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Zeit heilt alle Wunden

von

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Neues Leben

„Yukio! Hey, Yukio!“

Ich öffnete nicht die Augen. Klammerte mich weiter an den warmen Körper meines Bruders. Mein Gesicht war nass, warum wusste ich nicht. Warum war ich noch hier?

„Yukio! Hör endlich auf zu weinen!“

Mein Bruder drückte mich von sich und langsam erkannte ich wo ich mich befand. Mein Zimmer. Falsch, mein und Rin´s Zimmer. Wir waren im Wohnheim, aber wo waren die Dämonen? Hatte Rin uns gerettet?

Mein Blick fiel auf die grüne Uniform, die ich trug und da erst wurde es mir bewusst. Müde ließ ich mich in die Kissen sinken.

„Yukio? Alles okay bei dir?“

Ich schüttelte den Kopf. Es war alles nur ein Traum gewesen. Mein Bruder beugte sich über mich.

„Was ist passiert?“ Die Frage schien eine Zeit lang im Raum zu schweben und langsam dämmerte es mir. Der Kampf gegen Satan, mein zu voriges Erwachen, Rin …

„An deinem Gesichtsausdruck seh ich das es dir wieder eingefallen ist“, er lachte und beugte sich noch weiter über mich. Schaute mir tief in die Augen. „Deine Augen sind so anders.“ Er kicherte und lehnte sich von mir weg.

Ich streckte die Hand aus und zog ihn an mich.

„Bleib hier“, flüsterte ich und konnte den erneuten Tränenstrom nicht unterdrücken. Ich brauche dich, dachte ich und vergrub mein Gesicht an seine Brust. Das ist mir alles zu viel, ich bin kein Dämon!

„Hey…schon gut“, murmelte er und strich mir übers Haar. „Ich muss zum Unterricht, Yukio, lass mich gehen.“

Wie konnte er jetzt an die Schule denken? Nach diesem Tag? Wiederwillig löste ich mich von ihm und schaute ihm zu, wie er seine Jacke anzog und das Schwert über die Schulter schwang.

Er sah zu mir und ich erwiderte seinen Blick.

„Bis dann.“ Damit verschwand er rasch aus unserem Zimmer und ich zog leise seufzend die Decke über den Kopf.

Wie konnte Rin das alles so leicht nehmen? Immerhin wären wir beide fast draufgegangen!

Aber er war schon immer der Typ, der nicht allzu viel über alles nachdachte.

Stattdessen lag ich hier alleine und verstand die Welt nicht mehr.

Immer noch hundemüde stand ich schließlich auf und ging ins Bad um zu duschen.

Langsam schlüpfte ich aus der Uniform und ließ sie zu Boden gleiten. Kaum hatte ich die Hose ausgezogen, spürte ich etwas an meinem Bein entlang streifen. Ich blickte an mir herab und sah ihn: Den Dämonenschwanz. Meinen Dämonenschwanz.

Es lief mir eiskalt über den Rücken als ich mich zum Spiegel drehte. Natürlich sah ich immer noch gleich aus, Leberflecke im Gesicht, braunes Haar und einen muskulösen Körper. Nun bemerkte ich auch die spitzen Zähne und Ohren und eben diesen schwarzen Dämonenschwanz, der mich ganz irre machte mit dem ständigen Hin-und Hergewedel.

Auch wenn ich wusste, wie albern ich aussah, berührte ich mit der rechten Hand den Spiegel. Um sicherzugehen, sagte ich mir. Und natürlich tat es mir mein Spiegelbild gleich.

Ich ließ mich zu Boden sinken. Warum?

Nach einiger Zeit stand ich auf und duschte. Der Dämonenschwanz irritierte mich immer noch. Ständig wuselte er um meinen Körper und ich spürte jede Bewegung.

Als ich mit Duschen fertig war, wusch ich die grüne Uniform und schlüpfte in meine normale. Kurz drauf bekam ich einen Anruf von Herrn Pheles, der mich bat, sofort in die Zentrale zu kommen. Ich schnappte mir meine Pistolen und rannte los.

Was kommt jetzt noch? Wieder ein Angriff der Dämonen, da die Sigel noch nicht reaktiviert wurden? Und das am helllichten Tag!

Keuchend stürzte ich ins Besprechungszimmer und starrte und grimmige Gesichter. Was war hier los?

„Nun, da endlich auch der Beteiligte hier ist, können wir ja anfangen“, ertönte es fröhlich aus der Ecke. Dort saß der Herr Schulleiter mit einer Tasse Tee und zeigte mir mit einer Handbewegung, dass ich Platz nehmen sollte.

Langsam und zögerlich ließ ich mich auf den Stuhl sinken und sofort traten zwei mir unbekannte Exorcisten neben mich.

„Leg deine Hände dahin“, blaffte mich der eine an und ich gehorchte.

Was ging hier verdammt nochmal vor?

Es klackte und ich spürte kühles Metall an meinen Handgelenken. Verwundert sah ich auf meine Hände die an den Stuhl gefesselt waren.

„Waaas zum H-“, setzte ich an, doch man gebot mir zu schweigen.

Hinter mir öffnete sich die Tür und fiel mit einem lauten Knall ins Schloß.

„Ahh der Paladin!“

Die Anderen nickten ihm zu, als Angel sich den Weg durch den Raum bahnte und am anderen Tischende Platz nahm.

„Warum habt ihr mich hergerufen?“, fragte er herablassend und belächelte mich, wie ich ihm in Ketten gegenüber saß.

Einer der Exorcisten stand auf, räusperte sich und erklärte dann: „Dem betreffenden hier sitzenden Yukio Okumura, Sohn Satans, wird vorgeworfen mit seinem Älteren Bruder zusammen, am gestrigen Abend geholfen zu haben, Satan und sein Gefolge nach Assiah zu schleusen. Der Vatikan fordert nun die Vernichtung beider Brüder an, da sie eine potenzielle Gefahrenquelle für die gesamte Welt bieten.“

Der Exorcist setzte sich und mir fiel die Kinnlade herunter. Ich soll was!? Mir wurde eiskalt, als ich alle anderen Leute zustimmend nickend sah. Dieser Hass in ihren Augen, brachte mich fast um den Verstand.

Hatte ich das richtig verstanden? Sie wollten mich und Rin dafür…. beseitigen?

Wir haben doch nur Satan aus unserer Welt vertrieben!

Angel gebot mit einer Handbewegung dem Rest zu schweigen.

„Ich will mich nicht gegen den Vatikan stellen, aber ist die Strafe nicht ein bisschen hart? Immerhin ist es den beiden Zwillingen gelungen, Satan zu vertreiben! Natürlich nur mit meiner Hilfe, aber sie haben mich tatkräftig unterstützt. Deswegen, und das sage ich als Ranghöchster Exorcist, bin ich dafür, dass der hier Angeklagte von seinem Amt als Lehrer an dieser Schule suspendiert wird und zum Adepten zurück gestuft wird.“

Das Gemurmel wurde lauter, doch Angel stolzierte auf mich zu, nahm mir meine Waffen ab und händigte meine Lizenz an Herrn Pheles aus.

„Das war mein letztes Wort zu diesem Thema! Jetzt muss ich aber wirklich an die Arbeit“, sagte Angel und verschwand.

Das Gemurmel wurde lauter, als die Anderen aufstanden, ihre Sachen nahmen und aus dem Raum gingen. Manche starrten mich an, wie den letzten Abschaum, andere spuckten vor meine Füße.

Es war demütigend und ich konnte nichts dagegen machen. Ich wehrte mich schon gar nicht mehr gegen meine Fesseln. Allein meine Kollegen, falsch meine ehemaligen Kollegen lächelten mir zu.

Ich senkte den Kopf. Soeben hatte ich meinen Job verloren. Alles wofür ich solange gearbeitet hatte.

Ich werde nicht weinen, sagte ich mir und schluckte die Tränen herunter. Die zwei Exorcisten neben mir, öffneten grob die Handschellen und gingen dann ebenfalls.

Ich verschränkte die Arme und vergrub meinen Kopf darin.

Das ist bestimmt nur ein mieser Traum. Sowas würde doch nie passieren. Ich hab doch alles gegeben. Ich hab Assiah beschützt!

„Okumura?“, fragte mich der Schuldirektor und ich schaute auf. Er hielt ein knall pinkes Taschentuch in den Händen. Dankbar nahm ich es an und schnäuzte mir gründlich die Nase.

„Sagen Sie mir, dass das nicht alles wirklich passiert ist.“

Er schüttelte den Kopf.

„Ich konnte es nicht verhindern, immerhin bin ich selbst ein Dämon.“ Grinsend schlenderte er ans Fenster. „Du solltest aufpassen. Viele sind garantiert nicht zufrieden mit dem Ausgang dieser Verhandlung. Außerdem gibt es immer noch Personen, die dich und deinen Bruder aus dem Weg haben wollen.“

Rasch drehte er sich um und schaute mich an.

„Du solltest dich beeilen! Sonst kommst du zu spät zum Unterricht.“

Wie gelähmt stand ich auf und schlich aus dem Raum.

Ich sollte wieder den Unterricht besuchen, anstatt zu unterrichten. Mit hängenden Schultern lief ich in Richtung Kolleg, denn Gott sei Dank hatte man mir meinen Schlüsselbund nicht abgenommen. Noch nicht.

Während ich die Tür aufschloss, wischte ich mir schnell mit dem Ärmel die restlichen Tränen aus dem Gesicht.

Die sollten noch sehen! Ich werde wieder den Abschluss machen, das wäre doch gelacht. Grimmig grinsend trat ich in den kalten Flur.

„Ah Kollege… ich meine Okumura.“

Ein paar Meter hinter mir stand Yunokawa, traurig lächelnd. Dann ging er und ließ mich alleine stehen.

Großartig, dachte ich und ging mit gesenktem Kopf weiter.

Vor dem Unterrichtszimmer begegnete ich Tsubaki-sensei, der mich wehleidig ansah.

„Auch wenn ich das ganze idiotisch finde, muss ich dich der Klasse vorstellen. Aber keine Bange, du wirst es schon wieder zum Lehrer bringen!“

Er klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und betrat dann das Zimmer. Ich wartete mit Herzklopfen davor. Ein paar Sekunden später kam er wieder und öffnete die Tür.

Ich betrat den Raum und versuchte das erschrockene Luftholen der Schüler, nein der Adepten zu ignorieren. Ich stellte mich neben die Tafel, holte tief Luft und sagte: „Hallo, mein Name ist Yukio Okumura und ich unter…äh besuche ab heute mit euch den Unterricht. Freut mich euch kennenzulernen.“

Ich stellte mich wieder gerade hin und blickte in verwirrte Gesichter, allen voran Rin, dem der Mund offen stand und Shiemi, die knallrot angelaufen war.

„Setzt dich doch bitte“, meinte unser Sensei und ich ging zur ersten Reihe und ließ mich neben Rin fallen.

Als der Lehrer anfing zu erklären, stupste mich mein Bruder immer wieder an.

„Was ist?“, zischte ich ohne ihn anzusehen. Ich war definitiv nicht in der Plauderstimmung.

„Warum bist du jetzt hier?“, flüsterte er zurück.

Ich wollte gerade etwas erwidern, da schaltete sich Tsubaki dazwischen.

„Yukio, du willst das Gesagte an die Tafel schreiben? Sehr schön“, er hielt mir die Kreide hin und ich stand wiederwillig auf.

Schlimmer konnte der Tag nicht mehr werden.



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