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Warum erwachsen werden

von

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Kapitel 18

Peter war müde. Sehr müde, auch wenn er es unter keinen Umständen zugegeben hätte. Hook hatte ihn und seine Männer vorangetrieben, bis die Sonne begonnen hatte, unter zu gehen. Dem Piraten war die Erschöpfung zwar anzusehen gewesen, doch hatte sein unerbittlicher Wille ihn angespornt, immer weiter zu gehen. Dass seine Männer erschöpft waren, hatte ihn ebenso wenig interessiert wie Peters Befinden. Zumindest war das der Eindruck, den Peter gewonnen hatte. Allerdings musste Peter auch einräumen, dass er sich nichts hatte anmerken lassen oder zumindest darum bemüht war. Durch seine ausgeprägte Fitness hatte er die Strapazen des Aufstieges anfänglich besser hinnehmen können, als die Piraten, doch nach der Rast mit vollem Magen war es Stunde für Stunde schlimmer geworden. Hooks Männer, denen es wesentlich schlechter erging wie ihm selbst, waren mit jedem weiteren Kilometer zurückgefallen, so dass Hook zwangsläufig sein Tempo hatte drosseln müssen, damit die Nachhut in ihrem Rücken weiterhin als Schutz diente. Peter war dankbar gewesen für die miese Kondition der Männer.
 

In den wenigen Minuten, in denen sie außerhalb der Hörweite der Piraten waren, hatte Hook kein Wort mit ihm gesprochen. Er hatte ihn schlicht angesehen, doch dies auf eine Art und Weise, dass Peter sich nackt gefühlt hatte. Unwillkürlich hatte Peter schlucken müssen, denn er wusste, dass Hook sich gerne auf ihn gestürzt hätte. In seinem eigenen Kopf waren Bilder aufgetaucht, die Erinnerungen an kürzlich vergangene Leidenschaft waren. Er sah nochmals, wie das Hemd, welches er trug, von seinem Körper geschält wurde. Spürte, wie heiße Lippen seinen Körper entflammten und das neuartige Gefühl, das er entdeckt hatte, loderte erneut in ihm empor. Wie froh war Peter gewesen, dass die Piraten den Abstand überbrückt und Hook sich umgedreht hatte, um den Weg mit ihm im Schlepptau fortzusetzen. Er wollte unter keinen Umständen noch einmal in solch eine Situation geraten, wusste aber intuitiv, dass er unter Hooks Küssen schwach werden würde.
 

Nun lag er keinen Meter neben Hook auf dem feuchten Waldboden. Sein Arm diente ihm als Kissen und er überlegte, ob er sich trauen konnte, einzuschlafen. Von den Piraten umgeben zu sein war unangenehm, zumal er keinerlei Waffe bei sich trug und falls einer von ihnen sich Peter im Schlaf näher sollte, möglicherweise tödlich. Peter vertraute nicht darauf, dass Hooks Autorität als Kapitän ihn zu 100% vor dem Pack schütze. Auf Hook persönlich konnte und wollte er sich dieses Mal nicht verlassen, da der Kapitän bereits wenige Minuten, nachdem er sich hingelegt hatte, die ersten Schnarcher von sich gegeben hatte. Verschiedenste Dinge wanderten durch Peters hübschen Kopf und drehten sich allesamt um seine Flucht. Seine Augen tasteten über den Waldboden, doch da es dunkel war und das Lagerfeuer sich auf der Seite von Hook befand, sah er kaum etwas. Dennoch entdeckte er einen Stein. Ob es ihm gelang, da ran zu kommen? Peter hegte die Hoffnung, dass der Stein eventuell eine scharfe Kante hatte, mit der er das Seil durchwetzen konnte und so tat er, als würde er sich im Schlaf bewegen. Er rollte sich erst auf Hooks Seite, sodass er Nase an Nase mit dem Piraten lag, dann, als wäre diese Position unbequemer, wieder zurück. Nur das Peter mehr Schwung einnahm und sich so dem Stein annäherte. Seine Hände fühlten sich über den Boden, doch er kam nicht weit. Das Seil war zu kurz. Beinahe hätte er frustriert aufgeseufzt, aber er verkniff sich den Laut und streckte seine Finger stattdessen soweit er konnte.
 

Mit den Fingerspitzen erreichte er den Stein und obwohl dieser halb im Boden versunken war, gelang es Peter mit viel Feingefühl, den Stein besser zu greifen und aus der Erde herauszulösen. Erleichterung durchflutete ihn, als er ihn in Händen hielt. Er hatte Glück. Der Stein verfügte tatsächlich über zwei zackige, scharfe Kanten und Peter begann, vorsichtig, damit sein Handeln unbemerkt blieb, den Stein über das Seil zu ziehen. Ein paar Mal verrutschte der Stein und er schnitt sich in seine Handballen, doch Peter verzog weder eine Miene, noch machte er ein Geräusch. Die Kämpfe der vielen Jahre hatten ihn für solche Momente abgehärtet. Er fokussierte sich ganz auf die Aufgabe, aber es dauerte gefühlte Stunden, ehe er auch nur ein Drittel des Seiles aufgerieben hatte. Über die Hälfte musste er noch schaffen, ehe er auch nur daran denken konnte, den Rest mit bloßer Köperkraft zu zerreißen. Dies war etwas, das Peter aus Erfahrung kannte, wenngleich er nur es bei seinen verlorenen Jungen gesehen und nie selbst erlebt hatte. Also tat er einfach weiter, was getan werden musste, bis er aufschreckte.
 

Im Wald war es schlagartig totenstill! Weder Eulen noch andere Nachttiere waren zu hören. Sogar die Piraten am Feuer schwiegen. Der Wind hatte aufgehört zu wehen. Die Blätter waren in ihrem Rascheln verstummt. Peter wusste es! Wusste es, bevor es geschah und genau aus diesem Grund verschwendete er keinen Gedanken mehr daran, ob er bemerkt wurde oder welche Geräusche er verursachte. Hektisch rieb er mit dem Stein über seine Fesseln und keine 10 Sekunden später brach auch schon die Hölle los. Mit Kriegsschreien auf den Lippen sprangen die Indianer aus dem Wald und attackierten die Piraten. Die Piraten selbst beeilten sich, auf die Füße zu kommen, ihre Waffen zu erreichen, doch bis es soweit war, lagen die ersten zwei mit durchschnittenen Kehlen auf dem Boden. Hook war ebenfalls wieder auf den Beinen, seinen Säbel in der Hand und kämpfte gegen die erste Rothaut, die sich an ihn heranwagte. Peter musste sich beeilen, um ebenfalls hoch zu kommen. Noch immer unbewaffnet hing er nach wie vor mit dem Seil um seinen Hals an Hooks Arm gefesselt. Das Seil wurde durch die Kampfbewegungen hin und her gerissen. Peter nutzte seine Flinkheit, um Hooks Bewegungen zu folgen, denn ansonsten wäre er erstickt. Der Indianer verlor den Kampf gegen Hook. Tot sackte er zusammen. Leere Augen blickten zu Peter auf. Er kannte den Ausdruck. Hatte ihn schon oft gesehen. Nimmerland forderte seine Opfer.
 

„Komm mit!“, befahl Hook ihm und zog ihn mit sich Richtung Wald, doch dort wollte Peter nicht hin. Er brauchte ein Messer, ein Schwert, irgendetwas, womit er sich im Notfall verteidigen konnte. Den scharfen Stein hatte er dank Hook längst verloren. Ein weiterer toter Indianer lag ganz in seiner Nähe, neben ihm glänzte ein Messer. Gerade bückte sich Peter danach, als Hook fluchend hinter ihm auftauchte. Starke Arme schlangen sich um Peters Hüfte. Als würde Peter nichts wiegen, wurde er von dem Piraten aufgehoben und weiter in den dunklen Wald gebracht.

„Lass mich los!“, schrie Peter zerrend und strampelnd, doch die verfluchten Fesseln hielten ihn noch immer gefangen.

„Halt deinen Mund oder willst du, dass sie uns finden?“
 

Die Antwort wurde Peter erspart. Von einem Ast über sich ertönte ein leises Knacken und dann landete plötzlich ein Indianer auf ihnen. Es riss Hook von den Füßen, er und Peter landeten unsanft im Moos. Augenblicklich nahm der Pirat den Nahkampf auf. Er hielt den Indianer festumklammert und schlug mit seinem Haken immer und immer wieder auf den Mann ein. Peter selbst achtete nicht darauf. Er hielt das zuvor stibitzte Messer in der Hand und nutze die Gelegenheit endlich die Fesseln aufzuschneiden. Das Seil gab seine Handgelenke frei. Keine Sekunde später war auch das Seil um seinen Hals verschwunden. Kurz blickte er zurück. Hook war gerade dabei, das letzte Leben aus dem Indianer zu hacken. Es war ein grausamer Anblick. Das Blut spritze in großen Bögen, jedes Mal, wenn er seinen Haken hinaus zog, nur um ihn dann nochmals in das Fleisch hineinzujagen. Peter zauderte keine weitere Sekunde. Er stand auf, hielt das Messer weiter in der Hand und rannte. Äste und Sträucher schlugen ihm entgegen, zerfetzten das Hemd, das er trug, zerkratzen sein hübsches Gesicht, doch er beachtete es nicht. Aber er hörte, dass er verfolgt wurde. Hook schrie nach ihm. Er rannte einfach weiter. Wenn es ihm gelang, zu fliehen, dann konnte er Glöckchen suchen, die ihm mit ihrem Feenstaub half oder seine verlorene Jungen. Er musste nur Hook abhängen.
 

300 oder 400 Meter kam er weit, da stolperte er über eine Baumwurzel. Sich überschlagend kam er auf dem harten Boden auf. Für einen Moment fehlte ihm die Luft zum atmen. Schmerz zog sich durch seinen ganzen Körper, doch dann berappelte er sich und stand auf. Hook kam ihm näher. Hektisch suchte er nach einem Versteck, doch obwohl der Wald voller Bäume war, gab es hier keine Sträucher oder andere Versteckmöglichkeiten. Fluchend eilte Peter weiter, aber bereits nach dem ersten Schritt bemerkte er, dass sein Knöchel verdammt wehtat. Ganz offensichtlich hatte er sich diesen verstaucht. Hinkend eilte er weiter. Das Messer war ihm beim zweiten Sturz aus der Hand geglitten. Ganz plötzlich tauchte eine Gabelung vor ihm auf. Er hatte einen Pfad gefunden. Obwohl er die Insel aufs Genaueste kannte, musste er einen Moment innehalten, um zu überlegen welche Richtung die richtige war. Peter schaute zurück, doch von Hook war nichts zu sehen oder zu hören. Erleichterung durchflutete ihn. Der Kapitän war abgehängt worden. Doch da er wusste, dass jede weitere Verzögerung zu seinem Nachteil war, entschied er sich rasch für den linken Weg. Immer noch eilend, aber humpelnd lief er schleunigst weiter. Er kam gerade an einer Böschung vorbei, als sich etwas Schweres auf ihn stürzte und zu Boden riss. Mit Schock geweiteten Augen starrte er seinen Angreifer an.
 

Fortsetzung folgt…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sky-
2015-05-05T09:41:09+00:00 05.05.2015 11:41
Tja, da hat die Flucht leider Gottes doch schnell ihr Ende gefunden. Aber andererseits wäre die Story auch recht schnell wieder vorbei gewesen. Na dann wollen wir doch mal sehen, wer der Angreifer ist. Ich ahne schon, wer es sein könnte.


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