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The Boyfriend Experience

von

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Ein erstes letztes Mal

Derek würde es seinem Onkel gegenüber zwar im Leben nicht zugeben weil er ihm die Genugtuung nicht gönnte, doch er befolgte seinen Rat und rief Stiles an. Er brauchte nun endlich klare Verhältnisse und es nützte nichts, diese Sache weiter vor sich her zu schieben.

Der Agent ging bereits nach dem ersten Klingeln dran, so als habe er direkt neben dem Telefon ausgeharrt:
 

„Hey Derek! Ich habe so bald noch gar nicht mit deinem Anruf gerechnet.“ tönte es aus Dereks Handy.
 

„Es tut mir leid, dass ich dich jetzt schon so lange habe warten lassen. Du hast Recht, wir sollten unbedingt sprechen.“ gab er zurück:
 

„Soll ich zu dir kommen? Vielleicht so gegen acht?“ wollte Stiles wissen: „Oder würdest du dich lieber in irgendeiner Bar treffen?“
 

„Wenn ich darf, würde ich gern zu dir kommen. Bei mir laufen wir Gefahr, das Peter jederzeit hereinspaziert kommen könnte und glaub mir, dass willst du nicht. Und in einer Bar ist zu viel Trubel. Ich wäre gern ungestört mit dir.“
 

„Ja sicher. Komm´ einfach vorbei.“ bestätigte Stiles: „Ich freue mich auf dich.“
 

Sie machten eine Zeit aus und legten auf.
 

Stiles fühlte sich nach diesem Telefonat so nervös und hibbelig, als sei er wieder ein Teenager, bevor er erstmals Medikamente gegen sein ADHS erhalten hatte. Doch der Unterschied zu damals war, dass er sich heutzutage in solchen Situationen zu helfen wusste. Er zog seine Laufschuhe an, verließ das Haus und sprintete los, um überflüssige Energie abzubauen und sich innerlich zu sammeln.

Als er wieder daheim war und geduscht hatte, räumte er sein ohnehin bereits ordentliches Zuhause auf und putzte imaginäre Flecken weg, als könnte dies dem bevorstehenden Gespräch zu einem positiven Ausgang verhelfen.

Als Derek um fünf vor acht an seiner Tür klingelte, atmete Stiles noch einmal tief durch, ehe er öffnete.
 

Kaum hatte Derek die Schwelle von Stiles Haus übertreten, überkam diesen dasselbe warme, behagliche Gefühl wie beim ersten Mal, als er hier war und er ließ sich von dieser wohltuenden Emotion einen Moment lang umspülen.
 

„Hey!“ begrüßte ihn Stiles, offensichtlich unsicher, ob er Körperkontakt aufnehmen sollte, oder besser nicht.
 

„Hey, Süßer!“ erwiderte Derek und zog ihn in eine flüchtige Umarmung.

Danach standen sie eine Weile unschlüssig vor einander, wie Schauspieler ohne ein Skript, bis Derek schließlich unsicher fragte:

„Wollen wir uns vielleicht irgendwo setzen?“
 

„Wie? Ja... ja natürlich.“ erwiderte Stiles nervös und wies Derek mit einer Handbewegung den Weg zu seinem Sofa im Wohnzimmer:

„Willst du etwas trinken?“ erkundigte er sich, nachdem sein Gast sich gesetzt hatte:
 

„Wasser wäre schön.“ gab Derek zurück:
 

„Wasser? Ja... ja klar.“ erwiderte Stiles und verschwand in der Küche, aus welcher er wenig später mit einem Tablett mit Wasser und zwei Gläsern wiederkehrte. Es war nicht zu übersehen, dass sein Körper sich unter Hochspannung befand. Er schenkte für sie beide ein und wollte dann wissen:

„Willst du vielleicht auch etwas essen? Ich habe Knabbereien, oder ich mache uns rasch ein paar Sandwiches? Ich kann auch Pizza ordern. Was immer du willst..“
 

„Stiles!“ sagte Derek kopfschüttelnd: „Du musst dich ein wenig entspannen, okay? Ich möchte jetzt nichts essen. Setz´ dich einfach zu mir und lass´ uns reden.“ Er klopfte auf den Platz neben sich.
 

Stiles nickte, atmete ein weiteres mal tief ein und aus und nahm dann im Schneidersitz an Dereks Seite Platz.
 

Beide Männer blickten einander in die Augen und es entstand ein Schweigen, in welchem man eine Stecknadel hätte fallen hören können:
 

„Einer von uns muss nun wohl etwas sagen, was?“ fragte Stiles in normaler Lautstärke. Dennoch erschrak er sich beinahe selbst vor dem Klang, welcher die Stille zerriss. Trotzdem sprach er weiter: „Also gut, dann werde ich nun anfangen. Derek ich... ich bin verliebt in dich!“ Er senkte den Kopf: „Ich komme mir vor wie eine dumme Bitch, die sich in den erstbesten Mann verliebt, der nett zu ihr ist, selbst wenn er ihn dafür bezahlen musste. Ich fühle mich lächerlich! Mache ich mich lächerlich?“
 

Derek griff nach seinen Händen und versicherte:

„Du bist nicht lächerlich, Stiles. Du bist wundervoll! Wenn einer dumm und lächerlich ist, dann bin ich das. Weißt du eigentlich, wie unprofessionell es ist, sich in einen Kunden zu verlieben? Denn das bin ich: Ich bin in dich verliebt! Ich habe dir von Anfang an niemals etwas vorgemacht. Alles was zwischen uns war, die Sympathie, das Lachen, unsere wunderbaren Gespräche... das war alles echt.“
 

Stiles ließ den Kopf hängen und entgegete leise:

„Und warum fühlt es sich dann nicht besser an, wenn ich doch etwas empfinde und du ebenso? Warum fallen wir uns dann jetzt nicht in die Arme und planen unsere Zukunft? Warum bin ich so wahnsinnig traurig?“
 

„Du weißt warum, Stiles.“ seufzte Derek: „Du bist immerhin ziemlich clever.“
 

Stiles massierte sich niedergeschlagen die Stirn und erwiderte leise:

„Ja, ich fürchte, ich weiß es. Du hasst meinen Job, weil er gefährlich ist und weil du Angst davor hast, dich auf jemanden einzulassen, den dir der Tod vielleicht wieder entreißen könnte.“ Er stockte kurz und fuhr dann fort: „Und andererseits fürchte ich, ich käme nicht damit klar, wenn du in deinem Job weiter arbeiten würdest. Als du deinen letzten Kunden getroffen hast, hat es mich beinahe wahnsinnig gemacht. Ich habe mir vorgestellt, was du mit ihm tust. Ich wollte es nicht, doch diese Gedanken haben sich mir förmlich aufgedrängt und es hat wehgetan. Es tut mir leid, doch ich könnte das einfach nicht. Wenn ich mich auf eine Beziehung mit dir einlassen würde, dann ginge das nur, wenn ich wüsste, dass wir ganz und gar zu einander gehören.“
 

„Du weißt, dass es nichts bedeutet, wenn ich mit einem Kunden schlafe, oder Stiles? Es ist doch nur ein Job, weiter nichts.“ versuchte es Derek hilflos.
 

Stiles zog ein Kissen vor seinen Bauch und begann dann, nervös daran herum zu kneten:

„Aber ist es denn wirklich so verrückt, wenn ich mit jemandem zusammen sein möchte, der diese intime Sache einzig und allein mit mir tut? Kannst du es nicht verstehen, dass ich mir das wünsche?“
 

Dereks Miene verfinsterte sich. Es dauerte einen Moment, ehe er antwortete:

„Ich verstehe es.“ räumte er schließlich ein: „Ich wünschte wirklich, es wäre anders, doch ich kann verstehen, dass es so ist. Und vielleicht ginge es mir ja umgekehrt ebenso? Ich weiß es nicht“
 

„Und was nun?“ frage Stiles matt: „Ich kann schließlich nicht von dir verlangen, dass du deinen Job für mich aufgibst. Und andererseits kann ich es auch nicht ändern, dass meine Arbeit eben gewisse Gefahren birgt. Ich habe hart an meiner Karriere gearbeitet, Opfer gebracht und bin gerade an einem Punkt angelangt, wo sich all diese Mühen endlich auszahlen.“
 

Derek rückte näher an Stiles heran und zog dessen Kopf an seine Schulter. Der Körper des Agents spannte sich kurz an, doch dann ließ er es zu, schlang seine Arme um Dereks Körper und so saßen sie eine Weile schweigend aneinander gelehnt da und genossen schweigend den Moment der Nähe.

Irgendwann richtete Stiles sich wieder auf, blickte Derek in die Augen und fragte:

„Vielleicht ist es einfach nicht der richtige Zeitpunkt für uns? Vielleicht treffen wir uns ja irgendwann wieder, wenn das mit uns wirklich sein soll und dann fühlt es sich richtig an? Das wäre doch möglich, oder etwa nicht?“ Er sah einen Augenblick lang sehr jung und verletzlich aus:
 

„Ja, das wäre möglich.“ bestätigte Derek, doch es klang nicht wirklich überzeugt.
 

Stiles wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, ehe Tränen daraus entkommen konnten:

„Vielleicht können wir ja auch einfach Freunde sein?“ schlug er hoffnungsvoll vor.
 

Derek schenkte ihm einen traurigen Blick und erwiderte:

„Ich bin vielleicht nicht der hellste Kopf, doch eine Sache weiß ich mit Sicherheit: Zwei Menschen, die in einander verliebt sind, können keine Freunde sein. Das bedeutet Frustration und endlosen Schmerz.“
 

„Also ist das hier nun das Ende.“ gab Stiles zurück.

Es war eine Feststellung, keine Frage.
 

Derek schluckte. Dann nickte er:

„Ich sollte wohl gehen.“ seufzte er, küsste Stiles noch einmal sanft auf die Stirn und dann erhob er sich.
 

Er war schon beinahe durch die Tür, als Stiles ihn plötzlich einholte, am Arm fasste und wieder ins Haus zog:

„Warte!“ forderte er: „Wenn das hier wirklich der Abschied ist, dann will ich, dass wir es richtig machen. Dann will ich ein erstes, letztes Mal mit dir.“ Plötzlich unsicher geworden blickte er Derek forschend an und fragte: „Ist das in Ordnung für dich?“
 

„Ja, das ist es.“ bestätigte Derek und ließ sich von Stiles die Treppen hinauf, in dessen Schlafzimmer führen.



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