ertönte und Sachmet schmeichelte ihm um die Beine, um ihn aufzuheitern. Er lächelte unweigerlich und strich ihr durch das scharlachrote Fell.

"Ich bin überrascht, muss ich sagen. Sie mag Euch und so zutraulich ist sie normalerweise nicht."

"Das spricht doch für mich, nicht wahr? Nun, wenn sie mich nicht gerade angreift, ist sie doch eigentlich ein richtiges Schmusekätzchen."

Kizna lachte melodisch und begann, sich wirklich wohl in seiner Gesellschaft zu fühlen. Er war so anders, als die anderen jungen Männer in Nekodae, die bereits um ihren Hand angehalten hatten, weder steif noch besonders förmlich, aber auch nicht unhöflich oder arrogant. Die meisten, die um sie warben, waren zumeist auch gar nicht an ihr als Person interessiert, sondern an dem riesigen Reich, das sie eines Tages erben würde sowie den drei mächtigsten magischen Gegenständen, die in ihrer Heimat existierten - den "Katzenaugen", ovale, handtellergroße Edelsteine in Rot, Blau und Grün, die dem Volk von Nekodae einst von der Göttin Bastet persönlich übergeben worden waren und als die Schutzsteine des Landes galten. Die Legende besagte, man nenne sie deshalb "Katzenaugen", weil sie dieselbe Kraft besassen wie die Augen der Gottheit: Ihr rechtes Auge symbolisierte das Element Wasser und konnte jede Lüge entlarven, während das linke Auge für das Element Erde stand und in der Lage war, das Leben und Sterben aller Kreaturen Zions vorherzusagen. Das dritte Auge auf ihrer Stirn war meistens unsichtbar und trat nur in Erscheinung, wenn das Herz eines Katzenmenschen am Tage seines Todes überprüft werden musste. Es symbolisierte Feuer und konnte direkt in die Seele eines Wesens blicken. Kizna war auserkoren worden, das rote Katzenauge zu hüten, während Grün Utena gehörte und Blau Momoko. Wie verhasst waren ihr diese Bewerber gewesen, die sich nicht einmal die Mühe gemacht hatten, ihre tatsächlichen Absichten zu verheimlichen! Keiner sprach von Liebe....und seither hatte sie sich geschworen, niemals einem Mann zu verfallen, um ihr Dasein als Kriegerin zu führen, sich ihren Stolz zu bewahren und die drei Steine zu verteidigen. Aber dieser Zero....ihn trieben edle Motive, Gier und Herrschsucht waren ihm fremd. Vielleicht.... konnten sie Freunde werden?
 

Utena und Momoko hatten den herrlichen Tempelbau erreicht, nachdem sie ihre Katzenfreundinnen Kiara und Sarabi gefüttert hatten. Es gehörte zu ihren Pflichten, Bastet einmal die Woche zu huldigen und ihr Speiseopfer darzubringen, außerdem konnte man bei dieser Gelegenheit überprüfen, ob sich die Katzenaugen noch im Schrein befanden, der mit einem Zauber geschützt war, den nur die auserwählten Hüterinnen kannten und brechen konnten. "Er ist hüüüüüüüüüüüüübsch!" wiederholte Momoko gerade zum ungefähr zwanzigsten Mal, als wenn ihre ältere Schwester taub wäre.

"Meinst du, ich bin blind? Er hat zwar keine Katzenohren, so wie wir, aber trotzdem sieht er gut aus! Hm, genau mein Typ! Ich hoffe, er bleibt noch ein bisschen länger."

"Dem bist du bestimmt zu alt!"

"Und du zu unreif!"

"Gar nicht wahr!"

"Wohl wahr! Außerdem ist er, glaube ich, in Kiznas Alter, also genau mein Jahrgang!"

"Ne, Kiznas Jahrgang, wenn dann! Du bist ein Jahr jünger als sie!"

"Jedenfalls stehen meine Chancen besser als deine!"

"Du bist gemein...."

In diesem Augenblick braute sich eine dunkle Wolke über dem Tempel zusammen und ein Blitz schlug in das Dach ein. Die Mädchen schrieen auf und sprangen in Deckung, als sie sahen, wie sich eine gierige Hand nach den Katzenaugen im Schrein ausstreckte. Utena zog ihr Schwert, doch zu ihrer Erleichterung konnte die Kreatur das Schild nicht durchdringen. Plötzlich jedoch raste die Hand auf sie zu und bevor sie reagieren konnte, wurde sie von dem schwarzen, krallenbewehrten Arm am Hals gepackt.

"UTENA!!"

Ein gefährliches Aufleuchten übertrug sich auf die Siebzehnjährige und als sie ihre Augen wieder öffnete, waren sie blutrot. Ein teuflisches Grinsen zeigte sich auf ihrem Gesicht.
 

Kizna und Zero ahnten von dem nichts. Sie schlenderten gemütlich durch die Blütenpracht des Gartens und sprachen über viele verschiedene Dinge, besonders aber über die Verantwortung, ein Erwählter zu sein. Die beiden jungen Menschen fanden einander sympathisch und merkten, dass sie auf der gleichen Wellenlänge lagen, etwas, das vor allem sie vermisst hatte, seit die Sache mit dem Heiraten ein Problem geworden war, denn es war Sitte, dass eine Nekodae mit achtzehn Jahren heiratete oder sich wenigstens verlobte. Zero wollte ihr soeben von seiner Ausbildung bei Lady Croford erzählen, als sie eine bedrohliche Präsenz spürten und sich achtsam umschauten.

"Spar dir die Suche, Schwester."

"Wie? Aber....Utena? Was....was ist mit deinen Augen passiert?"

"Nichts weiter, außer, dass ich endlich das besitze, wonach ich schon die ganze Zeit getrachtet habe und nun ist es mein!" Sie hob den Arm und Kizna erkannte die drei Edelsteine in den Goldfassungen, befestigt an goldenen Ketten, mit denen man sie sich umhängen konnte.

"Du hast die Katzenaugen aus dem Schrein entwendet?! Bist du verrückt?! Nur der Bannkreis ist wirksam genug, um sie vor Gesindel zu schützen! Bring sie sofort zurück!"

"Das werde ich nicht tun. Was glaubst du denn, weshalb ich mich überhaupt in die Rolle der Kriegerin Bastets gefügt habe? Weil ich einzig und allein die Macht der Steine wollte, nichts anderes! Nekodae braucht keinen alten, schwächlichen Herrscher wie unseren Vater, dieses nutzlose Klappergestell!! Seine Zeit ist vorbei und meine Ära ist gekommen, die Ära einer wahren, starken und mächtigen Königin!!"

Aus Kiznas Gesicht wich sämtliche Farbe, ein heftiges Zittern ergriff ihren Körper und sie flüsterte ungläubig: "Was redest du da?! Das kann doch....unmöglich dein Ernst sein!"

"Onee-san!!" stieß jemand hervor und taumelte durch die kleine Tür zum Ort des Geschehens. Es war Momoko mit einer tiefen Wunde am linken Oberarm.

"Hör zu! Das ist nicht Utena! Sie ist von einem Victim besessen!!!"

"SO!!! Du wagst es, meine Schwestern für deine Machenschaften zu missbrauchen, Bestie?! Das wirst du büßen, das schwöre ich dir!! Zeig dich!!"

"So großspurig? Du willst einen Kampf? Den kannst du haben!! Aber vergiss nicht, dass dies immer noch Utenas Körper ist!! Denk nach, Kizna - willst du wirklich ihr Blut an deinen Händen kleben sehen?!"

Felis' älteste Tochter wich zurück und das Schwert, das sie bereits halb aus der Scheide gezogen hatte, glitt zögerlich nach hinten. Was sollte sie tun? Ihr Feind mochte die Kontrolle über ihre Schwester haben und das verwandelte sie in einen Gegner....andererseits konnte sie Utena doch nicht verletzen? Und zu allem Überfluss hatte sie die Katzenaugen gestohlen! Es war ausgeschlossen, dass sie diese im Besitz des Monsters ließ!! Schweiß trat ihr auf die Stirn und rann langsam über ihre Schläfe; sie musste schlucken, um ihre ausgedörrte Kehle zu befeuchten. Der Himmel über ihnen verdunkelte sich und ein wilder Wind kam auf. Utena stand im Zentrum dieses Infernos und lachte kalt, die Augen in tödlichem Triumph auf ihre drei wehrlosen Gegenüber gerichtet. Zero konnte die immense Kraft dahinter fühlen, aber er begriff auch, dass die Magie des Victims durch diese Steine um einiges verstärkt wurde. Nach Kiznas Worten zu urteilen offensichtlich heilige Artefakte von enormer magischer Energie. Er umfasste den Griff des "Ernn Laties", hob es hoch und rief: "FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!"
 

Lichtstrahlen hüllten ihn ein, die Rüstung erschien und er hatte den Eindruck, von innen heraus mit dem Kosmos vereint zu werden. Die Verwandlung endete und die Klinge seines lebenden Schwertes schimmerte geheimnisvoll.

"Du willst es versuchen, Ritter?!?! Ich werde dir nichts schenken!!!" Utena ging zum Angriff über und schwang ihre Waffe in einem weiten Bogen, der jedoch von Helios ohne Schwierigkeiten pariert wurde. Momoko und ihre große Schwester verfolgten das Duell atemlos. Helios stellte sich tapfer den besten und härtesten Hieben der Katzenkriegerin und musste sich eingestehen, noch nie einem so flinken und gewandten Kontrahenten begegnet zu sein. Es begann zu regnen und der Boden weichte auf, wurde schlammig und hinderlich. Als die Hüterin ausrutschte, trat er ritterlich zurück, ohne ihr Missgeschick auszunützen. Im nächsten Moment wurden Utenas Haare zu langen Fesseln, die sich um seine Beine, Arme und Taille legten wie eine Riesenschlange und es ihm unmöglich machten, sich zu bewegen. Hohnlächelnd erhob sie sich wieder.

"Wie heroisch und edel von dir, mich nicht umzubringen, als du die Gelegenheit hattest!!! Und wie unnachahmlich dämlich von dir!!! Du bist ein Dummkopf!!! Für einen Augenblick war ich dir ausgeliefert und du hättest mich vernichten können!! Aber nein, du folgst ja dem Ideal eines Ritters und tust so etwas nicht!!! Ha, wie hirnlos muss man dafür sein?!"

"Du hast recht, ja....ich bin ein Dummkopf. Aber ich habe mir geschworen, das Böse zu bekämpfen. Und dazu gehören nun mal nicht nur Dämonen, sondern auch tyrannische, grausame, ungerechte Regenten, die einzig ihr eigenes Selbst lieben und über Leichen gehen, um ihren Ehrgeiz und ihre Machtgier zu befriedigen!! Menschen wie sie würden jeden Vorteil nutzen, der sich ihnen bietet - und verhielte ich mich ebenso, wäre ich nicht besser als sie!!! Aber ich bin ein Ritter Zions und ich werde mich nicht auf dieses verachtenswerte Niveau herunterziehen lassen, mag es dir auch töricht erscheinen!!!"

Helios erzeugte einen Wirbel aus Licht um sich herum, der Utenas Haarseile zerriss und befreite sich. Sie kreischte zornig und griff erneut an, diesmal jedoch wich er ihrem ersten Stoß aus und packte dabei die Ketten, die sie um ihr Handgelenk geschlungen hatte. Sie zerrte am anderen Ende und zischte: "Lass die Katzenaugen los, Narr!! Dir scheint nicht klar zu sein, welche Macht sie besitzen und sie gehört jetzt mir, mir ganz allein!! Mit einem einzigen Lidschlag könnte ich dich töten!!!"

"Da wäre ich mir nicht so sicher!!!" erklärte eine schneidende Stimme im Hintergrund und Utena bzw. der Victim, der sie kontrollierte, erstarrte. Kizna stand hinter ihr und hielt ihr einen scharfgeschliffenen Dolch an die Kehle.

"Pah! Das würdest du nicht wagen!! Es ist immer noch der Körper deiner geliebten Schwester!!"

Helios handelte. Er hatte keine Wahl und keine Zeit, wollte er diesem Irrsinn Einhalt gebieten. Das "Ernn Laties" zerschnitt die Finsternis wie ein Blitz und gleich darauf ertönte ein schriller Schmerzensschrei. Utena wand sich und stierte wie eine Wahnsinnige auf ihre abgeschlagene Hand, die weitab von ihr im Gras lag, die klammen Finger immer noch um die Katzenaugen geschlossen. Der Ritter hob sie auf und betrachtete seine blutige Waffe.

"Wie konntet Ihr das tun?!"

"Sorgt Euch nicht, Mylady. Sobald die Nacht hereingebrochen ist, kann ich Eure Schwester heilen und ihr eine neue Hand erschaffen. Nun zu dir." fügte er mit eisiger Stimme hinzu und näherte sich der zusammengesunkenen Gestalt zu seinen Füßen.

"Verflucht....!!! Alles nur, weil du mich abgelenkt hast....VERDAMMT SOLLST DU SEIN!!!!"

Utena schleuderte einen Energieblitz auf Kizna. Momoko wollte dazwischen gehen, kam aber zu spät und die junge Frau wurde frontal getroffen. Warmes Blut ergoss sich auf den schmutzigen Boden und sie sackte zurück, eine Hand auf die schwere Wunde in der Magengegend gepresst. Helios ergriff sein Schwert mit beiden Händen und konzentrierte sich. Die Schneide fing an, in einem hellen weißen Licht zu glühen und Utena jammerte und wimmerte, als sie den reinen Schein spürte.

"Lass von ihr ab, Kreatur - ich befehle es dir!!"

Der Victim ließ ein kehliges Brüllen hören, als er den Körper der Kriegerin verließ und sich zu seiner eigentlichen Gestalt materialisierte. Doch bevor es den Prozess vollendet hatte, schwang der Ritter seine Klinge, deren Strahlen mit jedem weiteren Wort der Zauberformel zunahm. "Schwert der Hoffnung, schick Verderben!! Lass Gutes siegen....Böses sterben!!!" Er führte den finalen Schlag und enthauptete das abscheuliche Etwas, das mit unnatürlicher Geschwindigkeit verrottete. Der Himmel klarte wieder auf und die letzten Regentropfen fielen. Vorsichtig spitzte die Sonne durch die Wolken.

"Momoko! Hilf mir, die beiden in die Burg zu bringen! Ruf ein paar Diener!"

"Jawohl!"
 

Mehrere Lakaien trugen die zwei ältesten Töchter des Hauses in ihre Gemächer und man verband ihre Verletzungen. Sie hatten viel Blut verloren und Felis bangte um ihrer beider Leben. Helios hatte sich indessen wieder in Zero zurückverwandelt und trat an den Gebieter von Nekodae heran.

"Ehrenwerter Weiser, hört mich an. Meine Gabe ist das Heilen, aber ich kann diese Fähigkeit nur nachts gebrauchen. Wenn es Euren Ärzten gelingt, sie bis Sonnenuntergang am Leben zu halten, dann kann ich sie retten. Wollt Ihr mir vertrauen?"

"Warum nicht, junger Freund? Utenas Chancen sind weitaus besser als die Kiznas. Aber sie würde den Gedanken nicht ertragen, ein Krüppel zu sein....und gar indirekt verantwortlich für den Tod ihrer Schwester. Tut, was immer Ihr könnt, um zu verhindern, dass es so endet...."

"Herr....ich muss Euch gestehen, dass ich es war, der...."

"....Utenas Hand abschlug? Was blieb Euch? Nach Eurer Schilderung zu schließen, hätte sie die Katzenaugen niemals freiwillig losgelassen. Manchmal muss man eben schnell entscheiden und Dinge tun, die andere nicht unbedingt billigen. Hättet Ihr auch so gehandelt, wenn Ihr kein Heiler wärt, der es ungeschehen machen kann?"

"Vermutlich nicht. Ich hätte nach einem anderen Weg gesucht...."

"Ihr kennt Eure Grenzen und wisst, was Euch möglich ist und was nicht. Das ist eine lobenswerte Eigenschaft, junger Freund, denn ich kenne genug Burschen Eures Alters, die nicht einmal in Betracht ziehen, darüber nachzudenken, ob es für eine Sache nicht eventuell mehr als einen Lösungswegs gibt. Ruht Euch eine Weile aus, bei Sonnenuntergang werde ich Euch rufen lassen."
 

Der Abend senkte sich auf die Häuser in Nekodae. Zero betrat Utenas Gemach und die Ärzte, die um das Bett herumstanden, machten ihm platz. Er kniete sich nieder und untersuchte den Stumpf sehr genau. Man hatte die Wunde fachmännisch gereinigt und verbunden. Rasch dröselte er die weißen Leinen auf und konzentrierte sich auf seine Gabe. Voller Staunen verfolgten die Mediziner im Hintergrund diese außergewöhnliche Magie, die Knochen, Muskeln, Blutgefäße und Haut neu wachsen ließ. Als er fertig war, besass Utena wieder eine Hand, als wäre nie etwas passiert. Während die Ärzte noch darüber diskutierten, winkte Felis den Heiler in Kiznas Zimmer. Sie hatte Wundfieber bekommen, keuchte schwer und warf sich auf ihrem Bett hin und her. Zero entfernte auch hier den Verband und betrachtete den bösen, hässlichen Schnitt, der quer über ihren Bauch verlief. Behutsam berührten seine sanften warmen Hände ihr Fleisch und regenerierten es Stück für Stück. Zertrennte Organe, Venen und Arterien setzten sich zusammen, bis die letzte Spur der grauenhaften Verletzung verschwunden war. Zero wischte sich den feinen Schweiß von der Stirn und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, ermattet wie immer nach einer Heilprozedur. Die übrigen Mediziner klatschten leise Beifall und Momoko fiel ihm dankbar um den Hals, ihre Worte von Schluchzern unterbrochen. Er tätschelte dem Mädchen den Kopf und verneigte sich tief vor Felis, der ihn glücklich und wohlwollend musterte.

"Ihr seid ein guter Mensch, Zero-san....und ein Mann mit einem mutigen Herzen, auf dem eine schwere Verantwortung lastet. Ihr könnt sicher sein, dass ich der Allianz mit meinem treuen Freund Azuma zustimme. Überbringt ihm meinen Entschluss mit einer Botschaft meinerseits. Und jetzt, meine Herren, wollen wir uns zurückziehen."

Er komplimentierte die Ärzte aus dem Raum, schubste seine Jüngste liebevoll nach draußen und schloss die Tür. Wenig später öffnete Kizna die Augen und Zero beschlich das komische Gefühl, dass Felis genau das erwartet hatte. Aber weshalb sollte er ihn dann mit seiner Tochter allein lassen? (*g* Warum wohl? Tja, Felis ist wirklich sehr weise....! ^____^)

"Zero-san...."

"Sprecht nicht, Mylady, Ihr seid noch ein wenig geschwächt."

"Ihr habt uns gerettet, nicht wahr? Mich....und meine Schwester....Ihr habt mir versprochen, sie zu heilen und ich bin sicher, dass Ihr es längst getan habt. Und jetzt habt Ihr auch noch mich davor bewahrt, meine letzte Reise anzutreten....sind die Katzenaugen in den Schrein zurückgebracht worden?"

"Ja, sorgt Euch nicht. Euer Vater hat sieben Mystische Bannkreise um den gesamten Tempel errichtet, um die Sicherheit zu steigern. Er hat mir auch berichtet, welche Bedeutung diese Edelsteine haben. Die Situation war also sehr gefährlich."

"Ich bin froh, dass es vorbei ist. Euer Ankunftstag war wirklich schlecht gewählt, neh? Erst schieße ich Euch mit einem Pfeil ab und dann werdet Ihr in einen Kampf verwickelt....aber wisst Ihr was? Zumindest einen Vorteil hat es: Ich habe festgestellt, dass nicht alle Männer verabscheuungswürdige Wesen sind!"

"Wie freundlich von Euch!" erwiderte Zero in gleichem Ton und setzte ein schelmisches Grinsen auf, das nicht ohne Charme war, was sie erröten ließ. "Euer Vater kann froh sein, dass Ihr Eure Meinung über ihn geändert habt!"

"W-w-waaaaaas?! Das erdreistet Ihr Euch zu sagen?! Als wenn ich meinen Vater mit all diesen verfluchten Opportunisten in einen Topf werfen würde!! Was fällt Euch ein?!"

Sie stand auf, um Zero einen Klaps auf den Kopf zu geben, doch sie vergass, dass sie noch nicht wieder vollständig genesen war und ihre Beine gaben unweigerlich nach. Bevor sie auf den marmornen Boden stürzte, fing Zero sie auf. Kizna hätte schallend protestieren müssen ("Eine Kriegerin der Bastet braucht keine Hilfe!"), zu ihrer eigenen Überraschung rührte sie sich jedoch nicht, als sie in seinen starken Armen lag. Sein heißer Atem und seine angenehme Wärme strömten auf sie ein und sie merkte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Was war denn auf einmal los mit ihr?! Sie spürte das harmonische Spiel seiner sehnigen Muskeln unter dem dünnen Stoff seiner Kleidung, als er sie von sich schob und ein ungekanntes Prickeln durchrann sie.

"Äh....entschuldigt bitte...." stammelte er, etwas rot um die Nase, womit er allerdings noch niedlicher aussah als ohnehin schon. Überhaupt fand Kizna ihn immer hübscher, obwohl sie ihn erst seit heute kannte und sich nicht erklären konnte, weshalb sie sich so zu ihm hingezogen fühlte. Zero ging es ähnlich, hatte ihre unmittelbare Nähe ihn doch nervös werden lassen bis ins Mark. Sie war zweifellos eine starke und stolze Persönlichkeit, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie eine Frau war, mochte sie sich noch so maskulin geben. Und sie war unbestreitbar eine bewundernswerte Frau....

"Ihr....könnt doch nichts dafür....ich sollte mich lieber noch ein bisschen hinlegen...."

Sie stolperte in ihr Bett zurück und zog sich die Decke bis an die Schultern. "Ich....ich wünsche Euch eine gute Nacht, Zero-san...."

Er verneigte sich und verließ ihr Gemach mit einem herzlichen Lächeln. "Auch Euch eine gute Nacht, Mylady....und süße Träume."

Seals 7: Die Herrscherin des Chaos

So, es geht weiter!! Vielen Dank für Eure lieben Kommis, ich hab mich echt gefreut! Und nun viel Spaß mit dem neuen Teil! ^__________^
 

Kapitel 15: Seals 7: Die Herrscherin des Chaos
 

Das Land der "Krater des Höllenfeuers" war unwirtlich und lebensfeindlich. Die Feuer-menschen, die von sich selbst als das "Phönixvolk" sprachen, hatten sich unterirdisch eine Heimat geschaffen, die sicher war vor den brodelnden Aktivitäten an der Oberfläche. Luft zum Atmen gab es durch eine künstlich geschaffene Atmosphäre, die von Magie erzeugt wurde. Die Hohe Göttin der Leute dort war Akai, deren Heilige Flamme unaufhörlich brannte und von ihren Priesterinnen im Tempel streng bewacht wurde. Die Stunde des Salamanders wurde eingeläutet und eigentlich hielt die Oberpriesterin um diese Zeit eine Messe, doch Ikhny hatte erklärt, die Zeremonie müsse ausfallen, da sie sich nicht gut fühle. Der Rat um König Hephaistos dauerte nun schon eineinhalb Tage und noch immer war keine Einigung in Sicht. Viele waren einer Allianz mit Fürst Azuma gegenüber misstrauisch, da das Phönixvolk zurückgezogen lebte und normalerweise kein Interesse bekundete für die Schwierigkeiten anderer Stämme oder Rassen, die "oben" existierten. Und seit genau eineinhalb Tagen hatte sich ihre Vergangenheit in Gestalt ihres Jugendfreundes Hiead zurückgemeldet, einem der neuen Ritter Zions, einem jungen Mann von attraktivem Äußeren, mit einem tapferen Herzen und feurigen Augen. Sie fühlte sich nach wie vor zu ihm hingezogen und verfluchte sich dafür,

aber am meisten trafen sie die harten Worte Akais, der Einen Göttin, der sie ihren Dienst gewidmet hatte und die sie als gütig, verständnisvoll und freundlich kennen gelernt hatte. Jedoch, was sie gesagt hatte....

~~ Mit sechzehn gingst du aus Troy fort, vor zwei Jahren erst! Belüge mich nicht, dummes Ding! Du hast IHN niemals vergessen, nicht wahr?! ~~

~~ Schweig!! Du weißt ja nicht, wovon du sprichst! Du liebst ihn doch, oder nicht?! ~~

So zornig und unheilvoll....wie konnte das geschehen? Hiead hatte doch seine Ehrlichkeit und seinen Wert bewiesen, als er sich der Prüfung unterzog und es war ihm gelungen, die Göttin zu überzeugen! Weshalb ging sie so erbarmungslos mit ihren Empfindungen für ihn ins Gericht? Sicher, sie befürchtete, dass Ikhny denselben Fehler wiederholte, den einst ihre Mutter sich hatte zuschulden kommen lassen, aber das allein konnte doch unmöglich eine solche Charakter-wandlung bewirkt haben? Die junge Frau warf sich auf ihrem Lager hin und her und grübelte. Was war passiert? Da klopfte es und eine Dienerin trat ein.

"Der Ritter möchte mit Euch reden, Herrin."

"Was? Nein, sag ihm, dass ich ihn nicht sehen will."

"Aber er meinte, es sei sehr wichtig - Zions Schicksal hinge davon ab."

Ikhny richtete sich auf und runzelte die Stirn. Dann suchte er sie aus einem anderen Grund auf und nicht, weil er über ihr letztes Gespräch bestürzt war? Vielleicht hatte er akzeptiert, dass er sie in Ruhe lassen sollte? Sie bat das Mädchen, ihn hereinzuführen, ordnete ihre Robe und erwartete ihn. Sir Ignis erschien in ihrem Gemach, doch kaum waren die Türen hinter ihm ins Schloss gefallen, verwandelte er sich in Hiead zurück.

"Oberpriesterin", begann er förmlich, "Ich bin gekommen, um Euch eine Warnung zu überbringen. Mein Anführer, Sir Helios, der Krieger der Hoffnung, der mit allen Rittern mental in Verbindung steht, hat mir mitgeteilt, welcher Natur die Invasion der Victims tatsächlich ist und was diese Wesen bezwecken. Wollt Ihr mir zuhören oder zieht Ihr es vor, mich hinauszuwerfen?"

"Nein. In Eurem Gesicht sehe ich die ehrliche Sorge und Erschütterung, die Euch zu mir trieb. Erzählt mir, was Ihr wisst."

"Kennt Ihr die Sieben Siegel, Mylady?"

"Gewiss doch. Mit ihrer Hilfe verbannten die ersten Ritter von Zion das Böse, unter anderem auch die Victims, in eine andere Dimension und verschlossen das Tor in diese Welt der Schatten mit den Siegeln, sieben magischen Gegenständen von großer Macht. Siebenhundert Jahre lang herrschte Frieden auf unserem Planeten, aber dann kehrten die Victims plötzlich zurück...."

"Wisst Ihr auch, warum? Sie kehrten zurück, weil das Erste Siegel gebrochen worden war. Mit ihnen wurden nämlich zugleich die Sieben Geißeln von Zion genommen, die dem Bösen Nahrung gegeben hatten. Als das Erste Siegel zerstört wurde, kam das Elend wieder in diese Welt....und wütete über unseren Völkern, zweitausend Jahre lang. Nachdem meine Freunde und ich zu den Nachfolgern der Ritter erweckt worden waren, kämpften wir gegen die Dämonen, doch indessen war längst das Zweite Siegel gebrochen worden: der Hunger. Sobald die Victims alle Siegel vernichtet haben, wird nicht nur alles Böse, das noch in der Dimension gefangen ist, erneut über Zion hereinbrechen, die Sieben Geißeln werden die Menschen, Elfen, Nixen, Kobolde, Zwerge, Katzenwesen, Harpyien und alle anderen Völker, die hier leben, verderben und jegliches gute Gefühl, wie Liebe, Freundschaft und Güte, aus ihren Herzen tilgen, bis wir uns gegenseitig abschlachten werden....Wir können nicht bestehen, wenn wir einander misstrauen und kein Interesse für die Belange anderer bekunden, denn das schleichende Gift der Finsternis durchdringt jede Ritze und wird auch euch erreichen."

Ikhny sass wie versteinert. Kaltes Entsetzen umklammerte ihr Herz und ihr Blick saugte sich fast an Hieads granatfarbenen Augen fest, die sie nie zuvor so ernst, betrübt und verzweifelt gesehen hatte.
 

"König Hephaistos muss einer Allianz zustimmen, sonst ist Zion für uns alle verloren. Bitte, wenn es irgendwie in Eurer Macht steht, seine Entscheidung zu beeinflussen, wenn er auf Euch hört, dann erzählt ihm, was ich Euch soeben offenbarte. Wir werden nicht siegen, wenn wir nicht einig sind."

Sie erhob sich und ging unruhig auf und ab. Die Eindringlichkeit seiner Stimme jagte ihr einen prickelnden Schauer über den Rücken und sie wandte sich ab, mit bebenden Schultern. Er trat an sie heran und berührte sie sanft. Zunächst zuckte sie zusammen, entspannte sich aber nach und nach.

"Ikhny....warum muss ich dich so distanziert ansprechen? Wir waren einmal Freunde! Was ist geschehen, dass du dich so verändert hast? Weshalb lebst du bei diesem Volk? Welche Verbindung hast du zu ihnen?"

Sie drehte sich wieder zu ihm und er erkannte die feinen Tränen in ihren elegant gebogenen Wimpern. Ihre Lippen zitterten wie unter einem heftigen emotionalen Ansturm und sie erzählte ihm schließlich ihre ganze Geschichte, vom Frevel ihrer Mutter, ihrer Verbannung, dass sie von Professor Allecto als eigene Tochter aufgezogen worden war und letztendlich in ihre alte Heimat zurückgekehrt war, um den Namen ihrer Familie wieder rein zu waschen.

"Du bist also in Wirklichkeit eine Phönix", meinte er nachdenklich und umfasste ihre Hände. "Warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Es hätte manches erklärt - wenn ich auch immer noch zutiefst erschrocken bin über jene Worte, die du mir im Badezimmer entgegen geschleudert hast. Verabscheust du mich tatsächlich so sehr?"

Die Priesterin schwieg, das Echo ihrer Schimpftirade hallte in ihren Ohren wider wie ein geschmackloser Scherz.

** Du weißt gar nichts!! Ich gehöre sehr wohl hierher!! Du hast doch keine Ahnung davon, wer ich wirklich bin!! Sieh du lieber zu, dass du die Prüfung lebend überstehst!! Ich bete, dass dem nicht so ist!! Ich will dich nie mehr wiedersehen!! Das beste wäre, du würdest sterben!! Und wenn mir das schon nicht vergönnt ist, sollst du wenigstens in Schimpf und Schande vertrieben werden!! Ich bin an den Ort zurückgekehrt, an dem meine Mutter ihr Leben begann!! Ich kenne meinen Platz!! Es wird Zeit, dass auch du den deinen kennen lernst!! **

"Hiead, ich....ich habe es nicht so gemeint! Es war, als....als hätte irgendetwas....oder jemand.... von mir Besitz ergriffen! Ich weiß selbst nicht, warum ich dich so angeschrieen habe! Ich wollte das nicht, das musst du mir glauben! Nie könnte ich dich verachten....ich mag dich immer noch sehr gern....ich begreife es einfach nicht....!"

"Ist ja gut....ich verzeihe dir. Unsere Freundschaft hat mir stets viel bedeutet und ich bin froh, dass du mich nicht bewusst und willentlich verurteilt hast." Er lächelte sie freundlich an und dieses Lächeln war wie Balsam für ihre erschöpfte Seele. Sie schloss ihn fest in ihre Arme und schmiegte sich an ihn, vereinzelte Tränen perlten über ihre Wangen, Tränen der Erleichterung und der Befreiung. Er war ein wenig überrumpelt davon, aber schließlich erwiderte er ihre Umarmung. Lange standen sie so da, als auf einmal die Dienerin von vorhin in das Gemach ihrer Herrin stürmte und die beiden sich abrupt voneinander lösten.

"GEBIETERIN!!!"

"Ariadne! Was ist mit dir? Du bist bleich wie der Tod!"

"Es....ist furchtbar!" Ihre rascher, rasselnder Atem und ihre abgehackten Worte zeugten davon, dass sie wahrhaftig etwas Grauenhaftes erlebt haben musste. Ikhny redete beruhigend auf sie ein und strich ihr sanft über das schwarze Haar.
 

"Gebieterin...." wiederholte Ariadne gepresst, "....es....es ist Akai-O-kami-sama!! Sie....sie hat sich uns im Tempelbezirk gezeigt....und uns angegriffen....!"

"Was?! Das ist doch unmöglich!! Warum sollte sie so etwas tun?!"

"Ich weiß es....nicht....aber ihr Heiliges Feuer fegt wie ein teuflisches Inferno über uns hinweg. Ein Teil des Tempels ist bereits zerstört....ihre magischen Flammen, die selbst Stein verbrennen können, fressen sich wie unheilvolle Schlangen hinaus aus dem abgegrenzten Priesterinnen-Bereich, zu den anderen....Ihr seid die einzige, die sie aufhalten kann...." Dann brach Ariadne zusammen und Hiead hob das ohnmächtige Mädchen auf Ikhnys Bettstaat. Sie war schweißüberströmt und wirkte wie ausgezehrt.

"Akai-sama würde niemals ihr eigenes Volk angreifen. Ich verstehe das nicht. Dennoch, ich muss zu ihrem Heiligen Feuer und sie zur Rede stellen! Ich hoffe, dass König Hephaistos sich in Sicherheit gebracht hat."

"In Ordnung. Aber ich werde dich begleiten. FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!"

Nachdem er sich in Ignis verwandelt hatte, begaben sich die zwei Feuermagier in das Innere des Tempelbezirks. Das Bild, das sich ihnen bot, war schrecklich. Überall lagen Priesterinnen aus Ikhnys Gefolge, mit Brandwunden übersät und manch eine von ihnen schien schon tot zu sein. Säulen und Torbögen waren eingestürzt und eine sengende, brutale Hitze erfüllte die Luft, stickiger, schwarzer Rauch kratzte in ihren Hälsen und fraß sich in ihre Atemwege. Die junge Frau baute ein Schutzschild um sich und Hiead auf und gemeinsam näherten sie sich dem Zentrum des Infernos. Auf dem Sockel, auf dem normalerweise das Gesegnete Feuer loderte, stand die Göttin, deren Erscheinung ständig wechselte, einzig die meterhohen Flammen, die sie einhüllten und umzüngelten, blieben gleich. Niemals hatte Ikhny ihre Herrin so schön gesehen - und so entsetzlich!

"Akai-sama!! Was um alles in der Welt tut Ihr da?! Ihr habt Eure eigenen Priesterinnen attackiert und verwüstet Euer Heiligtum!! Eure Flammen greifen nach unseren Wohnungen, nach unseren unterirdischen Feldern, nach unserem Leben!! Warum?!"

~~ Was wisst ihr schon, ihr dummen, einfältigen Menschen!!! Kriechende Würmer, das seid ihr, unfähig, mir zu dienen oder meine Herrschaft auszubauen!!! ~~

"Eure....Herrschaft ausbauen? Aber das war niemals Euer Ziel!! Euer Streben galt einem friedlichen und harmonischen Dasein!! Ihr habt uns vor allem Bösen beschützt und für unser Volk gesorgt!!"

~~ Das war einmal!!! Was ich jetzt will, ist Kontrolle!!! Kontrolle und Macht!!!! Ich werde meine verderblichen Flammen aussenden, um euch alle zu richten, euch, ihr unfähigen, nutzlosen, schwachen Kreaturen!!! Die Agonie des Feuers wird regieren - und ich werde ihre Herrscherin sein, die Herrscherin des Chaos!!!! ~~

Der Hohepriesterin war es, als versetze ihr jemand einen harten Schlag in die Magengegend. Das konnte nicht wahr sein, das war ein Alptraum! Was hatte Akai, die gütige und sanfte Gottheit, in eine zweite Nemesis (1) verwandelt?! Ignis neben ihr zog das "Tellia Kallisto" aus der Scheide und richtete seinen Blick drohend auf diesen Feuerteufel.

"Begreifst du nicht, Ikhny? Die Herrscherin des Chaos will sie sein und wird doch in Wirklichkeit selbst vom Chaos beherrscht!! Die Victims haben das Dritte Siegel gebrochen und die Wurzeln der Geißel ,Chaos' haben sich langsam aber sicher des Geistes Akais bemächtigt!!

SIE war es, deren Stimme durch deinen Mund zu mir sprach und mich verfluchte!!"

"Aber....das....!"

~~ Gut erkannt, Ritter Zions und ach so unbesiegbarer Krieger der Tapferkeit!! Beweise, ob deine uneingeschränkte Kontrolle über das rote Element mit der meinen konkurrieren kann!! ~~

Mit diesen Worten schritt die Göttin von dem Sockel herunter und tauchte die gesamte Umgebung in ein heißes Licht. Ihre Arme schossen vor und gigantische Flammenbälle rasten auf den jungen Mann zu. Ignis reagierte schnell, stieß das Schwert in den aufgerissenen Boden unter sich und eine Feuersäule hüllte ihn ein, die ihn jedoch nicht verletzte, sondern ihn von der Attacke abschirmte. Als ihr Beschuss vorbei war, schwang er die Klinge und entsandte einen brennenden Wirbel in Richtung Akai, die diesen allerdings ablenkte und zu ihm zurückschickte. Der Wirbel traf die glänzende Schneide des "Tellia Kallisto" und der Kämpfer spürte den Schmerz in der geheiligten Waffe. Ein Teil des Schwertes war rußig, als wäre Haut verbrannt worden und mit einem Mal erhitzte sich auch der Griff. Ignis war klar, was das bedeutete: Das magische Schwert war verwundet und wurde für ihn unbrauchbar. Wenn es noch einmal getroffen wurde, würde der Griff seine Hände verbrennen. Er musste es nach Schloss Zion bringen, wo es geheilt werden konnte, denn in diesem Zustand war es zu schwach für ein Gefecht. Mürrisch und zornig schob er es wieder in die Scheide und formte eine Feuerkugel in seinen Händen, die er sogleich auf die abtrünnige Gottheit schoss. Sie lachte höhnisch und glitt dabei fast ins Wahnsinnige ab, als krallenartige Flammenzungen die Kugel packten und zurückwarfen. Ignis schützte sich mit einer weiteren goldorange glühenden Barriere, aber als die geballte Kraft Akais auf ihn prallte, sackte er in die Knie und von der Anstrengung, dagegenzuhalten, trat ihm Schweiß auf die Stirn. Der Rauch kroch in seine Lungen und reizte ihn zu einem trockenen Husten, er fühlte, wie das Schild nachließ und fluchte unterdrückt. In diesem Moment sprang Ikhny dazwischen, in ihren zierlichen Händen einen mannshohen goldenen Stab mit einer Sonnenscheibe daran, deren Inneres ein glutroter Rubin war.
 

"Zurück!!! Lasst ihn in Frieden!!!"

~~ Ich habe dich gelehrt, diesen Stab zu führen und nun willst du ihn gegen mich richten?!?! Sei keine Närrin, Hüterin des Heiligen Feuers von Emigal!!! Nie war die Schülerin ihrer Meisterin überlegen!!! ~~

"Dann werden wir das eben ändern!!!" erwiderte die Priesterin entschlossen und konzentrierte sich auf ihre Kräfte. Sie spürte in sich die ruhende Flamme, die man erst anfachen musste, um ihre volle Macht nutzen zu können. Ikhny war entsetzt und geschockt darüber, dass ihre Göttin vom Chaos übermannt worden war, aber sie würde niemals tatenlos zusehen, wie Akai das unterirdische Reich des Phönixvolkes vernichtete und unschuldige Menschen umbrachte!! Und außerdem hatte sie es gewagt, Hiead anzugreifen!! Der Rubin begann zu leuchten, als die Magie der Obersten Tempelwächterin an ihn überging und Ikhnys gesamter Körper wurde von einem rot-goldenen Licht überzogen. Anschließend richtete sie den Stab direkt auf die Gottheit und rief laut: "SANGUIS SOLIS!!!!" (2)

Ein riesiger Feuerstrahl brach aus der Sonnenscheibe und prallte frontal auf Akais Flammenhülle. Sie lachte voller Spott und Triumph und entsandte einen Gegenangriff. Die zwei Kräfte fochten einen eigenen Kampf aus, als sie sich in der Mitte zwischen den Kontrahenten begegneten. Die junge Frau biss die Zähne zusammen und ihre Finger krampften sich um den Stab, damit sie ihn nicht losließ. Das irre Gelächter stieg in ihren Ohren zu einem beinahe krank machenden Chor an, und Erschöpfung kroch in ihr hoch.

~~ Du dummes Ding!!! Wie viel kannst du ertragen?!?! ~~

In Ikhnys Augen - diesen mutigen, entschiedenen Augen - sah Akai die Antwort. Millimeter für Millimeter drängte der Feuerstrahl der Hüterin den ihren zurück. Ignis schnappte verzweifelt nach Luft, und obwohl er kaum mehr richtig stehen konnte, postierte er sich hinter seiner Jugendfreundin und hielt seine Hände über die ihren, die immer noch ihre Zauberwaffe umfassten. Seine eigene Energie verstärkte den Strahl. Fassungslos und ungläubig dämmerte es der "Herrscherin des Chaos", dass ihre Niederlage näher war als die ihrer Dienerin. Sie hatte Ikhny für schwach gehalten und musste nun begreifen, dass sie ihrem inneren Feuer, genährt von Enttäuschung, Furcht, Wut und dem Verlangen, jene zu schützen, die ihr wichtig waren, nichts entgegenzusetzen hatte....nicht genug!
 

°°AKAI!!°°

Eine majestätische Stimme, klar und rein und doch respekteinflößend, erscholl mit einem Mal und ließ den Tempel in seinen Grundfesten erzittern. Der Kampf brach unvermittelt ab und die Göttin wandte sich verwirrt um. Ihre Flammen erloschen und nur ihre wandlungsfähige Gestalt blieb zurück. Ihre Augen flirrten über den Ort, als suche sie verzweifelt nach jemandem und könne ihn nicht finden.

~~ Meine Königin....? ~~ fragte sie leise und fast flüsternd. Ignis und die Hüterin stellten sich Rücken an Rücken, um den neuen möglichen Feind im Notfall angreifen zu können, doch sie, wer immer sie war, zeigte sich nicht, einzig ihre Stimme schien alles zu überfluten.

°°Ich erwarte dich. Du hast getan, was du konntest. Zieh dich vorläufig zurück.°°

~~ Wie Ihr befehlt! ~~

Und die Hohe Gottheit entschwand in einer gigantischen Flammenzunge. Der Krieger der Tapferkeit verwandelte sich zurück und sah sich um. Ruinen und Tote....der Tempel glich einem Schlachtfeld. Er seufzte tief und wandte sich an Ikhny.

"Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?"

"Hiead....wie konnte das geschehen? Akai-sama ist besessen....aber sie scheint jemand anderem zu gehorchen! Ich begreife das nicht, was geht hier vor?! Ihre Augen loderten wie die eines Irren....und dabei habe ich ihr vertraut, mein Leben ihrem Dienst verschrieben....und nun das....!"

"Das ist die Macht der Sieben Geißeln. Die Akai, die du kanntest, ist nicht mehr, das Böse hat sie auf seine Seite gezogen. Du kannst nichts mehr für sie tun. Lass uns gehen. Wir müssen König Hephaistos benachrichtigen und dafür sorgen, dass jene Priesterinnen, die den Tod fanden, würdevoll und ihrem Ansehen gemäß bestattet werden."

Er wischte ihr zärtlich die Tränen aus den Augenwinkeln und sie klammerte sich unglücklich an ihn, die Verzweiflung und das blanke Entsetzen entfalteten endlich ihre Wirkung. Er stützte sie und zusammen begaben sie sich zum Beratungssaal des Regenten.
 

Akai unterdessen erschien in einer schwarzen Halle. Kein Laut war zu hören, eine gespenstische Atmosphäre dominierte und draußen, hinter den hohen Spitzfenstern, wo normalerweise ein Stück Himmel zu sehen sein sollte, war nichts außer Dunkelheit. Sie verbeugte sich vor einem ebenfalls nachtschwarzen Thron mit grässlichen Verzierungen wie hundertköpfigen Schlangen oder Dämonenfratzen. Eine Person sass darauf, doch sie war gänzlich im Schatten verborgen.

"Da bist du endlich. Du konntest den Ritter zwar nicht töten, aber du hast mir einen Teil deiner Kraft gezeigt. Deine Feuermagie könnte mir durchaus noch nützlich sein. Aber vergiss nicht, treue Untergebene: Solange die Ritter von Zion noch existieren, kann ich nicht gewinnen, denn mit ihnen steht das Gefüge dieses Planeten unwandelbar und unangreifbar vor mir. Es wird nötig sein, die Pfeiler zu schwächen und das Gleichgewicht ins Schwanken zu bringen. Aber ich habe so lange gewartet....jetzt kann ich mich auch noch ein wenig länger gedulden....Bald wird auch das Vierte Siegel brechen und das Übel der Gefangenschaft ausgesät werden. Der ewige Kampf von Gut gegen Böse, von Licht und Finsternis, wird von neuem beginnen....und diesmal wird mich niemand mehr aufhalten...."

Die Person hob die Hand und eine schwarze Kristallkugel erschien. Sie flackerte einen Moment und schließlich tauchte das Antlitz Teelas darin auf; sie sass mit ihren Freundinnen Elia, Megara, Silfee und Helteage zusammen, plauderte und lachte mit ihnen. Die Person verzog die dunkelrot bemalten Lippen zu einem grausamen Lächeln.

"....Nein, diesmal wird niemand mich aufhalten....auch du nicht....Teela...."
 


 

(1) Nemesis: Gestalt aus der griech. Mythologie, Göttin der Vergeltung

(2) "Sanguis Solis": lateinisch für "Blut der Sonne"



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Kommentare zu dieser Fanfic (52)
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Von:  Lilly-Drackonia
2006-02-10T17:46:31+00:00 10.02.2006 18:46
WOW dieses Kaiptel ist echt spannent du musst einfach weiter schreiben, ich würde mich echt freuen wenn du weiter machst.
Angel
Von: abgemeldet
2005-06-18T11:57:14+00:00 18.06.2005 13:57
Sone geile Story! schreib bidde gazn ganz schnell weida^^
Von:  Maitomi
2005-02-16T20:46:31+00:00 16.02.2005 21:46
ÜBERRASCHUNG!!!
cooooooooooooool!! weiter weiter weiter!!
*zum nächsten teil husch*
*zero liebt* *gg*
Von:  Maitomi
2005-02-16T19:41:02+00:00 16.02.2005 20:41
Die VErwandelungen ähneln sich ziemlich und erscheinen fast wie aufzählungen. allerdings machst du so auch deutlich, dass jeder gleich wichtig ist.
bg! inT!!
Von:  Maitomi
2005-02-16T19:11:11+00:00 16.02.2005 20:11
irgendwie schwierig gute CfG Fics zu finden. Bis jetzt ist meine meinung neutral...die Idee ist gut, allerdings lässt sich noch nicht viel zur Story sagen, da sie noch im Aufbau ist.
bznT also!
Von:  Krylia
2004-12-07T17:08:04+00:00 07.12.2004 18:08
Deine Geschichte ist ja soooooo geil! Und man kann immer schön was dazu lernen.^^
Ich möchte noch viiieeeeeel mehr lesen und vieeeeeeeel mehr lernen, also schreib büdde schnell weiter!^^
Von: abgemeldet
2004-09-18T20:45:34+00:00 18.09.2004 22:45
hi,tut mir leid,das ich erst jetzt vorbeischaue doch irgendwie find ich kaum noch zeit dafür.(SCHULSTRESS)
ein toller teil......... richtig spannend ey,da habe ich richtig lust aufweiter lesen.
weiter so.

hdl rim
Von: abgemeldet
2004-09-18T11:00:46+00:00 18.09.2004 13:00
Hi Diana ^^
Hab die letzten Kapitel gelesen und muss sagen........du bist wie immer unübertreffbar!!! Du schreibst einfach genial, einerseits richtig schön auf die Zeit in deiner Geschichte eingeschrieben und andererseits bringst du auch immerwieder die Liebe in verschiedenen Formen rein :)
Daisuki^^
Von: abgemeldet
2004-09-06T05:09:48+00:00 06.09.2004 07:09
Wow, das war einfach genial und fesselnd!
Vorallem auch sehr überzeugend.
ICh habs zwar schonmal gesagt aber das sollte man unbedingt verfilmen!
*knuddel*
Mach auf alle Fälle bald weiter!
Hab dich Lieb
Von: abgemeldet
2004-09-04T22:07:41+00:00 05.09.2004 00:07
wow.... *räusper* ... weiter weiter weiter!!!!
...des kapitel war einfach voi spannend!! einfach super!!...
mach bitte weiter so!!...
*knuddel*
Sany


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