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Tribal

I`ll be your home
von

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A storm is approaching

Bekleidet in Frustration und einer neuen Modeerscheinung singe ich während ich so tute als wäre ich glücklich wie alles läuft. Ich überzeuge mich selbst davon noch mehr rücksichtlos und gegen den Wind anzukämpfen, während ich auf die Straße vor meinen Füßen hinabsehe die ich runter laufe. Ich habe keine Zeit für Extrawünsche, denn mit Feinden auf allen Seiten wird meine Teilnahme an diesem Krieg nur zu einem Ergebnis führen das sich nicht mehr vermeiden lässt. Das Leben hat seine Berge, Täler und Klippen. Es ist voller Höhen und Tiefen. Und die Asche der Toten stapelt sich immer weiter in die Höhe mit jedem Tag der vergeht. Doch in der Mitte meiner endlosen Reise halte ich an diesem einen ruhigen Ort am Seitenrand an. Leise werfe ich meine müden Beine zu Boden und während ich mich hinlege falle ich in einen leider leicht zu brechenden, milden Schlaf. Ich sehe dieses Gesicht immer und immer wieder vor mir wenn ich die Augen schließe und höre dabei diese selben Worte ebenfalls immer und immer wieder um mich hallen. Wie sie zu mir sagen: „Bin ich der Einzige der so traurig ist am Leben zu sein?“. Der Rauch von Zigaretten schleicht sich vor meiner Nase durch die Luft und verschwindet danach im Nichts. Er erinnert mich an die Zeit als ich noch ein Kind war. Als dieser noch kein Teil von mir war und man mir sagte: „Eines Tages wirst du es verstehen. Und du wirst Zeuge einer Traurigkeit werden die niemand jemals erfahren sollte.“. So halte ich weiter durch und verschwende meine Zeit mit Gewalt und Leid um mich am Leben zu erhalten. Halte Tränen zurück die nie zurückgehalten werden sollten und bin nicht mehr in der Lage mit der Wahrheit zu leben. Ich bin nicht so stark wie du denkst. Aber muss ich das auch unbedingt sein? So öffne ich meine Augen erneut und die Welt erblüht vor mir im bunten Frühling. Und während ich mich durch den kirschblütenfarbenden Wind kämpfe, nach vorne und auf etwas zu laufe was so weit weg zu sein scheint, da frage ich mich: ob du dort auf mich wartest. Dort unter der Kirschblüte die meinen Namen ziert und begleitet von dem Flattern sanfter, weißer Flügel im Wind sehe ich dich. Sicherlich stehst du dort nur um zu genießen und lauschst aufmerksam dem Tippen von Ameisen auf dem Boden. Ein Lächeln auf deinem Gesicht erhellt meine Welt weil du die Natur so sehr liebst. Und während sich dein Blick vom Boden löst, zu mir wandert und du mich anlächelst, da reiße ich mir die Maske von meinem Gesicht runter mit der ich mich immer vor allem versteckte. Alleinstehend auf einem Hügel den die Sonne vergessen hat und badend im Mondlicht, nehme ich einen tiefen Atemzug und laufe auf dich zu. Kein Geräusch von brechenden Knochen, keine Schüsse und kein schmerzhaftes Brüllen von Menschen ist zuhören und genau so eine Welt wünsche ich mir für dich. Denn selbst ohne Wärme sind wir in der Lage zu leben. Man muss nur daran glauben. Aber für uns beide ist leben einfach nicht genug, was? Der raue Erdboden, die vollen Baumkronen durch die der Wind singt, der Regenbogen hinter den Wolken, die Tage die verstreichen, die Sterne am Nachthimmel und die Wunder der vier Jahreszeiten lehrten uns nach der Wahrheit zu suchen. Lehrten mich nach dir zu suchen. Und egal wie weit wir auch dafür wandern müssen, wir werden uns finden. Damals am Anfang unseres Lebens, wo wir anfingen zu leben und geliebt werden wollten, da waren wir nur einsame Babys die weinten. Aber nun sind wir erwachsen und können entscheiden was wir wollen. So das der Grund einfach weiter zu gehen, sich nicht beirren zu lassen und zu hoffen trächtig ist mit der Hoffnung etwas Neues zu finden. Etwas Besseres. Denn nur das Herz hat die Antworten die wir suchen. Und dieser Ort an dem ich dich gefunden habe meine Winterblüte ist unbeschreiblich. Dieser Ort den ich nun beschützen möchte. Genau wie dich. Mein neues Zuhause.
 

Es war früh am Morgen und er saß alleine am Fluss der sich hinter dem Wigwam entlang schlich.

Die Vögel in den Baumkronen über ihm waren wieder in voller Aufruhr und meist das Erste was man in den frühen Morgenstunden hören konnte, während alles andere noch schlief auf dieser Insel. Doch inzwischen hatten sich noch mehr Geräusche dazu gemischt, je mehr Zeit vergangen war und erfüllten damit den Dschungel um sie herum mit Leben. Eine fremde Welt wie er sie von zuhause nicht kannte. Doch es war erstaunlich wie schnell er sich an diese Geräusche gewöhnt hatte und die ihm inzwischen sogar sehr vertraut wurden. Morgens aufzustehen und die Aras, so wie auch andere Vögel kreischen zu hören, war am Anfang noch etwas ungewohnt gewesen und hatte ihn nicht zu wenig und viel zu oft sehr früh aus dem Schlaf gerissen, dass er jedes Mal am liebsten aufspringen wollte um danach jedes einzelne dieser Biester aus den Baumkronen zu ballern! Schlaf hatte er die ersten Tage nicht wirklich viel gehabt, aber es war faszinierend wie schnell er sich an die neue Umgebung gewöhnt hatte und so langsam seinen eigenen Rhythmus fand damit umzugehen. Er rollte noch nicht ganz mit den Gepflogenheiten und Regeln in diesem Dorf mit, aber es wurde besser und besser je mehr er sich darauf einließ. Je mehr Zeit verging. Etwas was besonders am Anfang nicht so einfach gewesen war, denn es wurde ihm von den Bewohnern auch nicht sonderlich leicht gemacht. Immerhin…war er ein Außenseiter in ihren Augen.

Sakutaro saß am Fluss und hielt in der linken Hand ein großes Stück Holz. In seiner rechten Hand befand sich dagegen ein kleines Messer und sanft schnitzte er damit Stück für Stück die Rinde von dem Stück ab. Seit zwei Tagen war das nun etwas gewesen wo er gerne mal, in einem ruhigen Moment, dran saß und er sich an Schnitzereien versuchte. Ihm war aufgefallen dass einige Männer dieses Dorfes das als Hobby machten und sie erschufen damit sogar richtig schöne Werke. Es waren hauptsächlich Skulpturen von Tieren die sie anfertigten. Wölfe, Vögel, Schildkröten und sogar Bären. Dass genau diese Tiere mehr geschnitzt wurden, als alles andere, verstand er inzwischen sogar, denn am Anfang dachte er es läge nur daran weil es Tradition wäre. Das war natürlich ein Irrtum gewesen und in der einen Woche, in der er nun schon in diesem Dorf wie ein Gefangener mit Privilegien lebte, hatte er endlich erfahren was es mit diesen Tieren auf sich hatte. Okay "Gefangener" war hart gewesen denn es hatte sich gebessert und inzwischen vertraute man ihm sogar so sehr das er sich in Begleitung auch durch das Dorf bewegen durfte ohne gefesselt zu sein. Er hatte zwar von Goldva freies Geleit und Gnade bekommen, aber Hao bestand dennoch darauf dass sich Saku nicht ohne jemanden an seiner Seite durch das Dorf bewegte und im Auge behalten wurde. Und da Hana sich noch immer von seiner Wunde erholte und Hao seinem Sohn momentan eh nicht weiter traute als er ihn werfen konnte, wurde Silva diese Ehre zu Teil auf Saku zu achten. Oder eher mehr ein Auge auf ihn zu werfen und ihn abzumurksen wenn der nur ne falsche Bewegung machte. Je nachdem wie man es sah, also Glas halb voll oder leer. Innerhalb der letzten Woche war also Silva sowas wie Saku sein persönlicher Schatten geworden und sorgte, unter einem wachsamen Auge, dafür das dieser sich an diesem Ort einfügte.Und während dieser Zeit kamen sie echt gut miteinander klar. Es hätte schlimmer sein und er somit jemanden völlig unentspannten bekommen können. Aber Silva war völlig okay, dass wurde Saku schnell klar. Er zeigte ihm wie man sich nützlich machte. So durfte er Holz für das heilige Lagerfeuer hacken und helfen den Acker zu bearbeiten. Einmal durfte er sogar Yoh persönlich helfen Kräuter zu sammeln und Saku war fasziniert davon wie viel er dabei lernte. Das war mit das höchste der Gefühle gewesen. Hao wollte das sogar erst nicht, denn er versuchte gezielt diesen Himmelsmenschen von seiner Familie fern zu halten. Doch da seine Frau einen Dickkopf hatte durfte Saku dennoch mit Silva zusammen mitkommen. Weiterhin Überwachung, aber wesentlich lockerer und nach dieser einen Woche durfte er nun endlich alleine in der Nähe von Hana seinem Zuhause sitzen, ohne das Silva ihn bewachte. Und irgendwie konnte Saku das als Sieg verbuchen, denn es zeigte dass er sich in dieser Woche gut gemacht hatte und langsam Vertrauen erlangte.

Aber zurück zum Thema mit Yoh: Keine Ahnung warum aber die Schamanenkönigin schien an ihm einen Narren gefressen zu haben und nutzte auch gern jede Minute dafür um ihn das unter die Nase zu reiben. Ihm zu schmeicheln wie gut gebaut er wäre und so gutaussehend. Oft wurde das dem Piloten einfach nur unangenehm und peinlich, denn mit sowas wurde er in der Regel nicht häufig überschüttet. Sicher war er irgendwie ein gutaussehender Kerl, das hatte er von seinem Vater abbekommen, aber so taff er auch wirkte, in ihm schlummerte dennoch hin und wieder ein kleiner Junge der sich bei diesen Äußerungen dann regte und danach mit Scham darauf reagierte. Saku mochte es nicht das ihn Leute nach seinem Aussehen beurteilten und mochten. Denn er selber war nicht so ein Fan von sich. Er sah...einfach zu viel seinen Vater in sich. Also ging er nicht wirklich auf diese Gespräche ein. Aber immerhin lernte er einiges von Yoh über Kräuter so on the fly. Warum Hana seine Mutter aber "Mutter" genannt wurde, oder "Schamanenkönigin", obwohl Yoh ein Mann war, da blickte Saku noch immer nicht durch. Er sprach das Thema aber ehrlich gesagt auch nicht an. Obwohl es ihn ja schon irgendwie interessierte, denn es musste ja dafür einen Grund geben. Was er aber besonders von ihm erzählt bekommen hatte waren die Geschichten über ihre Götter. Die großen Vier die angeblich über diese Insel wachten. Etwas womit der bei Saku aber auf Granit biss, denn der schenkte dem allen keinen Glauben. So war er schon immer zu dem Thema gewesen. Aber es war dennoch interessant und somit wusste er auch warum diese vier Tiere immer mal gern geschnitzt wurden.

Es handelte sich bei denen nämlich um ihre Götter die sie verehrten, daher wurden die so viel geschnitzt und offenbar hatte sogar jeder von denen eine Bedeutung. Sakutaro war aber noch immer nicht so in ihrem Glauben und Lebensstil drin das er einfach alles von den Geschichten gesagt bekam, oder diese verstand. Also beließ er es bei der einen simplen Sache: Es waren ihre Götter und die wurden verehrt und deswegen schnitzte man sie, basta. Hin und Wieder schnitzten sie aber auch andere Tiere und Gegenstände. Und ihm war aufgefallen das besonders viele Männer in diesem Dorf, die das machten, selber Väter waren und somit gleichzeitig Spielzeug für ihre Kinder anfertigten, während sie selber etwas abschalten konnten. Zwei Fliegen mit einer Klappe.

Es gab sogar erstaunlich viele Kinder in diesem Dorf und Sakutaro war davon fasziniert wie sehr diese in die Arbeit ihrer Eltern eingebunden waren, aber dennoch einfach nur „Kinder“ sein konnten. Er sah, über die letzten Tage, wie die Kleinen halfen die Früchte und das Gemüse zu sortieren was sie selbst anbauten. Das Fleisch mitschnitten von erjagten Tieren und sich die etwas Größeren Kinder sogar um die Kleineren kümmerten wie Aufpasser. Und während sie das alles machten konnten sie dennoch spielen und dabei lachen. Herzliches und ehrliches Lachen, was sogar einen hartgesottenen Mann vom Militär wie Sakutaro weich werden ließ und sein Herz dabei leicht zum flattern brachte. Es war erstaunlich. Diese Kinder waren ganz anders als das was er aus seiner Kindheit kannte, denn sie wirkten ausgelassener und auch glücklicher. Sie kannten keine Furcht vor Hunger, oder bekamen Angst vor anderen Menschen das diese ihnen was Böses tun könnten, denn hier wuchsen sie behütet und beschützt auf. Sogar ihn, einen völlig Fremden, lachten und winkten sie zu wenn sie ihn sahen, als wäre er nicht das Monster was viele andere Bewohner in ihm sehen wollten einfach weil er von Außerhalb kam. Und das war es dann auch was ihn so erstaunte, denn Kinder in seiner Welt doch eher zurückhaltender erzogen worden. Kinder waren in der Regel grausam. Aber sie waren tief im Innern auch ehrlich und offen für Neues, was sie ihm ganz besonders mit diesen Taten zeigten. Und Saku tat es so gut sowas zu erleben. So behandelt zu werden und nicht immer mit Angst und Abneigung angesehen zu werden…das war Balsam für seine Seele. Bisher machten das die Kinder des Dorfes besser als alle anderen.

Man bekam an diesen Ort wirklich das Gefühl dass die Kinder das größte Gut waren was man besaß. Sie waren die Zukunft und wurden auch genauso behandelt, nämlich das man sich um sie sorgte und nur ihr Bestes wollte und das alles damit sie selber später Kinder haben konnten und somit eine neue Zukunft gestalteten. Es war ein Kreislauf der weiter und weiter ging mit jeder Generation die geboren wurde. Und Sakutaro kannte das nicht, denn er kam aus einer Welt in der Kinder nicht immer so behandelt wurden wie sie es eigentlich sollten. Nämlich auf Armen getragen werdend und geliebt. Er selber war ja ein Kind gewesen das nicht viel im Leben gehabt hatte, außer das was nötig gewesen war um durchzukommen. Sie nagten damals sicherlich nicht extrem am Hungertuch, aber er war dennoch die untere Klassenschicht der Bevölkerung gewesen und musste deswegen viel wegstecken und auf Dinge verzichten die für andere Kinder „normal“ gewesen waren. Spielzeug gehörte zum Beispiel dazu. Da es nicht genug Geld für Spielzeug gab hatte er auch kaum welches gehabt. Lediglich von seinen Großeltern, also Satoshi seinen Eltern, hatte er mal einen Flieger bekommen und den liebte er über alles. Es war sein liebstes Spielzeug gewesen. Einen Kuschelbären hatte er auch zum Schlafen und Bausteine zum Bauen, aber dann hörte der Spaß auch schon auf. Er besaß wirklich nicht viel, aber er war deswegen nie unglücklich gewesen, denn dafür hatte er die beste Mutter der Welt die wirklich alles fernhielt was ihn drohte wegzufegen. Und ohne Spielzeug suchte er sich eben Äste und andere Dinge von draußen womit er seiner Fantasie freien Lauf lassen konnte. Nicht selten baute er mit Chiharu Staudämme nahe an Bächen und nutze Stöcke wie Waffen und kam sich dabei vor wie ein Samurai. Es war wirklich nicht so schlimm gewesen wie einige vielleicht dachten wenn sie das hören würden. Das war es wirklich nicht. Und auch diese Kinder hier wurden nicht mit Spielsachen überhäuft...aber waren dennoch glücklich. Genau wie er damals und das ohne viel zu besitzen. Familien...Und so stoppte er plötzlich mit dem Schnitzen.

Saku sah das Stück vor sich an, welches er in den Händen hielt und das schon langsam Form annahm. Er wusste was es werden sollte. Was er genau draus schnitzen wollte. Und wenn man bedachte dass er ein Pilot war, dann war es wirklich nicht überraschend dass es ein Flieger werden würde. Was auch die Form langsam verriet. Dennoch starrte er ihn nachdenklich an. Er war nicht gut darin, immerhin hatte er das Schnitzen erst vor kurzem angefangen, aber dennoch wurde das irgendwie etwas und das erfreute ihn. Doch nicht so ein Versager, was? Also wenn es um Dinge ging die nichts mit dem Militär tun hatten. Andere Männer konnten das immerhin auch. Andere Männer…Sie schnitzten das für ihre Familien. Für ihre Kinder als Spielzeuge. Aber…warum machte er das? Für wen…schnitze er das Teil? Diese Frage bedrückte ihn plötzlich mehr als sie es eigentlich sollte und er schnaufte einmal laut aus. Es holte ihn so ein wie der Sturm der ihn erst auf diese Insel befördert hatte. Die Erkenntnis sank. Er hatte nie…die Möglichkeit bekommen Vater zu werden.

Sakutaro erinnerte sich plötzlich wieder an Chiharu zurück und es riss sein Herz in Zwei. Er hatte doch alles dafür gehabt. Er hatte damals eine Frau an seiner Seite die ihn mehr liebte als alles andere und die sicherlich nichts dagegen gehabt hätte mit ihm ein Kind zu zeugen. Eine eigene, gemeinsame Familie zu gründen. Doch er…er behandelte sie so schlecht und abweisend. Er gab ihr nicht mal die simpelsten Dinge, die in einfach jeder Beziehung an der Tagesordnung standen und machte sein eigenes Ding noch obendrauf. Ignorierte ihre Gefühle dabei und Chiharu hat ihn einfach immer machen lassen! Hat ihn angelächelt und ihn machen lassen was er liebte, obwohl er ihr ansehen konnte das sie einige Dinge absolut nicht wollte! Und er zog nicht die Bremse. Machte weiter und ließ sie damit ungewollt hinten runterfallen. Verletzte sie damit. Er hat sie…im Stich gelassen. Und das schmerzte. Wenn er damals nur eine Sekunde seinen verdammten Schädel eingeschaltet hätte und damit seinen dickköpfigen Stolz beiseite geschoben, dann hätte er all das mit ihr haben können. Dann wäre sie noch hier. Sie hätten eine Familie sein können. Doch er konnte nicht. Warum konnte er einfach nicht? Warum fühlte es sich damals nicht richtig an? Und noch spannender war die Frage: Warum jetzt? Wieso machte er sich in den letzten Tagen und gerade auch, solche Gedanken darüber? Doch es lag auf der Hand warum: Es war wegen diesem Ort.

Saku war in der letzten Woche so vielen Familien und Kindern ausgesetzt gewesen das es langsam etwas mit ihm machte. Gut er wurde noch immer systematisch von den Eltern der Kleinen ferngehalten, aber dennoch sah er wie viel Liebe und Glück bei ihnen herrschte. Wie sie es genossen eine Familie zu sein. Ihm wurde ganz anders wenn er die kleinen Krümel an sich vorbeihüpfen sah. Wie sie voller Unschuld im Wasser spielten und lachten als könnte ihnen die Welt nichts anhaben und als würden Mama und Papa alles von ihnen halten was auch nur versuchen könnte ihnen schaden zu wollen. Es war ein komisches Gefühl, was sich in seiner Brust breit machte, wenn er das alles sah. Es war ein Klopfen und warmes Kribbeln und selten konnte er sich ein Lächeln verkneifen wenn er die Kleinen sah. Er konnte wegen ihnen lächeln…Etwas was er noch nie zuvor so oft getan hatte wie er es machte seit dem er an diesem Ort war. War er doch eher dafür bekannt nicht zu lächeln und erst recht nicht dafür das er lachen konnte. Doch Saku wusste es. Es erschlug ihn förmlich wenn er diesen noch lange nicht fertigen Flieger vor sich in seinen Händen sah. Er wusste es…er hatte es verbockt. Denn in dem Moment wurde es ihm klarer als jemals zuvor…Er wollte eine Familie. Er wollte ein Kind. Einen Erben und dasselbe Glück was sie hatten. Er war schon immer ein Familienmensch gewesen. Doch musste er offenbar erst zweiundzwanzig werden und Chiharu verlieren um das zu begreifen. Aber nun war es vorbei. Dieser Zug war für immer Abgefahren und er hatte den Anschluss daran verpasst. Er fuhr vor seiner Nase weg und kam nie mehr zurück. Chiharu war tot…und Hana ein Junge. Kinder waren demnach etwas was er nie haben würde...Warum er gerade zu Hana rüber schwenkte? Nun denn in den letzten Tagen da wusste er es endgültig und das wo er dachte es schon länger zu wissen, aber nun hatte es sich an ihm verbissen. Die simple Erkenntnis...dass er Hana liebte.

Seit diesem Schuss am Strand und der Operation wusste er dass er in den blonden Bengel verliebt war. Denn da war etwas zwischen ihnen entstanden was er nicht fassen konnte und was sie miteinander verband. Doch egal was es auch war und so sehr er ihn auch liebte…er konnte es ihm nicht sagen, denn wenn er das tat, dann riss er einen Damm nieder der alles davor ertränken würde was dort aufgebaut war. Er würde Hana seine Welt komplett zerstören…und er selber wäre dann nicht mehr in der Lage zu gehen. Doch er musste gehen. Er gehörte nicht hier her. Und deswegen schwieg er und verbarg seine Gefühle. Tag für Tag…und er merkte wie schwer es wurde. Je mehr Tage vergingen…umso schwerer wurde die Last auf seinen Schultern. Der Drang diesen Damm einzureißen und Hana endlich zu sagen was er für ihn empfand, nagte an ihm. Doch wenn Saku etwas konnte, dann war es Schweigen. Was er viel zu oft getan hatte und zu gut beherrschte. Aber leider…war er nicht gut darin seine Gefühle zu verbergen. Mimik und Gestik machten da in der Regel nicht was er wollte und jeder der etwas Empathie besaß konnte ihn deshalb lesen wie ein offenes Buch. Doch er hoffte einfach mal das Hana nicht zu dieser Gruppe gehörte. Immerhin war der ein schrecklicher Holzkopf und brauchte manchmal etwas bis es bei ihm klingelte wenn es um Emotionen ging. Zumindest bekam der Pilot bei ihm dieses Gefühl. Entweder war es wirklich so, oder Hana war verdammt gut da drin seine Empathie nicht durchblicken zu lassen und hielt sich damit hinter dem Berg. Aber egal was es auch war, Saku hoffte einfach dass sein Geheimnis auch genau das bleiben würde, nämlich ein Geheimnis. Eines was er mit sich nehmen würde. Weg von dieser Insel…Und dieser Gedanke tat wieder weh, also musste er ihn sofort wegschieben.

Und so sah er weiterhin einfach nur den werdenden Flieger in seiner Hand an und seufzte erneut. In was…hatte er sich da nur mal wieder rein manövriert? Er hatte echt ein Talent dafür, was?

Wenigen Sekunden, nach seinem Seufzer, spürte er wie ihm etwas an den Hinterkopf donnerte. Es war ein leichter Klaps gewesen und nicht extrem fest, aber es langte um seine Aufmerksamkeit zu erlangen und er drehte sich mit dem Oberkörper etwas nach hinten. Sah über seine rechte Schulter dabei und zu der Person die ihn mit etwas beworfen hatte. Im Nu war er wieder im Hier und Jetzt angekommen und sah etwas verdutzt und ertappt zu dem Jungen hinter sich…der ihm wie immer einen mürrischen Blick entgegen warf. Es gab nur einen der ihm so einen mürrischen Blick zuwarf und noch die Arme dazu verschränkte während er dabei, in seinen Augen, so wunderschön aussah…und das war Hana. Er stand auch nicht weit weg von dem Piloten und schnaufte mal kurz Luft genervt aus der Nase. Der Kleine sah nicht beeindruckt aus und Saku wusste auch nicht was er nun wieder getan haben sollte um so einen Blick kassieren zu müssen. Aber das war auch egal, denn sein Blick und Fokus legten sich auf etwas völlig anderes…Und das war Hana selbst.

Der Blonde stand dort mit den Armen vor sich verschränkt und Saku konnte nicht glauben wie wunderschön er heute aussah. Normalerweise war der Junge, in vielerlei Dingen, sehr ungeniert. Besonders was seine freche Klappe betraf, oder auch sein Aussehen. Er machte nicht viel aus sich und meist trug er nur noch das Oberteil was er von Saku geschenkt bekommen hatte und eine Hose dazu. Das wo der damals sagte es wäre von Paku und noch dazu eine lockere weiße Hose mit Schläppchen. Seine Haare waren auch immer offen und wild, so dass sie ihm verspielt ins Gesicht hingen und man sicherlich kämpfen müsste um die Mähne auch nur ansatzweise zähmen zu können. Und besonders dass er das Oberteil von Saku trug, wurde speziell von Hao nicht gerne gesehen. Es entsprach nicht den Vorstellungen des Häuptlings und gehörte nicht zu ihrer Kultur, deswegen feuerte er so dagegen. Jedes Mal wenn er es sah bekam er einen Wutausbruch und wollte es seinem Sohn am liebsten vom Leib reißen und danach verbrennen. Aber Yoh verfügte über mehr Macht als es sich Saku auch nur im Geringsten vorstellen konnte und hielt damit seine schützende Hand über seinen Sohn. Das war der einzige Grund warum Hana es tragen konnte ohne gleich komplett verteufelt zu werden. Es war aber leider auch sehr übel zugerichtet worden, wegen all dem Blut seiner Verletzung und dann auch noch dort zerschossen wo der Bauch begann. So gesehen war es nur noch ein Lappen mit einem Loch. Dennoch wollte sich Hana partout nicht davon trennen, was dazu führte das Yoh keine andere Wahl hatte und die Dinge selbst in die Hand nahm. Er schnappte sich das Teil und flickte es wieder zusammen. Reparierte es. Selbst das Blut hatte er irgendwie komplett rausbekommen, was für Saku wie ein Wunder glich. Waren Blutflecken doch hartnäckig zu entfernen. Keine Ahnung wie Yoh das hinbekommen hatte. Aber wie gesagt: Hana trug das Oberteil jeden Tag seit er es bekommen hatte. Ihn ohne es zu sehen wurde eher die Seltenheit. Was Saku sehr erfreute, denn es zeigte dass Hana dieses Geschenk viel bedeutete…welches ja eigentlich von ihm kam. Aber heute…war das nicht der Fall gewesen und so wie Hana dort hinter ihm stand, da konnte Sakutaro nicht anders als kurz ganz leicht rot anzulaufen und ihn anzustarren. Denn er war schön.

Zum ersten Mal sah Saku den Blonden ganz anders gekleidet. Sogar noch mehr anders als sie sich kennengelernt hatten. Hana trug dieses mal nämlich eine schwarze, statt weiße Hose und wie immer die hellen Schläppchen dabei, von denen einer eben an Saku seinem Hinterkopf gelandet war um ihn zu wecken. Oberhalb trug der Kleine heute nichts und man konnte deswegen genau sehen wie zart er doch war und wie gut die Wunde schon verheilt war. Lediglich die Naht sah man noch und die Fäden, aber alles andere war wieder normal. Hana sein Körper war nicht flach und mickrig, sondern zart und mit sanften Muskeln übersät die ein Knabe in seinem Alter eher weniger hatte. Doch was den Piloten besonders bannte…waren seine Haare, denn Hana hatte zum ersten Mal seine blonden Haare nicht struppig und wild hängen, sondern hoch zu einem Zopf am Hinterkopf gebunden während ihm dabei noch einige Strähnen nach vorn, verspielt, als Pony ins Gesicht fielen. Er war so schön. Er war wunderschön und jetzt fiel Saku erst recht auf welch eine Schönheit der Kleine doch eigentlich war, wenn der Mal etwas aus sich machte. Obwohl es ja schon ungewohnt war ihn nicht so wild sondern eher „zahm“ hergemacht zu sehen. Vielleicht irrte er sich ja auch…aber Sakutaro hatte in der letzten Woche öfter das Gefühl bekommen das Hana sich verändert hatte. Es konnte auch an seinen Gefühlen für ihn liegen, also das er ihn deswegen anders wahrnahm, aber dennoch wirkte er plötzlich viel „femininer“ in seinen Augen als sonst. Er wirkte graziler und geschwungen an einigen speziellen Stellen. Sehnig und sanft wie ein Gepard. Wie eine wilde Blüte. War seine Hüfte breiter geworden, oder spinnte Saku nun komplett? Und warum war ihm das bisher nie aufgefallen? Also wie zart und leicht weiblich angehaucht Hana doch war. Immerhin kannten sie sich schon fast zwei Wochen. Auf jeden Fall starrte er den Jungen vor sich nur weiter an. Und das so wortlos dass es sogar Hana auffiel und der plötzlich etwas beschämt rechts neben sich runter sah und muffig dabei sprach:

„W-Was? Ja auch ich kann mich mal ordentlich hermachen…Glotz mich nicht so an Saku.“

Er wusste sofort was das sollte.

Ordentlich hermachen war noch nett ausgedrückt, denn er sah umwerfend aus. Der Pilot lief wieder dabei etwas beschämt rot an. Saku wurde aber durch die Worte plötzlich bewusst wie sehr er Hana gerade anstarrte und musste sich selber wieder aus dem System reißen. Was er dann auch tat indem er sich schnell abwand und wieder vor sich auf sein Geschnitztes in den Händen blickte, als er darauf antwortete:

„M-mach ich doch überhaupt nicht…Ich bin mehr schockiert darüber das du schon so früh auf den Beinen bist…Solltest du dich nicht noch etwas mehr erholen und ausschlafen Hana? Immerhin bist du angeschossen worden.“

Geschickt aus der Affäre gezogen.

Der Blonde legte den Kopf etwas mürrisch schief und starrte dem Älteren an den Hinterkopf als der das von sich brachte. Die Leier schon wieder, ja? Bloß nicht zugeben dass es ihm gefiel was er sah und er deswegen so gestarrt hatte. Typisch Saku. Hana war ja nicht blöd. Er wusste das Sakutaro ihn mochte, dass wurde allein in der letzten Woche, seit sie hier waren, immer klarer und war nun wirklich nicht mehr schwer zu erkennen. Es sei denn man hatte ein komplettes Brett vor dem Kopf, oder man war wie Hao und wollte nichts davon wissen und es um jeden Preis auch nicht so wollen. Aber es war offensichtlich geworden. In den letzten Tagen hatte sich Saku viel um ihn gekümmert, da Hana nicht wirklich viel laufen konnte und sich erholte. Er brachte ihm zusammen mit seiner Mutter Kräuter und half ihm sich wieder ans Laufen zu gewöhnen und auf die Beine zu kommen. Wenn auch erst nur in kleinen Schritten. Aber es gab noch so viel mehr was sie aneinander band, als bloß eine Rehabilitation von einer Schusswunde. Es waren Gesten. Kleine Gesten und Blicke geworden die Bände sprachen und Hana immer mehr das Gefühl gaben das Saku wirklich sowas wie tiefe Gefühle für ihn hatte und die nicht nur auf Freundschaft oder Pflichtgefühl beruhten. Und genau diese Dinge…machten ihn nervös. Er selber wusste nämlich nicht wo er dran war und was er damit tun sollte. Noch dazu machte es ihre Situation zusätzlich wesentlich schwerer und weis Gott nicht leicht.

Nach diesem einen verdammten Schuss hatte sich einfach alles geändert. Es war als hätte man Hana genommen und kopfüber in einen eiskalten See getunkt damit er endlich klar in der Birne wurde. Als hätte man ihn zerlegt und völlig neu wieder zusammengeflickt wie ein kaputtes Spielzeug. Nicht nur emotional sondern auch körperlich fühlte er sich anders. Er fühlte sich leichter und offener und an einigen Tagen dachte er er könnte Bäume ausreißen, nur um dann Stunden später wieder loszuheulen wie ungerecht alles doch war. Noch nie war es ihm so ergangen. Neue Gefühle waren in ihm erblüht. Knospen von der er dachte das sie niemals sprießen würden waren nun plötzlich erblüht und veränderten einfach alles. Er hatte sich in Sakutaro verliebt und konnte es ihm nicht sagen. Allein in der letzten Woche wurden seine Gefühle für diesen Trottel immer stärker und er merkte dass auch bei dem selbst etwas anders geworden war. Da war etwas zwischen ihnen, aber keiner konnte so genau fassen was es nun war und das sorgte für eine komische und unangenehme Anspannung zwischen ihnen. Nicht das sie sich anders verhielten und Abstand zueinander nahmen, nein das war nicht der Fall, aber sie wirkten meist angespannter untereinander. Als müsste man achten was man sagte um ja nicht entkommen zu lassen das man in den Anderen verliebt war und das war ein scheiß Gefühl. Als hätte sie die Rache eines Gottes persönlich erwischt und der trat dann auch noch mal ordentlich nach wenn man am Boden lag. Es war nicht toll und Hana wusste nicht was er tun sollte um das alles wieder etwas zu lockern. Er war in der Hinsicht auch sehr zwiegespalten. Auf der einen Seite wollte er dass es wieder so locker und frech wurde wie es immer zwischen ihnen gewesen war seit sie sich kennengelernt hatten. Aber auf der Anderen wollte er mehr als das. Er liebte diesen Mann und er wollte dass sich aus ihrer Beziehung zueinander mehr entwickelte als nur Freundschaft und Spaß. Hana wollte Liebe. Er wollte diesem Mann näher kommen und ihm sagen wie sehr er ihn liebte. Ihm sagen das er nicht gehen sollte und bei ihm bleiben. Doch er war nicht sonderlich gut mit Worten und sehr unsicher, so wie auch emotional verschlossen, deswegen wusste er nicht wie er da dran gehen sollte. Und dann war da noch…das er wusste das Saku gehen wollte. Der wollte nämlich nur so lange bleiben bis es dem Blonden wieder gut ging und sich danach wieder darum kümmern das er und seine Jungs nachhause kamen. An diesen Ort von dem Saku erzählt hatte das es „Japan“ hieß. Denn in den letzten Tagen hatte der Pilot endlich mal mehr über seine Heimat erzählt, so wie er es Hana immer versprochen hatte und es klang einfach nur bizarr.

Er und Yoh hatten Saku gelauscht und es klang wie aus verrückten Schriften und wie Märchen die man Kindern erzählte um sie zum Schlafen zu kriegen. Sakutaro sprach von „Gebäuden“. Das waren angeblich Wigwams die so hoch waren das sie in die Wolken reichten und nicht aus Stoff sondern Stein gebaut wurden. Das sie mit ihren „Vehikeln“ den Himmel und den Ozean erobert hatten und hinkonnten wo sie auch immer hin wollten. Aber er erzählte auch von Gewalt und Kriegen. Das Menschen sich gegenseitig umbrachten um an Nahrung und Land zu kommen und das war etwas was Hana sehr erschrak, denn sowas gab es bei ihnen nicht. In ihrem Dorf lebten alle in Frieden und brachten sich nicht um nur weil der eine ne Bohne mehr hatte als der Andere. Es war einfach nur bizarr und krank in den Ohren des Blonden. Und Saku erklärte ihm somit auch was er war. Was ER getan hatte. Nämlich das er genau in diese Spalte fiel und Menschen bekämpfte für ein Land in dem er lebte. Zuerst wusste Hana nicht wie er damit umgehen sollte dass dieser Mann, den er über alles liebte, andere Menschen umbrachte und das offenbar sogar verdammt gut konnte. Das er in einigen Schlachten gewesen war und es keinen Unterschied für ihn machte WEN er da über den Jordan jagte. Aber es änderte sich als Hana ihn dabei ansah…und er sah wie sehr es Saku quälte darüber zu reden und das er es bereute. Er war ein guter Mensch und offenbar hat er vieles davon nur getan um zu schützen was er liebte. Was ihm Hana nicht mal verübeln konnte, denn er…hatte sowas ja auch schon getan. Damals im Tal mit Onaya. Saku hatte für sein Zuhause gekämpft…und für Chiharu…Und genau das tat Hana weh. Nämlich zu wissen das sie noch immer so präsent in seinem Kopf war. Tja und dann war da wieder die Situation…das er gehen würde. Es hing wie ein Damoklesschwert über Hana und je gesünder er wurde umso näher kam dann auch schon die Zeit in der es einfach vom Himmel fallen würde um ihn dann schließlich aufzuspießen. Ihn zu töten. Doch Saku sollte nicht gehen. Er…er sollte bei ihm bleiben. Aber Hana wusste nicht wie er das ansprechen sollte. Was er tun sollte ohne komplett wie ein verliebter Trottel rüberzukommen. Es war schwer, also tat er das was er immer tat wenn Gefühle zu schwer wurden…er schwieg und drückte sie von sich weg. Genoss alles solange er konnte…Und das tat weh. Er fühlte sein Herz zerspringen bei dem Gedanken. Wie sollte er…ohne Saku weiterleben? Morgens aufwachen, ohne in dieses dumme Gesicht sehen zu können in das er sich so verliebt hatte? Das klang inzwischen unvorstellbar. Und wenn Saku ging…dann konnte man Hana auch gleich umbringen. Denn es war als würde man ihm einen Teil seiner Seele entreißen.

Hana schüttelte kurz darauf auch schon den Kopf und lief danach auf Saku zu, als er dabei sprach:

„Ich will nicht noch länger die Decke unseres Zuhauses anstarren. Langsam muss ich mal wieder anfangen mich mehr zu bewegen als nur einige Stunden am Tag. Und noch dazu nervt es. Es geht mir wesentlich besser Saku und ehrlich gesagt würde ich alles dafür tun um nicht wieder in diesen Wigwam zu müssen! Ich würde sogar lieber auf dem Acker Schnecken sammeln als noch länger da drin eingesperrt zu sein!“

Und das war ja an sich etwas was er nicht gerne tat. Also einmal das Schneckensammeln und dann noch weggesperrt zu werden, denn Hana liebte seine Freiheit sehr. Saku musste darauf sogar kurz schmunzeln, als er das hörte und fühlte wie sich ihm Hana von hinten näherte und dann dabei seinen rechten Schlappen wieder anzog, den er ja eben noch nach ihm geworfen hatte. Kurz darauf setzte sich der Blonde auch schon ebenfalls links neben ihn auf den Boden und sah zu ihm auf, als der Pilot darauf antwortete:

„Heh, wenn es nach DIR gegangen wäre, dann wärst du am liebsten bereits schon vor fünf Tagen wieder raus in den Dschungel gerannt um Tapire zu jagen…Du solltest deinen Körper mehr Ruhe gönnen und auf ihn achten Hana. Es gibt dir nämlich keiner einen Zweiten.“

Und da war was dran, denn Hana mutete seinem Körper wirklich viel zu viel zu. Doch da konnte man sich auch mit einer Muschel am Stand unterhalten, die hörte dann wohl noch eher zu als der Kleine, denn Hana wollte das in der Regel nicht hören und ignorierte es deswegen gekonnt. Zu hören dass er auf sich Rücksicht nehmen sollte und sein Körper nicht so konnte wie er selber gern wollte, dass machte dem Blonden mehr zu schaffen als er zugab. Und in Saku seinen Augen behandelte der Kleine seinen Körper nämlich gerne mal wie eine Maschine die gefälligst zu funktionieren hatte. Aber so einfach war das nicht. Hana war ein Mensch aus Fleisch und Blut und der Körper brauchte nun mal seine Zeit und Ruhe um sich zu regenerieren. Besonders da diese Schusswunde nicht ohne gewesen war. Was keine Schusswunde übrigens so an sich hatte. Saku konnte das alles aber dennoch verstehen, so dumm es auch war, denn Hana war sicherlich noch nie zuvor in seinem Leben so körperlich gefesselt gewesen wie in den letzten Tagen es der Fall war. So stark verletzt worden das es ihn beeinträchtigte und er deshalb nicht mal mehr laufen konnte. Dennoch war es erstaunlich wie taff der Kleine alles weggesteckt hatte und man konnte nicht leugnen das er auf dem besten Weg der Genesung war. Was auch sicherlich an der guten Fürsorge und der Behandlung seiner Mutter lag. Und so sehr er wollte das der Kleine seinen Hintern wieder in den Wigwam schob…war er doch froh ihn gerade bei sich sitzen zu haben und einfach nur mit ihm reden zu können. Nur sie zu zweit. So wie vor eine Woche.

Seit er hier war gab es diese Momente nicht mehr. Da Saku regelrecht von Silva überwacht wurde und Hao seinen Sohn meist im Blick hatte wie ein Falke, fanden die Beiden keine Zeit mal für sich zu sein. Sich zu streiten und anzumachen so wie immer. Der Ältere vermisste es ja schon fast. Die Tatsache dieses freche Gör anzubrüllen weil der mal wieder quer schoss und nur Ärger machte. Es gehörte einfach dazu. Besonders das trotzige Gesicht dabei. Wow…er vermisste es wirklich. Doch irgendwie…war es auch gut so wenn sie nicht viel alleine sein konnten, denn so konnte sein Herz auch nicht auf dumme Gedanken kommen und er sich von Hana etwas emotional distanzieren. Denn wenn sie so alleine waren…kamen in seinem Verstand nun mal dumme Gedanken auf. Dinge wie…Hana einfach so zu schnappen und zu küssen. Ihn zu kosten und ihm dabei wahrscheinlich sogar noch die Zunge in den Rachen schieben. Besonders gerade, wo sie so nahe nebeneinander saßen und sie keiner sehen konnte, da brachen diese sexuellen Gedanken förmlich über hin herein. Was eigentlich nicht so seine Art war, denn noch nie zuvor hatte er dieses Bedürfnis gehabt. Nicht mal bei Chiharu, die er ja bekanntlich auf Abstand hielt und sie sich nur so nahe kamen weil SIE das alles befeuert hatte.

Saku hatte damals auch mit ihr Sex gehabt und das war das erste Mal gewesen das er sich so fallen ließ und seine Deckung dabei vernachlässigte. Sich sein Hirn komplett ausknipste und er mehr gefühlvolle Emotionen rauskommen ließ als er es eigentlich machte. Doch warum hatte er das getan? Immerhin gab es öfter Situationen zwischen ihnen wo sie versuchte sich an ihn ranzumachen und er sie dann abblockte. Warum klappte es vor einigen Monaten so plötzlich das sie sogar Sex dabei hatten? War es…ihre Art gewesen? Chiharu war damals nämlich spitz und laut gewesen, ja sogar leicht aggressiv. Es erinnerte ihn plötzlich…sehr an Hana. Sie waren sich irgendwie ähnlich. Er…er war so ein Blödmann.

Hana sah derweil wieder etwas muffig zu ihm, während Saku in Gedanken verloren war und antwortete dann:

„Ich weis was mir gut tut Sakutaro. Mach dir keine Sorgen um mich.“

Keine Sorgen was? Heh, dieser Zug war schon lange abgefahren, denn Saku machte das schon automatisch ohne es wirklich verhindern zu können. Immerhin liebte er diesen Bengel. Und dann sah der Blonde zu dem was der Pilot da in seiner linken Hand hatte und blickte es erstaunt an. Blinzelte dann sogar mal kurz verdutzt. Das war…eine Schnitzerei, so wie es die meisten Männer in ihrem Dorf machten. Hana erinnerte sich. Hao hatte das auch mal gemacht als der Blonde noch klein gewesen war. Einen Holzvogel hatte er geschnitzt kurz nachdem Hana geboren wurde. Einen den er heute noch immer besaß, aber darum ging es gerade nicht sondern um den Punkt das…Warte mal…Saku schnitzte? Das war etwas was er von ihm so überhaupt nicht erwartet hätte und deswegen fragte er dann auch offen und ehrlich, als er zu dem Holz in Saku seiner linken Hand nickte:

„Du schnitzt? Ich wusste nicht dass du das kannst. Hielt dich immer viel zu grob dafür, hehe."

Frech, aber irgendwie auch ehrlich.

Sakutaro sah dann verdutzt zu ihm und dann wieder zurück zu dem Stück in seiner Hand. Was sollte das denn heißen? Hielt er ihn für so grob das er sowas feines etwa nicht hinbekommen würde?! Obwohl, er konnte es Hana nicht mal verübeln…immerhin war töten etwas was Saku besser konnte als alles andere und das war nicht gerade das was man als „fein“ bezeichnen konnte. Er schnaufte dann leicht genervt und antwortete ihm dennoch darauf sanft:

„Ja…Also ehrlich gesagt kann ich das auch nicht so wirklich. Is mehr so ein Versuch. Hab es ja auch noch nie zuvor gemacht. Aber ich wollte…Ach keine Ahnung…Ich hatte einfach mal Lust es zu probieren. Machen ja hier einige bei euch und offenbar hab ich mich angesteckt. Bin ja nun schon etwas länger bei euch und da färbt offenbar so einiges ab, was?“

Er sagte das mit einem leichten Schmunzeln und Hana sah ihn dabei genau an.

Das war es in der Tat und es war unglaublich wie schnell diese eine Woche an ihnen vorbeigehuscht war. Und ganz besonders das Sakutaro so ruhig dabei geblieben ist. Immerhin hatte der seit einer Woche nichts mehr von seinen Jungs gehört und konnte keinerlei Kontakt mit ihnen aufnehmen. Ihnen sagen dass es ihm gut ging. Er war ein Gefangener, auch wenn es sich wesentlich gebessert hatte, demnach ließ man ihn auch keinen Kontakt zu Außerhalb herstellen und hielt ihn an der kurzen Leine. Hana tat es weh. Besonders wenn er hörte wie Saku das eben gesagt hatte. Er klang nicht gut dabei. Da waren feine Töne von Trauer in seiner Stimme die offenbar nur der Blonde inzwischen hören konnte. Doch konnte er nicht ganz verstehen woher die Trauer genau kam. Doch eines dachte er sich wenn er ihn so sah: Saku musste…innerlich brechen vor Sorge um sie. Und dennoch blieb er taff und ließ er sich davon nichts anmerken. Ja wirkte sogar so entspannt dabei. Sicherlich war das aber auch nur möglich weil er ihnen mehr als allem anderen vertraute. Er wusste dass sie zurecht kamen und auf ihn warten würden, denn nur das konnte ihn so entspannt halten. Vertrauen…war etwas Wichtiges, wie?

Sakurai hatte viel bei ihnen im Dorf gesehen und sich, laut Silva und Mama, inzwischen sogar sehr gut eingelebt. Besonders für einen völlig Fremden und auf so eine kurze Zeit, war das erstaunlich. Das machte Hana irgendwie stolz und froh. Doch er musste sich auch eingestehen…dass es sicherlich nicht so bleiben könnte. So sehr er auch dagegen ankämpfte, es gab Dinge die das bekräftigten. Doch Hana war, in der Hinsicht, ungewöhnlich egoistisch. Also wenn es um den Piloten ging. Denn er wollte Saku für sich und das dieser bei ihm blieb. Aber wie…wie konnte er das tun? Besonders…wenn er ihn damit vielleicht sogar verletzten würde. Denn um nichts auf der Welt wollte er diesen Mann verletzten. Er liebte ihn, also was war dann gerade die richtige Lösung? Die richtige Entscheidung? Seine Mama sagte einst zu ihm: wenn man jemanden liebt…dann musste man auch loslassen können, Besonders wenn es dem Anderen nicht gut tat was passierte. Doch Hana wusste es nicht. Er wusste nicht was Saku gerade gut tat. Oder was er wollte. Er spürte diese emotionale Nähe und wie Saku ihn fühlen ließ das er gerne bei ihm war. Worte, Gesten, Mimik, wie er ihn dabei anlächelte und ansah. Alles sprach Bände die gutes aussagten. Aber dann spürte er auch diese Distanz zwischen ihnen und wie der Pilot ihn damit gezielt auf Abstand hielt. Der Kleine wusste was er wollte…Aber wusste Sakutaro das auch? Er wollte diesen Mann nicht loslassen. Aber um nichts auf der Welt wollte ihn verletzten und zu etwas zwingen was er nicht wollte. Nicht mehr. Diese Zeit zwischen ihnen, in der man dem Anderen was aufzwang, war in dem Moment gestorben als dieser Schuss Hana zerrissen hatte. Dieses Loch in seinen Bauch schmetterte. Seit der Sekunde stand seine ganze Welt Kopf. Dieser Mann...hatte ihn so verändert. Saku hatte ihn so verändert.

Weswegen er plötzlich etwas frech lächeln musste. Besonders wenn er das in Saku seinen Händen sah...Manche Dinge ändern sich aber echt nie, was? Egal was auch kam. Hana wollte die Situation dann etwas entspannen und sprach deswegen:

„Das war ja so klar dass du einen verdammten Zero schnitzt. Du und diese Schrottkiste…“

Gutes Auge.

Es war zwar noch lange nicht so weit das man wirklich sagen konnte das es mal ein Zero werden würde, aber Hana kannte seinen Saku ja inzwischen recht gut um es besser zu wissen und so langsam nahm das Holzstück ja auch die Form eines Fliegers an. Er und dieses Teil waren einfach unzertrennlich. Sagte man seinen Namen schwang immer der Flieger irgendwo mit. Das und diese Fliegerbrille waren sein Markenzeichen gewesen. Und dennoch…fiel ihm plötzlich ein wie wenig er doch über ihn wusste. Denn wenn man es so sah dann wusste Saku wesentlich mehr über Hana und sein Zuhause, als der über ihn. Sicher wusste der Blonde inzwischen das er aus einer komischen Welt namens Japan kam und das er ein Pilot war der mit seinem Zero Kämpfe austrug. Das er eine verstorbene Freundin mit dem Namen Chiharu hatte und das seine Jungs seine Familie waren. Aber da hörte es auch schon auf und das war nicht wirklich viel. Er wusste nicht woher er aus diesem Japan kam, wie sein Zuhause so gewesen war, wer seine Eltern waren und wie er aufgewachsen war. Und das tat Hana plötzlich sehr weh, denn er wollte jetzt all das wissen. Er wollte ihn „kennenlernen“, den wahren Sakutaro kennenlernen und wissen wer er war. Doch irgendwie…hatte Hana das Gefühl das ihm dafür langsam die Zeit davon rannte…Das es vielleicht schon zu spät dafür war.

Sakutaro schmunzelte wegen den Worten des Blonden und sah dann ebenfalls wieder auf und zu Hana, als er frecher konterte:

„Hey diese Schrottkiste ist ein Teil von mir, klar? Sie…sie bedeutet mir sehr viel…“

Und da war es. Der Kleine konnte selber kaum glauben was da gerade passierte, denn das war die Eintrittspforte auf die Hana so lange gewartet hatte. Er sah sie förmlich vor sich wie sie mit hellen Lichtern vor ihm aufschimmerte und groß, so wie auch breit, darüber stand: FRAG MICH JETZT BEVOR ES ZU SPÄT IST! Es wurde ihm förmlich serviert, weshalb er sich wunderte. Und er machte das. Er nutze diese Chance, denn vielleicht bekam er keine Zweite mehr.

Der Blonde sah darauf wieder aufmerksam zu ihm und fragte mutig und bestimmt:

„In wie fern ist der ein Teil von dir?“

Zu viel. Viel zu viel.

Als ihn Hana das fragte war dies der Moment wo Sakutaro schlagartig wieder den Blickkontakt abbrach und vor sich auf den Boden sah. Fast so…als hätte er bereits zu viel gesagt. Ihn zu nah an sich ran gelassen. Tja und Hana bemerkte das. Er fühlte wie der Ältere sich wieder versuchte zu distanzieren, aber dieses Mal wollte der Blonde das nicht zulassen. Dieses Mal nicht. Bitte nicht. Bitte lass mich nicht draußen im Regen stehen und rein. Lass mich rein und öffne mir die Tür. Ich reiße meine Wände für dich ein…Warum kannst du das nicht auch? Was...bin ich für dich? Hana flehte das förmlich innerlich. Doch so sehr er das auch spürte er ließ nicht nach und sprach etwas frech und spitz, um die Lage zu lockern:

„Was? Denkst du echt dass du mich noch immer so auf Abstand halten musst und mir nicht sagen kannst was los ist, obwohl ich schon angeschossen wurde und nur wegen dir noch hier bin? Du hast mir mein Leben gerettet Saku…Ich…ich vertraue dir. Kannst du mir nicht auch wenigstens ETWAS vertrauen? Ist das wirklich so schwer?“

Und das waren harte Worte für den Älteren. Härter als sie es vielleicht hätten sein sollten, denn es traf ihn persönlich. Saku kämpfte mit sich. Das hatte nichts damit zu tun. Er vertraute Hana. Natürlich vertraute er ihm! Aber…Aber er konnte nicht einfach so über seinen Schatten springen. Einfach alles hinter sich lassen was er erlebt hatte.

Sakutaro hatte viel mit ihm geredet und ihm Dinge aus seiner Heimat erzählt, so wie versprochen. Aber sobald es um persönliche Sachen ging, um Gefühle und seine Familie, da schwieg er wie das berühmte Grab. Er riss einfach seinen Wall nicht nieder und verbunkerte sich in einer Festung von Verlustängsten und Schmerz. Er ließ Hana nicht rein. Doch der hatte das Gefühl das der Ältere das irgendwo wollte, aber einfach nicht den Absprung schaffte. Doch was sollte Hana tun…um ihm die Sicherheit zu geben das es okay war? Das es okay war seine Tore zu öffnen. Er musste ja nicht gleich den ganzen Wall einreißen, dass erwartete er auch nicht von ihm. Aber er sollte wenigstens eine Lücke ermöglichen durch die Hana eindringen könnte um ihn zu finden. Denn er war sich ziemlich sicher, dass hinter diesem Wall aus Angst, Schmerz und Trauer, ein kleiner Junge saß der sich nichts lieber wünschte als gerettet zu werden. Der weinte und verletzt war. Und Hana wollte diesen Jungen finden. Er wollte ihn retten. Dieses kleine, weinende Kind finden, seine Hände fassen und ihm auf die Beine helfen. Ihm sagen dass alles gut werden würde und er keine Angst mehr haben müsse. Das er sich nicht mehr verstecken muss. Er wollte diesen kleinen Jungen drücken und ihm damit das geben was er mehr brauchte als alles andere…nämlich Liebe und Verständnis. Jemand sein bei dem er sich fallen lassen konnte und der Saku auffing wenn der an seine Grenzen kam. Doch wie sollte er das werden…wenn Sakutaro ihm dazu nicht mal eine Chance gab? Sich weiterer hin selbst wegsperrte und in Ketten legte. Sich... seine Flügel stutzte und seine Flugfedern persönlich raus zupfte. Noch nie zuvor wollte Hana jemanden so sehr helfen wie ihm. Und das war für den Kleinen ein gewaltiger Schritt in seiner Entwicklung, denn früher…da war ihm einiges egal gewesen. Doch nun wurde er erwachsen. Es war ein gutes Gefühl. Und das hatte er nur Sakutaro und seinen Jungs zu verdanken.

Die Stille wurde derweil einfach unerträglich.

Saku fand offenbar einfach nicht den Mumm zu antworten und sah nur weiter vor sich auf den Boden. Er schien so weit weg und in Gedanken zu sein. So weit weg wie Hana ihn schon mal gesehen hatte, nämlich damals am Strand kurz bevor er angeschossen wurde. Was dachte er? Womit…kämpfte er gerade wieder, denn der Blonde sah ihm an das er mit sich kämpfte. Doch wo gegen genau kämpfte er in sich? Vielleicht wieder…wegen ihr…Es war zum verzweifeln und Hana gab es sogar wieder auf. Er sah ebenfalls weg und vor sich auf den Boden weil einfach nichts passierte. Es war wie immer: Saku machte dicht und mauerte gleichzeitig noch oben drauf. Er ließ Hana nicht rein. Es tat weh…zu wissen dass die Person, die man liebte, einem nicht vertraute. Und so langsam hasste Hana sich immer mehr dafür dass er diese Gefühle überhaupt erst zugelassen hatte. Warum nur…musste er sich verlieben? Es tat so weh. Besonders wenn man spürte das der den man liebte auch etwas für einen über hatte, aber dieser einen dennoch bewusst auf Abstand hielt. Er konnte das nicht. Wenn Liebe so weh tat und für Probleme zwischen ihnen sorgte, dann sollte sie verdammt noch mal wegbleiben! Und es brachte nichts. Er würde nicht antworten. Doch genau in dem Moment, wo er einfach aufstehen und gehen wollte…da passierte es endlich. Es passierte das Unglaubliche...und Saku packte aus:

„...Ich hab ihn selbst zusammengeflickt.“

Sprach er plötzlich und Hana sah erschrocken rechts zu ihm auf. Was? Was hatte er da eben gesagt? Er war so erstaunt darüber, dass Saku überhaupt was sagte, dass er komplett verpeilt hatte was er gerade erzählte. Aber zum Glück lächelte der auf einmal sanft neben ihm zum Boden und sprach darauf weiter:

„Mein Zero bedeutet mir so viel weil ich ihn wieder auf Vordermann gebracht habe. Damals als ich noch ganz frisch im Militär war und keiner daran glaubte dass das Teil je wieder fliegen würde. Aber ich hab es geschafft. Ich hab ihn wieder in die Luft bekommen und seit dem ist er etwas auf das ich mich immer verlassen konnte…Hana ich...ich war schon immer fasziniert von der Tatsache gewesen sich wie ein Vogel hoch in den Himmel zu erheben. Ich wollte schon immer fliegen können. Einmal weil es toll sein musste so weit oben zu sein und frei den Wind zu fühlen. Und dann noch…weil ich so vor Dingen fliehen könnte die ich nicht wollte. Zumindest dachte ich das immer als Kind.“

Hana sah ihn erstaunt an und drehte sich etwas zu ihm. Er hörte ihm zu und schenkte ihm seine volle Aufmerksamkeit, denn endlich war das passiert was er immer wollte…Saku redete mit ihm über etwas Persönliches und nun wollte er noch mehr über ihn wissen. Endlich ließ Sakutaro ihn ein Teil seiner Gefühle und Vergangenheit werden. Und das war toll. Es machte Hana sehr glücklich. Also lauschte er weiter und Saku packte weiterhin aus:

„Als ich in deinem Alter zur Armee ging war ich genauso wie du. Naja...vielleicht sogar noch schlimmer, wenn ich ehrlich bin. Ich war barsch, gezielt und wusste genau was ich wollte. Heh, ich hatte einen verdammten Dickkopf und versuchte den bei jeder Situation, die sich ergab, auch durchzusetzen. Ich war…aggressiver und voller Frust. Was nur deswegen kam weil ich so vollgestopft mit Trauer und Ungerechtigkeiten war. Das war meine Art damit umzugehen. Ich schlug um mich und machte es vielen damit nicht gerade leicht an mich ranzukommen. Einzig Chiharu und meine Mutter waren die Einzigen dich mich wirklich verstanden und mit mir wussten umzugehen. Und erst später lernte ich Sugiura, Katsura, Matsumoto und Paku kennen und die nahmen mich auch gleich so wie ich war. Ich lernte sie beim Militär kennen und sie…sie wurden zu meiner Familie...Hana du weist es nicht, aber ich wollte schon immer einen Zero fliegen. Ich war nicht so simpel gestrickt dass ich einfach nur fliegen wollte egal mit was. Nein, es sollte genau DIESER Flieger sein und kein anderer.“

Dieser und kein anderer...

Hana legte den Kopf schief und fragte darauf:

„Warum ausgerechnet der?“

Und das war der Moment wo Saku wieder links zu ihm sah und plötzlich stolz lächelte.

„Weil er der „Samurai der Lüfte“ ist. Oder eher mehr sein Pilot sich so betiteln durfte.“

Der Blonde runzelte die Stirn, denn er hatte keine Ahnung wovon der Ältere da sprach. War das etwas besonderes? Weswegen er auch gleich fragte:

„…Was ist ein Samurai?“

Saku lächelte wieder etwas breiter und sah dann auf das Stück Holz in seiner Hand. War klar dass er keine Ahnung davon hatte. Woher auch? Das war...so Typisch Hana. Aber das war auch okay und so wie es sein sollte. Denn so kannte er ihn. Also klärte er ihn auf:

„Weist du bei uns in Japan ist ein Samurai ein edler Krieger. Die Samurai waren Krieger im alten Japan. Das Wort bedeutet „Diener“ oder „Begleiter“ und sie gehörten dem Kriegeradel an, einem wohlhabenden und angesehenen Teil der Gesellschaft. Fast alle Samurai hatten einen Herrn, dem sie treu ergeben waren. Diese Herrn nannte man Shōgun. Das waren aber nicht nur Armeechefs, denn meist waren sie sehr wohlhabend noch dazu und herrschten über einen der Kleinstaaten, aus denen Japan früher bestand. Unterstand ein Samurai aber keinem Shōgun, wurde er als Rōnin bezeichnet. Ein Abtrünniger, oder Ehrenloser. Zu ihrer Ausrüstung gehörte meist ein Katana, ein langes, scharfes Schwert. Andere waren aber auch mit einem Speer oder Pfeil und Bogen bewaffnet und um ihren Körper zu schützen trugen sie eine Rüstung. Sie folgten einem Verhaltenskodex, dem Bushidō. Dazu gehörten Tugenden wie Höflichkeit, Treue, Mut und Bescheidenheit. Außerdem waren sie sehr darauf Bedacht, ihr Gesicht zu wahren. Was sich besonders damit zeigte dass wenn sie in einer Schlacht verloren hatten, sie oft Seppuku begingen, den rituellen Selbstmord, um der Schande zu entgehen.“

Hana lauschte gespannt. Sowas hatte er ja noch nie zuvor gehört. Es war faszinierend. Dennoch verstand er das nicht ganz. Es ging hier doch um Menschen, oder? Was hatte also bitte ein Zero mit all dem zu tun? Er runzelte weiter nachdenklich die Stirn und als Saku wieder links zu ihm sah konnte der förmlich sehen wie sich die Zahnräder in Hana seinem Schädel drehten und der versuchte sich einen Reim darauf zu machen. Es war schon irgendwie goldig anzusehen. So das Sakutaro kurz sanft auflachte und dann fragte:

„Was? Über was denkst du nach du Holzkopf?“

Es kam so unerwartet und Hana lief deswegen auch sofort leicht rot an und muffte dann:

„N-Nenn mich nicht Holzkopf, du Blödmann! Ich versuche das alles zu verstehen, okay?! Immerhin komm ich nicht aus dieser verrückten Welt so wie du! Ich versuche zu verstehen warum du das auf deinen Zero beziehst! Verdammt noch mal gib mir ne Pause! Mann du bist so anstrengend Sakutaro..."

Saku schmunzelte. Wirklich? Heh, aber da kannte er noch jemanden der SEHR anstrengend war. Doch er war mal nicht so und erlöste Hana von seinem Grübeln:

„Warum ich das auf meinen Zero beziehe? Ganz einfach: weil ein Zero genau das verkörpert was ein Samurai nämlich auch war. Er war ein Beschützer und Diener Japans, der sich aber auch nach seinem Versagen dann selbst aus dem Verkehr zog. Obwohl viele meinen Zero wahrscheinlich eher als Mordwaffe sehen würden, als alles andere. Ich habe…diesen Flieger gesehen und mich sofort damit verbunden gefühlt, Hana.“

Der Blonde wurde wieder ruhig und sah ihn blinzelnd an. Fragte dann schließlich darauf:

„Hm? Wieso das denn?“

Und das war eine berechtigte Frage. Doch zuerst stockte der Ältere auf die Frage und war still geworden. Dann sprach er aber dennoch weiter. Er war nun eh schon soweit gekommen, also warum nun aufhören zu erzählen? Er antwortete dann:

„Nun weil…weil ich mich auch schon immer so sah…Meine Mutter sah mich schon immer als ihren Samurai an. Das färbte wohl irgendwie ab. Sah mich als die Person die ihr Treue schwor und sie beschützte und das wo ich noch so klein gewesen war. Ich ging zum Militär weil ich wollte dass es meiner Familie gut ging, denn wir hatten nämlich nicht besonders viel. Ich wollte das was ich habe um jeden Preis beschützen und bewahren…Griff nach jedem Grashalm wenn es dadurch die Hoffnung gab mein miserables Leben und das meiner Familie zu verbessern. Und genau das macht ein Zero auch. Er ist seinem Land verpflichtet und beschützt die Bevölkerung vor allem was ihr schaden will. Ein Zero ist in den richtigen Händen eine Ein-Mann-Armee. Er verfügt über unglaubliche Stärke, aber ist deswegen auch genauso zerbrechlich und sterblich wie ein Samurai auf dem Schlachtfeld es gewesen war. Er ist die beste Waffe seiner Zeit und ich…ich wollte ihn zähmen, weil ich so das Gefühl bekam ich würde auch dann mich besser verstehen und zähmen lernen. Würde lernen mehr zu werden und was aus mir zu machen. Viele hielten mich deswegen für bescheuert sowas fliegen zu wollen, denn immerhin waren diese Flieger dafür bekannt dünn wie Papier zu sein und wurden dann doch eher nur genutzt um sich in die Reihen der Feinde zu werfen als alles andere. Als wirklich durchzuhalten. Wir sind…menschliche Bomben im Dienst unseres Landes…“

Was waren Bomben? Und was meinte er mit: sich in die Reihen der Feinde werfen? Hana verstand das nicht ganz und harkte deswegen auch präzise nach:

„Was…was meinst du mit: „in die Reihen der Feinde werfen“, Saku?“

Er verstand das nicht und Sakutaro sah ihn darauf ernster an, so das Hana erst dachte er hätte etwas komplett Falsches gefragt. Doch dem war nicht so, denn es war ein Fakt…das Saku eine menschliche Bombe des Militärs war und deswegen erzählte er auch weiter. Denn er wollte dass der Kleine es verstand.

„…Wie ich es bereits sagte: Man stürzte sich auf den Feind und brachte sich damit selbst um…Hana, ein Zero ist dafür gedacht sich selbst zu zerstören, wenn es kritisch wird. Das bedeutet: wenn du auf dem Schlachtfeld nicht weiter kamst, oder so angeschossen wurdest das nur noch Flucht dich retten könnte, dann hast du dich, mitsamt deinen Flieger, in den Feind geworfen, bevor du Schande über dich bringst geflohen zu sein. Du hast dich damit selbst umgebracht in der Hoffnung noch genug andere mit in den Tod reißen zu können. DAS ist unsere Pflicht als Zero-Pilot. Wir opfern uns für unser Land, auf den Befehl unseres Generals hin, um wenigstens noch etwas Schaden anzurichten und anderen damit eine Chance zu geben. Eine Chance vielleicht doch noch weiter zu kommen als wir es konnten. Es ist ein ehrenhafter Tod von dort wo ich herkomme und wir werden sogar noch als Helden gefeiert nach unserem Ableben…“

Und als er das hörte war es als würde Hana ein Stein erschlagen. Innerhalb von Sekunden, wo er diesen letzten Satz hörte, da gingen ihm so viele Dinge durch den Kopf. Auf der einen Seite war da die Fassungslosigkeit durch die Worte die er vernommen hatte. Ihm wurde bewusst wie bescheuert das doch war, denn noch nie zuvor hatte er von sowas gehört, also das sich jemand darauf einließ sein Leben einfach so wegzuwerfen ohne großartig darüber nachzudenken und das dann auch nur weil ein Dritter dies von dir verlangte. Aber noch verabscheuenswürdiger fand Hana den aller letzten Satz von Saku. Den: das sie als „Helden“ gefeiert werden. Wo war daran denn bitte etwas Heldenhaftes?! Zumindest in Hana seinen Augen konnte er darin keinen Sinn sehen. Und erst recht keine heldenhafte Sache. Wenn sich jemand bewusst in einen Kampf stürzte und sein Leben wegwarf, obwohl man sehen konnte dass es aussichtlos war, dann hatte das für ihn nichts mit Heldentum zu tun. Es war einfach nur bescheuert und selbstmörderisch. Was nütze es einem denn bitte noch als Held gefeiert zu werden wenn man weg war?! Wenn man bereits die Blumen von unten sah. Es war verrückt. Aber auf der anderen Seite…konnte er verstehen warum speziell Saku sich für diesen Wahnsinn einschrieb. Immerhin hatte er es ja auch schon gesagt. Er machte das…weil er seine Familie beschützen wollte und das es ihr gut ging. Es war ehrenhaft und unterstich mal wieder was für ein guter Mensch er doch war und wie groß sein Herz doch sein konnte. Aber was nütze es ihm bitte wenn er dabei drauf ging und die Familie somit allein ließ?! War es das denn wirklich wert? Denn Hana fand es persönlich viel schlimmer…Menschen zurückzulassen die einen liebten.

Er verstand das alles einfach weiterhin nicht und sah demnach Saku auch so fassungslos und erschrocken an. Der Ältere dagegen sah förmlich wie sich in Hana seinem Kopf alles prozessierte und seine kleinen Zahnräder versuchten das zu verarbeiten und zu sortieren. Ihm war klar dass der Kleine es nicht verstehen könnte, immerhin kam er aus einer ganz anderen Welt…wo dieser Wahnsinn nicht herrschte. Und das war auch okay. Saku hoffte…das Hana das niemals erfahren würde. Deswegen lächelte er nur sanft zu ihm und fragte:

„Was? Was geht dir durch den Kopf? Etwa wie bescheuert ich doch bin und wie lebensmüde zugleich? Ich könnte es dir nicht mal verübeln, wenn du das gerade von mir denkst Hana.“

Denn nichts anderes kannte er sein Leben lang…

Dennoch, in seiner Stimme klang etwas Freches hervor, aber seine Augen sagten das weis Gott nicht aus. Denn in ihnen…konnte man die Trauer sehen. Und wenn Hana einfach nur Hana gewesen wäre, in dem Moment zumindest, dann hätte er dem auch zugestimmt. Er hätte genickt und Saku direkt vor den Latz gedonnert wie bescheuert er doch war und wäre dabei noch aus der Haut gefahren, wie er es besonders gut konnte wenn er etwas nicht verstand. Aber Hana…hatte sich verändert und demnach war ein ganz anderer Gedanke da als Sakutaro anzufahren. Denn er wusste es. Hana wusste…das Sakutaro nicht hören wollte wie bescheuert er in der Hinsicht doch war. Das wusste er ja selber besser als jeder andere und das konnte man ihm genau ablesen. Er war sich dessen bewusst. Hana fühlte das…und wusste plötzlich was er zu sagen hatte, ohne lange darüber nachzudenken. Denn es war ein Gefühl geworden. Zu fühlen…wie er mit ihm zu reden hatte. Er lächelte deswegen frech, aber dennoch sanft zu ihm und gab danach von sich:

„Weist du…ich tappe nicht mehr in diese Fallen hinein, Sakutaro. Zumindest nicht in diese.“

Saku sah ihn nach dem Satz etwas verdutzt an. Verstand den Sinn nicht und fragte:

„Was? Wie meinst du das?“

Doch es war so simpel. Und das wurde ihm dann auch bewusst…als Hana es ihm sagte:

„Naja ich kenne dich inzwischen sehr gut. Also das würde ich mal ganz frech von mir behaupten. Auch wenn du nicht immer alles mit mir teilst und ich nur ein kleines Fragment deines Leben kenne, so kenne ich den Mann den ICH hier bei uns kennengelernt habe. Weist du…mein altes Ich hätte dir zugestimmt. Ich hätte hier gesessen und dich für bescheuert abgestempelt. Und wenn ich ehrlich bin…kann ich noch immer nicht genau verstehen warum man gern freiwillig seinen Leben wegwirft. Besonders dann wenn es offenbar keinen Unterschied machen würde ob man es tut oder nicht. Nenn MICH bekloppt, aber ich werfe mein Leben nicht einfach so weg. Ich bin ein Mensch dem sehr viel an seinem Leben liegt und der alles dafür tut um zu überleben. Auch wenn ich vielleicht, so hin und wieder mal, Aktionen bringe die nahe an das kommen was ich bei dir als „bekloppt und lebensmüde“ bezeichnen würde. Wo ich dir vielleicht sehr ähnlich bin. Aber dennoch…ich hänge sehr an meinem Leben Sakutaro. Und ich kann mir gut vorstellen dass DU das auch tust. Doch ich denke habe es teils verstanden. Also zumindest denke ich das. Der Unterschied zwischen dir und mir ist…das du dich für andere, ohne zu zögern, sofort opfern würdest. Du bist ein Teamspieler und schreckst nicht mal davor zurück dein Leben für etwas wegzuwerfen an das du glaubst und für die die dir wichtig sind. Ich dagegen…ich bin in der Hinsicht egoistisch und würde das nicht so leicht tun. Ich hätte das NIE getan. Doch ich habe mich verändert und inzwischen…verstehe ich warum man das für jemanden tun möchte. Auch wenn ich damit noch immer kämpfe und dreimal darüber nachdenken würde bevor ich mich opfere. Aber ich verstehe es…und das habe ich DIR zu verdanken. Denn seit du bei mir bist habe ich mich verändert und tue es noch immer. Du zeigst mir Dinge und Gefühle die ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen oder gespürt habe. Ich wachse an dir und bin nicht mehr ganz der kleine, dumme Junge der ich vor fast zwei Wochen noch gewesen bin. Erstaunliche Wandlung, was? Was ich eigentlich nur sagen wollte: Ich verstehe deine Gründe und ich akzeptiere sie auch. Nie würde ich diese als bescheuert abstempeln. Besonders…wenn ich fühlen kann warum du das getan hast. Du hast mich verändert. Und vielleicht…vielleicht hab ich dich auch etwas verändert…Oder?“

Sie saßen einfach weiterhin nur da und sahen sich still dabei an.

Sakutaro ließ seinen Blick nicht eine Sekunde von Hana seinen Augen abweichen und versuchte genau zu verstehen was er, in jenem Moment, von diesen ablesen konnte. Denn eigentlich hatte er sehr gut gelernt bei anderen abzulesen was in ihren Köpfen vorging. Er war kein Hellseher, aber über die Jahre hatte man so seine Tricks und Techniken gelernt um von anderen ihre Handlungen vorauszusehen. Auch wenn ihn die Meisten dafür nicht lange genug in die Augen sahen. Denn der Pilot hatte an sich einen sehr stechenden Blick. Das war etwas was er schon von klein auf hatte und was auch irgendwie etwas seinen Charme und seinen Sexappeal förderte und nicht bloß sein Körper allein. Er besaß starke und hübsche Augen. Aber dennoch war es genau dieser stechende Blick, der in gewissen Fällen auch wie eine Klinge sein konnte, welche Menschen von ihm fern hielt. Das war unter anderem auch einer der Gründe warum Saku einem nie lange in die Augen sah. Warum er keinen festen Blickkontakt aufbaute um Bindungen zu erschaffen. Er wollte nicht aufdringlich rüberkommen und er wusste…das er mit diesem Blick verletzten konnte, gerade weil andere ihn dadurch nicht einschätzen konnten und dachten er wäre sauer oder meist angepisst. Doch bei Hana…hatte er dieses Gefühl nicht. Noch nie gehabt. Dieser Junge vor ihm…war mit der Einzige dem Saku lange in die Augen sehen konnte und das ohne Angst haben zu müssen er würde ihn falsch verstehen. Denn nicht mal bei seinen Jungs…konnte er so intensiv und lange in die Augen blicken wie er es bei Hana gerade tat. Und er hatte recht. Der Kleine hatte recht, denn es war etwas zwischen ihnen passiert…nämlich das sie sich BEIDE verändert hatten. Und Hana wusste es ganz bestimmt, ganz egal wie sehr Sakutaro auch versuchte damit hinter dem Berg zu bleiben und es zu verheimlichen. Er sah es wenn er ihm in die Augen sah. Dieser Junge vor ihm wusste…das Saku Gefühle für ihn hatte. Genauso wie Saku wusste…das Hana Gefühle für ihn hatte. Es war nicht mehr abzustreiten. Vielleicht hatte er dem Kleinen wirklich etwas besser die Bedeutung von „Selbstlosigkeit“ beigebracht. Aber was Hana ihm dafür beigebracht hatte, was er ihn wieder lehrte, war so viel mehr gewesen als das was ER ihm bisher gab. Denn es war Vertrauen in Andere und vor allem…wieder Nähe zuzulassen. Denn das hatte er ihm durch seine Taten beigebracht. Und das von Anfang an seit er hier auf der Insel war.

Hana hatte ihn nie aufgegeben. Seit sie sich kannten hing dieser Bengel an ihm und suchte seine Nähe. Und es war völlig egal aus welchen Gründen er das am Anfang auch getan hatte, denn das Ergebnis war das Selbe: Sie lernten dadurch Vertrauen zueinander. Mit seiner frechen, arroganten und verbissenen Art hatte sich Hana an Sakutaro festgezwackt wie ein Blutegel. Und in der Hinsicht war er wahrscheinlich sogar offener gewesen als der Pilot selbst, denn Hana wollte mehr über ihn wissen und war neugierig. Saku dagegen wollte ihn nur loswerden und sich wieder stur zurück in das verkriechen was er besser konnte als alles andere. Sich verkriechen in seiner Sicherheitszone, nämlich dem Töten und dem Militär dienen. Doch Hana hatte ihn da rausgeholt und geöffnet. Zwar nicht auf die feinste und sanfteste Art, aber er hatte es dennoch getan. Und zum ersten Mal in seinem Leben…war Sakutaro froh auf dieser Insel gebruchlandet zu sein. Das es keinen Weg so schnell von dieser runter gab und man ihn damit in Ketten legte. Ihn in Ketten legte damit Hana kommen konnte um ihm etwas beizubringen. Etwas was er verlernt hatte und von dem er sich, nach Chiharu ihrem Tod, abschottete. Und es war nicht nur die Fähigkeit wieder Vertrauen zu können…sondern auch das was er sein Leben lang gesucht hatte. Was er einst hatte, aber es nicht wertschätze und deswegen später sogar verlor. Nämlich geliebt zu werden wie man war. Einzig seine Mutter und Chiharu hatten ihm das in so einem starken Ausmaß gegeben und er hatte dennoch beide verloren. Er hatte sich nicht richtig um sie gekümmert und so verloren. Hätte seiner Meinung nach mehr tun müssen!

Doch dann fiel ihm etwas auf. Es fiel ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen und er verstand es. Dieses Gefühl…Er hatte dies auch von seinen Jungs bekommen, denn die hatten ihn auch so akzeptiert und geschätzt wie er war. Sie liebten ihn ebenfalls, auf ihre verrückte Art und Weise vielleicht, aber dennoch liebten sie ihn, denn sonst wären sie nicht bei ihm geblieben und mit ihm durch Dick und Dünn gegangen. Und somit verstand er es besser. Sakutaro sehnte sich also nicht wirklich danach geliebt und akzeptiert zu werden wie er war…sondern nach Liebe an sich. Sein Leben lang dachte er er würde nach etwas suchen wo er sein konnte wie er war, aber das stimmte nicht ganz. Alles was er gesucht hatte…war der Teil von ihm der fehlte. Nämlich Liebe. Keine mütterliche, oder freundschaftliche Liebe, sondern die Liebe eines Menschen mit dem er auf ewig zusammen sein wollte. Reine Liebe eines Partners. Und es schmerzte so sehr…wenn er Hana so ansah und verstanden hatte was los war. Zu wissen das er ihn nur beschützen konnte wenn er ging. Aber gleichzeitig auch…das er hier genau das gefunden hatte was er schon immer suchte. Nämlich die Person die er mehr als alles andere liebte und die zu ihm gehörte. Auch wenn das nach zwei Wochen einfach keinen Sinn ergab schon solche Gefühle zu hegen. Aber er hatte es dennoch gefunden. Das Stück was ihm immer gefehlt hatte seit er geboren wurde. Er hatte es gefunden…Es war Hana. Er konnte es fühlen und verstand nun endlich warum. Warum er sich bei Chiharu immer so angestellt hatte wenn es ums Eingemachte ging. Warum er das Gefühl bekam da wäre eine Wand zwischen ihnen die keine stärkeren Gefühle von ihm durchließ. Das lag daran…weil sie nicht die Richtige gewesen war. So hart es auch klang. Er liebte sie wirklich. Das war keine Lüge gewesen. Das waren echte Gefühle. Aber diese Gefühle galten nicht ihr…sie galten Hana. Es erschlug Saku erneut. Es war so offensichtlich. Hana war nicht wie Chiharu…Chiharu…war teils wie Hana gewesen. Sie wie er es schon immer kannte. Woher kam das gerade? Dieser Vergleich als wäre er Hana…bereits schon vor Chiharu begegnet und sie IHM ähnlich. Das ergab keinen Sinn und dennoch…es war als hätte er das schon immer tief in seinem Innern gewusst und es nur durcheinander gebracht…Und einzig das ergab Sinn.

„Alles okay?“

Als Hana das fragte wachte Sakutaro schlagartig wieder aus seinen Gedanken auf und blinzelte einmal kurz dabei. Sah ihn an. War er eben…wirklich peinlich weggetreten und hatte den Jungen dabei angestarrt? Zumindest legte Hana den Kopf plötzlich etwas nachdenklich seitlich und der Pilot fühlte sich so schrecklich ertappt in der Situation. So sehr sogar das er leicht rot anlief und sofort wieder den Augenkontakt abbrach. Vor sich auf den Boden sah und etwas nervös mit dem unfertigen Holzflieger in der Hand wippte. Er war so ein Blödmann…

Scheu gab er darauf von sich:

„J-Ja. Alles okay…“

Aber nichts war okay und das fühlte besonders Hana. Denn er hatte gespürt wie sie sich eben verbunden hatten als sich ihre Blicke trafen. Und das war ein sehr seltsames Gefühl gewesen. Als sie sich ansahen war es als würden sie ein Band knüpfen und oben drein noch als würden sie sich schon ewig kennen. Genauso…wie sie auch meist miteinander umgingen. Etwas was der Blonde nicht verstand, immerhin kannten sie sich erst bald gut zwei Wochen. Aber dennoch fühlte es sich so an als Saku ihn eben ansah. Als würden seine Augen mit ihm sprechen und ihm sagen: „Hey. Sorry das es so lange gedauert hat, aber hier bin ich endlich.“ Und als würden sie noch ganz besonders oben drauf sagen: „Ich hab dich vermisst.“ Hana verstand das nicht…besonders weil es ihm auch so ging. Er sah in diese Augen vor sich und zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl etwas wiedergefunden zu haben was er so sehr vermisst hatte. Was ihm entrissen wurde und er sich nicht daran erinnert konnte WO genau. Etwas was ihm alles bedeutete, aber nun endlich wieder bei ihm war. Und diese Gefühle ergaben einfach keinen Sinn. Denn es fühlte sich an…als wären das nicht nur seine gewesen. Sondern auch von jemand anderem. Ob Saku…das auch so spürte? Doch er traute sich nicht zu fragen, denn so langsam bekam er das Gefühl den Verstand zu verlieren. Er klang wie ein Irrer. Als wären sie sich wirklich mal in einem früheren Leben begegnet, oder so. Etwas was es ja nicht gab…Nicht wahr? Doch egal was es auch war…Er sollte das nicht tun. Er sollte sich nicht von ihm abwenden und sich wieder verkriechen. Nicht jetzt wo sie endlich emotional auf einer Wellenlänge zu sein schienen. Also hob Hana ganz langsam seinen rechten Arm drauf.

Er zitterte leicht, doch er wusste selber nicht warum. Saku würde ihm ja nichts tun und dennoch zitterte er…bei dem Gedanken ihn sanft zu berühren und seine Hand reichte langsam nach der linken Wange des Älteren. Das Gefühl von Verbot und das er eine Grenze überscheiten würde kam dabei über ihn. Doch trotz all dem…fühlte es sich als das einzig Richtige an. Also berührte er sanft Saku seine Wange und der zuckte dabei etwas zusammen. Es war nur leicht gewesen…aber effektiv genug das er dann den Kopf wieder zu Hana drehte und den ansah. Denn schon lange wurde der Pilot nicht mehr so sanft berührt, weshalb sein Gesichtsausdruck etwas erstaunt und überrascht wirkte, den er Hana zuwarf. Der allerdings warf ihm einen leicht traurigen Blick zu, den Saku erst nicht deuten konnte. Aber bald darauf verstand. Und er fühlte dabei noch etwas. Hana seine Hand…sie war warm. Es war aber eine wohlige Wärme, die ihn irgendwie gleichzeitig beruhigte wenn er sie spürte. Und das wo er sich am liebsten wieder abwenden wollte, denn es war einfach zu viel. Sie durften sich nicht noch näher kommen…ansonsten konnte Saku für nichts mehr garantieren. Denn er fühlte den Druck. Den Druck…Hana einfach nur lieben zu wollen und ihm das zu zeigen. Etwas was er noch nie zuvor in seinem Leben gespürt und gewollt hatte, so wie in jenem Moment.

„Bitte tu das nicht...“

Sagte der Blonde mit leichter Trauer in seiner Stimme und sie sahen sich nur weiterhin dabei an. Es wurde still…zumindest so lange bis Hana dann beendete:

„Bitte wend dich nicht wieder von mir ab…Weist du…vielleicht siehst du das nicht so, aber ich…ich würde gern den wahren Sakutaro kennenlernen. Und nicht nur den Schatten den er wirft. Nenn mich gern verrückt, weil ich das will, aber genau so sehe ich das. Denn hin und wieder sehe ich WER du wirklich bist. Es rutscht dir raus, auch wenn du das sicher nicht willst. Aber ich möchte gerne mehr sehen als nur diese ungewollten Ausrutscher von dir. Diese kleinen Stücke von dem wer du wirklich bist. Deswegen bitte ich dich…hör auf mich so auf Abstand zu halten, denn nichts anderes tust du. Und gerade machst du es wieder. Weist du…ich war immer Ichselbst bei dir gewesen und das von Anfang an. Natürlich noch mit dem normalen Abstand, den man nun mal zu einem Fremden hat. Aber ich hab dir immer gezeigt wer ich wirklich tief in meinem Herzen bin…Warum kannst du das nicht? Warum…ziehst du diese Mauer immer und immer wieder zwischen uns hoch, Saku? Bitte…lass mich doch einfach mal rein…“

Und das war eine ehrliche Frage und auch Aussage danach. Vielleicht sogar die ehrlichste die Hana ihm jemals in seinem Leben gestellt hatte und mit der er sich auch gleichzeitig entblößte. Er legte sich gerade quasi mental vor ihm hin, offenbarte seine zarte Kehle und schenkte ihm damit den verwundbarsten Punkt an ihm. War wehrlos und bot ihm damit an richtig schön in die Kehle beißen zu können, damit es auch ordentlich wehtat. Hana schenkte ihm eben Vertrauen und zeigte sich damit extrem verwundbar. Wenn Saku also wollte…dann konnte er Hana nun verdammt verletzten. Je nach dem was er nun antwortete. Und der…der wusste das. Er sah die Geste und verstand diese. Aber wie…wie konnte er da wieder raus? Er wollte Hana ja sagen das er ihn liebte, verdammt! Nichts wollte er mehr! Aber er KONNTE nicht! Nicht schon wieder! Er wollte…nichts mehr verlieren. Er hatte seine Mutter verloren, er hatte Chiharu verloren und bei beiden Ereignissen war es für ihn immer schlimmer gewesen als selbst zu sterben! Er hatte sie beide geliebt! Doch der Gedanke Hana verlieren zu können…der riss ihn in eine Leere. Und das war völlig neu. Denn trotz all dem, was ihm mit seinen Liebsten passiert war, behielt er dennoch seine Seele. Es tat weh, doch seine Seele zerbrach nicht daran. Aber wenn er Hana verlor…dann zerriss man ihm seine Seele. Und das war der ehrlichste Gedanke den er jemals hatte seit sie sich kannten. Denn er hatte es damals gespürt…als der Blonde angeschossen wurde. Er verlor sich selbst. Und mit jedem Moment, indem Hana schwächer wurde und starb…da starb auch Saku. Und wesentlich schlimmer, als körperlich zu sterben…war es wenn die Seele starb, denn davon konnte man sich nie mehr erholen. Er wusste es. Schaden, den man dem Fleisch zufügte, der verheilte mit der Zeit. Schaden, welchen man dem Herzen zufügte, war schon der Anfang vom Ende. Aber Schaden, den man der Seele zufügte…der war irreparabel und zerrte dich in die Leere. Man verlor sich selbst und würde sich nie mehr davon erholen. Und genau deswegen musste er Hana schützen. Nicht nur für sich…sondern auch weil er ihn liebte. Er musste ihn…vor sich beschützen, denn Saku war verflucht. Schon immer und er hatte es verstanden. Egal wo er auftauchte, egal was er machte, der Tod saß auf seiner Schulter und war sein ständiger Begleiter. Nichts konnte er besser. Menschen die er liebte…kamen in seinem Umfeld um. Fuyuhi war gestorben. Chiharu bald danach. Seine Jungs waren auch schon längst viel zu lange im Visier. Paku hatte es fast auch mal erwischt. Und Hana sollte das nicht auch noch passieren. Er brachte den Tod über die die er liebte, so wie über viele andere Menschen auch. Meist sogar mit seinen eigenen Händen. Und all das…hatte damals mit seinem Vater begonnen…An dessen Tod er selber schuld war. Saku war „Death Zero“. Egal wie sehr er auch versuchte davon zu fliehen. Er war ein Sensenmann in menschlicher Gestalt. Und genau deswegen musste er von Hana weg. Noch bevor dem wieder etwas passieren konnte. Einmal war der Kleine dem Tod bereits von der Schippe gesprungen und das sollte reichen. Doch Saku verstand dabei nicht…das er auch der gewesen war der ihn gerettet hatte. Das wichtige Detail übersah er dabei völlig in seiner Furcht. Denn es war Furcht die er zu dem Thema hatte und nichts anderes.

Erneut wand er danach seinen Blick ab. Drehte den Kopf weg und brach damit gleichzeitig die Verbindung zwischen ihnen ab. Löste Hana seine Hand von der Wange, der seinen Arm darauf erschrocken zurückzog und den Älteren auch so ansah. Nein. Er machte es wieder. Er blockte ab. Er ließ Hana nicht rein und der verstand es einfach nicht. Was…was sollte er denn bitte noch tun?! Seine Trauer verwandelte sich deswegen langsam in leichte Wut und Verzweiflung um, weil er einfach so im Regen stehen gelassen wurde. Besonders dann als Saku schlagartig, aber gefasst, antwortete:

„…Weil es das einzig Richtige ist, Hana.“

Und dieser Satz wirkte sehr endgültig…Genau wie das was er dann drauf tat.

Sakutaro legte nämlich dann plötzlich das Messer in seiner rechten Hand und den unfertig geschnitzten Flieger, in seiner Linken, rechts neben sich auf den Boden, also nahe an den Wigwam und stand danach auf. Hana sah ihm nur erschrocken dabei zu, wie Saku sich hinstellte, umdrehte und dann von ihm weglief. Er tat das wirklich und dass war das Schockierende, denn er zog damit förmlich den Schwanz ein und suchte das Weite von der Situation in die man ihn geworfen hatte. Und genau in dem Moment…da überkam Hana die Wut. Denn es war so vieles richtig gelaufen in den letzten Tagen! Warum also jetzt sowas?! Er war hier bei ihnen und lernte Hana sein Zuhause kennen. Saku kam super mit Silva klar, mit Yoh und sogar mit Opacho, die er ja bisher nur kurz gesehen hatte, bevor sie dann wieder in den Dschungel ging und ihrer Arbeit nach. Diese Menschen mochten ihn! Verdammt sogar die Zwillinge, Lip und Rap, liebten ihn! Sahen ihn sogar schon wie einen Teil der Familie an! Er erschuf sich immer mehr einen Platz in diesem Dorf und man sah ihm sogar an das es ihm gut tat! Wie er aufblühte und sich wohlfühlte! Warum tat er das also?! Warum ließ er dass alles fallen und wollte wieder zu einem Leben zurück das nichts als Leid und Einsamkeit für ihn bereit hielt?! Besonders…da Hana sah das er das nicht wollte. Und das war genau der Grund warum er plötzlich wütend auf die Beine kam und sich zu ihm drehte. Hana wollte ihn nicht anmachen, hatte sich gut ruhig gehalten bisher, aber dennoch war er plötzlich so verzweifelt und wusste nicht mehr wie er sonst noch zu ihm durchdringen könnte, dass er platzte. Es reichte. Und genau deswegen kam es über ihn und aus ihm raus:

„Weist du was? NEIN! Ich weis nicht wie du auf die bescheuerte Idee kommst dass mich auszuschließen das einzig Richtige sei, aber das ist es nicht! Warum machst du das?! Ich fühle doch dass du das nicht möchtest! Also lass es mich verstehen! Ich will es verstehen Saku!...Bitte rede mit mir! Ich…ich bin doch hier! Ich bin hier Saku und ich höre dir zu! Also bitte REDE mit mir! Warum hast du das Gefühl dass du mit mir nicht reden kannst!? Was soll ich denn noch tun damit du mich siehst!? Damit du mir zuhörst?!“

Denn es tat weh.

Und da stoppte er. Sakutaro stoppte wirklich als er das hörte und blieb nur gut fünf Schritte von Hana entfernt stehen und sah auf den Boden vor sich, aber schwieg weiterhin. Das war nicht fair, denn…denn er war auch hier…und hörte ihm zu. Natürlich hörte er ihm zu und sah ihn. Und genau deswegen konnte er es auch genau hören, ohne hinsehen zu müssen…Er hörte Hana weinen. Er hörte den bitteren und erstickenden Ton in seiner Stimme, als ihm das gesagt wurde und es war auch so…denn Hana weinte leicht. Die Tränen sammelten sich wirklich in seinen Augenwinkeln. Teils aus Wut und teils aus Trauer, was sich zu einem unausstehlichen Cocktail vermischte der einen innerlich zerriss. Es ging ihm scheiße und das war die einzige Wahrheit gerade für ihn. Doch Saku konnte ihm dennoch nicht antworten. Er konnte es einfach nicht, denn es tat ihm selber so sehr weh. Auch konnte er nicht zu ihm sehen, denn er wusste, wenn er ihn nun dort stehen sah, die Augen voller Tränen und zitternd…er würde nachgeben und damit sein Leben in Gefahr bringen. Manchmal…war es einfach besser zu gehen und sich nicht mehr umzudrehen. Denn dann überkam einen auch nicht das Gefühl das man nicht mehr gehen könnte. Nicht mehr gehen wollte. Und er wollte dann auch den nächsten Schritt machen und einfach weiter laufen, als Hana dann doch den einen Satz hinterher warf…der mehr schmerzte als alles andere und Saku mental förmlich auf die Fresse donnern ließ vor Schock. Es war…der schlimmste Satz den er je zu ihm gesagt hatte. Und der Blonde sprach:

„…Ich bin nicht SIE, okay?“

Und da drehte er sich um.

Sakutaro konnte in dem Moment nicht anders als sich einfach nur umzudrehen und Hana dabei erschrocken anzublicken. Das was er nicht tun wollte tat er dann dennoch und sah dieses wunderschöne, aber wütende Gesicht vor sich und in dessen Augenwinkeln sich bereits Tränen sammelten. Wie er dennoch dabei gleichzeitig so traurig zu ihm sah als bettelte er Saku an er solle bloß nicht gehen und sich wieder abwenden. Was der auch nicht konnte, denn der Satz hatte ihn schockiert. Er traf ihn ganz tief bis auf die Substanz. Weshalb er fast schon erstickend und fassungslos fragte:

„…Was?“

Und Hana ließ ihn nicht lange auf eine Antwort warten, denn es war überfällig. Er wusste nicht ob er gleich etwas damit zerstören würde! Ob er alles nur noch schlimmer damit machte! Aber es musste raus. Es musste endlich raus, denn dieses Gefühl und diese Gedanken schleppte er schon seit jener Nacht mit sich herum. Seit jener Nacht wo sie am Strand am Lagerfeuer gesessen hatten und er das erste Mal von Chiharu erfuhr. Es fraß ihn seit dem innerlich auf und tötete den Kleinen. Und genau deswegen musste er sprechen. Hana musste…sich selbst auch irgendwie retten. Genau deswegen fuhr er fort:

„…Ich bin nicht wie Chiharu, Saku…Warum kannst du das nicht akzeptieren? I-Ich will doch nur das es dir gut geht und du mich endlich rein lässt!...Saku…Chiharu ist weg und im Gegensatz zu ihr würde ich dich niemals…!“

„HANA!“

Donnerte Sakutaro plötzlich so laut dazwischen dass der Kleine förmlich erschrocken zusammenzuckte und sein Gegenüber auch genauso ansah. Es war so laut gewesen und man konnte auf dem Gesicht des Piloten sehen was los war. Er war ein offenes Buch in jener Sekunde. Und wo viele nun sicherlich denken würden, dass er wütend oder sauer aussehen würde, weil dieses Thema angeschnitten wurde, so war das nicht der Fall, denn in seinen Augen funkelte etwas anderes hervor. Nicht nur Wut…sondern bitterliche Trauer. Die Trauer die nur ein Mensch kannte…der viel verloren hatte. Besonders Dinge die ihm wichtig gewesen waren. Und der sich selbst dafür noch oben drauf die Schuld gab. Etwas was Hana, seiner Meinung nach, nicht verstehen könnte. So sprach Saku danach weiter: „Denkst du sie hat sich das freiwillig ausgesucht…?! Denkst du wirklich sie WOLLTE das?! Wollte sterben und mich alleinlassen?!...Du bewegst dich gerade auf verdammt dünnen Eis, Hana…“

Und das war eine Art von Drohung. Eine durchblickende Aussage die klar machen sollte: Bis hier hin und nicht weiter, oder ich kann für nichts mehr garantieren und das Eis bricht dir unter den Füßen ein. Hana war zu nah gekommen und hatte damit eine Grenze überschritten die Saku stark verletzte. Eiskalt zu sagen das sie weg war. Das er es akzeptieren sollte. Und dann auch noch zu unterstellen…das Chiharu ihn freiwillig allein gelassen hatte, war zu viel, denn genau das tat Hana damit. Das sie von sich aus gegangen wäre. Es machte ihn wütend! Chiharu hatte das sich nicht ausgesucht! Sie war einzig gestorben weil sie IHM so nahe stand! Denn er hatte es gesehen! Dieser Gedanke kam nicht von ungefähr, denn er hatte ihre Leiche in den Armen gehabt! Er hielt ihren kalten Körper in jener Nacht an sich und sah wie er kein Leben mehr in sich besaß. Sah die tödlichen Wunden an ihr. Und so wie sie erschossen wurde, war es offensichtlich…denn das war aus Rache gewesen und nichts anderem. Jedes verdammte Loch in ihrem Fleisch sagte das aus: nämlich Rache. Rache in seiner reinsten Form und bis heute wusste er nicht mal WER sich so an ihm rächen wollte, denn die Liste war nicht gerade kurz gewesen. Die Liste von Menschen die ihn hassten, egal wegen was auch immer. Und genau deswegen war er schuld gewesen. Jemand wollte sich an IHM rächen und sie…sie musste den Preis dafür bezahlen. Aber das würde Hana nicht verstehen. Das wusste nur jemand…der das am eigenen Leib erfahren hatte. Das Gefühl des Verlustes. Deswegen sollte er seine verdammte Klappe halten, wenn er von diesen Dingen keine Ahnung hatte! Hier in dieser Traumwelt lebte und sich nicht darüber sorgen musste ob er morgen noch den Tag überstand oder nicht! Ob die nächste Kugel für IHN, oder für die Menschen die man liebte, bestimmt war! Er hatte doch keine Ahnung! Und Hana spürte seine Wut genau…aber er ließ sich davon nicht abbringen. Es wurde an der Zeit das jemand Saku endlich mal die Augen öffnete. Das er lernte zu akzeptieren und nicht mehr in der Vergangenheit zu hängen. Er musste aufwachen und aus seiner Blase rauskommen. Hana hatte das gelernt als er ihn kennenlernte. Und das nur durch ihn…Also war es an der Zeit Saku das ebenfalls zu geben. Deswegen machte er weiter und sogar in einem etwas sanfter im Ton:

„Ich wollte nicht…Es tut mir leid was Chiharu passiert ist, Saku. Aber willst du dass wirklich dein ganzes Leben mit dir rumschleppen? Willst du dich wirklich nicht aus diesen Fesseln lösen, die du dir selber umgelegt hast?...Ich weis wie viel sie dir bedeutet hat. Es noch immer tut. Ich weis das Saku, denn das sehe ich jedes Mal wenn du in die Ferne siehst. Wenn dein Blick sich zum Horizont richtet und du einfach in der Vergangenheit verschwindest. Und auch wenn ich nicht weis warum du dir die Schuld an ihrem Tod gibst, so musst du damit aufhören! Merkst du denn nicht wie sehr du dich damit selbst verletzt?! Du…du bringst dich damit um, Saku! Ich…ich kann mit gut vorstellen und auch verstehen wie schlimm es sein muss jemanden zu verlieren den man liebt, aber…“

Und das war zu viel…weswegen Saku platzte:

„DU HAST DOCH ÜBERHAUPT KEINE AHNUNG WAS „VERLUST“ EIGENTLICH IST!! WAS ES BEDEUTET SICH SELBST ZU VERLIEREN UND ALLES WAS EINEM WICHTIG WAR!! WENN DEINE GANZE, VERDAMMTE WELT ÜBER DIR ZUSAMMEN BRICHT!! UND NICHTS MEHR DAVON ÜBRIG BLEIBT!!“

Hana zuckte förmlich zusammen wie ein verschrecktes Reh und sah ihn dann auch so an. Einiges stimmte sogar…Dennoch schoss Saku da etwas über das Ziel hinaus…denn Hana wusste das fast genauso gut wie er. Wie es war wenn man sich selbst verlor.

Und nun brüllte Sakutaro förmlich. Es war laut gewesen, aber nicht so laut das es alle im Dorf aufwecken würde und sie noch weiterhin unter sich sein konnten. Besonders da einige, wie Hao und Yoh, schon längst unterwegs waren und sich um andere Dinge kümmern mussten. Deswegen kam es auch aus ihm einfach so raus. Ohne seinen Kopf einzuschalten und zu überdenken was es bei Hana damit auslösen würde, brüllte Sakutaro ihm das entgegen und sorgte dafür mit nur noch mehr Abstand zwischen ihnen. Den Hana dann auch physikalisch machte, denn er ging erschrocken dabei einen Schritt zurück. Noch nie zuvor…wurde er von Saku so angebrüllt. Es war mächtig gewesen…und sehr beängstigend zugleich. Und wenn der Blonde bisher noch Zweifel gehabt hätte, so wusste er spätestens nun ganz genau das er bei Saku über die Grenze drüber geschritten war wo es keinen Halt mehr vor allem gab. Er „jagte“ den Kleinen mit seinem Gebrüll und harten Worten förmlich aus seinem emotionalen Radius hinaus…Und das machte Hana Angst. So sehr sogar das er ungewollt einen Schritt zurück machte und von ihm weg. Zurückschreckte. Etwas was er bisher immer nur bei…bei Hao getan hatte. Und schlagartig wurde Hana in jener Sekunde bewusst…dass das der Moment war wo alles zerstört werden würde…wenn er jetzt wieder denselben Fehler machte wie damals bei seinem Vater. Wenn er nun nachgab und sich unterwarf, dann war alles aus zwischen ihnen. Denn als er das bei seinem Vater getan hatte…hatte er damit ihre Beziehung mitzerstört. Und niemals…würde er das bei dem Mann zulassen den er liebte. Hana konnte die Bindung zu seinem Vater vielleicht nicht mehr retten. Zu viel war zerstört worden über die Zeit zwischen ihnen…Aber er konnte die Bindung zu Saku retten und festigen. Und genau das würde er auch tun. Also riss er sich zusammen, schniefte sich die Unsicherheit weg und sprach dann etwas sauer und entschlossen zurück:

„Jeder…einfach jeder in diesem Dorf, mit der Ausnahme von meiner Mutter und den Zwillingen, hat mir immer das Gefühl gegeben das ich nicht genug war und es auch niemals sein würde! Bis auf diese Personen nahm mich NIEMAND wie ich war! NIEMAND, außer verdammt noch mal dir!! Denn DU hast mich genauso genommen wie ich war! NUR DU!! Okay, wir hatten unsere Probleme und die haben wir noch immer, aber dennoch wolltest du mich niemals verändern, so wie alle anderen es immer bei mir versucht haben!! Ich war nie gut genug gewesen!! Ich war immer der Spinner der sich lieber um Blumen kümmerte und es liebte zu singen, als der Anführer den alle von mir erwartet hatten! So sehr sogar, dass sich mein eigener Vater von mir abgewandt hat und nicht mal mehr wissen wollte WER ich eigentlich bin!! Denn in seinen Augen bin ich nur ein Versager der seinen Wünschen nicht nachkommt! Und es tut weh! Es tut jeden Tag auf neue weh! Aber soll ich dir mal was sagen? DENNOCH bin ich hier! Ich bin im Hier und Jetzt und das habe ich nur DIR zu verdanken! DIR der du mir irgendwie die Hand gereicht hast und mir damit zeigte das ich doch nicht so scheiße bin wie alle immer von mir dachten! Was ICH immer von mir dachte! Also wag es nicht dich hier hinzustellen und MIR zu sagen ich hätte keine Ahnung davon wie es ist sich selbst zu verlieren! Denn in Wahrheit bekomm ich eine scheiß Angst wenn DU das zu mir sagst! Ich bin kein kompletter Egoist, so wie mich alle immer hinstellten und ich deswegen dann irgendwann auch anfing von mir selbst so zu denken. Denn wenn man das lange genug erzählt bekommt…dann glaubt man auch daran. Aber in gewisser Weise…bin ich auch gern ein Egoist. Denn nur wegen dir…bin ich das gerne…Besonders wenn das bedeutet dich nicht zu verlieren.“

Und Saku sah ihn an.

Er erblickte eine einzelne Träne, die sich nun doch endlich ihren Weg aus seinen Augenwinkeln gebahnt hatte und beobachtete sie dabei wie sie die warme Wange hinab kullerte und dort eine nasse Spur hinterließ wo sie langerannt war. Und es tat ihm weh. Er wusste erst nicht was er sagen sollte. Wie er damit umgehen sollte…das ihm Hana gerade quasi durch die Blume hindurch zugeflüsterte hatte…dass er ihn liebt. Doch auch wenn er nicht wusste was er sagen sollte…so wusste er was er fühlte. Und das machte ihn glücklich. Zu wissen das Hana ihn liebte...machte ihn glücklich. So das er am liebsten zu ihm laufen wollte, ihn umarmen und danach küssen. Ihm die Träne wegküssen und sagen das alles okay wäre. Aber er konnte nicht. Und es ging dieses Mal nicht um Chiharu. Sondern nur um Hana. Es ging immer…nur um ihn. So das er sich selber zusammen reißen musste etwas zu tun…was er schon ewig nicht mehr ehrlich getan hatte. Nämlich vor der Person, die er liebte, anfangen zu weinen und zu jammern das er sich nur diese Liebe wünschte und nichts anderes. Er hatte sie gefunden. Die eine große Liebe. Doch um diese zu beschützen brachte er das ultimative Opfer und ging. Er konnte Hana nicht an den Tod verlieren.

So sah er ihn wehleidig, aber nicht zusammenbrechend an und sprach darauf:

„Du hast recht…Du bist nicht Chiharu. Und es tut mir leid…wenn du die ganze Zeit über das Gefühl hattest das ich so über dich denke. Dich als Ersatz sehen würde. Denn das ist nicht der Fall. Aber ich kann diesen Pfad nicht noch einmal bestreiten Hana…Ich kann es nicht. Und ich werde gehen. Vielleicht noch nicht heute…aber definitiv. Denn das ist alles was zählt…Da…da ist nichts zwischen uns Hana…“

Und das war die härteste Lüge die er jemals in seinem Leben gesagt hatte…

Er sagte Hana nicht warum er ging und ihn damit völlig im Dunkeln stehen ließ. Es war besser so und der sollte glauben dass da wirklich keine Liebe von ihm war. Er versuchte es, auch wenn Hana sicherlich die Wahrheit fühlen konnte. Und damit wand er sich auch endgültig ab. Er fand die eine letzte Stärke in sich um sich umzudrehen und zu gehen und ließ damit Hana völlig allein am Fluss und neben seinem Zuhause stehen. Es war so schwer. Weswegen sein Davongehen schon fast fluchtartig wirkte. Er musste raus aus diesem Dunstkreis. Weg von Hana und seinen Tränen, denn es wurde ihm einfach zu viel. Und damit vollbrachte er eine unglaublich egoistische Tat. Denn er dachte gerade nur daran wegzukommen um sich zu helfen…aber ließ Hana völlig allein und verlassen mit seinen Gefühlen zurück. Er hatte in die Kehle gebissen, die Hana ihm freiwillig hinhielt und sie zerfetzt. Es war wie eine Axt gewesen…die eiskalt herabfiel und das Band zwischen ihnen endgültig durchtrennte. Saku hatte eben…alles zerstört. Einfach weil er sich umdrehte und ging. Eine Aktion…die so vieles Zerstörerisches mit sich zog.

Als Saku danach verschwunden war, weg aus der Sicht des Blonden, da konnte Hana nicht mehr. Denn auch ihm war es zu viel geworden. Er war wütend und verzweifelt zugleich. So das er erst mal wütend neben sich trat und damit einigen der Blumen, die dort von ihm in Beeten schön angelegt wurden, die Blüten abtrat. Und zwischen all den bläulichen und gelben Blumen, die er dort vor so langer Zeit gepflanzt hatte, da stach eine einzige besonders hervor. Wuchs und gedeihe während andere vergingen. Nämlich die Jüngste von allen. Eine die er vor kurzem noch gesetzte hatte. Es war die rote Kamelie…die nun endlich in voller Blüte stand und damit zeigte dass seine Liebe endlich erblüht war. Egal wie es auch gerade um sie stand.

Und dann fiel er auf die Knie.

Hana fiel vor dem Beet auf die Knie und vergrub schließlich sein Gesicht hinter seinen Händen. Denn nun konnte er endgültig den Damm nicht mehr halten, den er vorher so lange aufrecht gehalten hatte während dieser Konversation. Er ließ los…So das er nun endlich weinte. Er weinte bitterlich und wusste nicht wohin mit den ganzen Gefühlen die ihn zu Boden rissen. Seinen Beine zu Pudding machten und er anfing dabei zu zittern. Zu weinen war gerade das einzige Ventil, das er noch besaß, um damit umzugehen. Es war zu viel. Warum…war es nur so viel? Und da war es in jener Sekunde wieder. Klar wie die Tage auf dieser Insel. Hana…hasste sich selbst dafür sich verliebt zu haben. Und es sollte einfach nur wieder weggehen. Er kam sich so allein vor. Noch mehr als jemals zuvor. Doch das war er nicht…denn eine Person hatte sie teils belauscht und kam nun um die Ecke des Wigwams am Fluss. Die einzige Person…die immer an Hana geglaubt hatte und nicht im Stich ließ…Es war seine Mutter. Es war Yoh.

Er kam um die Ecke und sah wie gebrochen und weinend sein Sohn dort auf dem Boden saß und nicht wusste was er tun sollte. Yoh wollte wirklich nicht lauschen, aber das ließ sich kaum verhindern bei der Lautstärke. Schon früh war er unterwegs gewesen und das zusammen mit Hao. Aber er war der Erste der mit seiner Arbeit fertig wurde, nämlich dem Sammeln seiner Kräuter und war deswegen schon längst wieder zurück, während Hao noch immer seine Runde im Dschungel drehte und die Grenzen damit absteckte und sicherte. Denn nachdem er wusste das Fremde hier gestrandet waren überließ er nichts mehr dem Zufall und behielt sie im Auge. Das lief in der Regel nicht invasiv und so ab dass er zusammen mit anderen Kriegern, unter anderem auch Silva, im Dschungel bestimmte Bereiche absicherte und bewachen ließ, so dass, wenn dort Fremde der Grenze zu nahe kamen, man diese direkt dort abgefangen konnte. Und je nach Reaktion dieser wurden sie eben gefangen genommen, oder halt umgebracht, wenn sie angriffen. Hao machte da keine halben Sachen mehr. Der Schutz seiner Familie und des Stammes stand an erster Stelle. Ganz egal ob Hana nun Freunde bei diesen Himmelsmenschen hatte oder eben nicht. Doch Yoh war besonders verletzt von der Tatsache dass er sehen konnte wie sehr sein Gatte doch Sakutaro verabscheute. Nicht nur wie er mit ihm sprach, wenn überhaupt, sondern auch wie er herablassend mit ihm umging und ihm nicht mal ne Chance gab sich beweisen zu können. Zu zeigen das er ein guter Kerl war. Hao nahm Saku stattdessen hart ran und zeigte keinerlei Gnade. Er zeigte ihm dass er ihn überhaupt nicht ausstehen konnte und dieser sich gefälligst von seinem Sohn fernhalten sollte. Yoh tat das so sehr weh das zu sehen…weil Hao nämlich nicht blöd war und genauso gut wusste, wie er auch, dass ihr Sohn in diesen Fremden verliebt war. Der Häuptling wusste das genau, denn er war nicht auf den Kopf gefallen. Doch er war stur und uneinsichtig. Und sicherlich tat er das genau aus dem Grund, also das er Saku so hart ran nahm, weil er nämlich nicht wollte dass sich dies noch mehr festigen könnte als es eh schon war. Yoh war sehr stark davon überzeugt…das Hao Angst hatte ihren Sohn zu verlieren. Und das aus einem gutem Grund, denn Hana war ihr einziger Erbe und ohne ihn starb Yohs und Haos Blutlinie komplett aus. Hana konnte nicht schwanger werden und ohne diese Fähigkeit würde er, wenn er sich in einen Mann verliebte, automatisch den Tod der Linie damit heraufbeschwören. Und das wollte Hao verhindern. Sogar mit allen Mitteln wie es schien. Aber so sehr das auch stimmte. So sehr es auch richtig war, dass wenn sich Hana und Saku aneinander banden und liebten, die Linie dann aussterben würde…so sah Yoh das nicht so eng wie sein Gatte, denn er hatte ihn kennengelernt.

Im Gegensatz zu Hao hatte sich Yoh die Zeit genommen und in den letzten Tagen diesen Himmelsmenschen genauer kennengelernt. Und er war zu dem Entschluss gekommen das Sakutaro ein verdammt korrekter Kerl war. Einer der vielleicht so hin und wieder den Tritt in die Richtige Richtung brauchte und einen Dickkopf besaß, aber dennoch ein verdammt guter Mensch war. Das sah Yoh besonders daran wie sanft und umsichtig mit Hana in den letzten Tagen umgegangen war. Jede seiner Berührungen, Worte und Blicke sagten wie sehr er Hana liebte und was er für Sorge um ihn hatte. Es war berührend und wunderschön gewesen so eine junge Liebe dabei zu beobachten wie sie erblühte. Wie so ein harter Kerl, wie Saku, so sanft und umsichtig mit Hana umgehen konnte, als hätte er bei jeder Berührung Nagst diesen zu verletzten. Etwas was man ihm äußerlich nie zutrauen würde. Yoh fühlte die enge Bindung zwischen den Beiden und die Liebe die sie füreinander empfanden. Und genau deswegen tat ihm das auch gerade so weh das vor sich zu sehen. Zu sehen wie sein Sohn dort kniete und nicht aufhörte zu weinen, denn es war nicht fair. Besonders wenn man fühlte…das Saku ihn eigentlich nicht so verletzten wollte. Yoh wusste nicht was für Gründe der Himmelsmensch hatte um so zu reagieren. Das wusste nur Saku selbst. Aber was es auch war…er war sich sicher das Hana ein Teil des Grunds war warum er das alles tat. Und irgendwie machte dass Hoffnung. Und genau diese Hoffnung wollte er nun Hana weitergeben. Ihn dies zeigen und daran erinnern. Also kam er langsam näher bis er schließlich rechts neben Hana ebenfalls auf die Knie kam und diesem sanft über die bebenden Schultern streichelte.

Hana hatte, trotz des Weinens, genau mitbekommen das sich ihm jemand näherte und reagierte deswegen nicht mal sonderlich überrascht dass er über die Schultern und dem Rücken gestreichelt wurde. Einzig wer es war konnte er natürlich nicht hören. Aber nach der Berührung wusste er es auch schon sofort. Wusste dass es seine Mama war und sie versuchte ihm damit Trost zu schenken. Und er kam sich dabei so blöd vor. Saß hier heulend wie ein kleines Kind dem man das Essen weggenommen hatte und das wegen einem Trottel wie Sakurai. Es war peinlich und besonders wollte er sich nicht vor anderen so verwundbar zeigen. Aber wenn er ehrlich war: einzig vor seiner Mama war das doch irgendwie okay. Also weinte er einfach weiter. War ja auch nicht so als könnte er es einfach stoppen, denn er war noch immer zu sehr aufgewühlt und das würde auch noch eine Zeit lang bleiben. Ganz sicher. Saku hatte ihm verdammt wehgetan und Hana wusste nicht mal mehr ob es noch mal verheilen könnte. Dieser Tag…war der Schlimmste in seinem Leben geworden und der fing gerade erst an. Doch nun da Mama da war…ging es ihm etwas besser.

Sanft rieb Yoh weiterhin über seinen Rücken und hin und wieder über die Schultern, als er dabei leicht besorgt lächelte und dann behutsam fragte:

„Hey…Möchtest du darüber reden, Schatz?...Es tut mir leid, ich wollte eben wirklich nicht lauschen, aber ihr wart so laut das ich nicht dran vorbeigehen konnte…Ich mache mir Sorgen um dich Hana.“

Der Blonde schniefte darauf und brachte es endlich wieder fertig seine Hände nicht mehr voll zu weinen und rieb sich dann noch mit denen die nassen Tränen von den Wangen, als er dabei erstickend muffte:

„W-Was gibt es da noch drüber zu reden? Es ist vorbei Mutter! Ich weis nicht mehr was ich noch machen soll…! Ich wollte ihn wirklich nur verstehen und kennenlernen. Wollte das er endlich mal anfängt offen und ehrlich mit mir zu reden und das besonders dann wenn ihn etwas bedrückt. Aber das kann er nicht…Er kann offenbar nicht ehrlich zu mir sein, besonders wenn es um seine Gefühle geht und das tut verdammt weh. Ich wollte…ich wollte doch einfach nur für ihn da sein und ihn verstehen. Ich möchte wissen was für einen Schmerz er mit sich trägt und wie ich ihn davon befreien kann. Was ich tun kann damit er endlich wieder die Kraft hat nach vorne zu sehen und nicht mehr zurück! A-Aber er hat recht. Er hat recht Mama…Ich habe keine Ahnung was in ihm vorgeht und ich werde niemals verstehen was für einen Schmerz er mit sich trägt, denn ich stecke nun mal nicht in seiner Haut. Ich habe…ich habe einfach alles zwischen uns kaputt gemacht, Mama…Warum mache ich alles nur immer und immer wieder kaputt was ich in die Hand nehmen will…? Warum bin ich nur so ein Idiot?! Ich…ich liebe ihn und ich will ihn doch nur nicht verlieren…!“

Und dann fing er wieder an zu weinen, denn er hatte gerade zum ersten Mal gesagt was in ihm geschah wenn es um Saku ging. So ehrlich wie noch nie zuvor.

Dieses Mal ließ Hana aber die Tränen einfach nur dabei laufen und schlurzte. Erneut war zurückhalten nicht mehr möglich. Liebe ließ seine Emotionen aufkochen und Yoh sah ihn dabei nur wehleidig an. Er sah so schlimm aus. Man konnte dem Blonden einfach ansehen wie sehr er litt und wie kaputt er gerade wegen der gesamten Situation war. Eine Situation in die ihn Liebe gebracht hatte und die ihm das antat. Und seine Mutter verstand das sogar sehr gut, denn das Gespräch mit Saku hatte ihn sehr mitgenommen und es war verständlich das er sich nun an einem Ort sah von dem er dachte das es aus diesem keinen Ausweg mehr geben würde. Das er sich fühlte als stände er völlig allein dort auf verlorenem Posten. Aber da irrte er sich. Er irrte sich gewaltig und genau deswegen war Yoh hier, um ihm nämlich das vor Augen zu führen und zu zeigen...dass bei Weitem nicht alles verloren war. Sondern etwas ganz anderes hier gerade passierte. Nämlich die Tatsache…dass sie sich selbst durch den Streit eben, doch wesentlich näher gekommen waren als jemals zuvor. Und offenbar schien Hana das nicht allein zu sehen. Weswegen er Geleit benötige. Immerhin war ihre Liebe noch jung und Streit gehörte nun mal dazu. Und genau das musste Yoh damals auch auf die harte Tour lernen. Nein…es war weiß Gott nicht alles verloren.

Yoh lächelte dann wieder sanft und legte danach den linken Arm um seinen Sohn, so dass er ihn dabei näher an sich drücken konnte. Danach legte er auch noch behutsam seinen Kopf an den von Hana und sprach dann endlich Worte die für den Blonden hoffentlich wie Balsam sein würden. Zumindest gab Yoh sich Mühe das damit zu erreichen. Also fing er an zu erzählen:

„Ich werde dir jetzt mal eine Geschichte erzählen und ich möchte das du mir genau dabei zuhörst, Hana...Es gab vor vielen Jahren hier jemanden im Dorf der fast genauso war wie du. Er war dir zumindest sehr ähnlich und immer auf der Suche nach dem Grund seiner Existenz. Es beschäftigte diese Person sogar so sehr dass er deshalb kaum mehr richtig schlafen konnte und einfach alles hinterfragte was es in seinem Leben gab. Und das ergab auch Sinn, denn immerhin wurde er mit einer Bestimmung geboren der er sich nicht zu wiedersetzten hatte, was dies noch zusätzlich befeuerte. Sein ganzes Leben wurde ihm quasi schon vor seiner Geburt ausgelegt und vorherbestimnt. Und genau diesem Pfad musste er folgen, egal was auch kam. Eine Bürde…die so sehr auf ihm lastete, dass er nicht mal mehr wusste WER er nun eigentlich war. War er jetzt die Person von der alle wollten dass er sie war? Was man erwartete, oder war er…einfach nur er selbst? Denn immerhin kannte er nichts anderes als das was ihm vorbereitet wurde. Er war…ein sehr verlorener Junge gewesen der keine Ahnung von sich selbst hatte und nicht wusste wo er nun hingehörte…Und noch dazu...war er der einzige seiner Art.“

Hana rieb sich langsam seine Tränen weg und sah dann rechts zu seiner Mutter rüber, von welcher er sich leicht löste und ihr dann einen erstaunten Blick zuwarf, der nur lieb lächelnd erwiedert wurde. Er war in der Regel schnell und genau deswegen wusste er sofort worauf das hinaus lief. Um wen es ging. Denn diese Geschichte…kannte er. Der Blonde verstand die Geschichte und sprach dann leise:

„…Du…Du redest von dir, nicht wahr…?“

Und Yoh nickte. Er nickte sanft und sah dann vor sich auf den Boden, als er dabei weiter erzählte:

„Damals war ich noch sehr jung gewesen. Ich war gerade so sechs als ich mich das zum ersten Mal fragte und es wurde jedes Mal schlimmer je älter ich wurde. Ich stelle mir diese Fragen sogar bis heute noch. Stelle sie immer und immer wieder. Bin ich noch ich selbst? Oder bin ich nur das was man schon immer von mir wollte? Nämlich die Braut des Häuptlings die seit ihrer Geburt dazu erwählt wurde sein Kind zu gebären und damit die seltene Blutlinie mit seinem Erbe zu stärken. Für guten Nachwuchs zu sorgen. Das habe ich zumindest immer gesagt bekommen…und ich habe es gehasst. Jedes Mal wenn ich deinen Vater gesehen habe gingen mir diese Gedanken durch den Kopf. Ich habe es gehasst. Ich habe IHN deshalb gehasst, denn er war daran schuld das ich so behandelt wurde wie ich es wurde. Habe es gehasst das er einfach nur ein Junge sein konnte und ich dagegen nicht mal ansatzweise wusste was ich nun eigentlich war. Weder ein Junge…noch ein Mädchen, denn ich wurde weder wie das eine noch das andere „richtig“ erzogen. Und Genauso kam mir dann der Gedanke: das es nicht fair war, denn durch mein Blut wurden ich und Hao automatisch zu dem gemacht was alle von mir wollten, ohne das ich selber entscheiden konnte wer ICH sein wollte. Bin ich heute und vor allem war ich damals noch ich selbst…? Ich weis es nicht und wenn ich ehrlich bin…werde ich es vielleicht auch niemals wissen. Aber das ist schon okay, denn dadurch dass ich immer offen war, für alles was meinen Weg kreuzte, da haben sich mir Wege eröffnet von denen ich nicht mal zu träumen gewagt hätte. Wege die ich niemals hätte bestreiten können…denn wäre ich deinem Vater nicht begegnet und hätten wir uns nicht so oft am Kopf gehabt dann...Es mag verrückt klingen, aber genau deswegen bist du hier Hana. Denn hätten wir uns nicht gestritten und somit gelernt wie der andere tickt, dann wärst du nicht hier. Dann würde nichts von all dem existieren in meinem Leben was du hier siehst. DU wärst nicht hier und wir wären somit auch Sakutaro niemals begegnet. Alles wäre ganz anders gekommen. Und ich muss dir sagen: Ich bin froh das es so gekommen ist. Das ich den Weg gelaufen bin von dem ich fühlte das er der dennoch der Richtige war, auch wenn es erst nicht so erschien, denn nur so konnte ich euch allen begegnen. Und auch wenn ich bis heute nicht weis was nun richtig war oder falsch, so ist es nun egal, denn ich habe etwas viel besseres bekommen als das was ich damals wollte. Ich habe…dich bekommen und das kann mir keiner mehr nehmen. Genau SO fühlt es sich für mich an: es war alles richtig was ich damals getan habe. Verstehst du Hana?“

Der Blonde sah seine Mutter einfach weiter dabei an und schwieg. Sein Hirn versuchte zu verstehen was seine Mutter da zu ihm sagte und bearbeitete das noch alles fleißig weiter als er sie dabei anstarrte. Dann wand er aber den Blick plötzlich ab und zu Boden. Was sie da sagte...war eine interessante Ansicht der Dinge. Ohne Streit und Konflikt…wäre er nicht hier. Und wenn er nicht hier wäre, dann wäre Saku nie in dieses Dorf gekommen und hätte die Möglichkeit seine Wunden heilen zu lassen. Diese Zukunft gäbe es dann überhaupt nicht. Alles hätte einfach nicht existiert…Und das machte Hana nachdenklich, denn es erzeugte damit automatisch das Gefühl in ihm als wäre alles miteinander verflochten. Als wäre er nicht nur ein weiterer Knotenpunkt im Leben seiner Mutter der zu neuen Verbindungen und Erfahrungen geführt hat, sondern auch derjenige der ihr Feuer weiter trug welches sie entzündet hatte. Und als würde es von dem Punkt aus dann mit ihm weiter gehen. Emotionale Verbindungen…waren wie kleine Zahnräder die versuchten ineinander zu greifen und damit eine gewaltige Maschine in Gang zu bringen die man „Leben“ nannte. Denn zum Leben gehörte nicht nur das Überleben. Das Essen, Trinken, Schlafen und Kämpfen waren nur Teile dieser Maschine die sie im Gang hielten und nicht rosten ließen. Und Hana verstand es allmählich. Er wollte nicht nur überleben…er wollte leben. Etwas was er tief im Inneren schon immer gewusst hätte, aber es ihm nun eine verpasste und daran erinnerte das es da war. Denn um leben zu können brauchte der Mensch etwas was genauso wichtig war wie essen und trinken. Es waren Bindungen zu anderen Menschen. Es war Liebe. Denn ohne sie...war man allein und das Leben ging nicht weiter. Und alleine konnten meine Kinder entstehen. So das er von ein auf die andere Sekunde verstand was seine Mutter ihm gerade für eine Weisheit mitgeben wollte. Endlich hatte er es begriffen.

Es ging nicht darum wie und als was man geboren wurde…sondern wie man mit dem Geschenk des Lebens umging und welchen Weg man damit beschritt. Es waren nicht die Geburt und die Fähigkeiten die aus einem das machten was man war…sondern die eigenen Entscheidungen. Denn genau diese zeigten WER man wirklich war und wohin die Reise ging. Seine Mutter hatte es eben selbst gesagt: Sie und Vater hatten sich oft gestritten. Mutter hasste ihn sogar eine Zeit lang, aber am Ende war Hana dennoch hier. Streitereien konnten die Gefühle nicht zertrennen die sie in ihrem Herzen zueinander trugen und verknüpften das Band zwischen ihnen nur noch mehr, denn somit lernten sie die Gefühle des Anderen zu verstehen und zu akzeptieren. Und darum ging es in einer Beziehung und in der Liebe…Es ging um die Akzeptanz seines Partners und um Vertrauen. Und gerade weil seine Eltern sich stritten…war das gut gewesen. Also war es auch gut das Hana und Saku sich stritten, denn damit zeigten sie wie wichtig ihnen der Andere doch war und das man sich sorgte. Denn nur durch Sorge und Angst um den Anderen war dieser Streit entstanden. Der Blonde verstand. Erst wenn man sich nicht mehr streiten würde und sich nichts mehr zu sagen hatte…erst ab dem Moment war alles vorbei. Und das tat gut. Es tat sogar so gut das der Blonde fühlte wie wieder die wohlige Wärme in ihm aufkam und die eisige Kälte der Trauer von ihm abließ. Saku…machte das für ihn. Hana wusste das und es lang nun an ihm herauszufinden warum er das tat. Wenn auch ohne zu invasiv zu sein. Aber selbst wenn er es nicht herausfinden würde…dann war das auch okay, denn egal was er von dem Moment an machte…er durfte Saku nicht noch mehr unter Druck setzten. Und letzten Endes hatte er verstanden wie attackierend er doch gewesen war und kam sich plötzlich mies dabei vor. Doch gerade weil er das aus Verzweiflung getan hatte durfte man nicht ganz so hart mit ihm ins Gericht gehen. Das war nur zu menschlich gewesen, denn Menschen neigen dazu über die strenge zu schlagen wenn sie verzweifel waren. Doch mit dem was er gesagt hatte…hatte er Saku verdammt verletzt und auch gleichzeitig seine Grenzen überschritten. Er wusste das…aber nun verstand er wie blöd das doch gewesen war. Hana puschte das alles viel zu sehr und das war nicht fair gewesen. Es klickte endlich. Um an Sakutaro ran zu kommen…musste er ihn von sich aus kommen lassen. Das schien der einzige Weg zu sein, so schwer es ihm auch fiel und so hart es auch für ihn selbst werden würde sich zurückzuhalten. Und Yoh sah in jener Sekunde das erleichterte Lächeln auf den nassen Lippen und Wangen seines Sohnes…und wusste somit automatisch dass er ihn erreicht hatte. Hana schien es verstanden zu haben. Nun musste er das ganze nur noch in die Tat umsetzten und es nicht zu sehr pushen.

Sanft fasste der Schamane die Hände seines Sohnes und brachte Hana damit ihn wieder anzusehen, als er lieb zu ihm lächelte und sprach:

„Ihr zwei seid noch so jung. Und eure gefundene Liebe steckt quasi noch in den Kinderschuhen. Aber dennoch kann ich es jedes Mal fühlen, wenn ich euch zusammen sehe, wie viel Liebe zueinander in euch steckt. Fast so als würdet ihr euch schon ewig kennen. Und selbst ohne dass du es mir eben gesagt hast, wusste ich schon länger dass du ihn liebst, Hana. Und er empfindet genauso wie du. Man kann es ihm auch ansehen. Er liebt dich und es fällt ihm sehr schwer das zu verstecken. Auch wenn seine Worte eben so hart zu dir waren. Doch ich bin mir ganz sicher das er einen guten Grund dafür hat warum er dich so auf Abstand hält und das er das vielleicht einfach nur tut weil er dich damit schützen möchte.“

Hana sah Yoh an.

Er tat das um ihn zu beschützen…Aber vor was?

Hana hatte aber in dem Moment einen Geistesblick und konnte sich vorstellen woran das gegeben falls liegen könnte. Also Saku sein ganzes Verhalten. Warum...war ihm das nicht schon vorher eingefallen? Wieso kam das jetzt erst?! Natürlich! Es gab einen simplen Grund warum Saku das machte. So eindeutig das Hana sich blöd vorkam, denn der hatte ihm das bereits mal mitgegeben. Und nach der Sache mit Anderson erst recht!...Es ging um seine eigenen Leute aus Japan! Nur deshalb machte er das! Der Blonde war sich nun schon fast zu hundert Prozent sicher das es auch darum ging! Saku wollte ihn vor seinen eigenen Leuten schützen und für Hana ergab sich daraus nur eine logische Tatsache um ihre Beziehung zu retten. Das wenn sie verschwanden…der Pilot doch noch bei ihm bleiben könnte, oder? Wenn er es also irgendwie hinbekommen würde das die ihre Sachen packten und wieder sicher nachhause kamen…dann könnte Saku doch bleiben! Dann wäre alles okay!

So schnell wie das gerade alles durch seinen Kopf ratterte…fand er auch schon einige Ideen wie er vielleicht „helfen“ könnte das alles etwas zu beschleunigen. Und der Gedanke gefiel ihm. Saku…könnte bleiben! Dazu müsste er nur…!

Yoh runzelte plötzlich etwas die Stirn, als er sah wie in Gedanken verloren und aufgeregt vor Freude Hana plötzlich wirkte. Doch es war seltsam. Denn es war nicht die Art von Freude wo der Schamane das Gefühl bekam das es so okay wäre. Sondern es fühlte sich anders an. Fast schon so…als hätte sein Sohn schon bereits neue Dummheiten im Kopf ausgebrütet die vielleicht Ärger bringen könnten. Wäre auch nichts neues, trauriger Weise. Somit fasste er Hana dann sanft über den blonden Haarschopf und fragte dabei:

„Was ist? Woran denkst du gerade Schatz?“

Hana sah sofort zu seiner Mutter auf und sprach frech und lächelnd:

„Alles okay! Ich danke dir Mutter! Ich hab mich erinnert! Und jetzt weiß ich was ich zu tun habe! Vielleicht ist doch noch nicht alles verloren!“

Und zwei Sekunden danach sprang der Blonde auch schon auf und klopfte sich seine Hose zurecht. Mit schnellen Bewegungen seines rechten Armes wischte er sich noch die letzten nassen Spuren von seinen Wangen und klopfte sich danach, mit den Händen, sanft auf diese. Er musste wieder klar kommen! Es lag einiges an Arbeit vor ihm und das Erste was er tun musste war wieder Nähe zu Saku aufzubauen. Vielleicht sollte er ihm aber doch noch leichten Abstand lassen und etwas später wieder auf ihn zu gehen. Noch waren die Gemüter aufgeheizt und Saku konnte unglaublich bockig sein wenn der sauer war. Was er sicherlich noch war. Doch Hana konnte es kaum erwarten. Sicher er war körperlich noch nicht ganz wieder fit und würde seinen Plan deswegen nicht gerade heute komplett in die Tat umsetzten, aber vielleicht in zwei Tagen oder so. Denn wenn er ehrlich war fühlte er sich allgemein sehr komisch die letzte Zeit. Er konnte es nicht ganz beschreiben, aber dieses seltsame Gefühl in seinem Bauch war noch immer da seit dem er angeschossen wurde. Sicher war es nicht mehr ganz so intensiv wie kurz nach dem Schuss und seiner Behandlung, aber es war noch immer da. War wie ein Hauch der sich hin und wieder meldete und bescheid gab das es noch da war. Dieses Ziehen und Drücken. Dennoch hatte er seiner Mutter weiterhin nichts dazu gesagt und behielt es für sich. Hana war nicht einer der sofort losjammerte wenn ihm mal ein Furz quer hing. Allerdings behielt er seinen Zustand weiter im Auge und würde seiner Mutter davon erzählen wenn es noch länger blieb. Und an sich war seine Wunde super verheilt und nur noch eine Narbe mit Fäden war zu sehen, die aber langsam auch verschwanden. So gesehen war seine Wunde auch schon wieder komplett verheilt und nur noch die Fäden mussten weg. Offenbar hatte er eine gute Regeneration und Mama, so wie immer, eine heilende Hand. Die Kombination machte es möglich, was?

Sein Blick floh noch mal runter zu seiner Mutter und er sprach dabei:

„Ich mach mich dann mal los! Vielleicht werde ich schneller wieder beweglich wenn ich etwas mehr laufe! Keine Sorge, ich bleibe natürlich im Dorf, Mama."

Yoh sah ihn an. Darüber machte er sich die wenigsten Sorgen ehrlich gesagt. Sondern über etwas anderes was an ihm nagte. Und danach wand sich Hana auch schon ab und lief entschlossen einige Schritte von seiner Mutter weg, als diese einfach nicht anders konnte und ihm nach rief:

„Hana!“

Sein Sohn blieb stehen und sah verdutzt hinter sich. Sah den besorgten Blick seiner Mutter, den er nicht ganz deuten konnte und hörte dann ihre Worte:

„Was auch immer du machst…übertreib es nicht, ja? Es wird alles schon seinen Weg gehen und finden. Manchmal…ist es nicht klug Dinge gewaltsam zu beschleunigen Hana…“

Was sollte das denn nun? Das wüsste er doch. Aber Hana nickte dann nur zurück und lächelte lieb, aber frech, als er darauf antwortete:

„Ich muss los! Danke Mama!“

Und dann lief er doch schnelleren Schrittes davon und Yoh sah ihm nach. Er kam dabei ebenfalls wieder auf die Beine und sah wie sein Sohn auf den großen Platz zulief und danach aus seiner Sicht verschwand, als er hinter den nächsten Wigwam abbog.

Er fühlte sich komisch. Etwas an der Art und Weise, wie Hana eben geklungen hatte, machte ihm persönlich Sorgen. Natürlich war es gut zu sehen dass seine Botschaft seinen Sohn erreicht hatte und diesen wieder etwas aufmunterte, aber dennoch war da dieser Hauch von Unwohlsein in ihm. Hatte…Hana ihn auch wirklich verstanden? Vielleicht kickten seine Mutterinstinkte aber auch gerade nur etwas zu sehr durch. Wäre ja nicht das erste Mal. Sein Blick floh dann neben sich zu den Beeten in denen er dann die eine rote Kamelie blühen sie die definitiv für Hana stand. Wie schön die Blüte offen stand und leuchtete. Seine Liebe war erblüht…und jetzt konnte Yoh nur hoffen das sein Sohn keine Dummheiten übers Knie brechen würde. Denn dafür…hatte er leider ein Talent. Doch was auch immer mit Hana passieren würde, Yoh wusste dass er in guten Händen war. Sakutaro würde auf ihn aufpassen, so wie er es die letzten Tage über auch getan hatte. Immerhin...war er sein Dyami. Und sein Blick fiel dann runter auf seine Hände und er musste lächeln, denn es war…genau wie bei ihnen damals. Bei ihm und Hao. Und ehrlich gesagt war es verrückt WIE ähnlich es ihnen doch war, denn genau an diesem Ort…hatten sie auch mal gestritten und gedacht damit ihre Liebe zerstört zu haben. Und das sogar kurz nach dem…wo sie verstanden hatten dass sie sich liebten. Nämlich kurz nach Apollo…und nur einen Tag bevor Yoh schwanger wurde. Aber noch etwas bedrückt ihn, als nur das was vielleicht gerade in Hana seinem Kopf vor sich ging. Nämlich die Tatsache…dass er irgendwie das Gefühl hatte das sein Sohn sich veränderte. Oder verändert hatte. Aber nicht nur wegen der Art wie er sich verhielt sondern auch…Ach er wusste es ja auch nicht wirklich. Aber etwas war anders. Hana…war anders, auch wenn er nicht genau wusste WAS es war. So floh sein Blick noch ein letztes Mal zu der roten Kamelie und er faltete dabei die Hände vor seiner Brust zusammen. Schloss die Augen und sprach einen Wunsch aus. Eine Bitte wohl eher. Er bat einfach nur dafür…dass der Schutzgeist ihrer Familie Hana den richtigen Weg weisen würde. Das der kleine weiße Fuchs…nein, das Ame seinen Sohn leitete. Und das genauso wie er es schon mal getan hatte. Als Hana noch klein gewesen war…und damals bei ihm und Hao…noch bevor der Blonde gezeugt wurde. Doch in der Ferne sah selbst der wachsame Yoh ihn nicht kommen. Sah den Sturm nicht anrauschen, der ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen würde. Hanas…und das von einfach jedem in diesem Dorf…
 

Du wurdest einst verletzt von einem nicht zu heilenden Schmerz der durch Trauer geboren wurde. Aber du gingst einfach weiter mit dieser Bürde auf deinen Schultern und deiner Vergangenheit die dich nicht mehr loslassen wollte. Sie dich jeden Tag aufs Neue versuchte in Stücke zu reißen. Doch ich bin hier und ich fange dich. Und ich halte von nun an deine Hand damit du dein Leben nicht aufgibst. Du wirst nichts mehr verlieren solange du bei mir bist. Ich möchte dein Lächeln beschützen, aber es verschwindet immer mehr von Tag zu Tag, dass ich nicht weis was ich tun soll. Selbst deine Stimme, die nach mir ruft, stirbt langsam aber sicher. Der Wind, der mit der Zeit geht vergeht ist ein messerschafer Hauch, aber ich werde dich dennoch nicht loslassen. Denn du wurdest vor langer Zeit von etwas verletzt was aus Trauer geboren wurde. „Ich kann nicht mehr lächeln. Ich hasse Menschen.“ Ich will dich diese Worte nicht mehr sagen hören. Auf dich wartet eine Zukunft die du noch nicht sehen kannst. Vielleicht macht sie dir Angst, aber sie ist ganz wichtig. Vielleicht ist gerade jetzt noch alles okay so wie es ist, aber das wird nicht so bleiben, denn die Zeit steht nicht still. Bleib nicht stehen…sondern geh mit mir weiter. Du sagtest einst: Das du dein Leben allein Leben kannst. Aber diese banalen und freundlichen Worte fingen an dich zu zerreißen, denn du sehnst dich nach Nähe. Du willst nicht allein sein. So sehr dass du dich windest und eine Lösung sucht, obwohl du Angst hast andere dabei zu verletzten. Genauso wie ich. Deine Hand, die ich halte, sehnt sich nach der zarten Liebe die einfach jeder erfahren möchte. Etwas was tief in uns verwurzelt ist. Erinnerst du dich daran? Indem du den Schmerz kennst weist du wie man zu jemanden sanft sein kann. Deswegen musst du weiter kämpfen. Du bist etwas ganz besonderes. Wir suchen beide den Grund für unser Leben. Und wenn wir weiter unsere Hände halten, dann bin ich mir sicher dass wir diesen gemeinsam finden werden. Bitte verlass mich nicht. Verschwinde nicht einfach aus meiner Welt, denn ich bin egoistisch und will dich nicht mehr missen. Und gerade du, der gehen will, möchte es eigentlich auch nicht, nicht wahr? Vergiss es nicht einfach. Dein altes Leben hat dich zu dem gemacht der du bist und deswegen vergiss es nicht. Aber halte dich nicht mehr krampfhaft daran fest. Denn ab jetzt halte ich deine Hand und gehe mit dir gemeinsam in ein neues Leben, wenn du das möchtest. Und ab dem Moment gibt es dann kein Zurück mehr für uns. Wenn du mich liebst, in dieser Nacht, dann tu es gefälligst aufrichtig und trage mich wie eine Königin auf deinen Armen. Hol mir die Sterne vom Himmel und schenk mir das was ich eigentlich nicht kriegen könnte. Es ist kein Geheimnis. Ich liebe dich. Und in dem Moment wo du mich auch liebst…werde ich es dir sagen. Auf das wir nie wieder getrennt werden und uns aneinander binden. So wie es immer sein sollte. So wie es schon immer gewesen ist.



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