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Angeldust

von

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Als ich in dem Café ankam, saß er schon an einem Tisch. Ich setzte mich zu ihm.

„Hey, du bist ja wirklich gekommen.“, begrüßte er mich mit einem Lächeln.

„Ich hatte heute sowieso nichts vor. Ich hab dich zuerst nicht gesehen, bin dann aber den Blicken der andern Gäste gefolgt, et voilà! , da warst du.“, neckte ich ihn. Er zog einen Schmollmund.

„Ich scheine ja keine guten Chancen zu haben, wenn du mich trotz meiner bemerkenswerten Schönheit nicht siehst.“

„Du hast deine außerordentliche Bescheidenheit vergessen.“, erinnerte ich ihn. „Was denn für Chancen?“, fragte ich misstrauisch. Am Ende war er einer dieser Verbrecher die einem mit dem Tod drohten oder erpressten, damit man eine der so genannten Drecksarbeiten machte, für die man am Ende im Gefängnis landete, während er weiter frei herum lief und sich ins Fäustchen lachte.

„Naja, vielleicht steigen sie ja beim zweiten, oder beim dritten. Oder im Laufe des Abends.“

„Zweiten, dritten Was?“

„Date?“ Er sah mich unschuldig an. Ich machte große Augen.

„Date?“, wiederholte ich seine Aussage.

Er nickte. Es entstand eine peinliche Stille, während der ich nicht wusste, ob ich lachen sollte, weil er Spaß gemacht hatte, oder ob ich ihm erklären sollte, dass Typen nicht so mein Ding waren.

„Haben Sie schon entschieden, was Sie bestellen möchten?“, unterbrach eine Kellnerin die Stille zwischen uns.

Ich bestellte eine heiße Schokolade und er einen Kaffee. Mit Milch und ohne Zucker. Ich verzog angewidert das Gesicht.

„Wie kann man dieses bittere Gesöff nur trinken? Und dann auch noch ohne Zucker?“

„Gleich zeig ich’s dir.“, grinste er mich an.

„Warum hast du mich eingeladen, wenn du mich doch eigentlich gar nicht kennst?“, stellte ich ihm die Frage, die mich in dem Moment beschäftigte.

„Weil ich dich kennen lernen möchte. Und das geht besser, wenn du gleich einen guten Eindruck von mir hast.“

„Du magst es, wenn ich dir Fragen stelle, kann das sein?“

„Wieso?“

„Weil du bisher nicht ein Mal Klartext geredet hast, beziehungsweise mit deinen Antworten immer nur neue Fragen aufgeworfen hast.“

„Und welche habe ich diesmal aufgeworfen?“

„Warum du ausgerechnet mich kennen lernen willst. Außerdem hast mir immer noch nicht gesagt, warum du mich Aschenputtel oder Schneewittchen genannt hast.“

„Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?“

„Nein.“

Er zog scharf die Luft durch die Zähne ein und fasste sich an die Brust.

„Autsch, das war hart.“ Ich hob eine Augenbraue. „Aber damit hab ich gerechnet. Und genau deswegen hab ich dich eingeladen. Wenn du schon nicht an Liebe auf den ersten Blick glaubst, muss ich dich eben durch die langsamere Methode von mir überzeugen.“

Die Kellnerin brachte uns unsere Getränke.

„Willst du damit sagen, du stehst auf mich? Ab dem Augenblick im Park?“

Seine Wangen färbten sich leicht rosa, dennoch sagte er in einem sehr selbstsicheren Ton: „Hai!“

Ich stand auf. „Ich gehe.“

„Was?! Wieso?“

„Ich hab keine Lust mich von dir ins Boxhorn jagen zu lassen.“

„Das tu ich nicht, wirklich!“ Er stand ebenfalls auf und hielt mich am Arm fest. Gerade so fest, dass ich stehen blieb, mich aber, wenn ich wollte, sofort losreißen könnte. „Gib mir eine Chance es dir zu beweisen, bitte.“ Er ließ meinen Arm wieder los und sah mich mit einem zuckersüßen Dackelblick an.

„Na gut, aber nur, weil ich Dackel so mag.“

Er sah mich verwirrt an, fragte aber nicht weiter nach.
 

Als Karyu sich die Rechnung geben ließ, beschlich mich wieder mein schlechtes Gewissen, schließlich lag sein Portemonnaie noch immer bei mir zu Hause.

„Du brauchst mich nicht einzuladen.“, sagte ich deshalb. Er lächelte mich an, während er eine andere Geldbörse aus seiner Jacke holte.

„Doch, doch, mach ich gern. Außerdem hab ich’s dir ja gewissermaßen versprochen.“

Er bezahlte und wir gingen raus.

„Wollen wir noch etwas spazieren gehen? Ich würde mich gerne noch ein wenig mit dir unterhalten, du bist genauso interessant, wich ich vermutet hatte.“

Ich zuckte mit den Schultern. „Wenn’s dich glücklich macht.“

„Darf ich dir eine Frage stellen?“, fragte er nach kurzer Zeit.

„Hast du doch gerade. Aber da ich heute von unbeschreiblichem Großmut beseelt bin, erlaube ich dir, mir eine weitere zu stellen. Wenn du Glück hast, beantworte ich sie sogar.“

„Dieses Angebot muss ich doch unbedingt annehmen.“

„Und wie lautet deine Frage?“

„Warum hast du die Getränkekarte mitgenommen?“

War ja klar, dass er es sehen würde…

„Tja, du hast heute wohl kein Glück, die Frage bleibt unbeantwortet.“

„Schade.“
 

Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile, und ich musste mir eingestehen, dass er ganz anders war, als alle anderen Menschen, denen ich je begegnet bin: Er war noch viel verrückter. Aber ein unterhaltsamer Verrückter. Als er sagte, es sei schon spät und er müsse am darauf folgenden Tag früh aufstehen, fand ich es tatsächlich schade.

„Anou, bevor ich gehe: Darf ich dich bald wieder treffen?“, fragte er mich noch. Ich war seinem Angebot nicht abgeneigt, eher das Gegenteil, aber ich wollte es ihm nicht zu leicht machen.

„Hmm, mal sehen.“, sagte ich also möglichst desinteressiert, während ich so tat, als würde ich meine Fingernägel betrachten. Um ihm jedoch nicht alle Hoffnungen zu nehmen, sah ich ihn von unten herauf an und lächelte leicht. Er verstand und lächelte erleichtert zurück. Ich drehte mich um und wollte gerade gehen, als er mich seine Stimme zurückhielt.

„Eine allerletzte Frage hätte ich doch noch.“

Was wollte er denn jetzt noch? War doch alles gesagt. Ich drehte mich wieder zu ihm um.

„Darf ich dich zum Abschied umarmen?“

Das war doch ein bisschen sehr viel verlangt, schließlich kannten wir uns kaum. Und außerdem hatte ich gesehen wo er seine neue Brieftasche hatte…

„Nein.“, sagte ich also. „Du darfst mir lediglich die Hand schütteln.“

Er griff sich, zu meiner Überraschung, tatsächlich meine Hand. Aber dann zog er mich daran näher zu sich und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Dieser freche, dreiste…

„Bye.“, winkte er mir grinsend zu und verschwand schnellen Schrittes in der nächstbesten Menschenmenge. Ich stand etwa eine Minute überrumpelt rum, bis auch ich mich nach Haue begab.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Gedankenchaotin
2007-08-10T16:04:19+00:00 10.08.2007 18:04
Hai Hai, gefällt mir auch.. gefällt mir auch..
Ich find das voll knuffig.. und ich kann mir diesen verdutzen Blick am Ende richtig leibhaftig vorstellen *g*

Weiter so.

*auch kekse dalass*

LG Watashi
Von: abgemeldet
2007-08-10T14:43:16+00:00 10.08.2007 16:43
Gefällt mir, gefällt mir^^
Mach weiter so, mir gefällt dein Schreibstil
*keks geb*
Also schnell weiter bitte^^


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