Monster
Er war nicht dieses Monster, für den sie ihn hielten.
Als die Dunkelheit der Nacht ihn verschlang und ihn niewieder freizugeben drohte, machte sich eine tiefe Zufriedenheit in seinem Herzen breit. Wie oft hatten sie ihn verstoßen, belogen, verjagt und gedemütigt?
Niemals würde er sich beugen, niemals wollte er bersten.
In seinem Herzen spührte er deutlich die Abdrücke der Fußtritte, die ihm die Menschheit gegeben hatte.
Aber damit war jetzt Schluss.
Schon seit langem hatte er gemerkt, dass seine Seele es nichtmehr durchstand. Zerbrechen.
Zerbrechen in tausend Scherben würde sie; sie, die Kinderseele, die nie das bekommen, wonach sie gedurstet hatte.
Liebe.
Vertrauen.
Verständnis.
Die schwarze Nacht...
Wieso hatte er es immer versäumt, sich in ihr zurückzuziehen? Mit offenen Armen hießen ihn die Kreaturen der Nacht willkommen, nahmen ihn in ihre Runde auf und lehrten ihn, ein Mörder zu sein. Lehrten ihn, lautlos zu sein und zeigten ihm den Tod des Morgens.
Die Sonne war ihr größter Feind und sie hatten gelernt, sich zu schützen.
Wie eine Decke legte sich die Nacht über ihn. Wärmte ihn, schützte ihn.
Bis er im Flimmern der Morgensonne erneut die Stadt betrat, aus der man ihn vertrieben hatte. Gott hatte ihn verlassen, in seinen Augen gab es keine Erleuchtung mehr. Tiefschwarz und berauscht war seine Seele, sein Herz, sein Verstand.
Seine Kleidung war blutbefleckt, als er zu ihnen zurückkehrte. Das Dorf existierte nichtmehr - genauso wenig wie sein Verstand und seine Seele.
Das Einzige, was er noch wusste, war, dass er sich von etwas befreit hatte. Von einem riesigen Parasiten, der ihm das Leben zur Hölle gemacht hatte.
Jetzt war er tot. All die Parasiten gab es nichtmehr.
Und so nahm die Nacht den Platz der Familie ein, die er nie gehabt hatte.