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Angeldust

von

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Nicht doch! Nicht schon wieder! Innerlich fluchend verließ ich den Stand wieder. Es war einer dieser Stände wo sie Nietenarmbänder, Gürtel, Ringe und so ’n Kram verkauften. Ich liebte diese Stände, eine wahre Augenweide! Dennoch versuchte ich mich so gut wie möglich von ihnen fernzuhalten. Nur heute war ich schwach geworden. Und das Ergebnis hatte ich nun in der Tasche.

Zu Hause angekommen setze ich mich erst einmal auf mein Bett. Ich holte den Ring aus meiner Tasche und betrachtete ihn. Er war wirklich schön. Zum Wegschmeißen viel zu schade. Aber was dann? Ich konnte ihn nicht behalten, dazu hatte ich ein viel zu schlechtes Gewissen. Warum ich ihn dann überhaupt mitgenommen habe? Keine Ahnung, ehrlich. Nur, in dem Moment hatte ich das unbändige Verlangen ihn mitzunehmen. Bezahlen konnte ich ihn nicht. Ich konnte mich gerade so über Wasser halten. Ich wohnte in einer schäbigen kleinen Wohnung in einer dieser heruntergekommenen dunklen Gassen die man aus dem Fernsehen kennt. Als ich 18 wurde nutze ich die Chance sofort und verließ mein Elternhaus. Ich hasste meine Eltern. Meine Mutter war arbeitslos und soff den lieben langen Tag hindurch, und mein Vater war so gut wie nie da. Sowohl meine Mutter als auch ich wussten, dass er fremdging. Wenn er denn da war, stritten sie nur. Erst über mich, dann über Belangloses. Jedenfalls hielt ich es dort nicht mehr aus und zog in meine derzeitige Wohnung. Sie war zwar alles Andere als schön, aber es war meine. Und das erfüllte mich irgendwie mit etwas Stolz.

Ich beschloss den Ring schnellstmöglich im Park oder so fallen zu lassen, in der Hoffnung, jemand anderes würde ihn finden und sich darüber freuen.

So verließ ich mein zu Hause wieder um in den Park zu gehen. Es war Herbst, demnach waren nicht allzu viele Menschen unterwegs. Und die die es waren, hatten es eilig wieder ins Warme zu kommen, sei es zu Hause oder bei der Arbeit oder sonst wo. Mir eigentlich gleich. Bloß schade um den Ring. Würde wahrscheinlich dauern bis jemand sich Zeit nahm sich umzusehen und ihn zu entdecken. Ich nahm ihn in meiner Jackentasche noch einmal in die Hand. Schade. Und dann ließ ich ihn aus meiner Jackentasche fallen, ging weiter ohne langsamer zu werden, ohne mich umzudrehen. Ich wollte schließlich nicht verdächtig wirken.

Ich war erst ein paar Meter gegangen, als…

„Warte!“

Ich erschrak kurz, dachte dann aber, dass ja nicht zwangsläufig ich gemeint war.

Also ging ich weiter. Dummerweise war wohl doch ich gemeint gewesen, denn hinter mir ertönten schnelle Schritte und kurz darauf überholte mich jemand und kam vor mir zum Stehen.

„Das ist dir vorhin aus der Tasche gefallen.“

Er hielt mir den Ring hin und lächelte unschuldig.

Was für ein großer Idiot! Und wenn ich sage groß, dann meine ich auch groß! Ich ging dem gerade so bis zur Schulter. War er vielleicht Europäer? Also blond war er, nur hatte das ja noch lange nichts zu sagen.Und er war schlank. Seeeehr schlank, trotzdem noch nicht gruselig. Aber auf den zweiten Blick erkannte ich, dass er wohl doch Japaner war. Hätte er nicht gesprochen hätte ich ihn wohl nicht sofort als Mann erkannt, denn er sah sehr feminin aus. Mit anderen Worten: Er war verdammt hübsch. Aber das sollte mir egal sein, ich würde ihn eh nie wieder sehen.

„Oh, eh, arigatô.“, sagte ich also, um unsere Begegnung schnell ein Ende finden zu lassen. Ich nahm ihm den Ring aus der Hand und steckte ihn wieder in die Tasche. Dann musste ich eben einen anderen Weg finden das Teil loszuwerden.

Er hob die Hand.

„Also dann, man sieht sich.“

Das glaubte ich zwar nicht, trotzdem nickte ich, wenn’s ihn glücklich machte…

Und dann sah ich etwas aus seiner Jackentasche herausragen. Offensichtlich sein Portemonnaie. Es juckte mir in den Fingern, ich wollte es haben! Den Bruchteil einer Sekunde kämpfte ich noch mit mir selbst, aber dann ging er wie in Zeitlupe an mir vorbei zurück…
 

Matsumura Yoshitaka hieß er also. War wohl Single, er hatte kein einziges Foto im Portemonnaie. Vielleicht war es auch einfach nur neu. Es befanden sich einige Kreditkarten und nicht wenig Bargeld darin. Beides rührte ich aber nicht an.

Ich hatte mir da ein gewaltiges Problem aufgehalst: Wie sollte ich es wieder loswerden? Fundbüro? Lieber nicht, da war ich eindeutig zu oft, die Leute dort sahen mich schon so misstrauisch an. Einfach irgendwo hinlegen und hoffen, dass jemand anderes das Teil ins Fundbüro schleppt? Mal ehrlich, wie gering war die Chance?

Zu der auf dem Personalausweis angegebenen Adresse gehen und es persönlich wiedergeben? Sollte ich? Ich kannte ihn nicht, demnach konnte ich auch nicht im Geringsten einschätzen, wie er darauf reagieren würde. Aber was sollte ich denn sonst tun? Ich konnte es nicht behalten, so viel stand fest. Ich beschloss mich am nächsten Tag Wohl oder Übel zu der Adresse zu begeben und es ihm schlicht und einfach in den Briefkasten zu werfen. Ja, genau so würde ich es machen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Gedankenchaotin
2007-06-30T09:39:15+00:00 30.06.2007 11:39
Na das klingt doch schon mal vielversprechend.. ich hoffe, du schreibst weiter..

LG Le Tigre


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