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Nanshoku

Die Farben der Liebe
von

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Heimreise

Am Morgen danach kümmerte sich Kojuro bereits um das Aufladen der Zeltplanen und Proviantreste, während einige der Männer noch ihren Rausch ausschliefen – der Fürst mit einbezogen. Er sah, wie Yukimura im Lager des Fürsten Takeda das gleichte tat. Nun ja, sie beide waren immerhin nüchtern genug geblieben, sich um die Fürsten zu kümmern und morgens wenigstens auch früh genug wach zu sein, um alles bereit für die Heimreise zu machen.

Nachdem endlich alle Soldaten wach waren und ihre Zeltplanen auf den Wagen gelegt hatten, ging Kojuro ins Zelt des Fürsten. Er schlief immer noch. Vorsichtig setzte er sich neben ihn und beobachtete ihn einen Moment, bevor er die Haare aus dem Gesicht des Fürsten schob. Beinahe im selben Moment wurde die Zeltplane beiseite geschoben und einer der Soldaten lugte hinein.

„Verdammt nochmal, was fällt dir ein!“, fluchte Kojuro.

Der junge Soldat zuckte erschrocken zusammen. „Ich... Ich wollte nur General Sanada und Fürst Takeda anmelden...“, stammelte er.

Masamune regte sich und erhob sich dann schwerfällig. „Ist gut...“, brummte er und drehte sich dem Zeltausgang zu.

Der Soldat machte Platz und die Sonne schien für einen Moment hinein und direkt in das Gesicht des Fürsten. „Idiot...“, fluchte Masamune unwirsch.

„Was für eine Begrüßung, mein Freund.“, grinste Takeda.

„Nicht Ihr! Dieser Dummkopf eines Soldaten!“, knurrte Masamune.

„Nehmt es ihm nicht übel. Er weiß nicht, was es heißt, nach einer durchzechten Nacht aufzuwachen und direkt in die Sonne zu sehen.“

„Vermutlich nicht... Was beschert mir Euren frühen Besuch?“

Takeda lächelte ihn breit an. „Wie ich sehe, bin ich nicht der Einzige der sich zur Abreise bereit macht, also wollte ich mich verabschieden. Wir werden uns sicher auf dem Feld wieder sehen. Einen triftigen Grund für ein Bündnis gibt es ja jetzt nicht mehr – warum also sollte ich mir die Möglichkeit nehmen lassen, Eure Ländereien zu erobern.“

Masamune ließ ein Lachen hören. „Altes Schlitzohr! Dann sehen wir uns auf dem Feld!“

Takeda ließ ebenfalls ein dröhnendes Lachen hören, was Masamune jedoch ordentlich im Kopf schmerzte. Sein geknirschtes Gesicht veranlasste Yukimura dazu, Takeda mit der Hand auf dem Arm Einhalt zu gebieten. Glücklicherweise bemerkte der den Wink und hörte auf zu lachen. Sie nickten einander zu und verschwanden dann wieder.

Kojuro wandte sich Masamune. „Eigentlich wollte ich Euch gerade wecken, als dieser Dummkopf hier hereinplatzte...“, meinte er.

„Oh du hast mich geweckt...“, sagte Masamune und rieb sich den Kopf. „Du warst nicht zu überhören.“

„Verzeihung, aber ich schätze es eben nicht, wenn man mich bei etwas derart stört.“

Masamune ließ ein Lächeln in seinem Gesicht erkennen. „Also gut, dann werde ich wohl aufstehen... Wenn ich das richtig verstanden habe sind unsere Leute schon alle auf den Beinen?“

Kojuro nickte.

„Nur der Fürst nicht...“

„Ihr dürft das. Und jetzt los, sonst denken die Männer noch, Ihr hättet Euch zu sehr betrunken, als dass Ihr reiten könnt.“

„Oh das werde ich können, da muss sich keiner Gedanken machen.“, sagte Masamune und erhob sich schwerfällig.

Kojuro beobachtete ihn dabei wie er sich langsam anzog. Oh ja, er hatte zuviel getrunken gestern. Soviel, dass seine Reaktionen selbst jetzt noch verlangsamt waren. „Seid Ihr sicher, dass Ihr reiten wollt?“

„Willst du es mir verbieten?“

„Ganz bestimmt nicht. Solange Ihr Euer Pferd wenigstens gerade aus führen und das Tempo halten könnt.“

Masamune sah ihn ernst an. „Das schaffe ich.“

Kojuro nickte und nachdem der Fürst endlich angezogen war, packte er mit ihm gemeinsam die Decken und Zeltplanen zusammen, die sie auf den Versorgungswagen legten. Sie waren auch die Letzten die auf ihre Pferde aufsaßen und dann setzte sich der Tross in Bewegung. Kojuro gab ein schnelles Tempo vor und erklärte Masamune, dass sie diesmal an einem Tag zurückreiten wollten. Der Versorgungswagen sollte mit ein paar Männern in seinem normalen Tempo hinterher reisen.

Masamune war einverstanden und so ritten sie mit den Soldaten mit nur zwei Pausen zurück nach Sendai.
 

Auch Takeda wollte etwas schneller zu Hause sein und trieb seine Leute zur Eile an. Yukimura versuchte Sasuke endlich wieder nüchtern zu bekommen, während alle anderen bereits ihre Zelte verstaut hatten.

„Sasuke! Jetzt beeil dich endlich!“

„Schreit doch nicht so...“

„Hättest du dich gestern nicht betrunken, dann würdest du schneller sein und dann müsste ich dich gar nicht erst anschreien! Jetzt mach schon!“

Sasuke war weder richtig wach noch wollte er sich überhaupt bewegen. Mühsam legte er die Decken zusammen während Yukimura das Zelt zusammenlegte und einem Soldaten gab, der es auf einem der Lasttiere verstaute. Als Yukimura zurückkam, hatte es Sasuke gerade einmal geschafft eine Decke zusammen zu legen – und das noch nicht einmal halbwegs ordentlich.

„Gib her... Das kann ja keiner mit ansehen!“, knurrte Yukimura und nahm ihm die Decken weg.

„Ihr habt doch gesagt, ich soll das machen...“

„Ach vergiss es!“

Yukimura legte eilig die Decken zusammen, gab auch die deinem Soldaten und sah dann mürrisch zu Sasuke.

„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, soviel zu trinken?!“, maulte er.

„Wir haben gesiegt, das ist doch Grund genug... Warum habt Ihr nichts getrunken?“

„Wa- … Also einer musste ja wohl nüchtern bleiben, um den Fürsten zu Bett zu bringen!“

Sasuke murrte. „Ja und um mich jetzt anschreien zu können... Ich wäre dankbar, wenn Ihr das wenigstens lasst – mir tut der Kopf weh.“

Yukimura ließ ein genervtes Seufzen hören. „Bitte... Aber reiten kannst du hoffentlich selber!“

„Das Pferd weiß, wo es hin muss...“, murmelte Sasuke und stand schwerfällig auf.

„Zum Glück weiß es das wirklich.“, gab Yukimura zurück und ging voran.

Doch Sasuke konnte sein Tempo nicht mithalten und torkelte ihm hinterher. Wo er Recht hat... Ich hätte vielleicht wirklich nicht so viel trinken sollen. Ich weiß ja selber, dass ich nicht so viel vertrage, wie ich gestern getrunken habe... Und müde bin ich auch noch. Plötzlich stolperte Sasuke und fiel nach vorn, geradewegs in Yukimuras Rücken. Sie stürzten zusammen auf das Gras, Sasuke auf Yukimura.

„Au! Pass doch auf!“, jammerte Yukimura, und stemmte sich auf seine Ellbogen.

Sasuke rollte sich auf die Seite und sah den jungen General schuldbewusst an, dann lächelte er entschuldigend. „Verzeiht... Ich bin noch so müde, dass ich gar nicht hingesehen habe, wo ich laufe...“

Yukimura schloss die Augen, atmete angestrengt ruhig durch und sah ihn dann wieder an. „Du hättest nicht so viel trinken und vielleicht auch etwas früher schlafen gehen sollen!“, knirschte er.

Sasuke sagte besser nichts mehr. Doch die Soldaten hatten die Szene beobachtet und fingen an zu lachen. „Junger General, bitte verzeiht, aber Ihr scheltet ihn, als wäret Ihr eine Ehefrau, die ihren Mann zurechtweist!“

Yukimura sprang wütend auf, beherrschte sich aber soweit, dass er nicht gleich brüllte oder sich auf ihn stürzte, obwohl seine Hand bereits auf dem Griff der Lanze lag. Die Männer verstummten sofort, während Yukimura rot anlief. Sasuke stand ebenfalls auf und dann war Yukimura überrascht wie er die Situation wieder ins Lot brachte: „Aber der General hat Recht, wenn er mich zurechtweist. Ich hätte gestern nicht zu viel trinken sollen.“, sagte er.

Die Soldaten sagten nichts mehr, sondern machten sich auf einen Blick von Yukimura wieder davon, um auf ihren Pferden aufzusitzen.

Yukimura sah dann endlich wieder zu Sasuke, dann nahm er ihn am Arm und zog ihn mit sich. Ohne ein Wort zu sagen. Sasuke stolperte hinter ihm her bis zu ihren Pferden, die bereits gesattelt waren.

„Was ist nun? Reitest du allein?“, fragte Yukimura entnervt.

Sasuke musterte sein Pferd. Auch das Pferd musterte seinen Reiter und blähte die Nüstern. Ein grimmiges Schnauben ertönte in der Morgenluft. Sasuke sah zu Yukimura und dessen Fuchs, der ihn völlig gleichgültig missachtete. „Ich glaube, ich reite bei Euch mit... Ich hab das Gefühl, Sakitama traut mir heute nicht.“

„Das würde ich auch nicht, wenn ich er wäre...“, sagte Yukimura und saß auf. „Binde Sakitama an meinen Sattel an, damit er mitkommt.“, fügte er noch hinzu und wartete geduldig, bis der Ninja das geschafft hatte.

Dann reichte er ihm seine Hand und zog ihn hinter sich auf sein Pferd. „Los Arashi.“, befahl er und das braune Tier trottete an die Spitze der Kolonne zu Fürst Takeda. Der hellbraune Sakitama folgte ihm.

„Mein Fürst.“, grüßte Yukimura.

„Aaah, Yukimura! Dann können wir ja endlich losreiten!“, sagte er und gab ein Handzeichen, woraufhin sich alle in Bewegung setzten.
 

Es dauerte gar nicht lange, bis Yukimura bemerkte, dass Sasuke immer schwerer an seinem Rücken wurde. Als er ein Stück hinter sich sah, stellte er fest, dass er wieder eingeschlafen war. Das war ihm schon fast klar gewesen, dass das passieren würde. Aber er hatte nicht weiter darüber nachgedacht. Jetzt, wo er Sasukes Körper an seinem Rücken spürte und seine Wärme, dachte er an den Morgen vor der Schlacht. Wenn er nicht so viele Gedanken auf einmal gehabt hätte, was wäre dann wohl geschehen?

Yukimura sah gerade aus auf den Weg, doch eigentlich sah er den Weg nicht wirklich. Eigentlich weiß ich immer noch nicht, was ich machen soll. Was ich dabei fühlen soll. Was ich überhaupt fühle, wenn es soweit ist. Ich habe keine Ahnung, wie es sich anfühlt. Wie es sich anfühlen sollte... Als ich den einen Morgen neben Fürst Date gelegen habe und er mich geküsst hat, hat es sich schön angefühlt. Irgendwie warm. Ist es das, was man dabei fühlt? Wenn es das ist, dann fühle ich das bei Sasuke auch, aber bei ihm ist es auch anders. Er schaute auf Sasukes Haare, die er sehen konnte. Das Gesicht war verdeckt. Yukimura seufzte und ein Mundwinkel zog sich zu einer Art Lächeln hoch. Ja, bei Sasuke fühlt es sich auch warm an... aber wenn er mir nahe kommt, dann ist das anders. Dann habe ich dieses komische Gefühl im Bauch. Was auch immer es ist, ich kann es irgendwie nicht beschreiben. Alles in mir wird schneller... Mein Herz schlägt schneller, mein Atem wird auch schneller... Jetzt gerade nicht, aber wenn er wach wäre... und wenn wir allein wären... Yukimura schluckte schwer. Statt des Weges, den sie entlang ritten, formten sich vor seinem inneren Auge völlig andere Bilder. Er stellte sich vor, was Sasuke wohl tun würde, wenn er nüchtern wäre und wenn sie allein wären. Er sah vor sich, wie der Ninja ihm sanft vom Gesicht über den Rest des Körpers strich und ihn hier und da küsste... Yukimura schüttelte hastig den Kopf um die Bilder wieder loszuwerden.

„Hm? Was hast du Yukimura?“, fragte der Fürst, der ihn bemerkt hatte.

„Ach nichts, nur eine Biene.“, log Yukimura und fuchtelte mit der Hand vor sich umher.

„Ich sehe keine Biene...“, meinte Takeda und sah sich suchend um.

„Dann ist sie wohl schon wieder weg.“

Der Fürst schwieg daraufhin und spornte seine Pferde zu mehr Tempo an. Yukimura sah nach hinten zu Sakitama und hoffte, dass das Pferd sich dem neuen Tempo auch anpasste. Immerhin war der junge Hengst an Arashis Sattel gebunden und musste unweigerlich dem älteren Fuchs Yukimuras folgen.
 

Sasuke wachte irgendwann am Vormittag wieder auf und schaffte es dann endlich, selbst zu reiten. Sakitama schien jedenfalls keine Anstalten zu machen, sich zu wehren und gehorchte. Vermutlich, weil der Ninja inzwischen wieder nüchtern war.

Als die Sonne unterging konnten sie bereits die Burg von Kai sehen und nun ritten sie alle noch einmal etwas schneller um endlich anzukommen. Die wenigen Wachen, die Takeda zurückgelassen hatte, hatten sie bereits entdeckt und die Stalljungen schon zu den Toren geschickt. Die nahmen nun dem Fürsten, dem General und Sasuke und den Soldaten die Pferde ab und führten sie in die Ställe. Yukimura vergewisserte sich, dass sie Arashi, Sakitama und die Pferde des Fürsten auch ja richtig trocken rieben und das Fell bürsteten, bevor er mit Sasuke, der mitgekommen war, in die Burg ging.

Vor seinem Zimmer blieb er stehen und schaute zu Sasuke. Der musterte ihn einen Moment.

„Ihr wollt Euch sicher erst einmal ausruhen?“, fragte er.

Yukimura nickte. „Ja, das will ich. Aber...“

„Aber?“

„Hast du noch einen Auftrag oder etwas derartiges zu erledigen?“, fragte Yukimura.

„Nein... Warum fragt Ihr?“

„Nun ja... Du hast es nicht gemerkt, aber ich konnte die letzte Nacht kaum schlafen. Ich musste die ganze Zeit daran denken, was dieser … Spion gesagt hat.“

Sasuke sah ihn prüfend an. Das, was dieser Fremde gesagt hatte, musste für den jungen General wohl sehr schlimm gewesen sein. Sein Gesicht zeigte es gar nicht so sehr, doch in seinen Augen stand es deutlich. Sasuke sah, wie der Jüngere sich mit den Worten, welche auch immer es waren, sehr schwer tat. Sollte ich ihn danach fragen? … Vielleicht noch nicht jetzt... später. „Möchtet Ihr, dass ich bei Euch bleibe heute Nacht?“, fragte Sasuke vorsichtig.

Yukimura richtete seinen Blick auf ihn, sagte aber nichts. Für Sasuke waren aber scheinbar keine Worte von Nöten. Er nickte, deutete eine Verbeugung an und verließ den Gang.

Der junge General stand allein vor den Shoji seines Zimmers. Seufzend ging er hinein. Wenigstens musste er diese Nacht nicht ganz allein mit seinen Gedanken bleiben. Sasuke war nicht mehr betrunken, also konnten sie reden.

Nachdem er sich den Staub der Reise abgewaschen hatte und den Yukata angezogen hatte, setzte er sich auf seinen Futon. Fast im selben Moment tauchte Sasuke auf der Terrasse auf. Er fragte nicht, sondern kam in das Zimmer. Yukimura beobachtete ihn, bis sich Sasuke vor ihm auf den Boden hockte.

„Meister Sanada... Was betrübt Euch? Ihr seht so niedergeschlagen aus?“, fragte er.

„Findest du, mir steht der Yukata?“, entgegnete Yukimura.

Sasuke runzelte die Stirn. Was war das für eine Frage? „Wie...? Nun ja... Er bringt weder Eure Augen noch Eure Haare zur Geltung.“, meinte er stutzend.

„Also steht er mir nicht?“

„Nicht wirklich, aber wollt Ihr in einem Seidenkimono schlafen?“

Yukimura seufzte. Er hatte Recht, das war nun wirklich keine Option und das hatte er auch ganz bestimmt nicht vor. Aber dieser blaue Baumwollyukata nervte ihn gerade gewaltig. Hätte dieser falsche Oyamada nicht davon gesprochen, dass er den Yukata an ihm nicht gemocht hatte, dann wäre das nicht so. „Ich würde gerne in etwas anderem schlafen... Alles nur nicht dieser Yukata...“

„Warum ist das auf einmal so wichtig für Euch?“, fragte Sasuke.

„Du hast das Gespräch mit diesem Spion nicht mitbekommen... Er war es, der sich in mein Zimmer geschlichen hat... Er sagte, der Yukata würde mir nicht stehen, aber hat genug preisgegeben...“, brachte Yukimura hörbar gequält hervor.

„Er hat genug preisgegeben? Wie war das gemeint?“

„Sasuke, der Yukata ist nicht so lang wie ein Kimono, das weißt du auch.“, knurrte Yukimura und war froh, dass es fast dunkel war, sodass Sasuke nicht sah, wie er rot anlief.

Sasuke wusste, dass Yukimura nicht sehen konnte, wie sein Gesicht aussah und das war auch gut so. Und gut war auch, dass dieser Spion tot war, sonst hätte er ihn womöglich getötet. Er schluckte. Hatte er das gerade wirklich gedacht?

„Was hat er noch gesagt?“, fragte Sasuke.

Yukimura schwieg einen Moment, bevor er antwortete. „Er sagte, er sei in mein Zimmer gekommen und würde es jederzeit wieder tun wollen.“, er atmete tief durch. „Und dass meine kühle zurückweisende Art ihn angezogen hätte... Er meinte, dass ich...“

„Das Ihr...?“, hakte Sasuke nach, als Yukimura zögerte.

„Er meinte, dass erwecke den Eindruck, dass ich erobert werden will...“, sagte Yukimura leise.

Sasuke war überrascht. „Erobert? Was soll das denn?“

„Ich will gar nicht wissen, was wäre, wenn er noch leben würde...“

Sasuke war das jetzt völlig egal, er rückte auf den Futon und zog den jungen General in seine Arme. „Denkt nicht über so etwas nach. Das wird nicht passieren. Ihr habt schließlich Euren Standpunkt dazu überdeutlich klar gemacht. Er kann Euch nichts mehr tun. Selbst wenn... dann würde ich ihn töten!“

Yukimura riss überrascht die Augen auf, löste sich aus der Umarmung und versuchte in dem dunklen Zwielicht, das Gesicht des Ninjas zu erkennen. „Was hast du grad gesagt?“

„Ihr habt mich schon verstanden.“, erwiderte Sasuke, nahm Yukimuras Gesicht in seine Hände und küsste ihn.
 

Als Masamune mit seinen Leuten endlich in Sendai ankam, bemerkte er sofort das geschäftige Treiben auf seiner Burg. Er warf Kojuro einen fragenden Blick zu. „Was ist hier los? Das ist nicht das normale Treiben, dass sonst herrscht, wenn wir von einem Feldzug zurückkommen...“

Kojuro beobachtete es einen Moment, während er ihre Pferde an die Stalljungen abgab und Anweisungen an die anderen Leute gab, die den Soldaten halfen. „Nein, stimmt. Aber ich weiß warum sie alle so geschäftig sind. Ich hab Euch doch von Akina erzählt.“, sagte er dann.

Akina? Wieder sah Masamune ihn fragend an.

„Ihr erinnert Euch doch wohl daran? Ich habe Euch gesagt, dass Euer Vater sie ausgesucht hat und dass sie bald zu uns kommt.“

„Oh... Die Akina...“, meinte Masamune und fügte dann griesgrämig hinzu: „Was heißt bald?“

„Das heißt morgen, so wie es aussieht...“, meinte Kojuro.

„Morgen? Na toll!“, murrte Masamune und setzte sich in Bewegung zu seinen Gemächern.

Kojuro folgte ihm. „Es tut mir Leid, dass ich es Euch nicht früher gesagt habe.“, entschuldigte er sich.

Masamune winkte genervt ab und lief weiter. Kojuro sah einige Diener und während sie durch die Gänge hinauf bis zum höchsten Punkt gingen, wo die fürstlichen Gemächer waren, erteilte er ihnen Befehle. Der Fürst schob die Shoji beiseite und ging in seine Zimmer. Kojuro trat ebenfalls ein.

„Das ist ja herrlich! Alle rennen durch die Burg, aber was zu Essen kriege ich nicht, wenn ich nach Hause komme!“, maulte Masamune.

„Ich habe Michiko bereits informiert. Sie kümmert sich darum.“, sagte Kojuro.

„Das will ich hoffen, ich sterbe vor Hunger!“

Kojuro lächelte. „Nicht nur Ihr. Sie wird gleich etwas bringen, ich glaube, ich könnt Euch auf frittierten Fisch freuen.“

„Well, das wird aber auch Zeit. Ich habe schon lange keinen frittierten Fisch mehr gegessen.“

Und er musste wirklich nicht lange warten. Michiko brachte kurz darauf ein Tablett mit Reis, frittiertem Fisch und etwas eingelegtem Gemüse. Dazu brachte sie Sake und grünen Tee.

Kojuro nahm ihr das Tablett ab. „Danke. Du kannst jetzt gehen. Das Tablett kannst du morgen abholen. Sind alle weg?“

„Ja, Meister Katakura. Ich wünsche eine gute Nacht.“, sagte sie und verschwand lautlos.

„Was soll das heißen, ob alle weg sind?“, fragte Masamune.

Kojuro sah ihn an und lächelte. „Das heißt, das sich kein Diener mehr hier oben befindet. Sie sind alle in der unteren Burg.“

Masamune runzelte die Stirn. „Was hast du vor?“

„Wie ich schon sagte, Akina wird morgen hier eintreffen. Wollt Ihr die Zeit etwa nicht für Euch selbst nutzen?“

Der Fürst schien zu verstehen, dann setzte er sich wortlos vor das Tablett und Kojuro gegenüber. Stillschweigend aßen sie. Kojuro goss den Tee in die Becher und Sake in die kleinen Sakeschälchen. Je eines davon stellte er dem Fürsten hin und ein zweites Paar vor sich.

„Akina kommt also morgen...“, bemerkte Masamune in einer Tonlage als wäre es ihm zu still.

Kojuro brummte zustimmend.

„Und du möchtest, dass ich die Zeit bis dahin für mich allein nutze...“

Wieder ein zustimmendes Brummen.

„Alle Diener sind weg, hast du gesagt... Aber du bist nicht mein Diener, Kojuro.“

Kojuro gab diesmal kein Geräusch von sich, sondern sah ihn nur an. Masamune zog eine Augenbraue hoch.

„Du willst also hier bleiben.“, stellte er fest.

Kojuro sah ihn weiterhin an. Ganz so, als würde er dem Fürsten eine Prüfung abnehmen und wollte ihn durch diesen beständigen Blick verwirren.

Ein Lächeln umspielte Masamunes Lippen. Er trank den Tee aus und nahm das Sakeschälchen, welches ebenfalls in seiner Kehle verschwand. Er sah, wie Kojuro es ihm gleichtat. Dann stand Kojuro auf, stellte das Tablett an die Tür und holte den Futon des Fürsten aus dem Schrank. Fein säuberlich breitete er ihn aus, legte die Decken und Kissen dazu und sah zu Masamune. Der hatte ihn leicht überrascht gemustert und betrachtete nun die Szene.

„Du bist ziemlich wortkarg.“, meinte Masamune.

„Muss man denn immer reden?“, entgegnete Kojuro.

Masamune sah ihm überrascht nach, als Kojuro eine kleine Laterne anzündete und sie an die Shoji zum Garten stellte. Er folgte ihm auch mit dem Blick, als er die anderen Kerzen löschte. Kojuro war oft sehr still, aber heute hatte das Ganze etwas kurioses an sich. Masamune hatte nicht den geringsten Schimmer, was er vorhatte. Nur eines fiel ihm ein, aber würde Kojuro sich das wirklich ein zweites Mal einfordern? Nun gut, er würde sich nicht verweigern. Dazu bestand nun wirklich kein Grund.

Das Zimmer lag jetzt in einem angenehmen Dämmerlicht, verursacht vom schwindenden Sonnenuntergang und der Laterne. Kojuro reichte ihm die Hand.

„Kommt mit. Wenn ich mich recht an den Sternengucker im Dorf erinnere, dann gibt es heute Sternschnuppen zu sehen.“, sagte er.

Masamune ließ sich von ihm auf die Beine ziehen und gemeinsam gingen sie auf die Terrasse hinaus, wo sie sich so setzten, dass sie die langsam erscheinenden Sterne sehen konnten. Eine ganze Weile saßen sie schweigend da, während es immer dunkler wurde und immer mehr Sterne am Himmel auftauchten. Soweit Masamune sich erinnerte, hatte er sich viel zu selten Zeit genommen, die Sterne zu beobachten. Er war überrascht, wie viele kleine, kaum erkennbare Sterne er sehen konnte.

„Wann habt Ihr das das letzte Mal gemacht?“, fragte Kojuro.

„Oh... ich glaube, da war ich noch ein kleiner Junge, als ich das letzte Mal die Sterne beobachtet habe.“

„Dann wurde es ja höchste Zeit.“ Kojuro berührte sanft die Hand des Fürsten.

Masamune sah auf seine Hand, die von Kojuros bedeckt war und dann wieder zu den Sternen. Und dann sah er sie: eine Sternschnuppe, die sich schnell und mit einem langem strahlenden Schweif über den Himmel zog und in der Dunkelheit verschwand. Kojuro musste sie auch gesehen haben, denn er drückte seine Hand.

„Kojuro...“

„Hmm?“

„Danke...“

„Wofür?“

Masamune sah ihm in die Augen. „Für die Sternschnuppe... Ich weiß, ich weiß, du hast damit nichts tun. Aber du hast dafür gesorgt, dass wir sie sehen.“

Kojuro schenkte ihm ein Lächeln und näherte sich Masamunes Gesicht. Er gab ihm einen sanften Kuss, dann zog er ihn auf die Beine. Kojuro war größer als Masamune sodass der Fürst ein kleines Stück zu ihm hochsehen musste.

„Und jetzt?“, fragte der Fürst.

Kojuro lächelte erneut. Dann hob er Masamune mit einem Ruck auf die Arme. Der Fürst sah ihn erschrocken an.

„Kojuro!“, japste er.

Ein seltenes Geräusch drang an Masamunes Ohren: Kojuro lachte erfreut! Er freute sich über Masamunes Gesichtsausdruck und seine Reaktion! Zu sprachlos darüber ließ er Kojuro gewähren und nahm erst wahr, dass er ihn wieder hinein getragen hatte, als er mit ihm vor dem Futon stand. Ganz langsam ging Kojuro in die Knie und ließ sich dann mit Masamune auf den Futon fallen, sodass er über ihn gebeugt war.

Masamune sah das Verlangen in Kojuros Augen und die vereinzelt in sein Gesicht gefallenen Haarsträhnen unterstrichen diesen Eindruck noch mehr.

Kojuro betrachtete ebenfalls das Gesicht des Fürsten. Er sah die Überraschung aber auch das Verlangen dahinter. Wenn er daran dachte, seit wann er sich zurückgehalten hatte und wie lange er dieses wunderschöne Gesicht angesehen hatte und sich nichts anmerken lassen durfte. Ihm wurde schwer ums Herz. Hätte er doch nur damals den unausgesprochenen Wunsch des Fürsten erhört. Dann hätte er nicht die letzten Jahre um Fassung ringen und ständig an die Ehre des Fürsten denken müssen. Und nicht jeden Tag aufs Neue das Verlangen niederringen müssen. Nicht einmal das Flusswasser von Sakura hatte das glühende Verlangen etwas kühlen können. Schließlich hatte er sich auch da zurückhalten müssen. Masamune wusste nicht wie es ging, also hatte er ihn nicht gleich verschrecken wollen. Aber wie sollte er es noch länger aushalten?

„Kojuro?“, fragte Masamune, dem die Stille langsam unheimlich wurde.

„Mein Fürst... ich...-“

Masamune hielt ihn plötzlich fest. „Oh nein... Sag jetzt nicht, du kannst das nicht!“

Kojuro schien erleichtert. „Nein... Das ganz sicher nicht... Aber... Ihr wisst, wie lange ich schon so für Euch empfinde. Fast genauso lang, versuche ich schon mein Verlangen nach Euch so weit es geht in den Hintergrund zu stellen...“

„Heute nicht...“, flüsterte Masamune.

Seine Stimme jagte Kojuro Schauer über den Rücken. „Ich muss... Ich will Euch nicht wehtun.“

Masamune strich ihm über die Wange. „Mach was du für richtig hältst, Kojuro. Du bist hier der Meister, nicht ich.“

Kojuro schloss genüsslich die Augen, dann sah er ihn wieder an und küsste ihn. Dann zog er an den Kleidern, die der Fürst unter der Rüstung trug und zog sie ihm halb aus. Nach einer Weile, in der Kojuro mit den Kleidern des Fürsten und seinen eigenen gekämpft hatte, saßen sich beide mit einer dünnen Decke bedeckt gegenüber.

Kojuro strich sanft über Masamunes Brust. Ein genießerisches Seufzen erklang und Kojuro spürte ein Kribbeln. Vermutlich spürte Masamune dasselbe. Er drückte den Fürsten sanft auf den Futon zurück und bedeckte ihn mit Küssen. Masamune genoss dieses wohlige Kribbeln, dass sich von den Stellen, wo Kojuro ihn küsste, durch den ganzen Körper zu den Füßen und wieder zurück ausbreitete. Kojuro ließ sich von Masamunes Schaudern nicht stören und bewegte sich weiter. Masamune verspürte dieses Kribbeln immer deutlicher in seiner Körpermitte und wusste, Kojuro würde es spüren. Und nicht nur das, er würde es auch sehen. Ein deutliches Zeichen für sein Verlangen.

Plötzlich erlosch die Flamme der kleinen Laterne und es war dunkel. Masamune spürte Kojuros Hände, seinen Körper, seine Lippen... sein Verlangen. Und er genoss es...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tamanna
2014-10-09T21:48:24+00:00 09.10.2014 23:48
Hach, ja~
Wie schön, dass die beiden sich endlich gefunden haben...
Nur, wie werden wir jetzt diese Akina wieder los????


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