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Thunder and lightning

Auf Regen folgt immer Sonnenschein...
von

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Ein Sturm bricht los

Usagi wartete im Wagen, während Mamoru in den Supermarkt gegangen war, um einzukaufen. Sie hatte keine Erklärung dafür, warum der Baka plötzlich so nett zu ihr war. Hatte er tatsächlich Mitleid für sie? Wirklich drüber nachdenken wollte sie nicht. Erschöpft rutschte sie noch ein Stück tiefer in den Autositz. Ihr war immer noch kalt und ihre Haare klebten in Strähnen an ihrem Gesicht. Sie hasste es, wenn ihre Klamotten so eklig feucht an ihrem Körper klebten. Sie sehnte sich nach einer warmen Dusche und frischen Klamotten.

“Ob ich bei ihm duschen darf?“, fragte sie sich und schaute aus dem Fenster. Mamoru kam gerade wieder zurück. Er war bepackt mit zwei großen Einkaufstüten, die er im Kofferraum verstaute, ehe er sich neben sie setzte und das Auto erneut startete.

„Mamoru?“

“Ja?“, er konzentrierte sich aufs Ausparken.

„Wäre es möglich…also, wäre es okay, wenn ich…nur wenn du es erlaubst natürlich…“

„Odango, was willst du?“, er fuhr auf vom Parkplatz auf die noch belebte Straße.

„Kann ich bei dir duschen?“, platzte es aus ihr heraus.

Er schaute sie aus dem Augenwinkel heraus an. Usagi hatte ihren Kopf gesenkt und war rot angelaufen. Ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht.

„Sicher. Glaubst du wirklich, ich lass dich in deinen nassen Klamotten rumrennen? Du kannst bei mir duschen, während ich was koche und deine Klamotten stecken wir in den Trockner.“

“Und was soll ich anziehen? Ich kann und werde keines Falls bei dir nackt rumrennen.“, entrüstete sie sich und funkelte ihn böse an.

„Du bist echt lustig.“, lachte er sie an, „Ich werd schon was im Schrank haben, was dir passt. Eine Jogginghose und ein T-Shirt tun es doch, oder bist du anspruchsvoller?“

“Nein. Danke!“

Mamoru nickte als Zeichen, dass er es gehört hatte. Schweigend setzten sie den Rest des Weges fort.
 

Es war nicht mehr weit und nach weiteren zehn Minuten standen sie vor dem Hochhauskomplex, in dem Mamoru wohnte. Sie stiegen aus dem Auto raus und er bedeutete ihr, schon mal vor zu gehen und sich unter das Vordach zu stellen, während er die Einkäufe aus dem Kofferraum holte. Und obwohl er nur wenige Sekunden nach ihr zum Haus gerannt kam, war auch er vom Regen nicht verschont geblieben.

„Das wird wohl nicht mehr so schnell aufhören. Na los, komm rein.“

Usagi nickte nur und begleitete ihn zum Aufzug. Sie war noch nie in der Wohnung eines Jungen gewesen. Warum auch? Und nun ausgerechnet bei Mamoru.

Wo sie auch duschen sollte.

Wo er für sie kochen wollte.

Wo er ihr Klamotten leihen wollte.

Wo sie übernachten sollte.

Leichte Panik machte sich in ihr breit, als sie mit ihm in den Aufzug stieg. Und immer wieder fragte sie sich, warum ausgerechnet er. Wenn ihre Freundinnen dahinter kamen, wäre die Hölle los. Rei würde ihr den Hals umdrehen. Sie wollte was von ihm. Aber ausgerechnet Usagi schlief bei ihm. Ihre Freundin würde das mit dem vergessenen Schlüssel niemals glauben. Und Ami würde mit einem ihren dummen Sprüche um die Ecke kommen. So was wie ‚Was sich liebt das neckt sich’. Sie war so gut wie tot. Ein tiefes Seufzen entwich ihrer Kehle.

„Odango, komm schon.“

Sie schaute auf. Ihr war nicht bewusst gewesen, dass sie ihm einfach hinterher gelaufen war und sie bereits in seinem Stockwerk angekommen waren.

„Odango? Alles okay?“, Mamoru bemerkte ihren abwesenden Blick, während er die Türe zu seinem Appartement aufschloss.

„Ja. Alles gut. Ich bin nur müde.“, sprach sie leise, als sie hinter ihm in die Wohnung trat.

„Wann bist du das mal nicht. Komm mit, ich zeig dir das Bad.“

Er stellte Einkäufe im Flur auf eine Kommode und umfasste ihr Handgelenk. Usagi schaute leicht überrascht auf, ließ ihn aber gewähren und ging mit ihm mit.

„Bitte sehr, das Bad. Duschbad und Shampoo stehen in der Dusche. Nimm dir eines von den Handtüchern da im Regal.“

„Okay. Und, ähm, die Klamotten?“

“Schmeiß sie in den Trockner. Ich mach ihn an, wenn du fertig bist. Neue Sachen leg ich dir vor die Tür. Kannst sie dir ja dann reinholen. Alles klar?“

“Alles klar soweit.“, sie schaute hinüber zur Dusche und drehte sich noch einmal zu ihm herum, bevor er aus dem Bad verschwunden war, „Danke noch mal!“

“Keine Ursache.“, lächelte er.

Usagi jagte bei diesem Anblick ein kalter Schauer über den Rücken. Hatte er schon immer solch einen Blick drauf gehabt? Der Blick war ihr so vertraut. Aber woher? Schnell wandte sie sich wieder ab und die Tür schloss sich hinter ihr.

Fast schon in Lichtgeschwindigkeit entledigte sie sich ihrer nassen Sache und schmiss sie in den Trockner, der unter dem Regal mit den Handtüchern stand. Sie war froh, dass wenigstens ihre Unterwäsche noch trocken geblieben war. Sie konnte schlecht den Baka danach fragen, ob er welche für sie hätte. Als sie sich im Bad umschaute, entdeckte sie ein Radio. Sie hörte gerne Musik, wenn sie sich unter Dusche entspannte und daher drehte sie es auf. Anschließend stellte sie sich unter die Dusche. Shampoo und Duschbad waren schnell gefunden. Sie schnupperte daran.

„Wow, Schokolade!“, freute sie sich und schäumte sich genüsslich ein. Wer konnte ahnen, dass Mamoru so was mochte. Sie grinste und öffnete das Shampoo.

„Rosen. Warum hat er solch ein Shampoo? Passt irgendwie nicht zu dem Idioten, den ich kenne.“

Ein Klopfen unterbrach ihr Selbstgespräch:

“Ich hab dir die Klamotten vor die Tür gelegt.“

“Danke!“
 

Er ging wieder zurück in die Küche und machte sich daran, das Wasser für die Dango aufzusetzen und die Pfanne für die Yakitori. Mamoru war über sich selbst überrascht, dass er ausgerechnet Usagi angeboten hatte, bei ihm zu übernachten. Sie mochte ihn nicht. Und er sie auch nicht. Zumindest ging sie ihm immer bei ihren Begegnungen auf die Nerven. Nur irgendeine Stimme in seinem Hinterkopf hatte ihm gesagt, er solle es tun. Und nun stand sie unter seiner Dusche.

Musik und schräger Gesang drang an seine Ohren. Sie musste wohl das Radio aufgedreht haben. Leicht versonnen lauschte er dem Wasserrauschen gepaart mit dem Gesang, während er das Hühnerfleisch auf die Spieße schob.

„Was mach ich nur mit ihr? Hoffentlich kommt nichts dazwischen.“, er dachte an sein Alter-Ego Tuxedo Kamen und konnte nur dafür beten, heute nicht gerufen zu werden.

„Ich werde sie vor dem Fernseher platzieren und dann noch ein wenig lernen im Schlafzimmer. Das sollte schon gehen.“

Er verrührte das Puddingpulver in einer Schüssel mit Milch und schob es dann in die Mikrowelle. Dann drehte er die Dango und briet das Yakitori zu Ende. Als er den Tisch decken wollte, erschallte sein Name.

„Was ist?“

„Hast du einen Föhn?“

„Ja, über dem Waschbecken im Schrank.“

„Super!“

Schon lange hatte er den Föhn nicht mehr benutzt. Und eigentlich hatte er erst neulich überlegt, ihn wegzuwerfen. Nun war er froh, dass er es nicht getan hatte. Die Haare von Usagi waren lang und es war verständlich, dass sie die nicht an der Luft trocknen lassen wollte. Mamoru widmete sich wieder dem Tischdecken und dem Kochen.
 

Weitere fünfzehn Minuten vergingen, bis Usagi fertig war. Sie begutachtete sich im Spiegel:

Mamoru hatte ihr eine graue Jogginghose gegeben und ein weißes Shirt und dazu auch noch ein Paar dicke Socken. Alles war viel zu groß, weswegen sie erfinderisch geworden war. Zumindest beim T-Shirt, dass sie mit einem Haargummi enger gefasst hatte. Es rutschte zwar etwas über ihren Bauchnabel hoch, aber das war ihr egal. Genauso wie es Mamoru egal sein würde. Schließlich betonte er nur allzu oft, dass sie alles andere als attraktiv war. Die Hose hingegen passte ihr ganz gut, was wohl auch am Schleifenzug lag und sie die Hose so regulieren konnte.

„Ich sehe aus wie so ein Gangster aus einer US-Serie.“, lachte sie, als sie sich noch mal durch ihr offenes Haar kämmte. Es fiel ihr in weichen Wellen über die Schultern und den Rücken bis zur Hälfte ihrer Oberschenkel. Ganz trocken war es nicht geworden. Dafür war es einfach zu dick und Usagi wollte gerne essen. Der Rest würde auch so trocknen.

Sie ging hinaus und zu ihm in die Küche.

„Bin fertig!“, meinte sie und schaute zu dem gedeckten Tisch, „Das riecht aber lecker!“

Mamoru drehte zu ihr um. Er musste schlucken bei ihrem Anblick:

“Ähm, danke! Wow, deine Haare sind…“

“Lang. Ich weiß. Deswegen binde ich sie mir auch immer zusammen. Nur nachts trage ich sie so.“

“Ah ja. Meine Klamotten sind ein bisschen zu groß, oder?“

“Ja, es geht schon. Not macht erfinderisch.“

“Das sehe ich.“, eine leichte Röte zierte sein Gesicht, als er auf ihren nackten Bauch schaute. Das was er sah, wenn auch nur wenig davon, gefiel ihm. Schnell wandte er sich aber wieder ab:

“Setz dich. Essen ist eh schon fertig.“

Usagi tat wie geheißen. Sie zog den Duft tief ein und ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.

“Das sieht so lecker aus. Wow!“

Mamoru gab ihr Dango und Yakitori und sie aßen beide schweigend. Usagi war sich sicher, dass sie nie jemanden kennen lernen würde, der genauso gut wie ihre Mutter und Makoto kochen konnte. Schon gar keinen Mann. Aber gerade wurde sie eines besseren belehrt. Sie bekam Nachschlag und genoss jeden Bissen.

Das entging auch ihrem Gegenüber nicht. Er freute sich, dass es ihr schmeckte. Es war selten, dass er noch für eine zweite Person kochte. Aber er genoss ihre Gesellschaft. Und musste feststellen, dass Usagi nicht einfach nur aß. Nein, sie genoss jeden Bissen in ihrem Mund. Man sah ihr an, wie genüsslich sie kaute und den Geschmack fast schon mit ihrer Mimik beschrieb.

Nach einiger Zeit waren sie fertig und Usagi half Mamoru beim Abwaschen.

„Wenn du magst, kannst du dann noch Fernseher schauen.“

“Darf ich dabei den Schokoladenpudding essen?“

“Sicher. Ich hab dir schon eine Decke und ein Kissen aufs Sofa gelegt.“

“Was wirst du machen?“

“Ich muss noch was für die Uni lernen.“

“Ah, ich verstehe.“
 

Es war schon kurz nach Mitternacht. Der Regen hatte nicht aufgehört. Stattdessen hatte er sich nur noch mehr verstärkt und war zu einem Gewitter heran gewachsen.

Mamoru saß in bequemeren Klamotten als seiner Jeans auf seinem Bett und war umgeben von medizinischen Büchern:

Zellphysiologie.

Spezielle Histologie und Embryologie.

Topographische Anatomie.

Er stöhnte auf. Warum musste er ausgerechnet Arzt werden wollen? Dringend brauchte er einen Pause. Vielleicht war noch was vom Schokoladenpudding da. Leise schlich er durch den Flur und ins Wohnzimmer. Usagi lag tief schlafend auf dem Sofa. Der Fernseher zeigte nur noch ein Testbild. Er schaltete ihn aus und ging weiter zur Küche. Auf dem Tisch stand noch eine Schüssel mit einem Zettel dran:

“Hab nicht alles geschafft. War aber sehr lecker. Danke. Gute Nacht, Usagi.“

Er grinste bei dem Gedanken daran, wie viel Mühe es das Mädchen wohl gekostet hatte, ihm den Pudding zu überlassen. Vorsichtig schlurfte er wieder zurück in sein Schlafzimmer. Mit der Schüssel in der Hand stellte er sich an seine Balkontüre und beobachtete das Gewitter, dass sich in lautem Donnerkrachen entlud. Gerade als er anfangen wollte, den Pudding zu löffeln, holte ihn ein Aufschrei aus seinen Gedanken.

„Was…“

Weiter kam er nicht. Ein Blitz erhellte die Wohnung, als er sich umdrehte und Usagi wimmernd im Türrahmen stand.

„Odango, was ist los?“

„Das Gewitter.“

„Ja?“

“Ich kann nicht schlafen.“

„Aber bis vor kurzen hast du doch noch geschlafen. Ich war eben drüben und hab mir den restlichen Schokopudding geholt. Danke übrigens.“

“Ja, gerne. Aber…“

Ein erneutes Donnerkrachen gefolgt von einem Blitz der in den Tokyo Tower einschlug, unterbrach sie und lies sie zittern.

„Hast du Angst vor Gewittern?“, er schaute sie ungläubig an.

„Ja.“, flüsterte sie leise. Ihre Arme hatte sie um ihren Körper geschlungen und wippte vor und zurück.

„Du bist echt noch ein Kind.“

„Ich weiß!“

Wieder ein Krachen und ein Aufschrei Usagis.

„Kann ich bei dir…also darf ich bei dir…auf dem Boden oder so…“

„Ob du bei mir schlafen kannst? Hier in dem Zimmer?“, Mamoru zog eine Augenbraue nach oben. Sie nickte nur und schaute auf den Boden.

„Okay. Warte nur kurz.“

Er ging zu seinem Bett und sammelte die medizinischen Unterlagen ein, die darauf verstreut waren. Innerlich musste er breit grinsen, dass ausgerechnet sie ihn fragt, ob sie bei ihm im Zimmer übernachten durfte. Und dann auch noch in seinem Bett. Auf dem Boden würde er sie sicher nicht schlafen lassen. So ungehobelt war er nun auch nicht. Seine Bücher landeten hingegen schon am Boden. Wenn auch ordentlich gestapelt.

„Hüpf rein!“

Usagi schaute ihn mit großen Augen an.

„Komm schon. Es ist eh breit genug und ich werde schon nicht über dich herfallen.“

Sie grinste ihn an:

“Davon gehe ich aus!“

So schnell sie konnte, kletterte sie in sein Bett und deckte sich bis zur Nasenspitze zu. Gerade noch rechtzeitig, als der nächste Donner sich entlud. Mamoru sah die echte Angst in ihren Augen, als er sich ebenfalls ins Bett legte. Darauf bedacht, dass der Abstand zwischen ihnen groß genug war.

„Wie machst du das zuhause? Schläfst du da im Bett deiner Eltern?“

“Nein. Luna, meine Katze ist ja bei mir. Ich kann aber nicht alleine sein.“

„Oh. Okay. Stört es dich, wenn ich noch ein bisschen lese?“

“Nein. Mach nur.“, sie beobachtete ihn, wie er ein Buch vom Nachttisch nahm. Es war das gleiche, dass sie am Nachmittag zuvor im Crown gesehen hatte. Sie musste wieder an Amis Worte denken. Konnte er wirklich Tuxedo Kamen sein? Verstohlen schaute sie ihn an. Er bemerkte es nicht, so vertieft war er in das Buch. Sollte er wirklich ihr geliebter Tuxedo Kamen sein, dann könnte sie ihn fragen, warum er die Regenbogenkristalle brauchte. Wozu er den Silberkristall brauchte. Doch der Gedanke daran, dass Mamoru Chiba und Tuxedo Kamen ein und dieselbe Person waren, erschien ihr immer noch ziemlich lächerlich.

„Nein, das kann nicht sein.“

„Was kann nicht sein?“, er schaute nicht von seinem Buch auf.

„Nichts. Gute Nacht.“

“Nacht!“
 

Doch Usagi konnte kein Auge zudrücken. Immer kamen ihr Amis Worte wieder und wieder in den Sinn. Konnte sie wirklich Recht haben? Sie rollte sich wieder auf den Rücken, setzte sich auf.

„Mamoru?“

“Ja?“, er legte ein Lesezeichen in die aufgeschlagene Seite und klappte dann das Buch zu.

„Bist du Tuxedo Kamen?“

Ruckartig und doch wie in Zeitlupe bewegte er seinen Kopf zu ihr. Seinen Augen trafen ihre. Er konnte die eindeutige Frage darin lesen.

Usagi hielt seinem durchdringenden Blick stand. Aber sie war nervös und knetete die Bettdecke unter ihren Fingern. Sie wusste nicht, was sie hoffen sollte.

„Wie…wie kommst du darauf?“, Mamorus Stimme klang kratzig und rau und sein Hals fühlte sich an, als hätte er seit Tagen nichts getrunken. Er fühlte sich ertappt.

„Naja, also ähm…ich meine, du siehst ihm schon ein wenig ähnlich. Zumindest sagt das Ami. Ich finde ja nicht.“

“Hast du diesen Tuxedo Kamen denn schon mal getroffen?“

„Ja, er hat mich mal gerettet. So tollpatschig wie ich bin.“, grinste sie. Auf keinen Fall durfte Mamoru davon wissen, wer sie wirklich war.

„Stimmt, das erklärt sich von selbst.“

“Also, bist du es?“

„Du hast echt seltsame Ideen.“

“Möglich. Aber das ist keine Antwort auf meine Frage.“

“Das wäre ja so, als wenn ich dich fragen würde, ob du diese sagenumwobene Sailor Moon bist.“, seine Augen funkelten ihre an.

Sie schaute ihn mit aufgerissenen Augen an. Unfähig ihm zu antworten und wie gefesselt von seinem durchdringenden Blick. Ihr Mund stand ein Stück weit offen, aber das ‚Nein!’ wollte sich nicht formen und aussprechen lassen. Nicht einmal blinzeln konnte sie. Sie hatte das Gefühl, ihr Herzschlag setzte aus.

„Odango?“

“Ich…ich schlaf wieder drüben.“, hastig stand sie auf und stolperte fast über ihre Füße. So schnell wie möglich versuchte sie aus dem Schlafzimmer zu sein, aber er war schneller. Mamoru packte sie am Handgelenk, noch ehe sie überhaupt auch nur in der Nähe der Tür war.

„Sieh mich an.“

Sie rührte sich nicht.

„Sieh mich an, Usagi!“

Sie drehte den Kopf weg und schloss die Augen. Wieso brachte er sie mit dieser Frage und dem Blick nur so aus der Fassung?

„Usagi, bitte!“

„Was?“

“Du bist Sailor Moon. Hab ich recht?“

Schweigen erfüllte den Raum, der erneut von einem Blitz erhellt wurde.

„Usako?!“

Noch immer wagte sie es nicht ihn anzusehen. Noch nie zuvor hatte sie jemand gefragt, ob sie Sailor Moon sei. Und dann auch noch mit dem Blick und diesem Spitznamen für sie.

Sie wollte es leugnen. Wollte ihn belügen und über seinen dummen Witz lachen. Aber es ging nicht. Warum nur? Usagi atmete tief ein und wieder aus. Dann drehte sie sich langsam um, lächelte ihn schief an. Oder versuchte es zumindest.

„Wie kommst du darauf? Ich und Sailor Moon? Denkst du wirklich, ich sei so mutig wie sie? Oder so hübsch und klug?“

„Ich denke, dass du sehr wohl mutig bist.“

“Achso?“

“Ja, immerhin bist du so mutig, hier bei mir zu übernachten. Obwohl du mich nicht leiden kannst.“

Sie schaute ihn nur stumm an. Hatte er schon immer solche diese tiefgründigen Augen?

“Und du bist nicht hübsch. Du bist schön und clever.“

„Mamoru?“, in ihren Augen bildeten sich Tränen, „Wie hast du…?“

“Deine Augen haben dich verraten. Du warst plötzlich so schockiert. Außerdem rennt Sailor Moon mit der selben Frisur durch die Gegend wie du. Ich glaube kaum, dass es so ein Trend ist, zwei Beulen am Kopf zu tragen.“

„Und nun? Wirst du es rum erzählen?“

“Nein. Keine Sorge.“

“Danke.“, sie wischte sich die Tränen aus den Augen und schaute ihn dann wieder fragend an, „Aber woher kennst du sie, als mich. Also mich als Sailor Moon?“

„Weil ich sie fast immer retten muss!“

Usagis Mund klappte auf und wieder zu. Sie versuchte seinen Satz einzuordnen. Versuchte zu verstehen. Und dann machte es ‚Klick’.

„Also bist du doch Tuxedo Kamen?!“

„Erwischt.“

„Ami lag doch mit ihrer Vermutung richtig.“

„Jepp.“

“Du bist wie wir hinter den Regenbogenkristallen her?“

Mamoru ließ ihre Hand los und ging zurück zum Bett, nahm sich das Buch, was er nur kurze Zeit vorher studiert hatte. Dann schaute er zu Usagi, die auf ihn zu kam und ihm das Buch abnahm.

„Ja.“

“Warum?“

“Warum seid ihr hinterher?“

“Luna und Artemis haben uns den Auftrag erteilt, sie zu suchen und dadurch den Silberkristall zurück zu holen. Er muss wohl ziemlich wichtig sein.“, seufzte Usagi und setzte sich im Schneidersitz auf das Bett, „Wir sollen dadurch unsere Vergangenheit aufklären können.“

“Dann habt ihr den selben Grund wie ich. Ich kann mich auch an nichts erinnern, was vor meinem sechsten Geburtstag geschah. Deswegen brauche ich den Kristall.“

„Dann sind wir wohl Feinde.“, Usagi lies traurig den Kopf hängen und sank aufs Bett zurück.

„Anscheinend.“

„Das ist schade.“

“Ist es das?“

“Ja. Ich wollte gerne mit Tuxedo Kamen befreundet sein.“, sie atmete tief ein.

„Du kannst mit mir befreundet sein.“

Sie schaute zu Mamoru auf. Dann schüttelte sie den Kopf.

„Ich kann die anderen nicht verraten.“

“Tust du doch nicht. Außer uns beiden weiß es doch keiner.“

„Schon, aber ich bin nicht der Mensch dafür, der seinen Freunden ein Geheimnis verschweigt.“

Erneut erhellte ein Blitz die Nacht und wurde keine Sekunde später von einem Donner gefolgt. Usagi schreckte wieder zusammen. Wie sie Gewitter hasste.

„Keine Angst. Ich bin ja da. Ich werde immer für dich da sein.“, vorsichtig legte Mamoru seine Hand auf ihre, umschloss ihre Finger mit seinen.

„Immer?“

“Immer!“

„Das wird schwierig. Wenn wir den Schein wahren wollen, so wie du es vorschlägst, musst du mich auch weiter beleidigen und bloß stellen.“

“Kann ich nicht nett sein? Das fiele mir jetzt leichter.“, er seufzte.

„Die Mädchen würden misstrauisch werden. Allen voran Rei. Sie würde wahrscheinlich auch noch eifersüchtig sein.“

„Ah ja, sie steht ja auf mich.“

Usagi nickte, ließ dann seine Hand los und krabbelte wieder unter die Bettdecke. Spielte mit einer Haarsträhne, während er es ihr gleich tat.

„Und du? Magst du Rei?“

“Sie ist nett. Aber ich möchte keine Beziehung mit ihr oder so was in der Art, falls du das denkst.“

„Das wird sie enttäuschen.“

“Kann man nichts machen.“

Wieder ein Donnerkrachen, der das Mädchen aufschreien ließ.

„Aah, ich hasse das.“

“Komm her.“, sanft aber bestimmt zog der junge Mann sie in seine Arme. Sofort entspannte sie sich. Sie kam nicht umhin, seinen Geruch tief einzuatmen. Er roch so gut. Nach Schokolade und Rosen. Vorsichtig legte sie ihre Hände an seine Brust, bettete ihren Kopf in seine Halsbeuge. Sie musste gähnen.

„Schlaf jetzt.“

“Passt du auf mich auf?“

“Ja, das werde ich. Versprochen.“

“Danke!“, ihre Augen flatterten, bevor sie nun vollkommen erschöpft einschlief.

Mamoru schaltete das Licht der Nachttischlampe aus, zog die Decke noch ein Stück höher. Da lag er also. Zusammen mit dem Mädchen mit dem er seit Monaten Beleidigungen austauschte. Und dabei übersah er das Offensichtliche. Sie war Sailor Moon. Usagi war seine Sailor Moon. Seine Usako war seine Sailor Moon.

Er war sich nicht sicher, ob er es wirklich jetzt noch übers Herz brachte, sie bei jedem Treffen zu beleidigen. Er wollte das gar nicht. Wollte es nie. Schon von Anfang an mochte er ihre ungestüme Art und Weise und wie sie ihm immer ein Conter gab. Sie faszinierte ihn. Nie mehr wollte er sie verletzen. Sie mussten beide unbedingt morgen Früh noch mal darüber reden!

Er schob sich näher an Usagi ran und tiefer unter die Decke. Er spürte ihren Atem an seiner Halsbeuge und musste schlucken. Sanft hauchte er ihr einen Kuss auf den Haarschopf.

„Schlaf süß, Sailor Moon!“

Von ihr erklang nur ein zufriedenes Gemurmel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  KagomeKizu
2015-09-18T07:44:59+00:00 18.09.2015 09:44
Wieder mal ein super Kapitel und ganz ehrlich, wer mag schon Gewitter. ^_^
Ich finde es gut das beide jetzt von der wahren Identität des anderen wissen.

Lg Kago
Von:  -Luna-
2014-03-02T19:22:31+00:00 02.03.2014 20:22
Hui..ich bin geflasht. Richtig toll geschrieben, vom Anfang bis zum Ende des Kapitels.
Der Moment, wo sie feststellen, wer der andere im Endeffekt ist, den hast du wirklich super geschrieben. Und es war so süß, wie sie die Nähe zueinander gesucht haben :)
Von:  InuKa93
2014-01-30T20:20:33+00:00 30.01.2014 21:20
Ohhhhh wie süüüßßß! ^.^
Das Kapi ist sooo schön geworden. *.*
Ich finde die beiden sind ein süßes Paar. :3
Hast du wieder super geschrieben und du scheinst genau wie ich das Paar Usa x Mamo zu mögen. :)
Muss gleich das nächste Kapi lesen! :D
Antwort von:  Vienne
30.01.2014 22:11
Toll das es dir gefällt. Ich bin so froh, dass ich Usa und Mamo gut getroffen haben ^.^
Klar mag ich die beiden. Sogar noch mehr als Inu und Kago wenn ich ehrlich bin ^.^° Was wohl
1.) dran liegt, weil ich seit 22 Jahren Sailor Moon Fan bin und das mein erstes Traumpaar war
und
2.) weil Usa und Mamo als Paar so sind wie mein Mann und ich...ich hab also meinen Mamo-chan schon gefunden ^.~


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