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Bittersweet Sin

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Manche Wunden heilen nicht...

Adam schlenderte durch die bewohnten Straßen, sein Blick glasig und leer. Zwei Monate war dieser Vorfall nun her. Zwei Monate war es her... zum einen kam es ihm wie eine Ewigkeit vor... zum anderen als wäre es erst gestern gewesen.
 

Er wusste noch genau, wie sich die Ketten angefühlt hatten. Er wusste noch, wie erleichtert er war, als die Polizisten ihn dort herausgeholt hatten.
 

Und eines würde er ganz sicher niemals vergessen. Das Opfer, dass Lawrence gebracht hatte, um zu seiner Familie zurückzukehren.
 

Vor seinen Augen hatte er sich den Fuß abgesägt. Verzweifelt und von aller Hoffnung verlassen. Adam erinnerte sich genau an seinen Ausdruck – voller Tränen, schreiend und brennend darauf, sich zu befreien, wie ein wildes Tier. Der abnormale Schmerz schien ihm nichts ausgemacht zu haben, im Gegenteil. Adam glaubte, er hatte ihn nicht mal gespürt. In dem Moment hatte er wohl nur an seine Frau und seine Tochter gedacht.
 

Was Adam jedoch am meisten verfolgte, waren seine letzten Worte.
 

„Ich werde dich doch nicht anlügen...“
 

Adam schluckte. Obwohl mittlerweile schon zwei Monate dazwischen lagen, spürte er all diese grässlichen Gefühle immer noch. Den harten, kalten Boden, den Gestank von Schweiß, Schmutz und Metall... den Geschmack von Blut...
 

Er biss sich auf die Unterlippe. Er hatte sich vorgenommen, all das hinter sich zu lassen, doch er schaffte es nicht – er konnte es nicht.
 

Es war nicht nur die Angst, die ihn daran fesselte... mehr oder weniger war es auch Lawrence... er wusste bis heute nicht, was mit ihm geschehen war. Es war das letzte mal, dass er ihn gesehen hatte.
 

Sie waren in diesem Badezimmer so etwas wie Freunde geworden. Sie kannten sich kaum, und doch hielten sie zusammen, um ihr Leben zu retten. Und genau das hatte ihn mit Lawrence verbunden.
 

Er würde wohl nie wieder der aufgeweckte Fotograf sein, der er einmal war...
 

Der junge Mann seufzte. Er hatte furchtbares Leid erlebt. Leid, dass sich andere in ihren schlimmsten Albträumen nicht ausmalen konnten.
 

Wie weit gehen die Menschen, um ihr Leben zu retten?
 

Welchen Teil opfern sie, um weiter zu leben?
 

Diese Fragen schossen ihm durch den Kopf wie ein Meteorregen. Er konnte an nichts anderes denken. Er biss sich auf die Unterlippe. Es war wie jeden Tag auch. Er nahm sich vor, es zu vergessen – doch wieder gelang ihm das nicht.
 

Er trottete am Schaufenster eines Juwelierladens vorbei, und ein kurzer Blick hinein zwang ihn, stehen zu bleiben.
 

Er blickte in das Glas hinein, sah sein Spiegelbild vor sich. Was war nur aus ihm geworden?
 

Sein einst gesunder Körperbau hatte sich verändert, er war entsetzlich dünn geworden.
 

Sein einst glänzendes, dunkles Haar hing schlaff und fade an seinen Ohren herunter, es war gewachsen.
 

Seine einst fröhlichen, lebhaften Gesichtszüge hatten sich in einen traurigen Ausdruck verwandelt. Sein Gesicht hatte den Ausdruck einer einsamen, kalten Schneelandschaft, oder einer riesigen, grauen Betonwand.
 

Sein naturgegebenes attraktives Gesicht zierten nun Blässe, Trauer und Einsamkeit.
 

Am meisten hatten sich jedoch seine Augen verändert.
 

Adam presste seine Nase leicht gegen das Glas, um sie besser zu sehen. Obwohl das Glas nicht den gleichen Effekt wie ein Spiegel hatte, sah er genau, wie sie sich verändert hatten.
 

Sie hatten immer noch die unbeschreibliche, graublaue Farbe, und doch waren sie anders als vor zwei Monaten.
 

Trüb. Leer. Glasig. Als ob man ein Licht gedämmt hätte.
 

Adam seufzte. Er schüttelte den Kopf, um wieder zur Besinnung zu kommen, und schlenderte weiter, bis er an ein Eiscafé kam. Ausdruckslos blickte er hinüber.
 

„Ein Kaffee weckt mich vielleicht auf...“
 

Er lief zur Theke, bemerkte, wie hinter ihm zwei junge, hübsche Mädchen kicherten, ihn ansahen, immer wieder, heimlich.
 

Damals hätte er zumindest zu ihnen herüber gelächelt, aber heute interessierten sie ihn gar nicht. Heute war alles anders.
 

„Was kann ich Ihnen bringen?“
 

Adam hörte ihn nicht einmal. Sein Blick blieb an einem Rohr kleben, dass an der Hauswand befestigt war. Seine Augen waren weit aufgerissen, er spürte, wie die Kälte, die Erinnerung in ihm aufstieg. Er musste sich zusammen reißen, um nicht laut loszuschreien, als ihn plötzlich eine Stimme aus den Gedanken riss.
 

„Sir?“
 

Adam sah auf. Der Mann an der Theke hatte ihn erneut gefragt. Er hatte eine seiner dunkelbraunen Augenbrauen in die Höhe gehoben, seine braunen Augen schimmerten skeptisch.
 

„Oh, tut mir wirklich leid. Einen Kaffee... bitte...“, murmelte Adam verlegen.
 

Der Barkeeper erkannte einen rosanen Schimmer auf seinen blassen Wangen, lächelte ihn an. „Ach, ist doch nicht weiter schlimm! Sie hatten heute wohl einen harten Tag...“, meinte er, drehte sich um und lief zu einer Kaffeemaschine.
 

Adam seufzte tief. Hart war sein Tag nicht gewesen. Nur wie jeder andere auch.
 

Ungewollt drehte er den Kopf wieder zu dem Rohr. Eigentlich wollte er es gar nicht, er hatte durch die Entführung eine Abneigung gegen Rohre entwickelt. Jedoch zwang ihn irgendwas, er konnte sich einfach nicht zurückhalten.
 

Die furchtbaren, kalten Bilder drangen wieder in seinen Kopf, seine Lippen begannen zu zittern. Langsam schien die laute, fröhliche Welt um ihn herum zu verschwinden, und das kalte Bild eines Badezimmers umringte ihn.
 

Adam wurde bleich, er konnte nicht verhindern, was mit ihm geschah. Die Erinnerung war stärker als er. An dem Rohr erschien eine Kette, daneben eine Säge...
 

Sein Zittern wurde stärker, und ganz plötzlich spürte er, wie ihn jemand an der Schulter berührte.
 

„WEG VON MIR!“
 

Wie der Blitz drehte er sich um und schlug die Hand weg, die ihn angefasst hatte, und starrte in das entsetzte Gesicht des Kellners.
 

Er hatte ihm doch tatsächlich den Kaffee aus der Hand geschlagen.
 

„I-Ich wollte Ihnen nur ihren Kaffee geben, Sir!“, stammelte der Ärmste verwirrt.
 

Alle Leute hatten sich zu ihnen umgedreht, teils verwirrt, teils neugierig.
 

Völlig entsetzt über sich selbst starrte Adam auf die zerbrochene Tasse und die Kaffeelache, die ihm nun zu Füßen lagen.
 

Als würden Sklaventreiber ihn von hinten auspeitschen, warf er sich zu Boden und versuchte, die Scherben aufzusammeln. „Das tut mir furchtbar leid! Bitte, entschuldigen Sie! Ich bezahle den Schaden, keine Sorge! Oh Gott, tut mir das leid...“, stammelte er hastig und hob mit zitternden Händen die Scherben auf, legte sie vorsichtig auf den Tresen.
 

Der Kellner sah ihn verwirrt an, nickte dann jedoch verständnisvoll. „Ist schon in Ordnung, Sir! Machen Sie sich keine Sorgen, ich mache das schon! Sie sollten sich ausruhen“, sagte er und brachte die Scherben weg.
 

Adam zitterte wie Espenlaub, das war nicht seine Absicht gewesen. Beschämt sah er zu Boden, er hasste sein Leben.
 

Seit zwei Monaten hasste er es.
 

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So, liebe SAW Fans!
 

Das war das erste Kapitel! Ich hoffe, euch hat es gefallen. Über Lob, Kritik, Anregungen und sonstiges freue ich mich immer!



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