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(Sleep now) Under my Skin

Derek & Stiles & Scott & Lydia
von

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Warnungen: Kitsch, Angst, Kitsch, h/c, - hab ich Kitsch schon erwähnt? Seriously, es tut mir leid, aber ich will sie alle gerade in Watte packen und in Decken hüllen und ich kann nichts anderes ertragen außer dass sie alle ganz ganz lieb zueinander sind. ._.
 

Anmerkung: Leute fragten mich nach Pairings. Äh duh. Im wesentlichen ist die Fic romantisch-platonische pack!feels ohne Ende. Stiles, Scott und Lydia sind unendlich touchy-feely. Scott und Derek sind wolf bros. Derek hat tiefe, wortlose Stiles-Gefühle. Ich habe immer und ununterbrochen ALLE Sciles, Sterek und Scydia feels. Es gibt vage hints auf canon Malia/Stiles und Derek/Paige. Derek und Lydia bonden. Alle bonden. Derek denkt jede Menge an Allison. Feels für alle.

Frage beantwortet?
 

Sie haben nicht einmal Koffer.

Es trifft Derek vollkommen unvorbereitet, auf einer Ebene mit der er nicht gerechnet hat.

Natürlich. Sie sind Teenager. Sie besitzen nicht einmal Koffer.
 

Es sind zwei umfunktionierte Lacrossetaschen, vollgestopft mit T-Shirts und Unterwäsche und Socken, ihre Wäsche kreuz und quer durcheinander, als ob es schon gar keinen Unterschied mehr macht, wem was gehört, und ob ‚meins‘ und ‚deins‘ Worte sind, die längst jede Bedeutung verloren haben. Lydias Spitzenunterhosen sind zusammengeknäult mit Scotts Boxershorts und einer einzelnen von Stiles Socken.

Es erinnert ihn an sich und Laura. Und an die Zeit direkt nach dem Feuer.

Und Derek denkt, vielleicht ist es das, was passiert, wenn man sich auflöst, wenn man in seine Bestandteile zerlegt wird von einem Schmerz, der so viel größer ist, als man alleine aushalten kann.
 

Sie fahren im Dunkeln aus der Stadt wie Verbrecher auf der Flucht.

Es ist eine Flucht.
 

Ein Teil von Derek fragt sich, wann Sheriff Stilinski bemerken wird, dass sein Sohn abgehauen ist.

Ein anderer Teil fragt sich, ob der Sheriff ihn nur verhaften oder auch gleich dafür erschießen wird, dass er daran beteiligt war.

Der größte Teil von ihm ist überrascht wie wenig ihn das kümmert.
 

Scott sitzt neben ihm auf dem Beifahrersitz, so kerzengerade, dass sein Rücken die Lehne nicht berührt. Er starrt wortlos aus dem Fenster.

Und Derek weiß was er sieht auch ohne zu fragen.
 

Das ist der Baum, unter dem sie mich geküsst hat.

Das ist die Bushaltestelle, an der wir uns verabschiedet haben, und sie hat drei Busse verpasst, bis sie eingestiegen ist.

Das ist der Supermarkt, in dem wir uns Eis gekauft haben, Schokolade für sie und Vanille für mich. ‚Du bist so lame‘ hat sie gesagt.

Das ist die Parkbank auf der sie versprochen hat, dass wir gemeinsam nach San Francisco fahren im Sommer.

Das ist die Straßenecke, wo sie gesagt hat ‚bis später‘, mit einer Spange im Haar und einem Lächeln auf den Lippen.

Aber es gibt kein später.

Es gibt nie ein später.

Redet er von Allison oder redet er von Paige.
 

„Alles klar?“ fragt Scott. Seine Augenbrauen sind zusammengezogen und Derek registriert vage, dass sein Herzschlag sich beschleunigt hat.
 

Einen Moment lang schiebt er Panik.

Oh Gott.

Was hat er sich dabei gedacht?

Er hat keine Ahnung, was er hier tut. Er hat vier Teenager im Auto, die durch die Bank traumatisiert sind für die Ewigkeit, und er ist absolut nicht der Richtige, um ihnen zu helfen. Er hat keine Ahnung, was er hier macht. Er hat zehn Jahre damit verbracht sein eigenes Trauma nicht aufzuarbeiten.
 

„Alles klar“, erwidert er.
 

Einen Moment lang ruht Scotts Blick auf ihm, aufmerksam und nachdenklich.
 

Stiles und Lydia sitzen auf der Bank hinter ihnen. Lydia hat die Beine seitlich angewinkelt und sie halten sich an den Händen wie Kinder, die sich im Wald verlaufen haben und Angst haben, dass sie verloren gehen, wenn sie loslassen. Niemand schläft.

Es ist als ob sie alle angespannt auf etwas warten.
 

Sie fahren dreißig Minuten. Eine Stunde. Keiner von ihnen sagt einen Ton, bis sie die Stadtgrenze hinter sich gelassen haben. Die letzte Tankstelle am Stadtrand von Beacon Hills. Den Wald.

Und dann sind sie frei.
 

Links von ihnen geht die Sonne auf.
 

„Ich müsste mal pinkeln“, sagt Malia in die Stille hinein.

Sie kniet in der hintersten Reihe und hat die Arme um Lydias Kopfstütze geschlungen und sich nach vorne gebeugt. Sie ist nicht angeschnallt und oh verdammt… über Anschnallen muss Derek auch noch mit ihr reden.
 

„Du warst gerade“, sagt er.

Wow.

Er klingt wie seine eigene Mutter. Das ist… das ist großartig.
 

„Ich kann in den Wald pinkeln“, erwidert Malia spröde. „Fahr einfach rechts ran.“
 

„Wir sind keine Tiere, Malia.“
 

„Stell dich nicht so an. Die haben mich doch sowieso alle schon nackt gesehen. Stiles sogar zweimal.“
 

Danach herrschen fünf Minuten peinlich berührtes Schweigen.

Oh.

Oh.

Ach ja.

Diese kleine Episode hat Derek vergessen. Verdrängt. Und er war sehr glücklich darüber, vielen Dank.

Er wirft ihr über den Rückspiegel einen finsteren Blick zu. Niemand, wirklich niemand, muss an die Zeit erinnert werden, als Stiles in der Psychiatrie war. „Darüber hatten wir gesprochen.“
 

Malia verdreht die Augen. „Ich wusste nicht, dass ich darüber auch nicht reden darf. Entschuldigung“, schiebt sie leise hinter her.
 

„Ähm… möchte jemand meine Version der Dinge hören?“ meldet sich Stiles.
 

„Nein“, sagen Derek und Lydia gleichzeitig.
 

Ein kleines Geräusch zu seiner Rechten lässt Derek überrascht den Kopf wenden.

Es ist Scott. Ein winziges Lächeln zerrt an seinem Mundwinkel.
 

„Was?“ fragt Derek, sekundenlang so perplex, dass der Wagen beinah aus der Spur schlingert.
 

„Nichts.“ Scott beißt sich auf die Unterlippe. „Gar nichts.“
 

Stiles hat es auch gehört. Er schmiegt sich an die Lehne des Beifahrersitzes und schlingt von hinten beide Arme um Scotts Hals. „Hey“, flüstert er.
 

„Hey“, flüstert Scott zurück und lehnt den Kopf nach hinten.
 

Stiles lächelt ihn an. Die aufgehende Morgensonne färbt seine Augen in Gold und Bernstein.

„Ich müsste auch mal“, sagt er mit einem Blick zu Derek. „Mich haben zwei von vier Anwesenden schon nackt gesehen. Falls wir noch eine Statistik machen.“
 

„Wir machen keine Statistik, wir machen Blasentraining“, grollt Derek.
 

Diesmal lacht Scott wirklich. Es ist leise und ein bisschen rau, als ob er es schon eine Weile nicht mehr gemacht hat.

Alles wird warm. Stiles‘ Hände ruhen still auf seiner Brust, als ob er die feinen Vibrationen in sich aufsaugen möchte wie Sonnenstrahlen. Lydia hat den Kopf auf Stiles‘ Schulter gelehnt und lauscht andächtig. Sogar Malia sieht aufmerksam aus.
 

Es ist nichts weiter als ein Alpha-Ding. Rational ist Derek das völlig klar. Es sind nur Pheromone und Rudeldynamik und die Tatsache, dass jeder Alpha wie eine kleine Sonne in seinem Universum ist, um die sich alles dreht.

Aber vielleicht ist es auch ein Scott-Ding.

Er weiß es nicht. Alles, was er weiß ist, dass es warm wird, als Scott lacht.
 

„Keine Sorge, wir können bald anhalten“, sagt Scott und greift in einer beiläufigen Geste nach Stiles‘ Händen. „Ist dir kalt?“, fragt er leise und reibt über seine Finger.
 

„Nein. Alles gut.“ Stiles klopft ihm beruhigend auf die Brust, bevor sich wieder zurücklehnt, Lydia an seiner Seite. Sie sehen beide entspannter aus.
 

Und Derek denkt, wenigstens eine Sekunde lang, vielleicht.

Vielleicht…
 

-
 

Etwas vibriert. Derek kann spüren wie Scott sich unwillkürlich anspannt bei dem plötzlichen Geräusch.
 

Es ist Stiles Handy.

Und Derek ist nicht einmal überrascht, denn es war klar, dass es irgendwann jemand merkt, dass sie fort sind.
 

Eilig zerrt Stiles es aus der Hosentasche hervor. „Hi...“, murmelt er mit gesenktem Kopf. „Hi Dad...“
 

Dereks und Lydias Blick treffen sich im Rückspiegel. Er sieht wie ihre Fingerspitzen sacht über Stiles‘ Oberarm streifen, eine wortlose Geste des Beistands.
 

„Ich bin okay“, sagt Stiles. „Ich bin... wirklich, Dad. Scott ist hier. Und Lydia. Ich bin okay.“ Er seufzt. „Cowboyhut, okay? Ich wurde nicht entführt, niemand hält mich gegen meinen Willen fest, ich schwöre es. Cowboyhut.“
 

„Cowboyhut?“ formt Derek lautlos und mit einem kurzen Seitenblick zu Scott.
 

„Sicherheitswort“, erwidert Scott genauso lautlos.
 

Okay.

Derek sollte vielleicht ein bisschen überraschter sein.

Aber nein. Er ist nicht überrascht. Es macht absolut Sinn, dass Stiles und sein Dad einen Sicherheitscode vereinbart haben für den Fall, dass Stiles entführt wird und die Entführer ihn zwingen etwas Bestimmtes zu sagen.

Das ist eigentlich eine sehr gute Idee.

Vor allem in Beacon Hills.

Vor allem nach den letzten Wochen in denen Stiles andauernd verschwunden ist.
 

Stiles hat die Stimme gesenkt.

Er redet leise und eindringlich mit seinem Vater, die Worte ‚Schule‘ und ‚bitte nicht‘ fallen. Und dann ‚Derek‘.

Derek zuckt schuldbewusst zusammen als sein Name fällt (wie viel Jahre kriegt man in Kalifornien auf Entführung Minderjähriger? Zehn? Fünfzehn?), aber aus unerfindlichen Gründen scheint es Stilinski beinah zu beruhigen, dass er dabei ist.
 

Er ist nicht ganz sicher, wieso das der Fall ist, aber vielleicht hat es etwas mit dem Moment zu tun als Sheriff Stilinski ihn und Chris Argent gebeten hat, ihm zu helfen seinen Sohn zu retten.

Sie haben es nicht geschafft.

Derek schafft es nie.

Aber vielleicht zählt es auch für irgendetwas, dass er es wenigstens versucht hat.
 

„Ich hab dich lieb“, flüstert Stiles am Ende, scheu und beinah zögernd, als ob er es nicht verdient hat diese Worte zu auszusprechen.

Danach ist es still.
 

Sie atmen alle kollektiv erst wieder aus als der Sheriff es erwidert.
 

Scott dreht sich um, sobald Stiles aufgelegt hat.

Es findet eine Art wortlose Kommunikation zwischen ihnen statt, aber was auch immer Stiles ihm mitteilt es bewirkt, dass Scott beruhigt nickt.
 

Stiles lässt seinen Kopf auf Lydias Schulter sinken. Sie legt wortlos einen Arm um seine Schulter und zieht ihn dichter zu sich.
 

-
 

„Ich muss meine Mum anrufen“, sagt Scott nach einer weiteren halben Stunde. Er klingt aus unerfindlichen Gründen entschuldigend, als ob er jemand damit Ungelegenheiten bereiten könnte.
 

Sie halten an einer einsamen Tankstelle, weit außerhalb der Stadtgrenze, damit Scott in Ruhe telefonieren kann.
 

(„DESWEGEN halten wir, aber nicht weil meine Blase platzt?! Diskriminierung!“
 

„Halt die Klappe, Stiles.“
 

„Du … du Alphakind!“
 

„Ich schwöre dir, das nächste Mal kannst du in den Wald pinkeln.“
 

„ICH hätte ja in den Wald gepinkelt.“
 

„Sei still, Malia.“)
 

Derek holt sich einen Kaffee und wartet am Wagen bis Stiles und Malia von der Toilette zurück sind. Scott steht einige Schritte von ihm entfernt, am Straßenrand und geht langsam auf und ab, während er mit seiner Mutter spricht.

Er ist nah genug, dass Derek problemlos hören könnte was er sagt, aber er versucht höflich zu sein und es nicht zu tun. Es ist ein ruhiges Gespräch, Scotts Stimme ist sacht und sein Herzschlag ist fest und gleichmäßig.
 

Lydia lehnt neben ihm an der Kühlerhaube. Ihre Haare sind noch feucht, und über ihrem dünnen Kleidchen trägt sie ein viel zu großes Flanellhemd, das aussieht, als ob es mal Scott gehört hat. Sie hat die Arme verschränkt, als ob ihr kalt ist, und sie gähnt müde.
 

Wortlos hält Derek ihr seinen Kaffee hin.

Sie streckt die Hand aus, ohne ihn anzusehen und nimmt einen großen Schluck.
 

„Wir wollten letzten Sommer schon nach Laguna Beach“, sagt sie gedankenverloren. „Aber Ally war in Frankreich und wir haben es nicht…“
 

Sie erstarrt.
 

Derek erstarrt.
 

Es ist ein Moment wie ein schwarzes Loch, das sich direkt vor ihnen auftut.
 

Er kann beinah hören wie es in ihren Ohren rauscht, als es wie eine Welle über ihr zusammenschlägt, die sie unter sich zu begraben droht.
 

Er weiß, dass Lydia Stimmen hört.

Manchmal fragt Derek sich, ob sie, wenn sie die Augen zumacht und lauscht, unter all dem Flüstern und dem Schreien auch die Stimme ihrer besten Freundin hören kann.

Er ist nicht sicher, ob das eine Gnade oder eine Grausamkeit wäre.
 

„Hört es jemals auf?“ fragt sie abrupt. „Dass man sich umdreht und wartet, dass sie…“

Sie bricht ab. Kleine weiße Zähne graben sich in ihre Unterlippe und Derek sieht wie sie schluckt. Der weiße Plastikrand des Deckels bohrt sich in ihre Lippen.

Es sieht schmerzhaft und persönlich aus.
 

Derek schweigt. Er lauscht auf ihren Herzschlag, der viel zu schnell, aber methodisch und präzise schlägt wie ein Uhrwerk, so wie alles andere an Lydia Martin auch. Er wartet bis das wilde Pochen langsamer wird.

„Möchtest du auch deine Mutter anrufen?“ fragt er.
 

Sie atmet zittrig aus und hebt entschlossen den Kopf. „Später. Vielleicht. Vor morgen wird sie mich nicht vermissen. Sie hat heute ihr Gesichtspeeling.“
 

„Jedes Elternteil weniger, das mich wegen Entführung anzeigt, trägt zu meiner langfristigen Überlebenschance bei“, sagt er milde.
 

Das entlockt ihr ein mattes Lächeln. „Du kennst meine Mum nicht. Sobald sie ein Bild von dir in der Zeitung veröffentlichen, wird sie mir gratulieren.“
 

„Das ist… okay, ich weiß nicht, das tröstlich oder beunruhigend ist.“
 

Sie schnaubt und wischt sich nachdrücklich über die Augen. „Hey, könntest du noch einen Kaffee für Stiles besorgen?“ fragt sie plötzlich.

Als sie seinen überraschten Blick bemerkt, erklärt sie: „Koffein macht ihn müde. Das hat was mit seinem ADHS zu tun. Weil die Neurotransmitter bei ihm anders…“ Sie bricht ab und schlingt beide Hände um den warmen Becher. „Mit Milch“, ergänzt sie leise. „Und Zucker. Er isst ja nicht.“
 

Ja.

Das ist ihm aufgefallen.

Er möchte danach fragen. Er möchte nach so vielen Dingen fragen, aber es ist so ein zerbrechliches Gebilde, was die drei sich aufgebaut haben, so fragil und spröde, als ob es jeden Moment zusammenbrechen könnte.
 

„Möchtest du etwas zu essen?“ fragt er stattdessen. Sie sehen alle drei ausgehungert aus, übermüdet und mit weißen, spitzen Gesichtern.
 

Sie nickt, überrascht. „Ich hab überhaupt kein Bargeld dabei“, sagt sie zögernd. „Ich kann nicht…“
 

„Schon okay.“ Er winkt ab, unangenehm berührt.
 

Abrupt greift sie nach seinem Arm. „Keine Donuts“, sagt sie rasch und eindringlich. „Scott… er…“ Sie bricht ab. „Niemals Donuts.“
 

Derek fragt nicht, weil es qualvoll deutlich ist, wer das letzte Mal für sie alle Donuts besorgt hat.
 

Er nickt und löst sich von der Fahrertür. Er geht zwei Schritte, bevor er noch einmal stehen bleibt und sich zu ihr umdreht.

„Man wacht irgendwann morgens auf und es ist nicht mehr das Erste woran man denkt“, sagt er.
 

Sie sind keine Freunde. Lydia hatte überhaupt nur eine Freundin, vermutlich in ihrem ganzen Leben nur eine einzige, und sie ist tot.

Aber das ist alles, was er anzubieten hat.

Vielleicht ist es besser als nichts.
 

Es dauert einen endlosen Moment, bis sie nickt. Er wendet sich hastig ab, damit er ihr Gesicht nicht sehen muss. Er hört dennoch, was sie sagt, so leise, dass es nur ein Flüstern ist.

„Das hat sie auch gesagt.“
 

Ja, denkt er.

Das passt zu ihr.

Allison hat ihre Mutter und ihre Tante im selben Jahr beerdigt. Sie muss gewusst haben, wovon sie redet.

Sie hätte Lydia verstanden.
 

Raststätten sind nicht unbedingt bekannt für ihr ausgewogenes Frühstück.

Derek macht einen weiten Bogen um Donuts (und jeder anderen Art von rundem Gebäck, um auf Nummer sicher zu gehen) und besorgt Sandwiches und Schokoladenkuchen. Und den schaumigsten, zuckrigsten Milchkaffee für Stiles, den er auftreiben kann. Es ist praktischer ein warmer Milchshake mit Kaffeegeschmack.
 

Als Derek zurück kommt sind Scott und Stiles damit beschäftigt, darüber diskutieren, wer nach hinten auf die Rückbank gehen soll. Lydia und Malia lehnen einträchtig nebeneinander an dem Wagen und sehen dabei zu. Sie reichen sich schweigend Dereks Kaffee hin und her.
 

„Du warst die ganze Nacht wach“, protestiert Scott gerade. „Du solltest schlafen.“
 

Stiles schüttelt den Kopf. „Ich bin viel zu hibbelig gerade, ich werde sowieso kein Auge zu machen. Geh du nach hinten, okay? Bitte? Du siehst völlig fertig aus.“
 

„Stiles.“ Scotts Blick ist weich und besorgt, und er greift nach Stiles Hand. „Du bist immer noch ganz kalt.“
 

Stiles schluckt und sekundenlang sieht er entsetzlich schuldbewusst aus, bevor seine Finger Scotts umschlingen. „Ich bin okay“, sagt er leise und eindringlich. „Geh schlafen, ja?“
 

Es ist nicht einmal ‚diskutieren‘, denkt Derek, nicht wenn beide so aussehen, als ob sie den anderen am liebsten in eine Decke hüllen und vor allem Furchtbaren in Sicherheit bringen möchten.

Da muss etwas sein, was Derek nicht weiß, aber Scott sieht besorgt und angstvoll aus, als er Stiles lange, weiße Finger in seinen hält. Irgendeine Hintergrundgeschichte, die erklärt wieso Scott so aussieht, als ob Stiles jeden Moment vor seinen Augen auseinander brechen könnte und es gibt nichts, was er tun kann um es aufzuhalten.
 

Stiles tritt vor und schlingt die Arme um Scott. Er flüstert etwas in sein Ohr und Scott nickt zögernd. Über seine Schulter hinweg wirft Stiles mit erhobenen Augenbrauen einen Blick zu Lydia.
 

Lydia nickt. Sie gibt den Kaffee an Malia weiter, bevor sie zu ihnen geht.
 

„Komm her“, sagt sie sacht und greift nach Scotts Hand. „Wir können in einer Stunde wieder tauschen. Du darfst mir so lange die Füße massieren.“
 

„Zwei Wörter, Lyds: Zehn Zentimeter“, erwidert Stiles prompt. „Selber schuld.“
 

Scott schnaubt. Aber es lässt widerstandslos geschehen, dass Lydia ihn aus Stiles Armen und hinüber zum Auto zieht. Stiles klopft ihm auf die Schulter.
 

Sein Blick wandert zu Derek, der ihm wortlos das Milchschaumkaffeemonster entgegenhält.
 

„Kaffee“, sagt er und seine Augen leuchten auf. „Du hast mir Kaffee mitgebracht.“ Er umschlingt den Becher wie einen heiligen Gral und atmet tief ein. „Oh“, macht er entzückt. „Ah. Du bist gar nicht so ein schrecklicher Mensch“, sagt er versonnen.
 

„Klappe, einsteigen“, grummelt Derek. Er schiebt ihn behutsam in Richtung Beifahrertür. Seine Schulterblätter sind knochig unter seinen Fingerspitzen, beängstigend fragil, aber Stiles lächelt breit in seinen Kaffee hinein. Scott und Lydia halten sich immer noch an den Händen, als sie ins Auto steigen.
 

Es ist okay, denkt Derek mit einem Gefühl von verschwommener Erleichterung. Es ist okay, wenn er keine Ahnung hat, wie er auf sie alle aufpassen soll. Es ist okay, wenn er keinen Plan hat und der schlechteste Traumabewältigungshelfer der Welt ist.

Sie passen gegenseitig auf sich auf.

Es ist Kaffee für Stiles und keine Donuts für Scott. Es sind Lydias Hände und sonnenwarmes Alphalächeln und zusammengeknäulte Unterwäsche in Lacrossetaschen.
 

Und vielleicht denkt er sogar irgendwann daran, Malia zu sagen, dass sie sich anschnallen soll.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  pluesch_ki-chan
2014-04-01T21:14:59+00:00 01.04.2014 23:14
Ich liebe dich für deine Traumbewältigung. Danke >.<
Alphakind, Statistiken und Pinkelpausen. XD
Made my Day
Von:  hikabella
2014-03-24T07:09:42+00:00 24.03.2014 08:09
Oh man, du schaffst es immer wieder das ich Pipi in die Augen bekomme, mal vor Lachen, mal vor Rührung...

Ich hab so Angst vor der Folge heute Abend >.< können wir uns nicht alle einfach zusammen unter die Decke kuscheln und den Rest der Welt vergessen?


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