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Der Söldner und das Vampirmädchen

von

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Kampfvorbereitungen

Die Sonne ging auf.

Und während ein englischer Kreuzer von Nazivampiren und einer Muskete-Tragenden, Opern singenden Verrückten mit Fangzähnen übernommen wurde und nun langsam Kurs auf England machte, schlief Seras in ihren Sarg und erholte sich.

Pip Bernadotte hatte dagegen kaum Zeit zu ruhen.

Nach einer Besprechung mit Willingham und Morris, seinen beiden ältesten Kameraden, wurden die Männer von „Wild Geese“ angewiesen, das Hellsing-Anwesen in eine Festung verwandeln.

Lebensmittel wurden aufgestockt, Fenster und Türen in den unteren Stockwerken verriegelt, Zivilisten wie die Dienerschaft mussten ausziehen und das Gelände wurde weiträumig geräumt. Da zum Hellsing-Anwesen auch das umliegende Land gehörte, konnte die Evakuierung schnell veranlasst werden.

Und zur Mittagszeit kamen die LKWs mit den bestellten Waffen an.

Willingham zog die Plane runter und zeigte Pip das Spielzeug, wie er es sich nicht besser hätte vorstellen können.

Der Söldner grinste.

„Wenn Mignotte das sieht, wird sie ausflippen.“

„Tja, Captain, bist du dir sicher, dass sie das tragen und steuern kann? Das Ding ist gewaltig“ Willingham sah zweifelnd auf die Ladung.

„Das können wir doch gemeinsam kaum aufs Dach heben?“ meldete ein andere seine Zweifel an.

„Die Bestellung hierzu ‘abe nicht ich persönlich, sondern der Butler Walter gemacht. Er wird schon wissen, was sie ‘eben kann“ beruhigte Pip seine Männer und starrte ehrfürchtig auf die Anti-Median-Maschinenkanone. Daneben befand sich die dazu passende Munition, Kaliber 30 mm sowie spezielle Granaten.

Die Waffe wog fast an die 350 kg, war knapp 2 Meter lang und wurde gewöhnlich nicht als Rucksack-Ähnliche Waffe geliefert, weil kein Mensch in der Lage wäre, den Rückstoß zu ertragen.

Der Name „ Halkonnen II“ war drauf geprägt. Daneben lag ein extra angepasster, kombinierbarer Granatenwerfer, der den Namen „Vladimir“ trug.

„Lasst es erst mal auf den Wagen. Seras wird sie sich schon abholen. Und pack die Plane wieder drauf für die Überraschung“ befahl Pip. „Wie sieht es mit der Kommunikation aus? Habt ihr Kontakt zu London und den ‘ellsing-Agenten an der Küste?“

„Kontakt ist aufgebaut“ meldete sein Nachrichtenoffizier. „Sollte es feindliche Sichtungen geben, bekommen ich das mit. Keiner wird die Küste erreichen können, ohne vom Radar erfasst zu werden.“

„Bon! Wenn diese ‘akenkreuz-Arschlöcher in England landen, wird es nicht lange dauern, dass sie auch uns angreifen. Sie wissen, dass ‘ier die letzte Bastion ist. Aber wir werden sie erwarten“ sagte Pip grinsend. „ Mit einem Lächeln und einen Strauß voller Granaten.“

Er sah auf die Uhr.

„Kümmert euch um die Aufstellung der Maschinengewehre im ersten Stockwerk und die “Bepflanzung“ der Landminen. In einem Umkreis von 100 Meter muss alles abgesichert sein. Um 16 Uhr treffen wir uns zur Besprechung mit Mignotte in Integras Büro.“ Pip spürte den Mangel an Schlaf und beschloss bis zur Besprechung ein Nickerchen zu machen.
 

In seinem kleinen Schlafzimmer zog er seine Schuhe, Jacke, Handschuhe und Hut aus und schmiss sich aufs Bett. Für den Rest hatte er keine Lust.

Er nahm die Augenklappe ab und rieb sich erschöpft über die Augen.

Abgesehen von seiner Müdigkeit spürte er keine Angst. Es war eher Vorfreude. Eine Vorfreude, wie er sie schon oft vor dem Start einer Mission erlebt hatte. Wie bei einem Gewitter spürte er die Spannung aufbauen, die sich dann in einen Kugelhagel über ihn ergießen würde. Ein Tanz auf dem Vulkan, bei dem alle seine Sinne geschärft waren. Und sobald die Musik zu Ende war und der Rauch sich verzog, kommt die Euphorie, dass er überlebt hatte und seine Feinde nicht.

So hatte er es schon oft erlebt. Vermutlich kannte jeder Mann in seiner Familie dieses Jagen nach Adrenalin und die Freude am Überleben. Aber irgendwann war auch das größte Glück zu Ende.

Würde es hier soweit sein?

In solchen Momenten sagte sich Pip, dass er kein schlechtes Gewissen haben durfte. Er hatte getötet, um zu überleben. Seine Motivation war simples Money gewesen.

Und wenn er wegen seinen Job, den er freiwillig gewählt hatte, sterben würde, geschah es immer noch aufgrund seiner freien Entscheidung. Und deswegen war er der Meinung, dass er nicht das Recht hatte, sich ängstlich zu verstecken, zu fliehen oder einen angenommen Auftrag abzusagen. Das Geld war gezahlt worden und der Auftraggeber hatte sich sogar um die Waffen gekümmert. Der Auftraggeber war ehrlich gewesen. Nicht so wie damals dieses russische Arschloch, dass sich mit jemanden von der Mafia angelegt hatte und nur „Simple Bodyguards“ haben wollte.

So gesehen, hatte Pip schon schlimmere Auftraggeber erlebt.
 

Pip schob die Gedanken an den jetzigen und früheren Aufträgen zu Seite. Er musste sich entspannen, wenn er seinen Körper noch ein paar Stunden Ruhe und Genesung gönnen wollte.

Also konzentrierter er sich positive, gute Gedanken, die ihm beim Einschlafen helfen würden. Und da gab es eine Lösung, die immer funktionierte: der Gedanke an eine Frau.

Und zurzeit spukte eine süße, blonde Vampirin öfters durch seine Phantasie.

Ein kurzer moralischer Zweifel kam kurz auf: Vielleicht sollte er nicht so über seine Kameradin denken?

Aber sie war so niedlich, wenn sie sich aufregte. Pip lächelte, als er sich an den Tag des Schusstrainings erinnerte. Wie sie ihn angesehen hatte, als er uns seine Männer das Marschlied gesungen hatte.

Sie würde ja nie was von seinen Träumen erfahren und ihr gegenüber konnte er später sein Pokerface aufsetzen. Er dachte an den Moment im Auto zurück, als sie über Strip-Poker gesprochen hatten und eine Phantasie nahm allmählich Gestalt an.
 

Er stellte sich vor, wie sie in sein Zimmer kommen würde. Er wäre vorbereitet: auf dem Tisch steht eine Flasche Wein, zwei Gläser und die Spielkarten. Sie sind beide casual gekleidet, keine Uniform, allein im Raum. Brennende Kerzen verbreiten ein warmes Licht im karg eingerichteten Raum.

Schüchtern, aber neugierig setzt sich Seras an den Tisch, lässt sich die Regeln erklären und dann wird gespielt.

Es zeigt sich schnell: Seras hat kein Pokerface. Ob gutes oder schlechtes Blatt, er kann es von ihren Gesicht ablesen. Zuerst ist sie ihre Schuhe los, dann ihr Rock, dann das Top. Sie sitzt nur noch in ihrer Unterwäsche vor ihm. Der weiße Spitzen-BH betont die vollen, hübschen Rundungen ihrer Brüste, von denen er nicht den Blick abwenden kann. Sie liegen wie auf einen Spitzengesäumten Silbertablett vor ihm und es juckt ihn in den Finger, sie zu berühren.

„Willst du wirklich weiter spielen, ma chère?“ warnt er sie. Das wird seine letzte Warnung sein.

Seras Gesichtsfarbe hat mit dem Verlust eines jedes Kleidungsstück parallel an Farbe hinzugewonnen. Trotzdem sieht sie ihn herausfordernd an. Sie weicht nicht zurück.

„All in“ entgegnet sie mutig.

Das letzte Spiel. Ihr niedergeschlagener Blick zeigt ihm, dass sie kein gutes Blatt hat. Er blufft; spielt ihr ein schlechtes Blatt bei sich vor. Seras fällt darauf rein und pokert zu hoch.

Als er seine Karten offen liegt, schreit sie entsetzt auf.

Dann steht sie auf, entschlossen geht sie ihrem Schicksal entgegen. Zum ersten Mal sieht er ihren Slip, der bislang vom Tisch verdeckt war. Weiß, Spitze, passend zum BH. Er sieht noch mehr: Flacher Bauch und lange, schlanke Beine.

Sie lässt ihn nicht aus den Augen, als sie nach hinten greift und den Verschluss ihres BHs öffnet.

Dann fällt die Spitze und er sieht die milchweißen Hügel mit der rosenfarbenen Spitze.

So etwas Wundervolles hat er noch nie gesehen. Er ist so gebannt von diesem Anblick, dass ihm nicht auffällt, wie Seras das letzte Kleidungsstück, ihr Höschen auszieht. Dann ein schüchternes Räuspern ihrerseits, da er immer noch von ihren Brüsten hypnotisiert ist.

Als er sie in ihrer nackten Pracht vor sich stehen sieht, ihre Arme unsicher ihre Blöße bedeckend, kann er sich nicht mehr zurück halten. Er steht auf und geht auf sie zu.

Sie beide wissen, dass Seras stark genug ist, ihn Bewusstlos zu schlagen, wenn er etwas tun würde, was sie nicht wollen würde. Sie kann jederzeit gehen. Aber sie hat sich bereits entschieden zu bleiben. Bis zum Ende

Er nimmt ihr Gesicht in seine Hände und presst seinen Mund auf ihre Lippen. Sie schmeckt süß.

Eine Hand wandert ihre nackten Rücken bis zu ihren Pfirsichhintern runter und drückt ihren Körper enger an seinen. Er fühlt sich weich und überraschend warm an. Er knabbert vorsichtig an ihrer Unterlippe.

Seras stöhnt auf und ihre Zunge spielt mit seiner. Seine Erektion drängt sich an ihren Bauch.

Sein Verlangen ist nicht mehr zu stoppen. Er hebt Seras vorsichtig hoch und legt sie auf sein Bett.

Seine Klamotten verschwinden wie von Zauberhand.

Nackt betrachtete er die wunderschöne Frau, die schwer atmend zu ihm hochsieht, aus lustverhangenen Augen. Ihre Arme strecken sich ihm bittend entgegen und er kommt ihrer Aufforderung nach.

Legt sich zu ihr und kostet sie wieder. Hört nicht auf, ihre Lippen und Zunge zu necken. Dann bahnt er sich küssend einen Weg von ihrem Hals zu ihren Brüsten runter. Hebt die Hügel sanft mit seinen Händen an, während er vorsichtig die erste Knospe in seinen Mund nimmt. Sein rauher Daumen streicht über die zweite aufgerichtete Knospe.

Er genießt das stockende Keuchen, ihr Seufzen, das Aufbäumen des Brustkorbes.

Er weiß, dass er der Erste ist, der ihren Körper so berührt. Er ist der Erste, dem sie erlaubt, so nah bei ihr zu liegen.

Und er wünscht sich, dass er auch der Letzte sein wird. Kein anderer Mann soll diese Chance jemals kriegen!

Besitzergreifend drückt er fester zu. Sie ist stark, kein dürres Knochengestell. Sie kann es aushalten. Das laute Stöhnen sagt ihm, dass es ihr gefällt. Ihre Hüften heben sich an und drücken gegen seine Erektion. Es durchzuckt ihn wie ein Stromschlag.

Verdammt, fühlt sich das gut an. Sie ist so weich, so süß. Er kann es kaum erwarten, in sie einzudringen. Aber vorher wird er jede Stelle ihres Körpers mit seinen Mund und seiner Zunge erkunden.

Er beißt vorsichtig in die harte Knospe.

Ein heiserer Aufschrei „ Oh, Captain.“

„Nenn mich Pip“ murmelt er und knabbert weiter.

„Captain, hey Captain.“
 

„Captain, wo bleibst du? Es ist bereits viertel nach vier. Wir warten auf dich.“

Ein heftiges Klopfen weckte Pip auf. Erschrocken sah er sich um.

Er war alleine im Zimmer: Nur er und eine schmerzhafte Erektion. Mit einem Blick auf die Uhr sah er, dass er sein eigenes Team-Meeting verschlafen hatte.

„Merde“ flucht er.

„Ich bin in 10 Minuten da. Ich bin eingeschlafen“ rief er dem Kameraden zu, der draußen wartete.

„Aber erst nach einer kalten Dusche. Shit“ murmelte er zu sich selbst.
 

In Sir Integras Büro waren die Vorhänge vor dem großen Fenster zugezogen, so dass Seras nicht vom Sonnenlicht gestört wurde.

Sie nutze die Abwesenheit des großen Bosses und saß im Chefsessel. Gelangweilt drehte sie sich im Kreis.

Wo blieb denn nur der Captain? Da hörte sie aber auch schon seine unverkennbaren Schritte.

„Excusez-moi, ich habe verschlafen“ rief Pip und kam mit feuchten Haare durch die Türe. Seinen Hut hielt er in der Hand.

Obwohl er zu spät war, hatte er sich noch die Zeit für eine Dusche genommen? Wenigstens roch er kaum nach Zigarettenrauch, er war also nicht rauchen gewesen.

Aber kaum hatte sie es auch schon gedacht, zückte Pip einen Glimmstängel und zündete ihn an. Er setzte sich Seras gegenüber und zwinkerte ihr zu, als er ihre missbilligende Miene sah.

Ein schlechtes Gewissen, dass er sie und seinen Vize 30 Minuten hatte warten lassen, konnte sie nicht erkennen.

„Soll ich euch einen Wecker schenken, Captain?“ fragte sie süßlich. „Wir möchten schließlich nicht, dass ihr den Nazi-Angriff verschlaft. Sonst wacht ihr auf und habt einen wütenden Vampir vor euch.“

„Hm, redest du von dir oder deinen Meister? Ne t’inquiète pas, mignotte, ich hatte eine lange Nacht gehabt und habe noch den Vormittag gearbeitet, als du bereits geschlafen hast. Und jetzt bin ich wieder ausgeschlafen und bereit. Du ´offentlich auch“ entgegnete er. Damit war das Thema für Pip abgeschlossen und Seras verkniff sich jeden weiteren Kommentar.

„Alors, Willingham, sind die Préparations abgeschlossen?“

„Wie angeordnet, Sir. Alles, was wir an Munition bekommen konnten, haben wir erhalten. Allerdings ist es meiner Meinung immer noch nicht genug.“

„Tja, das ist scheiße, können wir aber nicht ändern. Die Männer müssen es griffbereit haben. Messer helfen bei dem Gegner nicht und auf die Erste-Hilfe-Verbandskasten können wir auch verzichten. Wenn die Typen kommen und angreifen, bleibt nichts mehr zum Verarzten übrig.“

„Zur Sicherheit haben wir trotzdem was hier.“

„Klar, schön positiv bleiben, Willingham. Seras, hast du dein Geschenk schon gesehen?“

„Huh, öh, was? Ich bekomme Geschenke?“

„Yup, und zwar ein richtig großes Paket“ antworte Pip mit einem geheimnisvollen Lächeln.
 

Im Schatten des Innenhofs präsentierten Wild Geese der kleinen Vampirin das geheimnisvolle Geschenk.

Pip zog die Plane weg und genoss Seras sprachlose Miene.

„Es wird immer schlimmer mit meiner Ausrüstung….und größer….war das Walters Idee? Oder von meinem Meister?“ sagte sie langsam, als ihr die Ausmaße der Vernichtungskraft ihrer neuen Waffen klar wurden.

„Vermutlich von beiden. Glaubst du, du kannst es anheben?“

Seras sprang auf den Wagen und schob ihre Arme durch die Gurte. Sie ging langsam in die Knie und stand dann auf. Es fühlte sich an, als würde sie einen schweren Marschrucksack anheben, aber es war tragbar. Vorsichtig ging sie ein paar Schritte und sprang vom LKW runter.

Ehrfürchtig traten die Männer von Wild Geese beiseite.

„Es ist schwer, aber es ist ein gutes Gewicht“ sagte sie. „Kontrollierbar.“

„Gut, du musst es auf den Turm des Hauptgebäude bringen, wo du den besten Ausblick hast. Wir bringen dir die Munition und den Granatenwerfer, den können wir gerade noch so tragen. Allez“ befahl Pip seine Männer, die begannen, den LKW abzuladen.
 

Mit viel Gefluche von Seiten der Männer wurde die restliche Munition zum Dach des höchsten Gebäude geschleppt. Seras konzentrierte sich mit jedem Schritt, um nicht ausrutschen. Das Gewicht von Harkonnen II drückte auf ihre Schultern, aber ihr Körper gewöhnte sich an die Belastung.

Auf dem Dach angekommen, stellte sie die Waffe vorsichtig ab.

Captain Bernadotte hatte den besten Platz mit einem Klebeband auf den Boden bereits markiert.

„Allez, ihr Weicheier, bringt den Rest und verteilt ihn in Reichweite. Vladimir kommt direkt hinter Harkonnen. Die Waffe ist so konzipiert, dass du sie schnell umwandeln kannst. Wo ist dein anderes Gewehr?“

„Noch in meinen Zimmer.“

„Bring sie mit, damit du was zum Wechseln ‘ast. Je nach Reichweite und Anzahl des Feindes, brauchst du was anderes. ‘ast du sie gereinigt? Ladehemmungen können wir uns nicht leisten.“

„Habe ich, ich hole sie“ Seras wollte gerade runterlaufen, als plötzlich der Nachrichtenoffzier auf dem Dach auftauchte.

„Captain, Nachricht aus London. Hellsing schickt Alucard in Richtung Ozean, um den gekaperten Kreuzer wieder auf Kurs zu bringen.“

„Merde, haben die keinen anderen, der das übernehmen kann?“ fluchte Bernadotte.

„Keinen, der Erfolg haben würde. Es wurden bereits Helikopter abgeschossen.“

„Ich verstehe nicht. Was ist passiert?“ fragte Seras.

„Während du geschlafen hast…nein, es muss schon passiert sein, nachdem dieser komischer ‘itlerjunge mit den Katzenohren aufgetaucht ist… eine Gruppe von Vampiren hat in der Nacht einen englischen Kriegskreuzer übernommen und Kurs Richtung England aufgenommen“ erklärte er ihr.

„Und dass sie Alucard schicken, bedeutete, sie haben keine andere Wahl. Niemand sonst kann den Kreuzer zurückerobern. Und für uns bedeutet das ein Haufen Scheiße. Das Schiff ist ein Köder. Sobald Alucard da draußen ist, wird er nicht mehr so schnell zurückkommen können. Wäre ich ein deutscher General, wäre das für mich der beste Moment zum Angriff. Denn jetzt ist London ungeschützt“ fuhr er fort. Pip hatte genug über Taktiken und Strategien gelesen, gesehen und selbst angewendet. Alucard war die letzte Wand gewesen, die die Nazis vom Angriff abgehalten hatte. Deswegen waren sie so bislang so vorsichtig gewesen und hatten nur in kleiner Anzahl angegriffen. Das würde sich jetzt ändern.

Pip gab sich Mühe, seine Nervosität nicht zu zeigen.

„Gib den Männern Bescheid“ sprach er den Nachrichtenoffizier an. „Sie sollen was essen und sich ausruhen, solange die Sonne noch scheint. Ab Sonnenuntergang sind wir auf Gefechtsstation. Bleib am Funkapparat. Es wird nicht mehr lange dauern.“

„Roger, die Kommandozentrale mit den Kameras habe ich auch fertig eingerichtet. Damit hast du einen Rundumblick. Die Headsets sind auch da.“

„Bon, Allez.“ Der Rest der Söldner verschwand vom Dach.
 

Seras sah ihnen nach und schaute dann zum Captain. Dass Pip so wütend war, bedeutete nichts Gutes.

„Wie heißt es so schön: no rest for the wicked. Je suis désolée, Mignotte, aber wir werden heute keine Zeit mehr zum Poker-Spielen haben“ entschuldigte er sich plötzlich ihr.

Seras brauchte eine Sekunde, um sich an das Gespräch zu erinnern und kicherte dann.

„So behalte ich meinen Sold“ sagte sie.

„Und deine Unterwäsche.“

„hey!“

Pip schenkte ihr noch ein kleines Lächeln, aber dann wurde er wieder ernst. Er schaute auf den Hof runter, wo die Männer den letzten LKW wegfuhren. Schon bald würde das Anwesen völlig leer und unschuldig aussehen, während es im Inneren eine schwer bewaffnete Festung war. Er wusste, wie und wo er die Männer und Mignotte einteilen würde. Er konnte die Stärke des Feindes einschätzen. Er hatte einen Plan.

Aber es gab immer noch genügend Ungewissheiten.
 

Seras sah den schweigsamen Mann an, dessen Gesicht im Schatten seines Hutes halb verborgen war.

Im Hintergrund färbten sich die Wolken blau mit goldenen Spitzen im Licht der untergehenden Sonne. In ein-zwei Stunden wäre es dunkel.

Sweras wusste, sie musste noch ihre Ersatzwaffen holen, aber sie wollte gerade nicht gehen. Sie wollte diesen Moment genießen und in tief in ihrem Herzen einbrennen. Das Licht, die Farben, der Geruch der Abendluft zu diesem Zeitpunkt.

Denn jetzt waren sie alle noch am Leben: Pip Bernadotte und seine Männer, die Wild Geese.

Jetzt gerade waren sie unten im Saal und schlugen sich den Bauch voll und machten dreckige Witze, um sich von ihrer Angst abzulenken. Sie konnte es hören. Und sie konnte es kaum glauben, dass sie diese Männer, die sie kaum einen Monat kannte, bereits als Kameraden zählte.

Und ihr Anführer schien allein auf diesen Dach zu sein und die Last zu tragen, sich um ihr Überleben zu kümmern. Aber das stimmte nicht.

„Captain Bernadotte“ unterbrach sie seine Nachdenklichkeit. Pip drehte den Kopf und sah in ihr entschlossenes Gesicht.

„Seras Victoria steht kampfbereit zu ihrer Verfügung“ salutierte sie.

Pip verstand und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Seras ordnete sich ihm freiwillig unter? Dann musste die Welt wirklich kurz vorm Kollaps stehen.

„Alors Mignotte, ich brauche jetzt einen Kaffee und was zum Beißen. Wie sieht es bei dir aus?“

„Hört sich gut an. Nebenbei, Captain, könntet ihr mich nicht mal bei meinen Namen nennen?“

„Hm….non. Wo bleibt denn sonst mein Spaß.“

„Dein Leben ist wirklich deprimierend, wenn dir DAS Spaß bereitet“ duzte sie ihn plötzlich.

Pip lächelte sie frech an.

„Ich kenne noch andere Wege, Spaß zu haben. Wie sieht es Mignotte, ich hätte noch genügend Zeit, um es dir zu zeigen?“ Seras sah ihn beschämt an. Musste dieser notgeile Franzose denn jeden Satz von ihr in eine sexuelle Anspielung verwandeln.

„Huh, was…nein, was fällt dir ein, ich werde nicht mit dir..“

„Poker spielen?“

„Ach so…ja…ok…öh“

„Oder möchtest du etwas anderes Lustiges tun um dich abzulenken?“ fragte er sie unschuldig, aber mit breiten Lächeln.

„Öh, um ehrlich zu sein…Kaffee trinken hörte sich gerade sehr gut an. Oder Tee, das wäre noch besser.“

„Na, dann lass uns runter gehen“ sagte er lächelnd und ließ ihr den Vortritt.
 

Als sie die Treppen herunter gestiegen waren und durch den kleinen dunklen Flur gingen, kam Pip plötzlich ein Gedanke. Wenn er heute sterben würde, was würde er bedauern? Was hatte er in seinem Leben verpasst? Sein Testament war auf den neuesten Stand, seine Bucket List hatte er schon vor langer Zeit abgearbeitet.

Aber als er die Umrisse der zierlichen Blondine vor sich sah, wurde ihm klar, dass er es bereuen würde, wenn er sie nicht wenigstens einmal küssen würde.

Seras war die interessanteste, niedlichste, reinste Frau, die er je getroffen hatte.

Teufel, zu einer anderen Zeit hätte er sie längst um ein Date gebeten, statt nur zu flirten.

Und jetzt war die Zeit fast abgelaufen. Wenn er sich jetzt nicht beeilen würde, dann…

„Seras, ich…“ er war plötzlich so nervös, dass seine Stimme stockte.

Seras hatte ihn aber gehört. Überrascht, dass er sie nun bei ihren Namen nannte, drehte sie sich zu ihm.

„Captain?“ fragte sie, weil er außen ihren Namen nichts sagte. Stattdessen starrte er sie nur schweigsam an.

Seras fühlte sich komisch, als sie in sein verbliebenes grünes Auge schaute.

Es war so schön, zu schade, dass er eines verloren hatte. Obwohl die Augenklappe auch ihren Charme hatte. Halt, was dachte sie gerade? Und was dachte Pip gerade?

Warum schaute er sie an, als würde er sich ihre Gesichtszüge tief einprägen? Warum sagte er nichts?

Ihr wurde merkwürdig warm. Dann verstand sie.

Dieser Moment, allein mit ihr im halbdunklen Flur, schien ihm wichtig zu sein, so wie bei ihr auf dem Dach. Und er schien ihr etwas Dringendes mitteilen zu wollen.

Also blieb sie ruhig und nutze den Augenblick, um seine Gesichtszüge zu studieren, während sie ihm die Zeit gab.

Pip räusperte sich und versuche es nochmal.

Verdammt, warum war das jetzt gerade so schwer? Das musste an den Scherzen von vorhin liegen. Jetzt hörte sich jeder Satz in seinen Kopf wie weitere Witze an. Vielleicht sollte er einfach mal ein Mann und keine Pussy sein und es tun…

Er hob eine Hand und berührtes Seras Wange. Vorsichtig strich sein Daumen über die zarte Haut. Ihre großen blauen Augen schauten ihn ruhig und abwartend an.

Doch gerade als er sich runterbeugen wollte, hörte er laute Schritte. Jemand rannte eilig in ihre Richtung. Er richtete sich auf und sah zu der Gestalt hin, die am Ende des Flurs auftauchte.

„Captain, neuer Stand aus London. Alucard ist gerade in einen Spezial-jet gestartet. Und vom europäischen Festland gibt es Meldung von Vampir-Angriffe auf Kirchen und andere Vatikan-Einrichtungen.“ wurde ihnen zugerufen.

„Dann wird es nicht mehr lange dauern“ murmelte Pip. „Lass uns gehen, Seras.“

Er ging ihr voraus, eine ruhige Miene aufgesetzt. Er konnte sie jetzt nicht ansehen. Er hatte den richtigen Moment verpasst, weil er zu feige war und jetzt spürte er Bedauern.

Und es war gerade nicht der richtige Zeitpunkt, etwas zu bedauern.

„Jawohl.“

Sie sagte nichts. Nichts zu diesem magischen Moment, als für einen Augenblick die Welt still zu stehen schien.

Aber auch sie fühlte Bedauern.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ok, Leute, ihr wisst, wie es weitergeht: Angriff von Zorin Blitz, explodierende Landminen, abstürzender Zeppelin, Blutbad, Tod, Gemetzel, London in Flammen, Nazi-Werwolf etc.
Darüber muss ich nichts schreiben, hierzu gibt es genügend Szenen vom original-Author. Komplett anzeigen

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