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Underworld III

In Teufelsküche
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Happy Spooktober everyone! <3 Komplett anzeigen

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Die Wette

~ Marys Sicht ~
 

Nach dem Desaster mit der Firma, die sich weigert Hans wieder aufzunehmen, habe ich alle Hände voll zu tun. Ich bin nun die einzige, die in der Lage ist meine Familie zu versorgen.

Hans hat seinen Job verloren, und das nur wegen dieses blöden Auftrags von Luzifer!

Klein Karen und Simon hingegen freuen sich sehr, dass sie endlich wieder mehr Zeit mit ihrem Papa verbringen können. So wie damals, als er sich von seinen Verletzungen auskurieren sollte. Diese Wunden..

Selbst wenn Hans gesagt hat, dass er nie wieder darüber reden will und seitdem so tut, als sei nie etwas geschehen... Ich habe es nicht vergessen: Auch daran ist Luzifer schuld..

Seit er wieder da ist haben unsere Probleme angefangen. Und dieses Siegel.. Manchmal sehe ich es, wenn Hans schläft. Es zeigt sich nicht immer, aber wenn es da ist, lauert es auf seiner Haut wie der Schatten einer Klaue an der Wand.

Dieses Symbol bindet ihn, hält ihn gefangen in der Gewalt des Teufels. Und es ist eine ständige Erinnerung an mich, dass er machtlos dagegen ist. Machtlos gegen Luzifers Einfluss.

Ich hasse ihn! Ich hasse ihn unendlich! Solange dieses Siegel da ist, gehört Hans nicht sich selbst und ist gezwungen Dinge zu tun, die an Wahnsinn grenzen.

Irgendwie muss ich ihn doch davon befreien können.. Nur wie?
 


 

An diesem Wochenende habe ich mich überreden lassen, mit Hans und Klein Karen zur Hölle zu fahren.

Eigentlich wollte ich meine Tochter nie wieder auch nur in die Nähe dieses gefährlichen Orts lassen, aber wir werden uns einige Kosten nicht mehr leisten können, darunter auch der Kindergarten. Wenn Hans in der Hölle ist und ich auf der Arbeit, wäre sie hier mit unserer Albino-Fledermaus allein.

Die Einzelheiten, wie wir mit den Umständen umgehen, werden später geklärt. Heute ist Karen mit Dev zum Spielen verabredet, mit dem Sohn des Teufels. Hans hat noch Angelegenheiten in der Unterwelt nachzugehen, da kann ich auch gleich mitkommen und meine beste Freundin Helena wiedersehen. Und vielleicht kann ich bei der Gelegenheit gleich mal ein ernstes Wörtchen mit Luzifer reden.

Mit Teleportfeuer kommen wir in einem Salon an, in dem ich noch nie gewesen bin. Um ehrlich zu sein, habe ich bis auf die Eingangshalle kaum irgendetwas vom Schloss gesehen.

Das Mobiliar ist schön und edel, der Teppich auf dem polierten Marmorboden ist dick, weich und sieht teuer aus. Ölgemälde an den Wänden und ein großes Klavier unter einem glitzernden Kronleuchter runden das Bild ab, in dem ich stehe. Hätte ich gewusst, dass es hier wirklich so erstklassig aussieht, hätte ich mir etwas angezogen, das präsentabler ist.

Allerdings muss ich mir darum wohl keine Sorgen machen, denn Luzifer trägt sogar noch weniger angemessene Kleidung für den Empfang von Gästen. Also ehrlich, und der schimpft sich ein König..

Helena dagegen sieht mal wieder bezaubernd aus. Ob sie mir mal eins ihrer Kleider leiht?

Der kleine Dev hat seine blutroten Haare in einer Sturmfrisur abstehend und trägt sportliche Kleidung. Er sieht schon viel.. größer aus. Sehr viel größer! o_O

Er macht den Eindruck, als sei er genauso alt wie meine 5 jährige Karen. Aber sollte er nicht noch ein Baby sein?

»Also dann, kleiner Mann«, reimt Luzifer und beugt sich zu seinem Sohn runter, »Du weißt, was wir besprochen haben. Sei vorsichtig mit deinen Kräften, du könntest Karen verletzen. Menschen sind sehr empfindlich, das weiß ich aus eigener Erfahrung«.

»Ich werde sie schon beschützen, Vater!«, sagt der kleine Dämon mit einem fangzahnigen Lächeln. Also doch, es ist tatsächlich Dev.

»Das ist mein Großer!«, gratuliert Luzifer und wuschelt ihm durchs Haar. Das ist ja fast schon löblich.

Karen löst sich von meinem Bein und tippelt auf Dev zu, der ihr entgegen kommt.

Die beiden Kinder starren sich in die Augen.

»Bist du Dev's Onii-chan?«, fragt Karen.

Der Dämon senkt die schwarzen Flügelchen und sieht ein bisschen beleidigt aus.

»Nein, ich bin Dev!«.

Sie schaut noch einmal genauer hin und erkennt seine Gesichtszüge und das Geburtsmal auf der Wange.

»Ja! Du bist es!«.

Dev's Gesicht hellt sich auf.

»Cool! Wollen wir verstecken spielen?!«.

»JAAA!«, ruft sie aus und gemeinsam stürmen sie davon.

»Lauf aber nicht zu weit weg, ja?«, ruft Hans hinterher und Karen antwortet mit einem genervten "Jaa".

»Willkommen«, begrüßt uns nun Helena und schreitet - graziös wie immer - auf uns zu. »Wir haben uns lange nicht mehr gesehen«.

»Hallo, Helena«, sagt Hans und verbeugt sich, wie es sich für einen Bewohner ihres Reiches gehört.

Sie lächelt und nickt. Hans nickt dankbar zurück, drückt mir die Hand und geht hinüber zu Luzifer und seinen draufgängerischen Machenschaften.

»Mary«, sagt Helena glücklich und strahlt mich an.

»Ich freue mich auch«, antworte ich und nehme ihre Hände in meine, da ich weiß, dass sie umschwängliche Umarmungen nicht mag. Sie trägt ellenbogenlange, weiße Samthandschuhe, wie eine echte Adlige.

»Sei ehrlich«, frage ich, »Wie geht es dir?«.

»Oh Mary, es ist traumhaft schön!«, schwärmt sie und schaut sich um, »Das hier ist alles, was sich meine Familie für mich erträumt hat«.

Ich schaue mich nach Dev um. Der Kleine flattert aufgeregt mit den Flügeln. Karen tut es ihm mit den Händen nach.

»Und euer Kind!«, wende ich mich wieder an Helena, »Es entwickelt sich prächtig«.

»Das ist dir aufgefallen?«, fragt sie ironisch, »Dämonenkinder wachsen rasch. Das müssen sie auch in dieser Welt«.

Ich schmunzele.

»Und ist das zweite schon in Planung?«.

»Oh nein! Dev reicht mir völlig«, lacht sie.

Ich kichere mit. Ich kann gut verstehen, warum. Kinder großzuziehen ist anstrengend, da will ich gar nicht wissen, wie es ist, einen frechen kleinen Dämonenjungen an der Backe zu haben!

»Und bist du glücklich hier? Mit.. ihm?«.

»Du meinst Luzifer?«, fragt sie und schaut ihrem Mann nach, der langsam und zärtlich mit meinem Mann rumknutscht. Und Hans.. Ihm gefällt es.

Meine Schultern sinken und ich seufze leise.

»Sieh sie dir an..«.

»Mary..«, tröstet mich Helena.

»Wie sie sich anschmachten.. Wann hat Hans mich das letzte Mal so geküsst?«.

»Oh, gütige Götter.. Du hast es nicht leicht«, sagt sie und umarmt mich kurz, dann hält sie mir mütterlich die Schultern und schaut mich mit ihren goldenen Augen eindringlich an.

»Hans liebt dich sehr«, versichert sie mir, »Die Verbindung zwischen ihm und seinem Gebieter ist tief und persönlich. Das ist nunmal so bei Nekromantie. Aber die Tatsache, dass er trotz allem immer noch bei dir ist und nicht den Anschein erweckt dies zu ändern, das ist ein Zeichen wahrer Hingabe«.

Ich habe ihr halbwegs nicht mehr zuhören können, weil Luzifer soeben seinen Schweif in Hans' Hose schlängelt und ihn verlegen macht.

Ehe ich mich versehe stehe ich schon bei dem Grabscher, ziehe ihm den Schweif lang wie einem Kind das Ohr und drücke mit der anderen Hand sein Gesicht von dem meines Mannes weg, der überrascht ist und versucht mich zu besänftigen.

»HÖR AUF MEINEN MANN ZU BEGRABSCHEN!«, keife ich.

»A-Aber Mary, das war doch wirklich nichts! Beruhige dich doch«.

Hans zu Liebe tue ich das auch und lasse den Teufel noch einmal davonkommen. Vorerst!

»So garstig heute.. «, beklagt sich Luzifer und nimmt seinen Teufelsschweif in Schutz.

Klein Karen lacht und nach einem kurzen Blick weiß ich auch warum. Sie hat mein verärgertes Gesicht mit Stiften an die Wand gemalt. Und zwar in Form des Kopfes der Medusa.

»Oh«, sagt Helena leise und hält sich die behandschuhte Hand vor den Mund. Dann wischt sie einmal mit zwei Fingern in der Luft herum und schon verschwindet die Kritzelei an der Wand.

Karen ist kurz enttäuscht, gesellt sich dann aber wieder ihrem Spielkameraden zu.

Luzifer schaut einmal prüfend an mir herunter und wieder hoch. Dann schnaubt er abfällig und schaut woanders hin.

»Willst du mir etwas sagen??«, drohe ich. Er grinst nur.

Oh, dieser-!

»Okaaay«, sagt Hans und schaut unsicher zwischen uns hin und her, »Ich denke wir atmen alle ganz tief durch und ich mache uns einen Beruhigungstee. Wie wäre das?«.

»Tu das«, sagt Luzifer.

Hans gibt mir, direkt vor seinem Gottkönig, ein Küsschen seitlich auf die Stirn bevor er geht. Da vergeht ihm sein Grinsen!

»Streitet euch nicht, solange ich weg bin«, ruft Hans abschließend und schließt die Tür hinter sich.

Luzifer lässt seinen Schweif wieder runter und schon beginnt Dev, der auf das Kanapee geklettert ist, ihn wie eine Katze zu jagen. Luzifer scheint daran gewöhnt zu sein und zieht ihn gekonnt weg, wann immer sein kleiner Satansbraten versucht ihn zu schnappen. Das ist schon irgendwie süß.

Ich lächele friedenschließend.

»Lass uns nicht mehr streiten«, schlage ich vor. »Es hat ja doch keinen Sinn«.

»Du hast recht«, gibt er zu.

Ich hätte nie gedacht, dass er das mal sagen würde. Wo ist meine Kamera?

Er wendet sich mir nun gänzlich zu.

»Schließlich wissen wir beide, wen von uns er lieber hat«.

Ich nicke bestimmt und schaue der spielenden Karen nach.

»Wie schön, dass das geklärt ist«.

»Oh ja«, lacht er. »Das ist doch offensichtlich«.

»Eben«, antworte ich grinsend.

»Mich«, sagen wir gleichzeitig.

Ruckartig fahre ich herum und schaue ihm in sein verdutztes Gesicht. Er weiß gar nicht ob er lachen soll oder nicht, deswegen blinzelt er nur zweimal mit den roten Teufelsaugen.

»Ähm, wie meinen?«, fragt er und schwenkt seinen Schweif außer Reichweite von Dev. Dieser spürt die Anspannung in Luzifers Aura und verkrümelt sich.

»Natürlich«, meine ich und richte mich gerade auf. »Du denkst doch wohl nicht im Ernst, dass-«.

»Sowas, so spät schon!«, unterbricht Helena mich, als wolle sie nicht ins Kreuzfeuer gelangen, und geht im Schnellgang zu den Türen. »Ich schaue mal nach, was Hans so treibt«.

Mit diesen Worten verschwindet auch sie.
 

Luzifer rümpft die Nase.

»Wieso überlässt du ihn mir nicht einfach?«, fragt er, als würde er hinzufügen "Das erspart uns unnötige Zeitverschwendung".

»Er ist mein Ehemann!«.

»Na und?«, antwortet er, »Hans ist auch mein Wirtskörper. Seine Seele gehört mir, rechtens«.

Luzifer wirkt höchst unbeeindruckt von meinen Worten.

Stimmt ja, er hatte diesen Extraring im Siegel gefertigt, damit meine Heirat als Argument entkräftet ist; das hatte seine Schwester Lena uns preisgegeben. Und als Hans' Gott kann er das einfach so tun. Unglaublich, dass er Hans überhaupt seinen Segen gegeben hat, dass er mich heiraten durfte. Wenn überhaupt habe ich es ihm zu verdanken, dass wir heiraten konnten.

»Außerdem... «, fügt er hinzu und streckt sich, »... findet er dich ganz bestimmt nicht mehr so interessant wie früher«.

»WAS?!«. Oh, dem könnte ich-!

»Denk doch mal nach, Schätzchen. Er kommt regelmäßig zu mir, du weißt wofür. Sieh es ein«.

»Oh, bitte!«, ächze ich, »Er hat sich damals für mich entschieden, obwohl er dich schon kannte! Wenn er hier jemanden schon längst satt hat, dann dich. Er weigert sich in letzter Zeit sehr oft, wie ich höre?«.

Er hätte mich wohl angefaucht, wenn er seinen Frust nicht zu verbergen versuchen würde. Es ist schön einmal die Oberhand zu haben!

»Hans geht es bei mir besser«, provoziere ich und sehe ein Fünkchen Wut in ihm aufsteigen.

»Ach ja? Ich bin mir ziemlich sicher mein Bett gefällt ihm mehr«.

»Pah! Eh nicht!«.

Zornig schaut er mich an. Ich stelle mich ihm entgegen.

»Wollen wir wetten?«, sprechen wir beide gleichzeitig, »Schön!«.

»Wer von uns Hans zuerst rumkriegt!«, schlägt Luzifer in einem gehässigen Ton vor. »Und! Er muss kommen! Aber sicher wird einer Spaßbremse wie dir das nicht gelingen«.

Ha! Das wird einfach! Luzifer sieht gut aus, das stimmt, aber ich lasse mich nicht davon einschüchtern. Immerhin habe ich Dinge, die er nicht hat.

»Pff, nichts leichter als das! Aber Hans muss sich freiwillig entscheiden, wovon du wohl keine Ahnung zu haben scheinst«, spotte ich zurück, »Deswegen erkläre ich es gern für dich, du Riesenbaby: Es bedeutet Hans wird weder gezwungen, noch angeordnet oder unter Druck gesetzt! Und!! Hans muss es einleiten!«.

»Oho, Bedingungen! Wie originell.. Schön, wie wär's damit: Wer verliert, hat weniger Anspruch auf Hans, und der Gewinner darf ihn bei sich haben, wann immer er will. Und das ganz ohne Kritik oder Einwände des Verlierers!«.

Das heißt, er muss die Klappe halten? Keine doofen Sprüche mehr?? Das will ich sehen!

»Einverstanden!«, rufe ich.

»Einverstanden«, sagt Luzifer und ändert seinen Ausdruck komplett. Er wirkt auf einmal überhaupt nicht mehr wütend, nein, sogar vergnügt. Und ja, jetzt kichert er sogar.

»Ähh, geht's dir gut?«.

»Oh Mary..«, sagt er ganz gelassen und zufrieden, »Du kleines naives Ding. Ob es wohl genauso leicht ist deine Unschuld zu rauben? Dich zu verderben?«.

Ich balle die Hände zu Fäusten.

»Wovon redest du überhaupt?!«, fahre ich ihn an, da mir sein Schmierentheater auf die Nerven geht.

»Hast du es nicht bemerkt?«, grinst er und lässt seinen Schweif geschmeidig durch die Luft gleiten, dabei schaut er von oben auf mich herab, »Du hast soeben einen Pakt mit dem Teufel geschlossen«.

Bei diesen Worten sakt mein Magen ab und meine Glieder fühlen sich tonnenschwer an.

Der macht doch Witze. Oder??

»Ich muss zugeben: DAS ist nun wirklich interessant«, raunt er und kreist mich langsam ein wie eine Schlange ihre Beute.

Das kann nicht sein. Das kann einfach nicht wahr sein!

»Mit einem simplen Pakt fängt es an«.

Er mustert mich von allen Seiten.

Ich schaue mir auf die Hände, als seien sie mit dem Blut Unschuldiger beschmiert. Was habe ich nur angerichtet?

»Wer weiß, vielleicht wirst auch du..«, flüstert Luzifer in mein Ohr, ».. eines Tages..«, seine Finger umschließen von hinten meine Schultern, »Mir gehören!«.

Eine Gänsehaut fährt über meinen gesamten Leib, der alle Gefahrensignale auf einmal aussendet. Es fühlt sich an als würde ich im Netz einer gewaltigen Spinne festhängen. Ohne Ausweg.

Luzifer schiebt sein Gesicht dicht an meines, was mich zusammenzucken lässt.

»Wir hätten dann sehr viel Zeit uns zu amüsieren... Mary«.

»D-Dev?«, höre ich Klein Karen wimmern, was meine Aufmerksamkeit zu den Kindern zieht.

Karen liegt am anderen Ende des Saals auf dem Teppich und wird von Dev unten gehalten. Dieser schaut sie mit großen Dämonenaugen an und nimmt ihr Gesicht in seine Hände.

»Uh-Oh, scheint so, als hätte Dev erkannt, was deine Tochter für ein süßes kleines Menschlein ist«.

»Er wird doch nicht-?«.

Karen dreht ihren Kopf zur Seite, als Dev ihr über die Wange leckt wie an einem Salzstein.

»M-Mama!«, ruft sie.

Das reicht.

Ich laufe zu ihnen und knie mich zu den Kindern hin.

»Lass sie sofort los, Dev! Karen hat Angst-«.

»FASS IHN NICHT AN«, donnert Luzifers Stimme durch den Saal als ich ihn gerade von ihr runter heben wollte. Der Kleine knurrt, je näher ich ihm komme, und stoppt als ich die Hände runter nehme. Karen weint.

Fassunglos drehe ich meinen Oberkörper zu Luzifer.

»Was soll das, Luzifer?!«.

»Dev ist ein Teufel und mein Sohn! Somit ist er ebenso ein Prinz und muss es sich nicht gefallen lassen, von einer niederen Lebensform herumkommandiert zu werden! Schon gar nicht von einer menschlichen Frau, die ihren Platz nicht kennt!«.

Ich bin zu schockiert um zu antworten. Aber was sollte ich auch anderes erwarten von so einem arroganten Großkotz!

Karen krabbelt von der Umklammerung hervor und drückt ihr verheultes Gesicht in mein Oberteil.

»Mama, ich will nach Hause..!«, schnieft sie.

»Ist gut, Schatz«, sage ich sanft, schließe sie in die Arme und bündele meine ganze angestaute Wut in den Blick, den ich Luzifer zuwerfe.

Der kleine Satansbraten hat sich zu seinesgleichen gesellt und hält sich grinsend am Bein seines Vaters fest. Was für ein giftiges Duo..

In diesem Moment kommt Hans mit einem Tablett durch die Tür und fröhlich auf uns zu geschlendert. Helena daneben.

»Ich habe Tee mitgebracht! Huch!«, er schaut zwischen uns hin und her und seine Miene füllt sich mit Mitleid. »Karen weint! Was ist passiert?«.

Ich werfe Luzifer einen vorwurfsvollen Blick zu. Dieser sieht wie immer unbeeindruckt aus, scheint aber um des Friedens Willen auf keinen weiteren Streit eingehen zu wollen. Er lässt die Schultern sinken.

»Es ist schon spät«, sagt er und hebt das Kinn seines Kindes anerkennend an, »Dev ist hungrig. Stimmt's?«.

Der Kleine nickt und nimmt Helenas Hand, die sich zu uns gesellt.

»Die Kinder müssen ins Bett«, sage ich kühl und stehe mit Karen im Arm auf. »Wir gehen heim. Kommst du mit?«.

»Ähm.. «, murmelt Hans und schaut zwischen Luzifer und mir hin und her.

Da fällt mir die Wette wieder ein. Wenn er hier bleibt, könnte es sein, dass ich noch heute Nacht verliere! Ich würde Hans verlieren, meine Familie. Mein Ein-und-Alles.

»Ich würde sehr gern länger hierbleiben, aber meine Familie geht vor. Meine Aufgaben hier kann ich später noch erledigen«, sagt Hans und stellt das Tablett auf dem Tisch ab.

Diese Antwort überrascht selbst mich. Heute konnte er so gut wie keine Zeit mit Luzifer verbringen, und doch kommt er mit mir!

»Komm her, mein Liebling«, nuschelt Hans und nimmt unsere traurige Tochter in den Arm, die sich sofort an ihn schmiegt. »Ist ja gut«.

Süß. Manchmal will ich es nicht zugeben, aber Klein Karen hat ihren Papa lieber als mich. Die beiden verstehen sich einfach untereinander, auf eine andere Weise.

Verstohlen blicke ich an Hans vorbei zu Luzifer, der mich breit anlächelt, so, als hätte Hans soeben das Gegenteil gesagt.

Ich glaube er ist fest davon überzeugt, dass er heute nicht verlieren wird. So schnell wird er mich nicht siegen lassen. Oder vielleicht testet er mein Selbstvertrauen, die Wirksamkeit meiner Fähigkeiten. Und wie sehr ich wirklich daran glaube, ich hätte eine Chance.

Ich wende mich an Helena.

»Kann ich dich kurz sprechen?«.

Sie blinzelt verdutzt, nickt dann aber. Sie entschuldigt sich höflich mit einem Lächeln bei den anderen Anwesenden und lässt Dev in der Obhut seines Vaters. Noch während ich mit ihr ein paar Schritte weggehe, spüre ich die spöttischen Blicke von Luzifer im Nacken.

»Ich hab was Dummes gemacht«, flüstere ich als wir zum Stehen kommen. »Ich hab mich mit Luzifer angelegt«.

»Du meine Güte, geht es dir gut?«.

»Schon, nur ich brauche deine Hilfe in dieser Angelegenheit«.

»Wie kann ich behilflich sein?«, fragt sie mit großen Goldaugen.

»Lass nicht zu, dass Luzifer und Hans es sich "zu gemütlich" machen, wenn ich nicht da bin! Die Folgen wären fatal. Kann ich auf dich zählen?«.

Helena salutiert mit einer weiß behandschuhten Hand.

»Du kannst sogar auf mich buchstabieren!«.

Ich atme erleichtert auf.

»Danke«.

Mit einem Räuspern drehe ich mich um.

»Nun denn! Seid ihr soweit?«.

Hans lehnt sich gerade nach vorn, um noch den letzten Rest seines Abschiedskusses auszukosten, und lässt dann verträumt ab.

»Träum von mir, ja?«, raunt Luzifer.

»Immer~ <3«, säuselt Hans wie verzaubert. Moment mal..

Zauber!

Du meine Güte! Ich habe völlig außer Acht gelassen, dass Luzifer Magie anwenden kann, um Hans gefügig zu machen! Ob meine Bedingung, dass er zu nichts gezwungen werden darf, diese Möglichkeit ausschließt?

Ich hoffe auf das beste.

Hans kommt mit Klein Karen auf dem Arm zu mir, dreht sich nocheinmal um und winkt zum Abschied.

Teleportfeuer umgibt mich und meine Familie.

Luzifer winkt uns zu.

»Wir sehen uns... Mary«, ist das letzte, was ich höre.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Lage spitzt sich zu! Und nein, Luzifer hat diesmal nicht gelogen wie damals bei der Siegelveränderung. Die Wette ist ein bindender Pakt.
Tja, wie will sich Mary da nur rauswinden? :)

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