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The Boyfriend Experience

von

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Ernüchtert

Stiles erwachte davon, dass ein Sonnenstrahl ihn auf der Nase kitzelte. Er öffnete die Augen, ließ seinen Blick wandern und im ersten Moment hatte er Mühe sich zu erinnern, wo er überhaupt war. Die Erinnerung kehrte zurück und er realisierte auch, dass er noch immer auf Dereks Oberkörper lag, also setzte er sich abrupt auf:

„Verdammt, ich bin eingeschlafen.“ murmelte er benommen.
 

Davon erwachte nun auch Derek und richtete sich mühsam auf:

„Oh Mann, mir tun die Knochen weh.“ klagte er, reckte und streckte sich und fügte mit einem Zwinkern hinzu: „Bei deinem nächsten Übernachtungsbesuch gehen wir aber rüber ins Bett, okay Stiles?“ Er schenkte dem Angesprochenen ein schiefes, verschlafenes Grinsen:
 

„Aber... das war doch gar nicht geplant.“ versicherte Stiles verlegen, erhob sich rasch vom Sofa und wirkte als sei er zum Sprung bereit und wollte sogleich aus der Tür verschwinden:
 

Derek nahm seine Hand und beteuerte:

„Das weiß ich doch. Es war bloß ein Scherz, Stiles.“ Dann fügte er noch hinzu: „Und hab keine Sorge wegen Geld. Ich werde dir diese Übernachtung selbstverständlich nicht berechnen.“
 

Schlagartig war Stiles hellwach. Diese Worte trafen ihn wie ein Schlag mit der flachen Hand ins Gesicht, auch wenn das im Grunde total lächerlich war. Diese Sache zwischen ihnen war nun einmal geschäftlich und da war es doch ein nettes Angebot von Derek, wenn er ihm die Zeit, in welcher sie beide geschlafen hatten, nicht in Rechnung stellen wollte.

Dennoch war es ein unangenehmes Gefühl, mit dieser Tatsache so unvermittelt konfrontiert zu werden:

„Mach dir wegen des Geldes keine Sorgen. Es war immerhin deine Zeit und es ist nur fair, wenn ich dafür bezahle.“ sagte Stiles schnell, um sein Unbehagen zu überspielen.
 

Derek entging dabei völlig der kleine verletzte Unterton seiner Stimme und der Ausdruck von Trauer und Kränkung, welcher kurz über das Gesicht seines Gastes huschte, denn er war mittlerweile damit beschäftigt, mittels eines, sauteuer aussehenden Kaffeevollautomaten mit Chromverblendung einen Wachmacher für sie beide zu brauen:

„Milch oder Zucker?“ wollte der Hausherr wissen:
 

„Schwarz für mich.“ forderte Stiles, seiner bitteren Stimmung entsprechend, denn cremig oder süß fühlte sich gerade verkehrt an.
 

Derek kehrte mit zwei dampfenden Tassen zum Sofa zurück und wollte wissen:

„Willst du vielleicht zuerst duschen? Ich könnte dir etwas Frisches zum Anziehen leihen, auch wenn es dir vielleicht nicht so ganz passen wird.“
 

„Ich denke, ich werde zuhause duschen, aber danke!“ erwiderte Stiles und nippte vorsichtig an seiner Tasse:
 

„Wie du meinst, aber ich muss auf jeden Fall gleich unter die Dusche. Ich stinke!“ stellte Derek fest: „Ich frage mich, wie du es die ganze Nacht in meiner Nähe ausgehalten hast?“
 

„Du stinkst überhaupt nicht.“ entgegnete Stiles: „Der einzige Geruch den ich wahrnehmen konnte, war der deines Aftershaves und das riecht echt toll. Was ist das für ein Duft?“
 

Derek blickte ihn überrascht und amüsiert an:

„Ich trage weder Aftershave noch Parfum, weil ich diese künstlichen Gerüche nicht leiden kann, also nehme ich das mal als Kompliment. Vielen Dank! Aber dennoch habe ich das Gefühl, jetzt unbedingt unter die Dusche springen zu müssen. Wartest du einen Augenblick auf mich? Wenn ich fertig bin, dann mache ich uns ein Frühstück. Ich habe nicht viel im Haus, aber wie klingen Rührei und Vollkorntoast für dich?“

Ohne wirklich eine Antwort abzuwarten erhob er sich und verschwand in Richtung Bad.
 

Stiles blieb mit seiner Kaffeetasse auf dem Sofa sitzen und blickte versonnen aus dem riesigen Fenster hinunter auf die San Francisco Bay, welche sich zu dieser frühen Stunde noch in vornehme Nebelschleier hüllte, wie in ein edles Gewand.
 

Wenig später kehrte Derek barfuß, mit nassem Haar, in eine Trainingshose gekleidet und mit nacktem Oberkörper zurück und machte sich am Kühlschrank zu schaffen.

Er war ganz einfach umwerfend schön!

Stiles kam zu ihm herüber, stellte seine leere Tasse in die Spülmaschine und fragte zaghaft:
 

„Wollen wir später am Tag vielleicht gmeinsam etwas unternehmen?“
 

Derek kramte, vor einem Unterschrank hockend, nach einer Bratpfanne und erwiderte über seine Schulter hinweg:

„Nein, das tut mir leid. Ich bin heute schon verabredet. Besser wäre es morgen oder übermorgen.“
 

Derek konnte nicht sehen, dass Stiles schwer schluckte.

Er war also verabredet?

Das bedeutete wohl mit einem anderen Kunden, richtig?

Und natürlich traf sich Derek nicht bloß mit ihm, dass verstand sich doch von selbst. Und dennoch wurde es plötzlich so real.

Dies war die zweite Portion ernüchternde Realität, welche Stiles so kurz nach dem Aufwachen serviert bekam und nun wollte er nur noch eines und das war so weit weg von Derek und diesem Ort zu sein, wie nur irgend möglich:
 

„Weißt du was, du musst dir keine Umstände wegen des Frühstücks machen. Ich habe so früh am Morgen im Grunde noch gar keinen Hunger. Ich will jetzt einfach schnell nachhause, mich frisch machen und dann vielleicht noch ein Stündchen in meinem eigenen Bett schlafen. Wir sehen uns!“
 

Derek richtete sich irritiert auf und wollte wissen:

„Oh...kay? Aber wollen wir dann vielleicht für morgen etwas verabreden?“
 

Stiles streifte sich hektisch seine Jacke über und erwiderte auf dem Weg zur Tür:

„Ich... ich weiß es nicht. Muss in meinen Kalender schauen. Wir... wir telefonieren einfach irgendwann. Danke für letzte Nacht. Es war schön. Ciao!“
 

„Stiles...?“ begann Derek irritiert, doch er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, denn da war sein Besucher bereits durch die Tür verschwunden.
 

Stiles rief sich ein Taxi und ließ sich von diesem zu seinem Auto fahren. Er war im Begriff, den Schlüssel ins Schloss zu stecken, doch er warf zuvor noch einen raschen Blick zurück auf den Nachtclub, welchen sie gestern besucht hatten. Bei Nacht, angestrahlt von vielen grellbunten Lichtern, hatte er glamourös und sexy gewirkt, doch im Lichte des Tages sah die Sache vollkommen anders aus, das Gebäude machte einen verkommenen und schäbigen Eindruck.

Stiles seufzte, stieg in seinen Jeep und fuhr heim.
 

Frisch geduscht, in ein gemütliches, verwaschenes T-Shirt und Boxershorts , verkrümelte er sich mit einer riesigen Tüte Kartoffelchips, allem Süßkram, den er finden konnte und einer großen Flasche Fruchtsaft anstelle eines vernünftigen Frühstücks in seinem Bett, schaltete den Fernseher ein und schaute Cartoons, wie ein Zehnjähriger, den man unbeaufsichtigt allein zuhause gelassen hatten.
 

Er zappte gelangweilt durch die Kanäle, stopfte sich mit dem ungesundem Zeug voll, legte irgendwann einen Porno ein und wichste dazu, bis ihm auffiel, dass einer der Darsteller große Ähnlichkeit mit Derek hatte. Ab da war er irgendwie zu traurig, um es sich weiter selbst zu besorgen. Er schaltete einen Sender mit Dauerwerbesendungen ein und schlief darüber ein. Am frühen Nachmittag, als ihm so langsam der Rücken von der ganzen Faulenzerei schmerzte und seine Bauchspeicheldrüse kurz vor dem Kollaps stand entschied er, dass er nun lange genug in seinem Selbstmitleid gebadet hatte. Er wälzte sich also aus dem Bett und ging ins Bad, um sich ein wenig frisch zu machen. Dann nahm er sein Telefon zur Hand und schrieb ein paar Nachrichten. Als nächstes griff er sich seine kleine Reisetasche, packte ein paar Sachen zusammen, verließ das Haus, stieg in sein Auto und sauste los.
 

Schon als er die Stadtgrenze passierte, spürte Stiles, wie es ihm deutlich besser ging. Er fuhr beinahe zwei Stunden und als das Ortsschild von Beacon Hills in sein Blickfeld geriet strahlte er bereits über das ganze Gesicht.
 

Seinen ersten Stopp machte Stiles an der Tierklinik, wo sein bester Freund Scott gerade einen hinkenden, beleidigt wirkenden Königspudel und sein erleichtertes Herrchen, welcher seinem Friseur offensichtlich ein Bild seines Hundes vorlegte, wenn dieser ihn fragte, welchen Haarschnitt er wünschte, verabschiedete. Als das seltsame Paar die Praxis verlassen hatte, begrüßte ihn der Tierarzt mit einem strahlenden Lächeln und einem langgezogenen:

„BROOO! Wieso hast du denn nicht gesagt, dass du in die Stadt kommst?“
 

„Es war eine spontane Idee. Aber ich habe dir eine Nachricht geschrieben.“ rechtfertigte sich der Agent und zog den Veterinär in eine herzhafte, knochenbrecherische Umarmung:
 

„Sorry, ich habe noch gar nicht auf mein Handy geschaut.“ erwiderte Scott: „Ich habe in den letzten beiden Stunden einen preisgekrönten Pudel mit Darmverschluss operiert, der einfach nicht auf die verdammte Narkose reagiert und ein paar Mal nach mir geschnappt hat. Und sein Herrchen war auch keine große Hilfe. Der arme Kerl war so hysterisch, dass ich befürchtet habe, er kollabiert mir gleich hier in der Praxis.“
 

„Verstehe. Und bedeutet das, du hast jetzt Feierabend?“ wollte Stiles wissen:
 

„Noch nicht ganz. Da wartet noch eine Boa auf mich, die ein Plastikhuhn gefressen hat. Ich muss sehen, wie ich ihr helfen kann.“ gab Scott bedauernd zurück:
 

„Ein Plastikhuhn? Nicht dein Ernst?“ lachte sein bester Freund: „Also gut, meinst du, Allison und die Mädchen können dich nach dem Abendessen so gegen neun für ein paar Stunden entbehren?“
 

„Ich denke, das sollte wohl drin sein?“ bestätigte der Tierarzt lachend.
 

„Fein, dann hole ich dich ab. Ich brauche nämlich heute Abend dringend eine große Portion brüderliche Liebe.“ kündigte Stiles an und wendete sich zum Gehen. Ehe er durch die Tür schritt sagte er noch: „Tut echt gut, dich zusehen, Bro!“
 

„Dito!“ bestätigte Scott mit seinem unvergleichlichen, knopfäugigen Lächeln.
 

Stiles nächster Halt war die Sheriff-Station von Beacon Hills. Sein Dad der Sheriff der Stadt, obwohl bereits kurz vor dem Ruhestand, sah immer noch verdammt gut aus in seiner Uniform, stellte Stiles im Stillen fast. Er stand mit dem Rücken zu ihm und holte sich gerade einen Kaffee aus dem Automaten:
 

„Hey Dad.“ begrüßte Stiles ihn zaghaft.
 

Noah Stilinski fuhr herum und auf seinem lieben, von der kalifornischen Sonne gebräunten, ein wenig zerknitterten Gesicht, erschien ein breites, wunderbares Lächeln:

„Junge? Was machst du denn hier? Mit dir habe ich ja überhaupt nicht gerechnet?“
 

„Liest denn hier niemand seine Nachrichten? Ich habe dir doch geschrieben!“ gab Stiles ein wenig verschnupft zurück:
 

„Du weißt doch, dass ich mit meinem verdammten neuen Telefon nicht umgehen kann.“ bekannte der Sheriff: „Aber verdammt, ist das schön dich zu sehen!“ Er stellte seinen Kaffee beiseite und zog Stiles in eine herzliche Umarmung: „Schaut mal her, Leute!“ rief er seinen Deputys zu: „Mein Sohn, der berühmte FBI-Mann ist in der Stadt !“
 

„Ach Dad!“ kicherte Stiles gegen das Diensthemd seines Vaters: „Wirst du je aufhören, mich den Leuten auf diese Weise vorzustellen?“
 

„Niemals!“ erwiderte Stilinski senior: „Dafür bin ich viel zu stolz auf dich!“
 

Stiles lachte, machte sich los und verkündete:

„Ich wollte ein paar Tage, oder so in der Stadt bleiben. Ist das okay für dich?“
 

„Machst du Witze? Ich freue mich wahnsinnig, dich zu sehen!“ versicherte sein Vater.
 

Stiles seufzte erleichtert.

Ganz egal was in seinem Leben auch geschah und wie einsam er sich manchmal fühlte, hier gab es Menschen, die ihn ohne jedes Wenn und Aber liebten.
 

Er war zuhause und das tat verdammt gut.



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