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Imperativ

Kontrolle über deine Sinne.
von

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-5-
 

 
 

So schnell sie konnte rappelte Sakura sich auf und zog die Atemschutzmaske vom Gesicht. Sie wollte nicht auch noch vor ihm auf dem Boden knien, wenn er sie schon zur Schnecke machte. Noch dazu kam sie sich sowieso total dämlich vor in dem viel zu großen Plastikoverall, der bei jeder Bewegung knisterte.

 

„Warum muss du dich denn immer so anschleichen?“

 

Naruto war auch aufgesprungen und stellte sich direkt hinter Sakura. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er ihr dadurch so etwas wie Rückendeckung geben wollte und in dem Moment war sie mehr als erleichtert darüber. Noch konnte sie Sasuke nicht wirklich einschätzen und wusste nicht, wie er ihren provokativen Kommentar aufnehmen würde. Nicht umsonst war er nicht für seine Ohren bestimmt gewesen.

 

„Sonst würde ich ja die interessanten Gespräche verpassen“, seine Augen bohrten sich direkt in Sakuras.

 

Sie waren so dunkel und tief, dass sie das Gefühl hatte in einen unendlich tiefen Brunnen zu blicken, an dessen Ende nichts anderes als die Finsternis wartete. Obwohl er nicht zu seiner vollen Größe aufgerichtet war, überragte er sie fast um einen gesamten Kopf, sodass sie den Kopf leicht zurücklehnen musste, um seinen Blick zu erwidern. Ihr war gar nicht aufgefallen, wann er so dicht an sie herangetreten war, doch nun spürte sie seine Präsenz überdeutlich mit jeder Faser ihres Körpers.

 

„Naruto, du kannst Pause machen, Sakura, du wirst mich begleiten“, sagte er schließlich ruhig.

 

Sowohl seine Stimme, als auch seine Mimik ließen keinerlei Rückschlüsse auf seinen Gemütszustand zu. Für Sakura war diese Ungerührtheit noch viel schlimmer, als wenn er sie einfach angeschrien hätte. Es war die trügerische Ruhe, die ihr Angst machte. Möglicherweise nur eine Ruhe vor dem Sturm.

 

Sie spürte, wie sich eine Hand auf ihre Schulter legte und sie langsam in Richtung Tür bugsierte. Naruto. Er stärkte ihr wieder einmal den Rücken und sie war ihm dankbar dafür. Alleine hätte sie sich keinen Millimeter bewegen können. Sasuke trat einen Schritt beiseite und ließ die beiden passieren, bevor er die Tür hinter ihnen schloss. Es fühlte sich an wie das Zuschnappen einer Falle, einer Falle, aus der es für sie von jetzt an kein Entkommen mehr gab. Wenn es das überhaupt jemals gegeben hatte.

 

Naruto verabschiedete sich mit einem kurzen „Bis später!“ und ging  dann die Treppe nach unten, wo er in der Küche verschwand, aus der bereits gedämpfte Stimmen drangen. Sakura glaubte, in einer davon Shikamaru zu erkennen, die andere war ihr gänzlich unbekannt. Offenbar gab es noch mehr Personen, die hier ein- und ausgingen. Je weiter sich Naruto von ihr entfernte, desto mehr spürte sie, wie die Nervosität unerbittlich den Griff um ihre Eingeweide verstärkte. So lange er in ihrer Nähe war, fühlte sie sich irgendwie unbeschwert und es gelang ihr sogar zeitweise die Umstände, die zu all dem hier geführt hatten, zu verdrängen. Nun aber war da nur noch Sasuke.

 

Wieder legte sich eine Hand auf ihren Rücken, doch diesmal war es seine. Ein kalter Schauer kroch über ihre Haut, an der Stelle, wo er sie berührte und die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Es war nur eine hauchzarte Berührung und doch verfehlte sie ihre Wirkung nicht, als er sie bestimmend zu einer Tür auf der anderen Seite des Flurs dirigierte. Er ging dicht hinter ihr, sodass sie fast das Gefühl hatte, jede seiner Bewegungen spüren zu können. Auf jeden Fall aber, ließ er ihr keine Möglichkeit zu entkommen.

 

Sakura schwindelte ein wenig, als ihr sein Geruch in die Nase stieg und sie fragte sich, ob sie in der kurzen Zeit womöglich ein bisschen zu viel von den Farbdämpfen eingeatmet hatte. Wenn sie den Geruch beschreiben müsste, würde sie sagen, dass er nach Gewitter roch. Zumindest erinnerte sie der Geruch an Gewitter, aber das mochte auch daran liegen, dass es an dem Tag, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war, wie aus Eimern geregnet hatte. Oder daran, dass sie Gewitter als kleines Kind immer als sehr bedrohlich empfunden hatte, eine Eigenschaft, die sie auch mit Sasuke verband.

 

Sie betraten einen Raum, den Sakura auf den ersten Blick direkt als Büro identifizierte. Zu ihrer linken befand sich ein altertümlicher Schreibtisch aus dunklem Holz, der sie ein wenig an die Kommode im anderen Zimmer erinnerte, und an den Wänden standen hohe Regale, die mit verschiedenen Büchern und Aktenordnern gefüllt waren. Der Blick nach draußen wurde durch eine Jalousie mit beweglichen Lamellen verdeckt, die trotzdem noch genug Sonnenlicht durchließ um zu erkennen, was die gesamte Wand hinter dem Schreibtisch einnahm.

 

Sakura konnte nicht anders, als zu starren. Es war dasselbe Motiv, das auch sie bereits etliche Male in den verschiedensten Variationen gezeichnet hatte und doch hatte sie so etwas noch nie zuvor gesehen. Es war beeindruckend. Einschüchternd. Ihr fiel es schwer, die richtigen Worte dafür zu finden. Die Linienführung war makellos, die Farben perfekt aufeinander abgestimmt. Das Bild war so vielschichtig, dass sie mit jedem Blick weitere Einzelheiten entdeckte, die sie erneut in Staunen versetzten und der Stil war gleichzeitig individuell und universell.

 

„Es ist…“, Sakura hatte noch immer Schwierigkeiten, das auszudrücken, was sie beim Betrachten dieses Werkes empfand.

 

„Alles andere als uninspiriert“, beendete Sasuke den Satz für sie.

 

Im Gegensatz zu Sakura wirkte er gänzlich unbeeindruckt und schien es zu genießen, sie so aus der Fassung gebracht zu haben. Nun also hatte sie einen ungefähren Eindruck davon, was er zu leisten vermochte und allmählich kam ihr seine Kritik gar nicht mehr so unberechtigt vor. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt, welchen Maßstab er an ihre Entwürfe angelegt hatte. Je länger sie das Logo betrachtete, desto kleiner fühlte sie sich plötzlich. Genau das hatte er vermutlich beabsichtigt, indem er sie in dieses Büro gebracht hatte.

 

„Setz dich“, forderte Sasuke sie auf und deutete auf den Stuhl gegenüber des Schreibtischs.

 

Er ging zu einer kleinen Vitrine hinüber, in der eine wunderschön geschwungene Glaskaraffe und mehrere Gläser standen und schenkte ihnen beiden ein Glas Wasser ein, bevor er ihr gegenüber Platz nahm. Seine Bewegungen waren fließend bei allem was er tat und Sakura konnte nicht anders, als von dieser Eleganz beeindruckt zu sein. Überhaupt war sie von ihm beeindruckt, obwohl sie das gar nicht wollte. Es war wie eine unsichtbare Anziehungskraft, die sie seit der ersten Sekunde unweigerlich in seine Richtung gezogen hatte, ganz egal was ihr Verstand für Argumente dagegen gebracht hatte.

 

„Trink.“

 

Sakura war versucht, ihm zu sagen, dass sie keinen Durst hatte. Einfach nur, um ihm zu widersprechen, denn in Wirklichkeit hatte sie schon seit Stunden nichts mehr getrunken. Doch ihr Körper reagierte einfach auf seinen Befehl und sie nahm gleich mehrere Schlucke. Er beobachtete sie dabei und schmunzelte dann zufrieden, als die das Glas zurück auf die Tischplatte stellte.

 

„Sakura, sagt dir der Name Pain etwas?“

 

Sie riss erschrocken die Augen auf. Déjà-vu. Der einzige Unterschied bestand darin, dass sie sich von Sasukes Stimme im Gegensatz zu Suigetsus lauter und nerviger Stimme fast schon ein wenig umschmeichelt fühlte. Dennoch war der Inhalt der Botschaft der gleiche. Wollte er ihr drohen? Oder war es möglicherweise schon zu spät? Hastig warf sie einen Blick auf das Glas. Er hatte darauf bestanden, dass sie trank. Sakura spürte, wie ihr mit einem Mal immer wärmer wurde und ihre Hände begannen leicht zu zittern. Er hatte doch nicht…

 

„Es ist eine Droge“, antwortete sie ihm mechanisch.

 

Geruchlos. Geschmacklos. Das war das, was Suigetsu ihr darüber erzählt hatte. Man merkte nicht, wenn man sie zu sich nahm.

 

„Das meinte ich nicht“, widersprach er ihr.

 

Mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand strich er spielerisch über den Rand seines eigenen Wasserglases und beobachtete sie aufmerksam, als würde er auf eine bestimmte Reaktion warten. Sakura spürte, wie ihr Mund immer trockener wurde und widerstand dem Drang, noch einen Schluck zu nehmen. Sie würde ihm ohne weiteres zutrauen, dass er ihr etwas ins Glas gemischt hatte.

 

„Was meinst du dann?“, fragte sie, als sie die Stille schließlich nicht mehr aushielt.

 

Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt und ihre Stimme klang rau wie Schmirgelpapier. Sie wollte endlich wissen, worauf er hinaus wollte. Der Gedanke daran, dass bereits irgendetwas mit fataler Wirkung in ihren Blutbahnen zirkulieren könnte, machte sie wahnsinnig.

 

„Ich spreche von der Person Pain“, erklärte er schließlich. „Naruto hat dir ja bereits erzählt, dass du für mich an der Prüfung teilnehmen wirst und er wird deinen Gegner stellen.“

 

Sakura fragte sich, wieviel von ihrem Gespräch Sasuke wohl mitbekommen hatte. Es gelang ihr kaum, sich auf ihn zu konzentrieren, weil sie viel zu sehr von den Reaktionen ihres eigenen Körpers abgelenkt war. Bildete sie sich das nur ein, oder schlug ihr Herz mit einem Mal viel schneller? Ihre Fingerspitzen fühlten sich seltsam kalt an und kribbelten.

 

„Der Grund, warum ich nicht selbst antrete ist, dass die Regeln es mir verbieten“, fuhr er fort. „Unser Lieferant prüft uns in verschiedenen Disziplinen und jedes Organisationsmitglied darf nur einmal antreten. Damit scheide ich aus.“

 

Sasuke begann das Wasserglas in seiner Hand hin- und herzuwiegen und Sakura konnte nicht anders, als gebannt auf die tanzende Oberfläche zu starren. Wenn er daraus trinken würde, könnte sie endlich sicher sein, dass es gänzlich ungefährlich war. Doch er tat es nicht.

 

„Du wirst es wahrscheinlich mit Deidara zu tun bekommen. Seine Spezialität sind 3D-Graffiti, die so aussehen, als würden sie von innen heraus explodieren. Er ist nicht schlecht, aber er ist nicht so gut, wie ich es bin. Naruto wird dir die Basics zeigen, aber er ist leider nicht besonders talentiert. Wenn du das einigermaßen drauf hast, werde ich dir die Feinheiten beibringen.“

 

Er stellte das Glas wieder auf der Schreibtischplatte ab und sah sie eindringlich an. Erneut schlug ihr Herz schneller. Graffiti also. Das war die Technik, die Naruto ihr beibringen sollte und deswegen waren auch alle Wände und der Boden in dem Zimmer abgeklebt worden. Soweit sie wusste, waren die Farben besonders aggressiv und saugten sich sofort in alle möglichen Oberflächen, wo man sie nur noch sehr schwer oder auch gar nicht mehr abbekam. Sie war sich nicht mal sicher, ob man Graffiti überhaupt in geschlossenen Räumen sprühen sollte, selbst bei geöffnetem Fenster.

 

Noch weniger allerdings gefiel ihr die Vorstellung davon, dass Sasuke sie unterrichten sollte. In seiner Gegenwart fühlte sie sich, anders als bei Naruto, grundsätzlich unwohl. Er schüchterte sie ein und brachte sie dazu, dass sie permanent an sich selbst zweifelte. Dabei dachte sie eigentlich, dass sie das hinter sich gelassen hatte. Sie war eine erwachsene Frau. Erfolgreiche Studentin. Stark. Selbstbewusst. Fleißig. Doch all das vergaß sie augenblicklich, wenn er in ihrer Nähe war. Dann war sie nichts davon.

 

„Wann ist diese Prüfung?“, wollte sie wissen.

 

Er schnalzte mit der Zunge.

 

„Das ist das Problem. Theoretisch könnte sie jederzeit stattfinden, wir werden erst sehr kurzfristig informiert. Deswegen möchte ich auch, dass du ab jetzt jeden zweiten Tag hierher kommst, um mit Naruto zu üben.“

 

Ungläubig riss Sakura die Augen auf. Wie stellte er sich das vor? Sie hatte auch noch andere Verpflichtungen, wie zum Beispiel ihr Studium oder den Haushalt. Eventuell musste sie sich in nächster Zeit einen Nebenjob besorgen, um weiterhin alle nötigen Bücher bezahlen zu können.

 

„Was?“, stieß sie geschockt aus.

 

„Sakura“, die Art wie er ihren Namen aussprach, jagte ihr schon wieder Schauer über den Rücken. „Ich würde es sehr begrüßen, wenn du freiwillig herkommen würdest. Ansonsten müsste ich mich nach einem geeigneten Druckmittel umsehen und das tue ich nur äußerst ungern. Selbstverständlich wirst du für die Zeit, die du hier verbringst, entlohnt.“

 

Die Sache mit dem Nebenjob hatte sich dadurch wohl erledigt. Allerdings konnte sie sich durchaus Schöneres vorstellen, als ihre Nachmittage hier mit Naruto – oder noch schlimmer einem von den anderen, die sie bis jetzt kennengelernt hatte – zu verbringen. Shikamaru schien ganz in Ordnung zu sein, aber der war allem Anschein nach auch nicht besonders gesprächig und die restlichen Mitglieder von Sasukes Organisation machten ihr irgendwie Angst.

 

Widerspruch war allerdings zwecklos, das ließ Sasuke sie mit seiner Drohung bereits deutlich spüren. Dass er ein geeignetes Druckmittel finden würde, daran zweifelte sie keine Sekunde. Die Prüfung schien ihm wirklich wichtig zu sein. Schließlich hatte auch er vor, seine Zeit dafür zu opfern und wollte ihr die Feinheiten persönlich beibringen.

 

„Was ist das überhaupt für ein Lieferant? Und was passiert, wenn ihr seine Prüfung nicht besteht?“, erkundigte sie sich.

 

Noch immer schlug ihr Herz unnatürlich schnell und sie fühlte sich fast ein wenig so, als hätte sie Lampenfieber. Irrte sie sich, oder war das Schwindelgefühl stärker geworden?

 

„Unser Produkt ist ein wenig kompliziert in der Herstellung und Beschaffung. Aus diesem Grund hat unser Lieferant so etwas wie eine Monopolstellung. Das sollte dir etwas sagen, oder?“, er lächelte süffisant und Sakura spürte trotz ihrer Angst sofort wieder die Wut in sich hochkochen.

 

Aus irgendeinem Grund behandelte er sie stets so, als müsse man ihr jede Kleinigkeit erklären, weil sie von nichts eine Ahnung hatte. Dabei war sie es, die von ihnen beiden BWL studierte und das sogar mit ganz gutem Erfolg. Dass er sie auch noch auf ihrem Fachgebiet unterschätzte, machte sie noch wütender als seine Kritik an ihren Entwürfen. In seinen Augen lag ein lauerndes Funkeln, so als wollte er sehen, ob es ihm gelungen war, sie mit seiner Provokation aus der Reserve zu locken, doch sie schluckte ihren Zorn mühsam herunter.

 

„Ich weiß, was eine Monopolstellung ist“, bestätigte sie mit beherrschter Stimme.

 

Noch konnte sie nicht ausschließen, dass er ihr irgendetwas untergejubelt hatte, um sie für ihren unüberlegten Kommentar zu bestrafen. Da war es nicht besonders klug sich mit ihm anzulegen.

 

„Stell dir vor, Konoha ist in unterschiedliche Bezirke unterteilt“, fuhr er unbeeindruckt fort. „Unserem Lieferanten liegt natürlich daran, dass sich seine Kunden nicht gegenseitig in die Quere kommen und so seine Einnahmen beeinträchtigen. Aus diesem Grund werden die Bezirke jedes Jahr nach bestimmten Kriterien aufgeteilt.“

 

Sakura fragte sich, um was für ein Produkt es sich wohl handeln mochte. Mittlerweile war sie sich zu neunzig Prozent sicher, dass sie hier keinesfalls über legale Prozesse sprachen. Ihre Fantasie spuckte sofort einige mögliche Alternativen aus. Menschenhandel. Auftragsmord. Prostitution. Drogen. Die letzte Option erschien ihr am wahrscheinlichsten, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass Suigetsu ihr bereits damit gedroht hatte. Außerdem passten Sasukes Aussagen in Bezug auf die komplizierte Herstellung. War sie hier wirklich in eine Drogensache reingeraten?

 

„Momentan sind uns sechs von zehn Bezirken zugeteilt“, erklärte Sasuke mit monotoner Stimme. „Das ist ein guter Anfang, aber es bestehen durchaus noch Potentiale.“

 

Aus der Schublade seines Schreibtischs zog er einen großen Stadtplan, den er auseinanderfaltete und vor ihr ausbreitete. Mit einem roten Stift waren verschiedene Linien eingezeichnet worden, die tatsächlich zehn durchnummerierte Bereiche voneinander abgrenzten. Im Gebiet um die Senju-Universität, das die Nummer eins trug, waren die Striche besonders dick.

 

„Uns gehören die Bezirke eins, zwei, vier, sieben, neun und zehn“, er deutete nacheinander auf die entsprechenden Flächen. „Die eins ist der wichtigste Bezirk, weil hier die meisten potentiellen Kunden anzutreffen sind, gleich danach kommt die neun. Dein Bezirk ist die sieben und auch den würde ich nur äußerst ungern verlieren.“

 

Auf der Karte konnte Sakura erkennen, dass es sich bei der neun um den Teil der Stadt handelte, in dem sich besonders viele Clubs und Diskotheken befanden. Die sieben lag relativ zentral in der Stadt und war von der Fläche her eher klein. Allerdings befanden sich hier der Hauptbahnhof und einige Einkaufsstraßen. Ihre Theorie mit den Drogen kam ihr immer wahrscheinlicher vor.

 

„Wem gehören die anderen Bezirke?“, wollte sie wissen.

 

Bei den Bezirken, die Sasuke ihr genannt hatte, war auf der Karte ganz klein das Symbol des Fächers aufgemalt, das sie schon ein paarmal für ihn gezeichnet hatte. Das Symbol seiner Organisation. In allen anderen Feldern entdeckte sie eine kleine Wolke, die ihr seltsamerweise irgendwie bekannt vorkam. Auch ihr eigenes Wohnheim befand sich in einem dieser Bezirke. Nummer fünf.

 

„Damit wären wir wieder bei Pain“, Sasukes Stimme klang ruhig und besonnen. „Seine Organisation trägt den Namen Akatsuki und sie haben in den letzten Jahren rapide an Mitgliedern gewonnen. Unser Lieferant ist bedauerlicherweise sehr angetan von ihren Methoden und damit sind sie unsere größte Konkurrenz. Ihnen gehören die restlichen vier Bezirke und selbstverständlich sind sie auch darauf aus, sich noch weiter zu vergrößern. Das dürfen wir nicht zulassen.“

 

Im Gegensatz zu Naruto, der gerne mal um den heißen Brei herumredete und sich mehr und mehr in seinen Erzählungen verlor, bis er zu einem ganz anderen Thema abgedriftet war, waren Sasukes Angaben kurz und prägnant. Er formulierte konkrete Ziele, wusste genau was er wollte. Sakura fragte sich, was passieren würde, wenn sie Bezirk Nummer sieben nicht für sich gewinnen konnte.

 

Bei dem Gedanken an Suigetsus Drohung kroch die Angst in jede einzelne ihrer Gliedmaßen und verstärkte das Zittern ihrer Hände nur noch, das begonnen hatte, seit sie von dem Wasser getrunken hatte. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie schlimm es sein musste, wenn einem das eigene Gehirn solche Streiche spielte. Fest verkrallte sie sich im Saum ihrer Strickjacke, damit Sasuke es nicht bemerkte und versuchte unauffällig tief durchzuatmen. Es machte keinen Sinn, sich jetzt schon verrückt zu machen. Dann würde er ihre Schwäche nur ausnutzen. Vielleicht war es das Beste vom Thema abzulenken. Sakura räusperte sich.

 

„Dieser Pain, es ist doch sicher kein Zufall, dass er genauso heißt wie die Droge.“

 

Sasuke verschränkte die Finger ineinander und stützte den Kopf darauf ab, während ein amüsiertes Lächeln um seine Lippen spielte. Vermutlich hatte er bemerkt, dass sie bewusst ein anderes Thema angeschnitten hatte.

 

„Möglicherweise bringt man ihn damit in Verbindung.“

 

Das hatte sie sich schon gedacht. Sakura nahm all ihren Mut zusammen.

 

„Bringt man dich auch damit in Verbindung?“, fragte sie. „Mit Drogen?“

 

Sasuke legte den Kopf leicht schief. Sie kam nicht umhin, erneut festzustellen, wie unglaublich schön er war, fast unwirklich schön. Seine Gesichtszüge wirkten durch die makellose Haut irgendwie weich und gleichzeitig verliehen ihm die markanten Wangenknochen eine eiserne Härte. Aus irgendeinem Grund traute man schönen Menschen viel weniger zu, wenn es darum ging böse Dinge zu tun. Trotzdem war Sasuke für sie unberechenbar.

 

War sie mit ihrer Frage zu weit gegangen? Es war so unglaublich schwierig, etwas aus seiner Mimik abzulesen und doch konnte sie nicht anders, als ihn ständig genau zu betrachten. Noch nie hatte sie jemanden kennengelernt, der so viele Widersprüche in sich vereinte und sie damit an ihrer eigenen Vernunft zweifeln ließ. Sie war sich sicher, dass er sich seiner Wirkung auf andere Menschen bewusst war und das auch schamlos ausnutzte.

 

„Sakura“, der Name glitt von seinen Lippen wie flüssige Seide. „Du solltest dir dein hübsches Köpfchen nicht über solche Dinge zerbrechen. Allerdings“ – demonstrativ griff er nach seinem Glas Wasser und nahm einen Schluck – „musst du dir keine Sorgen machen, dass ich dir irgendetwas unterjubeln würde. Das ist nicht mein Stil. Ich lasse die Leute gerne bei vollem Bewusstsein leiden.“

 

Sie wusste nicht, ob sie wirklich erleichtert über seine Aussage sein sollte. Also hatte er es bemerkt und sie die ganze Zeit über mit dem Gedanken gefoltert, dass irgendetwas in dem Getränk sein könnte. Er hatte mit ihren Ängsten gespielt, ohne ihr dabei ein einziges Mal wirklich offen zu drohen, subtil und effektiv. Das nannte man dann wohl Placebo-Effekt.

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

ich hab mich jetzt für den Samstag als Upload-Tag entschieden. Falls es dagegen irgendwelche Einwände gibt, immer raus damit. ;) Vielen Dank für eure Kommentare zum letzten Kapitel, ich hab mich sehr gefreut und ich freue mich, wenn ich auch diesmal wieder von euch höre. Was haltet ihr von Pain? Hat Sakura überhaupt eine Chance? Schreibt mir einfach eure Gedanken. :)

Herzliche Grüße
-Zerschmetterling- Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Xiaolie
2015-10-30T23:24:37+00:00 31.10.2015 00:24
Wie du aus den zwei ein Paar machen willst....
Bin gespannt ☺
Antwort von:  -Zerschmetterling-
31.10.2015 11:28
Das wird in der Tat noch eine größere Herausforderung
und ich bin selber gespannt, ob ich das hinkriege. ;)
Vielen Dank für die Rückmeldung und
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  Kleines-Engelschen
2015-10-18T14:00:22+00:00 18.10.2015 16:00
ich bin sehr gespannt wie es weitergeht. ein klasse kapitel!

greetz
Antwort von:  -Zerschmetterling-
19.10.2015 14:37
Vielen Dank für die Rückmeldung :)
Freut mich, dass es dir gefallen hat.
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  Manga3
2015-10-17T14:18:40+00:00 17.10.2015 16:18
Die Art, wie du die Szene zwischen Sakura und Sasuke beschrieben hast, ist genial!! Besonders Sasukes letzter Satz war ein perfekter Cliffhanger ;-)
Die Machenschaften von Sasuke klingen sehr interessant und mysteriös..hat sein Team eigentlich einen Namen?
Ich freue mich schon aufs nächste Kapitel! x
LG, Manga3
Antwort von:  -Zerschmetterling-
17.10.2015 16:32
Vielen Dank für dein Feedback :)
Ich habe gehofft, dass die Szene vom Aufbau her so funktioniert
und freue mich darum umso mehr, dass sie dir gefallen hat.
Sein Team arbeitet im Prinzip unter dem Namen der Uchiha,
deswegen gibt es nicht nochmal einen gesonderten Namen. ;)
Ein schönes Wochenende und
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-


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