Zum Inhalt der Seite

Der Schwur des Wolfes

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

7. Kapitel - Eine Party, die nie vergessen wird...

Der Tag der Party rückte näher. Carly war völlig aus dem Häuschen, weil sie es kaum glauben konnte, dass sie meinen Geburtstag tatsächlich feiern durfte. Und sie war Taylor dankbar, dass er mich dazu gebracht hatte. Sie konnte damit leben mir nichts zu schenken, also spendierte sie die Musik. Was bei ihr hieß, einen sehr guten DJ zu engagieren und ihren Vater damit ein wenig ärmer zu machen. Taylor hatte sich darum gekümmert, dass wir ein Haus am Strand bekamen - ein Freund eines Freundes hatte einen Bekannten… - und er und sein Bruder halfen tatkräftig beim Ein- und Umräumen, Dekorieren und sonstigen Aufgaben. Ihre Muskelkraft war einfach unerschütterlich, was auch von anderen Mitschülern sehr schnell zur Kenntnis genommen wurde und viele Mädchen dazu veranlasste, neidisch auf Carly und mich zu sein. Ja, wir schwebten beide zurzeit im 7. Himmel. Ich hatte mir eine kleine Flasche Wasser geöffnet, mich gegen einen der runden Tische gelehnt und beobachtete, wie Taylor und Sean gerade ein paar Schränke und anderes Mobiliar anhoben, um es umzuarrangieren. Beide waren schon den ganzen Vormittag fleißig bei der Arbeit. Wir hatten beiden schon zig Mal etwas zu trinken angeboten oder sie zu einer Pause bewegen wollen, aber immer verneinten sie und sagten, es ginge ihnen blendend. Mir allerdings drückte die Hitze ganz schön aufs Gemüt. Ich hatte schon öfter kurze Pausen eingelegt und auch das Wasser, das ich jetzt in der Hand hielt, war bereits meine dritte Flasche. „Süße, ich staune wirklich, wie schnell wir das alles organisiert bekommen haben. Wobei ich natürlich deinen Schatz besonders hervorheben sollte. Taylor ist wirklich fabelhaft.“ „Ich werde mich hüten, da zu widersprechen“, antwortete ich und lächelte erschöpft. Es war Mittag und die Sonne erhitzte das Haus um noch ein paar Grad mehr. Ich ging eines der großen Terrassenfenster öffnen und ließ mir ein bisschen Salzluft ins Gesicht wehen. Dann kehrte ich zu meiner Freundin zurück und krempelte meine Hosenbeine höher, sodass sich meine Caprihose zu einer Kurzen wandelte. „Jungs, jetzt macht aber wirklich mal ein bisschen Pause. Wir liegen wunderbar im Zeitplan. Los, kommt her!“, forderte Carly und hob theatralisch die Faust. Endlich trollten sich die beiden und Sean meinte, nachdem er sie kurz auf die Stirn geküsst hatte: „Na, ehe wir Schläge kriegen, setzen wir uns lieber ein paar Minuten. Ich möchte nicht, dass du mich verletzt!“ „Dein Glück. Das hätte wirklich blutig enden können.“ Sie beide lachten und Taylor umfasste mein Handgelenk. „Ist alles okay?“ „Ja, mir ist nur furchtbar warm. Das legt sich bald wieder, keine Sorge!“ „Dein Puls rast. Ist dir auch schwindelig?“ „Ein bisschen. Aber ich trinke fleißig mein Wasser, dann normalisiert er sich bald wieder.“ Er erhob sich und öffnete noch ein paar der kleinen Fenster, damit die Luft kräftig durchs Haus zog. Dann zog er einen Stuhl heran und drückte mich sanft hinunter. „Das kommt, weil du so wenig schläfst. Dein Körper leistet Höchstarbeit und macht dich darauf aufmerksam, dass du dich ausruhen musst.“ „Ich weiß, aber für diese wirren Träume kann ich nun mal nichts.“ Es war tatsächlich jeden Abend so, dass ich verrückte Dinge träumte und dann einfach nicht mehr einschlafen konnte. Taylor selbst hatte dann immer wieder versucht, mich zum Einschlafen zu kriegen, aber so sehr er sich auch anstrengte, es gelang ihm nicht. Uns beiden nicht. In den Träumen war im ersten Moment alles wunderbar, ich sah Szenen, die ich aus Vorherigen bereits kannte, aber dann wandelte es sich und wurde wirr und unverständlich. Kenneth und ich unterhielten uns oft darüber, aber auch er konnte sich nicht erklären, was es zu bedeuten hatte, dass die Bilder, die sonst so eindeutig erschienen, nun so undurchschaubar waren. Meine Erklärung, dass ich vielleicht diese Fähigkeit verlor, tat er mit einer abweisenden Handbewegung ab. Er meinte, dass man so etwas nicht einfach verlernte oder verlor. Schon gar nicht von einem Tag zum Anderen. Aber in seinen Augen hatte ich gesehen, dass er bereits selbst daran gedacht hatte. Und ich war der festen Überzeugung, dass er in seinen Büchern bereits nach ähnlichen Vorfällen suchte. „Willst du dich vielleicht ein bisschen hinlegen? Oben gibt es ein paar Schlafzimmer…“ Ich schüttelte den Kopf und blickte ihm fest in die Augen. „Ich bleibe noch ein bisschen hier sitzen und trinke das Wasser aus. Du wirst sehen, es geht gleich wieder. Aber danke!“ „Na schön“, gab er sich nur ungern geschlagen, erhob sich jedoch und ging seinem Bruder helfen, der bereits wieder Möbel verschob. Carly verabschiedete sich in die Küche, um den Bowleansatz vorzubereiten. Ich währenddessen blickte auf das rauschende Meer hinaus, hörte wie sich die Wellen am Pier brachen, der sich ganz in der Nähe befand. Die Hitze war einfach unerträglich und ich erinnerte mich nicht, je zuvor so unter der Wärme der Sonne gelitten zu haben. Egal, wie heiß die Sommer zuvor gewesen waren. Ich beschloss mich auf die Terrasse zu setzen, wo der Wind am stärksten war. Doch als ich aufstand und mich ein paar Schritte auf die große Tür zu bewegte, wurde mir plötzlich schwarz vor Augen.

 

Ich stand in einem wunderschönen Haus im Landhausstil. Nach einigen Augenblicken erkannte ich es aus anderen Träumen wieder. Es war unser zukünftiges Heim, das von Taylor und mir. Das Wetter draußen war herrlich, doch ich konnte nicht raus, weil ich dringend die Wäsche aufhängen musste. Er durfte nicht sehen, dass ich herumlief, wo er doch immer so besorgt war in letzter Zeit. Ich schüttelte das letzte Hemd auf und hing es über die Leine im Wirtschaftsraum. Der Garten war gerade im Umbau, sodass ich die Wäsche nicht wie üblich bei diesem Wetter draußen aufhängen konnte. Wir hatten die Wäschespinne abgebaut, um für etwas Anderes, etwas Großes Platz zu machen. Sie würden wir woanders wieder einbetonieren. Ich ging in die Küche und nahm mir den kleinen Topf Eiscreme aus dem Gefrierschrank. Dann kramte ich einen großen Löffel aus der Schublade hervor und ließ mich in den hübschen dunkelgrünen Ohrensessel am Kamin fallen. Sonst war das sein Platz, aber wenn er unterwegs war, genoss ich den Geruch, der von ihm noch daran haftete. Ich fühlte mich dann mit ihm verbunden. Nachdem ich den Rest Eis aufgegessen hatte, hörte ich das Auto in die Auffahrt einbiegen und blickte voller Vorfreude auf die Eingangstür. Einen Atemzug später stand er im Türrahmen, bepackt mit zwei großen Einkaufstüten und blickte mich leicht lächelnd an. „Ich wusste genau, dass du nicht im Bett bleiben würdest.“ „Und ich sagte, dass du nicht so ängstlich sein sollst“, antwortete ich und folgte ihm in die Küche. „Mir geht es blendend und ich wünschte, du würdest mir das endlich glauben.“ Mit einem Schwung verfrachtete ich den leeren Becher in den Müll. „Trotzdem müssen wir es nicht wieder herausfordern, oder?“ Hinter seinem Rücken rollte ich leicht mit den Augen und warf einen Blick auf den Einkauf. „Suchst du das?“, fragte er und hielt mir einen neuen Becher Eis vor die Nase. Ich klatschte aufgeregt in die Hände. „Oh, du bist einfach der Beste.“ „Ich weiß“, hauchte er, küsste mich auf die Nasenspitze und brachte dann ein paar Dosen in den Wirtschaftsraum. „Du kannst es einfach nicht lassen, oder?“ Ich tat, als wüsste ich nicht, was er meinte. „Was ist denn?“ „Die Ärztin hat gesagt, dass du dich nicht überanstrengen sollst.“ Er stand vor mir, deutete jedoch auf die offene Tür hinter ihm, wo die Wäsche auf der Leine hing. Ich stellte den Becher beiseite, schlang meine Arme um seinen Nacken und führte ihn zur Couch im Wohnzimmer. „Wäsche zu waschen und aufzuhängen ist ja auch keine Arbeit, bei der man sich einen Bruch oder Ähnliches heben kann. Schatz, ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du dich sorgst, aber… Ich bin schwanger, nicht todkrank.“ Taylor strich mir sanft übers Haar und seufzte. „Ich möchte euch nur nicht verlieren.“ Ich lehnte mich an seine Schulter und war überrascht, wie schwach mich der Duft seines Aftershaves immer noch machte. „Ich weiß, dass ich vor langer Zeit die Signale meines Körpers missachtet habe, aber ich bin jetzt für Zwei verantwortlich und das passiert mir nie wieder. Ich setze unser Baby nicht einfach so aufs Spiel, das verspreche ich dir.“ „Na schön… Ich hol dir dein Eis, ja?“ „Ach, du weißt einfach immer, was ich möchte, Schatz.“ „Ja, das ist wohl meine Gabe!“ Ich lachte herzhaft und sank glücklich auf die Couch zurück, während Taylor mir grinsend die Zunge herausstreckte.

 

Ich kniff die Augen zu und öffnete langsam meine Lider. Taylor stand im Türrahmen, anscheinend war er gerade erst hereingekommen. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich erschöpft und erholt zugleich. „Was ist passiert? Wo bin ich hier?“ Das Zimmer war mir völlig unbekannt und gerade als ich mich aufrichten wollte, griff Taylor nach meiner Hand und drückte mich sanft aber bestimmt ins Kissen zurück. Draußen wurde es langsam dunkel, aber ich hörte das Meeresrauschen. Wir waren also noch immer im Strandhaus. „Du bist einfach umgekippt. Die Hitze und der wenige Schlaf haben dir ordentlich zugesetzt. Du hast einige Stunden durchgeschlafen. Hier, trink ein bisschen was.“ Er stütze mich und ich trank ein paar Schlucke aus der Wasserflasche. „Wo sind die Anderen?“, fragte ich und legte mich wieder hin. „Die sind schon nach Hause. Ich hielt es für besser, dich richtig ausschlafen zu lassen und dich dann erst nach Hause zu bringen. Deinen Vater habe ich bereits informiert. Aber da sie vor einer Stunde eine Sturmwarnung rausgegeben haben, hat er gemeint, dass wir hier bleiben und erst morgen zurückfahren sollen.“ „Sturmwarnung?“ „Ja, der Wind hat vor ein paar Minuten heftig zugenommen. Es werden keine Häuser umgerissen, aber mit dem Auto herumzufahren, wäre im Moment keine gute Idee, wegen herabstürzender Äste. Essen und Trinken haben wir ja hier. Fließend Wasser und Strom gibt es auch. Eine Nacht dürfte also nicht all zu schwierig werden.“ Es war bereits so dunkel draußen, dass er die Lampe auf dem Nachttisch anknipsen musste. Dann sah er mich leicht lächelnd an. „Es tut mir leid, Taylor!“ „Wofür entschuldigst du dich?“ „Ich hätte auf dich und auf meinen Körper hören sollen. Du hattest vollkommen Recht, mich ins Bett zu schicken. Aber ich bin ein Sturkopf in solchen Dingen, entschuldige.“ „Als hätte ich nicht gewusst, worauf ich mich einlasse, wenn ich mit dir zusammen bin. Auch wenn ich der Meinung bin, dass du dich nicht bei mir entschuldigen musst, nehme ich sie dennoch an. Es kommt nicht oft vor, dass du im Unrecht bist, das muss ich nutzen.“ „Überspann den Bogen nicht, Schatz.“ „Na gut. Ich hol dir was zu Essen, warte hier.“ „Nein“, rief ich ihm nach. Er wandte sich zu mir um, überrascht, wie mir schien. „Ich hab wirklich keinen Hunger, ich schwöre. Bitte, bleib hier.“ Langsam kam er zurück und hockte sich neben das Bett, eine meiner Hände in seinen verborgen. „Ist alles okay?“ „Ja, aber wir haben endlich mal eine Nacht für uns ganz allein. Das Haus ist leer und ich möchte einfach nicht alleine sein.“ „Hattest du einen schlechten Traum?“, fragte er, während er sich neben mich legte und sanft an seine Brust zog. „Ganz im Gegenteil. Er war sehr schön und endete nicht wirr. Ich glaube, mein Körper hat mir in den anderen Träumen Signale geben wollen und ich werde jetzt mehr darauf vertrauen, was er mir sagt.“ „Klingt vernünftig, finde ich.“ „Das dachte ich mir schon. Sag mal,…?“ „Ja?!“ „Habe ich dich damals sehr in den Wahnsinn getrieben, als ich jeden Abend versucht habe, dich zu verführen?“ Er sah mir fest in die Augen und strich mir eine Strähne aus der Stirn. „Ich gebe zu, einfach war es nicht, standhaft zu bleiben. Aber ich bereue es auch nicht mit dir... Das denkst du doch nicht etwa, oder?“ „Nein. Aber der Traum hat mir klar gemacht, wie viel Sorgen ich dir manchmal bereite. Ich mache das nicht absichtlich, aber für dich ist es eben nicht einfach. Sei nicht böse, ich werde dir von diesem Traum nicht erzählen. Ich werde es nicht dazu kommen lassen, dass es so passiert,…dass du dir Sorgen machen musst.“ Ich bemerkte Taylors Blick und fügte hinzu: „Mir ist nichts passiert, wirklich nicht. Es war alles gut, aber du hast dir wieder Sorgen gemacht und das möchte ich nicht mehr.“ Der Wind heulte um das Haus und drückte gegen die Fenster, die im Rahmen klirrten. Wir hörten, wie das Wasser aufgepeitscht wurde, aber ich fühlte mich sicher und geborgen in Taylors Nähe. Er schob die Schuhe von seinen Füßen und ließ sie zu Boden fallen, dann knipste er das Licht aus. Ich lauschte eine Weile seinem Atem, spürte unter meinen Handflächen seinen kräftigen Herzschlag und schloss langsam die Augen, um mich ganz auf ihn konzentrieren zu können. Der Sturm wurde heftiger. Die Geräusche des prasselnden Regens mischten sich mit denen von Blitz und Donner. Und dann senkte Taylor seine Lippen ganz zaghaft auf meine, seine Hände glitten unter mein T-Shirt, streichelten Rücken und Hüfte. Erst als meine Lippen ihm antworteten, legte er sich auf mich, presste seinen Körper an meinen und fuhr dann mit seinen Fingern durch mein Haar. Er strahlte so viel Vertrauen, Kraft und Wärme aus, dass ich einfach mitgerissen wurde. Mein Körper antwortete, ohne dass ich viel darüber nachdachte, was ich tat. Die Hände berührten seine Wangen, seinen Nacken und seine Oberarme, während meine Beine sich leicht um seine schlangen. Taylor half mir aus dem Shirt, dann zog er seines aus und ich konnte ihn kurz, weil ein Blitz das Zimmer erleuchtete, glücklich lächeln sehen. Ich glaubte, mein Herz müsste vor lauter Zufriedenheit und Liebe zerspringen, aber es hämmerte nur kräftig gegen meine Rippen und blieb ganz. Sein warmer Körper schmiegte sich an meinen und dann waren da einfach nur noch wir.

 

20. August

Er ist hier. Ich weiß nicht, wie und warum, aber er hat mich gefunden. Wieso? Was habe ich ihm getan? Mein Leuchten sei es, sagt er. Ich hasse ihn. Für alles, was er getan hat. Für alles, was er tun wird. Er ist hier und ich habe Angst, dass alles von vorn beginnt.

 

Der nächste Tag war einfach viel zu schnell gekommen. Eine ganze Weile hatten wir noch im Bett gelegen und versucht zu verdrängen, dass wir bald losfahren mussten. Mir war es zum ersten Mal wie unser erstes gemeinsames Heim vorgekommen. Doch dann hatte mein Vater auf meinem Handy angerufen und gefragt, ob alles in Ordnung sei. Da blieb uns natürlich nichts anderes übrig, als schnell zu frühstücken und dann ins Auto zu steigen. Wir sprachen nicht viel auf der Rückfahrt, aber das mussten wir auch nicht. Ehrlich gesagt, war ich wegen letzter Nacht sogar sehr sprachlos. Ich hatte nie für möglich gehalten, dass Taylor von sich aus die Initiative ergreifen würde, aber was er mir damit hatte sagen wollen, war…wow. Er war der wundervollste Mensch, der mir je begegnet war und er machte mich stark, glücklich und…sprachlos. Es war grandios ihn lieben zu dürfen, an seinem Leben teilzuhaben. Ich seufzte leise und er legte seine rechte Hand auf mein Knie. Wir lächelten einander nur an.

 

Jedes Mal, wenn dieses Wesen ihn anlächelte, war es als würde er sie das erste Mal wahrhaftig sehen. Nun waren sie schon bald vier Monate zusammen, die kurze Zeit der Trennung mal außer Acht gelassen, und sie schaffte es immer noch ihn so zu bezaubern. Ein Augenaufschlag, ein kleines Lächeln, die einfache Berührung ihrer schmalen zarten Finger auf seiner Haut. Aus dem Augenwinkel sah er, dass sie die Fensterscheibe herunterfuhr. Dann schloss sie die Augen und genoss den warmen Wind, der ihr Gesicht traf. Ihr Haar wurde leicht nach hinten geweht und trug ihren Duft zu ihm. Lavendel. Egal, wo er war, dieser Duft war mit keiner anderen Erinnerung, an keinen seiner Lieben vergleichbar. Allein der leichte Hauch war atemberaubend. Er freute sich auf jeden weiteren Tag mit ihr. Jede Sekunde, die er in ihrer Nähe war, war so kostbar und so faszinierend. Ihre linke Hand strich sanft über seinen Nacken und sein ganzer Körper begann zu kribbeln. Jede Faser in ihm reckte sich ihr entgegen. Immer, wenn sie ihm von einem Moment in ihrer Zukunft erzählte, stellte er es sich in seinem Inneren vor. Wie sie beide in der Kirche stehen, wie sie das Baby aus der Wiege hebt, um es ihm zu reichen, wie sie gemeinsam auf ihrer Veranda sitzen und zusammen alt werden. Kinder, Enkelkinder, vielleicht Urenkel. Früher war ihm so etwas egal gewesen. Nicht mehr, seitdem er Lilly kannte. Auch seine Familie hatte ihm bereits gesagt, dass er sich durch sie geöffnet hätte. Sie freuten sich, dass er an die Zukunft dachte, sie bewusst plante. Er hatte sich bereits an einigen Colleges beworben, selbst Lilly wusste das noch nicht. Es waren natürlich alles die, wo sie eine Zusage erhalten hatte. Sie würden zusammen auf eines davon gehen können, so Gott wollte und ihm ebenfalls eine einzige Bestätigung gesandt wurde. „Wann meinst du, sollte man am besten heiraten?“ „Wie?“ Sie hatte ihn aus seinem Tagtraum geholt und er blickte wieder ganz genau auf die Straße. „Ich weiß nicht. Von was genau sprechen wir? Der Jahreszeit?“ „Die ist natürlich auch wichtig, aber… Nein, ich meine, in welchem Alter?“ „Meine Mutter sagte, sie hätte es gespürt. Ich selbst, weiß es nicht. Ich war bisher noch nicht verlobt, geschweige denn hatte die passende Frau dafür.“ Sie schenkte ihm ein schiefes Lächeln. „Da hast du aber gerade so noch mal die Kurve genommen, mh? …Spüren soll man so etwas also…na ja.“ „Wieso fragst du?“ „Ach, ich weiß auch nicht. Morgen werde ich 18 und…“ „Willst du morgen etwa vor den Altar treten?“ „Aber nein. Doch ich denke jetzt vermehrt über mein späteres Leben, entschuldige, unser späteres Leben nach und dann diese ganzen Träume, Visionen oder was auch immer es ist. Ich war darin immer Mitte 20, aber in manchen Momenten…wenn du mich anlächelst, in Nächten wie gestern oder mir leise zuflüsterst, dass du mich liebst, dann…“ Sie schüttelte leicht den Kopf und seufzte. „…dann möchte ich dich sofort schnappen, vor einen Geistlichen treten und »Ja, ich will« in die Welt hinaus rufen.“ „Nur ein Wort von dir, Lilly…“ „Wir sollten wohl doch ein bisschen Zeit für die Planung einberechnen, meinst du nicht? Aber ich danke dir, vielmals.“ „Dafür nicht.“ Und er meinte es ernst. Sie musste ihm für gar nichts dankbar sein. Ganz im Gegenteil. Schon so oft hatte sie bewiesen, wie viel ihr an ihm lag. Sie zeigte nie Angst, wenn er sich in einen Wolf verwandelte und selbst dann nicht, wenn er ihr vor Augen führte, wie gefährlich er sein konnte. Er wollte sie natürlich nicht verscheuchen, aber manchmal glaubte er, sie unterschätzte seine Kräfte. Nur eine falsche Bewegung und sie würde durch seine eigene Hand sterben. Jedes Mal, wenn sie nachts allein waren, hatte er Angst, etwas falsch zu machen, sie zu verletzen. Das würde er sich niemals verzeihen können. Aber seine Gefühle für sie waren ebenso unerschütterlich. Es war für ihn nicht möglich, sich fern- oder zurückzuhalten. Er hatte ihr und auch ihrem Vater ein Versprechen gegeben. Und die würde er halten. Egal, was auch passierte. „Schatz, ist alles in Ordnung?“ Er wandte sein Gesicht kurz zu ihr um und lächelte sie an. „Aber ja, ich war nur ein wenig in Gedanken. …Wir sind gleich da, das ging ja schnell.“ „Du bist zwischendurch auch etwas schneller gefahren als sonst.“ Das war ihm gar nicht aufgefallen. Und es bedeutete, dass er sie eine Weile nicht sehen würde, was ihn wiederum traurig stimmte. „Du willst wirklich nicht zum Mittagessen bleiben?“, fragte sie leise und fuhr mit ihrer Hand durch die Luft, außerhalb des Autos. „Mein Vater hat mich um einen Gefallen gebeten, tut mir leid. Außerdem sollte ich mich mal wieder öfter bei ihnen blicken lassen. Und ich hole dich morgen doch zu der Party ab.“ „Es bleibt dabei, dass wir ein bisschen früher hinfahren, um ein paar letzte Handgriffe zu machen, ja?“ „Na klar. Sean weiß auch schon bescheid und der wird Carly abholen, oder?“ „Davon gehe ich aus. Die beiden sind ja ebenfalls unzertrennlich.“ Er hielt vor dem hübschen Haus und stellte den Motor ab. Dann stiegen beide gemeinsam aus und er begleitete sie bis zur Haustür. „Ruh dich noch ein bisschen aus, ich ruf dich heute Abend noch kurz an, ja?“ „Gut.“ Ihre Hände berührten seine Brust und sein Herz begann schneller zu schlagen. Das passierte nach all der Zeit noch immer. „Du fehlst mir jetzt schon“, hauchte sie und richtete den Kragen seines Hemdes, um sich zu beschäftigen und ihm nicht in die Augen blicken zu müssen. Er lächelte warm auf sie hinunter und umarmte sie fest. Sie wirkte so klein und zerbrechlich und dann fiel ihm ein, dass sie wahrscheinlich an den nächsten Morgen dachte. Der Besuch am Grab ihrer Mutter stand ihr vor der Feier noch bevor. „Du mir auch. Du kannst mich morgen Vormittag gern anrufen, wenn du möchtest.“ Lilly nickte und ihre Augen tauchten in die seinen. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. „Bis dann“, wisperte sie und strich ihm über die Wange. „Bis dann“, antwortete er ebenso leise und ließ sie ganz langsam los. Er trat die Treppen hinunter und spürte, wie sie ihm nachsah. „Ach, Taylor?“ „Ja?“ „Keine Dummheiten, bitte!“ „Ist gut“, grinste er zurück und stieg dann ins Auto. Während sie ins Haus ging, startete er den Motor und blickte auf die geschlossene Tür. ‚Sie war so anders‘, dachte er und lenkte seinen Wagen auf die Straße. ‚Es wird am morgigen Tag liegen, das ist sicher alles.‘

 

28. August  (Bitte, verzeih mir, Liebling.)

Zurückblickend betrachtet erscheint mir von diesem Tag an Einiges klarer. Es ist nicht die Tatsache, dass ich nun die Wahrheit weiß, sondern, dass ich endlich die Gewissheit habe, dass ich mich all die Zeit nicht geirrt habe. Dieser eine Augenblick, der unser Leben für immer verändern würde, war nun völlig einleuchtend. Immer noch grausam, aber ich werde endlich in der Lage sein freier zu atmen. Einzig und allein darum geht es, glaube ich. Mich endlich von allem zu lösen, was mich gefangen hält in der Vergangenheit, nicht in der Lage auf die Zukunft zu sehen. Vielleicht ist es genau deshalb so einfach zu gehen… Auch wenn ich gebrochene Herzen und ein wundervolles Leben zurücklasse.

Ich hoffe, dass du mir eines Tages vergeben kannst. Auch wenn du es jetzt noch nicht verstehst, aber sei stark. Es wird der Tag kommen, wenn er auch noch in weiter Ferne liegt, an dem dir alles erklärt wird. Ich wünschte, ich könnte an deiner Seite sein. Ich wünschte wirklich, ich würde den Rest meines Lebens mit dir gemeinsam verbringen. Aber wir alle haben unsere Aufgaben. Und meine wird mich heute an einen anderen Ort führen. Verzeih mir. Doch, bitte, vergiss niemals, dass ich dich mehr liebe, als je einen Menschen zuvor.

 

Nachdem er die Erledigungen für seinen Vater gemacht hatte, parkte er das Auto vor dem Haus und nahm die Tüten vom Beifahrersitz. Noch ehe die Tür zuschlug, roch er den schwarzen Wolf in der Nähe des Hauses. Er drehte sich um, doch im Wald war nichts zu sehen, alles war ruhig. Und er schien sich auch nicht näher auf das Grundstück zu zubewegen. Ganz im Gegenteil. ‚Keine Dummheiten, ich hatte es versprochen.‘ Die Tüten in einem Arm und den Autoschlüssel in der anderen Hand, erklomm er die Stufen zum Hauseingang. Hinter diesem waren bereits die Schritte seines Bruders zu hören. „Wir haben uns schon gewundert, wo du solange bleibst. Warst du in einem anderen Bundesstaat einkaufen, oder was?“ „Halt die Klappe. Du hättest auch fahren können. Mal sehen, wie lange du gebraucht hättest, wenn all die älteren Damen dich bitten, sie vorzulassen und dann einen Einkauf für drei Monate aufs Band legen.“ „Wie viele waren es denn?“, fragte nun sein Vater und blickte ihn aus merkwürdigen Augen an. „Vier. Ich habe schließlich deine Erziehung genossen.“ Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Geruch Lillys in der Luft lag. „Guter Junge. Hast du alles bekommen?“ Sein Bruder rieb ihm über den Kopf. „Ja. Würde mir mal jemand erklären, warum ich Lilly hier rieche?“ „Weil sie oft in deinem Auto sitzt und der Duft nicht mehr aus deiner Nase geht?!“ Beide wandten sich von ihm ab. „Hey!“, rief er und sie stoppten, weil sie den Zorn spüren konnten, „Ich hätte gern eine ehrliche Antwort.“ „Sie war vorhin hier und ist vor ein paar Minuten wieder weg“, meinte sein Vater und blickte ihn ernst an. All seine Sinne suchten den Wald um das Haus herum ab, doch er spürte sie nicht. „Sie ist allein gefahren?“ „Ja.“ „Warum…warum war sie hier?“ Beide starrten einander emotionslos an und dann war es Taylor, der nach einer Weile wieder die Stimme nutzte. „Das hast du nicht getan!“ „Doch. Und du wusstest, dass ich es tun würde, wenn sie mich darum bittet. Ich wollte standhaft bleiben, aber sie flehte mich an. Von Anfang an habe ich keinen Hehl daraus gemacht, dass es ihr zusteht. Auch dir habe ich das gesagt.“ „Dann hättest du es mich tun lassen sollen.“ „Wenn du es bis heute nicht geschafft hast, hättest du es auch jetzt nicht gekonnt. Das wissen wir alle.“ „Und dann habt ihr sie einfach alleine fahren lassen?“ „Wir mussten es ihr hoch und heilig versprechen.“ „Und du weißt, wie sie einem so ein Versprechen abverlangen kann?!“ Die Faust Taylors schnellte in Richtung Sean und der wurde prompt an der Wange getroffen und in die Küche geschleudert. Noch ehe sie ihn aufhalten konnten, verschwand er nach draußen.

„Du hättest ihn auch anders provozieren können…“ „Damit er sich auf den Wolf stürzt? Ich bin doch nicht bescheuert. Jetzt denkt er nur noch an Lilly und ist seine Wut los. Und das ist alles, was wir noch tun konnten.“ „Ja, ich hoffe, er findet sie früher als Der.“ Sean wischte sich das Blut von der Lippe und sammelte das Obst vom Boden auf. „Taylor macht das schon.“ „Ich weiß, aber dein Bruder ist… Er wird sich an seinen Schwur halten.“ „Ja, verdammt. In dieser Hinsicht sind wir endlich mal einer Meinung. Würde es dabei um Carly und mich gehen, würde ich ebenso handeln. Dieser Dreckskerl hätte bestimmt nichts zu lachen. Und am liebsten wäre ich jetzt dabei… Die kleine Lilly ist mir ebenso sehr ans Herz gewachsen wie dir. Sie hat vom ersten Tag an zu uns gehört. Und versuch nicht, mich anzulügen. Du hast es doch ebenso gespürt, wie ich. In dem Moment, als er sie hierher brachte und sie dir vorstellte, passierte es. Lilly war sofort mit uns verbunden. Sie ist mit ihm verbunden für den Rest ihres Lebens und wird auf ewig ein Teil unserer Familie sein.“ „Ja, ich habe es natürlich gespürt. Und ich kenne dieses Gefühl. Es war wie bei eurer Mutter.“

 

In seinem ganzen Leben war er als Wolf noch nie so schnell unterwegs gewesen. Er hetzte durch den Wald, die Nase immer in der Luft, um Lillys Duft sofort aufzufangen. Und innerlich rang er mit sich, ob er dafür bereit war auch ihr Blut riechen zu können. ‚Um Himmels Willen, hier irgendwo muss sie doch sein.‘ Da tauchte das schwarze Tier vor ihm auf. „Der Schoßhund. Lange nicht gesehen. Suchst du jemand Bestimmten?“ „Wo ist sie? Was hast du mit ihr gemacht?“ „Mit wem?“ „Tu nicht so blöd. Lilly, wo ist sie?“ „Ach, ist ihr endlich klar geworden, wie erbärmlich du bist und ist dir davon gerannt?! Bravo, der erste Schritt in die richtige Richtung!“ „Verdammt, lass deine Spielchen.“ „So amüsant es mit dir auch ist, aber sie war nicht hier. Ich habe sie seit der letzten blutigen Begegnung mit dir, nicht gesehen. Sollte sie denn etwas von mir wollen?“ „Außer dich zu töten?“ „Oh, nun werde mal nicht gleich unverschämt. Die Kleine könnte mir niemals etwas antun…“ „Du meinst, weil sie bisher nicht wusste, was du vor ein paar Jahren angestellt hast?“ Der Schwarze bleckte die Zähne. „Also habt ihr, ihr endlich mal die ganze Geschichte erzählt? Schön, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann sie zu mir kommt. Ich werde nett zu ihr sein, versprochen.“ „Du…“ Von irgendwo hörte er ein hohes Klingeln. Endlich begriff er und verwandelte sich in seine menschliche Gestalt zurück, damit er an sein Handy gehen konnte. „Wo bist du?“ Am anderen Ende war es still, dann endlich sprach sie: „Alles in Ordnung bei dir? Ich bin zu Hause, warum?“ Ein Seufzer entrang sich seiner Kehle. „Meine Güte, ich hatte Angst, weil mein Vater… Weißt du was, das können wir auch später bereden. Was gibt es?“ „Ich wollte eigentlich nur sicher gehen, dass du nicht dort bist, wo du eben mich vermutet hast!“ „Dann würde ich vorschlagen, dass wir in einer Viertelstunde noch mal telefonieren. Bis später!“ „Taylor…“ Er legte auf. „Furchtbar, wie man sein Leben freiwillig in so einem Körper verbringen wollen kann. Menschen sind niedere Kreaturen, die keinen Sinn für Freiheit und Leben haben. Widerlich sich dem anzupassen.“ Zwei Wölfe starrten einander wieder an. „Sagt ausgerechnet einer, der sich seinen niederen Instinkten hingibt und alles vernichtet, was ihm in den Weg kommt.“ „Da irrst du dich. Schließlich lebt deine kleine Freundin noch.“ „Ja, dein Glück.“ „Mir schlottern die Knie… Wollen wir es endlich beenden?“ „Danke, aber ich werde jetzt nach Hause gehen. Aber davon verstehst du nichts.“ Es fauchte hinter ihm, doch er wusste, dass er ihn nicht verfolgen würde. Und so rannte er zum Haus zurück und atmete erleichtert auf, als sein Handy kurz darauf wieder klingelte und er sich seine Standpauke anhörte.

„Wieso legst du einfach auf? Damit hast du es nicht gerade besser gemacht. Warte ab, wenn ich dich morgen in die Finger kriege, kannst du was erleben. Verdammt, Taylor, vielleicht rufst du mich vorher an und fragst mal wo ich bin, ehe du auf eigene Faust in den Wald rennst und Ihm begegnest.“ „Hey, das klingt, als würdest du mir einen Sieg gar nicht zutrauen“, meinte er leise und sie stieß einen erstickten Laut aus. „Darum geht es überhaupt nicht und das habe ich auch nicht gedacht, aber…ach, verdammt, was rege ich mich eigentlich noch auf? Du wirst beim nächsten Mal genauso handeln, also spar ich mir meinen Atem lieber.“ „Du schreist mich also noch schlimmer an, wenn ich es wieder tue?“ „Du bist echt ein hoffnungsloser Fall, Taylor Wood…“ „Kommt da noch ein positiver Kommentar?“ „Wozu? Wäre doch Verschwendung. Wenn du unbedingt umgebracht werden willst, los, nur zu. Aber denk das nächste Mal einfach an meine Gefühle.“ „Genau darum bin ich ja in den Wald. Weil ich nur an dich gedacht habe. Wenn ich dich verloren hätte…“ Er ließ sich auf den Stufen der Veranda nieder und strich sich über Stirn und Haar. „Wieso hast du es mir nicht erzählt?“, fragte sie zaghaft und er hörte, wie sie am anderen Ende das Fenster öffnete. Wahrscheinlich setzte sie sich gerade davor und sah hinaus auf den Sonnenuntergang. Den, den er selbst nur verschwommen durch die Bäume betrachten konnte.
 

Lange hörte ich nichts von ihm, nur das leise ruhige Atmen. „Ich könnte sagen, weil ich nicht die richtigen Worte gefunden hätte. Oder, weil ich dich nicht kränken wollte, weil ich dich dann daran erinnert hätte. Aber…“ Er stockte und ich ließ ihm alle Zeit, die er brauchte. „…wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann…hatte ich einfach Angst.“ „Wovor?“ „Dich zu verlieren. Ich dachte, du würdest das tun, was ich eben von dir erwartet habe. Ich meine, du hättest das Recht dazu, wirklich. Aber, wenn ich dich verliere, dann wäre meine Welt völlig... Allein der Gedanke, dass du dich freiwillig zu diesem Monster begibst und er dich…ich hätte es einfach nicht ertragen. Meine Angst war zu groß, darum habe ich dir nichts gesagt.“ Ich konnte einfach nicht sprechen. Ein Kloß schnürte mir die Kehle zu und ich versuchte die Tränen und das Schluchzen herunter zu schlucken. Ich hatte immer gedacht, dass er so etwas nicht fühlte. Angst. Für mich war er der Felsen in der tosenden See, der jedem Sturm trotzte und sich niemals beirren ließ. Aber es ging ihm so wie mir. Er hatte ebensolche Angst die Dinge zu verlieren, die ihm am wichtigsten waren, wie jeder andere auch. Ich wollte jetzt bei ihm sein, ich wollte ihn in den Arm nehmen, um ihn wieder lächeln zu sehen. Um ihm zu sagen, dass ich ihn liebte und ihn niemals freiwillig verlassen würde. Stattdessen saß ich noch immer am Boden meines Zimmers und umklammerte mit meiner freien Hand meine Brust. Mein Herz schmerzte so unglaublich, dass ich glaubte, es würde zerspringen. Ich hörte ihn so laut und klar, wie nie zuvor. Er rief mich zu sich, lockte mich mit stillen grauenvollen Versprechungen, in dem er mir Bilder sandte. Taylor, sprich mit mir, lenk mich ab, dachte ich und konnte es nicht aussprechen. Noch immer war meine Kehle wie zugeschnürt. Mein Blut rauschte durch meinen Körper, versetzte mir Adrenalinschübe. Seine Stimme wurde lauter, so als käme er selbst näher. Mit letzter Kraft richtete ich mich auf, hielt mich am Rahmen fest und zog das Fenster mit einem Rumms herunter. Und blieb am Boden liegen. Ich zitterte am ganzen Leib. Ich wusste, dass ihn das bisschen Glas und Holz nicht abhalten würde. Wusste, dass er es sich in den Kopf gesetzt hatte und durchführen würde. Er hatte so lange gewartet und war es endgültig leid. Mein Brustkorb stand kurz davor zu Bersten. Ich konnte immer stärker fühlen, wie er mich zu sich zog. Seine Stimme drang leise und stetig durch die Hauswand. „Lilly, du hast allen Grund wütend auch mich zu sein“, drang es durch den Hörer. Ich bin nicht wütend, wirklich nicht. Stumme Tränen rannen über meine Wangen, verfingen sich in meinem Haar, das ausgebreitet auf dem Boden lag. „Und ich verstehe, wenn du dich eine Weile zurückziehen willst.“ Nein, nicht. Leg nicht auf! Mein Blick wurde trüb und mir blieb die Luft weg. „Aber ich hol dich morgen ab und wir reden ganz in Ruhe darüber. Bitte!“ Hilf mir, ich bin hilflos ohne dich! Ich war es schon immer. Ich habe so unglaubliche Angst vor ihm. Ich bin nicht so stark, wie ich immer tue. „Ich liebe dich, Lilly. …Bitte, sag was!“ Meine Lippen öffneten sich leicht, doch es kam kein Laut aus meinem Mund. Ich blickte auf das Display, las immer wieder seinen Namen. Flehte alles an, was mich in diesem Zustand noch hören konnte. „Bitte…“, hauchte er in den Hörer. Ich konnte sein flehendes Gesicht vor mir sehen. Dachte daran, wie sehr es ihn jetzt verletzte und dann… Ein ohrenbetäubender Knall erlöste mich, ich bäumte mich auf und ein heller lauter Schrei entfuhr meiner Kehle. Das Fenster barst und tausende Scherben prasselten auf mich nieder.

 

Einen so markerschütternden Schrei hatte er noch nie gehört. Selbst seine Mutter in ihrem Todeskampf hatte nicht solchen Schmerz aus ihrem Leib geschrien. Er spürte die Anwesenheit seines Vaters und seines Bruders hinter sich. „Was war das? Taylor, war das…?“ Er konnte nicht sprechen. Das Handy glitt aus seiner Hand und fiel schellend zu Boden. Und eine Antwort war ebenso wenig nötig. Sie alle konnten es auch über die Entfernung riechen. Da mischten sich die Gerüche von Schießpulver und frischem Blut. Das warme sonst so lebensbejahende Blut von Lillian Connor. Er konnte nicht mehr klar denken und lief. Lief so schnell er konnte, während sich seine Krallen in den leicht feuchten Waldboden senkten. Nur diesem einen Gedanken folgend, als er über morsche umgestürzte Bäume flog. Sie muss einfach noch leben! Und dann erklang in der Ferne ein weiterer Schuss.

 

Krankenwagen und Polizei waren bereits vor Ort und dabei hatte er gedacht, er würde schneller sein als sie. Er folgte ihrem Duft und verbannte jeden Gedanken, dass sie irgendwo hingegangen war, wohin er ihr nicht folgen konnte. Viele Menschen standen um die Absperrungen herum, reckten ihre Hälse und versuchten einen Blick auf Verletzte zu erhaschen. Es widerte ihn an und er schlich sich etwas am Rande unter dem gelben Band hindurch. Er musste sie sehen. Musste sich vergewissern, dass es ihr gut ging. Er konnte ihren Vater riechen, der im Wohnzimmer auf der Couch saß und den Blick gesenkt hielt. Sein Gewehr lag vor ihm auf dem kleinen Holztisch. Noch immer haftete der Geruch von Schießpulver und Angst an dem Mann. Taylor konnte die kalte Luft spüren, die von oben über die Treppe zu ihm herunter wehte. Ein Polizist drängelte sich an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten. Dann ein Sanitäter, der die Stufen herunterkam und den Kopf schüttelte. Er hatte das Gefühl sich übergeben und gleichzeitig schreien zu müssen. Wieso sprach niemand? Und erst jetzt bemerkte er die vollkommene Stille um sich herum. So als schwebe ein einziges Wort über allem und wartete darauf, dass es ausgesprochen werden würde. Aber er wollte es nicht einmal denken, aus Angst, es würde dann Wirklichkeit werden. Er konnte sich nicht rühren und doch wollte er hinaufgehen und in ihr Zimmer sehen. Wollte sicher gehen, dass er sich irrte. Sie alle sich irrten. Noch immer umhüllte ihn der süße Duft ihres Blutes. Taylor senkte den Blick und schloss kurz die Augen. Konzentriert darauf, sich nicht vorzustellen, was ihr zugestoßen war. Ihr Vater holte zitternd Luft und nickte als ein Polizist etwas fragte. Der Sanitäter, der vorhin den Kopf geschüttelt hatte, hockte sich vor ihn und untersuchte, ob er einen Schock erlitten hatte. Ein Mann, fast vollkommen in schwarz gekleidet, stand plötzlich im Türrahmen. Nur sein reines weißes Hemd leuchtete unter dem Licht der Lampe des Wohnzimmers auf. Er richtete seine Krawatte und blickte den nächstbesten Officer an. „Wo ist sie?“, fragte er leise mit kurzem Blick auf Dr. Connor und folgte dann dem Fingerzeig des Mannes vor sich. „Wie schlimm ist es?“ „Das sollten Sie besser selbst entscheiden.“ Taylor stockte das Herz. Und auch sein Magen versuchte noch einmal zu rebellieren. Stell es dir nicht vor, tu es nicht. Der Mann in Schwarz setzte sich sehr langsam in Bewegung. Es reizte ihn wohl auch nicht all zu sehr, das ganze Ausmaß zu sehen. Mit einem letzten Blick auf Dr. Connors blasses Gesicht, schritt auch Taylor die Stufen hinauf. Es war ein Leichtes an all den Leuten vorbei zu kommen. Innerlich wappnete er sich für alles, was da kommen möge. Je näher er ihrer Zimmertür kam, umso nervöser wurde er. Er öffnete vorsichtig und atemlos die Tür, den Knauf fest umschlossen.

Es war, als hätte ihm jemand mit einem schnellen Schnitt die Synapsen seines Gehirnes gekappt. Das Fenster war völlig hinüber und überall auf dem Boden lagen Scherben, wie kleine glitzernde Kristalle verteilt. Dazwischen hatten sich weiße Federn, besprenkelt mit Blutstropfen, einen Platz gesucht. Unter der Fensterbank sah er die zerfetzten Reste der kleinen Kissen, auf denen Lilly schon so oft gesessen und auf ihn gewartet hatte. Zwei Polizisten, ein Sanitäter und der Mann in Schwarz standen mit ihm im Raum, doch es kümmerte sich keiner um ihn. Sie waren alle zu sehr mit der Person auf dem Bett beschäftigt, die sich angestrengt die Augen rieb. „Hören Sie mir doch zu. Es geht mir gut. Ich möchte doch einfach nur kurz telefonieren, bitte.“ „Ms. Connor, Sie haben einen Schock erlitten…“, versuchte der Mann in Schwarz sie zu beschwichtigen, doch sie schüttelte vehement den Kopf. „Aber genau das versuche ich Ihnen und all den anderen Leuten doch klar zu machen. Ich stehe nicht unter Schock. Sonst würde ich wohl kaum mit Ihnen reden, Dr. Benning. Bitte, lassen Sie mich telefonieren und danach können Sie sich gern mit meiner Psyche beschäftigen.“ Der Typ war also ein Psychiater. Ja, er hatte davon gehört, dass in gewissen Fällen solche Doktoren zu den Tatorten gerufen wurden, um Beteiligten und Angehörigen Halt zu vermitteln und ihnen ein wenig die Angst zu nehmen. Und gegebenenfalls auch um einem Trauma entgegen zu wirken. Sein Blick haftete auf ihrem Gesicht. Feine schmale Kratzer und Schnitte bedeckten ihre Wangen, Hände, Arme und Schultern. Ihr Top war auf einer Seite blutgetränkt und Tränen hafteten in ihren Wimpern. „Ms. Connor, beruhigen Sie sich doch!“ „Ich bin vollkommen ruhig!“ Er wusste, dass das nicht stimmte, weil er ihren Herzschlag förmlich durch den Boden fühlen konnte. „Lassen Sie mich… Ich muss nur… Mein Verlobter, er weiß doch nicht…“ Und dann streifte ihr Blick den seinen, sie schlug die Hand vor den Mund und richtete sich auf. Es brauchte nur zwei Schritte, um bei ihr zu sein, sie zu stützen und sie fest in die Arme zu schließen, während sie beide zu Boden sanken. Er fühlte ihre heißen Tränen auf seiner Haut und empfand es als das befreiendste Gefühl, das jemals seinen Körper durchdrungen hatte. „Es ist gut, alles ist in Ordnung. Du bist hier, alles ist gut!“ Er wiederholte es immer wieder, betete es wie eine geheime Formel vor sich her. Und beide wussten sie, dass er es mehr zu sich selbst sagte. Ihr von Schluchzern bebender Körper war so zerbrechlich, so klein in seinen Armen. Seine Hand strich immer wieder liebevoll über ihr Haar, seine Lippen flüsterten ihr leise beruhigende Worte ins Ohr und dann fühlte er ihre Hände selbst durch sein T-Shirt. Sie musste furchtbare Angst gehabt haben. Ihre eiskalten Finger legten sich auf seine Brust, doch er zuckte nicht vor der Kälte zurück. Während er die Augen kurz schloss und ihren Scheitel küsste, hörte er die leisen Schritte der Männer, die sich aus dem Zimmer entfernten. Sein Herz schlug ruhig unter ihren Händen weiter, weil er wusste, dass es das war, was sie jetzt brauchte. Kein einziges Wort hätte ihr zu sagen vermocht, was sein Herz konnte. Jede Faser seines Körpers war auf sie gerichtet. Er lauschte und hörte ihren leisen, gleichmäßigen Atem, als sie in seinen Armen eingeschlafen war. Dann trug er sie auf den Armen nach unten und mit einem aufmunterndem Blick zu ihrem Vater, bog er in dessen Schlafzimmer ab. Als er sie losließ, um sich einen Stuhl heranzuziehen, seufzte sie auf. „Geh nicht weg, Taylor. Lass mich nicht allein“, flehte sie und griff nach seiner Hand. Sie begann wieder zu weinen. „Halt mich fest, ganz fest, bitte.“ Er schob sie vorsichtig ein Stück zurück, um sich neben sie zu legen und sie dann wieder an sich zu ziehen. Lilly vergrub ihr Gesicht an seinem Hals und zitterte entsetzlich. Und dann wisperte sie genau das, nah an seinem Ohr, was er bis vor wenigen Augenblicken selbst noch geglaubt hatte: „Ich dachte, ich sehe dich nie wieder!“ Lavendel, schrie es in ihm. Er brauchte jetzt ihren Duft, der ihm die Sinne vernebeln sollte, ihn vergessen machen sollte. Doch so fest er sie auch an sich presste, so sehr er sich bemühte, es brachte das Beben, tief in seinem Innern nicht zum Ersterben. Sie zuckte unter seinem Griff zusammen, hielt sich mit einer Hand die blutbefleckte Seite ihres Tops. Und ließ dennoch nicht zu, dass er seine Arme um sie lockerte. „Was ist…?“ „Ein leichter Streifschuss.“ Taylor zog scharf die Luft ein, so als hätte man ihm geradewegs in die Magenkuhle geschlagen. „Es war keine Absicht. …Der Wolf hatte mich als Schutzschild benutzt.“ Was es in seinen Augen auch nicht besser machte. Obwohl er ihrem Vater auch niemals Absicht unterstellt hätte. „Der erste Schuss traf ihn noch im Sprung, der Zweite sollte ihn töten, aber er reagierte schnell und schubste mich vor sich, als mein Vater abdrückte.“ Taylor wollte mehr erfahren, aber sie schüttelte den Kopf, als sie das erkannte und legte ihren Kopf in seine Armbeuge. Wieder blickte er auf die zierliche Gestalt neben sich und strich ihr über die Wange, woraufhin sie die Augen schloss. Es war immer nur Fassade gewesen. All ihre Bekundungen, sie habe keine Angst und sei stark. Alles Lüge, nur um ihm keine Sorgen zu bereiten. Und jetzt lag sie da, verwundbar, tränenüberströmt und so unglaublich unschuldig. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und nun fielen auch all seine Schutzmauern.

 

Heißes Nass traf meine Wange und ich blickte müde zu Taylor auf. In seinem Augenwinkel hing eine Träne und er flüsterte: „Verzeih mir. Es tut mir so unsagbar leid, Lilly.“ „Aber…“ „Ich habe dir einen Schwur geleistet, aber er ist mir immer einen Schritt voraus. Sobald ich glaube, er würde sich zurückziehen, stößt er wieder hervor und verletzt dich erneut. Ich will das nicht mehr! Ich will einfach nicht mehr so schwach sein, dass ich das Wichtigste in meinem Leben nicht schützen kann. Wir werden heiraten, so schnell wie möglich, damit ich Tag und Nacht an deiner Seite sein kann.“ „Es geht ihm nicht nur um mich, Taylor. Solange es einen Weg gibt, dich zu verletzen, auch ohne sich körperlich mit dir zu messen, wird er diesen gehen. Solange es mich…“ „Hör auf! Sag es nicht!“ Sein Arm, der eben noch beruhigend meinen Körper umschlungen hatte, legte sich über seine Augen, während er sich auf den Rücken rollte. So lag er eine ganze Weile da, sein Brustkorb hob und senkte sich heftig mit jedem tiefen Atemzug. Ich wollte die Traurigkeit und die Hilflosigkeit von seinem Gesicht wischen, aber ich fand einfach keine tröstenden Worte, die das hätten tun können. Mein Herz stach und brannte noch immer und mein Körper verspürte noch immer das leise Verlangen Ihm in die Wälder zu folgen, Ihm zu gehorchen. Ich war wütend auf mich selbst, weil ich das Gefühl hatte, Ihm widerstehen zu können, wenn ich es nur richtig versuchte und es trotzdem nicht tat. „Mein Zimmer war in den letzten Jahren immer ein sicherer Hafen für mich gewesen. Ein Zufluchtsort, um mich vor den Dingen, die draußen geschahen und die ich nicht beeinflussen konnte, zu schützen… Er hat mir das kaputt gemacht. Er hat das mit Füßen getreten.“ „Dann komm mit zu mir! Bleib heute Nacht bei mir.“ Ich sah zu ihm, er hatte seine Position nicht verändert, aber unter dem Schatten seines Armes, bemerkte ich, dass er die Augen geöffnet hatte und mich fixierte. „Deinen Vater lassen wir natürlich nicht alleine hier. Er kann auch mitkommen. Die Couch im Wohnzimmer ist ausklappbar.“ Er hatte diesen entschlossenen Gesichtsausdruck und irgendwas sagte mir, dass er keine Widerrede dulden würde. Ich nickte langsam.

 

Nachdem Polizei, Psychiater und Sanitäter endlich aus dem Haus verschwunden und das gelbe Absperrband mitgenommen hatten, war es endlich wieder ruhig. Auch die ‚widerwärtigen Gaffer‘, wie Taylor sie nannte, waren fort. Mein Vater sah immer noch schlecht aus. Er konnte es einfach nicht verkraften, dass er mich verletzt hatte, obwohl ich ihm schon tausend Mal beteuert hatte, dass ich ihm nicht im Geringsten böse war. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich tot. Den Vorschlag, nicht in unserem Haus die Nacht zu verbringen und bei anderen unterzukommen, nahm er mit Freuden an. Er schien sich nach alledem auch nicht mehr sehr sicher zu fühlen. Doch zu den Woods wollte er nicht. Nicht, weil er sie nicht mochte, sondern weil er sich bei Billard und Bier beruhigen und dann bei Murray unterkommen wollte. Zuerst schien er jedoch skeptisch, mich mit den Woods im Wald zu lassen, wo doch der Wolf dort unterwegs war. Dann nach vielem Wenn und Aber ließ er sich endlich überreden. Ich war so unglaublich müde, dass mir sogar auf der Fahrt zu den Woods die Augen zufielen. Sean, Kenneth und auch Carly, die von Taylor informiert worden waren, warteten bereits auf der Veranda. Jeder drückte mich einmal fest an sich und versuchte mich anzulächeln, doch es fiel ihnen sichtlich schwer. Später, als es bereits dunkel war und sich der Mond in seiner schönsten Pracht über dem Nachthimmel zeigte, lag ich noch immer wach. Ich hatte das Gästezimmer bekommen, doch obwohl ich noch immer müde war, konnte ich nicht einschlafen. (Carly war von Sean nach Hause gebracht worden, obwohl sie zuerst mit mir in einem Zimmer schlafen wollte. Aber ihre Eltern hielten das, wegen des Waldes ergo Wolfes, nicht für so gut und zitierten sie zurück.) Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere und fand keine richtige Position. Dann seufzte ich resignierend und klemmte mir das Kissen unter den Arm. Er sah einfach göttlich aus, wenn er schlief. Der Mond erhellte sein Zimmer und ich sah jedes Detail seines Gesichtes. „Was ist los?“, fragte er, doch seine Augen öffnete er nicht. „Ich schwöre dir, ich habe es wirklich versucht…“ Er drehte seinen Kopf zu mir und sah mich an. „…aber ohne dich neben mir, kann ich einfach nicht einschlafen.“ Taylor verzog keine Miene und sagte auch nichts, aber er schlug seine Bettdecke zurück und hieß mich in seiner wundervollen warmen Welt willkommen. Erst jetzt bemerkte ich, wie entsetzlich ich gefroren hatte.
 

Es war einfach unglaublich. Er wusste nicht, wie lange er schon so dalag, aber an Schlaf war nicht zu denken. Nur diese eine Wand, das war einfach grotesk. Er konnte ihren Herzschlag hindurch spüren, konnte hören wie sie sich im Bett umherwälzte, konnte ihre Sehnsucht förmlich riechen. So etwas Lächerliches. Dass sie überhaupt eingewilligt hatte im Gästezimmer zu schlafen und nicht gleich herübergekommen war, hatte ihn schon ein wenig erschreckt. Obwohl es in diesem Haus, mit diesen Mitbewohnern, wohl doch sehr schlau war. Er würde sich und sein Herz nicht unter Kontrolle haben, wenn sie bei ihm wäre und das würden natürlich auch die beiden Anderen mitbekommen. Sein Vater ließ ihm viele Freiheiten, aber ausreizen sollte er es wohl doch nicht. Und dennoch… Er hörte ihre federleichten Schritte und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Zunächst ließ er sich nichts anmerken, aber dann, nachdem er sie angeblickt hatte, rutschte ihm das Herz doch in die Hose. Sie sah einfach wie ein kleiner verlorener Engel aus. Die Lider halb geschlossen, die Wangen leicht gerötet, sich verlegen auf die Unterlippe beißend. Und dann machte er die Silhouette ihres perfekten Körpers unter dem, im Mondschein sehr durchscheinenden langen T-Shirt aus. Es trieb ihn in den Wahnsinn, als sie dann auch noch völlig unschuldig meinte: „…aber ohne dich neben mir, kann ich einfach nicht einschlafen.“ Sie ist einfach zuckersüß, wenn sie für etwas um Erlaubnis bittet, dass sie auch so von mir bekommen würde, dachte er und schlug gespielt teilnahmslos die Bettdecke zurück. Eine Weile lagen sie schon nebeneinander und endlich war sie wieder warm. „Bist du böse auf mich?“, wisperte sie leise und hatte insgeheim wohl damit gerechnet, dass er bereits schlief. „Nein, wieso?“ „Du bist seit vorhin so anders und da dachte ich, du wärst böse mit mir?!“ Er konnte spüren, wie alles in ihm dahin schmolz, als sie ihn schuldbewusst anblickte. Sein Blick wurde weich und er zog sie sanft an sich. „Bin ich wirklich nicht. Aber ich dachte, du würdest ein wenig Abstand brauchen…“ Er war immer leiser geworden und sie hatte sich näher an ihn kuscheln müssen, um es zu verstehen. „Von dir? Niemals!“ Ihre Hände umrahmten sein Gesicht und sie zog ihn zu sich, um ihn dann hauchzart und nur ganz kurz auf die Lippen zu küssen. Und wie, um es ihm noch besser zu beweisen, drückte sie sich nah an ihn. Der Duft ihres Körpers umhüllte ihn wie eine weiche Wolke. „Ich möchte niemals von dir getrennt werden.“ In ihren Worten las er so viel mehr und es zerriss ihm fast das Herz, dass er in all der Zeit nicht bemerkt hatte, wie verletzlich sie doch war. „Und ich möchte für dich sein, was du brauchst. Nicht nur dein Freund oder Beschützer. Ganz gleich, was es ist.“ Tränen benetzten das Kissen unter ihr und sie krallte ihre Finger in sein Hemd. „Dann sei mein Zuhause. Sei der Ort, an den ich fliehen kann und lass nicht zu, dass er mir wieder geraubt wird.“ Taylor verschränkte seine Finger mit den ihren und drückte sie rücklings ganz sanft in die Kissen zurück. Er beugte sich über sie und küsste jede ihrer Schnittwunden, jeden blauen Fleck, der sich bisher durch den Angriff gebildet hatte. Als letztes strich er sanft über den Verband an ihrem Bauch und sie ließ ihre Hände in seinem Nacken ruhen. Sie blickten einander einfach nur an und dann war es Lilly, die die Stille mit hauchzarter Stimme durchbrach: „Liebe mich.“ Er war überrascht, dass sie das einfach so aussprach, aber sie beide hatten sich an diesem Tag verändert.

 

Früh morgens schlich ich mich ins Gästezimmer zurück. Natürlich wusste ich, dass die anderen Beiden mitbekommen hatten, wie ich zu Taylor gegangen war. Aber es war der Tag, den ich so lange schon vermieden hatte, in meine Gedanken zu lassen. Ein Tag des Abschieds, der ebenso Tag der Freude werden sollte. Mein Vater hatte versprochen mich früh abzuholen und ich wollte ihn nicht warten lassen. Ich hinterließ Taylor eine Nachricht und schlüpfte noch vor dem Frühstück aus dem Haus.
 

Der Gang zum Grab war anders als zuvor. Wahrscheinlich, weil ich nun die Wahrheit kannte. Wir beide waren schnell zum Haus gefahren, um uns umzuziehen, ich hatte einen Strauß Wildblumen gepflückt und jetzt standen wir da. Mein Vater zündete ein Grablicht an und seufzte schwer. Nach all den Jahren war es für ihn noch immer so schwer und ich ahnte, dass es mir jetzt, wo ich Taylor kannte, ebenso ergangen wäre. „Dad, gibst du mir ein paar Minuten mit ihr allein?“ Er blickte mich leicht lächelnd an. „Sicher, darum wollte ich dich auch bitten. Aber mach du zuerst und lass dir ruhig Zeit.“ „Danke.“ Dann zog er sich leise zurück und besuchte ein paar andere Gräber. Freunde, Verwandte. „Hey, Mom. Ich denke, du wirst schon darüber im Bilde sein“, ich wandte meinen Kopf kurz gen Himmel, „aber ich wollte es dir trotzdem noch einmal selbst sagen. Ich liebe und ich lebe. Weißt du, ich habe mich jahrelang fehl am Platz und einsam gefühlt. Selbst Dad oder Carly wissen das nicht, ich wollte sie nicht traurig machen. Aber seitdem Taylor mich gefunden hat - das ist, wie du sicher weißt, der Mann, den ich heiraten werde - bin ich…hier. Er ist der Grund, warum ich wieder meinen Geburtstag feiern kann. Er ist es, der mir gezeigt hat, was es heißt zu lieben, wirklich zu wissen, was Liebe ist. Aber vor allem ist er das fehlende Puzzlestück zu meinem Herzen, damit es wieder schlägt.“ Ich tupfte mir die Tränen fort und holte zitternd Luft. „Ich kenne jetzt die Wahrheit über den…‘Unfall‘. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt miteinander zu reden. In der letzten Zeit ist mir das schmerzlich bewusst geworden. Aber ich weiß, dass du über uns wachst. Es muss so sein, denn sonst hätte ich schon viel öfter irgendwelche Verletzungen gehabt und du weißt, dass ich Recht habe.“ Ein hohles kurzes Lachen entfuhr meiner trockenen Kehle. „Du fehlst mir einfach wahnsinnig, Mom. Ihr beide fehlt mir und ich wünschte…ich wünschte wirklich, ich wüsste, was du gedacht hast, als es passiert ist. Tut mir leid, wenn du das für grausam hältst. Aber in meinen schwachen Momenten denke ich, dass ich es hätte verhindern können, wenn ich schon damals… Ich weiß, was du jetzt sagen wirst: Man darf sich nicht in das Schicksal einmischen. Aber es wäre doch für euch gewesen. Und für Dad. Er ist so ein wunderbarer Vater und er hat so viel mit mir durchmachen müssen in den letzten Monaten. Ich möchte mich irgendwie bei ihm revanchieren. Ich möchte, dass er wieder so lachen kann, wie wenn du mit ihm gestritten hast. Dass er einfach aufrecht stehen und von ganzem Herzen sagen kann, dass er glücklich ist. Apropos ich sollte ihn jetzt auch mal reden lassen, oder? Eines Tages werde ich dich auch einmal so besuchen kommen, aber noch tut es zu weh. Ich hoffe, du verstehst das.“ Ich erhob mich langsam und strich die Erde von meinem schwarzen Mantel. „Ach, und ehe ich es vergesse: Du bist selbstverständlich recht herzlich zu meiner Hochzeit eingeladen. Ich habe dich wahnsinnig lieb, Mom.“

 

„Ist sie gleich so früh aus dem Haus?“, fragte Sean und betrachtete sein Gesicht. „Siehst du sie hier irgendwo?“ „Na, nun sei mal nicht gleich so grantig.“ „Ich bin nicht grantig.“ „Klar, bist du das und da sollte man meinen eine Nacht mit der Freundin, Verzeihung, Verlobten sollte so was ändern.“ Es war klar, dass Sean dieses Thema anschneiden würde. Sein Vater hatte schließlich den Anstand so etwas nicht so öffentlich am Frühstückstisch zu diskutieren. Er erntete ein Räuspern von der anderen Seite des Tisches und krallte sich noch fester an ihre Nachricht.

 

Das schönste Geschenk meines Lebens bist du. Sei nicht böse, dass ich dich nicht geweckt habe. Und wie immer: Keine Dummheiten!         Lilly

 

„Wisst ihr, Jungs, ich habe über meine Erziehung nachgedacht.“ „Ach was, Paps. Du hast doch gute Manieren. Daran musst du nichts ändern.“ Ein leichter Klaps gegen Seans Hinterkopf folgte und wieder sprach sein Vater. „Ich möchte, dass ihr gute Männer werdet. Und vielleicht habe ich da bei gewissen Punkten ein bisschen…nun ja, ich hätte es anders machen sollen.“ „Dad, das mit den Blumen und den Bienen hatten wir schon und selbst wenn nicht, kommst du ein wenig zu spät“, sagte er, nicht ohne seine Schienbeine in Sicherheit zu bringen. „Bei uns beiden!“ Sean wechselte auf den Platz neben seinen Bruder und trank einen Schluck Kaffee. „Jungs, jetzt mal im Ernst. Ihr habt beide eine Freundin und seid in einem Alter, wo das ernsthafte Beziehungen sind und kein: Ach, heute geh ich mal mit der, und morgen ist dann die dran! Nehmt es ernst und verliert sie nicht, denn sie sind beide wirklich großartige junge Frauen. …Und, Sean, deinem Bruder solltest du ein bisschen was abgucken. Der verhütet nämlich.“ „Dad!“, riefen sie beide im Chor und horchten auf als sie die, sich miteinander unterhaltenden, Mädchen hörten. Als sie das Wohnzimmer betraten, sahen sie noch wie Dr. Connor wegfuhr und die beiden sich der Jacken entledigten. Lilly stand etwas unbeholfen vor ihnen und er wischte ihr vorsichtig den letzten Rest verwischten Mascara von ihrer Wange. Sie schmiegte sich an seine Hand und lächelte leicht. „Alles Gute zum Geburtstag, mein Engel.“ „Danke,…für alles und jeden Moment“, antwortete sie. Sean drängte sich vorbei und hob sie, die Hände unter ihren Armen, ein ganzes Stück hoch. „Happy Birthday! Wie ist es so mit 18?“ „Ich muss sagen“, begann sie und blickte kurz herunter, „es ist ein erhebendes Gefühl, danke.“ Sie alle lachten und Lilly bekam wieder etwas Farbe im Gesicht. Nachdem Sean sie heruntergelassen hatte, umarmte der Carly, die ebenfalls ein Tränchen im Auge hatte. Und dann war sein Vater an der Reihe. Es war das erste Mal, dass sie Kenneth verlegen sah, wie ihm schien. Dann aber umarmte er sie herzlich und wisperte: „Bleib einfach so wunderbar, wie du bist. Alles Gute!“ „Ich werde mein Bestes geben, versprochen. Und danke für diesen Sohn.“ Sie nickte kurz in seine Richtung.

 

Eine Weile später dann gingen sie gemeinsam auf sein Zimmer, wo Lilly zielstrebig das Foto neben seinem Bett ansteuerte. „Was hast du vor?“ „Das bin ich nicht mehr“, meinte sie und zog das Foto heraus, um dann ein anderes hineinzutun. Er war verwirrt. „Ich bin nicht mehr allein, siehst du?“ Sie drehte den Bilderrahmen zu ihm um und er sah ein Foto in das sie sich, ihren Worten zufolge, sofort verliebt hatte. Es war einer der wunderschönsten Sonnenuntergänge gewesen, den er je gesehen hatte, als sie gemeinsam am Strand spazieren gegangen waren. Er stand hinter ihr, die rot-orangene Sonne im Rücken, die Arme um sie geschlungen, das Kinn auf ihrer Schulter. Beide strahlten sie die gleiche Zufriedenheit aus. Jetzt lächelte er sein schiefes Lächeln, wie sie es gern bezeichnete. Sie stellte den Rahmen zurück auf seinen Platz und schlang ihre Arme um ihn. Wieder roch er sie, ohne sie sehen zu müssen - die Tränen. „Du hättest in der Nachricht auch das schreiben können, was du wirklich sagen wolltest. ‚Sei bitte da, wenn ich zurückkomme, denn ich werde dich brauchen.‘“ Er hob sie auf seine Arme und setzte sich mit ihr auf das Bett, sie sicher auf seinem Schoß, von seinen Armen fest umschlungen. „Genau deswegen habe ich es nicht getan. Ich wusste, wenn ich zurückkomme und dich sehe, fange ich an wie ein Baby zu heulen. Und dabei wollte ich es nicht. Ich habe mir deshalb alles von der Seele geredet, was ich ihr immer schon sagen wollte. Und trotzdem sitze ich hier und weine.“ Lilly vergrub ihr Gesicht in dem Kragen seines Hemdes und krallte sich auch mit den Händen an diesem fest. „Ich habe doch gesagt, ich bin, was du brauchst. Und jetzt bin ich dein Freund, der zuhört. Tränen beweisen doch nur, dass du Gefühle hast und kein alter Backfisch bist.“ Sie lachte kurz und küsste seinen Hals. Es war, als hätte sich ein kleiner Schmetterling kurz auf seine Haut gesetzt, um dann gleich wieder weiter zu fliegen. „Mach das noch mal!“ Gerade wollte sie seine Wangen berühren, doch er sagte: „Nein, nein. Am Hals!“ Sie tat es und blickte ihn perplex an. Da war er wieder, der kleine Falter. „Du hast den kleinen Schmetterling geerbt.“ Erst waren ihre blauen Augen groß wie Tellerminen, nur um dann in ein herzerweichendes Lächeln zu tauchen und in ihm das Blut zum Brodeln zu bringen. „Du bist einfach grandios, Taylor.“ „Ich weiß!“ „Und arrogant… Wieso bin ich noch gleich mit dir verlobt?“ „Das liegt doch wohl klar auf der Hand. Du bist Masochistin und meinem unbändigen Charme vollkommen erlegen!“ Sie ignorierte ihn. „Ah, mir ist der Grund wieder eingefallen!“ „Tatsächlich? Lass hören.“ Er ließ sie sachte nach hinten plumpsen, um sich dann über sie zu legen und ihren Duft in sich aufzusaugen. „Weil ich“, es folgte ein Kuss auf seine Stirn, „einfach“, einer auf das rechte Auge, „alles“, einer aufs Linke, „an dir liebe!“ Ihr Mund war so wunderbar weich, ihre Zunge so unglaublich warm und dann knabberte sie an seiner Unterlippe und sagte: „So, ich muss mich jetzt fertig machen.“ Sie entwand sich seinem Griff und schnappte ihre Tasche. „Hey, also so kommst du mir gewiss nicht davon.“ Er zog sie zurück aufs Bett und brachte sie zum Lachen, als er versuchte den Pullover aufzuknöpfen und an den kleinen Knöpfen scheiterte. „Da wirst du dich wohl bis heute Nacht gedulden müssen. Ich verspreche, den werde ich dann auch nicht mehr anhaben!“ „Hoch und heilig?“ Er ließ seinen Kopf auf ihre Brust sinken und lauschte ihrem Herzschlag. „Indianerinnen-Ehrenwort.“ Stille, dann: „Ich vergöttere dich, Lilly.“ Ihr Herz raste und schlug kräftig gegen die Rippen. Taylor sah zu ihr auf und hob die Augenbrauen. Sie sprach in einem liebevollen Ton und streichelte ihm sanft über den Kopf. „Ja, das machst du immer noch mit mir! Und jetzt lass mich gehen, sonst verpasse ich noch meine eigene Party.“

 

„MÄDELS!“, rief Sean hinauf und tippte nervös mit dem Schuh auf dem Laminat auf. Beide standen sie unten im Eingangsbereich. Schwarze Hosen, weiße Hemden und einen schwarzen Schlips. Das war die Kleiderordnung für die Jungs. „Du bist die Ungeduld in Person. Mädchen brauchen immer länger“, erklärte ihm Taylor fachmännisch. „Seit wann bist du denn der Experte? …Wenn wir rechtzeitig vor den anderen da sein wollen, müsstet ihr euch jetzt mal zu uns herunter bequemen.“ „Ruhe da unten!“, brüllte Carly zurück und lugte nur mit dem Kopf zu ihnen herunter. „Sollen wir nun die Schönsten da sein oder nicht? Außerdem startet so eine Party ohne Geburtstagskind nicht, also reg dich wieder ab.“ Seans Schultern ragten über seine Ohren, so tief war er gesunken, um ihrem bösen Blick zu entgehen. „Ist ja gut“, nuschelte er zurück und sie kam zu mir, die Hände in die Hüften gestützt. „So, wo waren wir? Ah ja. Ich wollte noch schnell den Saum richten.“ „Carly, das ist wirklich wundervoll. Vielen Dank, noch mal.“ „Nun hör endlich auf, die ersten hundert Male waren schon zu viel. Endlich darf ich mit dir deinen Geburtstag feiern, Süße, das ist mir Lohn und Dank genug. …Dreh dich mal, ich will sehen, ob überall die Länge stimmt.“ Ich drehte mich langsam und sie prüfte mit kritischem Blick, ob alles saß, wo es hin musste. Sie hatte mir tatsächlich ein Kleid zum Geburtstag geschneidert. Eine unglaubliche Frau war das, mit verborgenen Talenten. „Supi, ich hatte ja gewusst, welche Maße du hast, aber das es so perfekt passt?! Ich bin einfach genial!“ „Da widerspreche ich nicht.“ Mit zufriedenem Nicken erlöste sie mich und ich versuchte einen Blick auf mich selbst zu erhaschen. Unglücklicherweise war sie so schlau gewesen und hatte den Spiegel in Kenneth‘ Bad, welches wir in Beschlag nehmen durften, abgedeckt. Sie sagte, sie wolle mein erstauntes Gesicht sehen und zwar als Erste. „Okay, bereit?“ Ich war nervös, wie ein Schulkind am 1. Tag. Dann nickte ich ihr zu und sie nahm den Stoff vom Spiegel. Ein paar Sekunden stockte ich. „Gibt es noch eine Steigerung zu genial?“, fragte ich und sie tippte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn. „Weiß nicht.“ „Wenn es eine gibt, das bist dann du!“ Sie lächelte verschmitzt und machte dann einen Hofknicks. „So, du großer Maulheld“, rief sie und ich hörte, wie Sean die Hacken aneinander schlug. „Wir sind soweit. Gentleman, ich stelle Ihnen hiermit das Geburtstagskind vor!“ Ich war so aufgeregt, dass meine Knie unter mir nachzugeben drohten, doch Carly streckte eine Hand nach mir aus und ich nahm sie dankbar entgegen. Am meisten war ich natürlich auf Taylors Gesicht gespannt und trat auf den Flur im oberen Stockwerk hinaus.

 

Er und Sean hielten gleichzeitig die Luft an. Erst trat Carly hervor. Ihr Haar, vom Friseur frisch in kastanienbraun gefärbt und ein Stück kürzer geschnitten, leuchtete unter der Deckenbeleuchtung und er stupste Sean in die Seite, weil der seinen Mund nicht mehr zubekam. Sie trug ein dunkelgrünes Satinkleid, das ihr bis zu den Knien reichte und lächelte seinen Bruder atemberaubend an. „Na, warten lohnt sich wohl doch, hm?“ Alle wussten, dass sie einen Kommentar dazu geben würde und er hörte seinen Vater amüsiert losprusten. Ihr Arm würde gleich enden und dann sah er die helle Haut, die ihre leicht sonnengebräunte ablöste. Als Lilly aus dem Schatten trat, waren ihre Wangen einen Hauch gerötet und ihr Blick huschte sofort zu ihm. So als ob nur er zählte. Sein Brustkorb hob sich ganz leicht vor Stolz und er lächelte sie strahlend an, als sie oben an der Treppe zum Stehen kam. Das azurblaue Kleid umschmeichelte ihre nackten Schultern, weil die Träger so gesetzt worden waren, dass sie in der Mitte ihrer Oberarme hielten. Es endete ein Stück unter den Knien und wurde, wenn sie einen Schritt tat, immer wieder etwas hoch geweht. In ihrem Ausschnitt traf sich der geraffte Stoff mit einer silbernen Spange und brachte ihr Dekollete perfekt zur Geltung. Der Verlobungsring strahlte ihn an, als sie das Kleid ein Stück zu sich heraufzog, um die Stufen besser zu sehen. Ihr Deckhaar hatte Carly ihr kunstvoll hochgesteckt, doch den Rest hatte sie in weichen Wellen über den schmalen Rücken fallen lassen. Sie trugen den Duft von Lavendel und den süßlichen Geruch Lillys zu ihm. Am Treppenabsatz holte er sie ab. Wie ein Ritter eine Edeldame, küsste er ihren Handrücken und verneigte sich tief vor ihr. „Du bist atemberaubend schön, Lilly. Ich bin einfach sprachlos.“ Ja, das schien sie auch bemerkt zu haben, denn noch immer hielt er ihre Hand und machte keine Anstalten sie loszulassen. Verlegen senkte sie den Blick und dann sagte er: „Aber da fehlt was!“ Mit der freien Hand betastete sie ihre Ohren. „Nein, die kleinen Kreolen trage ich doch. Das ist so, wie es sein soll!“ „Nein“, begann er und ging zum kleinen Tisch im Flur zurück, wo er bis eben noch gestanden hatte. Er nahm das Samtkästchen und ging zu ihr, um es dann aufzuklappen und ihr den Inhalt zu präsentieren. „Die hier fehlt!“ „Ich habe gesagt, keine Geschenke.“ „Das ist auch kein Geschenk. Dafür gibt es bei unserem Haus keinen extravaganten Briefkasten. Ein einfacher wird reichen müssen.“ Sie sah ihn resignierend an und ließ sich die silberne Kette mit dem azurblauen Stein umlegen. „Das war also abgesprochen, hm?“ Carly starrte Löcher in die Luft und er setzte seinen liebenswürdigsten und gleichzeitig entwaffnendsten Blick auf. Sie hatte keine Chance. „Danke, ihr seid großartig. Und zwar alle.“

Dann endlich machten wir uns auf den Weg zum Strandhaus. Die Sonne begann langsam unterzugehen und ein Hauch Melancholie hing über uns. Es war das Ende des Sommers, was bedeutete, dass die freien Tage so gut wie gezählt waren. Taylors Hand ruhte auf meinem Knie, während er den Wagen langsam über den Asphalt lenkte. Carly und Sean sahen still aus dem Fenster und hielten einander bei der Hand. „Fühlst du dich wohl?“ Er bedachte mit prüfendem Blick meinen Bauch. „Ja, alles bestens. Dad hat mir auch grünes Licht gegeben. Die Wundheilung verläuft so, wie sie soll.“ „Schön.“ Wir verfielen in ein angenehmes Schweigen und ich genoss das Gefühl seiner Hand auf meiner Haut. Ganz leicht nur hatte er mein Kleid ein Stück hochgeschoben, um mich direkt zu berühren. Er ahnte nicht, wie viel Kraft mir das gab. Oder er tat es, gerade weil er es wusste. Bei Taylor war alles möglich.

 

Das Strandhaus füllte sich schnell. Alle, die ich dabei haben wollte, waren auch gekommen. Mia und Jamie, kaum auseinander zu kriegen, Kelly und Elli. Klassenkameraden, ein paar Schüler der Parallelklassen und ein-zwei Leute aus Iron City. Sie benahmen sich alle anständig und ich hatte Spaß. Es kam mir meiner Mutter gegenüber auch nicht mehr unfair vor. Ich hatte das Gefühl, dass sie zusah und genauso viel Spaß daran hatte, mich lachen zu sehen, wie es mich freute meine Freunde um mich zu haben. Mein Leben war endlich so, wie es sich für eine 18-jährige gehörte. Mal abgesehen von dem Störenfried im Wald, aber den blendete ich heute aus. Er sollte nicht ständig meine Gedanken beherrschen, dafür hatte er schon zu viel kaputt gemacht. Ich hatte gerade ein bisschen Müll weggeräumt und wollte zu Carly zurück, als mich eine warme Hand am Handgelenk in eines der leeren Zimmer zog. Er drückte mich gegen die Tür und stütze sich links und rechts neben meinem Kopf mit den Händen ab. Sein Blick bohrte sich in meinen, so als wolle er mich beschwören. „Wie lange müssen wir noch hier bleiben?“, seufzte er und lehnte seinen Kopf gegen meine nackte Schulter. „Wieso, geht es dir nicht gut?“ „Doch, aber ich halte es einfach nicht mehr aus. Ich hab dich noch nie so lange mit anderen teilen müssen. Ich bin das einfach nicht gewohnt.“ Ich lachte lautlos und küsste seine mir zugewandte Wange. „Nun, da ich Gastgeberin bin, werden wir wohl bis zum bitteren Ende ausharren müssen. Tut mir leid.“ Er stöhnte wehleidig und ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren. Er schwieg eine Weile. „Bleibst du noch ein paar Minuten?“ „Ja“, antwortete ich. Hinter mir dröhnte die Musik zu uns herein, doch ich fühlte nur Taylor. Seinen Atem, seine Haut, seinen Geruch. Eine seiner Hände legte sich auf meine Hüfte und ich war kaum in der Lage Luft zu holen, als seine Lippen meinen Hals erkundeten. „Wieso hast du keine Angst mehr, so wie früher?“, fragte ich, um nicht den Verstand zu verlieren und ihn wie wild an mich zu ziehen. „Angst?“, raunte er und knabberte an meinem Ohrläppchen. „Du bist nicht mehr so vorsichtig wie früher. Wenn wir uns so nah waren, hast du mich immer auf Distanz gehalten und dich selbst immer wieder ermahnen müssen. Warum bist du nicht…?“ „Bin ich dir zu forsch?“ Er sah mich erschrocken an, doch ich schüttelte nur den Kopf und er fuhr sorgsam mit einem Daumen über meine Lippen. „Ich habe das Gefühl es ist wie…wie Fahrrad fahren.“ „Halt, stopp. Ich bin für dich ein Fahrrad?“ Ich lachte selbst über die Vorstellung. Auch er schmunzelte. „Nein, so hab ich das nicht gemeint. Es ist…je öfter ich dir so nahe bin, je mehr ich über deinen Körper und unsere Reaktionen weiß, umso leichter ist es, mich einfach bei dir fallen zu lassen. Und so ist es doch auch beim Fahrrad. Man kann es nicht sofort fahren, aber je öfter man es probiert, umso leichter fällt es einem doch. Umso mehr traust du dir selbst irgendwann zu.“ Es machte Sinn und ich nickte, was wohl auch daran lag, dass ich nicht in der Lage war zu reden. Taylor war mir so unglaublich nah. Seine Lippen berührten fast die meinen, seine Augen sahen nur mich und ich wünschte mir so sehr, dass wir den Rest des Abends gemeinsam hier verbringen würden. Er mir Mond, Sonne und Sterne versprach, doch stattdessen senkte ich meinen Blick und umarmte ihn fest. „Meinst du, man kann jemand anderen auch zu sehr lieben?“ „Was?“ Seine Hand an meinem Kopf hielt inne. „Weißt du, ich bin so erfüllt von Liebe, aber es passt einfach nichts mehr hinein. Ich verliebe mich jeden Tag mehr in dich, aber ich kann einfach nichts mehr halten. Sonst würde mein Körper wohl irgendwann vor lauter Liebe platzen.“ Ich blickte auf. Wieder strich er mit seinem Daumen über meine Lippen. „Ich würde dir so gern zeigen, was du mir bedeutest, aber manchmal kann ich das einfach nicht. Ich habe Angst, es würde dir nicht gerecht werden. Ich habe Angst, es wäre nicht genug. Ich wäre nicht genug.“ „Scht, Lilly. Sag so was nicht. Du bist doch hier. Hier an meiner Seite und was soll ich da mehr wollen?“ Er führte mein Kinn zu seinem Gesicht und küsste mich. Erst unschuldig, dann fordernder. Er ist mir so nah, so unglaublich nah, dachte ich und schloss die Augen. „Lilly“, rief er, umschlang mit einem Arm meine Taille und stützte sich mit der anderen Hand an der Tür ab, damit er mich fest genug halten konnte, um mich nicht zu Boden fallen zu lassen. „Was ist passiert? Geht es dir gut?“ „Ja“, antwortete ich matt lächelnd. Mir war immer noch schwummrig. Er zog mich mühelos zu sich hinauf und ließ mich noch immer nicht los. „Siehst du, was du mit mir machst? Du küsst mich ohnmächtig!“ „Geht es wieder?“ Ich kniff die Augen fest zusammen, nur um sie dann zu öffnen und ihm fest in die Augen zu sehen. „Du bist ja echt gemeingefährlich. …Ist hier irgendwas, wo man sich setzen kann?“ Wir versuchten etwas im Dunkeln zu erkennen, denn wir hatten nur in den großen Räumen den Strom angestellt, um nicht zu viel draufzahlen zu müssen. Der Boden war staubig, aber dann stießen wir auf ein paar stabile leere Flaschenkisten, die wir umdrehten. Mir drehte sich immer noch alles und am liebsten hätte ich mich irgendwo schlafen gelegt, aber ich biss die Zähne zusammen. Taylors warme sanfte Hand betastete mein Handgelenk und überprüfte den Puls. Dann führte er sie zu meiner Stirn. „Das hast du doch nicht öfter, oder?“ „Nein“, ich wusste woran er dachte. Das war schließlich auch das Erste, was mir durch den Kopf geschossen war, aber das war eigentlich nicht möglich. „Ich besorg dir ein Glas Wasser, warte hier“, beschwichtigte er mich, doch ich hielt ihn zurück. „Geh nicht.“

Wenn sie tatsächlich nicht schwanger war, dann hatte sie sich einfach zu viel zugemutet. Die Wunde war ja auch erst von gestern. Er hätte besser aufpassen sollen, was er ihr antat. Aber wenn er ihre Lippen nur ansah, musste er sie sofort küssen. Sie waren so weich, so sanft, so leicht in Beschlag zu nehmen. Wenn er sie küsste, war das immer der erste Schritt, der ihn näher zu ihrer Verschmelzung brachte. Aber er sollte so nicht weiter machen, wenn sie dadurch sogar schon ohnmächtig wurde. Sie umklammerte noch immer seine Hand und jetzt setzte er sich wieder auf die Flaschenkiste und zog sie auf seinen Schoß. „Du bist mir schon Eine“, seufzte er und sie schmiegte sich an ihn. Dann legte er eine Hand auf ihren Kopf und küsste ihre Schulter. „Wenn du Zeit mit mir verbringen willst, musst du doch nicht gleich ohnmächtig werden. Sag mir einfach, was los ist“, scherzte er und sie lachte lautlos. „Oh nein, du hast meinen Trick durchschaut.“ Vor der Tür hörte er, wie sich zwei Jungs unterhielten. „Schon cool, dass sie endlich wieder ihren Geburtstag feiert… Gerade weil sie im Sommer hat, dann macht es doch viel mehr Spaß.“ „Meine Mutter hat erzählt, sie hätte Lilly und ihren Vater heute auf dem Friedhof gesehen…“ Sie schmiegte sich noch fester an ihn, die Augen geschlossen, die Stirn gegen seinen Hals gelehnt. „Echt? Wieso waren sie denn da?“ „Mann, das Grab ihrer Mutter besuchen. Soweit ich weiß, war es ein Unfall mit dem Auto.“ „Hab ich gehört, glaube ich.“ „Mein Vater arbeitet doch bei der Polizei. Der hat mir dann erzählt, dass es wohl echt merkwürdig war. Trockene Straße und kein Wild unterwegs. Jedenfalls muss das ein furchtbarer Anblick gewesen sein, meinen Vater hat es heute noch geschüttelt. Kaum was zu erkennen. Aber umso beeindruckender finde ich es, dass sie feiert.“ „He?“ Er konnte förmlich fühlen, wie der andere die Augen verdrehte. „John, wenn sie heute da war…überleg mal. Heute ist der Todestag.“ „Wow, deshalb hat sie die Jahre zuvor nicht mehr gefeiert. Ich glaube nicht, dass ich das gekonnt hätte. Wahnsinn.“ „Ja, unsere Lilly ist ein taffes Mädchen.“ Es näherten sich Absätze. „Hey, ihr. Habt ihr das Geburtstagskind gesehen?“, fragte Carly und klapperte ungeduldig mit irgendetwas. „Nee“, meinten beide im Chor und dann kam auch noch Sean dazu. „Wo ist denn mein Bruderherz abgeblieben? Ich brauche ihn beim Tragen.“ „Na, dann ist mir alles klar“, seufzte Carly und er verkniff sich ein Lachen, „Geben wir den beiden noch ein paar Minuten. Ich will sie in keiner prekären Lage erwischen und mir dann wochenlang anhören müssen, dass ich ihre Privatsphäre mehr achten soll.“ Sie trennten sich alle und stoben in verschiedene Richtungen. Auch Lilly lachte und schüttelte sachte ihren Kopf. „Die ist doch unglaublich“, flüsterte sie und küsste ihn. „Lass uns gehen, sonst werden noch verrücktere Gerüchte über uns in Umlauf gebracht.“ „Du meinst, dass wir durchgebrannt sind?“ „Verrückt, sagte ich. Das klingt sehr nach dem Möglichen.“ Er grinste.

 

Gegen zwei Uhr morgens gingen die letzten Gäste. Beziehungsweise stolperten. Sie konnten kaum die Augen offen halten und ich beneidete diejenigen, die sich bereits in ihr Bett gekuschelt hatten. Wir sammelten den Müll zusammen und beschlossen den Rest am Nachmittag zu machen. Das Haus durften wir schließlich bis abends nutzen. Auf der Rückfahrt, lag ich auf dem Rücksitz, den Kopf auf Carlys Schoß, während sie sanft mein Haar streichelte. Sean saß auf dem Beifahrersitz und gab seinem Bruder Anweisungen. „Ich kenne den Weg, danke!“ „Süße, du kannst gleich schlafen, aber wenn du hier drin wegtrittst, wird es schwer dich aus dem Auto zu bekommen.“ „Ich schlafe nicht, ich ruhe nur meine Augen aus“, belehrte ich sie und sie gab mir einen Stupser gegen die Stirn. „Wo ward ihr vorhin überhaupt“, fragte Sean und Taylor sagte nichts. Deshalb meinte ich trocken: „Wir haben es ganz wild miteinander getrieben. In jedem Zimmer der oberen Etage einmal, was denkst du denn?“ Das Auto scherte kurz aus und Sean erlitt einen Lachanfall. Er bekam sich gar nicht mehr ein. „Schatz“, keuchte mein Freund. „Was denn? Er hat es doch wissen wollen.“ Ich blickte zu Carly auf, die ihre Augenbrauen hochzog. Als ich mit dem Kopf schüttelte, nickte sie erleichtert. Jetzt war ich wach und setzte mich auf. „Toll, jetzt will ich einen Kaffee!“ „Au ja. Den will ich auch!“, stimmte meine beste Freundin mit ein und schob ihren Kopf zwischen die vorderen Sitze. „Wir sind gleich zu Hause, dann schmeiß ich die Maschine gerne für euch an. …Wobei ich, glaube ich, auch noch ein Stück Kuchen essen könnte“, besänftigte uns Sean. „Kein Problem, den Rest haben wir doch im Kofferraum.“ „Du hast doch echt eine Meise“, knurrte Taylor und ich strich mit den Fingern über seinen Nacken. „Ganz ruhig. …Möchtest du auch noch irgendwas? Oder bist du schon müde?“ Sein Blick traf meinen nur ganz kurz im Rückspiegel und ich lächelte.
 

Das Haus von den Woods war hell erleuchtet. „Hat er auf uns gewartet?“ „Weiß nicht. Aber merkwürdig ist das. Er wusste doch, dass es lange dauern wird.“ Ich hielt nach anderen Autos Ausschau, aber da stand nur Seans silberner Skoda. Wir stiegen alle gleichzeitig aus und ich bemerkte, wie die beiden Brüder lautlos in die Luft schnüffelten. Ich griff rasch nach Taylors Hand, doch der schüttelte den Kopf: „Gar nichts!“ Mein Herz raste vor Ungewissheit. Doch es klärte sich alles auf, als wir die Tür öffneten und ins Wohnzimmer gingen. Mein Vater und Kenneth saßen auf der Couch, schauten fern und amüsierten sich köstlich. Ein wenig später tranken wir Kaffee und teilten mit den beiden Männern den Kuchen. Mein Vater bestand darauf, dass wir Mädels das Gästezimmer nahmen, er würde auf der Couch im Wohnzimmer schlafen. Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass er fest schlief, standen wir beide auf und schlichen auf den Flur. „Bis später“, flüsterten wir gleichzeitig und öffneten jeweils die Tür unseres Freundes. Wir wurden beide bereits sehnsüchtig erwartet.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vegetasan
2016-06-21T20:39:50+00:00 21.06.2016 22:39
Puh ich hab zwischen durch echt nen Schreck bekommen, als ich das mit dem Fenster und so gelesen hatte.
Schön das alles gut gegangen ist.
Freue mich auf das nächste Kapitel


Zurück