Zum Inhalt der Seite

On Air

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen guten Abend ihr Lieben,
ich habe mich entschieden, heute schon das neue Kapitel hochzuladen, weil ich morgen eine wichtige Präsentation habe und nicht einschätzen kann, wie lange das dauern wird. Bevor ich euch also unnötig warten lasse, gibt es das Kapitel einfach jetzt schon mal. Zuvor möchte ich mich allerdings wie immer bei allen bedanken, die das letzte Kapitel gelesen, favorisiert oder kommentiert haben. So, jetzt wünsche ich euch aber erst mal viel Spaß und würde mich sehr freuen, wieder von euch zu hören!
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling- Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

 

 

-8-

 

„Ach komm schon Sakura, bitte“, quengelte ich bereits seit fast einer halben Stunde. „Ich werde Sasuke auch nicht verraten, dass du es mir gesagt hast.“

 

 

Der Blick, mit dem Sakura mich bedachte wurde von Minute zu Minute genervter. Nachdem ich gestern das erste Spiel gewonnen hatte, konnte ich es kaum noch erwarten, Sasuke ein zweites Mal zu besiegen. Die halbe Nacht über hatte ich vor Aufregung kein Auge zu bekommen und hatte schließlich beschlossen, einfach ein wenig früher in die Redaktion zu kommen, um mir Informationen zu beschaffen. Informationen, die wir eigentlich erst zehn Minuten vor Beginn der Sendungen erhalten sollten.

 

 

„Naruto“, Sakuras Stimmlage verhieß nichts Gutes und auch das wütende Funkeln in ihren Augen sagte mir, dass es wohl besser war, ein bisschen auf Abstand zu gehen. „Ich habe vertraglich zugesichert, dass ich keinem von euch vorher etwas über die Aufgaben erzählen werde, also hör jetzt gefälligst auf, mich mit dem Thema zu nerven. Abgesehen davon, wäre es Sasuke gegenüber unfair!“

 

 

„Wen interessiert schon Sasuke?“, grummelte ich leise, doch zum Glück hatte sie es nicht mehr gehört.

 

 

Scheinbar musste ich mich wirklich damit abfinden, dass ich vorerst keine Informationen von ihr bekommen würde. Schade eigentlich. Allerdings würde mich Sakura wahrscheinlich eiskalt einen Kopf kürzer machen, wenn ich noch weiter auf sie einzureden versuchte und das war es mir dann doch nicht wert. Schließlich hatte ich wahrlich einen hübschen Kopf. Den sollte man nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen. Und ohne Kopf würde ich auch nicht mehr in der Lage sein zu moderieren.

 

 

Etwa eine Stunde später stand ich also gemeinsam mit Sasuke und Sakura vor der Glastür, die ins Studio führte. Sakura hielt einen Umschlag in der Hand und blickte ununterbrochen auf die Uhr, die neben dem Platz der Sendeassistenz an der Wand hing. Mit den zehn Minuten nahm sie es wirklich sehr genau. Während ich mein Gewicht aufgeregt von einem Bein auf das andere verlagerte, stand Sasuke wie immer ganz entspannt da. Dabei müsste er eigentlich derjenige sein, der vor lauter Angst vor einer erneuten Niederlage nervös wurde.

 

 

Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, als der Minutenzeiger endlich auf der Zehn einrastete und ich stöhnte erleichtert auf. Sasuke schmunzelte amüsiert und Sakura schüttelte gespielt fassungslos den Kopf. Dann öffnete sie den Umschlag und zog in aller Seelenruhe ein Blatt Papier heraus. Mit ihrer kräftigen, vollen Stimme begann sie zu lesen.

 

 

„Lieber Naruto, lieber Sasuke“ – Ha! Mein Name hatte zuerst dagestanden. – „Eure heutige Aufgabe wird es sein, den anderen dazu zu bringen, einen bestimmten Satz auszusprechen. Dabei darf jedoch nicht auf körperliche Gewalt zurückgegriffen werden. Der andere muss den Satz freiwillig aussprechen. Wenn ihr die Aufgabe annehmt, sagt einfach Sakura Bescheid, wenn nicht, habt ihr automatisch verloren und der andere bekommt zusätzliche Sendezeit. Weitere Infos gibt es dann während der Sendung. Gruß, Kakashi.“

 

 

Den anderen dazu bringen, einen bestimmten Satz auszusprechen. Das klang nach einer interessanten Aufgabe. Je nachdem, was es für ein Satz sein würde, konnte das Ganze etwas einfacher oder aber auch etwas schwieriger werden. Dass wir dabei keine Gewalt anwenden durften, war vermutlich auch besser so, denn ich war mir fast sicher, dass weder Sasuke noch ich davor zurückgeschreckt hätten. Zumindest vor einem kleinen bisschen Gewalt. Immerhin juckte es mich schon in den Fingern, seit ich den Bastard zum ersten Mal gesehen hatte.

 

 

„Ich bin dabei!“, rief ich begeistert.

 

 

„Und du Sasuke?“

 

 

Sakura strich sich eine pinke Strähne hinter das Ohr und sah ihn aus großen Augen fragend an. Er nickte nur knapp, was ihr wohl als Antwort genügte. Dann betraten wir gemeinsam das Studio und ich hüpfte wie immer auf den äußeren der beiden Barhocker. Was jetzt kam, war schon beinahe sowas wie Routine geworden in den letzten drei Tagen. Sakura eröffnete die Sendung, begrüßte unsere Hörer und schnitt ein paar Themen an. Sie bezog uns dabei regelmäßig mit ein und wir spielten uns gegenseitig die Bälle zu, wobei Sasuke und ich uns damit wohl eher sprichwörtlich versuchten abzuschießen. Mal drückte er mir einen Spruch, dann war wiederum ich es, der ihn verbal an die Wand drängte. Es war, als hätten wir nie etwas anderes gemacht.

 

 

„Es ist Donnerstagmorgen, halb 9 und ihr hört Akatsuki! Auch heute gibt es für unsere beiden Kandidaten wieder eine Challenge“, verkündete Sakura schließlich gutgelaunt. „Als Radiomoderator ist es natürlich super wichtig, dass man gute Interviews führen kann. Dabei ist es dann besonders spannend, wenn man dem Interviewpartner ein paar interessante Fakten aus der Nase ziehen kann – die geben das ja oft nicht so gerne zu!“

 

 

Sakura lachte gelöst. Keine Sekunde zweifelte ich daran, dass sie alles aus ihrem Interviewpartner herausbekommen würde, was sie wollte. Man konnte gar nicht anders, als ihrem Charme auf der Stelle zu erliegen.

 

 

„Manchmal möchte man den Interviewpartner auch dazu bewegen, etwas Bestimmtes zu sagen. Und genau das wird heute die Aufgabe der Jungs sein. Naruto und Sasuke haben jetzt einen Song lang Zeit, sich einen Satz auszudenken und den auf Papier zu schreiben. Ich werde die Zettel dann einsammeln und bis morgen aufbewahren. Wer es schafft, den anderen dazu zu bringen, den Satz bis heute Abend auszusprechen, hat gewonnen.“

 

 

Auf der Stelle begann mein Gehirn zu rattern. Einen Satz, den Sasuke heute im Laufe des Tages noch laut aussprechen sollte und ich hatte nur wenige Minuten dafür Zeit. Bisher war ich davon ausgegangen, dass man uns den Satz vorgeben würde, doch nun sah die Sache schon ganz anders aus. Hier war Köpfchen gefragt, wenn man dem anderen eine Falle stellen wollte. Dummerweise traute ich das Sasuke sogar zu, doch er sollte mich bloß nicht unterschätzen. Was für einen Satz würde er wohl sagen? Meistens gab er eher einsilbige Antworten.

 

 

„Der Satz muss aus mindestens fünf Wörtern bestehen und damit wir auch überprüfen können, ob er wirklich laut ausgesprochen wurde, bekommt jeder von den beiden ein Aufnahmegerät. Da Sasuke und Naruto den ganzen Tag Zeit haben, gibt es die Auflösung dann morgen früh ab sieben bei Akatsuki. Also schaltet wieder ein!“

 

 

In einer fließenden Bewegung startete Sakura den nächsten Song und zog den Regler für ihr Mikrofon nach unten. Uns hatte sie in diesem Break gar nicht zu Wort kommen lassen, aber das tat sie meistens, wenn sie selbst sehr viel zu erklären hatte.

 

 

„Eure Zeit läuft“, wies sie uns dann grinsend auf den Countdown auf dem Bildschirm hin und drückte jedem von uns einen Zettel und einen Stift in die Hand.

 

 

Vor lauter Anstrengung legte sich meine Stirn in tiefe Falten. Unter Zeitdruck war ich noch nie besonders gut gewesen, denn ich neigte dazu vorschnell zu handeln. Für das Spiel heute war es jedoch notwendig geschickt und gut durchdacht vorzugehen – etwas, dass ich nicht gerade zu meinen Stärken zählen konnte. Die roten Zahlen auf dem Computerbildschirm leuchteten mich spöttisch an, während der Countdown immer weiter runterzählte. Er zeigte an, wann der Song zu Ende sein würde, sodass Sakura entweder einen neuen starten oder wieder in die Moderation einsteigen musste. Im Moment jedoch zeigte er vor allen Dingen an, wieviel Zeit mir noch blieb, um mir einen Satz auszudenken, mit dem ich Sasuke schlagen konnte.

 

 

Fünf Wörter am Stück waren abseits des Mikrofons fast schon wirklich schwer aus ihm herauszubekommen. Meistens bestanden seine Sätze noch nicht einmal aus fünf Silben. Wohingegen ich meistens den Mund nicht halten konnte, was mir in diesem Fall durchaus zum Verhängnis werden konnte. Worüber redete der arrogante Bastard gerne? Eigentlich fiel mir nichts ein, was er besonders mochte. Außer vielleicht Kaffee und sich selbst. Augenblicklich erhellte sich meine Miene.

 

 

Sasuke hatte seinen Satz bereits auf das Blatt Papier geschrieben und faltete es nun zu einem kleinen Zettel zusammen, den er Sakura übergab. Damit ich nichts lesen konnte, hatte er sich beim Schreiben weit vornüber gebeugt, sodass ihm seine langen schwarzen Haare wie ein Vorhang ins Gesicht gefallen waren. Ich tat es ihm gleich, doch da meine blonden Haare deutlich kürzer waren als seine, musste ich es bei ein paar warnenden Blicken als Abschirmung belassen. Schließlich sollte er den perfekten Satz auf keinen Fall zu Gesicht bekommen. Zufrieden grinsend kritzelte ich auf das Papier.

 

 

Ich bin besser als du.

 

 

Fünf einfache Wörter. Und ich konnte mir tatsächlich nichts vorstellen, was besser zu Sasuke gepasst hätte. Dieser Satz drückte praktisch sein Wesen aus und er stand ihm sowieso schon jede Sekunde seines Lebens unausgesprochen auf die Stirn geschrieben. Er strahlte ihn aus. Man konnte ihn in seinen Augen ablesen. Jetzt musste ich ihn nur noch dazu bringen, es laut auszusprechen.

 

 

Sasuke folgte mit seinen Blicken meiner Hand, als ich Sakura schließlich meinen Zettel reichte, nur wenige Sekunden bevor der Countdown ablief. Sie stopfte ihn schnell in die Seitentasche ihrer pinkfarbenen Kapuzenjacke und setzte sich dann wieder die Kopfhörer auf. Den Rest der Sendung verbrachte ich damit, darüber nachzugrübeln, wie ich Sasuke dazu bringen konnte den Satz auszusprechen und welchen Satz er sich wohl überlegt hatte. Am besten ich hielt vorerst mal die Klappe. Zumindest so lange, bis ich mir eine gute Strategie überlegt hatte.

 

 

Schon während der Nachbesprechung der Sendung hatte ich jedoch Schwierigkeiten, mich an meinen guten Vorsatz zu halten. Es lag einfach nicht in meiner Natur, längere Zeit still auf einem Stuhl zu sitzen und anderen Leuten beim Diskutieren zuzuhören. Am Anfang hatte ich mich noch strikt auf alles fixiert, was Sasuke so von sich gegeben hatte, in der Hoffnung vielleicht zufällig genau diesen einen Satz von ihm zu hören. Bald schon hatte ich jedoch seine Strategie erkannt: Im Gegensatz zu mir verzichtete er nicht ganz aufs Sprechen, aber er achtete sehr genau darauf, seine Sätze so kurz wie möglich zu halten. Keiner hatte jemals mehr als vier Wörter. Grummelnd verschränkte ich die Arme vor der Brust.

 

 

„Sasuke, du bekommst heute eine erweiterte Technikeinführung von Shino“, entschied Kakashi.

 

 

Wie immer war er erst wenige Minuten vor der Besprechung in den Sender gerauscht und hatte dementsprechend wenig zum Thema beizutragen. Wenn er dann mal begann zu sprechen, hieß das meistens, dass es aufs Ende der Besprechung zuging.

 

 

„Naruto, dich schicken wir heute auf Umfrage, damit du die Aufnahmegeräte ein bisschen besser kennenlernst. Das kann ja auch nichts schaden für eure Challenge“, Kakashi zwinkerte. „Geh doch bitte schon mal an meinen Schreibtisch, ich komm dann gleich nach.“

 

 

Ich nickte stumm und verließ dann den Konferenzraum. Direkt nachdem wir aus dem Studio gekommen waren, hatte der Techniker Shino Sasuke und mich verkabelt. Allerdings war er wie Sasuke kein Mann großer Worte und hatte uns einfach nur erklärt, wie man die Aufnahmegeräte an- und wieder ausmachen konnte. Sehr viel mehr wusste ich also noch nicht. Dass Kakashi mich auf Umfrage schicken würde, während Sasuke eine Technikeinweisung bekam, passte mir ganz gut in den Kram. Auf diese Weise hatte ich zunächst nochmal eine Schonfrist und konnte mir mein weiteres Vorgehen in aller Ruhe überlegen.

 

 

Zielsicher schlenderte ich auf Kakashis Schreibtisch zu. Er stand etwas abseits von den anderen Schreibtischen am Rand der Redaktion. Vermutlich brauchte er ab und zu einfach ein bisschen Ruhe oder aber er hoffte dadurch sein ständiges Zuspätkommen etwas verstecken zu können. Grinsend ließ ich meine Hand über die glatte Arbeitsfläche streichen. Kakashis Platz sah sehr ordentlich aus. Die Stifte waren fein säuberlich sortiert worden, auf dem Telefon befand sich kein einziges Staubkörnchen und selbst die Zeitung von heute lag akkurat gefaltet in einem der Ablagefächer.

 

 

Neugierig warf ich einen Blick auf die heutigen Schlagzeilen und griff dann nach der Zeitung, um ein wenig genauer nachzulesen. Kakashi würde wahrscheinlich sowieso noch etwas brauchen und immerhin gehörte es zum Job eines Moderators, stets über alles informiert zu sein. Als ich die Zeitung aus dem Fach zog, fiel plötzlich etwas mit einem lauten Klatschen zu Boden. Ertappt sah ich mich in der Redaktion um, doch offenbar hatte keiner etwas gemerkt. Am Ende dachten die noch, ich würde Kakashis Sachen durcheinanderbringen oder rumschnüffeln.

 

 

Ich bückte mich, um die Mappen aufzuheben, die ich ausversehen runtergeworfen hatte und staunte nicht schlecht, als ich eine davon wieder erkannte. Sie hatte einen orangenen Umschlag und auf der Vorderseite war ganz schwach, aber dennoch gut sichtbar das Wort Bewerbung eingeprägt. Mit einem kurzen Blick stellte ich fest, dass es sich bei den anderen Mappen auch um Bewerbungen handeln musste. Neugierig setzte ich mich auf Kakashis Schreibtischstuhl und begann die Unterlagen durchzublättern.

 

 

Die meisten Bewerber hatten ein Foto von sich mitgeschickt und ich stellte fest, dass sie allesamt sehr sympathisch aussahen. Ein bisschen tat es mir fast schon leid, dass ich nun hier sitzen durfte, während es keiner von ihnen in die engere Auswahl geschafft hatte. Zumindest keiner außer Sasuke. Warum auch immer sie sich ausgerechnet für ihn entschieden hatten. Neugierig beschloss ich der Frage auf den Grund zu gehen und begann zielgerichtet in dem Stapel nach seiner Bewerbung zu suchen.

 

 

Es dauerte nicht lange, da hatte ich die richtige Mappe auch schon gefunden. Natürlich war sie schwarz, was auch sonst. Ich schlug das Deckblatt zur Seite und sah direkt in Sasukes tiefschwarze Augen, die mich von der ersten Seite aus durchdringend anstarrten, fast schon vorwurfsvoll, so als wüsste er, dass ich hier gerade in seinen Sachen schnüffelte. Da das unmöglich sein konnte, schüttelte ich schnell den Kopf, sah mich jedoch vorsichtshalber nochmal in der Redaktion um. Keiner schenkte mir im Moment Beachtung.

 

 

Sasukes Lebenslauf enthielt die übrigen Angaben. Er war 22 Jahre alt, stammte aus Otogakure und hatte dort auch mit 18 seinen Abschluss gemacht. Anschließend war er wohl ein ganzes Jahr lang auf Reisen gewesen und hatte danach eine Ausbildung an der Akademie für Stimmbildung begonnen. Abgesehen davon, dass er mir damit schon wieder etwas voraus hatte, stand in seinem Lebenslauf nichts Außergewöhnliches. Mein Blick blieb jedoch an seinem Nachnamen hängen. Sasuke Uchiha. Der Name sagte mir irgendwas, aber ich wollte nicht darauf kommen, was es war.

 

 

„Naruto, was machst du da?“, wurde ich plötzlich von einem zarten Stimmchen aus meinen Gedanken gerissen.

 

 

Hinata hätte mich genauso gut anschreien können. Schuldbewusst zuckte ich zusammen und hätte beinahe schon wieder alle Mappen fallen lassen. Schnell schob ich sie wieder zu einem ordentlichen Stapel zusammen und verstaute sie dann im Ablagefach. Demonstrativ platzierte ich die Tageszeitung oben drauf. Niemand sollte sehen, dass ich mich an den Bewerbungen vergriffen hatte. Außer Hinata. Die hatte es blöderweise schon gesehen.

 

 

„Ich war so neugierig“, gab ich zerknirscht zu. „Du sagst es doch keinem, oder?“

 

 

Hinatas Wangen färbten sich leicht rot.

 

 

„Ich… nein, ich werde es keinem verraten. Vorausgesetzt du machst das nie wieder.“

 

 

Zur Bestätigung nickte ich energisch. Ich hatte wirklich Glück, dass Hinata diejenige war, die mich erwischt hatte – und das keine Sekunde zu früh. Denn nur wenige Augenblicke später, kam Kakashi herbeigeschlendert, die Hände dabei wie immer in den Hosentaschen und ein verdächtiges Grinsen auf den Lippen. Hätte der mich erwischt, wäre das sicher nicht so glimpflich ausgegangen. Er wirkte zwar immer recht lässig, doch ich hatte das Gefühl, dass er auch sehr streng sein konnte, insbesondere wenn es um Datenschutz und sowas ging.

 

 

Kakashi holte zwei Aufnahmegeräte aus einer Schublade, die jedoch ein wenig anders aussahen als das, was Shino an mir befestigt hatte. Sie waren ziemlich klein, ein bisschen schmaler und länger als ein Handy und ließen sich dementsprechend bequem in der Hand halten. Die Bedienung war nicht sehr kompliziert, sodass Kakashi sie mir schnell erklärt hatte. Er gab mir noch ein paar Hinweise, die für die Umfrage nachher nützlich sein konnten, beispielsweise wie man die Leute am besten ansprach und was die typischen Anfängerfehler waren. Dann schickte er uns auch schon los.

 

 

Hinata würde mich bei meiner ersten Umfrage begleiten. Ich hatte das Gefühl, dass es für sie eine willkommene Abwechslung war, denn normalerweise musste sie die Umfragen immer alleine machen. Praktischerweise mussten wir nicht sehr weit gehen, denn im Einkaufscenter waren genügend Leute unterwegs und netterweise hatte die Geschäftsführung Tsunade eine Aufnahmegenehmigung erteilt. Wir mussten nur versprechen, dass wir die Kunden des Konoha Centers nicht bei ihrem Einkauf belästigen würden. Das Shino-Mikrofon hatte ich mittlerweile wieder abgeschaltet, da Sasuke momentan ja nicht mal in der Nähe war. Akku sparen und so.

 

 

Unser Auftrag war denkbar einfach. Wir sollten die Leute zu ihren jeweiligen Lieblingseissorten befragen. Passend dazu saß ein anderer Redakteur gerade an einer Story über skurrile Eissorten, unsere Umfrage war also nur das Beiwerk. Trotzdem freute ich mich schon richtig darauf. Fremde Leute anzuquatschen war genau mein Ding und wenn man auch noch einen Vorwand hatte – wie dass man vom Radio kam – machte das Ganze sicher doppelt Spaß.

 

 

Hinata wirkte jedoch nicht halb so fröhlich wie ich und schon bald wusste ich auch, woran das lag. Die Leute gingen einfach an uns vorbei. Gerade mal jeder Dritte blieb auch wirklich stehen, wenn wir ihn ansprachen und das bedeutete noch lange nicht, dass wir dann auch eine Antwort erhielten. Die meisten drängten sich schnell an uns vorbei und murmelten dabei irgendetwas wie keine Zeit oder hab grad Stress. Frustriert seufzte ich. So machte das wirklich keinen Spaß.

 

 

„Komm Hinata, lass uns ein Eis essen gehen“, schlug ich vor. „Danach können wir uns ja selber zu unserer Lieblingssorte befragen.“

 

 

Zu meiner Verblüffung stimmte sie sofort zu und kurze Zeit später saßen wir an einem Ecktisch in dem kleinen Eiscafé im zweiten Stock des Einkaufscenters. Mit leuchtenden Augen betrachtete ich den XXL-Erdbeerbecher, den ich mir aus Gründen des Frustabbaus kurzerhand gegönnt hatte. Mein Plan funktionierte – meine Laune besserte sich fast schlagartig.

 

 

„Was hast du da eigentlich vorhin in den Unterlagen gesucht?“, wollte Hinata schüchtern wissen.

 

 

Bei ihrer Frage hatte sich mich nicht angesehen, sondern mit dem kleinen Plastiklöffel auf eine Bananenscheibe eingestochen. Sie hatte sich nur einen kleinen Eisbecher bestellt, der jedoch mit einigen Früchten garniert war.

 

 

„Ich hab gar nichts gesucht“, widersprach ich sofort abwehrend. „Das war bloß Zufall! Die Mappen sind einfach runtergefallen, echt jetzt. Und da hab ich meine gesehen und war halt irgendwie neugierig, wer sich sonst so beworben hat.“

 

 

Kurz gesagt, ich hatte die Konkurrenz abchecken wollen. Allen voran natürlich Sasuke, der blöderweise noch immer im Rennen war. Hinata nickte verständnisvoll und strich sich eine Strähne ihres langen schwarzen Haars hinter das Ohr.

 

 

„Dann war es auch Zufall, dass du ausgerechnet Sasukes Bewerbung in der Hand hattest?“, hakte sie leise nach.

 

 

Noch immer wagte sie es nicht, mich anzusehen. Zum Glück, denn sonst hätte sie vermutlich bemerkt, wie ich schlagartig verlegen wurde. Ich strich mir mit der Hand über den Nacken.

 

 

„Naja, er ist immerhin mein härtester Konkurrent. Eigentlich wollte ich auch gar nicht so genau schauen, aber irgendwie kam mir sein Nachname so bekannt vor… Uchiha. Sagt dir das was?“

 

 

Nun endlich sah sie von ihrem Eis auf.

 

 

„Dir etwa nicht?“, stellte sie mir die Gegenfrage.

 

 

Ich fühlte mich so, als hätte ich irgendetwas Elementares verpasst. In meinem Hinterkopf schrillte ein leises Glöckchen, dessen Klingen mit der Zeit immer penetranter wurde. Doch bevor sich der Gedanke, der damit verbunden war, einigermaßen verfestigen konnte, vermischte sich alles wieder in einem riesigen blauen Wirbel aus Klängen und Gedanken.

„Ich hab den Namen schon mal gehört“, antwortete ich ausweichend.

 

 

„In unserer Branche solltest du das aber wissen“, meinte sie vorwurfsvoll.

 

 

Ich stellte verärgert fest, dass sie mir besser gefallen hatte, als sie noch schüchtern auf ihr Eis gestarrt hatte.

 

 

„Und woher kenne ich den Namen jetzt?“, fragte ich ein wenig gereizt.

 

 

In der nächsten Sekunde tat es mir schon wieder Leid, da sie erschrocken zusammenzuckte und sofort wieder den Blick auf die Tischplatte senkte.

 

 

„Die Uchihas sind eine sehr erfolgreiche Familie von Synchronsprechern“, erklärte Hinata schließlich mit leiser Stimme. „Sie haben alle einen Abschluss mit Auszeichnung an der Akademie für Stimmbildung gemacht. Sasukes Eltern leiten mittlerweile mehrere eigene Tonstudios und sein Bruder hat vor kurzem den Konoha Voice Award abgeräumt.“

 

 

Staunend sah ich sie an. Der Konoha Voice Award war eine der begehrtesten Trophäen überhaupt im Bereich Radio und Synchronsprechen. Alles was Rang und Namen hatte, kam zu dieser Preisverleihung und nur die Besten der Besten bekamen den Preis am Ende verliehen. Ich hätte alles dafür getan, auch nur als Gast dort eingeladen zu sein, doch natürlich war das eine sehr exklusive Veranstaltung. Sasuke war bestimmt dort gewesen, wenn sein Bruder den Award gewonnen hatte. Verärgert biss ich mir auf die Lippe.

 

 

„Stand in der Zeitung“, meinte sie schulterzuckend. „Er synchronisiert den gruseligen Typen in dieser Ninja-Serie, von der momentan alle so schwärmen.“

 

 

Nun wusste ich zumindest, woher mir der Name so bekannt vorgekommen war. Die Uchihas hatten in der Branche wirklich überall ihre Finger mit im Spiel. Sasuke war das Talent also praktisch mit in die Wiege gelegt worden – und  nicht nur das: Sein Name öffnete ihm bestimmt überall Tür und Tor. Ich bin besser als du. Der Satz, den ich heute Morgen noch selbstbewusst auf den Zettel geschrieben hatte, tanzte nun höhnisch vor meinem inneren Auge.

 

 

„Scheiße man, Hinata, du musst mir unbedingt helfen“, fluchte ich angespannt. „Irgendwie muss ich den Bastard aus dem Rennen schmeißen.“

 

 

Sasuke war Erfolg gewohnt. Mehr noch, er war erfolgsverwöhnt. Es würde schwer werden, ihn von diesem Kurs abzubringen. Gestern war es mir gelungen, doch das konnte tatsächlich nur ein Glückstreffer gewesen sein. Wer weiß, welche Spiele als nächstes auf uns zukamen. Jeder verschenkte Punkt an ihn, war einer zu viel. Und dann war da ja auch noch unsere persönliche Wette. Es schauderte mich bei dem Gedanken daran, was er sich alles von mir wünschen konnte. Am Ende musste ich bei ihm Zuhause putzen oder ihm die Füße massieren. Egal was es war, er würde sich auf jeden Fall etwas Erniedrigendes aussuchen. Das wusste ich so sicher, weil ich selbst nichts anderes tun würde.

 

 

„Wie kann ich dir helfen?“, fragte Hinata zögerlich.

 

 

„Wir müssen ihn dazu bringen, irgendwie diesen Satz zu sagen!“, überlegte ich laut. „Verdammt, und zuvor müssen wir noch diese dämliche Umfrage zu Ende bringen, damit ich zurück in die Redaktion kann.“

 

 

Vor lauter Wut und aufgestautem Frust schaufelte ich mir mehrere Erdbeeren auf einmal in den Mund, gefolgt von einem dicken Löffel Eis. Hinata beobachtete das Geschehen mit großen Augen und nahm dann einen eher kleinen Löffel von ihrem eigenen Eis.

 

 

„Vielleicht können wir ja beides verbinden“, schlug sie vor. „Ich glaub, ich hab da eine Idee.“

 

 

 

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  fragile
2015-09-13T21:45:12+00:00 13.09.2015 23:45
ooooh mein gott. das is so passend was du mit der uchiha-familie anstellst. :) also jobmäßig
ich finde ja, dass die synchronsprecher der uchiha familie wahnsinnig passend gewählt wurden und mir bei weitem mehr als einmal einen schauer über den rücken jagten. vor allem natürlich sasukes stimme (hab ich ja bereits erwähnt, dass ich daher auch das radio-thema sehr gut gewählt fand) und itachi. ui.
es gefällt mir auch, dass itachi hier auch der stolz der familie ist. jedenfalls gehe ich einfach mal davon aus, immerhin hat er den konoha award gewonnen. und wieder sehr schön das dorf in verbindung gebracht.
sasuke hat da sicher hart zu kämpfen, um auch ein wenig anerkennung zu erhalten. eine gewisse brüderliche rivalität herrscht ja schon zwischen den beiden, auch wenn es unterbewusst stattfindet.
ich hoffe, dass itachi noch seinen auftritt haben wird. ich finde seine liebe zu seinem kleinen bruder sehr berührend und ich denke, dass du das sicher gut darstellen könntest. :)
wie gewohnt mag ich deine wortwahl sehr gerne. und ohnehin das tolle, dass man in die story einsteigen kann, ganz gleich wie lange man draußen war. man wird sofort wieder in das geschehene reinkatapuliert.
und eigentlich wollte ich "nur" lesen, als ablenkung oder einfach nur ein kleines seelenbalsam... die story ist einfach sehr humorvoll und die klitzekleinen veränderungen, die auftauchen.. herrlich. das ist, als würden man als leser mit dem charakter reifen und dinge entdecken, die eigentlich eher verborgen waren. ich finde nämlich, dass naruto schon eine kleine affinität gegenüber sasuke entwickelt. ganz zufällig seine akte in der hand ;) haha, sicher nicht nur, weil sasuke sein rivale ist. der typ interessiert ihn komplett. aber wen kann sasuke nicht in seinen bann ziehen?
das hinata jetzt gemeinsame sache mit naruto macht :D ui. da ist die schüchternheit ja fast verpufft.
aber mir gefällt die darstellung der ganzen nebencharakter sehr.
das macht immer freude und lust auf mehr.

vielen dank, dass du die story immer so fleißig tippst und uns leser immer wieder eine freude mit einem neuen upload machst.
und ich rechne es dir hoch an, dass du zu jedem noch so kleinen kommentar eine antwort gibst. :)


Antwort von:  -Zerschmetterling-
14.09.2015 12:24
Vielen Dank :)

Ja, Itachi und Sasuke.
Ich finde die Beziehung zwischen den beiden irgendwie faszinierend,
weil sie einfach zu so einem großen Teil Sasukes Handeln bestimmt
und weil ich Itachi an sich einfach wahnsinnig beeindruckend finde.
Kein Wunder also, dass er der Stolz der Familie ist
und dass Sasuke damit so seine Schwierigkeiten hat. ;)
Übrigens habe ich sowieso ein Faible für Synchronsprecher
und die von Sasuke und Itachi sind wahnsinnig gut gewählt.
Da könnte ich stundenlang einfach nur zuhören :D

Es freut mich, dass dir die feinen Nuancen und Veränderungen auffallen,
genauso übrigens wie die kleinen Anspielungen auf die Originalstory. ;)
Da weiß ich, dass ich genau das rübergebracht habe, was ich wollte.

Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von: abgemeldet
2015-08-13T08:55:44+00:00 13.08.2015 10:55
Hallo!

Na, ich bin mir nich gar nicht so sicher, ob Sasuke erfolgsverwöhnt idt. Selbstbewusst und zielstrebig, ja, aber er könnte genauso gut unter hohem Erfolgsdruck seitens der Familie stehen. Itachi (der als Awardgewinner, glaube ich, gemeint war?) legt mit einem solchen Preis die Messlatte sehr hoch. Nichtsdestotrotz, ich konnte Narutos Neugierde bei Sakura und in Kakashis Büro sofort nachvollziehen. Dieses Quirlige, Nervöse an ihm und der Kampf zwischen Recht und "nur ganz kurz hineinblättern" passt einfach fabelhaft zu ihm - und auch zu vielen Gelegenheiten, die man aus dem eigenen Leben kennt. Wer verschafft sich nicht gern einen Vorteil und weiß mit wem er es zu tun hat? Da widerstehen nur ganz wenige, aber die Spannung war während der Szene schier unerträglich.
Oweh, ertappt. Da ich immer noch nach Pärchenbeweisen suche, kam mir Kakashis Grinsen später vielsagend vor (ja ja, ich weiß, das tut er auch sonst oft und gern), aber es ist auch interessant zu wissen, was Hinata in dem Büro zu suchen hatte! Deren Darstellung habe ich noch etwas lieber gewonnen, weil sie trotz des schüchternen Zurückweichens gute Fragen stellte und überraschend direkt sein kann. Ich glaube, das Mädchen bot ihm auch nicht umsonst Hilfe an - klarm sie könnte auch insgeheim für Uzumaki schwärmen, aber wer weiß, was Naruto bei der Heimfahrt aus dem Club im Morgengrauen plapperte. ;D

Und: Dieser Satz ist überwältigend, genial und zutreffend! (Ich will wissen, was Sasuke sich umgekehrt ausgedacht hat!) Ich habe testweise versucht, nur mit vier Wörtern zu reden und scheiterte dran ... aber die Taktik ist gewieft. ;D
Kleiner Tippfehler: "tat sie mir schon wieder Leid" - leid tun
Schnell weiterlesen ...

Viele Grüße, Morgi
Antwort von:  -Zerschmetterling-
13.08.2015 17:00
Vielen Dank für dein Feedback :)
Mit dem Erfolgsdruck hast du natürlich nicht ganz unrecht
und ja, mit dem Awardgewinner ist Itachi gemeint.
Allerdings weiß Naruto das ja nicht und deswegen ist Sasuke seiner Meinung nach erfolgsverwöhnt.
Finde ich sehr interessant, dass du Kakashi und Hinata als potentielles Pärchen siehst.
Dazu werde ich erst mal nichts weiter sagen und bin gespannt, ob du noch weitere Hinweise findest. :D
Mit vier Wörtern Sätze zu bilden ist gar nicht mal so leicht,
aber da Sasuke ja sowieso recht wortkarg ist,
dürfte es ihm gar nicht so schwer fallen. ;)
Danke für den Hinweis mit dem Tippfehler,
wird gleich ausgebessert!
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  sadness
2015-07-12T14:34:54+00:00 12.07.2015 16:34
Naruros satz ist genial, ich hab so gefeiert^^
Schönes kapitel, ich freu mich schon auf weitere :)
Antwort von:  -Zerschmetterling-
12.07.2015 17:32
Dankeschön :)
Freut mich, dass du den Satz zu schätzen weißt,
aber warte nur ab, was sich Sasuke überlegt hat ;D
Antwort von:  sadness
13.07.2015 04:05
Wie wär es mit etwas wie "du hast den satz gesagt!", dann würden sie im gegebenen falle zur ziemlich gleichen zeit gewinnen bzw verlieren XD
Antwort von:  -Zerschmetterling-
13.07.2015 10:28
Das ist eine ziemlich gute Idee!
Würde auch zu Sasuke passen, so strategisch vorzugehen. ;)
Antwort von:  sadness
13.07.2015 10:47
Hehe^^
Ich bin gespannt :)


Zurück