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Remember

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel widme ich all den verpassten Chancen und all den Tagträumen.

Musik zum Kapitel:
However It Ends - Stas Schurins
Before You go - Nomy
Swan Song – Lana Del Rey Komplett anzeigen

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Was hätte sein können


 

“In a world full of temporary things you are a perpetual feeling.”

Sanober Khan

 
 

Zugezogene Gardienen, eine umgekippte Pillendose, verstreute Tabletten, ein schlaffer Körper, schnelle Schritte.

Wie durch einen Schleier sah ich wie - ich? er? mein Zukunfts-Ich - ihn zusammengesunken in einem Sessel fand. Cas atmete kaum noch... Er hatte bereits das Bewusstsein verloren. Überdosis – Das war mir sofort klar.

Zukunfts-Ich ging vor dem reglosen Körper auf die Knie und nahm sein Gesicht in seine Hände. Er rief immer wieder seinen Namen, aber Cas reagierte nicht. Plötzlich war er nicht mehr der furchtlose Anführer. Zu sehen wie wenig Leben noch in Cas verblieben war, machte ihm mehr Angst als alles andere in den vergangenen Jahren, das konnte ich spüren. „Verlass mich hier nicht… Fuck, wag es nicht mir zu sterben, Cas! Du kannst nicht gehen… Cas, bitte wach auf… Bitte, wach auf…“, seine Stimme brach. (1)

Ich musste den Raum verlassen, ich konnte diesen Anblick nicht länger ertragen. Ich wusste was er – was ich – in diesem Moment fühlte, es war so wie damals als Sam in meinen Armen gestorben war. Benommen taumelte ich aus der Tür. Vor der Veranda übergab ich mich auf den staubigen Boden. Meine zitternden Hände suchten Halt, doch fanden nichts.

Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne wärmten mein Gesicht. Wie konnte die Welt sich weiter drehen während er dort drinnen seine letzten Atemzüge tat?! Während das letzte Bisschen Leben aus ihm wich…? Wie konnte meine Zeit fortlaufen während sie für Cas still stehen würde?
 

Ein kleiner Rest seines Engelmojos musste ihm wohl doch noch geblieben sein, denn er überlebte, so gerade noch. Zukunfts-Ich wich nicht mehr von seiner Seite. Ich sah ihn an seinem Bett sitzend Castiels Hand halten. Stumm rann eine einzelne Träne seine Wange hinab. Als er bemerkte, dass ich im Türrahmen stand, zog er seine Hand zurück, aber sagte nichts. Eine Weile saß er nur schweigend da.

Dann plötzlich sah er mich mit weit geöffneten Augen an: „Was wenn er nicht wieder aufwachen wollte? Wenn es Absicht war…?“

Dieser Gedanke versetzte mir einen Stich mitten ins Herz. In den Augen meines Gegenübers konnte ich eine tiefe Traurigkeit erkennen. Cas wimmerte leise im Schlaf, gerade so als würde er ihn – uns – mich – spüren. Mein Zukunfts-Ich richtete seinen Blick wieder auf ihn und lächelte. Und wir beide wusste, dass sie einander niemals zurücklassen würden, dass sie einander überall hin folgen würden. Vorsichtig strich er dem Schlafenden eine verschwitzte Strähne aus der Stirn.

„Womit habe ich dich bloß verdient?“, es war kaum mehr als ein Wispern.

Dieser Moment hatte etwas so … Intimes. Es wirkte so, als hätte er vergessen, dass ich noch da stand, als hätte er die ganze grausame Welt um sich herum vergessen.

Gerade wollte ich leise gehen, da wandte er sich wieder mir zu: „Mach nicht die selben Fehler wie ich.“

Ich war mir ziemlich sicher, dass er in diesem Moment nicht die Sache mit Michael meinte.
 

Da war etwas zwischen Cas und meinem Zukunfts-Ich, das ich zuerst nicht greifen konnte: Ihre Blicke, die Art wie sie einander ansahen, wie sie miteinander sprachen, jede Bewegung wenn sie aufeinander trafen, diese Andeutungen… Doch als ich es begriff, traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Nach all der Zeit
 

Als Cas nach Tagen endlich wieder aufwachte und es ihm wieder etwas besser ging, fragte ich ihn, wie er mich als einziger von meinem Zukunfts-Ich unterscheiden konnte. Kurz schloss er die Augen während er tief ein- und wieder ausatmete.

„Die tiefste Wunde auf deiner Seele fehlt noch…“, sein Blick glitt ins Leere, „Sam zu verlieren hat dich...“

Ich wartete darauf, dass er weiter sprach, aber gefangen in seinen Gedanken stand er eine Weile nur so da. Dann drehte er sich langsam um und ging in seine Hütte.
 

Ruhelos wälzte ich mich in meinem Bett von einer Seite auf die andere. >Das hat doch keinen Sinn!< Schwerfällig schwang ich meine Beine über die Bettkante und rieb mir mit den Händen über mein erschöpftes Gesicht. Eine innere Unruhe ließ mich nicht schlafen. Sie veranlasste mich aufzustehen und ins Freie zu treten.

Wie ein Ertrinkender sog ich begierig die kühle Nachtluft ein. Klar und wolkenlos war die Nacht vor dem letzten Kampf. Schon lange waren die Lichter der Stadt verloschen, sodass die Sterne nur umso heller zu erstrahlen schienen. Der Morgenstern war bereits aufgegangen und schien mich zu verhöhnen. Verdammtes 2014!

Durch eine angelehnte Tür vernahm ich unverständliche Worte. Aber etwas in dieser Stimme ließ mich aufhorchen. Ich gab meinem Impuls nach und schlüpfte lautlos durch die Tür. Nun konnte ich die Worte deutlich verstehen. Es war ein Gebet… „Vater, wenn du mich hören kannst… Lass ihn leben… Ich flehe dich an, nimm mich anstatt ihn.“

Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Zaghaft räusperte ich mich. >Verlegenheit< Ich fühlte mich wie ein Eindringling. Aber als Castiel sich zu mir umdrehte und lächelte, war dieses Empfinden vergessen. „Ich habe gefühlt, dass du da bist.“ Wir sahen uns in die Augen, lange. Wie Magnete hielten wir einander in dem Blick gefangen.

Dann konnte ich nicht mehr an mich halten: „Was würdest du tun, wenn er heute stirb?“

„Ich würde morgen sterben“, antwortete er ohne zu zögern. „Dean, ich würde es so wollen“, entgegnete er auf meinen erschütterten Blick hin, „Einander sind wir das einzige, was uns noch geblieben ist. Wir sind verbunden… waren wir schon immer, aber das weißt du ja.“ Er legte seine Hand auf meine linke Schulter und sah mich eindringlich an. In seinen Augen war so viel, das ungesagt blieb. Die stummen Worte hingen schwer in der Luft.

Er atmete tief ein, dann aber sagte er nur: „Jetzt geh schlafen, der kommende Tag wird nicht leicht für dich werden.“ Etwas, das ich nicht deuten konnte, lag in seinem Blick. War es Traurigkeit? Entschlossenheit? Vorahnung? Ich wusste es nicht, tat aber was er mir sagte, obwohl jede Faser meines Körpers ihn in dieser Nacht nicht allein lassen wollte, bei ihm bleiben wollte.
 

Als mich Zachariah ins Jahr 2014 versetzte, sah ich nicht nur das, was hätte sein können… zwischen mir und Cas…, sondern auch wie er meinem Zukunfts-Ich ohne zu zögern in den sicheren Tod folgte (2). Ich sah wie es enden würde für uns alle, wenn ich nicht Michaels Hülle werden würde.
 

-

Die Zukunft ist eine Gleichung mit aktuell 7,44 Milliarden Variablen, die alle einen freien Willen haben. Und Gott muss der größte Mathematiker sein.

Ein Blick in die Zukunft zeigt uns, was hätte sein können, nicht das, was sein wird. Denn durch das Wissen von der Möglichkeit verändern wir uns selbst und somit die Gegenwart. Zukunft ist veränderbar.

-
 

Ich wollte ihm nicht weh tun, das wollte ich wirklich nicht. Aber das war zu viel! Wie konnte er auch nur in Erwägung ziehen ‚Ja‘ zu Michael zu sagen?! Ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Dean konnte fluchen, Gott lästern, mich anzweifeln und verleugnen, … aber aufgeben?! Nein, den Gedanken konnte ich nicht ertragen… zu viel hatte ich gegeben um ihn zu schützen. (3)
 

Und so blieb ich bei ihm, bis zum bitteren Ende.

Ich wusste, wie es enden würde, aber ich konnte ihn das nicht allein tun lassen. So wie Dean seinen Bruder nicht allein sterben lassen wollte, so wollte ich Dean nicht allein sterben lassen. Ich folgte ihm zum Schlachtfeld von Lucifer und Michael. Wenn nötig, folgte ich ihm bis in den Tod.
 

 
 

"One of the deep secrets in life is that all that is

really worth doing is what we do for others."

Lewis Carroll
 


 

Quellen:

1) Mini-FF Junkie

2) „I´m in.“ - „Of course.“ - „Cas too?“

3) Szene 5x18 In der Gasse - care too much


Nachwort zu diesem Kapitel:
Deleted:
“After all this time? Always.” - Joanne K. Rowling

Im nächsten Kapitel erfahrt ihr, wie es mit Dean und Castiel außerhalb der Erinnerungen weiter geht. Dean wird eine folgenschwere Entscheidung treffen… Komplett anzeigen

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