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Kyo im Wunderland

von

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Pink ist gut - Wahrheit ist besser

Kapitel 7: Pink ist gut - Wahrheit ist besser
 

Der Wald wurde zusehends finsterer, je weiter Kyo sich hineinwagte. Noch dunkler sogar, als er von außen gewirkt hatte. Anfangs hatte er sich noch eingeredet, die Dunkelheit würde ihm nichts ausmachen, doch inzwischen konnte er ein ungutes Gefühl nicht mehr unterdrücken. Es schien so, als ob der Weg niemals enden würde und der Wald nicht vorhatte, irgendwann mal wieder heller zu werden. Kyo wurde es zu dumm. Er drehte sich um und wollte zurücklaufen, doch... der Weg war verschwunden.

"Wo zum Teufel ist der Weg hin..? HÄH?" Kyo drehte sich einmal um die eigene Achse, auf der Suche nach seinem Pfad. Aber außer dem Weg tiefer in den Wald hinein ließ sich kein anderer mehr finden. Kyo war begeistert. Hatte Gackt ihn etwa doch reingelegt? Er überlegte, was er denn nun tun sollte. Hatte er eine andere Wahl, als diesem Trampelpfad weiter zu folgen? Nein, wohl eher nicht. Ohne eine Orientierung würde er bestimmt nicht mehr zur Morchel zurückfinden. Und, wenn er es von dieser Seite aus betrachtete: Was würde es ihm bringen, dorthin zurückzukehren? Der Schmetterling war unter Garantie nicht mehr aufzufinden und vermutlich davon geflattert. Das hatte ihn sein Aufenthalt in diesem Wald gelehrt.

Ziemlich verunsichert marschierte Kyo also weiter in die ihm vorgegebene Richtung. Eine Weile lang ging das noch gut, doch dann verschwand der Weg plötzlich nicht nur hinter ihm, sondern war auch vor ihm nicht mehr zu finden. Er hörte einfach mitten in diesem finsteren Wald auf und jetzt hatte Kyo überhaupt keinen Anhaltspunkt mehr, wie er weitergehen sollte.

Der Junge seufzte und warf einen verzweifelten Blick an den schwarzen Bäumen empor. "So langsam macht's keinen Spaß mehr", murmelte er verbittert. Er hatte keine Lust mehr und fragte sich, wo bloß der Ausweg aus dieser Misere geblieben war... gab es überhaupt noch einen? Inzwischen gingen ihm auch die lockeren Sprüche aus und er fand keine Möglichkeit mehr, Unsicherheiten zu vertuschen. Mit einem abgrundtiefen Stöhnen ließ sich Kyo auf den Waldboden fallen und starrte teilnahmslos umher.

Als hätte sie es geahnt, tauchte plötzlich eine Person in seinem Blickfeld auf - genauer gesagt, auf einem Ast über ihm - die seine Laune sicherlich ganz schnell wieder von Verzweiflung in Genervtheit bringen konnte.

Kyo verspürte nahezu Erleichterung, als er die Grinsekatze erkannte, sprang auf und ruderte mit den Armen, um auch ja nicht übersehen zu werden. "HEY, DIE!!"

Leichtfüßig sprang Die von seinem Ast und umrundete Kyo grinsend. "Na, da is dir aber ganz schön die Pumpe gegangen eben, was?", bemerkte er spöttisch.

Kyo nahm sich vor, sich nicht aufzuregen und die Grinsekatze nutzte dies, um ihm eine weitere Frage zu stellen: "Wo möchtest du hin? Zum Hutmacher? Zum Märzhasen? Womöglich zu mir...? Also, ich hätte da ein hübsches Häuschen, weißt du..."

Empört starrte Kyo ihn an. "Sag mal, kannst du eigentlich auch mal an was anderes denken?? Ich hab andere Probleme, als mich hier mit dir rumzustreiten!"

Jetzt war es an der Grinsekatze, mal die Miene zu verziehen. "Warum gleich so pampig?? Da hab ich hide jetzt extra warten lassen, um dir zu helfen - und das, obwohl ein Treffen mit hide wahrscheinlich um einiges lustiger geworden wäre als mit dir - und du?!"

Kyo war zwar nicht sonderlich besänftigt, beherrschte sich aber und erklärte ruhig: "Ich will nicht zum Hutmacher, nicht zum Märzhasen - ich will einfach nur nach Hause!"

Die fing wieder an zu grinsen und meinte: "Wird schwierig, du kannst den Weg nach Hause nicht finden, weil dir die Wege hier nicht gehören. Die gehören der Königin..."

Kyo machte große Augen. "Höh? Was für ne Königin?"

Du Schande, dieses Land der Verrückten hatte auch noch eine Königin? Na Prost Mahlzeit... Warum hatte er nur überhaupt keine Lust herauszufinden, wie die wohl drauf war...? Trotzdem antwortete er der Grinsekatze: "Hab keine Königin gesehen."

Die war offensichtlich entsetzt. "Oh! DAS müssen wir aber ändern... Sie wird dich lieben!" Er drückte kurzerhand einen Knopf, der in den Baum neben ihm eingebaut war - war der vorhin auch schon da gewesen? - und plötzlich öffnete sich der Baumstamm wie eine Art Tor vor Kyo und gab ihm den Weg in das Königreich frei. Weiterhin grinsend machte Die eine ausladende Pfotenbewegung und forderte Kyo auf: "Hinein!"

Nicht wirklich Dies Worten vertrauend, aber dennoch überzeugt davon, dass jede Wahl besser war, als hier in diesem Wald zu bleiben, marschierte Kyo durch das Tor und gelangte in eine Art Garten, während Die ihm noch nachrief: "Aber irgendwann sehn wir uns noch mal bei mir, ne?? Das bist du mir schuldig!"

Als wäre es nicht offensichtlich gewesen, verschwand die Tür hinter Kyo sofort wieder und er sah sich um. Der blonde Junge fand sich in einem Irrgarten wieder. Zu beiden Seiten des nun endlich vorhandenen Weges wuchsen meterhohe grüne Hecken und versperrte ihm die Sicht auf den übrigen Garten. Da es mal wieder keine Möglichkeit zurück gab, nahm Kyo die Beine in die Hand und trottete mehr oder weniger gelangweilt drauf los.

Es dauerte nicht lange, da taten sich die Hecken vor ihm auf und gaben die Sicht auf eine Lichtung innerhalb des Irrgartens frei. Dort wuchsen ein paar Rosenbüsche mit pinkfarbenen Blüten, die seltsamer Weise stark nach Terpentin rochen und sehr nass aussahen... Weiter hinten auf der Lichtung konnte er weiße Rosensträucher und drei Personen, die sich aufgeregt unterhielten und mit ein paar Farbtöpfen und Pinseln umher wuselten, ausmachen. Neugierig trat Kyo zu ihnen heran und schnappte ein paar Wortfetzen auf: "Mann, das merkt die sofort, glaubt's mir doch!!", beschwerte sich ein kleiner Schwarzhaariger bei seinen beiden Kollegen.

Der Zweite, mit wallendem Blondhaar, erklärte genervt: "Sakito, das checkt die nie im Leben nicht, wieviel Hirn traust du ihr eigentlich zu?"

Der Erste mit Namen Sakito erwiderte: "Nein, ich kenn sie doch, die merkt alles - ich kann keine Geheimnisse vor ihr haben! Außerdem wartet sie doch nur auf eine Gelegenheit, mich zu quälen..."

Der Dritte mischte sich ein: "Yoshiki hat Recht, die Königin hat doch Besseres zu tun, als sich um die Farbe ihrer Rosenbüsche zu kümmern!"

"Und warum färbt ihr die dann überhaupt - worum's auch immer geht?", mischte sich Kyo ein, die Hände in den Rocktaschen vergraben.

Die Drei drehten sich verblüfft zu ihm um und musterten Kyo genau. Schließlich erwiderte der Dritte, namenlose: "Was geht's dich an, wieso belauschst du unsere Gespräche?"

Yoshiki wies ihn zurecht: "Kisaki, sei nicht so unfreundlich! Er hat dir doch gar nichts getan - wer auch immer er ist."

"Ich bin Kyo", stellte derselbe richtig.

"Hässlicher Name", rutschte es Kisaki heraus.

"Hey mann, kannst du mich mal in Ruhe lassen??", fauchte Kyo erzürnt.

Yoshiki räusperte sich und fing an, die Umstände zu erläutern, bevor Kyo und Kisaki sich noch mehr Nettigkeiten an den Kopf werfen konnten. "Also, die Lage ist die: Wir sind zuständig dafür, dass die Rosenbüsche gepflanzt werden. Nun ist uns aber ein dummer Fehler unterlaufen und die Rosen sind WEISS anstelle von PINK... da die Königin aber Pink zu ihrer Lieblingsfarbe auserkoren hat und auf die beiden hier eh nicht sonderlich gut zu sprechen ist, entschlossen wir uns kurzerhand dazu, sie pink anzustreichen... damit sie es nicht bemerkt." Er ließ Kyo einen Blick in seinen Farbtopf werfen, der tatsächlich Pink enthielt.

Kyo warf allen Dreien einen schiefen Blick zu und meinte, nicht sonderlich überzeugt: "Na ja... viel Spaß dabei. Ich hab Wichtigeres zu tun." Insgeheim überlegte er aber, dass es schon mal keine gute Voraussetzung darstellte, wenn diese Königin nicht gerade umgänglich war.

Doch er konnte keinen Schritt tun, da erklangen laute Fanfaren aus der Ferne und die Drei neben ihm schmissen sich mit dem Ausruf "Sie kommt! Die Königin... sie kommt!!!" ehrfürchtig zu Boden - wobei sie Kyo dummer Weise gleich mitrissen.

Kyo hatte keine Zeit mehr, sich wieder aufzurappeln, da schon die ersten königlichen Garden an ihm vorbei marschierten. Er betrachtete vom Boden aus den Aufstand, den diese komischen Garden veranstalteten und war sich nun sicher, dass da wohl wirklich die Königin auftauchen musste...

Als der Marsch beendet war und die königlichen Soldaten sich brav in Reih und Glied aufgestellt hatten, verstummte auch das Getrampel der vielen Füße und es wurde still um Kyo herum. Das Schweigen wurde von dem durchdringenden Klang einer E-Gitarre durchbrochen und Kyo hob sofort den Kopf. Er musste erstaunt feststellen, dass diese lieblichen Klänge hides Werk waren... hey mann, hatte dieses Karnickel etwa doch was drauf?

hide stand am Ende des königlichen Aufmarsches an Soldaten und verkündete nun mit schriller Stimme: "Ihre königliche Majestät, ihre durchlauchtigste Durchlaucht, die Herzkönigin... Miyabi!" Er verlangte seiner Gitarre noch ein paar dramatische Riffs ab und trat dann zur Seite.

Um die Hecke herum schritt hocherhobenen Hauptes eine 1,85 große Gestalt in hoheitlicher Robe in Kyos Blickfeld. Diese bestand aus einem langen, an der Hüfte zusammengebundenen Kleid aus verschiedenen schwarzen Stoffen. Das Kleid war bis an die Hüfte geschlitzt und erlaubte bei jedem weiteren Schritt der Königin einen Blick auf ihre langen Beine, die in hohen Lackstiefeln steckten, und auf einen kurzen Lackrock, der sich unter dem Kleid verbarg. Die Ärmel waren weit ausgestellt und durchsichtig schwarz. Die rabenschwarzen Haare der Majestät waren mit Hilfe einiger pinkfarbener Blüten hochgesteckt - und alles in allem hatte diese Königin alles, was Kyo der Queen von England wünschen würde.

Bisher hatte Kyo sich ja immer gefragt, wieso bloß alle in dieser Welt so schrecklich versaut waren. Doch beim Anblick dieser Königin fand er das auf einmal mehr als nachvollziehbar...

Die Königin schien aufgrund ihrer Körpergröße gar nicht zu bemerken, dass sich da vier armselige Gestalten vor ihr in den Sand geschmissen hatten und stolzierte elegant an ihnen vorbei, ohne ihnen auch nur einen Blick zuzuwerfen, wobei Kyo sich bemühte, keinen Blick unter den Rock zu werfen (scheiße, jetzt fing er auch schon so an!).

Miyabi war keine fünf Schritte von ihnen entfernt, als Kyo seinen Kopf zu Yoshiki drehte und ihm zumurmelte: "Mann, is das vielleicht n heißer Feger...! So was findest du bei uns in den Königshäusern nicht!"

Abrupt blieb die Königin stehen und fuhr herum. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie hinab zu Kyo und lächelte dann geschmeichelt. "Dieser Junge hat wirklich Geschmack!" Doch nun wurde sie von den Farbtöpfen und Pinseln abgelenkt, die noch neben den drei anderen im Gras lagen. Miyabi trat näher an die Rosenbüsche heran und runzelte die Stirn. Skeptisch streckte er die Hand nach einer Rosenblüte aus und wischte dabei etwas von dem Pink ab. Empörung machte sich auf dem königlichen Gesicht breit. Er wirbelte zu den Liegenden herum und fing an zu brüllen: "WER VON EUCH BESITZT DIE DREISTIGKEIT, M-E-I-N-E HERZALLERLIEBSTEN ROSEN ZU BESCHMIEREN?!? ERHEBT EUCH GEFÄLLIGST, WENN ICH MIT EUCH REDE!!"

Als Sakito, Kisaki und Yoshiki sofort in die Höhe schnellten und um Vergebung winselten, überlegte Kyo, dass er vielleicht auch mit aufstehen sollte. Er hatte zwar eigentlich nichts mit der Sache zu tun, aber so hübsch diese Königin auch aussah - er wollte sich lieber nicht mit ihr anlegen...

Also sprang er auf und erklärte sofort: "Ich war's nicht!"

Zuerst begannen die drei anderen, sich gegenseitig zu beschuldigen, doch dann deutete Kisaki plötzlich mit dem Finger auf Kyo und verkündete: "Er war's!"

Yoshiki und Sakito zögerten nur den Bruchteil einer Sekunde, stimmten dann aber zu.

Miyabi musterte die Drei scharf und erkannte mit gebieterisch spöttischer Stimme: "Gewiss - und deswegen sind SEINE Kleider auch noch vollkommen rein - im Gegensatz zu euren, die über und über mit Pink verschmiert sind." Er holte tief Luft und brüllte wieder los: "ELENDE VERRÄTER!! PEITSCHT SIE AUS!!!" Wie um seine Worte zu bestätigen zückte er eine pinkfarbene Peitsche und ließ sie einmal durch die Luft schnellen.

Sofort eilten einige Soldaten herbei und führten die immer noch um Gnade heulenden Bösewichte ab.

Miyabi, vor Zorn rauchend, schien sich erst mal wieder beruhigen zu müssen. Währenddessen nutzte der Herzkönig, der bisher etwas im Geschehen untergegangen war, die Gelegenheit und trat auf Kyo zu. Mit einem kindlichen Strahlen fragte er interessiert: "Und wer bist du? Ich bin der Herzkönig, Hyde. Freut mich sehr!" Er hielt ihm seine Hand zum Gruß hin.

Kyo warf ihm einen unsicheren Blick zu. Meinte der das etwa ernst...?? War ihm da gerade wirklich jemand begegnet, der NETT war?

Doch noch bevor er dem König die Hand schütteln konnte, hatte Miyabi sich wieder gefasst und mischte sich ein. "Was bist du überhaupt für einer? Gehörst du zur Herzgarde? Oder zu den Kreuzen?"

Hyde schüttelte den Kopf und vermutete: "Ich finde, er sieht aus wie ein Pik. Denkst du nicht auch, Liebstes?"

Miyabi spielte mit der Zunge an seinem Lippenpiercing herum und meinte dann entschieden: "Nein, er ist definitiv KEIN Pik. Das ist ein kleiner J-Rocker! Mein Gott, bist du niedlich!!" Seine nachdenkliche Miene wich einem verzückten Strahlen und er kniete sich zu dem 25 cm kleineren Junge hin.

Kyo ärgerte sich im Stillen tierisch über diese Bezeichnung, entschloss sich aber dazu, das lieber nicht laut zu tun, schließlich hatte er in dieser Welt schon oft genug zu spüren bekommen, dass es nicht immer klug war, seine Meinung offen kundzutun. Ob ihm das nun passte oder nicht.

Miyabi strahlte ihn noch sekundenlang an, dann fragte er entzückt: "Magst du Flaschendrehen?"

Als Kyo ein ziemlich dummes Gesicht machte, fasste Miyabi diesen Ausdruck ein wenig falsch auf und sah es als stummes "Ja" an. "Prima!!", freute er sich, "dann spielen wir jetzt ne Runde, einverstanden?"

Kyo war ganz und gar nicht einverstanden, doch auch diesen Protest schluckte er hinunter. Der Herzkönig schien ebenso begeistert von dieser Idee wie seine Gemahlin und hakte sich links bei Kyo unter. Miyabi tat dasselbe auf Kyos rechter Seite und so schleppten die beiden Monarchen den armen Jungen in Richtung Palast ab.



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