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(Sleep now) Under my Skin

Derek & Stiles & Scott & Lydia
von

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Warnungen: Das ist das Kapitel, wo ich mich jetzt outen muss: PLOT? WAS IST PLOT? Ehrlich, diese Geschichte hat keinen, es gibt nur h/c und pack!feelings galore. Das ist die reine mentale Selbstbefriedigung für mich, weil mich die dritte Staffel GEKILLT hat mit ihrer Angst.

Platonisch-romantische Skittles feels, Derek feels, Lydia feels, Malia feels und Hale family feels. Ups? Ehrlich, es ist alles ganz viel Kitsch.

Aber Staffel 3b war so unglaublich großartig was die ganze Scott & Stiles Kiste angeht, mir fehlen echt die Worte. Ich glaube ich hab noch nie eine Jungenfreundschaft gesehen, wo die beiden so unglaublich liebevoll miteinander umgegangen sind (ich meine Scott hat seine Hand gehalten und ihm die Schmerzen rausgesaugt. *tot* und es gab nicht einen einzigen "haha gay!"-joke) und äh ja. Ich entschuldige mich für den ganzen Kitsch, es ist ALLES Dylans und Tylers Schuld ( I BLAME YOU), weil sie sich dauernd anfassen und umarmen und Händchen halten und generell immer aneinanderkleben. Ich bin für nichts verantwortlich!
 

Vorwort: Irgendjemand hatte gefragt, ob ich "Die Wahrheit über Wölfe" auch bald weiterschreibe. Keine Sorge, Kapitel 10 ist schon zu dreiviertel fertig, das gibt es auch in den nächsten Tagen, versprochen.

Ansonsten - danke für alle Kommentare. Ihr seid die besten. <333
 

Eine Zeit lang ist es still im Auto.

Malia sitzt im Schneidersitz in der letzten Reihe und liest; Lydia und Scott liegen lang ausgestreckt in der mittleren Reihe und schlafen, ihre Gliedmaßen hoffnungslos miteinander verknäuelt.

Keiner von ihnen ist angeschnallt und Derek zieht sich seufzend zwei Punkte von der "Ich bin ein verantwortungsbewusster Erwachsener"-Skala ab.
 

Ihn tröstet der Gedanke, dass zumindest Scott und Malia jeden potentiellen Autounfall weitgehend heil überstehen werden. Was Lydia angeht, ist sie vermutlich die Sicherste von allen; Scott hat im Schlaf beide Arme um sie geschlungen und er hält sie so sicher und so fest, dass sie genauso gut eine Rüstung tragen könnte.
 

Der Einzige, der sich ohne Widerspruch angeschnallt hat, ist Stiles. Aber sein Dad ist der Sheriff und Derek hat von ihm auch nichts anderes erwartet.
 

Stiles hat sich schläfrig gegen die Lehne gekuschelt und blickt aus dem Fenster nach draußen. Seine Hände sind um den leeren Kaffeebecher in seinem Schoß geschlungen und sein Herzschlag stolpert ruhig und unrhythmisch vor sich hin.

Er wirkt entspannter seit er mit seinem Vater gesprochen hat, als ob sich etwas in ihm aufgelöst hat. Wann immer er denkt, dass es niemand sieht, wendet er den Kopf und betrachtet Scott und Lydia, mit einem Gesichtsausdruck, der zärtlich und hoffnungslos zugleich ist.
 

Einmal kreuzen sich dabei ihre Blicke.
 

Stiles errötet, als hätte Derek ihn bei etwas ertappt. „Solltest du nicht auf die Straße gucken?“ fragt er leise.
 

Derek wendet den Blick ab.
 

Stiles blickt zu ihm und gleich wieder weg.

„Kein Kommentar?“ fragt er schließlich zögernd.
 

„Wozu?“ erwidert Derek.
 

„Zu… uns?
 

Uns.

Was für ein nichtssagendes, kleines Wort.

Derek schüttelt den Kopf.
 

„Keine erhobenen Augenbrauen, weil wir aneinanderkleben wie… wie irgendwas, was aneinander klebt? Wieso nicht?“ bohrt Stiles. Er klingt unsicher. „Ist das ein Wolf-ding?“
 

„Physischer Kontakt ist kein Wolf-Ding“, erwidert Derek geduldig. „Es ist ein Mensch-Ding. Menschen… Menschen fassen sich an, wenn sie traurig sind“, ergänzt er etwas leiser.
 

Traurig.

Noch so ein nichtssagendes, kleines Wort.

Als ob traurig eine adäquate Zustandsbeschreibung wäre, wenn einem das Herz aus der Brust geschnitten wurde.
 

Stiles hat den Blick gesenkt und starrt auf seine Hände. „Lydias Mum fand es seltsam, als Scott und ich zum Übernachten vorbei gekommen sind“, sagt er leise. „Sie dachte… ich glaube, sie dachte es ist ein Sex-ding.“
 

Derek erinnert sich an die Zeit nach dem Feuer.

An die Art wie Laura nach seiner Hand gegriffen hat, wenn sie in Menschenmengen unterwegs waren, umgeben von zu viele fremden Herzschlägen und zu viele fremden Gerüchen. Er erinnert sich daran, wie manche Leute sie für ein Paar gehalten haben, als Derek irgendwann älter war, und Laura und er sie niemals korrigiert haben.

Weil es leichter ist.

Es ist immer leichter.
 

Vielleicht ist es wirklich ein Wolf-ding.

Und vielleicht haben die meisten Menschen nur niemals diese Art Erfahrung gemacht.
 

„Hey“, sagt Stiles. Er fährt sich mit der Zunge über die Unterlippe und sieht aus, als ob er sich die Worte erst in seinem Kopf zurechtlegen muss.
 

Derek wartet. Die Bäume rauschen links und rechts an ihnen vorbei. Flackernde Lichtpünktchen tanzen über das Armaturenbrett und über Stiles lange, weiße Finger, die sich unruhig öffnen und schließen.
 

„Danke.“ Es ist so leise, dass er sogar als Werwolf Schwierigkeiten hat es zu hören. „Wegen dem Auto. Und… alles.“
 

Derek nickt wortlos.
 

„Sie brauchen jemanden…“ Er stockt. „Scott braucht jemanden. Beide. Aber vor allem Scott.“
 

„Ja.“
 

„Sie brauchen… ich muss wissen…“ Stiles atmet langsam ein und wieder aus. „Dass jemanden auf sie aufpasst.“
 

„Sie haben dich“, erwidert Derek, dem nicht gefällt welche Wendung dieses Gespräch nimmt.
 

Stiles ist sehr lange, sehr still. Sein Herzschlag ist ein dumpfes, schmerzhaftes Pulsieren. Er ist so still, so regungslos, als ob er schon gar nicht mehr da wäre.
 

„Sie haben dich“, wiederholt Derek.

Er hasst sich selbst dafür, dass es wie eine Frage klingt.
 

Stiles schweigt. Er schließt die Augen.
 

„Stiles“, sagt Derek scharf. Unsanft packt er Stiles Hand.

Seine Finger sind eiskalt.
 

Sie zucken beide gleichzeitig zurück. Langsam lässt Derek die Hand sinken.
 

Stiles räuspert sich und rutscht etwas aufrechter. Hastig zerrt er die Ärmel des Pullovers über seine Hände, als ob er sie damit verstecken könnte.
 

Derek fühlt sich, als ob etwas in seiner Kehle feststeckt.
 

„Als meine Mutter gestorben ist, habe ich drei Wochen nur geheult“, sagt Stiles abrupt.
 

Er klingt verächtlich, und Derek fühlt einen seltsamen Beschützerinstinkt in sich aufkeimen gegenüber einem zehnjährigen Jungen, den er nie kennengelernt.
 

„Weißt du, was Allison gemacht hat, als ihre Mutter gestorben ist?“ Stiles gibt ein leises bitteres Geräusch von sich und wendet den Kopf ab. „Denkst du, sie hätte sich hingelegt und die Decke über ihren Kopf gezogen?“
 

„Stiles…“, sagt er sacht.
 

„Sie war immer… in allem…“ Er bricht ab, sein Herzschlag ein wildes, unregelmäßiges Stolpern. „Und jetzt haben sie nur mich.“ Es klingt seltsam endgültig.
 

Und es gibt nichts, was Derek dazu sagen kann.

Denn Stiles ist nicht dabei gewesen ist, als Scott im Krankenhaus auf ihn gewartet hat. Als sie ihn gesucht haben und keine Spur von ihm gefunden haben. Als die Nacht immer länger und länger und immer kälter geworden ist, und die Wahrscheinlichkeit Stiles zu verlieren immer dramatischer angestiegen ist.

Er hat Scotts Gesicht nicht gesehen.
 

Es existiert keine Welt, in der Scott das Wort ‚nur‘ vor Stiles‘ Namen setzen würde.

Nichts an Stiles ist ‚nur‘. Nicht für Lydia und nicht für Derek.

Und niemals für Scott.
 

„Stiles…“
 

Stiles atmet tief aus. „Vergiss was ich gesagt habe“, sagt er rasch. „Ich war… es ist dumm. Vergiss es.“ Er schüttelt den Kopf und ein mattes kleines Lächeln zerrt an seinen Mundwinkeln. „Außer das ‚danke‘. Das darfst du behalten.“
 

Aber Derek kann es nicht vergessen.
 

-
 

Sie fahren über eine einsame Landstraße, als Derek es hört.
 

Zuerst denkt er, dass es Stiles' Herzschlag ist.

Etwas stolpert aus dem Takt, harsch und plötzlich, und dann fängt es an zu rasen, schneller und schneller.

Badum Badum Badum Badum Badum Badum
 

Beunruhigt wirft er ihm einen Seitenblick zu, aber Stiles kaut auf einem Bändel seines Pullovers herum und sieht geistesabwesend und müde aus.
 

Derek wirft einen Blick in den Rückspiegel.
 

BadumBadumBadumBadumBadumBadum
 

Malia hat aufgehört zu lesen. Ihr Kopf ist erhoben und sie lauscht aufmerksam.
 

BumBumBumBumBumBumBumBumBumBum
 

Lydia seufzt im Schlaf. Ihre Stirn ist in angespannte Falten gelegt.
 

Scott...
 

Derek flucht innerlich.

Scott hat das Gesicht verzogen. Schweißperlen stehen auf seiner Stirn.

Er gibt ein Geräusch von sich, ein erstickte Wimmern, so leise, dass es eigentlich unterhalb der menschlichen Wahrnehmungsschwelle liegt, aber Stiles fährt herum, so plötzlich als ob ihn etwas getroffen hätte.

„Scott?“
 

Scott keucht erstickt. Es ist ein Geräusch, als ob ihm jemand die Kehle zuhält und gleichzeitig ein Schwert in seine Brust rammt. Sein Herzschlag donnert laut in Dereks Ohren.
 

„Shit“, murmelt Stiles. „Halt an. Halt an!“
 

Derek flucht innerlich.

„Lydia!“ sagt er scharf. Denn Lydia liegt nichtsahnend auf einem Alphawolf, der in einem Alptraum gefangen ist, und das ist ein Rezept für Desaster wenn Derek jemals eins gesehen. „Lydia!
 

Atemlos schreckt sie hoch; ihre Haare hängen wie ein wirrer, roter Schleier vor ihrem Gesicht. Ihr Mund ist geöffnet, aber sie presst sofort, beinah instinktiv eine Hand darauf.
 

Nein!” Scott fährt hoch und seine Krallen schnellen hervor wie Klappmesser.[br /]

Lydia stolpert zurück und klammert sich an die Rückbank, als das Auto schleudert. Malia greift über die Bank hinweg nach ihren Händen und hält sie fest. Im Rückspiegel sieht Derek ihre weitaufgerissenen Augen.
 

„Scott!“ Stiles zerrt mit zitternden Fingern an seinem Anschnallgurt und windet sich in seinem Sitz. Er ist schon halb über den Sitz geklettert. „Halt an!“ faucht er. „Derek, halt sofort an! Scott!“
 

Mit einer Hand reißt Derek das Lenkrad herum.

Die andere presst er auf Stiles Brust und drückt ihn zurück in den Sitz, sekundenlang von der panischen Vorstellung überkommen, wie er aus dem Wagen geschleudert wird. Er sieht fragile Knochen bei einem Aufprall zerbrechen, Glasscherben die seine weiße Haut zerschneiden. [/p]
 

„Stiles!“ Scott wirft sich blindlings gegen die Autotür, seine Krallen sind ausgefahren und kratzen an dem Lederbezug. Er ist halb ausgewolft und gefangen in einem Alptraum. Es ist nur Stoff und Glas und Blech und nichts davon wird einen Alpha aufhalten.

Der Wagen schlingert auf dem Asphalt und die Reifen quietschen schrill. Nur Dereks schnelle Reflexe verhindern eine Kollision mit einem LKW. Seine Hand liegt auf Stiles' Brustkorb, direkt über seinem schmerzhaft flatternden Herzen.
 

Mit einem unsanften Holpern landen sie auf dem Seitenstreifen. Der Motor erstirbt.

Der LKW donnert an ihnen vorbei. Unter ihnen bebt der Boden und Blut rauscht in seinen Ohren.
 

Sie sind noch nicht ganz zum Stand gekommen, als Stiles sich schon unter seiner Hand hervor gewunden hat, die Tür aufreißt, und mit beiden Beinen nach draußen stolpert.
 

„Stiles!“ brüllt Derek, aber er ist zu spät.
 

Stiles stürzt nach hinten, bevor Derek ihn aufhalten kann (er wird später Alpträume haben von Stiles in unmittelbarer der Nähe von Klauen und Reißzähnen) und zerrt an der Hintertür. Scott fällt ihm praktisch entgegen.
 

„Scott“, wiederholt Stiles panisch. „Scott...!“
 

Scott stolpert einen Schritt und geht in die Knie. Sie landen ineinander verschlungen auf dem Schotter neben der Fahrbahn. Scott würgt, aber es kommt nichts heraus. Es ist wie ein Beben, das durch seinen ganzen Körper geht. Seine Hände vergraben sich im Boden. Er japst nach Luft, kleine qualvolle Züge, die klingen als ob er erstickt.

Seine Augen leuchten rot. Es sieht qualvoll aus.
 

„Stiles…“ wispert er.

Etwas in Stiles‘ Gesicht zerbricht.
 

Und Derek denkt an das ‚nur mich‘.
 

Jetzt haben sie nur mich.‘
 

Vielleicht denkt Stiles gerade dasselbe.
 

Blindlings greift Scott mit einer Hand nach seinem Pullover und zerrt ihn zu sich. Stiles wartet nicht ab, er schlingt beide Arme um ihn, ohne Rücksicht auf Verluste.
 

„Ich bin da“, schluchzt er. „Es ist alles okay... ich bin da... Scott…“
 

Scott wispert etwas, so leise, dass Derek es kaum versteht.
 

„Aber ich bin okay“, flüstert Stiles in seine Haare.

Nicht ‚du bist okay‘.

Ich bin okay.‘
 

Weil das alles ist.

Für Scott ist es alles.
 

Abrupt wendet Derek sich ab.
 

„Fuck!“ Malia stolpert aus dem Wagen. Mit einer Hand hält sich am Dach fest und in ihren Augen schimmert es immer noch blau. „Warn mich doch vor, das nächste Mal!“

Ihre Stimme klingt aufgebracht, aber ihre Finger zittern. Die kleine Ader an ihrem Hals pulsiert heftig.
 

Derek runzelt die Stirn. „Was?“
 

Malia schüttelt abwehrend den Kopf. Ihre Augen sind wild und sie schlingt die Arme um ihre Taille, eine seltsam beschützende Geste.
 

„Ihre halbe Familie ist bei einem Autounfall gestorben“, sagt Lydia tonlos. „Hast du das vergessen.“
 

Derek wird heiß und kalt und er denkt ‚shit, shit‘, denn natürlich hat er das vergessen.

Sekundenlang fühlt er sich, als ob das Eis unter ihm bricht. Es ist wie eine Welle aus Panik, die sich in ihm ausbreitet und er erinnert sich wieder daran, warum er kein bisschen Bedauern empfunden hat, als er seinen Alpha-Status geopfert hat um Cora zu retten. Die Verantwortung ist manchmal so viel und so erschlagend, dass er nicht weiß, wie seine Mutter es angestellt hat. Wie Scott es anstellt.

Vielleicht muss man einfach dafür geboren worden sein.
 

„Ich wollte nicht…“
 

Malia zuckt mit den Schultern. „Lydia“, sagt sie lautlos.
 

Und ja. Sie hat recht.

Lydia.
 

Sie kniet auf der Rückbank. Mit einer Hand hat sie die Tür umklammert, so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortreten. Die andere Hand schwebt immer noch vor ihrem Mund, als ob sie verzweifelt versucht tonlose Schreie zurück in ihr Inneres zu pressen.
 

„Lydia“, sagt Derek leise.
 

Sie reagiert nicht. Ihr Blick ist unverwandt auf Scott und Stiles gerichtet.
 

„Bist du verletzt?“
 

Sie blinzelt überrascht, bevor sie schluckt und unendlich langsam den Kopf schüttelt. „Scott würde mir nie etwas tun.“
 

Derek streckt eine Hand nach ihr aus, so langsam, dass sie der Bewegung mit den Augen folgen kann, und schält unendlich behutsam jeden einzelnen ihrer Finger von der Autotür.

Er hält ihre Hand in seiner fest und streckt ihr die andere entgegen. „Komm her“, sagt er sacht.
 

Zögernd lässt sie die Hand von ihrem Mund sinken. Ihr Blick geht immer noch durch ihn hindurch, aber sie lässt es zu, dass er ihr auf ihr die Beine hilft.
 

Lydia hat im Auto ihre Schuhe ausgezogen. Es trifft eine Stelle tief in ihm, von der er nicht einmal wusste, dass sie existiert, als er feststellt, wie winzig klein sie ist, ohne ihre Zehn-Zentimeterabsätze. Sie sieht sehr zart aus und sehr jung, sehr wenig furchteinflößend.

Und das ist alles falsch, ganz falsch, denn Lydia ist härter im Nehmen als jeder Werwolf, den Derek je erlebt hat.
 

Ihre bloßen Füße zeichnen sich hell ab auf dem dunklen, steinigen Boden. Er kann gar nicht hinsehen.
 

Wortlos hebt er sie hoch, über den Schotter hinweg und setzt sie auf dem weichen Rasen ab. Sie ist leicht wie eine Puppe.
 

Seine eigenen Hände fühlen sich unendlich riesig an auf ihrer Taille und für einen Augenblick hat er das surreale Gefühl, dass er sie zerbrechen könnte wie eine Porzellanfigur. Hastig lässt er los.
 

„Malia“, sagt er leise.
 

Zögernd kommt sie zu ihm.
 

„Hände?“ befiehlt er.
 

Sie hebt sie widerspruchslos. Ihre Kontrolle ist auch im besten Fall noch relativ wackelig, aber dieses Mal sind ihre Krallen eingefahren.
 

„Gut.“ Er nickt anerkennend.
 

Sekundenlang hat er einen Flashback an die Zeit als Cora sechs gewesen ist. Er war dreizehn und Laura fünfzehn, und er kann sich daran erinnern wie sie ihr eingeschärft haben, dass sie in der Schule nicht immer gleich die Zähne ausfahren darf, nur weil ihr jemand an den Haaren zieht.

Es sind vor-dem-Feuer-Erinnerungen in warmen Sepiafarben und ohne Ton, und er sieht Coras breites Zahnlückengrinsen vor sich.

Er war vermutlich niemals ein guter Alpha. Aber er ist ein ganz guter großer Bruder gewesen.

Irgendwann mal.

Er kann es vielleicht wieder sein.
 

„Lauf mit ihr, okay?“ sagt er. „Nur ein paar Schritte hin und her.“
 

Sie nickt.
 

„Bleibt in Sichtweite“, fügt er schnell hinzu.

Es sind tiefsitzende Instinkte, gegen die er sich nicht wehren kann und die es ihm gerade unerträglich scheinen lassen, auch nur einen von ihnen aus den Augen zu lassen. Er kann es Scott nicht verdenken, dass er Stiles und Lydia die ganze Zeit so nah wie möglich bei sich haben möchte.
 

Malia streckt Lydia eine Hand entgegen, ein bisschen fragend, und so wie man sie einem erschreckten Tier hinhalten würde, damit es nicht zurück schreckt und beißt.
 

Lydia schnieft und fährt sich mit den Fingerspitzen über die Augen. „Deine Fingernägel sind ein Desaster“, sagt sie. Sie atmet tief ein und wieder aus, bevor sie sich bei Malia einhakt. „Wir müssen uns darum kümmern.“
 

„Ich war ein Koyote. Acht Jahre lang.“
 

„Das ist keine Ausrede.“
 

„Okay?“ Malia wirft einen hilfesuchenden Blick über ihre Schulter hinüber zu Derek.
 

Derek hebt auffordernd die Augenbrauen. Was?

Wenn Lydia ihr eine komplette Mani-, Pedi- und sonstige -küre verpassen will, damit sie sich besser fühlt, wird das passieren.

Kleine Opfer bringen sie hier alle.
 

Er sieht ihnen nach, bis sie sich ein paar Schritt entfernt haben, bevor er sich umdreht.
 

Scott hat das Gesicht an Stiles Brust vergraben. Sein Atem kommt immer noch in flachen, unregelmäßigen Stößen, aber er hat aufgehört zu zittern.

Stiles streichelt ihm über den Rücken. Er flüstert immer wieder das gleiche, ‚Ich bin hier‘, ‚Ich bin okay‘, wie ein Mantra, nur durchsetzt von ‚Du bist mein Held, das weißt du doch‘. ‚Du hast mich gerettet.‘ ‚Du hast es geschafft. Last Minute und total badass.‘
 

Und niemand muss es noch aussprechen, Derek weiß auch so, was Scott geträumt hat.
 

Eine Zeitlang hat es so ausgesehen, als ob sie Stiles nicht retten könnten. Als ob es nur ein Wettrennen ist, was ihn zuerst tötet, der Nogitsune oder die Demenz. Sie haben alle nur hilflos zusehen können, als er ihnen Stück für Stück entglitten ist.
 

Und das ist die eine Sache, die Derek sicher weiß, sicherer als alles andere.

Stiles zu verlieren, hätte Scott umgebracht.
 

Er fragt sich, ob Scott in seinen Träumen auch jedes Mal zu spät kommt.

Und er fragt sich, ob er manchmal Alpträume von Allison hat, in denen er sie nicht retten kann. Träume nach denen er aufwacht und wenigstens eine Sekunde lang unendlich erleichtert ist, dass er nur geträumt hat.
 

So lange bis die Realität ihn mit der Wucht einer Panzerfaust einholt.
 

Stiles hebt den Kopf, als ob er Dereks Blick auf sich spürt.

Seine Wangen sind feucht, aber seine Stimme ist ruhig und fest. „Es ist alles okay", sagt er. „Wir brauchen nur einen Moment.“
 

Derek nickt unentschlossen.

Scotts Krallen haben den Stoff von Stiles' Pullover durchbohrt, aber sie ruhen sicher und harmlos auf seiner Haut und er riecht nirgendwo frisches Blut.
 

„Lydia?“ fragt Scott, ohne sich umzudrehen. Es klingt erstickt.
 

„Sie ist okay“, sagt Derek rasch. „Malia ist bei ihr. Ihr ist nichts passiert.“
 

Scott atmet aus und seine Schultern sacken nach unten. „Es tut mir leid“, murmelt er.
 

„Hey“, sagt Stiles leise, aber bestimmt. Er legt beide Hände um sein Gesicht. „Hey. Dir muss gar nichts leidtun.“
 

„Ich hätte beinah…“
 

„Keine Entschuldigungen. Wir hatten einen Deal.“
 

Scott nickt langsam, und Stiles legt erneut die Arme um ihn und zieht ihn fester zu sich.
 

Derek wendet sich ab. Bevor er geht, bleibt er noch einmal stehen.

„Wenn du mich brauchst…“ sagt er leise. Er macht eine unbestimmte Geste in die Richtung der Mädchen.
 

Stiles lächelt matt. „Ja“, sagt er. „Keine Sorge. Du weißt doch, wie Wölfe ihre Lokalisation an das Rudel übermitteln.“
 

„Sie heulen“, erwidert Derek automatisch, gleichzeitig mit Scott.
 

Stiles nickt. „Sie heulen.“
 

Es klingt wie ein Versprechen.
 

Langsam geht Derek hinüber zu Lydia und Malia, die sich einige Meter entfernt unter einem Baum niedergelassen haben. Sie sitzen dicht nebeneinander im Gras und im ersten Moment denkt er, dass sie sich an den Händen halten.

Erst auf den zweiten Blick registriert er, dass Lydia ihre Drohung tatsächlich wahrgemacht hat und dabei ist Malias Fingernägel zu bearbeiten. Nur Gott weiß, woher sie jetzt eine Nagelfeile hat.

Sie hält eine von Malias Händen in ihren und lässt die Feile über die Spitze ihres Zeigefingers gleiten. Es sieht alles sehr vorsichtig und behutsam aus und sie haben einträchtig die Köpfe gesenkt.
 

Sekundenlang starrt er sie an.
 

Aber Malia riecht nicht mehr so gestresst wie eben und ihr Herzschlag hat sich auf eine langsamer Geschwindigkeit eingependelt. Lydias Hände sind ruhig und sicher und sie hat aufgehört zu zittern.
 

Wortlos lässt er sich neben ihnen auf dem Boden nieder, mit respektvoller Distanz zwischen sich und Lydia Martin mit einer Feile.
 

Malia hebt den Kopf. „Sind sie okay?“ Lydia hört einen Augenblick lang auf zu feilen.
 

Derek seufzt und macht Anstalten den Kopf zu schütteln. ‚Nein‘ ist die einzige korrekte Antwort in diesem Spiel.

Niemand ist okay.

Niemand wird je wieder okay sein.
 

Er blickt auf Malias hoffnungsvolle Gesicht und auf Lydias schmalen, gesenkten Nacken. Und er denkt an Stiles Hände auf Scotts Gesicht.

Keine Entschuldigungen. Wir hatten einen Deal.
 

„Bald“, sagt er stattdessen. „Sie sind bald okay.“
 

Nachwort: Ich hab mal irgendwo gelesen, dass echte Wölfe ein verletztes Rudelmitglied tatsächlich sehr liebevoll umsorgen, ihm das Fell putzen und es ablecken und mit ihm kuscheln und ganz viel 'personal grooming' und so. Das fand ich sehr niedlich (weil ich mir dann wirklich zwei Wölfe bei der Nagelpflege vorgestellt habe und ernsthaft, die machen das – die knabbern sich dann gegenseitig ganz liebevoll an den Pfoten und ja, das macht mich alles sehr glücklich, ich gebs zu) und habe das eiskalt mal auf Werwölfe übertragen. ;-) Keiner ist verletzt, aber alle irgendwie doch ...
 

Nachwort die Zweite: Ich schreibe ja sehr viel Sterek und Sciles (und das werde ich auch weiterhin tun, keine Sorge ;-D) und würde aber auch gerne noch ganz viele andere Sachen zu Teen Wolf schreiben. Besonders zu den Damen, weil ich die alle ganze großartig finde. (Hetero, gen, femslash, gimme, gimme, gimme.)

Falls jemand Wünsche hat, meldet euch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  hikabella
2014-04-01T20:22:25+00:00 01.04.2014 22:22
Nagelfeile XD

Du schaffst es immer wieder, dass ich jedes mal zwischen lachen und weinen bin, bei deinen Geschichten. Ich weiß ich wiederhole mich, aber ich liebe deinen Schreibstil sehr.
Und du gehts wirklich wunderbar sensibel mit dem Thema Verlust und Trauer um, Respekt. Ich leide jedes mal mit den Kids zusammen tausend Tode... Und Derek ist ein echt liebevoller großer Bruder... bearhug für ihn ^^
Ich hoffe wenn sie mal am Meer (oder wo sie hin wollen) angekommen sind gehts ihnen allen besser.

(und OOT, warum zum Geier beißt Scott nicht endlch mal Stiles, um ihn zu heilen und "für immer" bei sich haben zu können? ^^°)


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