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Deadly enemies

von

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Nightmare

Integra spazierte mit neugierigem Blick durch die schummrigen, aber immer noch reich belebten Straßen von Florenz und konnte immer noch nicht recht glauben, dass sie wirklich hier waren. Die Sonne war kaum untergegangen, als Alucard bereits seine Pläne verkündet hatte. „Darf ich zur Abwechslung mal einen Vorschlag machen?.“ „Und der wäre?“ fragte Integra währen sie sich ihre langen Haare bürstete. Der Vampir lächelte verschmitzt. „Ich habe mich daran erinnert, wie dir Walter einmal von Florenz erzählt hat.“ Sie hielt überrascht inne und sah ihn an. „Von Florenz? Du meine Güte, da war ich doch noch ein halbes Kind.“ Er legte den Kopf schief „Ja, das war in einem deiner privaten Unterrichtsstunden in der Bibliothek“ Sie ging über die Tatsache, dass er sie dabei anscheinend belauscht hatte, schweigsam hin weg, darum beeilte er sich fortzufahren „Du hast förmlich an seinen Lippen gehangen, als er dir von den Uffizien erzählt hat und da keiner von uns jemals dort war. Nun könnten wir doch ein paar Nächte dort verbringen.“

Kurz darauf hatte er ihre Särge in den Lieferwagen verfrachtet, mit dem sie, hergekommen waren. Den Fahrer, nebst mitgereister Begleitung, hatte Alucard damals nach dem Ausladen gleich zu einer kleinen internen „Einweihungsparty“ wie er es genannt hatte dabehalten. Der LKW hatte seit dem in einem der Nebengebäude gestanden. Jetzt war er sorgfältig von Seras oberhalb der Stadtmauern, in der Nachbarschaft eines Friedhofs geparkt worden. Auf der christlichen Ruhestätte gab es ein kleines Mausoleum, in dem ihre Särge noch gut hineingepasst hatten.

Somit war ihre sichere Tagesstätte gefunden und sie hatten sich entspannt in das nächtliche Treiben der Stadt werfen können.
 

Die Stadt im Tal des Arno mit ihren majestätischen Brücken verlor selbst bei Nacht nicht ihren unverwechselbaren Glanz, der sich in jedem Gebäude wieder zu spiegeln schien. Integra genoss all die Reize, die auf sie einströmten, mit ihren neu erworbenen Sinnen und ließ sich immer mehr von der Faszination der Stadt einfangen.

Sie erreichten die Loggia die Lanzi, gerade als die Glocke des kleinen Turms zur vollen Stunde schlug. Alucard betrachtete, wie die beiden Frauen die Rundbögen der Freitreppe mit den flankierenden Löwen, deren versteinerte Augen sie anzustarren schienen.

„Die sehen so echt aus.“ Flüsterte Seras ehrfürchtig. Es juckte sie in den Fingerspitzen. Zu gerne hätte sie über die spiegelglatte Fläche der feinen Rückenlinien eines der Tiere gestrichen. Es war kaum zu glauben, dass ein Mensch, mit einem einfachen Hammer und Meißel, so eine Arbeit anfertigen konnte. „In der Tat sehr beeindruckend“ pflichtete ihr Integra bei, die sich einem der Statuen, die an der Fassade aufgereiht waren, zu gewandt hatte. Die Figuren schienen jeden Moment zum Leben zu erwachen. Alucard, der bis her kaum ein Wort gesagt hatte, machte plötzlich eine ausholende Handbewegung „Die größten Künstler der Menschheitsgeschichte haben diese Figuren, Paläste, Kirchen und Brücken erbaut. Ihr gesamtes irdisches Dasein galt einzig und allein dazu, etwas Schönes für die Ewigkeit zu schaffen.“ Dann setzte er leise hinzu. „Seit Anbeginn strebt der Mensch in all seinem Handeln nach Perfektion.“ Integra dachte kurz über seine Worte nach. Ja das stimmte. Seit ihr Urahn sich dazu entschlossen hatte vom Baum herabzusteigen und aufrecht zu gehen, verfolgte er stehts nur ein Ziel. Besser zu werden. Sie musste lächeln. Ihre Familie war doch dafür ein Paradebeispiel gewesen. Ihr Blick glitt zu dem Mann hinüber, den man einst Graf genannt hatte und an dem ihr Vater seinen Perfektionismus ausgelebt hatte. Mit ihm hatte er sein Werk für die Ewigkeit geschaffen. Er stand unmittelbar neben einer halbnackten Marmorbüste und das übernatürliche Weiß seiner glatten Haut stand der Figur in nichts nach. Ganz zu schweigen vom Rest seines Körpers. Schnell versucht sie den Gedanken der da in ihr aufkeimte abzuschütteln. „Zu Schade, dass wir keines der Musen besuchen können.“ Seufzte sie laut „Warum nicht?“ Alucard der plötzlich angefangen hatte zu grinsen, machte jetzt ein verdutztes Gesicht. Sie musste lachen „Weil sie geschlossen haben? Leider stehen wir dafür immer ein wenig zu spät auf.“ Seras heftiges Nicken bestätigten ihre Worte, doch der Vampir ließ nur amüsiert den Blick zwischen ihnen hin und her wandern. „ Seit wann lassen wir uns von so etwas wie Öffnungszeiten davon abhalten das zu tun, was wir wollen? Für keinen von uns existieren mehr irgendwelche Gesetzte. Schon gar keine physikalischen.“ Sie schaute ihn misstrauisch an „ Aber was ist mit den Alarmanlagen und den Videoanlagen in den Gebäuden? Ich möchte ungern auf der Titelseite der Zeitung erscheinen, schon gar nicht in Italien.“ Ihre Bedenken erheiterten ihn immer mehr „Hast du mich jemals in England auf irgendeiner Titelseite gesehen?“ „Nein, aber..“ „Na also. Ich merke schon, dass du mich trotz allem immer noch sehr unterschätzt.“ Damit wandten er sich zum Gehen und den beiden Frauen blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen.
 

Obwohl sie schon seit über einer halben Stunde wieder im Laster saß, raste ihr Puls noch immer wie ein Schnellfeuergewehr. Die Männer, hatten sie wortlos auf die Ladefläche zu den Särgen springen lassen, nach dem sie mit der blutigen Spitzhacke wieder aufgetaucht war. Noch immer vermieden sie jeden Blickkontakt mit ihr, starten statt dessen ihre Stiefelspitzen an, so lange bis sie die Tiefgarage erreichten und ihre „Beute“ sicher und ungestört ausgeladen konnten.
 

Die Körper mussten so schnell wie möglich die erste „Behandlung“, wie sie es für sich nannte, erfahren, damit es überhaupt funktionierte. Kribbelige Vorfreude verdrängte das drückende Gefühl der Schuld aus ihrem Kopf. Auch wenn es wieder Stunden dauern und mehr als nur anstrengend werden würde, sie konnte es kaum erwarten.
 

Nach dem er seine Enttäuschung über den leeren Keller verdaut hatte, war Anderson wieder hoch in den Flur gepoltert. Zuerst hatte er seine Wut an der Sitzgarnitur ausgelassen, die er im Salon im hinteren Teil des Hauses gefunden hatte. Danach fühlte er sich in der Lage die Situation rational zu überdenken. Er war zwar zu spät eingetroffen, aber das hieß noch lange nicht das ihm die Kreaturen endgültig entkommen waren. Bestimmt hatten sie hier Spuren hinterlassen, die ihm halfen ihre Fährte weiter zu verfolgen. Er fing an, sich in allen Räumen umzusehen. Schnell wurde ihm klar, dass hier einst keine armen Leute gewohnt hatten. Die Tapeten mochten sich bereits von den Wänden ablösen, doch sie waren eindeutig teuer gewesen. Möbel gab es allerdings so gut wie keine und ihr Stil war eindeutig nicht italienisch. Nur einen Schreibtisch, ein Sofa und die Überreste der Sitzecke ehemals bestehend aus drei Sessel und einem kleinen Couchtisch standen in der unteren Etage. Er rümpfte kurz die Nase, aber alles war eindeutig von den Blutsaugern benutz worden. Den Schreibtisch fasste er genauer ins Auge. Ein funktionales Model mit jeweils drei Schubladen an jeder Seite, die er nun einzeln nach einander aufzog. Die ersten waren inhaltlich eine Enttäuschung, die letzte klemmte ein wenig und der Grund dafür war ein Knopf, der sich unglücklich verkantet hatte. Anderson betrachtete seinen auf den ersten Blick unspektakulären Fund, bis er das Wappen erkannte, das in der Mitte eingestanzt war. Sein Blick wurde ungläubig. Konnte das tatsächlich sein? Er musste es so schnell wie möglich herausfinden. Seine Finger ballten sich so fest um den Knopf zu einer Faust, als wollte er ihn zerquetschen.

Erst auf dem Rückweg fielen ihm die frischen Reifenspuren auf, die vom Anwesen in Richtung Dorf führten. Der Priester stieß erleichtert die Luft aus, wenn die Vampire tatsächlich mit einem Lastwagen unterwegs waren, hatten sie zum Glück diesen Weg gewählt, was die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass sie jemand dabei aufgefallen waren. Er würde sich nur bis Morgenfrüh gedulden müssen, denn es war schon nach Mitternacht und niemand rührte sich mehr weder in den wenigen Straßen, noch in den Häusern. Blieb genug Zeit sich darum zu kümmern, das er sich wirklich sicher sein konnte. Zu seiner Überraschung war Pater Leonardo immer noch wach. Der kleine Mann saß mit angespannter Miene über ein Puzzle gebeugt und hob nur kurz den Blick als Anderson die kleine Wohnstube betrat. „Buonasera“ grüßte er knapp. „Buonasera Paladin Anderson. Ich hoffe ihr Spaziergang war erbaulich, lang genug war er ja.“ Sein Blick wanderte zu der alten Wanduhr hinüber, dessen Pendel unter leisem leise Ticken hin und her schwang. „Jesus Christus schon so spät?“ Alexander schaute ebenfalls auf die Ziffern. Es war in der Tat schon drei Uhr durch. Kurz überlegte er, ob er tatschlich um diese Zeit jemanden aus dem Bett jagen sollte, doch dann fanden seine Finger erneut den Knopf in den tiefen Taschen seines Talars. „Sehen sie mal her mein Freund, was glauben sie ist das ihrer Meinung nach?“ Er zog seinen Fund hervor und reichte ihn seinen Glaubensbruder. Der besah ihn sich sorgfältig von allen Seiten, bevor eine Antwort seine Lippen verließ. „Ihr meint das Wappen?“ „Ja“ „Nun für mich sieht es aus wie ein Schild“ die runzeligen Finger drehten den Knopf noch einmal. „Ein Schild bestehend aus zwei schwarzen und zwei hellen Feldern, die sich diagonal gegenüberstehen.“ Anderson sah plötzlich aus wie ein Kind kurz vor Weihnachten. „In der Tat. Genau das sehe ich auch.“ Er deutete eine Verbeugung an. „Entschuldigt mich bitte, aber es ist jetzt wirklich Zeit mich zurück zu ziehen.“ Sein Gegenüber nickte und wünschte ihm ein geruhsamen Schlaf.

Kaum hatte er hinter sich die Tür zu seiner Schlafkammer geschlossen, da holte Alexander auch schon sein Handy aus der Reisetasche hervor. Die Anzahl der Freizeichen erschien ihm endlos, bis sich endlich am Ende der Leitung eine verschlafende Stimme meldete. Alexander ließ sie gar nicht erst richtig zu Wort kommen. „Habt ihr meine Anweisungen befolgt?“ „Natürlich“ kam es knapp zurück. Der Priester lächelte zufrieden „Gut, dann sollte das folgende kein Problem für euch sein.“
 

Der Morgen hatte längst begonnen, als sie endlich allein in ihrem Wohnung an kam. Als sie ihr Gesicht im Spiegel des Badezimmers erblickte, wurde ihr schnell klar, warum jeder es vermieden hatte, sie an zu sehen. Auf Stirn und Wangen klebten, wie feine Pünktchen, unzählige eingetrocknete Blutstropfen. Hastig drehte sie den Wasserhahn auf und begann sich wie wild die verräterischen Spuren herunter zu spülen. Doch in ihrem Kopf tauchten wieder die Erinnerungen der letzten Stunden auf. Wie Bilder aus einem Alptraum. Sie spürte wie ihre Augen anfingen zu brennen. Das war alles so nicht geplant gewesen! Sie hatte das nicht tun wollen, aber der Mann hätte gar nicht da sein sollen. John war dafür verantwortlich! Er hatte heute Nacht die Aufgabe gehabt, unliebsame Zeugen von ihrem Treiben fern zu halten, doch er hatte versagt und sie hatte gar keine andere Wahl gehabt. Sie hätten wertvolle Zeit verloren und jetzt, wo es alles so zum Greifen nahe war, da musste dieses Opfer gebracht werden und vielleicht bekam sie ja die Chance ihren Fehler wieder gut zu machen. Wieder blickte sie in den Spiegel. Ihre Augen waren gerötet und glänzten, doch das Blut war verschwunden, als wäre es nie da gewesen. Langsam verzogen sich ihre Mundwinkel zu einem müden Lächeln. Es würde alles gut werden, versicherte sie sich selbst, bevor sie sich vom Waschbeckenrand abstieß und zurück in den Raum schlich, der einmal das Wohnzimmer ihrer Eltern gewesen war. Noch immer spendete die alte Stehlampe, die ihr Vater der Mutter zu ihrem zum Hochzeitstag geschenkt hatte, in der Ecke das meiste Licht und noch immer dudelte das Radio in der alten Küchenzeile pausenlos italienische Schlager. Seit sie denken konnte lief dieses Radio ununterbrochen, aber andere Dinge, gab es nicht mehr. Da gab es keine Fotorahmen mehr auf dem Fernseher, kein altes Jacket mehr an der Garderobe, kein unverwechselbaren Geruch nach reifen Tomaten und Kräutern, die immer auf dem Balkon dicht an dicht gewachsen waren , weil ihre Mutter sie dort züchtete. Kein Lachen mehr, kein Leben, nur noch dieses Radio, was die Stille nicht erträglicher machen konnte.

Mit müden Beinen ging sie in das kleine Schlafzimmer hinüber in dem ihr einstiges Kinderbett, wie eine Rettungsinsel auf sie zu warten schien. Unter dem schweren Laken rollte sie sich wie eine Katze zusammen. Hinter ihren Lidern warteten zwar erneut die bösen Bilder der Nacht auf sie, doch sie zwang sich dazu sich ihnen zu Stellen.
 

Walter marschierte leise vor sich hin summend mit zwei Einkaufstüten auf dem Arm die Straße hinunter. Der Tag hatte in seinen Augen bereits sehr gut angefangen. Trotz dass es Sonntag war, hatte der kleine Laden in der U-Bahnstation alles in den Regalen gehabt, was er für ein gutes altes englisches Frühstück benötigte. Speck, Eier, Tomaten und Toast alles balancierte er gerade nach Hause, um es so schnell zu zubereiten und dann genüsslich zu verzehren. Bei dem Gedanken an Bohnen in Tomatensoße, war es nicht allein sein knurrender Magen, der in aufseufzen ließ. Vor noch nicht allzu langer Zeit, hatte er damit auch immer Lady Integra eine Freude machen können. Schon seit ihrer frühsten Kindheit mochte sie dieses einfache Essen aus der Dose. Jetzt waren es ganz andere Konserven die ihren Hunger stillten. Er erwischte sich dabei, wie er sich erneut dafür verfluchte, all das nicht verhindert zu haben. Sie mochte ihm immer wieder und wieder versichern, dass alles nun nicht mehr zu ändern sei und sie ihr Schicksal wie all ihre Aufgaben und Pflichten mit Würde und Stolz tragen würde, aber trotzdem. Er hatte versagt. Vor ihr und ihrem Vater. Er wusste nicht was schlimmer wog.

Mit diesen Hirngespinsten im Kopf berat er den dunkeln Hausflur, in dem sich zu dieser frühen Stunde noch nichts regte. Die meisten Wohnungen waren ohne hin nur in der Woche belegt. Die meisten zog es am Ende der Woche raus aufs Land, wo der Blick weiter reichte, als bis zum nächsten Blumenkübel oder einer grauen Häuserwand. Der Diener des Hauses Hellsing runzelte die Stirn. Auch er bevorzugte das Land der Stadt und vermisste den weiten Garten des Anwesens, doch wenn alles sich so weiter entwickelte wie bis her, brauchten sie nicht mehr viel Zeit verstreichen lassen, bis er seiner Lady und den anderen gefahrlos in den Süden folgen konnte. Schon jetzt schien das Interesse von Pater Anderson merklich nach gelassen zu haben. Schon seit zwei Tagen war der Jäger Iscariots aus seinem Windschatten verschwunden. Vielleicht hatte ihn Enrico Maxwell endlich zu einer anderen Arbeitsstätte geschickt. Walter setzte zu mindestens ein klein wenig Hoffnung darauf.

Das Schloss seiner Wohnungstür klemmte regelmäßig, was ihn dazu zwang, die Einkaufstüten abzustellen, bevor er den Schlüssel im Schloss versenkte. Mit einer Hand umfasste er den schweren Tür Knauf, mit der anderen wollte er gerade den Schlüssel herumdrehe, als hinter seinem linken Ohr plötzlich ein scharfer Schmerz aufflammte. Er wirbelte herum, doch in der schummrigen Düsternis konnte er nichts erkennen. Schnell betasteten seine Finger die immer noch pochende Stelle und mit eisigem Schrecken fühlte er etwas feuchtes seinen Hals herunter laufen. All seine Instinkte, die in ihm im Laufe seiner langen Kampferfahrungen gewachsen und gereift waren schrillten in den höchsten Alarmtönen, doch noch bevor er auch nur einen Finger rühren konnte, spürte er, wie seine Beine unter ihm nach gaben. Das letzte was er hörte, war das dumpfe Gepolter von schweren Schritten.



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