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Shiki

Die vier Jahreszeiten
von

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Das Todoroki Taisha Rennen

Shiki - Die vier Jahreszeiten
 

Kapitel 01: Das Todoroki Taisha Rennen
 

Während ihm die salzige Meeresbrise entgegenwehte, lehnte Naruto mit seinen beiden Armen auf der Reling des vorderen Teils des Schiffes, dem Bug. Seine Augen waren nach vorn gerichtet, in der Hoffnung irgendwo in der Ferne das Stück Land zu entdecken, zu dem dieses Schiff sie bringen sollte.

Doch bisher konnte er weit und breit nur blaues Wasser erkennen.

Es waren ein paar Stunden vergangen seit Naruto und Haku beschlossen hatten gemeinsam das Land der Wellen zu verlassen. Da der Kampf auf der Brücke relativ früh am Tag stattgefunden hatte, war es gerade mal Nachmittag.

In diesem Moment waren die beiden Nukenin auf einem Schiff unterwegs, welches sie zu ihrem nächsten Ziel bringen sollte: dem Land des Tees. Es war die einzige einigermaßen sichere Route, die die beiden nehmen konnten. Schließlich waren die anderen beiden Optionen die Länder, vor denen die Jungs auf der Flucht waren.

Nachdem sie ihre Sachen zusammengesucht und sich erneut an Zabuzas Grab getroffen hatten, beschlossen sie erst einmal Richtung Westen ins Land des Tees und anschließend ins Land der Flüsse zu ziehen. Von dort aus könnten sie sich dann entscheiden, ob sie entweder weiter nach Westen, Richtung Sunagakure, gehen wollten, oder vielleicht doch lieber Richtung Norden, nach Amegakure.

Man konnte es wohl Glück im Unglück bezeichnen, dass sie noch am selben Tag einen etwas größeren Fischkutter fanden, der ins Land des Tees auslaufen wollte. Vermutlich da die Menschen im Land der Wellen nicht annähernd genug Geld besaßen um den angemessenen Preis für den Fang der Fischer zu bezahlen.

Es war zwar nicht ganz einfach, doch letztlich schafften sie es den Verantwortlichen davon zu überzeugen sie mitzunehmen. Wenn sie die 'Gutmütigkeit' des Mannes auch ein paar Ryo gekostet hatte.

Jedenfalls hatten es die zwei Nukenin so geschafft sich einen kleinen Vorsprung gegenüber ihren Verfolgern zu verschaffen. Immerhin müssten die zwei verbliebenen Mitglieder von Team Sieben erst noch in Konoha ankommen und dem Hokage über die Ereignisse im Reich der Wellen berichten, was mindestens einen bis zwei Tage dauern würde.

Bis dahin wären sie schon sicher im Reich der Flüsse angekommen.

Der ehemalige Konoha-Shinobi hatte die meiste Zeit seit sie abgelegt hatten an der Reling verbracht und das Meer beobachtet. Allerdings hatte sich sein Aussehen im Vergleich zu vorher sehr verändert.

Zum einen trug er nicht mehr länger den orangenen Trainingsanzug, den er über die Jahre so lieb gewonnen hatte, sondern einen dunkelblauen Yukata, den er mit einem schwarzen Band zugebunden hatte. Darunter trug er eine dunkelgrüne dreiviertel Hose.

Haku hatte ihm diese Kleidungsstücke geliehen, da seine Alten zum einen voller Blut waren und zum anderen sowieso viel zu auffällig gewesen wären, um für einen längeren Zeitraum unterzutauchen.

Doch nicht nur Narutos Kleidung hatte sich verändert. So waren zum Beispiel auch seine vormals blonden Haare nun schwarz wie die Nacht und die schnurrhaarartigen Male an seinen Wangen waren verschwunden. Das Jutsu der Verwandlung war wirklich extrem nützlich, um sein wahres Aussehen zu verschleiern.

Es war auf jeden Fall gut genug, um gewöhnliche Bürger zu täuschen, sodass sie unbemerkt durch die Länder reisen konnten. Dass es auch bei Shinobi auf Anbu-Level funktionieren würde, war recht unwahrscheinlich. Aber einen Versuch war es durchaus wert.

"Man", murmelte der verwandelte Naruto leicht genervt vor sich hin, "Wir sind schon seit mehr als einer Stunde unterwegs, aber Land ist immer noch nicht in Sicht, echt jetzt."

"Hab etwas mehr Geduld. Die Insel sollte bald in Sichtweite kommen", meinte Haku hinter ihm. Er brauchte gar nicht hinter sich zu sehen, um zu wissen, dass der Junge ebenfalls andere Kleidung trug. Statt seinem grünen Pullover und dem türkisen Haori, war der Schwarzhaarige nun auch in einen Yukata gekleidet. Jedoch hatte seiner einen helleren Blauton.

Zudem trug er seine Haare nun offen, wodurch er so feminin aussah wie bei seinem ersten Treffen mit Naruto. Es gab wahrscheinlich nur wenige Menschen, die das wahre Geschlecht des Hyōton-Nutzers erahnen konnten, wodurch die beiden einen weiteren kleinen Vorteil hinzugewonnen hatten. Da ihre Verfolger aus Konoha wohl nach zwei Jungen suchten, und nicht nach einem Jungen und einem Mädchen.

"Sag mal, Haku, warst du bisher schon mal im Land des Tees?", fragte der vormalige Blondschopf. Es interessierte ihn wirklich, aber hauptsächlich fragte er doch, um etwas gegen seine Langeweile zu tun.

"Nein, bisher nicht. Für gewöhnlich haben Zabuza-san und ich uns möglichst weit vom Land des Wassers ferngehalten; aus offensichtlichen Gründen. Es hat mich schon ziemlich überrascht, als wir auf einmal den Auftrag von Gato angenommen haben, angesichts der Tatsache, dass das Land der Wellen direkt neben dem Wasserrreich liegt", erzählte der Hyōton-Nutzer. Ihm entging dabei nicht wie sich das Gesicht seines Freundes bei dem Erwähnen von Gatos Namen verfinsterte. Aber das war nicht sonderlich überraschend bei allem, was so geschehen war.

Haku wollte darauf das Thema wechseln, doch Naruto kam ihm zuvor.

"Glaubst du, jetzt wo Gato tot ist, wird sich das Land der Wellen wieder erholen?, fragte er plötzlich.

"Eine gute Frage. Ich glaube das Land hat durchaus eine Chance. Allerdings hängt es letztlich von den Bürgern ab", meinte der Schwarzhaarige nachdenklich.

"Von den Bürgern? Warum?", erwiderte der vormalige Blondschopf etwas verwirrt. Seine Frage war eigentlich nur dazu gedacht um das Gespräch von Gato wegzulenken, doch es interessierte ihn wirklich, was jetzt aus dem Land der Wellen wurde. Selbst wenn er nur eine kurze Zeit dort verbracht hatte, waren ihm die Menschen doch irgendwie ans Herz gewachsen. Ganz besonders Tazunas Familie.

Zum einen war dort Tsunami, die sein Team so herzlich in ihrem Heim willkommen geheißen hatte. Dann gab es Tazuna, der sein Leben für das Wohl seines Landes aufs Spiel gesetzt hatte, indem er sich für den Bau der Brücke eingesetzt hatte. Und zu guter Letzt der kleine Inari, der seinen Vater an Gato verloren hatte. Zwar hatte ihn der Bengel mit seinem Geschwätz darüber, dass sie alle sterben würden ziemlich aufgeregt, aber Naruto wusste nicht wie er sich wohl fühlen würde, wenn er seine Vaterfigur an Gato verloren hätte.

Er kannte das Gefühl der Einsamkeit, doch das Gefühl jemanden nahestehendes zu verlieren hatte er noch nicht erlebt... naja, jedenfalls bis zu Kakashis Tod.

"Was ich damit meine ist, dass wenn die Bürger dieses Landes sich nun zusammenschließen und gemeinsam für das Wohl ihrer Heimat eintreten, sie es auch schaffen können. Wenn ihr Kampfeswille aber bereits erloschen ist und sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden haben, dann wird alles wieder so werden wie unter Gatos Herrschaft. Der einzige Unterschied wäre, dass jemand anderes Gatos Platz einnehmen würde", erklärte Haku seinem Freund, der darauf nur ein trauriges Lächeln zeigte.

"Wenn das so ist, brauchen wir uns darüber keine Sorgen zu machen", meinte Naruto nur.

"Wie meinst du das?", fragte der Schwarzhaarige darauf verwundert. Es interessierte ihn sehr, woher sein Freund auf einmal seine Zuversicht nahm. Besonders angesichts der Tatsache, dass er nur wenige Tage dort gewesen war und somit die Bewohner noch nicht gut genug kannte, um ihre Reaktionen voraussagen zu können.

"Naja, sie alle schienen wirklich glücklich zu sein und feierten, als ich hingeschlichen bin, um meine Sachen zu holen. Es sah nicht so aus als wollte auch nur einer seine neu gewonnene Freiheit wieder hergeben", erklärte der ehemalige Konoha-Shinobi. Als er diese Worte sprach, hatte er das Gefühl als würde ihm ein Stein vom Herzen fallen.

Nach allem, was geschehen war, würden zumindest die Leute aus dem Land der Wellen glücklich weiterleben können.

"Verstehe", war alles, was Haku erwiderte bis ihm plötzlich etwas einfiel, "Warte. Hast du nicht gesagt, dass du einen Doppelgänger geschickt hast, um deine Sachen zu holen? Hat er dir das etwa erzählt?" Der Schwarzhaarige konnte es durchaus verstehen, dass Naruto nur einen Doppelgänger geschickt hatte. Schließlich war er vermutlich nicht gerade wild darauf zu erfahren, wie die Bewohner des Dorfes über den Kampf an der Brücke dachten. Oder besser gesagt dem Massaker.

Daher war es seltsam, wenn der Doppelgänger seinem Original erzählt hätte, was er beim Holen seiner Sachen gesehen hatte.

"Das Ganze ist leider nicht so gelaufen wie ich gehofft hab. Anfangs lief alles wie geplant. Mein Schattendoppelgänger hat sich unbemerkt in Tazunas Haus geschlichen, meine Sachen geholt und war genauso unbemerkt wieder raus geschlichen. Und kaum hatte er mir meinen Rucksack übergeben, löste er sich wieder auf.

Aber in dem Moment, als er sich aufgelöst hat, wusste ich auf einmal alles, was er gemacht hat. Wie er sich ins Haus geschlichen hatte, wie er sich in eine kleine Ratte verwandelt hatte, um nicht aufzufallen, und schließlich wie er all die Gespräche mitangehört hatte", führt der Nukenin aus, worauf ein reuevolles Lächeln über sein Gesicht zog, "Echt ein mieser Zeitpunkt um zu erfahren, dass ich die Erinnerungen meiner Schattendoppelgänger bekomme."

Der Großteil der Gespräche, die sein anderes Ich mitangehört hatte, handelten lediglich davon wie sehr sich die Einwohner über Gatos Tod freuten und wie sie sich die Zukunft ihres Landes vorstellten. Doch gerade deswegen stachen die Gespräche über den Kampf selbst umso mehr hervor.

Anscheinend wussten die Dorfbewohner nicht wirklich viel darüber, was auf der Brücke vorgefallen war. Sasuke und Sakura hatten ihnen wohl nur gesagt, dass Gato nun kein Problem mehr wäre und sie deshalb sofort abreisen würden. Natürlich fragte sich Tazunas Familie, ganz besonders der kleine Inari, wo Naruto abgeblieben war. Diese Frage blieb jedoch unbeantwortet.

Manche vermuteten, dass der blonde Shinobi bei dem Kampf gestorben und dann ins Meer gefallen war, da seine Leiche nicht auf der Brücke gefunden wurde. Beweise gab es dafür allerdings nicht. Und da Inari und sogar Tazuna vor all den anderen Leuten stark anzweifelten, dass dieser 'vorlaute Bengel', wie der Brückenbauer ihn nannte, so einfach sterben würde, wusste keiner so wirklich, was mit ihm geschehen war.

"Versuch trotzdem das Positive zu sehen", meinte Haku mit seiner sanften Stimme, "Nicht jeder kann von sich behaupten das Schicksal eines ganzen Landes verändert zu haben."

"Hast wohl Recht, Haku", antwortete der nun ebenfalls schwarzhaarige Nukenin, als sich sein Blick wieder nach vorn richtete. Am Horizont war nun endlich ein Stück Land zu sehen, das nun den blauen Himmel vom blauen Meer abgrenzte. Es war das Land des Tees.

Diese beiden Inseln wären der erste Zwischenstopp auf ihrer Reise.
 

"Irgendwie ist dieses Land ganz anders als ich es mir vorgestellt habe", meinte Naruto, während er und Haku gemeinsam durch die Straßen von Gedarashi gingen. Es war die Hafenstadt, an der ihr Schiff angelegt hatte, und gleichzeitig war es neben der Hauptstadt auch die größte Stadt des Landes.

Zwar war sie nicht annähernd so groß wie Konoha, aber das Land des Tees selbst war nun einmal auch nicht besonders groß wie das Feuerreich.

"Hast du gedacht die Zustände hier wären so schlimm wie im Land der Wellen?", erwiderte der Hyōton-Nutzer darauf.

"Ja, irgendwie schon. Die beiden Länder liegen immerhin direkt nebeneinander", folgerte der Junge im dunkelblauen Yukata. Aber diese Annahme war ganz offensichtlich falsch. Der Anblick dieser Stadt war Beweis genug.

Es herrschte ein reger Betrieb auf den Straßen, und die Menschen dort schienen nicht einmal annähernd so betrübt zu sein wie in Tazunas Dorf. Sie waren vielleicht nicht besonders wohlhabend, soviel konnte man beim Anblick ihrer schlichte Kleidung sagen. Aber so arm, dass sie hungern mussten, waren sie auch nicht. An vielen Straßen gab es Geschäfte, deren Ladentheken vollgepackt waren.

Im Vergleich zu denen in Konoha waren ihre Waren zwar etwas teurer, aber es war lange nicht so schlimm wie im Land der Wellen. Dort gab es sehr viel kleinere Auswahl und das, was es gab, war maßlos überteuert.

Man konnte nicht leugnen, dass eine gewisse Spannung in der Luft lag. Doch es war nicht so, dass die Menschen kurz davor waren ihre Hoffnung zu verlieren. Es war mehr so als würden die Leute darauf warten, dass etwas Bestimmtes geschah; nicht dass Haku oder Naruto eine Ahnung hatten, was genau dieses 'etwas' war.

"Die Länder mögen nebeneinander liegen, aber sie unterscheiden sich trotzdem in einigen grundlegenden Dingen", erklärte der Schwarzhaarige, "Zum Beispiel hat dieses Land viele natürliche Ressourcen, wie Gewürze, den Getreideanbau und nicht zu vergessen den Tee. Durch die vielen Handelsschiffe, die hier anlegen, gibt es zudem gute Möglichkeiten um mit diesen Ressourcen zu handeln, wodurch die Wirtschaft angetrieben wird.

Es gibt sicher noch einige andere Unterschiede, aber am wichtigsten von allen ist die Tatsache, dass es niemanden gibt, der wie Gato die Handelswege kontrolliert und so das Land einschränkt."

"Ach so... dass sich zwei Länder, die nur ein paar Stunden auseinander liegen, so sehr voneinander unterscheiden können, hätte ich nie gedacht", meinte Naruto leicht fasziniert, als sein Blick weiter über die Straßen wanderte.

Seine Augen landeten letztlich auf einem einzelnen Gebäude, das zwischen einem Souvenirladen und einem gewöhnlichen Wohnhaus stand.

"Hey, wie wär's wenn wir hier eine Pause machen. Ich hab einen riesen Hunger, und du doch auch, oder?", schlug er grinsend vor, während er auf das Teehaus vor ihnen deutete. Nachdem sie bei Zabuzas Grab aufgebrochen waren, hatten sie sofort nach einem Schiff für die Überfahrt gesucht. Es war ihnen keine Zeit geblieben um etwas zu essen.

Auf dem Schiff hatten sie auch nichts bekommen. Vermutlich da sie nur für die Fahrt und nicht für zusätzliche Verpflegung bezahlt hatten. Beide hatten also seit dem Morgen nichts mehr in den Magen bekommen. Darum war dies in den Augen des ehemaligen Konoha-Shinobis die perfekte Gelegenheit, um das verpasste Mittagessen nachzuholen.

"Keine schlechte Idee. Wir müssen uns sowieso noch erkundigen, wann die nächsten Schiffe fahren", erwiderte Haku. Die beiden betraten darauf das Teehaus. Es war später Nachmittag, daher war nicht so viel Kundschaft dort. Außer ihnen waren nur noch ein älteres Paar und eine junge Frau anwesend, die alle brav an ihren Tischen saßen.

Die zwei Neuankömmlinge fanden darum auch recht schnell einen Sitzplatz.

"Herzlich willkommen! Was darf ich euch beiden bringen?", fragte eine junge Kellnerin zuvorkommend, kaum dass sie Platz genommen hatten. Naruto bemerkte, dass sie etwa im gleichen Alter war wie Ayame, die Tochter von Teuchi, dem Besitzer von Ichiraku Ramen. Sogar ihre Haarfarbe war dieselbe.

Wie es der jungen Frau, die für Naruto fast so etwas wie eine ältere Schwester gewesen war, wohl so ging? Und was war mit ihrem Vater? Ob die beiden ihn wohl sehr vermissen würden?

Es waren Fragen auf der ehemalige Blondschopf nur zu gerne eine Antwort gehabt hätte. Doch angesichts der Tatsache, dass er vielleicht niemals wieder nach Konoha zurückkehren würde, und diese Fragen darum womöglich auf ewig unbeantwortet bleiben würden, versuchte er diese Gedanken mit einem Kopfschütteln weg zu jagen. Stattdessen wandte sich lieber seiner Bestellung zu.

"Ich nehme Oshiruko", sagte Naruto, als er seine nicht unschönen Gedanken mit einem breiten Lächeln maskierte, wie er es schon so oft in seinem Leben getan hatte.

"Für mich bitte Dango", fügte Haku hinzu. Die Kellnerin nickte nur mit einem kurzen Lächeln und verschwand in den hinteren Bereich des Ladens, wo sie die Bestellung vermutlich an den Koch weitergab. In der Zwischenzeit griff der Schwarzhaarige in eine der Innentaschen seines Yukata und zog aus ihr eine gefaltete Karte heraus.

"Also, mal sehen", murmelte er, während er die Karte vom Land des Tees auf dem Tisch ausbreitete. Im Großen und Ganzen bestand das Land aus zwei Inseln. Die eine befand sich im Osten, die andere im Westen.

"Wir sind hier im Nordwesten der östlichen Insel, in Gedarashi", erklärte Haku und deutete mit seinem Finger auf einen roten Kreis, der anscheinend den Standort der Hafenstadt markierte, "Wenn wir zum Land der Flüsse wollen, müssen wir also zuerst ein Boot finden, das uns von hier auf die westliche Insel bringt.

Dort suchen wir uns dann ein Schiff, das uns zum Festland bringt. Es wird also ein bis zwei Tage dauern bis wir das Land verlassen können."

"Zwei Tage? Würde es nicht schneller gehen uns direkt hier ein Schiff zu besorgen und den Kapitän dafür zu bezahlen, dass er uns von hier aus zum Land der Flüsse fährt?", fragte Naruto verwundert. Es war nicht so, dass er keine Lust hatte sich dieses Land etwas genauer anzusehen, vor allem da er bisher nur recht wenig von der Welt gesehen hatte.

Aber er wusste ganz genau, wie wichtig der Vorsprung gegenüber ihren Verfolgern war. Und je weniger sie von ihm einbüßten, desto besser.

"Nein, das wäre es nicht. Einerseits wäre es zu auffällig und andererseits können wir es uns nicht leisten so viel Geld auszugeben. Es ist besser, wenn wir uns an die regulären Schiffe halten. So kommen wir am besten voran ohne groß aufzufallen. Auch wenn es wahrscheinlich etwas länger dauert", führte der Hyōton-Nutzer seinen Vorschlag aus.

"Wenn ihr beiden ins Land der Flüsse wollt, wird es wohl etwas länger dauern als nur zwei Tage", teilte ihnen die Kellnerin mit, welche während dem Gespräch mit ihren Bestellungen zurückgekommen war. Die rote Bohnensuppe platzierte sie darauf direkt vor Naruto, das Schälchen mit den Knödeln vor Haku auf dem Tisch.

"Und warum?", fragte der ehemalige Konoha-Shinobi sofort neugierig.

"Ihr seid nicht aus dem Land des Tees, daher ist es nicht überraschend, dass ihr davon nichts wisst", meinte die brünette Frau nur, "Die nächsten drei Tage werden keine Boote zum Festland fahren." Auf die fragenden Blicke fuhr sie fort.

"Ihr müsst wissen, dass es hier in unserem Land es eine Tradition gibt: das Todoroki Taisha Rennen. Es ist im Grunde ein einfacher Wettkampf, der alle vier Jahre stattfindet. Es geht darum die Kugeln von Rūko vom Modoroki Schrein zum Todoroki Schrein zu bringen.

Letztlich wurde es jedoch zu mehr als einem einfachen Wettkampf.

Die zwei großen Clans unseres Landes, die Wasabi-Familie und die Wagarashi-Familie, haben nämlich schon lange um die Herrschaft in diesem Land gekämpft. Doch als ihr Kampf dann soweit ausgeartet ist, dass selbst unschuldige Bürger verletzt wurden, hat man sich darauf geeinigt die Herrschaft alle vier Jahre durch einen simplen Wettkampf neu zu entscheiden; nämlich durch das Todoroki Taisha Rennen.

Hier in Gedarashi ist der Start und am Todoroki Schrein auf der westlichen Insel ist das Ziel. Das Rennen an sich wird wohl einen, maximal zwei Tage dauern. Am dritten Tag wird dann die Herrschaft offiziell an den Sieger übergeben", erklärte die brünette Kellnerin, bevor sie sich etwas nach vorn beugte und ihnen zuflüsterte, "Aber in Wirklichkeit nehmen die Familien das nur als Grund, um sich ordentlich zu betrinken."

Es war kein Geheimnis, dass sich sowohl Gewinner wie auch Verlierer am dritten Tag betrinken würden, es war praktisch unvermeidbar. Die einen tranken aus Freude über ihren Sieg, die anderen aus Ärger über ihre Niederlage.

"So viel zu meinem Plan. Jetzt müssen wir uns etwas Anderes überlegen", seufzte Haku enttäuscht, worauf er die Karte auf dem Tisch wieder zusammenfaltete. Sie konnten es sich einfach nicht leisten ganze drei Tage in diesem Land zu verbringen. Sasuke und Sakura würden höchstwahrscheinlich um die zwei Tage für den Rückweg benötigen. Doch die Anbu, die sie von da an verfolgen würden, waren um einiges schneller.

Es würde an ein Wunder grenzen, wenn diese Shinobi überhaupt einen Tag bis zum Land der Wellen bräuchten. Wenn sie also wirklich eine reale Chance haben wollten ihnen für's erste zu entkommen, müssten sie es schon mindestens bis ins Land der Flüsse geschafft haben. Andernfalls würde man ihren Aufenthaltsort schnell aufgespürt haben.

Darum mussten sie schnellstmöglich zurück ans Festland, und wenn sie die Strecke laufen müssten!

"Tut mir leid für euch", meinte die junge Kellnerin mitfühlend, "Darf ich fragen, warum ihr es so eilig habt? Warum bleibt ihr nicht und schaut euch das Rennen an?" Die Veranstaltung an sich war zwar nur für die Bewohner des Landes des Tees von wirklicher Bedeutung, doch es kamen jedes Mal auch unzählige Besucher aus den Nachbarländern, um dem Wettkampf beizuwohnen.

Manche kamen um Wetten zu platzieren, andere einfach nur um die schnellen Läufer zu sehen.

"Verzeihung, das können wir leider nicht. Wir sind Kuriere aus dem Wasserreich und haben den Auftrag schnellstmöglich eine Nachricht überbringen. Das ist ziemlich dringend", erklärte Haku zaghaft. Es war besser, wenn vorerst niemand ihre wahre Identität kannte.

Wenn niemand Naruto Uzumaki und Haku, den Jungen mit dem Hyōton, sehen würde, hätten es ihre Verfolger nur umso schwerer eine brauchbare Spur zu finden.

Der ehemalige Konoha-Shinobi war von der Aussage seines Freundes kurz sichtlich überrascht, doch er durchschaute nach ein paar Sekunden den Plan seines Freundes. Außerdem konnte er sich nur allzu gut ausmalen wie die junge Kellnerin reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass sie da zwei Nukenin vor sich hatte und keine gewöhnlichen Kuriere.

"Oh, sehr schade. Es wird dieses Jahr nämlich ein besonders interessantes Rennen. Im Moment herrscht noch die Wagarashi-Familie, aber der Läufer, den die Wasabi-Familie dieses Jahr ins Rennen schickt, ist unglaublich gut und-" Sie wollte noch weiterreden, doch wurde sie von einem Mann unterbrochen, der in diesem Moment das Teehaus betrat, oder besser gesagt hineingestürmt kam.

"Hey Takashi! Die Wagarashi-Familie will endlich ihr Geld!", rief er durch den Raum, kaum dass er ihn betreten hatte.

Der Neuankömmling war ein großgewachsener Mann Mitte Dreißig mit kurzem brünetten Haar. Er besaß eine recht muskulöse Statur und da er ein graues, ärmelloses Oberteil trug waren die vielen Narben, welche über seine beiden Arme verliefen, ganz deutlich zu sehen. An seiner Hüfte trug er zudem noch ein Schwert. Alles in allem sah dieser Mann nicht unbedingt so aus als wäre er der Typ um Dinge auszudiskutieren.

Nein, dieser Kerl bevorzugte einen direkteren Weg, und war wohl genau deswegen dort.

Direkt nach ihm betraten noch zwei weitere Männer das Teehaus. Ihre Statur war nicht so einschüchternd wie die des ersten. Aber allein die Tatsache, dass auch diese beiden Schwerter bei sich hatten, ließ alle Anwesenden vorsichtig werden; alle, bis auf die brünette Frau.

"Was?! Aber wir haben doch erst vor ein paar Tagen bezahlt!", erwiderte die Kellnerin empört auf die Forderung des Fremden. Offenbar waren sich die zwei Seiten nicht ganz einig über gewisse finanziellen Angelegenheiten.

Vom hinteren Bereich des Teehauses erschien kurz darauf ein älterer Mann mit Glatze. Er trug eine schwarze Hose, mit einem weißen Oberteil und dazu noch eine weiße Schürze. Offenbar war er der Koch, der Narutos und Hakus Bestellungen zubereitet hatte.

Er wollte wohl nachsehen, was die erhöhte Lautstärke in seinem Teehaus zu bedeuten hatte.

"Ihr habt es wohl noch nicht gehört. Die Gebühren sind wieder gestiegen. Wenn ihr diesen schäbigen kleinen Laden behalten wollt, solltet ihr also lieber schnell mit der Kohle rausrücken", warnte sie der brünette Mann, als er den Griff seines Schwertes beim Anblick des Glatzkopfes drohend packte als wollte er es jeden Moment herausziehen.

"Wir haben aber erst gestern unsere Vorräte aufgestockt! Im Moment haben wir kein Geld", versuchte der Koch namens Takashi den Geldeintreibern ihre Situation zu erklären, auch wenn er sich schon denken konnte, dass es vergebens war. Nichtsdestotrotz versuchte er es.

Haku und Naruto beobachteten das Gespräch von ihren Plätzen aus, während der ältere Junge einen seiner Knödel aß, möglichst ohne die Aufmerksamkeit der anderen Anwesenden auf sich zu ziehen. Beide hatten sie den Wunsch einzugreifen um der netten Kellnerin und dem Koch zu helfen, ganz besonders der ehemalige Blondschopf. Jedoch hätte das viel zu viel Aufmerksamkeit auf sie gezogen.

Und das konnten sie im Moment einfach nicht gebrauchen.

"Kein Geld, huh?", meinte der Geldeintreiber, als wollte er diese Ausrede tatsächlich kurz in Erwägung ziehen bevor er jegliche Hoffnung darauf zu Nichte machte, "Tja, das ist euer Pech! Die Wagarishi-Familie will ihr Geld. Wenn ihr es nicht habt, dann werden wir an euch eben ein kleines Exempel statuieren, dass man die Wagarashi-Familie besser pünktlich bezahlt!" Mit diesen Worten zog der Mann dann sein Schwert aus der Scheide und zerteilte mit der Waffe den Tisch, der direkt neben ihm beim Eingang stand, mit einem einzigen sauberen Schnitt.

Glücklicherweise saß in diesem Moment niemand an diesem Tisch, sodass nur das Möbelstück zu Bruch ging und die Decke zerschnitten wurde, die darauf ausgebreitet gewesen war. Für den Mann reichte es als Machtdemonstration aber vollkommen aus. Jedenfalls wenn das bösartige Grinsen irgendein Hinweis darauf war.

Nachdem der Tisch zu Bruch gegangen war, wollte Naruto schließlich aufspringen und eingreifen. Solange die Besitzer nur bedroht wurden, hatte er noch ruhig zusehen können. Doch nun, wo sie ganz eindeutig in Gefahr schwebten auch körperlich angegriffen zu werden, musste der ehemalige Blondschopf einfach etwas tun.

Noch bevor er jedoch aufstehen konnte, packte jemand sein Handgelenk und hielt ihn auf seinem Platz.

"Warte", meinte Haku in einem Ton, der gerade laut genug war, dass sein Freund ihn noch hören konnte, "Wenn wir uns einmischen, erregen wir nur unnötige Aufmerksamkeit. Wir müssen uns zurückhalten, auch wenn es uns nicht gefällt." Der Junge mit den langen schwarzen Haaren hatte gesehen wie sehr Naruto diesem Mann eine Lektion erteilen wollte. Ihm selbst ging es ja nicht viel anders. Aber in ihrer momentanen Situation konnten sie es sich einfach nicht erlauben ihre Fähigkeiten als Ninja zu zeigen.

Das würde die Anbu nur auf ihre Spur führen.

"Und was sollen wir bitte dann tun? Einfach nur hier rumsitzen und dabei zusehen?!", erwiderte Naruto in einem Ton, der gerade so noch als Flüstern bezeichnet werden konnte. Glücklicherweise waren die anderen Anwesenden schon anderweitig beschäftigt und hörten die Bemerkung des Jungen darum nicht.

"Bedauerlicherweise ja. Diese Sache hat nichts mit uns zu tun, also sollten wir uns auch nicht einmischen", erklärte Haku, während er dabei zusah wie der brünette Geldeintreiber ein paar Schritte auf die Kellnerin und den Koch zumachte. Shinobi existierten um Zivilisten vor genau solchen Menschen zu beschützen.

Doch bei Nukenin war es anders. Sie kümmerten sich zuerst um ihr eigenes Wohlergehen, und dann erst um das von anderen; wenn überhaupt.

Naruto, der erst an diesem Tag zu einem Nukenin geworden war, tat sich im Vergleich zu Haku, der bereits einige Jahre auf diese Weise gelebt hatte, noch recht schwer. Aber dennoch gab er sein Bestes seinen Ärger zurückzuhalten. Auch wenn es all seine Willenskraft dazu brauchte.

"Hören sie auf! Bisher haben wir doch immer pünktlich bezahlt. Wenn sie uns nur ein paar Tage Zeit geben, dann können wir-", versuchte die brünette Kellnerin zu verhandeln, auch wenn ihr Gesichtsausdruck deutlich zeigte wie sehr sie sich innerlich dagegen sträubte.

Sie hatte dieses Teehaus zusammen mit ihrem Vater aufgebaut. Sie hatte dort gearbeitet seit sie zurückdenken konnte. Die zwei hatten es bis dahin alles ganz allein geschafft. Aber gerade darum konnte sie auch nicht akzeptieren, dass irgendjemand einfach alles zerstörte, was die beiden gemeinsam aufgebaut hatten.

Der jungen Frau wäre es am liebsten gewesen, wenn sie es wie bisher zusammen mit ihrem Vater geschafft hätte. Doch wie es aussah musste sie dieses Mal die Hilfe anderer annehmen. Sie würde das Ende ihres Teehauses um jeden Preis verhindern. Selbst wenn sie dadurch in der Schuld der Wagarashi-Familie stehen würde.

Der Mann mit dem Schwert ließ sie allerdings nicht einmal ihren Satz beenden.

"Ein paar Tage? Tut mir sehr leid, aber die Wagarashi-Familie will ihr Geld; und zwar heute!", verkündete er mit ernster Miene, jedoch änderte sich sein Gesichtsausdruck nach ein paar Sekunden, "Aber vielleicht gibt es auch noch eine andere Möglichkeit, die restlichen Gebühren zu bezahlen." Der Mann brauchte seine Worte nicht weiter auszuführen. Sein Blick sagte mehr als tausend Worte.

Dieser lüsterne Blick, der plötzlich in seinem Gesicht auftauchte, als er die junge Kellnerin ansah, erklärte alles: Sie sollte mit ihrem Körper bezahlen.

Von den Worten des Geldeintreibers war die brünette Frau dermaßen geschockt gewesen, dass sie zuerst gar nicht bemerkte wie dieser immer weiter auf sie zukam. Erst als er eine Hand auf ihre Schulter legte und sich ein breites Grinsen in seinem Gesicht breit machte, kam sie wieder zu sich.

Bevor sie allerdings reagieren konnte, zog ihr Vater sie zurück und stellte sich schützend vor sie.

"Auf keinen Fall! Ich lasse nicht zu, dass man meine Tochter so behandelt!", erklärte er entschlossen. Seine Worte betrogen allerdings seine wahre Stärke. Denn auch wenn in diesen Worten nicht das kleinste Zeichen von Furcht steckte, war dem Koch bewusst, dass er keine Chance gegen diesen Mann und seine zwei Kumpane hatte.

Und seine Vermutung bewahrheitete sich im nächsten Moment.

"Halt dich daraus, alter Sack!", brüllte der Geldeintreiber und stieß diesen zur Seite, sodass er unsanft zu Boden fiel. Er wollte sich gerade wieder der jungen Frau zuwenden, als plötzlich er dem älteren Mann auf den Boden folgte. Doch anders als bei dem glatzköpfigen Mann vor ihm, war der Schlag, oder besser gesagt der Tritt, gegen sein Gesicht dermaßen stark, dass er sogar noch gegen die Wand des Teehauses geschleudert wurde.

Zunächst begriff er gar nicht, was geschehen war.

Als er das Lokal betreten hatte, hatte er niemanden gesehen, der ein Problem hätte dargstellt sollen. Es waren nur ein paar alte Knacker, eine junge Frau und zwei Kinder dort gewesen. Niemand um den er sich hätte ernsthaft Sorgen machen müssen. Nachdem er sich einen Moment genommen hatte, um sich zu sammeln, schaute er an die Stelle, wo er noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte.

Doch dort stand nun ein Junge mit kurzen schwarzen Haaren und tiefblauen Augen. Passend zu ihnen trug er einen dunkelblauen Yukata. Nach der Schätzung des Mannes war er wohl nicht älter als zwölf oder dreizehn Jahre. Wie konnte so ein Knirps ihn durch den halben Raum schleudern?

"Lasst die beiden gefälligst in Ruhe!", rief der unbekannte Junge nur. Der Geldeintreiber konnte nur lachen.

"Und wenn nicht?", fragte er darauf provokant. Er konnte, und wollte nicht glauben, dass so ein kleiner Bengel ihn quer durch den Raum geschleudert hatte. Wie würde er denn sonst dastehen.

Bei einem Shinobi wäre das natürlich etwas ganz anders gewesen. Doch dieser Junge trug kein Stirnband mit dem Symbol eines Ninjadorfes darauf. Ergo, war er kein Shinobi... oder zumindest glaubte der brünette Mann das.

"Das werdet ihr dann sehen", meinte der Schwarzhaarige grinsend. Man konnte in seinen Worten praktisch schon die Vorfreude heraushören diesen Schlägern eine ordentliche Lektion zu erteilen. Genau diese Vorfreude war es auch, die den Brünetten schließlich dazu brachte auf den Jungen loszustürmen. Er ließ vieles mit sich machen, das gab er gut und gerne zu. Immerhin war er ein Söldner.

Aber sich von einem Kind bloßstellen zu lassen gehörte sicherlich nicht dazu.

Seine Meinung war in dieser Angelegenheit jedoch vollkommen unerheblich. Einzig seine Stärke würde über den Ausgang dieses Kampfes entscheiden.

Der Geldeintreiber hatte wohl vor diese Auseinandersetzung mit nur einem einzigen Angriff zu beenden. Er holte mit dem Schwert über seinen Kopf zu einem Hieb aus, den er dann ausführte, als er nah genug an bei dem Jungen war. Doch statt eine tiefe Wunde in der Schulter des Zwölfjährigen zu hinterlassen, schnitt die Klinge nur in den hölzernen Boden.

Naruto war einfach zur Seite auf einen der Tische ausgewichen.

Allerdings blieb er nur für ein paar Sekunden auf dem Möbelstück bevor er wieder auf seinen Angreifer zusprang. Dieser, noch perplex von dem verfehlten Hieb und der Tatsache, dass sein Schwert im Boden steckte, konnte den folgenden Schlag des Jungen nicht rechtzeitig abwehren. So wurde er ein paar Meter von seiner Waffe weggeschleudert, die noch immer zum Teil im Boden feststeckte.

Man konnte immer davon ausgehen, dass wenn ein Zivilist gegen einen Ninja kämpfte, der Ninja in 99 Prozent der Fälle gewann. Der Hauptgrund dafür war, dass Shinobi im Gegensatz zu anderen Menschen Chakra benutzen konnte, um ihre Schläge und Tritte zu verstärken. Sogar ihre Geschwindigkeit konnten sie durch den Einsatz von Chakra stark erhöhen.

Darum war es auch nichts Besonderes, dass selbst ein Genin gegen einen erfahrenen Söldner gewinnen konnte; natürlich vorausgesetzt dieser Söldner konnte kein Chakra einsetzen. Die einzigen Ausnahmen waren die Menschen, die sich spezielle Kampfkünste wie Boxen oder Judo angeeignet hatten. Durch diese war es ihnen möglich zumindest einigermaßen in einem Taijutsu-Kampf mit einem Ninja mitzuhalten.

Aber sobald dieser dann Nin- oder Genjutsu benutzte, war es das für den Zivilisten.

So war es auch kein Wunder, dass der weitere Kampf sehr einseitig verlief. Ein Schlag auf den anderen kam auf Naruto zu. Doch er schaffte es allen ganz einfach auszuweichen. Entweder indem er sich duckte, zur Seite trat oder ihn von ihm weglenkte. Im Gegensatz dazu traf der Großteil der Schläge und Tritte, die der Schwarzhaarige auf den Mann richtete.

Gut, ein paar wurden von seinem Gegner geblockt. Aber dafür trafen die, die der Brünette nicht abwehren konnte, nur umso heftiger. Narutos Kampfstil war alles andere als konventionell. Es war eine Mischung aus dem Taijutsu-Stil der Ninja-Akademie, einem Stil den Kämpfer auf der Straße benutzten und seiner eigenen Intuition.

Die meisten seiner Angriffe waren recht vorhersehbar und leicht zu kontern, zumindest von anderen Shinobi. Aber darum stachen einige andere umso mehr hervor. Denn die Angriffe, die vollkommen aus dem Raster fielen, kamen dermaßen unerwartet, dass nur die wenigsten Genin sie kontern konnten. Sicher, Chunin und Jonin hatten keine größeren Probleme damit, aber das war auch etwas ganz Anderes.

Jedenfalls schaffte es Naruto letztlich ganze zwei Dutzend Treffer zu landen bevor er den Geldeintreiber ein zweites Mal mit einem kräftigen Tritt durch den Raum und gegen die Wand des Teehauses schleuderte. Wieder brauchte er einige Sekunden bis er sich aufrichten konnte. Oder besser gesagt, der Mann wollte sich aufrichten.

Das Kunai, das an seine Kehle gehalten wurde, ließ seinen ganzen Körper erstarren.

"Ha! Und, willst du immer noch große Töne spucken? Oder siehst du ein, dass du keine Chance gegen mich hast?", es war womöglich etwas arrogant von Naruto dies zu sagen, nachdem er noch am selben Tag über seine Schwäche gejammerte hatte. Aber zumindest lieferte es ihm einen Schub für sein Selbstbewusstsein. Schließlich konnte er schlecht für immer so negativ denken. Das würde ihm auch nicht weiterhelfen.

Mit dem Kunai an seiner Kehle dachte der brünette Mann über seine verbliebenen Optionen nach. Er konnte versuchen den Jungen irgendwie zu überwältigen und ihm das Kunai aus der Hand zu reißen. Doch so wie ihr kleiner Kampf gelaufen war, sah er recht wenig Hoffnung darin diese Möglichkeit auch umzusetzen. Also blieb ihm nur eine Option übrig.

"Hey, Minoru, Osoi! Steht nicht nur dumm rum, sondern helft mir gefälligst!", rief er seinen beiden Gefolgsleuten zu. Doch diese antworteten ihm nicht.

Als er zur Seite, Richtung Eingang, schaute sah er die zwei mit geweiteten Augen dastehen. Er wollte gerade ein weiteres Mal rufen, als sie einfach zusammenklappten als wäre gerade jegliche Energie aus ihren Körpern gewichen. Nachdem sie auf dem Boden gelandet waren, entdeckte der Geldeintreiber hinter ihnen das vermeintliche Mädchen stehen, mit welchem der schwarzhaarige Junge zuvor an einem Tisch gesessen hatte.

Sie hielt ein paar Nadeln zwischen ihren Fingern.

Genau in diesem Moment wurde es ihm klar. Es wurde ihm bewusst, dass er die zwei unterschätzt hatte. Sie waren Ninja. Daran bestand kein Zweifel mehr. Anders konnte er es sich nicht erklären, dass er so haushoch gegen diesen Bengel verloren hatte und das dass Mädchen seine beiden Gefolgsleute so einfach mit ein paar Nadeln hatte ausschalten können.

"N-Na gut, ihr habt gewonnen. Sie haben exakt drei Tage, um das Geld aufzutreiben", erklärte der brünette Mann zähneknirschend. Es gefiel ihm gar nicht, dass er so in die Enge getrieben worden war. Alles was er jetzt noch tun konnte, war zu versuchen lebend aus dem Ganzen herauszukommen. Und die beste Möglichkeit das zu schaffen bestand darin zu verhandeln.

"Ist das in Ordnung?", fragte Naruto die junge Kellnerin.

"Äh... ja, ich denke schon", antwortete sie, nachdem sie sich von dem Schock erholt hatte. Sie hatte mindestens genauso wenig wie der Geldeintreiber damit gerechnet, dass ihr ein zwölfjähriger Junge zu Hilfe kommen würde. Noch weniger hätte sie damit gerechnet, dass er tatsächlich in der Lage sein würde ihn auch zu besiegen.

Umso erfreuter war sie allerdings, als sie mit ansah wie der brünette Mann sich seine beiden bewegungslosen Kumpane über die Schultern warf und den Rückzug antrat. Ihr Teehaus wäre somit fürs erste gerettet.

"Bitte entschuldigen sie, dass mein Freund hier so ein Chaos veranstaltet hat", entschuldigte sich Haku, während er dem älteren Mann namens Takashi vom Boden aufhalf.

"Hey! Was soll das denn heißen?!", beschwerte sich der schwarzhaarige Naruto.

"Wie wäre es, wenn du dich mal umschaust", erwiderte der Hyōton-Nutzer nur und half dem Besitzer des Teehauses auf einen der Stühle neben ihm. Es war mehr als offensichtlich, dass er nicht mehr der Jüngste war. Darum war es auch keine große Überraschung, dass er den vorigen Schlag nicht ganz so gut weggesteckt hatte.

Der junge Uzumaki schaute sich darauf kurz um und erkannte sofort, was sein Freund meinte. Das Teehaus hatte seinen Kampf mit dem Geldeintreiber, anders als er selbst, nicht vollkommen unbeschadet überstanden. Ein paar der Tische waren zerstört, ebenso wie einige der Stühle. Glücklicherweise war aber keinem der anderen Gäste etwas zugestoßen.

"Ups", war alles, was Naruto darauf zu sagen hatte, als er sich verlegen am Hinterkopf kratzte.

"Ist nur halb so schlimm. Das haben wir im Nu wieder repariert!", meinte die junge Kellnerin enthusiastisch und ergriff jeweils eine Hand der beiden Jungs, "Was zählt ist, dass ihr meinem Vater und mir gerade wirklich den Hintern gerettet habt. Vielen Dank dafür!"

"Ach was, das war doch gar nichts", erwiderte der ehemalige Konoha-Shinobi stolz, aber gleichzeitig auch etwas verlegen.

"Nein, Akame hat Recht. Ihr habt uns wirklich sehr geholfen. Die Art wie ihr gekämpft habt, ihr seid Shinobi, nicht wahr? Dürfte ich erfahren welchem Dorf wir diesen glücklichen Umstand zu verdanken haben?", fragte Takashi dankbar. Anscheinend hatte er vor dem Dorf, aus dem seine beiden Retter stammten, in Zukunft seinen Dank zu erweisen.

"Wartet, dann seid ihr gar keine Kuriere, aber warum...", begann die Brünette bevor sie sich ihre Frage dann nach einer kurzen Pause selbst beantwortete, "Ach so, verstehe. Ihr seid auf irgendeiner geheimen Mission und habt euch als Kuriere ausgeben." Die besagten Shinobi nickten nur. Warum sollten sie widersprechen, wenn die Kellnerin sich eine neue Tarnung für sie ausdachte, die fast so gut war wie ihre alte.

Leider fiel ihre Reaktion auf diese neue Tarnung nicht so aus wie die zwei es erwartet hatten. Ihre Vorstellungen waren zwar sehr verschieden, doch keiner der beiden dachte auch nur ansatzweise daran, dass sich in ihren Augen plötzlich ein Feuer entfachen würde als hätte sie eine lebensverändernde Entscheidung getroffen. Sofort darauf zog sie Naruto und Haku aus dem Laden heraus auf die Straße.

"Was ist los? Wohin gehen wir?", fragte der ehemalige Konoha-Shinobi verwirrt, als er die Straße entlang gezerrt wurde. Eine Antwort bekam er allerdings nicht. Und als die junge Frau nach einer halben Minute immer noch nichts gesagt hatte, wollte Haku stehen bleiben und eine Erklärung verlangen.

Doch noch bevor es soweit kam, waren sie anscheinend an ihrem Ziel angekommen. Die brünette Frau zog die beiden Shinobi in ein Haus.

Auf den ersten Blick erschien es sehr traditionell zu sein. Die Wände und Böden aus Holz gefertigt und Schiebetüren, welche die einzelnen Räume voneinander trennten. Von dem zu urteilen, was man vom Eingangsbereich aus sehen konnte, gab es jedoch nur wenige Möbel. Nur ein paar Tische, Regale und Zimmerpflanzen standen weit über den Bereich an den Wänden verteilt als wollte man absichtlich möglichst viel Platz zwischen ihnen lassen.

"Jirōchō-ojabun! Bist du da?!", rief die junge Frau vom Eingangsbereich aus.

"Ja", gab die Stimme eines älteren Mannes zurück, worauf ein paar Sekunden vergingen bevor sich eine Schiebetür öffnete und er aus einem der vorderen Räume heraustrat, "Was gibt es, Akame? Wie kann ich dir helfen?" Kaum dass er jedoch die beiden Jungs hinter ihr entdeckte, machte sich Verwunderung in seinem Gesicht breit. Ganz offensichtlich hatte er nicht mit der Anwesenheit der beiden Jungen gerechnet.

"Ich habe zwei Shinobi gefunden, die Idate bei dem Rennen beschützen können!", erklärte sie aufgeregt. Die besagten Shinobi waren nicht annähernd so aufgeregt, vielmehr waren sie verwirrter als zuvor.

"Was?", fragten Naruto und Haku gleichzeitig auf die Worte der jungen Kellnerin, die sie erst vor wenigen Minuten kennengelernt hatten.

"Akame, du hast die beiden doch nicht etwa hergebracht ohne ihnen irgendetwas zu erklären?", fragte der ältere Mann namens Jirōchō. In seiner Stimme war ein Hauch von Enttäuschung zu hören, den wohl auch die junge Frau wahrnahm.

"Äh doch, irgendwie schon. Entschuldige, mein Fehler", gab die brünette Kellnerin verlegen zu und kratzte sich an ihrer Wange. Sie hatte das alles wohl ein wenig überstürzt und nicht berücksichtigt, dass sie auch das Einverständnis der beiden Jungen brauchen würde.

Aber diese Gelegenheit war in ihren Augen einfach zu perfekt gewesen, um sie einfach verstreichen zu lassen.

"Also gut", seufzte der Mann mit dem kurzen brünetten Haar, "Kommt erst einmal herein und setzt euch. Wir werden euch dann alles in Ruhe erklären." Der zweite Teil war ganz eindeutig an die zwei Fremden gerichtet.

Haku und Naruto warfen sich einen kurzen Blick zu und nach einem kurzen Nicken von Seiten Hakus betraten sie dann Jirōchōs Haus. Oder eher gesagt den Wohnbereich des Hauses, da die junge Kellnerin sie schon in das Innere des Hauses gezerrt hatte. Auch er war recht spartanisch eingerichtet.

Wieder standen einige Zimmerpflanzen an den Wänden verteilt, während in der Mitte des Raumes ein einziger langer Tisch stand, an dem wohl um die acht Personen Platz nehmen konnten. Jedenfalls wenn man von der Anzahl der Sitzkissen ausging, die vor ihm lagen. In diesem Moment war aber nur eines davon besetzt.

Es war ein Junge, ein bisschen älter als Naruto. Er hatte dunkelbraunes Haar, das zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden war, der etwa bis zu seinen Schulterblättern reichte. Seine Augen besaßen eine dunkelgraue Farbe. Soweit die beiden sehen konnten trug der Junge ein einfaches dunkelblaues, kurzärmliges Shirt. Seine Kleidung abwärts der Taille konnten sie aufgrund des Tisches nicht erkennen.

Wie der Hausbesitzer es ihnen vorgeschlagen hatte nahmen die beiden Schwarzhaarigen jeweils auf einem der Sitzkissen Platz. Ein paar Sekunden später setzten sich auch der ältere Mann und Akame. Jirōchō setzte sich neben den unbekannten Jungen, während Akame auf dem Sitzkissen neben Naruto Platz nahm.

"Erst einmal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass euch Akame so überfallen hat. Mein Name ist Jirōchō Wasabi, und ich bin das Oberhaupt der Wasabi-Familie. Dürfte ich auch eure Namen erfahren?", begann er höflich. Jirōchō war ein Mann etwa Mitte Fünzig, wenn Naruto hätte raten müssen. Ebenso wie der brünette Junge hatte auch er graue Augen, nur dass sich diese Farbe bei ihm auch in den braunen Haaren wiederfinden ließ.

Seine Kleidung war recht schlicht, aber eines Clanoberhauptes dennoch würdig. Es bestand aus einem einfachen dunkelgrünen Yukata, über dem er einen hellblauen Haori trug. Die graue Hose rundete seine schlichte Erscheinung ab.

"Ich bin Na-", wollte sich der ehemalige Konoha-Shinobi vorstellen, als Haku ihm ganz schnell zuvorkam. Er hatte bemerkt, was sein Reisegefährte im Begriff war zu tun. Und das wäre keinesfalls vorteilhaft für sie gewesen.

"Das ist Natsu, und mein Name ist Haru. Sie brauchen sich außerdem nicht zu entschuldigen, es ist uns eine Ehre ihre Bekanntschaft zu machen, Wasabi-san", erklärte der Schwarzhaarige respektvoll. Naruto schaute erst etwas verärgert zu seinem Freund, da er ihn einfach so unterbrochen hatte. Aber nach ein paar Sekunden, als er sich an Hakus Worte erinnert hatte, fiel ihm auf, was er im Begriff war zu tun.

Bevor er ein Nukenin geworden war hatte Naruto seinen Namen überall herausposaunt, weil er wollte das die Leute ihn kennen und ihm irgendwann den Respekt entgegenbringen, den er sich als Shinobi verdienen würde. Aber nun, als ein abtrünniger Ninja, konnte er das nicht mehr tun.

Das hatte Haku früher an diesem Tag ganz klar deutlich gemacht.

Auf der Schifffahrt vom Land der Wellen zum Land des Tees hatte der Hyōton-Nutzer seinem neuen Gefährten ganz genau erklärt, an was für Regeln sich ein Nukenin halten sollte. Außerdem hatte er Naruto gesagt, was er an seinem Verhalten ändern müsste, wenn er nicht geschnappt werden wollte.

Es hatte dem vermeintlich schwarzhaarigen Jungen nicht sonderlich gefallen, in was Haku ihn alles berichtigte, doch er wusste, dass es notwendig war. Auch wenn er es erst nach dem Kampf gegen Zabuza erkannt hatte, so war ihm doch nun endlich bewusst geworden, dass das Leben als Shinobi nur halb so cool war wie er es sich vorgestellt hatte.

Sicher es gab Missionen, bei denen man Menschen half, manchmal sogar ganzen Ländern. Doch das war nicht alles, was das Leben als Shinobi mit sich brachte. Natürlich würde man coole Jutsu lernen und gegen andere Shinobi kämpfen, aber man würde dabei auch unweigerlich das eigene Leben aufs Spiel setzten. Und wenn man nicht vorsichtig war, konnte man es ganz schnell an einen Feind verlieren.

Der Kampf gegen Haku und Zabuza war für Naruto ein gewaltiger Weckruf gewesen. Er hatte nicht nur erkannt, dass er selbst nicht annähernd so stark war wie er geglaubt hatte, sondern dem Jungen war auch bewusst geworden, wie gefährlich das Leben eines Shinobi eigentlich war.

Nachdem ihm das klar geworden war, konnte er nicht länger in der Welt herumrennen und seinen Namen herausposaunen wie er es in Konoha getan hatte.

Auch nach allem, was geschehen war, hatte der vermeintliche Schwarzhaarige noch immer den Wunsch von anderen Menschen anerkannt zu werden. Jedoch würde dieser Wunsch erst einmal warten müssen. Zuerst müsste er stärker werden. Erst wenn er dann bereit war es mit anderen Shinobi auszunehmen, insbesondere seinen Verfolgern, erst dann könnte er seinen Namen in die Welt hinausposaunen.

Alles andere wäre praktisch Selbstmord gewesen; das hatte Haku mehr als deutlich gemacht.

"Natsu und Haru?", fragte der Junge gegenüber van Naruto und Haku ungläubig, "Konntet ihr euch etwa keine besseren Decknamen ausdenken? Warte... du bist ein Junge?" Der Hyōton-Nutzer fluchte innerlich, auch wenn er es sich von außen natürlich nicht anmerken ließ.

Nachdem er bemerkt hatte, dass sein Freund sich mit seinem richtigen Namen vorstellen wollte, musste er schnell handeln. Da Naruto aber schon die erste Silbe seines Namens ausgesprochen hatte brauchte Haku einen Namen, der ebenfalls so begann. Dummerweise kamen ihm nur Mädchennamen wie Nanami, Naoko oder Natsuki in den Sinn. Erst der letzte Name brachte ihn auf einen Jungennamen; Natsu.

Im weiteren Verlauf seines eigenen Satzes, in dem er Naruto korrigiert hatte, fiel ihm dann auf, dass auch er einen Decknamen brauchen würde. Da er aber keinerlei Beschränkungen hatte nahm er den ersten, der ihm in den Sinn kam. Zufälligerweise begann auch er mit derselben Silbe wie sein richtiger Name.

Das eigentliche Problem mit diesen beiden Namen war aber ihre Bedeutung.

Natsu bedeutete nämlich Sommer, während Haru Frühling hieß. Es waren im Grunde ganz gewöhnliche Namen, die zumindest im Feuer- und Wasserreich relativ bekannt waren. Dass jedoch plötzlich zwei Personen auftauchten, die beide nach Jahreszeiten benannt waren, war ein etwas zu großer Zufall.

Trotzdem, dafür, dass er sich diese Tarnnamen innerhalb von zwei Sekunden ausgedacht hatte, fand er sie gar nicht so schlecht.

"Glaubst du etwa, dass es niemanden gibt, der seine Tochter Haru nennen würde?", erwiderte Haku auf die Frage des brünetten Jungen spielerisch. Haru war in der Tat ein Jungenname, aber das hieß natürlich nicht, dass nicht irgendwo auf der Welt vielleicht doch ein Mädchen gab, das diesen Namen trug. Nicht dass er nicht zu einem Mädchen gepassst hätte.

Die folgende Reaktion des unbekannten Jungen war einfach herrlich. Aufgrund seines Aussehens wurde Haku des Öfteren als Mädchen wahrgenommen. Aber statt sich darüber aufzuregen machte er einfach das Beste daraus.

Meistens, wenn man ihn jemand nach seinem Geschlecht fragte, machte er zweideutige Aussagen, die weder verneinten noch bestätigten, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lagen. Erst am Ende des Gespräches würde er sie dann aufklären; so wie er es bei Naruto getan hatte. Es war eines der wenigen Vergnügen, die ihm als Nukenin geblieben waren.

Trotzdem hatte der Hyōton-Nutzer irgendwie das Gefühl, dass er den Brünetten etwas länger schmoren lassen würde als gewöhnlich. Sei es nur, weil er etwas brauchte mit dem er seine Stimmung aufheitern konnte, oder sei es, weil er es nicht mochte wie direkt er seine Wahl der Decknamen kritisiert hatte.

Auf das irritierte Gesicht des Jungen konnte Jirōchō nur lachen.

"Idate, du solltest eigentlich wissen, dass man bei Shinobi mit allem rechnen muss. Nichts ist so wie es scheint", erklärte der ältere Mann noch immer lachend. Erst nach ein paar Sekunden hatte er sich wieder etwas beruhigt und in seinem Gesicht machte sich ein ernster Ausdruck breit.

"Wie dem auch sei. Wenn es stimmt, was Akame gesagt hat, also dass ihr Shinobi seid, dann hätte ich eine Bitte an euch", erklärte der grauhaarige Mann, als er seinen Kopf leicht neigte, um so eine Verbeugung anzudeuten, "Wärt ihr bitte bereit den Läufer der Wasabi-Familie während des Todoroki Taisha Rennens zu beschützen?"

Es überraschte die Jungen, oder zumindest Haku, dass ein Clanoberhaupt sich einfach so vor ihnen, ganz gewöhnlichen Shinobi, verbeugte. Selbst wenn die Verbeugung nur angedeutet war, zeigte er damit wie ernst ihm sein Anliegen war.

Es kam nicht oft vor, dass sich jemand von höherer sozialer Stellung vor jemandem, der im Rang unter ihm stand, verbeugte.

"Jirōchō-ojabun! Was soll das? Du brauchst dich nicht vor irgendwelchen Fremden zu erniedrigen! Ich werde das Rennen auch ganz allein gewinnen, wir brauche ihre Hilfe nicht!", meinte der brünette Junge darauf todernst. Er machte es mehr als nur deutlich, dass er sich nicht auf die Hilfe anderer verlassen wollte. Der Junge war wohl ziemlich zuversichtlich.

"Idate! Du solltest wirklich nicht so arrogant sein, oder glaubst du wirklich, dass du es ganz allein mit einem Team von Shinobi aufnehmen kannst? Selbst du müsstest doch inzwischen einsehen, dass unsere Chancen denkbar schlecht stehen solange die Wagarashi-Familie als einzige Ninja anheuert", führte der ältere Mann ruhig aus. Der Junge namens Idate wendete darauf stur, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, seinen Blick von dem Clanoberhaupt ab.

"Verzeihen sie bitte, aber uns ist immer noch nicht ganz klar, worum genau sie uns bitten wollen", gab Haku mit einem fragenden Blick zu, "Wir haben bereits von dem Rennen und gehört, doch was wir Shinobi genau damit zu tun haben, wissen wir noch nicht. Wir dachten es wäre ein landesinterner Wettkampf."

Es war besser ganz genau zu wissen, worauf sie sich einlassen würden, sollten sie dieser Bitte denn wirklich zustimmen; was jedoch mehr als nur unwahrscheinlich war. Sie hatten es eilig und konnten wohl kaum noch eine Mission gebrauchen.

Trotz allem war Haku nicht so unhöflich, dass er einfach aufstehen und gehen würde, wenn ihn ein Clanoberhaupt persönlich um etwas bitten wollte.

"Das stimmt soweit auch, nur Läufer aus dem Land des Tees dürfen daran teilnehmen. Allerdings gibt es abgesehen davon nur eine feste Regel: die Läufer müssen die Kugeln von Rūko am Modoroki Schrein abholen und sie anschließend zum Todoroki Schrein bringen. Somit ist es durchaus erlaubt Ninja anzuheuern, die einen Läufer beschützen oder ausbremsen sollen.

Die Wagarashi-Familie hat dies vor vier Jahren getan und kam so an die Macht. Es gibt Gerüchte, dass sie es auch dieses Mal wieder tun werden. Darum wollten wir vorbereitet sein", erklärte Akame ihnen.

"Für gewöhnlich hätten wir noch etwa ein halbes Jahr Zeit gehabt um uns auf das Rennen vorzubereiten. Aber da dem Daimyo genau dann ein Termin dazwischengekommen ist und er nun gerade etwas Zeit hat, schlug er vor den Wettkampf vor zu verlegen. Es kam für uns so plötzlich, dass wir nicht einmal mehr Zeit hatten eine Anfrage nach Konoha zu schicken", fuhr Jirōchō weiter aus.

"Verstehe. Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber wir sind gerade auf einer wichtigen-", wollte Haku gerade erklären, als sein Freund etwas einwarf.

"Warte mal kurz", warf Naruto schnell ein und flüsterte darauf zu Haku, sodass hoffentlich nur er es hören würde, "Vielleicht sollten wir ihnen doch helfen."

"Dir ist schon bewusst, dass wir dafür keine Zeit haben, oder?", fragte ihn der Schwarzhaarige seufzend, "Wir müssen so schnell wie möglich weiter und-"

"-genau darum sollten wir mitmachen! Denk doch mal nach; der Start des Rennens ist genau hier, und wenn ich mich nicht vollkommen irre, dann liegt der Todoroki Schrein doch im Norden der westlichen Insel, nicht wahr? Dann wären wir am Ende des Rennens doch genau dort, wo wir hinwollen", erklärte der ehemalige Konoha-Shinobi hoffnungsvoll bevor er sich dann dem Mann vor ihm zuwendete.

"Wie lange dauert das Rennen denn so?", fragte der vermeintlich schwarzhaarige Junge neugierig.

"Nun ja, es beginnt morgen Vormittag. Wann es endet kann ich nicht sagen, da es immer davon abhängt wie schnell die Läufer sind. Doch länger als 36 Stunden hat es bisher noch nie gedauert und Idate ist unser bisher schnellster Läufer", antwortete Jirōchō, darauf hoffend die beiden Shinobi würden es sich vielleicht doch anders überlegen.

Ihm war durchaus bewusst, dass wenn sie eine andere Mission zu erledigen hatten, diese vermutlich Vorrang hätte. Er würde das verstehen. Trotzdem konnte er nicht anders als zu hoffen, dass sie vielleicht doch noch durch irgendein Wunder einwilligen würden.

"So könnten wir schnell in die Nähe des Landes der Flüsse kommen. Und als Bezahlung könnten wir dann ein Schiff verlangen, das uns noch am selben Tag ans Festland bringt. Was hältst du davon?", fragte Naruto aufgeregt. Der Junge war für gewöhnlich nicht besonders vorausschauen, abgesehen bei seinen Streichen und, wie man nun erfuhr, auch bei Fluchtplänen, um Verfolgern zu entkommen.

"Hmm... keine schlechte Idee. Wäre das möglich?", fragte Haku und schaute zu Jirōchō.

"Sicher. Wenn das alles ist, kann ich sicherlich etwas arrangieren, "erklärte der ältere Mann mit einem Nicken und fragte darauf leicht hoffnungsvoll, "Heißt das ihr werdet uns helfen?"

"Ich schätze es spricht nichts dagegen solange wir es innerhalb von spätestens drei Tagen ins Land der Flüsse schaffen", antwortete Haku zustimmend, worauf in sich Jirōchōs und Akames Gesicht ein erleichtertes Lächeln breitmachte.

"Vielen herzlichen Dank, Haru-san, Natsu-san! Ihr wisst gar nicht was für einen großen Gefallen ihr uns damit tut", bedankte sich die junge Kellnerin aus ganzem Herzen. Mit Idate als Läufer hatte die Wasabi-Familie eine gute Chance auf den Sieg, und wenn er nun noch von diesen beiden Shinobi beschützt wurde, dann könnte die Wagarashi-Familie auch nicht betrügen; auch wenn das Anheuern von Shinobi eigentlich nicht direkt gegen die Regeln verstieß.

"Pah, also ich glaube das war Zeitverschwendung. In Puncto Geschwindigkeit gibt es niemanden, der mich schlagen kann; auch nicht irgendwelche dahergelaufenen Shinobi. Es ist fragwürdig, ob die beiden überhaupt mit mir mithalten können, um mich dann zu 'beschützen'", meinte der Junge namens Idate nur desinteressiert. Das Wort 'beschützen' hatte er dabei so betont als wäre es die absurdeste Idee auf der ganzen Welt, dass er überhaupt beschützt werden müsste.

Egal ob man den Jungen nun mochte oder nicht, es war unmöglich zu leugnen, dass er eine Menge Selbstvertrauen besaß.

"Was soll das denn heißen?!", erwiderte Naruto aufgebracht. Er war nun vielleicht ein Nukenin, aber seinen Stolz als Shinobi hatte er immer noch. Und den würde er sich sicher nicht von irgendeinem dahergelaufenen Zivilisten nehmen lassen.

"Idate! Bring ihnen etwas mehr Respekt entgegen! Immerhin haben sie sich bereiterklärt uns zu helfen, obwohl wir sie so damit überfallen haben", mahnte das Clanoberhaupt den brünetten Jungen. Aber er war nicht der einzige.

"Jirōchō-ojabun hat Recht. Mit so einer Einstellung wirst du in deinem Leben nicht besonders weit kommen", mahnte Akame ihn darauf. Idate schien dies jedoch nicht weiter zu kümmern und verließ einfach das Haus ohne ein weiteres Wort zu sagen.

"Und den sollen wir bei dem Rennen beschützen", murmelte der ehemalige Konoha-Shinobi genervt vor sich hin. Seine Worte waren an niemand bestimmten gerichtet, aber eine Antwort bekam er dennoch.

"Bitte entschuldigt sein Verhalten. Idate ist... sagen wir er hat schlechte Erfahrungen mit Shinobi gemacht", erklärte der ältere Mann vorsichtig. Vermutlich wollte er nicht mehr über die Vergangenheit des Jungen sagen als nötig. Es war die Vergangenheit des Brünetten, und nur er sollte das Recht haben zu entscheiden mit wem er sie teilte.

Auch wenn es Jirōchō nicht wusste, so verstanden sie seine Zurückhaltung besser als viele andere. Schließlich hatten auch die Jungs jeweils eine Vergangenheit, die sie nicht mit jedem einfach so teilen wollten.

"Verstehe. Das sollte aber kein Problem sein, nicht wahr, Natsu-kun?", meinte er und schaute zu seinem Reisegefährten, der nur mit einem unsicheren "ähm ja, sicher" antwortete.

"Ich muss einfach Fragen; aus welchen Ninjadorf stammt ihr? Konoha? Kiri? Oder Suna?", fragte Akame darauf aufgeregt. Bei ihrem Verhalten war es nicht ganz unwahrscheinlich, dass sie in diesem Moment das erste Mal einen Shinobi vor sich hatte.

Viele Zivilisten kannten nur wenige Einzelheiten über das Leben eines Ninja. Sie machten sich natürlich keine Illusionen darüber, dass ein solches Leben einfach wäre, jedoch idealisierten manche Menschen sie als Helden, die sie im realen Leben nicht waren. Sie waren Killer.

"Das können wir ihnen leider nicht sagen. Wir sollten für unsere Mission nämlich möglichst unerkannt bleiben. Ihre Bitte zu erfüllen ist kein Problem, da es uns bei unserer Mission hilft. Aber es wäre uns lieber, wenn niemand davon erfahren würde, dass wir ihnen geholfen haben", erklärte Haku in einem nüchternen Tonfall, "Unsere Vorgesetzten wären nicht sehr erfreut, wenn sie erfahren würden, dass unsere Tarnung bereits so schnell aufgeflogen ist."

Hakus Worte waren nicht gelogen. Nur vergaß er zu erwähnen, dass die beiden als Nukenin im Grunde ihre eigenen Vorgesetzten waren.

"Oh, okay. Wenn das so ist, kann man wohl nichts daran ändern", meinte Akame recht enttäuscht, aber fand gleich wieder etwas Anderes, um sich neu zu motivieren, "Wenn wir schon euch nicht näher kennenlernen können, dann führe ich euch wenigstens etwas in der Stadt herum!" Es war allerdings kein wirkliches Angebot, wie es die Worte vielleicht vermuten ließen. Nein, die junge Frau sprach sie mit solch einer Entschlossenheit, dass sie zu einer klaren Feststellung wurden.

"Klingt super, echt jetzt!", erwiderte der vermeintliche Schwarzhaarige freudig. Es war nichts wirklich Besonderes, aber die Chance sich noch etwas genauer in dieser fremden Stadt umzusehen war sicher nichts Schlechtes.

Nach diesem freundlichen Angebot geschah bis zum Abend nichts weiter Erwähnenswertes.

Naruto und Haku, oder wohl eher Natsu und Haru, wurden anschließend von Akame wie versprochen durch Gedarashi geführt. Dazu erzählte die junge Frau den beiden Fremden wie die Stadt aufgeteilt war, wo man die besten Waren bekam und wo man sich am besten entspannen konnte; wenn man denn die Zeit dazu fand. Es war ein ziemlich ruhiger und friedlicher Ort… mit ein paar Ausnahmen.

Zu ihrem Ärger trafen sie nämlich leider auf ein paar der Schläger und Geldeintreiber, die auf Befehl der Wagarashi-Familie durch die Stadt wanderten, die Leute einschüchterten und ihnen ihr hart verdientes Geld, unter dem Vorwand von erhöhten Steuern, abnahmen. Doch wie auch bei den drei Leuten im Teehaus war das nicht mehr der Fall sobald einer von ihnen von Naruto oder Haku entdeckt wurde.

Es gefiel Haku nicht besonders, dass sie so viel Aufmerksamkeit auf sich zogen, indem sie den bedrohten Bewohnern halfen. Aber nun wo sie sich bereit erklärt hatten den Läufer der Wasabi-Familie zu helfen, erschien es ihm unsinnig den Menschen, die von der Wagarashi-Familie bedroht wurden, nicht zu helfen.

Schließlich rivalisierten beide Familien schon seit Jahrhunderten miteinander. Da konnte man das auch als Vorwand nutzen, um den armen, drangsalierten Menschen zu helfen.

Die beiden würden zudem schon allein durch ihre Unterstützung während des Rennens viel Aufmerksamkeit erhalten, da machten ein paar Leute mehr auch nichts aus. Es blieb nur zu hoffen, dass die Leute mehr über den Sieger des Rennens reden würden als über die Shinobi, die von beiden Seiten angeheuert worden waren.

Doch egal, ob es nun zum Nachteil der beiden Nukenin war oder nicht, die Menschen aus Gedarashi waren für ihre Hilfe mehr als dankbar.

Es machte auf die beiden Fremden den Eindruck als hätten der Kopf der Wagarashi-Familie, Kyūroku Wagarashi, in den vier Jahren seiner Herrschaft über das Land des Tees eine wahre Tyrannei aufgebaut, in der seine Familie mit den Bürgern tun und lassen konnte, was ihr gefiel. Die junge Kellnerin hätte dem zwar nur zu gern widersprochen, aber konnte es leider nicht. Denn es entsprach bedauerlicherweise der Wahrheit.

So wurde die kleine Führung durch die Stadt auch zu einer Art Einführungskurs über die politische Situation im Land des Tees. Über die Rivalitäten und Ansichten der einzelnen Familien und ihre jeweiligen Ziele, die sie als Herrscher verwirklichen wollten.

Haku wusste, dass es in dieser Welt kein schwarz und weiß gab; kein Gut und Böse. Es gab nur verschiedene Grautöne. Manche heller, manche dunkler als andere. An allem, was existierte, war eine positive und eine negative Seite. Darum überraschte es ihn umso mehr, dass er sich dabei erwischte wie er die Wagarashi-Familie in Gedanken als die 'Bösen' betitelte.

Ihre Ansichten und Ziele waren zu seiner Verteidigung aber wirklich das genaue Gegenteil von denen der Wasabi-Familie. Während Letztere nämlich mehr Demokratie wollten und sich vor allem für das Wohl der Bürger einsetzten, kümmerte sich die Wagarashi-Familie nur um ihre Mitglieder. Sie nahmen die Menschen dieses Landes aus wie Weihnachtsgänse und es schien ihnen sogar noch Spaß zu machen.

Der einzige Unterschied zu Gato, und das war wirklich das einzig Positive, das Haku an dieser Familie finden konnte, war, dass sie den Leuten nur so viel Geld nahmen, dass sie selbst noch überleben und ihre Läden weiterführen konnten. Jedenfalls war das bis zu diesem Jahre so gewesen.

Laut Akame hatten die Eintreiber in letzter Zeit jedoch immer mehr Geld eingefordert. Der Vorfall mit der Familie der jungen Kellnerin war nicht der erste gewesen. Und vermutlich auch nicht der Letzte, wenn die Wagarashi-Familie noch länger an der Macht blieb.

Kurz gesagt, es war Haku ein Vergnügen diesen Idate zu beschützen, wenn die Wasabi-Familie so wieder an die Macht kommen würde. Als Nukenin konnte man nur wenig Gutes tun, ohne dass einem Misstrauen, Angst und Verachtung entgegengebracht wurde. Darum freute es den Schwarzhaarigen besonders solch eine großartige Gelegenheit zu bekommen.

Letzten Endes konnten sie sich natürlich nicht jeden einzelnen Winkel in der großen Stadt ansehen. Aber beide Jungen hatten am Ende des kleinen Rundgangs trotzdem ein ziemlich genaues Bild von der der Hafenstadt im Kopf.

Als sich der Himmel dann langsam orange färbte und es langsam Abend wurde, machten sie sich wieder auf den Rückweg zu dem Teehaus, das Akame und ihrem Vater gehörte. Der Kopf der Wasabi-Familie hatte eigentlich vorgehabt den beiden Shinobi als Dank für ihre Hilfe auch einen Schlafplatz zur Verfügung zu stellen. Doch die brünette Frau war schneller und bot ihnen das Gästezimmer ihrer Wohnung an, die sich direkt im ersten Stock des Teehauses befand.

So kam es, dass Naruto und Haku in dem kleinen Teehaus die Nacht verbrachten. Allerdings nicht ohne vorher ein großzügiges Abendessen zu verspeisen, das ihnen im Erdgeschoss von dem Ladenbesitzer höchstpersönlich serviert wurde. Ironischerweise genau an dem Tisch, an dem sie auch gesessen hatten, als sie das erste Mal dort gewesen waren.

Jedenfalls zogen sich alle nach dem Abendessen in ihre Zimmer zurück. Takashi und Akame legten sich in ihren jeweiligen Schlafzimmern ins Bett, während die beiden Shinobi das Gästezimmer betraten.

Es bestand im Grunde nur aus einer Schlafmatte, einem schmalen Kleiderschrank und einem kleinen Tisch, an dem zwei Stühle standen. Da sie allerdings zu zweit waren hatte Takashi ihnen früher an diesem Abend noch eine weitere Schlafmatte vorbeigebracht.

Während Naruto es sich auf einer der Matten bequem machte, nahm der Hyōton-Nutzer aus einer seiner Taschen ein Stück Papier hervor, das mit verschiedenen, Naruto unbekannten Schriftzeichen beschrieben war. Anschließend ging er zu einer der Wände des Raumes und heftete das Papier an sie.

"Was machst du da?", fragte der vermeintliche Schwarzhaarige neugierig, als er sah, was sein Freund da tat. Warum sollte er ein Stück Papier auch an eine Wand kleben? Bei Postern oder Bildern hätte er es ja verstanden, doch auf diesem waren nichts zu sehen als irgendwelche Schriftzeichen, die in einem Kreis angeordnet waren.

"Das hier ist ein Schalldämpfungs-Siegel. Damit kann niemand außerhalb des Raumes hören, was wir hier drin sagen", erklärte Haku bevor auch er sich seine Schlafmatte setzte, "So können wir ganz sicher sein, dass niemand hört, was wir jetzt besprechen." Dieses Siegel hatte früher Zabuza gehört, der es für vertrauliche Gespräche mit Kunden und für die Besprechungen vor größeren Kämpfen mit Haku genutzt hatte. Man konnte schließlich nie vorsichtig genug sein. Ganz besonders wenn dein Feind ebenfalls ein Ninja war, der bereits in jedem noch so kleinen Schatten auf dich lauern könnte.

Der Schwarzhaarige hatte noch ein paar andere Siegel bei sich. Sie alle stammten allerdings entweder aus Läden oder von feindlichen Shinobi, die sie besiegt hatten. Bedauerlicherweise hatten weder Haku noch Zabuza die Fähigkeit gehabt selbst solche Siegel herzustellen. Sie waren nämlich nicht gerade billig, hatten dafür aber fast endlose Einsatzmöglichkeiten.

"Das ist doch unnötig, echt jetzt! Außer Takashi-ojisan und Akame-neesan ist doch niemand hier", entgegnete der ehemalige Blondschopf frei von jeder Sorge. Haku erkannte natürlich sofort die entspannte Haltung seines Freundes und machte sich gleich daran sie zu korrigieren.

"Falsch, Naruto-kun!", meinte der Hyōton-Nutzer in einem ernsten Tonfall, "Ein Ninja kann niemals vorsichtig genug sein. Wir sterben nicht nur auf dem Schlachtfeld. Wenn wir nicht vorsichtig sind, könnte jeder Moment unser letzter sein! Der Feind wird sich schließlich nicht jedes Mal einfach so zu erkennen geben wie Zabuza es bei euch getan hat, sondern könnte auch aus dem Hinterhalt angreifen.

Wenn das geschieht und du bist unvorbereitet, dann ist das dein sicherer Tod. Ebenso müssen wir immer damit rechnen, dass uns zu jeder Zeit irgendjemand zuhört, der nicht auf unserer Seite steht. Vielleicht mag es paranoid klingen, doch glaub mir, das ist es keinesfalls. Vorsicht ist besser als Nachsicht!"

"Verstehe… okay, worüber willst du reden?", fragte Naruto darauf. Vor nicht einmal einem Tag hätte der ehemalige Konoha-Shinobi noch rumgetönt, dass es niemanden geben könnte, der sich an ihn heranschleichen könne, oder dass es feige wäre jemanden aus dem Hinterhalt anzugreifen. Aber das hatte sich geändert.

Nachdem ihm seine Grenzen aufgezeigt worden waren und er sich Haku angeschlossen hatte, hatte er für sich entschieden zu versuchen sich zu ändern.

Klar, es gefiel ihm nicht besonders von einem Jungen belehrt zu werden, der gerade mal zwei oder drei Jahre älter war als er selbst. Doch er konnte auch nicht bestreiten, dass Haku sehr viel mehr Erfahrung als Shinobi hatte als er selbst. Wenn er also weiter ein Shinobi bleiben wollte, sollte er am besten auf das hören, was sein neuer Freund zu sagen hatte.

Dieser hatte schließlich selbst schon einige Jahre als Schüler eines Nukenin auf der Flucht überlebt. Und das hatte Haku wohl nicht geschafft, indem er Zabuzas Befehle und Ratschläge missachtet hatte. Also würde Naruto ebenfalls die Ratschläge des Schwarzhaarigen nicht einfach so in den Wind schlagen.

"Zuerst wegen unserer Namen. Du hast ja anscheinend verstanden, dass wir unsere richtigen Namen besser nicht benutzen sollten. Zumindest solange wir im Land des Tees und im Land der Flüsse sind. Also geh sicher, dass du mich immer mit 'Haru' ansprichst, nicht 'Haku'", erklärte der Schwarzhaarige, worauf sein Freund nur nickte, "Gut, dann weiter. Versteh mich nicht falsch, ich will Menschen, die in Not helfen genauso helfen wie du. Ich würde mich schrecklich fühlen, wenn ich etwas hätte tun können, es letztlich aber nicht getan habe. Und bei dir wäre es wohl nicht viel anders. Aber wir können nicht einfach jedem Menschen helfen, dem wir begegnen und der unsere Hilfe braucht.

Das mit dem Rennen ist eine Ausnahme, weil es auch uns weiterhilft. Solange es uns also nicht hilft oder es uns sogar ausbremst jemand Fremdem zu helfen, können wir es nicht tun. Die Anbu aus Konoha und die Oi-Nin aus Kiri könnten uns jede Stunde einholen. Darum dürfen wir einfach keine Zeit verschwenden." Erneut gefiel es Naruto nicht, was sein Freund da sagte. Doch im gleichen Moment wusste er auch, dass es stimmte. Sie konnten nicht bleiben um anderen zu helfen, wenn sie selbst dadurch wertvolle Zeit verloren.

Allerdings reichte ein Blick seitens Naruto aus, damit dieser sagen konnte, dass es dem Schwarzhaarigen nicht viel anders erging als ihm selbst. Auch er mochte es nicht Menschen in Not zurücklassen zu müssen. Jedoch blieb ihnen in ihrer momentanen Situation nicht sehr viel Anderes übrig.

"Okay, verstanden", antwortete der ehemalige Bondschopf nur, wobei er einen Seufzer beim besten Willen nicht unterdrücken konnte.

"Tut mir leid", entschuldigte sich Haku mit schlechtem Gewissen. Naruto hatte ein gutes Herz, daran hatte der Schwarzhaarige keinen Zweifel. Ihn nun dazu zu bringen über das Leid anderer hinwegzusehen, gefiel Haku daher gar nicht. Schließlich war sein gutes Herz eine der besten Eigenschaften des ehemaligen Konoha-Shinobis.

"Nein, ist schon gut. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es ist ja nicht deine Schuld", erwiderte Naruto nur mit einem leicht traurigen Lächeln. Es war seine eigene Entscheidung gewesen nicht nach Konoha zurückzukehren und den jungen Hyōton-Nutzer zu begleiten. Also musste er auch die Verantwortung für seine Entscheidung übernehmen. Und in diesem Moment hieß das, sich so verhalten, dass die beiden eine reale Chance hatten ihren Verfolgern irgendwann zu entkommen.

"Also gut. Dann lass uns über das Rennen morgen reden. Wir wissen bisher das die Wagarashi-Familie Shinobi angeheuert hat, die dafür sorgen sollen, dass Idate-san das Rennen nicht gewinnt. Und da sie, anders als wir beide, vermutlich die Gelegenheit hatten die Rennstrecke auszukundschaften sind wir im Nachteil", erläuterte Haku konzentriert, als er wie schon einmal an diesem Tag die Karte vom Land des Tees vor sich ausbreitete, "Darum sollten wir uns die Strecke zumindest auf der Karte anschauen und die besten Orte für einen Hinterhalt ausfindig machen. Die reale Landschaft kann zwar von der auf der Karte abweichen, aber es ist besser als nichts.

Außerdem sollten wir uns gegenseitig über unsere Fähigkeiten aufklären. Wir haben zwar schon gegeneinander gekämpft, aber um wirklich als Team zusammen arbeiten zu können, müssen wir genau wissen, was der andere kann und was nicht." Während der Erklärung nickte der ehemalige Blondschopf nur, als er den Worten seines Freundes versuchte zu zuhören.

Er war nie ein besonderer Fan von Plänen gewesen, wenn sie nichts mit seinen Streichen zu tun hatten. Das war im Grund also nur eine weitere Eigenschaft, an der er in Zukunft arbeiten müsste.

So endete der Abend der beiden Nukenin damit, dass sie sich gegenseitig von ihren Stärken und Schwächen erzählten. Von den Jutsus, die sie beherrschten, und den Waffen und der Ausrüstung, die sie bei sich trugen. Auf dieser Basis entwickelten die beiden dann ein paar recht simple, aber trotzdem ziemlich hilfreiche Taktiken.

Naruto war gut im Improvisieren. Doch es war fragwürdig, ob Haku die Pläne des ehemaligen Blondschopfes und seine eigene Rolle darin verstehen könnte noch bevor der Feind es tat. Darum müsste er fürs erste Abstand von seiner unvorhersehbaren Natur nehmen, um zusammen mit Haku kämpfen zu können. Andernfalls würden sich die beiden nur gegenseitig im Weg stehen.

Erst später, wenn der Schwarzhaarige ihn besser einschätzen konnte, würde er die unvorhersehbaren Elemente wieder hinzufügen können.

Die zwei suchten dann nach den etwas gefährlicheren Passagen der Rennstrecke, an denen ein Hinterhalt recht wahrscheinlich war. Und nachdem sie dann auch noch ein paar verschiedene Situationen durchgespielt und ihre Rollen im Kampf geklärt hatten, gingen auch die beiden Jungs endlich zu Bett. Der nächste Tag war schließlich von großer Bedeutung.

Allerdings nicht nur wegen des Todoroki Taisha Rennens, welches über die Herrschaft im Land des Tees bestimmen würde. Es war auch ein wichtiger Tag, da dieser den ersten Kampf für Naruto und Haku mit sich brachte, bei dem sie Seite an Seite kämpfen würden.

Erst dieser Kampf um Leben und Tod würde zeigen, ob die beiden Jungen wirklich zusammenarbeiten konnten, oder ob ihre gemeinsame Reise bereits dort zu Ende gehen würde…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Damit wäre das erste Kapitel geschafft. Wie ihr seht ist es gleichzeitig auch der Beginn der kleineren Arc im Land des Tees. Manche mögen sie, andere hassen sie, aber ich mach sie, ob es euch gefällt oder nicht. Zum einen wegen der Charakterentwicklung und andererseits damit die Reise zu ihrem Endziel nicht ganz so langweilig wird.

1) Ich möchte deutlich zeigen, dass Naruto die Dinge, die auf der Brücke geschehen sind, verändert haben. Natürlich verändert sich kein Charakter einfach von der einen Minute auf die nächste. Doch es ist dort so viel passiert, dass Naruto sein Verhalten und seine Fähigkeiten ernsthaft in Frage stellt.
Fast getötet zu werden, ohne irgendetwas dagegen tun zu können, bringt selbst den stärksten Krieger dazu darüber nachzudenken, was er hätte besser machen können. Selbst einen Sturkopf wie Naruto. Gut, dass er in Haku ein Vorbild hat, das bereit ist ihm seine Fehler aufzuzeigen.
2) An dieser Arc ist auch zu sehen, dass sich einige Dinge in der Storyline verändern werden. Manche Arcs wie diese hier werden früher kommen, andere später. Und manche gar nicht. Der Schmetterlingseffekt ist schon eine interessante Sache, findet ihr nicht?

Und nun ein kleines Quiz: Auf welchen Mangaka spielen die beiden Decknamen von Naruto und Haku an?
Ein kleiner Hinweis: Dieser Mangaka hat eben diese beiden Namen für zwei seiner Hauptprotagonisten benutzt!
Die Usernamen der Gewinner werde ich versuchen (sofern möglich, ihr wisst schon Zahlen und Sonderzeichen ausgenommen) in Zukunft irgendwie in die Fanfic einzubauen. Ihr habt bis zum Erscheinen des nächsten Kapitels Zeit. Mal sehen, wer die Antwort weiß...

-Tsubasa- Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Phlipster
2015-11-25T19:06:55+00:00 25.11.2015 20:06
Interessante Geschichte. Mir gefällt deine Idee mit Naruto und Haku.

Gruß Phlipster
Von:  Scorbion1984
2015-11-25T18:13:00+00:00 25.11.2015 19:13
War sehr spannend bis jetzt ,also mach weiter so !!!!!
Von:  fahnm
2015-11-25T15:24:31+00:00 25.11.2015 16:24
Ein Tolles Kapitel
Ich freue mich schon sehr aufs nächste kapitel
Mach weiter so


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