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Bittersweet Sin

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Déjà Vu

Adam lief, nein, eher rannte die Straßen bis hin zu seiner Wohnung entlang. Das alles eben war ihm nicht nur furchtbar peinlich gewesen, auch hatte er sich wieder an zu viel erinnert als er eigentlich wollte. Das hatte es ihm wieder einmal bewiesen. Er konnte es nicht vergessen. Egal, wie sehr er sich auch bemühte.
 

Als die Polizei ihn gefunden hatte, hatte er bereits aufgehört zu schreien. Seine Retter hatten ihn weinend aufgefunden. Er hatte sich verzweifelt über Zeps toten Körper gebeugt und aus zwei Gründen bitterlich geweint. Aus Todesangst und aus Sorge um Lawrence.
 

Und wieder errötete er. Die Todesangst war berechtigt. Allerdings wusste er nicht so genau, weshalb er sich Sorgen um Lawrence machte. Nicht nur, dass dieser hochnäsige, zu sehr von sich selbst überzeugte Arzt ihm auf die Nerven ging weil er alles besser wusste... sondern auch, weil er ihn gar nicht kannte. Adam wusste eigentlich überhaupt nichts über ihn.
 

Vielleicht war es dieses süße, freundschaftliche Versprechen, das er ihm am Ende gemacht hatte.
 

Vielleicht war es aber auch... die Nähe zu ihm gewesen... seine kalten, und doch so weichen Hände zu spüren...
 

Sein Geruch... vermischt mit Schweiß und Blut, aber doch einzigartig... männlich...
 

Seine Augen... ein klares Blau, tief wie Wasser selbst...
 

Wieder spürte er, wie die Hitze in seinem Gesicht aufstieg und seine Wangen sich rosa färbten. Er schluckte. Wieso nur fühlte er seinen gesamten Körper kribbeln wenn er an Lawrence dachte? Dieser Mann war die ganze Zeit über nichts als ein nerviger Besserwisser gewesen!
 

Am Ende jedoch hatte er sich als Freund erwiesen. Nun war er tot. Adam war sich mehr als sicher, dass Lawrence tot war. Entweder war er an dem massiven Blutverlust gestorben... oder vielleicht durch...
 

Jigsaw.
 

Adam schluckte. Er wusste nicht, dass Jigsaw nicht tötete. Er wusste nur, dass dieser Mann ihn hatte einsperren wollen weil er es nicht über sich gebracht hatte, sich ebenfalls den Fuß abzusägen.
 

Adam spürte gewaltigen Hass in sich aufsteigen. Er hatte ihnen beiden unvorstellbares Leid zugefügt. Lawrence wäre vor Sorge um seine Familie fast gestorben.
 

Dieser Gedanke brachte Adam zum seufzen. Lawrence war tot. Daran bestand kein Zweifel für ihn.
 

Betrübt holte Adam die Schlüssel zu seiner Wohnung heraus und wollte gerade aufschließen, als ihm jemand ins Auge stach.
 

Eine Frau. Sie war etwas weiter weg, auf einem Parkplatz in der Nähe seines Hauses. Ende zwanzig schätzte er. Braunes Haar, Pferdeschwanz, lockere Kleidung. Schneidendes Funkeln in den Augen. Adam konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Es war, als hätte er sie schon mal gesehen. Ihr Gesicht ließ ihm keine Ruhe.
 

Adam ließ seine Hand vorsichtig in seine Tasche wandern. Sie berührte seine Kamera, und für einen kurzen Moment spielte er mit dem Gedanken, sie zu fotografieren. Er wusste selbst nicht, warum. Dies war eine fremde Frau, und sie hatte nichts Außergewöhnliches an sich, das es wert war, mit einem Foto festgehalten zu werden.
 

Urplötzlich hatte sie zu ihm aufgesehen. Er konnte selbst aus der Ferne erkennen, dass sie ihn ansah. Adam schluckte. Ihm war es unangenehm. Sie hatte irgendetwas Erschreckendes an sich.
 

Schnell wand er sich von ihrem Blick ab, schloss die Haustür auf und knallte die Tür hinter sich zu. „Geschieht mir recht“, dachte er sich. Die Frau hatte ihn schließlich nur deshalb angesehen, weil er damit angefangen hatte.
 

Er seufzte, vergrub sein Gesicht in einer Hand. Er hatte sich vollkommen verändert. Er war ein anderer Mann geworden. Damals hätte er nie einfach so eine Frau angestarrt. Dafür hätte sie schon atemberaubend hübsch sein müssen. Alles war anders geworden.
 

„Faulkner!“, holte ihn eine tiefe Stimme aus seinen Gedanken.
 

Adams Blick schreckte hoch. Vor ihm stand sein Vermieter. Alt, dick und bucklig, aber trotzdem eine Stimme, die das ganze Land aufwecken könnte.
 

Adam holte tief Luft. Was jetzt kam, wusste er genau.
 

„Ja, Mr. Hobbs?“
 

Der alte Mann stampfte auf ihn zu. „Die Miete ist fällig, Faulkner! Spätestens morgen will ich das Geld in meinem Briefkasten sehen! Ich kann nicht ewig Verspätungen dulden, denken Sie etwa, dass ich noch hundert andere Untermieter habe!“, brummte er ihn an.
 

Adam seufzte. „Natürlich, Sir. Morgen ist das Geld da, Sie haben mein Wort“, nuschelte er entkräftet. Er war müde und lustlos, und der ewige Druck seines Vermieters erleichterte es ihm nicht, mit seinem Verdienst klarzukommen.
 

Mr. Hobbs nickte. „Gut. Da das ja nun wieder einmal von mir persönlich geklärt werden musste, können Sie jetzt gehen.“
 

Adam verdrehte die Augen. „Zu gütig...“, murmelte er und trottete langsam die Treppen hoch.
 

„Ach, und... Faulkner?“
 

Adam seufzte erneut und drehte seinen Kopf zu ihm. „Ja, Mr. Hobbs?“
 

„Essen Sie was und gehen Sie duschen. Sie sehen nicht gerade sexy aus.“
 

Ohne ein weiteres Wort zu sagen wand Adam sich von ihm ab und lief nach oben. Wie dünn, blass und entkräftet er aussah, wusste er. Das musste ihm niemand auf die Nase binden.
 

In seinem Wohnzimmer angekommen schleuderte er seine Tasche schwach auf die Couch und zog sein Hemd aus. Es landete auf dem Boden, während er langsam Richtung Bad ging und sich den Rest seiner Kleidung entledigte, bis er gar nichts mehr trug.
 

Er drehte das Wasser auf und ließ auf seinen unbedeckten, schmächtigen Körper prasseln. Er dachte nach.
 

Zwei Monate... und noch immer war es nicht verdrängt...
 

Sanft lehnte er sich an die Duschwand, spürte nichts als kalten Stein und Wasser. Wonach er sich allerdings sehnte, war ein Körper.
 

Ein starker, warmer Körper, der an ihm festhielt, der ihm zeigte, dass er nicht allein sein würde.
 

Als Lawrence das Badezimmer verließ, hatte Adam nicht nur die nackte Angst seinen Körper entlang fahren spüren, sondern auch die Trauer. Wenn sie sich auch nur für wenige Stunden gekannt hatten – Adam war sich sicher, das mehr dahinter steckte.
 

Ihre Hände hatten sich berührt. Seine waren warm und verschwitzt gewesen, die von Lawrence kalt und zitternd. Er war durch den Blutverlust kreidebleich im Gesicht geworden, doch sein warmer, unregelmäßiger Atem hatte gezeigt, dass er noch lebte. Zumindest, dass sein Leben am Seiden Faden gehangen hatte.
 

Adam fuhr sich Trübsal blasend durch sein nasses Haar und presste seinen Rücken and die Duschwand. Es kam, wie es kommen musste. Nun schoss ihm Lawrences Stimme durch den Kopf. Seine Worte.
 

„Du wirst wieder gesund werden... ich werde Hilfe holen...“„Keine Sorge, ich schicke jemanden her... versprochen...“
 

Adam kniff die Augen zusammen. Er wollte nicht daran denken, doch sein Kopf konnte es nicht verbannen.
 

„Ich werde dich doch nicht anlügen...“
 

Nun war er kurz davor, zusammenzusacken. Er weinte. Er wollte nicht wahrhaben, dass Lawrence tot war. Und doch war es sich dessen bewusst.
 

Er stellte das Wasser ab, trocknete sich und zog sich Jeans und Hemd an. Sein Haar war noch nass, aber das störte ihn nicht.
 

Und ganz plötzlich fiel sein Blick auf das Shirt, das er damals in dem Badezimmer getragen hatte.
 

Die weiße Farbe war von Staub und Schmutz bedeckt, dunkle Blutspuren zeichneten sich darauf ab. Seit Adam aus dem Badezimmer gerettet wurde hatte er es nicht einmal gewaschen. Er kniete sich hin und hob es behutsam hoch. Obwohl es absolut unmöglich war, dass Lawrences Duft irgendwie daran haftete, sog er den Duft des Shirts ein. Doch was er roch war nichts als Schmutz, Schweiß und Blut.
 

Er legte sich auf seine Couch, gab keinen Laut von sich. Lawrences Stimme war immer noch in seinem Kopf, leise und sanft rüttelte sie seine Erinnerung wach.
 

Er zog die Knie an und ließ sich in das Leder der Couch sinken. Schlaf ließ vieles vergessen. Träume lenkten ab. Adam hoffte, dass dies eine Lösung für ihn war. Er schloss die Augen, und es verging nicht viel Zeit, bis er ins ewige Schwarz des Schlafes gezogen wurde.
 

Kalte, schmutzige Hände hatten die seinen umschlossen, hielten sie fest und still. Tiefe, blaue Augen sahen in die seinen, waren verdeckten von einigen dunkelblonden Haarsträhnen. Seine Lippen öffneten sich, um zu ihm zu sprechen.
 

„Du wirst wieder gesund werden... ich habe nur deine Schulter verwundet... ich muss los und... Hilfe holen...“
 

„Keine Sorge... ich schicke jemanden her... versprochen...“
 

„Ich werde dich doch nicht anlügen...“
 

„Ich liebe dich...“
 

Adam riss die Augen auf. Kalter Schweiß lag auf seiner Stirn, sein ganzer Körper bebte, sein Herz schlug so schnell, dass es drohte, aus seiner Brust heraus zu springen. Er sah aus dem Fenster. Tiefschwarze Nacht.
 

Sein Blick fiel auf die Uhr. 22 Uhr 53.
 

Er sprang von der Couch hoch, zog sich sein Hemd über Er nahm seine Autoschlüssel, lief aus dem Haus und stieg in seinen Wagen. Egal, wie viel Zeit noch vergeht... ich werde es nie vergessen, dachte er.
 

Während der Fahrt hätte er noch die Zeit gehabt, nachzudenken. Ob es das Richtige war. Doch kein anderer Ausweg wollte ihm in seiner Verzweiflung einfallen.
 

Er war an der Brücke angekommen. Ein paar Augenblicke vergingen bevor er sich der Rehling näherte. Seine Hände umschlossen das Eisen, er blickte auf das dunkle Wasser hinab, das nach ihm zu schreien schien.
 

Gerade, als er den Mut dazu aufgebracht hatte, über die Rehling zu steigen, wurde er aufgehalten. Er spürte einen festen Griff an seinen Armen, jemand drückte ihm die Handgelenke hinter seinem Rücken zusammen, und noch bevor er um Hilfe schreien konnte, presste ihm jemand ein Tuch auf den Mund. Ein Tuch mit Chloroform.
 

„Tut mir leid, Adam...“
 

Adams Kopf wand sich in alle Himmelsrichtungen, und bevor er das Bewusstsein verlor, hatte er nach hinten und in ein Gesicht geblickt.
 

In das Gesicht einer Frau.



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