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Beschütze ihn!

von

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Das Allerheiligste

„Wir sind fast da, müssen aber noch ein Stück zu Fuß.“ kündigte Derek an und fuhr seinen Wagen in eine kleine natürlich Höhle, wo dieser vor neugierigen Blicken versteckt sein würde: „Kannst du laufen, oder muss ich dich tragen?“
 

„Besorg´ mir fünf weitere muskulöse Kerle und einen, mit rotem Samt bezogenen Diwan und dann tragt mich durch den Wald, als sei ich Mariah Carey.“ forderte Stiles gebieterisch und fand sich furchtbar witzig.
 

„Mit anderen Worten: du läufst, Blödmann!“ knurrte Derek, überhaupt nicht amüsiert:
 

„Sag mal hast du eigentlich auch gelegentlich manchmal Spaß?“ wollte Stiles wissen.
 

„Nein!“ knurrte der Werwolf und warf lautstark die Fahrertür zu.
 

Einfach nur `Nein´, keine Erklärung, kein Samtschleifchen drumherum, bloß ein Nein. Ein klassischer Hale!

„Was hat sich Scott bloß dabei gedacht, ausgerechnet dich zu meinem Bodyguard zu machen. Nun habe ich dich am Hals und ich weiß jetzt schon, dass du mich zu Tode nerven wirst!“ schimpfte Stiles.
 

Derek sah aus als könnte er kaum glauben, was er da hörte:

„DAS IST JA WOHL MEIN TEXT, DU KLEINER PENNER!“ pöbelte er: „Und nun steig´ aus und setz´ dich in Bewegung, aber ein bisschen Dalli!“
 

Stiles antwortete nicht, doch Derek konnte im schwachen Schein des Lämpchens der Fahrerkabine sehen, wie der Junge ihm über seine Schulter hinweg den Mittelfinger zeigte und er knurrte drohend.

Kaum war Stiles draußen und machte seine ersten Schritte, konnte Derek ihn schreien und fluchen hören:

„Was? Ist etwas mit deinem Fuß?“ erkundigte sich der Ältere genervt:
 

„Weiß nicht? Tut weh!“ murrte Stiles:
 

„Kannst du wirklich laufen?“ wollte Derek wissen:
 

„Kann ich!“ behauptete Stiles, humpelte schwankend und katzbuckelig los und gab mit jedem neuen Schritt einen zischenden, unterdrückten Schmerzlaut von sich.
 

Derek schüttelte verächtlich den Kopf, schnappte sich ihre Tüten und Taschen und folgte dem Glöckner von Notre Dame durch den finsteren Wald.
 

Stiles zog sich nach einer Weile einen stabilen Knüppel aus dem Unterholz, verwendete diesen als Krücke und wankte dann hinkend und fluchend weiter. Der Werwolf schaute sich das Ganze eine Weile mit an, doch dann brachte eine Unebenheit im Boden den Verletzten zu Fall und prompt saß Stiles abgekämpft, schwitzend und leise vor sich hin weinend auf seinem Hintern im nassen Laub. Es hatte zwar mittlerweile zu regnen aufgehört, doch im Wald machte das kaum einen Unterschied, denn aus den Baumkronen tropfte es noch immer lustig auf die beiden herab:
 

„Und nun? Willst du die ganze Nach da hocken bleiben?“ erkundigte sich Derek und blickte auf seinen Schützling hinab:
 

„Geht gleich wieder!“ behauptete Stiles trotzig, doch er rührte sich nicht vom Fleck:
 

„Also so viel Zeit habe ich nicht!“ entschied Derek, stellte ihr Gepäck ab und bückte sich, um Stiles hochzuheben:
 

„Hey was wird das denn jetzt?“ protestierte dieser: „Ich schaffe das schon.“
 

„Tust du nicht, Stiles. Sieh´ es ein und halt´ einfach die Klappe!“ erwiderte der Werwolf.
 

Stiles hatte erwartet, dass Derek ihn sich nun grob über die Schulter werfen würde, wie einen Sack Mehl, doch in Wirklichkeit nahm der Ältere ihn sehr sanft hoch und trug ihn nun vor sich her, beinahe wie man ein Kind trägt:
 

„Es ist kein Diwan, aber es ist ganz okay.“ urteilte Stiles daraufhin mit einem kleinen Grinsen:
 

„Ich habe doch gesagt, du sollst die Klappe halten; Stilinski!“ erwiderte der Werwolf, doch es klang nicht unfreundlich:
 

„Ja sicher, als ob, Hale!“ gab Stiles zwinkernd zurück, denn er musste nun einmal das letzte Wort haben.
 

Wenig später erreichten sie eine kleine, robust wirkende Blockhütte. Derek setzte seinen Passagier ab und wollte wissen:

„Meinst du du kannst einen Moment lang ohne Hilfe stehen?“
 

Die blöde Antwort, die der Werwolf nun erwartet hatte blieb aus und Stiles begnügte sich mit einem Nicken. Der Junge hielt sich an einem Pfeiler der Veranda des kleinen Hauses fest und beobachtete was sein Reitwolf und Beschützer nun wohl vorhatte, denn Derek schien offensichtlich nach etwas zu suchen. Dann hatte er es gefunden; es handelte sich um einen Schlüssel und mit diesem öffnete er nun die Tür:
 

„Sag´ mal, weißt du überhaupt, wer hier wohnt?“ erkundigte sich Stiles vorsichtig: „Brechen wir hier gerade ein, oder was? Ich wüsste gern, worauf ich mich einlasse und ob ich womöglich in den Knast komme.“
 

Derek hob den Jungen augenrollend wieder hoch und trug ihn ins Innere der Hütte:

„Red´ nicht so einen Blödsinn, Stiles. Wir brechen nicht ein. Das Haus gehört mir. Ich habe es selbst gebaut.“
 

„Du kannst Häuser bauen?“ fragte der Jüngere ratlos: „Und wieso hast du dann ewig in der verkommenen Ruine deines Elternhauses gelebt.“
 

„Stell´ nicht so dummer Fragen!“ forderte Derek genervt und platzierte seinen Schützling auf einem stabilen Holzstuhl: „Warte hier. Ich hole unser Zeug und bin gleich wieder da.“

Er wandte sich zum Gehen:
 

„Moment mal! Du willst mich hier allein lassen?“ erkundigte sich Stiles kläglich:
 

„Ich bin doch gleich wieder da.“ erwiderte der Ältere verständnislos:
 

„Aber ich mag es nicht, allein im Dunkeln zu sein und schon gar nicht an einem fremden Ort! Was wenn es hier Spinnen gibt? Oder Ratten? Oder Fledermäuse?“ protestierte der Jüngere nervös.
 

Derek raufte sich seufzend die Haare. Dann begann er in einem Schrank zu kramen, kam mit einer Öllampe wieder, entzündete sie, stellte sie neben Stiles auf den Tisch und forderte:

„Besser so? Gib mir zehn Minuten! Ich bin gleich zurück, versprochen!“
 

Stiles blickte den Älteren kulleräugig an und nickte dann brav.

Und Derek hielt Wort und war tatsächlich wenig später vollbeladen wieder bei ihm.

„So nun muss ich noch einmal hinter das Haus.“ erklärte der Werwolf und stellte sein Zeug ab und war verschwunden, ehe Stiles nervtötende, dumme Fragen stellen konnte.
 

Es dauerte eine weitere Viertelstunde und dann war Derek wieder bei ihm, drückte einen Knopf neben der Tür und – Abrakadabra! - an der Decke ging eine Lampe an:
 

„Du hast hier sogar Strom?“ fragte Stiles verblüfft:
 

„Strom, Gas und fließendes Wasser.“ erklärte Derek, nicht ohne eine gewisse Selbstzufriedenheit: „Hinter dem Haus ist ein ölbetriebener Generator und ganz in der Nähe gibt einen Brunnen.“
 

Stiles begann sich neugierig umzuschauen und stellte staunend fest:

„Wow! Es ist ja wirklich alles da. Das ist der Wahnsinn!“
 

Und das entsprach auch tatsächlich der Wahrheit: Es gab in dieser Hütte ein großes, bequem aussehendes Bett, den Tisch an welchem Stiles gerade saß, eine vollständig eingerichtete Kücheneinheit und eine Tür, welche zu einem kleinen Badezimmer führte. Der Werwolf hatte es hier deutlich gemütlicher, als in seinem zugigen Loft daheim in Beacon Hills. Er musste lange Zeit hier verbracht haben, stellte Stiles im Stillen fest.
 

Derek registrierte die neugierigen Blicke des Jungen und mit einem Mal wurde es ihm klar, dass er Stiles ohne großes Nachdenken in sein Allerheiligstes eingeladen hatte. Diese Hütte war sein Rückzugsort, sein Back-Up-Plan, wenn einmal alle Stricke rissen. Dies hier war mehr sein Zuhause, als jeder andere Ort auf der Welt.

Und nun wusste dieser Junge davon!

Derek schluckte.
 

Um zu verbergen was gerade in ihm vorging, befahl der Werwolf lauter als notwendig:

„Und nun wirst du dich ausziehen, Stiles. Aber ein bisschen plötzlich, wenn ich bitten darf!“
 

„Was ist los? Einen Teufel werde ich tun!“ protestierte der Jüngere: „Du hast ja wohl einen Knall!“
 

„Du musst aus den nassen Klamotten raus, ehe du zu allem Überfluss auch noch eine Erkältung bekommst!“ beharrte Derek: „Außerdem muss ich mir deine Verletzungen anschauen und sie versorgen.“
 

„Ich will mich aber nicht ausziehen!“ jammerte Stiles: „Kann ich nicht einfach nur Schlafen gehen? Ich bin müde, mir ist kalt und mein Kopf tut weh.“
 

„Du kannst schlafen, NACHDEM ich dich untersucht habe!“ stellte Derek unmissverständlich klar. Und weil Stiles von sich aus keine Anstalten machte, pellte Derek ihn kurzerhand selbst aus den Kleidern. In Nullkommanichts saß der Jüngere nur noch in seiner Avengers-Boxershorts da und bedeckte mit seinen Händen verschämt seine Nippel.
 

Derek stöhnte dramatisch und ließ ihn wissen:

„Für mich ist das hier auch kein Vergnügen, aber lass´ es uns einfach hinter uns bringen!“
 

Als erstes inspizierte der Werwolf den linken Fuß des Verletzten, welcher um den Knöchel herum blau-gräulich verfärbt und deutlich geschwollen war. Derek nahm ihn in seine Hände und bewegte ihn ein wenig hin und her, was eine Welle von Flüchen, Beschimpfungen und Drohungen auslöste:
 

„Gott verdammt, Derek! Was machst du denn da, du Mistkerl? Hör´ sofort auf damit, oder ich trete dich!“
 

„Stell´ dich nicht so an, du Jammerlappen!“ gab der Ältere ohne große Anteilnahme zurück. Dann stellte er fest: „Du hast Glück gehabt, denn der Fuß ist bloß verstaucht und nicht gebrochen.“
 

„Ach und woher willst du das wissen, Dr. Reißzahn? Hast du etwa Medizin studiert?“ ätzte Stiles:
 

„Brauche ich gar nicht. Um das herauszufinden, muss ich lediglich meine Sinne einsetzen, Blödmann.“ konterte Derek und pflückte die Hände, die Stiles schützend vor die Brust genommen hatte beiseite: „Ich muss mir das anschauen!“
 

Stiles hatte ein großes Hämatom rechtsseitig an seinem Brustkorb und direkt darunter hatten ihn Klauen erwischt, doch zum Glück nur ganz oberflächlich. Erstaunlich sanft machte sich Derek nun daran, die Kratzspuren zu desinfizieren und zu verpflastern und verstrich anschließend großzügig Salbe auf dem blauen Fleck darüber. Dieselbe Creme verstrich er dann noch auf dem verstauchten Fuß und bandagierte diesen dann stramm.
 

Stiles schluckte verlegen, angesichts der geradezu liebevollen Behandlung, welche ihm gerade zuteil wurde:

„Du machst das gut.“ stellte er fest: „Wieso kannst du so etwas? Ich meine, du als Wolf hast es doch nur selten nötig, dich selbst zu verarzten.“
 

Derek senkte den Kopf und schwieg und Stiles stellte sich innerlich bereits darauf ein, dass dies wieder einmal so eine Frage war, auf die man von diesem verstockten Kerl ohnehin keine Antwort erhalten würde, doch dann sagte dieser:

„Ich hatte einen kleinen Bruder, James. Er war bloß ein Mensch, doch ständig wollte er mit uns anderen Kindern mithalten. Andauernd hat er sich verletzt, doch das hat ihn niemals aufgehalten. Er war leichtsinnig, genau wie du.“
 

Die Stimme des Älteren war bei seiner Antwort immer leiser und leiser geworden und Stiles war klar, dass er es dieses eine Mal einfach mal gut sein lassen und die Klappe halten sollte, auch wenn er tausend Fragen hatte; zum Beispiel was mit diesem Bruder geschehen war und ob auch er im Feuer umgekommen sei, oder wie es sein konnte, dass ein Mensch in eine Familie von Werwölfen hineingeboren wurde?

Stiles schwieg.
 

Als letztes nahm Derek Stiles Kopf in Augenschein, befühlte ihn vorsichtig, gab Jod-Tinktur auf eine Abschürfung an der Schläfe und schaute, wie die Pupillen seines Patienten auf Lichtveränderung reagierten:

„Ist dir immer noch schlecht?“ wollte er von Stiles wissen:
 

„Ein bisschen.“ gab dieser zu.
 

Derek runzelte die Stirn und kommentierte:

„Was im Inneren deines Kopfes vor sich geht, kann ich nicht sagen, doch das weiß ich für gewöhnlich nie. Ich kann nur hoffen, dass du keine Hirnschwellung hast. Aber immerhin ist dein Schädel nicht gebrochen. So oder so brauchst du jetzt erst einmal Ruhe.“ Er kramte in der Tasche welche Scott für seinen besten Freund gepackt hatte und zog einen Pyjama hervor:

„Anziehen!“ befahl er seinem Schützling: „Und dann ab ins Bett!“
 

„Apropos Bett... wo wirst du schlafen? Es gibt doch nur das eine?“ fragte Stiles mit einem nervösen Hüsteln:
 

„Ich werde gar nicht schlafen.“ erwiderte Derek und stopfte die Federdecke mütterlich um Stiles, welcher mittlerweile ins Bett gekrabbelt war fest: „Ich halte Wache.“
 

Und nachdem der Werwolf im Kamin ein Feuer entfacht hatte, nahm er mit einem dicken, alten, ledergebundenen Schmöker, welchen er aus einem Regal gezogen hatte, auf einem Polsterstuhl an Stiles Bettseite Platz und begann zu lesen.



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