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Knights of Zion - Chronicles of the Future

von

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Wie alles begann (Teil 3)

Und ein neues Kapitel. Diesmal Clays und Roose' POV, und zum Schluss

noch mal Zeros POV. Viel Spaß!
 

Kapitel 3: Wie alles begann (Teil 3)
 

~~ Clays POV ~~
 

Mein Kopf schmerzt und ich richte mich mühsam auf. Lady Croford huscht an mir vorbei, von einem Verletzten zum anderen. Verwirrt blicke ich mich um. Wo ist Hiead? Und wo steckt Yamagi? Mein ganzer Körper ist noch wie von einer ungeheuren Last zu Boden gedrückt. Noch nie zuvor hat mich der Einsatz meiner telekinetischen Kräfte so sehr angestrengt. Der Victim tobt wie Fleisch gewordene Angst und Grausamkeit über meiner Heimatstadt und ich bin so machtlos....! Sicher, innerhalb meiner Freunde bin ich nie der Mutigste gewesen, aber wenn man mit der Gefahr aufwächst, zwingt das einen, schneller heranzureifen und erwachsen zu werden. Vielen wäre es anders lieber gewesen....Ich seufze. Da höre ich, wie jemand gegen die Scheibe des Fensters klopft. Ich drehe mich um und sehe einen türkisfarbenen Adler, der mit seinem spitzen Schnabel gegen das kalte Glas tippt. Neugierig nähere ich mich. In meiner Freizeit beschäftige ich mich viel mit Vögeln, aber solch einer wie dieser ist mir noch nie unter die Augen gekommen. Ich öffne die Läden und das anmutige Tier hockt sich vertrauensvoll auf meinen Arm. Wie zutraulich - so etwas habe ich noch nie erlebt.

>>Ich habe schon lange auf dich gewartet, Clay Cliff Fortran.<<

Ich blinzele und schüttele wild den Kopf. Habe ich das gerade geträumt? Schlafe ich mit offenen Augen? Oder hat der Adler eben wirklich gesprochen? Nein, das kann doch nicht sein!

>>Du hegst Zweifel, nicht wahr? Aber meine Stimme ist real, genauso real wie du. Du glaubst mir nicht?<<

"Wer....nein....WAS bist du?" frage ich, überrumpelt von dieser seltsamen Begegnung, die mir zuteil wird. Meine Stimme zittert ein bisschen.

>>Mein Name ist Silfee. Und dieser Name ist dir gewiss nicht unbekannt, denn du bist belesen und kennst die Legende der Ritter Zions in- und auswendig.<<

Ich nicke mechanisch und krame in meinem Gedächtnis nach dem Namen, den der Vogel mir genannt hat. Ja, ich kenne ihn - ich kenne ihn ganz sicher....Silfee. Wo habe ich das schon mal gesehen? In einem der Geschichtsbücher....'Eine der Hüterinnen der Mächte von Schloss Zion. Sie bewacht das Schwert der Luft, Agui Keameia. Der erste und letzte Träger dieser Waffe war Sir Rioroute Vilgyna, der Krieger der Freiheit.' DAS IST ES!! Aber was sollte die Priesterin von mir wollen?
 

>>Folge mir.<<

"Folgen? Wohin? Was....was...." Weiter komme ich nicht. Vor meinen ungläubigen Augen verwandelt sich der Adler in einen majestätischen Drachen mit glitzernden Schuppen und gigantischen Schwingen.

>>Steig auf.<<

Da mir wohl nichts anderes übrig bleibt, gehorche ich und klettere auf den Rücken des Wesens. Wir fliegen hinauf in den sich rot färbenden Himmel. Aber es ist doch noch heller Tag? Dann blicke ich auf Troy hinunter und begreife. Die Flammen der Zerstörung und des Todes, entfacht vom ungestümen, unbezähmbaren Wüten des Victims, malen ihr Verderben über die Wolken und das ehemals so strahlende Blau. Der Wind ist heiß und unangenehm. Meine Kehle beginnt zu brennen und ich huste krampfhaft.

>>Halt dich fest!<<

Ihre Aufforderung kommt keinen Moment zu spät. Im nächsten Augenblick nimmt unser Flug eine rasende Geschwindigkeit an und ich muss die Augen schließen, weil alles sich vor mir dreht und verschwimmt. Wir steigen höher und immer höher, durchstoßen Wolken und scheinen der Sonne so nah, dass ich meine, sie berühren zu können. Mit einer Hand schütze ich mich gegen das grelle Licht und linse durch meine nun wieder halb geöffneten Lider. In der Ferne erkenne ich ein merkwürdiges Gebilde, das im Himmel schwebt, aber Meilen und Meilen und Meilen über den Menschen, die sich dort unten in Furcht und Schmerz winden, ohne die Hoffnung, gerettet zu werden. Nach und nach vermag ich eine Art Berg auszumachen, aus dessen einer Seite, die sich uns zuwendet, eine Tempelfront aus dem Stein herausgeschlagen wurde. Silfee landet und ich rutsche von ihrem Rücken. Langsam gehe ich auf dieses beeindruckende Bauwerk zu. Es ist tatsächlich ein Tempel, der Eingang flankiert von zwei marmornen Pferden mit Flügeln und ich fühle mich sogleich an Pegasus erinnert.

>>Das ist die Heilige Stätte des Königreiches Avalon, der Ort, an dem die Herrscherfamilie dem fliegenden Pferd huldigte, ihrem Wappentier. Ich habe dich hierher gebracht, weil du auserwählt worden bist, seine Nachfolge anzutreten.<<

Sie, die daraufhin die Gestalt einer schönen Frau mit langem, türkisen Haar annimmt, gewandet in eine elegante Priesterrinnen-Robe, sagt dies in einem Ton, als hätte ich die ganze Zeit nur darauf gewartet, dass sie es endlich ausspräche.

",Seine' Nachfolge? Wessen denn?"

"Sir Rioroutes."

Ihre Stimme klingt jetzt fast menschlich.

"ICH?!?! Die Nachfolge eines Ritters von Zion?! Das kann unmöglich sein!! Du bist sicher, dass du mich nicht mit jemandem verwechselst? Ich bin gewiss nicht der Richtige für diese Aufgabe!"

"Doch, du bist es. Das Orakel irrt nie. Komm mit."

Immer noch ungläubig und keineswegs davon überzeugt, dass sie nicht doch einen unverzeihlichen Fehler begeht, eile ich ihr nach, als sie im Inneren des Tempels verschwindet. Sie führt mich durch einen endlosen Gang, der schließlich doch irgendwann aufhört. Er mündet in einen Schrein, in dem ein Sockel steht, reichgeschmückt mit Gold und Bernstein, verziert mit schönen Verzierungen, die zarten Federn ähneln. Obenauf liegt ein prachtvolles Schwert und ich halte kurz den Atem an, denn es ist nicht irgendein Schwert.

"Das....das ,Agui Keameia'!" hauche ich ehrfürchtig und streiche zögernd mit einem Finger über das kühle, glänzende Metall der Schneide. Der Griff wird von einem Falken mit ausgebreiteten Schwingen geformt, der Knauf ist ein Pferdekopf. Wieder Pegasus, wie ich vermute. "Nimm es in die Hand." befiehlt mir die Hüterin.

Meine Hand packt mehr oder weniger automatisch zu. Ich hebe es hoch....und liege binnen einer Sekunde auf dem Boden. Die Waffe wiegt mindestens mehrere Tonnen!

"Zuerst einmal solltest du das Gleichgewicht in den Griff bekommen."

"Sehr komisch! Ich habe dir doch versucht zu erklären, dass du dich irrst. Wenn ich wirklich auserkoren wäre, dann müsste ich dieses Ding....puh....doch heben können!" presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen ungehalten hervor. Mit aller Kraft stemme ich das zenterschwere Etwas in die Höhe, doch "in die Höhe" ist eigentlich zu viel gesagt, denn ich schaffe es gerade mal, nicht wieder umzufallen. Meine Finger schmerzen bereits von der Anstrengung und Schweißtropfen rinnen über meine Stirn. Es ist, als ziehe ein unbarmherziges Gewicht von bleiernen Ketten mich hinunter, vermutlich würde nicht mehr viel fehlen und ich breche durch den Boden und würde zur Erde hinabstürzen.

"Höher."

"Höher?! Du hast gut Reden, du musst es ja nicht schleppen!"

Ich bin zornig und enttäuscht. Eine winzige Hoffnung hatte in mir gekeimt, dass ich Troy vielleicht doch vor dem Monster retten könnte und jetzt....Ich beiße mir auf die Lippen und fluche leise. Das ist nicht fair! Wenn das hier wirklich meine Chance sein soll, muss ich doch in der Lage sein, das Schwert zu heben! Meine Knochen knacken, als würde ich unter einem Felsblock begraben. Ein heiseres Stöhnen würgt sich aus meiner Kehle herauf.

"Für die Ehre von Zion, Clay. Das ist der Zauberspruch. Er wird dir die Last nehmen, wenn du das Schwert einmal gen Himmel gerichtet hast."

Bei ihr klingt das so einfach. Mit einem entmutigenden, lauten Klirren fällt es zurück auf die Marmorplatten, ich sacke in die Knie und untersuche meine Hände. Obwohl ich es erst für so kurze Zeit gehalten habe, habe ich Schwielen und meine Haut zieht und brennt.
 

"Silfee." flüstere ich schwach. "Ich bin es nicht, versteh doch! Ich kann nicht auserwählt sein...."

"Oh doch, du kannst! Warum versuchst du es nicht einmal auf andere Weise?"

"Was meinst du?"

"Vielleicht läßt sich das ,Agu Keameia' nicht durch bloße Muskelkraft bezwingen. Es ist das Schwert des Kriegers der Freiheit."

"Und was nützt mir das?" entgegne ich gereizt. Sie lächelt nachsichtig.

"Denk darüber nach. Der Mensch ist an seinen Körper gebunden, er ist nicht frei."

"Aber...."

"Ja?" ermuntert sie mich, als warte sie auf meinen Widerspruch. Vielleicht tut sie das tatsächlich. Ihre Augen schimmern so geheimnisvoll, als wäre alles Wissen dieser Welt in ihr eingeschlossen und sicher verwahrt.

"....aber die Seele eines Menschen und sein Geist sind frei. Soll das heißen...."

"Richtig. Hebe das Schwert nicht mit der Kraft deiner Arme, sondern mit der Kraft deines Herzens."

"Ist mein Herz stark genug dafür?" frage ich zweifelnd.

"Du bist hier. Das ist Beweis genug."

Ich schließe die Augen und konzentriere mich. Wenn es mir gelingt, die Macht dieser Waffe zu entfesseln, kann ich meine Heimat beschützen und die Menschen, die mir wichtig sind. Ich rufe mir Momente mit meinen Freunden in Erinnerung, stelle mir vor, wie schön Troy in jeder Jahreszeit ist, im Zauber des duftigen Frühlings, im blendenden Sommer, im bunten Herbst und im grimmigen Winter....Eine unglaubliche Zuversicht durchfließt mich. Ich möchte kämpfen, um das, was mir teuer ist, zu verteidigen....

Meine Hand packt das "Agui Keameia".

Ich hebe es hoch als wäre es leicht wie eine Feder.

"FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!"

Ich fühle mich mit einem Mal so leicht, so unbeschreiblich leicht. Mir ist, als würden mir Flügel wachsen und entschwebe dem Erdboden, hinauf in die unergründlichen Weiten des Himmels, ich werde getragen von einem warmen Wind....nein....ich BIN der Wind....! Ich spüre, dass eine Rüstung meinen Körper umschließt, aber auch sie übt keinen Druck auf meine Schultern aus, es scheint, als wäre sie aus Stoff....Die Windböen um mich herum legen sich und Silfee nickt zufrieden. Sie erschafft einen Spiegel und sagt:

"Betrachte dich."

Ich gehorche und starre offenen Mundes auf die reflektierende Fläche. Ein junger Mann blickt mir entgegen, großgewachsen und stattlich, mit mittellangem hellbraunen Haar, das er im Nacken zu einem Zopf gebunden trägt. Seine Züge sind edel, fein geschnitten und lassen nichts von mir mehr erkennen. Außerdem....he - wo ist meine Brille? Ich fasse mir an den Nasenrücken und ertaste kein Gestell, weil ich dem Spiegel nicht so recht trauen will. Sie ist wirklich verschwunden. Während ich mich noch sprachlos mustere, verwandelt sich die Priesterin wieder in den Drachen und ich steige auf.

>>Jetzt müssen wir zu Euren Freunden, Master. Ihr seid jetzt Sir Vento, der neue Krieger der Freiheit. Der Name bedeutet ,Wind'. Seid bereit für den Kampf.<<

"Das bin ich."

Und wir lassen den Tempel von Avalon weit hinter uns....
 

~~ Roose' POV ~~
 

Meister Rottulpe läuft wild gestikulierend durch seinen Garten und klagt über seine Blumen, die von dem Feuer, das aus dem Maul des Victims über Troy hinab regnet, verbrannt worden sind. Ich tröste ihn damit, dass ich ihm verspreche, die meisten mit Hilfe meiner Gabe wieder nachwachsen zu lassen. Obwohl ich noch geschwächt bin von den Nachwirkungen des Fliegenfiebers, bin ich soweit wieder hergestellt, dass ich aufstehen und meinem Lehrer helfen kann. Auch seine preisgekrönten azurblauen Rosen sind ein Opfer der Flammen geworden. Aber mich drückt eine andere Sorge zu Boden. Ich weiß nicht, wo meine Freunde sind und wie es ihnen geht. Und die verzweifelten Angstschreie der Menschen, das Weinen von Kindern, die ihre Eltern in all dem Tumult verloren haben, das grässliche Gebrüll des Victims, all das verdichtet sich in meinem Kopf zu einem schreckenerregenden Konzert. Warum soll ich über Pflanzen jammern, wenn so viele Menschenleben in Gefahr sind oder gar schon ausgelöscht wurden? Dennoch....meine Ohren hören auch den Schmerz der Natur. Die Bäume stöhnen unter der sengenden Hitze und die Gräser verenden mit einem hohen Schrei.

>>Roose!<<

Ich drehe mich verwirrt um. Hat Meister Rottulpe gerade nach mir gerufen? Das kann nicht sein, er ist zum hinteren Bereich des Gartens gelaufen, ich hätte ihn gewiss nicht verstanden. Auf dem Zaun in meiner Nähe sitzt aber nur ein türkisfarbener Adler. Er kann doch nicht....

>>Du bist erstaunt, nicht wahr? Aber ich bin es, die zu dir gesprochen hat.<<

Ich reibe mir die Augen und beginne mich zu fragen, ob ich nicht doch noch in den Klauen des Fiebers gefangen bin, das mich halluzinieren lässt.

>>Das ist keine Einbildung, glaub mir. Ich bin Wirklichkeit, so wirklich wie das Leid, das sich jetzt über Troy ergießt. Folge mir.<<

Ich weiß nicht, warum ich dem Vogel hinterherrenne. Es ist, als hätten meine Beine ihren eigenen Willen. Das Tier führt mich weg von der Stadt und als ich mich umwende, sehe ich ein Bild, das ich niemals vergessen werde, das Bild einer Stadt, gepackt von den Krallen der Verzweiflung, der Zerstörung und des Todes, ein flammendes Inferno und darüber die furchteinflößende Kreatur. Ich will das nicht mehr sehen! Meine Knie werden weich und ich drohe ohnmächtig zu werden.
 

>>Roose! Lauf weiter! Ich bringe dich zu einem Ort, den du gut kennst!<<

So stolpere ich weiter, den Schmerz hinter mir lassend. Wenn ich doch die Kraft hätte, dem ein Ende zu bereiten....! Endlich erreichen wir einen Platz, der mir tatsächlich bekannt ist - dort, wo der Alte Baum steht, dessen Blätter eine heilende Wirkung haben und der als Geschenk der Götter verehrt wird. In meiner Kindheit bin ich oft hier gewesen. Plötzlich wird aus dem Adler eine schöne Frau in einem kostbaren Gewand und ich weiche in abergläubischer Scheu zurück.

"Fürchte dich nicht. Ich bin eine der Hüterinnen der Mächte von Schloss Zion. Mein Name ist Helteage und ich freue mich, dich kennen zu lernen."

Sie verneigt sich und auch ich versinke in einer respektvollen Reverenz, frage mich aber zugleich, was hier eigentlich vorgeht. Ich kenne den Namen "Helteage" - sie bewachte das Schwert "Luhma Klein" von Sir Ernest Cuore, dem Krieger der Treue, einem der Ritter Zions! Das muss ein Traum sein! Aber wo schlafe ich dann? Mitten im Gurkenbeet? Sie lächelt herzlich.

"Das hier ist kein Traum und du bist auch nicht im Gurkenbeet eingeschlafen." Ich erstarre. Sie kann also meine Gedanken lesen?!

"Du bist hier, weil du auserwählt worden bist, die Nachfolge von Sir Ernest anzutreten. Sieh her."

Damit berührt sie den Stamm des Alten Baumes, die dicke Rinde weicht zurück und eingebettet im Mark des Baumes erkenne ich ein Schwert.

"Das ist das ,Luhma Klein'. Zieh es heraus, halte es in die Luft und rufe: Für die Ehre von Zion. Dann wirst du die Kraft erlangen, die du dir gewünscht hast."

"Die ich....mir....gewünscht habe....?"

"Das hast du doch vorhin gedacht, oder? ,Hätte ich doch die Kraft, dem ein Ende zu bereiten' - das war dein Wunsch. Roose. Jetzt und hier hast du die Chance, deine Heimat vor den Schatten des Bösen zu retten. Es ist eine einmalige Chance, vergiss das nicht."

Zögernd nähere ich mich dem majestätischen Baum. Das Mark leuchtet grünlich und ist von einer magischen Aura umgeben, wie ich deutlich spüre. Ich nehme den Griff in beide Hände und ziehe. Auf einmal überwuchern Lianen die Waffe und drücken sie in den Stamm zurück. Je stärke ich ziehe, um so stärker wird der Widerstand. Aber ich will nicht aufgeben! Ich setzte meine Gabe ein und lasse um die Lianen andere Schlingpflanzen wachsen, die die Triebe zurückhalten. Endlich kriege ich es heraus. Doch als ich stolz mein neues Eigentum betrachte, bemerke ich, wie eine dunkelgrüne Flüssigkeit aus dem Mark heraustritt, in dicken, schweren Tropfen. Der Baum blutet....! Ich lege meine Hand auf die verwundete Stelle und lasse neues Gewebe entstehen. Das Säuseln in den Blättern ist kein Wind, sondern ein Aufatmen.

"Verzeih mir, wenn ich dir wehgetan habe. Das wollte ich nicht. Aber dieses Schwert ist von großer Bedeutung."

Ich richte die Spitze der Klinge gen Himmel, nehme all meinen Mut zusammen und rufe die Beschwörungsformel:

"FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!"
 

Ein Reigen aus Blüten hüllt mich ein. Ich fühle die Kraft der Erde in mir aufsteigen. Vor meinem geistigen Auge ziehen die Wunder der Schöpfung vorbei, die Pflanzen, die Tiere, die Menschen....ich sehe, wie ein einzelnes Samenkorn in die Erde gebettet wird und zu einem schönen Baum heranwächst, dessen Früchte viele Kinder ernährt, die ein böses Schicksal auf die Straße verbannt hat. Die Natur macht keinen Unterschied....Stärke erfüllt meine Arme und meine Beine. Ich werde sein wie dieser Baum, fest verwurzelt im Boden, verankert wie ein Schiff im Hafen, wie ein Fels in der Brandung....

Die Verwandlung ist abgeschlossen und Helteage wird zu einem imposanten Drachen, auf dessen Rücken ich mich rasch schwinge. Als wir die Gärtnerei überfliegen, lasse ich sie landen und betrachte betrübt das, was von der jahrelangen Arbeit meines Lehrers übriggeblieben ist.

Asche.

Er sitzt inmitten der Verwüstung und schluchzt.

"Meister Rottulpe."

Er hebt den Kopf und blickt mich an, als hätte er mich noch nie gesehen. Meine rechte Hand gleitet einmal, fast einer Liebkosung gleich, über die verbrannte Erde und im nächsten Moment lebt der Garten in seiner früheren Pracht wieder auf.

"Diese Pflanzen sind von einem Schutzzauber umgeben. Kein Funken wird ihnen je wieder etwas anhaben."

Seltsam - woher weiß ich das? Mein Ausbilder sieht ungläubig und zugleich glücklich um sich, springt auf die Füße und jubelt und klatscht in die Hände vor Freude, wie ein kleines Kind. Seine Begeisterung rührt mich. Manchmal ist er ein wenig streng, aber ansonsten ein lieber Kerl.

"Ich danke Euch, ehrenwerter Herr. Habt tausend Dank! Wer seid Ihr?"

"Bitte? Aber....Ihr kennt mich doch, Meister Rottulpe."

Er schüttelt den Kopf.

"Ich merke wohl, dass Ihr mich kennt, obwohl Ihr meinen Namen nur von meinem Lehrling haben könnt. Frage mich ohnehin, wo der Junge steckt, ich mache mir Sorgen. Aber Euch habe ich gewiss noch nie hier in Troy gesehen."

Meine Gedanken verwirren sich. Mir ist klar, dass ich nicht mehr nach mir klinge, denn meine Stimme ist wesentlich tiefer, aber mein Äußeres kann sich doch nicht dermaßen verändert haben....oder?

"Wer seid Ihr also?" wiederholt er ruhig.

"Mein Name ist Arbor." antworte ich und verschlucke mich vor Schreck an meinem Atem. Arbor?! Wie komme ich denn darauf?! Da erklingen Worte von Helteage in meinem Kopf:

>>Das seid Ihr, Master. Von heute seid Ihr in dieser Gestalt Sir Arbor, der neue Krieger der Treue. Der Name bedeutet ,Baum'. Wenn Ihr mir nicht glaubt, werft einen Blick in den Teich neben den Margeriten. Jeder sieht Euch so.<<

Ich betrachte mein Spiegelbild im Wasser sehr intensiv, als wolle ich nicht glauben, wie verändert ich nun bin. Erwachsene Gesichtszüge, schmalere Augen und langes grünes Haar, das offen über meinen Rücken fällt. Auch an den Schläfen schimmern mindestens schulterlange grüne Strähnen, die bis zu meiner gepanzerten Brust reichen. Um die Stirn ist ein goldenes Band geschlungen, geformt wie ein Kranz aus Blättern.

"Ihr seid fürwahr eine vornehme Erscheinung, Herr", erklärt hinter mir Meister Rottulpe. "Ich habe eine jüngere Schwester. Sie dürfte zwar etwas älter sein als Ihr, aber Ihr könntet mit ihr eine gute Partie machen...."

Ich verneine höflich.

"Nein, verzeiht. Aber ich bin noch nicht bereit für eine Ehe."

Wie auch? Ich sehe im Moment zwar nicht so aus, aber ich bin erst ein 15jähriger Jugendlicher!

>>Master! Es eilt!<<

Helteage stupst mich mit ihrer Schnauze an und ich klettere zurück auf ihren Rücken. Wir erheben uns in die Lüfte und nähern uns der scheußlichen Kreatur, die sich "Victim" nennt. Ich blinzele erstaunt. Vor mir schweben vier weitere Drachenreiter, die ihre blitzenden Schwerter bereits gezogen haben. Ich KENNE sie....ich WEIß, wer sie sind....

"Helios! Ignis! Lacus! Vento! Ich freue mich, euch zu sehen!"

Wie kommt es, dass ich ihre Namen kenne? Ich TUE es, aber ich habe keine Ahnung, wieso! Der Kämpfer in Rot wendet sich mir zu.

"Bist nun auch du zu uns gestoßen, Arbor? Willkommen in unserer Mitte!"

Ich erwidere sein Lächeln. Irgendwie erinnert er mich mit dem silbernen Haar und den granatfarbenen Augen an Hiead....

"Seid ihr bereit?" erkundigt sich Helios in kämpferischem Tonfall. Ich ziehe mein Schwert und nicke. Der Moment unseres ersten Gefechts ist gekommen. Wir umkreisen den Victim mit gezückten blanken Klingen. Lacus wagt den ersten Schlag und trifft den Schwanz des Monsters, der nach uns geschwungen wird. Unser Feind hat uns im Visier, wütend und bedrohlich....
 

~~ Zeros POV ~~
 

Der Streich von Lacus versetzt das Biest in eine zornige Raserei. Das war zu erwarten. Sie hassen eigenen Schmerz mehr als alles andere. Meine Augen flirren über die Köpfe meiner Freunde hinweg. Ignis entsendet einen Schwall Feuer, der auf den des Victims trifft. Als beide Kräfte aufeinander prallen, wird er zurückgeschleudert und Megara schreit auf, als ihr Herr von ihrem Rücken gestoßen wird. Im selben Moment weicht Vento einer Klaue aus, die für ihn bestimmt war und springt von Silfee herunter, Ignis hinterher. Weiß schillernde Flügel breiten sich um seine Schultern. Natürlich, er kann auch selbst fliegen, er ist Luft. Bevor der Krieger der Tapferkeit aufkommt, fängt er ihn auf und bringt ihn zu seinem Drachen zurück. Ich atme auf, ganz wie Ignis auch. Arbor fliegt einmal über den Erdboden hinweg und reißt daraus mehrere Schlingpflanzen mit sich, die er wohl hat wachsen lassen. Während Helteage in gewagten Manövern um unseren Gegner herumflattert, fesselt Arbor ihn mit den grünen Ranken. Zornig heult es auf und speit eine Portion Flammen nach dem Krieger der Treue, doch Lacus geht dazwischen und stopft dem Victim im wahrsten Sinne des Wortes das Maul mit einer Wasserfontäne, die er anschließend zu Eis erstarren lässt. Teela unter mir, nähert sich vorsichtig dem Ungeheuer.

>>Jetzt, Master!<<
 

Ich ergreife mein Schwert und schlucke meine eigene Furcht hinunter.

"Schwert der Hoffnung...." setzte ich an und die Klinge erglüht in einem fast unwirklichen Licht.

"....schick Verderben!! Lass Gutes siegen...."

Das Leuchten nimmt zu und ich spüre, wie ich selbst langsam zu einem grellen Lichtblitz werde. Einem Kometen gleich fahre ich, getragen von einer unbeschreiblichen Macht, auf das Wesen hernieder.

"....Böses sterben!!!!"

Der Schlag ist präzise und unaufhaltsam. Der Kopf des Victims landet unter uns, der nunmehr leblose Körper donnert zu Boden und begräbt einen Gemüsestand unter sich. Ignis rümpft angewidert die Nase und verbrennt die sterblichen Überreste, während Lacus mit seiner Magie die übrigen Brände löscht, die noch in Troy toben. Nachdem auch das erledigt ist, landen wir und steigen erschöpft von unseren Drachen. Staunende und fassungslose Menschen stehen um uns herum und starren uns an wie ein personifiziertes Wunder. Irgendwo gewahre ich sogar das neugierige, wenngleich auch etwas abgehetzte Gesicht Lady Crofords. Unser Fürst, der Regent der Stadt Troy und der umliegenden Landschaft bzw. Lehen, Hijikata Azuma-dono, schiebt sich in den Vordergrund des Geschehens.

"Edle Herren", beginnt er, "....ich weiß Euch keinen Dank, der angemessen wäre für das, was Ihr getan habt. Die Stadt wurde gerettet durch Euren Einsatz. Möchtet Ihr einen Lohn für Eure heldenhafte Tat? Geld? Ein Gebiet? Äußert nur einen Wunsch."

"Wir sind Euch sehr dankbar für dieses Angebot, ehrenwerter Fürst. Doch wir kämpfen nicht, um uns selbst an unseren Verdiensten zu bereichern. Unsere Aufgabe ist es, Zion zu beschützen und das Böse zu besiegen. Dafür fordern wir nichts. Es genügt uns, die Erleichterung und Dankbarkeit auf den Gesichtern derer zu lesen, die wir retten konnten."

"Eine bewundernswerte Einstellung. Sagt uns, wer seid Ihr?"

"Ich bin Sir Helios, der Krieger der Hoffnung. Hinter mir meine Freunde und Mitstreiter: Sir Ignis, der Krieger der Tapferkeit, Sir Lacus, der Krieger der Wahrheit, Sir Vento, der Krieger der Freiheit und Sir Arbor, der Krieger der Treue."

Ein Gemurmel erhebt sich daraufhin in der Menge und auch Azuma-dono blickt ein wenig verblüfft drein.

"Ich kenne fünf Männer, die diese Titel einmal führten, wenn auch unter anderen Namen. Und ich meine, auch diese Schwerter zu kennen, die Ihr in Händen haltet. Und deshalb frage ich noch einmal: Wer seid Ihr?"

Ein Lächeln umspielt meine Lippen.

"Wir sind die Nachfolger derer, an die Ihr soeben gedacht habt - die neuen Ritter von Zion!"
 

Und so nahm eine neue Legende ihren Anfang....
 

EPILOG (zu Kapitel 3):
 

Teela, wieder in menschlicher Gestalt, sass auf ihrem Thron, umringt von ihren Kameradinnen. Elia warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu.

"Du hast gesagt, wir sollen warten, bevor wir ihnen offenbaren, was es wirklich bedeutet, ein Ritter Zions zu sein. Doch der Tag neigt sich seinem Ende zu, die Auserwählten haben sich zurückverwandelt, um ihr Geheimnis zu hüten und harren weiterer Kämpfe. Warum hast du sie nach dem Gefecht nicht ins Schloss gerufen?"

"Ich glaube nicht, dass sie schon reif dafür sind...."

"Reif! Das ich nicht lache! Teela, das ist nicht gut! Sie wissen nicht, welchen Preis sie für die Macht zahlen müssen, die sie zu Rittern macht!"

"Noch ist Zeit. Sie werden es früh genug erfahren...."



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Maitomi
2005-02-16T20:46:31+00:00 16.02.2005 21:46
ÜBERRASCHUNG!!!
cooooooooooooool!! weiter weiter weiter!!
*zum nächsten teil husch*
*zero liebt* *gg*
Von: abgemeldet
2004-01-02T17:54:22+00:00 02.01.2004 18:54
Oh ja, will unbedingt weiterlesen!
Aber warum musstest du unbedingt Clay als Rios Nachfolge antreten lassem? *clay nicht leiden kann*
Von: abgemeldet
2003-12-30T22:28:27+00:00 30.12.2003 23:28
oh diana warum so spannend!!!!!!!! Der teil war supi, jetzt ist es sehr spannend was wissen sie nicht?! Mach bitte schnell weiter.
Bis dann rim
einen guten rutsch ins neue jahr.
Von: abgemeldet
2003-12-30T22:28:27+00:00 30.12.2003 23:28
oh diana warum so spannend!!!!!!!! Der teil war supi, jetzt ist es sehr spannend was wissen sie nicht?! Mach bitte schnell weiter.
Bis dann rim
einen guten rutsch ins neue jahr.


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