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Lonely Defiant Dragon

Des unnahbaren Einzelkämpfers größte Herausforderung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, hier das übliche wöchentliche Kapitel. Viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen

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Obvious Plans with hidden Intentions

Katsuyas Sicht:
 

Nachdem Seto von meinem Männern weggebracht wurde, tritt Mokuba neben mich. Das schlechte Gewissen steht dem jungen Kaiba wie in dicken roten Leuchtbuchstaben ins Gesicht geschrieben. "Er wird mir niemals vergeben!", schluchzt er, während er sich halt suchend an meine Seite lehnt, seine Augen sind voller Selbstvorwürfe. Ich streiche ihm sanft durch das schwarze, weiche Haar und versuche, ihm ein Lächeln zu entlocken. "Doch wird er, denn nun hat er ja einen Schuldigen, dem er vorwerfen kann, seinen kleinen Bruder korrumpiert zu haben. Mach dir keine Sorgen, es läuft nach wie vor alles nach Plan, das wird schon. Lassen wir ihm jetzt einfach etwas Zeit, sich an die neuen Umstände zu gewöhnen. Du kennst ihn noch besser als ich und weißt, wie stur er ist."
 

Meine Worte scheinen Mokuba zu beruhigen und zaubern sogar ein feines Schmunzeln auf das junge Gesicht. "Du hast recht, Katsuya. Seto wird sich beruhigen und wir werden dem Sturkopf schon noch zeigen, dass unsere Absichten gut sind." Ich nicke zustimmend. Gemeinsam werden wir daran arbeiten, Seto von unserem Vorhaben zu überzeugen und dass unsere Pläne der Kaiba Corporation nicht schaden, sondern sie in eine vielversprechende Zukunft führen werden. Mit wieder deutlich besserer Laune entschuldigt sich der junge Kaiba und verschwindet erneut im Kontrollraum der VR-Anlage.
 

Ich beobachte schweigend, wie immer mehr Angestellten der Kaiba Corp die Vorrichtungen verlassen und sich auf den Weg zur Mittagspause machen. Mein Stolz darüber, dass die Präsentation offensichtlich ein voller Erfolg war, wird nur dadurch getrübt, dass mich Sorgen plagen, ob ich nicht doch zu abweisend zu Seto war. Doch dann entscheide ich, dass es besser ist, wenn er mich momentan nicht leiden kann. Auf diese Weise kann ich seine Wut und Enttäuschung besser lenken. Er wird sich der Zusammenarbeit fügen, er weiß, dass er keine andere Wahl hat. Aber ich weiß auch, dass er sich, im Rahmen seiner Möglichkeiten, stur und querstellen wird. Er ist und bleibt eben mein einsamer, trotziger Drache, der nicht weiß, dass ich nicht mehr der bin, der vor fünf Jahren verschwunden ist.
 

Rückblende:
 

Ich habe so was von die Schnauze voll. Vollkommen geschafft lasse ich mich nach meiner Schicht auf mein ungemachtes Bett fallen, starre grimmig die Zimmerdecke in Grund und Boden. So kann es wirklich nicht weitergehen, entscheide ich energisch, bevor ich aufspringe. Mit plötzlicher Motivation beseitige ich das Chaos um mich herum. Als mein Zimmer wenige Stunden später, das erste Mal, seit dem meine Mutter mir noch beim Aufräumen geholfen hat, wieder mal wirklich sauber ist, fühle ich mich tatsächlich schon ein bisschen besser. Ich meine, ich bin jetzt 18 Jahre alt! Wenn ich allerdings an meine Zukunft denke, dann sehe ich, auf Grund meines wirklich unterirdisch schlechten Schulabschlusses, ein Leben voller Gelegenheitsjobs, die gerade so für die Spielschulden meines Vaters reichen werden. Nein, das will ich nicht, entscheide ich und die neue Ordnung um mich herum bestärkt mich dabei ungemein.
 

Ich nehme mir vor den Menschen, die ich liebe, würdig zu werden und mit diesem Gedanken im Kopf verschwende ich auch nicht länger unnötige Zeit, sondern beginne endlich damit, meinen Plan, den ich schon vor etwa einem halben Jahr an meinem Geburtstag, welchen ich leider alleine feiern musste, weil meine Freunde im Vergleich zu mir tatsächlich ein Leben haben, dass sie zu sehr einnimmt um sich mit einem perspektivlosen Kaoten wie mir auseinander zu setzen, gefasst habe. Zuerst packe ich also meinen Rucksack, mehr als das, was da rein passt, werde ich bestimmt nicht brauchen. Dann greife ich nach meinem Deck, dessen oberste Karte, der Schwarze Rotaugen Drache mich beinahe herausfordernd an funkelt. Ich war vielleicht nie ein herausragender Duellant, aber ich bin ehrgeizig und lernfähig. Es ist endlich Zeit meine Faulheit und meinen Stolz hinter mir zu lassen und diese Talente zu nutzen, um meine Ziele zu erreichen.
 

Mein spärliches Gepäck betrachtend beginne ich anschließend damit, am meinem, nur ordentlichen, Schreibtisch mit der saubersten Schrift, zu der ich im Stande bin, einen Abschiedsbrief an meine Familie und meine Freunde zu schreiben. Ich halte die Angaben darüber, was ich nun vorhabe, sehr vage, da ich einerseits nicht aufgehalten werden will, andererseits zugegebenermaßen noch nicht wirklich einen Plan habe, den ich irgendjemandem erläutern könnte. Nur halb zufrieden lege ich das fertige Schreiben auf mein Kopfkissen, fische mein mühsam Erspartes der letzten Monate aus seinem Versteck und bin dann weg.
 

Gegenwart:
 

Ja, so lief das damals ab und wenn ich jetzt so daran zurück denke, dann muss ich zugeben, dass das die blödeste und gleichzeitig genialste Idee beziehungsweise Entscheidung meines bisherigen, kurzen Lebens war. Warum? Nun, weil sie mich letztendlich an den Punkt gebracht hat, an dem ich nun bin. Eigentümer der amerikanischen Techfirma VRKatsu, Schöpfer der virtuellen Welt Utopia und seit neustem Hauptanteilseigner der weltweit größten Spielfirma, der Kaiba Corporation. Habe ich mir damit Feinde gemacht? Definitiv. Hätte ich es ohne fremde Hilfe geschafft? Auf keinen Fall. Bereue ich es? Definitiv nicht. Ich bin mir der Tatsache, dass ich damit einen der mächtigsten und cleversten Strategen und Geschäftsmänner herausgefordert habe, voll und ganz bewusst, aber wie gesagt, bin ich mir ziemlich sicher, dass Seto mich maßlos unterschätzen wird.
 

Sein trotziger Stolz und sein übergroßes Ego lassen ja auch gar nichts anderes zu. Er hat nie wirklichen Widerstand kennen gelernt, weshalb er auch nie auf andere Menschen gehört oder auch nur reagiert hat. Nun, da er im wahrsten Sinne des Wortes dazu genötigt wird, ist höchste Vorsicht geboten. Wie ein verletztes Tier haben wir ihn in die Ecke gedrängt und wenn wir nicht aufpassen, dann wird er sich, in dem Versuch sich aus dieser aussichtslosen Lage zu befreien am Ende selbst noch mehr verletzen, als er das die letzten fünf Jahre bewusst oder unbewusst schon damit getan hat, dass er sich aus irgendeinem Grund vehement weigerte, sich auch nur ein bisschen mehr als unbedingt nötig um sich selbst zu kümmern. Mokuba hat mich des Öfteren auf dem Laufenden gehalten und ein paar Mal war ich tatsächlich kurz davor alles stehen und liegen zu lassen und einzugreifen, habe mich aber selbst damit gezügelt, dass diese „Rettungsaktion“ mit 100%iger Sicherheit in die Hose gehen würde, wenn ich zu voreilig wäre.
 

Alles in allem bin ich mit dem ersten Treffen eigentlich ganz zufrieden, auch wenn ich vorher nicht ganz deuten konnte, ob Seto sich über meine Anwesenheit nur geärgert oder vielleicht doch auch ein bisschen gefreut hat. Schließlich weiß ich, welches Interesse er die letzten Jahre an meinem Verbleib hatte. Die Schultern straffend wappne ich für die nächste Herausforderung, die heute Abend folgen wird, wenn Mokuba und ich der Kaiba Villa einen Besuch abstatten und Seto mit der Tatsache konfrontiert werden wird, dass er für die nächste Zeit zwei Mitbewohner haben wird. Das wird bestimmt lustig... oder auch nicht.
 

Setos Sicht:
 

Mehr als unruhig verbringe ich bereits mehrere Stunden damit in meinen persönlichen Räumlichkeiten des Kaiba Anwesens ruhelos herum zu wandern. Ich weiß immer noch nicht, was ich von dem heutigen Tag halten soll. Mokuba hat mich hintergangen um mit einem, wie aus dem Nichts, wieder aufgetauchten Jonouchi Katsuya gemeinsame Sache zu machen. Der Blonde hat offenbar die letzten fünf Jahre damit verbracht in Amerika zuerst ein erfolgreiches Tech Unternehmen zu gründen und dann eine virtuelle Welt zu erschaffen, die sowohl einen bisher deutlich sichereren Eindruck macht, als alle meine verzweifelten Versuche der letzten Jahre zusammen und dazu noch ein beeindruckendes Potenzial verspricht. Aber warum sind die beiden nicht einfach zu mir gekommen und haben mir Jonouchis Erfindung nicht einfach präsentiert.
 

Glauben die beiden ernsthaft, dass ich, wenn Sie es anderes angegangen wäre, als sie es jetzt letztendlich sind, ihnen weniger bis keine Aufmerksamkeit geschenkt hätte? Die unerwartet unangenehme Antwort darauf soll mir kurze Zeit später Isonos Recherche liefern, denn er meldet sich wenig später nach meiner Überlegung bei mir an und informiert mich doch tatsächlich darüber, dass VRKatsu angeblich bereits vor eineinhalb Jahren eine und ein halbes Jahr später sogar noch eine zweite offizielle Kooperationsanfrage gestellt haben soll. „Warum erfahre ich davon erst jetzt?“ will ich mich schon aufregen und auch etwas selbst verteidigen, aber Isono bringt mich, wenn auch so sanft wie möglich, auf den Boden der Tatsachen zurück, indem er mir die betreffenden Unterlagen zeigt, in denen ich zu dieser Zeit wohl mit voller Absicht und mit einigem Nachdruck beide Male die Zusammenarbeit deutlich abgelehnt haben soll.
 

Ganz kurz lösen diesen messerscharf servierten Tatsachen bei mir tatsächlich so was wie ein schlechtes Gewissen aus und für einen winzigen Moment muss ich zugeben, dass ich an der Art, wie sich die andere Firma dann letztendlich doch noch Gehör bei mir verschafft hat, durch mein vorheriges Verhalten wohl definitiv nicht ganz unschuldig bin, entscheide dann aber schnell, dass das die Art und Weise der feindlichen Übernahme trotzdem in keinster Weise rechtfertigt. Mir kommt eine Sekunde in den Sinn, dass die Strategie, mit der die beiden mich überrumpelt haben, genau so gut von mir selbst hätte sein können. Nüchtern betrachtet ist sie nämlich genial und ganz nach meinem Geschmack.
 

Während ich mich in diesem selbst erzeugten Konstrukt aus Widersprüchen winde, kommt Isono erneut zu mir um mich darüber zu informieren, dass mein Bruder soeben die Kaiba Villa betreten hat, dass er nicht alleine ist und dass es wohl den Anschein hat, dass die beiden Neuankömmlinge hier her gekommen sind um, zumindest vorerst, wohl auch zu bleiben. Bei dem Gedanken daran, wer die zweite Person sein muss, die mit Mokuba zusammen offensichtlich hier einziehen will, läuft es mir ungewollt eiskalt den Rücken hinunter. Kurz bin ich gewillt tatsächlich zu jammern, denn mir meine Firma weg zu nehmen ist das Eine, sich aber dann auch noch frech selbst in meine privaten vier Wände einzuquartieren, grenzt an Nötigung und der Sinn dieses Schachzuges erschließt sich mir mal wieder nicht. Was zum weißen Drachen mit eiskaltem Blick hat Jonouchi denn davon, mit mir unter einem Dach zu leben, hat der keine eigene Wohnung?
 

Kurz bin ich versucht, neben der Jammerei auch noch das trotzige Kleinkind meinem Repertoire hinzuzufügen und beleidigt in einen Zimmerstreik zu treten, aber dann erinnere ich mich wage wieder daran, dass ich, nach wie vor, einer der mächtigsten Geschäftsmänner auf diesem Planeten bin und mich deshalb mit Sicherheit von meinem kleinen Bruder und einem kreativen, nach wie vor überaus, natürlich vollkommen objektiv betrachtet, attraktiven blonden Streuner, der ganz zufällig vor mir offenbar eine funktionierende Lösung für das Sicherheitsproblem der virtuellen Realität gefunden hat, nicht einschüchtern lassen werde. Nein, ich werde da jetzt einfach runter gehen und die beiden mit meinem gnadenlosen Blick der Marke „Stirb du Wurm“ ganz einfach zu Eisstatuen gefrieren lassen. Ja, genau, dass ich ein guter Plan, denke ich und bin schon im Wohnzimmer, als ich feststelle, dass er das vielleicht doch nicht war.
 

Zu meiner Schande ist es nur ein belustigter Seitenblick aus karamellfarbenen der meinen eisblauen sofort sämtliche Wirkung nimmt, mein Mund trocken und meine Knie weich werden lässt. Was ist plötzlich mit mir los? Der andere hat die letzten Jahre doch auch keine Rolle in meinem Leben gespielt, also warum ist er jetzt auf einmal so präsent und beeinflusst mich so leicht? Das ich mich gerade auf ganzer Linie selbst belüge, verdränge ich komplett. Die Wahrheit sieht nämlich in etwa so aus, dass ich damals, nach dem ich von Jonouchis Abschiedsbrief erfahren habe, definitiv zu energisch nach ihm suchen ließ, nur um, nachdem ich ihn trotzdem nicht finden konnte, mal bewusst, aber meistens eher unbewusst, beinahe jede freie Minute an ihn und seinen Verbleib gedacht habe.



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