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✩ Mondpalast ✩

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Beginn eines Abenteuers

6. Beginn eines Abenteuers

 

Mein Wecker klingelte pünktlich um sechs Uhr und seit Wochen habe ich endlich mal wieder eine ganze Nacht durchschlafen können. Müde rieb ich mir die Augen und blieb noch einen Augenblick in meinem kuscheligen, warmen Bett liegen und genoss die Ruhe. Seit langem fühlte ich mich wieder erholt und ausgeschlafen und am liebsten hätte ich mich einfach umgedreht und noch ein paar Stunden geschlafen, aber der Luxus war mir leider nicht gegönnt. Die innerliche Unruhe und das unangenehme Gefühl, was ich gestern noch bei Cana bezüglich des Auftrages verspürt hatte, war verflogen und ich stand mit einem kleinen Lächeln im Gesicht auf. Ich sprühte nur so vor Energie. Mein Bett war fix gemacht und auch die Dusche hatte ich schnell hinter mich gebracht.

 

Mit einem runzeln in der Stirn stand ich nun vor meinem Kleiderschrank und überlegte, was für ein Kampfoutfit ich anziehen sollte. Spontan entschied ich mich für mein Lieblingsoutfit und zog den weißen Rock und das dazugehörige blaue Oberteil und die schwarze Armstulpe über. An meinem rechten Handgelenk, wo sich mein geliebtes pinkes Gildensymbol befand, stülpte ich ein weißes Rüschenband über. Ich zog meinen Pferdeschwanz fest und mit einem letzten prüfenden Blick an meinen Wandspiegel drehte ich mich einmal zufrieden in den Kreis bevor ich meinen Rucksack holte und vor meiner Tür in meine braunen Stiefel schlüpfte. Ich liebte diese Stiefel, denn sie waren saubequem. Gerade richtig für einen langen Marsch, der mich mit Sicherheit in dem hohen Norden erwarten würde. Ach ja, schoss es mir durch den Kopf als ich noch einmal schnell zum Kleiderschrank eilte und meinen dicken Wintermantel aus diesem kramte und kritisch zu meinem vollgepackten Rucksack schielte. »Öffne dich Tor des Löwen«, rief ich Loki aus der Stellarwelt zur mir, der mich mit seinem Liebessingsang herzlich begrüßte. Eigentlich würde ich genervt die Augen verdrehen, aber dafür war ich heute viel zu gut gelaunt. »Kannst du bitte meinen Mantel mit in die Stellarwelt nehmen? Der passt nicht mehr in meinen Rucksack hinein«, bat ich den Anführer der zwölf Stellargeister und drückte ihm sogleich meinen Mantel gegen die Brust. »Aber natürlich Lucy. Für dich würde ich doch alles tun«, säuselte er auch sogleich wieder drauf los, was mich zum Lachen brachte. Kurz drückte der Löwe seine Nase in meinen Mantel. »Dein süßer Duft bringt die Sonne in meinen Leben. Ich passe gut auf ihn auf«, schwor er mir und verschwand in einem goldenen Lichtstrahl zurück in seiner Welt. Genau wie Happy ein unverbesserlicher Schwerenöter, lachte ich in Gedanken und schüttelte meinen Kopf. Schließlich schulterte ich meinen Rucksack und verließ gutgelaunt meine Wohnung.

 

Meinen Rucksack hätte ich Loki zwar auch mitgeben können, aber ich wollte meine Stellargeister, die sehr gute Freunde für mich waren, nicht ausnutzten. Es wäre zwar ein schöner Luxus und ich wusste auch, dass sie es ohne weiteres zu Fragen für mich machen würden, aber ich wollte ihnen nicht ständig meine Sachen mit in die Stellarwelt mitgeben, nur, weil ich zu faul war, diese selbst zu tragen. Der Mantel war da eine absolute Ausnahme.

 

Die Sonne ging langsam auf und tauchte den Himmel in einem warmen Orange. Summend tänzelte ich auf der Mauer am Fluss entlang und hielt meine Arme zu den Seiten ausgetreckt um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Seitdem ich vor Jahren nach Magnolia gezogen bin, hatte ich diese komische Angewohnheit und immer, wenn das kleine Bötchen auf dem Fluss an mir vorbeitrieb, riefen mir zwei Männer zu, dass ich vorsichtig sein sollte, die ich stets mit einem »Ja, ja«, abwinkte und ihnen freundlich zuwinkte. Wer die beiden waren wusste ich bis heute nicht. Von der Sonne war noch nicht viel zu sehen. Dafür war es viel zu früh am Morgen, aber dennoch war es nicht kalt. Der leichte Wind war angenehm und ich wusste, dass es heute ein schöner Tag werden würde.

 

Vom weiten sah ich bereits das Bahnhofsgebäude und mein Blick fiel auf die große, runde Uhr. Die Zeiger zeigten 6:50 Uhr an. Ich hatte also noch ein bisschen Zeit bis Natsu und Happy hier eintreffen würden. Gemächlich ging ich in das Gebäude hinein und wartete an dem Gleis, von welchem wir abfahren würden. »Guten Morgen«, hörte ich eine raue Stimme hinter mir und zuckte kurz zusammen. Verwundert drehte ich mich um und blickte in zwei onyxfarbene Augen. »Oh, guten Morgen Gray. Schon hier?«, fragte ich und musste schmunzeln, als sich seine Augenbraue in die Höhe verirrte. »Ich bin schließlich nicht Natsu«, gab er mir zur Antwort und ich musste lachen. »Das stimmt. Scheint so als wäre ich überpünktliche Menschen gar nicht mehr gewohnt«, gab ich zu und kratzte mir peinlich am Hinterkopf, ehe ich ihn musterte. Er hatte eine schwarze Hose und ein weißes Hemd mit einem V-Ausschnitt an. Über seinen linken Arm lag lässig eine gefütterte Jacke mit weißem Schafsfell. Genau wie ich trug auch er einen Rucksack, der jedoch viel kleiner war als meiner, aber mein Blick wanderte zurück zu dem V-Ausschnitt, der die Fantasie zum Anregen brachte bei dem, was man darunter alles entdecken könnte. Klar, ich wusste, wie gut er gebaut war. Schließlich zog er sich oft genug einfach in der Gilde aus, aber dennoch regte dieses Shirt meine Fantasie an und mir fiel immer wieder aufs Neue auf, wie gut er aussah. Anzogen wie ausgezogen. »Ist was?«, fragte er mich, da ich ihn weiterhin unverblümt anstarrte. »Ä-Ähm«, stotterte ich verlegen und zeigte nur auf seine Jacke. »Wozu brauchst du denn so eine dicke Jacke? Dir machen kalte Temperaturen nichts aus«, versuchte ich mich aus meiner Misere herauszureden. Er schaute auf die Jacke und schließlich mich an. Ein wissendes Grinsen lag auf seinen Gesichtszügen und ertappt schoss mir genau wie gestern die Röte in die Wangen. Als Antwort erhielt ich ein Schulterzucken, denn von weitem hörten wir bereits Natsu unsere Namen rufen. Grinsend kam dieser auf uns zugelaufen und trug das gleiche Oberteil wie sonst auch, nämlich seine schwarze Weste. Seinen weißen Schuppenschal legte er sowieso nie ab und da er ein Feuermagier war, fror oder schwitzte er so oder so nicht. Wie ich ihn um diese Eigenschaft beneidete.

 

»Hey Luce«, begrüßte er mich freundlich während er Gray nur ein Brummeln zuwarf, welches genauso von ihm erwidert wurde. Ich kicherte. Die beiden konnten nicht mit aber auch nicht ohne einander und ich, ja ich hatte den Spaß definitiv auf meiner Seite. »Hallo Natsu, na bereit?«, fragte ich schief grinsend und zeigte auf den einfahrenden Zug. Der Dragneel folgte meinem Finger und verlor augenblicklich an Farbe. »Komm schon, die Zugfahrt dauert nur knappe zwei Stunden. Du hast schon längere überlebt«. Meine aufmunternden Worte verfehlten allerdings ihre Wirkung und er schaute mich entsetzt an. »ZWEI STUNDEN?«, schrie er panisch. »Knappe zwei Stunden«, murmelte ich kleinlaut und versuchte die anderen Passanten zu ignorieren, die komisch zu uns herüberstarrten. Gray trat an meine Seite und konnte es nicht lassen seinen Senf dazuzugeben. »Und danach geht die Reise mit einer fünfstündigen Schiffsfahrt weiter«, grinste er fies. Natsu klappte der Mund auf und der entsetzte Schrei blieb ihm im Halse stecken und ich, ja ich war mir in dem Moment nicht sicher, ob er gerade im Stehen mit diesem geschockten Gesichtsausdruck das Bewusstsein verloren hatte. »Gray«, zischte ich mahnend und gab ihm einen freundschaftlichen Seitenhieb in die Rippen. »Musste das sein?« »Ja«, war seine einsilbige Antwort, als er den nicht mehr anwesenden Natsu am Handgelenk packte und ihn in den Zug hineinzerrte. Kurz blieb er noch einmal stehen und warf mir einen Blick über die Schulter zu. »Du wirst mir dafür danken, denn du hast gestern in der Gilde was verpasst«. Fragend neigte ich meinen Kopf und er schien zu überlegen, ob er es mir hier draußen sagen sollte oder eher gleich drinnen in aller Ruhe. »Natsu hat eine feste Freundin«, entschied er sich für draußen und nun war ich diejenige die schrie und dessen Stimme ungläubig durch den Bahnhof hallte.

 

Das Natsu ohne Happy im Schlepptau erschienen war, war mir nach diesem Schock erst später im Zug aufgefallen.



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