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On Air

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen guten Abend ihr Lieben,
ja, ich weiß, ich bin nicht besonders konsequent und eigentlich ist es erst Donnerstag. Aber heute ist schließlich Sasukes Ehrentag und abgesehen davon habe ich meine Bachelorarbeit bestanden, was eindeutig schon mal zwei gute Gründe zum Feiern sind. Manchmal kann man einfach nicht konsequent sein. ;) Deswegen gibt es auch jetzt schon das neue Kapitel und ich bedanke mich nochmal ganz herzlich bei allen, die das letzte Kapitel gelesen, favorisiert und kommentiert haben. Jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und würde mich wie immer sehr freuen, von euch zu hören!
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling- Komplett anzeigen

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 -10-

 

 

Meine Laune war bodenloser und tiefer als der dunkelste und schrecklichste Unterwasserseegraben. Eigentlich hätte ich heute einfach im Bett bleiben und mir die Decke über den Kopf ziehen sollen, um mir das alles nicht antun zu müssen. Nachdem ich gestern die Redaktion verlassen hatte, hatte ich mich noch den ganzen Abend lang grün und blau geärgert. Selbst als ich schon im Bett lag, gelang es mir nicht, das wütende Lodern in meiner Brust irgendwie zu beruhigen. Gefühlte Ewigkeiten hatte ich mich hin und her gewälzt und hatte mich von meinem Hass gegen Sasuke und vor allen Dingen auch gegen mich selbst verzehren lassen.

 

 

Was für ein glücklicher Zufall, dass der heutige Wettbewerb etwas damit zu tun hatte, wach zu bleiben. Es war wie verhext. Noch hatten wir keine weiteren Infos zu der Sache bekommen, nur dass wir nachmittags wohl nicht wie gewohnt nach Hause gehen durften. Obwohl wir beide nicht besonders begeistert von der Tatsache gewesen waren, hatten wir natürlich zugestimmt, an der heutigen Challenge teilzunehmen. Jeder wollte den Sieg an sich reißen.

 

 

Zu allem Überfluss hatte ich gerade live on air zugeben müssen, dass es mir nicht gelungen war, Sasuke meinen Satz zu entlocken. Als Sakura meinen Zettel auseinanderfaltete und ihn für die Hörer laut vorlas, wäre ich am liebsten vor Scham unter den Tisch gekrochen. In dem Moment, als ich ihn mir ausgedacht hatte, war er mir irgendwie ziemlich schlau vorgekommen, aber jetzt hörte es sich an wie der pure Hohn. Insbesondere, da ich bereits mehr wusste als Sakura und die Hörer und deswegen davon ausgehen konnte, dass Sasuke diese Challenge gewonnen hatte.

 

 

„So, gerade eben haben wir festgestellt, dass es Naruto leider nicht gelungen ist, Sasuke dazu zu bringen, seinen Satz zu sagen“, erinnerte Sakura die Hörer noch einmal unnötigerweise.

 

 

Wenn es nach mir ging, konnten wir die restliche Auflösung einfach ganz schnell überspringen, Sasuke den dummen Punkt geben und anschließend am besten gleich die ganze Sendung beenden. Ich hatte das Gefühl Sasukes siegessicheres Grinsen keine Sekunde länger ertragen zu können. Warum nur fiel es mir so schwer, einfach mal die Klappe zu halten? Dabei hatte ich mir doch fest vorgenommen, einfach kein einziges Wort mehr in seiner Gegenwart zu sagen. Der Plan war idiotensicher gewesen – zumindest hatte ich das bis gestern Abend gedacht.

 

 

„Lasst uns doch jetzt mal schauen, ob Sasuke es hinbekommen hat“, Sakuras Stimme hüpfte beinahe vorfreudig, als sie seinen Zettel auseinander faltete. „Wie Naruto hat auch er die Möglichkeit gehabt eine Tondatei zu hinterlegen, die wir uns gleich anhören werden. Aber zuerst einmal der Satz.“

 

 

Sie hielt das Papier dicht ans Mikrofon, damit die Zuhörer das Rascheln beim Auseinanderfalten auch hören konnten.

 

 

„Ich habe doch gar nichts gesagt“, las sie dann laut vor.

 

 

Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten. Gerade konnte ich mir einigermaßen vorstellen, wie Sasuke sich gefühlt haben musste, als er die erste Challenge gegen mich verloren hatte. Es war nicht gerade ein angenehmes Gefühl, das sich leider nur schwer unterdrücken ließ. Während ich angepisst meine Schuhe fixierte, genoss er bereits die ersten süßen Tropfen seines – meiner Meinung nach – zu Unrecht erworbenen Siegs.

 

 

„Der Satz ist geschickt gewählt“, lobte Sakura anerkennend. „Wie bist du drauf gekommen?“

 

 

Sasukes Schulter streifte mich leicht am Arm als er sich Sakura ein Stückchen mehr zuwandte.

 

 

„Naja, Naruto lässt sich glücklicherweise recht leicht provozieren. Ich hätte verschiedene Sätze wählen können, aber mir hat einfach der Gedanke gefallen, ihn auf diese Weise reinzulegen. Es war keine wirkliche Herausforderung.“

 

 

Seine Augen blitzten mich schelmisch an, was die Hörer natürlich nicht sehen konnten. Ich trat unter dem Studiopult mit dem Fuß nach ihm, doch er wich geschickt aus. Dem würde ich schon noch zeigen, was für eine Herausforderung ich sein konnte. Der sollte sich mal nicht zu früh freuen. Bisher hatte er nur eine einzige Challenge gewonnen und es war gerade mal Freitag. Das hieß, es würden noch einige Aufgaben auf uns zu kommen.

 

 

„Dann hören wir uns doch den Ton mal an“, schlug Sakura lachend vor und dass er mich mal wieder vor aller Ohren runtergemacht hatte, schien sie dabei kein Stück weit zu stören.

 

 

Ich musste mir den Ton gar nicht erst anhören, um zu wissen, dass Sasuke es geschafft hatte. Immerhin hatte ich den verdammten Satz gestern Abend selbst laut ausgesprochen, obwohl ich es eigentlich hätte besser wissen müssen. Mein Misstrauen ihm gegenüber war von der ersten Sekunde an begründet gewesen und doch hatte es mich nicht vor ihm schützen können. Sakura verkündete den neuen Punktestand zwischen uns – eins zu eins, gratulierte Sasuke zu seinem Sieg – etwas, dass sie bei mir nicht getan hatte – und sagte dann noch ein paar Worte zur Challenge. Ich versuchte, sie so gut es ging auszublenden und fixierte stattdessen mürrisch den Fußboden, nur um nicht in Sasukes Gesicht sehen zu müssen.

 

 

Es war nicht nur der unverhohlene Triumph, den ich darin lesen würde, der mich davon abhielt. Es waren mindestens genauso sehr die Gedanken, die sich schon seit dem Abend im Club leise und unerkannt bei mir eingenistet hatten und nun seit seiner Aktion im Schnittraum immer mehr an die Oberfläche drängten. Gedanken, die sich absolut nicht mit meiner überzeugten Heterosexualität vertrugen und Gedanken, die am besten so schnell wie möglich wieder ins hinterste Eck meines Bewusstseins verdrängt werden mussten. Das allerdings wurde durch Sasukes permanente Anwesenheit, seine unmittelbare Nähe und seine durchdringenden Blicke unnötig erschwert. Deswegen versuchte ich, ihn möglichst nicht anzusehen.

 

 

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass inzwischen schon wieder drei Songs gelaufen waren und schreckte leicht zusammen, als Sakura uns bedeutete, dass wir unsere Kopfhörer aufsetzen sollten, da sie den nächsten Moderationsbreak starten wollte. Missmutig folgte ich ihrem Befehl und konnte nicht verhindern, dass ich nun doch wieder etwas nervös wurde. Laut Sendeplan würde sie uns jetzt mitteilen, wie genau die heutige Aufgabe aussehen würde. Dass es etwas mit Wachbleiben zu tun hatte, wusste ich bereits und auch, dass heute nicht unbedingt der perfekte Zeitpunkt dafür war, nachdem ich die halbe Nacht nicht geschlafen hatte. Aber noch bestand die winzig kleine Chance, dass die Challenge doch nach meinem Geschmack sein könnte.

 

 

„Einen wunderschönen guten Morgen und herzlich willkommen bei Akatsuki, der Morningshow für ganz Konohagakure“, leitete Sakura souverän ihren Break ein. „Es ist jetzt schon fast eine Woche her, dass wir euch Naruto und Sasuke, unsere Anwärter auf den Moderationsposten vorgestellt haben. Seit Mittwoch müssen die beiden jeden Tag einen kleinen Wettbewerb austragen und weil morgen schon wieder Wochenende ist, haben wir uns heute etwas ganz Besonderes ausgedacht.“

 

 

Sie legte eine kunstvolle Pause ein, die jedoch nicht allzu lange sein durfte, da sich Pausen im Radio immer wie eine Ewigkeit anfühlten. Mir kam es trotzdem wie eine vor.

 

 

„Ein Morningshowmoderator muss immer fit sein, egal wie früh oder wie spät es ist. Deswegen wird es heute – oder sollte ich besser sagen an diesem Wochenende – die Aufgabe der Jungs sein, so lange wie möglich wach zu bleiben. Sie werden also nach Redaktionsschluss weiterhin hier im Sender bleiben und jeder von ihnen bekommt eine kleine Uhr, die er alle sechzig Minuten um eine Stunde zurückstellen muss.“

 

 

Hoffnung zerstört. Die Aufgabe war eine einzige Katastrophe. Ich konnte es mir nicht verkneifen und warf Sasuke nun doch einen kurzen prüfenden Blick von der Seite aus zu. Heute Morgen hatte er wie üblich seine Tasse Kaffee getrunken und dabei recht fit gewirkt. Insgesamt schien er sich gut an den neuen Tagesrhythmus angepasst zu haben, denn im Gegensatz zu mir hatte er morgens keine halbverquollenen Augen und Augenringe. Allerdings war auch Sasuke alles andere als begeistert von dieser Challenge, denn sein Gesicht verzog sich augenblicklich zu einer widerwilligen Grimasse.

 

 

„Hat Sasuke da nicht einen Wettbewerbsvorteil?“, warf ich geheimnisvoll ein.

 

 

Sakura wirkte etwas überrumpelt, als sie mir antwortete.

 

 

„Was für ein Wettbewerbsvorteil? Eigentlich solltet ihr doch beide gleiche Bedingungen haben. Ihr habt beide heute Morgen um sechs Uhr angefangen.“

 

 

„Ja schon“, räumte ich ein. „Aber ich muss ihn dann ja auch noch die ganze Zeit über ertragen. Ich finde, das könnte man schon zu erschwerten Bedingungen zählen.“

 

 

Unwillkürlich entfloh Sakura ein leises Lachen und ich grinste frech.

 

 

„Ich denke, das sehe ich etwas anders“, widersprach Sasuke fast augenblicklich.

 

 

„So gesehen ist es dann ja wieder ausgeglichen und es spricht nichts dagegen, den Wettbewerb jetzt zu starten“, schloss Sakura die Unterhaltung ab.

 

 

Indem sie einfach den Regler für unser gemeinsames Mikrofon nach unten zog, gab sie keinem von uns mehr die Möglichkeit sich zu dem Thema zu äußern. Der Break dauerte schon viel zu lange und es war an der Zeit, endlich wieder ein paar Songs zu spielen. Die meisten Hörer mochten es nicht gerne, wenn zu lange gequatscht wurde. Schließlich hörten sie Radio primär wegen der Musik. Sakura leitete elegant zum nächsten Song über und nahm dann die Kopfhörer ab, nachdem sie den Song gestartet hatte.

 

 

„Eigentlich ist es ja fast schade, dass ich heute Abend nicht dabei sein kann. Das wird bestimmt lustig“, schmunzelte sie und fügte dann mahnend hinzu: „Ihr beiden müsst mir unbedingt versprechen, dass ihr euch nicht gegenseitig die Köpfe einschlagt, wenn ihr nachher alleine seid! Am Ende hab ich nächste Woche gar keinen Moderationspartner mehr.“

 

 

Sie kicherte und ließ sich vom Barhocker gleiten. Das machte sie oft in den Pausen zwischen den Moderationen, wenn gerade Musik lief. Drei Stunden lang ununterbrochen auf einem Stuhl zu sitzen, konnte auf Dauer richtig anstrengend werden.

 

 

„Ach Sakura, da brauchst du dir keine Sorgen machen“, beruhigte ich sie grinsend. „Wenn Sasuke schön artig ist, wird ihm auch nichts passieren. Und gegen mich kommt er sowieso nicht an!“

 

 

Ein Sasuke-typischer Laut kam über seine Lippen. „Tz.“

 

 

Als Sakura dann nicht hinsah, raunte er an mich gewandt: „Vielleicht will ich aber gar nicht artig sein.“

 

 

Der Unterton in seiner Stimme ließ keinen Zweifel daran, worauf er da anspielte, doch ich überspielte meine aufkeimende Verlegenheit kurzerhand und legte ihm demonstrativ die Hand auf die Schulter.

 

 

„Ja ja, das war mir schon klar, dass du mich wieder reinlegen willst“, sagte ich extra laut, damit Sakura es auch mitbekam. „Anders kannst du ja auch gar nicht gewinnen.“

 

 

Dass er das nicht gemeint hatte, war uns beiden klar. Ich hatte jedoch beschlossen, ihn in der Hinsicht einfach nicht mehr ernst zu nehmen. Wahrscheinlich hatte er einfach nur gemerkt, wie sehr er mich auf diese Art und Weise aus der Fassung bringen konnte und wollte das nun gegen mich nutzen. Am Ende waren seine Aussagen doch nur leere Drohungen, da war ich mir mittlerweile sicher. Und auch wenn ich scheinbar nicht verhindern konnte, dass mein Körper darauf reagierte, konnte ich mir immer noch sagen, dass es im Endeffekt sowieso nichts zu bedeuten hatte. Alles nur leere Worte.

 

 

Wir zankten uns für den Rest der Sendung immer weiter, was Sakura das ein oder andere genervte Seufzen entlockte. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass sie uns insgeheim dann doch einigermaßen unterhaltsam fand, da sie das Gespräch ab und zu sogar noch anstachelte. Natürlich alles nur abseits des Mikrofons, denn immerhin waren wir professionell – oder versuchten uns das zumindest einzureden. Unser Wortgefecht wurde erst unterbrochen, als wir nach der Sendung schließlich zu unterschiedlichen Leuten zitiert wurden.

 

 

Während Sasuke mal wieder von Shino etwas über die Studiotechnik lernen sollte, würde ich von Kakashi höchstpersönlich eine Einführung in die Moderation erhalten. Anders als die meisten dachten  – mich bis vor kurzem noch eingeschlossen – redeten Moderatoren nämlich nicht einfach nur drauf los. Die Sendung musste gut geplant sein, jedes einzelne Wort musste sitzen und doch so klingen, als wäre es einem völlig spontan eingefallen. Noch viel schwieriger als eine einfache Moderation war jedoch die Doppelmoderation, da man sich dort gut aufeinander einstellen musste und kaum noch improvisieren konnte. Und eine Doppelmoderation war genau das, was hoffentlich ab Anfang übernächster Woche auf mich zukommen würde.

 

 

Kakashi war ein ausgezeichneter Lehrer. Er hatte, wie viele die beim Radio arbeiteten, eine angenehme Stimme und konnte zudem wahnsinnig gut erklären. Alles was er sagte, unterlegte er mit verschiedenen Beispielen, sodass seine Aussagen auch direkt bei mir im Kopf hängen blieben, obwohl er mir ziemlich viel erklärte. Da ich heute sowieso voraussichtlich noch den restlichen Abend in der Redaktion verbringen würde, es sei denn Sasuke würde zuvor zufälligerweise einschlafen, trug er mir auf, zur Übung ein paar Moderationen zu verfassen. Die Themen bezogen sich allesamt auf die Sendung vom nächsten Montag, sodass es gar nicht mal so unwahrscheinlich war, dass Sakura sie am Ende auch verwenden würde.

 

 

Zwischendrin mussten wir den kleinen Workshop immer mal wieder unterbrechen, da irgendjemand etwas von Kakashi brauchte oder es mal wieder an der Zeit war, den Wecker eine Stunde zurückzustellen. Die kleinen Uhren standen nebeneinander im Besprechungszimmer, wo vorhin noch die Nachbesprechung der Sendung stattgefunden hatte und klingelten zu jeder vollen Stunde. Ab dann hatten wir zwei Minuten Zeit, die Uhr erneut zu stellen. Wir durften uns ausschließlich dafür im Raum aufhalten, da das laute Geräusch uns andernfalls sofort geweckt hätte, selbst wenn wir eingeschlafen wären.

 

 

Bis jetzt war die Aufgabe noch nicht besonders anspruchsvoll, doch das würde spätestens dann kommen, wenn es draußen langsam dunkel wurde. Seit die Probezeit bei Akatsuki begonnen hatte, war ich meistens etwa um neun Uhr ins Bett gegangen. Richtig müde wurde ich wahrscheinlich so um elf. Je länger es dauerte, bis Sasuke endlich eingeschlafen war, desto anstrengender würde es auch für mich werden.

 

 

„Hey Naruto“, hörte ich eine laute, schrille Stimme.

 

 

Irgendwie kam sie mir bekannt vor, doch ich konnte sie im ersten Moment nicht sofort zuordnen. Erst als ich sah, wie Lee, der Typ aus der Verkaufsabteilung, mir vom Gang aus wie verrückt zuwinkte, wurde ich erhellt.

 

 

„Hallo Lee“, rief ich etwas verunsichert zurück.

 

 

Was wollte der Kerl von mir?

 

 

„Ich hab euch Essen besorgt, Naruto“, verkündete er gut gelaunt und deutete dabei über seine Schulter in Richtung Küche. „Dachte mir, dass ihr ja nicht so einfach mal für eine Stunde verschwinden könnt. Ich hoffe du magst Nudeln?“

 

 

Augenblicklich begannen meine Augen zu leuchten und mein Magen ließ zeitgleich wie auf Kommando ein lautes Knurren hören. Über all die Aufregung hatte ich ganz vergessen, dass ich seit heute Morgen noch gar nichts gegessen hatte. Zum Glück bestand die heutige Aufgabe nur darin, so lange wie möglich wach zu bleiben und nicht solange wie möglich nichts mehr zu essen, denn dann hätte ich wohl haushoch verloren. Am liebsten wäre ich sofort aufgesprungen und in die Küche gerannt, um mich dort über das Essen herzumachen. Ich warf Kakashi einen bettelnden Hundewelpenblick zu.

 

 

„Geh schon“, forderte er mich grinsend auf. „Ich hab sowieso noch genug anderes zu tun.“

 

 

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Sofort war ich auf den Beinen und folgte Lee nach draußen in die Küche. Sasuke saß bereits an dem kleinen Tisch und hatte seine eigene Portion Nudeln vor sich stehen. Lee hatte also an uns beide gedacht. Irgendwie passte mir das nicht, doch wie sagte man so schön: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Während dem Essen war es seltsam friedlich zwischen Sasuke und mir, was wohl nicht zuletzt daran lag, dass wir kaum zu Wort kamen.

Lee schwärmte in einer Tour von dem Wettbewerb und von den tollen Aufgaben, die Shikamaru und Kakashi sich ausgedacht hatten. Man hatte den Eindruck, dass er fast schon motivierter war die ganze Nacht aufzubleiben, als Sasuke und ich. Vielleicht hätte er sich für die Stelle bewerben sollen. Vielleicht hatte er das sogar getan.

 

 

Die Zeit verging schneller als gedacht und bald schon verabschiedeten sich die ersten in den wohlverdienten Feierabend. Ich hatte meine Zeit damit verbracht, die Umfrage von gestern fertig zu schneiden, wobei ich nicht verhindern konnte, dass gewisse Gedanken wieder hochkamen, als ich da so alleine im Schnittraum saß. Ich versuchte sie schnell wieder abzuschütteln und konzentrierte mich dann auf meine Arbeit. Schließlich sollte Kakashi am Ende zufrieden sein.

 

 

Als ich damit fertig war, war es noch viel leerer geworden. Nur noch vereinzelt waren ein paar Plätze an den Rechnern besetzt und die plötzlich einkehrende Stille erinnerte einen fast schon an die frühen Morgenstunden, wenn hier noch nicht wirklich viel los war. Insgesamt musste ich sagen, dass es mir deutlich besser gefiel, wenn etwas mehr Leben in der Bude war. Wenn alle geschäftig durcheinander wuselten, die Telefone klingelten und die Tasten beim Tippen klackerten. Es erinnerte mich an meinen ersten Besuch hier in der Redaktion, als man mich zum Bewerbungsgespräch eingeladen hatte.

 

 

Ich setzte mich an einen der freien Rechner – die Auswahl war nun ziemlich groß – und öffnete den Browser. Womit konnte ich mir als nächstes die Zeit vertreiben? Ich hatte beschlossen, möglichst immer etwas zu tun zu haben, da man viel schneller müde wurde, wenn man einfach nur rumsaß. Vorhin hatte ich mich noch eine Weile mit Lee unterhalten und dann mit Hinata, doch die hatten beide schon lange Feierabend und waren nach Hause gegangen.

 

 

Aus purer Langeweile öffnete ich die Webseite des Senders und dann wie durch Zauberhand die Profilseite von Sasuke. Sasuke Uchiha. Da stand es tatsächlich. Mir fiel wieder ein, was Hinata mir über seinen Bruder erzählt hatte und ich beschloss mir den Kerl einmal genauer anzusehen. Es dauerte nicht lange, bis ich Ausschnitte aus der Ninja-Serie gefunden hatte, in der er eine Sprecherrolle übernommen hatte. Wahllos klickte ich mich durch die verschiedenen Sequenzen, bis ich eine gefunden hatte, in der er auch tatsächlich auftauchte. Gespannt hielt ich den Atem an, um ja keine Sekunde zu verpassen, während meine Augen gebannt den Bildschirm fixierten.

 

 

„Törichter kleiner Bruder. Wenn du mich töten willst, dann hasse mich, verabscheue mich, und überlebe dein wertloses Leben. Lauf, lauf, und häng an deinem Leben. Und wenn du eines Tages dieselben Augen hast, wie ich, trete vor mich.”

 

 

Ich hatte keine Ahnung, worum es in dieser Szene ging. Ehrlich gesagt hatte ich bisher noch keine einzige Folge von dieser Serie angeschaut, aber irgendwie hatte ich trotzdem sofort einen dicken Kloß im Hals. Keine Sekunde zweifelte ich daran, dass Sasukes Bruder diesen Award verdient hatte. Seine Leistung war phänomenal. Ich wusste nichts über den Charakter, den er darstellte und doch spürte ich sofort, wie eine gewisse Angst meinen Körper ergriff. Seine Stimme klang tief, noch tiefer als Sasukes, und die Bedrohlichkeit, die bei jedem seiner Worte mitschwang, war beklemmend, fast schon erstickend.

 

 

„Was siehst du dir da an?“

 

 

Panisch fuhr ich auf meinem Drehstuhl herum. Ich war so sehr in die Szene vertieft gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, wie Sasuke plötzlich hinter mich getreten war. Seine Augen sprühten vor Zorn und ich versuchte die Seite schnell wegzuklicken. So wütend hatte ich ihn bisher noch nie erlebt.

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
In diesem Kapitel habe ich nochmal ganz dezent meine Bewunderung für Itachi ausgelebt, aber ich verspreche hoch und heilig, dass in den folgenden zwei Kapiteln Sasuke und Naruto verstärkt auf ihre Kosten kommen werden. ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  fragile
2015-09-27T20:52:54+00:00 27.09.2015 22:52
ich bin ja sonst wirklich eher kommi-faul, aber ich lese auch immer sooo unendlich viel am tag oder pro woche... und wenn ich mich dann mal wirklich auf eine story einlasse und sie von a bis z durchlese und bei fast jeder zeile lächeln muss, sollte ich das ja machen. und weißt du was? es stört mich nicht.
dein schreibstil ist wirklich bemerkenswert. es liegt vielleicht auch daran, dass du nicht mega die schweren wörter benutzen musst, um eine gewisse atmosphäre zu schaffen. die einfachheit deiner umschreibungen brennen sich ins gehirn und kommen so rüber, wie du es gemeint hast.
man kann den geschehnissen folgen, ohne mit fragezeichen die sätze wieder und wieder zu lesen.

und vor allem gefällt es mir, dass wir mehr von sasuke kennen lernen, dass naruto einfach mehr sehen kann. immerhin darf itachi eine kleine rolle hier haben. ich hoffe ja immer noch, dass du iwie itachi mal auftauchen lässt. so live und in farbe. :D
das wäre schön. :3


mir gefiel es, dass du sasukes laut einfach so eingebaut hast, wie es eben ist. sehr authentisch. sehr sasuke-mäßig :D.
Ein Sasuke-typischer Laut kam über seine Lippen. „Tz.“
gefiel mir sehr gut.

das ganze ding wirkt bisher wirklich gut. ich lese gern und freue mich über jede ens

baust du itachi wirklich nicht mehr ein? ;D
... diese gewisse etwas zwischen den beiden find ich toll.

und ich möchte noch mehr sasuke-naruto-moments, gerne auch in trauter zweisamkeit.


Antwort von:  -Zerschmetterling-
28.09.2015 15:22
Danke, das ist so lieb, was du über meinen Schreibstil sagst
und auch, dass es dich nicht stört, Kommis zu schreiben. ;)
Ich freu mich nämlich immer riesig darüber,
also sei dir sicher, dass sich der Aufwand lohnt. :)

Itachi, du weißt wie ich zu ihm stehe. :D
Er schüchtert mich irgendwie ein,
aber Sasuke ohne Itachi geht einfach nicht.
Da muss ich mich langsam rantasten :D
Auf jeden Fall wird man noch mehr über ihn erfahren,
den sein Verhältnis zu Sasuke beeinflusst einfach mega sein Handeln.
So gesehen, spielt er auf jeden Fall eine größere Rolle.

Du kriegst definitiv noch mehr Sasuke-Naruto-Moments,
das kann ich dir zumindest versprechen.
Gerne auch in trauter Zweisamkeit ;)

Vielen, vielen Dank für deinen Kommentar und
herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von: abgemeldet
2015-08-13T11:01:47+00:00 13.08.2015 13:01
Hallo!

Ich glaube, ich hatte Recht mit der Vermutung, dass Sasuke auf seine Familie bzw den Status des älteren Bruders allergisch sein könnte. Warum sonst sollte er so furchterregend und aggressiv darauf reagieren, dass Naruto sich nur ein kleines Video über Itachis Synchronsprecherrolle ansieht?
Ehrlich, bei der Beschreibung der Tonlage wäre ich auch zu Tode erschrocken. Wenn die Challenge damit beginnt, möchte man nicht miteinander im selben Studio sein. Es gibt zwar Wege, um sich auszuweichen, doch das 2-Minuten-Zeitfenster, um die Uhr umzustellen, sorgt ja fast zwangsläufig für ein Aufeinandertreffen (kann man für den anderen fieserweise die Tür absperren?).
Von der Wende bin ich überrascht, da ich auf knisternde und zweideutige Atmosphäre gemünzt war, daher gefällt mir der Schwung in die neue Emotionsecke - das bringt Pfeffer rein und lässt das Konfliktmanagement der Beiden aus einem neuen Blickwinkel erahnen.

Schnell weiterlesen, der Cut ist unerträglich-gemein.

Viele Grüße, Morgi
Antwort von:  -Zerschmetterling-
13.08.2015 17:15
Vielen Dank für deinen Kommentar! :)
Mit der Vermutung könntest du eventuell tatsächlich Recht haben.
Sasuke ist zumindest nicht der größte Fan seines Bruders.
Das mit dem Tür absperren wäre in der Tat ziemlich fies
und auch keine besonders faire Art zu gewinnen.
Die Tür zum Besprechungsraum mit den Wecker lässt sich aber nicht abschließen,
also fällt die Option schon mal raus (hab ich jetzt so beschlossen ;) ).
So Stimmungswechsel mag ich ganz gerne
und bei Sasuke passt es auch irgendwie, weil er dadurch noch undurchschaubarer wird.
Das wird also definitiv nicht das letzte Mal sein, dass die Emotionen plötzlich umschwingen
und vielleicht wird es ja nochmal knisternd zweideutig. :D
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  Andariela
2015-07-24T16:30:07+00:00 24.07.2015 18:30
Neieeeeen xD wie grausam das diesmal endet xd haha ich freu mich schon auf die fortsetzung
Antwort von:  -Zerschmetterling-
24.07.2015 19:40
Tut mir Leid, ich musste an der Stelle nen Cut machen,
sonst wäre es insgesamt einfach zu lang geworden.
Und vielleicht wollte ich euch auch ein bisschen auf die Folter spannen... ;)
Von:  ExplosionLover
2015-07-23T20:23:45+00:00 23.07.2015 22:23
Ich liebe diese ff *------* hammer spannend!!!
Antwort von:  -Zerschmetterling-
23.07.2015 22:29
Danke :) Freut mich, dass sie dir gefällt!
Von:  Quiana
2015-07-23T18:52:15+00:00 23.07.2015 20:52
Hallo :)

Heute antworte ich mal hier und nicht auf FF.de :)

Erst mal meine Glückwünsche zu deiner geschafften Arbeit!
Ich habe gerade mal mit meinen Hausarbeiten angefangen ... Upsi. Aber meine Klausuren sind jetzt durch und Zeit habe ich bis zur Abgabe ja auch noch. Jetzt kann ich (hoffentlich) durchstarten.

Ich bin immer wieder vom neuen von deinem angenehmen Schreibstil überrascht und bin dann noch überraschter, wenn das Kapitel zu Ende ist. So einfach kann man alles runter lesen :)
Und dieses Mal war ich überrascht, dass ich aus meinem letzten Seminar, in dem es auch mal ums Radio ging, hier zum Beispiel wiederentdeckt habe, dass so vieles durchstrukturiert wird und die Moderatoren dann die Kunst des freisprechenden Vorlesens anwenden. Oh weh :D Ich kann ja nicht einmal richtig Referate halten, ohne dass meine Stimme leiert. Ich bin kein Mensch der Aufmerksamkeit.

Ich will jetzt deinen Inhalt nicht wiederholen, deshalb sage ich dir einfach, dass er mir mal wieder sehr gut gefallen hat und du mit deinen Vorschau ... en, s - was auch immer die Mehrzahl davon ist - so gemein neugierig machen kannst, ich mir jedes Mal den Kopf darüber zerbreche, in welchem Zusammenhang es stehen könnte und letztendlich doch immer total falsch liege. Mist aber auch :D

Und ich versuche es wieder: Sicherlich hast du dich vertan und lädst morgen das Freitag-Kapitel hoch! ;)
Irgendwann schaffe ich das noch!

Und jetzt heißt es wohl, wieder eine Woche zu warten ...

Einen lieben Gruß,
Quiana beziehnunsgweise "Quenny" :)
Antwort von:  -Zerschmetterling-
23.07.2015 21:54
Vielen, vielen Dank :)
Das freut mich natürlich sehr,
wenn du die Inhalte meiner FF in deinem Alltag wiederfindest. :D
Ich bemühe mich auch, alles möglichst realistisch zu schreiben,
ohne dabei zu sehr in die Radiobranche abzudriften.
Irgendwie bin ich ein großer Fan von Vorschauen (?)
und es macht mir immer besonders Spaß, eine geeignete Stelle rauszusuchen.
Wenn das dann noch die Spannung erhöht - umso besser.
Und ich freue mich immer über jegliche Art von Vermutungen.

Diesmal hast du sogar Recht und morgen ist wirklich Freitag,
aber klappt leider trotzdem nicht. ;D
Hoffe du genießt trotzdem die klausurenfreie Zeit
und die Hausarbeiten bringst du auch noch hinter dich! ;)

Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  Luna143
2015-07-23T18:42:44+00:00 23.07.2015 20:42
MAAAAAANNNN schon wieder muss ich SOOOOO lange warten bis es weiter geht :-/
Und dann machst du noch so eine Vorschau. Was für´n n Plastikteil? (Oder stehe ich auf den schlauch?)
Man was hat Sasuke so schlimmes getan? Hat er etwas kaputt gemacht? Oh Er hat Narutos Uhr kaputt gemacht. Das ist gemein... oder ist Sasuke doch nicht SOOO unfair??
MIAUUU
Antwort von:  -Zerschmetterling-
23.07.2015 21:50
Das denke ich mir auch jedes Mal,
wenn ich auf die nächste Narutofolge warten muss ;)
Aber bei mir gibt's kein Pokemon-Special
und es geht nächste Woche auf jeden Fall weiter.
Sasuke hat tatsächlich etwas kaputt gemacht,
aber ob es der Wecker ist? Das verrate ich noch nicht. ;)
Vielen Dank jedenfalls für deinen Kommentar
und ich freue mich, wenn du nächste Woche wieder mit dabei bist. :)
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-


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