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Wie vergewaltige ich einen Mann?

von

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Dum dum dadadum dadadi dum dum

nein, bloß nicht, das ist ja zum verrückt werden

dum damdam dadadum dum dadadi dum dum dididam dum

dadadi dum dum

o je, o je, nur das nicht, nicht diesen stunpfsinnigen dröhnenden Rhythmus

Tova hat dieses Stück schon immer verabscheut, klingt nach fetten, schwabbelnden Bierbäuchen, aufgedunsen und schweißtriefend.

dum dadadum dum dum

und auch noch dieser spezielle Duft, warum mußte er ausgerechnet genauso riechen wie der Mann, der ihr einmal so viel bedeutet hat!

Was hatte sie überhaupt in diesem Lokal zu suchen, seit fünf Jahren hat sie da kein Fuß reingesetzt, sie ist überhaupt erst einmal da gewesen, und das ist lange her, sie hatte keine Ahnung, dass es dort nachmittag Tanz gibt. Wenn sie das gewusst hätte, nie im Leben wäre sie dann...

Es war ihr Heißhunger, wie üblich.

Sie hätte sich mit ein paar Scheiben Schinken begnügen können wie sonst, dazu eine Tomate und ein Joghurt. Ihr Hintern ist so schon dick genug.

Bumbumbababumbabumbabumbabum, da dröhnt es schon wieder los.

Wen geht das überhaupt was an, ob sie einen dicken Hintern hat oder sonstwo zu dick ist. Für wen fastet sie eigentlich?

Ihre Arbeit macht sie jedenfalls nicht besser oder schlechter, ob sie nun dick oder dünn ist.

Sie hätte an der Tür kehrtmachen können, als sie sah, dass im Café Maestro geschwoft wurde. Das hätte sie wirklich tun sollen. Aber sie hat es nicht getan. Hat sich wohl gedacht, das sei jetzt auch egal, wo sie schon die ganzen Treppen raufgelaufen war.

Außerdem gab es hier Steaks vom Grill. Da konnte sie einfach nicht wiederstehen, um ehrlich zu sein. Ein saftiges Beefsteak. Das wollte sie sich selbst zum Geburtstag schenken.

Ihr vierzigster Geburtstag.

Wie scheußlich das klingt. Tova geht rasch darüber hinweg. Obwohl sie naürlich nicht zugeben würde, dass es für sie einen besonderen Beiklang hat.

In deiner vollen Reife.

Das hatte Vater gesagt, als er sie bei der Arbeit anrief, um ihr zu gratulieren. Sie hätte bestimmt überhaupt nicht daran gedacht, wenn er sie nicht angerufen hätte, wie er es immer tut, an allen Geburtstagen und Namenstagen. Tova hatte schon im voraus beschlossen, diesesn Tag zu vergessen.

Deine volle Reife. Als dieser Kerl vor ihr steht und sich verbeugt, fallen ihr die Worte des Vaters ein. Ihr Vater ist schuld, dass alles so gekommen ist. Hätte sie nicht gerade in diesem Moment an seine blöden Worte denken müssen, dann hätte, sie höflich abgelehnt und gesagt, sie sei nur mal eben zhum Essen vorbeigekommen, und dann wäre sie schnell gegangen und hätte ihren Kaffee woanders getrunken.

Aber ausgerechent in diesem Moment muss sie daran denken.

Volle Reife. Überreif.

Dumdadadum dum dum

Sie kann sowieso nicht gut tanzen. Jon hatte nie Lust, tanzen zu gehen, und seit sie allein ist, hat sie es auch nicht getan. Sie hätte sagen können, dass sie nicht tanzen kann. Dass sie nicht tanzen will. Diese Worte. Siel klingen purpurrot, tief violett, wie Kirschen wenn sie am reifesten sind.

An den Bettfosten hat er sie gefesselt. Hat sie von oben bis unten gemustert. HAt dabie über sie geredet und sie in einer art beschrieben, die sie nier vergessen wird. Wie soll sie je wieder vergessen können

wo soll sie alle spiegel verstecken, damit sie nicht mehr hören muss, was er über sie gesagt hat.

Purpurrot.

An solchen Kirschen wird sie noch oft denken müssen.

Schwärzliche Kirschen. Voll schwerer Süße. Wenn man es schafft, sie zu pflücken, bevor sie fallen. Köstlich, diese vollreifen Früchte, wenn man gerade Apetit auf so etwas hat.

Aber schon mit einem Stich von Fäulnis im gelben Fruchtfleisch, das zwischen den Fingern zerplatzt, als sei die Schale zu eng geworden.

Und an ihrem Nachgeschmack merkt man, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis sie nach Erde schmecken.

Aber Tova denkt nicht an den Nachgeschmack. Eigentlich ist nichts dabei.

Deshalb tanzt Tovamit einem Fremden, dessen Geruch sie mag. Dieser ganz spiezielle Duft muss Grund sein, dass sie mit ihm tanzt. Ein Duft, der sie an Kari erinnert.

In diesem Moment wagt sie es sogar, an Kari zu denken. Deshalb trinkt sie einen Cognac zum Kaffee, bestellt noch einen Kaffee und tanzt mit diesem Typen, nein, schnuppert an ihm, der seinen wahren Geruch unter Karis Rasierwasser versteckt hat.

Aber dann ist er doch noch hervorgekommen, sein Geruch

baaaah

falsch, ekelhaft, unerträglich

er zwingt ihr seine Gerüche auf, sie schreit, aber niemand kann sie hören, weil sein Tonband endlos dieselbe stampfende, dröhnende Musik herunterdudelt.

dum dadadum dum dum

sie hätte sich doch mit dem Steak begnügen können, warum musste sie auch noch den Cognac und den Kaffee bestellen, und was hatte sie überhaupt mit diesem Kerl zu tun

es gibt nichts zu fürchten nachmittags um fünf, in der Mitte der Woche, in der Mitte des Sommers.

Als sie aufbrechen, hat sie nicht vor, noch mit ihm zu gehen, obwohl er ihr, wie er sagt, gern noch ein paar Platten vorspielen möchte, vielen Dank, die Platten kennt sie, die interessieren sie nicht, sie hat ihre eigenen Platten in ihrer leeren, stillen Wohnung

still und leer, und niemand, der auf sie wartet, beide Jungen sind bei Jon

ein Gläschen kann sie noch mit ihm trinken, er protzt zwar fürchterlich mit seiner Firma, seinem Auto und seiner fabelhaften Familie, aber gut, sie nimmt die Milchzähne seiner Söhne und seiner steilen Karriere in Kauf, wenn nur der Likör gut ist, den er ihr anbietet

und das ist er wirklich, süß stark

wenn sie die Augen schließt, dreht sich die ganze Welt um sie, und sie riecht Karis Duft.

Sie setzt sich hastig auf.

Jetzt möchte sie nach Hause gehen.

Tschüss und danke schön.

Sie steht auf, da wirft er sich auf sie, drückt sie aufs Sofa, das könnte dir so passen, du kleines Biest, jetzt auch noch frech werden, da hab ich auch noch ein Wörtchen mitzureden

sie hält es immer noch für ein Spiel

es erregt sie sogar ein bisschen

der Rock rutscht hoch, aber das möchte sie nicht, und als sie sich aufsetzt und ihn wieder herunterzieht, dreht er ihr einen Arm nach hinten, jetzt schreit sie, und da schlägt er sie

noch nie hat jemand sie geschlagen

sie ist ausser vor Zorn.

" Was bildest du dir überhaupt ein, du Scheißkerl", schreit sie," hälst du dich etwa für so toll, dass du glaubst, ich wäre mitgegangen, um mit dir zu schlafen. Dass ich nicht lache, heutzutage entscheiden die Frauen selbst, ob und wann sie mit einem Mann schlafen wollen, und glaubt nur ja nich, dass eine Frau Lust darauf hat, wenn du sie zu zwingen versuchst!"

Aber er lacht ihr einfach ins Gesicht

schert sich einen Dreck darum, was sie sagt

als sie ihn beißt, schlägt er sie noch einmal, als sie ihn kratzt, verdreht er ihr den Arm noch stärker als zuvor, bis sie jammernd zu Boden fällt

sie tritt nach ihm, aber es ist aussichtslos

und plötzlich kriegt sie Angst.

Sie kennt ja die Geschichte von dem Verrückten in Vanda. Der Kopf des Opfers mit einem stumpfen Gegenstand zertrümmert.

Die Leiche irgendwo im Gebüsch versteckt.

Da gibt sie auf.

Versucht, sich wegzudenken.

Versucht zu vergessen, wo sie ist.

Und was er ihr antut.

Aber was er sagt, ist schwer zu vergessen. Dieser widerwärtigen, gehört oder höchstens mal in allergrößter Heimlichkeit gedacht hat.

Und dann behauptet er, Frauen wollen vergewaltigt werden.
 

mit Stiernacken und behaarter Brust und einem Schwanz wie ein Steinpilz, der an der Wurzel am dicksten ist.

Aber kurz, denkt Tova triumphierend. Der kürzeste Pimmel, den ih je gesehen habe. Der macht keiner Frau Freude. Es ist eine Lüge, dass es keine Rolle spielt, wie lang oder wie dick er ist.

Er soll nicht so kurz sein, er soll unten nicht am dicksten sein, und seine lächerlich dünne Spitze soll nicht auf diese Art gekrümmt sein.

Das wiederholt sie immer wieder in ihrem Kopf. Sie sagt es im Takt seiner widerlichen, primitiven Musik, die sich über sie ergießt, dingelingelingdingding

kümmerlicherkurzerpimmelkurzerpimmel

aber irgendwie spürt es das, er schleift sie ins Schlafzimmer, wirft sie aufs Bett, bindet sie an den Bettfosten fest und hat dabei einen so gefährlichen Ausdruck im Blick, dass sie nicht nach ihm zu treten wagt, obwohl sie schon dazu ausgeholt hat und verhöhnt sie.

" So, du gehörst also zu diesen Emanzen, die sich alles selber aussuchen, bitte schön, such dir´s nur aus, wie möchtest du es haben, von hinten oder von vorn oder beides zugleich, was hast du denn im Maestro zu suchen gehabt, wenn du nicht ganz geil darauf warst, wolltest dir wohl nur die Briefmarkensammlung oder das Fotoalbum ansehen, wie, beim Tanzen kannst du dich ja prima ranschmeißen und einem schöne Augen machen und einem das Knie zwischen die Beine schieben und die Haare um den Kopf fliegen lassen, und die Schweißtropfen und deiner Oberlippe, die bedeuten, dass es auch noch woanders getropft hst..."

" Hör auf du Schwein!"

"Nana, das wirst du doch nicht abstreiten wollen, du bist schließlich keine ahnungslose Jungfrau mehr, du hast gedacht, du kriegst alles nach deinem Willen, oder, erst so tun, als wenn du aufs Ganze gehst, und dann die Beine zusammenkneifen und tschüss, vielen Dank, na willst du denn nicht die Polizei rufen, willst du ihnen nicht sagen, dass dieser schlimme Kerl dich vergewaltigt hat, als du mit ihm Likör getrunken hast, und obwohl du deine Unterhöschen anbehalten wolltest, ist er mit seinen Fingern und seinem großen bösen..."

dingelingedingding

Tova konnte immer noch nicht glauben, dass es wahr ist, dass sie das wirklich ist, sie denkt, dass sie irgendwo anders ist, dass es diesen ekelhaften Typen gar nicht gibt, dass das alles nur ein komischer Traum ist

dieser verdammte Geburtstag

diese tiefschwarzen Kirschen, es wäre niemals passiert, wenn sie dreißig wäre, nicht mal angesehen hätte sie diesen wiederlichen Kerl, der nicht das geringste Kari zu tun hat und auch sonst mit keinem Mann, an den sie je gedacht hat

o Gott, nur nicht daran denken, sonst muss sie weinen was brabbelter da schon wieder für Unflätigkeiten vor sich hin, begießt sie mit seinem glitschigen Likör und leckt ihn wieder ab, schade, dass es nicht jemand anderes ist, zuckt es ihr durch den Kopf, dann schüttelt sie sich, er begießt sich selbst mit Likör und will, dass sie ihn ableckt, sie spuckt ihn an, und erschlägt sie wieder, dann gießt er sich den Likör direkt in den Mund, und das gibt ihr ein Fünkchen Hoffnung, sie kippt selbst immer mehr Likör in ihn hinein, lässt ein kleines Rinnsal zwischen ihre Beine laufen, und er schlürft es auf, müde schmatzend, wann dämmert er endlich ein?

Sanft streicht sie über seinen Nacken, massiert seinen Hinterkopf mit den Fingerspitzen, folgt dem Nerv, der zum Schulterblatt hinunterführt, sie weiß genau, wo er liegt, der Migränenerv, und noch mal zum Nacken hinauf, sie zwingt ihre Hände, noch behutsamer zu sein, ruhig, ganz ruhig, nur noch winzige, federleichte Bewegungen, dann bewegt sie sich selbst ein wenig, hält inne, hebt eine Hand, hält wieder inne, hebt die andere, hält den Atem an.

Wartet.

Sachte, sachte.

Läßt sich aus aus dem Bett gleiten. Schnell ins Nebenzimmer, die Kleider auf dem Sofa, die Handtasche irgendwo darunter, sie rafft alles zusammen und läuft nackt ins Treppenhaus, lässt die Tür lautlos, fast lautlos ins Schloß schnappen. Immer, angespannt nach oben lauschend, die Knie weich wie Pudding.

Sie zittert so stark, dass sie es kaum schafft, die Bluse zuzuknöpfen und den Reißverschluss am Rock hochzuziehen. DIe Strümpfe steckt sie in die Tasche, mit den Schuhen in der Hand macht sie die Haustür hinter sich zu. Schlüpft in die Schuhe und rennt los. Sie rennt um die Ecke, dann um noch eine kommt auf die Fredriksgatan, ihre Schritte hallen hinter ihr her, während sie vorwärst stolpert. Kurz vor dem Café Maestro, nein, nie wieder, sieht sie ein Taxi kommen, es stoppt auf ihr Zeichen hin, und sie lässt sich auf den Rücksitz sinken.

Ihre Stimme klingt dumpf und undeutlich, als sie ihre Adresse sagt.

Sie hält die Tränen zurück. Hält den Atem an, ballt die Fäuste, beißt die Zähne zusammen, dass es nur so knirscht.

Bis sie endlich zu Hause ist.

Dingelingeling

Es ist halb fünf Uhr früh, und Tova Randers ist vierzig Jahre alt geworden.



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