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Beschütze ihn!

von

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Man with a plan

„Ich werde dich jetzt eine Weile allein lassen.“ kündigte Derek an: „Sollte sich jemand dem Haus nähern, dann gibt es einen Notausgang, den du benutzen wirst. Er führt zu einem Rettungstunnel.“
 

„Notausgang? Was denn für ein Notausgang?“ fragte Stiles ratlos und blickte sich suchend um: „Und überhaupt, wo willst du denn jetzt hin? Shopping vielleicht? Oder etwa eine kleine morgendliche Joggingrunde, um dir das Frühstück wieder abzutrainieren?“
 

Derek rollte mit den Augen, erhob sich vom Tisch und bückte sich. Was vorher gut getarnt war, von einem kleinen Läufer vor dem Bett, entpuppte sich als eine verborgene Falltür, welche in einen tiefen, dunklen Schacht führte, den man durch, in die Wand eingelassene Stufen erreichen konnte:

„Der Tunnel gabelt sich nach etwa einer halben Meile. Wenn du nach links gehst, kommst du bei der Höhle raus, wo mein Wagen steht. Gehst du nach rechts, kommst du zurück zur Bundesstraße, auf der wir hergekommen sind. Hoffen wir, dass du die Tunnel niemals nutzen musst.“ führte Derek aus: „Ich werde jetzt telefonieren gehen. Ich rufe Scott an, um zu hören wie bei den anderen die Lage ist.“
 

„Und wieso musst du dafür weggehen? Hast du etwa Angst, dass ich lausche, oder wie?“ fragte Stiles verständnislos.
 

Derek Miene verfinsterte sich:

„Was stellst du denn für dämliche Fragen? Denkst du etwa, hier mitten im Nirgendwo hätten wir Netzempfang? Denk´ doch mal nach, Stiles!“
 

„Entschuldige mal!“ pumpte sich der Jüngere entrüstet auf: „Ich habe gehörig eins über die Rübe bekommen. Das erhöht nicht gerade die Denkleistung!“ Er verschränkte schmollend die Arme vor der Brust. Dann kam ihm ein Gedanke, er änderte seine Politik und bat mit Kreide in der Stimme:

„Wenn du schon telefonieren gehst, kannst du dann bitte auch meinen Dad anrufen? Ich will dass er weiß, dass es mir gut geht.“
 

Derek freute sich nicht darauf, mit dem Sheriff zu sprechen, wo er doch praktisch der Entführer von dessen minderjährigem Sohn war. Dennoch versicherte er:

„Ich sage ihm Bescheid.“
 

Bevor Derek sich auf den Weg machte, beschwor er seinen Schützling:

„Ich werde mindestens eine Stunde fort sein. Bleib im Haus, solange ich weg bin. Du setzt keinen Fuß vor die Tür, verstanden? Setz´ dich einfach ans Fenster und behalte die Gegend im Blick! Und falls jemand kommt, dann verschwindest du durch die Falltür!“
 

„Aye, Sir!“ machte Stiles und salutierte spöttisch.
 

Derek warf einen letzten strengen Blick zurück, ehe er sich auf den Weg machte.
 

Natürlich dachte Stiles gar nicht daran, Dereks dreister Bevormundung zu folgen. Im Grunde kam es ihm ganz gelegen, dass der alte Grummelwolf für eine Weile weg war, denn er hatte einen Plan, welchen ihn sein Beschützer sicherlich nicht hätte umsetzen lassen. Stiles hatte nämlich nicht die Absicht, sich einzig darauf zu verlassen, dass Derek ihn beschützen könnte, wenn ihre Widersacher sie finden würden und es lag nicht daran, dass Stiles Zweifel an den Kampfkünsten seines Bodyguards gehabt hätte. Nein, er wusste genau, dass Derek stark, erfahren und ausgesprochen überlebensfähig war. Dennoch würden diese anderen Wölfe nichts dem Zufall überlassen und wären bei einem Angriff mit Sicherheit zahlenmäßig mehr als überlegen. Also war es ja wohl an Stiles und seinem Superhirn, dieses unfaire Ungleichgewicht irgendwie auszugleichen, denn immerhin war er derjenige, der stets einen Plan hatte und in letzter Sekunde den Karren für sein Rudel aus dem Dreck zog. So sah Stiles sich zumindest selbst und wenn die anderen ehrlich wären, dann würden sie ihm Recht geben. Er hatte sogar schon manchmal darüber nachgedacht, sich selbst Visitenkarten drucken zu lassen: `Stiles Stilinski – Der Mann mit dem Plan´!
 

Als erstes warf er einen Blick in die Tasche, welche Scott für ihn zusammengepackt hatte. Er mochte gestern Abend zwar nicht ganz bei sich gewesen sein, dennoch war ihm doch so gewesen, als habe sein bester Freund ihm neben sauberer Unterwäsche, Zahnpasta und Co. auch noch etwas anderes, ausgesprochen Sinnvolles eingepackt. Er kramte ein wenig herum und zog einen Moment später triumphierend einen Viehtreiber hervor.

10.000 Volt in seiner Hand – ausgezeichnet! Damit ließ sich doch etwas anfangen, falls es zu einer körperlichen Auseinandersetzung kommen sollte. Effektiver im Kampf gegen Fänge und Klauen als ein Baseballschläger war so ein Ding allemal!
 

Doch das allein reicht Stiles nicht, um sich gewappnet zu fühlen. Ihm schwebte ein wenig biologische Kriegsführung vor und glücklicherweise bot der Wald selbst ihm die effektivsten Waffen, welche es gegen feindselige Werwölfe gab.
 

Und so versicherte sich Stiles durch die Fenster, dass keine Feinde in der Nähe waren und auch dass Derek bereits weit genug weg war, um nicht mitzubekommen, dass er seinen Anweisungen zuwider handelte, stahl sich aus der Hütte und machte sich humpelnd auf die Suche nach dem, was er brauchte.
 

Auf einer kleinen Lichtung fand er die Nummer eins auf seiner Liste: Der blaue Eisenhut stand in schönster Blüte und Stiles pflückte einen großen Strauß davon.
 

Um an den gesuchten Mistelzweig heranzukommen, musste Stiles sich ein bisschen mehr ins Zeug legen, denn dafür musste er hoch in die Krone einer alten Eiche klettern, wo die Pflanze parasitär wuchs.
 

Zuletzt brach Stiles einen stabilen Ast aus einem Ebereschenbusch, aus welchem er später einen Speer fertigen würde.
 

Nun war er bestens für alle Eventualitäten gerüstet und kehrte zur Hütte zurück, wo er seine Wolfsabwehrwaffen in Tüten verpackt unten im Fluchttunnel versteckte, weit genug weg, um seinem persönlichen Schutzwolf damit keinen Schaden zuzufügen.
 

Nach getaner Arbeit legte Stiles sich wieder ins Bett, denn irgendwie war ihm mit einem Mal gar nicht mehr so gut. In seinem Kopf tobte sich ein Presslufthammer aus und sein Fuß puckerte fröhlich und war geschwollen, wie ein Fesselballon.

Stiles war gerade dabei wegzudämmern, als sich die Tür öffnete und Derek eintrat:
 

„Was ist denn mit dir los? Geht´s dir etwa wieder schlechter?“ frage dieser sogleich alarmiert:
 

„Bloß ein bisschen müde.“ erwiderte Stiles leichthin.
 

Derek knurrte leise und stellte klar:

„Ich kann es hören, wenn du lügst, Stiles! Was war wirklich hier los? Was hast du wieder angestellt?“
 

„Also gut, ich habe gewichst, zufrieden?“ gab Stiles zurück, in der Hoffnung diese Behauptung sei peinlich genug, um den Werwolf von seiner Lüge abzulenken und zum Schweigen zu bringen.
 

Dereks Knurren wurde bedrohlicher:

„Lass´ den Quatsch! Das würde ich doch riechen. Was hast du wirklich getan, hm? Du warst draußen, richtig?“
 

„Ich brauchte ein paar Sachen.“ murrte Stiles ein wenig kleinlaut: „Na und? Ich war vorsichtig!“
 

„Du solltest dich schonen, du kleiner Idiot! Ist an dieser Forderung irgendetwas zu kompliziert für dich? Sich schonen bedeutet, sich ruhig zu verhalten, sitzen, liegen, schlafen, aber bestimmt nicht draußen herum zu hampeln, wie ein Affe! Und schon gar nicht, wenn da möglicherweise gefährliche Leute herumlaufen, die es auf dich abgesehen haben. Was zur Hölle war denn so wichtig, dass du da rausgehen musstest? Kannst du mir das mal erklären?“ pöbelte Derek.
 

Also erklärte Stiles es und hielt sich diese Mal an die Wahrheit.
 

„Verdammt, Stiles, ich hätte das Zeug doch genauso gut für dich holen können.“ behauptete Derek, nachdem er sich Stiles Backup-Plan angehört hatte.
 

Der Mensch lachte verächtlich:

„So, so, du wärst also mit einem hübschen Strauß Eisenhut durch den Wald spaziert, um dann auf dem Heimweg einen lustigen Erstickungstod zu sterben, ja? Nein, das musste ich allein tun und das weißt du genau. Und nur zu deiner Information: Du hast nicht das Monopol auf den Superhelden-Komplex, Mister. Ich will helfen! Ich bin eben einfach nicht der Typ, der das heimische Herdfeuer bewacht und sich aus allem heraushält. Ich will kämpfen und tue es mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen. Und jetzt lass´ mich schlafen. Mir platzt gleich der Kopf!“
 

Überraschenderweise hatte Derek offenbar nicht die Absicht, ihren Streit fortzusetzen. Er nickte lediglich und ließ Stiles dann wissen:

„Denk´ nicht ich würde dir nun deine Schmerzen nehmen. Die hast du dir selbst zuzuschreiben!“

Er deckte Stiles ordentlich zu und fügte beinahe sanft hinzu:

„Bei Scott gibt es übrigens noch nichts Neues. Sie haben Melissas Spur verloren und suchen weiter. Und dein Dad grüßt dich. Er vermisst dich und macht sich Sorgen.“



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