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Magnetismus

von

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Wolfsmond über den Bergen

Wochenlang hatte Derek schon davon gesprochen, dass er einmal bei Vollmond mit echten Wölfen laufen wollte, als ginge es um irgendeine Art spirituelle Erfahrung und vielleicht war es ja auch so, dachte Stiles. Und am Ende hatten Derek und er beschlossen, daraus einen Paarurlaub zu machen.
 

Stiles war noch nie in Wyoming gewesen.

Überhaupt noch nie in den Bergen.

Er war gespannt, was ihn erwartete.
 

Vom Flughafen aus war es noch eine beträchtliche Strecke mit dem geliehenen Geländewagen. Im Touristenbüro holten sie den Schlüssel ab, besorgten im Ort noch ein paar Lebensmittel und eine weitere Dreiviertelstunde später waren sie endlich am Ziel; wo immer das auch sein mochte, aber definitiv irgendwo mitten im nirgendwo und Stiles kamen leichte Zweifel: Für Derek mochte das ja ein Wolfsspaß werden, doch was machte er die ganze Zeit?

Immerhin hatte die Blockhütte eine Satellitenschüssel, stellte er von außen zufrieden fest.

Die beiden Männer schleppten ihr Gepäck hinein und richteten sich ein wenig ein.

Stiles tat das, indem er den Inhalt seiner Tasche einfach in eine Schublade plumpsen ließ, ohne sich die Mühe zu machen, irgendetwas ordentlich zusammenzulegen.

Derek beobachtete ihn dabei, rollte mit den Augen, sagte aber nichts. Dass Stiles ein Chaot war, hatte er mittlerweile gelernt und er versuchte nicht mehr, ihn zu ändern.

Auch wenn es ihn manchmal wahnsinnig machte, weil er selbst nun einmal ganz anders tickte!
 

Stiles blickte sich in ihrem Domizil um und stellte zufrieden fest, dass alles da war, was man brauchte; inklusive eines Yakuzis auf der Terrasse, den man vielleicht nicht unbedingt brauchte, mit dem man sich aber sicherlich sehr gut amüsieren konnte.

Großartig!

Sofort ging seine ungezogene Fantasie mit ihm durch und er grinste in sich hinein.
 

Anschließend erkundeten die beiden ein wenig die Gegend. Auf der einen Seite der Hütte breitete sich ein dichter und dunkler Koniferenwald aus. Auf der anderen Seite lag ein Tal, welches einen scheinbar endlosen Blick über eine grandiose Landschaft bot. Und plötzlich sackten die Beine unter Stiles weg.

Derek war glücklicherweise rechtzeitig zur Stelle, um Stiles aufzufangen und damit zu verhindern, dass dieser in den Abgrund stürzte:

„Upps!“ murmelte er verlegen: „Was war das denn?“

„Die Höhenluft! Das bist du nicht gewohnt.“ kommentierte Derek:

„Dir scheint sie nichts auszumachen!“ grummelte Stiles:

Derek zuckte mit den Schultern:

„Tja! Wolfskonstitution!“

„Pfft!“ Stiles verschränkte die Arme vor der Brust: „Lass` uns wieder reingehen!“

Er knurrte beinahe wie ein Werwolf, um die Peinlichkeit zu überspielen, dass er in Ohnmacht gefallen war, wie eine kleine Prinzessin.
 

Kaum hatte die Abenddämmerung eingesetzt und der Vollmond sich gezeigt, hatte Derek sich auch schon vollständig verwandelt und vor der verschlossenen Tür der Blockhütte stand nun ein riesiger schwarzer Wolf mit blauen Augen, der aufgeregt mit dem Schwanz wedelte. Als Stiles ihn so sah musste er grinsen. Er ging vor ihm in die Knie, drückte ihm eine Kuss mitten auf den pelzigen Kopf und kraulte ihn hinter dem Ohr, weil er wusste, dass er das mochte:

„Na, mein Großer? Willst du los?“

Der Derek-Wolf gab einen knurrenden Laut der Zustimmung von sich:

„O.K.!“ fuhr Stiles fort: „Aber vorher ein paar Regeln, hörst du. Zu allererst: kein anbandeln mit irgendwelchen anderen Vierbeinern, verstanden!“ Derek gab ein genervtes kleines Bellen von sich, dass soviel hieß wie: `Hör´ auf herumzualbern, Stilinski!´.

Stiles fuhr fort: „Du hältst dich von Wilderern und Bärenfallen fern, du wälzt dich nicht in irgendetwas Ekligem und wenn ich morgen früh einen Wapiti mit aufgerissener Kehle vor der Tür finde, werde ich böse!“ Und listig fügte er hinzu: „Und weil du mich hier so ganz mutterseelenallein lässt, möchte ich noch, dass du weißt, dass ich den ganzen Abend damit zubringen werde, mir Pornos reinzuziehen und Hand an mich zu legen!“

Der Wolf schnaubte unzufrieden und Stiles fügte hinzu:

„Selbst schuld, Kumpel! Irgendwie muss ich mich ja schließlich auch amüsieren, oder?“

Er schlang seine Arme um Derek, vergrub seine Finger in dem dichten Fell, und der Wolf schleckte ihm zum Abschied mit seiner langen rosa Zunge quer über das Gesicht.

„Uaghh!“ machte Stiles: „Ich liebe dich auch, Alter, aber du weißt ganz genau, dass ich es hasse, wenn du das tust!“

Dann erhob er sich, um dem Wolf die Tür zu öffnen:

„Pass` gut auf dich auf!“ rief er ihm hinterher und Derek drehte sich noch einmal um und ließ die Augen hell aufblinken, ehe er in großen Sprüngen in den Wald hineinlief.
 

Stiles schaute keine Pornos!

Stattdessen ließ er sich mit einer großen Schale Karamell-Popcorn auf dem weichen Sofa nieder, blieb bei einem Denver-Clan-Marathon hängen und ließ sich über Stunden von Liebe, Lügen und Intrigen in den Achtzigern gefangen nehmen, ehe ihm schließlich die Augen zuzufallen drohten und er ins Bett umzog.
 

Irgendwann bei Sonnenaufgang wurde Stiles davon wach, dass etwas sehr Großes und Schweres auf das Bett gesprungen war. Er öffnete kurz die Augen, stellte zufrieden fest, dass es Derek war, der nun mit großen Wolfstatzen auf dem Bett herumlief, sich einige Male um sich selbst drehte und sich schließlich, offenbar zufrieden mit der gefundenen Position, mit einem seufzenden Laut halb neben, halb auf ihn plumpsen ließ. Stiles schlang einen Arm um ihn und vergrub das Gesicht in seinem Fell. Im Einschlafen dachte er noch, dass er es eigentlich merkwürdig finden müsste, dass er einen Freund hatte, der zuzeiten den Teppich vollhaarte und Kaninchen nervös machte, doch er tat es nicht.
 

Als Stiles das nächste Mal die Augen öffnete, schien die Morgensonne bereits golden in das Schlafzimmer und neben ihm lag Derek, der sich im Schlaf zurückverwandelt hatte.

Er ließ eine Hand über die Brust, den Bauch und noch ein wenig weiter südwärts gleiten, bis Derek schließlich mit einem breiten Grinsen erwachte:

„Was hältst du davon, wenn wir zwei jetzt den Yakuzi einweihen?“ fragte er listig:

„Später!“ erwiderte Stiles: „Jetzt wärmen wir uns erst mal ein wenig auf!“

Eine ganze Ewigkeit später saßen sie beide mit nassen Haaren beim Frühstück und Stiles machte klammheimlich Pläne:

Wenn sie irgendwann einmal eine gemeinsame Wohnung bezögen, dann würde diese auf jeden Fall einen Yakuzi haben, beschloss er. Und wenn es weiter nichts darin gäbe!

Naja, vielleicht brauchte man auch noch ein Bett. Ein großes!

Und eine Küche, wo man Nahrung zubereiten und damit für Stärkung sorgen konnte.

Aber sonst?
 

„Was denkst du gerade?“ wollte Derek wissen:

„Nichts Besonderes! Behauptete Stiles, denn er war sich sicher, sie wären noch nicht soweit, irgendwelche Zukunftsvisionen zu entwerfen.

Ihre Beziehung spielte sich vorwiegend in der Gegenwart ab, hatte noch keine nennenswerte Geschichte und ob es wirklich so etwas wie eine Zukunft geben sollte, war noch längst nicht klar.

Stiles wartete im Grunde bloß auf den Moment, da Derek wieder zu Verstand käme und realisierte, was er sich da an Land gezogen hatte:

„Warum guckst du so traurig?“ Wollte Derek wissen.

„Die Schokocreme ist alle!“

Stiles setzte ein schiefes Grinsen auf, um seine Gedanken zu tarnen und deutete auf die leere Schale auf dem Tisch:

„Wenn dich das SO unglücklich macht, dann steige ich sofort ins Auto und besorge neue?“

Derek war bereits vom Tisch aufgestanden, doch Stiles hielt ihn am Arm zurück:

„Ach Unsinn! Ich habe doch nur einen Spaß gemacht. Mit mir ist alles in Ordnung. Erzähl´ mir lieber, wie es war, mit den Wölfen zu tanzen?“

Derek ließ sich auf den Stuhl neben Stiles sinken und ein Strahlen ging über sein Gesicht:

„Es war FANTASTISCH!“ erklärte er und diese Begeisterung war so aufrichtig und innig, dass Stiles spürte, wie etwas nach seinem Herzen griff:

„Das freut mich für dich!“ sagte er und merkte im selben Moment wie unglaublich ungenügend seine Worte waren.

Offenbar hatte Derek etwas sehr Wichtiges erfahren und Stiles hätte so wahnsinnig gern gewusst, wie es sich für ihn angefühlt hatte:

„Wenn du ein Wolf bist, bist du dann eigentlich noch du selbst?“ wollte er wissen: „Hast du dann immer noch dieselben Gedanken und Gefühle, wie in deiner menschlichen Form?“

Derek dachte über die Fragen nach.

Wie konnte er einem Menschen eine solche Erfahrung beschreiben?

„Ja und nein!“ erwiderte er schließlich: „Meine menschlichen Empfindungen, Gedanken und Erinnerungen sind noch präsent, wenn ich vollständig verwandelt bin, doch irgendwie befinden sie sich eher im Hintergrund. Sie spielen nicht mehr eine so große Rolle. Ich lasse mich in diesem Moment mehr von meinen Instinkten leiten und meine Sinne sind...wie scharf gestellt?“

Derek sah unzufrieden aus.

Wie sollte man so etwas erklären?

„Denkst du, es wird irgendwann ein Problem für uns beide, dass ich nie wirklich wissen werde, wie es sich anfühlt? Meinst du, du wirst irgendwann lieber mit jemandem zusammen sein wollen, der so ist wie du?“

Derek sah bestürzt aus:

„Nein! Auf keinen Fall!“ behauptete er.

Stiles blickte ihn zweifelnd an und Derek fuhr fort:

„Ich glaube, ich bin in meinem ganzen Leben noch keiner Person begegnet, die mich verstanden hätte, wie du das kannst! Manchmal ist es mir beinahe unheimlich und ich habe das Gefühl, du könntest in meinen Kopf sehen. Ob du meine Wolfsnatur nun begreifen kannst oder nicht spielt keine Rolle. Du kennst mich! Und du akzeptierst mich! Das ist wirklich alles, was ich brauche!“
 

Dereks Worte berührten Stiles !

Sie machten ihn auch nervös!

Sie machten ihn verlegen!

Und da half nur eins:
 

„Meine Güte, Hale! Du bist so ein Softie!“
 

Sarkasmus!!
 

Derek lachte:

„Dann ist es ja gut, dass wenigstens einer von uns ein harter Kerl ist, was Stilinski?“
 

Auf Sarkasmus verstand sich Derek nämlich mittlerweile auch ganz gut.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Hatschepueh
2016-06-14T17:15:21+00:00 14.06.2016 19:15
Hui, was für ein schönes ruhiges Kapitel. Ein gemeinsamer Urlaub mit Yakuzi, für Derek ein nächtliches Abenteuer mit den WWölfen und ein fast PornoAbend für Stiles. Schade das er das nicht durchgezogen hat aber ich denke allein die Vorstellung war für Derek ziemlich heiss und es würde mich nicht wundern wenn er zumindest für einen kleinen Sekundenbruchteil darübr nachgedacht hätte den Abend lieber bei Stiles zu bleiben. Aber Stiles kann er ja für immer geniessen während der Urlaub begrenzt ist. Es ist auch immer wieder schön zu lesen wenn einer der beiden Angst bekommt und der andere ihn dann so einfach überzeugen kann das diese unbegründet sind. Aber man merkt dadurch immer wieder schön das ihre Beziehung noch so jung ist. Ich vergesse das immer so gerne weil die beiden einfach so füreinander bestimmt sind und es mir vorkommt als wären sie schon ewig zusammen.
Antwort von:  GingerSnaps
14.06.2016 19:25
Schön ruhig ist es, das ist richtig und ich freue mich auch schon lange auf dieses Kapitel, denn es "lag noch rum" und hat auf seinen Auftritt gewartet, doch ich merke, dass ich anfange, mich bei Magnetismus ein kleines bisschen zu langweilen. Wo sind die Dramen, wo ist die Herzensnot? Im Augenblick geht es schon mehrere Kapitel lang darum, wie die zwei ein Paar werden. Reicht langsam, denkst Du nicht auch? Irgendwelche Anregungen?
(Naja, zugegeben, eine kleine Idee für action dafür habe ich schon, aber es ist noch ein bisschen vage in meiner Fantasie)
Danke für Dein Feedback und Deine Treue. Es ist mir immer wieder eine Freude:-)
Antwort von:  Hatschepueh
14.06.2016 21:03
Es wird wirklich Zeit für ein kleines bisschen Aufregung aber was genau jetzt passieren könnte wüsste ich so auf die schnelle auch nicht. Einfach irgendeine Gefahr für das Rudel wo einer von beiden verletzt wird oder ein Eifersuchtsdrama ist etwas lahm wenn man weiss das sie noch Jahre später glücklich zusammen sind. Ich persönlich würde die FF wohl eher bald beenden denn mit Night out hat sie ja eine sehr gute Fortsetzung und für mich persönlich ist das hier eher die Geschichte wie sie zusammenkommen. Man könnte vielleicht noch etwas einbringen wo einer der Freunde Schwierigkeiten hat mit der Beziehung der beiden in der Richtung das er nicht weiss wie er jetzt mit den beiden umgehen soll nicht das er sch gegen sie stellt. Oder was mit Peter. Aber im großen und Ganzen finde ich das die Ff sich stark dem Ende zuneigt.
Antwort von:  GingerSnaps
14.06.2016 21:16
Ich will dich ja nicht enttäuschen, aber es ist eher "Night out", dass sich bald dem Ende zuneigt, weil die Geschichte bald zuende erzählt ist. "Magnetismus dagegen könnte ich noch bis zum Rentenalter der Jungs weiterspinnen, solange mir etwas Gescheites einfällt, weil es thematisch offen ist. Es geht um die Geschichte der beiden. Ich denke ich werde mit meiner angedeuteten Idee mal weiter in die Tiefe gehen. Danke für dein "Brain-Storming"!
Antwort von:  Hatschepueh
14.06.2016 23:18
Enttäuscht bin ich ganz sicher nicht solange du gute Ideen hast lese ich es auch gerne weiter. Ich hab nur schon einige FF gelesen wo die Story eigentlich beendet war und der Autor sich einfach nicht von ihr trennen konnte und sie dadurch ruiniert hat. Also wenn du Ideen hast dann immer her mit den Kapiteln. Ich freu mich drauf und auch wenn der Schwerpunkt für mich bisher auf das Zusammenkommen der beiden als Paar bezogen war lass ich mich gerne von dir zeigen das es auch jetzt noch lesenswert ist.


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