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Kyo im Wunderland

von

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Kapitel 8: Wozu Regeln gut sind

Kapitel 8: Wozu Regeln gut sind
 

"Willst du ne Bierflasche oder ne Schnapsflasche zum Drehen haben?", erkundigte sich Miyabi bestens gelaunt, nachdem Kyo auf einem königlichen Sitzkissen im Thronsaal Platz genommen hatte.

Kyo jedoch war noch nicht in der Lage, ihm zu antworten, da er immer noch gegen ein aufsteigendes Gefühl der Übelkeit ankämpfte, das sich eingestellt hatte, sobald er den Palast betreten hatte. A-L-L-E-S pink. Wohin man auch blickte, nur PINK. Pink in hell, in dunkel, in knallig, in zart, medium, glitzernd, matt, in sämtlichen Schattierungen. So langsam verstand Kyo, warum hide eine solch gehobene Stellung im Hofstaat hatte, dass er sogar die Königin ankündigen durfte. Eine beidseitige Vorliebe für diese grässliche Farbe war ja nicht zu übersehen. Da von Kyo keine Antwort erfolgt war, setzte sich Miyabi ihm nun gemeinsam mit Hyde gegenüber und legte eine Flasche auf den Boden. Kyo unterdrückte ein Würgen, als er feststellen musste, dass sogar diese arme Becksflasche, die doch eigentlich grün hätte sein sollen, pink eingefärbt war. Kunstbanausen!

Miyabis gesamte Gefolgschaft hatte sich interessiert um das Spielfeld versammelt und die Herzkönigin begann das Spiel, indem sie der Flasche den Anstoß verpasste. Ein paar Spielrunden später hatte Kyos Gesicht die Leuchtfarbe Rot angenommen (aufgrund des grässlichen Ideenreichtums seiner beiden hoheitlichen Mitspieler - mein Gott, war das peinlich) und seine Aufmerksamkeit wurde plötzlich von der sich drehenden Flasche abgelenkt. Da hinten marschierte gerade zur noch offen stehenden Tür etwas Rot-Schwarz-Getigertes herein, das ihm äußerst bekannt vorkam. Kyo blinzelte und sah noch mal hin, doch da war nichts mehr. Hatte er sich etwa verguckt? Dann jedoch erblickte er Die tatsächlich noch einmal, wie er hinter dem Rücken der Königin herum schwänzelte.

"Ey, da ist Die!", rutschte es ihm heraus und er deutete aufgeregt zu der Katze.

Oder viel mehr ins Nichts, da Die wieder verschwunden war. Miyabi hob die Augenbrauen. "Wer bitte?", fragte er nach einem Blick über die Schulter.

Im nächsten Moment tauchte Die wieder hinter Miyabis Rücken auf, grinste bis über beide Ohren und machte sich mit einem Zwinkern in Richtung Kyo am Rock des königlichen Gewands zu schaffen.

Kyo schnappte empört nach Luft und fauchte: "Der fummelt Euch am Rock rum!"

"HÄH?" Miyabi fuhr erneut herum, konnte aber wieder nichts entdecken, weil Die sich abermals in Luft aufgelöst hatte. Die Königin, nun vollkommen davon überzeugt, dass Kyo sich nur vor seiner neuen Aufgabe drücken wollte, brummte erzürnt: "Solltest du vorhaben, dich lediglich vor diesem Spiel zu drücken, möchte ich dich gewarnt haben, mein Junge. Fährst du fort mit dem Halluzinieren, fängst du dir ein paar Peitschenhiebe ein..." Er deutete auf die pinkfarbene Peitsche an seinem Nietengürtel.

Als Kyo noch einmal mit dem Finger gerade aus deutete und zum Sprechen ansetzte, sprang Miyabi ärgerlich auf und brüllte: "JETZT REICHT'S MIR ABER!!! WAS FÜR HIRNGESPINSTE SPIELEN SICH DA BEI DIR AB?!"

Entrüstet versuchte sich der blonde Junge zu verteidigen: "Ich wollte Euch doch nur warnen, dass dieses notgeile Vieh hier drin ist! Und außerdem... DA!!!"

Miyabi wirbelte ein letztes Mal herum, konnte wieder keine Katze erblicken und wollte sich gerade seiner Position entsprechend vor Kyo aufbauen - da übersah er die Bierflasche auf dem Boden und rutschte darauf aus.

Kyo musste sich mächtig am Riemen reißen, um beim Sturz der Königin nicht doch unter deren Rock zu gucken, doch solche Gedanken vergingen ihm sofort wieder, als Miyabi sich langsam, aber nicht minder zornig wieder aufrichtete und mit mühsam beherrschter Stimme zischte: "Peitschen werden knallen...!!! AUF DIR, DU WICHT!!!"

Der "Wicht" hatte nicht einmal mehr Zeit, sich über diese Beleidigung gegen seine Größe zu echauffieren, da schon die königlichen Garden herbei eilten, um ihn abzuführen.

Vermutlich wäre dieser Tag ganz schlecht für ihn ausgegangen, wäre da nicht noch Hyde gewesen. Der König strich seiner Herzallerliebsten besänftigend über den Arm und zwitscherte: "Aber Miyabi! Wollen wir nicht erst eine Gerichtsverhandlung von statten gehen lassen?"

"AUSPEITSCHEN, AUSPEITSCHEN, AUSPEITSCHEN!!!", lautete die äußerst präzise Antwort der Königin.

"Aber Schaaaaaaatz", maunzte Hyde, "nicht mal eine ganz winzig kleine Verhandlung...? Wir könnten alle einladen, das wird bestimmt lustig!"

Miyabi verschränkte die Arme und sah schmollend zu Hyde hinunter. "Auch hide...?"

"Auch hide", bestätigte Hyde hastig.

Noch einen Moment rang Miyabi mit sich, dann breitete sich ein vergnügtes Strahlen auf seinem Gesicht aus und er quietschte: "Okay!!"

Kyo hatte der Unterhaltung höchst gebannt gelauscht, war sich aber nicht wirklich sicher, ob er sich über die anstehende Gerichtsverhandlung freuen sollte. Mit Zeugen wie hide oder gar den drei Schandmäulern von königlichen Gärtnern (sofern die sich schon von ihren Peitschenhieben erholt hatten) konnte er sich nicht sicher sein, dass seine Unschuld bewiesen wurde...
 

Etwas später fand sich der arme Kyo im Angeklagtenstuhl eines riesigen, pink gestrichenen Gerichtssaals wieder und musste hilflos dabei zusehen, wie Miyabi in den Richterstuhl kletterte. Kyo ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, entdeckte hide, der mit der Anklageschrift durch die Gegend hüpfte (das konnte nichts werden) und eine Handvoll Zeugen (nein, das konnte GAR nichts werden) im Hintergrund. Das alles brachte eh nichts, wie er fand, da die Grinsekatze seiner Auffassung nach das einzige Lebewesen hier war, das seine Lage gecheckt hatte, und nicht anwesend war. Dieser Feigling hatte sich doch tatsächlich aus dem Staub gemacht, nachdem er Kyo so tief in die Scheiße geritten hatte. Und das alles nur, weil dieser Lustmolch seine Finger nicht vom Saum eines Kleides lassen konnte...

Miyabi holte eine schwarze E-Gitarre hinter seinem Platz hervor und haute einmal kräftig in die Saiten - mit Hilfe eines pinkfarbenen Plektrums. Das sollte offenbar die Verhandlung eröffnen, das sofort alle in andächtiges Schweigen verfielen.

hide erhob sich von seinem Platz links des Richters und trug mit aufgeregter Stimme die Anklageschrift vor. "Gemäß des Paragraphen 31a lässt sich folgende Anklage erheben: Der Angeklagte hat für einen Tumult im königlichen Palast gesorgt, da er aufgrund seiner vorher absehbaren Halluzinationen die Königin Miyabi mit nicht der Wahrheit entsprechenden Aussagen zur Weißglut trieb und sich somit für einen Sturz ihrer Majestät verantwortlich machte. Da dieses Handeln mutwillig geschah, ist er einwandfrei als schuldig zu erkennen, gemäß Paragraph 5jpg." hide ließ sich unter tosendem Applaus aus dem Zuschauerraum nieder.

Kyo schnaubte. "Tse, so'n Schwachsinn", murmelte er vor sich hin.

Miyabi wandte seinen Blick dem Angeklagten zu. "Angeklagter, was haben Sie zu Ihrer Verteidigung vorzubringen?"

"Äh...", setzte Kyo an, kam jedoch nicht weiter, da die Königin verständnisvoll nickte. "Aha. Und wie sieht es aus mit möglichen Motiven?"

"KÖNNT ich vielleicht mal ausr-"

"Nun gut", plauderte Miyabi dazwischen, "das sollte fürs Erste reichen." Mit lauter Stimme fuhr er fort: "Kraft meines Amtes rufe ich den ersten Zeugen in den Zeugenstand. Der Verrückte Hutmacher, bitte."

Kyo stand der Mund offen. Was zum Teufel sollte dieses durchgedrehte, blauhaarige Etwas hier?! Wie sollte der ihm denn helfen - beziehungsweise nicht helfen? Und warum zum Geier durfte er sich hier nicht mal anständig verteidigen?? Was war denn das überhaupt für eine Gerichtsverhandlung? (okay, wieso fragte er sich das eigentlich...)

Aufgrund des Strahlens gegen seine eigene Person ging der Junge zumindest schon einmal davon aus, dass Toshiya ihm gut gesinnt war. Ob ihm das allerdings etwas nützen würde, war ihm nicht klar, da Toshiya in seiner gutmütigen Dummheit sich gewiss leicht die Worte im Mund umdrehen lassen würde.

Miyabi drosch auf seine Gitarre ein. "Zeuge Nummer Eins, was können sie uns vom Hergang der Tat berichten?"

Der Hutmacher strahlte weiter in die Menge und verkündete: "Kyo war bei mir zum Nichtgeburtstag feiern!"

"Aaaaaaha. Und weiter?", wollte Miyabi wissen, während Kyo sich darüber ärgerte, dass Totchi seine Sätze beenden durfte und er nicht.

Toshiya berichtete eifrig weiter: "Es hat riesigen Spaß gemacht - deswegen war ich auch ganz traurig, als er plötzlich aufsprang und hinter hide hergejagt ist. Wir waren doch noch gar nicht fertig mit unser Teezeremonie." Mit einem dramatischen Schnüffeln beendete er seine Rede.

Miyabi warf zuerst hide einen schrägen und dennoch zornigen Blick zu und wandte sich dann an Kyo: "Nun, Angeklagter, was haben Sie dazu zu sagen?! Wissen Sie nicht, dass es unhöflich ist, von einer Teeparty zu verschwinden, ohne dazu aufgefordert zu werden? Und überhaupt, ich möchte mich doch fragen, was Sie mit hide zu schaffen haben...!" Ein eifersüchtiges Schnaufen entkam der Herzkönigin.

Kyo unterdrückte ein belustigtes Grinsen - war die etwa eifersüchtig auf ihn? - und setzte dann zu einer Antwort an. "Tjaaaa... Geschäftssache."

Miyabi warf hide einen entgeisterten Blick zu, woraufhin dieser die Augen aufriss und sich verteidigte: "Äh, NEIN, Euer Hoheit, ihr versteht das alles ganz falsch... ich hatte doch nur..."

"MEINE GUNDAM-FIGUR GEKLAUT!!", brüllte Kyo dazwischen.

Miyabi versuchte sich wieder zu ordnen, blätterte ein wenig zerstreut in seinen Papieren herum und sagte dann zu Toshiya: "In Ordnung, Zeuge Nummer Eins, wir verzichten auf Vereidigung. Sie dürfen sich zurückziehen. Ich rufe den Märzhasen in den Zeugenstand!"

Während Toshiya sich mit einem Strahlen von seinem Platz bewegte und Kyo stolz ansah (als wollte er sagen: "Hab ich das nicht gut gemacht?!"), trat Ryou nach vorne und grinste ebenfalls. Des weiteren trug er einen Teepott (Kyo war sich sicher, dass Miyu da drin war) mit sich herum.

Interessiert betrachtete der Richter die Teekanne und erkundigte sich: "Ist das etwa ein Beweisstück, Zeuge Nummer Zwei?"

Ryous Grinsen wurde eine Spur schiefer und er meinte fröhlich: "Ja, das kann schon sein. Das ist Miyus Schlafkanne!"

Aufgrund seiner Antwort war Kyo sich nun sicher, dass der Märzhase keinerlei Ahnung hatte, was ein Beweisstück war.

Miyabi nickte langsam. "Ah ja. Und was genau geschah mit diesem Porzellanstück?"

Ryou begann zu berichten: "Also, Euer Angeklagter hat es für eine gewöhnliche Teekanne gehalten und versucht, sich ein wenig Tee einzugießen. Was natürlich nicht funktioniert hat, da ja nun Miyu drin war und die plötzlich in seiner Tasse lag..."

Miyabi sog empört die Luft ein. "TIERQUÄLER AUCH NOCH?!", pflaumte er Kyo an.

Kyo kam sich in diesem Moment doch mächtig verarscht vor und zog es vor, nichts zu erwidern, sondern die Versammlung einfach nur ungläubig anzustarren, während er die Arme verschränkte und schmollte.

Der Richter notierte sich währenddessen, laut vor sich hin murmelnd: "Uneinsichtig und nicht zu Reue bereit." Dann sah er wieder auf und erklärte Ryou liebenswürdig: "Vielen Dank, Zeuge Zwei. Ich hoffe, die Schlafmaus hat keine bleibenden Schäden davon getragen. Sie werden nicht vereidigt und dürfen sich jetzt zu ihrem Teepartner setzen."

Ryou nickte begeistert und marschierte mit seinem Teepott wieder davon.

Der nächste Zeuge wurde aufgerufen. Es handelte sich dabei um hide.

"Also, kannst du - können Sie bitte berichten?", stotterte Miyabi los.

Kyo verdrehte die Augen und warf einen Blick zu Hyde. Hatte die Königin eigentlich schon bemerkt, dass ihr Gemahl ebenfalls hier im Saal saß? Also, sollte ER jemals eine Affäre anfangen, würde er sie besser zu verstecken wissen. Nun wurde ihm aber urplötzlich klar, was es eigentlich mit der Peitsche auf hides Kaminsims auf sich gehabt hatte...

hide räusperte sich und begann dann aufzuzählen: "Schon den ganzen Tag war er hinter mir her! Er verfolgte mich seit heute früh, zerstörte mein Haus, jagte einen Freund von mir in die Luft, stöberte in meine Privatsachen herum..."

Kyo zog den Kopf ein und dachte zurück an den Kaminsims.

"... außerdem hat er mich zum Verrückten Hutmacher gelockt, der meine geliebte Uhr kaputt gemacht hat. Und nun, zuguterletzt, hat er auch noch vor meinen Augen unser aller geliebte Königin zu Fall gebracht!"

Kyo verzog das Gesicht. "Unser aller geliebte Königin", das war ja ekelhaft...

Miyabi hingegen klimperte unwillkürlich mit den Wimpern und betrachtete hide verträumt. "Äh, nun ja...", fing er leicht konfus wieder an, "eh, ähm, Sie - Sie können sich zurück setzen."

hide trat den Rückzug an und Miyabi holte tief Luft, um zu einer Strafpredigt gegen Kyo anzusetzen. Während Kyo sich anhören durfte, wieviele Punkte noch zu seiner Anklageschrift hinzugekommen waren - unter anderem Sachbeschädigung, Verletzung der Privatsphäre, Körperverletzung, Verfolgung, Beeinflussung von Zeugen ( Kyo hob die Augenbrauen. Häh? Damals war hide doch noch gar kein Zeuge gewesen...?) - tauchte plötzlich hinter hide die einzige Person auf, die ihn hier entlasten konnte: Die.

"Der da kann bestätigen, dass ich unschuldig bin!", brach es aus Kyo heraus, als er die Grinsekatze erblickte.

Da sich nun alle Blicke auf Die richteten, konnte dieser ausnahmsweise einmal nicht mehr abhauen und ließ sich widerwillig in den Zeugenstand rufen.

"Zeuge Nummer Drei, was können Sie zu diesem Fall beitragen?"

"Nun, Gnädigste", begann Die und verbeugte sich. Er grinste breit und ließ seine schneeweißen Zähne dabei blitzen. "Ich kann eigentlich nur eins sagen: Der kleine Racker da drüben hat nichts Rechtswidriges angestellt - leider", fügte er mit einem Augenzwinkern in Richtung Kyo hinzu.

Miyabi schien nicht sonderlich erfreut darüber, dass Die den Angeklagten offenbar verteidigen wollte und auch noch Klartext redete, eindeutig nicht dazu bereit, sich die Worte im Mund herumdrehen zu lassen. Noch aber hatte er die Hoffnung auf eine Verurteilung nicht aufgegeben und fragte nach: "In welchem Verhältnis stehen Sie zu dem Angeklagten?"

Die tat, was er am besten konnte: Er grinste. "Also... Verhältnis...? Eigentlich gar keins. Leider. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, ne..."

"Also stehen Sie ihm nahe?!", hakte Miyabi interessiert nach.

"NEIN!!", quäkte Kyo dazwischen, "Absolut nicht!"

"Hören Sie auf, die Zeugen zu beeinflussen!", schrie Miyabi zurück und haute auf seine Gitarre. "Zurück zur Frage!", verlangte er dann.

Die bleckte die Zähne. "Wie soll ich sagen... lasst mich mit ihm alleine und ich steh ihm gewiss um Einiges näher als gerade."

"DAS REICHT!!", fand Miyabi ungehalten und notierte sich, wieder laut murmelnd: "Zeuge unglaubwürdig. Es besteht ein internes Verhältnis zum Angeklagten."

Kyo warf Die einen vernichtenden Blick zu und steckte frustriert die Hände in die Rocktaschen. - Moment. Was war das? In diesem Augenblick erinnerte er sich wieder an die Morchel, von der er ja noch zwei Stücke eingesteckt hatte. Wie war das noch gleich gewesen? Die eine Hälfte machte ihn größer, die andere kleiner...

Während Miyabi mal wieder anfing, ihm noch mehr Anschuldigungen an den Kopf zu werfen, holte Kyo beide Stücke aus der Rocktasche und steckte sie sich in den Mund.

Die Herzkönigin ließ ein durchdringendes Kreischen ertönen, als Kyo auf einmal in die Höhe schoss und nun so groß war, dass er fast mit dem Kopf an der Decke des Saals anstieß. "AAAAAARGH!! WAS SOLL DAS, WAS FÄLLT DIR EIN, UNWÜRDIGER...!!"

Kyo warf einen verächtlichen Blick auf Miyabi herab, der seine E-Gitarre schützend vor sein Gesicht hielt. "Nun erzähl ich dir aber mal was, du dumme Kuh!!", schnauzte Kyo ihn an, "Ist dir eigentlich klar, dass ich null Bock auf dieses Scheißland hab, das du hier regierst?? Obwohl, is ja kein Wunder, dass die hier alle so kacke drauf sind, was bist du eigentlich fürn Vorbild?! Drohst jedem nach Lust und Laune mit Peitschenschlägen, hegst interne Beziehungen mit deinen Angestellten, verunstaltest den ganzen Palast mit Pink - das ist ja zum Kotzen!!"

Während er so auf Miyabi nieder schimpfte, bemerkte Kyo gar nicht, wie die Wirkung der Morchel schon wieder nachließ und er zusehends kleiner wurde. Erst, als ihn die Grinsekatze in die Seite stieß, wurde er sich darüber bewusst, dass es inzwischen wieder er war, der zur Königin aufsah - und nicht anders herum.

Das Gesicht des Richters hatte sich röter als Dies Fell gefärbt und er hob seine Gitarre wie ein Schwert. "Diesmal... lass ich... Peitsche... Peitsche sein... HIER WERDEN KÖPFE ROLLEN!!!"

Kyo wechselte einen entsetzten Blick mit Die, woraufhin dieser ihm tröstend auf die Schulter klopfte und mit einem letzten Grinsen meinte: "Tja... wär schön gewesen", und sich in Luft auflöste.

Dem armen Jungen rutschte das Herz in die Hose. Jetzt hatte ihn sogar Die im Stich gelassen, wo er ihm doch zuvor noch den Weg ins Königreich zu Miyabi gewiesen hatte - obwohl - ob das der klügste Rat gewesen war, den er je bekommen hatte?

Egal, jedenfalls stand hier nun niemand mehr auf seiner Seite und Kyo ergriff die Flucht. So schnell wie jetzt hatten ihn seinen Lackstiefel noch nie getragen und er raste aus dem Gerichtssaal. Zum ersten Mal wünschte er sich, doch ein wenig sportlicher zu sein, allein der Kondition wegen - die ihm eindeutig fehlte, betrachtete er mal die Puste, die ihm gerade wirklich ausging. Er wusste, er hatte den ganzen Hofstaat im Nacken. Das wiederum trieb ihn an, weiter und weiter zu rennen und den gesamten Irrgarten zu durchqueren. Er überlegte gerade, dass er das nicht mehr lange durchhalten würde, zumal Miyabis Gekreische im Hintergrund immer lauter und lauter wurde, da tauchte vor ihm urplötzlich eine altbekannte Gestalt auf: Eine winzige Tür am Ende einer Sackgasse, deren Knauf ihn freundlich angrinste.

Kyo stürzte zu dem Türknauf und japste: "Aufmachen, aufmachen!!"

"Ich kann dich nicht so einfach durchlassen", entgegnete der Knauf. "Du wolltest doch unbedingt in einer Umgebung sein, wo die Menschen toleranter sind. In der man dir locker und lustig entgegenkommt und dich für deinen Geschmack nicht verurteilt. Frei von Zwängen und Regeln..."

"ABER ICH MUSS HIER WEG!!", schrie Kyo zurück, "Hier gibt's nicht nur keine Regeln, sondern auch keine Gerechtigkeit mehr!" Er unterbrach sich selbst, als ihm zum ersten Mal bewusst wurde, dass gewisse Regeln vielleicht doch notwendig waren, damit eine Welt funktionierte. Diese Gedanken wurden aber von einem "KOPF AAAAAAAB!!!" unterbrochen und erneut rief er panisch: "Ich muss hier weg!! Ich will nach Hause, verdammt!"

Gutmütig lächelte der Knauf und meinte: "Aber du bist doch schon zu Hause. Sieh doch mal!" Er riss sein Schlüsselloch auf und gewährte Kyo einen Blick auf die gegenüberliegende Seite der Tür.

Dort entdeckte Kyo... sich selbst, wie er unter seinem geliebten Kletterbaum lag und schlief, Shinya-Katze auf seinem Schoß zusammengerollt und ein paare Gundam-Spielzeuge neben sich verstreut.

Verzweifelt hämmerte Kyo gegen die Tür und brüllte seinem Ebenbild zu: "WACH AUF, KYO, KOMM SCHON, WACH AUF!! EINE WELT GANZ OHNE REGELN KANN NICHT FUNKTIONIEREN, JETZT WACH SCHON AUF!!!"

Wach auf...

wach auf...

die Worte hallten in seinem Kopf wieder, während die Farben um ihn herum in einem großen Wirbel langsam verblassten und alles schwarz wurde.
 

"KYO!!! Wirst du wohl aufwachen?!"

Erschrocken schlug Kyo die Augen auf und fuhr hoch, wobei er Shinya-Katze von seinem Schoß verjagte und fast seine Spielzeuge zu Schrott getreten hätte.

"Kyo!", beschwerte sich Kaoru, der ihm gegenüberstand, sein Englischbuch in der Hand und höchst verärgert. Er schien gar nicht zu bemerken, wie Kyos Herz raste und dass sein kleiner Schützling mehr als aufgebracht aussah. "Wie kannst du nur während einer Englischstunde einschlafen? So etwas muss bestraft werden - zwei Seiten Englischvokabeln auswendig lernen! Verstehen wir uns?"

Kyo stöhnte zwar innerlich, zwang sich aber zu einem Nicken. "Okay..."

Kaoru starrte ihn an. Okay? Er fühlte Kyos Stirn. "Hast du Fieber, Junge? Geht's dir nicht gut?", fragte er besorgt. Wenn er ihn genauer betrachtete, sah Kyo wirklich ein wenig blass aus - na ja, ob man das bei der Menge weißer Theaterschminke gelten lassen konnte?

Doch Kyo schüttelte nur den Kopf und meinte: "Alles in Ordnung." Er sammelte seine Gundam-Spielzeuge auf, ließ sie in der Rocktasche verschwinden und griff nach dem Englischbuch. "Gehen wir nach Hause."
 

~OWARI~
 

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Das letzte Kapitel einer Endlos-Saga! @@;

na ja oder so ähnlich... xD Hoffe es hat euch gefallen. Freu mich immer noch über Kommentare. ^____~v

greez
 

Dragon_Prayer



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kage
2005-11-05T19:03:13+00:00 05.11.2005 20:03
yeaahhh xD obwohl ich eigentlich eher dafür bin, dass mana die herzkönigin is, passt mi-chan auch schon in die rolle ^^
ich find die gesschichte voll toll ^^
AIW rulez <3


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