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Angeldust

von

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Reih um Glied hingen sie da, die Briefkästen. Auf jedem ein kleines Schild mit einem Namen. Ich suchte nach dem Namen Matsumura und wurde auch fündig. Kurz überlegte ich, ob ich meine Fingerabdrücke vielleicht verwischen sollte, ließ es aber bleiben. Für so eine Kleinigkeit würde niemand gleich das FBI auf mich hetzen. Und außerdem hatte ich ja nichts gestohlen….ähm….nichts bei mir behalten…

Ich hab schon immer Ärger bekommen, wegen meiner flinken Finger und meinem Mangel an Selbstbeherrschung. Dennoch verzweifelte ich nicht. Ich wartete auf das Happy End meines Märchens, auf die gute Fee, oder den gläsernen Schuh nach dessen Besitzerin ich suchen würde. Dass ich naiv war, brauchte mir niemand zu sagen, das wusste ich selbst.

Ich wollte gerade das Portemonnaie aus der Tasche holen, als mir jemand auf die Schulter tippte. Ich drehte den Kopf. Es war die Bohnenstange vom Vortag.

„Hallo Aschenputtel.“, grinste er mich an.

„…..eh?!“

„Was machst du hier? Besuchst du jemanden?“, überging er meine „Frage“.

„Nein, ich…“ Tja, was ich? „Warum Aschenputtel?“, versuchte eine Antwort zu umgehen.

„Warum nicht? Wäre dir Schneewittchen lieber?“

„Was?“ Wieso denn jetzt auf einmal Schneewittchen? „Was hat die denn jetzt mit mir zu tun?“

„Überleg mal.“

Ich aß keine vergifteten Äpfel von unheimlichen alten Frauen im Wald. Und ich war kein Langschläfer. Ich hatte keine böse Stiefmutter die mir nach dem Leben trachtete. Selbst wenn, woher sollte er das schon wissen?

„Nach langen und gründlichen Überlegungen bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich keine dir bekannten Gemeinsamkeiten mit besagter Märchenprinzessin aufweise.“ Ich tat so als würde ich das von meinem nicht vorhandenen Klemmbrett vorlesen.

„Und mit der anderen? Vielleicht klappt es mit Aschenputtel besser?“

Hmmm… Ich hatte immer noch keine böse Stiefmutter, demnach auch keine bösen Stiefschwestern. Auf meine gute Fee wartete ich noch… Und mit Mäusen und Vögeln hab ich auch noch nie gesprochen, die sind immer so schreckhaft und bleiben nie lange genug still wenn ich mich nähere…

„Nicht wirklich. Also?“, sah ich ihn fragend an.

Er legte seinen Zeigefinger auf die Lippen und zwinkerte mir zu.

„Das sag ich dir noch nicht.“

Wie „noch“ nicht? Ich legte den Kopf schief und sah ihn fragend an.

„Was ist mit Dornröschen?“, wollte ich wissen. „Passt die auch in dein, mir unverständliches Konzept, wenn ich es denn so nennen darf?“

„Nein, nein, Schneewittchen ist besser.“

Wo bitte war der entscheidende Unterschied zwischen den beiden schlafenden Schönheiten? Und was hatte das mit mir zu tun?

„Däumelinchen?“

Er fing an zu lachen. „Also das wäre übertrieben. So klein bist du dann doch nicht.“, sagte er.

„Muss es eine Frau sein?“, versuchte ich das Feld weiter einzuschränken und den Kommentar zu überhören.

„Ach, vergiss es, ich sag’s dir schon noch.“

„Wann?“

„Wenn ich denke, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist.“

„Heute?“

„Du bist ganz schön ungeduldig, kann das sein?“ Er tätschelte meinen Kopf.

„Nur bei Fremden.“

Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn.

„Gomen, ich hab mich ja gar nicht vorgestellt! Ich bin Karyu.“ Er nahm meine Hand und schüttelte sie. Karyu? Nicht Matsumura Yoshitaka?

„Also, was machst du hier?“, kam er auf seine zu Beginn gestellte Frage zurück.

„Ähm… ich… besuche meine Tante.“

„Heißt das, du bist öfter hier?“

„Nein, eher nicht. Ich glaube nicht, dass ich noch mal herkomme.“

„Schade. Darf ich dich dann mal treffen?“

„Wieso?“ Ich war verblüfft.

„Wichtigen Menschen begegnet man zweimal im Leben, hab ich mal gehört.“

War der Typ abergläubisch oder so was?

„Shit! Ich muss wirklich zur Arbeit, bin jetzt schon zu spät. Hier hast du meine Nummer.“ Er schrieb hastig ein paar Zahlen auf einen Zettel, den er sich aus seinem Terminkalender gerissen hatte, und drückte ihn mir in die Hand. „Ruf mich an, wenn du wissen willst warum „Aschenputtel“.“, sprach’s und verschwand in Windeseile.

Das war so was von unfair! Jetzt musste ich ihn anrufen. Verfluchte Neugier. Und unheimlich sah er auch nicht aus. Eher das Gegenteil, aber in Horrorfilmen war das ja auch immer so. Die wahren Monster sind die, von denen man es am wenigsten erwarten würde.

Ich holte das Portemonnaie wieder hervor und überlegte, ob er mich mit dem Verschwinden und Wiederauftauchen seines Portemonnaies in Verbindung bringen würde, wenn ich es in seinen Briefkasten warf. Ich entschied, dass er es wiederbekommen würde, wenn ich wusste warum er mich mit irgendwelchen Namen von Märchenprinzessinnen betitelte.
 

„Matsumura?“ Ha! Also doch Matsumura! Warum hatte er mir dann gesagt, dass sein Name Karyu ist? Wollte er mich verarschen? „Natürlich wollte er dich verarschen, er nennt dich „Aschenputtel““, sagte eine kleine böse Stimme in meinem Kopf. Schön, dann wollte er mich eben auf den Arm nehmen, aber das Spiel konnte man auch zu zweit spielen!

„Hallo, hier ist…Aschenputtel… “, wie sonst sollte ich ihm klar machen, wer ihn da gerade anrief? Meinen Namen hatte ich ihm schließlich nicht genannt.

„Ah! Schön, dass du anrufst!“ Wieso?

„Du hast gesagt, du heißt Karyu. Ich dachte eben, ich hätte mich verwählt.“, log ich.

„Nein. Ich hab gesagt, ich BIN Karyu. Und das stimmt auch. Es ist ein Künstlername. Mein richtiger Name ist zu lang. Und die Kurzform mag ich nicht.“ Yoshi? War doch nicht so schlimm, wie der kleine grüne Mario-Dino genannt zu werden, hehehe.

„Apropos Namen: Wie ist eigentlich deiner?“

„Sag ich nicht. Aber ich BIN“, ich betonte das Wort besonders „ Hizumi.“.

Zugegeben, mein Pseudonym war etwas von meinem echten Namen abgewandelt, im Gegensatz zu Karyus, aber der konnte das ja nicht wissen.

„Und wenn ich dir meinen nenne?“

„Die Hälfte kenne ich schon, da bin ich schon im Vorteil, den gebe ich nicht auf.“ Jaja, ich kannte nicht nur die Hälfte…

Er lachte.

„Du bist süß, weißt du das?“

„…“

„Hab ich dir die Sprache verschlagen?“ Ich konnte sein Grinsen förmlich hören.

„Schon als ich erkannt hab, dass der Strich in der Landschaft ein Mensch ist. Hab mich nämlich schon gewundert wo die Stimme herkam.“

„Als ob du so viel breiter wärst. Du bist nur kleiner.“

„Sollte dir das nicht zu denken geben?“

„Haha. Außerdem hab ich ne gute Ausrede: Es gehört zu meinem Job.“

„Was machst du denn?“

„Ich bin Model.“ Warum wunderte mich das bloß nicht?

„Und was machst du beruflich?“

„Ich wechsle dauernd den Arbeitsplatz.“

„Warum?“

„Geht dich nichts an.“

„Schade. Und, warum rufst du an? Weil du mit mir einen Kaffee trinken willst? Na gut, weil du es bist. Wie wäre es um sechs? Nicht? Um sieben? Okay, geht auch. In „Minakos Kaffeestübchen“? Was, einladen muss ich dich auch noch? Wenn es unbedingt sein muss. Gut, dann bis sieben, bye.“ Und er legte auf. Ich hielt immer noch den Hörer an mein Ohr und wunderte mich über seinen Monolog. War das eine Art Einladung? Der Typ war echt skurril… Sollte ich einfach mal hingehen und mich vergewissern, ob es eine Einladung war? Eine rein rhetorische Frage, die ich mir da stellte. Natürlich würde ich hingehen, ich war viel zu neugierig um es nicht zu tun.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Januce_Mizu
2008-01-24T21:22:48+00:00 24.01.2008 22:22
Das Telefonat war genial.
Ich les noch die anderen Kapitel.
Es mach richtig spaß das zu lesen.
Hab schon lange nicht mehr sowas gutes gelesen
*knuddel*
Von:  Hell_Bunny-Sakura
2007-08-05T19:27:47+00:00 05.08.2007 21:27
Hey, das ist ja ne echt geile FF und die Einladung ist echt klasse XD... freue mich schon auf die Fortsetzung ...
LG
Von:  Gedankenchaotin
2007-08-02T17:52:17+00:00 02.08.2007 19:52
Genau, ich will auch mal so eingeladen werden, ohne überhaupt ja sagen zu können *g*
Ich würd mich auch über eine Fortsetzung freuen, weil mir hats auch echt gut gefallen ^^

LG Saki
Von: abgemeldet
2007-08-02T15:16:45+00:00 02.08.2007 17:16
*lol*
ich will auch mal so "eingeladen" werden wie hizumi XD
mir hats gefallen,
würd mich freuen wenns schnell weitergeht^^


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