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Tribal

I`ll be your home
von

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The smell of death

„Los! Mach schneller Junge! Noch die letzte Kiste und dann kannst du gehen!“

Brüllte der Große und fette Mann aus dem Fenster seines Lastwagens heraus. Danach sah er dann rechts aus diesem hinaus und hinter zu der Ladefläche. Dort hinten erblickte er wie ein etwas schmächtiger Junge eine große Kiste hoch hievte und sie mit aller Kraft auf die Ladefläche stellte. Es schepperte als sie endlich drauf war und der Junge keuchte aus. Das war wirklich harte Arbeit gewesen, kein Wunder denn er machte das schon den ganzen Vormittag und die Kisten waren gefüllt mit allerlei Waffen und Inhalten für den Krieg. Also, er sah es natürlich nicht, aber er konnte sich keinen anderen Inhalt vorstellen. Somit waren sie automatisch sehr schwer bei der Größe und Menge an Waffen. Doch nun hatte er es geschafft. Das war die letzte Kiste gewesen. Kaum als er sie abgestellt hatte atmete er noch etwas schwer und hielt sich an der Ladefläche des Autos fest, sah danach vor zu dem Kerl der aus dem Wagen sah und grimmig drein Blickte. Er schien zu warten und klopfte mit den Fingern neben sich an seine Fahrertür, als er sauer rief:

„Na komm schon! Ich hab nicht den ganzen Tag zeit!“

Danach klopfte seine rechte Hand komplett an die Außenseite der Tür, als aggressive Aufforderung an den Jungen näher zu kommen. Dieser keuchte darauf aus und riss sich zusammen. Nicht umfallen. Mit schweren und müden Schritten lief er auf den Mann zu und kam nach wenigen Sekunden vorne an. Sein Blick floh hoch zu dem Kerl und der reichte ihm schließlich einen kleinen, braunen Stoffsack entgegen. Er war gerade mal so groß wie eine Handfläche, aber wirkte nicht wirklich gefüllt. Das merkte der Junge als er ihn mit beiden Händen annahm und verwirrt auf diesen sah. Er wog fast nichts! So das er ihn schnell aufmachte und das Münzgeld darin zählte. Wut überkam ihn, als er durchzählte, so dass er danach den Beutel zusammendrückte und sauer hoch fauchte:

„Hey! Das ist nicht die Menge die abgesprochen gewesen war!“

Das war sie in der Tat nicht. Doch der Fahrer ignorierte ihn schulterzuckend und sprach dann, als er sich wieder in sein Auto zurück zog:

„Dafür dass es so lange gedauert hat solltest du es mit Dankbarkeit annehmen! Ich hätte mir auch jemand anderen zur Hilfe suchen können. Jemand der wesentlich stärker und älter wäre als du, also sei gefälligst dankbar du freches Balg!“

Dann schloss er das Fenster und startete die Maschine. Hilflos musste der Junge mit ansehen wie der Typ einfach davon fuhr, damit auf der leeren Landstraße Staub aufwirbelte und in der Hitze der Mittagssonne verschwand. Je weiter er weg war, umso wütender wurde der Junge und er trat sauer gegen den staubigen Boden der Straße vor sich. Das war zum kotzen! Es war mehr Geld versprochen gewesen und nun hatte er harte Arbeit für einen Hungerlohn getan! Er fühlte sich reingelegt und missbraucht zugleich. Aber was hatte er auch erwartet, mal ganz ehrlich? Immerhin wollte der Typ ihn auf einer leeren Landstraße treffen, weit außerhalb von den Augen der Öffentlichkeit. Natürlich ging das nicht mit rechten Dingen zu und er konnte eigentlich froh sein nur mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein. Denn es war nicht ungewöhnlich dass in dieser Zeit arbeitende Jungs mal einfach so schnell verschwanden, oder missbraucht wurden. Doch was sollte er denn sonst tun? Er brauchte das Geld.

Die Zeiten waren hart geworden und ein geregeltes Essen nicht gerade Standard für Menschen wie ihn. Er kam nicht gerade aus einer reichen Familie und musste selber hart arbeiten wenn er sich was leisten wollte. Das Geld seiner Familie reichte gerade so um über die Runden zu kommen. Der Krieg ließ die Preise in die Höhe schnellen. Essen und Trinken wurden teurer, aber auch das Leben an sich wurde teurer. Und dennoch gab er nicht auf. Er war ein Kämpfer. War er schon immer gewesen. So musste er nun bereits mit 12 Jahren erfahren wie hart das Leben sein konnte.

Frustriert steckte er den kleinen Geldbeutel in seine rechte Hosentasche. Seine Kleidung hatte auch schon bessere Tage gesehen, auch wenn es seine persönliche Arbeitskleidung war. Etwas was er nur zum Arbeiten trug. So hatte er eine knielange Hose aus Baumwolle die schwarz und leicht zerrissen war an. Und oberhalb trug er nur ein kurzärmliges, weißes T-Shirt. Seine Schuhe waren auch schon älter und lange getragen worden. Die Sohle war so durch als wäre er tausende von Kilometern damit gelaufen, was auch hinkommen könnte. Es war ein trauriger Anblick. Auch sein kurzes, schwarzes Haar war struppig und stand in alle Richtungen ab. Er wirkte etwas heruntergekommen, was aber auch daran lag das er den ganzen Vormittag im Dreck und hart gearbeitet hatte. Und bei der geringen Kohle konnte er gerade wieder los und nen weiteren Job suchen. Er nahm Arbeit an wo er nur konnte, egal wie schwer sie auch war und wie das Wetter aussah. Dennoch verbarg sich unter seiner schmutzigen Schicht ein wirklich gutaussehender junger Mann. Doch leider kam er damit nicht weiter.

An diesem Tag war es in Nagano sehr heiß. Es war einer der heißesten Sommer die er je erlebt hatte und Wasser war nicht gerade etwas was er immer bei sich trug und sich leisten konnte. Und da sie etwas mehr im Tal waren, als auf den Bergen, sammelte sich dort die Hitze enorm. Das Geld an sich würde gerade dafür reichen etwas trinken zu können und vielleicht noch etwas kleines dazu zu kaufen. Danach stand er wieder am Anfang. Nämlich ohne Geld, aber leider viel ausgebeuteter und müder als vorher.

Er schwitzte und atmete noch immer schwer. Die Luft war sehr trocken und stickig. Nicht mal das Feld rechts von ihm spendete einen etwas kühleren Wind. Die Hitze brannte alles nieder und er rieb sich über die Stirn und den Schweiß weg der sich dort bildete. Danach sah er aber auf, als etwas laut durch den Himmel donnerte und ein Schatten über ihn hinweg schoss. Er hielt er sich die Ohren zu, aber dann klammerte sich sein Blick voller plötzlicher Begeisterung an dem Flieger fest der in Richtung des Militärplatzes der Station unterwegs war. Wie ausgewechselt lächelte er und rannte hinterher, versuchte mit dem Flieger mitzuhalten und sah dabei hinauf in den Himmel. Doch nach einer Weile entfernte sich das Vehikel immer mehr von ihm und er hörte auf die Landstraße runter zu rennen. Zwar sah er den Flieger noch, aber er wurde immer kleiner je mehr er sich entfernte. Dann blieb der Junge stehen und sah ihm nur noch nach. Sein Blick wurde traurig als er sich wieder in die Realität zurück holte. Weg aus den Wolken und den Abenteuern in fremden Welten von denen er gern träumte. Schon immer war es sein Wunsch gewesen zu fliegen. Wie oft hatte er sich Flügel gewünscht um einfach davon zu fliegen? Zu fliehen von diesem schrecklichen Ort und dadurch einen besseren zu finden. Er fühlte sich wie ein Vogel dem man die Flügel gestutzt hatte. Doch im Herzen war er ein stolzer Adler, der höher fliegen wollte als alle anderen. Da gab es aber ein Problem: er war niemand der Leute im Stich ließ. Und erst recht nicht sie. Also würde er niemals diesen Ort verlassen…Danach trottete er weiter und senkte dabei den Blick zu Boden. Er war dumm. Er war so dumm und er hatte kein Geld. Aber eines Tages wollte er es dennoch schaffen…Er wollte Pilot werden.

„Hallo!! Hey!!“

Verdutzt sah der Junge auf und vor sich. Nicht weit vor ihm sah er wie jemand winkend auf ihn zugerannt kam, so dass er gleich stehen blieb und nur hin sah. Durch die Verzerrung der Luft, erzeugt wegen der Hitze, erkannte er sie erst etwas später, aber lief gleich danach leicht rot an. Es war SIE wieder. Dieses Mädchen was er schon lange kannte. Sie rannte in einem schönen, gelben Kleid auf ihn zu, was kurz über ihre Knie ging und sie trug sogar einen großen Sonnenhut um sich vor der Sonne zu schützen. Ihr kinnlanges schwarzes Haar wehte im Rennen und sie winkte noch immer lächelnd mit der rechten Hand zu ihm, während sie in der linken Armbeuge einen Korb hatte. Er konnte ihr nur dabei zusehen und im Nu stand sie auch vor ihm und schob sich erst mal wieder den großen, gelben Sonnenhut zurecht. Da sie einen Kopf kleiner war als er sah sie lieb zu ihm auf und legte die Hände freundlich an ihren Unterleib. Ihr Lächeln war sanft, so dass ihrem gegenüber etwas mulmig wurde und der scheu nach links von ihr weg sah. Darauf sprach er auch schon:

„W-Was machst du denn hier Chiharu? Woher weist du das ich hier bin?“

Er konnte sie dabei noch immer nicht ansehen. Verdammt, es wurde jeden Tag schlimmer, je länger er was mit ihr unternahm. So wusste der Junge nicht wirklich was los war. Er kannte sie nun schon seit sie klein waren, aber durch das Gefühl hatte er noch immer nicht durchgeblickt. Chiharu war die Tochter von einem bekannten Schneider in ihrem Dorf und ihre Mutter war eine Floristin. Durch ihren Vater gehörten sie zu den etwas besser betuchten Menschen als der Rest des Dorfes und den Kindern in ihrem Alter. Doch war sie deswegen nie herablassend und unfreundlich zu ihm gewesen. Sie waren Nachbarn und sie spielte immer mit ihm. War sich als Mädchen auch nicht zu fein sich in den Dreck zu werfen oder auf Bäume zu klettern. Das fand er immer cool bei ihr und sie war dazu noch sehr lieb und hilfsbereit. Sie spielten viel zusammen. Aber je älter sie wurden umso mehr fiel ihm auf…wie hübsch sie doch wurde. Vergangen waren die Tage mit dem kleinen Mädchen, das etwas schiefe Zähne hatte und ein molliges Gesicht. Sie wurde immer schöner. Jahr für Jahr. Als würde aus dem hässlichen Entchen ein anmutiger Schwan werden. Und das machte ihn unwohl. Er mochte sie schon immer, aber nun wurde sie auch noch hübsch und wenn er ehrlich war…verliebte er sich langsam in sie. Und das durfte nicht sein. Ihre Eltern würden es nie erlauben. Ein Junge wie er und ein Mädchen wie sie. Wie eine schlechte Märchengeschichte ohne Happy End.

Chiharu legte den Kopf etwas verdutzt seitlich und sah ihn auch so an. Sie wusste nicht warum er sie nicht ansah. Aber dann lächelte sie wieder lieb und sprach frech:

„Naja ich bin ja nicht ganz auf den Kopf gefallen. Gestern hattest du erwähnt dass du auf einer Landstraße arbeiten musst, ohne dass deine Eltern was davon erfahren sollten. Daher ging ich davon aus das es nicht ganz „legal“ wäre was du tun willst. Und wo macht man das? Auf der meist unbefahrenen Landstraße um Nagano herum. Also hier! Tja und nun bin ich da.“

Er sah etwas muffig zu ihr. Auch war da ein leichter beschämter Ausdruck auf seinem Gesicht. Verdammt sie hörte zu gut zu. Da musste er wohl besser aufpassen. Nicht das er sie von sich halten wollte! Aber er wollte auf keinen Fall das Chiharu in seine illegalen Machenschaften hineingezogen wurde. Oder das ihr dabei noch was passieren könnte! Das würde er sich nie verzeihen. So seufzte er und sah nach links weg, sprach:

„Du solltest nicht hier sein. Geh lieber wieder Heim und mach was aus deinem Leben. Deine Mama wollte dich doch zur Floristin ausbilden. Euer Laden läuft echt gut. Mach lieber sowas als mit einem Köter wie mir abzuhängen.“

Sie sah ihn traurig an. Das stimmte nicht. Er sollte damit aufhören. Sie mochte das nicht ihn so zu hören. Er war kein Straßenköter und noch dazu wurde sie traurig wenn sie ihn in dieser Stimme sprechen hörte. Mit diesem Ton der Trauer, den er versuchte zu verbergen, sie ihn aber genau hören konnte. Er war ein guter Junge und mit niemand wollte sie lieber zu Mittagessen als mit ihm. So lächelte sie wieder strahlend und zog den Korb vor ihrem Bauch weg. Der Junge sah deswegen wieder zu ihr und sie sprach lieb:

„Sag nicht sowas. Du bist kein Köter. Und wenn dann ein ganz süßer kleiner Straßenköter mit Punkten!“

Er verzog etwas das Gesicht mulmig. Ha Ha, sehr komisch. Chiharu fuhr fort:

„Und ehrlich gesagt…möchte ich viel lieber in einem Coffee-Shop arbeiten als bei meiner Mutter im Laden. Und ich sehe bestimmt auch süß aus in der Arbeitskleidung! Hier! Ich habe extra dein Lieblingsessen mitgebracht Sakutaro!“

Er schluckte leicht vor Hunger. Sein Lieblingsessen? So sehr er es auch versuchte zu verstecken…Hunger hatte er schon. Und sie hatten viel gutes Essen in Nagano. Eines der „Muss man in Nagano gegessen haben“-Gerichte ist das Shinshu Miso Ramen. Doch dies war es definitiv nicht, auch wenn er es gern aß. Es gab bei ihnen im Dorf viel mit Berggemüse und Pilzen, da sie anders als die meisten anderen Städte mehr in den Bergregionen lebten. Und da fing er im Gedanken schon an zu sabbern, wenn er nur an Essen dachte. Er liebte Oyaki-Klöße, die mit Pilzen und Berggemüse gefüllt waren. Die gefüllten Teigtaschen bestanden aus Weizenmehl und wurden erst gedämpft und danach gegrillt. Das war sehr teures Essen geworden. Niemals hatte sie welche bekommen!

Danach fasste sie ihn frech mit der rechten Hand am linken Handgelenk und zerrte ihn von der Landstraße. Etwas verwirrt und beschämt ließ er sich aber mit zerren und folgte ihr von der Landstraße und rüber zu den Bäumen, die auf der anderen Seite standen dort wo nicht das Feld war. Er rief dabei etwas beschämt zu ihr:

„H-Hey zerr nicht so! Ich kann ganz gut alleine laufen! Chiharu!“

Doch sie ignorierte ihn gekonnt und lächelnd, zerrte ihn danach einen kleinen Hang hoch und unter einen der Bäume die dort Schatten spendeten. Endlich war der Junge mal aus der Hitze raus und es fühlte sich auch gleich viel besser an. Die kühle Luft tat gut. Danach ließ sie ihn los und lief einige Schritte vor ihm voraus. So das er stehen blieb und ihr nur dabei zusah wie sie an den Baum lief, sich umdrehte und dann vor diesen auf den Boden setzte. Sacht stellte sie den Korb ab und klopfte ihn rechts neben sich auf die andere Seite des Korbes herbei.

„Na komm, setzt dich zu mir Sakutaro.“

Sprach sie lieb. Sakutaro sah sie an…Warum klopften ihn alle herbei wie einen Hund? Es passte ihm nicht, aber er konnte ihr einfach nichts abschlagen, also seufzte er und kam zu ihr, setzte sich im Schneidersitz so hin das der Korb zwischen ihnen war und verschränkte die Arme vor sich, als er muffig sprach:

„Du bekommst nur Ärger von deinem Vater wenn er das erfährt.“

Sie lächelte frech zu ihm rüber.

„Deshalb weis er ja nicht dass ich weg bin!“

Sakutaro sah sie darauf erschrocken an.

„Was?!“

Es war unglaublich. Sie sollte sowas doch nicht tun! Komischerweise wirkte Chiharu irgendwie so stolz dabei als sie sprach:

„Ja! Ich bin einfach aus meinem Zimmer abgehauen und habe einige Decken unter meine Bettdecke gelegt, damit es aussieht als würde ich noch schlafen! Schlau, oder?“

Naja schlau hielt sich hier in Grenzen. Sakutaro muffte sie laut an:

„Das ist nicht schlau, das ist bescheuert! Dein Vater bekommt das früher oder später raus! Was willst du ihm denn dann sagen?!“

Nachdenklich und süß legte sie den rechten Zeigefinger an ihre Wange und sah zum Baum hoch.

„Hmmmm…Ich denke ich sage ihm einfach das ich bummeln war.“

„Du bist aber immer noch einfach abgehauen Chiharu!“

„Es ist schon okay Saku! Mein Vater kann nie lange auf sein kleines Mädchen böse sein, hehe!“

„Nenn mich nicht so!“

Verwirrt sah ihn Chiharu an, als er das etwas beschämt und lauter gesagt hatte. Saku hatte seinen Blick abgewandt und starrte auf den Boden vor sich. Ihm war es selber etwas unangenehm dass er sie so angemufft hatte. Das verstand auch sie nicht. Doch er klärte sie schnell auf und sprach scheu:

„D-Das klingt…als ständen wir uns nahe.“

Genierte er sich? Wie süß. Ehrlich gesagt fand sie es toll ihn so leicht zu beschämen und zu ärgern, er war dann immer so goldig und scheu. Das mochte sie an ihm. Er wirkte auf den ersten Blick, wenn man ihn nicht kannte, wie ein grober Klotz und strenger Junge. Lag aber sicherlich auch daran das er meist einen strengen Blick hatte und Lächeln war nicht so sein Ding. Er hatte dazu auch noch einen scharfen Blick und viele taten ihm damit unrecht. Doch er war ein guter Mensch und hatte ein großes und gütiges Herz das er unter einer harten Schale verbarg. Chiharu kannte ihn genau und sie liebte es wenn er lächelte. Denn jedes Mal wenn er das tat…dann kam es vom Herzen und es waren ehrliche Gefühle die da durchkamen. Sie überlegte: Als ständen sie sich nahe…Dann grinste sie frech und sprach zu ihm rüber:

„Wir stehen uns doch auch nahe. Oder nicht Saku?“

Er sah etwas genervt und unsicher zu ihr. Da war es wieder. Warum…wurde ihm komisch in der Brust wenn sie ihn so nannte? Es war nur eine Abkürzung für seinen Namen, was auch passend zu seinem Nachnamen war, denn der war ähnlich. Sein voller Name war: Sakutaro Sakurai und in beiden war das „Saku“ drin, also war das ein guter Spitzname. Auch wenn er ihr sagte: sie sollte ihn so nicht nennen…so durfte nur sie das tun. Niemand sonst. Denn sie war seine einzige Freundin. Die Einzige die sich mit ihm abgab. Und er verstand bis heute nicht wieso. Er hatte nichts dafür getan. Hatte sie so behandelt wie jeden anderen auch, nämlich mit Abneigung. Doch sie kam immer und immer wieder zu ihm, als hätte er einen Magneten am Arsch. Sie ließ einfach nicht locker…und das liebte er inzwischen an ihr. Sie war ehrlich mit ihren Gefühlen, taffer als sie aussah, liebevoll, treu und wunderschön. Wenn er daran dachte wurde er rot und sah wieder weg. Gab ihr als plumpe Antwort:

„Mach doch wie du denkst.“

Und das reichte ihr auch völlig als Antwort, so lächelte sie und holte einen Teller aus dem Korb. Dieser war in ein großes Tuch eingewickelt gewesen und hielt somit das Essen noch immer warm, was bei der Hitze aber auch nicht nötig gewesen wäre. Danach stellte sie den einen Teller vor sich und zückte noch einen Zweiten aus dem Korb, den sie dann Sakutaro reichte und er ihn verdutzt ansah. Sie hielt ihm diesen, über dem Korb, vor die Nase und er wand sich wieder muffig ab, sprach:

„Ich hab keinen Hunger.“

War gelogen. Es roch echt gut. Verdammt. Sie aber runzelte nur die Stirn etwas lieblich. Dieser sture Bock. Typisch. Dann aber schüttelte sie den Teller weiter vor seiner Nase und sprach auffordernd:

„Jetzt nimm ihn schon. Du brichst dir schon keinen Zacken aus der Krone wenn du einfach mal etwas annimmst Sakutaro. Ich hab mir extra so viel Mühe gegeben.“

Er sah wieder zu ihr und schien erschrocken. Sie hatte was?! SIE hatte das Essen gemacht?! Für IHN?! Und mal abgesehen davon, als sie den letzten Satz etwas trauriger sagte, sah er automatisch zu ihr und wurde mit einem Hundeblick förmlich beschossen! Ihm wurde unwohl und er starrte sie nur fassungslos an. Oh bitte nicht! Sie sollte ihn nicht so ansehen! Wenn sie das tat dann wurde er immer gleich schwach und konnte noch weniger NEIN sagen! Aber sie wusste genau was sie tat und machte bewusst so weiter. Das wusste er auch. Sie würde nicht aufhören bis sie ihn damit kurz und klein gehauen hatte! Im schlimmsten Fall drückte sie noch auf die Tränendrüse und dann war eh alles vorbei. Er konnte nicht damit umgehen wenn jemand vor seinen Augen anfing zu weinen. Und erst recht nicht wenn es das Mädchen war das er mochte. Also schluckte er und fasste schnell mit beiden Händen den Teller. Zog ihn ihr aus den Händen und sprach muffig dabei:

„Na gut, gib her! Das ihr Mädchen immer gleich wegen allem rumheulen müsst!“

Chiharu änderte sofort, wie auf Kommando, ihren Blick von den Hundeaugen zurück zu einem frechen Lächeln und setzte sich wieder gerade hin. Hah! Sie hatte ihn. Wie berechenbar er doch war. Es war nicht nett von ihr ihn so zu manipulieren, aber sie wollte dass er isst…denn er sah nicht gut aus.

Die letzte Zeit hatte Sakutaro oft in der Hitze und lange hart gearbeitet, meist auch ohne Wasser und Essen dabei und das hinterließ Spuren. Inzwischen sah man ihm an dass er etwas abgenommen hatte und das machte ihr Sorgen. Er war gut gebaut und stark, aber nun sah man die Muskeln mehr als alles andere, er wirkte schon langsam dünn und ungesund. Aber das war auch wieder so typisch Saku…immer dachte er zuerst an die Anderen und dann an sich. Sie wollte einfach dass er wieder etwas auf die Rippen bekam…Erst konnte man denken sie dachte an ihn wie eine kleine Schwester an ihren großen Bruder. Doch das war nicht so. Sie sah ihn…wie eine Frau einen Mann ansah der ihr nicht aus dem Kopf ging. Und wenn er wieder mehr auf den Knochen hatte...dann sah er noch besser aus als er es eh schon tat. Er war ein gutaussehender Junge und wenn sie ehrlich war hatte sie sich sogar in ihn verliebt. Lange genug kannte sie ihn ja auch schon und er war immer nett zu ihr, wenn auch auf seine ganz eigene Art und Weise. Nie hat er sie hängen lassen und ihr sogar mal geholfen als sie andere Kinder geärgert hatten. Sie war damals noch klein und etwas kräftiger gewesen, deswegen wurde sie gerne gehänselt. Saku war eingesprungen und hatte alle verprügelt die sie ärgerten. Danach bekam er zwar auch Ärger, aber sie würde nie vergessen wie er für sie in die Bresche sprang und sie beschützt hatte. Und von dem Moment an…liebte sie ihn. Auch wenn sie das als Kind noch nicht verstand. Doch je älter sie wurde umso klarer wurde das Gefühl. Er war der Junge…mit dem sie zusammen sein wollte. Sie konnte sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.

Sakutaro hatte den Teller vor sich gestellt und fing an das Tuch runter zu machen. Er konnte es bereits riechen, aber er wollte es dennoch mit eigenen Augen zuerst sehen bevor er in innerlicher Freude ausbrach. Und als er das Essen aufgedeckt hatte…da konnte er sich einfach kein Lächeln verkneifen und genau das war es gewesen worauf Chiharu gewartet hatte. Er strahlte kurz und fing gleich an zu essen. Es waren seine lieblings Oyaki-Klöße mit Pilzfüllung und Gemüse, was er schmeckte als er reinbiss. Und endlich war der Tag wieder besser geworden. Nicht nur für ihn, sondern auch für Chiharu, als sie ihm etwas beim Essen zu sah, noch das Wasser für ihn raus stellte und selber immer mal etwas aß. Und er aß schnell, also hatte er entweder großen Hunger, oder es schmeckte ihm sehr gut. Was sie glücklich machen würde, denn sie hatte zum ersten Mal für ihn was zu Essen gekocht.

So saßen sie da uns aßen gemeinsam in der Mittagssonne unter dem Schutz des Baumes. Und sie hatte recht. Chiharus Mutter hatte vollkommen recht. Manchmal…geht Liebe durch den Magen.

Kurz darauf hörte sie auch schon einen lauten Rülpser neben sich und sah etwas überrascht zu Saku rüber, der dann zusammen zuckte und auch zu ihr sah. Er lief sogar kurz rot an, fühlte sich ertappt und sprach danach verlegen:

„T-Tut mir leid! I-Ich…also in manchen Kulturen ist es ein Zeichen das es lecker war wenn man rülpst! A-Also ich wollte damit nur sagen: Es hat geschmeckt!“

Er versuchte sich irgendwie aus der peinlichen Situation, in die er sich selbst gesteuert hatte, raus zu wenden, während ihn Chiharu einfach nur weiter stumm und aufmerksam dabei zusah. Er war…so süß. Warum sagte er nicht einfach dass es lecker war? Typisch Jungs. Dann lächelte sie, sah vor sich und fing an auf ihre Brust zu klopfen, indem sie die rechte Hand zu einer Faust ballte und zuschlug. Verdutzt sah ihr Sakutaro dabei zu. Was machte sie da? Doch nach wenigen Sekunden sah er das Mädchen überrascht und fasziniert zu gleich an…als sie auch rülpste. Dann wand sie ihren Blick wieder frech zu ihm und sprach:

„Und? Wie war ich?“

Er sah sie nur an. Sie war perfekt. Was anderes konnte sie nicht sein. Sie war so locker und ehrlich zu ihm, dass sein Herz einen Hüpfer machte und er sie nur ansehen konnte. Ihm wurde noch mehr klar: DAS war das Mädchen das er…er konnte es selber nicht glauben das er an sowas dachte aber…das war das Mädchen das er liebte. Nun war er sich sicherer als jemals zuvor. Auch wenn es nicht sein sollte und keiner ihrer Familien das wollte…ER wollte es so. Danach raffte er wie sehr er sie angestarrt hatte und holte sich zurück, schüttelte kurz den Kopf und sprach dann noch immer fasziniert und von seinen Gedanken ablenkend:

„Der war…nicht mal schlecht. Aber sollten das Mädchen eigentlich nicht tun?“

Sie zuckte mit den Schultern.

„Mir egal. Dann bin ich halt ebenso ein Ferkel wie du. Ist mir viel lieber als bei anderen das brave Mädchen zu sein. Außerdem…bin ich eh viel lieber bei dir Saku.“

Ferkel? Wirklich? Sie sprach diese Worte in einem sanften und lieben Ton zu ihm rüber, so das er doch tatsächlich knallig rot anlief. Sie…war lieber bei ihm? Sein Herz klopfte. Wie sie ihn dabei noch ansah. So lieblich und verliebt. Anders konnte man es nicht nennen, oder bildete er sich da etwas ein? Spielten seine Hormone schon verrückt? Könnte sein denn in seinem Alter war er bereits in der Pubertät. Immerhin sah er Chiharu auch schon mit ganz anderen Augen. Er sah sie nicht mehr als kleine Schwester…sondern als Mädchen. Sah sie als Frau an an der er Interesse zeigte. Aber sie war zu gut für ihn. Warum sollte sich ein Mädchen mit viel Geld in einen Jungen wie ihn verlieben? Was hatte er schon zu bieten? Ja er war fleißig, aber das waren andere auch. So sah er wieder von ihr weg und vor sich auf den Boden. Er wusste nicht was er sagen sollte…aber Chiharu wusste es.

So kam sie von ihrem Platz hoch und lief zu ihm rüber. Still setzte sie sich rechts neben ihn und er sah verdutzt zu ihr, wurde wieder etwas rot. Sie war so nah neben ihm. Er konnte sie riechen. Sie roch nach den frischen Blumen des Ladens ihrer Mutter. Oder war das ihr natürlicher Duft? Er hatte nicht bemerkt wie sie vorher noch etwas aus dem Korb gezogen hatte und es nun schön in Papier verpackt, vor sich auf dem Schoß und in ihren Händen, liegen ließ. Es war nicht mal klein. Sie sah zu dem Päckchen runter und lächelte sanft, als sie sprach:

„Ich möchte ehrlich zu dir sein:…Ich hab dich sehr gern Saku. Du arbeitest immer so hart und denkst jedes Mal zuerst an die Anderen als an dich selbst. Ich fand das…schon immer so toll an dir. Du hast mir auch letztes Mal bei meiner Arbeit geholfen und…und deswegen wollte ich dir etwas schenken. Als Dankeschön.“

Stimmt. Er hatte im Laden ihrer Mutter ausgeholfen und sich etwas zusätzlich verdient. Damit half er automatisch auch Chiharu die ja dort auch arbeitete. Dann reichte sie ihm still das Päckchen und er sah es verdutzt in seinen Händen an. Es war nicht sonderlich schwer und er wunderte sich über den Inhalt. Was konnte da nur drin sein? Auch war er etwas beschämt. Sie musste ihm nichts schenken, das hat er nie verlangt. Doch es nicht anzunehmen würde ihr sicherlich das Herz brechen, auch wenn er es eigentlich aus Bescheidenheit nicht nehmen wollte. Also sah er es an und dann zu ihr hoch, auch sie blickte wieder zu ihm lieb und er sprach:

„Das musst du nicht tun. Auch ihr müsst auf euer Geld aufpassen, selbst wenn ihr mehr habt als andere. Ich…ich hab sowas nicht verdient Chiharu.“

„Doch das hast du!“

Sagte sie entschlossen zu ihm zurück und er war erstaunt wie laut und bestimmend sie doch sein konnte. Sie wirkte für ihn noch süßer dabei, als sie danach auch schon weiter sprach:

„Es ist ein Geschenk und ich möchte dass du es behältst! Komm nicht auf die Idee es wegzuwerfen wenn ich nicht da bin!“

Doch war sie sich sicher dass er das niemals tun würde. Dennoch wollte sie es untermauern. Saku zuckte sogar etwas zusammen als sie ihn so anmachte. Wow, sie konnte echt laut und bestimmend werden. So nickte er nur kurz und schnell. Egal was es auch war, er war kein Arschloch das ein Geschenk von einem Mädchen wegwarf das er liebte.

„Und jetzt mach es auf!“

Bestimmte sie und er nickte erneut wieder schnell und kurz. Langsam machte sie ihm Angst.

„Jawohl Madame. Danke das du mir nicht gleich den Kopf abreißt.“

Sie lächelte frech.

„Das kommt jetzt ganz auf deine Reaktion an Freundchen.“

Er schluckte. Okay…Keine Ahnung warum aber…er mochte es wenn sie so fies zu ihm war. Da wurde ihm ganz anders. Unter anderem klopfte sein Herz dabei schneller. Komisch. Lag sicherlich daran das er es mochte wenn eine Frau wusste was sie wollte. So fing er an das Papier abzureißen von was es auch immer verbarg. Und nach wenigen Minuten hatte er es auch befreit und sah etwas in seinen Händen was ihn zum Staunen brachte. Er kam ehrlich gesagt nicht mehr aus dem Staunen raus und sah fassungslos und voller Schock auf das Teil in seinen Händen. Chiharu lächelte. Sie wusste es! Sie wusste er würde es mögen! Allein das er so stumm war bestätigte es. Und als er wieder zu ihr sah, noch immer die Fassungslosigkeit und verborgene Freude in den Augen strahlte, da sprach sie zu ihm:

„Es ist ein Geschenk. Und ich möchte dass du es immer bei dir hast. Es soll dich beschützen und dich ermutigen eines Tages deinen Traum zu erfüllen. Und vielleicht…kannst du sie ja dann auch gebrauchen.“

Und danach nahm sie ihm das Geschenk aus den Händen. Saku ließ sie einfach machen. Sanft und ohne zu zögern zog sie ihm es an und er wehrte sich nicht. Chiharu zog es ihm über den Kopf und richtete es dann auf seiner Stirn etwas zurecht, bis es passend saß. Es stand ihm gut. Sie passte wie angegossen. Und Saku sah nur das Mädchen vor sich an…das er über alles liebte. Und sie lehnte sich wieder etwas von ihm zurück und betrachtete ihn genauer. Dann grinste sie und sprach:

„Sie steht dir wie angegossen!“

Und Saku saß weiterhin einfach nur da. Das Licht, welches durch die Baumkrone schimmerte, spiegelte sich in den Gläsern seines Geschenks, welches auf seiner Stirn saß und ihm einfach perfekt stand. Es spiegelte sich…in seiner eigenen Fliegerbrille, etwas was nur Piloten besaßen zu dieser Zeit, da sie sehr teuer geworden waren. Er war noch immer schockiert über dieses Geschenk was von Herzen kam und sah sie nur stumm an. Er wusste nicht was er sagen sollte. Er war komplett überrannt mit Gefühlen und Chiharu fuhr fröhlich fort:

„Nun schau doch nicht so baff. Da bist du sprachlos, was? Ich weis doch dass es schon immer dein Traum war einmal mit einem Flieger zu fliegen. Und Piloten tragen Fliegerbrillen! Jetzt brauchst du nur noch ein Flugzeug und dann können wir hinfliegen wo auch immer es uns hin verschlägt Saku!“

Lange und hart hatte sie für dieses Geschenk gespart. Ihn nun damit zu sehen ließ ihr Herz nur noch mehr hüpfen vor Freude. Es stand ihm wirklich gut. Und Saku sah sie nur weiter an. Das war…das schönste Geschenk was er jemals bekommen hatte. Nein…das war nicht richtig. Das schönste Geschenk…saß direkt vor ihm. Es war dieses Mädchen, was er von klein auf mochte und in das er sich nun verliebt hatte. Sie war schon immer das Wichtigste für ihn gewesen und nun traf es ihn mit voller Härte und es wurde ihm endgültig bewusst: Das war das Mädchen…das er heiraten wollte. Die Einzige die ihn verstand und liebte so wie er war. Ihn akzeptierte wie er war. Er kannte ihre Gefühle nicht, aber es musste einfach Liebe sein. Denn beim ihm war es das definitiv.

Und während sie ihn so ansah, darauf wartete dass endlich etwas aus seinem Mund kam, da wusste er genau was er zu tun hatte. Etwas was in seiner Brust brannte und raus wollte. Er war nicht gut mit Worten, war er noch nie gewesen. Doch man brauchte nicht immer Worte um jemanden zu antworten. Und das stellte er nun unter Beweis. Auch wenn es stürmisch sein würde und nach hinten los gehen könnte.

So fasste er sie sanft mit beiden Händen an ihren zarten und warmen Wangen. Chiharu sah ihn nur an. Sie war erschrocken und wurde selber stumm. Noch nie hatte er sie so sanft berührt. Sie wusste nicht mal dass er so vorsichtig und sanft sein konnte. Und als er das tat da fühlte sie immer mehr wie ihr warm wurde. Ob es an der Hitzewelle lag, oder an ihren Gefühlen wusste sie nicht. Doch ihr war warm…und sie mochte diese Wärme. Noch nie hatte sie seine Augen so aus der Nähe gesehen. Sie waren haselnussbraun und ganz anders als früher. Das waren nicht mehr die Augen eines kleinen Jungen…Das waren die Augen eines heranwachsenden Mannes. Ein Mann der sie genau ansah und sie verlor sich in diesen Augen wie in einem weiten Ozean ohne Inseln. Aber das war okay. Genau so sollte es sein. Und auch sie hatte wunderschöne, blaue Augen die durch ihr schwarzes Haar besonders hervorstachen. Das wusste Saku, doch er wollte nicht nur diese Augen. In jenem Moment wollte er etwas ganz anderes von ihr. Vielleicht war es forsch und völlig falsch, aber er konnte es nicht mehr zurückhalten. Es ging einfach nicht mehr. Und Chiharu ließ es zu.

So ließ sie sich sanft an ihn ziehen und küssen. Ein völlig neues Gefühl durflutete ihren Körper. Und es war wunderschön. DAS war ihr erster Kuss. Genau wie bei ihm und es war erstaunlich wie sanft und vorsichtig Sakutaro war, als hätte er Angst sie zu verletzen. Seine Hände hielten sie sanft an den Wangen und seine Lippen berührten die ihre zart und schon fast etwas scheu, aber dennoch entschlossen das zu tun. Genau so war er. Das war wie er wirklich war. Nämlich ein gutmütiger und sanfter Junge der Gerechtigkeit und die Menschen in seinem Herzen mehr liebte als alles andere. Ihr drohte das Herz aus der Brust zu springen. Sie wurde von dem Jungen geküsst den sie schon immer mochte. Mit dem sie aufgewachsen war und nun…liebte sie ihn. Das Leben war komisch nicht wahr?

Und Chiharu ließ sich einfach nur fallen. Sie drückte sich mit den Händen an seine Brust und erwiderte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und es sollte nicht aufhören. Dieser Kuss…er sollte nie mehr aufhören. Diese Gefühle überrannten sie. Doch mehr als das wollte sie aus nur einem Grund das der Kuss nicht aufhörte: Sie fühlte sich endlich wie eine Frau. ER machte sie gerade zur Frau. Und sie liebte es. Doch als Saku diesen beendete und ihr danach noch ganz nah in die Augen sah…da sagte er etwas womit er ihr Herz endgültig zum schmelzen brachte und sie sich nun absolut sicher war: Das war der Mann mit dem sie später zusammenleben und eine Familie haben wollte. Er sprach sanft zu ihr:

„Ich fliege dich überall hin Chiharu. Hoch in den Nachthimmel und bis zu den Sternen, wenn du das willst….“

Sie lächelte ihn an. Kleiner Romantiker was? Und dann antwortete sie:

„Wie wäre es mit: zuerst in dein Herz…?“

Er lächelte sanft zurück.

„Da musst du nicht mehr hin…Dort bist du schon längst.“

Und da würde sie für immer bleiben. Dann drückte er sie an sich. Sie saßen einfach weiter dort und spürten den sanften Wind um sich. Eng umschlungen und nur den Anderen spürend. Chiharu hörte seinen Herzschlag und er beruhigte sie. Sie liebte ihn. Doch noch konnte sie ihm das nicht sagen. Es war zu früh. Und es bedurfte keinerlei Worte mehr. Es war offensichtlich. Aber sie würde es dennoch irgendwann tun…sobald die Zeit gekommen war. Saku dagegen zog ihr sanft den Hut ab und vergrub sein Gesicht in ihrem weichen Haar das im Wind wehte. Sie roch gut. Er würde diesen Geruch niemals vergessen. Den Geruch…von zarten Blumen im Sommer. Er liebte sie…und das würde er ihr irgendwann beweisen. Sobald er ein Mann war…und um ihre Hand anhalten würde.
 

Mein gebrochenes Herz hat einen unmöglichen Traum. Und es wandert noch immer durch eine Illusion des Schmerzes. Kann ich deine Hoffnung werden? Was soll ich nur tun? Auf wie viel Tageslicht muss ich noch warten bis ich dich wiedersehe? Ich schaue nicht zurück auf den Weg den du gelaufen bist, denn ich wünschte ich könnte diesen wieder mit dir beschreiten. Ich will davor fliehen. Denn Blumen sind am Ende dazu bestimmt zu verdorren. Und an diesem Ende rufe bitte meinen Namen. Ich möchte dort mit dir sein. Also rufe mich bevor ich dich vergesse. Ich möchte frei sein. Doch nach einer ganzen Weile verliere ich meine Kraft dies zu erreichen. Ich kann deinen Geräuschen nicht entkommen, denn sie haften an mir. Kannst du klar und deutlich die Geräusche hören die mein Herz macht? Wende dich nicht von mir ab, selbst wenn ich mich verändert habe. Sehe mich so wie damals, als ich neben dir stand. Denn wenn ich könnte würde ich die Zeit zurück drehen und für immer bei dir sein. Ich fühle dich. Ich möchte bei dir sein, denn nur du gibst mit den Willen weiter zu leben. Kannst du mich sehen, oder mich berühren, oder gar küssen? Bitte hol mich aus diesem Zyklus heraus, noch bevor die Einsamkeit mich verschlingt. Also bitte rufe meinen Namen.
 

Er wusste nicht was er tun sollte.

Kaum nachdem sein Schrei in der Dunkelheit verhallt war sah er weiter über sich und erkannte das gesamte Ausmaß von der Klemme in der er steckte.

Noch immer wurde Hana fest auf den Boden gedrückt und konnte sich nicht aus der Situation befreien in der er fest hing. Es war erneut alles eskaliert. Irgendwie hatten beide ein Talent dafür Situationen eskalieren zu lassen. Doch dieses Mal konnten weder der Blonde noch der Blödmann über ihm was dafür. Doch noch wusste Hana nichts davon. Er hatte keine Ahnung. Erst mal sorgte er sich um ganz andere Dinge. Es war komisch, obwohl er sich wehren wollte war sein Körper wie erstarrt. Sein Kopf sagte ihm was er tun sollte, aber sein Körper spielte einfach nicht mit. Als wäre dieser bis auf seine Grundfeste erschüttert worden. Was logisch klang…denn wann wurde man schon mal vergewaltigt? Oder stand fast davor.

Saku hing noch immer an der rechten Seite von Hana seiner Kehle fest und ließ erneut sanft, aber stechend die Zunge über die Haut gleiten. Und immer wenn er das tat schoss ein Blitz durch den Blonden und er schrie erneut auf, wand sich etwas dabei, aber kam nicht aus diesem eisernen Griff, der ihn an beiden Handgelenken auf dem Boden festhielt. Noch dazu fühlte er langsam wie das Gewicht des Piloten über ihm, sich anfing noch zusätzlich auf ihm nieder zu lassen. Saku kam näher…und es machte Hana verrückt! Er war so dumm! Es war doch klar das etwas nicht stimmte, warum hat er nicht besser aufgepasst?! Er wusste doch das er immer auf der Hut zu sein hatte wenn Sakutaro um ihn war verdammt! Er konnte sich mal wieder selber in den Arsch treten. Doch vorher musste er erst mal dem Spinner über sich irgendwie in den Arsch treten! Sakurai war krank. Dieser Biss hatte etwas mit ihm angestellt. Etwas von dem Hana noch nie zuvor gehört hatte. Deswegen konnte er auch nicht dagegen angehen. Deswegen sah er auch nicht die Zeichen und konnte sich wehren. War es vielleicht ein Gift? Wenn es ein Gift war, wie eine Droge, dann könnte es seinen Verstand wirklich beeinflussen. Doch diese Menschen waren dann meist neben sich. Sie bekamen nicht klar mit was um sie passierte, oder verwechselten Gesichter oder Tatsachen. Hana hatte das damals bei Silva gesehen, als er einen Freund mit von der Jagd brachte und der von einer Pflanze gekostet hatte. Oder eher mehr einem Pilz. Der Typ halluzinierte darauf und erkannte kaum einen im Dorf wieder. Saku allerdings…er wirkte so wach. Als wäre er noch bei Sinnen und er wusste auch das es Hana war den er da gerade anfiel. Noch dazu war er so…aggressiv.

Das bemerkte er auch sofort wieder, als sich die Zunge von seiner Kehle löste und er stattdessen sanft an die Stelle biss an der vorher noch alles schön warm befeuchtet wurde. Es war mehr ein Knappen, verspielt, aber heiß zugleich. Man spürte was er wollte. Hana zuckte instinktiv auf und wehrte sich erneut. Er krisch und fauchte zu seinem Peiniger:

„Hör auf!! Lass mich sofort los Sakutaro!! Geh runter von mir!!“

Er versuchte danach nach ihm zu treten. Er traf Sakurai sogar damit am rechten Bein und der ließ sofort von ihm ab. Zumindest vom Hals, aber nicht dem Rest. So kam er etwas über Hana hoch und sah leicht sauer und kühl zu ihm runter. Hatte ihn noch immer im eisernen Griff und der Blonde warf ihm einen wütenden Blick zu. Bis er dann fauchte:

„JA, lass mich gefälligst los, oder es hagelt noch mehr Tritte du dummes Arschloch!!“

Hana konnte an die Sache nicht mehr ruhig dran gehen. Er wusste das Saku durch etwas beeinflusst wurde und das er krank war, aber das schob er zurück wenn man den Fakt bedachte das es sich anfühlte als würde er gleich gerissen oder vergewaltig werden! Das setzte nur noch seinen Instinkt in Gang: nämlich sich zu wehren gegen etwas was er nicht wollte. Hana hatte keine Ahnung. Noch nie zuvor war ihm jemand so sexuell nahe gewesen oder hatte versucht dies zu tun. Das waren Gefühle die er nicht kannte. Und obwohl alles in ihm sagte: es solle sich wehren…So konnte er doch nicht verleumden das etwas tief in seinem Innern das genoss. Ein natürlicher Instinkt den jeder hatte. Doch warum bei Saku? Sie waren doch beide…

Noch immer wurde er so emotionslos und stumm angesehen, dass es ihm langsam echt eiskalt den Rücken runter lief. Was waren das nur…für Augen? Wer ihn da auch immer ansah…es war nicht Sakurai. Und noch nie zuvor…hatte Hana innerlich so viel Angst gehabt wie in jenem Moment. Nein. Das war nicht richtig. Doch hatte er…Es war dieselbe Angst wie vorhin im Dschungel als er angegriffen wurde. Es fühle sich ähnlich an. Aber warum nur?

Saku schien sich weiterhin nicht beirren lassen zu wollen, bei dem was er auch immer vor hatte. Emotionen kamen endlich wieder auf sein Gesicht. So lächelte er kurz fies und sprach frech runter:

„Ich soll aufhören, ja? Interessant…dabei willst du es doch genau so, nicht wahr Hana?“

Hana sah ihn verdutzt an. Wovon…sprach er da? Er würde das wollen? Das war doch kompletter Schwachsinn den er da von sich gab! Woher nahm er nur diese bescheuerte Annahme?! Erneut zappelte der Junge und trat wieder mit seinem rechten Fuß gegen den linken Oberschenkel von Saku, der sich deshalb aber nicht mal einen Meter rührte. Er sah Hana nur weiter stechend an, der dann hoch fauchte:

„Was laberst du da für einen Mist?! Geh von mir runter du Arschloch!!“

„Denkst du ich sehe das nicht?!“

Kam es plötzlich laut und aggressiv aus Sakurai geschossen, so das Hana zusammenzuckte, erschrocken hoch sah und ihn nur anstarrte. Er war…so laut. So aggressiv. Sicherlich hatten sie sich schon öfter angebrüllt, aber noch nie hatte er Hana in so einem Ton angefahren. Die Tonlage war komplett anders. Bestimmend und herrisch. Erneut: das war nicht Sakurai. Er konnte es nicht sein. Hana wollte einfach nicht glauben das er so sein konnte. Jeder hatte eine Schattenseite in sich. Aber nicht so. Nicht so…

Saku sprach weiter, nicht mehr so laut, aber noch immer so aggressiv als würde er gleich vor Wut zuschlagen wollen, oder beißen:

„Denkst du wirklich ich sehe nicht wie du mich ansiehst?! Wie du mich herausforderst dich zu jagen?! Wie du willst dass ich dich jage und niederringe! Ich dir zeige wer das Sagen hat und du dich mir endlich völlig unterwerfen kannst! Du willst dass ich das mit dir mache…Denn du möchtest erobert werden und dich endlich diesem Gefühl hingeben. Wie kann ich dir wiederstehen…wenn du mich so aufforderst das zu tun?“

Hana sah ihn weiterhin erschrocken an. Was? Nein…nein das stimmte nicht. Er wusste wovon Sakutaro sprach, doch sein Kopf wollte das nicht akzeptieren. Das stimmte nicht. Das stimmte nicht! Er wollte nicht mit ihm…! Erneut wand er sich darauf instinktiv und wollte sich befreien. Obwohl er wusste dass es aussichtlos war, dennoch gab er nicht auf. Er war ein sturer Esel und aufgeben gehörte nicht in sein Repertoire! So dachte er zumindest…Erneut krisch er wieder einmal lauft auf vor Wut und fauchte dann:

„Das ist nicht wahr! Du bist krank Sakutaro! Hör damit auf! Hör auf!! Was auch immer mit dir los ist, du musst damit aufhören! Das bist nicht du!!“

Er wusste nicht warum aber er versuchte sich an der Hoffnung festzuklammern er würde zu ihm durchdringen. Oder woher er auf die Idee kam ihn kennen zu wollen. Er wusste nichts über ihn. Und das obwohl er ihm schon öfter geholfen hatte. Sie sich seit mehreren Tagen kannten. Es…traf Hana wie ein Schlag. Er wusste nichts über ihn…Und ab dem Zeitpunkt war es offensichtlich dass er es nichts mehr werden würde. Kurz nach dem er gebrüllt hatte: er solle aufhören, lächelte Saku wieder etwas fies und arbeitete im Voraus.

Geschickt schob er sich zwischen die Beine des Blonden und lagerte langsam das Gewicht seines Unterleibs auf dem Kleinen ab. Öffnete damit seinen Schoß gewaltsam. Hana bemerkte das und sah erschrocken so wie erstarrt zu ihm hoch, weil der Oberkörper noch immer über ihm abgestützt war. Er wollte zu treten…aber Saku war in so einer Position gelandet dass es nun nicht mehr möglich war das zu tun. Er konnte nicht mehr nach ihm treten denn er lag gezwungen breitbeinig unter ihm und das Gewicht hielt ihn auch dort. Er starrte ihn nur an. Und so langsam…kroch die pure Panik in ihm hoch. Was sollte er tun? Was sollte er tun?! Ihm wurde warm und er konnte es sich nicht erklären. Sein Herz pochte schneller. Doch war es nun durch die Panik ausgelöst, oder wegen etwas anderem? Saku war so warm und trieb Hana seine innerliche Hitze damit nur noch mehr in die Höhe. Sein Herz rannte noch schneller und donnerte gegen die Innenseite seines Brustkorbs. Drohte aus diesem zu springen. Er hatte definitiv Angst, denn er wusste in welcher Position er sich gerade befand und wenn Saku wollte dann konnte er mit ihm machen was er wollte.

Er schüttelte den Kopf langsam und schockiert. Nicht. Er sollte aufhören…Doch Sakutaro dachte nicht mal daran. Seine Seele war vergiftet und es schwirrten ihm nur noch Urinstinkte durch den Kopf. Etwas wonach sich jedes Lebewesen sehnte. Er bekam es wenn er dieses Wesen unter sich sah. Ich will fressen. Ich will jagen. Ich will mich paaren. Und es fühlte sich gut an. Es war so frei und ungezwungen. Es fühlte sich toll an.

So lehnte er sich etwas weiter runter und kam näher an das Gesicht seiner Beute. Dabei spürte er das leichte Zittern und die Wärme auf der Haut des Blonden als er sprach:

„Ich bin krank was? Soll ich dir mal was sagen?...Ich mache dich genauso krank wie ich es bin…Und es wird dir gefallen Hana.“

Nein nicht. Hana schüttelte langsam den Kopf und verzog das Gesicht verzweifelt. Sein Körper fing an zu beben, was sich nun in ein starkes Zittern änderte und er überall schlotterte. Er konnte nicht mehr. Alles wurde ihm zu viel. Besonders seine Gefühle die er einfach nicht mehr einsortieren konnte. Sie verwirrten ihn. So schlurzte er kurz.

„Bitte hör auf…Hör auf Saku…bitte…Saku.“

Kam es schwach und flehend aus ihm raus. Seine Stimme war hoch und weinerlich, wo er nicht mal wusste dass er das konnte. Hana lernte eine völlig neue Seite an sich kennen. Er flehte…Das erste Mal hatte er ihn an der Klippe angefleht ihn nicht fallen zu lassen. Doch das hätte der Pilot dennoch getan. Und auch nun wusste Hana…das Saku nicht aufhören würde. Er würde nicht stoppen. Er würde sich an ihm vergehen…und der Blonde konnte nichts dagegen tun. Doch da war noch ein Gedanke: vielleicht war das okay so. Immerhin…hatte Hana ihm das angetan. Nur wegen ihm wurde er gebissen. Und nun musste er das ausbaden. Auch wenn es ihn seinen Körper kosten würde. Zum ersten Mal…gab er auf. Und geschickt fasste Sakurai schließlich mit einer Hand Hana seine beiden Handgelenke und nagelte sie mit einem festen Griff über seinem Kopf fest. Genauso stark wie vorher auch, nur das er nun die rechte Hand frei hatte, mit dieser tun konnte was er wollte. Sie kamen sich noch näher. Saku lag förmlich auf ihm und mit dem Zeigefinger fuhr er sanft über die bereits heiße, linke Wange des Kleinen. Zart, als wollte er ihn nicht verletzen strich er unter dem Auge entlang und flüstere ihm sanft und bösartig zu:

„Mach das noch mal…Flehe noch weiter…Denn das kannst du so schön Hana…“

Er wollte ihn flehen hören. Wollte dass er sich ergab und jammerte bei dem was er tun würde. Allein der Gedanke daran machte ihn wilder. Und in jener Sekunde strich er sogar sanft eine nasse Träne weg, die sich über die Wange davon schleichen wollte und derer sich nicht Mal Hana bewusst gewesen war. Doch Saku hatte sie gesehen, aber nichts erreichte sein Herz das im Griff einer unbekannten Krankheit war. Eine die ihn kälter machte als der tiefste Winter. Er atmete noch mal den Geruch des Jungen unter sich ein und sprach dann:

„Du riechst so gut…Es wird dir gefallen und danach sind wir für immer zusammen…So wie damals…“

Damals? Was meinte er? Und dann kam er komplett runter und drückte den Jungen fest auf den Boden. Hana blieb kurz die Luft weg vor Schreck. Doch als dieser sich gelegt hatte, er fühlte wie Sakurai ihm an die rechte Seite des Halses ging und zubeißen wollte…da schrie er. Er schrie als würde man ihn fressen, oder vergewaltigen. Zumindest eines der Beiden würde gleich passieren…Und er konnte nichts dagegen tun. So kniff er die Augen zusammen und ergab sich seinem Fehler. Er hätte auf Saku aufpassen sollen…Das wurde ihm bewusst. Etwas quoll in seinem Herzen hoch und ließ ihn wimmern. Es war Verzweiflung und Trauer. Es war…alles seine Schuld. Aber warum…schrie etwas leise in seinem Hinterkopf? Eine schwache Stimme die genau das wollte…

Doch schlagartig und völlig ohne Vorwarnung, riss sich Sakurai über ihm hoch und Hana sah ihm erschrocken nach. Allerlei Nähe brach mit einem Schlag ab und er konnte gerade noch sehen, wie der Ältere über ihm erschrocken rechts über seine Schulter nach hinten sah und dann auch schon etwas auf ihn niederfuhr. Es traf mit voller Härte die rechte Seite seines Hinterkopf und feuerte den Piloten förmlich von Hana runter, so das der erstarrt liegen blieb und Saku links von ihm zu Boden donnerte. Darauf folgte eine kurze Stille. Und danach sah der Blonde zu Sakurai und sah dass er offensichtlich das Bewusstsein verloren hatte. Er rührte sich zumindest nicht mehr. Das weckte neue Kraft in dem Jungen und er kam schnell auf seine vier Buchstaben, rückte etwas nach hinten von Sakurai weg und atmete schnell und erschrocken. Er wusste nicht warum aber als er ihn so vor sich liegen sah da er rief laut:

„SAKU!!“

Was war das? Warum sorgte er sich plötzlich um sein Wohlbefinden? Er wollte ihn doch eben noch…Dann sah er aber auch schon rechts von sich zu seinem Retter in der Not. Es war Paku.

Paku hatte mit einem dicken Stock Sakutaro K.O geschlagen und sah erschrocken zu ihm rüber. Offenbar kam er gerade noch mal rechtszeitig. Danach wanderte sein Blick zu Hana rüber, der noch immer zitterte und wie ein aufgescheuchtes Reh dort saß. Völlig verängstigt und die rechte Hand an sein Herz krallend, während die Linke ihn nach hinten am Boden stützte. Ohne zu zögern kam der große Mann hinter Hana und fasste ihn sanft an den Schultern, als er besorgt fragte:

„Hey alles okay?! Geht es dir gut Kleiner?!“

Hana sah nicht zu ihm und starrte nur weiter fassungslos den bewusstlosen Sakurai an, der nicht weit vor ihnen lag. Seine Gefühle waren noch immer so durcheinander und er konnte kaum klar denken. Er schlotterte am ganzen Körper, aber dennoch nickte er nur zittrig und sprach dann:

„J-Ja…Es geht mir gut…“

Das war alles sehr knapp gewesen. Keine Ahnung was Saku getan hätte. Er gab ihm das Gefühl als wollte er ihn vergewaltigen, aber warum wollte er ihn dann plötzlich beißen? Was sollte das? Doch dann überkam Hana die Wut! Es kam einfach so über ihn, ohne Warnung. Die Gefühle mussten raus, die er in seiner Brust eingeschlossen hatte. So verzog er das Gesicht sauer und extrem wütend. Einige Tränen rannten aus seinen Augenwinkeln und er fauchte laut und aggressiv nach vorne:

„VERDAMMT NOCH MAL SAKUTARO!! DU BLÖDES ARSCHLOCH!!“

Und dann fing er an zu weinen. Alle Dämme brachen bei ihm und er heulte und jammerte sich die Seele aus dem Leib. Er konnte einfach nicht mehr. Die Gefühle waren zu viel für ihn gewesen und er versteckte sein Gesicht dabei hinter seinen Händen. Lange war es her gewesen das er so in Tränen ausbrach und einfach nur er selbst war. Nämlich ein Junge dessen Herz sanft und zerbrechlich war. Sein ganzer Körper bebte und Paku drückte ihn instinktiv nach hinten an sich, so das Hana sich seitlich an ihn drücken ließ und einfach nur weiter weinte. Er jammerte dann plötzlich:

„E-Er wollte mich…E-Er wollte…“

Seine Worte erstickten in seinem Hals. Er konnte es nicht aussprechen, obwohl er wusste was es war, doch Paku wusste einfach was er meinte und drückte den Kleinen fester an sich, rieb ihm sanft streichelnd über den blonden Haarschopf und sprach beruhigend:

„Alles okay. Es ist alles wieder gut. Ich weis was du meinst….Aber Hana er würde sowas niemals tun. Er ist krank…Sehr krank sogar und er braucht Hilfe.“

Er musste Saku nicht in Schutz nehmen und versuchen den Blonden davon zu überzeugen. Er wusste es doch auch. Hana schlurzte und nickte darauf nur leicht. Er wusste das und er konnte Saku deswegen auch nicht hassen, egal was eben fast passiert wäre. Doch der Schock saß noch etwas tief in seinen Gliedern und er hörte einfach nicht auf zu zittern. Er brauchte noch etwas Zeit um das zu verarbeiten. Doch Paku hatte diese leider nicht. So sah er wieder zu Sakurai vor und löste sich danach von Hana, der ihn deswegen verdutzt ansah. Der Große lief rüber in eine Ecke und zog dann etwas aus dem Schatten. Es waren zwei Seile gewesen, mit denen er dann auf den Bewusstlosen zu lief und dabei sprach:

„Besser wir fesseln ihn und überlegen uns dann wie es weiter gehen soll. Wenn der aufwacht wird er noch mieser drauf sein als vorhin und da gehe ich kein Risiko ein. Nicht solange wir nicht wissen was los ist. “

Er hatte recht. Sakurai war unberechenbar geworden. Und das machte Paku dann auch genau so. Also kam er bei seinem Leutnant an und fesselte ihm die Beine zusammen, so wie auch die Handgelenke hinter dem Rücken fest. Schön mit einem festen Knoten aus dem sich nicht mal Sakurai befreien könnte, es sei denn er hätte übermenschliche Kräfte natürlich.

Hana sah Paku dabei zu und kam immer mehr runter, je mehr Zeit verging. Endlich konnte sein Verstand auch wieder anfangen logisch und klarer zu denken und hörte auf emotional zu sein. Sein Zittern ließ nach und er atmete tief aus. Doch noch immer war er erschrocken über sich selbst. Mehr als über das als das was fast passiert wäre…denn er hatte aufgegeben. Noch nie zuvor hatte er sich seinem Schicksal ergeben und aufhört dagegen anzukämpfen. Wenn Paku nicht gekommen wäre…Hana hätte sich vergewaltigen lassen. Doch da war noch etwas anderes in seinem Herzen gewesen. Etwas was nur klein flimmerte unter der gewaltigen Angst und Panik die er erlitten hatte. Es war eine Frage. Und wenn er Sakutaro weiterhin so ansah fragte er sich diese immer und immer wieder. Wenn Paku nicht gekommen wäre, somit er und Saku Sex gehabt hätten…hätte er nach einer Weile daran Gefallen gefunden? Hätte er mitgemacht? Es war ein natürlicher Instinkt das man eine Paarung genoss. Hätten ihn seine Instinkte vielleicht überrannt? Was wäre passiert? Doch er schüttelte diese Gedanken wieder ab. Es brachte nichts darüber nachzudenken. Er war ein Junge und kein Mädchen! Sowas konnte er nicht besitzen denn er konnte nicht schwanger werden. So Instinkte hatte man doch nur deswegen, weil man sich fortpflanzen wollte. Unter Männern ergab sowas doch keinen Sinn...Doch warum fiel Saku überhaupt so über ihn her? Was spornte ihn dazu an? Das verwirrte Hana mehr als alles andere.

Er holte sich aus den Gedanken. Saku war krank und er brauchte Hilfe und nun lag es an Hana herauszufinden ob er helfen konnte oder nicht. Und ehrlich gesagt: er hoffte es. Es klang komisch, aber er wollte das Saku wieder normal wird. Er sollte ihn anbrüllen und sich mit ihm streiten. So wie vorher. Er lief sogar leicht rot dabei an.

Paku kam wieder neben ihn und so saßen sie beide einfach nebeneinander da uns sahen zu Sakutaro rüber, der seitlich lag und noch immer bewusstlos war. Sicherlich würde er das noch eine Weile sein, denn der Hieb hatte gesessen. Verletzt wurde er dabei allerdings nicht, hätte Paku auch gewundert bei dem Dickkopf. Er war selber noch schockiert darüber das er seinem Vorgesetzten so eine brettern musste, aber Saku war definitiv nicht er selbst gewesen. Er würde sich niemals an jemanden vergreifen. Er war ein guter Mann und es war gegen seine Natur sowas zu tun. So kam er aus seinen Gedanken raus und sah rüber zu Hana, fragte ihn:

„Und? Geht’s dir wieder besser?“

Hana sah zu ihm und nickte. Er fühlte sich schon fast wieder wie er selbst. Was gut war denn er hätte nicht gedacht dass er sich so schnell von diesem Schock erholen würde. Doch wurde ihm auch bewusst dass er nun nasse Wangen besaß und geweint hatte, so dass er sich schnell die Tränenreste weg rieb und noch mal zum Abschluss schlurzte. Wie peinlich. Wie so ein Mädchen. Doch Paku fand das nicht schlimm. Er sah dass es ihm peinlich war, aber das musste es nicht sein. Jeder würde bei sowas Angst bekommen. Der Kleine war dennoch verdammt taff. Allein das er nun wieder ruhiger war zeigte es bereits. Und auch als der Blonde dann sprach:

„Es geht wieder...Danke Paku.“

Das war eine aufrichtige und ehrliche Antwort gewesen, so dass der Große lächelte. Er stupste den Kleinen leicht an und sprach freundlich:

„Kein Ding Hana. Aber zurück zu unserem heißblütigen Romantiker da vorne: Was ist nur mit ihm los? Hast du eine Idee? Ich habe sowas noch nie erlebt und ich weiß das Sakurai sowas niemals tun würde wenn er er selbst gewesen wäre.“

Heißblütiger Romantiker? Mieser Vergewaltiger fand Hana passender. Doch er schüttelte das ab und sah auch zu Saku vor, der so friedlich aussah wenn er schlief. Der Blonde hatte ihn noch nie so gesehen. Ehrlich gesagt sah er so sehr nett aus und nicht mehr so grimmig und streng. Er sah ihn weiter an…Er konnte das Gewicht und die Wärme des Piloten noch immer über sich spüren. Und sein Herz pochte wieder schneller. Was war das nur. Es nervte. Er schüttelte den Kopf und brachte sich wieder in Hier und Jetzt. So sprach er sachlich und gefasst:

„Ich habe sowas auch noch nie gesehen. Es ist als wäre er jemand komplett anderes. Aber dennoch ist er sich der Menschen und seiner Umgebung voll bewusst gewesen. Wenn es ein Gift wäre, das Halluzinationen auslöst, dann würde er sich ganz anders verhalten, oder mich mit jemand verwechseln, aber das hat er nicht. Er wusste dass ich es bin und ließ sich dennoch nicht abbringen. Er wirkt wie…ein tollwütiges Tier. Mama hat mir einst gesagt das Krankheiten den Wirt beeinflussen können. Ein tollwütiger Wolf hat Angst vor Wasser, aber nur weil ihm die Krankheit sagt er soll davor angst haben. Das liegt daran das die Krankheit Wasser hasst. So manipuliert es seinen Wirt. Vielleicht ist Saku nicht vergiftet worden sondern wirklich an etwas erkrankt. Etwas was ihn zwingt das zu tun. Aber warum nur?“

Er drehte sich im Kreis. Das waren gute Ansätze aber dennoch konnte er seinen Kopf nicht aus dem Gitter ziehen das da noch mehr im Busch lag als es den Anschein hatte. Paku hatte ihm aufmerksam zugehört und war erstaunt was der Junge so im Kopf hatte. Seine Mutter hatte ihn offensichtlich gut in Medizin belehrt. So sah er von Hana weg und wieder zu Sakurai rüber, als er sprach:

„Hmmm…das klingt einleuchtend. Bei uns in Japan hat man herausgefunden dass einige Viren, also Krankheiten, das Verhalten ihres Wirts nur so gezielt ändern um sich selbst am Leben zu erhalten. Er geht um die Erhaltung der Art, also um Fortpflanzung. Viren vermehren sich im Körper, aber sie sind so programmiert das sie nach weiteren Wirten suchen um sich zu erhalten, weil irgendwann der Wirt sterben wird.“

Hana sah zu ihm. Er wusste nicht was Viren sind, aber wenn es eine Krankheit war dann ergab das Sinn. Das konnte es sein! Vielleicht hatte sich Saku deswegen so verhalten! Er kam rüber als wollte er sich paaren, dabei hatte die Krankheit ihm das befohlen! Sie wollte sich paaren und er hatte das so intus das er das wörtlich tun wollte um die Krankheit weiterzugeben! Der Biss…es musste der Biss sein! Saku wurde von diesem Ding gebissen und er versuchte auch Hana zu beißen als er ihn vergewaltigen wollte! Das erklärte auch die hohe Körpertemperatur! Die Krankheit setzte ihn automatisch in eine Art von Hitze und brachte ihn somit auf Hochtouren. Sowas hatten Tiere in ihrer Paarungszeit auch. Es ergab alles einen Sinn. Erschrocken sah er zu dem Bewusstlosen vor und sprach lauter:

„Das ist es! Es ist wirklich der Biss gewesen! Er hat sich durch den Biss angesteckt und nun versucht er das weiterzugeben! Er wollte mich eben auch dabei beißen! Diese Krankheit zwingt ihn dazu und manipuliert ihn deswegen!“

Paku sah zu ihm. Er nickte.

„Soweit so gut, aber was genau ist es und wie können wir ihn davon heilen?“

Genau das war das Problem und Hana sah wieder besiegt auf den Boden vor sich.

„Ich weis es nicht. Ich weis nicht mal was das für eine Krankheit ist. Ich habe noch nie davon gehört. Und wenn ich nicht weis was es ist kann ich es auch nicht behandeln.“

Paku verschränkte die Arme nachdenklich und sah auch auf den Boden vor sich. Da war etwas Wahres dran. Aber vielleicht fanden sie ja Hinweise um es zu beenden. Er hatte auch schon eine Idee wo sie anfangen könnten. So sah er wieder zu Hana und sprach:

„Wenn wir herausfinden was es ist, dann können wir es vielleicht auch behandeln…Die Krankheit kommt doch von diesem Ort, oder? Ich habe schon eine Idee wo wir anfangen könnten Hinweise zu suchen.“

Hana sah verwirrt zu ihm.

„Hinweise? Was meinst du damit?“

„Die Seile dort.“

Er zeigte zu Sakurai und auf die Seile mit denen er festgebunden war.

„Die habe ich damals nicht aus meiner Tasche geholt, bevor ich sie verloren habe. Ich habe die Seile in einem verlassenen Dorf gefunden das nicht weit von hier entfernt ist. Vielleicht finden wir dort Antworten. Es ist zumindest eine Chance wert.“

Das war etwas was Hana nun komplett aus den Latschen haute. So das er Paku erstaunt ansah und die Stirn runzeln musste. Im Nu war die fast passierte Vergewaltigung von Sakurai aus seinem Gedächtnis verbannt und seine Gedanken drehten sich um die Worte des Bären vor sich. Ein Dorf? Das war in der Tat sehr interessant zu hören. Sakutaro und Hana hatten bei ihrer Ankunft einen Tempel in der Ferne gesehen, aber kein Dorf. Und obwohl es wichtiger war Saku zu helfen und ihn zu heilen, so packte Hana die Neugier was es mit diesem Dorf auf sich haben könnte. Warum gab es sowas an diesem Ort? Hatte es was mit ihren Vorfahren zu tun? Vielleicht hatte Paku sogar recht. Wenn dieses Ding schon länger an diesem Ort lebte…dann könnten sie in dem Dorf vielleicht Hinweise dazu finden und ggf. sogar eine Heilung.

Also nickte er nur stumm und sah danach wieder rüber zu Sakutaro, der noch immer nicht bei Bewusstsein war. Und er war so fest verschnürt das er erst mal nirgendwo hingehen konnte. Normalerweise würde Hana ihn zurück lassen nach der Aktion von eben. Aber…aber er wusste das es nicht seine Schuld war. Er glaubte Paku komischerweise. Zwar kannte er ihn nicht lange genug, aber etwas in seiner Stimme und seinen Worten sorgte dafür das Hana Vertrauen zu ihm erzeugte. Er war korrekt. Und wenn er sagte: das Saku so nicht war, dann glaubte er ihm. Und wenn er ehrlich war…wusste er selber dass der Pilot so nicht war. Denn dann wäre dieser Vorfall doch sicherlich schon mal passiert, oder? Er wusste es nicht bestimmt, doch er wusste was zu tun war. Also sah er wieder zu Paku und sprach:

„Suchen wir dieses Dorf ab.“
 

Ich kann dieser Hölle nicht entfliehen, denn viele Male habe ich es schon versucht. Doch noch immer bin ich innerlich eingesperrt. Jemand muss mich durch diesen Alptraum bringen, denn ich kann mich selbst nicht mehr kontrollieren. Doch was würde passieren, wenn du die dunkelste Seite von mir sehen würdest? Niemand kann dieses Tier zähmen zu dem ich geworden bin. Hilf mir daran zu glauben dass dies nicht mehr wahres Ich ist. Ich kann mir selber nicht entkommen. So oft habe ich schon gelogen. Aber da ist noch immer die Raserei in mir. Jemand muss mich aus diesem Alptraum aufwecken, denn ich kann dieser Hölle nicht selber entfliehen. Ich möchte mit Liebe überflutet werden. Obwohl dies nicht genug sein wird um mein Herz zu füllen. Ich möchte einen Fluss voller Liebe, aber dennoch weiß ich dass die Löcher bleiben werden. Aber mein Herz weis auch das nur Freundlichkeit diese Löcher füllen kann. Ich würde gerne meinen Tränen trocknen, wenn der Schmerz endlich verschwinden würde. So brauche ich ein Wunder und nicht jemandes Mitleid. Einen Tropfen deiner Liebe und mein Herz gerät völlig in Ekstase. Das Hoch was du mir schenkst wird mich sicherlich umbringen. Doch solltest du mein Herz erobern wirst du begeistert sein, wie wenig ich von dir brauche um glücklich zu werden. Denn in mir sammeln sich die Gefühle die ich nicht mehr ignorieren kann. Nicht jedermanns Liebe kann diesen Platz in mir füllen. Gib mir was ich brauche um mein Herz von diesem Elend zu erlösen.
 

Sein Herz donnerte.

Kaum als er die Augen wieder geöffnet hatte raste sein Herz wie wild und seine Gedanken drehten sich. Es war ein übler Schlag auf den Hinterkopf gewesen, aber der kümmerte ihn weniger als die Tatsache dass er seine Beute verloren hatte. So spürte er keinen Schmerz mehr. Das Pochen an seinem Hinterkopf motivierte ihn sogar nur noch mehr aufzustehen und es zu Ende zu bringen. Er kochte innerlich. Ihm war schrecklich heiß und er wusste das nur eine Sache diesen Durst und die Hitze in ihm abbremsen konnte. Er wollte Fleisch. Blut. Die Wärme des Körpers nach dem er sich sehnte.

Also blinzelte er mit den Augen und kam endlich wieder zu vollem Bewusstsein. Seine Sicht hatte sich geklärt und er konnte nun genau sehen dass er allein in der Höhle war. Keiner war zu sehen, nur das Feuer knisterte noch vor ihm und tat ihm etwas in den Ohren weh. Es war laut. Es war so laut verdammt. Sein Gehör wurde empfindlicher, was dafür sorgte das es ihn rasend machte und er hochkommen wollte.

Doch Sakurai verstand schnell das es nicht so einfach werden würde, als er dachte. So bemerkte er die Fesseln an seinen Beinen und Handgelenken. Sie hatten ihn bewegungsunfähig gemacht als er bewusstlos gewesen war. Und nun lag er da seitlich, sah über seine linke Schulter hinter sich und erkannte wie seine Arme nach hinten auf den Rücken gezogen wurden und fest verbunden waren, so wie auch seine Fußgelenke. Und da sah er wieder vor sich. Sein Blick war emotionslos und still. Er wusste wer das gewesen war…er hatte ihm seine Tour versaut. Hatte verhindert dass er sich an dieser Schönheit unter sich vergehen konnte…Und da überkam ihn Wut. Ihr Duft war noch immer im Raum, auch wenn sie nicht da war, so dass er ihn genau riechen und einatmen konnte. Was ihn plötzlich nur noch mehr anspornte. Seine Gedanken drehten sich. Immer und immer wieder sah er sie vor sich. Wie sie unter ihm lag, das wunderschöne Haar glänzte in welchem er sich vergaben wollte, die zarte und schneeweiße Haut die so warm und jung war und die klaren Augen in denen er sich immer wieder verlor. Er wollte das zurück. Es machte ihn wild! Diese Duft, dieses Weibchen…es sollte nur ihm gehören. Sie sollte so sein wie er. Nichts würde sie dann mehr trennen können. Er hatte sie endlich gefunden. Nun ließ er sie nie mehr gehen.

Sein Gesicht verzog sich zu einem Knurren und er fletschte sogar die Zähne dabei. Er hatte keine Schmerzen mehr. Nichts war zu fühlen…nicht mal die Schmerzen als er sich mit aller Kraft von den Fesseln löste und mit einem Auseinanderrücken der Hände diese lockern konnte. Übernatürliche Stärke flutete ihn und half ihm dabei die Fesseln an seinen Handgelenken zu lösen, so das er aus ihnen schlupfen konnte und sich dann die an den Beinen auf machen konnte. Und kurz darauf war er auch schon auf seinen Beinen und roch ihren Duft. Schnüffelte und nahm die Fährte auf. Seine Handgelenke schmerzten. Doch er konnte keinen Schmerz mehr fühlen…aber das Verlangen nach ihr brannte in ihm wie Feuer. Also rannte er los und in die Nacht hinaus. Er würde sie finden. Und sobald er das getan hatte…waren sie für immer zusammen. Nur er…und Chiharu.
 

Es hatte eine gute Weile gedauert bis Hana und Paku das Dorf endlich erreicht hatten.

Paku meinte erst: das es nicht weit entfernt wäre, aber damit war er wohl etwas großzügig gewesen, denn sie brauchten gut ne halbe Stunde bist dort hin. Und als sie endlich dort angekommen waren, konnte man auch bereits über ihnen erkennen dass der Himmel heller wurde. Es war noch immer in der Nacht, aber der Morgen schien nicht mehr weit zu sein. Und das machte Hana nervös. Was wenn sie nicht schnell genug waren? Wenn es ein Zeitlimit gab von dem sie nichts wussten und man Saku danach nicht mehr helfen konnte? Ging es ihm gut? Immerhin hatten sie ihn ja alleine in der Höhle zurück gelassen und den Eingang mit Holz und Blattwerk bedeckt, damit man ihn nicht finden könnte. Doch sicherlich war alles okay. Er war festgebunden und ging erst mal nirgends hin. Der Blödmann hatte schon genug angestellt für den Rest der Woche! Er sollte sich nicht mehr um ihn sorgen sondern bei der Sache bleiben. Allein was Sakurai zuletzt versucht hatte…Hana ging immer und immer wieder alles durch den Kopf. Wie er über ihn hergefallen war und versucht hatte mit ihm zu schlafen. Es konnte nichts anderes gewesen sein und zur Krönung wollte er ihn auch noch beißen und ebenfalls infizieren. Es war alles schief gelaufen was hätte schieflaufen können! Mal wieder. Und doch…war ihm Hana nicht mal wirklich sauer. Eigentlich müsste er schäumen vor Wut und komplett ausflippen! Ihn verdammt noch mal hassen!...Aber er konnte nicht. Und es lag nicht nur daran das Saku krank und nicht er selbst gewesen war, sondern noch an etwas anderem…Nämlich diese leise Stimme vorhin in seinem Hinterkopf. Doch er wollte nicht weiter darüber nachdenken und schob es weit nach hinten in seinen Schädel wo es die Klappe halten sollte. So konnte er sich auch endlich wieder auf ihre Umgebung konzentrieren. Dennoch konnte er nicht leugnen…dass er innerlich aufgekratzt war. Da war noch immer etwas in ihm was kribbelte und ihn unruhig machte. Seit vorhin ging es nicht wirklich weg.

Paku lief rechts neben ihm, als sie auf einen Platz kamen und um sich herum die ganzen alten Hütten sahen. Es war faszinierend. Diese Hütten waren fast wie ihre Wigwams nur viel weiter entwickelt und moderner. Sicherlich auch aus Holz gebaut, aber dazwischen befanden sich auch Steine im Bauwerk. Hana hatte sowas noch nie gesehen. Auch besaßen sie Dächer aus Stroh und sogar Fenster. Waren ihre Vorfahren weiter entwickelt gewesen als sie? Klang komisch, aber was er noch komischer fand, als den Baustil um sich…war die Tatsache dass überall Skelette lagen. Sie lagen an den Hütten, auf dem Platz verteilt und einfach überall. Es waren sehr viele. Und als sie auf dem Platz stehen blieben sah sich der Blonde genau um sich herum um. Eine Übelkeit legte sich auf seinen Magen und sein Gesicht verzog sich etwas mulmig und traurig zugleich. Er war keiner der mit Toten Probleme hatte. Er hatte sowas schon mal gesehen und er wusste dass der Tod zum Leben dazu gehörte. Aber das um ihn…das war einfach nur ein Massaker gewesen. Das war nicht natürlich und schrie nach Gewalt. Er war sich sicher: an diesem Ort gab es ein Massaker und diese armen Seelen waren ein Teil davon gewesen. Und was Hana noch mehr schockierte: Es war wie Goldva es gesagt hatte. Er erinnerte sich dunkel daran und sah auf den Boden, so das Paku auch wieder von den Skeletten weg sah und Hana erblickte. Neugierig fragte er:

„Über was machst du dir Gedanken?“

Hana lächelt kurz traurig. Heh, sah man es ihm so sehr an ja? Es war offensichtlich über was er nachdachte und Paku konnte es sich denken, aber er wollte es aus dem Mund des Blonden hören. Dann blickte Hana sich wieder um und sprach dabei ehrlich und in einer normalen Tonlage:

„Es erinnert mich an etwas…In meinem Dorf gibt es eine alte Hexe. Sie ist sehr weise und war vor meinem Vater der Häuptling gewesen…Als ich noch klein war hatte sie mir mal eine Geschichte erzählt. Sie erzählte von der großen Tragödie unserer Vorfahren, an die sich keiner außer ihr mehr erinnern konnte. Sie hatte die Überlieferungen nie vergessen und wie einen Schatz gehütet. Auch ich hielt es immer für eine ihrer Gutnachgeschichten um Kindern Angst einzujagen. Doch nun merke ich…dass sie vielleicht recht hatte. Damals sprach sie davon dass unsere Vorfahren von einem Monster heimgesucht wurden. Sie nannte es: Onaya. Sie sagte es wäre ein Ungeheuer das tief im Innern der Insel und im dichten Dschungel lebt und jeden verflucht der ihm zu nahe kommt. Diese Person…wäre dann verflucht dasselbe Leben ertragen zu müssen wie Onaya selbst. Was wenn sie recht hatte?“

Klang interessant, aber Paku war über etwas anderes erstaunt. Er war also ein Prinz? Oder zumindest der Sohn des Häuptlings von der Insel. Darauf musste er lächeln. Deswegen war der Kleine so von sich selbst überzeugt und frech. Hm, in gewisser Weise war er sich da wieder Sakurai ähnlich. Nicht weil er ein Prinz war sondern sie waren beide oben in einer Hackordnung und sprachen auf andere herab. Witzig. Vielleicht bekamen sie deswegen auch gern Probleme und Streitereien untereinander. Das war irgendwie gut, denn so konnten sie lernen besser untereinander zu kommunizieren. Paku gefiel der Gedanke. Dann aber kam er von dem Thema weg und sah sich kurz um. Sein Blick fiel von einigen Skeletten hin und her und dann wieder zu Hana, als er die Arme verschränkte und sprach:

„Und du denkst dass dieses Ding, was Sakurai und dich angegriffen hat dieser Onaya gewesen sein soll?“

Hana sah zu ihm und dachte nach. Er wusste wie komisch das klang, aber es ergab alles einen Sinn und passte gut zusammen. So wand er sich wieder still ab und lief zu einem Skelett rüber. Er brauchte mehr Hinweise um das zu festigen. So sah er es sich genau an, als er davor in die Hocke ging. Man sah natürlich keinerlei Bisspuren mehr, aber auf den Knochen und an der Brust konnte er etwas erkennen…es waren Narben. Tiefe Risse in der Knochenstruktur die wie von Klingen gemacht wurden. So nickte er erneut langsam. Es musste so sein. Kurz darauf sah er auch eine alte Klinge in der Hand des Skeletts das diese Spuren nicht hatte. Alles geklärt. Dann kam er wieder hoch und sah sich um. Er ging jedes Skelett ab was er sehen konnte…Das gab es doch nicht. Jedes zweite hatte…Und so blieb er dann wieder bei Paku stehen und sprach zu ihm rauf:

„Es muss so gewesen sein. Jedes zweite dieser Skelette hat Klingenspuren auf den Knochen. Aber das Skelett nebendran dann wieder nicht. Und fällt dir es nicht auf? Sie liegen alle hier durcheinander, aber wenn man genau hinsieht, dann erkennt man dass es sich immer um Pärchen handelt. Eines mit und eines ohne Klingenspuren…Goldva erzählte das jeder der von Onaya verflucht wurde seinen Liebsten heimsucht. Sie beschrieb es als eine Art von Urinstinkt den jeder in sich hat. Und das dieser einen dazu zwingt seinen Partner anzugreifen. Sie haben sich…alle gegenseitig umgebracht.“

Doch etwas machte keinen Sinn an Hana seiner Theorie. Wenn es stimmte und ein Gebissener nur gezielt denjenigen angriff der sein Partner war…warum hatte Saku ihn dann angegriffen? Oder zumindest etwas anderes noch dazu versucht. Das fiel völlig aus dem Rahmen. Immerhin waren sie kein Pärchen oder ineinander verliebt. Und es wirkte auch nicht so als wollte Sakutaro ihn umbringen, sondern mehr ihn vergewaltigten und auch verwandeln. Wo hatte seine Theorie also einen Denkfehler? Oder war Saku der der aus dem Rahmen viel? Nein, so viel wollte Hana ihm dann doch nicht zutrauen. So legte er seine rechte Hand an sein Kinn und dachte nach. Aber selbst wenn er das herausfinden würde was genau passiert war…sie wussten dann noch immer nicht wie sie ihm helfen könnten. Und während er darüber nachdachte kniete sich Paku neben ein Pärchen von Skeletten und sah es sich ebenfalls an. Er sah was Hana meinte und er fand das auch alles sehr plausibel. Doch ein weiterer finsterer Gedanke plagte ihn, als er dann wieder aufstand und sprach:

„Wenn sie sich alle gegenseitig umgebracht haben…bedeutet es dann dass es kein Heilmittel gibt? War der Tot…die einzige Lösung?“

Hana sah auf und erschrocken zu ihm. Was? Er schien schockiert über diese Aussage zu sein, mehr als er sollte und sah wie Paku ernst und betroffen auf den Boden vor sich sah. Wenn…wenn er recht hatte…dann müssten Sie Saku…Hana schüttelte den Kopf und fauchte automatisch rüber:

„Nein! Es gibt ein Heilmittel! Ganz bestimmt!“

Paku sah ihn an. Der Junge vor ihm schien aufgewühlt zu sein und warf ihm einen ernsten Blick zu. Etwas was den Großen doch tatsächlich leicht zum Lächeln brachte. Aber nur weil ihm auffiel wie sehr Hana Saku offenbar mochte. Die Karten schienen nicht gut zu sein und dennoch gab der Kleine offenbar nicht auf und wollte seinen Leutnant retten. Und das obwohl dieser ihm fast schlimmes angetan hätte. Doch Paku verstand auch warum Hana das noch machte: Wenn sie die Hoffnung verloren, dann war alles verloren. Und niemals würde er seinen Leutnant erschießen. Das konnte er nicht. Weder Paku…noch Hana. Heh. Wieder waren Hana und Saku sich ähnlich. Als sie damals in einer Schlacht gekämpft haben waren sie auch zahlenmäßig unterlegen gewesen. Doch Sakurai gab nicht auf und kämpfte bis zum bitteren Ende und holte somit den Sieg. Es war dieser Kampf gewesen, seiner Erster, dass er sofort ein Held wurde und viele ihm nacheiferten. Es war erstaunlich das er hundert feindliche Flieger völlig allein besiegt hatte und das nur mit einem Zero. Es zeigte was er für ein guter Pilot war…und wie eiskalt er auch sein konnte. Menschen einfach wie Tontauben vom Himmel zu schießen…da brauchte man ein dickes Fell für. Paku war sehr stolz auf ihn gewesen. Doch noch mehr als das, war er extrem besorgt.

Hana war plötzlich selber aufgefallen wie gezielt und lauter er das gesagt hatte, so das er etwas mulmig wegsah und beschämt zu sein schien. Mist. Warum war er nur so? Warum machte ihn der Gedanke verrückt wenn er daran dachte das Saku nie mehr er selbst werden könnte. Wenn ihn töten der einzige Ausweg war. Hana schüttelte den Kopf und sprach dann:

„Durchsuch du die Hütte dort! Ich fange hier an!“

Danach zeigte er links von sich und lief auch gleich los. Er verschwand selber in einer der Hütten und Paku in der Anderen. Er hatte kein Problem damit dass der Junge ihn rumkommandierte. Denn er hatte recht. Sie mussten etwas finden. Irgendwas um Saku zu helfen. Besonders Hana wollte das. Er war von seiner Mutter so erzogen worden. Oft hatte er ihr gelauscht und gesehen wie sie niemals aufgab und immer meinte: Jede Krankheit ist heilbar. Hana aber hatte das nie geglaubt. Es kam ihm dumm und naiv vor zu denken dass man alles heilen könnte. Das schien ihm einfach nicht realistisch. Doch zum ersten Mal hoffte er…dass seine Mutter rechtbehalten würde. Er wünschte es sich so sehr.

So lief er durch die leicht dunkle Hütte und suchte in alten Truhen und in Vasen nach etwas was helfen könnte. Stieg über ein Skelett-Pärchen immer wieder hinweg das am Boden lag. Er wusste nicht mal was er suchte. Einen Hinweis vielleicht oder ne Eingebung. War auch egal! Etwas musste her! Er wollte Saku nicht aufgeben!

Doch nach wenigen Minuten warf er wütend einen alten Krug von einem Fenster und fasste sich brüllend an die Stirn. Sein Temperament ging ihm durch. Er konnte nicht. Er fand einfach nichts und rutschte langsam mit dem Rücken an der Wand neben dem Fenster hinab. So lange bis er am Boden saß und sein Gesicht hinter seinen Händen verbarg. Er war wütend, aber noch mehr als das war er verzweifelt und es hatte nicht mal lange gedauert. Er hatte nicht mal draußen alle Hütten durchsucht und wusste bereist nicht was er machen sollte. Er war niemand der aufgab, aber als Paku erwähnte das sie Sakutaro vielleicht töten müssen…da war es als würde man ihm den Boden unter den Füßen wegreißen. Und er wusste nicht mal genau warum. Wie lange kannten sie sich bereits? Zwei, vielleicht erst drei Tage? Er hatte mit Saku doch nicht so viel Zeit verbracht das man schon gleich so wurde wie er es momentan war. Nämlich am Ende und voller Sorge. Und nichts plagte Hana mehr als der Gedanke das Sakutaro seinetwegen gebissen wurde. Nun flammte es wieder auf. Es war seine Schuld gewesen und wenn er nun sterben musste, weil es kein Heilmittel gab es…es würde Hana brechen. Denn wenn er ehrlich war wusste er auch warum.

So zog er die Beine an und umschlang mit seinen Armen diese vor sich, als er kurz schniefte und sich eingestand: das er ihm mochte. Somit war es für ihn endlich raus. Er mochte diesen teils aggressiven, bekloppten und angeberischen Vollidioten. Und wenn er noch ehrlicher war, dann schon seit sie sich am Strand begegnet waren. Hana konnte nicht fassen was passiert war, aber dieser Typ hatte ihn sofort in seinen Bann gezogen und er hatte etwas zwischen ihnen gespürt. Wenn er mehr über das Gefühl nachdachte, dann wusste er auch was er gefühlt hatte: es war Einsamkeit gewesen. Saku hatte dieselben einsamen Augen wie Hana. Er wollte mehr über die Welt außerhalb wissen. Aber noch mehr…wollte er ihn kennen lernen. Er wollte diesen Menschen kennen lernen…der genauso einsam und unverstanden war wie er. Und es geschah doch tatsächlich, dass in jener Sekunde Hana eine Träne aus dem rechten Auge floh und er diese schnell mit dem Handgelenkt weg rieb. Verwirrt sah er dann auf das nasse Handgelenk. Heh, was war denn da los? Warum…weinte er wegen diesem Trottel? Immerhin…hatte er noch nicht mal nach seinen Eltern geweint. Warum also nach Saku?

Er verzog das Gesicht etwas traurig lächelnd, aber sah danach dann neugierig an seinen Beinen links vorbei. Etwas fiel ihm ins Auge, nämlich eines der beiden alten Skelette das auf dem Bauch vor ihm am Boden lag und den rechten Arm nach vorne ausgestreckt hatte. Hana war öfter über es gestiegen, bei der Suche, aber bisher war ihm nicht aufgefallen das es den Arm ausgestreckt hatte und das unter ein altes Bett in der Ecke. So schniefte er die letzte Trauer weg und krabbelte neben dem Gerippe hoch zu dem Bett.

Er wusste nicht warum, aber er hatte noch nicht unter dieses gesehen. Und als er das dann tat…war er froh es noch getan zu haben. Denn verdutzt sah er wie die Hand des Toten auf einem alten Buch lag. Es sah aus als hätte es danach gegriffen bevor es starb. Hana schob die Knochen der Hand von den geöffneten Seiten und zog dann vorsichtig das Buch hervor. So lange bis er es vor sich liegen hatte und er sich davor setzte. Sanft pustete er den Staub von den Seiten und musste kurz darauf niesen als dieser durch den Raum flog. Doch schnell fing er sich wieder und sah sich die Seiten unter sich an…er bekam einen Schreck. Er konnte nicht glauben was er da auf der rechten Seite las. Oder was dort abgebildet war. Deswegen hörte er auch hinter sich die Schritte nicht.

Paku klopfte kurz an einem Holz hinter ihm dran und Hana sah erschrocken hin. Beruhigte sich aber wieder als er den Großen sah, der langsam auf ihn zuschritt und sprach:

„Ich hab nichts gefunden was wichtig zu sein schien. Hattest du mehr Erflog?“

Und ob er den hatte! Hana drehte sich im Sitzen um und zog das Buch vor sich, so dass es zwischen ihm und Paku am Boden lag, dieser sah es auch bereits und blickte neugierig runter, kam sogar in die Hocke und Hana sprach:

„Ich kenne diese Pflanze! Verdammt ich bin so blöd! Wie konnte ich sie nur vergessen!?“

Er wollte sich das Buch am liebsten gegen die Stirn hauen. Immer und immer wieder. Es kam alles wieder zurück und er konnte sich wieder genau daran erinnern. Seine Mutter hatte ihm diese Pflanze vor langer Zeit gezeigt und endlich lichtete sich der Nebel in seinem Hirn. Und vielleicht kam wieder die Hoffnung durch Saku doch noch retten zu können. Hana zeigte auf die Pflanze im Buch und Paku sah sie sich auch genauer an. Sie war groß abgebildet und hatte gewaltige Blätter den langen Stil hinauf. Am oberen Teil der Pflanze standen Blüten ab, die in gelb funkelten und wie kleine Röhrchen geformt waren. Sie hatten am Ende Mäulchen und innerhalb der Röhrchen waren winzige Samen enthalten die braun waren und genau diese waren es die eine heilende Wirkungen hatten. Hana könnte sich noch immer und immer wieder in den Hintern treten warum er sie nur vergessen hatte. Er sprach, ohne den Blick vom Buch abzuwenden:

„Meine Mutter hatte mir einst von dieser Pflanze erzählt! Sie nennt sich Osterluzei, oder auch Wolfkraut! Warum habe ich das nur vergessen verdammt!“

Paku sah erstaunt zu ihm und fragte:

„Okay klingt interessant, aber wie soll sie uns weiter helfen?“

Hana sah zu ihm auf.

„Diese Pflanze hat eine sehr starke Heilkraft. Sie wirkt gegen Krankheiten und nicht gegen Gift! Angeblich kann sie einfach alles heilen! Doch meine Mutter hat diese niemals anbauen können und meinte das es sehr gefährlich ist sie als Heilmethode zu nutzen. Sie kannte ihre Dosierung nicht und ich auch nicht. Wenn ich Saku zu viel davon gebe könnte es ihn vielleicht umbringen!“

Doch da war das nächste Problem: Sie musste oral verabreicht werden. Die Samen enthielten eine klare Flüssigkeit und diese musste man beim Kauen austreten lassen und dann schlucken. Wie sollte er Saku bitte dazu kriegen? Nun verstand er warum die Menschen in diesem Dorf offenbar gestorben waren. Paku sprach ihn aus seinen Gedanken:

„Also reden wir hier von einer Pflanze die ihn heilen könnte, aber auch gleichzeitig umbringen bei falscher Dosierung. Klingt riskant. Aber…haben wir eine andere Wahl?“

Hana sah ihn erneut an. Ver…vertraute er ihm etwa? Der Blonde war sehr überrascht davon wie ihm Paku offenbar sofort zu vertrauen schien ohne länger darüber nachzudenken. Also immerhin ging es hier um das Leben seines Leutnants und Freundes, sollte man da nicht ETWAS misstrauisch sein? Sie kannten sich noch weniger als Saku und Hana und dennoch war schon Vertrauen da. Was waren das nur für Jungs von der Zero-Staffel? Oder waren alle Menschen aus der Welt hinter dem Horizont so treu doof? Der Blonde sprach verwirrt:

„Du…du vertraust mir?“

Paku vor ihm schien etwas verdutzt deswegen und legte den Kopf nach rechts schief.

„Warum sollte ich das nicht tun?“

„Äh…weil wir uns erst seit einigen Stunden kennen Dumpfbacke?“

Der Große lächelte zurück.

„Ich sag es jetzt mal so: Ich habe keinen Grund dir zu misstrauen. Du gibst mir nicht das Gefühl als wolltest du uns etwas böses, oder als würdest du uns hereinlegen. Jemand der so sehr für meinen Boss kämpft und sich um ihn sorgt, dem vertraue ich natürlich auch. Mal abgesehen davon das Sakurai dich offensichtlich mag. Und damit meine ich nicht die Aktion von vorhin als ich dir geholfen habe. Ich sehe es wie er mit dir redet und mit dir umgeht. Er mag dich und ich mag dich auch kleiner Prinz.“

Was war ein Prinz? Hana verstand das nicht, dennoch lief er etwas beschämt rot an und sah weg, als Paku diese netten Worte zu ihm gesagt hatte. Es wärmte etwas in seiner Burst. War es sein Herz? Auf jeden Fall…war es schön Menschen um sich zu haben die einem mochten und schätzten wie man war. Vor allem wenn es mal nicht seine Eltern waren sondern völlig fremde. Das machte ihn stolz. Dann spürte er ein kurzes Klopfen auf seiner rechten Schulter und sah wieder zu Paku auf, der seine linke, große Hand auf der Schulter des kleinen ruhen hatte und freundlich fragte:

„Also besorgen wir uns diese Pflanze und heilen unseren heißblütigen Romantiker. Das Risiko müssen wir eingehen. Ich denke…Sakurai würde lieber sterben als für immer so sein zu müssen…Steht da auch wo sie wächst?“

Es klang hart, aber vermutlich würde es so sein. Saku war ein guter Mensch, da wusste Paku. Nie würde er jemanden leiden lassen und daran schuld sein. Das mit dem Fundort war eine gute Frage und Hana sah wieder in das Buch. Auf der rechten Seite war die Pflanze abgebildet und links stand ein Text. Er konnte ihn tatsächlich lesen und las ihn stumm durch. Aber rer war definitiv älter geschrieben. Einige Wörter kannte er nicht mal, lag sicherlich daran das dieses Buch schon sehr alt war, dennoch war er froh das er in Erfahrung bringen konnte wo genau die Osterluzei wuchs. So runzelte er die Stirn und sprach mit der Nase im Buch:

„Sie wächst im Heiligtum des Dorfes. Ich gehe mal davon aus dass damit der Tempel gemeint sein muss der sich am anderen Ende befindet. Der arme Kerl hier wollte sie sicherlich holen, wurde aber offenbar selber vorher gebissen und dann war das Thema durch.“

Es war erschreckend wie schnell der Biss offenbar seine Wirkung entfaltete. Immerhin hatten Hana und Paku es selber bei Sakutaro gesehen. Es ging von Minute zu Minute immer schlimmer zu. Paku antwortete:

„Dann lass uns gleich los gehen.“

So kam der Große wieder auf die Beine, so wie auch Hana, aber dennoch blieb dieser stehen und sah weiterhin verdutzt in das Buch vor sich, so das Paku einfach fragen musste:

„Ist noch was Wichtiges?“

Hana starrte in das Buch. Sein Blick blieb an einem Wort stehen, das er nicht kannte und es ließ ihn einfach nicht los. Also nickte er kurz und sprach in Gedanken verloren:

„Ich kann nicht alles lesen. Die benutzten Worte die ich noch nie gehört habe. Wie das hier: Jinrò. Das kommt hier öfter drin vor. Damit könnte der Fluch gemeint sein, oder?“

Doch als Hana dieses Wort gesagt hatte sah ihn sein Gegenüber voller Schrecken an und der Blonde wusste nicht was los war. Er blickte verwirrt zu ihm rauf und sprach:

„Was ist? Kennst du das Wort Paku?“

Nein wie sollte er denn auch? Immerhin kamen sie aus zwei völlig unterschiedlichen Welten. Er könnte ihre Sprache nicht lesen und anders herum ging das auch nicht, also was brachte ihn so zum erstarren? Auch wenn Hana nicht wusste was los war so kam es Paku vor als würde ihm Eis durch die Venen schießen. Das konnte nämlich nicht sein. Dieses Wort war…es war japanisch. Seine Heimatsprache. Wie kam das an einen unbekannten Ort wie diesen? Und warum sprach es von einem Schauermärchen von denen jeder wusste dass es nicht sein konnte. Und dennoch…wenn Paku so zurück dachte…dann kann es dieses Ding wirklich gewesen sein. Wie es sich bewegte und was es getan hatte. So schluckte er schließlich und sprach gefasst zu dem Blonden:

„Ja…Ich kenne dieses Wort. Es beschreibt eine Kreatur die wir, genau wie du, nur aus unseren Gruselgeschichten kennen. Ein Wesen dessen Biss ansteckend ist und der Gebissene sich ebenfalls in solch ein Monster verwandelt. Ein Monster halb Mensch und Halb Wolf. Wir nennen es: Werwolf. Oder in Japanisch: Jinrò.“

Bitte was? Ein Wolfmensch? Hana erschrak. Ja. JA! Genau das war es gewesen was sie gesehen hatten! Von der Beschreibung her passte es einfach. Das war wie ein Wolf gewesen der auf zwei Beinen lief und dessen Hände und Augen menschlicher waren. In all der Panik hatte er es verdrängt, aber nun traf ihn die Erinnerung in voller Härte wieder. Und Hana ging noch ein anderer Gedanke durch den Kopf. Wenn der große Bär, den sein Vater damals besiegt hatte, für den Gott Apollo stand…War dieser Wolfmensch dann ein Vertreter von dem Wolfsgott? War dies eine körperliche Version von dem Gott Sirius? Dieser stand für den Wolf. Jeder ihrer Götter hatte eine fleischliche Vertretung auf der Insel. Etwas was ihn repräsentierte. Und wogegen sie nicht kämpfen durften. Hatten diese Bewohner…vielleicht deswegen auch noch aufgegeben? Der Gedanke machte ihm Unbehagen.

Hana hatte noch nie einen normalen Wolf gesehen, da sie meist hoch oben auf dem Berg hausten, aber er mochte sie eigentlich. Sie waren schöne Tiere in seinen Büchern. Einerseits verehrte er ihn als starkes und überlegenes Tier, zum Anderen projiziert er auf den Wolf das vermeintlich Aggressive und verschiedenartigste Ängste in Menschen. Das wilde Tier was in einem lauerte. Und da erinnerte er sich wieder an Saku. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Sein Verhalten…Saku hatte sich wild und aggressiv verhalten. Genau wie ein wilder Wolf…Diese Krankheit spiegelte das innere Tier in einem wieder. Es brachte dies ans Tageslicht. Hana musste ihm helfen. Und das noch bevor es zu spät war.

„HANA...“

Erschrocken zuckten Paku und Hana zusammen als sie diese Stimme hörten die nach dem Blonden lief. Hana zuckte sogar noch instinktiv mehr zusammen und drückte schlagartig das Buch fester an sich. Er umklammerte es und drückte es auf seine Brust. Stand dann völlig starr da und wusste nicht warum. Sein Körper…er fing sofort wieder leicht an zu zittern und Paku sah das Schlottern auch sofort. Besorgt sah er zu ihm und ihm wurde klar wie sehr der Schreck Hana noch in den Gliedern zu stecken schien, auch wenn er das schon echt gut überspielt hatte. Offenbar konnte er seinem wahren Gefühl nicht entkommen. Und das war die Angst. Sakurai hatte ihm Angst eingejagt. Und es passierte wieder, als Paku hörte wie Sakurai nach Hana gerufen hatte.

Sofort schaltete sich der Große ein. Er fasste den Jungen erneut kurz auf die Schulter und riss diesen aus seiner Trance heraus, so dass er verschreckt zu ihm sah und Paku dann seinen großen Zeigefinger an seinen eigenen Mund hielt. Er sagte Hana damit: blieb ruhig und mache keinen Mucks. Der Junge nickte und fasste sich wieder. Paku drückte den Kleinen hinter sich und gegen die Wand neben dem Fenster. Er selber stand links von Hana auch an der Wand und lauschte zur Tür. Das gab es doch nicht. Erneut hörten sie:

„Komm raus wo auch immer du bist. Ich weis das du hier bist Hana…Ich kann dich riechen. Ich kann euch beide riechen…“

Sakutaro sein Ton war nicht normal gewesen. Er wirkte wie besessen und es schien als würde er bei dieser Jagd Spaß haben. Paku verstand das nicht. Er hatte ihn festgebunden gehabt und das nicht zu wenig. Der Knoten war so fest gewesen das sich ein normaler Mensch niemals aus diesem hätte befreien können! Aber wenn sie es hier wirklich mit einer Art von Werwolf-Fluch zu tun hatten, dann könnte das auch erklären wie Saku los kam. Er hatte mehr Kraft bekommen. Das war nicht gut. Sie steckten in der Klemme und das Heilmittel hatten sie auch noch nicht. Sacht und schützend reichte Paku seinen linken Arm nach hinten und drückte Hana an die Wand. Er nahm ihn in Schutz. Er würde den Kleinen beschützen, aber er musste sich erst was einfallen lassen wie er gegen einen Mann ankommen, soll der ihn früher schon locker auseinander nehmen konnte und nun noch stärker war als jemals zuvor!

Hana dagegen fühlte wie er sanft behütet und geschützt wurde und sah zu Paku auf. Er wollte ihn wirklich beschützen. Vielleicht würde er sich sogar in den Kampf für ihn…Nein. Das würde Hana nicht zulassen. Er war nicht blöd. Er wusste dass es aussichtlos werden könnte. Paku hatte Sakurai vorhin überrascht und ihn nur so erwischt. So Auge um Auge könnte das schwer werden. Sicher hatte Paku allein wegen seiner Größe schon was drauf, aber wenn Saku sich aus Fesseln befreien konnte und sein Biss ansteckend war, dann konnte Paku nicht gewinnen. Es war zu riskant. Sakurai hatte alle Karten in der Hand und alle Vorteile. Also sah er wieder auf seine Brust und zu dem alten Buch. Er nickte. Es gab nur eine Möglichkeit. Saku war hinter ihm her. Also musste er wohl oder übel in den sauren Apfel beißen. Er hatte das verzapft und nun bog er es wieder gerade.

Er schrak zusammen, kniff sogar die Augen zusammen als er hörte wie draußen etwas umgeschmissen wurde und laut schepperte. Es war Saku gewesen der Mitten auf dem Platz stand und eine Reihe von alten Vasen umgeworfen hatte die nun in Tonscherben da lagen. Es war ein aggressiver Tritt gewesen, dann verschränkte er die Arme vor sich und sah sich sauer, aber aufmerksam um. Suchte nach seiner Beute mit den Augen. Sofort änderte sich aber sein Gesichtsausdruck von sauer zu böse lächelnd, als er sprach:

„Na komm schon Hana. Du willst nicht dass ich dich hole. Damit machst du es vielleicht nur noch schlimmer…Komm raus Hana!!“

Fauchte er am Schluss und dann trat er wieder wütend vor die zertrümmerten Vasen und ließ es ordentlich splittern, so dass der Blonde erneut zusammenzuckte. Hana schlotterte wieder kurz dabei auf. Das war nicht Saku. Ratterte es immer wieder durch Hana seinen Kopf in jener Sekunde. Sein Ton war so anders und bösartig. Und dennoch wurde dieses Gefühl wieder in ihm stärker. Jenes was ihn zum schlottern brachte und Hana bemerkte…das es nicht Angst war.

Saku hatte nichts Gutes vor, das hörte man schon auch wenn das vorher nicht passiert wäre. Der Junge wusste dass es nichts brachte sich zu verstecken. Ihm wehrlos entgegenzutreten. Aber das tat er ja nicht, denn er hatte einen Plan. Und er musste hoffen…dass er schnell genug dafür war. Saku spielte mit ihm und genau darauf baute Hana nun: nämlich dass er weiterhin spielen würde. So legte er vorsichtig das Buch auf den Boden vor sich, ohne Laute zu machen und nickte. Paku sah etwas verdutzt zu ihm hinter, als er die Bewegung bemerkte und sprach dann sanft so wie leise:

„Was ist los?“

Hana sah zu ihm auf und antwortete:

„Ich hab einen Plan.“

„Ich auch: Ich gehe da raus und lenke ihn ab, während du zu Tempel rennst und das Heilmittel holst. Ich halte ihn so lange auf wie ich kann.“

Doch sofort schüttelte der Blonde den Kopf und flüsterte zurück:

„Das läuft so nicht Paku. Er ist nur hinter mir her. Er hat kein Interesse an dir und ich möchte nicht dass du dich in Gefahr begibst. Ich rennte zum Tempel und hänge ihn bis dahin ab.“

Der Große sah ihn erstaunt an, aber musste gleich protestieren:

„Er ist verdammt gut trainiert Hana. Er wurde als Soldat für Ausdauer gebaut, somit wird er dich nach einer Weile locker einholen und kriegen! Da lege ich es lieber drauf an mich mit ihm zu prügeln um dir Zeit zu verschaffen!“

Doch Paku wusste das Sakurai aus ihm Kleinholz machen würde. Nichts leichter als das. Hana schüttelte noch immer energisch den Kopf und sprach leiser und aufgebrachter zu ihm:

„Denk doch mal nach! Wenn er dich beißt dann bist du auch krank! Außerdem wird er mich schon nicht einholen. Er spielt mit mir Paku. Es macht ihm Spaß mich zu quälen und zappeln zu lassen. Daher gehe ich davon aus das er es nicht sofort beenden wird, sondern mir noch genug Zeit gibt davon zu rennen. Er will jagen Paku. Denn momentan denkt er wie ein Tier. Er will jagen, die Beute fangen und danach…du weist schon…“

Er wusste was dann kommen würde. Paku zeigte mit dem rechten Zeigefinger auf ihn.

„Nein. Nein Hana, ich lasse nicht zu das er dir wehtut. Nicht nur für dich sondern auch für ihn. Er würde sich das niemals verzeihen wenn er herausfindet was er getan hat. Ich kenne ihn! Er ist kein herzloses Monster Hana.“

Der Blonde lächelte kurz. Genau darauf hoffte er auch weiterhin in der Situation. Das Saku vielleicht doch noch da drin war und sich gegen sich selbst wehrte.

„Das weis ich. Er hat es mir schon öfters gezeigt. Und genau deswegen lasse ich ihn nicht im Stich…ICH habe ihm das angetan. Also bringe ICH das auch wieder in Ordnung. Vertraust du mir Paku?“

Der Große sah ihn an. Wie sollte er da drauf antworten? Er dachte einige Sekunden nach und hörte wie Sakurai draußen offenbar im Kreis, oder auf und ab lief wie ein Tiger der auf seine Beute wartete. Es war riskant. Und er war kein Feigling. Aber Hanas Plan war mit weniger Verlusten, also stimmte er ihm stumm nickend zu, so schwer es ihm auch fiel. Er musste ihm vertrauen. Denn er war der Einzige der Saku heilen konnte und damit endlich diesen Alptraum beenden würde. Hana lächelte frech zurück und holte noch mal tief Luft. Jetzt kam der schwere Schritt. Also drückte er sich sanft an Paku vorbei, so dass der ihn noch mal kurz am Arm packte und beide sich ansahen. Besorgt und leise sprach der Große:

„Pass auf dich auf, ja?“

Hana lächelte frech. Er fühlte sich okay, obwohl er da nun raus musste. Vielleicht lag das an dem Vertrauen das man ihm schenkte. Denn sowas kannte er nicht von seinem Stamm. Dann sprach er:

„Im Notfall tret ich ihm dahin wo es garantiert weh tut!“

Sofern er nicht wieder erstarrte, aber dieses Mal war er sich sicher dass es nicht mehr passieren würde. Paku lächelte und ließ ihn los. Er vertraute und ließ Hana aus dem Haus gehen und raus ins Freie.

Kaum als er um die Ecke kam hatte der Schwarzhaarige ihn auch schon erspäht und blieb stehen. Saku war wirklich auf und ab getigert und kam nun zum stehen, warf Hana einen stechenden Blick zu, was aber nicht am Misstrauen lag sondern weil er ihn genau im Auge haben wollte. Er würde seine Beute nicht mehr entkommen lassen. Seine ganzen Gedanken drehten sich nur darum. Der Blonde sah ihm das auch an und blieb mit einem gesunden Abstand zu ihm stehen und war schon komplett auf die Flucht eingestellt. Er musste das aber richtig angehen. So durfte er nicht zulassen das Saku wütend wurde und der es somit schnell zu Ende bringen wollte. Hana musste ihn locken und zum Spielen animieren. Was er mit seiner frechen Klappe sicherlich hinbekam. Nein warte…er war eigentlich gut darin ihn auf die Palme zu bringen! Er schluckte etwas. Okay, dann müsste er also doch was Neues ausprobieren.

Er sah kurz schnell hinter sich. Von hier aus konnte er den Tempel sehen. So wusste er auch gleich wo er langzugehen hatte und merkte sich die Richtung. Dann sah er wieder zu Saku vor, der sich nicht einen Meter bewegt hatte und ihn nur ansah. Es war ein ungemütlicher Blick den er da rüber warf. So wild aber gleichzeitig auch so verlangend. Bei dem Blick wurde Hana wieder so komisch. Sein Herz klopfte kurz. Was hatte er vorhin nur mit ihm gemacht das er sich nun so fühlte?

Saku war noch immer so bekleidet wie sie ihn zurückgelassen hatten. So konnte man genau sehen wie gut er gebaut war und das vor ihm wegrennen kein Zuckerschlecken werden könnte, wenn er wirklich überall so durchtrainiert war. Er war ein gutaussehender Kerl. Das fiel ihm zum ersten Mal deutlicher auf. Hana lief schon bei dem Gedanken etwas rot an, aber wurde rausgerissen als Saku sprach:

„Warum kämpfst du so sehr dagegen an?“

Sprach er plötzlich zu ihm rüber und verschränkte die Arme vor sich. Stand ziemlich lässig und cool da. Hana wusste was gemeint war und riss sich zusammen. Ruhig bleiben. Er sah ihn muffig und entschlossen an, als er darauf antwortete:

„Warum kämpfst DU nicht MEHR dagegen an?“

Bei der Frage musste Saku kurz in sich lachen und sah dann wieder zu dem Blonden.

„Es fühlt sich gut an frei zu sein.“

Doch Hana schüttelte sicher den Kopf bei der Antwort.

„Du bist nicht frei Sakutaro, sondern mehr in Ketten gelegt als jemals zuvor. Nur bemerkst du das nicht. Diese Krankheit hat dich komplett eingenommen und lässt dich so fühlen. Alles was du tust…das bist nicht du Saku. Aber ich weis das du noch da drin bist und ich flehe dich an: kämpfe dagegen an! Ich kann dir helfen! Lass mich dir einfach helfen Saku!“

Doch da regte sich nichts in dem Gesicht seines Gegenübers und Hana wurde es ganz mulmig. Es war ein kalter Blick, als würde er in seinen Gedanken versinken. Er war noch da drin, ganz bestimmt. Allein das er noch nicht über hin hergefallen war machte es deutlich. Saku kämpfte, aber es war ein Kampf den er allein nicht mehr gewinnen konnte. Er brauchte Hilfe. Und dann lächelte der Ältere kurz böse und sprach schon fast aufreißend:

„Du willst mir helfen? Dann bleib bei mir…“

Hana sah ihn an. Was war das? Als er den letzten Satz sagte da schien es als…als würde er leiden. Der Blonde wusste das Saku noch immer gezielt beeinflusst wurde diese Worte zu sagen, aber es passte zu dem was Hana mal gespürt hatte. Nämlich das er allein war. Und wenn man alleine war…wollte man eigentlich nicht dass jemand geht. Waren das irgendwo seine wahren Gefühle? Kombinierte sich da was in ihm und die Krankheit nutzte das bewusst? Sofort schüttelte Hana den Kopf. Er musste aufhören sich damit beeinflussen zu lassen. Erst musste er dem Trottel da vorne einen gehörigen Arschritt verpassen und ihn zur Besinnung bringen. Etwas was nur die Osterluzei konnte. Hana glaubte fest daran. Und wenn nicht…dann wusste er was zu tun war. Er schmunzelte frech rüber und sprach:

„Du willst mich? Dann komm und hol mich. Lass mich zappeln. So wie vorhin. Ich will…ja auch meinen Spaß haben bevor es zu Ende geht.“

Er versuchte diese Lügen etwas verführerisch zu sagen. Etwas was er noch nie zuvor getan hatte. Hoffentlich hatte es geklappt, denn er war nicht gut im anbaggern, aber dem Blick seines Gegenübers nach zu urteilen schien es zu funktionieren. Saku sah ihn genau an und lächelte frech und böse. Dann konnte die Jagd ja anfangen. Er sprach rüber:

„Das ist erst der Anfang.“

Sein Blick floh aber dann ganz kurz, ernst und stechend, zu der Hütte rüber in der Paku sich noch immer versteckte. So das Sakurai grinste und laut sprach:

„An deiner Stelle würde ich dieses Mal nicht eingreifen. Sonst könnte es sein das ich dich noch mehr in Stücke reiße als ich es eigentlich bereits vor habe Paku...“

Der Große in der Hütte blieb völlig ruhig und sah vor sich auf den Boden. Er konnte nicht fassen was er da für Worte hörte. Worte die der Junge, den er kannte, niemals sagen würde. Und er hoffte und betete dafür das Hana wusste was er tat und das alles bald ein Ende haben würde. Egal in welcher Hinsicht auch immer. Paku wollte Sakurai nicht töten. Aber er würde es tun wenn er musste. Einer der sich gegen seine Kameraden stellte…war der Feind. Und diesem drohte die Todesstrafe. So war das bei ihnen im Militär.

Er provozierte. Dieser Mistkerl. Hana sah sauer zu Saku rüber, als er hörte wie er Paku drohte und fauchte dann:

„HEY! Du willst doch nur mich! Hier bin ich! Hol mich wenn du kannst Schlappschwanz!“

Saku sah wieder zu ihm rüber und kurz darauf auch schon wie Hana sich umdrehte und wegrannte. Sakurai konnte nur müde seufzen und lächelte. Das wurde ja fast schon ZU einfach. Hana dagegen verschwand hinter einer der nächsten Hütten und rannte durch das Dorf weiter in Richtung des Tempels. Er war nicht weit weg und er wusste was zu tun war. So musste er über seinen Schatten springen und es tun. Es gab keine andere Lösung. Und wenn er ebenfalls dabei starb…dann nahm er Saku immerhin mit. Genau wie bei der Klippe.

Schemenhaft zogen die Hütten und die Toten am Boden an ihm vorbei, als er wie von Teufel gejagt rannte und nur ein Ziel im Auge hatte: den Tempel. Er wusste nicht wo die Osterluzei dort wuchs, aber er musste sie so schnell wie möglich finden um seinen Plan umzusetzen. Am besten noch bevor Sakurai aufgeholt hatte und seinen dummen Gedanken endlich freie Bahn ließ.

Hana schob sich Sakus Fliegerbrille zu Recht, die nun etwas von seiner Stirn zu seinen Augen rutschen wollte, durch das Tempo und das Wackeln beim Rennen versteht sich. So schob er sie wieder hoch und richtig, bis er dann plötzlich einen kleinen Bach vor sich sah, der mitten durch das Dorf floss. Er musste da drüber springen, denn nicht weit dahinter sah er auch schon den großen Tempel, dicht eingebaut in das Gestein des Berges. Sie wuchs angeblich im Heiligtum. Hoffentlich hatte sich Hana nicht geirrt und dieser Tempel war das Heiligtum. So rannte er noch schneller und sah kurz hinter sich. Saku war nicht zu sehen, aber das machte ihn nur noch nervöser. Es war nicht gut wenn man das Raubtier nicht sah was einen jagte! Also sah er wieder vor und wollte noch schneller rennen so sehr es seine Beine zuließen. Hana war gut im Rennen und hatte Ausdauer…doch er merkte schnell dass es nicht genug sein würde.

Kurz vor dem Bach, der nur wenige Meter vor ihm war, spürte er wie er von hinten angesprungen und nach vorne niedergerissen wurde! So brach er von dem Füßen und landete sauber und schmerzhaft mit dem Bauch auf den Boden und den Armen nach vorne gestreckt. Sein Gesicht küsste nicht den Boden, aber sein Kiefer hatte diesen Fall abgefangen und schmerzte kurz. Durch den Aufschlag war ihm die Fliegerbrille nun doch passend nach unten gerutscht und lag genau über seinen Augen, wo sie normalerweise hingehörte. Er machte die Augen schmerzhaft auf und sah durch zerbrochenes Glas vor sich. Nein! Er war gleich da! Er musste sich wehren und weiter machen! Natürlich hatte ihn Sakurai von hinten angesprungen und drückte ihn nun kräftig auf den Boden unter sich. Es ging alles sehr schnell. Er hatte ihn angefallen und kniete auf allen Vieren über dem Rücken des Jungen unter sich. Mit der rechten Hand hatte er Hana sein rechtes Handgelenk fest gepackt und nagelte ihn damit am Boden fest. Die reinste David gegen Goliath Situation. Hana konnte nicht mit seiner Stärke mithalten. Er musste schlau da ran gehen und wand sich leicht wehrend. Somit wollte er Saku ablenken und sah sich nach etwas um was helfen könnte den Idioten von sich zu bekommen. So sah er links von sich einen großen Stein. Besser als nichts.

Saku dagegen grinste böse zu ihm runter und sprach überlegen:

„Warum machst du es mir so einfach? Leg dich doch einfach gleich hin und ergib dich Hana.“

Der Blonde packte den Stein schnell und fauchte hinter sich:

„Mache ich nicht du Arschloch!!“

Und dann drehte er sich auf den Rücken, so weit er konnte und holte mit dem Stein aus. Danach ließ er ihn auf die linke Schläfe des Älteren niederdonnern und traf sein Ziel auch hart. Saku machte kein schmerzhaftes Geräusch dabei, aber er wand den Kopf getroffen zur Seite und ließ den Griff an Hana seiner Hand lockern, so das dieser sich befreien konnte und auf allen Vieren nach vorne kroch, unter Saku hervor und er dann wieder hoch auf die Beine wollte. Er kam auch hoch und konnte weiter…

Aber dann wurde er wieder von hinten gepackt und fest umschlungen. Saku hatte ihn an sich gezogen. Verdammt noch mal! Warum war er so anhänglich und stur?! Hana wurde sauer und trat mit dem rechten Bein nach hinten gegen das Schienbein des Älteren, während er noch mit den Händen gegen die starken Arme ankämpfte die ihn am Bauch und Hals umschlungen hatten. Einer der beiden Arme lockerte sich dann, nämlich der um den Bauch und Hana hörte wie Saku schwer atmete als der Arm seine Position änderte und dessen Hand den Kopf des Blonden zur Seite drückte. Somit die rechte Seite der Kehle offenbarte. Hana wusste was los war. Aber er konnte nicht so schnell reagieren wie Saku agierte. Und dann fühlte er einen stechenden Schmerz, der sich immer mehr änderte und schmerzhafter wurde.

Der Ältere hatte nicht die Kehle anvisiert…sondern das Ohr. Und genau wie vorhin, als er an Hana seinem Ohr geknabbert hatte, machte er das wieder…Nur das er dieses Mal richtig zubiss und leicht daran zerrte. Hana schrie auf vor Schmerz und fühlte langsam wie ihm Blut am Ohr hinab lief und Saku einfach nicht los ließ. Sie verweilten an der Stelle und nun umarmte ihn der Schwarzhaarige nur noch fester mit beiden Armen, während er den Biss am oberen Teil des Ohres nicht löste. Es war ein schmerzhafter Biss, aber fühlte sich nach einigen Sekunden plötzlich so sanft und warm an das es Hana komisch wurde. Sein Herz pochte. Und mit Schrecken realisierte er was passiert war: Saku hatte ihn gebissen.

Der nun schon fast sanfte Biss lockerte sich und eine warme Zunge leckte das Blut von der Wunde. Verteilte den infektiösen Speichel im Blut und säuberte ihn schließlich mit einem bösen Lächeln und dem Geschmack von Blut im Mund. Danach flüsterte ihm der Ältere zu:

„Jetzt bist du wie ich...“

Hana sah nur erschrocken vor sich. Es war Fakt und den konnte man nicht wegschrieben. Saku hatte ihn angesteckt und Hana konnte bereits fühlen wie die Wunde wärmer wurde und sich dieses Gift in ihm verteilte. Er fing an zu schlottern. Nicht so…das war zu früh gewesen. Nein…er war nicht wie er!

Eine Wärme quoll langsam in ihm hoch und befeuerte ihn wieder sich zu wehren. So knurrte er wütend und trat noch heftiger hinter sich, so das Saku etwas lockerte und Hana ihm dann nach hinten eine ordentliche Kopfnuss mit dem Hinterkopf verpassen konnte! Er traf das Kinn des Älteren und dieser ließ ihn dann auch los und rieb sich über dieses. Hana nutzte das und rannte weiter. Er floh über den Bach und schleppte sich erschöpft durch das Wasser. Ein starkes Pochen donnerte durch seine Brust und er keuchte auf. Es war wie ein Blitzschlag gewesen. Was passierte mit ihm? Und kaum als er durch das Wasser war und drüben ankam rang es hin zu Boden. Er kniete auf allen Vieren keuchend im Gras und starrte vor sich auf den Boden. Sein Blick war schockiert und seine Sicht verschwamm plötzlich leicht, so das er erschrocken die Fliegerbrille wieder auf seine Stirn hob und blinzelte. Es lag nicht an ihr…die Krankheit breitete sich rasant aus. Noch schneller als bei Saku. Vielleicht weil er jünger war? Das war nicht gut. Sowas von überhaupt nicht gut! Die Wärme wurde immer mehr in ihm und er japste kurz, setzte sich wieder hin und sah zu Saku hinter, der auf der anderen Seite des Baches war und sauer zu ihm blickte. Wie gebissen rannte er auf Hana los und der sah ihn nur erschöpft an. Das war es. Sein Plan hatte mal wieder nicht funktioniert und nun war er ebenfalls erkrankt. Er…er hatte Saku im Stich gelassen.

Er wollte schreien vor Wut, aber konnte nicht…als er sah wie Sakurai plötzlich vor dem Wasser des Bachs abbremste und runter sah. So ging er hart in die Eisen und verharrte an seiner Position. Er sah das Wasser an und schien wütend und schnell deswegen zu atmen. Und danach sah er wieder auf und fauchte zu Hana rüber. Es war mehr ein Brüllen, aber ein sehr aggressives. Der Blonde sah ihn nur an. Was…passierte da gerade? Hana dachte er würde rüber kommen und sich mit ihm paaren, aber warum hatte er gebremst?

Er sah zu dem Bach vor sich. Lag es…am Wasser? Es klingelte in seinem schummrigen Kopf. Wasser…Es gab Krankheiten die zwangen ihren Wirt dazu Angst vor Wasser zu haben. Genau das passierte gerade. Hana konnte gerade noch rüber, weil sich die Krankheit noch nicht komplett in ihm ausgebreitet hatte. Das gab es doch nicht. Vielleicht konnte er sie doch noch retten.

So kam er wieder auf die Beine und hielt sich etwas schmerzhaft das Ohr, während er zu Saku sah, der nun den einen Teil vor dem Bach hoch und runter tigerte. Er wollte rüber, das sah man ihm an, aber er konnte nicht und das machte ihn aggressiv. Sein Blick war so voller Wut und Begierde. Heh, wer hätte gedacht das Wasser einmal Hana den Arsch retten würde? Doch noch immer keuchte er schnell, wenn auch leichter, als er zu Saku rüber sah. Was war das für ein Gefühl? Wenn er ihn so sah dann wollte er nur weg von ihm, aber auf der anderen Seite…wollte er auch zu ihm. Es war komisch und Hana schüttelte den Kopf. Er musste weiter und das noch bevor er komplett den Verstand verlor. Doch er konnte es sich nicht verkneifen und fauchte über den Bach rüber:

„NA?! Wer hat denn da Angst vor Wasser du großer, böser Mistkerl?! So ein Pech aber auch! Fick dich Saku!“

Er war einfach wütend und es rutschte ihm raus, auch tat das Ohr etwas weh und befeuerte das nur noch mehr. Doch er bekam keine Antwort. Saku tigerte nur weiter gezielt hin und her und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Der Blonde sah ihm etwas weiter dabei zu, doch er musste sich langsam losreißen und wand sich ab. Er musste sofort zu der Osterluzei. Sein Plan war etwas zu früh in die Tat umgesetzt worden. Und nun brauchte er sie noch schneller als er geplant hatte. Musste sich also beeilen. So machte er einige Schritte weg von dem Wasser und sah nicht wie Saku immer nervöser wurde und plötzlich abbremste. Die Wut verschwand von einer auf die andere Sekunde aus seinem Gesicht und er wirkte schon fast wie ein Hund den man irgendwo festgebunden hatte und nun allein ließ. Er keuchte schneller und nervöser. Wollte wieder über das Wasser aber konnte nicht! Je mehr sich Hana entfernte…umso mehr brannte es in ihm. Und dann platzte es einfach aus ihm heraus:

„GEH NICHT!! Bitte Hana…“

Er brüllte das sehr laut und erschrocken sah Hana rechts über seine Schulter nach hinten. Dieser Ton…er war sehr wehleidig gewesen und hatte somit seine Aufmerksamkeit erlang. Der Blonde sah zu ihm und erkannte ebenso das traurige Gesicht dort auf der anderen Seite des Bachs. An Saku seiner Schläfe lief leicht Blut hinab. Das war wegen der Wunde die ihm Hana mit dem Stein zugefügt hatte. Aber mehr schmerzte sein Hundeblick, den er fest auf ihn gerichtet hatte und schnell atmete dabei. Er…er verstand das nicht. Machte er das gezielt? Es musste so sein. Und so weh es auch tat der Blonde riss sich zusammen und sprach hinter:

„Ich bin gleich wieder da…Und dann helfe ich dir. Warte einfach hier, ja Saku?“

Er wusste nicht was er noch sagen sollte, also wand er sich endlich ab und rannte weiter. Ihm lief selbst die Zeit davon, denn er wusste nicht wie lange es noch dauern würde bis auch er nicht mehr bei klarem Verstand war. Und wer wusste schon was ER dann tun würde? Ehrlich gesagt wollte er auch nicht mehr darüber nachdenken und gab noch mehr Gas. Ließ Saku einfach stehen, der sich sofort wieder änderte und wütend rüber brüllte. Dann suchte er um sich herum alles ab. Er musste rüber. Er WOLLTE rüber. Alle seine Instinkte befahlen es ihm. Es ging nicht mehr darum Hana anzustecken, denn das hatte er geschafft. Es ging nur noch um eines…Also suchte er weiter.

Hana rannte dagegen noch immer weiter. Das Rennen an sich wurde aber immer schlapper und er fühlte wie ihm schwindelig wurde. Noch immer verschwamm seine Sicht leicht durch die Krankheit und machte es ihm nicht leichter sich zu konzentrieren und sich zu Recht zu finden. Er sah die Hütten neben sich, doch sie waren nur noch Schemen und nichts um ihn hatte mehr Bedeutung. Starr und nach Luft schnappend hing sein Blick auf den Treppen vor ihm, die hoch in den Tempel führten. Er erreichte sie und kämpfte sich noch schwächer diese hinauf. Jeder Schritt wurde schwerer und jede Atmung schneller. Es ging einfach viel zu schnell. Die Krankheit überrannte ihn und fing an an seiner Kontrolle über sich zu zerren. Sein Herz donnerte, die Hitze in ihm wurde immer unerträglicher und noch dazu wurde ihm schlecht. So sehr sogar, dass er auf der Hälfte der Treppe zusammenbrach und auf die Knie ging. Keuchend stütze er sich mit den Armen eine Stufe höher ab und ließ den Kopf hängen. Ihm war warm…und dann brach er. Es war nicht viel, nur etwas Spucke und Galle aber es reichte dennoch um ihn danach schwer atmen zu lassen. Hana sein Blick war erschöpft und er sah einfach weiter unter sich, verharrte an seiner Position. Ein Teil von ihm befahl das er aufgeben sollte. Doch er kämpfte dagegen an und verzog den Mund zu einem Knurren. Niemals! Er würde nicht aufgeben! Nicht jetzt! Paku zählte auf ihn, Saku brauchte ebenfalls Hilfe und seine Eltern…sollten ihn nicht verlieren. Also kam er brüllend wieder auf die Beine und kämpfte sich weiter die Treppe hinauf. Er rannte und nahm einige Stufen sogar doppelt, bis er endlich oben angekommen war und sich auf den großen Eingang zubewegte. Er kippte sogar fast dabei zur Seite und stützte sich schnell an einer alten Steinsäule rechts ab. So das er dort noch kurz stand und keuchte. Weiter…er musste weiter.

Im Gegensatz zu Sakurai verlief Hana seine Verwandlung viel schneller. Sicherlich lag das an seinem Körper. Jedes Immunsystem war individuell von Person zu Person, dass hatte er von seiner Mutter gelernt. Also war seines offenbar zu aktiv und aggressiv, so dass diese Krankheit sich schneller ausbreitete und versuchte es zu unterdrücken. Normal war das nicht, aber anders konnte sich das der Blonde nicht erklären. Dann löste er sich von der Säule und peitschte sich selbst wütend an:

„Komm schon Hana! Vater würde dir in den Arsch treten wenn er dich so sehen würde!“

Er rief sich mit seinem Vater wieder zur Besinnung und rannte weiter in das Innere des Tempels. Wer hätte gedacht dass er mal Hao dazu benutzen würde um sich anzuspornen? In jener Sekunde gab das Denken an seinen Vater ihm Kraft. Er wollte ihn wieder sehen. Alle beide. Mutter und Vater. Und er freute sich schon darauf wenn Vater ihn wieder in Grund und Boden trampeln würde weil er so lange weg gewesen war. Und mit dem Gedanken kam er in der Halle des Tempels an und sah sich um.

Hinter ihm strömte das schwache Licht der kommenden Dämmerung in die Halle und erhellte sie teils. Sie war nicht sonderlich groß, aber nicht weit vor ihm stand die Statue eines großen Wolfes. Sie war komplett aus Stein geschlagen und überragte einfach alles, so das Hana näher kam und zu ihr auf sah. Er schleppte sich schwach und hielt sich sogar schon selbst umschlungen mit seinen Armen. Sie hatten Sirius angebetet. Also doch.

Er wurde noch schwächer und musste endlich diese Pflanze finden. In seinem Kopf drehten sich langsam seine Gedanken und er fühlte wie er Fieber bekam. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Er fühlte bereits…wie etwas in ihm wuchs. Es war Verlangen. Aber nicht das Verlangen zu töten. Sondern ein viel primitiveres Gefühl. Es kroch aus dem hintersten Winkel seiner Gene hervor. So das er anfing etwas zu schlottern und sich Röte auf seine Wangen legte. Es riss ihn. Es riss innerlich an ihm und wollte ihn übernehmen. Der Schmerz an seinem Ohr war vergangen und heilte bereits. Er konnte nichts mehr davon spüren. Seine Instinkte verschärften sich auf ein anderes Gefühl…Was roch nur so gut? War es dieser Ort? Oder etwas an ihm? Konnte es Saku sein Geruch sein?

Erneut schüttelte er den Kopf und holte sich schwach zu Besinnung. Doch lange würde das nicht mehr klappen. Seine Sinne wurden bereist besser. Bald war er übergelaufen.

So sah er sich um. Und er hatte Glück, denn direkt vor der Statue und im schwachen Licht, wuchs die Pflanze nach der er suchte. Ein freches Lächeln legte sich auf seine Wangen. Na also. Er hatte sich nicht geirrt. Schnell rannte er dort hin und fiel vor den ganzen Pflanzen förmlich auf die Knie. Er konnte nicht mehr. Sein Plan musste geändert werden. Ursprünglich wollte er Saku an diesem Ort an sich heran lassen. Denn immerhin musste er nah genug an Hana ran damit dieser ihm das Gegenmittel verabreichen konnte. Hana wollte sich beißen lassen und sie dann gemeinsam heilen, doch das war nun fällig. Erst musste er was gegen seine Krankheit tun und dann war Saku dran. Auch wenn er nicht genau geplant hatte wie es weiter gehen sollte.

Zittrig und sich schwer konzentrierend griff er sich eine Osterluzei weit oben am Stiel und direkt unter den gelben Blüten. Sie waren sehr groß so dass er sie auf der Bauchhöhe abriss und das Stück anstarrte welches er nun links in der Hand hielt. Angst überkam ihn. Er wusste nicht wie diese Pflanze zu dosieren war, also wollte er erstmal eine kleine Menge zu sich nehmen. Er spielte gerade mit seinem Leben. Doch wenn er ehrlich war…war er da genau wie Saku. Lieber starb er bei dem Versuch sich zu heilen…als so ein Leben fristen zu müssen und vielleicht auch noch seine Eltern am Ende zu verletzen.

Also zupfte er eine einzelne röhrchenhafte, gelbe Blüte ab und legte den Rest auf den Boden links von sich. Seine Hände zitterten schrecklich und er versuchte durch das Mäulchen der Blüte an die kleinen, braunen Samen ranzukommen. Er bekam auch eine von Drei raus und hielt sie zwischen dem Zeigefinger und Daumen der rechten Hand, sah sie an. Eine sollte reichen. Sie war nicht sonderlich groß, also ging er das Risiko ein. Sie war so groß wie eine kleine Murmel. Er musste sie kauen und damit die Flüssigkeit freisetzten um…

Er stockte und griff sich dann schmerzend mit beiden Armen um den Bauch. Er hatte solche Schmerzen. Es war das Zentrum der Schmerzen geworden und Hana keuchte auf. Sein Körper wurde so warm und seine Sicht immer verschwommener. Er musste sie sofort essen, bevor es noch schlimmer wurde! Doch er konnte nicht mehr. Sein ganzer Körper erstarrte plötzlich und er sah voller Schrecken vor sich auf den Boden…als er die Stimme hinter sich hörte.

Er kannte diese Stimme. Sie sprach sanft seinen Namen und er setzte sich dadurch wieder aufrecht. Auch sein Blick änderte sich und wurde von einem Schreck zu sehr sanft und schwach. Er wurde gerufen. Und deswegen sah er links über seine Schulter hinter sich. Im Licht der aufgehenden Sonne funkelten seine Augen noch schöner und unterstrichen damit seine natürliche Schönheit. Er sah mit halboffenen Augen nach hinten…und sah die Person die er plötzlich mehr als alles andere sehen wollte.

Keine Ahnung wie er es geschafft hatte, aber das war auch nicht mehr wichtig, denn Saku war nun da. Er war da wo er sein sollte. So stand er am Eingang der kleinen Halle und sah zu Hana vor. Er sagte erneut seinen Namen sehr zart und betörend, als würde er einen Lockruf einsetzten. Und Hana…sprang komplett darauf an. Es war vorbei. Er konnte nicht mehr kämpfen wenn er diesen Mann da vor sich sah. Alle Mauern rissen ein und es gab nichts anderes mehr für ihn. Seine Augen wurden leicht leer und leblos…genau wie Saku seine. Der Blonde hatte verloren. Die Krankheit hatte ihn im Griff. Der Ruf hatte ihm den Rest gegeben und alles besiegelt. Endlich wachte das Tier in ihm auf und es fühlte sich gut an.

So ließ er ab und kam auf die Beine. Noch immer hielt er den einen Samen fest in der rechten Hand, aber er war nicht mehr da um zu realisieren warum. Seine komplette Konzentration hatte sich auf Saku gelegt, zu dem er sich nun umdrehte und langsam auf ihn zuschritt. Genauso wie er zu ihm.

Sie waren in der Tat verflucht. Verflucht dazu sich zu begegnen und nun diesem Ruf zu folgen. Dem Ruf der Natur konnte man sagen. Konnte ein Fluch nicht auch ein Segen sein? Denn nichts war plötzlich mehr wichtig um sie herum.

Der Wind jaulte durch die karge und alte Halle. Die Osterluzei tanzte dazu und endlich hatten sie sich erreicht. Standen direkt voreinander und sahen sich an. Hana war viel kleiner als Saku und sah deswegen zu ihm auf. Er lag genau in der Höhe der Burst und starrte sein gegenüber nur wie in Trance an. Begutachtete jedes Detail an dem Prachtexemplar von Männchen vor sich. Bis er schnell den Kopf nach rechts legte und neugierig blickte. Er sah das Blut an der Schläfe seines Partners und fasste sanft dort hin. Saku zuckte nicht mal als seine Wunde berührt wurde sondern schloss die Augen. Es blutete auch nicht mehr. Nur Reste kleben von der Schläfe zur Wange hinab. Er genoss es. Diese sanfte Berührung und die warme Haut auf seiner brachten ihn in Wallung und er schnaufte darauf. Danach zog Hana ihn sanft etwas runter. Hatte mit beiden Händen die Wangen gepackt und leckte vorsichtig über das Blut an der Schläfe. Er putzte ihn aus Instinkt. So zeigten Tiere Zuneigung. Es kam einfach über ihn und es war sehr romantisch. Er hatte ihm diese Wunde zugefügt...und es tat Hana plötzlich leid. Er putzte ihn sanft weiter.

Keiner war mehr bei sich oder wusste genau was er da tat und konnte es auch nicht mehr kontrollieren. Es gab Instinkte die man einfach befolgte wie ein guter Soldat. Etwas dem man sich nicht wiedersetzte. Alles war weggesperrt worden, außer diesem einen Instinkt. Und er befahl Hana das zu tun.

Danach ließ er sacht von dem Blut ab und schmiegte sich an sein Gegenüber. Vergrub sein Gesicht sanft an der Kehle von Sakurai und schmuste wie eine Katze in ihrer Hitze. Und er bekam eine Antwort. Vorsichtig kam Saku mit seinem Kopf runter und erwiderte sanft diese Geste. Es war so anders. Es war ganz anders als das was damals passierte als Hana noch nicht krank war. Das hier war Sehnsucht. Und es war ihm völlig egal warum das passierte. Sein Verstand hatte sich ausgeklinkt und nur noch sein Körper übernahm das Reden und Denken. So das er Saku seinen Nacken mit seinen Armen umschlang und sich fester an ihn schmiegte, sie noch immer dabei mit geschlossenen Augen schmusten. Sie waren wie ein Wolfs-Pärchen das sich ewig nicht mehr gesehen hatte und nun wieder zueinander fand. Doch das konnte nicht sein. Sie kannten sich noch nicht so lange, also wo kamen diese Gefühle her? Als wären sie zwei Seelen die seit ihrer Geburt zueinander gehörten und sich endlich trafen.

Aber Hana schrie innerlich. Seine Seele war noch nicht komplett wegetreten wie die von Saku und er konnte einfach nichts tun. Er war ein Gefangener in seinem eigenen Körper und musste mit fühlen und ansehen was passieren würde. Er jammerte innerlich. Das war nicht richtig. Wie konnte sich etwas so richtiges dennoch so falsch anfühlen? So rang er um die Kontrolle seines Körpers…aber es brachte nichts. Hana hatte auf ganzer Linie versagt und wenn sie nun keiner aufhielt dann würde das mit etwas enden was er nicht wollte. Nicht so. Denn immerhin hatte er sich immer was anderes gewünscht. Er wollte nur mit der Person schlafen…die er über alles liebte. Und das aus freien Stücken. Was Saku in ihm auslöste war anders. Er mochte ihn, das gab er zu, aber von Liebe würde Hana nicht sprechen, dazu kannte er ihn nicht lange genug. Und warum sollte er ihn überhaupt lieben?! Sie sollten sich doch gegenseitig hassen, oder? Was gerade abging war die Krankheit in ihnen und nicht sie selbst! Es…Es sollte aufhören! Bitte, es war nicht echt! Sie mussten aufhören!

Sakurai unterbrach das Schmusen sprunghaft und drehte Hana um, dabei biss er ihm sanft in den Nacken und rang ihn zu Boden. Er war komplett weggetreten und hörte nur noch auf seinen Instinkt sich zu paaren. So lag der Blonde wieder auf dem Bauch und keuchte auf vor Schmerz und krisch sogar, als er den festen Biss an seinem Nacken spürte. Er war nicht so fest um ihn zu verletzten, aber fest genug um ihn zu fesseln. Und das Schlimme war: es gefiel Hana. Somit jagte ein Schock durch ihn und ließ alles auf kribbeln. Er wehrte sich instinktiv verspielt. Riss den Biss von seinem Nacken los und schmuste sich nach hinten an den stürmischen Verehrer. Gezielt biss auch der Blonde nach hinten und leicht zurück an die Kehle von Saku. Wenn er könnte würde er dabei sogar anfangen zu schnurren. Aber er fauchte nur sanft und hauchzart wie ein wildes Tier. Es gefiel ihm so sehr. Die Nähe und das erotische Knistern zwischen ihnen. Er wollte sich mit ihm vereinen.

Aber Hana sein Verstand schrie noch immer innerlich weiter zu stoppen. Doch er konnte es nicht mehr aufhalten. Sein Körper gehorchte ihm einfach nicht mehr und so langsam wurde ihm schwarz vor Augen. Er würde das Bewusstsein verlieren und damit auch seinen letzten Funken an klarem Verstand. Alles was sie dann noch waren…würden zwei Tiere sein die sich paaren. Und ihm lief noch eine letzte Träne aus dem rechten Augenwinkel, bevor er sich für immer vergessen würde. Biss wieder in die Kehle des Älteren und ließ sich erneut nach vorne auf den Bauch und Boden drücken.

Hana lag einfach nur da und wartete auf das nicht mehr abzuwendende. Sein Kopf lag seitlich auf dem Boden und sein Blick lag starr auf seiner rechten Hand, die vor ihm lag und noch immer fest den Samen der Osterluzei umklammert hielt. Sein Herz donnerte, sein Atmen rannte einen Marathon und seine innerliche Hitze verbrannte ihn. Es war vorbei. Er hatte verloren. Nicht nur seine Familie, sondern auch sich selbst. Das wurde ihm bewusst und so sehr er auch nicht akzeptieren wollte.

Saku kam noch mal zu ihm runter und biss ihm erneut sanft in das verletzte Ohr. Dieses Mal aber gefiel es seinem Partner unter ihm und Hana jammerte kurz auf vor Gefallen. Es war soweit, er war bereit. Doch etwas holte ihn schlagartig vom Rand der Dunkelheit zurück. Rüttelte an seiner Seele und seinem Verstand bis sie wach wurde. Es schockierte ihn bis in den innersten Teil seines Herzens. Es war ein Wort. Nur ein Wort was ihm plötzlich sanft ins Ohr gehaucht wurde und was den Rest seines unterdrückten Willens wieder aufflammen ließ. Er hatte es gehört es war das sanfte Flüstern von Saku der zu ihm sagte:

„Chiharu…“

Es war der Geruch eines Toten. Einer Person die nicht mehr lebte und dennoch war sie hier. Hana roch für ihn nach Blumen. Weckte so viele Erinnerungen an sie. Doch statt den Blumen des Sommers roch er nach frischen Winterblüten im Schnee...Er liebte diesen Duft. Er hatte sie gefunden…seine Chiharu. Saku erkannte den Unterschied zwischen den Personen nicht mehr. Doch wusste der Blonde davon nichts, riss alle Ketten in seinem Herzen und brachte sich wieder zu Sinnen. Hana wusste nicht warum ihn dieses eine Wort so befeuerte, aber es gab ihm Kraft und er fing an zu knurren. Sein Blick klärte sich endlich wieder und Leben kam zurück in seine Augen. Er war wieder da! Und er hatte erneut Kontrolle über sich! Ironie. Der Eine der Hana krank gemacht hatte und ihn fast damit bezwang, war nun auch der der ihn aus der Dunkelheit riss. Ein kurzes, freches Lächeln kam über seine Lippen. Heh, er musste Saku wohl danken. Und das tat er mit der nächsten Aktion auch gleich.

Blitzschell, bevor er wieder drohte die Kontrolle zu verlieren, zog er seine rechte Hand an seinen Mund und nahm den Samen darin auf. Wenige Sekunden danach biss er diesen auch auf und es knackte laut. Ein bitterer Geschmack machte sich in seinem Mund breit und er verzog das Gesicht angewidert. Doch er war nicht fertig. Es war Zeit das zu beenden. Also riss er sich spontan herum und lag mit dem Rücken auf dem Boden. Er sah über sich Saku und zögerte nicht eine weitere Sekunde. So fasste er ihn bestimmend mit beiden Händen an den Wangen und zog ihn zu sich runter und küsste ihn.

Für eine Sekunde stand die Zeit völlig still und es hatte auch den Älteren überrumpelt, der einfach nur starr nach vorne sah. Es war aber kein Kuss aus Liebe, obwohl Hana dabei die Augen geschlossen hatte, sondern die einzige Möglichkeit sie beide zu heilen. So verteilte er den Saft der Pflanze von seinen Mund in die Mundhöhle des Anderen, der plötzlich erschrocken darauf reagierte. Und zum ersten Mal wollte ihn Saku von sich reißen, doch Hana hielt sich wie verbissen an ihm fest und umschlang ihn sogar noch mit beiden Armen um den Nacken, damit er sich auch nicht so leicht lösen könnte. Es war zu einer Art von Zungenkuss geworden nur das ihn einer ausführte und der Andere versuchte sich zu wehren. So ging es einige Sekunden. Und dann klappte es und Saku riss Hana von sich los. Er keuchte und hustete danach, kam von dem Jungen weg und hielt sich dabei die Kehle. Sie brannte. Sein ganzer Körper brannte und Hana ging es nicht besser. Auch dieser rutschte auf seinem Hintern nach hinten und etwas von seinem Gegenüber weg. Er fing an zu husten. Auch seine Kehle brannte und er fasste sich kurz an diese, aber nur sehr kurz denn dann überkam ihn erneut Übelkeit. Erschrocken drehte sich Hana nach rechts, kam auf alle Viere und dann brach er auch schon.

Er würgte und kotze sich wortwörtlich aus. Und als er die schwarze Galle vor sich am Boden sah, war er davon überzeugt dass es gut so war. Er würgte die Krankheit aus seinem Magen, denn da schien sie sich offenbar festgesetzt zu haben. Es kam immer und immer mehr, bis er endlich fertig war und sich zitternd aufrechtsetzten musste. Dabei hielt er sich noch den Magen und keuchte geschwächt. Aber dennoch fühlte er sich besser. So das er blinzelte und endlich wieder klar sehen konnte. Es war wie Zauberei das es ihm so schnell wieder gut ging, aber es ging ihm vorhin ja auch schnell schlecht also war das ein netter Ausgleich. Danach sah er erschrocken zu Saku rüber, der nicht weit weg von ihm saß und sich auch die dunkle Seele aus dem Leib kotzte die ihn gefangen gehalten hatte. Sein Magen brannte und alle böse Gedanken verließen ihn Stück für Stück je mehr er brach. Sein Kopf drehte sich, aber das Bewusstsein war noch nicht zurück.

Es klappte. Hana hatte die richtige Dosierung getroffen und ein Stein fiel ihm vom Herzen. Aber im Gegensatz zu Hana, der fitter wirkte, sah ihn der Ältere plötzlich nur stumm und schwach an. Er war länger krank gewesen als der Blonde. Vielleicht lag das daran. Er schien geschwächt zu sein und bestätigte das auch, als er zur Seite klappte und einfach regungslos auf dem kalten Stein liegen blieb. Wie vom Blitz getroffen erschrak Hana sofort und wollte zu ihm rüber: Er rief:

„Sakutaro!“

Und kroch zu ihm. Kaum als er rechts neben ihm angekommen war, fasste er sanft das Gesicht des Älteren und fühlte. Er war nicht mehr warm. Seine Körpertemperatur schien sich wieder normalisiert zu haben und auch seine Atmung war ruhiger. Er hatte es geschafft! Offenbar war er wieder bewusstlos, aber das war egal. Hana lächelte erleichtert und rieb sich kurz über beide Augen mit dem rechten Arm. Nicht wieder weinen du Trottel, was ist los mit dir? Sprach er innerlich zu sich selbst und legte den Kopf des Älteren sanft auf den Boden. Er brauchte Ruhe und wenn der Blonde ehrlich war: dann auch er. So schmunzelte er aber wieder. Oh mann. Diese Nacht ging offiziell als die schlimmste Nacht in seinem Leben ein. Noch schlimmer als damals wo er sich in die Hose gemacht hatte und diese dann bei Papa unter das Bett legte. Vielleicht hatte er deswegen noch immer mit ihm ein Problem?

Hana lächelte weiter. Es war schön wieder normal zu sein und noch mehr freute er sich über seinen Erflog. Er sah zu Saku. Er könnte ihn endlich wieder anschreien. Alles wurde wieder wie vorher, oder? Und dazu konnte ihm der Blonde unter die Nase reiben das er ihn gerettet hatte! Er freute sich schon auf das dumme Gesicht des Piloten und auf das Brüllen danach! Warum mochte er es nur wenn Leute ihn anbrüllten? Bei seinem vater und bei Saku schien das der Fall zu sein. Komisch.

Er fasste Sakurai erneut an die rechte Wange und wurde nachdenklich. Was da passiert war…es war nicht echt gewesen. Es wirkte wie ein böser Traum der endlich vorbei war. Und dennoch…warum hatte er noch immer diesen angenehmen Geschmack auf den Lippen? Es war kein richtiger Kuss gewesen,…aber der Erste den er selber ausgeführt hatte. Wie weit ihn die Verzweiflung doch trieb. Und es ließ ihn mit einem guten Gefühl zurück. Was es aber nicht sollte. Er mochte Sakutaro irgendwie. Aber diese Linie hätte er nie überschreiten dürfen. Doch die Freude war nicht von langer Dauer. Hana sah nachdenklich vor sich. Chiharu...Er erinnerte sich. Saku hatte das schon mal gesagt als sie im reißenden Fluss gewesen waren. Was hatte das zu bedeuten?

Ein lautes Brüllen hallte durch die Halle und derJunge zuckte erschrocken zusammen. Es schallte umher und verflog danach in der Stille um sie. Sofort sah er hinter sich, woher es gekommen war und er erblickte voller Schrecken den Urheber davon. Mit einem verängstigten Blick und zittrigen Beinen kam er vor Sakurai hoch und stand schützend vor ihm, als er sah was da zu ihnen in die Halle kam. Die Dämmerung hatte eingesetzt und das rötliche Orange erhellte alles vor ihm. Jedes noch so grausame Detail. Er sah einen kalten Blick aus einem Auge und Zähne die ihn anfletschten, als es immer näher auf sie zu kam. Es war Onaya…und er sah sauer aus.



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