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Heldin im Aufwind

von

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Vierwinden

Die Nacht war frisch und sternenklar. Der Mond schien hoch am Firmament und strahlte fast wie eine kleine Sonne.

Karenja lag auf ihrem Bett und stierte an die Decke. Das Licht des Mondes erhellte ihre kleine Kammer und lies sie nicht so recht in den Schlaf kommen. Die Vorhänge sind zu ihrer neuen Zudecke geworden, da die alte Dank der großen graubraunen Schadnager doch recht luftig geworden war. Sie hasste Ratten. Widerliches kleines Getier, was eigentlich keinen Nutzen hat und schrecklich schmecken sie noch dazu.

Die junge Frau stieß ein verächtliches Schnaufen in den Raum und stand auf. Es hat doch keinen Zweck. Sie öffnete die Tür und lief über Flur und Treppe die Küche herab.

Dieses Haus war einmal ein herrschaftliches Gebäude. Die hiesige Adelsfamilie verlies es, als ein Erbe in Festum anstand. Festum war eine reiche Hafenstadt voller Leben und Handel. Vierwinden hingegen schien langsam auszusterben. Vater und Mutter Karenjas standen im Dienste der Familie und zogen mit ihnen. Für sie gab es keinerlei Verwendung, da sie eine freie Frau war und hätte bezahlt werden müssen.

Unten in der Küche angelangt, ging sie Richtung des Herdes, nahm eine Kanne herunter und goss sich eine Tasse Tee ein. Da noch etwas Glut vor sich hin schimmerte, entfachte sie noch einmal ein Feuer. So musste sie später nicht neu anschüren. Die Küche war der einzige noch gut genutzte Raum. Sie war allein in diesem riesigen Haus, welches langsam mehr und mehr verfiel.
 

Zurück in ihrem Zimmer saß sie in ihrem Bett und schaute, mit der Teetasse in der Hand, aus dem Fenster. Der Mond schien wirklich hell, als würde Mada den Kampf ihres Lebens führen.

"Vielleicht ziehe ich in die Küche um und baue mir dort ein Nachtlager auf", dachte sie sich still. Aber eigentlich wollte sie nur weg. Raus aus diesem Haus, weg aus Vierwinden. Ein Zeichen zum Aufbruch, das wärs. Irgendwas. Diese Einöde machte sie Wahnsinnig. Seit der Tempel der Rondra wiederbelebt wurde, kamen zwar mehr Reisende in die einstige Handelsmetropole, doch verteilte sich auf sporadisch ankommende Grüppchen oder einsame Pilgerer. Zumindest kam sie als Schankmaid so an Geschichten und Neuigkeiten außerhalb der Tristess der verfallenden Häuser. Ganze sieben Wirtshäuser gab es. "Zum Ostwind"," Zum Südwind", "Zum Nordwind", "Zum goldenen Hirsch" und die "Zum dicken Wirt" sind seit Jahren geschlossen. Übrig blieben "Zum vollen Krug" und "Zum schwarzen Eber". Beides waren schon vorher eher etwas für den kleinen Geldbeutel und geringe Erwartungen.
 

Der Mond war mittlerweile weit gewandert, die Sterne verschwanden nach und nach und das Morgengrauen zeigte sich langsam am Fiermanent. "Nagut, dann war das eben eine kurze Nacht." Karenja stand auf, wusch sich und zog sich an. Sie ging in die Küche, aß gemütlich Getreidebrei, schnappte sich ihren Einkaufskorb und ging zum Markplatz. Zwei, drei kleine Stände standen auf einem gepflasterten, überdimensionierten Platz und wirkten irgendwie verloren.

"Guten Morgen Karenja, du bist heute aber früh auf." Marktfrau Mascha lächelte ihr zu und Karenja erwiderte. "Guten Morgen. Ich konnte leider nicht schlafen. Ob ich nun eine Stunde mehr oder weniger in der dreckigen Kaschemme vergammel, das ist... Oh, rote Kartoffeln?"

Die deutlich ältere Frau schmunzelte. "Ja, wir haben die Samen von einem Pilger bekommen. Er wollte etwas altes Brot, weil er so wenig Geld hatte. Ich hatte ihm einen trockenen Kanten geschenkt. Darauf hin gab er mir die Samen. Mein Mann hatte sie angebaut. Die Kartoffeln schmecken hervorrangend. Möchtest du welche kaufen?"

Ohje, wenn Masche einmal loslegte, stand ihr Mund nicht mehr still. Aber Karenja nickte freudig, auch wenn sie sich sicher war, dass es kein einzigen Gast im vollen Krug interessiert, welche Farbe die Knollen haben. Nach einem weiteren Plausch konnte sie sich endlich losreißen und ging zur Arbeit.
 

Als sie das Wirtshaus betrat, schlug ihr der alltägliche Mief entgegen. Es roch abgestanden, modrig und nach altem Schweiß. Weitere Gerüche wollte sie nicht definierten.

Der Wirt lag schlafend hinter der Theke.

"Chef, ich habe Kartoffeln mitgebracht.", rief die junge Frau laut in den Raum. Ein Brummen hallte zurück. Da musste sie sich das Geld für das Gemüse eben selbst aus der Kasse nehmen.

In der Küche angekommen, lag der Koch auf dem Boden, total besoffen in seinem eigenen Erbrochenen. "Das ist doch nicht wahr! Habt ihr wieder Wettsaufen gemacht?" Der Koch erschrak und zuckte zusammen. Karenja aber wetterte weiter: "Gestern Abend kamen Gäste zum Übernachten und ihr beiden widerlichen Säcke lasst mich wieder alle Arbeit allein machen?"

"Schnauze", lallte es nur zurück.

Jetzt reichte es ihr und sie versuchte den Trunkenbold vom Herd weg zuziehen. Aber keine Chance. Sie war zu schmächtig und er zu fett. Der Mann wiederum kroch wenigstens etwas genervt beiseite und schlief weiter.

"Oooaarrrr ekelhaftig", wettere Karenja weiter und wischte erst einmal grob den stinkenden Mageninhalt weg. Sie rang damit, nicht ihren auch noch zu verlieren. Danach setzte sie einen Kessel mit Wasser übers Feuer. Sieschälte Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren und Sellerieknolle, würfelte alles klein und gab ins in das heiße Wasser. Im Keller gab es noch etwas Hammelfleisch und Knochen. Die Schankmaid rümpfte die Nase. Höchste Zeit, dass das in die Suppe kommt.
 

Als sie alles soweit fertig hatte und sich zum Verschnaufen hingesetzt hatte, fing es auf der Etage über ihr mächtig an zu rumpeln. Karenja schreckte auf.



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