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Deadly enemies

von

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Hunting

„Wir brauchen noch mehr.“ Die Bestimmtheit mit der dieser Satz ausgesprochen wurde, duldete keinen Wiederspruch. Jeder der Männer wusste dass und keiner wagte es, auch wenn das bedeutete erneut das Risiko auf sich zu nehmen, entdeckt zu werden.

Der stechende Blick ihres Meisters glitt über jeden einzelnen von ihnen hinweg, als er sich von den bereits fertigen Präparaten abwandte.

„Ihr arbeitet gut“ lobte er sie „und glaubt mir, all die Mühen werden sich gelohnt haben.“ Er wischte sich den Schweiß von der zerfurchten Stirn. Sie reichte ihm schnell ein Tuch und genoss seinen dankbaren Blick, als er es ihr aus der Hand nahm. Sie war nur eine von vielen, doch sie wusste, dass wenn es soweit war, er sie besonders belohnen würde.

Oft genug hatte er ihr zu verstehen gegeben, dass sie für ihn mehr war als nur ein Jünger seiner Lehre. Dabei basierte ihre Verbundenheit nicht auf eine obszöne Intimität. Diese Gerüchte waren ihr bekannt, auch wenn die anderen es nur hinter ihrem Rücken wagten sich darüber ihr Maul zu zerreißen, waren diese Spekulationen längst zu ihr durchgedrungen.

Diese Narren! Dachte sie verächtlich. Sie hatten keine Ahnung worum es hier wirklich ging. Welchen großartigen Schatz sie bald heben würden, den die alten Babyloniener ihnen hinterlassen hatten.

Sollten sie doch weiterhin glauben, dass körperliche Gefälligkeiten der Grund für ihre hohe Position innerhalb der Gruppe war. Wenn der große Tag kam, würden sie es endlich verstehen, auch wenn es dann zu spät sein würde.
 

Anderson hatte sich von Leonardo vor dessen Haustür getrennt und wie angekündigt hatte er sich auf dem Dorfplatz ein wenig mit den Einheimischen unterhalten. Die Alten Mütterchen waren immer eine gute und zuverlässige Quelle, wenn es darum ging alles über jeden zu erfahren.

Somit dauerte es nicht lange, er über die Meinung der Umbettung im Bilde war. „Unser Pastorie ist ein feiner Mann Hochwürden,“ nuschelte eine der zahnlosen Frauen „aber trotzdem ist es nicht fein, unsere Lieben ohne uns zu fragen einfach woanders zu begraben.“ Zwei Greise, einer mit spärlichen Bartstoppeln am Kinn aber ohne ein Haar auf dem Kopf und ein anderer bei dem es genau anders herum war nickten zustimmend. „Aber für das kaputte Wasserrohr kann er ja nichts“ versuchte der Priester zu beschwichtigen „Gewiss, aber wenigsten vorher Bescheid geben, hätte er können.“ Brummte das Weiblein. Wieder zustimmendes Nicken. Anscheinend war sie hier das Sprachrohr der Gedanken der Übrigen. Mühsam unterdrückte er ein Seufzen. Es war einfach unmöglich es jedem Recht zu machen, schon gar nicht einer italienischen Dorfgemeinschaft.

Bevor er jedoch darauf antworten konnte, fing nun einer der alten Männer an sich einzumischen. „Wir werden doch so wieso nicht mehr nach unserer Meinung gefragt!“ ereiferte er sich jetzt. „Bei so was nicht und bei allem anderen auch nicht! Denkt doch nur mal an die alte Villa der Familie Morti! Der alte Andrea würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, das der Bürgermeister der alte Gierhals, die Mauern, die er mit seinen eigenen Händen im Schweiße seines Angesichts aufgebaut hat, einfach an diese Ausländer verkauft hat!“ Nach diesen Worten spuckte er im hohen Bogen vor sich auf das staubige Pflaster. Anderson horchte auf „Ausländer sind hier her gezogen?“ Der alte war immer noch in Fahrt. „Was heißt hier hergezogen? Bis auf einen Lieferwagen, der hier mal die Hauptstraße hochkam, haben wir von denen noch nicht das kleinste Bisschen gesehen! Wahrscheinlich so ein paar feine Pinkel, die nur herkommen werden, um ihr Ferien hier zu verbringen und sonst nichts mit uns zu tun haben wollen, aber das basiert auf Gegenseitigkeit! Meinet wegen brauchen die sich hier nicht blicken zu lassen!“ „Ach du,“ unterbrach ihn die Zahnlose mit einer herrischen Handbewegung, die symbolisieren sollte, dass er sich gefälligst nicht so aufregen sollte. Doch Andersons Interesse war geweckt worden und er bohrte nach „Wissen sie denn woher die Leute stammen?“ doch dieses mal erntete er nur ein Schulterzucken. „Keine Ahnung, da müssen sie schon unseren Bürgermeister fragen, aber der kommt erst in zwei Tagen zurück. Sein Vetter heiratet morgen auf Sardinien.“ Es folgten noch ein paar weitere Anekdoten und bald verabschiedete Anderson sich von der kleinen Gruppe, die ihm noch ausführlich den Weg zur Villa erklärte.

Bevor er sich allerdings auf den Weg dorthin machte, ging er noch einmal rasch zu seiner Herberge hinüber. Die Sonne verschwand bereits langsam hinter dem Horizont und unbewaffnet wollte er auf keinen Fall sein, ganz egal wem er begegnete.

Sein Aufbruch verzögerte sich noch zusätzlich, da ihn die Haushälterin nicht ohne eine Abendmahlzeit ziehen lassen wollte, so kam es dass er erst eine gute Stunde nach Sonnenuntergang aus dem Dorf herauskam. Immer der Beschreibung der alten Leute folgend marschierte er mit strammen Schritten erst auf der geteerten Bahn, dann auf dem ungepflegten Feldweg entlang. Das dichte Gestrüpp zu beiden Seiten erschwerte ihm zwar das Durchkommen, doch auch in diesen Dingen leisteten die Klingen in seinen Händen gute Dienste. Als er das verrostete Tor passiert und die dunkle Fassade vor sich gegen den dunklen Nachthimmel aufragen sah, verlangsamte er seine Schritte. Der alte Kasten lag vollkommen lautlos vor ihm. Die verrammelten Fensterläden im untersten Stock erweckten mit den verrotten Mauern nicht gerade eine bewohnten Eindruck. Es sah ganz da nach Haus, als wenn die neuen Eigentümer noch nicht mit den Renovierungsarbeiten begonnen hätten. Nur die immer noch deutlichen Reifenspuren im sonst kniehohen Gras zeugten überhauptdavon, dass hier vor kurzen jemand gewesen sein musste. Die Reifenspuren und das nagelneue Schloss, dass die Flügeltüren der Haustür zierte. Vorsichtig und vollkommen lautlos erklomm der Priester die drei Stufen die ihn vom Eingang trennte. Da kunstvolle, aber zum Teil kaputte Mosaike den alten Rahmen verzierten, versuchte er dadurch einen Blick ins Innere zu erhaschen, doch er hatte wenig Erfolg. Also begann er langsam um das Haus herumzugehen. Vielleicht ergab sich ja irgendwo auf der Rückseite eine Gelegenheit ohne große Gewalteinwirkung hineinzukommen, aber jemand hatte ganze Arbeit geleistet um Landstreicher oder ambitionierte katholische Priester fern zu halten. Er war schon fast ganz herum, als er den kaputten Rahmen an einem der oberen Fenster bemerkte. Leise seufzend sah er zum benachbarten Baum hinüber, dessen Krone dicht genug zu stehen schien. Was tat er nicht alles für die heilige Pflicht.
 

Die schwarzen Lieferwägen glitten lautlos wie Geister durch die nebelige Dunkelheit. Es war eine perfekte Nacht für ihr Unterfangen und trotz der stetigen Sorge bei ihrem verbotenen Treiben entdeckt zu werden, überwiegte in ihr schon bald das Gefühl bald ihr Ziel erreicht zu haben. Sie drückte, die dafür vorgesehene Kurzwahltaste ihres Smartphones und erteilte kurz und knapp die Anweisungen, die der Meister ihr aufgetragen hatte, dann ließ sie das Telefon im Handschuhfach verschwinden.
 

Schnaufend ließ sich Anderson über den Fenstersimms gleiten, erst als er Boden unter den Füssen spürte ließen seine Finger den Ast hinter sich los. Das war zwar nicht ganz einfach gewesen und in seinem Talar klaffte jetzt ein ordentliches Loch, aber immer hin hatte er erreicht, was er wollte. Er war drin. Blinzelnd versuchte er sich im halbdunklen zu orientieren. Außer dem fahlen Mondlicht gab es hier drin keinerlei Lichtquelle. Alles was er ausmachen konnte war ein fast leerer Raum, in dem nur ein halbkaputter Stuhl und ein halbzerfallendes Bettgestell standen. Er tastete sich zur Tür vor, die ihn in einen rabenschwarzen Flur führte und zu einer Treppe, auf deren Stufen ihm unvermittelt ein altbekannter Geruch in die Nase stieß. Seine Nasenflügel sogen witternd die abgestandene Luft ein, als sein Gesicht sich erhellte. Eindeutig und unverkennbar, diese Mischung aus schwerer Süße und nassem Hund, die nur er wahrnehmen konnte. Ein weiteres Talent das ihm die Jagd einfacher machte. Er musste sie gar nicht erst sehen um sie zu erkennen. Er konnte sie bereits riechen und wusste somit, dass es sich lohnen würde, weiter in das Innere des Hauses vorzudringen.

Langsam zog er einen Stapel der Bannblätter aus der Innentasche hervor, die er eines nach dem anderen sorgsam neben sich an die Wände und an die Haustür platzierte. Zufrieden betrachtete er kurz darauf sein Werk. Auf diesem Wege würde kein Untoter hier herauskommen und er konnte sie sich einem nach dem anderen vornehmen. Das es nicht nur einer war, dass verriet ihm die Intensität und wo er sie vermutlich finden würde die halboffene Tür, die allen Anschein nach in den Keller führte.

Den Griff eines Schwertes fest umschlossen betrat er die erste Stufe. Leise begann er die Herrlichkeit des Allmächtigen anzupreisen, dessen Güte ihm diesen Vergnügen bescherte. Er sah schon die wutverzehrten Gesichter vor sich, wenn sie versuchen würden ihn an zu springen und wie viel Spaß es machen würde dem ersten dabei den Kopf von den Schultern zu trennen, aber trotz seines jetzt doch nicht mehr ganz so leisen Kommens konnte er weder eine Regung wahrnehmen, noch wurde er angegriffen. Er erreichte unbeschadet das das feuchte Gewölbe. Wieder stand er vor einer Tür, doch dieses mal, ließ er sich von keine Schloss vor dem Eintreten abhalten. Mit einem einzigen gezielten Fußtritt flogen die Scharniere aus den Angeln und Anderson, der seine Erregung nicht mehr länger zügeln konnte flog unter Kampfgebrüll in den Raum.
 

Jeder Schritt war bis in die kleinste Sekunde durchdacht und erlaubte keine Verzögerung. Wie ein Uhrwerk griffen die einzelnen Handlungsstränge in einander. Den Ort der Bestimmung erreichen. Einer war abgestellt um sie vor überraschender Entdeckung abzusichern. Dann erfolgte die Arbeit der ersten Gruppe, die nichts anderes tat, als zu Graben bis die Särge frei lagen und die zweite Gruppe sie abtransportierte. Kaum war das geschehen begannen die dritte bereits ihre Spuren zu verwischen. Schritt eins klappte reibungslos, doch plötzlich schrie eine heißere Stimme zu ihnen hinüber „Hey wer ist da? Was haben sie hier mitten in der Nacht zu suchen?“ Für einige Sekunden waren alle vor Schreck wie gelähmt, doch sie fand als erstes die Fassung wieder „Scheiße! Los weg hier! Nun macht schon!“ Die Särge wurden fallen gelassen. „Nein ihr Idioten nehmt sie mit! Um den Kerl kümmere ich mich!“ Damit riss sie einem der Männer die neben ihr standen die Spitzhacke, mit der er zuvor noch im lehmigen Boden gegraben hatte, aus den Händen.
 

Sein Schrei hallte noch vor den kahlen Wänden wieder, als Anderson erkennen musste, dass die Vögel, die er suchte ausgeflogen waren.

Nur noch die Schleifspuren auf dem staubigen Boden zeugten davon, dass hier noch vor kurzem schwere Gegenstände wie Särge gestanden haben mussten.

Fluchend spuckte er aus.



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