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Was die Zukunft bringen wird...

von

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Was die Zukunft bringen wird... Part III
 

Ich schloss die Augen, als das warme Wasser meinen Körper hinab lief. Wie ich nun so unter der Dusche stand, spürte ich erst, wie angespannt ich eigentlich gewesen war; denn wie nun das warme Wasser auf meine Muskeln traf, hatte ich das Gefühl, dass alles, alles das, was ich erlebt hatte, von mir abfiel.

War es doch gut gewesen, dass ich Tohma davon erzählt hatte? Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich ihm vertrauen konnte. Lag das wohl daran, dass wir früher unzertrennlich gewesen waren? Ein Herz und eine Seele...

Ich seufzte. Wie sehr wünschte ich mir, es könne wieder so sein...

So kalt es auch war, die Sonne stand hell am Himmel, als ich aus der Dusche kletterte; mich im Spiegel betrachtete. Abermals kamen mir die Gedanken, dass ich zum Kotzen aussah. Auch nach der warmen, ja, fast schon heißen Dusche, blass wie eh und je... Ich schüttelte resignierend den Kopf. Konnte ja eh nichts dran ändern...

Schnell zog ich die Sachen, die Tohma mir hingelegt hatte, über und kämmte meine Haare. Dann lief ich die Treppe hinab in Richtung Küche, von wo mir ein leckerer Geruch entgegen kam. Frühstück! Eindeutig! Wie ewig hatte ich das nicht mehr gerochen?! Normalerweise schlief ich bis Mittag und so war meine erste Mahlzeit meist das Mittagessen, wenn nicht sogar das Abendbrot... Je nachdem...

Neugierig streckte ich den Kopf durch die Küchentür; sah Tohma Zeitung lesend am gedeckten Tisch sitzen. Als ich eintrat, blickte er auf. "Oh... du bist schon fertig...?" Ordentlich faltete er die Zeitung zusammen und nahm seine Lesebrille von der Nase.

Schweigend setzte ich mich ebenfalls auf einen Stuhl. Mir war nicht ganz wohl bei der Sache; diesen Gedanken sprach ich auch zum ersten Mal in der letzen Zeit aus, sonst verschwieg ich diese ja immer; war es so gewohnt. "Ich hab ein schlechtes Gewissen..." Meine Stimme war leise, jedoch wusste ich genau, dass Tohma mich gehört hatte. Er nahm das Brötchenmesser und schnitt eines der Brötchen auf; legte es mir auf den Teller, eh er sich dann selbst eines aufschnitt.

Ich senkte meinen Blick und sprach dann: "Du hast mich aufgegabelt und mir soviel geholfen; mir zugehört... Ich weiß nicht, wie ich das alles wieder gutmachen kann..." Ich blickte verzweifelt auf; hoffte in Tohmas Augen eine Antwort zu finden.

Dieser lächelte mich jedoch nur freundlich an. "Das musst du nicht... Und jetzt iss...", meinte er und schmierte sich nun sein Brötchen.

"A.. Aber ich...", fing ich an, wurde aber von Tohma unterbrochen. "Essen!" Seine Stimme klang befehlend; ließ mich leicht zusammenzucken. Doch dann hatte er wieder diesen freundlichen Gesichtsausdruck und seine Stimme war sanft, als er sprach: "Du hast bestimmt Hunger und bist eh zu dünn..."

Ich zog eine Augenbraue nach oben und schnitt mir dann mit dem Messer ein Stück Butter ab. "Was interessiert es dich, ob ich zu dünn bin oder nicht?!", fragte ich dann aber verwirrt.

Tohma blickte von seinem Brötchen, das er gerade belegte, auf; sah mich todernst an.

"Dann komm ich mir immer so dick vor!", sprach er trübsinnig und grinste dann schief.

Zuerst stutze ich, musste aber im nächsten Moment heftig lachen; bekam kaum noch Luft. Ich hustete und fächerte mir Luft zu; wischte mir, nachdem ich mich beruhigt hatte, die Lachtränen aus den Augen. Wie ewig hatte ich nicht mehr gelacht; nie etwas zu Lachen gehabt...

Dem Blonden schien das zu gefallen. "Siehst du, wie schön Lachen ist, Ryuichi?"

Ich sah auf; nickte. Es schien ihn glücklich zu machen, mich lachen zu hören. Das stimmte auch mich etwas fröhlicher. Wenn ich ihm seine ganze Hilfe schon nicht mit Geld bezahlen konnte, dann wollte ich ihm wenigstens auf diesem Wege etwas wiedergeben.

Eine Weile schwiegen wir. Ich genoss die frischen Brötchen und den dampfenden Kaffe in vollen Zügen. Zwischendurch blickte ich einmal auf die Uhr. Es war fast 9.30 Uhr. Eigentlich viel zu früh, aber irgendwie... war es eine angenehme Uhrzeit. So begann man einen schönen Tag... Ich seufzte.

Tohma sah auf. "Sag mal..." Auch mein Blick fiel wieder zu ihm. "Was gedenkst du jetzt zu tun?"

Schnell senkte ich meinen Blick wieder. "Ich weiß nicht... Ich denke, ich brech die Schule ab... Dann hab ich etwas mehr Zeit... Außerdem werde ich mich gleich wieder auf den Weg zu meiner Wohnung machen..."

Ich konnte gerade noch sehen, wie Tohmas Blick ernst wurde. "Brech lieber deine ,Arbeit' ab, das bringt dir mehr!" Eh ich widersprechen konnte, sprach er weiter. "Genau...und nach Hause gehst du, um deine Klamotten zu holen."

Erschrocken sah ich auf; war nicht fähig etwas zu sagen. Was kam der denn wieder auf komische Gedanken?! "Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht kündigen kann..." Das war das erste Thema, was besprochen werden musste. Ich hatte das Gefühl, dass ich nun offener mit Tohma reden konnte und so tat ich das auch. "Das hab ich dir doch nun lang und breit erklärt."

"Wer sagt denn, dass du kündigen sollst?!", fragte Tohma und blickte mich katzenhaft an; grinste.

"Wie...?" Zu mehr war ich nicht fähig; verstand vorne und hinten nicht, auf was mein Gegenüber nun anspielte.

Dieser klärte mich aber auch sofort auf. "Was würden sie wohl sagen, wenn ihr bester Tänzer nicht mehr da wäre?!"

"Die würden mich umbringen...", antwortete ich wahrheitsgemäß; war noch immer leicht verwirrt.

"Und sie würden dich zu Hause suchen, richtig?!", fragte Tohma weiter; nippte an seinem Kaffee.

Ich nickte schweigend. Sie würden selbst meine Nachbarn ausfragen... Jedoch verschwieg ich diesen Gedanken.

Nach wie vor blickte der Blonde mich an; musterte mich nun. "Und was wäre, wenn sie dich dort nicht finden würden?! Auch nicht bei Freunden... nirgends? Wenn du einfach weg wärst?"

Ich hob unwissend und verwirrt die Schultern. "Ich weiß es nicht... Worauf willst du hinaus?", fragte ich ihn dann.

"Eigentlich auf nichts Besonderes... Auf nichts anderes, als auf das, worauf ich schon die ganze Zeit hinaus will..." Er schwieg kurz; nahm einen tiefen Schluck Kaffee. "Ich will, dass du hier wohnst, Ryuichi.", sagte er dann mit fester Stimme.

Ich zog eine Augenbraue nach oben; senkte meinen Blick wieder. Warum war führ ihn nur alles so einfach...? Und warum war es auch noch logisch, was er sagte?!

"Ich will nicht, dass dir etwas passiert...", sprach ich dann leise.

"Was soll mir passieren? Sie kennen mich doch gar nicht, und sie wissen auch nicht, wo du bist... Also bitte..."

Ich grübelte über das Für und Wider. Dafür sprach einiges... Mehr als dagegen, wie ich feststellen musste... Ich seufzte. "Ich will dir nicht zu Last fallen, ich kann dir das alles nicht zurückgeben, Tohma..."

"Doch... und du bist schon dabei, Ryuichi. Allein deine Anwesenheit reicht...", sprach mein Gegenüber leise; etwas verlegen.

Verwirrt blickte ich auf. "Aber... wie?" War das Einzige, was ich hervorpressen konnte.

Tohma lächelte sanft. "Ich bin hier immer allein. Ich hab dies Haus auch nur geerbt... Ich wollte es eigentlich nicht, aber... naja... nun wohn ich halt hier... Aber es ist verdammt einsam hier... Und ich hätte halt gerne etwas... Gesellschaft. Gerade auch hier in dieser ländlichen Gegend", erklärte er; lief dabei leicht rot an.

Nachdenklich blickte ich nach unten. Einen Versuch war es ja eigentlich wert... Wer hatte denn gesagt, dass es nicht klappen konnte?!

Ich konnte aus meinem Augenwinkel erkennen, wie Tohma sich noch ein Brötchen schmierte und sah dann auf. "Aber ich schlaf auf der Couch!"

Auch der Blonde sah grinsend, ob meiner Annahme, auf. "Neee, du bist mein Gast, du schläfst auf jeden Fall im Bett." Dann nahm er abermals einen tiefen Schluck seines Kaffees.

Ich schwieg kurz und sagte dann: "Dann schläft du neben mir." Von meinen Worten unbeirrt nahm ich mir selbst auch noch ein Brötchen; spürte stechende Blicke auf mir.

Tohma starrte mich über den Rand seiner Kaffeetasse an; fixierte mich regelrecht.

"Nun glubsch nicht so, ich weiß, was ich gesagt habe...", meinte ich gleichgültig und Tohma stellte die Tasse ab. "Darüber reden wir noch!", meinte er; reckte aber gleichzeitig seinen Nacken, der verdächtig knackte.

Locker stützte ich meinen Kopf auf meine Hand und lächelte ihn an. "Das ist meine einzige Bedingung. Ich möchte, dass du nicht auf der Couch schläfst, sondern neben mir, okay?!"

Resignierend schüttelte der Blonde den Kopf, sprach aber dann: "Na, wer kann so ein Angebot denn abschlagen?!" und zwinkerte mir zu.

Leicht rötlich angelaufen schüttelte ich den Kopf; schmierte mein Brötchen und biss dann herzhaft zu. Wie lange hatte ich nicht mehr sooo gut gegessen?!

Ich goss mir noch Kaffee nach, nachdem ich aufgegessen hatte: lehnte mich in meinen Stuhl zurück; blickte über Tohmas Schulter hinweg nach draußen.

Das ältere Haus stand mit ein paar anderen zusammen an einer ländlichen Straße. Drum herum war viel Wiese; etwas ganz anderes, als der Großstadttrubel New Yorks; Manhatten, Bronx, Brooklyn, Staten Island und Queens... Alles etwas anderes, aber jedes hatte etwas Gleiches an sich; den Trubel, den die ganzen unruhigen, wuselnden Menschen verursachten. Alles das hatte hier nichts zu sagen, so kam es mir vor. Dieses kleine Örtchen hier... Hier blieb für mich, der ich in der Großstadt aufgewachsen war, die Zeit stehen...

"Hey! Woran denkst du?!", rief Tohma mich aus meinen Gedanken. Ich zuckte zusammen und blickte ihn an. "Bist du hier hingezogen, nachdem du Brooklyn verlassen hast?"

Er nickte. "Ziemlich ödes Dörfchen hier...", sprach er dann und schüttelte den Kopf.

Jedoch widersprach ich ihm sofort. "Nein! Ich find es wunderschön hier... Es ist so friedlich... Ich hab das Gefühl, dass man hier alle seine Sorgen vergessen kann..."

Lange hatte ich nicht mehr so offen über meine Gedanken und Gefühle gesprochen. Seufzend musterte ich Tohma, der mich gerade nicht ansah. Er hatte sich kaum verändert. Das blonde Haar hing ihm noch genauso fransig in der Stirn wie früher auch. Und auch seine Augen waren die Gleichen geblieben. Endlos tief... einfach zum versinken... Sein, von einem T-Shirt verdeckten, Oberkörper ließ darauf schließen, dass er doch schon sportlich war. Nicht muskelbepackt, aber durchaus sportlich... Ich ertappe mich dabei, wie ich anfing zu schwärmen. In Gedanken schlug ich mir an den Kopf.

Wieder riss mein Gegenüber mich aus meinem Gedanken. Er lachte sanft. "Hey, du schwärmst!", meinte er lachend und blickte mich an.

Mein Blick wurde wieder klar und sofort lief ich ungewollt rot an. "Stimmt ja gar nich...", murrte ich.

Wieder lachte der Blonde. "Ne, is schon klar..."

War ich denn sooo leicht zu durchschauen?!

Die kleine Uhr in der Küche schlug 10 und ich erhob mich; fing an den Tisch abzuräumen. Tohma blickte mich verwundert an. "Was tust du?!", fragte er mich.

Ich schaute ihn an und fragte zurück: "Abräumen?! Was sonst?"

Kopf schüttelnd erhob auch er sich und nahm mir den Teller ab, den ich in der Hand hielt; berührte meine Hände dabei flüchtig. "Lass mich das machen. Du solltest dich noch etwas schonen."

Schnell schüttelte ich den Kopf; taumelte plötzlich leicht. Schnell war Tohmas Hand an meiner Schulter; stützte mich. "Siehst du?!", tadelte er mich dann und wies mich an, mich zu setzen. Sooo gut schien es mir doch wohl noch nicht zu gehen...

Als der Ältere von uns Beiden fertig mit dem Abräumen war, setzte er sich wieder zu mir. "Meinst du, du schaffst das, deine Sachen aus deiner Wohnung zu holen?"

Ich nickte. "Aber...wie komm ich hin?!", fragte ich dann.

"Ich bring dich...", sagte Tohma schnell. Jedoch schüttelte ich genauso schnell den Kopf. "Das ist zu gefährlich... Wenn sie mich erwischen, dann bin nur ich fällig... Ich... will nich, dass dir was passiert, Tohma...", antwortete ich dann leise; senkte den Kopf.

Ich spürte, wie eine Hand meine Wange berührte und sah auf. "Keine Angst, das wird schon... Und wenn's dich beruhigt, dann warte ich im Auto."

Ich seufzte und nickte dann zustimmend. Irgendwie war mir wohler, wenn Tohma mich begleitete...
 

Aufgeregt stand ich vor dem Hochhaus wo ich wohnte; gewohnt hatte. Immer noch war mir unwohl bei dem Gedanken, Tohma auf der Tasche zu liegen. Warum lag ihm nur so viel an mir? Warum konnte er mich nicht vergessen? Ich hatte ihn zwar auch nie vergessen, aber... Ich konnte meine Gefühle einfach nicht beschreiben... Einerseits war ich froh jemanden gefunden zu haben, dem ich vertrauen konnte; das jedenfalls hoffte ich... andererseits hatte ich auch Angst vor der Zukunft. Tohma konnte mich nicht ewig versteckt halten.

Ich seufzte, als ich hörte, wie Tohma ebenfalls ausstieg und um das Auto herumlief. Ich sah ihn an. "Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass du hier so nah am Haus parkst..."

Er sah mich nur an und grinste. "Mach dir darüber mal keine Gedanken. Ich weiß mich wohl zu verteidigen..."

Grinsend schüttelte ich den Kopf. "Du bist unverbesserlich.", meinte ich nur grinsend und schüttelte den Kopf. Kurz sah ich den Blonden an; musterte ihn unmerklich. Mein Blick blieb an seinen Augen hängen, die nun stur nach oben, auf das Dach des Hauses gerichtet waren.

"Hey!", sprach ich ihn an und packte sein Handgelenk. "Ich möchte aber, dass du auf jeden Fall hier wartest, okay?! Egal was passiert!" Meine Frage klang eher wie eine Aufforderung; wenn auch ungewollt.

Nun sah Tohma mich an; schwieg. Dann nickte er.

Ich lächelte sanft, ließ sein Handgelenk los und blickte ihn noch einmal fest an. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. Ich hatte oft Streit mit Eric, meinem Mitbewohner. Er war der Meinung, dass ich ihm gehören würde und alles tun müsse, was ihm gefiel. Zum Glück war das nur putzen, einkaufen und sonstige Sachen. Für andere Sachen war er meist zu fertig, da ich ja meist nur da war, wenn er abends aus dem Fitnessstudio kam. Dann war sein nächster Gang meist sofort ins Bett. Glück für mich... Ich wüsste nicht, was wäre wenn... Aber was tat man nicht alles, für ein Dach über dem Kopf.

Wieder seufzte ich. Mein Blick fiel nun auch das Haus hinauf. Abrupt sah ich aber wieder zu Tohma, näherte mich ihm schnell und gab ihm ein sanftes Küsschen auf die Wange. "Danke.", hauchte ich und lief dann schnell Richtung Eingang.

Wer hatte mich da denn gerade geritten??????? Ich spürte wie ich rot wurde, als ich um die Ecke des Hausflures, Richtung Fahrstuhl bog. Ich schüttelte verwirrt den Kopf und rief den Fahrstuhl nach unten. Ich würde Tohma nie wieder in die Augen schauen können... Ich hatte ihn...geküsst... wenn auch nur ein kleiner Schmatzer war... Aber... Wieder schüttelte ich den Kopf, als ich den Fahrstuhl betrat; hoch in den vierten Stock fuhr.
 

Langsam schob ich den Schlüssel ins Schloss; wusste nicht, ob Eric da war. Wenn er da war, hatte ich die Hoffnung, dass er noch schlief. So wollte ich ihn nicht wecken. Und wenn nicht da war, hatte ich halt Glück.

Genauso langsam drehte ich den Schlüssel, als die Tür plötzlich aufgerissen wurde; ich erschrocken den Schlüssel losließ und zurücksprang. Ich sah noch oben in fies glitzernde Augen; schluckte tief.

"H...Hi...", meinte ich leise, eh mir entgegen gewettert wurde: "Wo kommst du denn jetzt her?! Es is nach 12 Uhr Mittag!" Ich sah zu dem größeren Mann, mit den kurzen, blonden Haaren hinauf.

Ich nickte. "Darf ich erstmal reinkommen?!" Wenn er schon brüllen musste, dann wenigstens nicht hier auf dem Flur.

Eric nickte und trat einen Schritt zur Seite; beobachtete jedoch jede meiner Bewegungen. Hinter mir knallte er die Tür ins Schloss; lehnte sich dagegen; fixierte mich regelrecht. Ich drehte mich nicht um; wartete darauf, dass er etwas sagte, was er auch schnell tat. "Und wo bist du gewesen?!"

Ich schüttelte den Kopf. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht.", gab ich patzig zurück; hätte mir am liebsten auch sofort den Mund zugehalten. Wenn ich etwas im Leben gelernt haben sollte, dann war es, die Klappe zu halten...

Mit diesen Worten lief ich Richtung Schlafzimmer; zog eine Reisetasche unter dem Bett hervor und warf ein paar Kleidungsstücke ungeachtet hinein. Ich spürte Blicke in meinem Nacken und wurde kurz darauf gefragt: "Was machst du?!"

Ich blickte mich um und sah Eric am Türrahmen lehnen. "Packen... Siehst du doch...", sprach ich monoton; mir war gerade alles egal! Immer hab ich mir alles gefallen lassen! Irgendwann durfte damit doch auch mal Schluss sein, oder?! Jetzt konnte Eric mich mal, und das kreuzweise!

Dieser fand meinen Entschluss einfach Auszuziehen, wohl nicht so witzig. "Und wo willst du bitte hin?! Du findest nicht so leicht ne Wohnung, weil du es dir eh nicht leisten kannst!"

Ich seufzte. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht.", wiederholte ich und lief dann fix ins Bad; packte dort meine Sachen zusammen. Als ich wiederkam, stand Eric direkt vor meiner Tasche; blickte auf mich hinab, ließ seine Muskeln spielen.

Unbeeindruckt lief ich um ihn herum, warf die Sachen in die Tasche und richtete mich dann auf, nachdem ich den Reisverschluss zugezogen hatte. "Du machst mir keine Angst mehr.", sprach ich sicher, packte die Tasche und wollte an ihm vorbei Richtung Tür laufen, als er mich am Handgelenk festhielt. Ich kniff bei dem festen Griff die Augen zusammen und ließ die Tasche fallen. "Lass das! Du tust mir weh!!", rief ich; wollte mich lösen; spürte jedoch wie sein Griff fester, ich plötzlich herumgerissen und gegen den Schrank gedrückt wurde. Eric sah mich böse an. "Wer sagte denn, dass du gehen darfst?!"

Ich sah ihn an; ignorierte die Schmerzen an meinen Schultern, die er fest gegen den Schrank presste. "Ich sag das!", spie ich ihm schon fast entgegen; versuchte ihn von mir weg zuschupsen, was mir aber nicht gelang. Er stand wie ein Fels in der Brandung; blitzte mich an.

"Du hast hier überhaupt nichts zu sagen!", brüllte er schon fast.

Ich seufzte. "Immer das Gleiche... bla bla bla...", murmelte ich; schloss die Augen; versuchte auf diese Weise ihn los zu werden; wehrte mich nicht mehr.

Kurz regte Eric sich gar nicht, bis er dann verächtlich knurrte.

Ich öffnete die Augen, kniff sie im nächsten Moment aber auch sofort wieder zusammen, als eine seiner Hände ausholte und mir eine heftige Backpfeife verpasste. Mein Kopf fiel zur Seite; ich jedoch schwieg; nahm es äußerlich hin, während ich innerlich brodelte.

"Ich sagte doch, ich lass dich nicht gehen! Seh es endlich ein! Du bleibst hier! Und damit Schluss!", brüllte er wieder.

Langsam öffnete ich ein Auge; blitzte ihn an. Ich konnte spüren, dass ich einen Arm bewegen konnte, weil er meine Schulter losgelassen hatte. "Niemand hat das Recht, jemanden fest zu halten, wie es ihm passt! Niemand! Und so auch nicht du!" Ich ballte meine Hand zur Faust; wusste, dass es mir gleich mehr wehtun würde, als ihm. "Und soll ich dir mal was sagen?!"

Eric blickte mich etwas verwirrt an.

"Du kannst mich mal!", rief ich ihm entgegen und holte aus; traf dessen Kinn und er taumelte unerwarteter Weise zurück.

Ich reagierte schnell, packte meine Tasche; ließ sie jedoch gleich wieder fallen, als ein stechender Schmerz meine Hand durchfuhr. Verdammt!

Schnall packte ich sie mit der anderen Hand und lief aus dem Zimmer; hörte Eric noch meinen Namen rufen.

"Verklag mich doch wegen Körperverletzung!", rief ich zurück; grinste dabei.

Ich wusste sehr gut, dass er, als regelmäßiger Kraftsportler, schnell wieder auf den Beinen war, so nahm ich nicht den Aufzug, sondern lief über die Treppe nach unten. Immer noch wunderte es mich, dass ihn mein Schlag überhaupt gekratzt hatte. Eigentlich hasste ich Schläge von Kindesbeinen an, aber gerade wusste ich mir nicht anders zu helfen.

Als ich das Haus verließ, ließ Tohma sofort den Motor an; er sah wohl, dass ich es eilig hatte. Eh die schwere Haustür zuviel, hörte ich Erics Stimme und seine Schritte im Treppenhaus.

So schnell ich konnte lief ich zum Auto, warf die Tasche auf den Rücksitz und sprang selbst vorne hinein. "Schnell! Fahr!", wisperte ich atemlos und sofort drückte Tohma aufs Gaspedal.

Ich sah Eric noch aus der Haustür rennen; wütend winken, eh ich mich in den Sitz zurückfallen ließ und mich erstmal anschnallte. Dabei spürte ich wieder, wie ein stechender Schmerz meine Hand durchschoss. Zischend hielt ich mir das Handgelenk. Verdammt!

"Alles in Ordnung?!", hörte ich Tohma fragen.

Verwirrt blickte ich zur Seite und lief im ersten Moment rot an. Sofort hatte ich meine blöde Idee mit dem Schmatzer wieder vor Augen. So blickte ich schnell wieder zur Seite, eh ich antwortete. "Ja, fast ohne Komplikationen...", murmelte ich und hielt mir das Handgelenk.

"Das sieht für mich aber anders aus.", meinte der Blonde und nickte zu meinem Handgelenk. "Und ne rote Wange hast du auch...", setzte er dann noch hinzu.

Diese hielt ich mir auch sofort. Sie war ganz warm; schien wohl mächtig rot zu sein.

"Wie du schon sagtest...", fing ich dann an. "Ich weiß mich wohl zu verteidigen... Aber... guck auf die Straße...!", setzte ich schnell hinzu, als Tohma haarscharf an einer alten Dame vorbeipeste.

Dieser grinste schief. "Tu ich doch... Aber dein Handgelenk... Das möchte ich mir zu Hause mal anschauen, ja?!"

Ich seufzte; ließ mich wieder in den Sitz zurücksinken; schloss die Augen. Zu Hause... wie gut sich das anhörte...
 

Ich schlug plötzlich die Augen auf, als ein Ruckeln mich weckte und erschrak; zuckte zusammen.

"Hey... Beweg dich nich so viel...", hörte ich Tohma murren. "Willst doch nich, dass du runterfällst, oder?"

Ich sah nach rechts; direkt in Tohmas leuchtende Augen. Runterfallen? Und warum ,lag' ich? Warum war mir Tohmas Kopf so nah?

Plötzlich fiel es mir wie Schuppen aus den Augen. "W...warum trägst du mich?!", fragte ich verwirrt.

Langsam ließ der Blonde mich runter; setzte mich sanft auf dem Boden ab. "Du hast geschlafen, deshalb."

Verwirrt zog ich eine Augenbraue nach oben. "Geschlafen? Ich?"

Tohma lachte. "Ja, gerade im Auto...", meinte er und stellte, die nebenbei getragene Tasche vor der Haustür ab; schloss auf und ließ mich eintreten. Instinktiv wollte ich nach meiner Tasche greifen, aber Tohma kam mir zuvor; schob mich in den Flur hinein. "Du gehst ins Wohnzimmer und ich bring deine Tasche nach oben.", sprach er, während er mich Richtung Wohnzimmer schob.

Eh ich widersprechen konnte, war er auch schon die Treppe hinauf verschwunden.

Ich ließ mich auf das Sofa fallen; seufzte. Nun war ich wieder hier; konnte nie mehr dahin zurück, wo ich die letzte Zeit gewohnt hatte; wollte das aber auch gar nicht. Wieder rieb ich mir das schmerzende Handgelenk.

Bald kam auch Tohma pfeifend wieder die Treppe hinab, kam zu mir ins Zimmer gehüpft.

Ich blickte ihn verwirrt an. "Na, dir scheint es ja gut zu gehen.", meinte ich.

Dieser blickte mich an; kniete sich vor mich hin und nahm meine schmerzende Hand in seine. "Ich freu mich halt über Gesellschaft. Und dann auch noch so gut aussehende.", grinste er und zwinkerte mir zu.

Prompt lief ich rot an, wand meinen Blick ab.

Tohma lachte und drehte dann meine Hand. Ich keuchte leise auf, als es plötzlich im Handgelenk zog. "Uh... Du scheinst ja mächtig zugehauen zu haben...", lachte der Blonde wieder.

Ich musste grinsen. "Ich glaub aber, dass mir das mehr wehgetan hat, als ihm."

Sanft strich Tohma mit seinem Daumen mein Handgelenk entlang. Ich kniff sofort die Augen zusammen.

"Hm... Ich denk mal, du hasst Ärzte noch genauso wie früher?!", fragte mein Gegenüber mich und sah auf.

Ich nickte heftig und musste dann lachen. "Hat sich nichts dran geändert."

Auch Tohma lachte. Ein angenehmes, etwas kehliges Lachen wie ich fand. Sofort lief ich wieder rot an. Böse Gedanken!

Grinsend zog Tohma aus seinen mitgebrachten Notfallkoffer einen Druckverband hervor; wickelte diesen geschickt um mein rechtes Handgelenk. "Dann muss ich das wohl machen..."

Ich nickte; verschwieg jedoch, dass es mir wesentlich lieber war. Ich genoss seine warmen Hände, die meine kalten öfter streiften, wenn auch wohl eher unabsichtlich...

Nach kurzer Zeit erhob er sich; die warmen Hände waren weg... einfach weg. Ich blickte ihn an. "Ich komm ja gleich wieder...", meinte er und strich über mir über die Wange; lief dann wieder die Treppe nach oben.

Ich sprang verwirrt auf. "Was denkst du eigentlich von mir?!", rief ich ihm hinterher.

Der Blonde antwortete sofort. "Ich hab nur deinen Blick gedeutet, mit dem du mich angeschaut hast, als ich den Verband fertig hatte!"

Ich lief rot an und lief mich mit einem "Hmpf!" auf das Sofa zurückfallen; zog die Beine an.

Tja, nun saß ich hier... Und wie ging es nun weiter...? Irgendwie wünschte ich mir Tohmas Nähe herbei; wollte einfach Wärme spüren; Wärme, die ich in den letzten Jahren nie erfahren hatte. Und ich hatte das Gefühl, dass Tohma mir diese besonders gut geben konnte. Bei ihm fühlte ich mich geborgen; sicher. Warum auch immer... Von Eric bin ich nie in den Arm genommen worden... Außerdem war ich zu niemanden je so offen gewesen, wie zu Tohma in den letzten Stunden.

Ich erschrak, als sich plötzlich ein Arm um meine Schulter legte. Verwirrt sah ich nach rechts und blickte wieder direkt in Tohma tiefe, grüne Augen. Wie schon fast zum Spaß lief ich abermals rot an und fragte: "Was wird das?"

"Ich geb dir die Nähe, die du dir gerade wünscht... Ich mag es nicht, wenn du so apathisch in der Gegend rumsitzt...", antwortete dieser und zog mich auch sofort näher an sich.

Seufzend lehnte ich meinen Kopf an dessen Schulter; klammerte mich an Tohmas Arm; wusste selbst nicht so ganz, warum... warum wusste er immer nur genau, was ich mir gerade wünschte? War ich soo durchschaubar?! Was war denn, wenn ich mal...? Ich verdrängte meine Gedanken; konnte so seine Nähe besser genießen... Ich schloss die Augen; konnte alles um mich herum vergessen.

Ich spürte, wie der Blonde sanft meinen Kopf kraulte und ein: "Ach ne... So unnahbar, wie du immer tust, bist da gar nich...", nuschelte.

Ich grummelte leise; dachte an gar nichts... Mein Kopf war leer... bis auf... Eine Frage begann ich mir zu stellen: Begann ich etwa, mich zu... verlieben???
 


 

Kommis?^^""



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2005-07-16T19:39:38+00:00 16.07.2005 21:39
Dein FF ist echt super.
Schreib bitte schnell weiter jaaaaaaa?
Von:  Sinia
2005-02-22T21:56:23+00:00 22.02.2005 22:56
cool!
Schreib schnell weiter ja


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