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Tribal

I`ll be your home
von

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The flower that blooms at night

Ich habe meiner Mutters Träume und Augen, aber meines Vaters Blick. Dies kann mir bis heute niemand nehmen, also versucht es ruhig weiter. Die Vollmondstadt schlief damals während Giganten über den Himmel flogen. Sie machten sich bereit etwas auf die Menschheit loszulassen nachdem sie einen Schrei durch den Himmel hallen ließen. Der Himmel wurde schwarz und das Weinen von Menschen war wie ein Klagelied das von überall zu mir drang. Kann uns keiner davor retten? Wird es überhaupt jemand versuchen? Das fragte ich mich damals. Der Scheiterhaufen brannte so vor sich hin während die Abfindung starb und dabei hörte ich immer wieder die Worte: Hilfe ist unterwegs. Zumindest sagten sie das zu mir. Aber ich sah es einfach nicht passieren. Du dagegen, du hast meine Hand gehalten und mit geholfen zu sehen was direkt vor mir war. Hast mir geholfen nie die Hoffnung aufzugeben trotz all dem Leid und Tod. Aber nun bist du weg und alles zerbricht unter meinen Füßen wie zartes Eis über einem See im tiefsten Winter. Und der Himmel zersplittere kurz darauf über meinem Kopf in tausend Stücke die wie ein tödlicher Regen auf mich niederprasselten. Fünftausend Fuß unter mir kannst du mich heute nicht mehr hören. Der Himmel wurde verdunkelt von schwarzen Wolken während der Meeresboden explodierte und ich in der Ferne meine Liebe weinen hören konnte. Meine Knochen fühlten damals die Schwingungen dieser Erschütterung und es hallt noch heute in ihnen nach. Hallt nach wie ein brennendes Schlaflied. Und auch das konnte mir auch keiner mehr nehmen, egal wie sehr ich versuchte mich davon zu befreien. Leben um Leben verdorrte durch meine Hände und es fing bei dir an. Vater, wo bist du heute wohl? Es ist so lange her dass ich sicher schlafen konnte. Aber wir ein stolzer Adler hob ich mich dennoch in den Himmel und kämpfte durch Nächte und blutige Tage, über dem Pazifik, um mein Leben. Ein weiterer Kopf baumelte vor mir nach unten. Ein Kind wurde langsam aus seinem Leben gerissen. Und wenn die Gewalt eine Stille erzeugt, wer ist dann daran schuld? So kann ich sagen: Ich bin es nicht und das vor mir ist auch nicht meine Familie. Denn in meinen Erinnerungen waren diese schon längst gestorben. Durch Bomben, durch Panzer und durch Gewehre. Aber in meinem Kopf…starben sie dennoch noch immer, als wäre es erst gestern gewesen. Ich sah später, unter mir, die Menschen an der Küste, auf dem Deck und in der Luft, mit erhobenen Händen in der Luft, doch ihre Worte der Freude trafen mich nicht an dem Ort wie sie es sollten. Sie erzeugten keine Hoffnung und Stolz in mir, sondern Schande und Verzweiflung. Aber kümmerte es irgendwen was ich empfand? Niemand kümmerte es. Ich war allein mit diesen Gefühlen. Doch dabei sagte ich mir immer und immer wieder: Hilfe wird schon noch kommen, oder? Hielt mich damit am Leben. Dennoch erstickte ich dabei an dem schwarzen Rauch des Krieges, welcher mich aber zugleich auch wach hielt. Hielt meine Trauer tief in meinem Verstand verborgen, nur um das Rad des Krieges weiter laufen zu lassen und zu versuchen mein miserables Leben zu retten. Hilfe wird schon noch kommen. Zumindest sagten sie es. Immer und immer wieder: Hilfe wird schon noch kommen. Uns wurde befohlen durchzuhalten. Einfach weil schon bald jemanden kommen würde um uns zu helfen…Aber niemand kam. Es kam einfach niemand. Und ihr wart es gewesen die mich in diese Ecke gedrängt haben. Mich dazu gedrängt haben zu fragen: Wie könnt ihr nur so leben? Vielleicht dachtet ihr das ich und mein Stolz falsch lagen, aber eines konnte ich euch allen sagen: Ich war zufrieden. Ich verlor mich in diesem Hass und Blutbad. Lichtblitze zogen am Himmel an mir vorbei und ich versuchte mich von der Schuld reinzuwaschen indem ich weiter machte. Meine Seele hätte an dem Tag sterben sollen, doch das tat sie nicht. Aber lasst mich euch eines sagen: Mir geht es bestens. Ihr saht zu meiner Linken und konntet sehen wie ich es versucht habe. Versuchte alles besser werden zu lassen für das Land in dem ich geboren wurde. Für meine Familie versuchte das Rad neu zu erfinden. Und dann saht ihr zu meiner Rechten und erkanntet genau meine Verbrechen die ich dafür begangen hatte. Doch ich sah in meine Vergangenheit, was ihr nicht konntet und sah all die Lügen die ich damals sagte um mich gut zu fühlen. Ich dachte damals es wäre alles richtig gewesen. Aber sieh mir heute mal genau in die Augen. Denn heute siehst du genau mein Leben voller Verbrechen, welches ich damals lebte. Sieh in meine Vergangenheit und du wirst genau sehen dass alle meine Lügen…gerechtfertigt waren. Es war alles was mich am Leben hielt. Doch nun bist du hier. Und vielleicht war es deine Hilfe auf die ich immer gewartet habe. Hilf mir das Rad neu zu erfinden und gib mir bitte das Gefühl endlich zuhause zu sein. Gib mir nur einen kleinen Grund…damit ich bei dir bleiben kann. Oder gern auch zwei…
 

Es war ein lautes Poltern was ihn aus seinem Schlaf riss.

Ein Geräusch so tief und unbarmherzig stumpf das es einfach jeden aus dem Schlaf reißen würde, egal ob jung oder alt und das aus der dunklen Ferne der Nacht. Zuerst war es nur ein verschwindend geringer Hauch gewesen. Aber je wacher er wurde, umso mehr holte ihn die Realisation ein dass es ein schrecklicher Klang war und nichts daran okay zu sein schien. Ein Geräusch das einen an brechende Knochen erinnerte. Doch genauso schnell wie es da gewesen war, so schnell war es auch schon wieder in der Dunkelheit der Nacht verschwunden und wirkte dadurch wie ein Geist der sich vor deinen Augen in Luft auflöste. Dennoch hatte es völlig ausgereicht um den kleinen Jungen aus seinem Schlaf zu reißen, weswegen er mit den Augen leicht blinzelte und dann über diese rieb um die Müdigkeit wegzubekommen. Er rieb und rieb über diese und es brauchte eine Weile bis er dann endlich klar sehen konnte und wieder komplett Herr seiner Sinne wurde, wenn auch erschöpft.

Es war tief in der Nacht und der Mond stand hell über dem Haus seiner Familie. Kein Vollmondschein, aber auch kein Neumond. Es war ein altes Haus in dem sie lebten und demnach nichts ungewöhnliches das es mal schepperte und polterte, denn immerhin war es aus Holz gebaut und stand schon seit mehreren Jahrhunderten dort. Wurde aber natürlich über die Zeit hinweg immer wieder etwas auf Vordermann gebracht. Aber dieses Geräusch war dennoch anders als das was er „normalerweise“ von diesem alten Schuppen erwartete und genau deswegen setzte er sich müde aufrecht und rieb sich wieder mit beiden Handrücken seiner Hände über das Gesicht und die verschlafenen Augen. Die dünne Decke auf seinem Schoß, mit der er zugedeckt gewesen war, wärmte ihn zwar noch leicht, aber dennoch konnte er nicht verpassen wie ein kalter Windzug über ihn hinwegfegte. Ein Windzug der sich fast schon so anfühlte als würde etwas durch ihn hindurch laufen und damit alle seine kleinen und feinen Haare, am Körper, zu Berge stehen lassen. Etwas weswegen Sakutaro die Hände wieder runter nahm, sie auf seinen Schoß fallen ließ und er dann nach rechts neben sich sah. Denn es war genau der Moment gewesen dass seine Müdigkeit fast wie von alleine verflog und er blinzelnd zu der Tür seines Zimmers sah. Ein Gähnen entwich dennoch noch einmal seiner Kehle und danach sah er aufmerksam zu seiner Tür.

Normalerwiese schlief er wie ein Stein und es war nicht leicht ihn aus seinem Schlaf zu reißen. Seine schwarzen, kurzen Haare standen ihm struppig und durscheinandern in alle Richtungen ab und nur sein Pony, der ihm immer ins Gesicht hing, war das Einzige was dort war wo es sein sollte. Bekleidet war er mit einem dünnen, mit langen Ärmeln gesegneten, weißen Shirt. Denn obwohl es Frühling war, so waren die Nächte gerne noch sehr kühl im April. Deswegen trug er auch noch eine lange, dünne Hose zum Schlafen. Selten sah man ihn so aus dem Schlaf gerissen wie in dem Moment. Das er also nun wach war und das dann auch noch mitten in der Nacht, war etwas was weniger häufig vor kam und ihn selber überraschte. Besonders da er einen anstrengenden Tag hinter sich hatte war das ungewöhnlich, immerhin müsste er doch eigentlich wie erschossen schlafen. Es war sein erster Schultag gewesen und der war mehr als anstrengend. Alles war neu und Chiharu ging ihm ja auch noch auf den Sack. Er sollte durchpennen wie ein Bär beim Winterschlaf, dem war aber nicht so und er fixierte nur weiter die Tür neben sich an. Ein komisches Gefühl überkam ich ganz plötzlich. Ein eisiger Wind, wie der von eben als er wach wurde. Etwas…stimmte nicht.

Er erinnerte sich plötzlich wieder an das unbekannte Geräusch, welches ihn geweckt hatte und fragte sich nun was das nur gewesen war. Aber wenn er genauer darüber nachdachte, hörte es sich auch nicht an als käme es von seinem Stockwerk, sondern von unter ihm.

Sakutaro hatte sein Kinderzimmer im obersten Stockwerk, also bei ihnen im ersten Stock, wo sich alle Schlafzimmer befanden und natürlich auch das Gästezimmer. Alles unter ihm, also im Erdgeschoß, waren Räume wie die Küche und das Wohnzimmer ect. Wenn es also von da unten kam…dann mussten wohl seine Eltern zu der Uhrzeit noch wach sein. Zumindest dachte er sich das, denn was anderes konnte es ja nicht sein. Aber die Art des Geräusches war komisch gewesen. Es hörte sich fast so an…als wäre etwas umgefallen. Wenn er aber so die Dunkelheit um sich sah war es schon sehr tief in der Nacht und seine Eltern müssten eigentlich auch schon längst schlafen. Komisch.

Zwei Sekunden später lief ihm erneut ein Schauer über den Rücken den er sich nicht erklären konnte und der ihn so lautlos überfiel wie eine Eule eine Feldmaus. Es war genauso präzise und tödlich und man sah es einfach nicht kommen bis es einen dann erwischt hatte. Doch woher kam dieses Gefühl? Dieses schneidende Gefühl…als würde etwas absolut nicht stimmen. Doch kurz darauf zuckte er auch schon zusammen als ein Geräusch ertönte und Saku sich dabei instinktiv seine Decke näher an den Oberkörper zog und verschreckt an den Ort sah wo der Laut hergekommen war…Er sah zu seiner Zimmertür. Und dann ertönte es wieder. Selbst das laute Zirpen der Zikaden, die in dieser Nacht besonders aktiv waren, konnte nicht übertönen wie jemand an seiner Zimmertür klopfe. Ja es war ein Klopfen an der Tür. Jemand stand dort auf der anderen Seite…und klopfte. Es war ein langsames und rhythmisches Klopfen, das so alle 4 Sekunden immer wieder ertönte und gegen die Holztür donnerte wie ein sanfter Windhauch aber dennoch bestimmend und laut. Saku verstand das nicht und drehte sich auf seinem Bett so zurecht das er danach direkt zur Tür gewandt dort saß und weiterhin seine Kuscheldecke an sich drückte. In seinen Augen lag dabei noch ein Schrecken verborgen, immerhin war er ein Kind und das war ihm etwas völlig neues.

Normalerweise war er kein Feigling, aber in der Sekunde schlugen alle Alarmglocken seines Instinkts an und warnten ihn davor dass etwas nicht stimmte. Das DIES nicht natürlich war und hinter dieser Tür gerade definitiv niemand von seinen Eltern stehen konnte. Es konnte keiner von ihnen sein, denn die kamen, in der Regel, einfach rein und jagten ihm nicht absichtlich einen Schrecken ein wie in einer Gruselgeschichte. Nicht mal sein Vater tat dies, der nun wirklich nicht gut auf seinen Sohn zu sprechen war. E war einfach nur gruselig und unerklärlich. Das waren nicht seine Mama und sein Papa…Aber wer denn sonst? Sakutaro war sich aber auf der anderen Seite verdammt sicher das da bestimmt kein Geist hinter dieser Tür stand und sich einen morbiden Scherz mit ihm erlaubte, denn daran glaubte er nicht…

Es klopfte ein weiteres Mal leise, aber dieses Mal fragte der Junge instinktiv und zögernd:

„M-Mama? Bist du das?...Hallo?“

Er wusste ja dass es dumm war genau DAS zu fragen, denn er wusste eigentlich dass es Mama nicht sein konnte, aber er machte das einfach instinktiv. Keine Antwort. Und dann war es auch schon vorbei. Das Klopfen hörte auf. Nichts war mehr zu hören und Sakutaro saß dennoch nur weiterhin angespannt auf seinem Bett und starrte zu der Tür. Das Klopfen war endgültig weg und an dessen Stelle war eine unheimliche Stille getreten die sich förmlich schneiden lassen könnte, denn so dick war die Luft inzwischen in diesem Zimmer geworden. Er hatte…Angst. Sicher er war noch ein Kind und seine Fantasie spielte ihm schneller einen Streich als Erwachsenen, aber dennoch…noch nie hatte er solche Angst verspürt wie in dem Moment. Etwas stimmte nicht. Und es fühlte sich so an…als wäre die Person, die da geklopft hatte, nicht schlagartig verschwunden, sondern lauerte förmlich hinter der Tür. Stand weiterhin dort und starrte den Jungen förmlich durch das Holz an. Da war jemand…Saku konnte fühlen das da noch jemand stand und wartete. Aber das konnte einfach nicht sein, oder?

Die Atmung des Kleinen wurde schneller und er bemerkte wie sich ein unsichtbarer, eisiger Griff um seinen Hals legte und langsam zudrückte. Die Spannung ihm die Luft abschnürte und er schneller atmen musste um Sauerstoff in seine Lungen zu bekommen damit er auch ja nicht umkippte. Es war pure Angst…Und Angst war etwas Schreckliches. Dann hörte er auch schon wieder etwas. Es kam von hinter der Tür und Sakutaro konnte es nicht richtig deuten denn es war sehr wage. Ein Hauch und kaum zu vernehmen, wenn man nicht genau hinhörte. Dennoch es hörte sich an…als würde jemand etwas sagen, aber so leise und schwach dass der Junge nicht verstand was es war. Es war seine Sprache. Ganz sicher. Es war Japanisch, aber dennoch konnte er es nicht verstehen. Zudem Zeitpunkt wusste er natürlich nicht dass es sich um Altjapanisch handelte und dies kaum mehr gesprochen, oder geschrieben wurde. Doch noch während er sich einen Kopf darum machte, was los war, ertönte wieder ein anderes Geräusch. Eines das ihm erneut aufs Neue eine Gänsehaut verpasste und das sogar noch mehr als das Flüstern durch seine Tür…es waren Schritte. Saku konnte schwere Schritte hören die sich nach links von seiner Tür entfernten und den langen Gang dahinter hinunter stampften. Sie wurden mit den Sekunden leiser und leiser. Und obwohl jedes normale Kind, in der Sekunde zumindest, sich einfach seine Decke über den Kopf gezogen hätte und sich somit darunter verkroch, machte Sakutaro genau das Gegenteil…denn er legte sie beiseite und sprang förmlich aus seinem Bett. Und das wo sein Körper eigentlich schrie: dass er sich verstecken soll. Doch er hörte nicht auf ihn und das obwohl er besorgt und zugleich auch neugierig war, denn diese Schritte…sie liefen in die Richtung wo es nach unten ging.

Links, am Ende des Flures, ging die Treppe nach unten ins Erdgeschoss und genau dort hin wo er eben noch was gehört hatte. Da wo Mama und Papa vielleicht noch wach waren. Und Saku hatte Angst, denn diese langsamen und schlurfenden Schritte waren nicht von seinen Eltern. Ein Fremder war im Haus, ganz klar und wenn er nichts tat dann könnte er seiner Mama vielleicht etwas tun! Und das ließ er nicht zu! Sicher war er zu klein und könnte gegen einen Erwachsenen nichts ausrichten, aber auch wenn nur nach ihr schrie dann würde das allein schon reichen um sie zu warnen! Also zögerte er nicht mehr, fasste seinen Mut erneut und lief auf seine Tür zu. Er zeigte keine Furcht in dem Moment. Aber erst als er den Rahmen der Schiebetür rechts gefasst hatte und aufziehen wollte…da zögerte er noch mal und lauschte erneut. Was wenn…der Fremde bewaffnet war? Es war nicht abwegig und dumm, denn er hatte schon von Raubüberfällen gehört. Was sollte er…dann nur tun? Wenn er schrie machte er es vielleicht damit schlimmer, oder? Viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf vor Angst. Aber einer schob sich dann davor und übernahm dann einfach mal das Ruder…Nämlich folgender: Warum kam der Fremde eben nicht rein?

Ging man mal davon aus das es sich wirklich um einen Einbrecher und der vielleicht auch noch bewaffnet wäre, handeln würde…warum kam er nicht rein, nahm ihn als Geisel, oder brachte ihn gleich um? Wieso das Klopfen und diese Spielchen? Und genau das fand Saku komisch. Er verstand das nicht, aber er konnte auch nicht einfach stehen bleiben und nichts tun. Weswegen er plötzlich nicht mehr zögerte, sich zusammen riss, schluckte…und dann die Tür leise aufzog. Er würde bald wissen was los war.

Vorsichtig lugte er nach links aus dem Türrahmen und den Flur hinab. Das Mondlicht leuchtete durch die Fenster des Flures und spendete damit etwas Licht. Gerade genug Licht das er klar und deutlich etwas sehen konnte. Etwas was ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ und er es erschrocken vor sich anstarrte…Das was vor sich auf dem Boden war wohlgemerkt. Es waren Spuren. Aber nicht welche aus Schlamm, oder Dreck…sondern blutige, rote Fußspuren die sich über den Holzboden zogen und von Sandalen zu sein schienen. Zumindest sagte das die Druckform aus. Er verstand das nicht. Und was er noch weniger verstand war…das sie offenbar erst an seiner Tür losgingen und von dort dann den Flur runter liefen. Als wären sie…aus dem Nichts vor seiner Tür erst entstanden. Aber das konnte doch einfach nicht sein. Träume er? Schlief er noch immer? Langsam zweifelte er an seinem Wachzustand und kratzte sich verwirrt am rechten Arm dabei. Aber dann hörte er wieder Schritte und sah vom Boden links auf und den Flur hinab. So konnte er gerade noch erkennen wie ganz am Ende des Flurs, der dort nach links einen Bogen machte und von da dann die Treppe runter führte, jemand aus seinem Sichtfeld und somit um die Ecke verschwand. Er bekam einen Schock und erstarrte erst mal auf der Stelle. Alles was Saku noch gerade so gesehen hatte war ein langer, silberner Pferdeschwanz gewesen, der im Wind wehte, bevor er dann um die Ecke verschwand. Sein Verstand drehte sich im Kreis vor Angst. Also doch! Es war ein Fremder in ihrem Haus! Ein Fremder! Und so wie es schien…war er offenbar verletzt, denn die Blutspur kam von ihm. Was wollte der hier?! Aber um darüber nachzudenken hatte er keine Zeit.

Saku donnerte dann leise aus dem Zimmer und rannte in die entgegengesetzte Richtung, nämlich den Flur rechts rauf, am Gästezimmer vorbei und dann zu dem Zimmer seiner Eltern. Mama! Er musste Mama wecken und brauchte Hilfe! Dann kam er aber auch schon an dem Zimmer seiner Eltern in Rekordzeit an. Schnell, aber leise, schob er die Tür zur Seite und sah nach seinen Eltern. Nichts. Das Bett war gemacht und keiner schlief da drin, was bedeutete…seine Eltern waren wach und im Erdgeschoss! Genau da wo der Fremde eben…!

Er durfte keine Zeit verlieren! Noch nie zuvor war Saku so schnell den Flur wieder runter gerannt wie in jenem Moment. Er wollte dabei schreien. Nach seinen Eltern schreien, aber bekam einfach keinen Laut aus seiner Kehle und das lag nur an einem Grund: er hatte Angst und konnte nicht mehr klar denken. Seine Beine bewegten sich wie von allein und rannten einfach nur. Rannten und wollten zu Mama. Und so lief er neben den blutigen Spuren den Flur runter und kam schließlich ebenfalls um die Ecke an der Treppe an. Dort blieb er dann stehen und sah erschrocken diese runter. Ein Anblick des Grauens breitete sich vor ihm aus.

Überall war Blut auf den Stufen verteilt. So viel Blut als hätte man dort jemanden abgeschlachtet, aber man sah keine Leiche dort liegen. Keinen Toten der verkrümmt am unteren Ende der Treppe lag, das Gesicht nach oben streckte und mit leeren Augen und bebenden Lippen seine letzten Zuckungen hatte. Dennoch wirkte es wirklich so als wäre dort jemand umgebracht worden…Dort war aber niemand und Saku sah wieder wie der Fremde, gerade in dem Moment als er ankam, um die nächste Ecke links verschwand und weiter lief. Sich damit erneut den Blicken des Jungen entzog. Inzwischen war es wie verhext das der Kleine keinen genauen Anblick von dieser Person erhaschen konnte, die aber definitiv ein Mann gewesen sein musste. Ein großer Mann vor allem, denn das erkannte er an der weghuschenden Statur. Und kaum als er wieder um die Ecke verschwunden war rannte Saku die Treppe wie von einer Wespe gestochen runter und kam unten an. Er sah links den Flur hinab und sah wieder nichts, nur wie der Fremde erneut um eine Ecke bog…dieses Mal aber nicht in einen Flur, sondern ins zweite, kleine Wohnzimmer rechts von diesem Flur, während es geradeaus ins Große ging. Es war sogar noch immer stockdunkel und Saku wunderte sich das kein Licht brannte, nicht mal das im großen Wohnzimmer. Wo…waren bloß seine Eltern? Es brannte nirgends Licht und er sollte sich besser sofort umdrehen und hoch in seinem Zimmer in Deckung gehen! Diese Situation war höchst gefährlich, auch wenn der Fremde verletzt war. Besonders in kompletter Dunkelheit war das alles eigentlich mehr ein Himmelfahrtskommando. Dennoch tat er das nicht. Saku drehte nicht um und lief schlotternd und wie in Trance, weiter den Flur hinab und auf das Zimmer zu indem der Fremde verschwunden war. Er konnte nicht stoppen. Es war als würde eine fremde Hand ihn führen. Ihn von hinten gegen den Rücken drücken und ihn damit zwingen auf dieses Zimmer zuzulaufen. Als müsste er diesem Mann folgen, komme was da wolle. Als wäre es wichtig….Aber warum fühlte es sich „wichtig“ an?

Der Junge lief also weiter neben den blutigen Abdrücken am Boden her und kam dann schließlich vor der Tür rechts von sich an, die weit offen stand. Doch noch bevor er da rein gehen konnte hörte er etwas fallen. Es war nicht laut gewesen und mehr wie ein scharfes Klappern, aber er hörte es und lugte dann unsicher und verängstigt in das Zimmer hinein. Nichts. Es war zu dunkel um genau zu sehen was dort runtergefallen war und so blieb Sakutaro einfach stehen und sah sich um. Seltsam…Aus diesem Zimmer führte nur eine Tür hinaus und das war die an der er eben stand, aber dennoch sah er niemanden. Der Fremde…war einfach verschwunden. Das Wohnzimmer war verlassen, was dazu führte das der Kleine doch langsam in das Zimmer schritt und sich umsah. Er war weg. Wo konnte er nur hin sein? Was war hier los? Saku war sich ganz sicher das er hier reingelaufen war! Er hatte es gesehen! Der Fremde konnte sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben! Und so groß wie der zu sein schien, konnte der sich auch nicht unter dem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes verstecken! Er verstand das nicht. Es ergab keinen Sinn und dann sah Saku wieder vor sich auf den Boden.

Die Blutspur…war noch immer da und er folgte ihr. Folgte ihr bis hinter in die rechte Ecke das Raums…dort wo er dann auch endlich sehen konnte was da auf den Boden gedonnert war. Das was er eben noch gehört hatte. Es schimmerte durch das Licht des Mondes und lenkte dem Jungen seine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Es war…das Katana seines Vaters gewesen. Eine seiner Waffen die er damals mit sich im Krieg und einigen Schlachten geführt hatte. Eine sehr alte Waffe der Japaner. Das Katana an sich ging im 14. Jahrhundert aus dem Tachi, dem langen Schwert, hervor und wurde ab Ende des 15. Jahrhunderts traditionell von japanischen Samurai verwendet, vor allem in der Kombination Daishō, also zusammen mit dem kurzen Wakizashi. Es hatte große Ähnlichkeit mit dem früher entstandenen, chinesischen Miao Dao und den Schwertern der nord-japanischen Ainu. Eine wunderschöne Waffe die Sakutaro schon immer faszinierend fand, aber nie berühren durfte. Selbst wenn er sich dieser nur auf 30 Zentimeter Entfernung näherte jagte ihn sein Vater auch schon gleich persönlich über die Berge und Täler in der Nähe und das am Besten noch mit einem Knüppel im Schlepptau und dazu kreischend. Saku durfte niemals an diese Waffe dran…die aber nun von ihrem Podest, auf dem Schränkchen, gefallen war und vor ihm leicht aus der Scheide gezogen auf dem Boden lag. Das was man von der Klinge oben aus der Scheide raus stehen sah, funkelte im Licht des Mondes wie ein blasser Stern und ließ den Blick des Jungen darauf ruhen. Er sah diese Waffe wie hypnotisiert an und es war als…als wollte etwas das er sie aufhob. Als würde sie nur deswegen dort liegen. Und Saku tat es.

Noch nie hatte er es auch nur gewagt diese Waffe seines Vaters in die Hand zu nehmen, aber nun machte er es völlig unkontrolliert, denn alles in seinem Körper befahl ihm das zu tun. Schon fast so als wäre er besessen und wurde somit von jemand anderem gesteuert das zu machen. Als hätte ihn ein böser Geist übernommen und zwang ihn dazu. Und ihm wurde kalt. Sakutaro fühlte plötzlich so eine Kälte in sich und wie ein eisiger Wind über seine Haut fuhr…als er dann auch schon den Griff der Waffe, mit beiden Händen fasste und sie danach aus der Scheide zog. Es war als legten sich gerade zwei Hände behutsam auf seine Schultern und verschmolzen dann anschließend mit seiner Haut. Kälte überkam ihn…und es wurde nur noch kälter. Er fühlte wie etwas von hinten in seinen Körper eindrang. Etwas mit ihm verschmolz. Sie eins wurden und ihn darauf eine eisige Kälte übernahm die sich dann einfach überall in seinem Körper ausbreitete wie Gift. Es seine Venen durchströmte und Muskeln übernahm. Und danach fühlte sich das Gewicht der Waffe in seinen Händen schlagartig …so vertraut an. Es war wie eine Erinnerung die nicht von ihm stamm. Er kannte dieses Gefühl das nicht seines war plötzlich und fing an zu zittern. Bilder schossen durch seinen Kopf und lähmten ihn für Sekunden. Das…das waren nicht seine Erinnerungen. Das war nicht seins…Von wem…war dieses Gefühl? Und noch etwas war in ihm aufgetaucht. Erblühte tief in dieser Nacht in seinem Körper und drohte ihn völlig aus der Bahn zu werfen. Denn es war das Gefühl der Mordlust. Das Gefühl des Blutrausches. Etwas was er nicht kannte…aber in jener Sekunde plötzlich schon. Und es machte ihm Angst.

Sakutaro fing an am ganzen Leib zu schlottern und wollte loslassen. Er musste sofort loslassen! Musste das Schwert los lassen! Aber seine Hände gehorchten ihm nicht! Und anstatt das er losließ festigte sich sein Griff nur noch härter um den des Katana und er sah es dabei erschrocken an. Aufhören! Er wollte das nicht! Er wollte das nicht! Warum konnte er nicht loslassen?! Warum gehorchten ihm seine Hände nicht?! Was war hier los?! Und dann konnte er sie auch schon hören. Er konnte diese Stimme in seinem Kopf hören die ihm sagte was er zu tun hatte. Eine die ihn führen wollte und ihm leise ins rechte Ohr flüsterte was angeblich das einzig Richtige war. Gehorchen…Ein Samurai gehorchte…Ihn…ihn töten. Er sollte ihn töten. Er sollte…retten.

Aber dann riss er sich los. Ein letztes wütendes und verzweifeltes Aufbäumen und er schaffte es. Saku schaffte es tatsächlich sich aus diesem eisigen Griff zu lösen der ihn gefangen hielt und stolperte dazu angestrengt einige Schritte nach hinten, während er dabei etwas brüllend um sich schlug. Allerdings verhinderte er dass er auf seine vier Buchstaben fiel und blieb danach standhaft auf den Beinen stehen. Noch immer hielt er das Schwert mit beiden Händen fest, aber ließ nun dessen Spitze vor sich auf dem Boden aufliegen und nahm damit Gewicht von seinen Armen. Ein Anfang aufzuhören auch wenn er Kraft gekostet hatte und er das Schwert noch immer hielt, aber immerhin war er schon mal diesem kalten Griff entglitten. Dieser Stimme entkommen…die nicht mehr in seinem Kopf hallte und endlich verstummt war. Seine Atmung war sehr schnell und ihm wurde plötzlich etwas schlecht. Er fühlte sich schlagartig nicht gut, als wäre er von ein auf die andere Sekunde krank geworden. Oder als hätte man ihm etwas aus dem Körper gerissen und das strengte ihn dann an. Doch er wusste nicht was es ist, geschweige denn was eben passiert war. So war er einfach froh wieder die Kontrolle über sich zu haben und sah zu der Klinge vor sich hinunter. Sah zu der Spitze am Boden, die im Licht funkelte und erkannte auf einmal etwas davor. Etwas was in rot schimmerte und aussah…als wäre es geschrieben worden. Als wäre es in Blut geschrieben worden. Aber Saku war das nicht gewesen, weswegen er es entsetzt anstarrte, denn es stand genau dasselbe dort niedergeschrieben was er eben in seinem Kopf gehört hatte. Es stand dort auf dem Boden: „Rette sie.“

Was? Was bedeutete das?

Und dann war es weg. Innerhalb von Sekunden, in denen Saku vor Schrecken einmal geblinzelt hatte, war das Geschriebene verschwunden und all das Blut auf dem Boden und um ihn herum, ebenfalls. Verdutzt und erschrocken sah sich der Kleine um und wieder hinter zur Tür. Nichts. Die Spur der er eben noch gefolgt war…sie war einfach verschwunden. Was…was passierte hier? Zuerst konnte man denken das alles wäre ein Traum, so surreal wirkte es, aber da Saku dort stand und das schwere Metall in seinen Händen noch ganz genau fühlen konnte, da wusste er das es keiner gewesen war. Oder…hatte er vielleicht doch geschlafwandelt und war gerade eben erst an diesem Ort aufgewacht? Er wusste es nicht und in seinem Kopf drehte sich alles, so dass er dann wieder vor sich auf den Boden sah und zu dem Katana in seinen Händen. War das…vielleicht ein Geist gewesen? Hatte dieser ihn besessen? Seine Mutter glaubte ja an Geister, aber er hatte noch nie einen gesehen, weswegen er nicht daran glaubte. Aber nun…Vielleicht…stimmte es ja doch? Er wusste es erneut nicht und schüttelte dann den Kopf mit geschlossenen Augen. Er musste langsam mal wieder klar in der Birne werden. Er war doch nicht verrückt!

Noch immer stand er dort in diesem dunklen, kleinen Wohnzimmer. Jenes in dem er mal ohnmächtig geworden war letzten Winter und er wurde dieses Gefühl einfach nicht los…das er vielleicht doch anders war als andere Kinder. Aber noch mehr fragte er sich: Was war noch real…und was nicht? Denn er hatte es gesehen. Vorhin als er das Katana hochhob hatte er es gesehen. Er sah einen Ort den er nicht kannte. Es war eine Wiese gewesen, mitten in der Nacht und er wurde umzingelt von Menschen. Von Räubern die auf ihn zu rannten und ihn mit ihren Waffen in Stücke schlagen wollten. Saku konnte das alles genau sehen und es sah so aus als hätte ER die Klinge dabei geführt. Als hätte ER sich gegen diese Räuber gewehrt und war dabei immer mehr und mehr schwer verletzt worden. Er konnte den Schmerz genau fühlen und die Wut in sich. Wie er sich danach dann in dieses Haus geschleppt hatte, das irgendwie anders aussah. Er auf der Suche nach einer Zuflucht war, die Treppen hoch lief und dann…dann wurde es schlagartig dunkel…und sein Hals schmerze schrecklich. Dieser Schmerz der sich anfühlte…als hätte man ihm die Kehle aufgeschnitten. So stellte sich Saku dieses Gefühl zumindest vor. All das es wirkte wie Erinnerungen…die nicht seine gewesen waren. Und das verstand er nicht. Was war…gerade nur passiert?

„W-Was…was war das…?“

Fragte er sich leise selbst.

Der Junge fasste sich danach mit der rechten Hand an die Kehle, während seine Linke weiterhin das Schwert am Boden hielt und er dabei schwer schluckte. Sein Blick verzog sich auch sofort etwas schmerzhaft als seine Hand danach über die Haut seiner Kehle glitt. Es tat weh…warum…tat es noch weh? Retten…WAS sollte er retten? Weiterhin verstand er einfach nichts. Aber dann hörte er es. Hörte es klar und deutlich und sah deswegen verwirrt und erschrocken hinter sich zu der Tür des Zimmers. Es waren Stimmen. Saku…hörte in der Ferne seinen Vater reden und sofort war sein gesamter Körper in Alarmbereitschaft. Denn seine Stimme klang voller Zorn. So sehr…das der Kleine nicht anders konnte und los rannte. Aus dem Zimmer rannte…und dabei das Schwert hinter sich her zog, dessen Griff er einfach nicht loslassen konnte.

So kam er aus dem Zimmer raus und lauschte. Stand im Flur und versuchte zu hören woher die Stimme seines Vaters kam. Überall waren immerhin die Lichter aus, also musste er auf sein Gehör vertrauen als auf seine Augen. Doch es dauerte nicht lange da hatte er auch schon geortet woher das Meckern und Motzen kam, denn es kam von rechts. Es kam aus dem großen Wohnzimmer. Oder mehr von hinter dem großen Wohnzimmer…nämlich aus dem Garten in dem er uns seine Mutter am Mittag noch gesessen hatten und über die Blumen sprachen die sie dort anbaute. Und sofort rannte er weiter und auf die Schiebetür zu die raus führte. Raus in den Garten. Doch er blieb davor stehen. Saku wusste erst nicht warum er zögerte. Warum er so plötzlich abgebremst hatte und nun schlotternd dort stand wie ein Reh zum Abschuss freigegeben. Doch beim zweiten Nachdenken wusste er die Antwort natürlich sofort. Es war klar wenn er dort so stand…Es war die Stimme. Es war die wütende Stimme seines Vaters die ihm solche Angst machte dass er sich einfach nicht mehr rühren konnte. Denn vor keinem Menschen hatte er solche Angst wie vor seinem Vater. Seinem Vater der ihm immer anschrie und schon öfters versucht hatte die Hand gegen ihn zu erheben. Etwas was seine Mutter jedes Mal verhindert hatte indem sie sich dazwischen warf. Aber nun konnte er nicht mehr. Saku…konnte sich nicht mehr zurückhalten…denn er hörte durch die Tür etwas was sein junges Herz zum brechen brachte. Er konnte es nämlich genau hören…dieses bittere Geräusch…Das Geräusch wie seine Mutter weinte. Und da kam es über ihn. Es war wie ein Schlag der ihn wachrüttelte und so fasste er die Tür entschlossen mit der linken Hand und schob sie zur Seite. Öffnete für ihn die Sicht nach draußen und er konnte damit dann ganz genau das ganze schreckliche Schauspiel mit ansehen welches sich da vor ihm offenbarte. Welches ihn schockierte bis ins Markt.

Seine Mutter weinte.

Sie saß da auf dem kalten Boden im Garten und direkt vor dem Blumenbeet,vor dem sie am Mittag noch gesessen hatten, und rührte sich nicht. Ihr flehender Blick war nach oben und vor sich gerichtet, während sie mit der rechten Hand schützend an ihre Brust fasste und mit der linken an ihren Bauch. Versuchte somit eine Verteidigung gegen ihren Angreifer hochzuziehen. Und sie schlotterte noch zusätzlich am ganzen Leib. In ihrem Gesicht konnte man, dank des Mondlichts, genau sehen wie es rot geworden war und sie erst vor Kurzem wohl wieder geschlagen wurde. Wie immer trug sie ihren weißen Kimono, der aber nun voller Dreck und Staub vom Boden war, weil sie offenbar geschubst wurde. Deswegen saß sie auch am Boden und Saku wusste auch gleich wer das getan hatte, denn der Täter stand direkt vor seiner Mutter und fauchte noch immer auf sie hinab als wäre sie so ein räudiger Köter von der Straße. Der Täter...war sein Vater, der vor Wut kochte und dort vor ihr stand. Oben drauf schien er auch noch leicht angetrunken zu sein, was alles nur noch mehr befeuerte und Saku stand einfach erschrocken dort, sah weiter zu wie sein Vater seine Mutter anbrüllte und regte sich nicht. Sein Vater fauchte:

„Wie oft habe ich dir schon gesagt dass es reicht?! Ich habe kein Geld dafür und erst rechte keine Geduld! Denkst du wirklich ich will noch so einen Versager in der Familie haben?! Diese ganze Familie ist doch durchzogen von Versagern! Ich kann auch nicht mehr wie ich es gern würde und dein Balg wird meinen Erwartungen eh niemals gerecht werden!!“

Balg...Er sprach mit so viel Verachtung über seinen Sohn. Fast so...als hätte er gar keinen. Fuyuhi schniefte sich darauf die Tränen weg und jammerte dann zu ihrem Mann hoch:

„E-er ist kein Versager! Sakutaro ist ein wundervolles Kind! UNSER wundervolles Kind! Unser Sohn! Aber das kannst du ja nicht wissen weil du ihn nie an dich ranlässt! Du schreist ihn immer nur an und gibst ihm überhaupt keine Chance Satoshi! E-Er ist so ein wundervoller Junge! S-So lieb und stark, so wie du es immer warst, aber du machst ihn mit deiner Art einfach…“

Es ging um ihn. Es ging immer nur um ihn wenn die sich stritten. Saku sah erschrocken dabei zu wie das Gespräch offenbar wieder um ihn ging und seine Eltern ihn noch nicht mal dabei bemerkt hatten, so dass er weiter lautlos auf der Terrasse stand und nichts sagen konnte. Er schlotterte noch immer, denn Mama…sie sah nicht gut aus. Und das machte ihm selber große Angst, denn sein Vater war wieder so laut und aggressiv dass es Sakutaro lähmte und er einfach nicht handeln konnte. Er konnte nicht. Und er würde es sicherlich auch nicht...wenn sie nicht wieder gewesen wäre. Denn er hörte hinter sich dann wieder diese Stimme hauchen. Ein erneuter eisiger Windhauch der ihm fordernd befahl: zu retten. Er sollte retten. Dennoch tat der Junge nichts und blieb stehen, weil er es weithin nicht verstand.

Seine linke Hand krallte sich an der geöffneten Schiebetür links von ihm fest, die er nicht eine Sekunde losgelassen hatte und an der er sich nun komplett anlehnte vor Erschöpfung. Denn es wurde alles sehr viel für ihn. Ein Traum. Er wünschte sich plötzlich so sehr dass das alles nur ein böser Traum wäre und er eigentlich noch oben in seinem Bettchen lag und fest schlief. Es musste einfach ein Traum sein! Es musste! Aber wann…wann wachte er endlich auf? Doch es war keiner. Er war so wach wie man es nur sein konnte und besonders bewusst wurde es ihm in der Sekunde…als sein Vater etwas Schreckliches tat. Das Schlimmste was er je gesehen hatte.

Es war ein Tritt…Ein gezielter Tritt der Saku förmlich aus seiner Starre riss und ihn wieder zurück ins Hier und Jetzt holte. Ihm klar machte dass das wirklich kein Traum war…und er dann sah wie sich seine Mutter danach schmerzhaft auf dem Boden neben ihr zusammenkrümmte und dabei auf jammerte. Die Realisation sank…Er hatte sie getreten. Sein Vater hatte seine Mutter mit dem rechten Bein getreten. Und das auch noch mit einer ordentlichen Wucht das es sie sofort nieder rang und sie schmerzhaft die Arme um die Stelle schlang wo sie getreten wurde…nämlich um den Bauch. Sie krümmte sich und bebte vor Schmerzen, als sein Vater einfach wieder eiskalt auf sie herab schrie:

„Es ist mir scheiß egal was er ist!! DU hast mir dieses Kind angehängt und ich werde nicht zulassen dass du mein Leben noch mehr zerstörst, als du es schon getan hast!!“

Was meinte er? Womit...zerstörte er ihr denn bitte sein Leben noch mehr? Und dann holte er wieder aus. Fest entschlossen das nicht zuzulassen und zu beenden. Da was wuchs musste im Keim erstickt werden und Fuyuhi schloss schmerzhaft dabei die Augen. Machte sich bereit es zu verlieren. Saku dagegen sah aber voller Schrecken dabei zu wie sein Vater erneut mit dem rechten Bein ausholte und zu einem weiteren Tritt ansetzten wollte. Doch dieses Mal reichte es. Es war genug und wie ein Blitzschlag regte sich etwas in dem kleinen Jungen als er das sah. Es erwachte etwas in ihm und er verzog sofort wütend das Gesicht. Aufhören…Er sollte aufhören ihr weh zu tun! Und dann reagierte er nur. Sein Körper machte sich selbständig und er löste sich von der Tür, sprang von der Terrasse runter und in den Garten, auf den steinigen Boden, während er noch immer das Katana hinter sich her zog und dabei zu seinem Vater brüllte:

„HÖR AUF!!“

Ein Schrecken. Ein verdammter Schreck rannte durch die junge Mutter als sie die Stimme ihres Sohnes hörte. Weswegen sie es sogar schaffte sich wieder schmerzhaft aufrecht zu setzten und nach rechts zu sehen. Dort hin zu sehen…wo sie ihren Sohn dann angerannt kommen sah. Ihr Blick war auf der Stelle voller Entsetzten, als sie realisierte das Sakutaro nicht in seinem Bett lag und die beiden hier beim Streiten erwischt hatte. Denn es durfte nicht sein. Es sollte nicht sein. Was machte er hier?! Er sollte doch in seinem Bettchen liegen und schlafen! Er sollte dort sicher sein! Nicht in der Nähe seines Vaters und ganz besonders nun wo sie dem eben gestanden hatte dass sie…! Fuyuhi schüttelte den Kopf und sprach dann zittrig zu ihrem Sohn rüber:

„S-Sakutaro! Sakutaro was machst du hier?!“

Und der Junge bremste dann ab.

Er stand gut 3 Meter von seinen Eltern entfernt und hatte spontan auf die Bremse gedrückt. Verharrte auf der Stelle und sah sie dabei an. Erst konnte man denken er hätte dies getan weil seine Mutter nach ihm gerufen hatte…aber etwas anders war der Fall gewesen. Etwas anderes hatte dies ausgelöst und wenn man genau in die Augen des Jungen sah, dann wusste man auch sofort was es gewesen war…nämlich die Angst. Saku hatte eben, auf der Terrasse, für kurze Zeit seinen Mut gefunden und war vorschnell losgeschossen, aber nun holte ihn die eiskalte Realität wieder ein WAS er da gerade tat und mit WEM er sich da anlegen wollte. Nämlich nicht mit so nem Trottel aus der Schule...sondern mit seinem Vater. Mit einem Soldaten namens: Satoshi Sakurai. Und genauso sah er ihn dann auch an. Voller Angst und klar im Kopf wie dumm es doch gewesen war sich zu erheben.

Satoshi sah ebenfalls erststaunt zu seinem Sohn, so wie Fuyuhi auch, doch nach wenigen Sekunden wurde dieses Erstaunen bei ihm sofort umgewandelt in Wut und Zorn, welcher in seinen Augen funkelte. Und genau das war es dann gewesen wieso Saku gebremst hatte. Es waren diese Augen gewesen. Die Augen seines Vaters, die ihm immer wieder eine scheiß Angst einjagten. Es schon immer getan hatten was kein anderer hinbekam und das seid er denken konnte. Dieser stechende Blick…und diese giftgrüne Augenfarbe die er mehr als alles andere fürchtete. Und Saku stand dann einfach dort, an Ort und Stelle und fing wieder leicht an zu schlottern. Bereits nach wenigen Sekunden, wo dieser Blick auf ihm ruhte, riss es seinen ganzen Mut nieder und machte ihn erneut zu einem ängstlichen, kleinen Siebenjährigen, welcher er auch eigentlich war. Der Griff um das Schwert, in seiner Rechten, verkrampfte sich dabei leicht und es schlotterte ebenso stark hin und her so wie der Junge der es hielt. Etwas was seinem Vater nicht verborgen blieb. Weder das Schlottern…noch die Waffe in seiner Hand die er nur zu gut kannte…und weswegen er noch wütender wurde als er es eh schon war. So drehte er sich komplett zu seinem Sohn um und machte einen Schritt nach vorne, als er dabei fauchte:

„Du solltest mit deinem Arsch schon längst im Bett sein du Rotzgör!“

Und Saku zuckte erneut zusammen als sein Vater ihn so angröhlte. Er stand dort wie ein verschrecktes Häschen und schlotterte weiterhin, als würde ein Fuchs vor ihm stehen und ihn gleich fressen. Und der Gedanke war noch nicht mal so fern, denn die Gestalt vor ihm war überwältigend und angsteinflößend.

Satoshi war groß. Er war sogar für einen Japaner ein Riese und machte mit seinen guten 190 Zentimetern schon den Unterschied zu einem durchschnittlichen Japaner. Neben ihm sah Fuyuhi nämlich aus wie ein kleines Schulmädchen. So wie eigentlich jeder andere auch. Noch dazu war sein Vater stark gebaut, auch wenn er durch seine Kriegsverletzung etwas an Ausdauer und Kraft eingebüßt hatte. Aber für einen kleinen Jungen, wie Sakutaro, reichte es aber locker um ihn damit das Genick zu brechen oder gar tot zu treten. Und der wusste das. Saku…so wie auch sein Vater. Weswegen der Junge nur noch mehr anfing zu schlottern und nun auch noch das Schwert mit beiden Händen schützend vor sich an die Brust drückte und ihm einen Blick zuwarf als würde er gleich umfallen vor Angst. Saku hatte wirklich Angst dass sein Vater gleich zu ihm lief und ihn totprügelte, denn er spürte den Zorn und die Wut in ihm. Es flog wie eine böse Aura zu ihm rüber und schnürte ihm die Luft ab. Und er…er stand einfach nur da und wusste nicht was er tun sollte. Er wollte Mama helfen…aber er wusste nicht wie. Also stand er da überfordert und drückte das Schwert weiter an sich. Sein Vater zeigte derweil plötzlich auf die Waffe, die Saku noch immer verängstigt an sich drückte und fauchte noch lauter:

„Wie oft habe ich dir schon gesagt du sollst deine Griffel davon lassen, du Drecksbalg?! Hab ich dir nicht oft genug Gehorsam eingeprügelt mit meinen Worten, oder bist du einfach nur blöd?!"

Und er machte noch einen Schritt nach vorne. Er kam näher und Saku spürte wie ihn die Angst das Herz förmlich zuschnürte. Wie es ihn komplett vereinnahm. Lauf! Lauf weg! Lauf so lange du noch kannst! Er wird dich umbringen! Er wird…mich töten! Donnerte es durch den Kopf des Kleinen und seine Beine fühlten sich immer mehr an wie Pudding. Angst war lähmend und Sakutaro sah seinen Vater völlig erstarrt an, als wäre es der Tod selbst der sich da auf ihn zubewegte und seine Atmung wurde dabei schneller. Er bekam Panik, langsam aber sicher und es fraß ihn auf. Sein Griff um das Schwert festigte sich nur noch mehr und innerlich schrie er. Schrie immer und immer wieder dasselbe Wort, aber brachte es nicht über seine Lippen. Er schrie…nach seiner Mutter. Denn wenn Kinder Angst um ihr Leben, oder Schmerzen hatten…dann schrien sie nach ihrer Mama. Und er kam sich so bescheuert dabei vor, dass er wirklich versucht hatte sich vor seinen Vater stellen zu wollen und Mama zu beschützen. Er war so dumm. Und Satoshi sollte aufhören ihn so anzusehen. Diese Augen…sollten ihn nicht mehr ansehen…denn sie machten alles nur noch schlimmer.

„Sakutaro! Sakutaro bitte geh wieder zurück ins Bett! Bitte Sakutaro! Es ist alles okay mein Schatz! Es ist alles okay Sakutaro, bitte geh einfach!“

Sie wollte ihn decken. Fuyuhi wollte ihn erneut beschützen und log sogar dabei, denn nichts war okay. Doch genau diese Worte rissen den Kleinen dann aus seiner Starre und aus dem Todesblick seines Vaters wieder raus, weswegen er danach zu seiner Mutter rüber sah, die das zu ihm geschrien hatte und erneut dabei Kraft fand sich zu bewegen. Sein Schlottern hörte auf, aber sein erschrockener Blick haftete weiterhin auf seiner Mutter, die sich noch immer vor Schmerzen den Bauch hielt und dabei leicht auf den Knien zu ihm gewandt hatte. In ihren Augen waren Tränen zu sehen, welche sich auch hin und wieder aus ihnen schlichen, während ihre Wangen rot waren und prall wirkten. Teils vom Weinen und dann von den Schlägen ihres Mannes. Und Saku brach es das Herz. Es tat ihm so weh seine Mutter so zu sehen. Zu wissen das sein Vater ihr das angetan hatte. Zu wissen…das er der Person weh getan hatte die Saku mehr liebte als alles andere. Und genau in der Sekunde, als seine Mutter das zu ihm rief, war es als würde man ein großes Stück Zündholz in ein Lagerfeuer werfen und sein Vater machte darauf eine schreckliche Bewegung, denn er machte Kehrt und trat wieder näher an sie ran, holte plötzlich mit der rechten Hand weit aus und brüllte dabei:

„Halt gefälligst den Rand wenn ich mit ihm…!“

„LASS MEINE MAMA IN RUHE!“

Es war ein lautes Schreien was durch die Nacht schepperte. Worte die aus Saku seiner Kehle drangen ohne das er es kontrollieren konnte. Genau wie vorhin. Genau wie in dem Moment wo er eben von der Terrasse gesprungen war und seinen Körper ebenfalls nicht mehr unter Kontrolle hatte. Es war ein Gefühl. Ein Instinkt das zu tun und er gehorchte dem einfach. Er war…ein Beschützer. Er versprach seiner Mutter Samurai zu sein und nun wollte er das auch endlich zeigen. Der Kleine erinnerte sich und wollte seine Mutter vor seinem Vater beschützen. Er sollte…aufhören sie zu verletzten. Was er mit diesem Schrei dann auch in die Wege leitete.

Sakutaro waren die Sicherungen in dem Moment durchgebrannt als er sah wie Satoshi erneut seine Hand gegenüber Fuyuhi erhoben hatte. Und das würde Konsequenzen haben. Für jeden. Doch gerade waren sein Vater und seine Mutter mehr davon erschrocken dass ihr Sohn seine Stimme so erhoben hatte und dort aufgebracht stand. Der Blick ihres Sohnes war wütend und er atmete dabei sehr schnell vor Zorn. Sein Griff um das Schwert festigte sich dieses Mal nicht aus Angst…sondern aus Wut. Und plötzlich verspürte der Junge den drang…damit zuzuschlagen. Er wollte…die Klinge im Körper dieses Mannes vor sich sehen. Ein sehr dunkler Gedanke für ein Kind. Die Klinge sollte im Fleisch dieser Person…die nicht mehr sein Vater war, stecken. Diese Person die nur noch ein Monster war das die Finger von seiner geliebten Mutter lassen sollte! Denn sein Vater…war an dem Tag gestorben als er in diese Schlacht zog und was von dort zurückkam war ein Monster das sich als sein Vater ausgab. Es sah aus und wirkte wie sein Vater, aber er war es nicht, denn Saku konnte sich plötzlich wieder erinnern. Er erinnerte sich.

Es war wie eine Erinnerung die tief in dir verborgen lag und an die du dich niemals mehr erinnern können solltest und doch war sie da. Er erinnerte sich an das Gefühl. An das Gefühl als Baby in den Armen gehalten worden zu sein. Von seinem Vater in den Armen gehalten worden zu sein und wie warm ihn wurde. Wie er zum ersten Mal den Herzschlag seines Vaters hörte und wie er ihn dann auch zu ersten Mal gesehen hatte. Er hielt ihn…und er lächelte. Sein Vater lächelte ihn an und grinste danach frech und das somit ein unbeschreibliches Gefühl in dem Bany erzeugte. Und Saku lachte darauf zurück vor Glück. Wollte nach seinem Vater fassen und bekam einen Finger entgegen gestreckt den er dann auch packte. So das man sehen konnte wie unterschiedlich groß ihre Hände zueinander waren. An dem Tag...liebte er seinen Vater so sehr. Denn ein Baby war simpel und in seiner Seele gab es bis dato noch keinen Hass. Sondern nur Glück.

Es trieb den Jungen, in der Sekunde, die Tränen in die Augen sich daran zu erinnern. Doch das sollte es nicht, denn diese Person gerade vor ihm…das war nicht sein Vater. Nicht mehr. Aber Sakutaro erinnerte sich an seinen richtigen Vater. An die Person die ihn in den Armen hielt und ihn anlachte. Ihm sagte dass er ihn liebte und dann in seine Nase zwackte. Es tat so weh. Doch er war nicht mehr hier. Diese Person war schon lange weg und dieses Monster da vorne…sollte ihm nicht auch noch seine Mutter nehmen! Weswegen er heulend und wütend zugleich zu ihm fauchte:

„Wenn du meiner Mama weiter etwas antust, dann bring ich dich um!! Ich bring dich um!! Lass meine Mama in Ruhe, du Monster!!“

Fuyuhi gefror es ihr Herz zu Eis, als sie hörte wie ihr Sohn da zu seinem Vater sprach und wie er plötzlich wütend und schützend das Katana von Satoshi vor sich hielt, es mit beiden Händen sicher umschlungen hatte und dabei weinte. Er war verzweifelt, überfordert und sie war daran schuld gewesen, denn sie hatte ihn in diese Position gedrängt. Zumindest gab sie sich persönlich die Schuld an dem ganzen Schlamassel. Doch sie konnte eigentlich nichts dafür das ihr Sohn wach wurde und all das mitbekommen hatte. Da ging Fuyuhi mit sich selbst viel zu hart ins Gericht. Aber das war in der Sekunde auch nicht mehr wichtig. Wichtiger war: Das Sakutaro die Waffe senken sollte, immerhin richtete er sie auf seinen Vater! Weswegen sie erneut zu ihm rief und dieses Mal sogar lauter und bestimmender, ja sogar schon befehlend sprach:

„Sakutaro es reicht!! Nimm sofort die Waffe deines Vaters runter!! Hast du mich verstanden, Sakutaro?! Sakutaro!!“

Er hörte sie. Hatte sie sogar sehr gut verstanden…aber dennoch konnte er nicht. Er konnte die Waffe einfach nicht runter nehmen, denn er musste sie beschützen. Es musste endlich aufhören. All das musste enden.

Aber gerade weil sie ihn gerufen hatte wich sein Blick zu ihr rüber…und er konnte es wieder sehen. Es war nur wage und wie ein Schleier der sich über seine Augen gelegt hatte, so das es alles verschwommen wirkte. Und ob es nun an seinen Tränen lag, oder auch nicht, war egal, denn er sah die Gestalt…die da hinter seiner Mutter stand und über ihr thronte. Eine Person die so viel größer war als seine Mutter und sogar noch über seinem Vater ragte der bekanntlich ja um die 190 Zentimeter hoch war! Und Saku blinzelte, während er zu dieser Gestalt sah und sein Vater sich ihm langsam, mit Vorsicht, dabei näherte um ihm schließlich das Katana abzunehmen. Und endlich erkannte der Junge sie, die Figur hinter Mama…denn es war derselbe Fremde gewesen den er vorhin noch im Haus gesehen hatte. Der sich durch die Gänge gezerrt hatte und eine Blutspur nach sich zog. Sakutaro erkannte das silberne und im Mondlicht sogar noch leicht violett schimmernde, lange Haar, das dort am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden wurde und was er an sich trug. Endlich konnte er es genau erkennen…es war ein Samurai, kein Zweifel. Er trug einige rötliche Schutzplatten an den Armen und Beinen, so wie auch um die Hüfte und an der Brust. Platten die von Hieben scharfer Schwerter zerstört und von Pfeilen durchbohrt waren. So schlimm sogar das man noch immer das Blut dazwischen rauslaufen sehen konnte und die frischen Wunden im Fleisch. Er war blutüberströmt und zwischen seinem langen Pony schimmerten eisige, hellblaue Augen hindurch, dessen Blicke sich auf den Jungen gerichtet hatten. Er sah schrecklich aus. Und besonders schlimm…war die eine klaffende Wunde an der Kehle, aus der noch immer dickes Blut rann und damit offenbarte das es die Todeswunde gewesen war. Ja genau „gewesen“ denn Saku war sich nun ziemlich sicher…dass dort ein Geist hinter seiner Mutter stand. Denn anders konnte der Kerl einfach nicht mehr stehen mit den Wunden. Saku hatte plötzlich wieder diesen Kloß im Hals wie vorhin wenn er diesen Geist so vor sich sah. Das was der Junge gesehen hatte...waren also seine letzten Erinnerungen vor seinem Tod gewesen.

Er warf dem schwarzhaarigen Jungen weiterhin grimmige Blicke zu. Blicke die aber nicht aus Wut waren…sondern erwartungsvoll erschienen. Es war…als erwartete er etwas von Saku. Aber was konnte das nur sein? Und woher der Geist allerdings so plötzlich kam und warum keiner auf ihn reagierte, verstand der Junge dann auch sofort, denn wenn es wirklich ein Geist war dann konnte ihn gegeben falls kein anderer sehen. Aber er hatte auch keine Zeit mehr sich darüber den Kopf darüber zu zermartern denn sein Vater kam bereits immer näher. Er war sogar nur noch gute sechs Schritte von ihm entfernt und sprach dabei laut, aber dennoch vorsichtig:

„Du hast deine Mutter gehört Junge…Leg sofort die Waffe hin!“

Aber Saku sah ihn nicht mal dabei an als er das sagte. Nicht mal in der Sekunde als sein Vater schon anfing vorsichtig den rechten Arm nach der Waffe auszustrecken, nur um sie ihm danach aus den Händen zu reißen. Der Junge sah einfach weiter an seinem Vater vorbei…und zu dem alten Samurai, der die Arme vor seiner Brust verschränkte und dann leicht nickte. Saku verstand ihn nicht. Er verstand nicht was das sollte. Was los war. Alles überschlug sich gerade von ein auf die andere Sekunde und er stand völlig allein und auf verlorenem Posten da. Keiner war da…um ihm zu helfen. Und zum ersten Mal in seinem Leben…hielt er Leben und Tod in beiden Händen vor sich. Hielt die Entscheidung über Leben und Tod vor sich. Etwas dem ein Kind, in seinem Alter, niemals ausgesetzt werden sollte. Aber dennoch war es passiert und all die Schwere lag nun auf seinen Schultern. Saku hatte es ab dem Moment verstanden. Denn wenn man eine Waffe in den Händen hielt und sie auf jemanden richtete…dann entschied man ab dem Moment über Leben und Tod. Und er sah wieder zu diesem Samurai, der einfach weiter dort stand und ihn ansah. Der kleine Junge hörte sein Herz schlagen und es blendete einfach alles um ihn herum aus. Nichts war mehr zu hören, weder das Rufen seiner Mutter, noch das Meckern seines Vaters der sich noch immer näherte und ihn aufhalten wollte. Alle Geräusche um ihn waren weg und nur noch sein Herz schlug heftig. Den Blick unbrechbar auf den Samurai gerichtet. Und dann sah er etwas. Sah wie sich auf den Lippen des Geistes, der eigentlich nicht existieren durfte, Worte bildeten. Worte die ihm Sakutaro genau von den Lippen ablesen konnte. Sie formten einen Satz. Eine Aufgabe. Und es war die Selbe…um die er ihn schon mal bat und welche er in Blut auf den Boden geschrieben hatte. Er formte den Satz, ohne das Worte aus seinem Mund drängen. Er formte: Rette sie.

Und Saku fing wieder an zu zittern. Wen? Seine Mutter? Er wusste nicht was er tun sollte! Er war wütend und traurig, wollte zerbrechen und einfach nur heulend wegrennen, aber er konnte nicht! Er konnte einfach nicht! Was sollte er nur tun?! Immerhin war er schon so tief in der Situation drin dass es einfach kein Zurück mehr gab! Er sollte aufhören! Sein Vater sollte seiner Mama nicht mehr weh tun! Aufhören ihn in diese Lage zu bringen wo er...! Und auch wenn er es eben zu ihm gebrüllt hatte er…er konnte doch nicht einfach so seinen Vater töten! Er war doch kein Killer! Sondern einfach nur ein verängstigter und einsamer Junge der sich eine normale Familie wünschte und das mehr als alles andere. Und wie gesagt: es überschlug sich dem Moment einfach alles. Seine Mutter flehte ihn an die Waffe auf den Boden fallen zu lassen und zu gehen. Sein Vater schnauzte ihn ebenfalls zusammen das zu tun und hatte nun sogar schon fast den Griff des Katanas, in Saku seinen Händen, gefasst.

Er war dabei die Lage persönlich und komplett zu beenden. Satoshi würde die Waffe seinem Sohn wegnehmen und dem dann damit erst mal ordentlich eine verpassen! Natürlich nicht mit der Klinge, aber am besten noch hart mit dem Griff dass er sich danach für gut ne Woche nicht mehr aus dem Bett bewegen könnte! Denn nichts anderes hatte dieses Balg verdient, dass es sich wagte sich gegen seinen Vater zu erheben!

Und so berührten seine Fingerspitzen nur hauchzart die Hände seines Sohnes, der das sofort bemerkte und es ihn dadurch wie aus einer Trance riss. Sakutaro sein Blick riss sich von dem Geist hinter seiner Mutter los und er sah direkt in das Gesicht seines Vaters über und vor sich, als der dabei leise und gehässig zu ihm hauchte:

„Du bist…genauso ein Versager wie dein Alter. Und genau deswegen wirst du auch dieselben Fehler machen wie ich…Du wirst alles verlieren was dir wichtig ist…Und das beginnend ab heute…“

Und in der Sekunde, als Saku erschrocken seinen Vater anblickte und fühlte wie der nach seinen Händen fasste…machte der Junge den einen Fehler der ihn den Rest seines Lebens verfolgen würde. Löste damit persönlich einen Schicksalsschlag aus den er nie wieder vergessen könnte und der ihn später zu genau dem Mann machen würde der er niemals sein wollte. Nämlich zu einem Mörder. Und es geschah so schnell. Viel zu schnell. Mit nur einem Schritt nach hinten, den nur Saku aus Schreck getan hatte, eben weil sein Vater so ruckartig nach seinen Händen griff, zerstörte er darauf gnadenlos einen Teil seiner selbst und besiegelte damit sein Schicksal…nämlich später genauso zu werden wie sein Vater selbst. Es geschah alles so schnell und der Junge taumelte nach hinten. Währenddessen versuchte sein Vater noch wütend und fauchend nach ihm zu greifen, so das er ebenfalls nach vorne taumelte und dann…dann war das Chaos auch schon perfekt gewesen…gefolgt von einem schrecklichen Geräusch.

Sakutaro donnerte auf seinen Hintern und hielt die Klinge weiter vor sich nach vorn gerichtet, als er die Augen dabei schloss und dann spürte wie ein Gewicht sich auf dieser nieder ließ. Ein Gewicht das so schwer war und von so einem unbarmherzigen Geräusch begleitet wurde…das er wenige Sekunden danach wieder die Augen auf machte und erschrocken über sich sah. Die Zeit stand völlig still und dann fing es auch noch an zu regnen. Nässe kam über ihn, die sich dann aber irgendwie nur über sein Gesicht verteilte und einzelne Tropfen dort seine Haut tränkten. Tropfen…die sehr warm waren. Seit wann…war der Regen so warm?

Doch schnell bemerkte er dass es nicht der normale Regen war, der normalerweise um diese Zeit im Frühling öfters kam und alles durchtränkte…sondern das dieser Regen nicht aus Wolken stamm…sondern von seinem Vater. Dieser Regen war rot. Rote Tropfen hatten sich über Saku seinem Gesicht verteilt und rollten an einigen Stellen sogar seine Wangen hinab. Hinterließen damit schmierige, warme Spuren und der Junge realisierte es nun genauer, verstand was los war und ließ sein Blut in den Adern zu Eis gefrieren…Das war Blut. Es war das Blut seines Vaters, der dies in jener Sekunde über ihn spuckte als die Klinge seinen Brustkorb durchstoßen hatte. Sich durch das weiße Hemd grub und dabei eine rote Blume zum Vorschein brachte. Eine Blume die nichts Gutes verhieß.

Satoshi kniete plötzlich etwas nach vorn und über seinem Sohn, während er sich dabei nicht mehr regte. Der Riese war erstarrt, wie in den Geschichten wenn ein solches Wesen dem Sonnenlicht ausgesetzt war und dann zu Stein wurde. Doch nicht nur bei ihm war das der Fall…sondern auch bei dem kleinen Sakutaro, der nur erschrocken und voller Entsetzten seinen Vater dabei ansah und sich ebenfalls nicht mehr bewegen konnte. Denn erst da realisierte er das die Klinge genau neben dem Herzen seines Vaters in den Brustkorb eingedrungen war und damit irreparablen Schaden angerichtet hatte. Schaden der seinen Vater das Leben kosten würde und es war weiterhin still um sie. Die ganze Welt war in jenem Moment verstummt und Saku konnte plötzlich nur wieder sein Herz donnern hören, seinen Atem der immer schneller und panischer wurde und dann noch das leichte Röcheln von seinem Vater, der schlagartig wieder Blut spuckte und ihn dann auch endlich dabei ansah. Und als sein giftgrüner Blick, den sein Sohn mehr als alles andere fürchtete, sich wieder an die Augen des Jungen vor ihm wand und sie sich dann nur ansahen…da war etwas anders. Denn dieses Mal…waren diese Augen anders. Sakutaro sah zum ersten Mal, nach so langer Zeit, wieder andere Augen vor sich. Denn er sah die Augen…seines Vaters. Augen die ihn ohne Hass und Verachtung ansahen und klar erschienen wie sie es schon ewig nicht mehr gewesen waren. Und dem Jungen fiel dabei auf…das es wunderschöne grüne Augen waren. Starke, wilde und dennoch liebevolle Augen. Den seinen…so ähnlich. Es war in dem Moment als wäre der Dämon, oder das Monster, was seinen Vater so lange besetzt hatte, endlich verschwunden. Als hätte Sakutaro…es besiegt. Als hätte er das Monster in seinem Vater ausgetrieben und seine Seele dabei gerettet. Ihn von den Ketten gelöst die ihn so lange umschlossen hatten. Und als wäre der Fluch auf seinem Vater…endlich gebrochen worden.

Und dann spürte er etwas. Saku spürte wie sein Vater langsam den rechten Arm hob und dessen Hand sich dann auf den Hinterkopf seines Sohnes legte, während ihn der linke Arm dabei fest um den Rücken fasste. Ihm umschloss. Ja und danach…fühlte der Junge Nähe. Nähe die er schon lange nicht mehr gespürt hatte und sein Gesicht wurde an die Brust seines Vaters gedrückt, während er den Griff des Schwertes noch immer eisern dabei hielt und nicht losließ. Etwas was dafür sorgte…das sich die Klinge nur noch mehr durch den Brustkorb schob und dann schließlich grausam am Rücken des Mannes in dieser Nacht erblühte. Fast wie eine junge Blume die ihre Blütenblätter zum ersten Mal für das Mondlicht öffnen wollte. Und in jener Sekunde…hatte er seinen Sohn mit einer schrecklichen Bürde belastet. Die Bürde ihn zu erlösen. Die Bürde…seinen Vater durch den Tod befreit zu haben.

Und Saku schmeckte dann Blut auf seinen Lippen. Es war warm, stank nach Eisen und schmeckte schrecklich dass er am liebsten brechen wollte. Doch stattdessen ließen seine Hände endlich von dem Griff der Waffe ab, als er dann komplett an die Brust seines Vaters gedrückt lag und spürte wie ihn warmes und frisches Blut mit durchtränkte, so wie auch die Kleidung des Erwachsenen vor sich. Der sanfte Griff an seinem Hinterkopf und der Arm um seinen Rücken, lösten sich nicht dabei und somit lag er endgültig in einer Umarmung seines Vaters. Eine Umarmung an die er sich nicht mal mehr erinnern konnte wann genau sie das letzte Mal gewesen war und Saku dann instinktiv wieder anfing zu zittern. Er lag schlotternd in den Armen von Satoshi, hörte dabei sein eigenes Herz donnern vor Panik und dann noch das von seinem Vater…das aber immer langsamer wurde. Langsamer je mehr Sekunden vergingen und Saku wurde damit schlagartig klar…das er starb. Die Wunde, die er ausversehen geschlagen hatte, beendete gerade das Leben des Mannes von dem er dachte ihn immer zu hassen. Ob es nun der Blutverlust oder die Stelle an sich war, die ihn töte, wusste er nicht und er würde es auch niemals erfahren. Und somit lag er in seiner Umarmung fest umschlugen. In einer Umarmung…die die Letzte von ihm sein würde. Der erste und die letzte Umarmung von seinem Vater.

Und es war gut so.

Vieles war in seinem Leben schief gelaufen. Satoshi hatte Kämpfe gekämpft, Schlachten gewonnen und viel Mist gebaut in seinem Leben. Aber genau in der Sekunde…hatte er das Gefühl…das alles endlich wieder richtig lief. Und das…das hatte er seinem Sohn zu verdanken. Seinem einzigen Sohn, der ihn mit der Tat gerettet hatte. Etwas getan hatte…was lange überfällig gewesen war. Und endlich sah er wieder klar, nach so langer Zeit hatte er es geschafft und sah dabei an sich runter. Er sah das schlotternde Kind an seiner Brust liegen, das so von seinem Blut getränkt war und dabei apathisch geradeaus starrte. Satoshi…sah seinen Sohn. Das Kind das er mit der Frau gezeugt hatte die er mehr als alle andere liebte. Und er war…wunderschön. Das struppige, schwarze Haar, welches er von ihm hatte und die Augen seiner Mutter. Er war…seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.

Vorsichtig brachte er dann den kleinen Jungen dazu ihn anzusehen, indem er seinen linken Arm um ihn löste und mit der Hand dann das Kinn fasste und sanft nach oben drückte. Saku seine erschrockenen, haselnussbraunen Augen blickten dann wieder in die giftgrünen seines Vaters und er schlotterte noch immer am ganzen Leib dabei. Der Kleine war so voller Blut…aber dennoch so ein wunderschönes Kind. Denn wenn Satoshi ihn so vor sich sah, ihm in die Augen sah…dann sah er Fuyuhi. Dann sah er seine große Liebe, die ihm dieses Kind geschenkt hatte. Denn er erinnerte sich an damals als sie vor seiner Tür gestanden hatte und ihm den Kleinen zeigte. Er hatte es vergessen, aber nun erinnerte er sich wieder dran wenn er ihn sah. Dieser Tag…war der schönste seines Lebens gewesen. Und endlich konnte er ihn auch wieder ansehen. Konnte seinen Sohn, im Augenblick seines eigenen Todes, in die Augen sehen und stolz darauf sein der Vater dieses Kindes zu sein. Denn er war gut so wie er war…und er würde auf seine Mutter achten. Etwas was er schon immer getan hatte und das sogar einfach weil Satoshi es nicht mehr konnte. Der kleine wusste instinktiv was er zu tun hatte…und das war auf seine Mutter zu achten. Sakutaro war nicht erst ab jetzt der Mann im Haus…nein…er war es ab dem Moment gewesen wo sein Vater sich damals selbst verloren hatte. Und das war gut so. Alles…war endlich wieder gut. Und Fuyuhi hatte recht gehabt. Er war…ein gutes Kind.

So fasste er mit der rechten Hand dann nicht mehr den Hinterkopf seines Sohnes, sondern strich ihm langsam über die blutige und vertränte Wange, als er dabei leise seine letzten Worte an ihn zu ihm runter sprach:

„Es…es ist alles gut…Alles…ist wieder gut…Sakutaro.“

Schon ewig hatte er seinen Jungen nicht mehr bei seinem Namen genannt. Das…tat echt gut. Und dann schenkte er ihm ein Lächeln. Schenkte seinem Sohn in der Sekunde genau dasselbe Lächeln…welches er ihm auch damals schon geschenkt hatte als er ihn das erste Mal halten durfte. Nämlich das Lächeln eines Vaters…der seinen Sohn über alles liebte. Und Saku sah das auch. Was ihn nur noch mehr schockierte. Denn er sah plötzlich was für ein Mann da vor ihm saß. Es war nicht mehr das Monster das vor so vielen Jahren durch ihre Tür spaziert kam und seinen Platz einnahm. Nein…dort vor ihm…saß ein Vater der ihm dabei sanft, aber schwach, über die Wange strich und lächelte. Er lächelte ihn an…als Saku dabei aus seinem tiefsten Herzen ein Wort aus sich brachte. Ein Wort…das er schon so lange nicht mehr zu ihm gesagt hatte und das nur an ihn gerichtet war. Nur an den Mann vor ihm. So sagte er vertränt und fast erstickend zu ihm hoch:

„…Baba…“

Und dann stoppte sie.

Die Maschine, die den Körper am Laufen hielt, stoppte schlagartig und genau deswegen rutschte die Hand seines Vaters auch plötzlich sanft von seiner Wange. Sie glitt von ihr ab und Sakutaro sah das alles mit an. Sah wie es sich in Zeitlupe vor seinem Auge abspielte. Er sah den Mann, von dem er dachte ihn nie wieder lieben zu können, von dem er dachte ihn auf ewig zu hassen, vor seinen Augen nach rechts kippen und dann auf den kalten Boden schlagen. Und es war ein fruchtbares Geräusch. Ein Geräusch als würde ein Sack voller Reis umkippen und sich dessen Inhalt komplett auf dem Boden verteilen. Was sogar teils stimmte, denn es verteilte sich wirklich etwas auf dem Boden… nämlich das Blut seines Vaters, das weiter aus der Wunde lief und den steinigen Boden, vom Garten, in ein dunkles Rot tränkte. Und mit diesem einen Schlag war es vorbei. Mit diesem Schlag und einem erlösten Lächeln. Er war frei. Satoshi sein Herz schlug nicht mehr und keinerlei Regung kam mehr von ihm. Er war fort. Er war gegangen. Vielleicht sogar endlich so frei, wie er es immer sein wollte nachdem er so übel zugerichtet worden war. Die Ketten die ihn an seinen Körper gefesselt hielten waren gelöst worden. Und das hatte er nur seinem Sohn zu verdanken. Seinem Sakutaro…der ihn vor sich selbst gerettet hatte und seine Mutter gleich mit. Aber er ließ damit auch automatisch zwei Personen zurück. Seine Frau und seinen Sohn. Besonders seinen Sohn, der weiterhin erschrocken auf seinen vier Buchstaben saß und schlotterte.

Er hörte dabei nichts. Weder den Windhauch noch die Schreie seiner Mutter die durch die Nacht hallten. Alles war weg. Die Seele seines Vaters war gegangen, so wie auch der Samurai-Geist hinter seiner Mama. Und genauso…auch seine kindliche Unschuld.

Dann hob der kleine Junge nur seine Arme an und starrte voller Entsetzten auf seine Hände vor sich, die in Blut getränkt waren und weiter zitterten. Doch er erkannte sie nicht. Das…das waren nicht seine Hände. Und während er sie anstarrte, das Mondlicht all das Rot und die Gewalt an ihm zeigten, die er begangen hatte, da entfloh ihm ein Schrei. Ein Schrei wie er ihn noch nie zuvor abgelassen hatte und der so voller Schrecken und Trauer war dass man es nicht in Worte fassen konnte. Ein Schrei den nur noch die Lebenden hören konnten, denn er hatte getötet. Er hatte seinen Vater getötet, auch wenn es ein Unfall gewesen war und das konnte ihm keiner mehr nehmen. Davon konnte ihn keiner mehr befreien und nichts würde das wieder gut machen. Es schnitt etwas in seine Seele kaputt und spaltete sie zum Teil. So dass das vor ihm…nicht mehr nur seine Hände waren. Denn seine Hände würden sowas niemals tun. Doch erst viel später würde er es verstehen. Jahre später würde er verstehen wessen Hände das waren. Nämlich nicht die von Sakutaro Sakurai…sondern die von seinem anderen Ich. Von dem Killer in ihm, der so viel Tod bringen würde, dass besser konnte als jeder andere da draußen und der in dieser Nacht somit seine erste Seele gefordert hatte. Es waren die Hände eines Sensenmannes. Es waren die Hände…von Death Zero.
 

Es kommt mir wie gestern vor. Als wärst du schon immer ein Teil von mir gewesen. Ich schaffte es aufrecht zu stehen und war so stark. Deine Arme umschlossen mich sanft von hinten und alles fühlte sich so richtig an. Nicht zu brechen und als könnte nichts falsch laufen. Doch gerade kann ich nicht atmen. Ich kann nicht mehr schlafen. Ich halte gerade so noch durch. Doch hier bin ich wieder, so wie immer. Zwar in tausend Stücke gerissen und kann es nicht verbregen oder leugnen, aber dennoch liebe ich dich. Doch gerade fühle ich mich so gebrochen tief in meinem Herzen. So das ich es nicht mehr zulassen kann dir meine Tränen zu zeigen. Ich habe dir fast alles gesagt was ich in mir trage. Öffnete mich dir und ließ dich rein, denn du sorgtest dafür das ich mich wohl fühlte und das zum ersten Mal in meinem Leben. Aber alles was gerade noch übrig ist, das ist die Tatsache dass du mich verletzt hast. Wir stehen nebeneinander und dennoch bin ich so zerbrochen im Innern. Ich kann nicht atmen. Ich kann nicht schreien. Ich halt gerade so noch durch. Es ist als hättest du mich durchgekaut und dann ausgespuckt. Doch die Wut die ich in mir fühle richte ich gegen mich selbst, einfach weil ich dich nicht mehr verletzten will. Denn dich so einsam und verletzt zu sehen tötet mich. Aber ich kann nicht mehr weinen und dir das sagen…denn ich weis das ich dir damit nur noch mehr wehtue. Also weine ich innerlich. Obwohl ich mir sicher bin…das du dies ebenso fühlen kannst, nicht wahr? Ich möchte nicht mehr leiden und gebrochen werden. Oder müde dadurch sein und mich vergessen fühlen, denn ich gebe mich bei niemand geschlagen. Und niemals gebe ich das auf was ich begonnen habe, denn von Anfang bis zum Ende ziehe ich das durch. Ein neuer Tag bricht heute an und an diesem…werde ich mich frei fühlen und die Ketten sprengen. Ich will dich für immer behalten, egal wie sehr du auch sagst dass wir uns trennen müssen. Versuch nicht diese Zukunft zu töten, denn ich lasse es gerade erst ordentlich sinken. Ich will diese Zukunft mit dir und verliere die Kontrolle dabei wenn jemand versucht mir das zu nehmen. Erst dachte ich deine Versprechen sehen aus wie Lügen. Und das du so ehrlich bist wie jemand der ein Messer hinter seinem Rücken versteckt hielt. Doch ich irrte mich in dir und habe dich deswegen falsch beurteilt, denn du bist der einfühlsamste Mensch den ich je kennengelernt habe. Jemand der mich versteht und dieselbe Wunde geschlagen bekam wie ich. Nämlich die Wunde „anders“ zu sein. Und was würdest du dazu sagen, wenn ich dir sage: das ich für dich alles niederreißen würde? Dir direkt ins Gesicht lache und anschließend offenbare: das ich dich liebe. Was würdest du tun? Und was wenn ich auf den Boden falle, weil ich all das nicht mehr in mir verbergen kann? Was würdest du tun? Würdest du mich fangen? Mich halten und mir sagen dass du mich auch liebst? Reiß mich ruhig in Stücke und vergrab mich anschließend an dem Ort wo mich keiner mehr finden kann. Sag mir dass du mehr willst. Auf was wartest du denn noch? Denn ich renne nicht mehr vor dir weg und ich habe wirklich lange genug versucht jemand anderes zu sein, aber nichts schien sich dadurch zu ändern. Doch nun weis ich wer ich wirklich tief in meinem Innern bin. Und was ich zu tun habe. Ich habe mich selbst gefunden und das nur dank dir. Deswegen kämpfe ich um diese Chance alles zu ändern. Also gib mir deine Hand, denn ich war lange wie weicher Sand. Zerfiel in meine Einzelteile und löste mich komplett zwischen allen anderen auf. Ich fühlte mich total verloren zwischen all diesen Menschen. Doch wenn ich heute nach Hilfe frage, dann nur weil bei dir sein mir die Augen geöffnet hat. Niemals hätte ich an sowas geglaubt. Ich stand da und fragte mich: Wie kann das sein? Ich schloss damals meine Augen, aber konnte dich dennoch nicht aus meinen Gedanken verbannen. Aber nun stehe ich hier und will mit dir an diesem Ort leben. Oder an einen Ort fliegen wo nur du und ich sein können. Niemand anderes, damit wir frei sein können. Allerdings fühle ich mich nach deinen Worten etwas aufgewühlt, eingeengt und überrollt. Ich weis dass es meine Schuld ist, aber ich will dich einfach um jeden Preis. Möchte dich an einen Ort bringen wo die Sonne und der Mond über uns wachen und der Regen all unsere Sünden von unseren Körpern wäscht. Und egal wie sehr sie mich alle auch anstarren, es kümmert mich nicht, denn ich fühle für dich nun mal was ich fühle. Ich könnte so tun als ob es nicht so wäre. Ich könnte versuchen es zu vergessen, doch ich will nicht und es macht mich irre dir nicht sagen zu können dass ich dich liebe! Es soll endlich aus meinem Kopf verschwinden! Besonders da deine Worte noch immer durch meinen Kopf rennen und mich verrückt machen. Doch ich gebe dich nicht auf. Du gehörst zu mir und ich zu dir. Nichts wird das ändern, daher gebe ich dir alles was du willst. Ich schenke dir meine Seele, mein Herz und meinen Körper ohne mit der Wimper zu zucken. Ohne Halt. Und alles was ich von dir möchte…ist deine Liebe. Und dasselbe Lächeln was du mir damals im Wasser geschenkt hast. An dem Ort zwischen den Gezeiten wo es nur uns gab…Mutter, bitte sieh mich an und sag mir: Werde ich jemals frei sein? Kann Liebe alles überwinden? Und Vater, sieh auch du mich an…Ja ich habe den Verstand verloren, nicht wahr? Das liegt auf der Hand und ich stehe dazu. Kannst du das akzeptieren? Aber selbst wenn nicht…vielleicht werde ich, zumindest dieses eine Mal…endgültig die Grenze überscheiten von der es kein Zurück mehr geben wird. Und damit etwas erschaffen was einfach unsere komplette Welt auf den Kopf stellt.
 

„Sakuuu! Hey Saku wo bist du denn?“

Erschrocken zuckte der Pilot zusammen und wurde somit aus seinen Gedanken gerissen.

Es war schon Nachmittag und Sakutaro musste erst mal einige Male blinzeln, um sich wieder ins Hier und jetzt zurück zu holen, aber als er es dann geschafft hatte und er wieder da war, bemerkte er das Gewicht auf seinem Kopf und Schultern, welches ihn nach unten drückte. Verdutzt sah er mit den Augen nach oben und blickte dabei in blaue, junge Augen eines Mädchens, welches sich über seinen Kopf gelehnt hatte und von oben zu ihm runter sah. Ihre kleinen Hände hatten sich rechts und links an seinen Haarschopf gekrallt um Halt zu haben, während sie lieb blinzelte und auf eine Antwort von ihm wartete. Ihr langer, schwarzer Zopf hing ihr dabei über die rechte Schulter nach vorn und runter. Er kannte die Kleine inzwischen sogar gut. Es war die jüngste der beiden Zwillinge, nämlich Lip, die da auf seinen Schultern stand und dabei wippte. Sie wippte etwas angespannt auf ihm herum, während sie noch immer wartete das der Pilot was sagte. Das er überhaupt mal wieder einen Ton von sich gab, denn seit einigen Minuten war er komplett still geworden und starrte nur vor sich in einen kleinen Teich, der nicht weiter entfernt dann in ihren Fluss, der durch das Dorf zog, münden würde.

Dieser Teich war eine natürliche Quelle für sie und das Wasser aus diesem war sehr gesund und erfrischend. Etwas was er brauchte, besonders nach der heftigen Auseinandersetzung mit Hana, die er vorher noch überstanden hatte und wo er sich nun zurückziehen wollte um nachzudenken. Vorher war er nämlich etwas ziellos durch das Dorf gelaufen und ehe er sich versah war es schon später am Tag. Genug Zeit war vergangen das er und Hana etwas runter kommen konnten. Beide Ruhe fanden. Doch natürlich blieb er nicht lange dabei alleine. Einmal weil die Mädels ihm nachgerannt waren, also die Zwillinge und dann noch weil Silva schlagartig mit ihm etwas trainieren wollte. Diesen Geistesblitz hatte, warum auch immer. Das Ende vom Lied war also: Statt Ruhe zu finden saß Saku an dieser Quelle, hatte die Zwillinge an der Backe und wartete darauf das Silva mit Speeren zurückkam und der ihm dann damit ordentlich die Hucke voll hauen konnte. Klang echt rosig. Und das alles noch oben drauf…wo er noch immer so aufgewühlt war.

Nach dem Streit mit Hana wollte er eigentlich nur Ruhe haben, aber die bekam man offenbar nicht so schnell wenn man ein Teil einer großen Familie geworden war. Eine Familie die sich als Stamm entpuppte wohlgemerkt und wo jeder zu jedem hielt, wenn es richtig lief natürlich. Doch egal weswegen er auch keine Ruhe bekam, der Gedanke was er alles zu Hana gesagt hatte lag schwerer auf seinen Schultern als der Rest. Sogar noch schwerer als die kleine Lip, die ihn noch immer erwartungsvoll ansah und geduldig auf eine Antwort von ihm wartete. Und das konnte sie verdammt gut, im Gegensatz zu Rap die sehr explosiv und energiegelanden war.

Die Ältere wirkte dagegen immer so als hätte sie viel zu viel Zucker intus und hüpfte gern mal rum wie ein Hase auf Drogen. Sie war anstrengend und trug ihr Herz auf der Zunge, was dafür sorgte das sie frech und meist etwas böse rüberkommen konnte. Doch das war sie bei weitem nicht. Sie war ein liebes Kind, genau wie ihre jüngere Schwester und sie hatten ihn dazu noch beide verdammt lieb gewonnen. Die Zwei waren auch die Ersten gewesen die ihn im Dorf begrüßten und mit ihm sprachen. Ihn akzeptierten und Nähe zu ihm suchten. Etwas wofür Saku sehr dankbar gewesen war. Aber hin und wieder machten sie ihn schon fertig, einfach weil er das nicht gewohnt war auf Kinder zu achten und es dann sehr schnell sehr viel werden konnte. Zwillinge konnten nämlich echt anstrengend sein und er war froh dass er das nicht persönlich an der Backe hatte sich um sowas kümmern zu müssen. In der Regel sorgte ja schon ein Kind, für frischgebackene Eltern, für Ärger und Stress. Im Doppelpack musste das ja schrecklich sein! Jede verdammte Schlacht wirkte auf ihn plötzlich wesentlich einfacher. Doch er musste zugeben dass er die beiden auch gern hatte. Ihre Energie, die sie verströmten…tat gut, auch wenn er nicht wusste wieso.

Und so sah er dann wieder vor sich und schließlich zu der kleinen Rap, die links am Teich von ihm saß und angestrengt einen Blumenkranz bastelte. Wenigstens die war mal ruhig und ausgelastet. Ein Wunder. Danach fühlte er wieder einen starken Ruck an seinen Haaren und Saku sah erneut über sich, wo Lip das absichtlich getan hatte, dabei wieder zu ihm runter sah und fragte:

„Hehey! Wo bist du denn Saku? An was denkst du? Biiitttee sag es mir!“

Ihr flehender Ton war schon wirklich süß weswegen der Pilot sanft lächeln musste. Doch bevor er ihr was antworten konnte, sprach ihre große Schwester plötzlich sehr genervt zu ihnen rüber:

„Lass ihn in Ruhe Lip! Du siehst doch dass er nicht mit dir reden will! Und das liegt nur daran weil du so nervig bist!“

Harsche Worte, so das Saku und Lip zu ihr rüber sahen und beide darauf gleichzeitig blinzelten. Fast wie Vater und Tochter, auch wenn es nicht so war. Wenige Sekunden danach machte die kleine Lip ein jammerndes Geräusch und sackte förmlich auf den Kopf des Piloten zusammen, der bemerkte wie die Kleine dabei schwerer wurde und kurz darauf zu ihr hoch blickte. Lip war wirklich wie ein Pfannkuchen auf ihm zerlaufen und ließ nun sogar links und rechts von seinem Kopf einfach die Arme runter hängen, als sie besiegt und mit geschlossenen Augen dabei leise jammerte:

„A-Aber ich will dich nur wissen ob es ihm gut geht! Immerhin ist er schon so lange still. Ich nerve nicht! Du bist so gemein Rap!“

„Bin ich überhaupt nicht! Lass Saku einfach in Ruhe!“

Der Schwarzhaarige sah wieder zu der Älteren der Zwillinge rüber und danach wieder über sich. Er machte das im Wechsel und dachte dabei nach…Prügelten sich die beiden gerade um ihn? Also wer netter zu ihm war und wen er dadurch vielleicht lieber haben würde? Wenn ja war da wirklich süß, auch wenn das nicht sein musste...Und bei Frauen, in seiner Nähe zumindest, war das leider nicht mal ungewöhnlich. Egal welches Alter sie auch hatten, wohlgemerkt. Saku war eben ein Frauenschwarm. Aber egal. Was er danach auf jeden Fall zuerst tat das war kurz schnaufen und leicht kichern. Es war lieb das sie sich so um ihn sorgen, auch wenn er nun drauf achten musste das hier nicht gleich ein Katzenkampf daraus wurde. So sah er wieder zu Lip hoch und sprach dann ruhig:

„Ist schon okay Mädels. Ich bin nicht genervt, oder so. Ich…war einfach nur in Gedanken.“

Lip fühlte darauf wie ihre Kräfte wieder zurückkamen, so das sie sich wieder richtig hinstellte, sich erneut über seinen Kopf lehnte und zu ihm dabei runter sah, als sie ihn fragte:

„Das hab ich gesehen. Aber an was hast du denn gedacht, Saku? Dein Gesicht war dabei so traurig und ich habe mir Sorgen gemacht.“

Er sah sie nachdenklich an. Wirklich? Konnte man ihm das so sehr ansehen? Naja wenn er so darüber nachdachte war es nichts ungewöhnliches, immerhin war er meist ein offenes Buch was Emotionen in seinem Gesicht anging. Ach verdammt, sogar die Kleinsten schafften das. War schon irgendwie nervig. Er schnaufte dann aber wieder lieb und antwortete ihr:

„Es ist lieb das du dich sorgst Lip. Ich hab…nur gerade an jemanden gedacht.“

Das Mädchen legte den Kopf aufmerksam schief und fragte:

„Wirklich? An wen denn?“

Oh Mann sie lugte offenbar aus nem Eimer! Was ihre Schwester nervte. Rap legte dann plötzlich den fast fertigen Blumenkrank in ihren Schoß, da sie im Schneidersitz saß und sah zu ihnen rüber. Muffte dann endlich zu ihrer Schwester:

„Blöde Frage! An Hana natürlich! Immerhin haben er und Hana sich doch lieb! Mann das weist doch wirklich jeder Lip!“

Sie fasste sich dann wieder genervt den Kranz und steckte erneut eine blaue Blume dazu um ihn zu erweitern, während Saku schon fast erschlagen zu ihr rüber sah und doch tatsächlich etwas rot dabei wurde. Mal abgesehen davon das sie das so frech und bestimmend gesagt hatte…war es wirklich so offensichtlich?! Also das er und Hana sich…naja „mochten“? Wusste das wirklich JEDER?! Saku lief noch röter an und schüttelte dann sofort den Kopf hektisch. So hektisch das er dabei komplett vergessen hatte das die kleine Lip sich noch an diesem fest hielt und er sie damit dann automatisch mit durchschüttelte. Diese lachte dabei aber nur erfreut und schlagartig und als er dann fertig war sprach sie süß:

„Hehehe, nicht Rap! Das ist ihm doch peinlich!“

Diese Zwillinge…machten ihn echt fertig…Saku sah darauf etwas muffig zu ihr hoch und motze gleich verteidigend los:

„Okay das reicht! Runter von mir!“

Und dann packte er sie frech unter ihren Armen und hob sie vor sich von seinen Schultern runter. Lip lachte dabei und landete am Ende dann inmitten seines Schneidersitzes auf seinem Schoß. Da sie so klein war fühlte sie sich dort richtig wohl und behütet, knuddelte sich sogar plötzlich nach hinten an ihn und kicherte dabei. Sie mochte Saku wirklich gern. Er war für sie wie ein großer, starker Leopard mit dem man kuscheln konnte. Wild und dennoch sanft. Noch dazu war er ehrlich und man konnte dumme Sachen mit ihm machen!

In den letzten Tagen hatte er gerne mal mit ihnen gespielt, trug sie durch das Dorf und jagte sie um die Wigwams. Weswegen sie und ihre Schwester ihn schnell ins Herz geschlossen hatten. Aber leider sahen das ihre Mama und Papa nicht so gerne, weswegen es meist auch schnell wieder vorbei war. Dennoch liebten die Zwillinge ihn und wollten so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen. Auch wussten sie das er und Hana sich lieb hatten, denn Hana war wesentlich glücklicher seit Saku bei ihnen war! Sie sahen auch toll aus zusammen. Und Rap sprach zwar nicht darüber, aber Lip wünschte sich innerlich so sehr das Hana und Saku bald und ganz schnell, auch ein Baby bekommen würden! Denn sie wusste dass es beide sehr glücklich machen würde. Lip war sich ganz sicher: Hana wäre eine tolle Mama und Saku ein toller Papa! Und noch dazu hätten sie dann einen Freund mehr zum Spielen im Dorf! Sie wünschte sich das sehr und fand allein den Gedanken daran schon toll. Saku und Hana würden ein hübsches Baby bekommen. Ganz bestimmt. Und mit dem Gedanken knuddelte sie sich wieder wohlig nach hinten und an den Piloten, der dann verdutzt aber schließlich leicht erleichtert schnaufend zu ihr runter sah.

Sakutaro würde es niemals zugeben, aber wenn er so mit den Kleinen saß…dann war das sehr schön. Denn so musste es sich wohl anfühlen…Vater zu sein. Und endlich verstand er es. Verstand warum seine Mutter ihn immer so gern bei sich gehabt hatte und ihn an sich drückte. Es war ein schönes Gefühl ein so kleines Geschöpf an sich zu drücken. Das Gefühl dieses zu behüten und zu schützen. Und noch besser musste es sich anfühlen…wenn man wusste dass man es selbst erschaffen hatte. Das man Leben geschenkt hatte und dann dieses Kind in seinen Armen anzusehen und stolz sagen zu können: Das ist meins. Das habe ich gemacht. Doch je mehr er da hinein abdriftete…umso mehr musste er da wieder aus…denn es tat plötzlich weh. So holte er sich wieder aus diesen Gedanken, schüttelte sie ab und sah vor sich in das klare Wasser des Teichs.

Man sah vereinzelt kleine, silberne Fische am Boden schwimmen und wie die Wasserpflanzen sich sanft in der Strömung bewegten die zum Fluss führte. Es war ein beruhigender Anblick und Saku fand deswegen auch plötzlich die Kraft zu reden. Er fühlte sich ausgeglichen und sagte etwas was auf seinem Herzen lag, weshalb die Mädchen deswegen sofort zu ihm sahen als er das sagte. Er sprach ruhig und leicht in Gedanken:

„Ich habe eben…an meinen Vater gedacht.“

Rap legte den Blumenkranz in ihren Schoß und Lip sah blinzelnd zu ihm auf, als sie dabei verwirrt fragte:

„Du hast auch einen Papa, Saku?“

Verdutzt sah er danach von Wasser weg und zu ihr auf seinen Schoß runter, während Rap links von ihnen nur genervt seufzte und dann muffte:

„Natürlich hat er auch einen Papa du dummes Tapir! Jeder hat eine Mama und einen Papa!“

Heh so sollte man denken, ja. Oh mann Kinder. Lip sah darauf erschrocken zu ihrer Schwester rüber und kniff dann die Augen zusammen als sie jammerte:

„T-Tut mir leid! Das wusste ich nicht! Sei nicht immer so gemein zu mir Rap!“

Wie sie das allerdings nicht wusste war beiden ein Rätsel, Saku so wie auch Rap. Doch es war okay, so das der Pilot ihr sanft mit der rechten Hand auf den Kopf fasste und dabei abwechselnd zu den Zwillingen sah, als er sprach:

„Hey! Hier wird nicht gestritten ihr zwei! Das ist kein Grund um sich an die Gurgel zu gehen!"

Und sofort waren die Mädels dann auch schon still und sahen aufmerksam zu ihm. Wow Das funkte sofort und es war schön zu sehen dass sie so gut auf ihn hörten und sich nicht weiter stritten wenn er etwas dazu gesagt hatte. Das war sehr vorbildlich und davon könnten sich andere Kinder gern mal ne Scheibe abschneiden. Die Beiden waren sehr gut erzogen und das lag sicherlich nicht nur an den Eltern, sondern auch an der Art und Weise wie sie lebten, nämlich gut geschützt in diesem Stamm und in einer Gemeinschaft. Jeder half hier bei der Erziehung mit und brachte ihnen nützliche Dinge bei. Das merkte man sofort und wenn Saku die Wahl hätte, die Chance bekäme…er würde seine Kinder auch hier aufziehen. Denn hier war es friedlicher als die Welt aus der er kam und nichts würde er sich mehr wüschen als das seine Kinder an einem Ort aufwuchsen wo sie keine Angst um den Kapitalismus und Krieg haben mussten. Sicher war diese Insel nicht perfekt und man machte dann halt woanders Abstriche die man in Japan nicht machen müsste und dennoch gefiel es ihm hier viel besser als Zuhause. Er war schon immer ein Familienmensch gewesen und nur an diesem Ort bekam er das Gefühl von Geborgenheit und Liebe. Das diese Menschen zusammenhielten und eine große Familie waren.

Seine Ansicht dazu hatte sich sogar schnell geändert, denn am Anfang hielt er sie für Monster die Ihresgleichen verbrannten ohne mit der Wimper zu zucken. Genau das was sie ja auch mit Hana getan hatten und weswegen der sich hier nicht wohlfühlte. Doch Saku war nun wesentlich weiser und erfahrener geworden in dieser einen Woche und verstand warum das alles überhaupt erst passiert war. Und überraschender Weise…war Goldva die gewesen die ihm das alles erklärt hatte. Ja dabei sogar Reue zeigte dass sie Hana das angetan hatte. Denn sie war es gewesen und nicht Hao, was Saku zuerst dachte.

Sie erklärte Saku die Gründe, zusammen mit Yoh. Und auch wenn er am Anfang noch sehr damit zu kämpfen hatte und zurecht sauer gewesen war…so verstand er ihre Position und Bedenken von damals und akzeptierte sie. Sakutaro betraf es nicht persönlich, also konnte er ihnen auch nicht vergeben was sie Hana angetan hatten, denn der Einzige, um dessen Vergebung sie bitten sollten…war Hana gewesen. Und der…naja sagen wir es mal so: der verhielt sie wie die Axt im Walde und vergab dem allem nicht. Hana stellte sich bewusst quer und war zurecht stocksauer! Immerhin war er mit Schande beladen und verbrannt worden. Etwas was er sein Leben lang mit sich schleppen würde. Da reichte für ihn ein simples: Sorry war mein Fehler und: hab mich geirrt, nun mal nicht aus! Eher fraß Hana Fliegen als das er Goldva und seinem Vater vergab! Aber Saku fand…das man irgendwann mal damit anfangen musste. Vor allem da die alte Frau es ernst zu meinen schien. Sie fühlte sich wirklich schlecht deswegen, aber Hana ließ sie nicht mehr an sich ran. Hasste sie förmlich und das fand Saku dann doch sehr hart von dem Blonden. Heh, aber wer war er schon zu sagen: vergib ihr. Denn immerhin…konnte er sich selbst noch nicht mal vergeben und geißelte sich gemütlich weiter wegen dem Tod von Chiharu. Vergebung…war etwas was Saku auch noch nicht gefunden hatte. Nämlich die Kraft…sich selbst zu vergeben.

„Du Saku! Erzähl uns von deinem Papa und deiner Mama!“

Holte ihn Lip dann zurück und Saku sah sie überlegend an. Er sollte von ihnen erzählen? Er wusste es nicht…Sollte er…wirklich von ihnen erzählen? Immerhin hatte er bisher noch niemanden von ihnen erzählt. Niemanden außer Paku und der kannte auch nur einen verschwindend kleinen Anteil seiner Geschichte. Einzig Chiharu wusste damals über sie bescheid und das auch nur weil sie beide ja gekannt hatte. Wenn er nun über sie sprach…war es als würde er einen Teil seiner Seele an die Oberfläche lassen der sehr empfindlich war. Etwas wo man ihn verletzten könnte und was er deswegen lieber für sich behielt. Denn Saku plauderte nicht gerne aus dem Nähkästchen seiner Vergangenheit, weswegen er bewusst zögerte und es auch weiterhin tun würde. Er sprach dann zögerlich zu Lip runter:

„Ich weis nicht…Das ist nicht so wichtig Lip.“

Das Mädchen warf ihm danach einen Hundeblick entgegen und jaulte förmlich flehend zu ihm hoch:

„Och biiiitttteee! Bitte erzähl uns was von deinen Eltern Saku!“

Wow bei den glänzenden Hundeaugen fiel es ihm echt schwer standhaft zu bleiben. Er war wohl ein ziemliches Weichei wenn es um Kinder ging, was? Dennoch schüttelte nur sanft den Kopf drauf und wollte ihr dann damit sagen: dass es besser so wäre nicht darüber zu reden. Er holte sogar schon aus das in Worte zu fassen…Doch dazu kam er nicht mehr, denn eine freche Stimme sprach dann plötzlich zu ihm:

„Ja Saku, erzähl uns doch mal von deinen Eltern…“

Als diese Stimme ertönte sah Rap hinter sich und Saku, so wie auch Lip, nach links und hinter Rap. Aus den Schatten trat dann eine Person entgegen die alle nur zu gut kannten und die ein freches und sicheres Auftreten besaß, auch wenn er beide Arme vor seiner Brust dabei verschränkt hatte. Saku schien erstaunt und sah ihn nur an. Natürlich war es Hana und der warf ihm dann einen scheuen Blick entgegen und wich seinem danach sogar noch aus, als er dabei sprach:

„Hey…“

Eine sehr unangenehme Situation. Vor allem nach der Aktion am Morgen. Saku sah ihn aber dennoch weiter dabei an und ihm entkam dann auch nur ein scheues:

„Hey…“

So das er danach dann auch seinen Blick abwand und vor sich auf den Boden sah. Was…was machte er hier? Vor allem: wie sollte er nun damit umgehen? Immerhin hatten sie sich vorhin heftig gestritten, oder eher mehr eine Auseinandersetzung miteinander gehabt. Eine die nicht so gut endete und die Situation verunsicherte Saku plötzlich. Er wusste nicht was er sagen sollte und Schweigen machte es sicher auch nicht besser. Doch die kleine Lip sah das ganz anders und auf ihrem Gesicht machte sich sofort ein gewaltiges Lächeln breit, so das sie förmlich aus Saku seinem Schoß sprang, sich losriss und auf den blonden Jungen zu rannte, der nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt war und sie dabei fröhlich rief:

„HANA!“

Danach krachte sie auch schon gegen seine Beine und umschlang fest seine Hüfte und den untersten Teil seines Bauches dabei. Es war so ruckartig gewesen dass der Blonde doch tatsächlich seinen Stand halten musste und dabei leicht nach hinten wackelte. Er fiel aber nicht um und fasste Lip dann an den Schultern, sah zu ihr runter als er frech darauf sprach:

„Hey mach langsam! Womit hab ich DAS denn verdient, hm?“

Das Mädchen knuddelte sich mehr an ihn und vergrub ihr Gesicht dabei sanft an seinen Bauch. Er roch so gut. So sanft und blumig...wie eine Mama. Hana streichelte ihr dann sanft über den glatten Haarschopf und grinste dabei weiterhin frech zu ihr runter. Rap zögerte auch nicht eine Sekunde, legte den Kranz auf den Boden und sprang danach ebenfalls sofort auf um zu ihm zu rennen. So hatte der Blonde zwei Sekunden danach die Zwillinge förmlich an beiden Seiten seiner Hüfte und Beinen hängen und wurde von ihnen belagert. Es war, so gesehen, sogar eine blöde Frage gewesen womit er das verdient hatte, denn die Antwort darauf war klar: Sie liebten ihn. Nicht nur weil er bei ihrer Geburt mit anwesend gewesen war und Lip dabei sogar persönlich gefangen hatte, sondern auch weil er mit ihnen gern Blödsinn anstellte und sie damit zum Lachen brachte. Er war für sie fast sowas wie ein großer Bruder, den sie über alles liebten und der sie auch sehr gern hatte und das Gefühl konnte den Mädels keiner mehr nehmen. Und als er vor einer Woche verletzt nachhause gekommen war da machten sie sich ebenfalls schreckliche Sorgen um ihn. Weswegen ihn wieder gesund zu sehen wie Balsam für die Kleinen war und sie sich weiter an ihn schmusten. Sogar die mürrische kleine Rap war sofort anders in seiner Nähe. Weniger abweisend und offener. Sie sprach dann sogar noch vor ihrer kleinen Schwester zu ihm:

„Na weil du wieder gesund bist hast du das verdient, du Dussel! Immer muss man sich um dich sorgen Hana! Bei jeder Aktion brichst du dir fast immer dabei das Genick!“

Heh, okay gutes Argument. Und noch nicht mal so weit her geholt. Wow sie klang ja gerade fast wie sein Vater. Kleines Biest. Die konnte was erleben. Hana grinste dann aber nur noch frecher dabei und sogar etwas muffig als er sich danach auch schon rächend die freche Rap schnappte, sie an den Fußgelenken packte und sie dann tatsächlich, Sekunden später, auch schon kopfüber über den Teich hielt! Es geschah alles so schnell und geschickt das Rap auch sofort schon los schrie und an fing dabei zu zappeln, als Hana muffte:

„NA?! Immer noch so ne große Klappe du kleine Mistkröte?! Lust ne Runde schwimmen zu gehen?! Ach ich vergaß! Du KANNST ja nicht mal schwimmen, nicht war Rap?! Na dann wird das ja gleich besonders lustig!“

Er ließ das Mädchen darauf doch tatsächlich einige Zentimeter weiter nach unten sinken, so dass die Kleine an fing wie am Spieß und hoch zu schreien. So hoch sogar das es in den Ohren des Piloten darauf schepperte und Saku dem dann erschrocken dabei zu sah. Er war sogar kurz darauf aufzuspringen, weil er gerade sah das Hana, mal wieder, die Tobsucht gepackt hatte und er dabei maßlos übertrieb. So wie er es besonders gut konnte in den Momenten. Er schüttelte die Kleine und sie schrie immer weiter dabei. Schüttelte sie wie ein junges Ferkel durch, dass vor allem gleich danach geschlachtet werden würde und deswegen so dabei krisch. Und Lip stand nur neben dem Blonden und rührte sich nicht, so das Saku eingreifen wollte…er das aber dann schlagartig ließ…als er sah wie Hana dabei frech lächelte. Und es war nicht nur sein Lächeln was ihn stoppen und erstaunt dabei zusehen ließ…sondern auch Rap die aufhörte zu schreien und stattdessen anfing zu lachen. Sie lachte glockenhell und baumelte weiter glücklich über dem Wasser, während ihre Schwester, rechts von Hana plötzlich anfing auf der Stelle zu hüpfen und dann fröhlich rief:

„Ich will auch! Ich will auch! Bitte mach das bei mir auch Hana!“

Sie wollte das so sehr dass sie dann einfach frech anfing an dem Blonden seinen Beinen aufwärts zu klettern, bis sie sich an seinem Rücken befand und dann noch nach vorne ihre Arme um seinen Hals legte. Hana bückte sich dann runter und tunkte die kleine Rap tatsächlich mit den Kopf in das klare Wasser. Es war aber nur kurz gewesen und als er sie wieder raus zog krisch sie dabei vor Freude auf und schrie:

„Noch mal! Noch mal!“

„Ach noch mal ja?! Du stehst wohl auf Wasserfolter, was du kleines Monster!“

Fauchte Hana frech und tunkte sie dann einfach wieder eiskalt ins Wasser vor sich. Lip hippelte derweil an seinem Rücken hin und her und schrie ihn immer wieder dabei zu: dass er das auch bei ihr machen sollte. Was auch nicht lange auf sich warten ließ, denn der Blonde ließ dann die Ältere neben dem Teich ins Gras fallen, schnappte sich das Biest von seinem Rücken und vollzog bei ihr genau dieselbe Prozedur um die sie so sehr gebeten hatte. Rap lachte dabei noch immer auf dem Rücken liegend, als ihre Schwester durchnässt wurde und raffte sich nach wenigen Sekunden dann auch schon hoch. Sie raffte sich in dem Moment hoch, als Hana mit Lip fertig war und diese von oben bis unten durchtränkt hatte so das sie klatschnass in seinen Händen hing. Sie lachte herzhaft hoch dabei und Rap nutzte den Moment dann geschickt aus, als Hana frech zu dem Mädchen in seinen Händen grinste, um auf ihn loszuspringen und ihn umzuwerfen! Was sogar funktionierte! Rap warf sich mit solch einer Wucht gegen Hana seine Beine, das es ihn nach hinten riss und er schreiend auf seinem Arsch landete und schließlich im weichen Gras lag. Für eine Sekunde schoss sogar ein Blitzschlag, in Form eines Schmerzes, durch seinen Bauch, denn immerhin war seine Wunde noch am heilen. Sie war zwar schon so gut wie auskuriert, dass er wieder rumblödeln konnte, aber noch immer nicht ganz fertig verheilt. Demnach tat das gerade doch etwas weh. Doch der Schmerz war schnell verflogen, als kurz darauf eine nasse Lip quer über seiner Brust lag und eine freche Rap neben ihm, auf allen Vieren, hochkrabbelte, danach an seinem Kopf ankam und fauchte:

„Auf ihn! Tritt ihn solange er am Boden ist, Lip!“

Wirklich charmant.

Sie sprach zwar vom Treten, aber stattdessen fingen die Zwillinge an ihn zu kitzeln. Rap machte sich über Hana seine Achseln her und Lip rollte sich an dem Blonden nach unten und zog ihm dann schnell seine Schläppchen aus damit sie sich an seinen Füßen zu schaffen machen konnte. Und sofort war der Sohn des Häuptlings im Schwitzkasten der Zwillinge gefangen und sie kitzelten ihn bis er aufgeben würde! Zumindest hatten sie das vor. Hana aber gab sich wegen sowas nicht so schnell geschlagen. Er fing zwar an zu lachen, aber packte sich dabei frech Lip am rechten Bein und versuchte sie von seinen Füßen zu zerren, während er Rap mit dem rechten Armen fuchtelnd von sich halten wollte. Doch es war nach wenigen Sekunden klar dass er trotz seines Wiederstands, eindeutig die Nachteile gepachtet hatte in der Situation. Er war festgenagelt und fauchte dann lachend und frech dabei:

„Ihr kleinen Monster! Wenn ich mit euch fertig bin hänge ich euch persönlich zum Braten über das heilige Lagerfeuer! Ich werf sogar noch extra Holz rein damit ihr ordentlich brennt! Lasst los!! Nicht!! Ich bin dort kitzelig! Aufhören!!“

Er lachte und lachte, so wie auch die Zwillinge die sich weiter an ihm zu schaffen machten. Und Saku…der saß nur verblüfft daneben und sah dem ganzen Geschehen zu. Sah wie sich dieses Knäul aus Menschen da vor ihm durch das Gras rollte und Hana wieder versuchte um die Oberhand zu kämpfen, denn er hatte definitiv gerade ein Problem. Besonders da er offenbar kitzelig war. Was der Pilot nicht mal wusste. Er wusste nicht…das Hana kitzelig war und auch nicht wo. Und diese Erkenntnis traf ihn gerade irgendwie hart. Er liebte ihn…und wusste noch nicht mal wo man ihn effektiv kitzeln konnte um ihn so zum Lachen zu bringen. Vor allem…wo er doch so ein schönes Lachen hatte. Denn es war ehrlich und offen. Saku liebte dieses Lachen…Und wenn er den Dreien da so zu sah, dann wurde ihm wieder anders dabei. Besonders als sich Hana wieder aufgerafft hatte, dabei auf seinem Hintern saß, die kleine Rap, wie Lip vorhin bei Saku, dann auf Hana seinem Kopf lag und er Lip schließlich lachend in den Amen hielt. Der Blonde drückte die Kleine sogar nach hinten an sich und schmuste dann seinen Kopf gegen den ihren während sie alle dabei lachten. Es war ein so schönes Bild. Ein warmes Bild voller Liebe. Und die Mädchen kannten ihn wirklich sehr gut. Wussten auch sofort wann er Spaß machte und wann eben nicht. Oder wo man ihn kitzeln konnte damit er glücklich wurde. Etwas...was Saku nicht wusste. Er...er wusste es einfach nicht. Und Hana war…war auch plötzlich so anders. Das fiel dem Piloten sofort auf.

Sakutaro kannte ihn meist nur frech, motzig, dickköpfig und laut. Selten sah er ihn mal lächeln und noch seltener herzlich lachen. So dass das vor ihm eine willkommende Abwechslung war. Eine…die sein Herz schneller schlagen ließ und ihm warm dabei wurde. Er…er liebte ihn. Er wusste das, aber wenn er ihn so vor sich sah dann wusste er es nur noch mehr. Denn gerade liebte er einfach alles an ihm. Sein Lachen, die Art wie er sich bewegte, wie er mit den Mädchen spielte und wie wunderschön er dabei aussah. Sein blondes Haar, das zu einem Zopf an seinem Hinterkopf gebunden war. Seine sanfte und sehnige Figur und seine wunderschönen, bernsteinfarbenen Augen die in der Sonne leuchteten wie junge Sterne am Nachthimmel. Intensiv und unwiderstehlich. Er war…so wunderschön. Und wenn Saku ihn so vor sich sah…da wünschte er es sich plötzlich so sehr. Er…er wollte ihn. Trotz all der Umstände. Von ein auf die andere Sekunde war es als wollte das Tier in ihm raus. Das welches er schon immer in sich eingesperrt hatte und genau dieses wilde Tier wollte nun über Hana herfallen und ihn zu seinem Eigentum machen. Wollte über ihn herfallen, ihn packen und zu seinem Weibchen machen. Wollte ihn beglücken und eine Familie mit ihm zeugen. Denn Sakutaro wusste es. Wenn die Umstände anders wären und Hana ein Mädchen…er würde Kinder mit ihm zeugen. Verdammt er würde nicht eine Sekunde zögern! Hana…war sein Weibchen und seine Instinkte befahlen ihm sich mit diesem zu paaren. Es war nicht von der Hand zu weisen, denn noch nie zuvor hat er so für jemanden in seinem Umfeld empfunden. Saku…wollte es…Und es tat besonders dann weh…wenn er wusste dass er nichts davon haben könnte. Weder Hana…noch Kinder mit ihm. Und so riss er sich wieder aus dem System raus und wand seinen Blick danach ab. Er musste weg davon. Sah deswegen auch wieder vor sich in das klare Wasser des Teichs. Er war…so ein verdammter Trottel. Warum tat er sich nur immer wieder selber so sehr weh…?

Hana hörte plötzlich auf zu lachen und sah lieb zu Saku rüber. Sah dass der erneut seinen Blick abgewandt hatte und…das er wieder traurig war. Warum…war er nur immer traurig? Wieso konnte er nicht einmal glücklich sein? Besonders wo es eben doch noch so ein schöner Moment gewesen war und so viel Lachen geherrscht hatte. Der Blonde wollte ihn nicht traurig sehen…aber er wusste nur zu gut wieso Saku es war. Denn der wollte nicht gehen und Hana von sich fern halten und genau deswegen saß er da auch wieder so bedröppelt und wie im Regen stehen gelassen. Saku wollte DAS hier. Er wollte all das was er in der Woche hier gefunden hatte. Aber er stellte sich gerade selbst ein Bein. Immer und immer wieder stellte er sich selbst ein Bein und verhinderte glücklich sein zu können. Und das nur aus einem Grund. Hana war sich sicher: Saku hielt Distanz damit er nicht bleiben wollen könnte. Nicht noch mehr all das hier wollte als er es eh schon wollte. Und was immer es auch war, gegen was er mit sich selbst kämpfte und wieso er das Gefühl hatte gehen zu müssen…Hana wollte ihm das nehmen und zeigen dass alles gut wurde. Denn er würde ihn nicht gehen lassen. Nicht mehr, denn er hatte endlich den Mann gefunden den er mehr liebte als alles andere und dafür kämpfte er, egal gegen wen und was auch immer.

Also lächelte er wieder sanft und fragte ihn dann:

„Na? Was ist jetzt? Erzählst du uns von deinen Eltern, Saku?“

Als er das fragte sah der Große wieder verdutzt zu ihm und blinzelte. Saku kassierte von Hana einen frechen Blick, besonders in der Sekunde als die Zwillinge sich auch wieder von ihrem Lachen gefasst hatten und dann ebenfalls strahlend zu dem Piloten sahen. Lip dann sogar laut sprach:

„Oh ja! Bitte erzähl und davon Saku!“

„Ja! Biiiiittte!“

Machte nun sogar Rap mit und sie kam dabei von Hana seinem Kopf runter, setzte sich danach dann ebenfalls in den Schoß des Blonden, der im Schneidersitz saß und somit neben ihre jüngere Schwester. Die Drei saßen da wie die Hühner auf der Stange, erwartungsvoll und wollten gefüttert werden, dass es schon echt niedlich wirkte. Das ganze Bild an sich…war so schön. Saku kam sich echt blöd dabei vor das er Hana gerade so vor sich anstarrte und sich dabei vorstellte das da einfach gerade ihre Kinder bei ihm auf seinem Schoß hocken könnten. Der Gedanke ließ nicht locker. Er schüttelte sich aber dann wieder wach und Hana sprach dann erneut frech:

„Ja, na komm schon Saku…“

Und Saku sah ihn dann wieder an. Sah dieses freche und liebe Lächeln vor sich…und konnte nicht mehr. Worauf er dann seufzte. Ach verdammte Scheiße. Voll weichgeklopft. Das hatte mal wieder gut funktioniert. Und Hana sah ihm in der Minute auch sofort an das er gewonnen hatte, weswegen er nur noch breiter lächelte und danach dann die Mädels, mit seinem Armen, sanft umschlang und zu sich an die Brust zog, während Saku antwortete:

„Naja…vielleicht kann ich euch ja ein bisschen was erzählen…“

Sofort strahlten Lip und Rap über beide Ohren, als hätten sie Lollis bekommen, sahen sich dann noch gegenseitig an und die Jüngere sprach danach:

„Oh toll! Ich weis es jetzt schon: das wird super spannend, Rap!“

Rap antwortete darauf:

„Cool! Dyami erzählt uns eine Geschichte, Lip!“

Die waren wirklich zuckersüß. Verdammter Mist. Saku schmunzelte dann kurz darauf. Mann die hatten es ihm echt angetan, was? Doch er hatte noch immer nicht begriffen warum sie ihn, so hin und wieder, „Dyami“ nannten. Das war nun schon öfters passiert und er wusste einfach nicht warum. Sakutaro wusste nur das es sich dabei um den Namen einer ihrer Götter handelte, nämlich um den des Adlers. Aber da hörte es dann auch schon auf. Die Mädchen sagten ihm auch öfters dass er „Hanas Dyami“ wäre und das verstand er überhaupt nicht. Was WAR ein Dyami überhaupt? Denn offenbar hatte es noch mehr Bedeutung bei ihnen als nur der Name eines Gottes zu sein. Vielleicht stieg er ja noch mal dahinter…bevor er ging.

Wie auch immer, er räusperte sich dann etwas und sprach zu den Mädchen:

„Heh, da gibt es eigentlich nicht viel Spannendes zu erzählen, wenn ich ehrlich bin. Zumindest aus meiner Sicht.“

Hana sah ihn frech an und konterte:

„Dann leg los und lass uns dass doch mal aus „unserer“ Sicht empfinden und entscheiden."

Und da lächelte Sakutaro doch tatsächlich sanft zurück. Ja…ja vielleicht sollte er das wirklich. Und sofort war das Eis zwischen ihnen irgendwie wieder gebrochen und es wurde wärmer. Es war schön. Die Mädchen kuschelten sich derweil gemütlich nach hinten an Hana und lauschten aufmerksam dem Piloten vor ihnen, als der dann endlich anfing zu erzählen. Und der Blonde letzten Endes somit auch seine Gelegenheit bekam mehr über den Mann zu erfahren den er liebte. Schade nur dass er dafür anscheinend erst mal die Zwillinge vorschicken musste um Saku seine Zunge zu lockern. Naja, hatte funktioniert! So setzte er sich auch entspannter hin und hörte ebenfalls zu. Und dann…tja dann fing Sakutaro an zu erzählen. Er holte für die Mädchen sogar noch etwas aus:

„Also…ich komme aus einem Land hinter dem Ozean. Diese Insel nennt man: Japan. Und dort wurde ich in…in einem Dorf geboren das Nagano heißt.“

Er musste schauen das er es nicht so kompliziert mit neuen Worten machte, also hielt er das für die Kleinen simpler und ihrer Welt angepasst. Daher Worte wie: Dorf, auch wenn es mehr eine kleine Stadt war.

„Meine Mutter war…so gesehen sowas wie Yoh, nämlich ein Mensch der mit Geistern und Göttern in Kontakt treten konnte. Sie konnte heilen und kümmerte sich gerne um verletzte Menschen. Sie half in der Regel immer und das egal wo sie konnte.“

Rap hob plötzlich, wie in der Schule, fragend die rechte Hand und sprach dann:

„War sie hübsch?“

Als sie das fragte musste Hana kurz zu ihr runter lächeln, bevor er wieder zu Saku vor sah und der ebenfalls darauf lächeln musste und dann antwortete:

„Heh, ja sie war wunderschön. Meine Mutter hatte sehr langes, dunkelbraunes Haar und trug immer ein weißes Gewand. Wenn ihr wissen wollt wie die Augen meiner Mutter aussahen dann müsst ihr sogar nur mich ansehen, denn ich habe meine Augenfarbe von ihr vererbt bekommen. Sie hatte auch dieses helle Braun wie ich.“

Lip wurde plötzlich etwas rot und sprach dabei beschämt:

„Oh wie schön. Dann hast du von deiner Mama diese schönen Augen.“

Als sie das sagte kratze sich Saku kurz verlegen am Hinterkopf und antwortete darauf:

„Naja über schöne Augen können wir uns jetzt streiten. Aber ja ich habe die Augenfarbe von meiner Mutter.“

Hana sah ihn nachdenklich dabei an. War das so…? Warum bekam er aber plötzlich das Gefühl das Saku so überhaupt nicht stolz auf seine Augen zu sein schien wie es die Mädchen waren? Was steckte dahinter das er diesen Satz eben gesagt hatte? Aber was es auch war, Hana musste den Mädchen dennoch zustimmen…denn Sakutaro hatte schöne Augen. Es waren stolze, starke, aber zugleich sanft Augen…in die er sich verliebt hatte. Schade dass er das aber anscheinend selber nicht so sah. Der Blonde wollte gerne den Grund dafür wissen, aber hielt erst mal weiterhin die Klappe und ließ ihn fortfahren. Fragen könnte er noch später stellen…Falls überhaupt. Saku sprach dann auch schon weiter:

„Jedenfalls wurde ich von ihr unter einem rosafarbenden Baum geboren. Einen Baum den wir „Sakura“ nennen. Die Kirschblüte. Und was ganz gut passte, denn der Nachname meines Vaters war: Sakurai. In ihm kommen dieselben Schriftzeichen vor wie von der Sakura. Meine Mutter hatte meinen Vater damals kennenlernt weil er in einem Kampf verletzt wurde. Sie pflegte ihn gesund, verliebte sich in ihn und neun Monate danach kam ich auf die Welt.“

Er wurde dann schlagartig etwas röter an den Wangen. Denn ihm fiel da plötzlich was ein. Saku hoffte nun wirklich das er jetzt nicht noch den Mädchen erklären musste wie Babys gemacht wurden, denn dann packte er gleich seine Koffer und ging! Mit Bienchen und Blümchen wollte er erst überhaupt nicht anfangen! Auch Hana schoss in dem Moment genau der selbe Gedanke durch den Kopf als er das hörte. Doch im Gegensatz zu dem Piloten hoffe er dass die Zwillinge Saku darauf ansprachen und der sich dann peinlich aus der Sache raus manövrieren musste. Hana wollte das zu gern sehen. Oh das wäre zu köstlich! Doch leider wurde sein Wunsch nicht erhört. Mist! Da hatte Sakutaro aber noch mal Schwein gehabt! Und Lip fragte dann stattdessen:

„Wie sah dein Papa denn aus Saku?“

Die Mädchen wollten sich etwas darunter vorstellen, deswegen fragten sie auch so gezielt nach dem Aussehen. Saku kam damit aber klar und sah kurz vor sich auf den Boden, als er sich daran erinnerte wie sein Vater aussah. Danach sprach er:

„Mein Vater…war sehr groß. Er war genauso groß wie ich. Vielleicht auch größer, das weiß ich nicht so genau. Und wenn ihn sehen wollt…müsst ihr nur mich wieder ansehen. Denn ich bin ihm…sehr ähnlich. Viele meinten immer zu mir: das ich ihm verdammt ähnlich bin was mein Äußeres betrifft. Nur mit dem Unterschied das mein Vater, im Gegensatz zu mir, helle, grüne Augen hatte. Was zu seinen schwarzen Haaren einen stechenden Kontrast bildete.“

Hana legte den Kopf leicht nach recht schief und sah Saku dabei an…Das war ja spannend. Dann sah Saku…also aus wie sein Vater? Hm…hübscher Kerl. Vor allem die grünen Augen klangen spannend. Lip knuddelte sich aber dann etwas unwohl an ihre Schwester und sprach scheu dabei:

„Wie gruselig…Dann waren seine Augen ja stechend…Nun...Ich mag deine Augen aber viel mehr Saku!“

Als sie das sagte sah der Schwarzhaarige sie verwirrt und erstaunt an, während Hana dabei lieb zu ihr runter lächelte und danach wieder zu Saku hoch sah. Man konnte sofort sehen das der Ältere sichtlich überrascht war von der Aussage, denn Sakutaro…dachte immer die Menschen könnten seine Augen und seinen Blick nicht ausstehen. Es war der knallarte Kontrast zu dem was er immer von sich dachte und es trat ihm gerade echt in den Arsch. So das er dann aber dennoch sanft lächelte und fragte:

„Ach ja? Findest du Lip? Warum genau siehst du das so?“

Die Kleine lächelte und gab zurück:

„Ganz einfach: weil du sanfte und liebe Augen hast! Nicht wahr Rap?“

Sie sah Bestätigung suchend zu ihrer Schwester und die zurück, als sie antwortete:

„Ja! Wenn man lange in deine Augen sieht dann wird einem ganz warm dabei! Einfach weil deine Augen so ehrlich sind! Man weis bei dir immer wo man dran ist, hehe!“

Man weis bei ihm immer wo man dran ist…

Und da konnte Hana nur nickend zustimmen und ebenfalls lächeln, denn das war die pure Wahrheit. Doch als Saku das hörte erschütterte es ihn bis auf seine Grundfeste. Denn noch nie zuvor hatte er von jemanden gesagt bekommen dass er sanfte Augen hatte. Von niemanden…bis auf seine Mutter. Seine Mutter…die ihm immer sagte dass er ein gutes Kind wäre und kein Schläger. Kein…kein Killer. Und das tat gut. Scheiße es tat sogar so verdammt gut das er sich gerade echt zusammenreißen musste nicht loszuheulen wie ein Schlosshund. Wie lange…hatte er darauf gewartet das auch von anderen Menschen zu hören? Zu hören…das man ihm in die Augen sehen konnte und dann gleich keine Angst vor ihm bekam. Das er…ein guter Mensch war, obwohl er so viel Schlimmes getan hatte in seinem Leben. Und obwohl ihm das seine Jungs jeden Tag bewiesen, indem sie an seine Seite blieben, tat es echt gut das auch mal in Worten zu hören. Und dann auch noch von Kindern, die in der Regel, zumindest in dem Alter, ehrlicher waren als ein Betrunkener. Es tat so gut…

Lip sah sann wieder zu Saku und fragte vorsichtig:

„Wo…wo sind denn deine Eltern Saku? Sind sie noch auf diesem Japan?“

Und als sie das fragte war es als würde sich in Sakutaro seinem Hals ein Kloß bilden und als riss eine verdammt alte Narbe wieder aufs Neue auf. Eine Narbe die einfach nicht verheilen konnte…genau wie bei Chiharu. Und wo es einfach nichts gab was sie jemals heilen lassen würde. Es fiel ihm schwer darauf zu antworten…Aber dennoch tat er es und sprach:

„Sie…sind sind gestorben…Meine Mutter war krank und starb an ihrer Krankheit. Aber das ist schon lange her. Und noch länger sogar bei meinem Vater, denn ich war gerade mal sieben gewesen als er…als er…“

Hana sah ihn dann erschüttert an. Seine Eltern...waren verstorben? Oh Gott er hatte ja keine Ahnung dass...Und sofort fühlte sich der Blonde schlecht. Der Gedanke seine Eltern zu verlieren machte ihm Angst und Saku...hatte das sogar schon erlebt. Oh Saku... Dachte er sich und schluckte schwer dabei. Und Sakutaro konnte es auch einfach nicht aussprechen, denn damit beschwor er dann einen bösen Geist herauf. Einen Geist den man: Schuld, nannte. Denn es war seine Schuld gewesen das sein Vater gestorben war. ER hatte seinen Vater umgebracht. Er war das erste Opfer gewesen das auf seiner viel zu langen Liste stand. Die erste Seele die er sich geholt hatte und bald darauf folgten weitere. Viele unbekannte Gesichter auf den Schlachtfeldern…und dann auch noch Chiharu. Er konnte es nicht aussprechen und schluckte. Es war als würde es ihn wieder in die Nacht zerren wollen wo es passiert war. Wo…sein Vater durch seine Hände gestorben war. Doch soweit kam es nicht, denn jemand machte eine Geste bei ihm…die wie Balsam wirkte.

Hana wollte diese Person sein, denn er sah wie schrecklich der Mann vor ihm wieder litt als die Frage kam. Wie Lip offenbar etwas angeschnitten hatte was Saku schreckliche Schmerzen verursachte. So wollte er die Mädchen von seinem Schoß setzten und zu ihm hin. Ihn trösten und umarmen, auch wenn es vielleicht zu viel sein könnte. Doch jemand kam ihm zuvor, weswegen Hana sitzen blieb und sah wie die kleine Lip traurig von seinem Schoß aufstand und scheu zu Sakutaro rüber watschelte, der seinen Blick gesengt hatte und sie erst nicht bemerkte. Sondern erst als sie vor ihm stand, er sie dann erschrocken ansah und spürte…wie sie sich dann an ihn kuschelte.

Lip kuschelte sich an seine Brust und Saku saß einfach nur völlig erstarrt da und starrte vor sich auf den Boden. Mit solch einer Geste…hätte er niemals gerechnet. Und die Kleine drückte sich noch fester an ihn. Drückte und kuschelte sich an seine starke Brust, bis sie dann zu ihm aufsah und er wieder zu ihr runter und sie traurig zu ihm sprach:

„Es tut mir leid Saku…Bitte weine nicht, ja? Ich wollte dir nicht wehtun…Es tut mir leid das du deine Familie verloren hast. Ganz wirklich Saku...“

Und da musste er lächeln. Saku musste traurig und froh lächeln als er das hörte, denn keiner hatte ihm je so ehrlich und direkt gesagt dass er ihm nicht wehtun wollte. Hana deutete das nur immer an und Saku wusste das auch. Er wusste dass der Blonde ihn nicht verletzen wollte und sich nur um ihn sorgte. Wusste dass er ihn liebte. Und Sakutaro…fühlte sich schlagartig richtig schlecht dabei…das er Hana vorhin so angefahren hatte. Das er das so in den falschen Hals bekommen hatte und den Jungen anging als wollte er ihm was Böses. Dabei war Hana…der Letzte der ihm auf dieser Insel was Böses wollte. Er genauso wie seine Jungs. Und ab da wusste er was er zu tun hatte. Es stand fest. Er musste sich entschuldigen und es wieder gut machen. Denn das hatte der Blonde verdient. Mehr als alles andere.

Sanft drückte er dann Lip von sich weg, so das sie wieder vor ihm stand und ihm in die Augen sah, die plötzlich viel fröhlicher und gelassener wirkten als noch vor einigen Sekunden. Die Kleine wusste sofort dass sie was richtig gemacht hatte und Saku bestätigte das dann noch als er danach lieb zu ihr sprach:

„Danke Lip, dass ist sehr lieb von dir…Jetzt geht es mir sogar viel besser.“

Und dann strahlte sie.

Die kleine Lip fing an über beide Ohren zu strahlen und wenn sie ein Hündchen wäre würde sie dabei sogar mit dem Schwanz wedeln so glücklich war sie das zu hören. Sie hatte Saku wirklich sehr liebgewonnen und wenn er sowas zu ihr sagte dann freute sie sich tierisch und ihr Herz fing an zu hüpfen. Tja, Mädels mochten ihn eben sehr gern und das bestätigte sich da mal wieder. Danach streichelte er ihr sogar noch mal leicht über die Stirn und den Kopf, so das sie dabei rot an lief und schließlich lachte. Sie war so glücklich. Und Rap löste sich dann auch sofort von Hana und lief ebenfalls zu Saku, in der Hoffnung auch von ihm gestreichelt zu werden und das bekam sie dann tatsächlich auch. Er lächelte beide sanft an und strich ihnen durch die Haare. Verpasste ihnen ihre Streicheleinheiten. Ja und Hana…sah dem nur glücklich zu.

Es war komisch, aber wenn er Saku so mit den Zwillingen sah…da fand er plötzlich das der ein verdammt guter Vater sein würde. Besonders eine Tochter würde ihm irgendwie gut stehen…Der Blonde schnaufte diesen Gedanken aber dann auch gleich weg und fasste sich mit der rechten Hand dann an den Bauch. Fasste sich sanft über seine Wunde. Denn es war wieder da…dieses Ziehen. Und es tat sogar etwas weh. Fast so als wäre da ein Bläschen in ihm das drohte zu platzen, aber das bildete er sich sicherlich nur ein. Mann diese Wunde machte ihm echt zu schaffen. Und nachdem die Mädels ihre Streicheleinheiten von ihrem Schwarm bekommen hatten, sah die süße Lip dann über ihre linke Schulter zu Hana hinter. Eine Frage brannte ihr auf der Zunge und sie fragte den Jungen dann lieb und ehrlich:

„Du Hana? Wann macht ihr eigentlich ein Baby?“

Eine Backpfeife. Zisch! WAS?! Diese Worte waren für den Blonden so eine richtige Schelle gewesen und er erstarrte danach förmlich an Ort und Stelle, als hätte ihn der Blitz getroffen und der Himmel fiel dann auch noch zusätzlich runter nur um ihn endgültig zu erschlagen! Im Grunde also: WAS ZUM GEIER?! Hana war im Nu knallrot angelaufen und auch Saku wurde plötzlich rot vor Scharm und erstarrte ebenfalls dabei. Mit…mit sowas hätte nun wirklich keiner gerechnet. Vor allem nicht das Lip das so unverblümt fragte! Oh mann wie sollte der Pilot das der Kleinen nur erklären?! Also das es nicht ging! Saku wurde leicht schlecht. Musste er jetzt doch noch die Bienchen und Blümchen Geschichte aus der Kiste holen?! Zumindest um Lip zu erklären das Hana und er zwei Männer waren und die keine Kinder bekommen könnten?! Scheiße Mann warum waren Kinder nur so ehrlich?! Er wollte am liebsten im Boden versinken, doch Hana kam ihm noch aggressiv zuvor und fauchte dann sehr laut und beschämt zu dem Mädchen vor:

„ZWING MICH NICHT ZU DIR RÜBER ZU KOMMEN UND DICH ZU ERTRÄNKEN LIP!“

Die Kleinste legte dann verdutzt den Kopf schief, aber Rap fing derweil an zu lachen und sprach darauf frech:

„Ha, ha, er schämt sich! Hana schämt sich mit Saku ein Baby zu machen!“

„UND DICH BRING ICH ZUERST UM DU MISTSTÜCK!“

Fauchte Hana erneut und zeigte dabei auf das Kind, aber Rap kannte ihn nur zu gut und wusste das er das niemals tun würde und gerade einfach nur beschämt war. Immerhin fragten sie ihn ehrlich ob er mit dem Mann, den er liebte, mal Nachwuchs haben würde und das war bei Erwachsenen offenbar ein peinliches Thema. Also alles okay das Hana sauer war vor Scharm. Saku dagegen saß einfach nur da und hoffte das es gleich vorbei war. Er fühlte sich gerade sehr vernichtend geschlagen, weswegen er nicht wusste was er tun sollte…und das auch noch von kleinen Kindern. Obwohl die Antwort ja klar war: Es ging nun mal nicht. Und dennoch konnte er das nicht aus sich bringen, was komisch war. Lip sah derweil zwischen Saku und Hana hin und her und drehte sich danach zu den Blonden um, als sie verwirrt und scheu fragte:

„A-Aber wieso denn nicht? Ihr habt euch doch lieb und Saku hat ja leider keine Familie mehr. Vielleicht…vielleicht könntet ihr dann einfach eine neue Familie werden und es ginge ihm dann wieder besser! Du möchtest doch auch das er glücklich ist, oder Hana?“

Hana lief noch röter an und muffte laut:

„D-Das hat doch nichts damit zu tun! Lip ich schwöre bei Sirius wenn du nicht sofort den Rand hältst…!“

Und dann schaltete sich Rap wieder ein:

„Stell dich nicht so an Hana und macht einfach ein Baby! Was ist daran so schwer? Jeder macht doch Babys wenn er jemanden mag! Das ist doch ganz normal! Und du willst es doch auch Hana.“

Eng... Es würde plötzlich so eng um den Blonden...Und dann reagiert er er nur noch instinktiv:

„VERDAMMT DU WEIßT DOCH DASS ICH DAS NICHT KANN!“

Kam es dann laut von Hana wieder und die Mädchen schwiegen auf der Stelle. Denn dieses Mal…klang es nicht mehr nur nach Scharm…sondern eher nach leichter Verzweiflung und mit Wut kombiniert. Was sogar Saku sofort vernommen hatte und er ihn deswegen verdutzt ansah, denn das verstand er nun überhaupt nicht mehr. Hier ging es doch…um etwas was sowieso außer Frage stand. Also warum klang der Junge vor ihm plötzlich so traurig dabei? Aber die Mädchen wussten auch nicht dass sie Hana eben sehr in eine Ecke gedrängt hatten und dabei sogar bloßstellten. Es war keine Absicht gewesen, aber sie…sie erinnerten den Jungen damit nur wieder daran…das er anders war. Das er nie wie seine Mutter sein würde. Das er…kein Kind bekommen konnte. Und das tat ihm plötzlich furchtbar weh. Mehr als es sollte, denn eigentlich hatte er sich vor langer Zeit schon damit angefunden. Damit abgefunden nie Mutter sein zu können. Doch die Zwillinge hatten das eben noch mal so richtig schön aufgekratzt, weswegen Hana, in seiner Ecke, sofort alle Geschütze hoch fuhr und um sich biss wie ein in die enge getriebenes Tier. Saku fühlte nun auch das die Lage schlagartig sehr angespannt geworden war, weswegen er den ersten Schritt machte alles zu lockern und dann zu den Mädchen sprach:

„Natürlich kann er das nicht. Immerhin ist er, genau wie ich, ein Mann und Männer können nun mal untereinander keine Kinder bekommen. Richtig Hana?“

Gut das Bienchen und Blümchen gemieden, verdammter Bockmist. Da könnte er sich sogar stolz auf die Schulter klopfen deswegen. Er sah dann wieder zu dem Blonden und der…der starrte ihn nur an und wusste nicht was er darauf antworten sollte denn Saku…Saku hatte ja keine Ahnung. Er wusste ja nichts über sein spezielles Blut. Über seines und das seiner Mutter, also wie…scheiße wie sollte er jetzt damit anfangen?! Und als Hana weiterhin nichts aus sich brachte, wurde Saku plötzlich schlagartig unwohl und er öffnete etwas besorgter die Augen dabei. Warum…sagte er nichts? Ja und als der Blonde dann erneut etwas röter anlief und DANN auch noch den Blick dabei abwendete, da wurde Saku zurecht nervös, denn es wurde ihm klar…das hier etwas offenbar doch nicht so simpel erschien wie es eigentlich sein sollte. Oh ja er wurde sogar etwas blass dabei, denn ihm raste plötzlich etwas durch den Kopf. Ein Gedanke. Der Junge da vor ihm…sah sehr feminin aus und wenn Saku ehrlich war…dann hatte er ihn bisher auch noch nie nackt gesehen, außer halt oberhalb und Hana trug nun mal immer etwas lockere Hosen so das man auch nicht gleich sehen konnte ob er was „männliches“ zwischen den Beinen hatte, also…Er wurde sofort noch blasser und Hana sah ihm das verdutzt an als er wieder zu ihm rüber sah. Was…was ging bitte gerade in seinem Kopf ab? Doch er bekam auch schon zu schnell die Antwort, als Saku dachte Zwei und Zwei korrekt zusammen gezählt zu haben und dann erschrocken und wie vom Donner gerührt zu dem Blonden brüllte:

„Ach du Scheiße…!...Sag mir bitte nicht da du eigentlich ein Mädchen bist, Hana!!“

Bitte was?! Nein! Er war der SOHN des Häuptlings und nicht die TOCHTER! Saku zeigte dabei mit dem rechten Zeigefinger auf den Blonden und der lief sofort knallrot an und fauchte zurück:

„BIST DU BESCHEUERT SAKUTARO?! ICH BIN KEIN MÄDCHEN DU HOHLBIRNE!!“

„Ach ja?! Beweis es!!“

„Bitte was?! Ich werde jetzt garantiert nicht vor dir die Hose runter lassen du dummes Arschloch!!“

Wohl war. Strippen wäre gerade nicht angebracht mit den Kindern. Und Saku atmete erst mal aus. Versuchte darauf einen kühlen Kopf zu bekommen. Ganz ruhig. Warum sollte Hana ihn anlügen? Besonders jetzt wo er ihn so ehrlich drauf angesprochen hatte. Okay, also Hana war kein Mädchen, doch warum war die Situation dennoch so…seltsam? Gott sei Dank war es aber dann Rap, die mit der Axt dazwischen schlug und zu Saku hoch sprach:

„Natürlich ist Hana kein Mädchen! Ist Yoh doch auch nicht und er hat dennoch Hana geboren! Wow du hast ja mal gar keine Ahnung Saku! Das ist doch nichts Neues!“

Saku sah sie dann verdutzt an. Bitte was? Er verstand überhaupt nichts mehr und sah schon fast Hilfe suchend zu Hana rüber, der den Blick bemerkte, denn sein Pilot stand da wirklich gerade auf einer einsamen Insel, so völlig allein mit einer Flagge in den Händen und hoffte das ihn gleich jemand abholte und endlich heim flog. Und sowie es aussah…musste der Blonde das tun. Also schnaufte er beschämt und holte tief Luft. Scheiße das wurde nun hart. Und dann legte Hana los. War an der Zeit die Bombe platzen zu lassen:

„Meine Mutter…ist etwas Besonderes. Sie gehört zu einer seltenen Blutlinie in der nur ein Kind geboren werden kann. Und in dieser Linie…kann nun mal jeder Kinder bekommen. Die Frauen…so wie auch die Männer. Meine Mutter…ist ein Junge und dann wieder nicht ganz, aber hat mich dennoch empfangen und dann geboren. Bei uns…verfügen die Männer über beide Geschlechter was bedeutet…nun also…Also ich habe auch das was eine Frau hat um Kinder bekommen zu können…“

Saku sah Hana einfach nur wortlos dabei an und hörte zu was er da von sich gab. Okay...Er hat also angeblich auch eine Scheide zu seinem...Und zum ersten Mal konnte man bei Saku, anstatt bei Hana, sehen wie sich Zahnräder in seinem Schädel drehten und er versuchte das zu verstehen. Versuchte sich einen Reim daraus zu machen, aber es fiel ihm irgendwie nicht sonderlich leicht, denn das war sehr abgehoben für ihn. Doch als Hana dann scheu und beschämt zu ihm sah und danach auch schon wieder den Blick abwand und seine Arme schützend vor sich kreuzte…da schnallte er es. Saku schnallte was der Junge ihm gerade gebeichtet hatte und es traf ihn wie ein Schlag. Als würde ein verdammter Baum umfallen und genau auf ihm landen. Was sogar noch angenehmer klang als die Worte des Blonden eben, denn die trafen ihn irgendwie wuchtiger. Sekunde! Sollte das etwa heißen…Hana war ein Hermaphrodit?! Im allgemeinen Gebrauch sagte man auch dazu: Zwitter. Hana…war ein Zwitter?! Ach du Schande! Deswegen war er also ein Junge und wirkte dennoch so weiblich! Und nun gab das auch mit Yoh einen Sinn! Deswegen nannten ihn alle: Hanas Mutter, weil er nämlich wirklich seine Mutter war und genauso wie er! Er hatte ihn also wirklich geboren. Sie waren Zwitter...

Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Doch Saku wusste gerade nicht wie er darauf reagieren sollte und starrte deswegen den Jungen einfach nur weiter an. Von sowas…hatte er bisher immer nur gehört aber hielt es für Müll den sich bekloppte Männer ausgedacht hatten, eben weil sie etwas feminier angehaucht waren, oder so! Tja wie sehr man sich doch irren konnte.

Mit dem Hermaphroditismus bezeichnete man ein gleichzeitiges Vorhandensein männlicher und weiblicher Geschlechtsmerkmale an einem Individuum. Doch diese Intersexualität war angeblich sehr selten. Was Saku bestätigen konnte, denn noch nie hatte er sowas gesehen. Beim Hermaphroditismus waren sowohl Eierstock als auch Hoden voll entwickelt. Zumindest sagte man das. Und vom Erbgut her waren die Betroffenen sogar meist eher als Frauen angelegt und nur in selteneren Fällen Männer mit verändertem Y-Chromosom. Saku war jetzt kein Arzt, aber so einiges hatte er dazu auch mal gehört. Ging auch nicht anders wenn man hörte dass man nun auch noch darauf aufpassen musste ob die Frau vor einem nicht doch en Typ war! Ja es gab mal ne Zeit da war er so ein Arschloch gewesen, aber das hatte sich mit Hana offiziell geändert. Doch neben all dem…wie sollte er jetzt damit umgehen?! Wenn das stimmte dann könnten er und Hana wirklich Kinder…!

Doch Hana sah dann vor sich auf den Boden und schnaufte aus:

„A-Aber das ist auch egal! Ich bin nicht wie meine Mutter…Ich habe zwar ein Teil von…naja von dem „Werkzeug“ um Kinder zu machen, aber nicht die Fähigkeit dazu. Ich…ich bin unfruchtbar und kann nicht schwanger werden…“

Und als er das sagte veränderte sich auch Saku sein Blick und aus dem Entsetzten und der Verwirrtheit wurde…Sorge. Er war unfruchtbar? Wie sollte er das verstehen? Was an ihm war unfruchtbar? Die Fähigkeit Kinder zu Zeugen, oder sie zu empfangen? Aber Hana sprach eben von einer Schwangerschaft, also war es wohl das Zweite. Und warum…klang es nur so als würde Hana das verdammt weh tun? Oder bildete er sich das gerade ein? Was auch immer es war, Saku sprach darauf sanft und ehrlich:

„Das…tut mir leid.“

Und Hana sah ihn darauf an. Es…tat ihm leid? Das kam nun doch etwas überraschend, denn eigentlich hatte er mehr mit einem Anfall von Saku gerechnet. Nem kompletten Meltdown halt. Sowas wie: WIE DU HAST EINE VAGINA?! Oder dann noch: MAN KANN DICH VÖGELN WIE NE FRAU?! So nen Müll eben. Doch wenn er ehrlich war…dann war es schön zu hören dass sein Liebster so mit der Sache umging und ihn deswegen nicht gleich verurteilte. Heh…so wie immer. Saku…nahm ihn eben so wie er war. Und genau deswegen liebte er ihn auch so. Hana schüttelte dann den Kopf etwas muffig und antwortete danach:

„M-Muss es dir nicht, du kannst ja nichts dafür. Es…ist halt wie es ist…Ganz einfach…“

Er sah dann wieder zu dem Piloten und sprach weiter:

„Aber…danke das du mich nicht deswegen verurteilst Saku…“

Sakutaro zog die rechte Augenbraue verwirrt hoch und fragte dann:

„Warum sollte ich das tun? Ich meine…du bist halt einfach so und daran kann man nichts ändern. Ich finde es…sehr beeindruckend wie du damit klar kommst Hana. Ich wüsste nicht ob ich das könnte.“

Hana sah ihn dann erstaunt an. Was? Er…er fand ihn beeindruckend? Das kam etwas plötzlich aber tat echt gut das zu hören und deswegen wand er den Blick dann auch schon wieder ab und sprach darauf scheu:

„Wie auch immer…I-Ich dachte es würden dumme Sprüche von dir kommen, oder so…“

„Hä? Was denn für dumme Sprüche?“

Fragte Saku verwirrt und der Blonde lief rot an. Antwortete dann:

„Naja du weist schon! So Sprüche wie: Oh, dich kann man also knallen wie ne Alte!? Oder halt: Na haben wir heute unsere Tage?! Was ich übrigens nicht habe! Und frag mich erst nicht wieso, denn ich habe keine Ahnung! Is halt einfach so okay?!“

Saku blinzelte einfach nur und starrte ihn an. Wow okay…Hana sagte das witziger als es vermutlich sein sollte. Doch obendrauf war das wirklich sehr gemein von ihm sowas von dem Piloten zu erwarten. Für was hielt er ihn? Für ein Arschloch?...Okay streicht das Letzte, denn Hana hielt ihn öfters für ein Arschloch. War nichts neues mehr. Aber wie auch immer, Saku schüttelte nur den Kopf entgeistert und antwortete dann darauf frech, aber irgendwie auch plötzlich verführerisch im Ton:

„Kann man dich denn knallen wie ein Mädchen Hana?...Stehst du auf so einen Scheiß?“

Eiskalt.

Er wusste nicht woher das so plötzlich aus ihm kam…aber er hatte den Drang das zu sagen und ignorierte dabei irgendwie dass zwei kleine Mädchen noch bei ihnen waren und bei allem zuhörten. In der Sekunde…kam der echte Saku wieder zum Vorschein. Der wie er in seiner Ausbildung gewesen war und Hana sah darauf errötet und wütend zu ihm rüber, denn mit sowas hatte er nicht von ihm gerechnet! Von Matsumoto schon zu hundert Prozent, aber doch nicht Saku! Jemand wie er der sich in der Regel eher ruhig verhielt und nur an die Decke ging wenn man ihm dafür dann auch den Brennstoff gab! Es war auf jeden Fall überraschend, so das Hana darauf abwehrend fauchte:

„H-Hör auf damit!! D-Du kannst mich mal Sakutaro!!“

Saku schmunzelte ihn frech an und konterte:

„Heh, das würde dir so gefallen was? Jetzt wo ich weis das es praktisch sogar möglich wäre, nicht wahr Hana…?“

„LECK MICH DU ARSCHLOCH!“

„Aha darauf stehen wir also auch noch, ja? Das sind hier ja ganz neue Abgründe die sich da auf tun Hana.“

„SAKUTARO!!“

Fauchte der Blonde dann enorm beschämt zurück.

Der Blödmann vor ihm spielte eindeutig mit ihm, was uncool war, aber dann fing Saku doch tatsächlich an zu lachen. So schlagartig aus dem nichts vor allem, weswegen Hana wieder ruhig wurde und ihn erstaunt dabei ansah. Sakutaro lachte...Er lachte genauso wie damals im Wasser als sie am Strand gewesen waren, nämlich offen und ehrlich. So ehrlich sogar das selbst die Zwillinge mit lachten und das obwohl sie keine Ahnung hatten warum eigentlich. Denn für die war es einfach. nur wieder eine schöne und lockere Atmosphäre geworden, als Saku angefangen hatte zu lachen und wenn Hana ehrlich war…wollte er auch gerne deswegen lachen, denn dem Vogel sein Lachen war ansteckend. Doch es ging gerade ums Prinzip, also riss er sich zusammen, weswegen er nur mürrisch die Arme vor sich verschränkte, den Kopf nach rechts wegdrehte und arrogant muffte:

„Du bist so ein blödes Arschloch Sakutaro…“

Der Pilot hörte dann auf zu lachen und lächelte danach wieder lieb zu dem Jungen vor sich rüber, als er auch nicht anders konnte und darauf antwortete:

„Danke dass du mich dennoch so akzeptierst wie ich bin.“

Und da sah Hana wieder zu ihm.

Es war sehr lieb gesagt gewesen und auch seine Augen, die den Jungen ansahen, waren plötzlich so…sanft. Noch sanfter als sonst sogar und da wurde ihm wieder etwas unwohl dabei. Hana sein Herz fing etwas schneller an zu schlagen und ihm wurde warm. Natürlich aus dem selben Grund wie immer: Er…er liebte ihn so sehr. Und natürlich akzeptierte er ihn so wie er war, denn immerhin…machte Saku das auch bei ihm.

Er hatte ihm ja eben gestanden dass er eigentlich kein „normaler“ Junge war und Saku nahm das einfach so hin und machte ohne Probleme damit weiter. Sprach und redete mit ihm als hätte sich damit nichts zwischen ihnen geändert. Und das war schön. Es machte den jungen Sohn des Häuptlings so glücklich. Das jemand seinen Körper so akzeptierte wie er war. Und so wie es gerade war…so sollte es für immer sein. Nur sie und hier an diesem Ort. Offen und ehrlich zueinander und sich liebend. Hana würde alles dafür tun um das zu erreichen und zu gewährleisten.

Und inzwischen war es schon dunkler geworden und die Dämmerung wurde immer düsterer. Orangenes Licht schimmerte sanft und warm durch die Lücken der Baumkronen und die Blätter raschelten im sanften Wind. Lip sah deswegen sogar mal kurz über sich und dann wieder zu Hana, als sie einen kleinen Geistesblitz hatte. Sie hatte gespürt dass es wieder locker und angenehm zwischen Saku und Hana geworden war, weswegen sie eine Idee hatte und sich dann auf den Blonden zubewegte. Sie wollte, dass das was jetzt kommen sollte, nicht nur für sich, weil sie es so sehr liebte, sondern auch weil sie dachte es würde Saku gut tun. Genau aus dem Grund lief sie zu Hana, setzte sich lieb auf sein rechtes Bein, da er ja im Schneidersitz saß und sah ihn erwartungsvoll an. Hana bemerkte den Blick natürlich und sah sie dann etwas verdutzt dabei an, bis die Kleine plötzlich ganz lieb fragte:

„Du Hana? Würdest du uns was vorsingen?“

Als sie das fragte warf ihr Sakutaro einen aufmerksamen Blick zu. Was vorsingen? Hana dagegen sah wieder etwas beschämt weg und gab dann unsicher zu ihr zurück:

„Ich weis nicht ob das jetzt so ne gute Idee ist…“

Lip fasste ihn dann aber an der rechten Hand, zog sie damit sogar so dass der Blonde nicht mehr die Arme vor sich verschränkt hatte und er dann wieder zu ihr sah, als sie erneut ihren Hundeblick auflegte und jaulte:

„Och bitte Hana! Du kannst doch so schön singen und du hast uns lange nichts mehr vorgesungen!...Er kann so schön singen Saku!“

Mit dem letzten Satz wand sie sich dann an den Piloten und der lächelte sanft zu ihr zurück. Ja daran erinnerte sich. Als er in dieses Dorf gekommen war hatten die Zwillinge mal erwähnt das Hana unglaublich gut singen könnte und eine schöne Singstimme besaß. Etwas was ihn damals überrascht hatte denn er hätte Hana wirklich alles zugetraut, aber definitiv nicht so was zartes wie Singen. Wie denn auch, wenn er den Jungen hauptsächlich nur barsch und aggressiv erlebt hatte?

Rap löste sich danach auch von Saku und lief ebenfalls rüber zu Hana, fasste seine andere freie Hand und sprach dann auch fordernd:

„Ja bitte sing für uns, Hana!“

Schlechte Ausgangsposition.

Man sah Hana förmlich an das er sich schämte und nicht wusste was er tun sollte. Immerhin sang er wirklich gern und es stimmte das er dies schon lange nicht mehr getan hatte. Aber jetzt zu singen und dann auch noch vor Sakutaro…da ls beschämte ihn schon irgendwie. Was er…wohl von ihm denken würde wenn er nun anfing zu singen? Immerhin hatte er noch nie vor ihm getan. Hana wurde sogar leicht rot und sah dann wieder zu den Mädchen vor sich, die ihn beide mit demselben, bettelnden Hundeblick erschlagen wollten wie sie es vorhin bei Saku getan hatten. Also zumindest hatte Lip das vorhin gemacht. Und der Blonde…schnaufte dann. Ach scheiße was solls! Es konnte ihm eigentlich egal sein was der Trottel vor ihm davon hielt wenn er nun anfing zu singen, denn Hana sang nun mal gerne und das ließ er sich nicht nehmen! Außerdem würde es sicherlich gut tun sich einfach mal fallen zu lassen und nach Herzenslust zu singen, denn das Singen…war etwas was ihn glücklich machte und beruhigte. Und das kam nicht von irgendwoher denn Hana…bekam damals auch immer was von seiner Mutter vorgesungen. Damals als er noch klein gewesen war hatte Yoh gerne und oft für ihn gesungen. Ihn damit in den Schlaf gewogen oder getröstet wenn er traurig war. Und Hanal liebte es so sehr…also gab er das gerne weiter, besonders wenn er wusste das Lip und Rap es auch liebten und meist dann noch dabei einschliefen. Tja und genau das war es was Hana von seiner Mutter hatte…nämlich das Mütterliche. Er kümmerte sich gerne um die Kleinen, auch wenn man ihm das vielleicht nicht zutrauen würde und auf den ersten Blick auch nicht sofort ansah, eben weil er so aggressiv sein konnte. Doch tief im Innern…war Hana wie Yoh...nämlich eine Mutter. Oder hatte zumindest diese Züge an sich.

So lächelte er dann lieb und seufzte erneut, als er dann frech darauf sprach:

„Ach na gut ihr Mistkäfer! Was wollt ihr denn hören?“

Saku sah ihn erstaunt an. Wie? Er nahm Wünsche entgegen? Offenbar gab es mehrere Lieder die er singen konnte und Rap hob dann sofort wie gestochen ihren rechten Arm hoch und sprach fröhlich, während Lip lachte und vor Freude auf der Stelle wippte:

„Sing uns das Lied: Yuyake Koyake! Das Lied vom Abendrot!“

„Oh ja!“

Stimmte Lip mit ein und Hana grinste frech. Natürlich wollten sie das hören, immerhin passte es auch ganz gut zu der Dämmerung die schon längst angebrochen war und es war eines ihrer lieblings Kinderlieder. Noch dazu war es ein Lied zum Schlafengehen. Sanft und mit Vorsicht zog er die Mädchen dann an sich und auf seinen Schoß. Lip und Rap saßen dann dicht an ihn gekuschelt und lächelten beide breit bis über beide Ohren. Die Jüngste knuddelte sich nach hinten an die Brust des Blonden, und fasste dann die rechte Hand ihrer Schwester, als sie gemeinsam die Augen dabei schlossen und Hana darauf sprach:

„Beschwert euch aber bloß nicht wenn ihr dabei wieder einschlaft!“

„Machen wir nicht!“

Gab Rap dann von sich, doch Hana wusste es besser. Er müsste nur anfangen zu singen und nach der Hälfte würden die Zwei schon pennen. Einfach nur abwarten. So setzte er sich auch etwas entspannter hin und schloss dann ebenfalls die Augen, während er die Mädchen weiter umschlungen hatte und an sich drückte. Sie lagen in seinem Armen, waren behütet und Saku saß ebenfalls entspannt, aber aufmerksam vor ihnen…als er Hana dabei ansah und zuhörte wie er dann sanft anfing zu singen…und alles so harmonisch dabei wurde. Der Wind wehte sanft durch die Blätter und die ganze Welt wurde ruhig. Ruhig und sanft durch den Gesang dieses wunderschönen Jungen vor sich…dem er das nie zugetraut hätte. Und Hana sang:

„Yuuyake koyake de higa kure te. Yama no otera no kane ga naru. Otete tsunaide mina kaero. Karasu to issyo ni kaerimasho. Kodomo ga kaetta atokara wa. Marui ookina otsukisama. Kotori ga yume wo miru koro wa. Sora niwa kirakira kin no hoshi…“

Und während er das Lied sang wurde Saku ganz anders.

Es lag nicht nur daran das Hana mal wieder so wunderschön dabei aussah und eine unglaublich sanfte und schöne Singstimme hatte…sondern auch daran was er sang. Sakutaro war fasziniert davon das Hana da vor ihm saß und wirklich rein japanisch sang. Und es war nicht einfach nur irgendwas! Nein…es war ein Kinderlied. Eines was Saku auch kannte und das haute ihn förmlich aus den Socken. Er hatte den Titel des Liedes vergessen, aber nun da er den Text hörte konnte er sich daran erinnern. Er erinnerte sich an dieses Lied…denn das hatte er auch mal als Kind gehört. Bei seiner Mutter. Dieses Lied kam aus Japan! Aus seine Heimat! Und genau in dem Moment bestätigte sich wieder das was er schon länger im Verdacht hatte…nämlich der Gedanke: das dieser Stamm wirklich aus Schiffbrüchigen und Überlebenden eines Schiffsunglücks entstanden sein musste! Es ging überhaupt nicht mehr anders! Allein das sie japanisch konnten und nun sogar auch noch Kinderlieder aus seiner Heimat kannten, bestätigte das alles. Diese Menschen…waren Japaner, oder zumindest teils, denn Silva wirkte doch eher wie ein Ureinwohner aus Amerika. Vielleicht hatten sich hier sogar Rassen untereinander vermischt die gemeinsam gestrandet waren. Auf jeden Fall kannte Saku dieses Lied und wenn er es hörte…dann wurde er auch sofort ruhiger und entspannter. Es erinnerte ihn…an seine Mutter. Hana sang es so voller Liebe und Gefühl, das ihm dabei warm ums Herz wurde und er dann plötzlich auch lächelnd die Augen schloss und weiter lauschte. Den Text kannte. Übersetzt lauteten die Worte:“ Der Schimmer des Abendrots läutet das Ende des Tages ein. Die Glocke vom Tempel auf dem Berg läutet. Lass uns zusammen, Hand in Hand, mit den Raben nachhause gehen. Sobald die Kinder zuhause sind geht ein großer, runder Mond auf. Und während die kleinen Vögel träumen füllt das helle Licht der Sterne den Nachthimmel.“

Es war ein schönes Lied und als Hana es fertig gesungen hatte und danach die Augen wieder öffnete, sah er an sich runter und musste frech, aber sanft schmunzeln. Sakutaro öffnete dann auch wieder seine Augen und sah zu ihm vor. Erblickte dann genau das Selbe was der Blonde ebenfalls sehen konnte…nur aus einem ganz anderen Blickwinkel. Die Zwei sahen wie die Zwillinge fest schlafend und in sich gekuschelt, in Hana seinen Armen lagen und im Land der Träume verschwunden waren. Genauso wie der Blonde es sich gedacht hatte. Nein, wie er es WUSSTE, denn er kannte ja seine zwei kleinen Stinker. Bei ihnen konnte er sich immer sicher sein dass sie sofort einschliefen wenn er anfing zu singen und da hatten sie nun den Salat. Aber das war schon gut so. Es wurde eh spät und die Kleinen mussten auch langsam ins Bett. Da es Frühling war blieb die Sonne, zumindest am Abend, eh noch nicht so lange am Himmel und sobald sie unter ging war Schlafenszeit für die Kleinsten. Spätestens jetzt wären sie eh abgeholt oder gesucht worden, daher war das hier schon ganz praktisch, denn so konnte Hana sie sich schnappen und zuhause abliefern ohne Gejammer und Geplärre. Es war also sehr entspannend.

Der Blonde sah dann noch mal von den Mädels auf und zu Saku rüber, so das sich kurz darauf ihre Blicke trafen…und aneinander hängen blieben. Es war ein komisches Gefühl und ein seltsamer Moment zwischen ihnen, denn er der Sekunde…fühlten sie sich nahe und das obwohl sie so weit getrennt voneinander saßen. Und es war ein Gefühl was in dem Moment durch sie fuhr das beide nicht beschreiben konnten, aber genau wussten was es bedeutete. Ihre Seelen wussten es und das Herz inzwischen auch…Es war Liebe. Sie sahen sich in dem Moment wie Liebespaar an das mit Kindern beglückt war. Sie saßen dort…wie eine Familie. Und es war ein wundervolles Gefühl. Etwas was beide so empfanden und sie sich deswegen auch plötzlich gleichzeitig sanft anlächelten. Und seit langer Zeit fühlten sie sich wieder mal so…als wären sie auf derselben Wellenlänge angekommen. Als gäbe es gerade nur sie und ihre Liebe. Eine Liebe die einfach nicht zu erklären war und sich so stark und unzerbrechlich anfühlte, wobei man sich noch nicht mal lange kannte. Und dennoch fühlte es sich an als würde man sich schon ewig kennen. Und als wäre genau DAS hier…das Richtige.

Hana war aber plötzlich der Erste der von den Beiden den Blickkontakt unterbrach und etwas scheu zu den Mädchen an sich runter sah. Er hatte…Saku eben so verliebt angestarrt und das war ihm schlagartig peinlich gewesen. Und das obwohl…er genau sehen konnte das der es verstanden hatte. Verstand was ihm der Blonde eben, mit dem Blick, für Gefühle gesendet hatte. "Ich liebe dich…". Genau das war es gewesen. "Ich liebe dich, also bitte bleib bei mir.". Doch er wusste dass er Saku damit wieder bedrängen würde wenn es das nun sagte, oder ihn weiter so ansah, also zog er die Reißleine und wand den Blick ab um diesen nicht zu überfordern und einzuengen.

Hana schmunzelte danach sanft und sprach dann leise und frech:

„…Sagte ich doch dass die einpennen…Ich kenn doch meine kleinen Kröten…“

Ja dass tat er wohl. Sakutaro lächelte dann zurück und antwortete darauf:

„Du hast…eben eine wunderschöne Singstimme die einen in den Schlaf wiegt. Kein Wunder das die sofort weg sind. Du kannst…echt schön singen Hana…“

Der Blonde sah dann wieder zu ihm rüber und lief dabei rot an. Wirklich? Moment: war das ein Kompliment gewesen? Und Saku…mochte seine Stimme? Es tat so gut und machte Hana noch glücklicher als zuvor. Denn bis auf Lip und Rap und natürlich Yoh, hatte ihm noch nie jemand gesagt das er eine schöne Stimme hatte. Und das von dem Mann zu hören den er liebte…das tat so gut. So das Hana ihn nur ansah. Saku vor sich ansah der…der einfach so gut aussah. Und es machte ihn verrückt! Verdammt noch mal! Warum musste das alles so kompliziert sein?! Wieso konnten sie sich nicht einfach sagen was los war?! Liebe mich! Pack mich, küss mich und berühre mich dabei wie es kein anderer jemals zuvor getan hat! Wie es kein anderer jemals tun dürfte außer dir! Zeig mir wie sehr du mich liebst und lass uns endlich damit aufhören um den heißen Brei drum rum zu reden! Denn ich kann es nicht mehr! Ich will es nicht mehr! Diese Dinge zischten Hana gerade wieder durch den Kopf und erneut…behielt er sie für sich. Es…es brachte einfach nichts. Er musste damit aufhören…auch wenn er den Blick dieses Mannes so sehr auf sich ruhen lassen wollte und wollte dass der ihm nachsah. Und dennoch…obwohl es eben so schön und nett gewesen war das von Saku zu hören, wich Hana wieder scheu mit seinem Blick aus und sah links neben sich in das klare Wasser des Teichs. Beobachtete einige, kleine Fische, wie sie munter am Boden schwammen und fraßen, als er dann scheu und muffig darauf antwortete:

„K-Klar hab ich die! I-Ich meine: wer schläft denn bitte schon ein wenn man wie ein Tapir dabei rumkreischt?!“

Ja da war wohl was dran, auch wenn Saku noch nie ein Tapir hat kreischen hören. Doch er wusste warum Hana eben so auf seine netten Worte reagiert hatte, denn ihm war das unangenehm geworden. Doch nicht nur ihm, denn auch der Pilot fühlte sich komisch. Genau wie vorhin…hatte er wieder das Bedürfnis den Jungen dort vorne zu packen. Dieses wunderschöne Geschöpf nachdem er sich so sehr sehnte und das er dennoch von sich halten musste. Es war…pure Folter.

Hana stand plötzlich wortlos mit den Zwillingen in den Armen auf und wand sich von Saku ab. Er wollte gehen, sah aber noch mal kurz über seine linke Schulter zu dem Schwarzhaarigen, der verdutzt drein blickte und dann gesagt bekam:

„I-Ich bring die Zwillinge heim…Bin gleich wieder da…“

Und dann wand Hana sich schon fast fluchtartig und errötet ab und brachte Lip und Rap zurück ins Dorf. Er ging sanft weg und Saku sah ihm noch etwas verdutzt und plötzlich auch leicht errötet nach. Warum…klang das eben nicht wie ein Versprechen was Hana gesagt hatte? Sondern mehr…wie eine Garantie. Und warum klopfte ihm bei dem Gedanken, dass er wieder kommen würde, plötzlich so das Herz bis zum Hals? Schlagartig fühlte er sich wieder wie ein kleiner Junge der auf sein erstes Date ging und nicht wusste ob er nun gut angezogen war, oder was er tun sollte! Wie ein Teenager der Sorge hatte er würde, wenn es drauf an kam, nicht richtig und schlecht küssen, oder weis Gott noch alles verkehrt machen! Warum hatte er diese dumme Anspannung plötzlich in sich? Und eigentlich könnte er doch einfach aufstehen und wieder mit ins Dorf laufen und schauen wo zum Geier eigentlich Silva blieb! Der Mistkerl hatte ihn einfach sitzen lassen…Saku sollte aufstehen und gehen! Doch er...wollte nicht. Etwas in ihm befahl ihm genau dort wo er war mit seinem Arsch hocken zu bleiben und wie ein guter Hund auf Hana zu warten bis der wieder da war. Es fühlte sich…richtig so an. Warum auch immer und dann entfloh ihm ein nervöses Seufzen. Eines das er selber nicht verstand und er sich dann erst mal selbst, mit beiden Händen, auf die Wangen klopfte um sich aus der Matrix zu reißen in der er eben verloren gegangen war. Was war denn bloß nur los mit ihm?! Mann er war so bekloppt!

So sackte er, im Sitzen, etwas zusammen und schloss dabei erledigt die Augen als er ausatmete. Sprach danach zu sich selber:

„Ich bin doch so ein Idiot…Ich sitze hier und benehme mich wie ein bekloppter, verliebter Teenager in der Pubertät anstatt das ich einfach aufstehe und nen Strich ziehe! Ach verdammt! Was…was mache ich eigentlich hier?“

Und dann legte er seine Hände auf die Stirn und ließ den Kopf dabei hängen. Er war…so doof und für einige Minuten saß er auch einfach nur weiter dort und lauschte dem Wind der durch die Blätter schlich und den Geräuschen des Dschungels um sich.

Es war…so vertraut geworden in der letzten Woche. Wie ein Zuhause…Doch dann mischte sich ein Geräusch dazu dass er nicht kannte. Etwas was er schon ewig nicht mehr gehört hatte und er deswegen die Ohren spitze und lauschte. Es war sanft und hell. Kein natürliches Geräusch sondern mehr eins…das er auch von Zuhause kannte. Metallisch. Es klang wie…ein Glöckchen? Ja, es klang echt wie ein kleines Glöckchen, die oft im Schrein bei sich zuhause in Japan rum hingen und sanft klingelten wenn der Wind wehte. Etwas was Sakutaro nicht verstand und er somit wieder die Augen öffnete und seine Hände von seiner Stirn und dem Gesicht nahm. Verdutzt sah er darauf um sich und konnte nichts erkennen…zumindest nicht in der Ferne, aber dafür etwas…was genau vor seiner Nase saß als er den Kopf senkte. Etwas was ihn erschrecken ließ und er verwirrt vor seinen Schoß sah, da er ebenfalls im Schneidersitz saß und dann leicht zurück schreckte dabei.

Sein Blick ruhte dann auf etwas was ihn aus großen, bernsteinfarbenen Augen anstarrte und danach leicht den Kopf nach links schief legte während ein großes Ohr aufzuckte und dabei wieder dieses Glöckchen ertönte von vorher. Saku konnte es nicht glauben und blinzelte deswegen auch verdutzt. Er bewegte sich auch nicht mehr und starrte es nur an was da vor ihm saß und sanft mit einem buschigen Schwanz von links nach rechts über den Boden wedelte, dessen Spitze sich mit einem hauchdünnen Blond von weißen Fell abhob. Er sah es genau, das was da vor ihm war…es war ein weißer Fuchs. Und es überrumpelte ihn vor allem extrem das dieser kleine Fuchs so locker und lässig da vor ihm saß, ja sich so nah an ihn ran getraut hatte, denn er saß wirklich direkt vor Saku seinen Beinen und starrte ihn weiter erwartungsvoll und nachdenklich an. Was an sich schon komisch war denn: Welcher wilde Fuchs kam so nah an Menschen? Und: konnten Füchse einen so ansehen? Es war wirklich unheimlich, dennoch starrte der junge Mann nur zurück und so saßen da Mensch und Fuchs und starrten sich nur wortlos gegenseitig dabei an. Zumindest so lange bis Saku leise sprach:

„Was…? Ein…ein Fuchs? Wo zum Teufel kommst du denn her?“

Der Fuchs nahm das persönlich und reagierte wirklich so darauf als hätte er die Frage eben verstanden, denn er bewegte sich plötzlich danach. Es war eine weitere Kopfbewegung, mit der er dann diesen in die andere Richtung rollte und wieder schlief lag, während ein leises Piepsen aus ihm raus kam und ein Blinzeln folgte. Der Fuchs sah ihn in etwa so an als wollte er damit sagen: Warum sollte ich nicht hier sein? Und dann wedelte er dabei schneller mit dem Schwanz hinter sich hin und her, bis er dann auf seine vier Beine kam und den Piloten vor sich sanft ankläffte. Was dann dafür sorgte das Saku etwas aufzuckte und erstarrte…als der Fuchs kurz darauf auch schon einen kleinen Satz nach vorn machte und seine Vorderpfoten auf dem rechten Bein des Menschen standen und sie wieder erwartungsvoll zu ihm hoch kläffte. Saku sah ihn weiter verwirrt an und wand sich nun leicht mit dem Oberkörper zurück um etwas Abstand zu bekommen, auch wenn das in der Lage kompletter Stuss war und schon sinnlos. Es hieß ja immer: keine Füchse anfassen, denn die übertrugen Krankheiten und so weiter, aber dieser wirkte irgendwie anders. Er wirkte…nicht wie ein Tier und wenn Saku ihm in die Augen sah…dann bekam er das Gefühl er würde einem Menschen in die Augen sehen, was verdammt komisch und unheimlich klang, denn genauso sah ihn das Tier an. Dieses Tier…das sich kühl anfühlte und so überhaupt kein Gewicht auf seinem Bein erzeugte, obwohl es teils drauf stand. Was zum Teufel war das? Und Saku dann auch deswegen aussprach:

„Was…zum Geier bist du…? Woher…kenne ich dich…?“

Denn er hatte da dieses Gefühl in sich. Dieses Gefühl als würde er den kleinen, schneeweißen Fuchs vor sich kennen und das wo er ihm noch nie zuvor begegnet war. Oder doch? Vielleicht konnte er sich auch nur nicht daran erinnern. Denn er war sich ziemlich sicher dass er sich an einen Schneefuchs erinnern würde, vor allem wenn der ihm auf einer tropischen Insel über den Weg lief! Das passte nämlich mal so überhaupt nicht. Doch es war klar dass sich Sakutaro nicht an ihn erinnern konnte. An SIE erinnern konnte, denn sie hatte ihn einst besucht als er geschlafen hatte. Ohnmächtig gewesen war wohl eher. Nämlich damals…nach Hana seiner Operation, denn da lag sie bei ihm und hatte ihn markiert. Hatte nur IHN…als Partner für ihren Hana ausgewählt. Oder ihn viel mehr „akzeptiert“ denn Hana und Saku gehörten schon immer zusammen. Das wusste auch sie.

Kurz darauf machte der Fuchs eine schnelle Bewegung und leckte dem Piloten sanft über seinen rechten Handrücken, den Saku auf seinem Bein liegen hatte und dafür sorgte das er leicht erschrak. Erst dachte er der würde versuchen zu beißen, aber das war dann sein geringstes Problem als er spürte…wie kühl die Zunge des Tiers war. Und das verstand er nicht, denn…sollte eine Zunge nicht warm sein? Es kam ihm nämlich gerade so vor als hätte man ihm einen kleinen Eiswürfel über die Haut gezogen und der stellte darauf die Haare an seinem Arm zu Berge. Dieser Fuchs hatte kein Gewicht und war eiskalt…war das…überhaupt ein Fuchs? War das…überhaupt lebendig? Saku konnte nicht glauben das er das dachte, aber er zog es gerade wirklich in Betracht, denn es erinnerte ihn…an damals. Damals als er diesen Samurai im Mondlicht gesehen hatte und woran er sich plötzlich wieder klar erinnern konnte. Sakutaro glaubte nicht an Geister…und dennoch hatte er damals einen gesehen. Und vielleicht…saß gerade wieder einer vor ihm…

Doch bevor er das in seinem Hirn verarbeiten und darauf reagieren konnte, sah er von dem Fuchs weg und vor sich, weil er Schritte gehört hatte und blickte dann in das Gesicht…von Hana.

Hana, der nicht weit weg von ihm stand, erstarrte förmlich an Ort und Stelle und konnte sich nicht mehr regen als er das vor sich sah was er da sah. Und Saku erkannte den Blick den der Blonde aufgelegt hatte. Den Blick...voller Schrecken. Und der war berechtigt denn Hana konnte nicht glauben was er da vor sich sah, denn er sah den Mann den er liebte…zusammen mit dem Fuchs aus seiner Kindheit. Natürlich hatte er sie sofort erkannt. Nicht einen Tag vergessen nachdem sie wieder in den Dschungel verschwunden war. Aber nun war sie hier. Sie war…zurückgekommen und stand dort halb auf dem einem Bein von Sakutaro, blickte dann plötzlich auch zu dem Blonden hinter und kläffte wieder leicht, als Hana anfing zu zittern und leise zu sich selbst sprach:

„Das…das kann nicht sein…Wo…wo bist du gewesen…? Wo…“

Denn sie war es. Es gab keinen Zweifel daran und sie war nicht aus Spaß hier, oder aus Lust an der Laune. Nein, sie hatte etwas zu erledigen. Das was Yoh damals zu Hana gesagt hatte und weswegen sie wieder da war. Offenbar war es soweit. Sie war hier…um den Jungen zu leiten. Ihn…und seinen Dyami. Weswegen der schneeweiße Fuchs plötzlich von dem Bein des Piloten runter kam, seinen Blick noch immer auf den blonden Jungen fixiert hatte, aber wenige Sekunden danach auch schon einen Satz machte und rechts von ihnen in den Dschungel rannte. Lautlos und sanft wie ein kühler Wind. Und Hana reagierte dann nur noch. Er schrak zusammen und rannte sofort los, als er zugleich seinen rechten Arm greifend nach ihr ausstreckte und dabei rief:

„AME!“

Und dann folgte er ihr.

In wenigen Sekunden rannte Hana dem Fuchs unbedacht hinterher und verschwand ebenfalls im Dschungel rechts von ihnen. So schnell das Saku sofort vor Schreck auf die Beine sprang und seinen Namen hinterher rief. Er zögerte dann aber auch nicht lange und folgte dem Blonden. Immerhin war Hana noch immer leicht verwundet und sollte sich eigentlich auch nicht alleine aus dem Dorf entfernen! Hao hatte ihm nämlich Hausarrest bis ans Ende seines Lebens verpasst und der bezog sich bis auf die Grenzen des Dorfs! Und Saku verstand es nicht. Er verstand nicht warum Hana diesem Fuchs nachrannte und dabei so aufgewühlt zu sein schien. Aber das konnte er auch nicht, denn nur Hana und Yoh wussten es. Wussten was dieser Fuchs war und für was er stand. Denn er war…der Schutzgeist seiner Familie geworden. Und wenn er aufkreuzte…dann stand etwas Wichtiges bevor. Was auch der Grund gewesen war warum Silva hinter einem Baum stehen blieb und nicht einschritt. Nicht einschritt obwohl er eben sah das sie sich aus dem Dorf entfernten. Und er lächelte. Hatte die Arme verschlossen und lächelte seit dem Moment wo er gesehen hatte wie Hana und Saku mit den Zwillingen umgegangen waren. Er wusste dass es so richtig war. Und er wusste das auch von seiner Mutter Goldva. Dyami…war nachhause gekommen…Und heute holte er seine Braut zu sich. So wie es schon immer gewesen war. Wie es immer sein sollte. Das Schicksal nahm also seinen Lauf. Und weder er noch Hao…durften da eingreifen.

Hana rannte derweil, so schnell er konnte, durch den Dschungel.

Ihm fiel aber nach wenigen Minuten schon auf wie sehr ihm die Puste aus ging und das die Wunde dafür gesorgt hatte dass er etwas aus der Form gekommen war. Er musste sich jetzt nicht über umgekippte Baumstämme kämpfen, aber es fiel ihm wesentlich schwerer über Wurzeln zu springen und dafür Kraft aufzubringen, als noch vor einer Woche. Dennoch schaffte er es an Ame dran zu bleiben, die immer mal wieder im Rennen zu ihm hinter blickte und sanft von Stein zu Stein, wie Baum zu Baum dabei hüpfte. Nachsah ob er auch dran blieb, denn er sollte ihr folgen. Es war an der Zeit und sie zeigte ihm den Weg. Ame bemerkte es an seinem Duft…das es an der Zeit war. Denn seine Blume war erblüht. Genau wie damals bei seiner Mutter...

So rannte sie noch etwas schneller und Hana setzte auch noch mal einen Ticken drauf. Sakutaro, der ihnen folgte, war überrascht dass der Kleine es schaffte noch so Gas zu geben und dass obwohl er ne Schusswunde erlitten hatte und auch schon seit einer Woche etwas aus der Übung war wenn es ums Ausdauertraining ging. Er überraschte den Piloten doch echt immer wieder. Und es war egal wie oft er nach Hana schrie. Wie oft er ihm zurief: er soll stehen bleiben, denn der Dickkopf dachte nicht mal daran das zu tun. Hana rannte immer weiter. Was an sich kein Problem darstellte, denn wenn Saku wollte könnte er ihn locker einholen, schnappen und wieder zurück ins Dorf zerren. Und das nur damit der dann von Hao den Arsch versohlt bekam weil er über die Grenze getreten war! Doch er machte das nicht. Saku hatte das Gefühl dies nicht tun zu dürfen und das er ihm nur folgen sollte um ihn zu schützen. Doch was sollte das alles? Wohin…führte sie dieser Fuchs? Doch nach wenigen Minuten war es offensichtlich denn der Pilot…erkannte die Bäume wieder.

Es klang verrückt aber inzwischen kannte er so einige Bäume und deren Merkmale nur vom Hinsehen. Sowas hatte er sich aus Orientierungsgründen angeeignet und das war sehr hilfreich gewesen als er damals im Dschungel um China gewesen war um sich nicht zu verirren. Anderer Ort, aber gleiches Prinzip, er prägte sich seine Umgebung gut ein und wusste somit immer wo er war. Konnte sich also nicht so leicht verlaufen. Und genau aus dem Grund…erkannte er auch die Bäume um sich, an denen er gerade vorbei rannte und erschrak. Denn während Hana sein Blick voll auf den Fuchs fixiert war…wusste Saku genau wo sie waren. Deswegen überraschte es ihn auch nicht, als Hana plötzlich auf einem Hang stehen blieb, völlig aus der Puste war und nur vor sich diesen hinab sah. Der Ältere kam dann rechts neben dem Blonden an und sah auch den Hang hinab. Raus aus dem Dschungel hinter ihnen und direkt…auf den Strand. Wie sie genau an dem Strand standen…wo sein Zero noch immer lautlos und still lag um repariert zu werden. Dort lag wie ein lebloses Wrack aus einer vergessenen Welt. Sie waren...zurück.

Hana schüttelte dann den Kopf etwas verwirrt und flüsterte dabei:

„Dein Zero…Aber warum…?“

Er sah dann wieder vor sich und wie der weiße Fuchs sanft über den weichen Sand sprang ohne Spuren auf diesem zu hinterlassen. Sie brachte ihn hier her…warum machte sie das? Hana verstand das nicht und dennoch…lief er langsam den Hang hinab. Er zog vorher noch seine Schläppchen aus und fühlte dann den weichen Sand zwischen seinen Zehen während er immer weiter auf den Zero zulief und Saku oben noch etwas stehen blieb.

Hana sah vor sich…So viel…war an diesem Ort passiert. Dieser Ort war nicht mehr bloß ein Stück Strand auf ihrer Insel. Er war zu einem Platz geworden an dem besondere Dinge passiert waren. Ein Ort des Schicksals konnte man sagen, denn hier…war er Saku zum ersten Mal begegnet. Hatte dort den Mann getroffen den er liebte und genau hier…wurden sie Freunde. Hier knüpften sie damals ein Band zueinander und auch genau hier…wurde der Blonde verletzt. So schwer sogar das es seine ganze Welt danach auf den Kopf gestellt hatte und zu all dem führte was sie in der letzten Woche erlebten. Hier…ist die Schneise gezogen worden die Hana für immer veränderte. Und es war kein Zufall…das Ame ihn nun an diesen Ort zurückführte. Es war Schicksal. Auch wenn er nie daran glaubte.

So lief er einfach weiter und kam schließlich unten an der Nase des Zero an, die er dann sanft mit der linken Hand berührte und darauf ruhen ließ, während er an die Stelle lief wo noch immer die Reste des Lagerfeuers lagen kurz bevor er angeschossen wurde. Es war unter dem linken Flügel gewesen und Hana blieb dann davor stehen und sah nachdenklich vor sich auf die Überreste davon. Hier war es passiert. Hier wurde er...

Was wäre…wenn er an dem Tag gestorben wäre? Wenn Saku ihn damals nicht hätte retten können? Würde…ihn jemand vermissen? Würde Saku ihn vermissen? Würde Mama…heute noch um ihn weinen? Und würde seine Zukunft dann einfach nur eine Dunkelheit sein in der seine Seele umherirrte? Eine Dunkelheit aus der er nie wieder raus fand und durch die…Hana nichts mehr erschaffen würde? Wie würde die Welt aussehen…ohne ihn? Würde…dann vielleicht irgendetwas nicht existieren…?

Er dachte viel zu sehr darüber nach und Sakutaro hatte das aus der Ferne gesehen. Sah den nachdenklichen Blick und verzog dabei traurig das Gesicht. Hana…woran dachte er gerade? Und in dem Moment waren die Seiten gewechselt, denn normalerweise…fragte sich das Hana wenn Saku in die Ferne starrte. Die Sicht hatte sich schlagartig für ihn geändert und dann sah der Blonde über seine rechte Schulter zu ihm hinter. Ihre Blicke trafen sich dann und hafteten wieder genauso aneinander wie vorhin am Teich. Und dieses Gefühl war wieder in Saku. Dieses Gefühl…das er sich gerade fühlte wie ein Teenager der auf sein erstes Date ging, wenn er in diese wunderschönen Augen vor sich sah. Es war als würde ihn Hana mit diesen Augen ködern und ihn rufen. Als sagten sie: komm näher. Weswegen er etwas verdutzt und plötzlich leicht beschämt den Jungen anstarrte. Er war so wunderschön. Wie er da stand und die Sonne hinter ihm am Horizont des Meeres fast komplett verschwunden war. Die Nacht einleiten wollte und die Sterne herbeirufen so wie auch den Mond um Licht zu spenden. Um Licht zu spenden…das er diese Schönheit auch bei Nacht bewundern konnte. Und er wusste nicht warum, aber er machte tatsächlich einen, in Gedanken versunkenen, Schritt nach vorne auf den Hang…nur um dann eine Katastrophe auszulösen. Welcher Hana überrascht Zeuge wurde.

Saku war so in Trance und verdutzt gewesen, dass er doch tatsächlich nicht daran dachte dass sich unter ihm ja ein Sandabhang befand und er dann in dem Moment, wo er drauf trat, mit dem Fuß abrutschte und brüllend den Halt verlor! Sekunden danach polterte er rollend und einfach nicht bremsend, den Hang hinab und jaulte dabei auf. Er rollte und rollte und Hana sah ihm nur erschrocken dabei zu, bis der Pilot direkt vor der Nase des Zeros endlich zum Stehen gekommen war und seitlich im Sand lag. Sekunden vergingen, in denen er einfach nur dort lag und Hana ihn nur verwirrt dabei zusah. Lebte der noch? Ja tat er, denn Saku setzte sich dann hin, grummelte etwas schmerzhaft dabei auf und schüttelte dann schnell den Kopf um den Sand aus seinen Haaren zu bekommen. Scheiße er fühlte sich als wäre ein Laster über ihn gerollt! Okay nicht ganz so schlimm, aber einfach nicht gut halt. Keine Sorge, es waren nur ein paar mittelschwere Brüche, oder so…Nein Spaß. Er hörte dann auf sich zu schütteln und sah vor sich auf…wo Hana ihn noch immer verdutzt dabei ansah. Was…war das denn gewesen? So hatte er Saku ja noch nie erlebt. Also so schusselig und tollpatschig. Er verhielt sich ja…wie ein verliebter, kleiner Junge der eben heiß aussehen wollte und das dann voll verhauen hatte. Auch wenn das nicht der Fall gewesen war, sondern einfach nur Schusseligkeit. Dennoch wurde Hana dann etwas rot, genau wie Saku, so das sie ihre Blicke wieder voneinander lösten und der Pilot schnell wieder auf die Beine kam, sich dann beschämt den Sand von der Kleidung klopfte und sich dabei räusperte. Scheiße das war ja peinlich gewesen! So viel also zu dem tollen Hengst der seine Stute beeindrucken wollte…Wort wörtlich: in den Sand gesetzt, was?

Der Blonde fragte dann vorsichtig:

„A-Alles gut? Was war das denn bitte für eine Aktion gewesen, Saku?“

Sakutaro schnaufte dann und sprach beschämt so wie auch nicht zu ihm sehend:

„Ach der blöde Hang halt…Welcher Trottel kommt denn auch auf die Idee da Sand hinzulegen…?“

Nun der Trottel nannte sich: Mutternatur.

Als er das so sagte, wie ein kleines, trotziges Kind eben, musste Hana kurz kichern und nahm dabei seine linke Hand vor den Mund. Saku fand das erst gemein. Aber das Lächeln... war es dann doch wert gewesen. Danach hörte der Blonde auch plötzlich ein sanftes Kläffen und sah über sich zu dem Flügel des Zero…auf dem Ame saß und zu ihm runter sah. Sie wedelte sanft mit dem Schwanz und legte den Kopf wieder schief, als Hana lieb hoch lächelte und fragte:

„Gibt es einen Grund warum du uns hier her geschleppt hast, Ame?“

Als würde sich der Fuchsgeist freuen, was sie auch tat aber keiner wusste, sprang er danach von dem Flügel und runter auf Hana seine rechte Schulter. Sie kläffte dabei fröhlich und schmuste sich dann an sein Gesicht, so dass der Blonde lachte und ebenfalls zurückschmuste. Es war so lange her dass er sie gesehen hatte. Damals war er noch ein Kind gewesen. Aber seine Mutter sagte ihm immer wieder dass sie zurückkehren würde um ihn zu leiten. Und das hatte sie getan. Ame war hier…und Hana super glücklich darüber. So dass er sie sich dann schnappte und an seine Brust drückte um weiter mit ihr zu kuscheln, was der Fuchs auch kläffend bejahte.

Der Blonde sprach dann:

„Ich hab dich so vermisst Ame…“

Saku sah deswegen und weil er fertig mit dem Ausklopfen war, wieder zu Hana und fragte dann verdutzt:

„Warte Mal…du kennst diesen Fuchs? Wie heißt er? Ame?“

Hana hörte dann auf seinen Schutzgeist zu knuddeln und beide sahen verdutzt zu dem Piloten hoch. Der Blonde ganz besonders…denn er realisierte in dem Moment als Saku auf den schneeweißen Geist zeigte…das er ihn sah. Sakutaro…konnte Ame sehen! Genau wie Yoh und Hana auch! Und das war für ihn etwas besonderes, weswegen er fragte:

„Warte mal! Du kannst sie sehen?!“

Saku runzelte die Stirn.

„Warum sollte ich nicht dieses räudige Tier sehen können?“

Bitte was?! Und als er das sagte verpasste ihm Hana kurz darauf auch schon einen leichten Tritt gegen das rechte Schienbein und er fauchte dann zu ihm hoch:

„Hey, achte auf deine Wortwahl du Holzkopf! Ame ist kein räudiger Fuchs, sondern unser Schutzgeist!“

Was der Fuchs muffig und hoch knurrend bestätigte. Sakutaro rieb sich dann mal kurz über das getretene Bein und sah Hana darauf an als wäre der der Kaiser von China persönlich. Also sehr verwirrt und unglaubwürdig, so das er dann von sich gab:

„…Was meinst du mit: Schutzgeist? Es gibt keine Geister…“

Es war interessant dass er das sagte, denn immerhin…wusste er irgendwie dass es ein Geist sein musste, denn das hatten das Gewicht, die fehlenden Fußspuren und die Kälte vorhin eigentlich bewiesen. Doch egal wie viele Geister man ihm auch vor die Füße warf, er war eben ein Ungläubiger und auch noch verdammt bockig bei sowas. Er glaubte daran eben nicht und es war plötzlich an Ame ihm das zu beweisen, weswegen sie sich ruckartig von Hana löste und auf Saku zu sprang…nur um dann durch diesen zu gleiten, um seinen Oberkörper zu schweben und dann wieder frech und arrogant auf Hana seiner Schulter zu sitzen. Der Pilot erschrak in der Sekunde als das Tier wortwörtlich durch ihn durch sprang und dann fliegend auf dem Blonden landete, das er erst dabei zusammen zuckte und dann verdutzt auf Ame zeigte und danach sagte:

„…Okay überzeugt…Ich verliere komplett den Verstand.“

Hana lächelte dann frech, gab ihm einen kleinen Schubser an die linke Schulter und sprach danach mit vor sich verschränkten Armen hoch:

„Du verlierst nicht den Verstand Saku. Es verfügt nun mal nicht jeder über die Gabe Geister zu sehen. Mama und ich können das aber auch. Doch es ist erstaunlich dass du das offenbar ebenfalls kannst, immerhin braucht man dafür schamanische Fähigkeiten."

Saku sah ihn genervt an. Na vielen Dank auch...Traute er ihm das etwa nicht zu? Kleiner Mistkäfer...Hana sprach dann weiter:

"Aber es ergibt wohl Sinn. Immerhin sagt man dass Menschen, die dem Tod schon sehr nah gewesen waren, Geister sehen können. Trifft bei dir ja leider zu, oder?“

Das stimmte allerdings und auch wenn Saku noch immer etwas stutzig und bockig zu dem Thema war, nahm er es gerade einfach mal an. So erklärte sich zumindest ein fliegender Fuchs. Und das ganz ohne alkoholisiert und unter Drogen zu stehen. Er tippte dann mit dem rechten Finger auf die Nase des Fuchses, so das Ame deswegen die Augen erschrocken schloss und sprach dann dabei:

„Wenn wir danach gehen ergibt das wohl leider Sinn…“

Kurz darauf biss Ame ihm leicht in den Finger und sprang danach wieder von Hana runter und hoch auf den Flügel des Zero über ihnen. Der Biss war nicht zu spüren gewesen, also es folgte kein Schmerz, aber es war kühl und nun drehte sie sich von den Jungs weg als wäre sie von Saku beleidigt weil er sie einen räudiges Tier genannt hatte. Dabei mochte sie ihn so sehr. Hana sah auch wieder zu ihr hoch, so wie auch Saku und sprach dann:

„Anscheinend hast du ihre Gefühle verletzt.“

Saku sah dann verdutzt zu ihr und antwortete:

„…Sie ist ein Geist…“

Auf die Antwort wand sich Hana dann stur ab und muffte dabei:

„Und du bist ein Arschloch.“

"Touché."

Sagte Saku locker darauf.

Blödmann. Dachte sich Hana. Natürlich haben Geister auch Gefühle, immerhin bestehen sie angeblich nur aus Gefühlen. Das erlaubte es ihnen auch Gestalt anzunehmen.

Hana lief dann unter den Flügel des Zero, blieb stehen und sah danach hinaus auf den Ozean, wo die Sonne inzwischen komplett verschwunden war und die Sterne langsam immer heller wurden am Himmel. Es wurde auch kühler und der kalte Wind glitt sanft durch sein hochgestecktes Haar und brachte es leicht durcheinander dabei. Warum war er hier? Was war der Grund warum Ame ihn hier her gebracht hatte?

Und während der Fuchs über ihm auf dem Flügel saß und sich genüsslich das Fell putzte…da wusste Hana die Antwort schlagartig. Er wusste es…und er sprach es dann auch in die Richtung des Ozeans aus, der immer dunkler wurde, so wie auch der Himmel:

„Wir haben…uns hier kennengelernt. Und hier…hier trennen sich auch wieder unsere Wege…nicht wahr Saku…?“

Es sagte das sehr schwer. Aber dennoch klang in seiner Stimme eine gewisse Neutralität hindurch, fast schon so…als hätte er es irgendwo akzeptiert. Etwas was Saku hörte, nicht verstand und ihn deswegen traurig in den Rücken des Jungen blicken ließ, der da vor ihm stand und dessen Haar dabei so schön im Wind flog. Wie sollte er…darauf antworten? Sein Verstand sagte ihm das zu bestätigen und dieses Kapitel endlich abzuschließen. Aber sein Herz…wollte das weiterhin nicht. Er…er konnte nicht, denn er liebte Hana. Und obwohl er am Morgen dieses Tages noch so entschlossen geklungen hatte und wusste was er tun wollte…so zweifelte er wieder ob es das Richtige war. Denn wenn er jetzt dem zustimmte…dann könnte er mit einem Schlag alles verlieren was er in den letzten Wochen lieben gelernt hatte. Er wollte Hana nicht verlieren. Verdammt noch mal er wollte es einfach nicht…denn es fühlte sich an…wie sterben.

Und dann drehte der Blonde seinen Kopf zur Seite und sah mit seinen Augen zu Saku hinter, als er dann etwas erstickend weiter sprach:

„…Es ist verrückt, nicht wahr? Wie ein so simpler Ort…einem so ans Herz wachsen kann. Wie so ein simpler Ort…einfach alles auf den Kopf stellt was man sein Leben lang kannte...Und ich bin froh das es so gekommen ist, denn sonst hätte ich sicherlich nie erfahren was da draußen hinter dem Horizont liegt und dass es…dort Menschen gibt die man lieben lernen könnte. Genauso wie ich Sugiura, Paku, Katsura, Matsumoto und dich lieben gelernt habe…Und ich würde alles dafür tun um die Zeit wieder zurückdrehen zu können. Immer und immer wieder, nur damit du und ich uns immer wieder aufs Neue hier am Strand finden und zusammen sein können, Saku…“

Und dann sah er wieder vor sich aufs offene Meer.

Er Musste das tun, Hana musste sich wirklich zusammenreißen nicht einfach anzufangen zu heulen, denn dieser Ort machte es ihm nicht gerade einfach standhaft zu bleiben. Er hatte es eben gesagt, denn dieser Ort…hat sein ganzes Leben verändert. Und das ins Positive. Aber dieser Ort…würde auch sein Leben zerstören und ihn gleich mit…Nämlich in dem Moment wo Saku in diesen Flieger stieg und nie mehr zurückkam. Vielleicht würde er ihn sogar vergessen. Aber Hana…würde ihn nie vergessen. Und seine Kehle brannte so sehr. Ein Kloß bildete sich in dieser, denn er wollte ihn einfach nicht verlieren. Er sollte bei ihm bleiben. Denn egal was es auch war, sie wurden damit fertig! Hana würde sich mit jedem anlegen damit Saku bleiben könnte! Das…hatte er vor…

Und dann machte der Pilot einen Schritt auf ihn zu und blieb danach wieder stehen, als er es nicht mehr verbergen konnte und darauf sprach:

„Ich bringe dich in Gefahr wenn ich hier bleibe…“

Und das war der Moment wo Hana aus seiner Starre erwachte und sich ruckartig zu Sakutaro umdrehte. Erschrocken sah er den Älteren dabei an und verstand nicht. Aber das würde er…denn Saku packte endlich aus:

„Ich kann nicht bei dir bleiben…weil das bedeutet dass du in Gefahr enden könntest...Ich bin kein guter Mensch Hana…Ich bin ein Mörder und Killer und das werde ich immer sein. Spätestens als Chiharu wegen mir umgekommen war wusste ich es, aber ich konnte es einfach nicht akzeptieren. Ich wehrte mich so sehr dagegen und suchte die Schuld mehr bei anderen als bei mir selbst, obwohl sie wegen mir gestorben ist. Ich…ich hab mir so viele Feinde in meinem Leben gemacht Hana und Chiharu musste genau deswegen den Preis dafür zahlen…Und glaub mir: Ich mache das nicht aus Spaß, oder weil ich Freude daran habe dich leiden zu sehen. Sondern ich mache das…weil du mir viel bedeutest und ich dich nicht verlieren will. Aber genau das wird passieren wenn ich nicht gehe. Wenn ich nicht dafür sorge das ich von dieser Insel verschwinde und alle die mit mir gekommen sind auch. Hana…der Mann mit dem ich hier gelandet bin…Kaizo Oume…er ist gefährlich. Ich kenne ihn seit meiner Jugend und er hat nun das Sagen! Du hast gesehen wie unberechenbar und aggressiv Anderson war! Kaizo schießt genau mit demselben Kaliber und ich werde nicht zulassen dass dir und deiner Familie etwas passiert! Wegen MIR passiert! Genau deswegen muss ich gehen Hana! Ich…ich will nicht das dir genau das Selbe passiert wie Chiharu…“

Und das waren die ehrlichsten Worte die er jemals zu Hana gesagt hatte, weshalb der ihn auch nur weiter erschrocken anstarrte und sich die Tränen dabei verkneifen musste. Er konnte ihn verstehen, dass konnte er wirklich, aber…Hana sah ihn dann dennoch nur still dabei an. Er…er liebte ihn. Saku liebte ihn, denn genau das hatte er in dem Moment durch die Blume hindurch zu ihm geflüstert. Doch so schön und glücklich es Hana auch machte…da brannte dennoch plötzlich etwas in ihm…und das war Wut. Es war ungezügelte Wut, als er sich komplett zu dem Piloten drehte und dann das Gesicht auch sauer dabei verzog. Etwas was Saku erst nicht verstand…aber dann doch als Hana zu ihm erstickend sprach:

„…Ich will nicht dass du gehst…“

Es kochte. Es brannte so sehr in ihm. Und Saku sprach dann ruhiger und eindringlich zu ihm:

„Hana versteh doch einfach wir kommen aus…“

„ICH BIN NICHT CHIHARU!!“

Ein Donner.

Hana schrie diese Worte so sehr aus seiner Kehle das es über den ganzen Strand donnerte und sogar Ame erschrocken über ihnen zusammen zuckte, ihr Putzen abrach und dann nach unten sah. Sogar Saku war kurz etwas zusammengeschreckt und sah den Jungen vor sich nun auch erschrocken an, denn er hat nicht gewusst das Hana so laut werden konnte. Und nicht nur das…sondern auch so standhaft. Und genau in der Sekunde…sah man dass er der Sohn seines Vaters war. Das er der Sohn von Hao war, denn der konnte auch so mit seiner Stimme donnern und alle zum erstarren bringen wie eine Naturkatastrophe. Und so standen sie da, sahen sich an und der Blonde atmete dabei schwer und errötet als er dann weiter fauchte:

„Ich kann es nicht mehr hören! Seit dem Moment wo wir ins Tal gefallen sind, höre ich immer und immer wieder nur ihren Namen! Chiharu hier, Chiharu da! Es egal was ich mache du sagst einfach immer wieder ihren Namen und kannst sie nicht loslassen! Du vergleichst mich einfach immer und immer wieder mit ihr und ich kann das nicht mehr! Selbst in dem Moment wo du mich vergewaltigen wolltest hattest du nichts Besseres zu tun als mich „CHIHARU“ zu nennen!! Wir waren uns so nah und du sagst jedes Mal ihren verdammten Namen dabei!! Ich kann…!!“

Und dann zuckte der Blonde zusammen…denn er hatte sich verplappert. Es war einfach so aus ihm rausgerutscht und sofort umschlang er sich selbst mit seinem Armen schützend und sah dabei vor sich auf den Boden. Mist. Das war scheiße gelaufen und hatte einen Stein ins Rollen gebracht. Hana…hatte schon mal überlegt ob er ihm das sagen sollte, aber nun…nun wusste er nicht ob es richtig gewesen war. Diese Sache im Tal wollte er ansprechen aber…

Und Saku selber sah Hana plötzlich wie von Donner gerührt an, als er das gesagt hatte und wusste nicht was er mit dieser Info nun anfangen sollte. Er hatte…was? So starrte er ihn nur weiter an…bis er endlich verunsichert aus sich brachte:

„…Ich habe was versucht…?“

Jetzt steckten sie drin und das so tief das man da nicht mehr so leicht raus kam und das umgehen konnte. Und Hana…hatte ihnen diese Grube gegraben, also musste er sie da nun auch wieder rausholen…auch wenn das verdammt schwer werden würde. Doch da musste er nun durch, denn es war passiert. Also schluckte er und fing dann an ALLES zu erzählen was im Tal passiert war…Doch er sah Saku dabei nicht an.

„Als du gebissen wurdest…hast du dich verändert. Du wurdest wild und aggressiv, so das Paku und ich dich kaum mehr halten konnten. Ich weis nicht warum, aber du hast…du hast versucht mir nahe zu kommen. Vielleicht lag es auch nur am Fluch und dem Gift des Bisses aber…aber es war so. Du hast versucht mich zu vergewaltigen und mich auch zu vergiften, so wie es dir passiert war. Du sagtest…dass ich dich nicht verlassen soll. Ich hab mich darauf von dir durch das alte Dorf jagen lassen und versucht dich zu heilen, nur um dann selber von dir gebissen zu werden und zu merken das auch ich mich veränderte. Wir…wir waren uns danach so nah und ich konnte es einfach nicht mehr kontrollieren. Ich wollte es nicht mehr kontrollieren, denn in dem Moment da dachte ich…ich dachte du würdest das wegen mir tun. Ich dachte mir irgendwo in meinem Schädel: Scheiß drauf! Denn es fühlte sich richtig an. Es war falsch aber es fühlte sich doch so richtig an…Und als wir uns so nahe waren…näher als wir uns hätten jemals kommen sollen…da hast du es gesagt. Du hast mich „Chiharu“ genannt und ab dem Moment wusste ich das es nicht richtig war. Das es nicht echt war und du…du hast alles damit kaputt gemacht…Und der Teil von mir, der dachte das du das wegen mir machst, der ist in dem Moment gestorben und ich kam wieder zu mir. Ja und den Rest kennst du ja, immerhin bist du kurz darauf auch wieder wach geworden…“

Es tat so weh...

Saku sah ihn einfach nur weiterhin schockiert dabei an. Also doch…er hatte das geahnt. Irgendwo in seinem Schädel hatte er es geahnt und es war da gewesen, aber er wollte es nicht glauben. Hatte keine Beweise dafür und nun traf es ihn mit voller Härte. Er hatte versucht…Hana zu vergewaltigen…Und nun verstand er auch warum der Blonde sich so sehr nach dieser Nacht verändert hatte. Endlich ergab es Sinn. In dieser Nacht waren Gefühle erblüht…die niemals hätten erblühen sollen. Nicht nur bei Hana…sondern auch unbewusst bei ihm.

Er sah dann beschämt und traurig vor sich auf den Boden als er danach noch fragte:

„Warum…hast du mir das nie gesagt?“

Hana sah weiterhin nicht zu ihm und sprach dann wehleidig und ehrlich was er fühlte:

„…Weil ich dir nicht wehtun wollte…Weil ich wusste, dass wenn du es erfährst…du dich selbst damit geißeln würdest. Deswegen haben Paku und ich dir nichts erzählt. Wir wollten dir nicht noch mehr Schuld aufladen Sakutaro.“

„Denkst du es geht mir jetzt besser?!“

Sprach Saku dann schlagartig lauter zu ihm und Hana sah wieder erschrocken auf. Sah in das Gesicht vor ihm das…das den Tränen nahe aussah. Saku…waren das wirklich Tränen da in seinen Augenwinkeln? Oder spielte Hana das Glitzern des Meeres, auf das der Mond schien, einen Streich? Aber was es auch war der Pilot sprach dann weiter:

„Denkst du wirklich es geht mir besser zu wissen das ich dich fast vergewaltigt hätte und du, so wie mein bester Freund, der Mann der für mich wie ein Vater ist, es noch nicht mal nötig hatten mir das zu sagen?! Glaubst du wirklich dass ich mich nun besser fühle Hana?! Besser fühle belogen worden zu sein?!“

Der Blonde schüttelte dann den Kopf darauf und sprach dabei nur laut zurück:

„Wir haben dich nicht belogen Saku! Wir wollten dir doch nur nicht noch mehr wehtun!“

„Ja vielen Dank noch mal, hat ja echt gut funktioniert Hana!“

„Saku versteh doch wir…!“

„Ich hätte dich beinahe vergewaltigt Hana!! Ich hätte fast etwas getan was ich mein Leben lang bereut hätte und ihr hattet es nicht mal nötig mir das zu sagen!! Habt mich im Dunkeln stehen lassen!! Ich hätte dir fast weh getan!! Wie soll ich jetzt damit klar kommen den Menschen fast sowas Schreckliches angetan zu haben der mir wichtig ist?! Ich hatte ein Recht das sofort zu erfahren!! Wie konntest du mir das nicht sagen Hana?! WIESO?!“

„W-Weil ich dich…!“

Weil ich dich liebe…

Hana wollte es so gern sagen, aber verschluckte die Worte im Hals und in die Dunkelheit in sich. Dort wo es hingehörte. Er hatte es verbockt. Er dachte wenn er und Paku schweigen würden dann wäre dass das Richtige. Aber…aber er hatte sich geirrt und damit nur noch alles schlimmer gemacht. Er war so ein Idiot. Und er wusste warum Sakutaro so wütend war, denn es ging in der Sekunde nicht nur darum wegen dem was beinahe passiert wäre…sondern mehr um die Tatsache: das Hana, mit der Aktion, kein Vertrauen gezeigt hatte. Er vertraute Saku nicht das verarbeiten zu können und deswegen hatten sie geschwiegen. Er so wie auch Paku. Und das war dumm gewesen. Da hatten beide echt Mist gebaut. Tja und nun bekam Hana dafür die Quittung. Vorhin…sah alles wieder so gut zwischen ihnen aus. Sie waren verliebt gewesen und alles war harmonisch. Aber nun war da wieder diese Kluft zu ihren Füßen aufgerissen worden. Und unüberwindbarer als jemals zuvor. Und er wollte das nicht mehr…er wollte Saku nicht mehr weh tun, aber schaffte es immer wieder. Und es riss Hana in ein Loch. Eines aus dem er das Gefühl hatte nie mehr entkommen zu können. Und das nur Saku…ihm die Hand reichen konnte um ihm da raus zu helfen. Doch er war sich nun ziemlich sicher…das die Sache gegessen war und das zerriss sein Herz in Zwei. Hana hatte…endgültig alles kaputt gemacht. Und das nur weil er nicht ehrlich sein konnte.

Und Saku sah ihn an. Er war selber sehr aufgebracht und wütend über die Tatsache dass sein Vater und auch Hana ihm so was Wichtiges verschwiegen hatten. Ihn behandelten wie ein kleines, dummes Kind. Er fühlte sich zurecht betrogen, aber dennoch…wollte er ihn nicht so sehen. Er wollte Hana nicht wieder so traurig sehen und seine Stimme ihm gegenüber erheben, denn er liebte ihn weiterhin. Genau deswegen war er auch so wütend. So wütend darüber zu erfahren das er fast den Menschen vor sich, den er mehr als alles andere liebte, vergewaltig hätte. Und das kniff ganz schön zu. Es schmerzte.

Und als Hana dann da vor ihm stand, nun tatsächlich Tränen aus ihm rannten, er dabei zum Boden sah und dann auch noch erstickend zu ihm rüber hauchte:

„..Es…es tut mir leid…I-Ich würde dir doch niemals absichtlich weh tun…Aber ich mach es dennoch…Genauso…genauso wie Chiharu…Es tut mir so leid…Ich…Bitte…hass du mich nicht auch noch…Bitte...Saku…“

Denn Hana dachte es hassten ihn schon genug. Ihn hassen...Saku konnte ihn nicht hassen. Er konnte es noch nie wenn er so zurück dachte. Und da da konnte Sakutaro nicht mehr anders, denn alle Dämme brachen in dem Moment. Und so tat er plötzlich etwas…was er noch nie in seinem Leben getan hätte. Denn er konnte es nicht. Er könnte...Hana niemals hassen.

Es war eine schnelle Bewegung gewesen. So schnell und gezielt das Hana sie nicht mal mitbekommen hatte, sondern erst verdutzt auf blickte als er es hörte. Ein Geräusch hörte. Als er hörte…wie etwas in den Sand fiel. Und dann auch schon sah was es war. Denn es war…Saku seine Fliegerbrille. Und Hana sah dem weiter nur verdutz dabei zu, denn er verstand das nicht. Aber das konnte er auch nicht denn er hatte nie erfahren…dass sie mal ein Geschenk von Chiharu gewesen war. Und was Saku in dem Moment damit aussagte, als er sie von sich nahm und in den Sand fallen ließ, war nämlich folgendes: Er warf Chiharu von sich weg. Er löste sich in dem Moment komplett von ihr und war frei. Frei endlich das zu tun…was er hätte schon länger tun sollen. Nämlich nach vorne sehen und nicht mehr zurück. Was ihm seine Jungs auch immer wieder gesagt hatten, er aber zu eingefroren in der Zeit gewesen war um es wirklich umzusetzen. Allein es zu wollen...Aber endlich tat Sakutaro das in dem Moment, als er sich darauf mit einem ernsten Blick von seiner Position löste und auf Hana zuschritt. Auf Hana, der ihn verdutzt und leicht erschrocken dabei zusah, seine Hände schützend vor sich an die Brust zog und keine Ahnung hatte was gerade abging. Zumindest bis zu dem Moment…wo er von ein auf die andere Sekunde von dem Piloten gepackt wurde und dann auf dessen rechter Schulter landete.

Hana zuckte kurz vor Schmerz zusammen, weil Saku seine Schulter sich in seinen Bauch drückte, aber konnte sich nicht mal auf den Schmerz konzentrieren, denn er war deswegen so erschrocken und perplex dass er sich mit seinen Armen am Rücken des Großen abstützte und dann beschämt hinter sich fauchte:

„W-Was machst du denn da?! Lass mich runter! Lass mich runter Sakutaro!!“

Doch das konnte er gerade mal vergessen, denn Saku hatte nicht die Intension ihn runter zu lassen. Zumindest gerade noch nicht. Und es war erstaunlich mit anzusehen wie locker er sich den Kleinen über die Schulter warf und dann mit ihm davon lief als würde er nichts wiegen. Was unterstrich wie kräftig er doch war und was Hana bald noch besser wissen würde als in dem Moment, denn Saku machte dann einige geschickte Griffe, mit seiner freien linken Hand und arbeitete sich somit geschickt seinen Zero hinauf, während Hana weiter zappelnd über seiner Schulter lag und fluchte. Worte fluchte die besser nicht genannt werden sollten, denn es waren Üble dabei. Doch Hana verstand innerlich nichts mehr. Er wusste nicht was in Sakutaro gefahren war und warum er das tat was er gerade tat, aber es beschämte ihn und er hatte so ein komisches Gefühl im Bauch. Ein Gefühl, dass nicht von den Schmerzen kam weil er getragen wurde, sondern mehr wie…wie Schmetterlinge wirkte. Wie Schmetterlinge die vor Aufregung oder Liebe flatterten...weil es ernst werden würde. Aber er hatte keine Ahnung warum er dieses Gefühl bekam.

Und dann waren sie oben auf dem Flügel angekommen und Saku riss auch schon das Cockpit seines Zeros auf. Schob das Schiebedach rechts nach hinten und sagte einfach weiterhin nichts. Was aber auch daran lag das er selber sehr angespannt war und sich konzentrierte. Sicher kam er gerade sehr barsch und überstürzt rüber, aber es reichte einfach verdammt! Denn es fühlte sich richtig an. Hier und jetzt fühlte es sich richtig an. Und er wollte es nicht mehr. Sakutaro wollte Hana nicht mehr traurig sehen…sondern glücklich. Und damit hatte er seine Entscheidung gefällt und ging nun zur Tat über. Ob er es allerdings bereuen würde, dass würde er dann gleich sehen. Je nach dem wie Hana damit umging.

So kam er in sein Cockpit rein und zog über sich das Schiebedach wieder komplett zu. Es schepperte, als es einrastete und Hana fluchte weiterhin, während Saku sich dabei stumm hinter den Sitz seines Fliegers schob:

„Was machst du denn?! Lass mich sofort unter Sakutaro!! Sofort!! Ich will aus dieser Schrottkiste raus Sakutaro!! Hey, SAKUTARO!!“

Mann der hatte ein Organ. Und im Zero schepperte das auch noch ordentlich, so das der Pilot etwas genervt das Gesicht verzog und dann sauer muffte, als er am Sitz vorbei war:

„Mann halt doch einfach nur einmal die Klappe, Hana!“

Er sollte bitte WAS?! Wirklich sehr scharmant. Und Hana konnte ihm noch nicht mal sauer antworten, denn dann wurde er auch schon plötzlich nach vorne von der Schulter gerissen und einfach fallen gelassen. Der Junge fühlte wie er fiel und kniff schon die Augen zusammen weil das sicherlich gleich weh tun würde wenn der auf dem Boden aufschlug! Saku ging mit ihm um als wäre er ein verschissener Sack voller Körner vom Feld! Doch es passierte nicht so wie er dachte, denn der Junge schlug nicht hart auf…sondern weich. Hana fühlte wie er auf etwas weichen und gut gepolstertem landete und machte dann wieder die Augen auf als er auf dem Rücken lag und dann verdutzt neben sich sah, denn er lag auf einem weichen und großen Kissen. So groß das er locker da drin unter ging und keine Ahnung hatte was das nun sollte. Er verstand momentan überhaupt nichts mehr, weswegen er dann wieder verwirrt zu Saku hoch sah und den wütend anfauchte:

„Was soll das du Blödmann!? Ich hätte mir wehtun können bei deiner verschissenen Ak…!“

Doch weiter kam er dann nicht mehr denn es schnitt ihm die Luft ab. Gnadenlos und schnell.

Saku war ziemlich genervt davon das Hana bei dem wohl Offensichtlichsten gerade Mal aus dem Mustopf glotzte und sich dabei anstellte wie der erste Mensch. So sehr sogar…dass er ihm jetzt einfach die Luft abdrücken musste. Oder sagen wir es mal so: den Atem rauben. Und das machte er dann auch, indem er sich über ihn kniete, sich dann rechts und links mit den Ellenbogen auf dem Kissen und neben Hana abstütze und dann runter kam. Er kam runter und drückte ihm einen rein...nämlich den ersten Kuss seit dem Tag wo er ihn aus dem Wasser gezerrt hatte.

Aber dieses Mal war es gewollt. Es war ein gewollter Kuss und nicht einer der zur Rettung diente…sondern aus Begierde geboren wurde. Und Hana erstarrte einfach nur. Er lag dort und riss die Augen erschrocken dabei auf als er spürte wie sich fremde Lippen auf die seinen Gedrückt hatten, ihn kosteten und ihm dabei noch den Atem raubten. Und nicht nur dass…denn sie wollten plötzlich mehr. Oder sagen wir mal so: ein Teil wollte mehr und das waren nicht die Lippen…sondern die Zunge. Und wenige Sekunden danach spürte Hana schockiert und sein Herz dabei bis zum Hals krachend, wie Saku seine Zunge sich einen Weg durch die Lippen des Blonden brach und dann auch noch auf Erkundungstour ging. Nämlich im Mund von dem Kleinen und dort einen Kampf gegen die Zunge des Blonden anzettelte. Und er schaffte es sogar, so das es zu schnell sehr viel wurde. Zu viel für den Blonden und er keuchend und kaum noch Luft bekommend dabei rot anlief. Hana sein Verstand drehte sich im Nu im Kreis und er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es war zu viel…und er gab auf. Diese Gefühle rangen ihn eiskalt nieder und als Saku den Kuss dann endlich beendete, war es als würde Hana nach einem langen Tauchgang endlich wieder frei atmen können. Er keuchte und schnappte angestrengt nach Luft und gleichzeitig…fühlte es sich gut an. Der Kleine hatte plötzlich Gefühle in sich erblühen die ihn auffraßen…und es sollte nicht mehr aufhören.

Sakutaro kam derweil wieder etwas hoch und sah ihn dann locker an. Blickte ernst dabei drein. Doch dann konnte er sich ein freches Schmunzeln nicht mehr verkneifen, als er das da unter sich sah und sprach dann genauso frech und irgendwie verführerisch:

„Heh, ich wollte dich eigentlich fragen wie es war…Aber wenn ich dich so sehe, dann weis ich das ich definitiv nichts falsch gemacht habe.“

Oh nein das hatte er definitiv nicht, denn es war immerhin ein leidenschaftlicher Kuss gewesen. Ein Kuss…von seinem Saku. Und der erste richtige Kuss bei dem Hana wach war und den er deswegen auch mitbekam. Und der war wie Feuer gewesen. Deswegen lag er dort wirklich erledigt und wie hypnotisiert. Der Kleine war knallrot und atmete noch immer schnell als wäre er einen verdammten Marathon gerannt, während sein Herz einfach nicht stoppen wollte und drohte aus der Brust zu springen. Das war Hanas…erster Kuss aus Lust gewesen und der hatte ihm dummerweise gefallen. So sehr sogar das er schlagartig, als es ihm dann bewusst wurde, noch röter anlief und er das Gesicht dabei erschrocken verzog. Das war sein erster…

Und Saku sah ihn dann verdutzt an, weil er den neuen Blick nicht ganz deuten konnte. Musste er aber auch nicht…denn kurz darauf krachte es. Wenige Sekunden danach entstand ein roter Fleck auf seiner linken Wange und er kniete etwas geschlagen und verwirrt weiter über Hana…der ihm eine Backpfeife verpasst hatte. Er blinzelte dann schnell und brachte ein unglaublich lockeres: „Autsch“, aus sich und rieb dann mal über die Wange dabei. Okay…womit hatte er denn die wieder verdient? Erfuhr er aber auch gleich. Tja und dann ging es los, das Donnerwetter, als Hana über sich fauchte:

„WAS FÄLLT DIR EIN DU BLÖDMANN!?“

Saku sah ihn locker an. Oh na super…einer der einen auf „schwer zu kriegen“ machte. Ganz toll…Mann konnte Hana nicht mal locker sein? Witzig dass das genau in dem Moment von ihm kam, immerhin war er Profi im Ernstbleiben. Jedenfalls kam er wieder etwas weiter runter, kurz über Hana und sprach dann frech:

„Was? Sag nicht das es dir nicht gefallen hat Hana, denn dein Ausdruck eben war eindeutig gewesen, du kleiner Dickkopf.“

Er sagte das wieder etwas verführerisch dabei und stubste dann mit dem rechten Zeigefinger mal ganz leicht and die Stirn des Jungen, so dass der Blonde erneut röter anlief und zurück fauchte:

„D-Darum geht es doch gar nicht!! Warum fällst du einfach so über mich her, du Arschloch?!“

Mecker, mecker, mecker. Bellende Hunde beißen nicht…Oh mann Hana genieß es doch einfach mal und komm runter...

„Weil ich es so will.“

Kam es dann locker von Saku zurück und Hana sah ihn dann still und erschrocken an. Sein Blick…Sakutaro sein Blick war plötzlich wieder sehr ernst geworden und das sagte dem Kleinen damit aus…das er es auch so meinte wie er es gesagt hatte. Nämlich ernst. Und wenn er ihn so dabei ansah…dann wurde Hana anders. Sein Herz klopfte wieder schneller und sein Atem wurde es auch, als Saku dann weiter zu ihm runter sprach und plötzlich ein Ultimatum dabei setzte. Eines was er aus Schutz tat:

„Ich habe das lange genug zurückgehalten...Jedes Mal wenn du mich angesehen hast, seit wir aus diesem verdammten Tal gekommen sind…sah ich dass du mich wolltest. Ich wusste nicht was passiert war, aber ich wusste das etwas mit dir geschehen war und was dafür gesorgt hatte das du nach mir gesucht hast. Das du meine Nähe gesucht hast, obwohl du wusstest das ich dir nicht gut tun würde. Das dich einfach jeder in deiner Heimat hassen würde wenn du mir nahe kommst. Und dennoch hast du es getan...Ich sah deine Blicke Hana. Sah dass du mit mir schlafen wolltest. Aber ich habe es verdrängt und mir eingeredet es wäre nicht so, denn es ergab keinen Sinn für mich. Aber nun tut es das. Nun verstehe ich warum und ich…ich stelle dich jetzt vor eine Wahl…Ich werde das tun. Ich bin jetzt hier und wenn du es auch willst dann werde ich hier und jetzt mir dir schlafen. Du hast...mich jetzt genau da wo du mich schon immer haben wolltest, Hana. Wo ich auch gerade sein will, denn ich will genau das hier. Aber wenn du das JETZT nicht möchtest…dann werde ich das auch nie wieder machen, denn ich kann das nicht halbherzig. Wir gehen dann einfach unserer Wege und all das hier ist nie passiert. Doch solltest du es wollen…dann werde ich nicht aufhören. Ich werde weiter machen, wenn wir jetzt anfangen sollten und egal wie sehr du dann auch bettelst das ich aufhören soll...ich werde es nicht tun. Du bekommst mich entweder komplett…oder gar nicht, Hana…“

Komplett…oder gar nicht…

Das war ziemlich endgültig und hart, aber Hana…verstand das sogar. Er verstand es, denn er wusste was Saku seine Gründe dafür waren. Denn er war…er war ein stolzes Alphatier und dieses schubste man nicht einfach mal so von der Bettkante. Was bei ihm übrigends sehr dumm wäre das zu tun, denn er war ein heißer Kerl. Aber zugleich war er auch sehr verletzlich wenn es um seine Gefühle ging. Und genau das wollte er damit verhindern. Saku wollte Liebe und Leidenschaft und das richtig. Aber wenn nicht, dann ließ er es erst überhaupt nicht dazu kommen. Nicht mal ein Stück. Deswegen sagte er das. Er wollte alles…oder nichts. Genauso wie ein Zero-Pilot nun mal war. Alles...oder nichts. Und Hana lächelte darauf. Er lächelte frech und schluckte als er dann hoch in diese wunderschönen, braunen Augen über sich sah und antwortete:

„Weist du…ich weis nicht immer was ich will…Ich bin kompliziert, anstrengend und dickköpfig was das angeht…“

Saku sah ihn weiterhin scharf und stechend an, als er ihm dabei zuhörte und auf eine Antwort wartete. Es brannte in ihm und Hana…sollte endlich sagen was nun Sache war. Und das tat der Kleine dann auch…als er mit seiner rechen Hand nach oben langte, sanft auf die linke Wange des Mannes fasste den er liebte und sie dort ruhen ließ. Hana sah ihm dann lieb in die Augen und vollendete danach seinen angefangenen Monolog:

„Aber ich weis das ich DAS hier will…Ich will das hier. Und ich will…dass du nicht aufhörst, ganz egal was ich auch sage...Ich will dass du weiter machst…Denn mehr als das hier…will ich dich. Ich will dich hier und jetzt Saku. Du darfst mich haben wie kein anderer es jemals darf. Und heute Nacht…gehöre ich auch nur dir. Nur dir...Sakutaro Sakurai.“

Und das war die Antwort auf die der Schwarzhaarige gewartet hatte. Etwas was er sich schon lange wünschte, es von sich geschoben hatte weil es nicht sein sollte, aber es nun wieder hier war…und bleiben würde. Er wollte ihn. Und es war nur eine Magie gerade im Spiel die seine Prinzipen so über den Haufen warf wie es nichts anderes konnte…und das war Liebe. Vielleicht müsste er gehen. Vielleicht war das hier dumm und bescheuert. Aber das war in dem Moment nicht mehr von Bedeutung, denn Sakutaro hatte ihn…und er ließ ihn nicht gehen. Nicht heute Nacht. Denn es stimmte. Heute Nacht…gehörte Hana nur ihm. Und er…gehörte nur Hana. Was sein Herz dann wieder zum Rasen brachte und er kurz darauf zu ihm runter nickte und noch im Runterkommen zu der Blonden Schönheit unter sich flüsterte:

„…Dann sollst du mich bekommen Hana…Alles von mir…“

Und als er das sagte kam ihm der Blonde schon stürmisch entgegen und machte das was Saku eigentlich vor hatte…nämlich ihn küssen. Hana drückte seine Lippen auf die des Mannes über ihn und küsste ihn wild und stürmisch. Sogar wie ein kleiner Anfänger, aber das war schon okay, immerhin…war es Hana sein erstes Mal. Und irgendwie fand Saku das auch süß dass der so unerfahren war. Er war Jungfrau…und er musste auch genauso sanft wie eine behandelt werden. Und erst recht weil er noch angeschlagen war wegen seiner Schusswunde.

Vorsichtig fasste der Schwarzhaarige dann an den Haarschopf des Blonden, noch während des Küssens und Erwiderns und lockerte seinen Zopf. Saku zog das rote Haarband, das Hana seine Haare oben gehalten hatte, ab und befreite sie damit. Ließ das blonde Haar natürlich und sanft fallen, genau wie die zwei Federn die er immer dort stecken hatte und diese nun sanft auf den Boden neben ihnen glitten. Ließ das Haar auf dessen Schultern landen. Denn genau so wollte er ihn. Er wollte ihn natürlich und genauso frech…wie damals als er ihn das erste Mal kennengelernt hatte.

Danach lösten sie den Kuss und sahen sich in die Augen, nur um sich dann wieder zu küssen und dieses Mal komplett fallen zu lassen. Hana hatte Angst. Er fing etwas an zu zittern, einfach weil er keine Ahnung hatte was auf ihn zukommen würde, aber er…er vertraue Sakutaro. Und somit wusste er dass er auf ihn aufpassen würde. So wie er es immer tat. Denn er war...sein Dyami. Ja es würde weh tun, da war er sich sicher, aber solange Saku bei ihm war…war alles okay. Aber sein Bauch tat plötzlich wieder etwas weh. Es war ein unangenehmes Ziehen...das sich aber auch irgendwie gut anfühlte.

So löste der Kleine wieder den Kuss und ließ sich nach hinten auf das weiche Kissen fallen. Er lag scheu und wunderschön vor dem Älteren und sah errötet zu ihm hoch, machte dabei sogar schon instinktiv die Beine auf und schluckte dann beschämt. Er kam sich etwas dumm dabei vor…aber dann schaltete sich sein Verstand auch schon ab und nur noch Liebe steuerte seine Handlungen. Besonders als er diesen hübschen Kerl über sich sah, der ihn mit diesen starken Augen abfuhr und so gut gebaut war. Das alles...würde Hana heute gehören. Saku fasste dann mit der linken Hand an Hana seine rechte Wange und packte diese sanft. Und in dem Moment passierte es ganz von alleine. Hana konnte es nicht mehr steuern und es kam dann verliebt und mit einem vertränten Blick zu dem Mann hoch, den er liebte. Der eine entscheidende Satz in seinem Herzen:

„Ich liebe dich…Sakutaro…“

Und all der Druck auf seinem Herzen war endlich verschwunden. Er hatte es gesagt…und nun gab es für ihn kein Zurück mehr. Nie mehr. Und Saku…der sah ihn einfach nur dabei an und kannte diesen Moment. Er kannte ihn…denn er hatte ihn schon mal erlebt. Hier und genau an diesem Ort. Dieselben Worte und dasselbe Gefühl. Aber dieses Mal war es anders. Es war…richtig. Denn jetzt lag die richtige Person vor ihm. Die die es schon immer verdient hatte von ihm geliebt zu werden und wer sah vor sich das schönste Geschöpf liegen das er kannte. Denn vor ihm lag Hana…und nicht Chiharu. Und so reagierte er auf diese Worte nicht mit Worten, sondern mit Taten. Er kam dann wieder runter und küsste ihn erneut. Sagte damit aus das er ihn auch liebte und fing dabei mit dem an was gerade das einzig Richtige war. Denn er würde Hana lieben, ihm alles von ihm schenken…und das die ganze Nacht. Er würde es...zur ihrer Ersten, Letzten und vor allem schönsten Nacht ihres Lebens machen. Etwas was er von nun an immer bei sich tragen würde...und das solange er lebte.

Und unten vor dem Flieger, im zarten, hellen Sand saß Asanoha. Der wunderschöne, schneeweiße Fuchs und wedelte sanft mit dem Schwanz während sie nach oben zum Cockpit sah. Und sie lächelte. Der kleine Schutzgeist lächelte und maunzte dann sanft, als er sich danach erhob und in den Dschungel verschwand aus dem sie gekommen war. Denn alles war gut. So sollte es sein und so…ging es dann auch weiter. Er gehörte ab nun zur Familie und sie hatte zugleich ihrem Enkelkind den Weg gezeigt. Den einzig richtigen Weg. Und während sie im Dunkel verschwand erblühte eine wunderschöne Blume in dieser Nacht der Liebe. Eine Blume die auch nur in der kühlen Frühlingsnacht erblühte, wenn der Mond hell schien und die Sonne bereits schlief. Eine wunderschöne Blume…die ab nun sogar anfangen würde neue, kleine Knospen sprießen zu lassen…
 

Ich starrte mein Leben lang auf den Rand des Meeres, solange ich mich erinnern konnte und wusste nicht warum. Ich wünschte mir der perfekte Sohn zu sein, aber immer wieder kam ich zurück an den Ozean, egal wie sehr ich es auch nicht versuchte. Fast so als hätte ich dort etwas verloren. Jeder Weg den ich ging, jede Spur der ich folgte, jeder Pfad den ich mir baute, einfach jede Straße führte dort hin zurück. An den Ort von dem ich wusste das ich dort nicht sein sollte aber du da sein würdest. Und wo ich hingehörte. Siehst du das Grün in der Ferne am Himmel? Es ruft mich. Aber keiner weiß woher es eigentlich kommt. Und wenn der Wind deine Stimme sanft zu mir über das Wasser leitet, dann werde ich es sicher eines Tages erfahren. Denn wenn ich gehe, dann habe ich keine Ahnung wie weit ich laufen muss um dich zu finden. Aber wenn du am Ende dort bist…dann ist es das alles wert. Denn nur dann…ist alles so wie es sein sollte...Und einfach richtig.



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