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Knights of Zion - Chronicles of the Future

von

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Seals 5: Das Gift des Himmels

Endlich, endlich geht es weiter! Ich hatte eine totale Schreibblockade bei dieser Fic und wusste einfach nicht, was ich schreiben sollte! *knurr* Aber das ist jetzt vorbei und hier kommt der neue Teil! Viel Spaß!
 

Kapitel 13: Seals 5: Das Gift des Himmels
 

Roose sank wie betäubt auf das Bett aus Blumen und Zweigen, über das große Palmenblätter gebreitet waren. Wrecka, die blauhaarige Elfe, richtete neugierige Blicke auf ihn. Warum sah er auf einmal so bestürzt aus? Der junge Mann vernahm in Gedanken die Botschaft, die Zero ihm hatte zukommen lassen und schluckte schwer. Wenn das die Wahrheit war, dann drohte Zion eine Gefahr, die jeder Beschreibung spottete!

"Roose-san? Was ist mit Euch? Fühlt Ihr Euch nicht wohl?"

"Nein, es geht schon....es ist nur....der Anführer der Ritterschaft, Sir Helios, teilte mir soeben durch Gedankenübertragung mit, welche Bedrohung die Victims tatsächlich darstellen....oh Mylady, Ihr habt ja keine Ahnung...."

"Dann sagt es mir! Was hat Euch Euer Freund berichtet?"

Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und erzählte ihr zögernd und widerstrebend von dem wahren Ausmaß der Katastrophe.

"Die....die Siegel? Aber....das ist unmöglich....die Legendären Ritter haben das Böse doch verbannt....! Das darf nicht sein....!"

"Und doch ist es so. Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb Hüterin Teela ihren Herrn belügen sollte. Bei allen Göttern....wenn ich das geahnt hätte...."

Seine Hand krampfte sich um den Griff des "Luhma Klein" und er unterdrückte den Wunsch, sich auf den Rücken von Helteage zu schwingen und sämtliche Victims mit einem Streich zu vernichten. Er wäre gar nicht dazu in der Lage. Vor langer Zeit einmal hatte es Frieden gegeben, wirklichen Frieden....aber alles war einen anderen Weg gegangen....Wrecka spürte eine klamme kalte Angst nach ihrem Herzen greifen und lehnte ihre heiße Stirn gegen einen kühlen Felsen. Ihre Mutter, die eigentliche Regentin des Jadewaldes, Königin Demeter, erwartete von ihr, dass sie in ihrer Abwesenheit die Geschicke der kleinen Elfenschar so handhabte, dass es ihnen nie an etwas mangelte, aber trotz ihrer Verachtung gegenüber den Menschen gab es doch angesichts dieser Bedrohung keine andere Möglichkeit, als ein Bündnis einzugehen? Doch ob ihre Mutter damit einverstanden wäre? Zu dumm, dass sie keine Gelegenheit hatte, sie um Rat zu fragen! Um von dem Problem abzulenken, wandte sie sich an ihren Gast: "Ich werde zu geeigneter Zeit mit meinem Volk darüber sprechen, doch nicht jetzt. Die Zeremonie des Wachstums findet in einigen Tagen statt und es muss noch viel vorbereitet werden. Entschuldigt mich bitte."

"Die Zeremonie des Wachstums? Ich habe davon gelesen....alle Elfen versammeln sich beim tausendjährigen Vaterbaum, um ein geheiligtes Samenkorn zu Füßen seiner Wurzeln einzupflanzen. Ein altes Ritual, um das Gleichgewicht dieses Waldes aufrechtzuerhalten. Ich interessiere mich sehr dafür. Kann ich Euch bei den Vorbereitungen nicht ein wenig zur Hand gehen? Oder ist mir dies als Ausgeschlossener nicht erlaubt?"

Sie starrte ihn sprachlos an. Sie erlebte zum ersten Mal, dass ein Mensch etwas über diese Zeremonie wusste, geschweige denn, seine Hilfe anbot. Seine grünen Augen ruhten still und abwartend auf ihr, voller innerer Kraft und Verständnis. Grün wie die schönsten Blätter ihrer Heimat, unendlich und tief....Warum vermochte sie es nicht, dem unwiderstehlichen Zauber dieser Augen zu entfliehen? Warum konnte sie ihm nichts abschlagen?

"Nein, wenn Ihr wollt....wenn Ihr wollt, könnt Ihr gerne Euren Beitrag leisten. Das wäre sogar sehr freundlich von Euch. Kommt, begleitet mich zu den anderen." Er nickte und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, das sie erröten ließ. Seite an Seite traten sie hinaus in den Sonnenschein. Die Luft war erfüllt von unterschiedlichen Düften und den vielfältigen Geräuschen der Tiere. Roose atmete tief ein und dankte Fürst Azuma im Geheimen, dass er ihn hierher geschickt hatte. Er wagte nicht, sich vorzustellen, was aus diesem Paradies werden würde, wenn die Victims ihre gierigen Krallen danach ausstreckten und die restlichen Siegel brachen, deren Geißeln eine Rettung des Jadewaldes für immer unmöglich machen würden. Diese Kreaturen würden eine Wüste der Zerstörung zurücklassen....Grauenhaft....Eisige Schauer überliefen seinen Körper und er schüttelte den Kopf, um diese düsteren Bilder aus seinem Geist zu verdrängen. Obwohl er spürte, dass er für sein Dasein als Ritter und seine Macht einen hohen Preis zahlen musste, wollte er dennoch für den Frieden kämpfen und Zion vor seinem Untergang bewahren. Er hatte vor drei Jahren einen Schwur geleistet und er würde ihn befolgen, auch wenn es ihn sein Leben kosten sollte....
 

Langsam und bedächtig durchmaßen sie diese prachtvolle Welt voller Leben und Schöpfung, bis sie eine kleine, beschauliche Lichtung erreichten, wo andere Elfen damit beschäftigt waren, große Festtafeln aus Holz und Blumen aufzubauen. Es war das erste Mal, dass Roose die übrigen geflügelten Wesen sah und er spürte, wie ihm Feindseligkeit entgegenschlug, als sie ihm ihre Aufmerksamkeit zuwandten. Seine Anwesenheit bei den Vorbereitungen zu dieser wichtigen Zeremonie wurde negativ aufgenommen und eine Elfe mit langem weißen Haar kam direkt auf Wrecka zu.

"Was muss ich sehen, Euer Hoheit! Ihr bringt einen Menschen hierher, zur Geweihten Lichtung? Das ist nicht erlaubt!"

"Seid nicht wütend auf mich, ehrenwerte Lehrmeisterin. Aber Ihr habt selbst gehört, wie er zu mir gesprochen hat, was er gesagt hat - wollt Ihr bestreiten, dass er recht hatte?"

"Das zwar nicht, dennoch ändert das nichts an der Tatsache, dass er keiner von uns ist. Mensch bleibt Mensch, also schafft ihn fort von hier!"

"Ihr seid Lehrerin?" mischte sich der Gegenstand der Diskussion mit einem freundlichen Lächeln ein. "Darf ich fragen, was Ihr die Lady gelehrt habt?"

"Die Kunst der Naturmagie, Mensch. Etwas derartiges war Euch Umweltzerstörern schon immer fremd. Alles lebt und atmet in einem empfindlichen Gleichgewicht, doch Euer Volk vernichtet dieses Gleichgewicht immer wieder, bis es sich nicht mehr erholen kann. Seht her!" Sie nahm ein Samenkorn vom Boden auf und ließ es in ihrer Hand schweben. "Alle Macht der Schöpfung steckt in einem einzigen winzigen Etwas, für das ihr Menschen nie einen Blick haben werdet. Vergiften, töten und verschmutzen, das ist es, was ihr könnt! Nie werdet ihr...."

"Ihr erlaubt doch?" unterbrach sie Roose und ergriff das Samenkorn, das er sorgsam in die Erde bettete, die von der Sonne bereits erwärmt worden war. Dann hielt er seine Hände darüber und konzentrierte sich auf seine magische Gabe, Pflanzen wachsen zu lassen. Unter ihm wand sich nach und nach ein junger Baumsprössling Richtung Himmel. Der weißhaarigen Elfe verschlug es die Sprache und auch die anderen kamen überrascht näher, um dieses Wunder zu begutachten, dass es offensichtlich ein menschliches Wesen gab, das ihre Fähigkeiten teilte. Wrecka nickte erleichtert, ihr Vertrauen in ihn schien hiermit bestätigt.

"Nun denn....Ihr erstaunt mich und das ist bisher nur wenigen gelungen. Also schön - da unsere Prinzessin das innere Gleichgewicht der Erde in Euch richtig erkannt hat, mögt Ihr bleiben und uns bei den Vorbereitungen helfen. Mein Name ist Maadjie und ich bin die Stammesälteste, sowie Erzieherin und Lehrerin von Demeters Tochter."

"Sehr erfreut, Euch kennen zu lernen." erklärte der junge Mann und verbeugte sich höflich. Gerade wollte er sich an die Arbeit begeben, als der Himmel über ihnen plötzlich von dunklen Wolken überzogen wurde. Rasch türmte sich ein Sturm über ihnen auf und grelle Blitze zerschnitten sirrend und tosend die Luft, während grollender Donner die Stille des Waldes zerriss. Dicke schwere Regentropfen begannen auf die Elfen und ihren Gast hernieder zu prasseln. Heftige, schnell erscheinende Gewitter dieser Art waren nichts ungewöhnliches, doch als der erste Tropfen fiel, zeigte sich, dass niemand diesen Sturm wieder vergessen würde. Maadjie schrie auf, als das kühle Nass sie an der Schulter traf und sich hinein brannte wie Säure. Auch die übrigen Elfen flatterten aufgeregt und angstvoll in der Düsternis umher, suchten verzweifelt Schutz vor diesem giftigen Regen und jammerten und klagten über die bereits aufgestellten Tische und Stühle, die Girlanden und den Blütenschmuck, die regelrecht zerfressen wurden. Wrecka war zunächst geschockt, doch alsbald gewann die Ruhe, die sie von ihrer Mutter geerbt und die sich in Notsituationen bewährt hatte, die Oberhand. Sie befahl ihrem Volk, sich in den magischen Schutz des Vaterbaums zu begeben, so rasch wie möglich. Sie selbst flog hoch hinauf in die Luft, um die Ursache für dieses Unwetter auszumachen. Von Angst und Entsetzen getrieben, in der Hoffnung, die ihren retten zu können, sammelte sie in ihrem Geist alles, was Maadjie ihr jemals beigebracht hatte und wich sogar den Regentropfen aus. Auf einmal wurde ihr Flug jedoch jäh gebremst, denn ihre schillernden, zarten Flügel wurden schließlich von den säurehaltigen Perlen getroffen und mit einem schrillen Schmerzensschrei stürzte sie in die Tiefe. Roose benötigte den Bruchteil einer Sekunde, um zu entscheiden, was er zu tun hatte. Er pfiff auf zwei Fingern, einen langen, spitzen Ton, der Helteage alarmierte. In der Gestalt des Drachen schwang sie sich nach oben, umkreiste den Jadewald, entdeckte die bewusste Lichtung und ließ ihren Herrn aufsteigen. In atemberaubendem Tempo raste er auf die verletzte Wrecka zu und fing sie geschickt auf, ohne darauf zu achten, dass der Regen bereits blutige Spuren in seine ungeschützte Haut malte.
 

"Zum Vaterbaum, Helteage!" befahl er und unterdrückte ein Stöhnen, als das Wasser weiterhin auf ihn einstieß wie mit Millionen von Nadeln. Er durfte jetzt nicht aufgeben! Pfeilgleich näherte er sich dem ehrwürdigen alten Schutz- und Bannkreis der Elfen, unter dessen magischem, heilenden Licht sie eine Zuflucht gefunden hatten. Als Mensch, das wusste er zu genau, war er nicht in der Lage, den Wall zu durchdringen und sich ebenfalls in Sicherheit zu bringen. So warf er die junge Frau durch die türkis schimmernde Barriere hindurch, wo sie von helfenden Händen aufgefangen wurde und stürmte wieder zurück in den geschwärzten Himmel.

"Was habt Ihr vor, Mensch? Im Zentrum des Unwetters ist die Kraft des Giftes noch viel höher! Ihr werdet umkommen! Hört Ihr nicht?!"

Doch Roose reagierte nicht auf Maadjies Rufe. Obwohl seine Haut wie Feuer brannte und er aus vielen kleinen offenen Wunden blutete, packte er das "Luhma Klein", hielt es hoch und sprach die Zauberformel: "FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!"

Die Mächte der Natur wurden in ihm entfesselt und er spürte, wie die Qual verschwand und die Rüstung ihm ihren Schutz gewährte, ihn vor dem Regen abschirmte. Höher und höher stieg Helteage, bis sie gefunden hatten, wonach sie suchten: den Grund des Sturmes und vor allem des himmlischen Giftes, das alle Vorbereitungen für die Zeremonie des Wachstums ruiniert hatte. Ein Victim, schwarz wie die Nacht, mit eisigem Atem, gigantischen Krallen und einem langen Schwanz, an dem wuchtige Stacheln befestigt waren. Arbor schluckte seine aufkeimende Furcht hinunter und brüllte gegen das Tosen des Windes an: "Halt ein, schreckliche Kreatur!! Ich werde nicht zulassen, dass du den Jadewald vernichtest!! Niemand wird die Wunder der Schöpfung verderben, solange ich lebe!! Mach dich bereit!!"

Das abstoßende Wesen drehte sich in einer unheilvollen, geschmeidigen Bewegung zu seinem Feind um, ließ ein schauderhaftes Gebrüll hören und schlug mit seinem Schwanz nach dem Drachen. Dieser wich geschickt aus und der Ritter lenkte das Tier in die Nähe der Schwanzkerbe, wo das Muskelgebilde mit den knochigen Auswüchsen, die ihm als Waffen dienten, ansetzte. In dem Gewitter, das der Victim erzeugte, schimmerte die stählerne Klinge des magischen Schwertes tödlich und kalt. Als die Schneide herniederfuhr, erschütterte ein gellender Schmerzensschrei die Umgebung. Die Kreatur wand sich, als ihr Schwanz zu Boden fiel und sie blutüberströmt und verstümmelt zurückblieb. Ihr Zorn verwandelte sich in rachsüchtigen Wahn und sie schlug mit ihren messerscharfen Krallen wild um sich, so dass Helteage alle Schwierigkeiten hatte, ihnen zu entkommen. Arbor wehrte sich verzweifelt, doch er spürte auch, wie die heftigen Attacken das "Luhma Klein" schwächten und ihn selbst zurückdrängten. Da traf ihn ein mächtiger Stoß und eine teuflische Pein zuckte ihm wie ein Blitz durch sämtliche Glieder. Warmes Blut quoll unter dem Schulterpanzer hervor, der nunmehr in Stücke gehauen und unbrauchbar geworden war. Er presste die linke Hand auf die Verletzung, Schweiß stand ihm auf der Stirn und er ärgerte sich, dass es ausgerechnet seinen Schwertarm erwischt hatte. Die brennende Qual pochte von der Wunde aus durch seinen Körper und raubte ihm einiges an Kraft, die er für den Kampf benötigt hätte. An der Stelle, wo die Rüstung zerstört worden war, drang der giftige Säureregen ein, eigentlich ein Sekret, das von der dicken, lederartigen Haut des Victims tropfte, Wolken bildete und auf die Erde herniederging. Arbor war es, als würde seine Haut zerrissen und seine Schulter der Länge nach aufgeschlitzt. Weitere kleine Wunden bildeten rote Rinnsale auf seinem weißen Fleisch und verklebten den grünen Stoff des Untergewandes.

>>Master! Bitte haltet durch! Ihr könnt dieses Monster besiegen, wenn Ihr nur an Euch glaubt! Die Macht der Erde ist mit Euch! Ersucht ihre Hilfe!<<
 

Doch er hörte sie schon nicht mehr. Geschwächt von der schweren Verletzung, dem endlosen Stechen des grausamen Regens und seiner Erschöpfung, entglitt ihm das Schwert und er wurde ohnmächtig. Wrecka, die aus dem Schutzkreis des Vaterbaumes alles beobachtet hatte, ebenso wie ihre ungläubigen Stammesgenossen, erschrak zutiefst, als die geheiligte Klinge in den Boden donnerte, einem Meteor gleich dort einschlug und in dem so verursachten Riss steckenblieb. Ohne Waffe würde er keine Chance gegen das Ungeheuer haben! Außerdem, wenn er bereits so geschwächt war, dass er das Schwert nicht mehr halten konnte, dann war sein Tod so gut wie sicher! Was sollte sie tun? Wenn doch nur ihre Mutter hier gewesen wäre! Sie konnte Roose-san nicht im Stich lassen, wo er doch dafür kämpfte, den Jadewald, die Heimat der Elfen, ihre Heimat, zu retten! Statt dessen verbargen sie sich hier, feige und würdelos, um jemand anderen die Arbeit machen zu lassen! Wo war der Stolz des Elfenvolkes geblieben, wo seine Tapferkeit und sein Ehrgefühl? Wrecka musterte die verängstigten Gesichter der anderen, Männer wie Frauen, unter denen sich auch Magier und Krieger befanden und die es dennoch vorzogen, sich zu verkriechen wie eine Ratte in ihr Loch, anstatt dem einsamen Ritter dort oben zur Hilfe zu eilen. Aber er war ja nur ein Mensch - warum sollte man einem Menschen helfen? Wut wallte in ihr hoch, Empörung und Enttäuschung verdunkelten den klaren Widerschein ihrer blauen Augen. Das durfte einfach nicht sein! In diesen unruhigen Zeiten waren Verbündete von großer Bedeutung und Freundschaft hatte immer schon einen hohen Wert besessen. Weshalb nicht Freundschaft mit ihm schließen, ihm beistehen, wenn er von sich aus, freiwillig, den Kampf mit diesem abscheulichen Victim aufnahm? In Wreckas zarter Hand erschien ein Schwert, das wie aus Glas gemeißelt wirkte, so hell und durchscheinend war es. Ohne auf Maadjies entsetzten Ausruf zu achten, verließ sie die Barriere und flog hinauf zu Arbor, trotz ihrer schmerzenden Flügel. Sie klemmte sich auch das "Luhma Klein" unter den Arm, um es Roose wieder übergeben zu können. Nachdem sie begriffen hatte, dass er ohnmächtig war und der Victim gerade zu einer neuen Attacke ausholte, trennte sie mit einem lauten Kampfschrei eine der Pranken von dem ungeschlachten Körper der Kreatur, die daraufhin in heiseres Winseln ausbrach. Sie drückte dem türkisen Drachen die Klinge zwischen die Zähne und Helteage verwahrte sie bereitwillig, während Wrecka versuchte, den Bewusstlosen aufzuwecken. Langsam öffnete er die Augen, blinzelte und richtete sich unter einem Stöhnen auf. Als er sie erkannt hatte, sog er überrascht die Luft ein, doch seine Verblüffung wurde rasch von Missbilligung und Angst verdrängt.

"Was habt Ihr hier zu suchen, Mylady?! Das ist viel zu gefährlich für Euch!! Seht Euch nur einmal Eure Schwingen an!! Sie sind bereits blutig und Ihr könntet sie für immer verlieren, wenn Ihr Euch länger diesem Gift des Himmels aussetzt!! Verschwindet!!"

"Niemals!! Ihr habt Euch in dieses Gefecht gestürzt, um meine Heimat zu beschützen, Sir Arbor!! Das ist etwas, dass mein Volk und ich tun sollten, nicht Ihr!! Aber sie alle....sind zu furchtsam, um zu kämpfen, zu verbohrt und zu engstirnig, um einem Menschen zu helfen!! Ich kann nicht einfach zusehen!! Wagt es nicht, mir zu verbieten, den Jadewald zu verteidigen, denn er ist mir teuer und ich werde nicht weichen, nur, weil Ihr und Euer männlicher Stolz es vorziehen!!"

Und sie betrachtete ihn mit erhobenem Haupt, jeder Zoll eine Königin. Sie würde ihrer Mutter, der Herrin des Immergrünen, Demeter, eine gute Nachfolgerin sein....

Helteage warf ihrem Master das Schwert zu, er fing es lässig auf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder ihrem Gegner zu, der immer noch tobend über den Verlust seiner Pranke, wild brüllte. Schließlich starrten seine rot glühenden Augen drohend auf die Elfe und den Ritter, ein dumpfes Knurren kam aus seinem Maul und er fletschte die spitzen, matt glänzenden Zähne. Arbor blieb keine Sekunde mehr, um groß nachzudenken. Er lenkte sein Reittier in einem gewagten Bogen und rasender Geschwindigkeit über die Lichtung hinweg und der Victim folgte ihm sofort.

"Was tut Ihr da?!" stieß Wrecka hervor und glaubte, ihren neuen Kameraden jeden Moment unten aufprallen zu sehen. Statt dessen berührte er den aufgeweichten, schlammigen Boden mit seiner freien Hand und riss einen Schwung Schlingpflanzen mit sich, die er soeben erschaffen hatte. Damit fesselte er seinen Feind, der seinen Unmut hinausschrie und die Gewächse zerbiss und zerhackte. Der junge Mann ließ sich davon nicht beeindrucken. Sein ganzer Leib brannte vor Pein, aber er durfte und wollte jetzt nicht aufgeben! Seine Finger fassten eine der Lianen und mit einem Mal wurden die gutartigen Kräfte des Kriegers zur Waffe, denn plötzlich wuchsen scharfgeschliffene Dornen aus den grünen Ketten heraus und spießten den Victim buchstäblich auf. Dann holte Arbor aus und enthauptete in einem einzigen, mächtigen Streich das grauenhafte Wesen. Kopf und Körper prallten auf die Erde hinunter und verrottete in ungewöhnlichem Tempo, bis nur noch einige unkenntliche bleiche Knochen übrig waren. Die schwarzen Wolken lösten sich auf und auch der schreckliche Säureregen fand endlich ein Ende.
 

Helteage setzte zum Landeflug an und Wrecka tat es ihr nach. Ihr Herz schlug hastig gegen ihren Brustkorb, als sie ihn absteigen sah. Er verwandelte sich zurück und tätschelte die Schnauze des Drachen, das hübsche Antlitz gezeichnet von Müdigkeit, Schmerz und Kraftlosigkeit, das weiche Haar wirr und durchnässt, die dunkelgrünen Augen, die wie Smaragde waren, von dem eben erstrittenen Sieg erfüllt, der geschmeidige Körper übersät von Verletzungen und die rechte Schulter eine einzige, klaffende Wunde. All das hatte er erduldet, um etwas zu retten, das er nicht kannte, das ihm nichts bedeuten konnte....Er lächelte sie kurz an, bevor er endgültig zusammenbrach. Maadjie eilte herbei und befahl einigen anderen Elfen, ihn zu ihrem Lager zu tragen, damit sie ihn dort heilen könne, denn sie war auch die Ärztin des Stammes. Wrecka verfolgte seinen Abtransport mit gemischten Gefühlen. Warum hatte er so gehandelt? Und warum sorgte sie sich sosehr um ihn?!
 

Roose hatte Mühe, wieder in die Wirklichkeit zurückzufinden. Der süßliche, angenehme Duft von blühenden Blumen umgab ihn, warme Sonnenstrahlen fielen durch ein aus Palmblättern gemachtes Dach und neben seiner Bettstaat stand ein Tisch mit Speisen darauf. Jemand hatte ihm sein Hemd ausgezogen und offensichtlich seine Wunden gereinigt und geheilt. Die schwere Verletzung tat noch ein wenig weh und war noch unter einem Verband verborgen, aber ansonsten war er genesen.

"Ihr seid aufgewacht?"

Als er sich umdrehte, gewahrte er Wrecka, deren Flügel ebenfalls einer Heilprozedur unterzogen worden waren. Sie trug ein festliches Gewand in Gold- und Blautönen und hatte goldene Ohrringe in der Form von Rosen angelegt.

"Die Vorbereitungen für die Zeremonie des Wachstums sind wieder aufgenommen worden. Mein Volk ist Euch sehr dankbar für Eure mutige Tat. Und sie schämen sich auch, dass sie Euch nicht beigestanden sind und möchten sich in aller Form bei Euch entschuldigen, indem sie Euch bitten, dieses Jahr der Ehrengast zu sein. Ich hoffe, dass Euch das recht ist."

"Ob es mir....? Das ist eine unaussprechliche Ehre für mich, Mylady, denn ich glaube, dass noch nie zuvor ein Sterblicher an diesem Fest teilgenommen hat."

"Es hatte sich auch noch nie zuvor ein Sterblicher diese Ehre verdient, Roose-san. Ihr hingegen habt uns beschützt, obwohl Ihr heute erst zu uns gekommen seid. Der Jadewald ist Euch völlig fremd und wir haben Euch mit Feindseligkeit begrüßt. Wieso habt Ihr dennoch Euer Leben riskiert, um mein Reich zu verteidigen?"

"....Weil wir im Krieg sind. Wir werden niemals Frieden haben und das Böse bannen können, wenn wir uneins sind und uns gegenseitig bekämpfen. Es muss Schluss sein mit Intoleranz, Misstrauen und Vorurteilen, falschem Stolz und Hochmut! Die Völker Zions stehen einer gemeinsamen Bedrohung gegenüber, die sie alle gleichermaßen betrifft! Niemand darf seine Augen davor verschließen! Und schon gar nicht dürfen alter Hass und Sturheit verhindern, dass wir uns zusammenschließen und als Einheit gegen diejenigen vorgehen, die unsere Welt vernichten wollen! Berichtet den Euren noch heute von dem, was ich Euch erzählte, von den Sieben Siegeln und dem tatsächlichen Ausmaß der Katastrophe! Davon abgesehen....liebe ich die Natur. Denkt Ihr wirklich, ich hätte die Schönheit Eurer Heimat nicht erkannt? Sie ist ein Wunder der Schöpfung und beherbergt in sich selbst viele weitere Wunder des Lebens - wie das Volk der Elfen, aber auch die Tiere und Pflanzen. Die Victims wollen das zerstören....das konnte ich unmöglich zulassen...."

Wrecka schwieg, unfähig zu irgendeiner Antwort. Sie hatte auf einmal das Bedürfnis, ihm mit einer Umarmung zu danken, ihre Haut auf der seinen zu spüren und seine Wärme einzuatmen. Sie runzelte verwirrt und verärgert die Stirn, als ihr ihre Gedankengänge bewusst wurden. Was fiel ihr denn ein?! Er war ein Mensch! Aber andererseits auch ein Mann....ein tapferer und bewundernswerter Mann....Und sie empfand Zuneigung für ihn, obwohl sie ihn erst kennen gelernt hatte....ihre Mutter würde dies gewiss nicht billigen....

Roose beobachtete sie aus den Augenwinkeln. Sie schien ihm die einzige aufgeschlossene Seele unter den Elfen zu sein, vielleicht, weil sie eine der jüngsten unter ihnen war und die meisten Ereignisse, die sie die Menschen zu verachten und zu hassen gelehrt hatten, nur aus Geschichtsbüchern kannte. Warum hätte sie sonst versucht, ihm zu helfen, warum hatte sie ihn beschützt, warum sich freiwillig in Gefahr gebracht, wenn sie nicht ebenso wie er eine Verständigung, eine Allianz zwischen den beiden Rassen wünschte? Er vermutete, dass es sie viel Überwindung gekostet hatte, einem Fremden, noch dazu einem Menschen, zur Seite zu stehen, aber er respektierte sie umso mehr für ihr Einschreiten. Wie zerbrechlich sie gewirkt hatte, inmitten des gewaltigen Sturmes, der monströse Victim hinter ihr, den sie erfolgreich angegriffen hatte, die durchsichtige Klinge in ihren anmutigen Händen, der Griff fest umschlossen von elfenbeinfarbenen Fingern....Sein Herz regte sich unweigerlich und er wandte schnell den Blick von ihr. Konnte er das riskieren? Sich zu verlieben? In seinem Inneren schrie etwas auf, wie eine unbewusste, instinktive Warnung. Roose schüttelte den Kopf. Was hatte das zu bedeuten?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Zero2805
2004-07-03T16:02:31+00:00 03.07.2004 18:02
Das lange warten hat sich echt gelohnt.
Das Kapitel ist (mal wieder) spitze!!!!!!!
Bitte, mach ganz schnell weiter.
Ciao Zero
Von: abgemeldet
2004-06-28T16:47:12+00:00 28.06.2004 18:47
des kapitel war fantstisch, super, einfach nur wow!!^^

BÜDE BÜDE BÜDE!! mach ganz schnell weiter!!!!
bin schon voll gespannt aufs nächste kapi!! ^o^

*ganzdollknuddel*
sany
Von: abgemeldet
2004-06-28T05:03:28+00:00 28.06.2004 07:03
Wow, einfach nur wow!
'Das mit den Schriebblockaden kenne ich, hab ich auch!
*schnüf*
Aber das Kapitel ist wie immer spitze!
*Fähnchhen schwenk*
MAch schnell weiter, auch bei den anderen ich bin schon suppi gespannt!
*knuddel*
Hab dich Lieb


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