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Was die Zukunft bringen wird...

von

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Was die Zukunft bringen wird... Part I
 

Jeden Abend um dich gleiche Zeit betrat ich die kleine, beleuchtete Bühne in einer kleinen Bar in einem von New York's Vierteln.

Dort tanzte ich; verdiente mein Geld damit. Es war ein hartes Geschäft, in das ich da hineingeraten war. Das Recht des Stärkeren oder des Mächtigeren zählte. Und ich... Ich war gerade 19 geworden, ging nebenbei noch zur Schule und arbeitete am Abend, sowie am Wochenende ganztätig in der Bar. Was konnte ich dann schon tun? Hatte weder die Stärke, noch die Macht; die Position meinem Chef entgegenzutreten; zu sagen, was mir nicht passte...

Die kleine Bar lief an sich ganz gut; war voll besucht, wenn ich auftrat...

Aber ich war es leid! Ich wollte raus aus dem Geschäft; wollte etwas anderes machen; nicht mehr für ekelige Typen tanzen, die eh nichts anderes im Kopf hatten, als Sex, Drugs und Rock'n'roll...
 

So auch diesen Abend, von dem ich noch nicht wusste, dass er mein ganzes Leben verändern würde.

Wie immer betrat ich die kleine dunkle Bühne, die von bunten Scheinwerfern behellt wurde. Mein schwarzer knapper Lederdress schimmerte farbenfroh.

Mein Herz klopfte bis zum Hals, obwohl es eigentlich Routine war. Diese Aufregung... immer wieder war sie da. Nicht, weil ich die Tanzschritte nicht beherrschte, nein, sondern wegen meines Chefs. Wieder wurde mir mulmig, wenn ich auch nur daran dachte. Immer wieder drohte er mir mit Schlägen, wenn ihm mein Tanzen nicht gefiel. Einige Male war es vorgekommen... ein paar Mal war es nicht dabei geblieben. Das waren Sachen, die schmerzten, nicht nur körperlich, sondern mehr seelisch; Sachen, über die ich hier hinwegsehen musste.

Wie von alleine schlangen sich meine Finger um die Stange, die mitten auf der Bühne stand. Ich umkreiste sie gekonnt einmal; lautlos wie eine Katze. Dieser Moment, war der, wo ich das Publikum überblicken konnte.

Verschiedene Typen von Menschen waren anwesend. Überwiegend Männer... Männer in Anzügen, Lederwesten; Jeanshosen... Fast jede ,Art' war vertreten.

Manche saßen am Tresen; flirteten angeregt mit dem Barkeeper. Andere blickten in ihre Cocktails und sonstige Getränke; andere waren auf mich fixiert.

Ich seufzte innerlich auf, als ich meinen Blick ein letztes Mal unauffällig über die Menschen schweifen ließ.

Eine Person fiel mir besonders auf... Blondes Haare; die leuchtend grünen Augen auf mich gerichtet; mit dem Strohhalm im Cocktail rührend. Irgendwie kam er mir bekannt vor. Er musste wohl ungefähr in meinem Alter sein. Das krasse Gegenteil zu dem Rest der Menschen, die noch auf ihren Stühlen und Hockern saßen. Irgendwie faszinierte er mich. Seine Augen, sein Blick.

Schnell kniff ich meine Augen zusammen, löste meine Blicke von ihm. Ich durfte mich hier jetzt nicht einlullen lassen; wusste was ich zu tun hatte.

Langsam tanzte ich die Stange wieder an; ließ den Beat in mein Blut übergehen; bewegte langsam meine Hüften dagegen.

Eigentlich hasste ich das Tanzen; wollte lieber etwas anderes tun. Aber was sollte ich machen? Ich war von zu Hause abgehauen, weil meine Eltern meinten, ich würde meiner kleinen Schwester nicht gut tun... Naja... irgendwie stimmte das ja. Ich hatte zu der Zeit wohl alles durch... Alkohol, Drogen... Kein Wunder, wenn meine Schwester irgendwann Schaden nahm. So bin ich eines Nachts abgehauen, hatte mich seit dem auch nicht wieder gemeldet...

Ob sie sich wohl Sorgen machten? Nein, wohl eher nicht. Immer war ich ihnen nur ein Klotz am Bein, so sagten sie jedenfalls. Ich wusste selbst nicht, was ich getan hatte... Nur meine kleine Schwester hing an mir. Sie vermisste mich bestimmt...

Mein Bein schlang ich nun ebenfalls um die Stange; hielt mich fest; warf den Kopf in den Nacken; drehte mich wieder.

Meine Gedanken kreisten weiterhin um meinen Job. Eigentlich tat ich das alles nur des Geldes wegen. Irgendwie musste ich ja überleben; lebte mit einem arbeitslosen Kumpel zusammen. Er ließ mich mit einziehen unter der Bedingung, dass ich Geld nach Hause brachte. Eigentlich mochte ich ihn nicht besonders und kapselte mich von ihm ab; lebte zwar mit ihm unter einem Dach, sprach aber nicht viel mit ihm... Reden war sowieso eine Sache für sich. Seit ich in dieser Bar arbeitete, sprach ich kaum noch; hatte auch nicht mehr viel zu sagen. Meine Freunde in der Schule wussten von meinem Leben nichts; sollten es auch nie erfahren. Aber ich merkte, dass ich mich immer mehr von ihnen abkapselte. War auch vielleicht besser so. So konnte ich mich besser in meinen Gedanken und Gefühlen vergraben.

Abermals tanzte ich die Stange an; ließ den Blick noch einmal über die Menschen gleiten; blieb wieder an dem jungen Mann hängen. Er war wohl mit mir der Jüngste der Anwesenden. Eigentlich tummelten sich hier eher Menschen von 25-50 Jahren. Alle mit unterschiedlichen Wünschen. Wie viele hatten mich schon gefragt, ob ich nicht eine Nacht mit ihnen verbringen möchte...?! Wie oft hatte ich abgelehnt...?!

Wieder tanzte ich gegen die Stange; rieb mich aufreizend an ihr. Ich hasste es! Abermals kam mir der Gedanke, einfach abzuhauen. Einmal hatte ich es geschafft, wurde dann aber am Flughafen wieder eingefangen. Wurde geschlagen und vergewaltigt als Strafe. Daraus hatte ich gelernt... Jedoch an diesem Abend, als ich diesen jungen blonden Mann da sitzen sah, wurde mein Wunsch von Freiheit stärker den je. Ich wollte wieder frei sein! Wollte dem Zwang, dem ich hier unterstand, entkommen! Wollte ein freies Leben führen; meinen allergrößten Traum verwirklichen!

Langsam neigten sich die Beats des Liedes dem Ende; so war auch mein Tanz vorbei. Ich ließ die Stange los und verbeugte mich tief, eh ich hinter der Bühne verschwand.

Ich seufzte tief auf und ging schnurstracks auf meine Kabine zu; wollte mich nur noch umziehen; nach Hause und in mein warmes Bett.

Zügig lief ich den langen Flur entlang; lächelte jedem gespielt zu, der mir auf die Schulter klopfte und sagte, dass ich den Auftritt gut hinbekommen hätte. Dabei wusste ich, dass ich heute eine bestimme Person nicht überzeugt hatte. Ich wollte gar nicht wissen, was ich mir gleich wieder von meinem Chef anhören durfte. Ich wusste selbst, dass ich mit meinen Gedanken viel zu abwesend gewesen war, um den Auftritt ordentlich hinbekommen zu haben.

In den Hintern beißen konnte ich mir! Verdammt! Dann kam ich wohl doch so schnell nicht nach Hause; freute mich schon auf die blauen Flecke...

Endlich hatte ich meine Kabine erreicht, trat ein und blickte mich erstmal um. War wohl heute keiner drin gewesen; alles lag noch so da, wie ich es hingelegt hatte. Hm... das war Ausnahme... Normalerweise wühlte immer jemand in meinen Sachen. Jedoch wurde nie etwas geklaut... Hatte aber eh nicht viel zu verstecken. Die paar Dollar, die ich immer mit mir herumtrug, waren dann auch nicht die Welt...

Langsam schritt ich zum Spiegel und blickte hinein. Ich war dünn geworden... Zwar hingen meine Haare gestylt in meiner Stirn, aber ich kam mir vor, als sei ich es nicht wirklich; als schaute mich jemand Fremdes aus dem Spiegel an.

So eingebildet es klang, ich konnte nicht sagen, dass ich mich hässlich fand, aber ich war auf jeden Fall schon einmal hübscher gewesen. Zu der Zeit, wo ich noch etwas mehr auf den Rippen hatte. Abermals seufzte ich auf; stützte mich auf dem kleinen Tisch vor dem Spiegel ab; ließ den Kopf hängen. Ich kämpfte mit meinen Tränen, die in mir aufstiegen. In diesem Moment wünschte ich mir, auch wenn es albern und kindisch klang, einen Engel herbei. Einen Engel, der mir helfen würde, das alles zu überstehen und neue Kraft zu schöpfen.

Traurig zog ich meine Weste von den Schultern; ließ sie auf den Sessel fallen; griff mir dann meinen Pulli, zog ihn über, als es plötzlich die Tür aufging.

Gehetzt schaute ich mich um und glubschte wohl nicht schlecht, als jemand Blondes in den Raum hineinschlüpfte, die Tür schloss und mich anlächelte.

"Hi.", sprach er leise und lächelte freundlich.

Verwirrt zog ich eine Augenbraue nach oben, als ich den Mann erkannte. Es war der Kerl aus dem Publikum, der mir aufgefallen war.

"H...Hi?", fragte ich vorsichtig. "Was... suchst du hier?!"

Mein Gegenüber lächelte weiter freundlich. "Erkennst du mich gar nicht mehr, Ryuichi?"

Wieder wanderte meine Augenbraue gen Haaransatz. "Ne? Eigentlich nich? Und woher kennst du meinen Namen?", erwiderte ich leise.

"Es ist schon ewig her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Das letzte Mal in der Grundschule..."

Plötzlich riss ich die Augen auf. Das.. Das... Nein! Das war nicht wahr!

Wie vom Blitz getroffen rannte ich auf ihn zu; viel ihm um den Hals; schniefte leise.

"Tohmaaa...", sprach ich an seine Schulter gedrückt, als er die Arme fest um mich schloss.

"Wo warst du so lange?!"

Sanft spürte ich seine warme Hand an meinem kalten Rücken, eh ich ihn losließ und ihn anschaute.

"Tut mir leid. Wir mussten plötzlich wegziehen... Da hab ich den Kontakt total verloren. Naja... und dann hab ich dich auf dem Plakat hier gesehen und bin einfach mal hergekommen.", meinte Tohma leise.

"Aber du darfst nicht hier sein. Das ist verboten!", fuhr ich ihn leicht gereizt an. Ich wusste zu gut, was passierte, wenn man hier gegen den Strich lief und Sachen tat, die man nicht durfte.

"Ich weiß...", antwortete der Blonde jedoch gelassen. "Aber... ich weiß nicht, ich hatte das Gefühl, als wärst du tot unglücklich..."

Ich schwieg. Irgendwie war das ein Schlag ins Herz. Ein fast Fremder, mein einst verlorener bester Freund, kam plötzlich zu mir und meinte, ich wirke unglücklich. Ich drehte mich von ihm weg, angelte mir eine Flasche Wasser, lehnte mich an die Wand und trank einen Schluck, eh ich sprach. "Und wenn es so wäre...? Ich wüsste nicht, was dich das noch interessiert?!" Da war sie wieder, die Gleichgültigkeit anderen gegenüber...

"Hey... Jetz fahr mich doch nicht gleich so an...", sagte Tohma gelassen. "Ich meine... Du hast früher mal nen großen Traum gehabt... Du wolltest immer vor 30 Tausend Menschen auf der Bühne stehen und singen. Hast du diesen Traum noch?"

Ich schluckte. War ich so durchschaubar?!

"Und wenn es so wäre?!", fragte ich wieder zurück. Meine Stimme war kalt. Ich wollte keine Emotionen nach außen lassen. Ich wollte mir erst gar keine Hoffnungen machen, dass ich meinen Traum doch noch verwirklichen könnte. Ich kam hier sowieso nicht hinaus... Und so schmerzte es erst gar nicht so sehr...

"Dann könnte ich dir diesen Traum erfüllen, Ryuichi. Du hast als Kind schon an Gesangswettbewerben teilgenommen und warst immer gut platziert. Warum versuchen wir es nicht?!", erklärte der Größere von uns beiden und trat auf mich zu. "Ich habe immer nur auf die Chance gewartet und jetzt habe ich sie mit dir gefunden."

Als ich Tohma das sagen hörte, war ich den Tränen nahe. Es wäre so schön, wenn es nur gehen würde. Alles würde passen. Ich hätte meinen besten Freund wieder, ich könnte singen, würde vielleicht berühmt werden, aber...

"Nein... tut mir Leid...", sprach ich und senkte traurig den Kopf. "Keine Chance... Ich sitz hier fest..." Dann hob ich meinen Blick wieder. "Wieso tauchst du eigentlich plötzlich wieder hier auf?! Nach all den Jahren?"

Auch Tohmas Blick wurde traurig. "Ich weiß nicht, ob es zufällig in der Zeitung gelesen hast, aber ich hab Castings veranstaltet, um einen passenden Sänger zu finden... Ich hoffte, dass du vielleicht auftauchen würdest... Ich hab nach dir gesucht... Ich hatte, als ich wieder in New York war, die Telefonnummer deines Elternhauses gesucht und habe sie auch gefunden. Ich hab bei ihnen angerufen, aber sie konnten mir auch nicht sagen wo du steckst. Ob du's glaubst oder nicht, ich hab mir Sorgen um dich gemacht..."

Abermals zog ich eine Augenbraue nach oben und fragte: "Sorgen? Um mich?! Na, hör mal! Wir haben uns jetzt fast 10 Jahre nicht mehr gesehen! Du kennst mich überhaupt nicht mehr und ich kenn dich nicht! Und dann erwartest du, dass ich einfach mal so sage ,Okay, machen wir!' Wir waren kleine Kinder, als wir uns das letzte Mal gesehen haben! Was denkst du denn?!"

"Ich weiß...", gab dieser leise zurück. "Ich weiß, dass alles etwas komisch klingt, aber bitte. Auch ich hab immer den Traum gehabt, Musik zu machen, mit dir zusammen. Diesen Traum hab ich immer noch. Lass uns doch ganz neu anfangen!" Tohma kam mir wieder näher und legte sanft eine Hand auf meine Schulter.

Ich zuckte zusammen und schlug sie weg. "Du hast ja keine Ahnung!" Ich schrie schon fast. Meine Augen waren voller Tränen. "Ich kann hier nicht mal eben so weg! Ich hab es einmal versucht und ich hab es bitter bereut! Ich weiß ja nicht, wie du dir das vorstellst, aber für mich ist das unmöglich. Die haben mich aufgegabelt, als ich von zu Hause abgehauen bin! Ich leb mit einem arbeitslosen Kerl zusammen und muss Geld verdienen, sonst schmeißt er mich raus! Und hier kündigen kann ich nicht! Das ist ein verdammt hartes Geschäft hier!"

Nun zuckte Tohma, wohl wegen der Heftigkeit meiner Worte, zusammen. "Du bist also wieder geschnappt worden..."

"Ja! Und ich hab es bereut! Wenn man sowas einmal durchgemacht hat, dann lässt man gleich die Finger von verbotenen Sachen!" Ich konnte nicht mehr verhindern, dass mir nun die Tränen über die Wangen liefen. Zu schlimm war die Erinnerung, an die Strafen, die ich habe über mich ergehen lassen müssen. "Einmal reicht! Und jetz geht bitte... War schön dich mal wieder zu sehen." Ich wies mit dem Finger zur Tür, jedoch rührte Tohma sich keinen Millimeter.

"Ryuichi...", sprach er ruhig. "Überleg es dir doch noch einmal... Denk doch mal nach... wir könnten..."

"RAUS, HAB ICH GESAGT!", brüllte ich nun und blickte ihn hasserfüllt an.

Nun drehte er sich jedoch seufzend um und verschwand lautlos; ohne etwas zu sagen.

Ich sank an der Wand hinab. Hasste ich ihn?! Hasste ich meinen ehemaligen besten Freund wirklich? Und das nur, weil er mir meinen Wunsch vor Augen führte, den ich eh nie erreichen konnte?

In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und mein Name gebrüllt. Sofort schaute ich auf und blickte meinen Chef direkt in die hässliche Fresse. Wie sehr ich hin hasste!

Er kam auf mich zu und zog mich auf die Beine. Ich war gut anderthalb Kopf kleiner als er und wesentlich schwächer; hätte keine Chance gehabt, auch wenn ich versuchte mich zu wehren.

"Das hast du ja fein hingekriegt!", schrie er mich an. "So schlecht bist du ewig nicht gewesen!"

Ich kniff die Augen zusammen und spürte nur noch einen harten Schlag in meiner Magengegend, eh zu keuchend zusammensackte; mir den Bauch hielt.

"Versager!", brüllte er und trat mich in die Seite, eh er davon rauschte und die Tür zuknallte.

Ich keuchte auf; konnte mich vor Schmerz nicht rühren; krümmte mich auf dem Boden. Ungehindert liefen Tränen über meine Wangen... Warum?! Warum nur immer ich?!
 

~~~~to be continued~~~~
 

Kommüs?^^" *lieb guck*

Danke für eure lieben Kommis^^ *sich riiiieeeesig gefreut hat* Hier is der nächste Teil; viel Spaß beim Lesen^^
 

Was die Zukunft bringen wird... Part II
 

Als ich die Bar durch den Hintereingang verließ, war es bereits spät in der Nacht.

Meine Augen waren rot geheult und mein ganzer Körper schmerzte, trotzdem lief ich schnellen Schrittes durch die kalte Nacht.

Ich zog meinen Mantel enger um mich, als Wind aufkam, der die allerletzten Blätter flattern ließ; vergrub die Hände in meinen Taschen.

Es ging mit großen Schritten auf den Winter zu. Der Himmel war sternenklar und ich konnte den Frost in dieser Nacht deutlich spüren. Ob es daran lag, dass mein Körper sowieso schon schmerzte? Ob ich dadurch die Kälte noch mehr spürte?

War letztendlich auch egal... Auf jeden Fall zog ich meine Schritte abermals weiter an; hielt mir beim Laufen den Magen. Dieser schmerzte besonders und meine Übelkeit wollte auch nicht verschwinden. Ich hatte mich in der letzten halben Stunde schon mehrmals übergeben müssen... So war ich eigentlich froh, dass ich immer zu Fuß ging. Ich war immer eine gute Dreiviertelstunde unterwegs; konnte frische Luft schnappen.

Ich seufzte tief; folgte mit dem Blick den weißen Wölkchen, die dann schnell in der Dunkelheit verschwanden. Mir schauderte und ich rieb meine Hände an einander.

Kurz stutzte ich; kniff die Augen zusammen. Plötzlicher Schwindel überfiel mich. Wieder hielt ich mir den Magen, als ich keuchend auf die Knie fiel. Ich zitterte am ganzen Körper. Der Schlag hatte wohl einiges in sich gehabt; mehr als ich vermutete...

Wieder kamen Würgreize in mir hoch. Ich kämpfte sie jedoch nieder; wollte nur noch nach Hause; etwas Warmes trinken; ab ins Bett. Zum Glück war Freitag, so konnte ich am nächsten Morgen ausschlafen, eh ich wieder arbeiten musste...

Weiterhin hielt ich mir meinen Magen, als ich mich wieder aufrichtete; ein paar Schritte lief.

Wie sehr wünschte ich mir jetzt jemanden her, der mich abholte, mich nach Hause brachte.

Plötzlich wurde ich mit hellen Lichtern von hinten angestrahlt. Ich blickte mich um und sah, wie ein schwarzer Sportwagen neben mir hielt und die Beifahrertür aufging. Ein Blondschopf blickte mich lächelnd an. "Willst du mitfahren?"

Ich schüttelte genervt den Kopf. "Nein danke. Verschwinde, Tohma.", wies ich seine Einladung ab. Was wollte der denn schon wieder?! Gerade jetzt, wo es mir so mies ging! Aber... wünschte ich mir nicht gerade noch jemanden her? Total genervt torkelte ich weiter; hustete leise.

Ich sah aus den Augenwinkeln, wie das Auto mir folgte.

"Aber...aber...", grinste Tohma nur, als er wieder mit mir auf gleicher Höhe war; neben mir herrollte. "Wer wird denn so abweisend sein?"

"Ich sagte ,verschwinde'!", zischte ich; hustete laut; spürte wie meine Beine wieder nachgeben wollten; drohte wieder zusammenzubrechen; hielt mich aber an einer Laterne aufrecht.

"Ich will dir nur helfen...", sprach Tohma und lehnte sich auf den Beifahrersitz; schaute mich an.

Ich blickte zur Seite. "Wie willst du mir denn bitte helfen?!", fragte ich und zog eine Augenbraue nach oben.

Der Blonde grinste weiterhin und klärte mich dann auf: "Ganz einfach. Dir geht's nich gut. Ich würd dich mit zu mir nehmen und dort könntest du mal richtig ausschlafen. Du glaubst doch jetzt echt nicht, dass du bei dir Ruhe hast, so wie du die Situation vorhin geschildert hast..."

Ich schluckte. Wieso hatte der Blödmann nur so verdammt recht?! Ich schwieg zu dem, was Tohma gesagt hatte jedoch und kämpfte mich langsam Schritt für Schritt vorwärts. Jeder Schritt fiel mir schwerer und wieder stieg diese Übelkeit in mir auf. Meine Hand krampfte sich wieder fester an meinen Magen, als ich plötzlich das Gleichgewicht verlor; mir wieder alles schwarz vor Augen wurde...

.............................................
 

Langsam schlug ich die Augen auf. Wo war ich? Was war passiert?

Es war dunkel an dem Ort wie ich war... Nur langsam gewöhnten sich meine Augen daran. Zu Hause war ich nicht, das war mir sofort klar. Aber wo war ich sonst?

Ich richtete mich auf, stand auf, ging zum Fenster und schob die Gardinen zur Seite. Der Mond stand noch hell am Himmel... Ich hatte wohl nicht lange geschlafen...

Mein Blick wanderte an mir hinab. In Jeans und T-Shirt stand ich da. Langsam schüttelte ich den Kopf; bereute es aber sofort wieder. Das laute Hämmern breitete sich bis zu meinen Ohren hin aus; langsam torkelte ich zum Bett zurück; setzte mich wieder; heilt mir den Kopf.

Ich hatte nen totalen Filmriss; wusste nicht mehr viel von dem letzten Abend... Oder besser gesagt, von der letzten Nacht. Was war passiert? Wieso war ich hier?! Viele Fragen schossen mir durch den Kopf; machten meine Kopfschmerzen auch nicht besser.

Ich schloss die Augen; konzentrierte mich. Langsam; ganz langsam klarten meine Gedanken auf; konnte das Wirrwarr, was in meinem Kopf herrschte, auseinanderpflücken. Dunkle Nacht... Schmerzen... ein schwarzes Auto... Meine Finger krallten sich fest in meine Schläfen... Diese Kopfschmerzen! Diese verdammten Kopfschmerzen!

Langsam ließ ich mich hintenüber fallen; dachte an gar nichts. Ich breitete mich auf dem breiten, weichen Bett aus; streckte alle Viere von mir und schloss die Augen. Meine Gedanken waren wieder total leer. Die Leere von vorher war wieder da... Ich seufzte leise, als die Tür plötzlich aufgeschoben wurde. Licht fiel ins Zimmer; ließ einen schmalen Spalt hell erleuchten.

Ich hob meinen Kopf und sah Tohma seinen Kopf durch die Tür stecken; ich grummelte laut, als er eintrat. Dieser jedoch ließ sich davon nicht stören und grinste mich an. "Wie ich sehe, geht es dir wieder besser..."

"Das hat nur den Anschein...", murmelte ich zurück und ließ meinen Kopf wieder hinüberfallen; stöhnte geplagt auf, als der hämmernde Schmerz zurückkehrte.

Tohma ließ sich neben mir aufs Bett fallen und blickte mich an. "Möchtest du etwas gegen Kopfschmerzen haben?"

Ich schüttelte geplagt den Kopf; versuchte seine Blicke, die ich förmlich spüren konnte, zu ignorieren. Ich wollte mir nicht helfen lassen; nicht von ihm. Ich war bis jetzt immer ganz gut alleine klar gekommen und ich wollte nicht, dass mir Tohma jetzt dazwischenfunkte. Auch wenn wir mal beste Freunde gewesen waren; das war lange Zeit her und nun trennten uns Welten von einander; ein großer Abgrund, der kaum mehr zu überwinden war. Er hatte ganz andere Lebensvorrausetzungen; konnte nicht verstehen, wie es mir ging.

"Warum... warum willst du dir nicht helfen lassen?", fragte Tohma mich dann plötzlich; riss mich aus meinen Gedanken.

"Warum sollte ich?! Du hast mir schon genug geholfen...", antwortete ich stur.

"Hab ich das...? Und was wäre, wenn es so wäre? Was wäre so schlimm daran...?", fragte er zurück.

Ja, was war eigentlich so schlimm daran, dass ich mir helfen ließ? Lag es an Tohma selbst, oder an meinen jetzigen Lebensverhältnissen? Oder vielleicht daran, dass ich das Gefühl hatte, dass er mich nicht verstand?

Einmal seufzte ich tief. "Hör zu Tohma.", fing ich an. "Ich bin dir sehr dankbar für das, was du schon für mich getan hast, aber bitte, lass mich nun in Frieden; lass mich mein Leben leben, wie ich es bisher auch getan habe..." Ich blickte ihn an; erkannte seine verständnislosen Blicke.

"Aber R..."

"Bitte..." Ich unterbrach ihn. "Bitte fang nicht wieder damit an." Ich wollte es einfach nicht hören; wollte es nicht schon wieder hören, wie sehr ich mich nach einem anderen Leben sehnte; wie gern ich Singen würde; meinen ganzen Frust einfach rauslassen würde... Beim Singen auf einer großen Bühne, dort würde ich das können. Das war mein sehnlichster Traum; war es immer gewesen und würde es auch immer sein. Aber genau daran wollte ich nicht erinnert werden; an etwas, was ich nie erreichen konnte, ohne in große Schwierigkeiten zu geraten.

"Hör zu Tohma, ich weiß, was du sagen willst... Aber diese Gedanken kannst du dir gleich abschminken. Es gibt kein ,Du und Ich'. Gibt es jetzt nicht, und wird es auch nie geben!"

Ich sprang auf, wollte meine Worte damit verdeutlichen, spürte dann aber wie Tohma mich wieder hinab aufs Bett zog. Er rührte sich nicht; war von meinen Worten gänzlich unbeeindruckt. Kühl blickte er mich an.

"Ryu... wovor hast du Angst? Was ist dir passiert, als du abgehauen bist? Irgendetwas muss passiert sein, was du nicht verdaut hast. Irgendetwas...", fragte der Blonde sanft.

Abermals sprang ich auf; nun ließ er mich. Wieder blickte ich zu Tohma hinab. "Jetzt komm mir bloß nicht, auf die Mitleidstour. Du kennst mich überhaupt nicht mehr; hast keine Ahnung, was ich durchgemacht hab. Du lebst in einer ganz anderen Welt als ich! Früher mögen wir mal auf gleichem Stand gelebt haben, aber das ist jetzt vorbei!"

Recht harte Worte, wie ich fand, aber Tohma rührte sich wieder nicht; blickte mich nur an.

Dann meinte er: "Ich möchte dir nur helfen, versteh doch. Mir tat es, so klein, wie wir waren, in der Seele war, dass wir uns trennen mussten, aber es war unumgehbar. Ich konnte einfach nicht anders!" Auch Tohmas Stimme hob sich langsam, als auch er aufstand.

"Ich weiß verdammt nicht, was passiert ist! Und ich möchte es nur wissen, um dir helfen zu können! Ich will mich im privaten Sinne nicht in dein Leben einmischen, es geht mir nur um dich! Deine ganzen Erinnerungen kannst du gern für dich behalten! Ich möchte nur einen Anhaltspunkt, woran es liegt, dass du so verklemmt bist!"

Ich wich zurück, als Toma mir näher kam; spürte schnell die kalte Wand an meinem Rücken.

"Jeder kann für seine Taten verurteilt werden; wirklich jeder! Du musst mir nur sagen, was war, dann können wir auch die Person in den Knast bringen! Ich will dir doch verdammt nur helfen!!!"

Fast stand Tohma vor mir. Nur noch ein Schritt trennte uns. Ich schluckte tief, als er auch diesen noch zurücklegte; hart mit einer Hand gegen die Wand neben meinem Kopf schlug.

Ich riss die Augen auf und kniff sie auch gleich wieder zusammen. Diese verdammten Bilder! Ich wollte sie doch einfach nur vergessen; für immer aus meinem Gehirn verdrängen!

Doch so sehr ich mich auch dagegen wehrte, umso heftiger schlugen meine Erinnerungen auf mich ein...

Ich spürte nur noch wie Tohma mir immer näher kam; sanft ein Bein zwischen meine drängte; zwar sanft, aber schon allein die Tatsache, dass es er tat, reichte, um ihn mit aller Kraft von mir zu stoßen; ihn entgeistert anzublicken. "Lass das!", rief ich; wenn auch schwach; ohne Kraft in der Stimme. Ich sah den Blonden noch zurücktaumeln; jedoch behielt er das Gleichgewicht, als ich spürte, wie meine Beine nachgaben und ich kraftlos an der kalten Wand hinabsackte; meine Beine anzog und mein Kinn darauf bettete.

Leise konnte ich hören, wie Tohma sich mir langsam wieder näherte; mir beruhigend eine Hand auf die Schulter legte und sanft sprach: "Ich möchte dir nichts Böses, glaub mir. Ich möchte nur wissen, was passiert ist, das dich so blockiert. Ich möchte den alten Ryuichi zurück; den, den ich von Früher kenne... Was hat dich so verändert?"

Diese Worte taten weh... Der Ryuichi von früher? Hatte ich mich denn so sehr verändert? Ich sah auf und mir stiegen Tränen in die Augen. Warum taten diese Worte nur so weh?!

Ich seufzte leise.

"Ich erinner mich nicht an viel...", fing ich an. "Ich schien wohl betäubt gewesen zu sein und als ich aufwachte, war ich in einem dunklen Raum; die Vorhänge vor die Fenster gezogen; nur das fahle Mondlicht fiel durch einen kleinen Spalt ins Zimmer; dann das breite, harte Bett..."

Ich brach ab; schluckte.

"An diesem Abend konnte ich wegen starken Fiebers nicht auftreten, was mein Chef natürlich nicht verstand. Ich hatte mir ziemlich was eingefangen gehabt und mir ging es richtig dreckig. Ich weiß auch nicht, wie ich in das Zimmer gekommen bin... Auf jeden Fall war ich da..." Wieder stockte ich; wollte nicht weiter reden...

Ich blickte zu Tohma auf. Mir traten Tränen in die Augen, als ich sprach: "Den Rest kannst du dir, glaub ich, denken..." Ich wand meinen Blick ab; wollte Tohma nicht in die Augen sehen.

"Du...du bist... vergewaltigt worden?", fragte er leise.

Ich nickte stumm; rang mit den Tränen und presste dann hervor: "Mehrmals... auf brutalste Weise..."

Stille... Es war totenstill im Raum, das Einzige, was ich nun hören konnte, war Tohmas Schlucken. "So ein Schwein!", zischte er; massierte beruhigend meine Schulter. Ich spürte, wie er zitterte. Dann sah er mich an. "Und dann...?"

"Am nächsten Morgen haben sie mich ins Krankenhaus gebracht, weil es mir immer schlechter ging... Dort haben sie den Schwestern erzählt, dass das ganze ein Arbeitsunfall sei und die Wunden durch die Tiger, mit denen ich arbeiten würde, entstanden wären... Als die Ärzte mich dann genauer untersuchten und feststellen, dass das alles nicht sein konnte, wie die Leute es erzählten, und begannen Fragen zu stellen, wurde ihnen unauffällig Geld zugespielt, damit sie bloß den Mund hielten... Auch mir wurde gedroht, damit ich ja nichts erzähle..."

Tohma schwieg wieder; schien zu bemerkten, wie mies es mir gerade ging. Betrübt senkte ich meinen Blick; rang nach wir vor mit den Tränen.

Auch Tohma schwieg immer noch. Was er wohl gerade dachte?

Plötzlich spürte ich, wie ich gepackt und fest gedrückt wurde. Heiser fiepste ich auf; spürte wie der Blonde mich fest an sich drückte; hörte seinen leisen Atem an meinem Ohr.

"Tohma... was?!", fragte ich verdutzt, doch er unterbrach mich: "Es tut mir Leid, Ryu. Hätt ich besser gar nicht erst gefragt..." Tohmas Stimme war leise; merkwürdig leise... Fast, als würde er... weinen? Aber... warum nahm ihn das so sehr mit? Was hatte er denn noch groß mit mir zu tun? Wir hatten uns doch total aus einander gelebt... Aber... ich hatte es ihm ja letztendlich aus freien Stücken erzählt...

Sanft schlang ich meine Arme um Tohmas Rücken; blinzelte meine Tränen weg. "Ist schon okay..."

"Nein Ryu." Tohmas Stimme wurde ernst, als er mich sanft aber bestimmt von sich wegdrückte. "Nichts ist okay. Sowas ist eine schwere Straftat! Es kann nicht mit rechten Dingen zu gehen, wenn sie einfach so im Raum stehen bleibt; ungerecht und ungesühnt. Du musst nur den Mut haben und zur Polizei gehen, dann kann es nur besser werden." Der Andere blickte mir tief in die Augen, während er sprach; strich mir sanft mit einem Finger über die Wange, jedoch schüttelte ich den Kopf.

"Was meinst du, was ich schon längst getan hätte, wenn es so einfach wäre?! Aber das ist es nicht. Die Leute, bei denen ich arbeite, sind sowas wie Mafiosi, die haben selbst bei der Polizei ihre Finger mit im Spiel; bestechen sie aufs Höchste. Wenn ich da an den Falschen gerate, bin ich fällig... So leicht geht das nicht...", antwortete ich.

Tohma hob erschrocken die Augenbrauen. "Wo bist du da nur reingeraten...?"

Abermals schüttelte ich den Kopf. "Ich weiß es nicht... Ich weiß es wirklich nicht..."
 

To be continued...
 

Kommis?^^""

Was die Zukunft bringen wird... Part III
 

Ich schloss die Augen, als das warme Wasser meinen Körper hinab lief. Wie ich nun so unter der Dusche stand, spürte ich erst, wie angespannt ich eigentlich gewesen war; denn wie nun das warme Wasser auf meine Muskeln traf, hatte ich das Gefühl, dass alles, alles das, was ich erlebt hatte, von mir abfiel.

War es doch gut gewesen, dass ich Tohma davon erzählt hatte? Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich ihm vertrauen konnte. Lag das wohl daran, dass wir früher unzertrennlich gewesen waren? Ein Herz und eine Seele...

Ich seufzte. Wie sehr wünschte ich mir, es könne wieder so sein...

So kalt es auch war, die Sonne stand hell am Himmel, als ich aus der Dusche kletterte; mich im Spiegel betrachtete. Abermals kamen mir die Gedanken, dass ich zum Kotzen aussah. Auch nach der warmen, ja, fast schon heißen Dusche, blass wie eh und je... Ich schüttelte resignierend den Kopf. Konnte ja eh nichts dran ändern...

Schnell zog ich die Sachen, die Tohma mir hingelegt hatte, über und kämmte meine Haare. Dann lief ich die Treppe hinab in Richtung Küche, von wo mir ein leckerer Geruch entgegen kam. Frühstück! Eindeutig! Wie ewig hatte ich das nicht mehr gerochen?! Normalerweise schlief ich bis Mittag und so war meine erste Mahlzeit meist das Mittagessen, wenn nicht sogar das Abendbrot... Je nachdem...

Neugierig streckte ich den Kopf durch die Küchentür; sah Tohma Zeitung lesend am gedeckten Tisch sitzen. Als ich eintrat, blickte er auf. "Oh... du bist schon fertig...?" Ordentlich faltete er die Zeitung zusammen und nahm seine Lesebrille von der Nase.

Schweigend setzte ich mich ebenfalls auf einen Stuhl. Mir war nicht ganz wohl bei der Sache; diesen Gedanken sprach ich auch zum ersten Mal in der letzen Zeit aus, sonst verschwieg ich diese ja immer; war es so gewohnt. "Ich hab ein schlechtes Gewissen..." Meine Stimme war leise, jedoch wusste ich genau, dass Tohma mich gehört hatte. Er nahm das Brötchenmesser und schnitt eines der Brötchen auf; legte es mir auf den Teller, eh er sich dann selbst eines aufschnitt.

Ich senkte meinen Blick und sprach dann: "Du hast mich aufgegabelt und mir soviel geholfen; mir zugehört... Ich weiß nicht, wie ich das alles wieder gutmachen kann..." Ich blickte verzweifelt auf; hoffte in Tohmas Augen eine Antwort zu finden.

Dieser lächelte mich jedoch nur freundlich an. "Das musst du nicht... Und jetzt iss...", meinte er und schmierte sich nun sein Brötchen.

"A.. Aber ich...", fing ich an, wurde aber von Tohma unterbrochen. "Essen!" Seine Stimme klang befehlend; ließ mich leicht zusammenzucken. Doch dann hatte er wieder diesen freundlichen Gesichtsausdruck und seine Stimme war sanft, als er sprach: "Du hast bestimmt Hunger und bist eh zu dünn..."

Ich zog eine Augenbraue nach oben und schnitt mir dann mit dem Messer ein Stück Butter ab. "Was interessiert es dich, ob ich zu dünn bin oder nicht?!", fragte ich dann aber verwirrt.

Tohma blickte von seinem Brötchen, das er gerade belegte, auf; sah mich todernst an.

"Dann komm ich mir immer so dick vor!", sprach er trübsinnig und grinste dann schief.

Zuerst stutze ich, musste aber im nächsten Moment heftig lachen; bekam kaum noch Luft. Ich hustete und fächerte mir Luft zu; wischte mir, nachdem ich mich beruhigt hatte, die Lachtränen aus den Augen. Wie ewig hatte ich nicht mehr gelacht; nie etwas zu Lachen gehabt...

Dem Blonden schien das zu gefallen. "Siehst du, wie schön Lachen ist, Ryuichi?"

Ich sah auf; nickte. Es schien ihn glücklich zu machen, mich lachen zu hören. Das stimmte auch mich etwas fröhlicher. Wenn ich ihm seine ganze Hilfe schon nicht mit Geld bezahlen konnte, dann wollte ich ihm wenigstens auf diesem Wege etwas wiedergeben.

Eine Weile schwiegen wir. Ich genoss die frischen Brötchen und den dampfenden Kaffe in vollen Zügen. Zwischendurch blickte ich einmal auf die Uhr. Es war fast 9.30 Uhr. Eigentlich viel zu früh, aber irgendwie... war es eine angenehme Uhrzeit. So begann man einen schönen Tag... Ich seufzte.

Tohma sah auf. "Sag mal..." Auch mein Blick fiel wieder zu ihm. "Was gedenkst du jetzt zu tun?"

Schnell senkte ich meinen Blick wieder. "Ich weiß nicht... Ich denke, ich brech die Schule ab... Dann hab ich etwas mehr Zeit... Außerdem werde ich mich gleich wieder auf den Weg zu meiner Wohnung machen..."

Ich konnte gerade noch sehen, wie Tohmas Blick ernst wurde. "Brech lieber deine ,Arbeit' ab, das bringt dir mehr!" Eh ich widersprechen konnte, sprach er weiter. "Genau...und nach Hause gehst du, um deine Klamotten zu holen."

Erschrocken sah ich auf; war nicht fähig etwas zu sagen. Was kam der denn wieder auf komische Gedanken?! "Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht kündigen kann..." Das war das erste Thema, was besprochen werden musste. Ich hatte das Gefühl, dass ich nun offener mit Tohma reden konnte und so tat ich das auch. "Das hab ich dir doch nun lang und breit erklärt."

"Wer sagt denn, dass du kündigen sollst?!", fragte Tohma und blickte mich katzenhaft an; grinste.

"Wie...?" Zu mehr war ich nicht fähig; verstand vorne und hinten nicht, auf was mein Gegenüber nun anspielte.

Dieser klärte mich aber auch sofort auf. "Was würden sie wohl sagen, wenn ihr bester Tänzer nicht mehr da wäre?!"

"Die würden mich umbringen...", antwortete ich wahrheitsgemäß; war noch immer leicht verwirrt.

"Und sie würden dich zu Hause suchen, richtig?!", fragte Tohma weiter; nippte an seinem Kaffee.

Ich nickte schweigend. Sie würden selbst meine Nachbarn ausfragen... Jedoch verschwieg ich diesen Gedanken.

Nach wie vor blickte der Blonde mich an; musterte mich nun. "Und was wäre, wenn sie dich dort nicht finden würden?! Auch nicht bei Freunden... nirgends? Wenn du einfach weg wärst?"

Ich hob unwissend und verwirrt die Schultern. "Ich weiß es nicht... Worauf willst du hinaus?", fragte ich ihn dann.

"Eigentlich auf nichts Besonderes... Auf nichts anderes, als auf das, worauf ich schon die ganze Zeit hinaus will..." Er schwieg kurz; nahm einen tiefen Schluck Kaffee. "Ich will, dass du hier wohnst, Ryuichi.", sagte er dann mit fester Stimme.

Ich zog eine Augenbraue nach oben; senkte meinen Blick wieder. Warum war führ ihn nur alles so einfach...? Und warum war es auch noch logisch, was er sagte?!

"Ich will nicht, dass dir etwas passiert...", sprach ich dann leise.

"Was soll mir passieren? Sie kennen mich doch gar nicht, und sie wissen auch nicht, wo du bist... Also bitte..."

Ich grübelte über das Für und Wider. Dafür sprach einiges... Mehr als dagegen, wie ich feststellen musste... Ich seufzte. "Ich will dir nicht zu Last fallen, ich kann dir das alles nicht zurückgeben, Tohma..."

"Doch... und du bist schon dabei, Ryuichi. Allein deine Anwesenheit reicht...", sprach mein Gegenüber leise; etwas verlegen.

Verwirrt blickte ich auf. "Aber... wie?" War das Einzige, was ich hervorpressen konnte.

Tohma lächelte sanft. "Ich bin hier immer allein. Ich hab dies Haus auch nur geerbt... Ich wollte es eigentlich nicht, aber... naja... nun wohn ich halt hier... Aber es ist verdammt einsam hier... Und ich hätte halt gerne etwas... Gesellschaft. Gerade auch hier in dieser ländlichen Gegend", erklärte er; lief dabei leicht rot an.

Nachdenklich blickte ich nach unten. Einen Versuch war es ja eigentlich wert... Wer hatte denn gesagt, dass es nicht klappen konnte?!

Ich konnte aus meinem Augenwinkel erkennen, wie Tohma sich noch ein Brötchen schmierte und sah dann auf. "Aber ich schlaf auf der Couch!"

Auch der Blonde sah grinsend, ob meiner Annahme, auf. "Neee, du bist mein Gast, du schläfst auf jeden Fall im Bett." Dann nahm er abermals einen tiefen Schluck seines Kaffees.

Ich schwieg kurz und sagte dann: "Dann schläft du neben mir." Von meinen Worten unbeirrt nahm ich mir selbst auch noch ein Brötchen; spürte stechende Blicke auf mir.

Tohma starrte mich über den Rand seiner Kaffeetasse an; fixierte mich regelrecht.

"Nun glubsch nicht so, ich weiß, was ich gesagt habe...", meinte ich gleichgültig und Tohma stellte die Tasse ab. "Darüber reden wir noch!", meinte er; reckte aber gleichzeitig seinen Nacken, der verdächtig knackte.

Locker stützte ich meinen Kopf auf meine Hand und lächelte ihn an. "Das ist meine einzige Bedingung. Ich möchte, dass du nicht auf der Couch schläfst, sondern neben mir, okay?!"

Resignierend schüttelte der Blonde den Kopf, sprach aber dann: "Na, wer kann so ein Angebot denn abschlagen?!" und zwinkerte mir zu.

Leicht rötlich angelaufen schüttelte ich den Kopf; schmierte mein Brötchen und biss dann herzhaft zu. Wie lange hatte ich nicht mehr sooo gut gegessen?!

Ich goss mir noch Kaffee nach, nachdem ich aufgegessen hatte: lehnte mich in meinen Stuhl zurück; blickte über Tohmas Schulter hinweg nach draußen.

Das ältere Haus stand mit ein paar anderen zusammen an einer ländlichen Straße. Drum herum war viel Wiese; etwas ganz anderes, als der Großstadttrubel New Yorks; Manhatten, Bronx, Brooklyn, Staten Island und Queens... Alles etwas anderes, aber jedes hatte etwas Gleiches an sich; den Trubel, den die ganzen unruhigen, wuselnden Menschen verursachten. Alles das hatte hier nichts zu sagen, so kam es mir vor. Dieses kleine Örtchen hier... Hier blieb für mich, der ich in der Großstadt aufgewachsen war, die Zeit stehen...

"Hey! Woran denkst du?!", rief Tohma mich aus meinen Gedanken. Ich zuckte zusammen und blickte ihn an. "Bist du hier hingezogen, nachdem du Brooklyn verlassen hast?"

Er nickte. "Ziemlich ödes Dörfchen hier...", sprach er dann und schüttelte den Kopf.

Jedoch widersprach ich ihm sofort. "Nein! Ich find es wunderschön hier... Es ist so friedlich... Ich hab das Gefühl, dass man hier alle seine Sorgen vergessen kann..."

Lange hatte ich nicht mehr so offen über meine Gedanken und Gefühle gesprochen. Seufzend musterte ich Tohma, der mich gerade nicht ansah. Er hatte sich kaum verändert. Das blonde Haar hing ihm noch genauso fransig in der Stirn wie früher auch. Und auch seine Augen waren die Gleichen geblieben. Endlos tief... einfach zum versinken... Sein, von einem T-Shirt verdeckten, Oberkörper ließ darauf schließen, dass er doch schon sportlich war. Nicht muskelbepackt, aber durchaus sportlich... Ich ertappe mich dabei, wie ich anfing zu schwärmen. In Gedanken schlug ich mir an den Kopf.

Wieder riss mein Gegenüber mich aus meinem Gedanken. Er lachte sanft. "Hey, du schwärmst!", meinte er lachend und blickte mich an.

Mein Blick wurde wieder klar und sofort lief ich ungewollt rot an. "Stimmt ja gar nich...", murrte ich.

Wieder lachte der Blonde. "Ne, is schon klar..."

War ich denn sooo leicht zu durchschauen?!

Die kleine Uhr in der Küche schlug 10 und ich erhob mich; fing an den Tisch abzuräumen. Tohma blickte mich verwundert an. "Was tust du?!", fragte er mich.

Ich schaute ihn an und fragte zurück: "Abräumen?! Was sonst?"

Kopf schüttelnd erhob auch er sich und nahm mir den Teller ab, den ich in der Hand hielt; berührte meine Hände dabei flüchtig. "Lass mich das machen. Du solltest dich noch etwas schonen."

Schnell schüttelte ich den Kopf; taumelte plötzlich leicht. Schnell war Tohmas Hand an meiner Schulter; stützte mich. "Siehst du?!", tadelte er mich dann und wies mich an, mich zu setzen. Sooo gut schien es mir doch wohl noch nicht zu gehen...

Als der Ältere von uns Beiden fertig mit dem Abräumen war, setzte er sich wieder zu mir. "Meinst du, du schaffst das, deine Sachen aus deiner Wohnung zu holen?"

Ich nickte. "Aber...wie komm ich hin?!", fragte ich dann.

"Ich bring dich...", sagte Tohma schnell. Jedoch schüttelte ich genauso schnell den Kopf. "Das ist zu gefährlich... Wenn sie mich erwischen, dann bin nur ich fällig... Ich... will nich, dass dir was passiert, Tohma...", antwortete ich dann leise; senkte den Kopf.

Ich spürte, wie eine Hand meine Wange berührte und sah auf. "Keine Angst, das wird schon... Und wenn's dich beruhigt, dann warte ich im Auto."

Ich seufzte und nickte dann zustimmend. Irgendwie war mir wohler, wenn Tohma mich begleitete...
 

Aufgeregt stand ich vor dem Hochhaus wo ich wohnte; gewohnt hatte. Immer noch war mir unwohl bei dem Gedanken, Tohma auf der Tasche zu liegen. Warum lag ihm nur so viel an mir? Warum konnte er mich nicht vergessen? Ich hatte ihn zwar auch nie vergessen, aber... Ich konnte meine Gefühle einfach nicht beschreiben... Einerseits war ich froh jemanden gefunden zu haben, dem ich vertrauen konnte; das jedenfalls hoffte ich... andererseits hatte ich auch Angst vor der Zukunft. Tohma konnte mich nicht ewig versteckt halten.

Ich seufzte, als ich hörte, wie Tohma ebenfalls ausstieg und um das Auto herumlief. Ich sah ihn an. "Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass du hier so nah am Haus parkst..."

Er sah mich nur an und grinste. "Mach dir darüber mal keine Gedanken. Ich weiß mich wohl zu verteidigen..."

Grinsend schüttelte ich den Kopf. "Du bist unverbesserlich.", meinte ich nur grinsend und schüttelte den Kopf. Kurz sah ich den Blonden an; musterte ihn unmerklich. Mein Blick blieb an seinen Augen hängen, die nun stur nach oben, auf das Dach des Hauses gerichtet waren.

"Hey!", sprach ich ihn an und packte sein Handgelenk. "Ich möchte aber, dass du auf jeden Fall hier wartest, okay?! Egal was passiert!" Meine Frage klang eher wie eine Aufforderung; wenn auch ungewollt.

Nun sah Tohma mich an; schwieg. Dann nickte er.

Ich lächelte sanft, ließ sein Handgelenk los und blickte ihn noch einmal fest an. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. Ich hatte oft Streit mit Eric, meinem Mitbewohner. Er war der Meinung, dass ich ihm gehören würde und alles tun müsse, was ihm gefiel. Zum Glück war das nur putzen, einkaufen und sonstige Sachen. Für andere Sachen war er meist zu fertig, da ich ja meist nur da war, wenn er abends aus dem Fitnessstudio kam. Dann war sein nächster Gang meist sofort ins Bett. Glück für mich... Ich wüsste nicht, was wäre wenn... Aber was tat man nicht alles, für ein Dach über dem Kopf.

Wieder seufzte ich. Mein Blick fiel nun auch das Haus hinauf. Abrupt sah ich aber wieder zu Tohma, näherte mich ihm schnell und gab ihm ein sanftes Küsschen auf die Wange. "Danke.", hauchte ich und lief dann schnell Richtung Eingang.

Wer hatte mich da denn gerade geritten??????? Ich spürte wie ich rot wurde, als ich um die Ecke des Hausflures, Richtung Fahrstuhl bog. Ich schüttelte verwirrt den Kopf und rief den Fahrstuhl nach unten. Ich würde Tohma nie wieder in die Augen schauen können... Ich hatte ihn...geküsst... wenn auch nur ein kleiner Schmatzer war... Aber... Wieder schüttelte ich den Kopf, als ich den Fahrstuhl betrat; hoch in den vierten Stock fuhr.
 

Langsam schob ich den Schlüssel ins Schloss; wusste nicht, ob Eric da war. Wenn er da war, hatte ich die Hoffnung, dass er noch schlief. So wollte ich ihn nicht wecken. Und wenn nicht da war, hatte ich halt Glück.

Genauso langsam drehte ich den Schlüssel, als die Tür plötzlich aufgerissen wurde; ich erschrocken den Schlüssel losließ und zurücksprang. Ich sah noch oben in fies glitzernde Augen; schluckte tief.

"H...Hi...", meinte ich leise, eh mir entgegen gewettert wurde: "Wo kommst du denn jetzt her?! Es is nach 12 Uhr Mittag!" Ich sah zu dem größeren Mann, mit den kurzen, blonden Haaren hinauf.

Ich nickte. "Darf ich erstmal reinkommen?!" Wenn er schon brüllen musste, dann wenigstens nicht hier auf dem Flur.

Eric nickte und trat einen Schritt zur Seite; beobachtete jedoch jede meiner Bewegungen. Hinter mir knallte er die Tür ins Schloss; lehnte sich dagegen; fixierte mich regelrecht. Ich drehte mich nicht um; wartete darauf, dass er etwas sagte, was er auch schnell tat. "Und wo bist du gewesen?!"

Ich schüttelte den Kopf. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht.", gab ich patzig zurück; hätte mir am liebsten auch sofort den Mund zugehalten. Wenn ich etwas im Leben gelernt haben sollte, dann war es, die Klappe zu halten...

Mit diesen Worten lief ich Richtung Schlafzimmer; zog eine Reisetasche unter dem Bett hervor und warf ein paar Kleidungsstücke ungeachtet hinein. Ich spürte Blicke in meinem Nacken und wurde kurz darauf gefragt: "Was machst du?!"

Ich blickte mich um und sah Eric am Türrahmen lehnen. "Packen... Siehst du doch...", sprach ich monoton; mir war gerade alles egal! Immer hab ich mir alles gefallen lassen! Irgendwann durfte damit doch auch mal Schluss sein, oder?! Jetzt konnte Eric mich mal, und das kreuzweise!

Dieser fand meinen Entschluss einfach Auszuziehen, wohl nicht so witzig. "Und wo willst du bitte hin?! Du findest nicht so leicht ne Wohnung, weil du es dir eh nicht leisten kannst!"

Ich seufzte. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht.", wiederholte ich und lief dann fix ins Bad; packte dort meine Sachen zusammen. Als ich wiederkam, stand Eric direkt vor meiner Tasche; blickte auf mich hinab, ließ seine Muskeln spielen.

Unbeeindruckt lief ich um ihn herum, warf die Sachen in die Tasche und richtete mich dann auf, nachdem ich den Reisverschluss zugezogen hatte. "Du machst mir keine Angst mehr.", sprach ich sicher, packte die Tasche und wollte an ihm vorbei Richtung Tür laufen, als er mich am Handgelenk festhielt. Ich kniff bei dem festen Griff die Augen zusammen und ließ die Tasche fallen. "Lass das! Du tust mir weh!!", rief ich; wollte mich lösen; spürte jedoch wie sein Griff fester, ich plötzlich herumgerissen und gegen den Schrank gedrückt wurde. Eric sah mich böse an. "Wer sagte denn, dass du gehen darfst?!"

Ich sah ihn an; ignorierte die Schmerzen an meinen Schultern, die er fest gegen den Schrank presste. "Ich sag das!", spie ich ihm schon fast entgegen; versuchte ihn von mir weg zuschupsen, was mir aber nicht gelang. Er stand wie ein Fels in der Brandung; blitzte mich an.

"Du hast hier überhaupt nichts zu sagen!", brüllte er schon fast.

Ich seufzte. "Immer das Gleiche... bla bla bla...", murmelte ich; schloss die Augen; versuchte auf diese Weise ihn los zu werden; wehrte mich nicht mehr.

Kurz regte Eric sich gar nicht, bis er dann verächtlich knurrte.

Ich öffnete die Augen, kniff sie im nächsten Moment aber auch sofort wieder zusammen, als eine seiner Hände ausholte und mir eine heftige Backpfeife verpasste. Mein Kopf fiel zur Seite; ich jedoch schwieg; nahm es äußerlich hin, während ich innerlich brodelte.

"Ich sagte doch, ich lass dich nicht gehen! Seh es endlich ein! Du bleibst hier! Und damit Schluss!", brüllte er wieder.

Langsam öffnete ich ein Auge; blitzte ihn an. Ich konnte spüren, dass ich einen Arm bewegen konnte, weil er meine Schulter losgelassen hatte. "Niemand hat das Recht, jemanden fest zu halten, wie es ihm passt! Niemand! Und so auch nicht du!" Ich ballte meine Hand zur Faust; wusste, dass es mir gleich mehr wehtun würde, als ihm. "Und soll ich dir mal was sagen?!"

Eric blickte mich etwas verwirrt an.

"Du kannst mich mal!", rief ich ihm entgegen und holte aus; traf dessen Kinn und er taumelte unerwarteter Weise zurück.

Ich reagierte schnell, packte meine Tasche; ließ sie jedoch gleich wieder fallen, als ein stechender Schmerz meine Hand durchfuhr. Verdammt!

Schnall packte ich sie mit der anderen Hand und lief aus dem Zimmer; hörte Eric noch meinen Namen rufen.

"Verklag mich doch wegen Körperverletzung!", rief ich zurück; grinste dabei.

Ich wusste sehr gut, dass er, als regelmäßiger Kraftsportler, schnell wieder auf den Beinen war, so nahm ich nicht den Aufzug, sondern lief über die Treppe nach unten. Immer noch wunderte es mich, dass ihn mein Schlag überhaupt gekratzt hatte. Eigentlich hasste ich Schläge von Kindesbeinen an, aber gerade wusste ich mir nicht anders zu helfen.

Als ich das Haus verließ, ließ Tohma sofort den Motor an; er sah wohl, dass ich es eilig hatte. Eh die schwere Haustür zuviel, hörte ich Erics Stimme und seine Schritte im Treppenhaus.

So schnell ich konnte lief ich zum Auto, warf die Tasche auf den Rücksitz und sprang selbst vorne hinein. "Schnell! Fahr!", wisperte ich atemlos und sofort drückte Tohma aufs Gaspedal.

Ich sah Eric noch aus der Haustür rennen; wütend winken, eh ich mich in den Sitz zurückfallen ließ und mich erstmal anschnallte. Dabei spürte ich wieder, wie ein stechender Schmerz meine Hand durchschoss. Zischend hielt ich mir das Handgelenk. Verdammt!

"Alles in Ordnung?!", hörte ich Tohma fragen.

Verwirrt blickte ich zur Seite und lief im ersten Moment rot an. Sofort hatte ich meine blöde Idee mit dem Schmatzer wieder vor Augen. So blickte ich schnell wieder zur Seite, eh ich antwortete. "Ja, fast ohne Komplikationen...", murmelte ich und hielt mir das Handgelenk.

"Das sieht für mich aber anders aus.", meinte der Blonde und nickte zu meinem Handgelenk. "Und ne rote Wange hast du auch...", setzte er dann noch hinzu.

Diese hielt ich mir auch sofort. Sie war ganz warm; schien wohl mächtig rot zu sein.

"Wie du schon sagtest...", fing ich dann an. "Ich weiß mich wohl zu verteidigen... Aber... guck auf die Straße...!", setzte ich schnell hinzu, als Tohma haarscharf an einer alten Dame vorbeipeste.

Dieser grinste schief. "Tu ich doch... Aber dein Handgelenk... Das möchte ich mir zu Hause mal anschauen, ja?!"

Ich seufzte; ließ mich wieder in den Sitz zurücksinken; schloss die Augen. Zu Hause... wie gut sich das anhörte...
 

Ich schlug plötzlich die Augen auf, als ein Ruckeln mich weckte und erschrak; zuckte zusammen.

"Hey... Beweg dich nich so viel...", hörte ich Tohma murren. "Willst doch nich, dass du runterfällst, oder?"

Ich sah nach rechts; direkt in Tohmas leuchtende Augen. Runterfallen? Und warum ,lag' ich? Warum war mir Tohmas Kopf so nah?

Plötzlich fiel es mir wie Schuppen aus den Augen. "W...warum trägst du mich?!", fragte ich verwirrt.

Langsam ließ der Blonde mich runter; setzte mich sanft auf dem Boden ab. "Du hast geschlafen, deshalb."

Verwirrt zog ich eine Augenbraue nach oben. "Geschlafen? Ich?"

Tohma lachte. "Ja, gerade im Auto...", meinte er und stellte, die nebenbei getragene Tasche vor der Haustür ab; schloss auf und ließ mich eintreten. Instinktiv wollte ich nach meiner Tasche greifen, aber Tohma kam mir zuvor; schob mich in den Flur hinein. "Du gehst ins Wohnzimmer und ich bring deine Tasche nach oben.", sprach er, während er mich Richtung Wohnzimmer schob.

Eh ich widersprechen konnte, war er auch schon die Treppe hinauf verschwunden.

Ich ließ mich auf das Sofa fallen; seufzte. Nun war ich wieder hier; konnte nie mehr dahin zurück, wo ich die letzte Zeit gewohnt hatte; wollte das aber auch gar nicht. Wieder rieb ich mir das schmerzende Handgelenk.

Bald kam auch Tohma pfeifend wieder die Treppe hinab, kam zu mir ins Zimmer gehüpft.

Ich blickte ihn verwirrt an. "Na, dir scheint es ja gut zu gehen.", meinte ich.

Dieser blickte mich an; kniete sich vor mich hin und nahm meine schmerzende Hand in seine. "Ich freu mich halt über Gesellschaft. Und dann auch noch so gut aussehende.", grinste er und zwinkerte mir zu.

Prompt lief ich rot an, wand meinen Blick ab.

Tohma lachte und drehte dann meine Hand. Ich keuchte leise auf, als es plötzlich im Handgelenk zog. "Uh... Du scheinst ja mächtig zugehauen zu haben...", lachte der Blonde wieder.

Ich musste grinsen. "Ich glaub aber, dass mir das mehr wehgetan hat, als ihm."

Sanft strich Tohma mit seinem Daumen mein Handgelenk entlang. Ich kniff sofort die Augen zusammen.

"Hm... Ich denk mal, du hasst Ärzte noch genauso wie früher?!", fragte mein Gegenüber mich und sah auf.

Ich nickte heftig und musste dann lachen. "Hat sich nichts dran geändert."

Auch Tohma lachte. Ein angenehmes, etwas kehliges Lachen wie ich fand. Sofort lief ich wieder rot an. Böse Gedanken!

Grinsend zog Tohma aus seinen mitgebrachten Notfallkoffer einen Druckverband hervor; wickelte diesen geschickt um mein rechtes Handgelenk. "Dann muss ich das wohl machen..."

Ich nickte; verschwieg jedoch, dass es mir wesentlich lieber war. Ich genoss seine warmen Hände, die meine kalten öfter streiften, wenn auch wohl eher unabsichtlich...

Nach kurzer Zeit erhob er sich; die warmen Hände waren weg... einfach weg. Ich blickte ihn an. "Ich komm ja gleich wieder...", meinte er und strich über mir über die Wange; lief dann wieder die Treppe nach oben.

Ich sprang verwirrt auf. "Was denkst du eigentlich von mir?!", rief ich ihm hinterher.

Der Blonde antwortete sofort. "Ich hab nur deinen Blick gedeutet, mit dem du mich angeschaut hast, als ich den Verband fertig hatte!"

Ich lief rot an und lief mich mit einem "Hmpf!" auf das Sofa zurückfallen; zog die Beine an.

Tja, nun saß ich hier... Und wie ging es nun weiter...? Irgendwie wünschte ich mir Tohmas Nähe herbei; wollte einfach Wärme spüren; Wärme, die ich in den letzten Jahren nie erfahren hatte. Und ich hatte das Gefühl, dass Tohma mir diese besonders gut geben konnte. Bei ihm fühlte ich mich geborgen; sicher. Warum auch immer... Von Eric bin ich nie in den Arm genommen worden... Außerdem war ich zu niemanden je so offen gewesen, wie zu Tohma in den letzten Stunden.

Ich erschrak, als sich plötzlich ein Arm um meine Schulter legte. Verwirrt sah ich nach rechts und blickte wieder direkt in Tohma tiefe, grüne Augen. Wie schon fast zum Spaß lief ich abermals rot an und fragte: "Was wird das?"

"Ich geb dir die Nähe, die du dir gerade wünscht... Ich mag es nicht, wenn du so apathisch in der Gegend rumsitzt...", antwortete dieser und zog mich auch sofort näher an sich.

Seufzend lehnte ich meinen Kopf an dessen Schulter; klammerte mich an Tohmas Arm; wusste selbst nicht so ganz, warum... warum wusste er immer nur genau, was ich mir gerade wünschte? War ich soo durchschaubar?! Was war denn, wenn ich mal...? Ich verdrängte meine Gedanken; konnte so seine Nähe besser genießen... Ich schloss die Augen; konnte alles um mich herum vergessen.

Ich spürte, wie der Blonde sanft meinen Kopf kraulte und ein: "Ach ne... So unnahbar, wie du immer tust, bist da gar nich...", nuschelte.

Ich grummelte leise; dachte an gar nichts... Mein Kopf war leer... bis auf... Eine Frage begann ich mir zu stellen: Begann ich etwa, mich zu... verlieben???
 


 

Kommis?^^""

Was die Zukunft bringen wird... Part IV
 

Mein Tagelablauf normalisierte sich allmählich...

Ich war nun schon eine Woche bei Tohma und begann langsam mich sichtlich wohl zu fühlen; ich redete und vor allem lachte mehr. Ich spürte, dass auch Tohma glücklich darüber war.

Die Schule hatte ich zwar sicherheitshalber auch abbrechen müssen, aber... naja... was sollte ich machen? Man konnte ja nicht alles haben...

Ich begab mich deswegen immer öfter auf Jobsuche und hatte innerhalb einer Woche auch schon mehrere Vorstellungsgespräche, bei denen es jedoch geblieben war.

An den Tagen, wo ich nichts zu tun hatte, machte ich mich freiwillig an die Hausarbeit; hatte sogar Spaß dabei. Es war einfach schöner ein helles, warmes Haus sauberzumachen, als eine alte, dunkle Wohnung.

Meine Hand war soweit ganz gut geheilt; hatte nur noch einen leichtern Verband ums Handgelenk gewickelt, auf den Tohma bestand, weil er der Meinung war, dass, wenn ich schon immer durchs Haus wuseln musste, es einfach sicherer wäre...
 

So war auch dieser Morgen normal für mich... dachte ich jedenfalls...

Irgendetwas weckte mich... Ein nervtötendes Piepen...

Genervt drehte ich mich auf die andere Seite; zog mir das Kissen über das Ohr; aber das Piepen hörte und hörte nicht auf... Knurrend drehte ich mich abermals um, öffnete ein Auge und stupste den Blonden neben mir an. "Toooohma... Dein Wecker..."

Dieser regte sich jedoch nicht wirklich... und der Wecker piepte und piepte.

Schnell schnappte ich mir mein Kissen und warf es ihm an den Kopf. Tohma brummelte etwas Unverständliches und griff nun endlich nach links; stellte den Wecker ab.

Ich seufzte zufrieden. legte meinen Kopf schon automatisch auf Tohmas Bauch und schlief noch etwas weiter, ehe der Blonde letztendlich aufstand und sich auf den Weg zur Arbeit machte.

Wie jeden Morgen schaute er noch einmal im Schlafzimmer vorbei; strich mir einmal durch die Haare und meinte leise: "Bis nachher."

Dieses mal nuschelte ich etwas Unverständliches; hatte noch 3 Stunden Zeit, bis zum Aufstehen.
 

Ich wurde wieder wach, als die Sonne ins Zimmer schien.

Langsam öffnete ich ein Auge; blinzelte. Igitt, war das hell!

Müde setzte ich mich auf und blickte mich um; ordnete Gegenwart und Traum in meinem Kopf.

Verträumt schwang ich die Beine aus dem Bett und stutzte. Warum war die Schlafzimmertür offen?! Und wo war der Kater???

Lenny war der Kater des Nachbarhauses. Da das ältere Ehepaar aber nun im Urlaub war, hatten sie Tohma und mich darum gebeten, auf ihren Kater aufzupassen. Normalerweise schlief er am Fußende des Bettes und stand nicht eher auf, bis ich auch auf den Beinen war. Also wo war er jetzt?

Schnell sprang ich vom Bettrand auf, schnappte mir meinen Morgenmantel vom Türharken und lief hinab.

"Lenny?!", rief ich immer wieder. Wo war er nur?

Als ich ins Wohnzimmer kam, kam ich nicht drum herum zu grinsen. Da lag das faule Vieh doch echt schlafend auf der Couch. Ich schüttelte den Kopf und setzte mich neben den Kater; kraulte ihn sanft. Müde hob er seinen Kopf und blickte mich an; schnurrte leise; legte dann seinen Kopf auf meinen Schoß. Ich lachte leise. "Komm, lass mich gehen, Tiger..." Mit diesen Worten schob ich seinen Kopf von meinem Schoss: machte mich selbst fertig.

Angezogen kam ich die Treppe wieder nach unten. Zum Frühstücken hatte ich keine Lust, so gab ich erst dem Kater etwas zu fressen, eh ich mich vor Tohmas CD-Sammlung niederließ und nach einer geeigneten CD suchte. Heute wollte ich einmal einfach nichts tun; einmal richtig faul sein.

Vorsichtig zog ich eine CD aus dem Regal, als mir plötzlich ein Fotoalbum entgegen fiel.

Etwas verwirrt hob ich es auf und schlug es auf; war doch neugierig, was sich dort drin befand. Als aller erstes fielen mir uneingeklebte Fotos entgegen. Interessiert hob ich sie auf und stutzte. Das war doch ich...als kleiner Junge...?! Tohma, was du nicht alles so noch hattest... Ich schaute weiter und musste lachen. Karneval! Tohma als Cowboy und ich als Indianer... Ich schüttelte grinsend den Kopf. Ob er wohl alles aufbewahrte?

Das war ne schöne Zeit gewesen... Tohma und ich waren zwar nie in einer Klasse gewesen, jedoch wohnten wir immer im gleichen Haus; sahen uns jeden Tag... bis Tohma irgendwann wegzog. Seit dem hatte ich nichts mehr von ihm gehört... Bis vor einer Woche. Ich seufzte sehnsüchtig; ertappte mich schon wieder bei den Gedanken, dass ich mir Tohma herwünschte; mir einfach wünschte, er wäre bei mir... Abermals seufzte ich; blätterte weiter. Wieder stutzte ich. Abermals ein Foto mit Tohma und mir. Auf diesem waren wir nun etwas älter. Das musste wohl kurz vor Tohmas Abreise gewesen sein. Hand in Hand strahlten wir beide darauf in die Kamera. Schönes Foto... Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie Lenny sich langsam anschlich; beobachtete mich. Ich drehte mich zu ihm herum und in dem Moment war es auch schon zu spät. Blitzschnell hatte der Kater sich das Foto geschnappt und verschwand damit. "Lenny!!!", rief ich ihm hinterher, war wie vom Blitz getroffen auf den Beinen; rannte dem Kater hinterher, die Treppe hoch.

Als ich jedoch oben war, war der Kater lange weg... samt Foto.

"Lenny? Lenny, wo bist du?!", rief ich immer wieder. Wo war er nur? Und wo war das Foto?!

Mein erster Gang war ins Schlafzimmer. Dort lag er eigentlich gern auf dem Bett... eigentlich... Nur natürlich jetzt nicht... Danach blickte ich unters Bett; auch hier kein Kater...

"Lenny... Tiger?! Wo bist du?!"

Plötzlich hörte ich, wie die Schlafzimmertür aufging und sah noch einen grau-weißen Schwanz hinter ihr verschwinden. Schnell machte ich auf dem Absatz kehrt und rannte dem Tier hinterher die Treppe hinab. "Bleib stehn! Oder ich koch dich zum Abendbrot!!!", rief ich dem Vieh hinterher, wusste aber selbst, dass das alles umsonst war, weil der Kater eh nicht stehen blieb.

Im Wohnzimmer sah ich nun auf der Sessellehne thronen. Ich grinste hämisch, als ich mich von hinten an den Kater heranschlich, in der Hoffnung, dass ich mich nicht bemerkte.

Dies tat er zwar, wenn auch nur im letzten Moment, so bekam ich ihn, mit einem elegant uneleganten Faller über die Sofalehne zu fassen und zupfte ihm das nassgesabberte Foto aus dem Maul. "Böser Kater!", schimpfte ich mit ihm und ließ ihn dann laufen; hatte ja das, was ich wollte.

Ich blieb einfach mal blöde auf dem Boden liegen und besah mir das Foto. Glücklich... Das war der erste Gedanke, der mir nun kam. Glücklich waren wir gewesen; ich jedenfalls... Aber wie ging es Tohma? Er war immer zu jedem freundlich... Schon immer gewesen. Ich wusste nie, wie er wirklich denkt; wie es aussieht, wenn er jemanden wirklich, aus tiefstem Herzen mag... vielleicht sogar... liebt...

Deprimiert ließ ich meinen Kopf auf den Fußboden fallen. Nicht schon wieder solche Gedanken! Tohma war nicht schwul!... Obwohl... ich war es ja auch nicht...! Aber was hatte der Blonde nur an sich, was mich so anzog?! Die immer freundliche Art vielleicht? Die Art, wie er zu vielen war?! Seine Augen reichten schon, um...

Ich seufzte. Wie verwirrend Gefühle sein konnten, wenn man sie nicht zu ordnen wusste!

Resignierend geknickt stand ich auf und ließ mich dann vor dem Wohnzimmerschrank wieder nieder. Irgendwo hatte ich doch mal... Aha!

Lächelnd zog ich einen Glasbilderrahmen hervor; putzte einmal kurz mit dem T-Shirt hinüber. Trotz, dass es draußen kalt war, lief ich zu Hause immer nur mit T-Shirt und Jeans herum; war es mir mit Pulli doch einfach zu unpraktisch und zu unbequem...

Ich steckte das Foto in den Bilderrahmen; stellte diesen auf den Wohnzimmertisch; grinste zufrieden. Die restlichen Fotos packte ich nun wieder zusammen; sah mich vorher noch nach dem Kater um, von dem jedoch keine Spur war. Ich schüttelte den Kopf und legte das Fotoalbum nun wieder ins Regal zurück; tat die rausgesuchte CD in die Stereoanlage.

Ich blickte mich um. Mein Blick fiel Richtung Küche. Ja, ein guter Tee, war doch etwas Feines.

Gesagt, getan und ein paar Minuten später lag ich mit einer weichen Decke auf dem breiten Sofa, schlürfte meinen Tee und summte leise bei der Musik mit. Wie ich nun so lag, kam natürlich auch Lenny wieder angekrochen; wollte gekrault werden.

Ich hob den Kater lächelnd auf meinen Bauch; kraulte ihn sanft. Diesem fielen langsam wieder die Augen zu. Ich lachte leise. "Du bist ganz schon dreist, blöder Kater... Erst frech werden und sich dann wieder einschleimen...", sprach ich zu ihm und er öffnete ein Auge, fixierte mich; schloss es dann aber wieder resignierend. "Hm...?" Ich strich ihm sanft über den Kopf. "Ich kraul dich... und wer krault mich?!"

Lautlos stellte ich meine leere Teetasse auf dem Wohnzimmertisch ab, um den Kater nicht zu wecken. Dann ließ auch ich mich hintenrüberfallen; schloss die Augen; spürte, wie ich langsam ins Traumland wegdriftete.
 

Ich wurde wach, als ich von irgendwoher meinen Namen wispern hörte. Verträumt öffnete ich ein Auge und erschrak.

"Hey, ganz ruhig... Ich bin's doch nur...", hörte ich Tohma sagen.

"W...wo kommst du denn plötzlich her?!", fragte ich ihn verwirrt; blickte mich dann um. Es war dunkel... War es Abend? Nur der Kamin flackerte vor sich hin; ließ den Raum in gemütliches Licht fallen.

"Es ist halb 9, Ryu... Ich bin schon zwei Stunden wieder da. Du hast tief und fest geschlafen und da wollte ich dich nicht wecken. Sahst einfach zuuu niedlich aus.", meinte der Blonde und zwinkerte mir zu.

Wie auf drei lief ich rot an. "Lass das...", murmelte ich und schwang die Beine von der Couch. "Du weißt doch, dass ich das nicht mag..."

Tohma lachte. "Aber wenn es doch stimmt...!" Mit diesen Worten ließ er sich neben mich auf das Sofa fallen.

Ich schwieg zu seinen Worten. Eigentlich hatte ich ziemlichen Hunger, hatte jedoch keine Lust, aufzustehen. Seufzend ließ ich meinen Kopf zurück an die Lehne fallen; spürte wie Tohma mich nun ansah. Ich blickte ihn an. "Was denn?!", fragte ich.

Dieser schüttelte den Kopf und lächelte. "Nichts... Ich dachte nur gerade, dass du dich äußerlich kaum verändert hast..." Er nahm den Fotorahmen vom Tisch, zog ein Bein an; bettete sein Kinn darauf.

Ich zog verwirrt eine Augenbraue nach oben. "Mag sein, dass du Recht hast, aber... innerlich bin ich ein ganz anderer Mensch geworden..." Mein Blick ruhte auf Tohma, dessen Augen im Licht des Kaminfeuers noch schöner wirkten; langsam zog ich die Beine wieder auf die Couch, drehte mich seitlich zur Lehne, lehnte mich mit dem Kopf dagegen und zog meine Beine in einen Schneidersitz.

"Ich glaube, du irrst dich, Ryu... Ich denke nicht, dass du dich so sehr verändert hast, wie du denkst. Ich glaube, innerlich bist du immer noch der kleine Junge, den ich damals so gemocht hab. Sicherlich haben wir beide einiges im Leben dazu gelernt, aber ich denke, dass du, im Gegensatz zu mir, dem kleinen Ryuichi ähnlicher bist, als ich dem kleinen Tohma..." Der Blick des Blonden blieb auf dem Foto hängen; er sah mich nicht an, als er sprach.

Ich seufzte. "Du wolltest, dass ich das Foto finde, nicht?!", äußerte ich meine Vermutung; sah nur, wie Tohma nickte.

"Bin ich so leicht zu durchschauen?!", fragte ich ihn dann.

Der Blick des Älteren blieb weiter auf dem Foto hängen. "Nein...", sprach er leise. "Ich hab nur drauf gehofft, dass du es findest... Ich wusste nicht, wie du reagieren würdest... Ich wusste nur, was der kleine Ryuichi machen würde. Und dieser hätte genau das gemacht, was du getan hast." Nun hob Tohma seinen Kopf. "Ich habe gebetet, dass du so reagieren würdest. Ich weiß nun, dass du dich von dieser Art her kaum verändert hast... Ich weiß, dass du jetzt noch genauso an mir hängst, wie damals auch... Und das beruhigt mich ungemein, weißt du?!"

Dieses Mal war es an mir, den Blick zu senken. Ich sprach leise: "Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich an dir hänge, Tohma..." Ich faltete meine Hände in meinem Schoß zusammen. "Wahrscheinlich häng ich mehr an dir, als dir lieb ist..." Tohmas verwirrte Blicke konnte ich spüren, obwohl ich ihn nicht ansah.

"Frag besser gar nicht erst nach, okay?!", bat ich ihn; wollte nicht über meine Gefühle reden, wo ich mir selbst noch nicht ganz sicher war.

Ich konnte aus den Augenwinkeln erkennen, wie der Ältere den Rahmen zurück auf den Tisch stellte und sich nun ganz zu mir hindrehte. "Also in diesem Falle, hast du dich eindeutig verändert. Früher hättest du es mir erzählt..." Seine Stimme klang schon fest etwas beleidigt, weswegen ich aufsah und ihn verwirrt anblickte; wollte ihn auf keinen Fall verletzen.

Diesen Moment nutzte der Blonde auch sofort und gab mir einen kurzen Kuss auf die Lippen.

Ich riss die Augen auf. "W...was...?", brachte ich hervor: sah Tohma verwirrt an.

Dieser schüttelte den Kopf. "Entschuldige... es kam grad so über mich... tut mir leid."

Ich tat es ihm gleich und schüttelte ebenfalls den Kopf. "Musst dich nicht entschuldigen... Ich hab schließlich damit angefangen..." Ich spielte damit auf den ersten Tag an, an dem ich bei ihm war; der Tag an dem ich ihn zum Dank auf die Wange geküsst hatte. Ich hatte mich gewundert, dass Tohma es nie zur Sprache gebracht hatte... und nun... sowas?! Was fing ich jetzt auch damit an?!

Tohma lachte leise; sah mich dann aber ernst an. "Wie sollte ich deinen Kuss letztens eigentlich deuten?!"

Prompt lief ich wieder rot an; wand meinen Blick ab. Ich wusste es! Ich wusste, dass so etwas kam!

"Ich... äähm..." Ich steckte nun wirklich in Erklärungsnot. "Ich...äh... seh es als ,danke schön' für deine Hilfe, okay?!"

Tohma grinste. "Hm... is ja schon fast schade..."

Verwirrt blickte ich zu dem Blonden hinüber. "Wie...?"

Tohma schwieg; blickte Richtung Kamin. Ich konnte erkennen, wie seine Augen im Licht des Kaminfeuers strahlten; sich das Feuer in ihnen widerspiegelte. Verträumt seufzte ich auf; zog damit seine Aufmerksamkeit auf mich. Nun haftete sein Blick auf mir; sah mich fast wie in Trance an. Ich legte den Kopf etwas schief; hoffte, dass er dadurch aufhören würde, mich so zu fixieren.

Auf Tohmas Lippen jedoch stahl sich dadurch ein breites Grinsen, als er sich mir leicht näherte.

Verwirrt zog ich eine Augenbraue nach oben.

"Hm... tja, weißt du, manche Personen verstehen so etwas falsch und würden es schamlos ausnutzen...", grinste Tohma und näherte sich mir weiterhin. Kurz vor meinem Gesicht hielt er an und wisperte leise: "Aber so einer bin ich nich..." Dann spürte ich nur noch, wie er sanft seine Lippen auf meine drückte; verspielt an meiner Unterlippe knabberte.

Mir lief es eiskalt den Rücken runter, als ich etwas schüchtern meinen Mund leicht öffnete. Was ging hier eigentlich vor? Was wurde das? Warum Tohma? Warum ich? Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf... aber war es nicht eigentlich das, was ich schon länger wollte...?....
 

Wenn ich heute, ein paar Jahrhunderte später, auf diese Zeit zurückblicke, kann ich eigentlich nur darüber schmunzeln.

"Ich glaube, innerlich bist du immer noch der kleine Junge, den ich damals so gemocht hab." Über diesen Satz hab ich danach noch einige Zeit nachgedacht und ich denke, dass Tohma damit wohl irgendwie Recht hatte. Ich bin jetzt zwar schon lange erwachsen, aber an manchen Tagen wünsch ich mich einfach wieder in die alte Zeit zurück; wünsch mir, wieder ein Kind sein zu können. Doch leider weiß ich, dass das unmöglich ist... Manche Wünsche werden einfach Träume bleiben, aber eines ist sicher: die Zeit mit Tohma ist und bleibt die schönste meines Lebens.
 

Ende
 

Tut mir leid... Es hat soo ewig gedauert >.< *verbeug* Hatte ne gaaanz üble Schreibblockade... und trotzdem is dieser Teil absolut... bescheiden <.<" Ich hoffe ihr könnt darüber hinwegsehen.... Irgendwann springt mein Hirn bestimmt wieder und dann gib's nen überarbeiteten 4ten Teil. Danke trotzdem fürs Lesen und für all die lieben Kommis ^^"



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sinia
2005-10-30T18:08:37+00:00 30.10.2005 19:08
Das ende ist schwach *drop*
sehr schwach
Von: abgemeldet
2005-07-16T19:39:38+00:00 16.07.2005 21:39
Dein FF ist echt super.
Schreib bitte schnell weiter jaaaaaaa?
Von:  Sinia
2005-02-22T21:56:23+00:00 22.02.2005 22:56
cool!
Schreib schnell weiter ja
Von: abgemeldet
2005-02-01T22:55:37+00:00 01.02.2005 23:55
;.; *Ryu pat*
Motto~ @_@ *süchtig wird* Du schreibst so emotional.. T^T
Bitte versuch das nächste Kap. so schnell wie möglich herauszubringen~
Von:  Sinia
2005-01-31T22:01:27+00:00 31.01.2005 23:01
KRASS!!
Schreib schnell weiter
Von: abgemeldet
2005-01-21T21:36:41+00:00 21.01.2005 22:36
°° Ich. Will. Eine. Fort-. Setzung.
Bei WEM zu den gelben Engeln wohnt Sakuma-San?!
*patpat* Ich will meha~... Und wenn nicht, dann kommt das Ryu vorbei und benutzt die "Palimm" Methode!-°°-
Von:  Sinia
2005-01-20T12:23:59+00:00 20.01.2005 13:23
*heul*
Mein Ryu....
Schreib schnell weiter
Von:  mangacrack
2005-01-18T15:50:25+00:00 18.01.2005 16:50
Aaaaaaaaaaaaaarmer Ryuichi *schniff* ...der tut einem richtig leid... biddö schreib doch schnell an dieser genialen FF weiter, damit ich weiß ob er auch weiter'hin so leiden muss...
mangacrack


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