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Beauty from Pain

von

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Naturally

Drei Wochen verstrichen und die Sommerferien waren zu Ende. In dieser Zeit hatte ich viel von Hao gelernt und mir eine ganz neue Welt eröffnet. Ich war selbstbewusster geworden und nahm alles in einem ganz anderen Licht wahr. Doch als die Schule wieder anfing, wurde ich wieder mit dem konfrontiert, was ich über Wochen hinweg verdrängt hatte. Meine Klassenkameraden. Die alte Raina war wie ein kleines Kind gewesen. Sie hatte nicht gewusst, was mit ihr falsch war. Warum die anderen sie nicht mochten. Sie hatte die Schuld bei sich gesucht und sich selbst gehasst. Niemand mochte sie. Vielleicht weil sie anders als alle anderen war? Doch die neue Raina störte das nicht mehr. Die neue Raina wusste Dank Hao, dass anders sein völlig in Ordnung war. Ich würde mich nicht mehr von diesen Leuten assimilieren lassen. Ich würde zu mir stehen, zu dem stehen wer ich war. Mit diesem Vorsätzen betrat ich den Schulhof. Innerlich wünschte ich mir, Hao wäre hier. Es wäre bestimmt lustig mit ihm die gleiche Schule zu besuchen und in dieselbe Klasse zu gehen. Und vielleicht müsste ich mich weniger mit solchen Leuten wie Bob oder anderen aus meiner Klasse herumschlagen. Doch als ich die Schule betrat, waren alle ziemlich ruhig. Die Gespräche, die auf dem Schulhof stattgefunden hatten, verstummten plötzlich. Einer der Jungs trat vor mich und fragte: "Ist es wahr, dass du Bob und seine Gang krankenhausreif geprügelt hast? Wie hast du das bitte geschaft? Schließlich besuchen Bob und ich schon länger einen Karatekurs?"

Wie lange war es jetzt her, dass Hao mit Bob und seinen Freunden abgerechnet hatte? Ach ja, drei Wochen. Das darüber immer noch geredet wurde, wunderte mich ein wenig. Aber sie waren auch noch nicht aus dem Krankenhaus entlassen worden. Wie sehr musste Hao sie verprügelt haben?

"Nein. Ich war das nicht, sondern mein Freund Hao. Sind die immer noch nicht aus dem Krankenhaus?" entgegnete ich ihm. Doch anstatt eine Antwort zu erhalten, wurde ich von dem Jungen am Kragen gepackt: "Hey, du dumme B*tsch! Dank deines Freundes musste Bob die ganzen restlichen Ferien über im Krankenhaus verbringen. Wer auch immer dein Freund ist, ich krall ihn mir und zwar nachdem ich dir eine gegeben habe."

"Uff. Du willst wohl auch unbedingt im Krankenhaus langen, oder? Mit Hao legt man sich nicht an. Schau her, ich zeige es dir." entgegnete ich kühl und befreite mich aus Karate-Kids Griff. Danach näherte ich mich mit schnellen Schritten der Wand des Schulgebäudes und schlug zu. Es gab zwar einen Baum, bei dem ich mit dem Schlag mehr Eindruck geschindet hätte als bei einer Betonwand. Aber ich wollte dem einzigsten Grün der gesamten Schule keinen Schaden zufügen.
 

Nachdem ich meine geballte Faust wieder von der Wand entfernt hatte, klaffte dort ein kleiner Krater. Risse zierten das helle Betongrau und an der Einschlagstelle war klar und deutlich meine Faust zu erkennen. Natürlich hatte ich nicht selbst zugeschlagen. So stark war menschliches Wesen. Um den Krater zu verursachen, hatte ich einen Geist aus einem Stein beschworen. Diese gab es auf dem Schulhof nämlich zur Genüge. Das beschwören von Geistern aus Steinen und Blättern hatte ich mit Hao in den Ferien fleißig geübt. Da meine Mitschüler Geister aber nicht sehen konnten, dachten sie, ich hätte den Krater verursacht. Sie alle sahen mich deshalb ziemlich erschrocken an, bis der erste Hämpfling sich getraute zu sagen: "Ach! Das kann ich auch." und auf die Wand einschlug. DAs Ergebnis war, dass er sich schmerzvoll den Handrücken rieb und die Wand genauso aussah wie vorher. Nun kam ein anderer Junge angedackelt, der stärker als der Erste aussah und dreschte auch mal auf die Wand ein. Ohne Erfolg.

Dann brach der totale Tumult aus, da jeder Depp mal auf der Wand herumkloppen wollte. Hoffentlich verarbeiteten sie den Betonklotz von Schule zu Schrott.

"Oh man. Was für Spatzenhirne. Aber hoffentlich lassen sie mich jetzt alle in Ruhe." seuftzend marchierte ich ins Schulgebäude, da es bereits zum Unterricht geklingelt hatte.
 

Der Unterricht verlief ziemlich langweilig und ruhig. Langweilig war in meinem Fall gut. Keiner der Schüler sprach mich mehr an und alle ließen sie mich in Ruhe. Was für ein herrliches Gefühl. Auch die Pausen verliefen ruhig, in denen ich noch einige Schüler bewundern durfte, die ihr Glück an der Wand nochmal versuchten. Ihre Bemühungen waren nicht mit Erfolg gekrönt. Nach der Schule ging es endlich nach Hause. Vielleicht traf ich heute wieder Hao auf dem Fußballplatz. Darauf freute ich mich schon.

"Hi Mami! Weißt du was? Ich bin jetzt der Schrecken der Schule." rief ich, als ich die Türe aufschloss und die gemeinsame Familienwohnung betrat.

"Fein. Hast du Hausaufgaben auf?" wollte meine Mutter wissen, die jetzt aus der Küche kam.

"Ne. Ausnahmsweise mal nicht. Die Lehrer hatten wohl auch schiss vor mir, als sie den Krater in der Schulwand gesehen haben." ich musste automatisch grinsen, als ich daran zurückdachte.

"Ich hoffe, wir müssen das jetzt nicht bezahlen. Übrigens sitzt Lego in der Küche und wartet auf dich. Ich muss sagen, dass der wirklich sehr gut aussieht. Trotz der langen Haare.".

Ich verstand nur Bahnhof. Machte meine Mutter da gerade ein Legomännchen an oder was? Und seit wann haben die Haare? Und vor allendingen LANGE?

Meine Mutter schien die inmaginären Fragezeichen über meinem Gesicht bemerkt zu haben, denn sie fügte hinzu: "Geh einfach in die Küche."

"Öhm, okay. Die Lehrer haben sich zum Krater in der Schulwand überhaupt nicht geäußert. Fanden sie wahrscheinlich sehr dekorativ." sagte ich noch, ehe ich in die Küche verschwand. Als ich diese betrat, saß dort Hao auf der Eckbank hinter unserem Küchentisch.

Ich hatte mich so erschrocken, dass ich nur: "Lego...?!" herausbrachte und entsetzt auf meinen besten Freund starrte. Hao hatte seinen Ellbogen auf der Tischplatte platziert und stützte damit seinen Kopf ab. Die Füße hatte er lässig miteinander verharkt. Ein leises Lachen kam über seine wundervollen schmalen Lippen und er nahm die Hand vom Kopf, die diesen gerade eben noch gestützt hatte.

"Na, Raina? Mit mir hast du wohl nicht gerechnet. Oder?" sprach er mich mit seiner seiner süßlichen Stimmelage an und zog mich damit wieder in seinen Bann. Es war kein Geheimnis, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Zumindest wusste es meine Familie. Hoffentlich hatte meine Mutter sich nicht verplappert, als sie mit Hao gesprochen hatte. Das sie ihn mochte war jedenfalls ein gutes Zeichen.

"Ne. Ich dachte da eher an ein Legomännchen mit langen Haaren. So wie sich meine Mutter ausgedrückt hat." gab ich ihm trocken zurück und setzte mich ihm gegenüber auf den Stuhl am Küchentisch.

Dies entlockte Hao ein erneutes Lachen, ehe er nach meiner Hand griff, die auf dem Küchentisch lag und meine Handfläschen zärtlich mit seinem Fingern berührte. Doch plötzlich tauchten Bilder vor meinem inneren Auge auf.
 

Meine Mutter stand mit Hao in der Küche und hatte seine langen Haare gepackt und mit der Intention sie ihm abzuschneiden.

"Nein. Ich trage sie lieber lang. Lass meine Haare wieder los." Hao grinste meine Mutter schelmisch an. Anscheinend durfte er sie duzen. Das war an sich sehr seltsam, weil sie von meinen Freunden lieber gesiezt werden wollte. Auf verspielte Weise versuchte er seine Haare aus ihrem Griff zu bekommen.

"Hmm. Die sehen doch ziemlich gepflegt aus für einen Nomaden." bewunderte sie seine Haarpracht und ließ ihre Finger durch seine Strähnen gleiten, als sie seine Haare endlich losließ.

"Auch Nomaden pflegen sich. Aber deine Haare sehen auch sehr gepflegt aus." schnell stand Hao mit einer geschickten Drehung hinter meiner Mutter und zupfte ihr mit einem frechen Grinsen an den Haaren herum, was sich auch sonst keiner so einfach bei ihr erlauben durfte. Dann stellte er sich auf Zehenspitzen, damit er auf der gleichen Höhe wie meine Mutter war und flüsterte ihr irgentwas ins Ohr was ich nicht verstand. Beide lachten und meine Mutter drehte sich herum, um Hao spielerisch eine zu verpassen. Dieser boxte spielerisch zurück. Das ging so weit, bis er mit dem Rücken an die Theke stieß.

Dann war die Vision zu Ende.
 

Schnell zog ich meine Hand weg und stand auf. Sollte ich Hao eine klatschen, weil er mit meiner Mutter herumgeflirtet hatte oder sollte ich lieber gehen? Ich entschied mich für die zweite Variante. Ich wollte nicht wie die eifersüchtige Zicke rüberkommen. Aber was zu viel war, war zu viel. Meine Emotionen fuhren Achterbahn und mein Pausenbrot bahnte sich seinen Weg nach oben. So aufgewühlt wie ich war, hätte ich beinahe meine Mutter über den Haufen gerannt, die mit Snacks auf dem Weg zu uns war.

Ohne sie zu beachten, ging ich in mein Zimmer und verschloss die Türe hinter mir. In meinem Zimmer ließ ich mich auf mein Bett fallen und versuchte meine Gefühle und Gedanken zu ordnen. Ich war verletzt und von beiden enttäuscht. Meine Mutter, weil sie von meinen Gefühlen gewusst hatte und trotzdem mit meinem Schwarm herumschakerte und Hao, weil ich wirklich gedacht hatte, er hätte Interesse an mir. Zwischen uns waren immer diese Momente gewesen. Blicke, die länger als nötig ineinander ruhten. Berührungen, die länger als nötig verweilten. Hände, die sich hielten, obwohl es nicht von Nöten gewesen wäre. Irgendwie hatte ich mir eingebildet, dass auch er mehr für mich empfinden würde. Ungewollt kochte die Eifersucht in mir hoch. Meine Mutter sah für ihr Alter ziemlich jung aus und sie legte da auch Wert drauf. Sie lief immer top gestyled und sexy herum. Scheinbar stand Hao auf reifere Frauen, die mehr Sexappeal hatten als ich. Am liebsten hätte ich sie zerrissen.

Ein Klopfen an meiner Türe riss mich aus meinen wütenden Gedanken: "Ray. Mach bitte die Türe auf."

"Einen Dreck werde ich! Flirtest du eigentlich mit jeder weiblichen Person so herum?" wütend schmiss ich mein Kissen gegen meine Zimmertüre. Hao sollte machen, dass er Land gewann.

"Das nennst du flirten? Ich wollte bloß nett zu deiner Mutter sein." erneut klopfte es gegen meine Türe.

"Und das nennst du NETT sein?...Moment mal. Woher weißt du eigentlich, worum ich gegangen bin? Du kannst doch nicht etwa..."

"Gedanken lesen? Ja. Das kann ich und ich kann es auch nicht abschalten. Genauso wenig wie du deine Vergangenheitsvisionen."

Hao konnte Gedanken lesen. Also wusste er auch um meine Gefühle für ihn und trotzdem... Hatte er mich vielleicht die ganze Zeit nur manipuliert? Zumindest konnte ich erahnen, warum er meinen vollen Namen wusste. Aber warum ich? Nur weil ich diese medialen Fähigkeiten hatte? Hao schien diese in ähnlicher Form ebenfalls zu haben und er hatte sie auch mit mir die ganze Zeit trainiert. Aber statt weiter darüber zu grübeln, stellte ich meine Frage lieber laut.

"Hast du...mich nur manipuliert, um an meine medialen Fähigkeiten zu kommen?"

"Nein. Das habe ich nicht, Raina."

Wütend stürmte ich an meine Zimmertüre und riss diese auf: "Dann beweise es. Beweise mir, dass ich dir auch weiterhin vertrauen kann."

Hao stand vor dieser und sah mich direkt an. Mein Herz schmerzte. Hatte ich mich wirklich so in ihn getäuscht? Schließlich war es einfach mich zu manipulieren. Mal von seiner Fähigkeit abgesehen. Ich hatte kein Selbstvertrauen und bekam dadurch auch nichts gebacken. Ständig hatte ich darauf gehört was die anderen sagten und mich danach orientiert. Ich hatte Haos Worte in mich aufgesogen wie ein Schwamm. In der glücklichen Erfüllung, dass es da jemanden gab, der mich mochte wie ich war. Ich war ja so naiv. Wut kochte in mir hoch und ich wollte Hao einfach nur eine scheuern.

Doch als ich die Hand hob, ihm ihm mit der flachen Hand eine zu kleben, hielt er diese fest: "Habe ich dich auch nur einmal angelogen, Raina? Habe ich irgendwas getan, was dir geschadet hätteß2

"Du hast mir verschwiegen, dass du Gedanken lesen kannst und du verschweigst mir immer noch eine Menge. Warum kannst du dich in Feuer auflösen und wer sind deine Schlägerfreunde? Wo kommst du überhaupt her und was genau möchtend du hier?"

"Meine Schlägerfreunde sind ebenfalls Medien, die ich in meinen Künsten unterweise, genau wie du. Das Feuer ist eines der Elemente, die ich kontrollieren kann. Ich komme aus Japan und bereise die ganze Welt, um weitere Anhänger zu finden und bin dann auf dich gestoßen."

Okay. Das erklärte zumindest das seltsame Aussehen von Hao und seinen Freunden. Sie stammten wohl alle aus verschiedenen Teilen der Welt. Das würde auch ihren herben Akzent erklären, den sie während des sprechens hatten. Englisch war definitiv nicht ihre Heimatsprache.

Langsam beruhigte ich mich ein wenig und ließ die Hand sinken. Zumindest wollte ich das, aber Hao hielt sie immer noch fest. Als wir uns in die Augen blickten, zog er mich plötzlich an meineer Hand zu sich und...küsste mich. Geschockt riss ich die Augen auf. Die kleine Gegenwehr von mir wurde von ihm dadurch unterdrückt, dass er den noch freien Arm um meine Taille legte. Mein Herz raste wie wild und meine Gedanken fuhren Karussell. Langsam ließ ich mich fallen und schloss die Augen.

Als er mich wieder losließ, zierte eine feine Röte meine Wangen. Um meine Verlegenheit zu überspielte, boyte ich ihm spielerisch in die Rippen: "Ach! Weißt du was? Wenn du schon auf alte Schbraken stehst, solltest du in meine Klasse kommen. Unsere Mathematiklehrerin ist älter wie meine Mutter, sieht aber WESENTLICH jünger aus als sie."



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