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Nanshoku

Die Farben der Liebe
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hida - kleines Lehen von Fürst Miki (historisch) zwischen den Gebieten von Takeda und Shibata (historisch gesehen Sakura und Hongwanji) Komplett anzeigen

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Akina

Am nächsten Tag sollte Akina ankommen. Als Masamune endlich aufwachte, schien die Sonne bereits in den Raum. Er drehte sich mit dem Rücken zum Fenster und sah sich um. Kojuro war nicht mehr da. Er seufzte, dann richtete er sich auf. Seine Kleider lagen fein säuberlich neben dem Futon. Typisch Kojuro... Masamune lächelte und zog sich an. Dann ging er hinaus und suchte Kojuro.

Irgendwo in der unteren Burg bei Michiko fand er ihn dann. „Guten Morgen.“

„Mein Fürst...“, begrüßte ihn das zierliche Mädchen und neigte den Kopf.

„Guten Morgen ist gut. Es ist fast Mittag. Die Dame Akina wird bald eintreffen, ihr Tross ist nicht mehr weit weg.“, entgegnete Kojuro und bemühte sich, das Mädchen, das sein Vater ausgesucht hatte, förmlich zu benennen.

„Habe ich so lange geschlafen?“, fragte Masamune verwundert.

„Allerdings. Ich habe Euch schlafen lassen. Immerhin wird es heute ein langer Tag.“

Masamune musterte ihn. Das war doch Absicht! Du bist ja selbst Schuld daran, immerhin hast du mich so lange wach gehalten. Dann lächelte er ihn an. „Was hast du alles geplant?“

„Oh eine Menge, wenn ich mir so die Liste ansehe, die die Damen hier gemacht haben. Begrüßung, eine Teezeremonie, eine Noh-Aufführung, Musik, Essen und dann ist der Tag auch schon vorbei...“, zählte Kojuro auf.

Masamune drehte sich seufzend um. „Oje... Die Arme. Was denkt ihr euch alle? Sie hat eine lange Reise hinter sich und dann kommt ihr hier mit so einem Aufgebot... Streich die Noh-Aufführung, die Teezeremonie wird ihr reichen. Sie soll sich erstmal ausruhen, wenn sie angekommen ist.“, sagte er und ging aus dem Raum.

Kojuro sah ihm mit einer hochgezogenen Augenbraue nach. „Mein Fürst...“

Masamune drehte sich zu ihm um und sah ihn an. „Das ist eine Frau... Sie wird sich mit Sicherheit erstmal ausruhen und frisch machen wollen. Meine Mutter war genauso.“

Kojuro musste lachen. „Ich glaube, Ihr habt Recht. Streichen wir die Aufführung.“

„Meister Katakura!“

Der Vasall kam auf den Flur und sah einen der Bediensteten auf sie zukommen. „Was gibt es?“

„Die Dame ist angekommen. Sie bringen gerade die Sänfte zum Eingang.“, sagte der Mann mit einer Verbeugung in Richtung des Fürsten.

„Dann werden wir sie begrüßen gehen... Mein Fürst.“ Kojuro wandte sich an den Fürsten und nur ein Blick genügte, dass sich beide in Bewegung setzten.
 

Am Eingang waren sie überrascht, dass die Dame mit nur zwei Begleitern und den Sänftenträgern gekommen war. Aber nun gut, vielleicht waren ihre Begleiter außerordentlich gute Kämpfer. Einer der beiden half der Dame aus der Sänfte. Der zweite brachte sie zu dem Fürsten von Oshu und seinem Vasallen.

Die Begrüßung fiel relativ trocken aus, schließlich kannte man sich noch nicht. Masamune bemühte sich um Freundlichkeit, doch der Begleiter Akinas war noch immer stehen geblieben. Er trug seine Schwerter bei sich und Masamune war wie immer achtsam.

„Kuroe... Ihr könnt heimkehren. Lasst mir die Sänfte hier. Richtet daheim aus, dass ich gut angekommen bin.“, sagte Akina.

Der Begleiter namens Kuroe nickte und ging zurück zu den anderen. Die Sänftenträger stellten die Sänfte ab und Kuroe und sein Partner stiegen auf ihre Pferde.

„Gebt den Sänftenträgern Pferde, dann sind sie schneller wieder zu Hause!“, befahl Masamune und zwei Stalljungen rannten sofort los.

„Ich danke Euch, Fürst Date.“, sagte Akina und neigte ihren Kopf.

Kojuro musterte sie. Sie war ohne Frage eine hübsche Frau. Ihr langes schwarzes Haar war glatt zusammengebunden zu einem lockeren Knoten, ihr Kimono war ganz aus Seide und strahlte im Sonnenlicht wie flüssiges Gold, obwohl die Farbe eindeutig Orange war. Sie war kleiner als der Fürst, aber Kojuro fiel auf, dass sie keinen der beiden direkt ansah. Sie sah nur gerade aus und neigte ein wenig den Kopf in die Richtung, aus der gerade gesprochen wurde. Er schaute zu Masamune. Auch ihm war das schon aufgefallen, doch er zeigte keine Regung.

„Ihr wollt Euch sicher etwas erfrischen und ein wenig ausruhen?“, fragte Masamune höflich.

„Das würde ich gerne. Würdet Ihr mich in meine Gemächer begleiten?“, fragte sie zurück.

„Kojuro, zeig ihr bitte ihre Zimmer. Du hast das alles organisiert.“, sagte Masamune und sah ihn an.

„Natürlich. Wenn Ihr mir folgen wollt.“, sagte Kojuro und wandte sich an Akina.

Sie sah wieder nur gerade aus. „Es wäre sehr freundlich, wenn Ihr mich führen könntet.“

Kojuro sah zu ihr, zu Masamune und dann wieder zu Akina. „Wie... meint Ihr das?“

„Bitte entschuldigt... Ich kann nichts sehen. Das war früher nicht so, erst seit einigen Jahren.“, erklärte sie.

Kojuro staunte nicht schlecht. Sie sah überhaupt nicht danach aus. Masamune hingegen musterte sie und Kojuro erkannte ein Lächeln auf seinem Gesicht. Fragend sah er ihn an, erhielt aber vorläufig keine Antwort auf die unausgesprochene Frage.

Masamune lächelte ihn an. Na das passt ja wie ein Schwert in seine Scheide... Ich, mit nur einem Auge und sie völlig blind. „Nun, dann werde ich Euch führen.“, sagte er an Akina gewandt und nahm sie am Arm.

Kojuro nickte und ging voran, während der Fürst und die zukünftige Fürstin ihm folgten. Es dauerte eine Weile, bis sie in der oberen Burg ankamen. Vor den Shoji zu den Gemächern, die Kojuro hatte für Akina herrichten lassen, blieben sie stehen.

„Wünscht Ihr, dass eine Bedienstete Euch in den neuen Gemächern und der Burg zur Seite steht?“, fragte Kojuro höflich.

„Das wäre sehr zuvorkommend.“, antwortete Akina.

Kojuro rief eines der Mädchen und bat sie eine andere zu holen, dann wandte er sich wieder zu Masamune und Akina um. Sie werden ein schönes Paar sein... Warum nur konnte ich meinen Mund nicht halten? Meine Loyalität nicht einmal außer Acht lassen...

Nur wenige Minuten darauf kam die gewünschte junge Frau. Kojuro erklärte ihr alles und stellte sie dann Akina vor. „Kanae wird Euch behilflich sein. Wir haben später eine Teezeremonie vorbereitet. Sie wird Euch dann zum Fürsten bringen.“, sagte er.

Akina neigte sittsam den Kopf. „Ich danke Euch.“

„Mein Fürst, wir haben noch einiges zu tun. Wenn Ihr mit mir kommen wollt.“, fügte Kojuro an Masamune gerichtet hinzu, während Kanae Akina in ihre Gemächer führte.

Als die Tür hinter den beiden Frauen geschlossen war, sah Masamune zu Kojuro. „Das ist doch gut für uns...“, flüsterte er.

Kojuro nickte. „Was das angeht, ist es das wohl...“

Sie gingen hinunter, wo Kojuro die Vorbereitungen für die Teezeremonie kurz beobachtete und dann zusah, wie das Noh-Theater wieder abgebaut wurde. Nach einer Weile brachte Kanae die hübsche Akina zur Teezeremonie wo Masamune bereits wartete. Kojuro war nicht dabei, aber Masamune wusste, dass er nicht weit weg war.

„Darf ich fragen, von wo Ihr kommt? Mein Vater hatte nicht mehr die Gelegenheit, mich über alles zu informieren.“, fragte Masamune leise während der Teezeremonie.

„Ich komme aus der Grenzregion von Hida. Noch gehört das Lehen Shibata, aber Fürst Miki ist gerade dabei, die Grenzen zu erweitern.“, erzählte sie.

Masamune nickte, dann fiel ihm wieder ein, dass sie das gar nicht sehen konnte. „Interessant... Und wann habt Ihr das Augenlicht verloren? Das heißt, wenn ich das fragen darf.“

Sie lächelte leise. „Ihr dürft. Ich habe es bei einem Angriff der Armee des Fürsten Shibata vor einigen Jahren verloren. Ich hatte Glück, andere haben den Angriff nicht einmal überlebt.“

Masamune betrachtete sie einen Augenblick. Entweder beherrschte sie die Kunst sich zu schminken so perfekt oder aber ihre Verletzungen waren gut abgeheilt. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Erblindung durch einen Angriff verletzungsfrei von statten gegangen sein sollte. Aber darüber wollte er nicht nachdenken. Er zog es vor, die Teezeremonie zu genießen. Akina schien das gleichermaßen zu sehen, also verlief die Teezeremonie in Stille.
 

Am Abend saß Masamune nachdenklich auf seiner Terrasse. Kojuro betrat beinahe geräuschlos das Zimmer und blieb im Raum stehen.

„Kojuro?“

„Ja, mein Fürst?“

„Heute sind keine Sterne am Himmel.“

„Das habe ich schon gesehen. Was betrübt Euch so?“

Masamune bat Kojuro an seine Seite. Eine Weile lang sagte er nichts, dann- „Mach ich das Richtige?“

„Das tut Ihr, Ihr seid der Fürst von Oshu.“

„Lass die Floskeln sein, ich meine das ernst.“

Kojuro lächelte. „Wenn ich ehrlich sein soll... hätte ich Euch am liebsten für mich allein, aber so ist es nun einmal nicht.“

„Du hast Glück, dass sie blind ist.“, meinte Masamune murrend.

„Ja das mag sein. Dennoch, alle anderen sind es nicht.“

„Ja leider... Weißt du eigentlich wo sie herkommt?“

„Nein.“

„Aus dem Grenzgebiet von Hida.“

Kojuro warf ihm einen ernsten Blick zu. „Hida? Das gehört zu Shibatas Lehen.“

„Ich weiß, sie hat es mir gesagt. Aber sie sagte auch, dass ein Fürst Miki die Grenzen erweitern wolle. Hast du schon von ihm gehört?“

„Fürst Miki... Ich glaube ja. Aber ich bezweifle, dass er große Chancen gegen Fürst Shibata hat.“, überlegte Kojuro.

„Ich glaube, darüber werde ich mir wohl weniger Gedanken machen. Dieser Miki wird schon sehen, was er davon hat. Nur weil sie aus Hida kommt, ist das noch lange kein Grund gleich misstrauisch zu werden.“, sagte Masamune.

„Vielleicht habt Ihr Recht. Aber glaubt mir... Ihr tut das Richtige. Was würden die anderen Fürsten sagen, wenn Ihr Euer Leben lang allein regieren würdet?“

Masamune ließ ein Lachen hören. „Was würde mich das interessieren? Takeda macht sich doch auch nichts daraus!“

Kojuro schlug ihm lachend auf die Schulter. „Allerdings!“

Lachend sahen sie gemeinsam zum Himmel, wo sich die Wolken verdünnten und die Sterne langsam zu sehen waren.

„Wie gut, dass du an meiner Seite bist...“, sagte Masamune.

Kojuro lächelte und gab ihm einen Kuss. „Wie gut, dass sie blind ist...“


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rajani
2014-10-10T16:41:08+00:00 10.10.2014 18:41
Vielen lieben Dank, das freut mich, dass es dir gefällt :D

Und ja, irgendwie hast du Recht, es fühlt sich nicht direkt nach einem Ende an, ich weiß. Hab ich auch gemerkt, aber irgendwie spuckten meine Gehirnwindungen sowas aus... Das schreit geradezu nach einem zweiten Teil... Na mal sehen :P
Von:  Tamanna
2014-10-09T21:58:15+00:00 09.10.2014 23:58
So, die gute Akina ist blind. Aber dumm ist sie gewiss nicht, also vorsichtig Masa ;)
Ich muss allerdings sagen, dass das ein etwas seltsames Ende ist... was nicht heißen soll, dass es schlecht ist, um Gottes Willen. Es ist nur... es fühlt sich nicht an, wie ein Ende... wenn du verstehst. Ich hab irgendwie das Gefühl, da müsste noch was kommen oder so...
Dennoch hat mir die Geschichte gefallen. Du hast das sehr gut geschrieben :)

Liebe Knuddelgrüße, TamTam


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