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Der Schwur des Wolfes

von

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8. Kapitel - Was Nachrichten so mit sich bringen

Schule. Was hatte ich sie überhaupt nicht vermisst. Und ich schien auch nicht die Einzige zu sein. Alle, die mir begegneten, zogen Gesichter, wie sieben Tage Regenwetter. „Morgen, ihr beiden“, begrüßte uns Carly, als Taylor und ich vom Parkplatz kamen. Sie hatte auf einer der Bänke gesessen und strich sich gekonnt die Haare aus dem Gesicht. Ein paar der umstehenden Jungs beobachteten sie mit offenem Mund. Vergeben, also vergesst es, sagte ihr Blick und schaute zu mir, dann schien es ihr aufzufallen. „Sagt bloß, ihr seid mit zwei Autos da?“ „Ja, wieso auch nicht?“ „Ich dachte, du wärst so gut wie bei den Woods eingezogen?!“ „Na ja, da Dad das Fenster hat reparieren lassen, hat er gesagt, gäbe es keinen Grund für mich länger dort zu bleiben. Und meine Ausrede mit der Angst hat er zwar anfangs noch erschrocken zur Kenntnis genommen, aber irgendwann, so sagte er, müsse ich sowieso wieder da rein. Ich solle es als meine ganz eigene Schocktherapie sehen.“ „Übersetzt heißt das, er hat einfach Sorge, dass du Dinge mit Taylor treibst, die er nicht unter Kontrolle hat.“ „Bingo“, meinten wir beide gleichzeitig. „Wobei ich sagen muss, dass er es bisher auch nicht mitbekommen hat, wenn Taylor bei mir übernachtet hat. Also konnte man es bislang wohl herzlich wenig Kontrolle nennen.“ Er legte seinen Arm locker über meine Schulter und grinste. Wir gingen gemeinsam ins Verwaltungsgebäude und trafen dort auf ein paar andere Schüler, darunter auch Elli und Mia. „Hey, ihr!“ „Hallo. Die Pläne kriegen wir gleich. Sie hat noch nicht alle ausgedruckt.“ „Eigentlich will ich meinen auch gar nicht“, verkündete Taylor und legte seine Arme von hinten um mich. Ich wusste, woran er dachte. Wenn sie uns in mehreren Kursen in verschiedene Klassen setzen würden, würde das ein furchtbares letztes Jahr werden. Ein paar Minuten später bekam ich meinen und Taylor gab mir auch seinen Plan. „Schau du, ich kann das nicht.“ „Bio, Literatur, Chemie, Geo, Englisch, Kunst, Sozi, Philo, Sport,…außer Mathe alles gemeinsam!“ Er hob mich auf seine Arme. „Wunderbar, was haben wir als Erstes?“ „Lass mich, bitte, runter, ich muss noch mit Carly vergleichen.“ Wir steckten die Köpfe zusammen und sie wimmerte auf. „Buhu, Literatur, Englisch und Sozi ohne dich. Das ist doch wirklich unfair. Zuerst nehmen die mir dich in Mathe und jetzt das!“ Am Ende stellte sich raus, dass Mia und Jamie in jedem Kurs mit Taylor und mir (außer Mathe) waren, Kelly in jedem mit Carly und Elli nur gemeinsam in Sport und Chemie mit uns war. Sport hatten wir noch immer alle gemeinsam. „Die reißen uns Stück für Stück auseinander. Da steckt Methode dahinter, da bin ich mir sicher“, vermutete Carly und hielt sich an Kelly fest, als wir im Flur ankamen, der uns zu unseren jeweiligen Räumen führen würde. „Du meinst eine große Verschwörung?!“, fragte ich. „Natürlich. Aber mich können die nicht täuschen.“ Sie deutete mit der Faust zu einem der Lautsprecher, aus der sich monoton die Schulverwaltung meldete und allen Absolventen ein erfolgreiches letztes Jahr wünschte. Wir lachten alle und trennten uns, nachdem die Glocke zur ersten Stunde geklingelt hatte. Der Unterricht am Vormittag verging wie im Flug und Taylor und ich wurden kaum ermahnt, weil wir den Lehrern nicht ganz so genau folgten.

Die Mittagspause verbrachten wir in großer Runde auf der Rasenfläche im Innenhof. Taylor hatte sich an einen Baum gelehnt, zog mich an sich und so lauschten wir den anderen, als die von ihren Lehrern und Erlebnissen sprachen. „Wirklich unglaublich. Als hätten es alle auf mich abgesehen. Einer nach dem anderen nimmt mich dran und freut sich, wenn ich nichts weiß“, jammerte Jamie und Mia küsste ihn auf die Wange, er lächelte warm auf sie hinunter. „Ich sage ja, eine Verschwörung, aber ihr wolltet mir nicht glauben…“, seufzte Carly theatralisch und hielt sich die Hand an die Brust. Kelly und Elli verbeugten sich, wie Menschen in einer Moschee, vor ihr und sangen im Chor: „Oh, bitte, verzeiht uns, Königin des Wissens.“ „Euch sei verziehen. Aber beim nächsten Mal vertraut eurer Königin.“ Sie machte eine abweisende Handbewegung und wir alle lachten herzlich. „Ich hol mir noch ein Wasser, will noch jemand was?“, fragte Taylor und ich beugte mich vor, um ihn vorbei zu lassen. „Danke, wir haben alles“, erwiderte Mia und auch die anderen schüttelten den Kopf. „Warte, ich komm mit. Ich muss noch mein Tablett wegbringen“, rief Jamie und legte den Arm um seine Schulter. Die beiden entfernten sich scherzend. „Und“, wollte nun Kelly wissen und auch die anderen Mädels beugten sich verschwörerisch vor, „habt ihr euch beide schon auf ein Datum geeinigt?“ Alle bedachten den Ring an meinem Finger mit ihrem Blick und ich zog ganz automatisch glücklich die Hand an mich, um den Ring zu betasten. „Wir haben darüber geredet… Vielleicht im Sommer…“ „Nächstes Jahr schon?“ „Vielleicht, wir wissen noch nicht genau. Aber Taylor meinte, er möchte so schnell wie möglich heiraten.“ „Er drängelt?“, fragte Elli und hob überrascht die Augenbrauen. Ich wusste, was sie dachte: Für einen Jungen ungewöhnlich. „Nein, das nicht. Er sagt nur, er möchte mich jeden Tag in seiner Nähe haben, um mich besser beschützen zu können.“ Sie sahen mich alle lächelnd an. Sie freuten sich für mich, so wie ich es mich für sie auch würde. „Ja, der Schuss war schon echt heftig“, wisperte nun Kelly. „Das Schlimmste ist, dass sich mein Vater noch immer Vorwürfe macht“, bestätigte ich. „Wieso? Er hat dich doch gerettet. Wer weiß, was geschehen wäre, hätte er die Waffe nicht genutzt.“ „Wir alle wissen das, aber er will sich nicht davon abbringen lassen. Ich hasse es, wenn er sich selbst so zerfleischt.“ „Du hast es aber echt mit den Wölfen“, meinte plötzlich Mia. Carly und ich sahen sie erschrocken an. „Na ja, ich meine, das war ja nicht der erste Angriff auf dich, oder?“ Beide atmeten wir hörbar aus. „Stimmt.“ Die beiden Jungs kehrten zu uns zurück, als die Glocke zum nächsten Unterricht schellte. Taylor reichte mir seine Hand und zog mich auf die Füße. „Komm, wir wollen doch nicht zu spät kommen…“ Er hatte genauso wenig Lust, wie ich.

In der letzten Stunde hatten wir Mathe, getrennt. Taylor war bereits zu Mr. Hastings‘ Klasse gegangen, während ich noch mein Buch aus dem Schließfach holte. Da hörte ich plötzlich ein paar Typen in der Nähe sprechen und dann ein Mädchen. „Hört auf“, wisperte sie. „Hast du gehört, Alter? Wir sollen irgendwas tun…“, verkündete ein großgewachsener schwarzhaariger Typ. Ich glaubte ihn schon mal irgendwo gesehen zu haben. Vielleicht war er mit uns in Sport, aber sicher war ich mir nicht. „He? Ich hab nichts gehört“, antwortete ihm sein Freund, der so dämlich aussah, wie er wohl auch war. Das Mädchen war mir auch schon mal auf dem Flur begegnet und sie schien eigentlich immer ganz nett zu sein. Sie war ein Jahr jünger als ich, wenn mich nicht alles täuschte, war schlank und ziemlich hübsch. Ihr kurzes blondes Haar umrahmte ihr zartes Puppengesicht. Ihr gehetzter Blick schaute sich hilfesuchend um, ihre klaren blauen Augen streiften meine. Die Typen bemerkten es nicht. „Mann, nun hab dich doch nicht so. Wir werden uns schon irgendwie amüsieren, Baby.“ Es war kein Lehrer in Sicht, aber mir stieg bereits die Galle hoch. Ich schnappte mir einen Flyer, der an einem benachbarten Spind haftete und ging den Flur hinunter. „Hey, Baby, willst du nicht den Knopf da ein bisschen öffnen? Wir sehen ja gar nichts! Ist doch auch ziemlich warm hier drin.“ Sein dämlicher Freund lachte feixend. „Entschuldigung?“, fragte ich mit honigsüßer Stimme. Die beiden drehten sich zu mir um. Der großgewachsene Typ starrte mich aus schwarzen Augen an. „Was?“, schnauzte er. „Ich müsste da mal ran. Ich möchte nur was anpinnen.“ Er machte keine Anstalten sich von dem schwarzen Brett zu entfernen, das sich hinter ihnen befand. Stattdessen ließ er seinen Blick schweifen, von Kopf bis Fuß bewertete er mich und zuckte dann mit den Schultern. „Sly, ich glaube, heute kriegt jeder Eine.“ Wieder lachte der andere. „Danke“, antwortete ich ruhig, obwohl ich ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst hätte, „ich bin bereits vergeben. Ich werde auch nicht lange stören. Also?“ Er ließ endlich den Kragen des Mädchens los und wandte sich dann ganz zu mir um. „Ach, bist du nicht die Kleine von Wood? Dem Überflieger.“ In seiner Stimme schwang ein angewiderter Unterton mit. „Taylor.“ Ich schob mich so an ihm vorbei, dass auch sein Kumpel das Mädchen losließ und warf ihr dann einen kurzen Blick zu. Hoffentlich deutete sie ihn richtig, doch dann nickte sie unmerklich und ich drehte mich zu dem Schwarzhaarigen um. „Vielen Dank. …Solltet ihr nicht auch in den Unterricht gehen?“ Die beiden grinsten breit und der vor mir lachte dann lautlos. Er roch nach Leder und Autopolitur. „Hör mal, Süße. Wenn wir so auf den Unterricht stehen würden, wären wir wohl nicht mehr auf dem Flur unterwegs, oder?“ Ich hatte mir schon gedacht, dass diese Antwort kommen würde. Sly rückte näher an mich heran, er roch nach Zwiebeln. Vielleicht duschte er nicht oft genug oder er hatte vor kurzem Sport gehabt. Das Mädchen nutzte ihre Chance, zog sich ein Stück zurück und verschwand mit einem letzten dankbaren Blick hinter der nächsten Ecke. „Wir sollten sie mitnehmen, Mo. Die ist hübsch“, raunte Sly. „Na ja, wenn Wood dich sogar heiraten will, musst du ja echt gut sein. Und wenn man ihm damit eins auswischen kann, wird es doppelt lustig.“ Ich dachte an die paar Tricks, die mein Vater mir mal erklärt hatte. Es war ein Jahr nach dem Tod meiner Mutter gewesen, damals war in einer näher gelegenen Stadt ein Mädchen in ein Gebüsch gezerrt und fast vergewaltigt worden. Man kann nie vorsichtig genug sein, hatte er gesagt und mir dann die empfindlichsten Stellen eines Mannes erklärt. Vor kurzem hatte er mir von einem Selbstverteidigungskurs erzählt und ich ärgerte mich, dass ich den nicht belegt hatte. Mo nahm eine meiner Haarsträhnen zwischen seine Finger und ich hasste ihn dafür. Das durfte nur Taylor machen. Es war eine Intimität, die ich mit diesem Kerl nicht haben wollte. „Danke, aber ich verzichte. Außerdem habe ich Besseres vor als mit euch irgendwo hinzugehen.“ „Wer hat denn gesagt, dass das eine Bitte war? Komm schon!“ Sly fasste mich an meiner linken Schulter. Ich spürte seine große schwitzige Hand noch durch den Stoff meines T-Shirts. Mo indessen lächelte mich finster an und zog mein Gesicht, indem er fest an der Strähne zerrte, näher zu seinem. Sie hörten die Schritte im selben Augenblick wie ich. „Schnell, Mo. Was machen wir?“ Der Typ vor mir überlegte, doch er war nicht schnell genug und Dr. Kensington, Mr. Hastings und ein paar seiner Schüler kamen um die Ecke. Beide ließen mich gleichzeitig los und ich erkannte sofort Taylor und das Mädchen von vorhin unter den Schülern. Ich ging zu meiner Lehrerin. „Mr. Smith, Mr. Collins. Was treiben Sie hier auf dem Flur?“, fragte sie. Sly blickte betreten zu  Boden, doch Mo verengte seine schwarzen Augen zu Schlitzen und stierte zu uns herüber. „Melden Sie sich beide im Büro des Direktors! Sofort! Und wagen Sie es nicht, sich wieder fortzustehlen. Ich werde nachfragen.“ Die beiden trotteten davon, doch Mo schaute mich hasserfüllt an. Wir sehen uns noch, schien er mir sagen zu wollen. Eigenartigerweise hatte ich nicht die geringste Angst vor ihm. Dann spürte ich eine beruhigende Hand an meinem Rücken. Taylors Gesicht erschien neben mir, ich küsste ihn auf die Wange und sagte: „Es ist alles okay. Mir ist nichts passiert!“ Das Mädchen neben mir beobachtete mich. „Vielen Dank für deine Hilfe. Ich wusste nicht, wie ich…“ Sie zitterte wie Espenlaub. „Ist das schon öfter passiert?“ Sie nickte nur. Dr. Kensington und Mr. Hastings unterhielten sich noch, darum mussten wir nicht gleich in die Klassen zurück. „Hör mal, sei in der nächsten Zeit besser nie allein auf dem Flur unterwegs. Wenn du von Freunden getrennt Unterricht hast, kannst du gern bei uns mitgehen, wenn es in der Nähe liegt.“ Wieder nickte sie und ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wie heißt du?“ „Maggie Clearman.“ „Okay, Maggie. Wenn du mal Hilfe brauchst, sag mir bescheid ja?! Wir lassen uns dann was einfallen.“ Sie strahlte über das ganze Gesicht. „Vielen, vielen Dank.“ „Gar kein Problem, außerdem hast du mir ja auch geholfen“, meinte ich und nickte in Taylors Richtung, wo auch die Lehrer standen. „Ich bin einfach in den nächsten Raum gestürmt, der offen war. War leider ein ganzes Stück weit weg, sonst wären wir vielleicht früher da gewesen.“ „Dr. Kensington war ein paar Minuten vorher reingekommen, um nach dir zu fragen. Sie dachte, du hättest vielleicht vergessen, dass du in ihrem Mathekurs bist. Dann kam Maggie und sie sind losgegangen. Bei dir ist wirklich alles in Ordnung?“, fügte nun Taylor hinzu und ich nickte ihm zu. „Ja, die beiden haben nichts Schlimmes gemacht. Die sind auch nicht sonderlich schlau vorgegangen.“ „Mit dir macht man aber auch Sachen durch“, tadelte er mich scherzhaft. „Ach, sei still. Du liebst es doch, mich zu retten!“ „Ja, aber du könntest es wenigstens am ersten Schultag mal etwas ruhiger angehen lassen.“ „Ich wollte dich nur testen.“ „Hab ich bestanden?“ „Knapp!“ Maggie lachte hinter mir. „Ihr seid mir schon ein süßes Pärchen. Ich muss jetzt in den Unterricht. Danke, noch mal.“ „Kein Problem und komm ruhig zu uns, wenn was ist.“ „Na klar“, rief sie und winkte, ehe sie in die andere Richtung verschwand. „Na schön, Ms. Connor. Dann lassen Sie uns mal in den Raum zurück. Wir haben nicht mehr viel Zeit, das heißt ich muss Ihnen eine Hausaufgabe geben.“ „Das macht doch nichts.“ Ich winkte Taylor. „Ihnen ist nichts passiert, oder?“ „Nein, alles okay. Machen die beiden das häufiger?“ Dr. Kensington nickte traurig. „Ich weiß auch nicht, was mit ihnen los ist. Früher waren sie ziemlich fleißige und auch gute Schüler, aber seit Kurzem… Der Direktor hat sie fast jeden Tag im Büro, wenn sie sich nicht vorher wegstehlen. Es ist einfach traurig, wenn man das beobachten muss.“ „Gibt es keine Möglichkeit sie irgendwie davon abzubringen, Mädchen auf dem Flur aufzulauern?“ „Ich fürchte, nein.“ Sie hielt mir die Tür zum Raum auf und das Thema war für sie erledigt.

Am Nachmittag fuhr Taylor hinter mir her, um mich dann gleich mit zu sich zu nehmen. Wir hatten uns mit seiner Familie zum Abendessen verabredet. Mein Vater sollte nach der Arbeit nachkommen. Die beiden Herren verstanden sich auf Anhieb gut und seit dem Abend nach meiner Geburtstagsparty schien es sogar noch besser zwischen den beiden zu laufen. Sie fanden immer ein Thema und Kenneth schaffte es irgendwie ein paar Zwischenfragen über den Verein, die Wölfe oder den Wald einfließen zu lassen. Er wollte natürlich auf dem Laufenden bleiben und ich bewunderte die Art und Weise, wie er meinem Vater die Antworten entlockte. Aber was sollte man von einem Journalisten auch anderes erwarten? Geschicktes Fragen war schließlich sein Beruf. Nach dem Essen - es gab Klöße, Rouladen und eine selbstgemachte Rotweinsauce, einfach zum Niederknien - schubste mich mein Vater förmlich zum Auto. Er dachte wohl, wenn er früh genug fuhr, würde ich gar nicht erst auf die Idee kommen, ihm vorzuschlagen, hier zu übernachten. Na ja. Ich gab mich schnell geschlagen, da ich auch ziemlich müde geworden war und verabschiedete mich von allen herzlich. Taylor sah mich traurig an, aber ich küsste ihn lange und wünschte ihm eine gute Nacht.

Wir fuhren schon eine Weile ohne ein Wort zu sagen. Es war angenehm im Auto und ich kuschelte mich in meine warme Jacke. Irgendwie musste ich eingedöst sein, jedenfalls flackerten ein paar Bilder vor meinen Augen auf und nach kurzer Zeit wandelten sie sich in eine Art Kurzfilm. Es war grauenvoll und ich schrak auf. „Dad, fahr rechts ran!“ „Was? Wir sind gleich zu Hause. Warte einen Moment, dann kannst du da…“ „Darum geht es nicht. Fahr rechts ran, sonst greif ich ins Lenkrad!“, schrie ich und er lenkte das Auto in eine Nische, die die Jäger und Forstarbeiter für ihre Autos nutzten. Ich sprang aus dem Wagen und beugte mich hinter einen Baum, um meinen Magen zu erleichtern. „Schatz? Ist alles okay?“ „Sieht es so aus?“, fragte ich und beugte mich wieder nach vorn. Ich holte ein Taschentuch aus der Jacke und hielt es mir vor den Mund. Nach ein paar Minuten war ich mir sicher, dass nichts mehr kommen würde und kehrte zum Auto zurück. Mein Vater reichte mir ein Pfefferminz. „Danke“, keuchte ich und ließ mich auf den Sitz plumpsen. „Ich hoffe für dich, dass du bloß das Essen nicht vertragen hast…“, meinte er und ich sah seine Augen funkeln, als er das kleine Licht im Auto anknipste. „Ich denke, das wird es sein. Was anderes kommt auch gar nicht in Frage“, brummte ich und konnte die Bilder noch immer nicht abschütteln. „Nun, wenn wir uns da einig sind, dann fahre ich jetzt nach Hause.“ „Mhm.“ Ich war mit meinen Gedanken bereits ganz woanders. In seiner Angst, ich könnte schwanger sein, wollte ich ihn weder bestärken noch entkräften. Und es war mir jetzt auch egal. Ich fragte mich, warum es ausgerechnet eben passiert war, dass ich das gesehen hatte.
 

Es war bereits spät in der Nacht und ich tigerte, immer noch das Handy in der Hand, in meinem Zimmer umher. Schon seit einer geschlagenen Stunde starrte ich auf die geschriebene SMS und traute mich dennoch nicht, sie abzuschicken. Aber bis zum nächsten Morgen konnte ich einfach nicht warten. Dann drückte ich auf den Senden-Knopf. Er war der Einzige, den ich jetzt in meiner Nähe haben wollte und dennoch war ich besorgt, ob er vielleicht bereits geschlafen hatte und ich ihn dadurch weckte. Es war auch so schon schwer genug mit mir, jetzt würde ich ihn wieder um seinen Schlaf bringen. Ich blickte auf das Handy und wartete auf eine Antwort, als es plötzlich gegen mein Fenster klopfte. Er saß auf dem Fenstersims und deutete mir, dass ich das Fenster öffnen sollte. Ich tat es und schon schlang er seine Arme um mich.

Er lag immer noch wach und bedauerte es, sie nicht irgendwie gefragt zu haben, ob er mal wieder bei ihr schlafen könne. Es war so schön gewesen, sie hier zu haben und auch er war es einfach nicht mehr gewohnt, allein zu schlafen. Noch ein Grund, sie nächsten Sommer zu heiraten. Dann würden sie ganz einfach jeden Abend in einem Bett schlafen dürfen ohne, dass sie es verheimlichen müssten. Taylors Blick fiel auf das gerahmte Foto auf seinem Nachttisch. Es war verrückt, wie viel er für sie empfand und doch schien es ihm völlig natürlich, sie so sehr zu lieben. Früher hatte er nie daran geglaubt - Liebe auf den ersten Blick. Aber seinen Eltern war das auch passiert und seine Mutter hatte ihm immer gesagt, dass sie sich das für ihre Söhne auch wünschen würde. Es sei das Größte jemanden so sehr zu lieben und auch so geliebt zu werden. Und endlich verstand er sie. Auch das hatte er ihr an ihrem Grab erzählt und er wusste, dass sie sich darüber gefreut hatte. Das Display seines Handys leuchtete auf. Der Name, der darauf erschien, ließ ihn aufschrecken. War ihr etwas passiert? »Hoffe, ich wecke dich nicht, aber ich würde gern etwas bereden. Und du bist der Einzige, der es verstehen würde. Ansonsten warte ich auch bis morgen…« So ein Dummerchen, dachte er und schlug die Bettdecke zurück. Er schlüpfte in Jeans und Sweatshirt und verschwand leise aus dem Fenster.

„Was ist denn los?“, fragte er mich und ich kuschelte mich noch fester in seine Arme. „Lilly?“ „Ich war heute dabei“, wisperte ich. Mehr bekam ich einfach noch nicht raus. „Wobei? Ich verstehe nicht…“ Er schloss das Fenster und lenkte mich zu meinem Bett zurück. Wir setzten uns im Schneidersitz gegenüber dem anderen hin und er wartete bis ich soweit war. „Ich…“, seufzte ich und rieb mir die Augen. Ich bekam die Bilder noch immer nicht aus dem Kopf. „Im Auto…ich muss irgendwie eingedöst sein und hab geträumt.“ Das war nichts Neues und so wartete er ab. „Zuerst waren es kurze Fetzen, Bilder und dann eine Art Film oder so. Ich war dabei als… Ich hab…“ Taylor nahm meine Hand zwischen seine und rieb sie warm. Er musste mich nicht einmal ansehen, um zu wissen, wie es mir ging. Das fand ich noch immer erstaunlich, obwohl ich es schon lange wusste. „Lass dir Zeit! Ganz ruhig…“, hauchte er und hielt meinen Handrücken an seine Lippen. „Es war, als würde ich im Auto daneben sitzen, während meine Mutter…“ „Du meinst, du hast gesehen, wie…?“ Ich nickte und keuchte dann: „Ich war bei ihrer letzten Autofahrt dabei.“ Taylor zögerte nicht und zog mich auf seinen Schoß, seine Hand strich beruhigend über meinen Kopf, während mir ein paar Tränen über die Wangen liefen. „Sie war so schön, wie immer, und dann veränderte sich ihr Blick… Ich glaube, sie hat es gewusst. …Sie muss es gewusst haben. Als sie der Kurve näher kam, hat sie ihren Bauch berührt und…und mit uns geredet. An jeden Einzelnen hat sie etwas gerichtet… Dad, sollte ihr nicht böse sein. …Ich sollte keine Angst vor dem haben, was ich sehen würde und mir keine Vorwürfe machen. Und sie entschuldigte sich bei meinem kleinen Bruder, dass er nicht die Chance haben würde…dass er nicht die Chance haben würde, seine Familie kennen zu lernen. …Dann tauchte der schwarze Wolf auf und sie hat das Lenkrad einfach nach rechts gedreht….“ Taylor umschlang mich fester. „Sie hat nicht mal die Bremse betätigt, Taylor. Das Auto ist einfach so… Sie hat auch nicht geschrien,…sondern einfach die Arme vor dem Bauch verschränkt und die Augen geschlossen. Als die Stoßstange den Baum berührte, bin ich endlich aus diesem Traum aufgewacht. Ich schrie meinen Vater an, er solle rechts ranfahren, dann bin ich rausgesprungen und musste… Wieso hat sie nicht…?“ „Vielleicht wusste sie, dass sie es nicht ändern kann“, flüsterte er zärtlich und presste mich noch immer an sich. „Aber wie kann man so etwas einfach hinnehmen? Ich verstehe das nicht.“ „So hart es auch klingt, aber wer, wenn nicht du, weiß besser als alle anderen, dass man etwas nicht ändern kann, wenn sich derjenige entschlossen hat? Du hast die Fähigkeiten von ihr übernommen. Und wenn der Wolf beschlossen hat, sie zu…dann konnte deine Mutter auch nichts anderes tun, als es zu akzeptieren. Oder?“ Ich wusste, dass er Recht hatte, aber jetzt so genau zu sehen, was passiert war, war einfach unvorstellbar. Noch vor ein paar Tagen hatte ich mir gewünscht, es zu wissen, aber das bereute ich bereits. „Wieso hat sie nicht dem Verein meines Vaters…?“ Ich beantwortete mir die Frage selbst: „Sie wollte nicht, dass jemand verletzt wird. Er ist schließlich stärker, als andere wilde Tiere.“ „Du schlägst sehr nach ihr, zumindest, was eure Empfindungen angehen“, meinte Taylor und küsste mich auf die Stirn. Ihm graute davor, wenn ich eine solche Entscheidung treffen müsste bzw. würde, das spürte ich. Und ich hoffte so sehr, dass uns das beiden erspart blieb. „Mein kleiner Bruder wäre bald in die Schule gekommen. Das ist doch einfach gemein, dass es ihn nicht geben sollte… So ein mieses Arschloch.“ „Lilly?!“ „Mir würden bei Weitem noch schlimmere Worte für den einfallen…“ „Wir werden ihn aufhalten, Schatz. Ich weiß noch nicht wie, aber ich kriege das hin. Das schwöre ich dir.“ „Eigentlich will ich nicht, dass du dich in Gefahr begibst, aber ich wäre nicht unbedingt traurig, wenn…“ „Ich sage ja, ihr seid euch wahnsinnig ähnlich.“ Ich schlang meine Arme um ihn und zog mich ein Stück hoch, um ihn sanft auf die Lippen zu küssen. „Vielen Dank, dass du gleich gekommen bist.“ „Dafür will ich nun wirklich keinen Dank. Um ehrlich zu sein, hatte ich sowieso gehofft, ich könnte heute bei dir übernachten.“ „Ja, das bräuchte ich jetzt auch.“ Wir kuschelten uns unter die Decke und schliefen, einander in den Armen liegend, nur wenige Minuten später ein.

 

„Wann wirst du es ihm sagen?“, fragte mich Carly und ich sah von meiner dampfenden Kakaotasse zu ihr auf. Wir beide saßen, in Fleecejacken gehüllt, auf der Veranda meines zukünftigen Zuhauses. Ich blickte langsam über die leicht verschneite Wohngegend und nickte dem älteren Ehepaar zu, das gerade seinen alltäglichen Spaziergang absolvierte. „Niemals?“, fragte ich und zuckte mit den Schultern. „Süße, in Anbetracht deines langsam fortschreitenden Bauches, wird es allmählich Zeit.“ „Es ist nur… Wir haben so viel geplant, Carly… Und sobald ich es ausspreche…wird es wahr.“ „…und das möchtest du natürlich nicht.“ „Genau“, nickte ich und nippte an der Tasse. „Das verstehe ich ja, aber es ist sein gutes Recht. Er muss es wissen. Ihr müsst so viel bedenken…“ „Ich weiß ja. Wirklich.“ In mir sträubte sich alles. Dieses nagende Gefühl, Taylor etwas zu verheimlichen, was ihn fürchterlich aufregen, kränken oder verzweifeln lassen würde, war unerträglich. „Was ist, wenn ich mich irre?“ Carly blickte mich ernst an. Ich wusste, dass ihr die verzweifelte Hoffnung aufgefallen war, die da aus mir sprach. „Du weißt, ich wünsche mir sehr, dass es ein Irrtum ist. Nur, Süße, du sagtest selbst, dass du es bereits öfter gesehen hast.“ „Wieso passiert uns das dauernd? Warum fangen wir all die furchtbaren Schicksalsschläge ab? Es ist so unfair.“ Tränen rannen meine Wangen hinab und Carly sprang auf, um mich fest zu umarmen. Sie setzte sich auf die Lehne meines Stuhles und presste mich sicher an sich. Taylor fuhr mit dem Auto vor. Noch ehe jemand es sah, trocknete ich mein Gesicht und setzte das künstliche Lächeln auf, welches ich ihm seit Wochen vorspielte. „Hallo, meine Hübschen“, rief Sean, der auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, und hob das kleine Mädchen vom Rücksitz auf seine Arme. „Mommy“, rief sie und Carly streckte die Arme nach ihrer Tochter aus. Innerlich schrie ich auf vor Schmerz und mein Herz wurde mehreren festen Stichen ausgesetzt, doch äußerlich bemerkte man nichts. „Habt ihr alles bekommen?“, fragte ich und streckte Taylor mein Gesicht entgegen. Seine Lippen bedeckten kurz die meinen und er grinste. „Ja, und noch Einiges mehr.“ „War mein lieber Mann schon wieder im Kaufrausch?!“ Sean hob entschuldigend die Schultern und grinste Carly an. Die verdrehte die Augen und schlang eine Wolldecke um den braunhaarigen Engel in ihren Armen. „Wo hat dein Papa das nur her? Sein Vater ist doch auch nicht so.“ Die Kleine zog eine fragende Schnute und wir alle lachten. Mein Körper schmerzte und ich stand auf, um unsere Tassen in die Küche zu bringen. Die Drei unterhielten sich draußen weiter und ich stemmte mich gegen die Theke. Es brach mit einem Mal los. Mein Magen krümmte sich zusammen, ich hatte das Gefühl er würde wie in ein schwarzes Loch gesogen. Ich schnappte nach Luft, weil es in meinem Unterleib heftig zog. Meine rechte Hand versuchte das kleine Etwas in meinem Bauch zu schützen und legte sich darüber, doch da spürte ich schon die Wärme in meinem Schoß. Kurz darauf roch es stark nach Eisen und ich fühlte, wie das Blut an meinen Beinen hinunter rann. Ich brach vor Schmerzen zusammen, riss dabei eine der Tassen hinunter, die neben mir zerschellte. „Lilly?“, hörte ich sie rufen, doch ich konnte unter all den Tränen nicht antworten. Immer wieder betasteten meine Hände den Bauch, der leicht gewölbt war, versuchten zu halten, was längst verloren war. Und dann spürte ich die starken Arme meines Mannes, der mich schützend hielt und Anweisungen brüllte. Hörte die hastigen Schritte Seans, der zum Telefon lief. Die beruhigende Stimme Carlys, die ihre Tochter dazu bringen wollte mit dem Weinen aufzuhören, das durch Taylors Gebrüll eingesetzt hatte. Gleichzeitig wollte sie auch mir beistehen und hielt meine Hand. Das Blut floss, so als wolle es vollkommen aus meinem Körper entweichen und nie wieder zurückkehren. Und mit ihm verschwand das kleine Leben. Taylor beugte sich schützend über mich, sagte etwas, doch ich verstand es nicht. Alles, was ich tun konnte, war immer und immer wieder zu sagen: „Es ist zu früh. Viel zu früh!“

 

Ich spürte die vielen Tränen auf meinem Gesicht, als ich aufwachte. Mir war so unglaublich kalt und ich befühlte meinen Bauch. Flach, natürlich. Irgendwo in mir hatte ich auf eine leichte Wölbung gehofft, doch da war keine. Ich hob meinen Blick. Taylor sah mich fragend an. „Was ist los? Alles in Ordnung?“ Ich schüttelte den Kopf und wisperte: „Ich habe unser Baby verloren. Es ist einfach weg!“ Seine Hände zogen die meinen vom Bauch und er versuchte mich zu beruhigen. „Es war ein Traum. Es ist nichts geschehen. Lilly.“ „Aber es wird passieren. Ich werde unser Baby verlieren…“ „Nein, das wirst du nicht!“ „ALLES, was ich träume, passiert. Es ist ein Fluch, Taylor. Ein grauenvoller Fluch und ich will das nicht mehr. Ich habe die Schnauze voll. Es soll aufhören. Mach, dass es aufhört. Bitte!“ Er zog mich an sich, doch ich stieß ihn weg. Ich wollte keinen Trost und sprang aus dem Bett, um mich im Bad einzuschließen. „Lilly“, wisperte er und ich konnte seine Anwesenheit hinter der Tür fühlen, an der ich mit dem Rücken lehnte. „Geh, bitte!“ „Aber…“ „Danke, dass du gekommen bist. Wir sehen uns morgen“, meinte ich mit Nachdruck. „Ich kann doch jetzt nicht einfach…“ „Geh!“ Es war still auf der anderen Seite, doch ich wusste, er war noch da. „Geh, verdammt!“ „Na, schön. Bis morgen. …Ich liebe dich!“ Ich konnte nicht antworten, wurde von meinen Tränen fast erstickt und hasste mich selbst dafür, Taylor so leiden zu lassen. Er schob das Fenster auf und sprang hinaus. Wieso nur stieß ich ihn fort? Er wollte nur für mich da sein und mir helfen und ich, dumme Kuh, sperrte ihn aus. Und gerade dieses Thema betraf doch uns beide. Wieder betasteten meine Hände den Bauch. Ich fühlte unsagbare Leere und wünschte mir nichts sehnlicher, als das dieser Albtraum nicht eintreffen würde. Der Gedanke daran, ein kleines Leben zu verlieren, das unser beider Gene in sich trug, war unerträglich. Und genau deswegen, weil ich solche Dinge sehen musste, wollte ich diese ‚Gabe‘ nicht mehr! Eine ganze Weile war es schön gewesen, aber nun reichte es mir. Gab es denn keinen Weg, es loszuwerden? Wie hatte meine Mutter das nur so lange ausgehalten?! „Mom…“, wisperte ich und wünschte, mit ihr darüber reden zu können. Sie hätte mir Tipps geben, mich beruhigen können. Mir womöglich auch eine Standpauke gehalten, weil ich Taylor von mir stieß. Ich wusste, dass es dumm war. Dass er nichts dafür konnte. Aber an irgendjemandem musste ich meinen Frust, meine Wut, meine Traurigkeit auslassen. Und er war leider der Einzige, der in der Nähe gewesen war.

Am nächsten Tag in der Schule tauchte Taylor nicht auf. Ich war mir nicht ganz sicher, ob er sauer oder enttäuscht war, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er wegen gestern Nacht nicht erschien. Zumindest hoffte ich sehr, dass ihm nichts geschehen war, dass ihn daran hinderte zu kommen. Aber dann hätte uns Sean wohl längst informiert. „Süße, kommst du? Es hat zur Stunde geklingelt?!“ Ich blickte sie traurig an. „Könntest du Sean fragen, was mit Taylor ist?“ „Bei euch alles gut?“ Mein Blick heftete sich auf die Tür des Schulgebäudes, der wir gemeinsam entgegen gingen. „Na ja, ich hab ihn gestern… Ich war nicht sehr nett zu ihm gestern Abend.“ Sie tippte bereits fleißig an einer SMS. Ich lächelte ihr zu, als sie sich wieder mir zuwandte und fragte: „Das kriegt ihr doch wieder hin, oder?“ „Ich denke schon. Eigentlich müsste ich mich nur entschuldigen, aber…“ „Was heißt hier aber? Das wirst du schön tun. Wenn das Alles ist, dann gibt es, meiner Meinung nach, kein Problem.“ „Ich weiß aber nicht, ob es für ihn mit einer Entschuldigung getan ist…“ „Klär mich doch bitte auf!“ Schweren Herzens erzählte ich ihr die Sache und sie betrachtete mich bestürzt. Wir flüsterten, da wir bereits im Unterricht saßen und uns eigentlich still mit einem Arbeitsblatt beschäftigen mussten. „Süße, ich verstehe wirklich, dass das nicht so einfach zu verdauen ist, aber du solltest ihn nicht…“ „Ich weiß. Und ich fühle mich furchtbar schäbig, weil er so großartig und beruhigend in solchen Situationen mit mir umgehen kann. Und ich weiß, dass ich ihn jetzt bräuchte, wirklich… Nur, ich…ich weiß genau, dass ich mich nicht entschuldigen kann, wenn ich ihm gegenüber stehe. Er hätte es verdient, ja, aber ich…ich bin einfach grauenvoll!“ Sie zog ihr Handy hervor, als das Vibrieren eine eingehende SMS verriet. „Taylor wollte zu Hause bleiben. Keine weitere Erklärung, warum. Tut mir leid! Sean fragt, was passiert ist. Sein Bruder will nicht darüber reden.“ Carly schaute mich kurz an. „Ich sage ihm nichts, versprochen. Aber denk noch einmal darüber nach, was du jetzt machst, ja? Ich fände es einfach traurig, wenn das mit euch an einer Entschuldigung zerbrechen würde.“ Wir wandten uns den Arbeitsblättern zu, doch ich konnte mich nicht darauf konzentrieren und gab es am Stundenende nur halb ausgefüllt ab.

Von der Schule aus fuhr ich direkt in Richtung der Woods. Ich hatte wirklich vor, mit ihm darüber zu reden, doch als ich dann vor dem Sandweg zum Wald ankam, stoppte ich den Wagen. Was war bloß los mit mir? Ich hatte doch sonst keine Probleme damit, ihn um Verzeihung zu bitten. Gerade weil er doch auch gar keine Schuld an allem trug. Ganz im Gegenteil. Ich startete das Auto und fuhr ganz langsam den Weg hinein. Am Haus angekommen, parkte ich den Wagen und blieb hinter dem Steuer sitzen, die Stirn gegen das Lenkrad gelehnt. Was war ich nur für ein furchtbarer Mensch? Es tut mir leid, mehr nicht. Das konnte doch nicht so schwer sein, das war es bisher doch auch nie. Ich stieg aus, verriegelte das Auto und trat auf die Eingangstür zu. Mein Finger ruhte auf der Klingel. Drück den verdammten Knopf, sagte ich mir immer wieder selbst, aber ich tat es nicht. Plötzlich öffnete jemand die Tür und Sean sah mich an. „Ich wusste doch, dass da Jemand vor der Tür steht. Möchtest du mit…? Hey, was ist los?“ Hilflos schüttelte ich den Kopf und ließ den Tränen freien Lauf. Mein Gott, ich war ein völliges Nervenwrack. „Sag ihm nichts, bitte!“, presste ich hervor und lief zum Auto zurück. So schnell, wie an diesem Tag, war ich noch nie zuvor gefahren. Ich wollte einfach nur weg. Niemanden sehen, von niemandem gesehen werden. Ich heulte noch immer und sah die Straße nur noch schemenhaft. Dann fuhr ich rechts ran und schlug wie von Sinnen schreiend auf das Lenkrad ein. Abwechselnd weinte, schluchzte und schrie ich. Das, was im Moment mit mir geschah, war doch einfach nicht normal. Es war nur eine einfache Entschuldigung an den Mann zu richten, den ich mehr liebte, als irgendjemand sonst auf dieser Welt und ich lief heulend davon. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und lehnte mich im Sitz zurück. „Verdammt…“, schluchzte ich.

Dann klopfte jemand gegen die Scheibe und ich blickte erschrocken auf. Er war völlig außer Puste und stützte sich mit beiden Händen am Wagendach ab. War er etwa gelaufen? Ich blickte mich fassungslos um. Nein, da stand sein Auto hinter meinem. „Wolltest du mit mir reden?“, fragte er atemlos und ich blickte ihn noch immer erschrocken an. Unfähig etwas zu entgegnen. Es schien ihm zu lange zu dauern und so öffnete er meine Tür, schnallte mich ab und zog mich heraus. „Wenn du mir nicht sagen willst, was los ist, fein. Damit kann ich leben, aber stoß mich nicht weg, wenn du mich eigentlich dringend brauchst. Dieses Thema betrifft uns beide und ich werde nicht zusehen, wie du versuchst es alleine mit dir auszumachen. Herrgott noch mal, wir heiraten irgendwann und wenn das später auch so sein soll… So führt man keine Ehe und so will ich sie auch nicht führen. Ich bin für dich da, egal, was auch ist! Ich werde dich nicht so einfach gehen lassen. Du bist jetzt mein Leben und wenn du nur im Entferntesten glaubst, dass du mich so einfach los wirst, hast du dich mächtig geschnitten. Ich werde für immer an deiner Seite sein. Ist das klar?“ Ich schniefte kurz und nickte. Er hatte mich noch nie so zurechtgewiesen, das war eine völlig neue Seite, aber sie machte ihn noch wundervoller. Ließ mich im Gegenzug allerdings noch schäbiger dastehen. Ich hatte ihn mehr verletzt, als ich dachte. „Taylor, ich…“ Gott, nun sag es doch endlich. Vier einfache Worte, mehr nicht. Er stand dicht vor mir, blickte mir traurig ins Gesicht, seufzte und wischte meine Tränen fort. „Erzähl mir davon“, sagte er sanft und zog mich in seine Arme. Ich berichtete ihm jede Kleinigkeit des Traumes und am Ende war ich einfach nur erleichtert und gleichzeitig unsagbar traurig. „Kein Wunder, dass du so von der Rolle warst. Aber, dass du damit alleine klar kommen wolltest… Ich verstehe dich nicht. Was ist los?“ „Ich weiß es doch auch nicht. Als ich da im Bad saß und dich fortgeschickt hab, hab ich mich sofort grauenhaft gefühlt. Ich wollte es nicht und irgendwie doch. Es ist furchtbar von mir und ich weiß, dass du das nicht verdient hast. Taylor, du warst in jeder Situation so toll und vor allen Dingen bist du immer für mich da, aber ich dachte, dass es meine Schuld ist.“ Und da war es endlich raus. „Deine Schuld? Du meinst, es sei deine Schuld, dass du das Kind verlierst?“ Ich nickte und lehnte meine Stirn gegen seine Brust. „Ja. Ich habe bestimmt irgendetwas falsch gemacht. Zu viel Stress oder nicht aufgepasst, was ich meinem Körper antue. Du kennst mich, das mache ich doch immer. Es ist also meine Schuld!“ „Das ist es also. Das war es, was du gedacht hast… Hör mir zu, Schatz! Erinnerst du dich, was du in der stürmischen Nacht im Strandhaus zu mir gesagt hast? Du meintest, dass du von nun an besser auf die Signale deines Körpers achten würdest. Und ich bin mir sicher, dass du deine eigenen Worte nicht missachten würdest. Dafür kenne ich dich zu gut. Du bist nicht schuld, wenn du auf solche Art dein Kind verlierst. Hörst du? Es ist die Natur, die das tut. Ich weiß, dass es grauenvoll ist. Das kann ich mir wirklich vorstellen, aber du trägst keine Schuld, verstehst du?“ „Nicht?“ „Nein, und da bin ich mir absolut sicher.“ Er nickte mir zuversichtlich zu. „Taylor, es tut mir so furchtbar leid. Ich hab das gestern Abend nicht gewollt.“ „Ich weiß! Es ist in Ordnung. Jetzt ist alles gut! Wir kriegen das hin!“ „Und es tut mir leid, dass du so enttäuscht von mir warst.“ „Enttäuscht? Wieso sollte ich?“ „Du warst nicht in der Schule… Ich dachte,…“ „Nein, nein. Das hatte verschiedene Gründe. Ich wollte dich nicht unter Druck setzen. Du meintest, dass ich gehen sollte. Du hast dich so vor mir versperrt, dass ich dachte, es wäre für dich noch schlimmer, wenn wir in der Schule ständig nebeneinander sitzen würden. Und ich wollte dir keine Vorwürfe machen, falls wir aneinander geraten sollten. Aus Wut sagt man viele Dinge, die man nicht so meint. Es sollte nicht eskalieren.“ „Wieso kennst du mich so gut? Du weißt immer, wie ich reagiere…“ „Nein, nicht immer. Manchmal wünschte ich, ich wüsste es. Aber du gibst mir oft genug Rätsel auf.“ Er lächelte schelmisch.

 

In den nächsten Tagen war wieder alles wie vorher. Es wurde abends ein wenig kühler, der Herbst würde bald beginnen. Ich hatte mich langsam mit dem Gedanken auseinander gesetzt, dass uns ein solches Ereignis noch bevor stand. Aber ich war vor allem froh, dass Taylor bei mir sein würde, egal, was geschah. „Kommst du heute Abend vorbei? Wir könnten mit meinem Vater bei Henry essen und ein bisschen Billard spielen?! Ich habe keinen Bock zu kochen und muss nachher noch zum Arzt.“ Er wurde hellhörig. „Arzt?“ „Nur eine einfache alljährliche Kontrolle.“ Er lehnte sich wieder an die Schließfächer und atmete erleichtert aus. „Mein Gott, musst du mich immer so erschrecken? Ich dachte schon, du seiest krank…“ „Entschuldige. Also, wie sieht es mit heute Nachmittag aus?“ „Ja, klar. Informier nur Daniel rechtzeitig, sonst regt er sich wieder auf, dass du ihm auch hättest früher schreiben können.“ „Aye, aye, Sir!“ Taylor rollte mit den Augen und schlang dann seinen Arm um meine Schulter, um mich in die Cafeteria zu führen. Wir waren vor den anderen da und suchten uns einen freien Tisch, nachdem wir das Essen gewählt hatten. „Bist du auf einem Gesundheitstrip?“, fragte er mich und ich zog eine Augenbraue hoch, den Blick auf mein Tablett gerichtet. Ich hatte mir Salat mit Feta und Dressing, Wasser und einen Apfel ausgesucht. Dann sah ich auf seines. „Und willst du deinen Cholesterinspiegel erhöhen?“ Sein Mittag bestand aus Burger und Fritten, Cola und Pudding. „Coach Turner meint, ich soll mehr Muskelmasse aufbauen und dafür muss ich nun mal mehr essen.“ „Und was hat der Coach mit dir am Hut?“ „Er hat mich klein gekriegt.“ „Inwiefern?“ „Hey, Wood“, rief einer der Jungs aus unserer Parallelklasse, den ich schon öfter beim Training mit dem Coach gesehen hatte, „super, dass du endlich fürs Team zugesagt hast!“ Taylor nickte ihm nur kurz zu und versuchte mich dann mit Blicken zu beschwichtigen. „Hast du mir nicht erzählt, dass Football nichts für dich wäre, da du dich der Schnelligkeit wegen am Riemen reißen müsstest?“, fragte ich sachlich und schob mir die Gabel mit ein bisschen Salat in den Mund. „Ich brauche aber noch irgendeinen Ausgleich. Wenn ich im Wald schon nicht dem nachgehen darf, was ich normalerweise tun würde, wollte ich Sport ausprobieren. Für spätere Situationen bestimmt nicht von Nachteil, oder?“ „Du brauchst dich vor mir nicht zu verteidigen. Mach ruhig! Ist mir lieber, als dich im Wald zu wissen, aber sei bitte vorsichtig.“ Taylor sah verletzt aus. „Die anderen werden mir schon nicht wehtun.“ „Ich meinte, dass du den Anderen nichts tun sollst. Die stehen nämlich nicht wieder so einfach auf wie du“, kommentierte ich und er grinste über die ganze Breite seines Gesichtes. „Sehe ich dich dann trotzdem noch nachmittags oder wann ist Training?“ „Jeden Dienstag und Donnerstag, zwei Stunden nach der Schule. Am Wochenende sind Auswärtsspiele und Freitagabends dann hier auf unserem Platz. Immer abwechselnd, versteht sich, und auch nicht jede Woche.“ „Na ja, dann muss ich nach der Schule eben mehr mit den Mädels unternehmen.“ „Na, vielen Dank. Man wird von einer seiner Freundinnen natürlich gern als Lückenfüller benutzt“, brummte Kelly und auch die anderen setzten sich zu uns. „Es tut mir leid, ehrlich. Das habe ich schlecht ausgedrückt. Entschuldige!“ „Ich weiß, wie du das gemeint hast. Keine Sorge.“ Sie spielte immer noch die beleidigte Leberwurst. „Schön, dass du endlich mal wieder an uns denkst. Elli und ich fühlen uns schon irgendwie im Stich gelassen. Ihr drei habt alle einen Freund und nicht mehr all zu viel Zeit, wisst ihr?“ Das war ehrlich gemeint und ich drückte sie seitlich an mich. „Oh, Kelly. Wir machen das nicht mit Absicht. Aber wir genießen eben die Zeit mit unserem Freund. Und da kommt ihr leider etwas kurz, entschuldigt.“ Den Rest der Pause verbrachten wir damit, Pläne für einige Mädelsabende oder -nachmittage zu schmieden. Danach schienen die beiden Singles wieder etwas fröhlicher gestimmt zu sein.

 

Nach der Schule fuhr ich zum Northstar Health, in dem früher meine Mutter gearbeitet hatte. Viele der Krankenschwestern und Ärzte kannten mich bereits seit meiner Geburt und grüßten mich fröhlich. Einige blieben stehen, um mit mir zu plaudern. „Ach, du siehst deiner Mom immer ähnlicher. Herrlich!“ „Danke, das ist wirklich nett von Ihnen, Schwester Susan.“ „Was führt dich eigentlich her? Ein Termin oder hattest du Sehnsucht nach uns?“ „Ein bisschen von beidem, würde ich sagen. Ich muss zu Dr. Beckett.“ „Schätzchen, zur Kontrolle oder wegen etwas Bestimmtem?“ „Wir werden sehen…“ „Aha.“ „Kein Wort, versprechen Sie es mir?“ „Natürlich. Ich bin mir nur nicht sicher, wie ich mich jetzt verhalten soll!“ „Seien Sie wie immer. Es kann ja auch ganz was Anderes sein.“ „Na ja.“

 

Am Freitag - tags darauf - hatten Taylor und ich uns zu einem Date am Pier entschlossen. Wir wollten dort etwas entlang bummeln, in der schönen Buchhandlung stöbern und vielleicht Essen gehen. Er saß brav auf meinem Bett und wartete bis ich mit den letzten Vorbereitungen fertig war. „Du siehst immer hübsch aus, Schatz. Musst du dich noch hübscher machen, damit dich all die anderen Männer am Pier anstarren?“ „Du bist so ein Charmeur, Taylor. Hör bloß nicht damit auf!“ Er lachte. „Oh, ich hab noch was vergessen. Ich bin gleich wieder da…“ Gerade, als ich aus dem Zimmer wollte, klingelte mein Handy. „Gehst du kurz ran? Vielleicht ist es Carly. Sag, ich ruf zurück.“ Ich ging runter ins Wohnzimmer. Taylor nahm den Anruf entgegen. „Ich denke, wir können los. War es was Wichtiges?“, fragte ich und legte meine Kette an, die er mir zum Geburtstag geschenkt hatte. Er saß reglos auf dem Bett und blickte auf das Handy in seiner Hand. „Das Krankenhaus, Dr. Beckett, um genau zu sein. Du sollst sie zurückrufen.“ „Ach.“ „Ist das alles, was du mir dazu sagen möchtest?“ „Ich kann dir erst mehr sagen, wenn ich mit ihr telefoniert habe. Gibst du mir jetzt das Handy?“ Widerwillig ließ er zu, dass ich es ihm aus der Hand nahm. Ich spürte, dass er mich beobachtete als ich mit der Ärztin sprach. Er achtete auf meine Reaktion, als sie mir meinen Befund präsentierte. „Ja, na klar. Nein, das krieg ich hin. Sagen Sie mir, wann ich vorbeikommen soll!“ Sie sprach. Ich war überrascht, wie ruhig ich bei alledem blieb. „Geht auch am Nachmittag, ich hab Schule vorher. Mhm. Okay. Ja, Donnerstag ist gut. Sicher, ich frage ihn sowieso. Vielen Dank, dass Sie so schnell bescheid gegeben haben. Schönen Abend noch. Danke. Bis dann!“ Taylor stand ganz nah hinter mir. So nah, dass ich seinen Atem in meinem Nacken fühlen konnte. Ich wandte mich zu ihm um. Sein Blick war fragend, ängstlich und besorgt. „Hast du Donnerstag nach der Schule Zeit?“ „Was ist los? Das war nicht nur eine Zahnärztin, nehme ich an?“ „Nein, war sie nicht. Hast du nun Zeit? Ich hätte gern, dass du dabei bist.“ „Ist bei dir alles in Ordnung? Fehlt dir irgendwas?“ „Es ist alles gut. Zumindest finde ich das.“ „Und deine Ärztin nicht?“ „Doch, ich weiß nur nicht, was ein gewisser Jemand davon hält.“ „Wenn du mich aufklären würdest, könnte ich es dir gerne sagen.“ Ich führte ihn zum Bett und ließ ihn darauf Platz nehmen. „Damit machst du mir nun nicht gerade Hoffnungen…“, stöhnte er und ich versiegelte seine Lippen mit einem Kuss. „Würdest du, bitte, den Mund halten und zuhören?“ Er antwortete nicht und ich lächelte leicht, als ich mich auf seinen Schoß setzte. „Ich habe dich angelogen, was den einfachen Kontrolltermin beim Arzt anging. Ich war bei Dr. Beckett im Krankenhaus. Und die war so nett, meine Testergebnisse ganz schnell zu bearbeiten und mir gleich mitzuteilen.“ „Und die wären?“ Er war so wahnsinnig nervös, dass sein ganzer Körper zitterte. Seine Befürchtung war wohl, dass ich ihm von einer tödlichen Krankheit berichtete. Aber das passte nicht mit meiner Aussage zusammen, dass es mir, meines Erachtens nach, gut ging. Sein Gehirn arbeitete mächtig. Und ehe er sich die fürchterlichsten Horrorvisionen ausmalte, sagte ich einfach nur: „Wir bekommen ein Baby.“ Ich hörte förmlich wie die riesigen Steinklumpen von seinem Herzen abfielen. „Du…?“ „Wir“, berichtigte ich ihn und stand dann auf. „Kommst du nun mit am Donnerstag? Sie möchte ein erstes Ultraschallbild machen und da sollte der Vater des Kindes doch dabei sein.“ Er lachte erleichtert auf und hob mich auf seine Arme. „Mein Gott, hatte ich Angst. …Oh, entschuldige!“ Taylor setzte mich wieder vorsichtig auf dem Boden ab und nahm mein Gesicht in beide Hände. „Wir kriegen wirklich ein Baby?“ „Da Dr. Beckett schon sehr lange als Frauenärztin arbeitet… Und auch bessere Methoden hat, als eine Apotheke, die bloß einen einfachen Schwangerschaftstest führt, würde ich doch mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Ja sagen.“ „Du bist so vollkommen ruhig und ich würde am liebsten… Ich weiß nicht, was ich als Erstes tun soll.“ „Um ehrlich zu sein, habe ich es wohl ganz tief im Innern schon geahnt. Ich meine, ich war ein ziemliches Nervenwrack in letzter Zeit. Ich war öfter müde und dann die verrückten Träume über eine Schwangerschaft. Aber, glaub mir, ich freue mich wahnsinnig und ich bin unglaublich erleichtert, dass du es ebenfalls tust.“ „Wieso auch nicht?“ „Na ja. Bei dem ersten Traum unserer Hochzeit und als ich dir sagte, dass wir einen Sohn gehabt hätten, warst du nicht sonderlich…“ „Stimmt,…ja. Aber es ist so viel passiert in letzter Zeit und ich würde sagen, das macht unsere gemeinsame Zukunft komplett.“ Ich küsste ihn voller Glücksgefühl. „Du bist wirklich mein Traummann, Taylor Wood!“ Seine starken Arme umschlossen mich sicher und warm. Er hielt mich einfach nur fest und küsste mich, langsam und innig. „Wollen wir wirklich ausgehen?“, seufzte er und blickte auf meine leicht geöffneten Lippen. Ich wusste nicht wieso, aber ich wurde rot im Gesicht und hatte ein unglaubliches Verlangen nach ihm. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken und schlug meine Hände vors Gesicht.

 

„Alles okay, Schatz?“ „Das ist mir total peinlich.“ „Was denn?“ Er war sich nicht ganz sicher, was er davon halten sollte. War es ihr peinlich, wie er sie angesehen hatte. Was er gesagt hatte? Oder gar etwas völlig anderes? Sie sah zu ihm auf, küsste ihn zaghaft auf Mund und Wange und flüsterte ihm dann ins Ohr: „Ich möchte jetzt unglaublich gerne mit dir... Du weißt schon.“ Er konnte nicht anders und lachte schallend los. Sie zog eine missmutige Schnute und er meinte: „Es tut mir leid. Ich lache dich nicht aus. Ich finde nur die Vorstellung sehr amüsant, dass es der Frau, die mich vor einiger Zeit ständig versucht hat, zu verführen und die nun unser gemeinsames Baby erwartet, peinlich ist, mir so etwas laut ins Gesicht zu sagen.“ Er begann wieder zu lachen. Lilly sah nicht mehr ganz so bedrückt aus, aber mitlachen konnte sie anscheinend auch nicht. „Ich bin völlig durcheinander. Wenn das die ganzen neun Monate hindurch so furchtbar ist mit meinen Gefühlen und Überreaktionen, na dann Gute Nacht.“ „Deine Hormone spielen eben verrückt, na und? Wir haben doch nun wirklich schon schlimmere Sachen durchgemacht.“ Sie würde zugeben müssen, dass er Recht hatte. Er beugte sich tief zu ihr hinunter und wisperte, seine Stirn an ihre gelehnt: „Außerdem habe ich dich deswegen ja auch gefragt, ob wir wirklich ausgehen wollen.“ „Dir geht es auch so?“ „Na ja, ich fand es schon wahnsinnig sexy, als du gesagt hast, dass wir ein Baby kriegen. …Oh mein Gott.“ „Was ist?“ „Dein Vater bringt mich um.“ Jetzt war sie es, die schallend loslachte. „Darüber machst du dir Sorgen, ja? Aber, dass wir noch auf die Highschool gehen, bei unseren Eltern wohnen und ein Baby kriegen, das ist in Ordnung!?“ „Dein Vater ist furchteinflößend. Du hast ihn doch erlebt als er mir das letzte Mal den Kopf gewaschen hat.“ Lilly lachte noch immer und ließ sich auf ihr Bett plumpsen. „Entschuldige… Ich kann einfach nicht aufhören.“ „Du begibst dich da auf sehr dünnes Eis, Lillian Connor.“ „Na fein, wenn du dich über mich amüsierst, ist das okay. Aber ich darf das natürlich nicht.“ „Nein“, meinte er und legte sich über sie. „Taylor, nicht. Hör auf, ich krieg vor Lachen schon keine Luft mehr.“ Er kitzelte sie und blickte in ihr gerötetes Gesicht. „Taylor!“ „Sag es!“ „Ist ja gut, es tut mir leid. Ich reiße mich zusammen, aber, bitte, hör auf damit.“ Dann ließ er zufrieden von ihr ab. Sie atmete heftig und er beobachtete, wie sich ihr Brustkorb hob und senkte. Ihre Hände lagen erhoben neben ihrem Gesicht und ihr Haar floss weich über das Kissen unter ihrem Kopf. Er legte sich neben sie und platzierte seine Hand auf ihrem Bauch, der noch flach war und nichts von der Existenz des Babys verriet. „Fühlst du das auch? Angst und überwältigende Freude?“, fragte sie leise und ihr Atem verlangsamte sich allmählich. Sie wandte ihm ihr Gesicht zu. „Mhm.“ „Weißt du, die Vorstellung, dass da etwas in mir wächst, das von uns beiden gemeinsam ist, das macht mich unvorstellbar glücklich. Aber ich habe Angst vor dem, was auf uns zukommt. Wir sind doch gar nicht richtig darauf vorbereitet.“ „Zusammen kriegen wir alles hin, das weiß ich.“ „Ja, weil ihr beide alles seid, was ich je gewollt habe.“ Er lächelte sie an, streichelte ihre Wange und küsste sie innig. Unten ging die Haustür auf und ihr Vater rief herauf: „Lils? Taylor? Seid ihr noch da?“ „Ja“, antwortete sie ihm, „Wir gehen wohl nicht mehr weg.“ „Ich habe Pizza dabei. Wenn ihr wollt, teile ich mit euch beiden!“ „Wir kommen“, antwortete er und blickte Lilly an, die sich aus dem Oberteil schälte und ein bequemeres T-Shirt anzog. „Was ist?“, fragte sie, als sie es bemerkte. „Dein Vater hat ein ganz furchtbares Timing.“ Ganz kurz nur funkelten ihre Augen und sie wurde noch einmal rot im Gesicht. „Spinner! Komm, ich hab Hunger auf ein Brötchen mit ganz dick Schokolade oder Marmelade drauf.“

Die drei saßen beim Essen, als Lilly ihren Vater anblickte und meinte: „Meine Vorahnung war übrigens richtig!“ „Ach so? Na ja, da kann man dann wohl nichts machen!“ „Jetzt sei kein Spielverderber und freu dich.“ „Tu ich doch, sieht man das nicht?“ „Oh ja, kaum zu übersehen. Die Freude springt einem förmlich ins Gesicht.“ „Er hat es gewusst?“, fragte er sie. „Ich hab ihn sicherheitshalber darauf vorbereitet. Deswegen war es ja so köstlich, wie du dich oben verhalten hast.“ „Na, vielen Dank.“ „Wieso?“, fragte Daniel und blickte sie beide abwechselnd an. „Er hatte Bammel vor deiner Reaktion. Du hast bei der letzten Standpauke mächtig Eindruck bei ihm hinterlassen.“ „Na, dann hat wenigstens einer von euch noch Respekt vor mir.“ Nach einer kurzen Pause dann: „…Herzlichen Glückwunsch, ihr beiden!“ Er meinte es ernst und Lilly lächelte ihren Vater an. „Danke, Dad.“ „Ich nehme mal an, dass ihr mit der Hochzeit dann auch nicht mehr allzu lange warten werdet, oder?“ „Ich weiß nicht. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“ Sie sah ihn fragend an. „So weit war ich mit meinen Gedanken auch noch nicht. Erst mal war die Nachricht über ein Baby um einiges wichtiger“, erklärte er ihr. „Hat Dr. Beckett schon gesagt, wie weit du bist?“ „Sie geht von der siebten oder achten Woche aus, aber wir haben am Donnerstag schon einen Termin wegen des ersten Ultraschalls. Dann kann sie uns mehr sagen. …Vielleicht sollten wir uns auch schon Gedanken machen, wegen einer Wohnung. Hochschwanger will ich nicht unbedingt umziehen. Und da wir nächsten Sommer dann Prüfungen und das Baby haben, wird es nicht unbedingt einfacher.“ Daniel stimmte ihr nickend zu. „Ich frag mal bei Steve nach. Der hat bestimmt ein paar gute Angebote für euch.“ „Danke, echt nett von dir“, meinte er. „Das ist ja wohl meine Pflicht als Opa. Apropos, fahrt ihr heute noch zu Kenneth und Sean? Die werden das doch von euch beiden erfahren, oder?“ „Auf jeden Fall! Ich geh mich wieder umziehen…“ „Geh langsam, Lils. Du bist jetzt nicht mehr nur für dich verantwortlich.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und lächelte beide freudestrahlend an. Ihre Wangen wurden wieder leicht rot und sie meinte: „Ja, ich weiß. Ab jetzt für Zwei!“ Er musste schwer schlucken und fand sie wahnsinnig schön. Ihr Vater hatte wirklich ein miserables Timing!

Auf der Autofahrt war ich ganz kribbelig. Ich war mir sicher, dass sie sich für uns freuen würden - Kenneth wohl etwas verhaltener -, aber Angst hatte ich trotzdem. Man berichtete seinem zukünftigen Schwiegervater, wenn man erst 18 Jahre alt war, ja schließlich nicht jeden Tag, dass er Opa werden würde. „Du bist so still?! Alles okay?“ Ich wandte mein Gesicht zu Taylor um. „Ja. Nur etwas nervös.“ „Sie werden sich für uns freuen.“ „Ja, nicht wahr?“ Er war immer mein Fels in der Brandung! Ich liebte ihn so sehr, dass ich mich manchmal selbst nicht wieder erkannte. Es war verrückt wie wahnsinnig ich mich nach ihm sehnte, wenn er nur ein paar Minuten von mir getrennt war. Wie sehr ich ihn begehrte, wenn er mich, so wie auch in diesem Moment, ansah. Wie heftig mein Herz schlug, wenn er meine Haut berührte. Wie stark das Blut in meinen Adern brodelte, wenn er mich küsste. Und noch immer verliebte ich mich von Tag zu Tag mehr in ihn. Ich fragte mich oft, ob das jemals ein Ende finden würde. Mein Körper, mein Herz, würden irgendwann nichts mehr halten können. Aber allein, dass er bei mir war, machte mich so unbeschreiblich glücklich, dass ich es tatsächlich für einen Traum hielt. Er war wundervoll: lieb, selbstlos, ein Gentleman und Charmeur, gut aussehend, klug, witzig, aufrichtig, stark und mutig. Und wieder fragte ich mich, wieso er ausgerechnet mich gefunden hatte! Manchmal überkam es mich. Ich bekam Komplexe ihm gegenüber. Er war einfach zu gut. Alles war zu schön, um wahr zu sein. Ich dachte an den Schmerz, der sich in meiner Brust ausgebreitet hatte, als er mich verließ, um mich zu schützen. Er hatte gesagt, er würde mich immer noch lieben, aber für mich war das einfach nur das Ende. Es hatte sich damit alles bestätigt, was ich immer geahnt hatte. Ich passte nicht zu ihm! Taylor war ohne mich besser dran. Das hatte ich ihm nie erzählt. Nicht ohne Grund hatte ich ihm, nachdem er aus seiner viertägigen Ohnmacht aufgewacht war, vorgeschlagen alles Vorherige zu vergessen und als Paar neu anzufangen. Ich hatte geglaubt, ich könnte neu beginnen und dieses quälende Gefühl los werden, ihm nicht gerecht zu werden. Doch ich würde mein Leben lang, in einer kleinen Ecke meines Herzens, dieses Gefühl aufbewahren und davor schützen von ihm entdeckt zu werden. Taylor würde sich nur selbst die Schuld daran geben, weil er es lange Zeit nicht bemerkt hatte. Und er konnte nun wahrlich nichts dafür. Das war etwas, dass ich wirklich mit mir allein ausmachen musste.
 

Als sie vor der Haustür der Woods standen und er gerade aufschließen wollte, riss sein Bruder bereits die Tür von innen auf. „Lilly, komm doch rein! Carly ist auch da.“ Sie warfen einander fragende Blicke zu. Wusste er etwa bereits bescheid? Nein, woher auch?! „Nun, komm schon. Wir heizen nicht für draußen. …Ach, Taylor, du bist ja auch da.“ Nein, er wusste es sicher nicht! „Vielen Dank für die nette Begrüßung. Ich frage mich immer noch, ob du wirklich mein Bruder bist“, antwortete er und Sean nahm ihn in den Schwitzkasten. „So viel Liebe, wie ich sie für dich empfinde, kann nur bedeuten, dass ich dein Bruder bin!“ Er rieb mit seiner Faust fest über seinen Kopf, sodass es leicht zu schmerzen begann. Sein Vater hatte bereits Lilly in den Armen, um sie vor dem Gerangel in Sicherheit zu bringen. Er fand es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich sein Vater veränderte, wenn Lilly den Raum betrat. Vielleicht lag es daran, dass sie in einigen Eigenschaften seiner Mutter, also Kenneth‘ verstorbener Frau, ähnelte. Oder aber, weil er sie einfach sehr ins Herz geschlossen hatte. Er hielt beides für möglich. „Was verschafft uns die Ehre eures Besuches? Mein Sohn war lange nicht mehr zu dieser Uhrzeit im Haus. Möchtet ihr einen Tee oder Kaffee? Was zu essen?“ „Nur keine Umstände. Aber zu einem Glas Wasser würde ich nicht Nein sagen.“ „Für dich auch etwas, Taylor?“ „Nein, alles bestens. Hey, Carly!“ Diese lächelte und ließ sich umarmen, nachdem sie sich von ihrer besten Freundin gelöst hatte. Kenneth kam aus der Küche zurück. „Wir haben hoffentlich nicht gestört?!“ „Aber, nein, Liebes. Wir sind gerade mit dem Abendessen fertig. Also, ihr seid doch nicht ohne Grund hier. Was gibt es?“ Er setzte sich neben Lilly und hielt ihre Hand. Als er sie von der Seite beobachtete, bemerkte er ihr nervöses Lächeln, doch ihre Haut schien vor Freude zu strahlen. „Es ist schön, dass ihr alle da seid. Es ist mir,…obwohl, nein, ich denke uns beiden sehr wichtig, dass ihr Drei es gemeinsam hört.“ Carly grinste bereits breit, doch sie verkniff sich jeglichen Kommentar und wechselte mit ihrem schelmischen Blick zwischen Lilly und ihm hin und her. Die umschloss seine Hand fester und blickte zu ihm auf. Die Frage in ihren Augen lautete: Soll ich? Er nickte ihr zuversichtlich zu. „Taylor und ich,…wir beide…na ja… Wir bekommen ein Baby.“ Es war vollkommen still im Wohnzimmer. Carly riss sich stark zusammen. Man sah ihr an, dass sie aufhüpfen und beide drücken wollte. Doch sie schielte zu Kenneth hinüber und wartete ab. Sean verkniff sich ebenfalls ein Grinsen. „Wie bitte?“, fragte sein Vater. „Du wirst Opa, Sean Onkel und ich nehme an Carly Tante“, meinte er ruhig und Lilly umklammerte seinen Arm, um sich dann näher an ihn zu drücken. „Großvater?“ Er spürte wie seine Verlobte zaghaft nickte. Am liebsten hätte er sie beruhigend angesehen, denn er fühlte den Herzschlag seines Vaters. Und der war überhaupt nicht verärgert oder nervös. „Ich werde Opa!“ Kenneth sank in die Kissen zurück, dann sprang er auf und sagte: „Um Gottes Willen, entschuldigt. Herzlichen Glückwunsch! Lilly, schau nicht so ängstlich. Ich freue mich, wirklich!“ „Ja?“, fragte sie zaghaft. Sie dachte an die Reaktion ihres Vaters, da war er sich sicher. Es war ihr nicht geheuer, dass sich ein Vater auch so freuen konnte. Sie ließ sich in die Arme nehmen und begann endlich zu lachen. „Herrje, ich war viel nervöser wegen deiner Reaktion, als wegen der meines Vaters. Oh je, sag ihm das aber nicht!“ „Ist gut. …Komm, Sohn, lass dich drücken!“ Alle drei waren aufrichtig begeistert, freuten sich und drückten sie mehrere Male. Carly und Lilly plauderten bereits über die zukünftigen Pläne, als Sean ihn beiseite zog und in den Wintergarten führte.

„Herzlichen Glückwunsch, Mann.“ „Danke!“ Es freute ihn wirklich sehr, dass sein Bruder sich so vor ihm verhielt. Sean war normalerweise anders. Er zog vieles ins Lächerliche, aber in den ernsten Dingen des Lebens wusste er, dass er sich auf seinen Bruder verlassen konnte. „Hör zu, ich will dir diesen Tag nicht kaputt machen, aber ich denke, dass du es wissen solltest.“ „Was ist los?“ „Er war ganz nah dran. Ich bin mir nicht sicher, was er getan hätte, aber…“ „Bestimmt nichts Gutes.“ „Nein, wohl nicht. Taylor, du solltest sie warnen. Das ist schon lange kein Spiel mehr. Du weißt genau, was er bereits angerichtet hat…“ Er ließ sich auf die Bank sinken und blickte in den Garten hinaus. „Es ihr sagen? Sean, sie ist schwanger. Wenn die Ärztin Recht hat, in der siebten oder achten Woche. Ich tu ihr das nicht an und setze das Leben dieses Kindes aufs Spiel. Und das ihre. Das würde sie völlig vernichten. Lilly ist nicht so stark, wie sie immer tut. Äußerlich erkennt man nichts, aber innerlich ist sie so wahnsinnig zerbrechlich. Das kann ich nicht machen.“ „Und was hast du dann vor?“ Er rieb sich mit den Händen über Stirn und Kopf. Warf dann einen Blick ins Wohnzimmer, wo Lilly gerade lachte und schützend eine Hand über ihren Bauch legte. „Ich bringe ihn irgendwie zur Strecke. Das hätte ich von Anfang an tun sollen. Er wird nicht einfach verschwinden, weil er die Lust daran verliert. Darauf kann ich lange warten. Also muss ich ihn töten.“ „Tun wir es gemeinsam. Ich lass dich nicht noch einmal alleine in seine Nähe. Und Dad wird uns auch helfen wollen!“ Sean reichte ihm die Hand, er schlug ein und ließ sich auf die Füße ziehen. „Danke!“ „Es sieht manchmal nicht danach aus, aber…ich liebe dich. Und du bist mein einziger Bruder. Ich würde an deiner Stelle ebenso handeln und weiß, dass du in so einer Situation genauso an meiner Seite stehen würdest.“ „Wir sind tatsächlich Brüder, hm?“ „Ja, nicht zu leugnen.“ Sie gingen gemeinsam zurück ins Wohnzimmer. Dort küsste er Lilly auf die Stirn. „Wofür war denn der?“, fragte sie und strich sich eine Strähne hinters Ohr. „Für das Baby.“ „Ach so“, wisperte sie und er küsste sie auf den Mund. „Und der war für dich!“ Sie lächelte und ließ sich an seine Brust sinken. „Danke!“



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