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The Boyfriend Experience

von

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Wiedersehen am Meer

Stiles verbrachte noch einige schöne und friedliche Tage in Beacon Hills.

Er spielte mit den Zwillingen Louisa und Lillian, badetete seine Seele in deren Unschuld und kindlicher Lebensfreude, wie in einer Quelle klaren Wassers und vermied es nach Möglichkeit sich zu fragen, ob er wohl eines Tages auch eigene Kinder haben würde.

Er saß am Tisch der Argent-McCall-Familie, genoss die Gemeinschaft und die Wärme, welche er fort fand und versuchte der Frage aus dem Weg zu gehen, welcher Teil dieser Familie er denn eigentlich war? Da waren ein Vater, eine Mutter, zwei Kinder und ein Stiles.
 

Er verbrachte Zeit mit seinem Dad und wohnte in seinem ehemaligen Kinderzimmer. Vater und Sohn neckten einander, lachten viel, oder unternahmen etwas gemeinsam, wenn der Sheriff frei hatte. Es war beinahe so wie damals als Junge in den Sommerferien. Nur war Stiles schon lange kein Junge mehr. Er war ein Bundesagent, ein erwachsener Mann.
 

Und am vierten Tag musste Stiles sich eingestehen, dass es an der Zeit war , wieder nachhause zu fahren und sich seinem Leben in San Francisco zu stellen. Es war schön in Beacon Hills für eine Weile Zuflucht zu finden und Urlaub zu machen, doch im Grunde gehörte er nicht mehr hierher.

Also packte er seine Sachen zusammen, verabschiedete sich von allen und fuhr heim.
 

Stiles betrat sein stilles, leeres, für einen Menschen allein im Grunde viel zu großes Haus, stellte seine Reisetasche ab, ließ sich im Wohnzimmer erst einmal auf dem Sofa nieder und hing seinen Gedanken nach. Er hatte nun immer noch mehr als zwei Wochen Urlaub übrig. Was also wollte er mit dieser Zeit anstellen?

Er zückte sein Handy und rief Dereks Nummer auf, doch ehe er auf wählen drückte, hielt er noch einmal inne. Er befand sich inmitten des Spannungsfelds zwischen dem kühlen, sachlichen, kontrollierten und professionellen FBI-Agent von heute und dem leichtsinnigen, lustigen, ungeschickten, übermütigen Spaßvogel mit dem todesmutigem Kamikazeherzen, welcher er früher einmal gewesen war.

Mitch und Stiles.
 

Und plötzlich war es ihm klar was er wollte: Er wollte einfach noch einmal eine Weile Stiles sein!

Er wählte die Nummer.
 

Derek ging bereits nach dem ersten Klingeln dran:

"Stiles?" fragte er.

Es klang irgendwie zögerlich.

Irgendwie misstrauisch.

Irgendwie nervös.
 

"Hey! Ja, ich bin es." gab der Anrufer zurück: "Störe ich dich bei etwas? Es ist so laut bei dir im Hintergrund?"
 

"Ich bin gerade beim Fishermans Wharf am Pier 39 und beobachte die Seelöwen." erklärte Derek.
 

Stiles lachte:

"Du tust WAS? Wieso? Da wimmelt es doch nur so von Touristen. Kein Einheimischer verirrt sich um diese Tageszeit dorthin."
 

"Ich mag Seelöwen." gab Derek kleinlaut zurück: "Und die Menschen blende ich einfach aus." Er zögerte kurz und fügte dann hinzu: "Ich freue mich, dass du anrufst."
 

"Ich wollte fragen, wann wir uns mal wieder sehen können." fiel Stiles mit der Tür ins Haus, da der letzte Satz seines Gesprächspartners verunsicherte:
 

"Gern!" versicherte Derek: "Wie wäre es denn jetzt gleich?"
 

"Aber du bist doch gerade beschäftigt. Da will ich nicht stören." erwiderte Stiles schnell, denn er wollte nicht zu bedürftig wirken:
 

"Magst du Seelöwen? Dann könntest du einfach hierher kommen." schlug Derek vor. An seiner Stimme war zu hören, dass er lächelte.
 

Stiles lächelte ebenfalls und er musste zugeben, dass das nett klang:

"Ich kann in einer halben Stunde da sein." versprach er und damit war es abgemacht und sie legten auf.
 

Es dauerte eine Weile, ehe Stiles Derek in dem Trubel ausfindig gemacht hatte und fand ihn schließlich auf einer Art Bank sitzend, wie er tatsächlich die Seelöwen mit einem kleinen Theaterglas beobachtete, die dicht an dicht gedrängt auf den Pontons auf dem Wasser faulenzten.

Derek hatte ihn offenkundig gar nicht kommen sehen und so setzte sich Stiles einfach leise neben ihn und wartete erst einmal ab.

Es dauerte einen Augenblick, ehe Derek den Kopf zur Seite drehte, ihn entdeckte und dabei ein wenig zusammenzuckte:
 

"Also diese Seelöwen müssen ja wirklich faszinierend sein, so vertieft wie du warst?" neckte ihn Stiles grinsend:
 

"Hey, da bist du ja! Wieso sagst du denn nichts, Mann?" lachte Derek, steckte sein kleines Fernglas in die Innentasche seiner Lederjacke und beugte sich zu Stiles für eine kurze Umarmung herüber. Dann wurde er wieder sehr ernst:

"Ich habe in den letzten Tagen oft an dich gedacht, weißt du? Irgendwie habe ich nicht geglaubt, dass ich dich wiedersehen würde. Ich denke, ich habe bei unserem letzen Treffen irgendetwas falsch gemacht, ich weiß nur nicht, was das war? Ehrlich, ich habe mir den Kopf zerbrochen, womit ich dich verletzt haben könnte, doch ich weiß es einfach nicht. Du bist so plötzlich verschwunden und dann hast du dich tagelang nicht gemeldet. Ich war drauf und dran dich anzurufen, um dich zu fragen, wie es dir geht. Ich habe es nur deswegen nicht getan, weil das total unprofessionell gewesen wäre und mir in meiner Position nicht zusteht, aber es hat mich dennoch sehr beschäftigt. Du bist ein sehr netter Kerl. Was immer ich getan oder gesagt habe, ich wollte dir nicht wehtun, ehrlich. Ich mag dich, Stiles."
 

Stiles lächelte und bedeckte Dereks Hand mit der eigenen:

"Du hast nichts falsch gemacht, ehrlich!" stellte er klar: "Ich brauchte einfach mal eine kleine Auszeit von allem. Es tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe. Ich habe meinen Dad besucht und das hat sehr gut getan. "
 

Derek Lächeln bekam etwas Melancholisches:

"Es ist bestimmt schön, wenn man so einen Ort hat, an den man zurückkommen kann."
 

"Ja, das ist es." bestätigte Stiles und schalt sich innerlich selbst, dass er nicht daran gedacht hatte, dass Derek so ein Zuhause selbst nicht mehr hatte.
 

"Und fühlst du dich jetzt besser?" hakte Derek nach.
 

Der Befragte nickte und eine Weile saßen die beiden schweigend Seite an Seite und blickten auf´s Meer hinaus.

Irgendwann verkündete Derek:

"Ich habe Hunger wie ein Wolf. Hast du Lust, etwas essen zu gehen? Die servieren hier eine Suppe mit Krebsfleisch in einem ausgehölten Sauerteigbrot. Da freue ich mich schon den ganzen Tag drauf."
 

"Klingt sehr gut!" betätigte Stiles. Sie erhoben sich und er folgte Derek zum Restaurant.

Obwohl es überall brechend voll war, gelang es ihnen dennoch ohne Wartezeit, einen Tisch für Zwei im `Waterfront Restaurant´ zu ergattern und Stiles musste zugeben, dass die Suppe hervorragend war. Zum Nachtisch gönnten die Männer sich dann noch ein Softeis in einer nahegelegenen Eisdiele und anschließend flanierten sie eine Weile die hölzernen Wege entlang, vorbei an Buden, Souvenirshops und Gaststätten. Irgendwann erkundigte sich Derek:
 

"Ist dir langweilig? Willst du von hier verschwinden?"
 

Stiles grinste:

"Nein, eigentlich nicht. Ich meine wenn ich schon mal hier bin, quasi als Tourist in meiner eigenen Stadt, dann will ich auch ins Spiegellabyrinth. Hast du Lust?"
 

"Im Ernst? Ist das nicht eher etwas für Kinder?" fragte Derek amüsiert:
 

"Du hast wohl Angst, dass du nicht mehr hinaus findest, richtig?" neckte Stiles ihn.
 

Derek zuckte mit den Achseln und erwiderte mit einem Zwinkern:

"Vielleicht. Aber du bist ja bei mir und passt auf, richtig?"
 

"Sehr richtig." bestätigte Stiles großspurig und besorgte zwei Tickets für sie.
 

Sie betraten das Labyrinth und wurden empfangen von hektischer Techno-Musik und Säulen, Bögen und Spiegeln, welche mal von Schwarzlicht bestrahlt, mal flackernd und farbwechselnd durch indirekte Lichtquellen beleuchtet wurden. Es war beinahe unmöglich, sich im Inneren zu orientieren, denn alles hier war darauf ausgelegt, die Sinne zu verwirren.

Die beiden Suchenden trugen Einmalhandschuhe aus Plastik, um nicht überall Fingerabdrücke auf den Spiegeln zu hinterlassen, während sie sich an den Wänden entlang tasteten. Um einander nicht zu verlieren, hielten sie sich fest bei den Händen. Ihre Suche nach dem Ausgang war tatsächlich irgendwie aufregend und Stiles war froh, dass er nicht allein hier war, denn obwohl er seine ADHS-Symptome heutzutage recht gut im Griff hatte, war diese Reizüberflutung eine Herausforderung für sein Hirn. Irgendwann hakte er sich bei Derek unter und klammerte sich an dessen Bizeps, um sich wieder ein ein wenig herunterzubringen. Dies blieb von seinem Begleiter nicht unbemerkt und er quittierte es mit einem warmherzigen Lächeln und der Versicherung:
 

"Ist okay, Süßer. Wir finden den Ausgang."
 

Und das taten sie natürlich auch. Zwanzig Minuten später tauchte ein wenig Tageslicht vor ihnen auf, sie strebten darauf zu und hatten es geschafft.
 

"Das hat tatsächlich Spaß gemacht." kommentierte Derek gut gelaunt.
 

Stiles atmetete auf, als sie wieder den blauen Himmel über sich hatten und stimmte zu.
 

Sie setzten ihren Bummel über den Fishermans Wharf fort, kamen nach einer Weile an die `Center Stage´ wo sie eine Weile innehielten, um den Performancekünstlern, Clowns und Zauberern zuzuschauen.

Die Sonne stand bereits tief und Derek erkundigte sich:

"Sollen wir vielleicht langsam von hier verschwinden?"
 

Stiles grinste und erwiderte mit Blick auf das altmodische Karussell direkt hinter der Bühne:

"Eine Sache würde ich gern noch machen."
 

"Das ist nicht dein Ernst, oder?" fragte sein Gegenüber mit ungläubigen Lachen.
 

Stiles zuckte mit den Achsel, nahm Derek bei der Hand und zog ihn hinter sich her:
 

"Ich steige aber nicht auf so ein albernes Holzpferdchen!" ließ der Größere seinen Quasi-Entführer wissen, in dem hilflosen Versuch, sich wenigstens ein Stückchen seiner männlichen Würde zu bewahren.
 

Stiles lenkte ein und sicherte ihnen eine der Gondeln für Zwei. Um sie herum waren fast nur Kinder auf dem Karussell, doch das schien ihn keineswegs zu stören.

Derek legte einen Arm um Stiles und ließ ihn wissen:
 

"Du bist echt ein kleiner Verrückter, weißt du das?"
 

"Und findest du das schlimm?" erkundigte Stiles sich vorsichtig.
 

Derek schüttelte den Kopf:

"Ich finde das überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil, ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal so viel Spaß hatte?"
 

Mit einem zufriedenen Lächeln lehnte Stiles seinen Kopf an die Schulter seines Begleiters.
 

Nach dieser Karussellfahrt beschlossen die beiden Männer aufzubrechen. Als sie dem Getümmel einigermaßen entkommen waren, erkundigte sich Derek:

"Wo steht denn dein Auto? Ich könnte dich noch dorthin begleiten, um sicherzugehen, dass du heil dort ankommst."
 

Stiles musste über dieses unerwartet ritterliche Angebot lächeln und gab zurück:

"Das ist nett aber ich bin mit dem Taxi gekommen, weil ich befürchtet habe, hier keinen Parkplatz zu finden."
 

"Na dann könnte ich dich doch zurückfahren, was hältst du davon? Mein Auto steht drüben im Parkhaus." bot Derek an.
 

Stiles zögerte kurz, denn eigentlich hatte er sich ja vorgenommen, möglichst anonym in dieser ganzen Sache mit Derek zu bleiben. Dann jedoch musste er an die Worte von Scott denken, welcher ihm eine ausgezeichnete Menschenkenntnis bescheinigt hatte. Und ja, Stiles vertraute Derek. Er konnte spüren, dass dieser ein anständiger Kerl war, ganz gleich, wie er sein Geld verdiente:

"Ja, das wäre echt nett." bestätigte er also und folgt Derek ins Parkhaus zu seinem Wagen und

ihm gingen beinahe die Augen über, als er den pechschwarzen `Chevrolet Camaro´erblickte, den Derek sein eigen nannte:

"Wow! Was für eine Schönheit!" kommentierte er angemessen beeindruckt.

Das Model hatte sicherlich bereits zehn Jahre auf dem Buckel, dennoch es glänzte wie beinahe wie fabrikneu. Es war nicht zu übersehen, dass sein Halter diesen Wagen liebte und peinlich genau pflegte:

"Dieser Wagen ist wie du, Derek." behauptete Stiles: "Dunkel und verdammt sexy."
 

Derek grinste verlegen, legte beide Arme um Stiles und kurz dachte dieser, er würde ihn nun küssen, doch da ertönte hinter ihnen unvermutet eine feindselige Stimme, welche befahl:

"Wenn ihr weiterleben wollt, dann gebt mir eure Brieftaschen und die Autoschlüssel, ihr verdammten Schwuchteln!"
 

Die beiden Männer ließen voneinander ab, drehten sich sehr langsam um und blickten nun in den stählernen Lauf einer auf sie gerichteten `Sig Sauer Skeleton´.



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